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Full text of "Centralblatt für bakteriologie und parasitenkunde"

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No. 


Boston 
Medical  Library 

Association, 


19    BOYLSTON     PLACE. 


l 


CENTRALBUTT 


fflr 


Bakteriologie  und  ParaÄitenkunde. 


IX.  Band. 


CMTRAIBUTT 


für 


Bakteriologie  uod  ParasitenliaDiie. 


« »* 


In  Verbindung  mit 
Geh.  Hofrath  Professor  Dr.  Leuokart 

in  Leipiig 
und 

Professor  Dr.   Loeffler 

in  Greifswald 

heraoBgegebeD  yon 

Dr.  Oscar  ITlilizsrorin  in  Cassel« 


IX.  Band. 


mt  1  llthographlsohen  Tafel  und  S7  Abbildungen  im  Texte. 


Jena, 

Verlag  von  Gustav  Fischer. 

1891. 


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Bakteriologie   and  Parasitenkunde. 

In  Yerbindang  mit 

M.  M.  M  Dr.  Lenckart  m  Frofissor  Dr.  LoeSler 

IB  Lelpd«  in  Ünlfiwild 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  TJlil'szrorzxi  in  CasseL 


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Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Amd. 


Jena,  den  8.  Januar  1891. 


N0.1. 


fOr  den  B&nd  ^26  Nummern)  14  Xark. 
J&hrlich  erschcinGn  zwei  Bände. 
Zu   bestehen    durch    alle    BachhaodlaD^n    nnd  PostAnstalten. 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten» 
iunde^'  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte ,  etwaige 
Wün9ehe  unt  lÄeferwng  tH>n  henonderen  Abdrücken  ihrer  Auf' 
9Mze  entweder  auf  da»  Manufikript  schreiben  zu  woUen  oder 
direkt  an  den  Verleger ,  Herrn  Ountav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  Uumen,  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage ,  später 
einstehende  Wünsche  berücksichtigen  au  können» 


Original  -  Mittheilungen. 


Der  Einflnss  der  Eoch'schen  Impfangen  auf  die 

Taberkelbacillen  im  Sputum. 

MittheiluDg  aus  dem  bakteriologischen  Laboratorium 

von 

J.  Amann 


10 


Davos. 

Seit  dem  17.  November  werden  in  Davos  ca.  400  Lungenkranke 
mit  dem  Koch 'sehen  Mittel  behandelt.  Es  wäre  gewiss  verfrüht, 
nach  etwa  drei  Wochen  über  die  erzielten  Erfolge  berichten  zu 
wollen,  dies  wird  später  von  berufener  Seite  geschehen;  es  sei  mir 
dennoch  gestattet,  hier  in  Kurzem  einige  Beobachtungen  zu  ver- 
dffenclichen,  welche  ich  über  den  unverkennbaren  Einfluss  der  K och- 
schen Impfungen  auf  die  Tuberkelbacillen  im  Sputum  gemacht  habe. 

QCBd.  1 


2  Amann, 

Seit  dem  Beginne  der  Impfungen  habe  ich,  laut  meinem  Labora— 
toriums- Journale,  die  Sputa  von  288  Patienten  untersucht,    wovon^ 
198  geimpft  waren.    Einige  dieser  Patienten  lassen  ihr  Sputum  jeden 
Tag,  andere  alle  zwei,  drei,  sechs  etc.  Tage  untersuchen. 

Die  Veränderungen,  welche  die  neue  Behandlun^s- 
methode  im  phthisischen  Sputum  hervorruft,  sind  füi^ 
den  erfahrenen   Beobachter  so    auffallende,   dass    an 
eine    tiefeingreifende  Wirkung    des  Mittels  aaf    das 
tuberculöse  Gewebe  auch  in  der  Lunge  nicht  zu   zwei- 
feln ist. 

Diese  Veränderungen  finden  in  verschiedenen  Richtungen  statt,, 
und  zwar: 

1)  Die  Quantität  des  Auswurfes  wird,  nach  einge- 
tretener Reaktion  auf  die  Impfung,  in  der  Regel  ver* 
mehrt.    (In  einem  Falle  von  SOccm  zu  140 ccm  täglich.) 

2)  DiaZahl  der Tuberkelbacillen  imSputum  nimmt 
in  der  Regel  beträchtlich  zu.     Bei   17    Patienten,  wo   der 
Nachweis  der  Bacillen  im  Sputum  bisher  trotz  zahlreichen  und  sorg- 
fältigsten Untersuchungen  nie  gelungen  war,  wurde  der  Auswurf  nach 
der  Impfung  bacillenhaltig. 

Auch  in  dieser  Richtung  bewährt   sich   also    die   Koch'sche 
Impfung  als  äusserst  werthvolles  diagnostisches  Hülfemittel. 

Diese  (oft  enorme)  Zunahme  der  Bacillenzahl  im  Sputum  nach 
der  Impfung  habe  ich  bei  ca  70^0  (1^)  der  Geimpften  beobachtet. 
Dass  dieselbe  eine  vorüberffehende  sein  und  nach  einiger  Zeit 
eine  Abnahme  stattfinden  wird,  ist  nach  allem,  was  über  die  Wirkung 
des  Mittels  bei  Phthisikern  bereits  veröfientlicht  worden  ist,  sehr 
wahrscheinlich.  Diese  Abnahme  habe  ich,  der  kurzen  Zeit  ent* 
sprechend,  nur  in  ganz  vereinzelten  Fällen  (2)  beobachten  können. 

Bei  4  Patienten  habe  ich  dagegen  die  merkwürdige  Thatsache 
einer  sofortigen  und  stetigen  Abnahme  der  Bacillenmenge  im  Sputum 
nach  der  Impfung  konstatirt. 

Ich  will  hier  beifügen,  dass  ich  mich  zur  approximativen  Schätzung 
der  Bacillenmenge  im  Sputum  der  in  meiner  „Mikroskopischen  Sputum* 
Untersuchung  M'^  beschriebenen  Methode  bediene,  welche  mir  ausge-^ 
zeichnete  Resultate  liefert. 

3)  Auch  auf  die  Form  der  Bacillen  übt  das  Mittel 
einen  unverkennbaren  Einfluss.  Nach  dem,  was  ich  be- 
obachtet, äussert  sich  derselbe  durch  einen  aktiven  Zerfall  der  Stäb- 
chen in  Mikrokokken  (oder  ganz  kurze,  oft  punktförmige  „BaciUen^), 
welche  formlose  Häufchen  bilden. 

Bei  einigen  Sputis  geht  diese  Veränderung  bereits  so  weit,  dass 
das  mikroskopische  Bild  nur  noch  solche  Detritushäufchen  *)  zeigt, 
während  die  eigentlichen  Bacillen,  d.  h.  Stäbchen  verschwunden  sind. 

4)  Eine  weitere,  sehr  merkwürdige  Thatsache  habe  ich  in  elnigea 


1)  Davos  bei  Hago  Richter,  1890. 

2)  Diese  merkwürdige  IiiTolutionsform  der  Tuberkelbacillen  habe  ich  bereits  vor 
swei  Jahren  bei  Patienten  beobachtet,  welche  lange  Zeit  hindurch  mit  Arsenik  behan« 
delt  worden  waren,    (eonf  Amann,  1.  c.  p.  16). 


Der  KinfliMS  d.  Koeh'Bchen  Impftiagen  aaf  die  Taberkelbaoillen  im  Sputum.  3 

nüen  feststellen  kdnoen :  diejenige  nämlich,  dass  durch  die  Be- 
kiodlang  mit  dem  Koch'schen  Mittel  die  spezifische 
Widerstandsfähigkeit  der  gefärbten  Tuberkelbacillen 
gegen  entfärbende  Reagentien  in  einigen  Fällen  ent- 
schieden abgeschwächt  wurde. 

Bisher  habe  ich  mich  zur  Entfärbung  der  Präparate  einer  20®  |o 
Sdiwefelsäare   mit  bestem  Erfolge  bedient.    (Die  mit  Schwefelsäure 
eDt&rbten  Präparate  sind  weit  dauerhafter,  als  diejenigen,  welche  mit 
Salpetersäure  behandelt  worden  sind.)    Nun  ist  es  mir  in  letzter  Zeit 
M  der  Untersuchung  der  Sputa  von  geimpften .  Patienten  mehrfach 
passirt,  dass   trotz  einer  sehr  vorsichtigen  Behandlung  mit  diesem 
EDtftrbungsmittel  (so  dass  z.  B.  die   Kerne  der  Pflasterepithelien 
sifflinüieh  noch    stark  gefärbt  erschienen),  die  Tuberkelbacillen  nur 
loeh  eine  sehr  schwache  röthliche  Färbung ')  behalten  hatten,  so  dass 
es  bei  etwas  kräftiger  Grundfärbung  mittelst  MalachitgrOn  oder  Me- 
thylenblau vieler  Aufmerksamkeit  bedurfte,  dieselben  zu  unterscheiden. 
Dart\k  die  „Dmfarbungsmethode^*  gelang  es  mir,  in  einem  Falle  zahl- 
räche Taberkelbaoillen  in  einer  Hälfte  eines  Präparates  nachzuweisen, 
vihrend  die  andere  Hälfte  desselben  Präparates,  welche  mit  H^SO^ 
entfirbt  worden  war,  gar  keine  Bacillen  zeigte.    Der  Einwand,  dass 
es  eben  möglich  ist,  dass  die  eine  Hälfte  eines  Präparates  zahlreiche 
Badllen,  die  andere  Hälfte  aber  gar  keine  enthält,  trifft  hier  nicht 
ta.   Seit  etwa  drei  Jahren  präparire  ich  das  Sputum  nicht  mehr  auf 
Beckgläschen,  weil  bei  dem  üblichen  „Herauszupfen  eines  Minimal- 
]Murtikelchen8^*  der  Zufall  eine  Hauptrolle  spielen  kann.   Ich  zerreibe 
fie  ^mmtlichen   verdächtig  aussehenden  (vorzüglich  die  eiterigen) 
Tbeile  des  Sputums ')  zwischen  zwei  mattgeschliffenen  Glasplatten, 
bi«  die  Hasse  vollkommen  homogen  erscheint;  damit  werden  mehrere 
fm  der  Begel  3)  Objektträger  englischen  Formats  möglichst  gleich- 
massig  beschickt  und  im  Luftbade  bei  60  ^  C  getrocknet    Das  Fixiren 
auf  freier  Flamme  ist  nach  dieser  Methode  überflüssig. 

Uebrigens  will  ich  hier  bemerken,  dass  es  die  langen  und  dünnen 
(slleL?)  Odilen  sind  (welche  für  alte  tuberculöse  Prozesse  in  der 
Lange  geradezu  charakteristisch  sind),  die  am  leichtesten  entfärbt 

5)  Eine  weitere  Beobachtung,  die  ich  bei  etwa  40^/o  der  Ge- 
impften gemacht  habe,  ist,  dass  einige  Zeit  nach  der  Reak- 
tioD  die  Menge  der  elastischen  Alveolarfasern  im 
Spatam  bedeutend  zugenommen  hat. 

Es  handelt  sich  hier  offenbar  um  einen  Zerfall  des  tuberculösen 
Gewebes,  welches  expektorirt  wird.  Dies  steht  mit  dem,  was  uns 
loch  über  die  spezifische  Wirkung  seines  Mittels  gelehrt  hat,  voll- 
kommen im  Einklänge. 

Davos,  7.  Dezember  1890. 


1)  Zur  Ffirbnog  dient  mir   die   absolat   sayerlissige    kochendheisse  Z  i  e  h  1  'sehe 

Losung. 

S)  Unter  Umstftnden  das  ganze  Spntnm. 


1* 


B  D j  w  t  d ,  Ein*  dllheb«  FUKrroiTtchliutK  ■.  Filfarfru  iterilMrUr  Flllad|kdL 


Eine  einfache  Filtervorriclitung  znm  FUtriren 
sterilisirter  Flüssigkeit 

Von 
Dr.  0.  Bqjwld 

iD 

Warschau. 

Mit  1  AbUldnsg. 

Das  ganze  Verfabren  beruht  auf  dem  Prinzipe  des  Pasteur- 
sehen  Wasserfilters.  Dazu  dient  eine  ziemlich  lange  und  hreite 
Pasteur-Chamberland'sche  Bougie  (etwa  15  cm  lang  und 
2—3  cm  breit)  {Ä)  mit  dem  emaillirten  Deckel  (B),  welcher  mit  einem 
Bfihrchen  versehen  iBt  (C).  Eine  solche  Bougie  stellt  eine  poröse 
Eprouvette  dar,  welche  leicht  sterilisirbar  mit  heiaser  Luft  oder  mit 
strömendem  Wasserdampf  ist  Sie  darf  aber,  um  ganz  sichere  Resul- 
tate zu  geben,  nicht  weniger  als  3—5  tum  dicke  Wände  haben.  Vor 
dem  Gebrauch  muss  sie,  nachdem  dieselbe  mit  einem  Wattepfropf 
versehen  worden  ist,  je  6  Stunden  w&hrend  30  Minuten  mit  Wasser- 
dampf  bei  100  o  dreimal  oder  sonst  nach  einer  anderen  Methode 
aterilisirt  worden  sein. 

Zum  Gebrauch  fallt  man  mit  der  PlOssJgkeit,  welche  man  steri- 
li^ren   will,   eine  tweite  Eprouvette  (D)   und  saugt  mittelst  einer 


kleinen  Luftpumpe  oder  Wasserstrahlluftpumpe  die  Luft  aus  der 
Bougie  ab.  Die  Flüssigkeit  sammelt  sich  ziemlich  bald  in  dem 
Innern  des  Gjlinders,  und  sau^t  sich  mittelst  der  RChrchen  {F)  aus 
dem  Kölbchen  (Q)  in  die  Eprouvette.  Zwischen  dem  Boden  der 
Bougie  und  Eprouvette  liegt  ein  Wattepfropfen.  Wegen  der  groases 
Oberfläche  des  Filters  bekommt  man  in  kurzer  Zeit  ziemlich  grosse 


Kirchner,   Ueber  die  Spatamdesinfektioii  bei  Lnngentubereiilose.  5 

Qoaotitftten,  selbst  dicker,  eiweissartiger  Flfissigkeiten,  welche  sich 
in  den  sterilisirteD  Kolben  (2f)  sammeln.  Wenn  wir  eine  Wasser- 
strahlloftpiimpe  anwenden,  so  stellen  wir  dazwischen  eine  Wu fische 
Flasche  ein,  in  welcher  sich  zorttckgeschlagenes  Wasser  von  der 
Luftpumpe  ansammelt  Der  Filter  eignet  sich  am  besten,  um  steri- 
Murte  Produkte  der  Bakterienkulturen  zu  bekommen.  Es  handelt  sich 
nur  darum,  dass  die  Wände  ziemlich  dick  und  die  Bougie  genau 
sterilisirt  ist. 


Heber  die  Nothwendigkeit  und  die  beste  Art  der 
Spntomdesinfektion  bei  Langentuberculose. 

[Au8  der  Hygienischen  Untersuchungsstelle  des  X.  Armeecorps  zu 

Hannover.] 

Von 

Dr.  Martin  Kirchner, 

Stabsarst. 
mt  1  AbHIdong. 

Dasfl  die  Schwindsucht  eine  ansteckende  Krankheit  sei,  ist  eine 
Mhei  vielfach  behauptete  Thatsache,  an  der  jedoch  erst  seit  der 
Entdeckung  des  Tuberkelbacillus  durch  Robert  Koch  Niemand 
mdur  zweifelt.  Da  die  Ausathmungsluft  der  Schwindsüchtigen,  wie 
die  Untersuchungen  von  Gharrin  und  Karth^),  Grancher  und 
deGennes*),  Gad^ac  und  Malet^)  übereinstimmend  ergeben 
haben,  ebenso  wie  der  Schweiss^)  frei  von  Bacillen  ist,  so  hat  sich, 
Bamentlich  in  Folge  der  schönen  Untersuchungen  von  Gornet^), 
die  Ueberzeugung  allgemeine  Anerkennung  verschafft ,  dass  wir  als 
den  Hauptträger  der  Ansteckung  den  Auswurf  der  Schwindsüchtigen 
zu  betrachten  haben. 

Meist  kommt  dies  in  der  Weise  zu  Stande,  dass  der  Auswurf 
tto&trocknet,  verstäubt  und  direkt  eingeathmet  wird.  Konnten  doch 
Koch*)  selbst,  dann  Gornet,  Hanau^)  und  Neelsen^)  Ver- 
sochsthiere  tuberculös  machen,  indem  sie  dieselben  verstäubte  Sputa 
einathmen  Hessen,  uDd  konnte  G  o  r  n  e  t  überzeugend  nachweisen,  dass 
der  Staub  in  Räumen,  die  Phthisikem  zum  Aufenthalt  gedient  hatten, 
TuberkelbacUlen  enthielt,   allerdings  nur,  wenn  mit  dem  Auswurfe 

1)  Revue  de  mM.  1886.  No.  8. 
S)  BeTne  d'flyg.  X.  1888.  S.  193. 
8)  Lyon  m^d.  1888.  S.  229. 

4)  De  Hattei,  SaUa  trasmissibilitli  della  tnberculoü    per  meszo  del  sadore  dei 
tüid.   Bicerche  sperimentali.    (Areh.  per  le  science  m^d.  1888.  S.  298). 

5)  Cornet,  G.,  Die  VerbreitUDg   der  Tuberkelbacillen  aasserhalb   des  Körpers. 
(Zeitschr.  f.  Hyg.  V.  1888.) 

6)  Mittheilangen  a.  d.  kaiserl.  Gesandheits-Amt.  IL  1884. 

7)  Ueber   die  Lokalisation  und    die  weitere  Verbreitung   der  Tuberculose  in  der 
Luge.    (Zeitschr.  f.  klin.  Med.  XU.  1887.) 

8)  Ueber  Lungenschwindsucht.    (Jahresbericht  der  GeseUsch.  f.  Nat  u.  Heilkunde 
a  Drteden.     1887/88). 


g  Kirchner, 

unsauber  verfahren  worden  war.    Aber  auch  in  Fällen,  in  denen  dio 
Ansteckung  scheinbar  auf  ganz  andere  Weise  zu  Stande  kommt,,    ist; 
es  doch  bei  genauerer  Nachforschung  schliesslich  wieder  der  Lungen - 
auswurf,  der  sich  als  eigentliche  Quelle  der  Tuberkelbacillen  heraus* 
stellt.     Die  zahlreichen  Fälle  von  Beschneid  ungstuberculose  z.    3.» 
die    von    Elsenberg  ^),    Eve*),    Hoffmokl'),   Lehmann  ^X 
Meyer^)  u.  A.  beschrieben  worden  sind,  kommen  lediglich  dadurcli 
zu  Stande,   dass  der  Rabbiner,  welcher  nach  der  Circumcision  die 
Blutung  durch  Aussaugen  zu  stillen  sucht,  phthisisch  ist  und  Reste 
tuberkelbacillenhaltigen  Auswurfs  am  Bart  oder  den  Lippen  hat. 

Ansteckungen  durch  Wäsche,  wie  sie  von  v.  Lesser^),  Stein- 
thaP)   u.  A.  berichtet  sind,  kommen  gewiss  nur  ausnahmsweise 
durch  Beschmutzung  der  Wäsche  mit  diarrhoischen  Darmausleerungen, 
viel  häufiger  durch  Verunreinigungen  mit  Auswurf  zu  Stande.   Deber- 
tragung  von   Tuberculose  durch   Fingerwunden   nach   Verletzungen 
mit  Gegenständen,  an  denen  Auswurf  haftete,  als  zerbrochenen  Spei- 
gläsern u.  dergl.  m.,  finden  wir  ausserordentlich  zahlreich  in   der 
liitteratur beschrieben,  so  von  v.  E  i  s e  1  s b  e r  g  *),  F 1  e  u  r »),  H o  1  s  t^  ^), 
Leserii),  Merklen^^),  L.  Pfeiffer^»),  Tscherning  i*),  Ver- 
neuiP*)  u.  A.    Verchöre**)  sah  nach  dem  Biss  eines  tubercu- 
lösen  Menschen  an  der  Stelle  der  Verietzung  einen  Knoten  von  dem 
Aussehen  eines  Leichentuberkels  entstehen.     E.  v.  Düring^^)  be- 
richtet von  Geschwüren  an  den  Ohrläppchen  und  beginnender  Lungen- 
tuberculose  bei  einem  jungen  Mädchen,  welches  seit  P/»  Jahren  die 
Ohrringe  einer  an  Schwindsucht  verstorbenen  Freundin  trug.    Dass 
die  Tuberculose  durch  Fliegen  übertragbar  ist,  welche  an  dem  Aus- 
wurf Schwindsüchtiger  genascht  haben ,  ist  eine  durch  verschiedene 
Forscher,  namentlich  durch  Spillmann  und  Haushalter^^),  so- 
wie durch  Hofmann^^)  nachgewiesene  Thatsache. 

Die  früher  vielfach  geäusserte  Behauptung,  dass  die  Kranken- 
pfleger gegen  die  Ansteckung  mit  Lungentuberculose  gefeit  oder  der- 
selben wenigstens  nicht  stärker  ausgesetzt  sind,  als  andere  Leute, 


1)  Berl.  klin.  Wochenschr.  1886.  No.  85. 

2)  The  Lancet.  1888.  Jan.  28. 

3)  Wiener  med.  Presse    1886.  No.  22  u.  23. 

4)  Deutsche  med.  Wochenschr.  1886.  No.  9 — 13. 

5)  New- Torker  med.  Presse.  1887.  Juni. 

6)  Deutsche  med.  Wochenschr.  1888.  No.  29. 

7)  Deutsche  med.  Wochenschr.  1888.  No.  10. 

8)  Wiener  med.  Wochenschr.    1887.  No.  58. 

9)  Etudes  exp^riment.    et  din.   sur  la  tuberculose,    publikes  sous   la  direction  de 
M.  le  prof.  Verneuil.  II.  1888. 

10)  The  Lancet.  II.  No.  9.  1886. 

11)  Fortschr.  d.  Med.  1887.  No.  16. 

12)  Revue  des  sciences  möd.  1888.   No.  52. 

13)  Zeitschr.  f.  Hyg.  III.  1887. 

14)  Fortschr.  d.  Med.  1885.  No.  3. 

15)  ^tudes  expdriment.  et  clin.  II.  1888. 

16)  Monatsschr.  f.  prakt.  Dermatologie.    1888.  No.  22. 

17)  Compt  rend.  CV.  1887.  No.  7. 

18)  Gorrespondenibl.  d.  &rstl.  Kr.-  u.  Bes.-Vereine  im  Kgr.  Sachsen.  1888.  No.  12. 


Deber  die  SpatumdesinfektioQ  bei  Lungentabercalose.  7 

indet  daher  heute  keinen  Glauben  mehr.  Cornet^)  konnte  aus 
te  Sterbelisten  der  katholischen  Krankenpflegerinnen-Orden  nach- 
neisen,  dass  von  denselben  ein  wahrhaft  erschreckender  Prozentsatz 
4n Toberculose  zu  Grunde  geht  Grawitz')  weist  aus  den  Sanitäts- 
iericbten  der  französischen  Armee  nach,  dass  die  Infirmiers  die 
grOföte  Schwindsuchtssterblichkeit  haben,  und  zwar  im  Durchschnitt 
4^*/oo  der  Iststarke  gegenüber  1,83  ^/qo  Tpdesfällen  der  gesammten 
InnsiSsischeo  Infanterie  und  1,11  ^/oo  des  ganzen  Heeres. 

Ich  habe  mich  bemüht,  aus  den  Preussischen  Sanitatsberichten 
mir  ein  Urtheil  über  die  Schwindsuchtssterblichkeit  der  Militär- 
trankenwärter  und  Lazarethgehülfen  zu  verschaffen.  Bezüglich 
der  Lazarethgehülfen  war  dies  leider  unmöglich ,  da  dieselben, 
obwohl  sie  einen  ganz  andern  Dienst  und  ganz  andere  Lebensbe- 
dingoDgen  haben,  £ds  die  Truppen,  zu  denen  sie  gehören,  nicht  für 
seh  allein,  sondern  bei  ihren  Truppentheilen  verrechnet  werden, 
^ein  ich  fand  einige  Zahlen,  welche  doch  wenigstens  einiges  Licht 
auf  diese  Verhältnisse  zu  werfen  geeignet  sind.  In  den  fünf  Jahren 
^om  1.  April  1879  bis  zum  31.  1884  starben  von  der  Armee  1464 
Ibinn  an  Schwindsucht.  Unter  ihnen  befanden  sich  nicht  weniger 
üb  34  Lazarethgehülfen,  d.  h.  2,3  ^/o  aller  an  Schwindsucht  Gestor- 
beoeo.  Auf  1000  Mann  der  Iststärke  und  den  Jahresdurchschnitt 
berechnet,  hatte  in  diesem  Zeiträume  die  preussische  Armee  eine 
^hwiDdauchtssterblichkeit  von  0,83  ^V,  die  Lazarethgehülfen  aber  eine 
niehe  von  2,72% oi  d*  h-  ^I^^-  ein  Lazarethgehülfe  hat  eine  mehr  als 
immX  80  grosse  Wahrscheinlichkeit,  an  Schwindsucht  zu  sterben, 
als  jeder  andere  Soldat. 

Was  die  Militärkrankenwärter  betrifft,  so  werden  sie  zwar  in 
den  Bapporten  für  sich  verrechnet,  sie  treten  jedoch  nur  in  den  all- 
{^emeineo  Gruppen,  nicht  bei  den  einzelnen  Krankheiten  gesondert 
beryor.  Ihre  Sterblichkeit  an  Schwindsucht  ist  daher  ebensowenig 
ans  den  Saoitätsberichten  zu  ersehen,  wie  diejenige  der  Lazarethge- 
hSlfeD.  Nur  im  Jahre  1881—82  findet  sich  ausdrücklich  bemerkt, 
dass  QDter  den  276  an  Schwindsucht  Verstorbenen  sich  2  Militär- 
knnkenwärter  befanden,  was  einer  Sterblichkeit  von  5,1  ^/oo  derselben 
imtspricht,  während  die  gesammte  Armee  nur  0,78^/oo  der  Iststärke  durch 
Tod  an  Schwindsucht  verlor.  Dass  aber  die  Krankenwärter  überhaupt  An- 
steckangen  in  hohem  Grade  ausgesetzt  sind,  geht  schon  daraus  hervor, 
dass  ihre  Sterblichkeit,  abgesehen  von  den  Invaliden,  von  keiner  anderen 
Waffengattung  übertroffen  wird.  In  dem  neunjährigen  Zeiträume  vom 
1.  April  1873  bis  zum  31.  März  1882  war  die  durchschnittliche 
jährliche  Sterblichkeit  an  Krankheiten  bei  den  Militärarbeiterabthei- 
bogeo  2,2  ^/oo)  bei  den  Pioniren  und  Eisenbahntruppen  3,2  ^/opi 
bäder  Manterie  3,3^/oo,  bei  der  Kavallerie  sowie  bei  der  Artillerie 
3)8Vooi  bei")  Train  4,4<^/oo9  bei  den  Militärfestungsgefangenen  5,3  ^/ooi 
ond  bei  den  Militärkrankenwärtern  ll,0^/oo' 

Diese  Zahlen  sprechen  für  sich  selbst.    Die  Militärkrankenwärter, 
"die  aas  der  Infanterie  hervorgehen,  haben  eine  mehr  als  dreimal  so 

1)  Zeitschr.  f.  Ujg.   VI.    18S9.     Die   Sterblichkeitsverbältnisse    in   den  Kranken- 
^eorden. 

8)  Die  Taberealose.     (Deatsche  militärftrstl.  Zeitachr.  XVIU.  1889.  No.  10.) 


3  Kirchner,   Ueber  die  Sputumdesiofektion  bei  Lungentaberealose. 

grosse  Sterblichkeit  an  Krankheiten,  als  diese  Waffengattung;  uncB 
unter  den  Todesfällen  der  Militärkrankenwärter  nehmen  die  Infelr- 
tionskrankheiten  regelmässig  die  erste  Stelle  ein. 

So  wenig  verwerthbare  Zahlen  uns  aber  auch  die  Statistik    an 
die  Hand  gibt,  so  fest  dürfen  wir  doch  davon •  überzeugt  sein,   dass- 
ein  grosser  Theil  der  an  Schwindsucht  zu  Grunde  gehenden  Lazareth* 
gehülfen  und  Krankenwärter  den  Krankheitskeim  bei  der  Kranken- 
pflege in  sich  aufnimmt  und  dass  hierbei  gerade  die  Beseitigung  des 
Lungenauswurfs  eine  wesentliche  Rolle  spielt. 

Im  Sanitätsbericht  über  die  K.  Preussische  Armee  für  die  Be- 
richtjahre vom  1.  April  1884  bis  31.  März  1888  werden  nicht  weni- 
ger als  vier  Fälle  berichtet,  in  denen  sich  mit  der  Pflege  von  Phthi* 
sikeru  beauftragte  Lazarethgehülfen   unzweifelhaft  mit  Tuberculose 
infizirten. 

Die  von  verschiedenen  Forschern  angestellten  Desinfektionsver* 
suche  haben  ergeben,  dass   die  Tuberkelbacillen ,  obwohl  sie  allem 
Anschein  nach  keine  Sporen  besitzen  0  j  doch  über  eine  sehr  grosse 
Widerstandsfähigkeit  verfügen.    Bei  den  Vei-suchen  von  H.  Jae ge r  ') 
stellte  sich  heraus,    dass  die  Bacillen  des   Schweinerothlaufs ,    der 
Schweineseuche,  Mäuseseptikämie,  des  Rotzes,  Typhus  und  des  Milz- 
brandes durch  33^8^^^  K&ll^ii^iich  vernichtet  werden,  dass  die  Tuber- 
kelbacillen dagegen  ebenso  wie  die  Milzbrandsporen  auch  einer  50% 
Kalkmilch  widerstehen;  dass  Chlorkalk  schon  in  25 ^/o  Lösung  Milz- 
brandsporen,  dagegen  Tuberkelbacillen  im  Sputum  nicht  einmal  in 
50®/o  Lösung   zu  vernichten  vermag;  dass  cUe  Widerstandsfähigkeit 
von   Milzbrandsporen  und  Tuberkelbacillen  gegen  Steinkohlen-  und 
Holztheer  gleich  gross  ist;  4%  rohe  Karbolsäure  mit  Zusatz  von 
2%  Salzsäure,  2%  und  5*yo  rohe  Schwefel  -  Karbolsäure  (nach  La- 
place),   10%  Kreolinlösung,  2%,  5%  und  10%  Kreolinlösung  da- 
gegen vernichteten  die  Tuberkelbacillen  in  verhältnissmässig  kurzer 
Zeit.    Kali-  und  Natronlauge,  gesättigte  Sodalösung,  5  %  Lösung  von 
Kaliumpermanganat,   25%  Eisenvitriollösung  waren  gegenüber  den 
Tuberkelbacillen  ebenso  unwirksam,  wie  gegenüber  den  Milzbrand- 
sporen. 

Schill  und  Fischer')  fanden,  dass  die  Bacillen  im  Sputum 
durch  3%  Karbolsäurelösung  schon  in  20  Stunden  zu  Grunde  gehen» 
Das  Sublimat  in  l^/oo  Lösung  erwies  sich  dagegen  als  unwirksam, 
hauptsächlich,  wie  Behring^)  und  Laplace*^)  gezeigt  haben,  we- 
gen des  hohen  Eiweissgehalts  der  Sputa. 

1)  C.  Fraenkel,  Orandriss  der  Bakterienkande.     3.  Aufl.     Berlin  1890.    S.  309. 

2)  üntersuchangeo  über  die  Wirksamkeit  verschiedener  chemiseher  Desinfektions- 
mittel bei  kurz  dauernder  Einwirkung  auf  InfektionsBtoffe.  (Arb.  a.  d.  kaiaerl.  Oesnnd- 
heitsamte,  Bd.  V.    S.  247—293.) 

3)  Mitth.  a.  d.  kaiserl.  Gesundheitsamte,  Bd.  II. 

4)  Ueber  Quecksilbersublimat  in  eiweisshaltigen  Flflssigkeiten.  (Centralbl.  f.  Bakt. 
u.  Paras.  III.  1888.     Nr.  1  u.  2.) 

5)  Saure  SublimatlSsung  als  desinficirendes  Mittel  und  ihre  Verwendung  in  Ver- 
bandstofifen.     (Deutsche  med.  Wochenschr.  1887.    Nr,  40.) 

(Schloss  folgt.) 


DftDilewsky,  Ueber  die  MyoparasitoD  der  Amphibien  und  Reptilien.  9 


lieber  die  Myoparasiten  der  Amphibien  und  Reptilien. 

Von 

Prof.  B.  Danllewsky 

in 

Charkow. 

Während  meiner  hämatozoologischen  Studien  ist  es  mir  ge- 
glückt, einige  neue  Fakta  betreffs  der  Parasiten  auch  der  Muskel- 
gewebe zu  bekommen,  welche  hier  vorläufig  in  aller  Kürze  Platz 
finden  mögen. 

Die  Untersuchungen  über  die  pathogenen  Oregarinen  und  Spo- 
ridien,  besonders  von  L.  Pfeiffer,  deuten  auf  eine  sehr  grosse 
Verbreitung   dieser  Parasiten  bei  verschiedenen   Erkrankungen  hin. 
In  letzterer  Zeit  hat  dieser  Gelehrte  eine  sehr  wichtige  Entdeckung 
gemacht,    nämlich  —   eine  Infektion    der    Muskeln    eines  Fisches 
(Barbe) mit  Myxosporidia,  statt  der  Sarcosporidia,  welche  für 
diese  Gewebe  bis  jetzt  als  einzige  parasitische  Sporidien  betrachtet 
wurden.  Es  sind  also  diesbezügliche  Myoparasiten  für  Fische  und  Mam- 
malia  schon  bekannt  ^).    Im  Anschluss  hierzu  bin  ich  jetzt  nun  im 
Siande^hinzuzufügen, dassMyosporidien  auch  beiden  Fröschen, 
Eidechsen  und  Schildkröten  von  mir  gefunden   worden  sind, 
welche  gewöhnlich  gleichzeitig  auch  Haematozoa  sporozoKca 
{Haemagregarina,  Drepanidium)  enthalten.    [Es  ist  höchst  interessant, 
dass  bei  den  von  mir  untersuchten  Schlangen  undTritonen,  welche  über- 
haapt  keine  Blutparasiten  aus  Sporozoen  besitzen,  auch  keine  Myo- 
sporidien  gefunden  wurden.]    —  Bei  der  ersten  vorläufigen  Bekannt- 
schaft mit   den   von  mir  untersuchten  Myoparasiten  der  Amphibien 
und  Reptilien  hielt  ich   sie  für  Sarcosporidien ,  was  schon  a  priori 
da&  Wahrscheinlichste  schien.     Durch  die  freundlichen  Andeutungen 
von  Herrn  Geh.-Rath  Dr.  L.  Pfeiffer  angeregt,    habe    ich  mein 
Material  mit  besseren  mikroskopischen  Objektiven  aufs  Neue  durch- 
mustert   und  nun  hat  es   sich    herausgestellt,    dass    die  Muskel- 
BchläQcbe  mit  äusserst  kleinen  Sporen,  die  den  C  o  r  n  a  1  i  a  -Körperchen 
oder  den   Pebrinesporen  äusserst  ähnlich   sind,  gefüllt  sind.     Auf 
^iese  Weise  darf  man  nun  die  Muskelinfektion  bei  den  genannten  Thieren 
mitMikrosporidien  annehmen,  welche  bei  den  Insekten  (B o m b y x 
mori,  neustria  und  and.)  so  verbeerende  Erkrankungen  verursachen. 
Die  grössten  Muskelschläuche  sind  gewöhnlich  als  weissliche,  spindel- 
förmige Streifchen  sichtbar,  ungefähr  1 — 1,5  mm  lang;  besonders  häufig 
findet  man  sie  beim  Frosch  in  den  Muskeln  der  hinteren  Extremitäten.  Das 
parasitische  Gebilde  liegt  im  Innern  des  Sarkolemmschlauches  und  be- 
steht aus  kleinen  (ca.  0,003— 0,004  mm),  ovalen,  oder  eiförmigen 
Sporen,  welche  aus  einer  Hülle  und  protoplasmatischem  Inhalte  bestehen. 

1)  Es  möge  hier  noch  daran  erinDert  eein,  dasB  die  Hyoparaeiten  bei  M  a  m  m  a  i  i  a  anch 
SB  loderen  Klaasen  der  Protosoa  gehSren  können ,  s.  B.  Haplococcus  reticn- 
Iftti«  (W.  Zopf),  aus  Monadinen  (Myoetoaoen)  im  Schvreinefleiecli  (•.  Biolog.  Central- 
^Utt.  1883). 


IQ  Bakterien  in  Bier  nnd  Wfirze. 

In  den  mehr  reifen  Sporen  ist  der  centrale  Theil  mehr  durchsieht! gr^^ 
als  bei  jungen,  bei    welchen  die  Hülle  keinen    doppelten  Gontour^ 
gibt.    Es  kommen  auch  rosenkranzartige  Muskelschläuche  bisweilen 
vor  (Sporoblastenstadium?). 

Es  ergibt  sich  also,  dass  fast  sämmtliche  Klassen  der  Yerte- 
brata  (mit  Ausnahme  der  Vögel?)  die  Myoparasiten ,  und  zwar 
Sporidien,  besitzen  können,  welche  zu  allen  3  Genera  von  Sporidien  i 
Sarco-,  Myxo-  und  Mikro-Sporidien  gehören. 

Nun  drängt  sich  die  Frage  auf:  Welcher  Zusammenhang  besteht 
zwischen  den  Mjosporidien  und  Haematozoa  sporozoi'ca  ?  Sind  sie  ge- 
netisch verwandt  oder  bloss  zufällige  Gefährten  ?    Die  Lösung  dieser 
Frage  würde  von  grosser  Tragweite  sein,  falls  sie  im  positiven  Sinne 
ausfällt,  weil  es  alsdann  die  ganze  Lehre  über  die  Sporozoenparasiten 
des  Blutes,   der   Muskelgewebe,  der  Nieren   etc.  vom  synthetischen 
Standpunkte  aus  zu  bearbeiten  zulassen  würde.     In  dieser  Hinsicht 
bietet  die  folgende  Thatsache  kein  geringes  Interesse:  im  Blute  der 
Vögel ,     welche     Malariahämatozoen    besitzen ,    fand     ich    mehrere 
Male  sehr  kleine  (ca.  3  Mikron),  ovale  Körperchen,  äusserst  ähnlich 

—  nach  ihren  optisch-morphologischen  Eigenschaften  —  den  Sporen 
einiger  Sporidien^).  Diese  Körperchen  wurden  von  mir  fast  aus- 
schliesslich nur  während  akuter  Malariaerkrankung  der  Vögel 
(ein  paar  Tage)  gefunden,  welche  dem  Febris  tertiana  resp.  quartana 
des  Menschen  betreffs  der  Sporulation  des  Haemocytozoons  ja  selbst 
in  Betreff  der  Krankhei tsverlaufe  grosse  Analogieen  darbietet'). 

Was  nun  aber  meine  Nachforschungen  nach  etwaigen  Myosporidien 
bei  denselben  Vögeln  betrifft,  so  sind  sie  bis  jetzt  erfolglos  geblieben. 
Es  ist  wohl  möglich,  dass  solche  Aufsuchungen  bei  den  Vögeln, 
welche  an    chronischer  Malariakachexie  leiden   (Nachweis  im  Blute 

—  Vorhandensein  geisseltragender  Polimitus  und  Laverania  sin. 
Pseudo  vermied  US  malariae,  d.  h.  Mondsichel  der  Autoreu),  zu 
mehr  positiven  Resultate  führen  wird. 

Charkow,  im  November  1890. 


Referate. 


Zeldler,  A.,  Beiträge    zur  Kenntniss  einiger  in  Würze 
nnd  Bier  vorkommenden  Bakterien.    (Wochenschrift  für 
Brauerei.  1890.  No.  47—48.) 
Verf.  untersuchte   drei  in  Würze  und  Bier  vorkommende  Bak- 
terien, von  welchen  das  erste  theils  mit  Bacterium-Termo*  Formen, 
theils  auch  mit  Ketten    und  Fäden   auftritt;    es    gibt    der  Würze 
einen    eigenthümlichen    sellerieartigen    Geruch.      Die  zwei  anderen 

1)  z.B.  Psorospermies  utriculiformes   bei  OUria  (Haett)   s.  Balbiani,    Le9on» 
gar  les  Sporozoaires.  1884.  s.  111.  fig.  31.  4  a  b. 

2)  /Darüber  8.  meinen  bald  erscheinenden  Anfsats   ftber   die  akate  Halariainfektion 
der  Vögel  in  Annales  de  Tlnstitat  Pastenr. 


Lehrbücher  der  Bakteriologie.  J]^ 

Arten  Terarsachen  Essigsäaregährung;  von  dieseo  ist  das  eine  mit 
Bact.  aceti  identisch,  das  andere  stimmt  aber  nicht  mit  den  Be- 
schräbongen  von  B.  aceti,  Pasteurianum  und  xylinum  Qberein. 

Bdnkultnren  dieser  Bakterien  wurden  in  sterile  Würze  und  in 
Wfirze  auf  verschiedenen  Stadien  der  alkoholischen  Gährung  sowie 
in  gepresste  Beinzuchthefe  geimpft. 

Die  Hauptresultate  dieser  Versuche  sind,  dass  die  Bacterium- 
Termo-äbnliche  Art  sehr  bald  abstirbt,  sobald  die  alkoholische 
Gährniig  einsetzt  In  die  Hefe  eingeimpft,  vermehren  sich  diese 
Bakterien  ausserordentlich  stark,  wodurch  die  Hefemasse  schnell  in 
T&olniss  übergeht;  finden  sich  nur  solche  Bakterien  in  der  Hefen- 
masse, welche  die  alkoholische  Gährung  mit  durchgemacht  haben, 
so  h&lt  sich  die  Hefenmasse  längere  Zeit  unverändert.  —  Unter  den 
Essigsäurebakterien  bewirkte  das  eine,  namentlich  bei  gewissen  Tem- 
peratnreD,  eine  starke  Schleimbildung  im  Biere,  die  andere  dagegen 
nicht.  Eine  gepresste  Hefenmasse  schien  von  diesen  zwei  Arten 
nicht  angegriffen  zu  werden.  Jörgensen  (Kopenhagen). 

C^finther,  Carl,    Einführung    in    das   Studium    der   Bak- 
teriologie    mit   besonderer    Berücksichtigung    der 
mikroskopischen    Technik,    gr.  8^.  244  p.  Leipzig  (Georg 
Thieme)  1890. 
Verf.  stellt  im  Vorwort  als  sein  Programm  auf,  „dem  Mediziner, 
und  zwar   dem  Studierenden  ebenso  wie  dem  Arzte,  eine    kurzge- 
fasste,  das  Wesentliche  vollständig  bringende  Einführung  in  das 
praktische   Studium    der  Bakterien wissejischaft   zu  geben^,  und 
mficn  mnss  gestehen,  dass  er  seinem  Programm  gerecht  geworden 
ist.    Aber  nicht  nur  der  Neuling  in  der  Bakteriologie,  sondern  auch 
der  Geübtere,  wird  manches  Schätzenswerthe  der  Lektüre  des  fes- 
selnd geschriebenen  Buches   entnehmen  können.    Besondere  Berück- 
sichtigung hat  Verf.  der  elementaren   manuellen   Technik,  speziell 
der  Behandlung  des  Mikroskopes  zu  Theil  werden  lassen.    60,  bis 
auf  2,  nach  eigenen  Präparaten  hergestellte,  fast  durchweg  muster- 
gültige, vom  Autor  selbst   aufgenommene  Photogramme  sind  dem 
^erk  beigegeben. 

In  einem  allgemeinen  Theile  behandelt  Verf.  zunächst  1)  die 
Morphologie  und  Systematik  der  Bakterien,  2)  ihre  Lebensbe- 
dingungen, Desinfektion,  Sterilisation,  Antiseptik,  Aseptik,  3)  die 
allgemeinen  Lebensäusserungen  der  Bakterien,  4)  die  allgemeine 
Methodik  der  Bakterienbeobachtung  und  5)  Züchtung. 

In  den  beiden  folgenden  speziellen  Theilen  bespricht  Verf. 
sodann  die  wichtigsten  der  als  Krankheitserreger  bekannten  Bak- 
terien und  eine  Anzahl  der  am  genauesten  studirten  Saprophyten. 
letztere  sind  gegenüber  den  ersteren  etwas  stiefmütterlich  bedacht, 
"was  zu  bedauern  ist,  da  der  Anfänger  an  ihnen  wohl  doch  meist 
seine  Erstlingsstudien  macht,  ehe  er  zu  den  pathogenen  Arten  über- 
geht Am  besten  gelungen  erscheint  Ref.  der  allgemeine  Theil. 
Speziell  interessirt  der  Abschnitt  über  Färbung  und  Entfärbung. 
Bier  Gram 'sehen  Färbung  und  ihrer  vom  Verf.  modifizirten  Form, 
die  Bei  aus  eigener  Erfahrung    gebührend   würdigen  gelernt  hat, 


J2  Lehrbuch  der  Bakteriologie.  —  Hunger  und  Infektionskrankheiten. 

ist  mit  Recht  ausführlicher  gedacht.  Ueberall  aber  ersieht  maa 
aus  kurzen  BemerkuDgen  und  kleinen  eingestreuten  praktischem 
Winken,  dass  der  durch  seine  früheren  Arbeiten  rühmlichst  bekannte 
Verf.  vollkommen  zu  Hause  ist  und  das,  was  er  empfiehlt,  auch 
selbst  erprobt  hat. 

Einige  Kleinigkeiten  möchte  Ref.  noch  berühren.  Verf.  sagt: 
,3ei  Mikrokokken  kennt  man  Eigenbewegung  nicht  -r-  mit  einer 
einzigen  Ausnahme'^  (Microaagilis,  beschrieben  von  Ali  Cohen, 
diese  Ztschr.  Bd.  VI.  No.  2).  Doch  gibt  in  demselben  Bande  dieser 
Zeitschrift  (Bd.  VI.  S.  566)  Mendoza  die  Uebersetzung  einer  schon 
früher  von  ihm  veröffentlichten  Beschreibung  eines  gern  in  Tetraden 
auftretenden  Coccus  und  macht  damit  Ali  Cohen  die  Priorität 
der  Entdeckung  von  der  Eigenbewegung  der  Mikrokokken  streitig. 
Soviel  Ref.  weiss,  ist  die  Mendoz ansehe  Entdeckung  nicht  bezwei- 
felt worden.  Es  dürfte  wohl  überhaupt  noch  mehr  bewegliche 
Mikrokokkenarten  geben.  —  Bei  dem  Artikel  Tuberkelbacillus  wäre 
in  einer  neuen  Auflage  nach  den  neuesten  (wohl  erst  nach  dem 
Drucke  des  Buches  bekannt  gewordenen)  Mittheilungen  von  Maf- 
fucci  und  Koch  der  Bacillus  der  Hühnertuberculose  als  höchst- 
wahrscheinlich eigene  neue  Art  abzusondern. 

Doch  dies  sind,  wie  gesagt,  nur  Kleinigkeiten.  Ref.  empfiehlt 
das  ausserdem  von  der  Verlagsbuchhandlung  würdigst  ausgestattete 
Buch  allen  Interessenten  angelegentlichst  —  selbst  zu  lesen. 

Czaplewski  (Görbersdorf  i/Schl.). 

Canalis  e  Horpvrgo,  Intorno  all'  Influenza  del  digiuno 
sulla  disposizione  allemalattie  infettive.  (Laboratorio 
di  batteriologia  e  microscopia  della  Direzione  di  Saüitä  Pubblica 
del  Hegno  d'Italia.    Roma  1890.) 

Die  Verff.  untersuchten  den  Einfluss  des  Hungems  auf  die  Dis- 
position zur  Milzbranderkrankung  bei  Thieren,  die  normalerweise 
gegen  Milzbrand  mehr  oder  weniger  immun  sind,  wie  Tauben,  Hühner, 
weisse  Ratten.  Am  ausgedehntesten  sind  die  Versuche  an  Tauben. 
Von  12  Kontrollthieren,  die  regelmässig  gefüttert  wurden,  starben  2 
nach  4  resp.  7  Tagen  an  Milzbrand.  Es  war  dafür  Sorge  getragen, 
hier  wie  in  allen  folgenden  Experimenten,  dass  das  zum  Versuche 
dienende  Thiermaterial  möglichst  gleichmässig  beschaffen  war.  Die 
Infektionsmethode  (eine  Platinöse  einer  sporenreichen  virulenten  Agar- 
kultur  subkutan  applizirt)  blieb  immer  dieselbe. 

In  einer  ersten  Versuchsreihe  wurden  16  Tauben,  von  denen 
die  Hälfte  schon  vorher  einige  Tage  gefastet  hatte,  mit  Milzbrand 
geimpft  und  dann  dem  Hungern  unterworfen  (d.  h.  jedwede  feste 
oder  flüssige  Nahrung  wurde  ihnen  entzogen).  Mit  Ausnahme  eines 
Falles  (in  dem  das  Thier  nach  7-tägigem  Fasten  am  1.  Tage  nach 
der  Inoculation  an  Inanition  zu  Grunde  ging),  starben  sämmtliche 
Tauben  2—7  Tage  nach  der  Impfung  an  Milzbrand.  Zahlreiche  Ba- 
cillen fanden  sich  überall  im  Blut,  Milz  und  Leber  waren  geschwollcD, 
am  Orte  der  Infektion  ein  mehr  oder  weniger  beträchtliches  Oedem. 

In  einer  zweiten  Reihe  wurde  Tauben  das  Pankreas  ganz,  zu 
drei  Viertheilen,  oder  zur  Hälfte  abgetragen.    Die  Thiere,  die  sich 


BnDger  und  Infektionskrankheiten  (Ifilsbrand).  ]^3 

TOD  der  Operation  erholt  hatten,  wurden  mit  Milzbrand  geimpft 
Obwob]  die  Zahl  der  Experimente  nur  klein  war,  glauben  die  YerS. 
doch  feststelleii  zu  können,  dass  die  totale  oder  partielle  Exstirpation 
des  Pankreas  die  Empfänglichkeit  der  Tauben  für  Milzbrand  in 
grössarem  oder  geringerem  Maasse  steigert,  dass  aber  die  Immunität 
gegen  denselben  nach  einiger  Zeit  zurückkehrt.  [Es  handelt  sich 
am  die  kurze  Zeit  yon  14  Tagen.  Die  Thiere,  die  an  Anthrax  starben, 
waren  2,  3,  7  resp.  11  Tage  nach  der  Operation  geimpft  Die  Inter- 
pretation dieser  Versuche  dürfte  auf  Schwierigkeiten  stossen.  Ref.] 
In  einer  dritten  Serie  von  Experimenten  wurde  festgestellt,  dass 
Tauben,  die  man  längere  Zeit  hatte  fasten  lassen,  gegen  eine  Impfung 
mit  Milzbrand  sich  refraktär  verhielten,  sobald  dieselben  gleichzeitig 
fliit  der  Inoculation  wieder  ernährt  wurden.  Erst  wenn  der  Hunger- 
zustand 8  oder  9  Tage  gedauert  hatte,  ging  die  Immunität  öfters 
verloren. 

In  einer  vierten  Reihe  Hessen  die  Verff.  Tauben  2—6  Tage  nach 
der  Infektion  mit  Anthrax  hungern  und  begannen  dann  die  regel- 
mässige Ernährung.  Es  ergab  sich,  dass  die  Thiere  eine  grössere 
Resistenz  an  den  Tag  legten,  indem  sie  meistentheils  erst  nach  län- 
gerer Zät  (8 — 14  Tage)  an  Milzbrand  zu  Grunde  gingen  oder  sogar 
überlebten. 

Aas  allen  diesen  Versuchen  ziehen  die  Autoren  den  Schluss, 
dass  der  Verlust  der  Immunität  bei  den  Tauben  mehr  abhängt  von 
der  Aufhebung  der  Zufuhr  von  Nahrungsstoffen,  als  von  dem  Ver- 
brauch der  Gewebselemente  im  Hungerzustande. 

Es  bot  sich  hier  ein  bequemes  Mittel  dar,  zu  erfahren,  wie  lange 
das  Mektionsmaterial  im  Körper  von  refraktären  Tauben  sich  lebens- 
kräftig and  virulent  erhält.  Die  Thiere  wurden  nach  der  Inoculation 
verschieden  lange  Zeit  regelmässig  gefüttert  und  dann  erst  dem  Hungern 
unterworfen.  Die  Tauben,  denen  nach  2 — 6  Tagen  die  Nahruog 
entzogen  wurde,  starben  sämmüich  an  Milzbrand.  Diejenigen  dagegen, 
die  nach  6—8  Tagen  zu  hungern  anfingen,  gingen  nur  zum  Theil 
ao  der  Infektion  zu  Grunde,  während  die  letztere  nach  noch  späterer 
Zeit  sich  gar  nicht  mehr  bemerklich  machte. 

Die  Verff.  kamen  so  zu  demselben  Ergebniss,  das  Metschni- 
koff  auf  anderem  Wege  erhalten  hatte,  dass  die  Milzbrandkeime  in 
refraktären  Tauben  bis  zu  8  Tagen  virulent  bleiben  können. 

Experimente  an  Hühnern  gaben  erstlich  ein  Resultat,  das  mit 
dem  Pasteur^s  übereinstimmte,  dass  nämlich  diese  Thiere,  wenn 
man  sie  von  dem  Moment  der  Impfung  an  hungern  liess,  nicht  an 
Milzbrand  starben,  obwohl  sie  der  Inanition  lange  genug,  einmal 
z.  B.  18  Tage  widerstanden.  Wurde  den  Hühnern  aber  auch  schon  vor 
der  Inoculation  die  Nahrung  entzogen  (3—7  Tage),  so  erlag  die  Hälfte 
an  Anthrax. 

Analoge  Versuche  an  weissen  Ratten  (mit  den  Eontrollthieren  15) 
fthrten  nie  zu  einem  positiven  Ergebniss.  Die  Ratten  erwiesen  sich 
als  völlig  refraktär. 

Um  dem  Einwände  zu  begegnen,  dass  vielleicht  die  Temperatur- 
emiedrigung,  die  nach  Pasteur  den  Hühnern  Empfänglichkeit  für 
Milzbrand  verleiht,  auch  in  den  Experimenten  der  Verff.  diesen  Erfolg 


]^4  CAreinom. 

hat  haben  könneD,  wurden  regelmässige  Temperaturmessungen  ange« 
stellt,  aus  denen  sich  ergab,  dass  die  Hühner,  auch   nachdem    sie 
7  Tage  gehungert  hatten,  nie  mehr  2^/,^  unter  der  Norm  hatten. 
Nach  Colin  genügt  aber  ein  so  schwaches  Sinken  der  Körperwärme 
nicht,  um  die  Immunität  der  Thiere  aufzuheben.    Was  die  Tauben 
anlangt,  so  schwankte  die  in  einer  Eontrollreihe  beobachtete  Tempe- 
raturerniedrigung nach  einer  Fastenzeit  von  7  Tagen  zwischen  1,8 
bis  2,8^.    Um  dieselbe  auf  einem  anderen  Wege  zu  erzielen,  wurden 
9  Tauben  in  Wasserbäder  gebracht,  deren  Temperatur  auf  32 — 36  ^ 
gehalten  wurde;  so  gelang  es,  die  Körperwärme  um  2 — 3^  herab- 
zusetzen.   Meist  mussten  die  Thiere  künstlich  gefüttert  werden,  weil 
sie  die  Nahrung  verweigerten.    Die  Inoculation  mit  Milzbrand  geschah, 
um  accidentelle  Infektionen  zu  vermeiden,  an  einer  trockenen  Stelle 
zwischen  den  Schulterblättern.    Alle  Tauben  starben  zwischen  dem 
2.  und  7.  Tage,  wie  eine  genaue  Prüfung  zeigte,  in  keinem  Falle  an 
Milzbrand,  sondern  wahrscheinlich  während  der  Nacht  an  Suffokation. 
Zum  Schluss  gestehen  die  Verff.,  dass  sie  nicht  im  Stande  sind, 
die  Frage  zu  beantworten,  auf  welchem  Wege  der  Hungerzustand  die 
Empfänglichkeit  der  Tauben  und  Hühner  für  die  Milzbrandinfektion 
beeinflusst    Der  verschiedene  Effekt  bei  den  3  zum  Versuch  dienenden 
Spezies  scheint  ihnen  dafür  zu  sprechen,  dass  das  Hungern  entweder 
bei  differenten  Thierarten  eine  differente  Wirkung  äussert,  oder  dass 
der  Mechanismus  der  Immunität  ein  verschiedener  ist 

W.  Kruse  (Neapel). 

Elebs,  £.,  lieber  das  Wesen  und  die  Erkennung  derCar- 
cinombildung.  (Deutsche  Medicinische  Wochenschrift.  1890. 
No.  32.) 

K.'s  neue  Untersuchungen  lassen  den  parasitären  Ursprung  des 
Garcinoms  zum  mindesten  sehr  zweifelhaft  erscheinen.  Er  geht  von 
der  Ueberlegung  aus,  dass  bei  Uebertragung  von  menschlichen  Car- 
cinommassen  auf  zu  Carcinom  disponirte  Thiere  ein  eventuell  vor- 
handener Parasit  in  den  Epithelien  des  implantirten  Stückes  einer* 
seits,  in  der  Ernährungsflüssigkeit  des  disponirten  Impfthieres  anderer- 
seits die  günstigsten  Bedingungen  zu  seinem  Fortkommen  finden 
müsse. 

Auf  Grund  dessen  wurden  kleine  keilförmige  Stücke  in  die  Peri- 
tonealhöhle eingeführt,  gegen  die  Milz-  oder  Lebergegend  vorge- 
schoben —  11  Versuche  dieser  Art  — ,  3  Impfungen  unter  die 
Rückenhaut  und  5  Fütterungsversuche  mit  Garcinomstücken ,  die 
letzteren  ohne  allen  Erfolg,  gemacht. 

Die  Thiere  wurden  nach  einem  Zeitraum  zwischen  3  und  188 
Tagen  getödtet;  in  der  Hälfte  der  Versuche  war  das  implantirte 
Stück  noch  vorhanden  resp.  eingewachsen. 

Von  der  nun  erfolgten,  sehr  eingehenden  histiologischen  Unter- 
suchung ist  hier  von  Interesse,  dass  in  dem  Mammacarcinom,  welchem 
das  implantirte  Stück  entnommen  war,  sich  reichliche  hyaline  Ab- 
lagerungen vorfanden,  namentlich  innerhalb  der  wuchernden  Epithel- 
Bchläuche,  welche  sie  stellenweise  in  theils  runden,  mehr  noch  eckigen 
Massen  erfüllten,  auch  in  dem  erst  seit  3  Tagen  in  der  Bauchhöhle 


l 


Cardoom.  —  Ualaria*  15 

der  Hatte  implantirten  Stücke  fanden  sich  dieselben  Bildungen  in 
deo  wachemden  Epithelmassen  vor,  theils  zwischen  den  Zellen  als 
kleine  kugelige  Massen,  theils  innerhalb  derselben,  sie  bildeten  dann 
kisweQen  grosse^  ^orstförmige,  vielleicht  durch  Verschmelzung  hervor- 
gegangene Körper.  Noch  auffallender  war  der  Umstand,  dass  diese 
Bildungen  vielfach  in  Hämatozylin  sich  dunkelblau  färbende,  körnige 
Ihsaen  enthielten,  die  meist  in  einem  Haufen  zusammenlagen. 
Biese  riefen  den  Eindruck  fremder  Körper  —  Parasiten  ?  —  her- 
for,  welche  Annahme  jedoch  bei  genauer  Prüfung  von  K.  als  ganz 
imwahrscheinlich  erklärt  wird.  Es  konnten  keine  besonderen  morpho- 
kgischen  Eigenschaften  an  den  Körpern  wahrgenommen  werden. 

Eine  Weiterentwickelung  derselben  findet  nicht  statt;  viel- 
mdir  verschwinden  sie  spurlos,  wenn  die  Epithelzellen  unter- 
gdien,  was  trotz  der  anfänglichen  Wucherung  der  letzteren  niemals 
auszubleiben  scheint  Auch  ist  schon  im  Anfange  der  epithelialen 
Wucherung  eine  Abnahme  dieser  Körper  zu  konstatiren. 

Aus  diesen  und  anderen  histiologisch  begründeten  Erwägungen 
stellt  K.  den  parasitären  Charakter  der  Hyalinbildungen  in  Abrede, 
welch'  letztere  er  für  den  Carcinomen  eigene  Exsudations-  resp.  Zell- 
produkte  hält. 

In  den  gelungenen  Versuchsfällen  handelt  es  sich  nicht  um  einen 
MdLtions-  sondern  um  einen  Transplantationsvorgang,  es  findet  eine 
^ellQbertragung  und  keine  parasitäre  Einwirkung  statt 

Krön  acher  (München). 

lartln,  L«,    Ueber  die  Krankheitserreger  der  Malaria. 

(Mtoch.  med.  Wochenschr.  1890.  No.  3.) 

Der  durch  seine  Schrift  über  „Malaria  in  den  Tropen^'  bekannte 

^erf.  reiste,  am  die  von  Celli  und  Marchiafava  beschriebenen 

Plasmodien    aus  eigener  Anschauung  kennen   zu  lernen,  nach  Rom 

wid  unterzog  unter  Anleitung  dieser  beiden  Autoren  eine  Reihe  von 

Jhlariakr&nken    im   Spitale   Santo    Spirito    eingehenden    Blutunter- 

SQChangen,  die  ihn,  wie  er  bekennt,  zu  einem  überzeugten  Anhänger 

der  Plasmodien  gemacht    haben.    Er  schildert    genau   die  Technik 

der  Untersuchung  und  die  Bilder,  unter  denen  die  Mikroorganismen 

im  Innern  der  Blutkörperchen  sich  darstellen,  Schilderungen,  auf  die 

4d8  anderweitig  bekannt  hier   nicht   weiter  einzugehen   sein  dürfte. 

Iknch  einen    an    Febris    perniciosa    comatosa    Verstorbenen    konnte 

M.  zusammen    mit    Bignami    seciren    und    sich    in    Schnittprä- 

B raten  aus  dem  Gehirn  von  dem  reichen  Gehalt  der  strotzend  ge- 
llten Kapillaren  an  Parasiten  führenden  rothen  Blutkörperchen 
überzeugen.  Die  Plasmodien  waren  hier  massig  mit  Pigment  erfüllt 
Den  gleichen  Befund  zeigten  Schnitte  durch  die  Magen-  und  Darm- 
^leimhaut  der  an  Febris  perniciosa  cholerica  Verstorbenen. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

« 

lATeran,  De  Texamen    du  sang    au  point  de   vue  de  la 
recherche  de  Th^matozoaire  dupaludisme.  (Lasemaine 
jM.  X.  1890.  No.  53.) 
In  der  Sitzung  der  Soci6t6  des  höpitaux  vom  28.  November  1890 


trug  Verf.  seine  Erfahrangen  über  die  Blutuntersuchang  bei  Malari 
vor.     Man  soll  das  Blut  auf  der  Höbe  der  Fieberanfälle  und  be^ 
Kranken  untersuchen,  welche  seit  einiger  Zeit  kein  Chinin  bekommen 
haben.    Man  entnimmt  das  Blut  vermittelst  eines  Stiches,  der  in  di&r 
sorgfältig  gereinigte  Fingerkuppe  mit  einer  Lancette  gemacht  wird«~ 
Man  fängt  den  Bluttropfen  auf,  auf  einem  Deckgläschen,  welches- 
man  sofort  mit  einem  zweiten  bedeckt.    Das  frische  Blut  untersucht 
man  am  besten  bei  Tageslicht  und  mit  einem  starken  Trockensystem. 
Man  sieht  dann  die  Geissein  am  häufigsten  an  den  Rändern  der  runden 
pigmentirten  freien  Körperchen.    Will  man  ein  Trockenpräparat  unter- 
suchen, so  zieht  man  die  beiden  Deckgläschen  von  einander  ab,  lässt. 
das  Blut  trocknen  und  zieht  die  Gläschen  dreimal  durch  die  Flamme«. 
Man  kann  sie  dann  ungefärbt  untersuchen,  doch  zieht  L.  die  Färbung; ; 
mit  konzentrirter  wässeriger  Lösung  von  Methylenblau  vor,  vor  derea 
Anwendung  er  die  Deckgläschen  mit  Alkohol  und  Aether  zu  gleiche» 
Theilen  abspült.    Hierbei  färben  sich  die  Kerne  der  weissen  Blut- 
körperchen dunkelblau,  die  freien  oder  an  rothen  Blutzellen  haftenden 
rundlichen  Körper  färben  sich  blassblau,  die  im  Wachsen  begriffenen 
Körperchen  färben  sich  kaum.    Auch  für  die  Versuche  der  Trocken« 
Präparate  empfiehlt  L.  Trockensysteme.    Diese  Untersuchungsmethode 
enthält  nichts  Neues.    L.  scheint  die  Loeff  1er 'sehe  Geisseifärbung 
nicht  zu  kennen.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Sacharoff,  N.^  Malaria  an  der  Transkaukasischen  Eisen- 
bahn im  Jahre  1889.    Mikroskopische  Beobachtungen; 
mit   Beilage   von    12   Mikrophotogrammen.     Von    der 
Kaiserlich  kaukasischen  medicinischen  Gesellschaft  gekrönte  Preis- 
schrift.   Tiflis  1890.    [Russisch.] 
Verf.  dieser  Arbeit  hatte  sich  zur  Aufgabe  gestellt,  die  Theorie^ 
von  Golgi,    sowohl  hinsichtlich   der   regelmässigen  Tertiana  und 
Quartana,  als  auch  die  Quotidiana  betreffend,  nachzuprüfen.    Er  über- 
zeugte sich  davon,  dass  zwei  verschiedene  Arten  des  Parasiten  existi- 
ren,  welche  die  3-  und  4-tägigen  Fieber  hervorrufen,  und  dass  die 
von  Golgi  gegebene  Beschreibung  von  deren  morphologischen  Eigen- 
thümlichkeiten  —  richtig  ist. 

Was  den  Zusammenhang  zwischen  den  Entwickelungsstadien 
dieser  Parasiten  und  den  Krankheitssymptomen  betrifft,  so  äussert 
sich  derselbe  dadurch,  dass  die  Tbeilung  des  Parasiten  während  des 
Anfanges  des  Paroxysmus  stattfindet.  Einen  noch  näheren  Zusammen- 
hang gelang  es  Verf.  nicht  zu  finden,  da  während  des  ganzen  Ver- 
laufes der  von  ihm  beschriebenen  Fälle  regelmässiger  tertiärer  und 
quartaner  Fieber  im  Blute  zu  gleicher  Zeit  mit  Parasiten  eines  Alters^ 
eine  unbedeutende  Anzahl  von  Parasiten  ganz  anderer  Entwickelungs- 
perioden  gefunden  wurden,  so  dass  man  Eines  von  Beiden  zulassen 
muss: 

1)  es  können  bei  regelmässigen  tertianen  und  quartanen  Fie- 
bern im  Blute  mehr  als  eine  Generation  der  Parasiten  leben,  oder 

2)  die  Parasiten  anderer  Stadien  sind  Parasiten  derselben  Oe- 
neratioUi  die  nur  in  der  Entwickelung  zurückgeblieben  sind  und  aaf 
den  Krankeitsverlauf  des  Individuums  keinen  Einfiuss  haben. 


Ifalftria.  —  Gelbfieber.  — 'TeUnos.  17 

Sehr  seltGii  beobachtete  Verf,  diese  Arten  von  Parasiten  bei 
qootidianen  Fiebern,  weshalb  sich  die  Theorie  Golgi's  hier  nicht 
anwenden  lässt  Bei  diesen  Fiebern  wurde  vielmehr  im  Blute  eine 
besondere  Parasitenart  gefunden,  welche  sich  von  den  von  Golgi 
beschriebenen  durch  ihre  geringe  Grösse  unterschied,  die  nie  diejenige 
tiiies  rothen  Blutkörperchens  erreichte,  femer  durch  eigenthümliche 
Lagerung  des  Pigmentes  in  Form  eines  Häufchens  oder  durch  voll- 
kommene Abwesenheit  desselben  während  des  ganzen  Verlaufes  der 
Krankh^t.    (Siehe  Photogramm  No.  ö,  1,  2.) 

Zorn  Schluss  beschreibt  Verf.  Fälle,  in  denen  die  im  Anfange 
der  Krankheit  gefundenen  Parasiten  im  weiteren  Verlaufe  derselben 
▼erschwanden,  das  quotidiane  Fieber  aber  fortdauerte  (zuweilen  sehr 
lange,  ein  ganzes  Jahr),  wobei  die  Kranken,  in  einem  Zustande 
schwerer  Anämie,  nicht  selten  starben.  Solche  chronische  Malaria- 
fornien  ohne  Parasiten  schlägt  Verf.  vor,  secundäre  zu  nennen,  in 
der  Voranssetzung,  dass  dieselben  ihr  Zustandekommen  denjenigen 
Veränderungen  innerer  Organe  verdanken,  welche  durch  die  unter 
der  Chininwirkung  verachwundenen  Parasiten  verursacht  sind. 

Bei  diesen  chronischen  Malarien  bleibt  Chinin  wirkungslos. 

Reich  (Tiflis). 

San  Martin,  J.,  Investigaciones  espectroscöpicas  sobre 
la  sangre,  bilis  j  orina  en  la  fiebre  amarilla.  (Crönica 
m6dico-quirürgica  de  la  flabana.  1890.  Februar.) 

Verf.  hat  eine  ganze  Reihe  von  spektroskopischen  Untersuchungen 
des  Blutes,  der  Galle  und  des  Harns  von  an  Gelbfieber  Erkrankten 
oder  Gestorbenen  ausgeführt,  ist  aber  nur  in  Bezug  auf  die  Galle 
zu  einem  abschliessenden  Ergebniss  gekommen,  während  er  die  Er- 
forschung der  beiden  anderen  Flüssigkeiten  fortsetzen  zu  müssen 
glaubt,  um  eine  endgültige  Schlussfolgerung  machen  zu  können.  In 
der  Galle  hat  er  beständig  Oxyhämosphärin  gefunden  und  glaubt 
nun,  dass  diese  Thatsache  dazu  beitragen  wird,  die  Frage  nach  dem 
ausschliesslich  hepatogenen  oder  hämatogenen  oder  etwa  kombinirten 
Ursprung  des  Gelbfiebers  zu  entscheiden. 

Sentinon  (Barcelona). 

Pcyrand,  Etiolögie  dut^tanos;  sa  vaccination  chimique 
par  la  strychnine.  (La  semaine  m6d.  X.  1890.  No.  44.) 
Verf.  nahm  eine  Reihe  von  Impfungen  mit  Stoffen  vor,  die  man 
als  Träger  der  Infektion  mit  Tetanus  kennt:  mit  Pferdemist  erhielt 
er  nur  negative  Resultate;  mit  Heustaub  gelang  es  ihm,  50 ^/o  der  ge- 
impften Kaninchen  tetanisch  zu  machen;  mit  nicht  kultivirter  Erde 
von  einem  Weinberge  erhielt  er  in  ^1^  der  Fälle  positive  Ergebnisse. 
Nocard,  dem  dieselbe  Erde  zugesandt  war,  gelang  dies  allerdings 
unter  18  Kaninchen  nur  2  mal. 

Des  weiteren  hat  P.  den  Nachweis  versucht,  dass  es  möglich 
sei,  durch  Impfung  Kaninchen  gegen  Tetanus  immun  zu  machen. 
Er  ist  der  Ansicht,  dass  dies  durch  Gewöhnung  an  ein  Gift  geschieht, 
welches  selbst  dem  Tetanus  ähnliche  Wirkungen  hat,  nämlich  das 
Strychnin.    Er  bringt  an  5  bis  6  Tagen  den  Versuchsthieren  eine 


j[3  teUiiiis. 

nach  dem  Alter  derselben  wechselnde  StrychniDmenge  unter  die  Haut 
und  impft  sie  dann  mit  Gaben  des  Tetanusrirus,  die  gross  genuer 
sind,  um  alle  nicht  so  vorbereiteten  Thiere  zu  tödten.  4  Kontroll- 
thiere  starben  sämmtlich,  yon  10  geimpften  Kaninchen  aber  nur  3 
am  5.  bis  7.  Tage  an  Tetanus.  Zur  Erklärung  des  Todes  der  drei 
letzteren  fQhrt  P.  an,  er  habe  noch  am  Tage  nach  der  Impfung  ihnen 
^/s  mg  Strychnin  unter  die  Haut  gespritzt,  wodurch  die  Wirkaog* 
des  Tetanusgiftes  gesteigert,  statt  verringert  worden  w&re. 

In  einer  zweiten  Versuchsreihe  starben  14  KontroUthiere  sämmt- 
lich,  von  den  schutzgeimpften  7  dagegen  nur  3.  Aus  diesen  That- 
sachen  schliesst  P.  aiä  die  Wirksamkeit  seines  Verfahrens. 

Nocard,  der  P.'s  Versuche  nicht  mit  der  Weinbergserde,  son- 
dern mit  Reinkulturen  des  Tetanusbacillus  wiederholte,  sah  die  mit 
Strychnin  behandelten  Thiere  sämmtlich  in  derselben  Zeit  —  in  3 
bis  5  Tagen  —  zu  Grunde  gehen,  wie  die  nicht  unter  Strychnin- 
Wirkung  gesetzten.    (Acad^mie  de  m^d.  S^nce  du  7.  Octobre  1890.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Capitan,  Du  bacille  du  t^tanos.  (La  semaine  m6d.  X.  1890. 
No.  46.) 
Verf.  versetzte  Bouillon  mit  dem  Speichel  eines  mit  Heu  und 
Mohrrüben  gefütterten  Kaninchens  und  injizirte  2  Tage  darauf  1  ccm 
dieser  Bouillon  demselben  Kaninchen  in  die  Ohrvene.  3  Tage  später 
erkrankte  das  Thier  mit  (llonvulsionen,  bekam  am  5.  Tage  Opisthoto- 
nus und  ging  24  Stunden  darauf  zu  Grunde.  Kulturen  machte  G.  nicht 
mit  den  Organen  des  Thieres,  ist  jedoch  überzeugt,  dass  die  Tetanus- 
bacillen,  unter  deren  Einwirkung  das  Kaninchen  augenscheinlich  zu 
Grunde  gegangen  war,  an  der  Nahrung  gesessen  hatten,  deren 
Aufnahme  in  den  Darmkanal  dem  Thiere  nicht  geschadet  hatte. 
(Soci^t^  de  biologie.  S^nce  du  18.  Octobre  1890.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Sanchez  Toledo  et  Teillon,   De  la  pr^sence  du  bacille  du 
t^tanos  dans  les  excr^ments  du  cheval  et  du  boeuf  a 
r^tat  sain.    (La  semaine  m6d.  X.  1890.  No.  45.) 
Der  Tetanusbacillus  ist  bekanntlich  ausser  in  der  Gartenerde 
noch  in   anderen  Substanzen  gefunden  worden,  so  von  Riet  seh 
im   Heustaub,    von   Sormani  in  den  Exkrementen    verschiedener 
Thiere,  von  Ghicoli  Nicola  in  den  Exkrementen  von  Pferden. 
Verfif.   machten  unter  Leitung  von  Straus  ähnliche  Versuche,  bei 
denen  sie  übereinstimmend  mit  Sormani  fanden,  dass  mit  Tetanus- 
kulturen gefütterte  Ratten,  Mäuse,  Meerschweinchen,  Kaninchen  Ex- 
kremente entleerten,  mit  denen  man  Tetanus  erzeugen  konnte,  wäh- 
rend sie  selbst  gesund  blieben.    Auf  Grund  dieser  Versuche  gingen 
sie  dazu  über,   die  Exkremente  gesunder  Thiere  auf  Tetanusbacillen 
zu  untersuchen,  und   zwar  bei  Pferden   und  Rindern.     Sie  fingen 
Pferdeäpfel    im    Augenblicke   der   Entleerung   in    sterilisirten  6e- 
fässen   auf.     Von   diesen   Aepfeln   brachten  sie    eine   ziemlich  be- 
trächtliche, etwa  nussgrosse  Quantität  in  eine  Hauttasche  am  RQcken 
yon  Kaninchen.    (Sie  wählten  Kaninchen,  weil  die  für  Tetanus  ebenso 


Tateaas.  19 

empfiüiglicheii  Mäuse  und  Meerschweinchen  zu  empfänglich  sind  für 
malignes  Oedem,  dessen  Sporen  im  Staube  so  sehr  verbreitet  sind 
md  daher  in  der  Begel  an  dieser  Krankheit  zu  Grunde  gehen,  bevor 
der  Tetanus  sich  entwickeln  kann.)  Von  den  auf  diese  Weise  ge- 
impften Kaninchen  starben  die  einen  in  2 — 3  Tagen  an  Septikämie, 
die  andern,  die  Migorität,  in  5—6  Tagen  an  deutlich  ausgesproche- 
nem Wundstarrkrampf;  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  fand 
ach  im  Eiter  and  Gewebssaft  der  Impfwunde  neben  andern  Mikro- 
aiganismeii  der  Nicolai  er 'sehe  Tetanusbacillus.  Durch  Ueber- 
impfang  von  Eiter  aus  der  Wunde  der  Kaninchen  auf  Mäuse,  weisse 
^Mea  und  Meerschweinchen  konnten  die  Yerff.  typischen  Tetanus 
llbertragen.  Es  gelang  ihnen,  auch  aus  dem  Eiter  und  dem  Gewebs- 
saft der  Kaninchen  den  Tetanusbacillus  in  Beinkultur  zu  gewinnen. 
Bei  8  Impfungen  von  Kaninchen  mit  dem  Koth  von  6  Pferden  be- 
kamen sie  4  mal  Tetanus.  Zwei  mit  dem  Mist  einer  Kuh  geimpfte 
Kaninchen  gingen  gleichfalls  an  Tetanus  zu  Grunde. 

Verneuil  hat  bekanntlich  behauptet,  dass  der  Tetanus  beson- 
der b&nfig  nach  Verwundungen  von  Leuten  auftritt,  welche  mit  Pfer- 
den zu  thun  haben.  Diese  Thatsache  findet  durch  die  Versuche  der 
VerfL  ihre  Erklärung.  Rinder  und  Pferde  nehmen  mit  ihrem  Futter 
(Heu,  Laub,  Gräser)  und  mit  dem  auf  demselben  haftenden  Staube 
Tetannssporen  in  sich  aitf,  ohne  selbst  zu  erkranken,  und  geben  die- 
sdbeo  in  virulentem  Zustande  in  ihrem  Kothe  eingeschlossen  an  die 
Aossenwelt  wieder  ab,  wo  sie  dann  den  mit  diesen  Thieren  verkeh- 
renden Menschen  verderblich  werden  können.  —  (Soci6t6  de  biologie. 
S^anoe  du  11.  November  1890.)  —       M.  Kirchner  (Hannover). 

Pia,  B.  F.,  Naturaleza  infecciosa  del  t6tanos.    (Grönica 
mMico-quirürgica  de  la  Habana.    1890.    April.) 
Verf.  hat  8  Fälle  von  Wundstarrkrampf  bakteriologisch  mittelst 
Eoltar-  und  Impfnngsversuchen  studirt  und  obschon  es  ihm  in  keinem 
FaDe  gelungen  ist,  den  Nicolai  er 'sehen  Badllus  zu  erhalten,  hat 
er  sich  doch  von  der  infektiösen  Natur  des  Tetanus  überzeugt,  be*- 
sondere  in  seinem  5.  Falle,  indem  er  durch  Trepanation  Kaninchen  und 
Meerechweinchen  verlängertes  Mark  eines  2  Stunden  vorher  an  Tetanus 
Nmtorbenen  24-jährigen  Hafenarbeiters  beibrachte.    Die  Thiere  star- 
ben unter  deutlichen  Tetanussymptomen  nach  18—25  Tagen   und 
wurde  deren  verlängertes  Mark  zu  neuen  Impfungen  benutzt,  wobei 
die  Thiere  nach  5—7  Tagen  an  denselben  Erscheinungen  zu  Grunde 
giiigen.    Auch  deren  verlängertes  Mark  erwies  sich  als  infektiös,  da 
es  nach  7  Tagen  den  Tod  unter  Trismus  und  Zuckungen  des  Hinter- 
^rtels  hervorbrachte.     Als  Beispiel  der  Anstecknngsfähigkeit  des 
^tairkrampfes  fahrt  Verf.  einen  ihm  von  Dr.  Fors  mitgetheilten 
md  eine  Nichte  desselben,  Tochter  eines  Arztes,  betreffenden  Fall  an. 
Dieaes  Kind  wird  am  17.  April  1888  gesund  geboren,  am  10.  Juni 
von  Dr.  Laguardia  geimpft  und  am  folgenden  Tage  von  den  El- 
tern mit  aufs  Land  genommen,  wo  es  in  demselben  Zimmer  und  auf 
deiselben  Stelle  sein  Bettchen  aufgestellt  bekommt,  wo  5  Monate 
mher  ein  tetanuskrankes  Kind  gelegen  hatte;  während  dieser  Zeit 
war  die  Wohnung  ohne  alle  Lüftung  verschlossen  geblieben.    Am  1 . 

2» 


20  Blennorrhoe«  neonatorum.  —  Echinococcus  der  Leber. 

Juli,  WO  noch  der  Schorf  auf  2  Impfpusteln  haftete,  merkte  die  Mut- 
ter, dass  das  Kind  die  Brust  nicht  ordentlich  zu  nehmen  vermag, 
der  Vater  stellt  einen  leichten  Trismus  fest,  und  da  ihm  dabei  das 
vorher  Passirte  einfällt,  leitet  er  sogleich  eine  energische  BehandluDS 
ein,  die  jedoch  nicht  verhinderte,  dass  das  Kind  am  5.  Juli  unter 
exquisiten  Starrkrampferscheinungen  zu  Grunde  geht. 

Sentinon  (Barcelona). 

Seliiiildt-Bimpler,  Bemerkungen  zur  Aetiologie  und 
Therapie  der  Blennorrhoea  neonatorum.  (Dtsch.  med. 
Wochenschr.  1890.  No.  31.) 

Verf.  bekämpft  die  vielfach  vertretene  Ansicht,  dass  jede  Blen- 
norrhoea neonatorum  durch  Gonokokkeninfektion  veranlasst  sei, 
und  dass  gerade  die  Tripperbakterien  die  Bösartigkeit  der  Krank* 
heit  bedingten.  Wie  es  bereits  durch  Bock  hart  erwiesen  sei, 
dass  auch  andere  Mikroorganismen  als  Gonokokken  heftige  eitrige 
Harnröhrenkatarrhe  hervorbringen  können,  so  kann  beim  neuge- 
borenen Kinde ,  dessen  Lidbindehaut  besonders  empfindlich  gegen 
Beize  ist,  ein  der  Blennorrhoe  vollkommen  gleichender  heftiger 
eitriger  Konjunktivalkatarrh  ohne  Gonokokken  zu  Stande  kommen. 
Verf.  hat  mehrere  derartige  Fälle  gesehen,  und  beschreibt  einen  der- 
selben ausführlich.  Eine  andere  Krankenbeobachtung  führt  er 
zum  Beweise  dafür  an,  dass  Blennorrhöen,  welche  unzweifelhaft  die 
Folge  von  Tripperinfektion  sind,  sehr  milde  verlaufen  können. 

Bezüglich  der  Therapie  macht  Schmidt-Rimpler  keinen 
Unterschied,  ob  Tripperinfektion  vorliegt,  oder  nicht.  In  allen  Fäl- 
len empfiehlt  er  prophylaktische  Einträufelungen  von  Chlorwasser 
in  das  Auge  der  Neugeborenen.  Dasselbe  Mittel  wendet  er  auch 
im  ersten  Stadium  der  ausgebildeten  Blennorrhoe,  so  lange  die  Lider 
steif  sind,  die  Sekretion  gering  und  die  Schleimhaut  noch  nicht 
weich  ist,  in  Verbindung  mit  eiskalten  Borsäure-Umschlägen  an; 
erst  später  bei  zunehmender  Sekretion  pinselt  er  Imal  täglich  die 
Schleimhaut  mit  2  ^/o  Höllensteinlösung ,  die  er  gleich  darauf  mit 
Kochsalz  neutralisirt.  Nur  bei  sehr  profuser  Sekretion  und  im 
weiteren  Verlaufe  der  Krankheit  bedient  er  sich  des  gemilderten 
oder  reinen  Höllensteinstiftes.  Kubier  (Oldenburg). 


Vlerordt,  Hermann,  Der  multilokulare  Echinococcus  der 
Leber.    (Berliner  Klinik.    Heft  28.    1890.    16  S.) 

Der  kleine  Aufsatz  behandelt  das  Wissens  wer  theste  über  den 
schon  durch  seine  eigenthümliche  geographische  Verbreitung  merk- 
würdigen Parasiten,  namentlich  auch  nach  der  klinischen  Seite  hin. 
Die  in  demselben  mitgetheilte  Statistik  ist  durch  3  neue  (bayerische) 
Fälle  zu  vermehren  (2  w.,  1  m.),  beschrieben:  a)  in  einer  Erlanger 
Dissertation  von  M.  Löwenstein  „über  die  ulcerirende  multilocu- 
läre  Echinokokkengeschwulst^^  1889,  b)  in  einer  ganz  kürzlich  er- 
schienenen Münchener  Dissertation  von  W  e  i  n  d  e  1 ,  „Fall  von  Embolie 
des  Gehirns  und  Bückenmarks  in  Folge  von  Thrombose  der  Vena 


Echinococcus  der  Leber.  —  Heterodera  Schachtii  und  radicicoU.  21 

a8cend6iiB^\  In  diesem  Fall  hatte  bei  einer  4&-jährigen  Aus- 
geherin  eine  durch  AWeelarechinococcus  hervorgerufene  Vergrösserung 
des  rediten  Leberlappens  mittelst  Druckwirkung  die  Thrombose  ver- 


Yon  den  bis  jetzt  beobachteten  Fällen  haben  die  übergrosse 
Mehrzahl  (reichlich  */g)  geliefert  Bayern,  die  Schweiz  und  Württem- 
berg, Dämlich  42,  21,20 ;  es  folgen  Oesterreich  mit  7,  Russland  mit  4, 
Prenssen  mit  2  (1  aus  HohenzoIIern),  Baden  1,  Vereinigte  Staaten  1 
[osd  1  Fall  aus  der  Sommer  ring 'sehen  Sammlung  von  unbekannter 
fierkunft  —  München?  Frankfurt  a.  M.??].  Trotzdem  in  letzter  Zeit 
mehr  weibliche  Fälle  beobachtet  wurden,  überwiegen  bis  jetzt  in  der 
Gesammtstatistik  immer  noch  die  Männer:  40  gegen  35  Weiber.  Im 
„Centralblatt  für  Bakteriologie".  Bd.  I.  p.  185  hat  sich  bei  der  Be- 
sprechung der  Monographie  des  Ref.  „Abhandlung  über  den  multilo- 
colären  Echinococcus"  (1886)  irrthümlich  eine  gegentheilige,  sogar 
für  die  Identität  beider  Echinococcusformen  (cystös  und  multiloculär) 
direkt  verwerthete  Angabe  eingeschlichen.  Vor  4  Jahren  war  das 
Verhaltniss  männlich :  weiblich  =  36:24.  Autorreferat. 


Yoigt,  Infektionsversuche  zur.  Unterscheidung  von 
Heterodera  radicicola  Greeff  u.  H.  Schachtii  Schm. 
(Sitzgsb.  der  Niederrhein,  Ges.  zu  Bonn.  1890.  pg.  66—74.) 

Es   kam    dem  Autor    darauf  an,  durch  Infektionsversuche  zu 
entscheiden,  ob  die  Heterodera  radicicola,  welche  in  Gallen 
an   den  Wurzeln   von  Kultur-  und  Wildpflanzen  lebt,  identisch  ist 
mit  dem  bekannten  Rübennematoden,  was  Strubell  und  Ritze- 
ma  Eos  vermuthet  hatten.     Der  Letztere  hatte  nämlich  gezeigt, 
dass  eine  Anzahl  als  verschieden  beschriebener  Tylenchus- Arten, 
die  in    oberirdischen    Theilen    verschiedener    Pflanzen    schmarotzen 
und   hier  verschiedene  Krankheiten  erregen,  doch  nur  eine 
einzige  Art  bilden.    Nun  ruft  H  radicicola  Gallenbildung  her- 
vor, H.  Schachtii  nur  ganz  ausnahmsweise.    Der  Autor  infizirte 
daher    verschiedene  Pflanzen,   von  denen  es  bekannt  ist,  dass  sie 
H.  Schachtii  beherbergen  können,  mit  H.  radicicola  und  er- 
hielt konstant  Gallenbildungen;   die  gleichen  Pflanzen  wurden  dann 
mit  H.  Schachtii  infizirt,  doch  entstand  nicht  die  geringste  Gal- 
lenbUdung  —  demnach  hängt  letztere  nicht  von  einer  Verschieden- 
heit in  der  Reizbarkeit  der  pflanzlichen  Gewebe  ab,  sondern  allein 
von  der  Natur  des  Parasiten.    Ein  genauer  Vergleich  der  beiden 
Formen  Hess  auch  eine  Reihe  von  Verschiedenheiten  auffinden,  wor- 
über folgende  Tabelle  gegeben  wird. 


22 


Heterodera  Sehaohtii  und  radioicola.  —  Onchocotyle. 


Heterodera  Sohaohtii 
Sohm. 

Erzeugt  keine  Gallen. 


Heterodera  radicioola 
Greeff. 

Erzeugt  Gallen. 


Weibchen. 


Aussen  an  den  Wurzeln  sitzend, 
mit  einem  Eiersaok,  der  nur  we- 
nige, häufig  gar  keine  Eier  ent- 
hält 

Länge  0,  8—1,3  mm. 
Dicke  0,5 — 0,9  mm. 

GitronenfÖrmig;  die  Anschwel- 
lung des  Körpers  beginnt  ziemlich 
unvermittelt  in  der  Höhe  des 
Schlundbulbus. 


Yen  einer  runzelig-schuppigen 
(sogen,  subkrystallinischen)  Schicht 
umgeben. 

Gutioula  der  angeschwollenen 
Begion  des  Körpers  mit  granulir- 
ter  Oberfläche,  ohne  deutliche 
Querringelung. 

Männchen. 


GewöhnUch  von  einer  dünneren 
oder  dickeren  Schicht  der  Wur- 
zelrinde und  immer  am  Hinter- 
ende  von  dem  viele  oder  alle  Eier 
enthaltenden  Eiersaok  bedeckt. 

Länge  0,6—0,85  mm. 
Dicke  0,8 — 0,5  mm. 

BimfÖrmig ;  die  Anschwellung^ 
des  Körpers  beginnt  erst  in  der 
zwei-  bis  vierfachen  Entfernung 
des  Schlundbulbus  vom  Vorder- 
ende,  der  halsartige  Yordertheil 
geht  mehr  allmählich  in  den  an- 
geschwollenen Körper  über. 

Nackt,  fettig  glänzend. 


Gutioula  mit  ziemlich  deutlicher 
feiner  Querringelung. 


Länge  0,8 — 1  mm. 
Dicke  0,03  mm. 


Länge  1 — 2  mm. 
Dicke  0,03—0,05  mm. 


Larve  des  Männchens. 


Ohne     deutlich     abgesetztes 
Schwanzende. 


Mit  deutlich  vom  Körper  ab- 
gesetztem, zugespitztem  Schwanz- 
ende. 

M.  BrauD  (Rostock). 


SatnlrBemy,  G.,  Sur  une  esp^ce  nouvelle  de  Polystomien 

du   genre  Onchocotyle  Dies.     (Bev.  biol.  du  Nord  de  la 

France.    Ann.  III.  No.  2.  nov.  Lille  1890.  pag.  41—43.) 

Das  Genus  Onchocotyle  beschränkt  sich  in  seinem  Vorkommen 

auf  Haie  und  Rochen,  deren  Kiemen  vier  Arten  bewohnen ;  der  Autor 

beschreibt  als  O.  Prenai^ti  n.  sp.  eine  neue  Art  von  den  Kiemen 

von  Raja  oxyrhynchus,  die  er  im  Juli  und  August  d.  J.  in 

Roseoff  beobachtet  hat.  M.  Braun  (Rostock). 

Kirchner,  O«,  Die  Krankheiten  und  Beschädigungen 
unserer  land  wir  th  Schaft  liehen  Kulturpflanzen.  Eine 
Anleitung  zu  ihrer  Erkennung  und  Bekämpfung. 
Für  Landwirthe,  Gärtner  etc.  8^  X,  637  p.   Stuttgart  (ülmer)  1890. 


^fluiz«nkraiikheitoii.  23 

t)ie  umfangreiche  Arbeit  besitzt  nicht  bur  fiir  die  Fragen  des 
praktischen  Betriebes  des  Landwirths,  des  Försters,  des  Gärtners  hohe 
ßedeatang,  sondern  wird  auch  von  Botanikern  und  Zoologen  mit 
warmer  Aiierkeniiung  aafgenommen  werden.  Für  die  Erkennung  und 
Bek&mpfEing  der  Parasiten  unserer  Kulturpflanzen  ist  das  Buch  ein 
ausgezeichnetes  HQlfsmittel.  Es  soll  nicht  die  ausführlichen  Hand- 
oDd  Lehrbücher  über  Pflanzenkrankheiten  ersetzen,  sondern  vielmehr 
fir  den  Gebrauch  derselben  als  Vorbereitang  dienen.  Auf  das  vor- 
theilhafteste  ist  es  dorch  die  ganz  eigenartige  Anordnung  des  Stoffes 
ansgezeichnet.  Die  zweckmässige  Gruppirung  desselben  sowie  die 
grosse  Vollständigkeit,  mit  der  alle  bisher  beobachteten  Parasiten, 
Krankheiten  and  Beschädigungen  berücksichtigt  werden,  gestaltet  das 
Bach  zu  einem  Nachschlagewerk  von  grösster  Brauchbarkeit.  Ein 
weiterer,  nicht  zu  unterschätzender  Vorzug  ist  die  gleichmässige  Be- 
arbeitang  sowohl  der  schädlichen  Pflanzen  wie  Thiere,  so  dass 
hier  m  einem  Werke  die  Arbeit  des  Botanikers  mit  der  des  Zoologen 
ZOT  Losung  einer  sie  beide  angehenden  Aufgabe  glücklich  vereinigt  ist. 
Das  Buch  zeifUlt  in  zwei  Haupttheile.  Der  erste:  „Die  land- 
wirthschafUichen  Kulturpflanzen  mit  ihren  Krankheiten  und  Beschädi- 
gungen'^ enthält  die  in  Nord-  und  Mittel-Europa  feldmässig  angebau- 
ten Kalturgewächse  und  zerfällt  in  die  Kapitel:  Getreide,  Hülsen- 
früchte, Futtergräser,  Futterkränter,  Wurzelgewächse,  Handelsgewächse 
(T&bak,  Hopfen,  Gichorie  u.  s.  w.),  Gemüse  und  Küchenpflanzen, 
Obstbäume,  Beerenobst  —  Gewächse,  Weinstock.  Man  findet  in  ihm 
die  Anleitung,  durch  die  an  einer  erkrankten  Pflanze  beobachteten 
Merkmale  das  Wesen  der  Krankheit,  deren  Namen,  ihre  Ursachen 
and  die  Mittel  zur  Bdcämpfong  aufzufinden.  Die  Diagnosen  sind 
scharf  and  kurz  und  mit  grosser  Sorgfalt  aufgestellt. 

Wünscht  man  eine  nähere  Beschreibung  eines  Parasiten  oder 
sacht  man  Belehrung  über  seine  Lebensweise,  so  findet  man  beides 
im  zweiten  Theile  des  Buches,  welcher  eine  systematische  Beschrei- 
bong  derjenigen  Pflanzen  und  Thiere  enthält,  welche  die  im  ersten 
Thcd  beschriebenen  Krankheiten  verursachen. 

Der  Zusammenhang  und  die  leichte  Benutzung  beider  Theile  ist 
dadurch  hergestellt,  dass  im  ersten  Theil  hinter  dem  Namen  des 
Schädlings  eine  Zahl  auf  die  Stelle  verweist,  an  der  im  zweiten  Ab- 
achnitt  die  ausführliche  Beschreibung  gegeben  ist.  Der  Ausarbeitung 
d«  Baches  sind  die  besten  grösseren  Werke  zu  Grunde  gelegt;  vieles 
worde  aus  Spezialabhandlungen  zusammengetragen,  das  Meiste  aber 
«orgjEÜtig  selbständig  nachuntersucht.  Den  Schluss  des  Buches  bildet 
dn  ausführliches,  allgemeines  alphabetisches  Register  sowie  ein 
Verzeichniss  der  im  Texte  erklärten  Kunstausdrücke.  Vorange- 
schickt sind  auf  vier  Seiten  Vorbemerkungen  über  den  Gebrauch  des 
Ganzen. 

Das  Werk  erfüllt  seinen  Zweck  trefflich  und  kann  aufs  Wärmste 
empfohlen  werden.  MaxScholtz  (Breslau). 


24  UntorsuchangsinsthodeD,  Instramente  «tc. 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Despeignes ,  Y.,  Nouveau  r^gulateur  pour  6tuve 
chauff^e  au  p6trole.  (La  Province  m6d.  V.  1890.  No.  23. 
p.  270.) 

Dieser  Regulator  besteht  aus  einer  Uröhre,  deren  kurzer,    am 
Ende  zugeschmolzener  Schenkel  etwas  ausgebaucht  ist  und  mit  dem 
langen  offenen  Schenkel   mittelst  einer  engeren  Rohre  kommunizirt. 
Die  UrÖhre   ist  mit   dem  eigentlichen  Regulator  verbunden,  dessen 
Haupttheil  ein  Gummicylinder  bildet,  welcher  von  2  Metallscheiben 
verschlossen  wird.    Durch  die  eine  der  Scheiben  mündet  eine  Röhre 
in  das  Innere  des  Gylinders,  während   an   der  anderen  nicht  durch- 
bohrten Scheibe  eine  Zahnstange  aus  Metall  befestigt  ist,  die  in  ein 
Zahnrad  eingreift.    Dieses  trägt  auf  seiner  vertikalen  Axe  die  hori- 
zontal  gestellte    Extinktionsscheibe.     In    den   langen   Schenkel    der 
UrÖhre  wird  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  Quecksilber  gebracht,  hier- 
auf in  den  kurzen  Schenkel  etwa  1  ccm  Aethyläther  eingeführt  und 
der  noch  leere  Theil  des  langen  Schenkels,  das  Rohr,  welches  diesen 
mit  dem  in  den  Gylinderraum  führenden  Rohre  verbindet,  sowie  der 
Gummicylinder  selbst  vollständig  mit  Wasser  angefüllt    Die  Uröhre 
wird  in  den  Brütofen  oder  zwischen  die  Doppelwände  in  den  Wasser- 
raum eingestellt,  derart,  dass  der  lange  Schenkel  durch  eine  der,  für 
die   Thermometer  angebrachten  Oeffnungen   ins  Freie  geführt  wird. 
Zum  Erhitzen   dient   eine  Petroleumlampe  mit  Flachbrenner,  deren 
Docht  mittelst  Zahnstange  leicht  beweglich  sein  muss.    Der  Regu- 
lator wird  so  aufgestellt,  dass  sich  die  Extinktionsscheibe  1 — 2  mm 
oberhalb  des  Dochtes  befindet. 

Tritt  eine  Temperaturerhöhung  im  Brütofen  ein,  so  wird  bei 
einer  gewissen  Spannung  der  Aetherdämpfe  der  Druck  auf  die  Queck- 
silber- und  Wassersäule  bezw.  auf  den  Gummicylinder  übertragen, 
welcher  seinerseits  mittelst  der  Zahnstange  und  dem  Zahnrade  die 
Extinktionsscheibe  in  Bewegung  setzt  Letztere  wird  durch  einen 
am  Lampenbrenner  angebrachten  Stift  daran  gehindert,  die  Lampe 
völlig  auszulöschen.  Die  Extinktionsscheibe  ist  an  ihrer  Axe  mittelst 
Stellschraube  verstellbar,  so  dass  es  durch  zwei  Versuchsreihen 
leicht  gelingt,  die  Regulirung  für  eine  gegebene  Temperatur  in  der- 
selben Zeit  wie  bei  Gasregulatoren  vorzunehmen. 

Das  Petroleumniveau  im  Lampenkörper  soll  sich  nicht  wesent- 
lich ändern,  weshalb  letzterer  mit  einem  grösseren  Vorrathsgdisse 
verbunden  wird. 

Die  Empfindlichkeit,  Genauigkeit  und  konstante  Funktionirung 
des  Apparates,  dann  die  Billigkeit  des  Heizmateriales  und  die  ver- 
ringerte Explosionsgefahr  gegenüber  Gas  werden  besonders  hervor- 
gehoben. Kr  dl  (Prag). 


SehatEfaBpftiDg,  Uttstl.  InfektionskrankheiteOf  Bntwiekeliiiigsliemmang  etc.        2& 


Schiitzimpftang,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lagshemmung  und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 


Neuere  Arbeiten  über  Immanisirnngs-  bezw. 

Heihmgsversache  bei  Thieren  gegenüber  der  Infektion 

mit  Milzbrand-,  Tetanus-  und  Diphtherie-Bacillen. 

Ref.  Prof.  Loeffler« 

Id  den  MittheilaDgen  der  medicinischen  Fakultät  d.  Kaiserl.  Japan. 
Univerait&t  Tokio  ist  vor  einigen  Monaten  eine  au9  dem  hygienischen 
InBtitate  in  Tokio  stammende  Arbeit  des  Prof.  M.  Ogata  und  stud. 
med.  Jasuhara  erschienen,  welche  ein  besonderes  Interesse  in  An- 
sprach nimmt  Sie  ist  betitelt:  lieber  die  Einflüsse  einiger 
Thierblutarten  auf  Milzbrandbacillen. 

Die  Verff.  gehen  von  der  bekannten  Thatsache  aus,  dass  gewisse 
Tbierarten  eine  angeborene  Immunität  gegenüber  dem  Milzbrandvirus 
besitzen.  Die  Theorieen  zur  Erklärung  dieser  Wirkung  des  immunen 
Thierkörpers  schienen  nicht  ausreichend.  Sie  suchten  deshalb  experi- 
menteU  die  Frage  zu  studiren. 

Der  Frosch  ist  milzbrandimmun.  In  einer  Froschbouillon  wuch- 
sen die  Milzbrandbacillen  (die  Verff.  hatten  nur  den  sog.  Mäusemilz- 
brand zur  Verfügung,  d.  h.  Bacillen,  welche  wohl  Mäuse,  nicht  aber 
Meerschweinchen  und  Kaninchen  tödteten),  ohne  in  ihrer  Virulenz 
gegenüber  der  Maus  beeinträchtigt  zu  werden.  Da  die  immunisirende 
Wirkung  des  Froschkörpers  durch  Siedehitze  zerstört  wird,  so  nah- 
men die  Verff.  Froschblut  als  Nährsubstrat  Die  2  bis  3  Tage 
darin  gewachsenen  Bacillen  verimpften  sie  auf  Mäuse.  Diese  wurden 
etwas  krank,  starben  aber  nicht,  während  die  Kontrollmäuse,  welche 
aus  Gelatinekulturen  geimpft  waren,  zu  Grunde  gingen.  26  Mäuse 
mit  Froschblutkultur  geimpft,  starben  nicht,  13  Kontrollmäuse  aus 
Gelatinekultur  starben  prompt.  Von  den  26  Mäusen  impften  sie  lO 
nach  einigen  Wochen  mit  Kartoffelkulturen.  Sie  starben  alle  —  aber 
erst  nach  3—6  Tagen,  wfliirend  die  Kontrollthiere  nach  2  Tagen 
starben.    Sie  waren  demnach  etwas  widerstandsfähiger  geworden. 

Die  Verff.  haben  dann  weiter  in  Froschblutserum  und  auf  Frosch- 
blutknchen  Milzbrandbacillen  kultivirt  und  mit  den  Kulturen  Mäuse 
geimpft.  Alle  Thiere,  welche  mit  den  Kulturen  geimpft  wurden,  blieben 
am  Leben  bis  airf  eine,  welche  mit  Blutkuchenkultur  geimpft  war. 

Sie  haben  dann  weiter  Kulturen  in  Blut,  Blutserum  und  Blut- 
kachen  von  weissen  Ratten  und  Hunden  (milzbrandimmun)^ 
sowie  von  Kaninchen  (nicht  immun)  angestellt  und  mit  denselben 
Mäuse  geimpft.  Die  Kulturen  in  den  Substraten  aus  den  immunen 
Thieren  tödteten  die  Mäuse  nicht,  wohl  aber  die  Kulturen  in  dem 
Kaninchenblut 


^        Sohntzimpfang,  kflnstl.  InfektioDskrankheiton,  Entwickelongshemmang  etc. 


^1 

11 

Datum  der 

Milzbrand- 

impfuDg 

Versnchs- 
tbiere 

Menge  des 

i^jizirten 

Blutes 

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Blutinjektion 

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thiere 

Ausgang  der 

Kontroll- 

thiere 

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Milzbrand- 

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Milzbrand 

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11 

91 

rMmtrimpfimg,  künstL  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmung  eto.        27 


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II      II      II 

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II      II      II 

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1 

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0,5   „  Hunds- 
blntserum 
(inject.) 

II         11     II 

Gesund 

II      11      II 

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1 

1 

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0,5    „  Hunds- 
blutserum 
1    Stunde 
auf  45<»C 
erwärmt 

II         II     II 

Tod  durch 
Milabrand(^o/,) 

11      11      11 

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II    1»    II    (ll) 

11      »1      II 

9 

Nanmehr  gingen  sie  dazu  über,  Mäusen  gleichzeitig  mit,  vor  und 
loch  der  lofektion  Blut  oder  Blutserum  von  immunen  Thiereu  subkutan 
ZQ  injiziren. 

10  Tropfen  und  4  Tropfen  Froschblut  wurden  je  2  Mäusen  nach 
4er  Hilzbrandimpfung  injizirt.  Alle  Mäuse  starben  nach  1—2  Tagen, 
doch  fanden  sich  nur  an  der  Impfstelle  Bacillen,  nicht  aber  in  den 
iBikeren  Organen,  wie  bei  den  Kontrollthieren.  Die  Verff.  gingen  deshalb 
mit  der  Dosis  herab  und  nahmen  nur  1  Tropfen  Froschblut  bzw.  Frosch- 
Uwtsenim.  Alle  Thiere  blieben  am  Leben.  Ebenso  wirksam 
erwies  sich  0,5  Tropfen  Hundeblutserum.  Alle  Thiere  überleb- 
ten^ wenn  ihnen  in  der  Zeit  von  72  Stunden  vor  bis  5  Stunden  nach 
der  Infektion  die  Blutinjektionen  gemacht  waren.  Frühere,  120  Stun- 
den z.  fi.  vor,  oder  spätere,  7  Stunden  nach  der  lofektion  gemachte 
lojektionen  konnten  die  Thiere  nicht  retten.  Die  nebenstehende 
Tabelle  bietet  eine  vortreffliche  Uebersicht  der  angestellten  Versuche. 

Wurde  das  Blut  auf  45  ^  1  Stunde  erwärmt,  so  verlor  es  seine 
beileode  Kraft,  ebenso  wenn  mit  Magendarmsaft  von  Mäusen  zu- 
^meogebracht.  In  der  Kälte  aufbewahrt,  behielt  das  Blutserum 
seine  Wirkung  wochenlang. 

Weiter  konstatirten  die  Verff.,  dass  von  7  durch  Milzbrand- 
impfiiDg  und  Blutinjektion  immun  gemachten  Mäusen,  nachdem  sie  mit 
wksamem  Milzbrand  einige  Wochen  später  geimpft  waren,  6 
iim  Leben  blieben  und  nur  eine  starb. 


28         SchatzimpAug,  kflnstl.  Infektionskruikheiteo,  EDtwickelaDgsliemiiiiioc^ 

Das  Blut  der  BOsselschildkröte,  ebenso  wie  das  Rinderblut  hatte 
keine  abschwächende  Wirkung  auf  Milzbrandbacillen. 

Die   Verfi.   schliessen    aus   ihren    Versuchen:    „dass  das    JBIut 
milzbrandimmuner  Thiere  (Frosch,  Hund,  weisse  Ratte)  nicht  nur  die- 
Eigenschaft  hat,  im  Thierkörper  selbst  Milzbrandgift  abziisch'w&cheny, 
sondern  auch  ausserhalb  des  Thierkörpers  und  vor  allem  im  fremden^ 
nicht  immunen  Thierkörper,  der  dadurch  eine  gewisse  Zeit  immaa. 
wird." 

Auf  welche  Substanz  jene  milzbrandabschwächende  Eigenschaft 
des  Blutes  zurückzuführen  ist,  wissen  die  Verff.  nicht. 

Sie  ziehen  aber  aus  ihren  Versuchen  folgenden  Schluss :  „Da  unsere 
Versuche  bei  Mäusen  innerhalb  einer  gewissen  Zeit  sowohl  thera- 
peutisch als  prophylaktisch  ziemlich  sichere  positive  Resultate  ergebeiy 
so  darf  man  hoffen,  dieselben  in  derselben   Weise  mit  Nutzen  bei 
dem  epidemischen  Milzbrand  anderer  Thiere  zu  verwenden,     wenn, 
man  für  die  letzteren  durch  das  Experiment  die  wirksame,  aber  mcbt 
schädliche  Menge  des  Blutes  oder  Serums  milzbrandimmuner  Thiere 
festgestellt  hat.    Auch  für  andere  Infektionskrankheiten  dürfte   das- 
selbe Prinzip  sich  verwenden  lassen.^' 

Weiter  berichten  dann  die  Verff.  noch  über  Versuche  an  Ea* 
ninchen  und  Meerschweinchen,  nachdem  sie  in  den  Besitz  von  idru- 
lentem  Milzbrandmaterial  gekommen  waren.  Ein  Meerschweinchen 
von  400  g  erhielt  20  Tropfen  mit  physiolog.  Kochsalzlösung  yer- 
dünnten  Froschblutes  (von  6  Fröschen)  subkutan  unmittelbar  nach 
einer  Impfung  mit  virulentem  Milzbrand.  Es  erkrankte  leicht  — 
blieb  gesund. 

Ein  zweites,  370  g,  erhielt  2  ccm  defibrinirten  Hundeblutea 
auf  der  anderen  Seite  nach  der  Infektion.  —  Es  erkrankte  leicht  — 
blieb  gesund.    Das  KontroUthier  starb  nach  2  Tagen  an  Milzbrand. 

Ein  Kaninchen ,   1500  g.  erhielt  8  ccm  defibrinirtes  Hundeblut,.         ' 
ein  zweites,  1600  g,  4  ccm  desselben.    Das  erste  erkrankte  ganz 
leicht,  das  zweite  etwas  schwerer,  am  dritten  bezw.  vierten  Tage:         > 
waren  sie  wieder  munter.  ' 

Als  sämmtliche  Thiere  nach  einigen  Wochen  mit  virulenten  Milz-*  ' 

brandbacillen  wieder  geimpft  wurden,  blieben  alle  gesund. 

Endlich  haben  die  Verff.  noch  die  Menge  Hundeblutserums  be- 
stimmt, welche  bei  Mäusen  zum  Schutze  genügt.  Von  4  Mäuseni 
erhielt  unmittelbar  nach  der  Impfung 

die  erste     0,5  Tropfen  mit  0,6  NaCUösung  doppelt  verdünnt 
die  zweite  0,26      „         „    0,6         „  dreifach        „  ' 

die  dritte  0,125     „         „    0,6         „  „  „  ' 

die  vierte  diente  zur  Kontrolle. 

Maus  3  und  4  starben.     Mithin   erwiesen  sich  0,25  Tropfen  \ 

Hundeblutserums  auf  10  g  Maus,  d.  h.  1  Theil :  800  Körpergewicht 
als  ausreichend,  den  Tod  an  Milzbrand  zu  verhüten.  ' 

(SchloBs   folgt.) 


l 


SehvtsimpfiDig,  kftnitL  Infektionskrankheiten,  Entwickelangshemmong  etc.        29 

Petrisdiky,   J.^    Der  Verlauf   der  Phagocyten-Contro- 

ferse.    (Fortschritte  d.  Medicin.    Bd.  VIII.    1890.    No.  12.) 
ImfP^  f.,  Bemerkungen  zu  Petruschky^s  Mittheilung 
in  Na  12  d.  Zeitschrift  über  den  Verlauf  der  Phago- 
cytencontroverse.  (Fortschr.  d.  Med.  Bd.  VIII.  1890.  No.  13.) 
Mrnsehkjy   J«,    Entgegnung    auf  F.  Hueppe's  ,,Bemer- 
kungen   a.  s.  w."   in  No.   13  d.  Zeitschrift.     (Fortschr.  d. 
Med.    Bd,  Vin.    1890.    No.  15.) 
Hueppe  hatte  in  No.  9  der  Fortschritte  der  Medicin.  Bd.  VIII 
«in  Referat  über   7  im  Jahre  1889  erschienene  Arbeiten,  welche  die 
Frage  der  natürlichen  Immunität  behandeln,   veröflfentlicht   und  in 
dessen  Schlusssatz  gesagt:    ,,Nach  den  diesmal  referirten  Arbeiten 
scheiDen  demnach   extracelluläre  Einflüsse  bei  der  Vernichtung  der 
Bacillen  im  Innern  des  thierischen   Körpers  als  allgemeine  Schutz- 
Torhchtungen  gegen   Mikroorganismen  wirklich   in  Betracht  zu  kom- 
nen,  aber  diese  Einflüsse  sind  zu  aligemeiner  Art,  um  die  Immunität 
«der  Disposition  Yon  Rassen  und  Individuen  irgendwie  verständlich 
za  machen.    Femer  ergeben  sich  ganz  zweifellos  ceiluläre  und  spezi- 
fisch ausgebildete  Einflüsse,  unter  denen  die  von  Metschnikoff 
hervorgetretene  uns  als  Ausgangspunkt  hingestellte  Phagocytose  noch 
immer  zweifellos  die  erste  Stelle  einnimmt/^ 

Verf.  wendet  sich  gegen  diesen  Passus,  indem  er  nachzuweisen 
«idil,  dass  die  Bemerkungen  H  u  e  p  p  e  's  keineswegs  die  Ergebnisse 
der  referirten  Arbeiten  darstellen,  und  Hueppe's  Ansicht  über  die 
Sedeutung  der  Metschnikoff  sehen  Theorie  nicht  im  entferntesten 
tJs  Ergebniss  der  neueren  Arbeiten  gelten  kann. 

Schon  die  Arbeiten  von  Behring,  Nuttall  und  G.  Frank 
Mtten  statt  der  Phagocytose  biochemische  Prozesse  im  Körper  als 
Gruod  der  Immunität  in  Anspruch  genommen.  Verf.  hätte  dann  ge- 
xeigt,  dass  der  blutleere  Frosch  auch  ohne  Phagocyten  gegen  Milz- 
bnod  immun  bleibt.  Arbeiten  von  Nissen,  Buchner,  Verf., 
Lnbarsch,  Fahrenholtz,  Baumgarten,  Czaple wski,  Vos- 
winkel  hätten  weiter  dazu  beigetragen,  die  Phagocytenlehre  zu  unter- 
graben, deren  Vertbeidigungsversuche  durch  Metschnikoff  nicht 
glttcldich  gewesen  wären.  Auch  die  vermittelnde  Ansicht  Buchner' s, 
dass  die  Freaszellen  als  Mitursache  der  Immunität  neben  den  Ein- 
üflssen  der  Körpersäfte  in  Betracht  kommen,  hält  Verf.  nicht  mehr 
Ür  zulässig,  und  zwar  aus  folgenden  drei  Gründen : 

1)  ,,weil  in  empfänglichen  Thieren,  in  deren  Säften  die  Bacillen 
zu  gedeihen  vermögen,  die  Leukocyten  überhaupt  keinen  Angriff  auf 
dieselben  versuchen; 

2)  weil  in  den  immunen  Thieren  die  Bacillen  sich  gewisser- 
loaasseD  in  einer  für  sie  irrespirablen  Atmosphäre  befinden,  in  der 
sie  auch  ohne  Leukocyten  bald  zu  Grunde  gehen,  jedenfalls  nicht  im 
Siooe  Metschikoff's  an  irgend  welchem  „Kampfe"  mit  den  Leuko- 
«7^0  befähigt  sind ; 

3)  weil  in  dem  einzig  bekannten  Falle,  in  welchem  die  ur- 
sprünglich irrespirable  Atmosphäre  in  eine  für  die  Bakterien  respirable 
verwandelt  werden  kann  —  im  erwärmten  Frosch  nämlich  —  die 
ooch  nicht  völlig  abgestorbenen  Bacillen  wieder  aus  ihrer  Starre  er- 


30         Schntzimpfbng,  kÜDStl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelangshemmnng  etc. 

wachen  und  trotz  der  Leukocyten,  ja  selbst  in  Leukocyten  (wie 
Koch  nachwies)  zu  wachsen  vermögen.    In   diesem  Zusammenb&zij 
wird  das  Hineingelangen  noch  lebender  Bacillen  in  Leukocyten, 
die  Gefährlichkeit  der  letzteren  beweisen  sollte,  gerade  umgekeiiirt; 
zum  Beweise  für  ihre  Harmlosigkeit/'  — 

Hueppe  bemerkt  dagegen,  dass   er  keineswegs  über  die 
beiten  des  Jahrgangs   1889,  sondern  nur  über  einige  Arbeiten 
dem  Jahre  1889  referirt  habe,  und  dass  er  gegenüber  der  sehr  ein- 
seitigen Berücksichtigung,  die  der  chemische  Theil  in  einigen  dieser 
Arbeiten  gefunden,  es  für  angezeigt  gehalten  habe,  „auf  das  celluläjre 
Moment  besonders  hinzuweisen,  was  ohne  der  Objektivität  zu  schaden 
sehr  wohl  möglich  war". 

H.  gibt  die  chemischen  Einflüsse  der  Gewebssäfte  auf  die  Bak- 
terien zu,  behauptet  aber,   dass  sie  für  sich  allein  das  verschiedene 
Verhalten  der  einzelnen  Thierspezies  zu  den  Bacillen  nicht  zu  erklären 
vermögen,    sondern   dass  die   Wirkungen   der  Zellen   hinzukommen 
müssen.    Wäre  das  Serum   allein   bakterientödtend   oder   nicht,    so 
müsste  das  Serum  der  immunen  Thiere  auch  ausserhalb  des  Körpers 
derselben  die  Bakterien  vernichten,  dasjenige  der  nicht  immunen  ihneQ 
dagegen   zusagen,   während   in  Wirklichkeit   auch   das   letztere  den 
Bakterien  nicht  günstig  sei.    Auf  alle  Fälle  hält  H.  eine  definitive 
Stellungnahme  für  oder  gegen  die  Phagocytenlehre  für  verfrüht. 

Er-  weist  ferner  darauf  hin,  dass  er  für  seine  Person  durchaus 
nicht  die  biochemische  Seite  der  Frage  unterschätze,  was  schon  daraus 
zu  schliesen  sei,  dass  die  Arbeiten  von  Holschewnikoff  über 
Schwefelwasserstoffbildung  durch  Bakterien  und  seine  und  Wood 's  Ar- 
beit über  die  Gholerabakterien  ja  aus  seinem  Laboratorium  hervorge- 
gangen seien. 

H.  ist  entschieden  der  Ansicht,  „dass  die  Phagocyten  thatsäch- 
lich  lebende  und  vollvirulente  Bakterien  aufnehmen  können,  dass 
nach  dieser  Hinsicht  zweifellose  Unterschiede  zwischen  immunen  und 

disponirten  Thieren  bestehen.^' „Die  biochemischen  Untersuchungen 

VQn  1889'\  bemerkt  H.  schliesslich,  „lehren  von  Neuem,  dass  man 
mit  der  chemischen  Theorie  allein  auf  Abwege  gerätb,  wenn  das 
biologisch-celluläre  zu  sehr  aus  dem  Gesichtskreis  verschwindet.'^' 

In  seiner  Entgegnung  verzichtet  Petruschky  auf  eine  ausführ- 
lichere Erwiderung  gegenüber  den  Bemerkungen  Hueppe's  und 
wendet  sich  nur  gegen  dessen  Ansicht,  dass  die  Leukocyten  lebhafter 
lebende  Bakterien  aufzunehmen  scheinen,  als  todte.  Seinen  Er- 
fahrungen nach  haben  die  lebenden  Milzbrandbacillen  eine  gewisse 
„Elebrigkeit^',  die  den  todten,  bez.  den  kürzlich  abgetödteten  fehlt, 
eine  Elebrigkeit,  vermöge  deren  sie  besonders  leicht  an  den  Leako- 
cyten  haften  bleiben.  Dies  genüge  zur  Erklärung  der  von  Hueppe 
hervorgehobenen  Erscheinung.  P.  erklärt  sich  durch  die  Wirkung 
der  bakteriellen  Stoffwechselprodukte  das  Ausbleiben  der  Phagocytose 
in  empfänglichen  Thieren,  während  in  immunen, .  wo  die  Bakterien 
diese  Stoffwechselprodukte  nicht  zu  erzeugen  vermögen,  dieselben  der 
Phagocytose  anheimfallen. 

Bezüglich   der  von    H.  geleugneten  Unterschiede  in  der  bak- 


SchnteiiBpfiiiig,  kfiostl.  iDfektionskrankbeiten,  Entwickelangshammang  etc.         Q\ 

terientödtenden    Wirkang    des   Serums  immoDer  und   Dichtimmuner 
nn'ere  weist  P.  auf  die  Arbeit  von  Behring  und  Nissen  bin. 

Als  Hanptargument  gegen  die  Pbagocytentbeorie  bebt  P. 
scUiessIicb  nochmals  den  Umstand  hervor,  „dass  die  Bakterien  nicht 
Dor  im  Blutserum  des  Reagirglases,  sondern  vor  allem  in  der  Säfte- 
masse  des  immimen  Thierkörpers  auch  ohne  Zelleneinfluss  zu  Grunde 
gdieD  oder  pathologische,  dem  Thiere  unschädliche  Wuchsformen 
treiben."  M.  Kirchner  (Hannover). 

Ltbtrseh.  O.,  Ueber  die  Ursachen  der  Immunität.  (Fort- 
sehr.  d.  Med.  Bd.  VIII.  1890.  No.  17.) 
Die  vom  Ref.  besprochenen  Arbeiten  Petruschky's  und 
Haeppe's  über  die  Phagocytenkontroverse  veranlassen  den  Verf., 
ireil  er  sich  von  jenen  Forschern  missverstandeu  sieht,  seinen 
Standpunkt  zu  dieser  Frage  scharf  zu  präcisiren.  Er  sagt  zunächst, 
dass  Petruschky  „zwei  Punkte  vermengt,  welche  bisher  von  den 
meisten  Forschern  mit  Recht  aus  einander  gehalten  werden;  nämlich 
die  Frage,  ob  wesentlich  biochemische  Einflüsse  die  Immunität  ver- 
mitteln oder  nicht,  und  die,  ob  es  sich  bei  der  Widerstandsfähigkeit 
eines  Thieres  gegen  Bakterien  um  einen  wirklichen  Kampf  handelt^^ 
Die  Anschauung  Baumgarten 's  und  seiner  Schüler,  dass  M e t  s c  h;- 
Bikoff  biochemische  Einflüsse  ganz  leugne,  weisst  Verf.  als  unrich- 
tig zurück  und  betont,  dass  ihm  kein  einziger  Untersucher  bekannt 
«ä,  „welcher  nicht  stets  und  von  vornherein  zugegeben  hätte,  dass 
biochemische  Vorgänge  eine  wesentliche  Rolle  bei  der  Immunität 
spielen''.  Dass  sich  aber  die  chemische  Theorie  mit  der  Auffassung 
der  Immunität  als  eines  Kampfes  wohl  vereinigen  lassen,  dafür  führt 
Verl  die  Autoritäten  von  Flügge,  Emmerich,  di  Mattei  an. 
Nach  Ansicht  L.'s  sind  die  wichtigsten  Streitfragen  augenblicklich : 

1)  „Sind  die  die  Immunität  vermittelnden  Stoffe  in  dem  Körper 
lAtürlich  immuner  oder  immunisirter  Thiere  von  vornherein  bezw. 
danemd  vorhanden  oder  werden  sie  erst  erzeugt,  wenn  der  Thier- 
körper  infizirt  wird?" 

2)  „Werden  diese  Stoffe  nur  durch  bestimmte  Körperzellen  bereitet?^ 
Die  erste  Frage  ist  seiner  Meinung  nach  vor  der  Hand  allgemein 

Oberhaupt  nicht  zu  beantworten :  einmal ,  weil  unter  den  Begriff 
der  Immunität  sehr  komplizirte  und  verschiedenartige  Vorgänge 
zuäammengefasst  werden;  zweitens,  weil  bei  der  einen  Reihe  von 
Bakterienkrankheiten  wesentlich  die  chemischen  Produkte  der  Bak- 
terien die  Erkrankung  verursachen,  bei  anderen  dagegen  die  Bak- 
terien direkt  die  Zellen  schädigen ;  endlich,  weil  die  Dinge  verschieden 
li^D,  je  nachdem  es  sich  um  Allgemeininfektion  oder  um  Lokair 
Itrankheit  handelt. 

Die  Behauptung  Petruschky 's,  dass  Verf.  die  Zellkampf* 
theorie  „mit  besonderer  Betonung^^  völlig  fallen  gelassen  habe ,  weist 
Verf.  energisch  zurück  und  führt  eine  Reihe  von  Versuchen  an ,  die 
im  Original  nachzulesen  sind,  und  die  ihn  veranlassen,  zum  min- 
desten für  die  Immunität  des  Frosches  gegen  Milzbrand  die  Kampfe 
theorie  für  sehr  wahrscheinlich  zu  halten. 


32        Sehatzimpfang,  kflnstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungehemmnng  etc. 

Bezüglich  der  zweiten  Frage  hält  Verf.  es  für  verfrüht,  die  bakterien— 
tödtenden  EigenscbafteD  des  Serums  für  die  ErldäruDg  der  Ifnmunit&t 
zu  benutzen  und  nach  der  Natur  der  bakterientddtenden  Substanzen 
im  Blute  zu  forschen.    Verf.  wendet   sich  hier  gegen   die  Arbeiten 
Ton  Behring  und  Nissen,  was  im  Orginal  nachzulesen  ist. 

Er  fasst  seine  Ansichten  in  die  folgenden  Schlusssätze  zusammen  : 

1)  ,,Erscheint  es  bis  jetzt  unmöglich,  auch  nur  für  eine  Bakterien- 
krankheit  eine  allgemeine  Erklärung  der  Immunität  zu  geben.^ 

2)  „Für  gewisse  Fälle  erscheint  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  die 
Immunität  durch  eine  Wechselwirkung  zwischen  Zellen  und  Bakterien 
bedingt  ist,  wobei  es,  wie  ich  im  Gegensatze  zu  Metschnikoff 
annehme,  wesentlich  darauf  ankommt,  wie  das  Verhältniss  bereits 
ausserhalb  der  Zellen  sich  gestaltet.^^ 

3)  „Ist  eine  von  den  Körperzellen  unabhängige  bakterientödtende 
Eigenschaft  des  zirkulirenden  Blutes  bis  jetzt  so  gut  wie  unbewiesen.^ 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Campana,  £•,  La  crisarobina  sopra  aicuni  fermenti  e 

sopra  aicuni  schizomiceti  patogeni.    (La  Riforma  med. 

VL    1890.    No.  116.    p.  693.) 

Das  Chrysarobin  scheint  nach  des  Verf.'s  Untersuchungen  auf 

Schizo-  und  Blastomyceten  keine   entwickelungshemmende  Wirkung 

auszuüben. 

Es  wurden  junge  Kulturen  mit  dem  in  Terpentinöl  oder  in  Aether 
gelösten  Mittel,  mit  Suspensionen  in  Wasser  und  mit  dem  trockenen 
Pulver  behandelt.  Nur  Sarcina  lutea  zeigte  eine  geringe  Ver- 
zögerung im  Wachsthum  gegenüber  der  Kontrollkultur.  Die  anderen 
untersuchten  Mikroorganismen:  Staphylococcus  pyogenes 
aureus  und  citreus,  rosa  und  schwarze  Hefe,  Bac  pyocyaneus, 
cinnabareus,  violaceus  und  einige  andere  chromogene  Spalt- 
pilze blieben  vom  Chrysarobin  gänzlich  unbeeinflusst. 

Kr  AI  (Prag). 


Neue  Litteratur 

nwiniiieiisettelU  yon 

Db.  Abthüb  Wübzbübo, 

mblioittiekir  Im.  EalierUcheD  Geüuidheittamte  In  BeiUii. 


AllfemelneB  über  Bakterien  und  Panslteii. 

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Migiila,  W. ,  WandUfeln  flir  Bakterienkande.  Znm  Gebrauch  bei  botan.  n.  medicin. 
Vorlesgn.  bearb.  Imp.-Pol.  (10  färb.  Taf.)  Mit  Text  gr.  8^  7  p.  Berlin  (Paul 
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Morpholoffie  und  BytUmatik. 

Hwiea,  A.,  Contribnzione  aUo  stndio  delle  ciglia  dei  batterii  e  proposta  dl  ona  dasiifi* 
casione.     (Biv.  d*igiene  e  sanitä  pnbbl.  1890.  Mo.  14.  p.  618—688.) 


Nwn  Litterfttar.  33. 


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Bedebnngen  der  Bakterien  nnd  Faradten  znr  belebten  Katar. 

Krtmkheüserregende  BdkUrien  und  Para$iten, 

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A.     InfeHißie  AÜgemeinkrahkheiten, 

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Ezanthematische  Krankheiten. 
(Poeken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Rotheln,  Scharlach,  Friesel,  Windpocken.) 

Timnhf  ILf  Gleichzeitige  Erkrankung  an  Masern  und  Scharlach.     (Berlin.  kUn.  Wochen-^ 
sehr.  1890.  No.  46.  p.  1058—1059.) 
Q.  Bd.  3 


34  None  Litteratnr. 

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Gesandh. -Amtes.  1890.  No.  46.  p.  718.) 

Thomaty  L.,  Zar  Identitfitsfrage  der  Pocken  und  Varicellen.  (Centralbl.  f.  klin.  Medie. 
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Gholeia,  Typhna^  BohT,  Grelbfieber,  Pest 

ChantemeBM,    Combien    de  temps  le  bacille  de  la  fiövre  typhoide  peut-il  rivre  dans  le 

Corps   de   Thomme?    (Ballet,    et  mömoir.    de   la    soc.  m^d.    d.  höp.  de  Paris.    1890. 

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€Mglio,  J.f  Ueber  den  Uebergang  der  mikroskopischen  Organismen  des  Typhas  von  der 

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KMTer,  A.  P.,  Typhoid  fever.     (Texas  Health  Joum.  1890/91.  p.  64—67) 
Jloliner,  D.  F.,    Del  cölera  en    el  estado  actual   de  la  ciencia  y  de  su  tratamiento  por 

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WiuidiiifektioiiBknDkheitea 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedem,  Pyämie,  Septikftmie, 

Tetanus,   Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  WundfSulniss.) 

Bzaatiy  E.,  Die  Bedeutung  der  Anae'robiose  fSr  die  Wundheilung  und  för  die  allgemeine 

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Infektioiisgeechwülste. 
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Albertt,  J.  E. ,  Der  heutige  Stand  der  Erebsfrage.  (Deutsche  Medicinal-Zeitg.  1890. 
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gestellt. 3.  (Schluss-)  Bd.  Besonderer  Tbl.  II.:  Syphilis  u.  Hydrargyrose.  gr.  8^ 
VI,  777  p.     Bonn  (P.  Hanstein)  1890.  Sabskr.-Pr.  20  Mk.     Einzelpr.  24  M. 

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993,  1015—1017.) 

Diphtherie  und  Croup,  Eeachhnsten,  Grippe,  Pneamonie,  epidemische  Genickstarre, 

Mumps,  Bück&llsfieDer,  Osteomyelitu. 

Balaguer,  J.,  La  grippe  en  Barcelona.     (Gac.  san.  de  Barcelona.  1889/90.  p.  161,  198.) 
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Neae  Ldtteiatar.  35 

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B.    Iirfektiö8€  LohaJOcraMmUn. 

GircalatioiiBoigane. 

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YerdauTUigBorgana 

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Milzbrand. 

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3« 


36  Neue  Littenttiir. 

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1  8h.  6  d. 


Schntzünpftaiigeii,  kflnstUehe  Infektlonskranklielteii,  Entwleke- 
Inngshemmung  und  Yemiehtang  der  Bakterien  mit  besonderer^ 
Berficksiehtignng  der  ^betten  Aber  das  Koch^sehe 
Hellyerfiihren  gegen  Taberenlose. 

Abraham,  F.  T.,  Leprosy  and  professor  Koch's  treatment.    (Lanoet  1890.  Vol.  IL  No.  24. 

p.  1800.) 
Angarer,  0.,  Beobachtangen  über  das  Koch'sche  Heilverfahren.     (Münch.  medic.  Wochen- 

sehr.  1890.  No.  49,  51.  p.  865—867,  888—889.) 
Aabert,  F.,   et  Lannoii,  K.,    La  möthode  de  Koch  dans  les  h6pitaux  de  Lyon.     (Lyon 

m^d    1890.  No.  60.  p.  626—627.) 
Audain,  L.,  et  Sauvinaau,   Etades  diniqaes  sar  le  traitement  de  la  taberculose  d'aprö» 

la  mäthode  de  Koch.     (Gaz.  m^.  de  Paris.  1890.  No.  49.  p.  677 — 680.) 
Baratonx,  J.,  Le  rem^de  de  Koch  dans  la  taberculose  laryngee.     (Progr^  möd.  1890. 

No.  50.  p.  476—477.) 
Bergmann,  E.V.,  Ueber  die  Heilung  der  Taberculose  nach  dem  K  o  c  h 'sehen  Verfahren» 

(Deutsche  Medicinal-Zeitg.  1890.  No.  93.  p.  1051—1052.) 
,  Hittheilungen  über  die  mit  dem  Koch*schen  Heilverfahren  gewonnenen  Ergebnisse» 

(Deutoche  medic.  Wochenschr.   1890.  No.  47.  p.  1078—1078.) 
Bericht  der  Delegirten  des  k.  k.  Obersten  Sanitätsrathes  über  ihre  in  Berlin  betreffs  de» 

Koch'schen  Heilverfahrens   gegen  Taberculose   gemachten  Wahrnehmungen.     (Oester- 

reich.  Sanit.-Wesen.  1890.  No.  49.  p.  745—748.) 
Berichte   über   das   Koch'sche   Heilverfahren.     I.  Medicinische  Universitfitsklinik  (Kora-^ 

nyl).  —    II.  Medicinische  Klinik  (K4tli).  —   Interne  Abtheilung  des  Israeliten-Spitals 

(Stiller).  —  Rochus-Spital  (Xfiller).  —  Chirurgische  AbtheUung  des  Israeliten-Spitals 

(B&ron).    —   Dermatologische   Abtheilung   der   Poliklinik  (Havaa).     (Pest,    med.-chir. 

Presse.  1890.  No.  49.  p.  1168—1161.) 
Berichte  über   das  Koch'sche  Heilverfahren.     I.  Medicinische  Universitäts-Klinik  (Xora-^ 

nyi).  —  Dermatologische  Abtheilung  der  Poliklinik  (HaTai).  —  II.  Chirurgische  Uni- 
versitäts-Klinik (Lumnieier).     (Pest,  med.-chir.  Presse.  1890.  No.  60.  p.  1177—1180.) 
Bemheim,  8.,    Notes   sur  le   traitement   de  Koch.     (Gas.  hebdom.  de  mäd.  et  de  cbir. 

1890.  No.  49.  p.  681—583.) 
Bimbanm,  H. ,    Prof.    Koch's  Heilmethode   der  Tuberculose,   für  weitere  Kreise   bearb.. 

1—3.  Aufl.     gr.  8^.     67  p.     Berlin  (Alfred  H.  Fried  &  Co.)  1890.  2  M. 

Bnohner,  H.,  Ueber  Robert  Koch's  Heilverfahren  gegen  die  Tuberculose.     (Münch.  med. 

Wochenschr.  1890.  No.  47.  p.  832—833.) 
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klin.  Wochenschr.  1890.  No.  53.  p.  1208-1210.) 
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No;  8.  p.  193-202.) 
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No.  84.  p.  642-646.) 
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—  — ,   The   treatment    of  lupus    etc.   by  dr.  Koch's   method.     (Lancet.  1890.  Vol.  IL 

No.  21.  p.  1093—1094.) 
Ciemy,  Erster  Bericht  über  die  Koch'schen  Impfungen.    (Deutsche  medic  Wochenschr. 

1890.  No.  61.  p.  1218—1220.) 
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de  Koch.     (Oaz.  möd.  de  Paris.  1890.  No.  50.  p.  691^594.) 
Demonstration    der   vorlftuflgen   Ergebnisse   der   Versuche   mit   dem    Koch'schen  Mittel 

gegen  Tuberculose  in  den  allgemeinen  Kraukenhäusern  in  Hamburg.   (Deutsche  medic. 

Wochenschr.  1890.  No.  60.  p.  1171—1175.) 
Dengel,  Praktische  Bemerkungen  zur  Behandlung  der  Tuberenlose  nach  Koch.     (Berlin.. 

klin.  Wochenschr.  1890.  No.  47.  p.  1089—1090.) 


L 


Nene  Litterator.  37 

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BttSter.   181K).  No.  47.  p.  748—744.) 
I,  V.  8.9  Impreasions  of  tbe  resvlts  of  Dr.  Koeh's  treatment  of  tabercnlosis.    (Laneet. 

1890.  Vol.  II   No.  99.  p.  1149—1151.) 
.Xvmlid,  CA,  Ueber  Erfahrungen   mit   dem  Koch'schen  Mittel.    (Berlin,  klin.  Wochen- 

•cbrill.  1880.  No.  51.  p.  1175—1180.) 
TrfJeliMifild,  E.,  Ueber  den  Verlauf  einiger  mit  dem  Koch'soben  Heilmittel  behandelten 

F8Ua   Toa  Tabereolose  Terschiedener   Organe.     (Therapeut.  Monatsh.   1890.  Noremb. 

Sonderheft,  p.  581 — 587.) 
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Satteiid^  Ueber  die  Erfolge,   welche   mit  dem  Koch'schen  Heilmittel  bei  Kranken  der 
chimigischen  Klinik  bisher  ersielt  worden  sind.     (Deutsche  medic.  Wochensehr.  1890. 
No.  50.  p.   1163-1166.) 
tf^iH#Hyhj  X.,  Hittheilongen  über  das  Koch'sche  Heilverfahren  gegen  Tuberculose.    (Berlin. 
klin.  Wochensehr.  1890.  No.  51.  p.  1169—1171.) 

Hdrieomt,  J.,  et  Biehet,  C,   Ezpiriences  sur   la  vaccioation  antituberculeuse.     (Compt 
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L,  B.  A.,  Demonstration  of  Dr.  Koeh's   method  of  treating  tabercnlosis.    (Laneet. 
1890.  Vol.  II    No.  23.  p.  1205—1206.) 

Mittheilungen  über  die  Einwirkung   des   Koch'schen  Mittels   auf  Kehlkopftuber- 
culose.    (Deutsche  medic  ^Wochensehr.  1890.  No.  48.  p.  1103—1106.) 

BoAneier,  J-,  Casuistische  Mittheilungen  über  das  Koch'sche  Heilverfahren  (insbesondere 
bei    swei  Schwangeren).     (Berlin    klin.  Wochensehr.    1890.    No.  58     p.  1205—1208. 

HvBter,  W.,  Cases  of  phthisis  treated  by  Koeh's  remedy.     (Brit.  Med.  Joum.  No.  1563. 
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H&ppe,    Ueber   Heilung   der   Tuberculose    mit    speeielier   Berücksichtigung    der    neuen 
Methode  von  R.  Koch.     (Wien,  medic.  Presse.  1890.  No.  48.  p.  1889—1892.) 

▼.  Imkaeh^  B.,  Ueber  die  Wirkungen  des  Koch'schen  Heilmittels.     (Wien,  medic  Presse. 
1890.  No.  49.  p.  1929 — 1934.  —  Prag.  med.  Wochensehr.  1890.  No.  49.  p.  601— 605.) 

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Interpellation  des  Abgeordneten  Dr.  Graf  (Elberfeld)  und  Genossen ,  betr.  die  Förde- 
rung und  weitere  Natabarmachung  des  Koch'schen  Heilverfahrens.  [Sitzungsber.  d. 
Prenss.  Abgnordnetenhaases  am  29  Nov.  1890.]  (Berlin,  klin.  Wochensehr.  1890. 
Ko.  50.  p.  1157—1166.  —  Deutsche  Medicinal-Zeitg.  1890.  No.  97.  p.  1093— 1098.) 
0.,  Bericht  über  die  anatomischen  Befunde  an  swei  mit  dem  Koch'schen  Heil- 
mittel behandelten  taberculSsen  Lokalerkrankungen.  (Berlin,  klin.  Wochensehr.  1890. 
Mo.  48.  p.  1126—1187.  -*  Therap.  Monatsh.  1890.  Heft  12.  p.  627—680.) 


3g  Neue  Litteratur. 

Kahl«r,  0.,  Klinische  BeobAehtnngeD   bei  Anwendung    des   Koch'scben   Heilyerfahren». 

(Wien.  klin.  Wochenschr.  1890.  No.  49.  p.  947—960.) 
Kooh't,  B.,  Heilmittel  gegen  die  Tnbercnlose.    1.  Heft.   (Sonderdr.)    gr.  8^    109  p.  m. 

1  färb.  n.  1  graph.  Taf.     Leipzig  [Georg  Thieme]  1890.)  1,60  M. 

Xooh'i  alleged   eure   for  tnbercolosis.     (New-York  Med.  Jonm.  1890.  VoL  H.  No.  81. 

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Dr.  Koeh'f   remedy   and   tnbercnloos  meat  and   milk.     (Sanit.  Becord.    1890/91.   Dec. 

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Anthorised  translation.     8*.     London  (W.  Heinemann)  1890.  1  sh. 

Koeb'sche  Heilverfahren,    das,    snr  Heilang   der  Tabereolose.     (Koaegessegflgyi  ssemle. 

1890.  Nov.)     [Ungarisefa.] 
K6hler,  Mittheilangen   Aber   das   nene   Koch'sche   Heilverfahren.      (Deutsche  Oes.  f.   5. 

Gesnndheitspfl,  —  Dentsehe  Medicinal-Seitg.  1890.  No.  96.  p.  1086—1888.) 
— ,  Mittheilnngen   fiber   das  Koch'sche    Heil  verehren   der    Tabereolose   bei  difarorgiaeb 

Kranken.     (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1890.  No.  48.  p.  1127—1180.) 

Köhler,  B.  a.  Weitphal,    üeber  die   Versache    mit  dem   von   Herrn  Geheimrath  Kocb 

gegen  Tabercalose  empfohlenen  Mittel.    (Deatsehe  medic.  Wochenschr.   1890.  No.  47^ 

p.  1068—1066.) 
Krame,  H.,  Mittheilnng  fiber  die  bisher  beobachteten  Wirkungen  des  Koch'scben  Mittel» 

auf  die   Kehlkopftnberculose.      (Berlin,  klin.   Wochenschr.    1890.  No.  49.  p.  1187 — 

1139.  —  Therap.  Monatsh.  Heft  12.  1890.  p.  624—626.) 
Xromeyer,  E.,   Histologisches   fiber    die    Wirkung    des  Koch'scben    Heilmittels    gegen 

Tuberculose.     (Deutsche  medic.  Wochenschr.   1890.  No.  49.  p.  1138 — 1140.) 

XroBfdd,  A.,  Geheimrath  Prof.  Dr.  B.  Koeh's  Verfahren,  Tuberculose  lu  heilen,  nebst 
Besprechung  Uterer  Methoden,  gr.  8®.  89  p.  m.  7  Abbildg^.  Wien  (Morits  Perles) 
1890.  2  M. 

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Ley,  Analyse  de  la  lymphe  deKoch.faite  k  Vienne.   (Bullet.  g^n4r.  de  thdrapeut  1890. 

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,  Lecture  on  Koch's  treatment  of  tuberculosis.     (Brit  Med.  Journ.  1890|  No.  1663. 

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Litten,   Mittheilungen   fiber   das   Kocb'sche  Heilverfahren   gegen  Tnbercnlose.    (Beriio. 

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Lnblinski,  W.,  Einige  vorlftufige  Bemerkungen  fiber  die  Behandlung  der  Kehlkopftuber- 

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Xakara,  L.,  Ueber  das  Kocb'sche  Heilverfahren.  (Gyogyasaat  1890.  No.  48.)  [Ungarisch.] 

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Nene  Litteratiir.  3^ 

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^  1376— 1S78.) 
,   Professor    Koch's   remedy   for  tubercnlosis.     (Edinburgh.  Med.  Joum.  1890/91. 

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MiBitiler,  J.,  Ueber  Koch's  Heilverfahren  gegen  Tuberenlose.   [Wahrnehmungen  auf  den 

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,  l2obert   Koch's   HeilTcrfahren   gegen   Tuberenlose.     (Internat,  klin.  Rundschau. 

1890.  No.  48,  49.  p.  1974—1978,  2021--2025.) 
SekfSttar,    Bisherige    Erfahrungen    Aber    das    Koch'sche    Heilverfahren.     (Wien.   klin. 

Woehenschr.  1890.  No.  61.  p.  988—989) 
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tauuiMd ,  Th. ,    Die  Heilung   der   Lungenschwindsucht   und    der    tnberculösen   Er^ 

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Intony,    Z.,    Sprawozdanie   le  spostrses^n,   poczynionych    w  Berlinie    nad   dziajtaniem 

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No.  48.)     [Ungarisch.] 


40 


Nene  Littoratnr. 


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des  Prof.  B.  Koch,  nebst  Angabe  von  Vorbeofningsmassref  ein  und  ErltennnngfSseicslieD 

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Wölft,  F.,  Die  Beaetion  bei  Longenluanken  bei  den  Koch*schen  Impflingen.    (D^ittsefae 

med.  Wochenscbr.  1890.  No.  60.  p.  1166—1169.) 
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Jonrn.  1890.  No.  1568    p.  1874—1876). 
Zismisen,   ▼. ,    Beobachtungen    über    das    Koch'sohe   HeiWer&hren.     (Mfineh.     medie. 

Woehensehr.  1890.  No.  50.  p.  881—888.) 


Inlialt. 


OrigiluümittlieiluigaL. 

AmuiB»  J.,  Der  Einflass  der  Koch 'sehen 

Impfungen   anf  die  Taberkelbadllen  im 

Spatam.    (Orig),  p.  1. 
Bljwid,  0.|  Eine  einfache  FilterTorrichtung 

sum    Filtriren     sterilisirter     Pl&ssigkeit. 

Mit  1  Abbildung.    (Orig.),  p.  4. 
Banllewtky,  B.,    Ueber  die  Myoparasiten 

der   Amphibien   und   Reptilien.    (Orig.), 

p.  9. 
Xirehner,  Xartin,  Ueber  die  Nothwendig- 

keit   und    die  beste  Art  der  Sputumdes- 

infektion    bei    Lungentuberculose.      Hit 

1  Abbildung.    (Orig.),  p.  5. 

B«f«nto. 

Camdii  e  Morpnrgo,  Intorno  all'  inflnensa 
del  diginno  snlla  disposisione  alle  ma- 
lattie  infettiye,  p.  18. 

Capitaa,  Du  bacille  du  t4tanos,  p.  18. 

CHkniher,  Carl,  Einführung  in  das  Studium 
der  Bakteriologie  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  mikroskopischen  Technik, 
p.  11. 

Biroliner,  0.,  Die  Krankheiten  und  Beschft- 
digUDgen  unserer  landwirthschaftlichen 
Kulturpflanzen,  p.  88 

Klebt,  E.,  Ueber  das  Wesen  und  die  Er- 
kennung der  Gardnombildung,  p.  14. 

LaTeran,    De  l'examen  du  sang  au   point 

de  vue  de  la  recherehe  de  Th^matOBoalre 

du  paludisme,  p.  15. 
Martin,  L. ,    Ueber   die   Krankheitserreger 

der  Malaria,  p.  15. 
PeTTMid,  Etiologie  du  t4tanos ;  sa  vaccina- 

tion  chimique  par  la  strychoine,    p.  17. 
TIA,  E.  F.,  Naturalesa  infeooiosa  del  t^ta- 

nos,  p.  19, 

Saeharoff,  N.,  Malaria  an  der  Trauskauka- 
sischen  Bisenbahn  im  Jahre  1889,  p.  16- 

9aint-Bemj,  O,  Sur  une  esp^ce  nourelle 
de  Polystomien  du  genre  Onchocotyle 
Dies.,  p.  88. 

Banohei-Toledo  et  T«illon,  De  la  pr4sence 


du  bacille  du  t4tanos  dans  les  excr^montB 
du  cheval  et  du  boeuf  k  l'ätat  sain,   p.  IS. 

San  Kartin,  J.,  Inyeetigaciones  espeetro- 
sc6picas  sobre  la  sangre,  bilis  y  orina 
en  la  fiebre  amarills,  p.  17. 

Behmldt-Bimpler,  Bemerkungen  sur  Aetio- 
logie  und  Therapie  der  Blennorrhoe* 
neonatorum,  p.  80. 

Yierordt,  Hermann,  Der  multilokuljire 
Echinococcus  der  Leber,  p.  80. 

Voi^,  Ii/fektionsversuehe  sur  Unterschei- 
dung von  Heterodera  radicicola  GreefT  n. 
H    Schachtii  Schm.,  p  81. 

Zeldler,  A.,  BeitrAge  sur  Kenntniss  einiger 
in  WQrse  und  Bier  vorkommenden  Bak- 
terien, p.  10. 

Untemehnngnietliodiea,  Initnunente  «te. 

Bespeignei,  T. ,  Nouveau  r^lateur  pour 
ätuve  chanffde  au  pötrole,  p.  84. 

Sohntiimpftuig »  kfinitiiolie  Infekttont- 

krankkeiten,  Entwieklnngthemmnng 

und  VamielitiiBg  d«r  Bakterien 

und  Parafiten. 

Campana,  B.,  La  crisarobina  sopra  alcnai 
fermenti  e  sopra  alcuni  chisomieeti  psto- 
geni,  p.  88. 

LeefEler,  Neuere  Arbeiten  über  Immnoisi- 
rungs-  besw.  HeUungsrersuche  bei  Thie- 
ren  gegenüber  der  Infektion  mit  Mils- 
brand-,  Tetanns-  und  Diphtherie-BaeillsD, 
p    85. 

Lvbaneh,  0.,  Ueber  die  Urssohen  der  Im- 
munität, p.  81. 

Petnuohky,  J.,  Der  Verlauf  der  Phagocy- 
ten-Controveree,  p.  89. 

Hneppe,  F.,  Bemerkungen  su  Petnuchky's 
Mittheilung  in  No.  18  d.  Zeitschrift  flbar 
den  Verlauf  der  PhagocyteucontroTerss, 
p    89.    » 

Petruiobky,  J.,  Entgegnung  auf  F.  Hnep- 
pe'» „Bemerkungen  u.  s.  w.**  in  Mo.  IS 
d.  Zeitttchriit,  p.  89. 

Nene  litteratnr,  p.  88. 


liumrtuinn.sdie  Buchdruckerei  (Uermann  Poüle)  in  Jena. 


Bakteriologie   und  Farasitenkunde. 

In  Yerbindung  mit 

QcL  M.  M  Dr.  Lenckart  m  Missor  Dr.  LmsIIia^ 

in  Lciptig  In  Oraiftwald 

herausgegeben  Yon 

Dr.  O.  Uliliarorixi  in  CasseL 


-»<•- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.  Band.       -»-       Jen*,  den  19.  Januar  1890.         -o-  No.  S. 


Original  -  Mittheilungen. 

Heber  die  Nothwendigkeit  und  die  beste  Art  der 
Sputnmdesinfektion  bei  Longentuberculose. 

[Aus  der  Hygienischen  Untersuchungsstelle  des  X.  Armeecorps  zu 

Hannover.] 

Von 

Dr.  Martin  Kirchner, 

Stabsarzt, 
mt  1  AbMldimg. 

(Schlnss.) 

Wenn  es  daher  auch  seit  dem  Augenblicke,  wo  man  die  Gefähr- 
lichkeit des  tuberculösen  Auswurfs  erkannte,  an  mancherlei  Vorschlä- 
gen zar  unschädlichen  Beseitigung  desselben  nicht  gefehlt  hat,  so 
haben  doch  mancherlei  Umstände  allmählich  dahin  geführt,  von  einer 
Desinfektion  der  Sputa  ganz  Abstand  zu  nehmen.  Abgesehen  von 
ier  eben  dargelegten  Unwirksamkeit  der  meisten  chemischen  Des- 
iniektioDsmittel  kam  in  erster  Linie  in  Betracht,  dass  bei  einer  so 
^tt&Swierigen  Krankheit,  wie  die  Phthisis,  die  Bescha^ng  der  Des- 
infektionsmittel für  die  Mehrzahl  der  Kranken  auf  die  Dauer  zu 
kostspielig  wird,  und  dass  die  stetige  Verwendung  so  grosser  Mengen 
der  nicht  indifferenten  Mittel  auch  Gefahren  mit  sich  bringt. 

Der  Gornet'sche  Bath,  den  Auswurf  in  Spucknäpfen  oder  Glä- 
sern, die  mit  feuchten  Sägespänen  oder  einfach  mit  Wasser  gefüllt 
sind,  au&ufangen,  hat  jetzt  wohl  allgemeine  Beachtung  gefunden  und 
^Td  auch  in  Kasernen  und  Militärlazarethen  strenge  befolgt.    Für 


42  kircliner, 

ambulante  Kranke  hat  die  bekannte  Dett  weil  er 'sehe  Spuckflas^?^ 
Anerkennung  und  vielfache  Anwendung  gefunden. 

Die  gewaltige  Tenacität  der  in  dem  Auswurfe  enthaltenen 
berkelbacillen  —  sie  widerstehen  der  Fäulniss  nach  Schill 
Fischer  43  Tage^),  dem  Eintrocknen  6  (Koch,  Schill  und 
scher)  bis  10  (de  Toma)')  Monate,  Ghantemesse  und 
daP)  fanden  sie  in  sterilisirtem  Seinewasser  noch  nach  70 
virulent  —  scheint  mir  indessen  eine  Desinfektion  der  Sputa  mit 
Notbwendigkeit  zu  erheischen.  Denn  wenn  auch  ein  Austrockaen. 
Verstäuben,  kurz  ein  Uebergang  in  die  Luft  den  Bacillen  nicht  mOfiT' 
lieh  ist,  so  lange  sie  sich  in  der  Flüssigkeit  befinden,  so  sind  sie 
wohl  in  der  Lage,  infizirend  zu  wirken  während  und  nach  der  Reini- 
gung der  Spuckflaschen,  -näpfe  und  -gläser. 

Einen  Vorschlag  zur  Desinfektion  der  Sputa  in  den  Athemwegezi 
selbst  vor  ihrer  Entleerung,  den  Petrescu^)  gemacht  hat,  kann 
man  allerdings  nur  als  ein  Kuriosum  bezeichnen.    Er  hat  einen  Ap- 
parat angegeben,  dessen  Benutzung  er  für  alle  Phthisiker  obligatoriscli 
gemacht  wissen  will,  der  mit  Desinfizientien  gefüllt  wird,  und  durcii 
den  der  Kranke  aus-  und  einathmen  soll,  ein  Apparat,  der  ebenso 
unzweckmässig  als  lästig  f&r  den  Kranken  ist. 

Für  die  Militärlazarethe  ist  zur  Reinigung  der  Spuckgläser  und 
Spucknäpfe  Ausspülen  derselben  mit  kochendem  Wasser  vorgeschrie- 
ben. Dies  genügt  indessen  bei  der  Klebrigkeit  der  meisten  Sputa 
zur  unschädlichen  Beseitigung  derselben  nicht  Meist  sind  die  mit 
der  Reinigung  beauftragten  Wärter  genöthigt,  mit  den  Händen  nach- 
zuhelfen, die  dann  bei  mangelhafter  Reinlichkeit  zu  Infektionsträgem 
werden  müssen,  auch  ist  in  der  Regel  das  zum  Ausspülen  bestimmte 
Wasser,  welches  kochend  aus  der  Lazarethküche  empfangen  werden 
soll,  erheblich  abgekühlt,  wenn  es  mit  den  Speigläsern  und  deren 
Inhalt  in  Berührung  kommt. 

Die  Angabe  Yersin's^),  dass  die  Tuberkelbacillen  im  Sputum 
durch  10  Minuten  langes  Erhitzen  auf  70^  G  zu  Grunde  gehen  sollen, 
habe  ich  bei  meinen  Versuchen  nicht  bestätigt  gefunden,  dieselbe 
stimmt  auch  mit  den  grundlegenden  Versuchen  von  Schill  und 
Fischer^)  nicht  überein.  Sie  fanden,  dass  einmaliges,  ja  doppeltes 
Aufkochen  die  Infektiosität  der  Tuberkelbacillen  nicht  aufhebt,  dass 
sie  vielmehr  erst  nach  10  Minuten  langer  Einwirkung  der  Temperatur 
von  1(X)^  G  zu  Grunde  gehen. 

Zur  gefahrlosen  Beseitigung  der  phthisischen  Sputa  ist  daher 
meines  Erachtens  die  Desinfektion  der  Spuckgläser  vermittelst  strö- 
menden Wasserdampfes  unbedingt  erforderlich. 

Dieselben  Erwägungen  brachten  schon  1888  Grancher  und 
de  Gennes^)  dahin,  sich  von  Geneste  und  Horcher  einen  Spu- 


1)  1.  c. 

2)  AniiAli  universali  di  med.     Vol.  2S3.     1888. 
Tab.  KoDgress  zu  Paris.     1888.    Juli. 

Ueber  die  Methode,   um  der  Kontagiosität   der  tabercnlosen  Sputa  vonnbengen. 
(Bef.  in  Centralbl.  f.  Bakt.  u.  Paras.    V.    1889.) 

5)  Annal.  de  rinstitat  Pasteur.     1888.     No.  2. 

6)  1.  c. 

7)  Snr  ia  d^sinfection  des  chrachoirs  des  tuberculeax.    (Rev.  d'Hyg.  1888.  No.  8.) 


8)  I. 

4)  ü( 


I 


lieber  die  SpntamdetiDfektion  bei  Lnngentabercnlose.  43 

toB-DcsiDfektioiisapparat  bauen  zu  lassen,  der  zwar  zweckmässig  und 
voUempfehleDSwerth ,  aber  für  die  allgemeinere  Einfährung  viel  zu 
faifitspieUg  ist.  Auch  hat  die  von  diesen  Forschern  gegebene  Anre- 
gvag  meines  Wissens  nur  wenig  Beachtung  gefunden. 

Zwar  drängt  schon  seit  längerer  Zeit,  hauptsächlich  aber  seit 
der  herrlicheD  R  Koch 'sehen  Entdeckung  eines  Specificums  gegen 
die  Tuberculosen  die  öffentliche  Meinung  mit  zunehmender  Einmüthig- 
keit  auf  Centralisirung  der  Phthisiker  ip  eigenen  Sanatorien  hin,  und 
asdi  in  der  Armee  ist  man  dazu  übergegangen,  die  Tuberculosen 
ganzer  Armeecorps  in  den  grösseren  Lazarethen  an  den  Sitzen  der 
GeiieralkommaDdos  zwecks  planmässiger  Behandlung  zu  sammeln. 
So  lange  diese  Maassregel  aber  nicht  überall  durchgeführt  ist,  muss 
ein  ZOT  Sputumdesinfektion  bestimmter  Apparat  bei  voller  Wirksam- 
keit so  einfach  und  billig  wie  möglich  sein,  um  seine  Einführung  auch 
in  kleinen  Krankenhäusern  und  in  Privathaushaltungen  zu  gestatten. 
£inen  derartigen  Apparat  anzugeben,  schien  mir  eine  dankens- 
verthe  Aufgabe  zu  sein,  die  um  so  leichter  zu  lösen  war,  als  wir  in 
dem  Soxhle tischen  Milchkochapparat  ein  sehr  zweckmässiges  Vor- 
bild besitzen.  Es  kam  nur  darauf  an,  dieses  Modell  entsprechend  zu 
Tergr5s8em  und  auf  seine  Wirksamkeit  gegenüber  den  tuberculösen 
^utis  zu  erproben. 

Ich  liess  mir  von  einem  hiesigen  Klempner  aus  festem  Eisen- 
blech einen  Kessel  anfertigen  von  ^  cm  Höhe  und  40,3  cm  Durch- 
m^ser,  dessen  unterster  Theil  jedoch,  der  zum  Einsetzen  in  ein 
Herdloch  bestimmt  ist,  in  der  Höhe  von  6  cm  nur  einen  Durchmesser 
Ton  29  cm  hat  An  dem  Kessel  befinden  sich  zwei  derbe  eiserne 
Handgriffe.  Der  Deckel  greift  wie  beim  Koch^schen  Dampf kpchtopf 
mit  einer  3,2  cm  langen  Muffe  in  das  Innere  des  Kessels  ein  und 
trägt  zwei  knopfartige  Handgriffe  von  Holz  und  einen  Tubus  zur 
Aufiiahme  des  Thermometers.  Für  die  Speigläser  sind  zwei  Einsätze 
bestimmt,  deren  jeder  fünf  Speigläser  aufzunehmen  vermag.  Die  dem 
Soxhle tischen  Flaschenträger  sehr  ähnlichen  Einsätze  haben  drei 
Fasse;  die  Höhe  des  Einsatzes  einschliesslich  der  4,8  cm  hohen 
FOsse  beträgt  13,6  cm,  der  Durchmesser  derselben  39  cm;  er  be- 
steht aus  zwei  parallel  über  einander  vermittelst  sechs  Säulen  be- 
festigten Blechscbeiben ,  von  denen  die  untere  zahlreiche,  0,4  cm  im 
Dorchmesser  haltende  Löcher  für  den  Durchtritt  des  Dampfes,  die 
obere  fünf  kreisförmige  Ausschnitte  von  12,6  cm  Durchmesser  zur 
Aufnahme  des  Speiglases  enthält. 

Das  6  cm  hohe  Bodenstück  fasst  4,4  1,  der  Kessel  bis  zum 
Bodenbrett  des  ersten  Einsatzes  11,6  1  Wasser. 

Die  im  ganzen  X.  Armeecorps  eingeführten  Speigläser  sind  aus 
weissem  Glase  gefertigt,  12  cm  hoch,  haben  einen  oberen  Durch- 
messer von  11  und  einen  grössten  Umfang  von  37,5  cm;  ihr  grösster 
Durchmesser  in  dem  bauchartig  verdickten  unteren  Theile  beträgt 
12  cm.    Sie  kosten  beim  Massenbezuge  11  Pfg.  das  Stück. 

Ffir  die  Aufstellung  des  Apparates  wurde  mir  vom  Chefarzt  des 
hiesigen  Gamisonlazareths,  Herrn  Oberstabsarzt  1.  Kl.  Dr.  St  an  j  eck, 
eine  Theeküche  eingeräumt.    Dort  wurde  der  in  derselben  befindliche 

ziemlich  primitive  Kochherd  zur  Aufstellung  und  Heizung  des  Appa- 

4:. 


19  Cm. 

rates  benutzt.  Die  Speigläaer  werden  täg- 
lich nach  der  Visite  vermittelst  der  beiden 
mit  derben  Handhaben  versebenen  Einsätze 
Ton  der  inneren  Station  geholt  und  unter 
Aufsicht  eines  zuverlässigen  Lazarethgehttl- 
fen  in  dem  Apparat  desin&zirt  Nachdem 
i  sie  von  dem  Augenblicke  ab,  wo  das  Ther- 

\  mometer  100°  C  zeigt,    noch  eine  halbe 

Stunde  lang  darin  gewesen  sind,  werden 
sie  in  die  Wasserleitung  entleert  und  mecha- 
nisch mit  grösster  Leichtigkeit  gereinigt. 
Zur  PrOfiing  des  Apparates  verwendete  ich  zunächst  SeideoMeo 
mit  Milzbrandsporen ,  deren  Virulenz  kurz  vor  dem  Versuch  durch 
Impfung  einer  weissen  Maus  erprobt  war.    Vom  Augenblicke  ab,  wo 
die  Temperatur  des    im  Deckel    befestigten  Thermometers   100*  C 
Zfl^te,  worden  die  in  den  Kessel  verbrachten  Seiden&den  15  Minuten 


Üeb«r  die  SpatumdesinfektioD  bei  Laogentabercnlose.  45 

iug  der  Einwirkung  des  strömenden  Wasserdampfes  ausgesetzt. 
DuB  wurden  je  2  in  Bouillon  in  den  Brütschrank  gebracht,  in  flüs- 
ä^r  Nährgelatine  zu  £smarch 'sehen  Rollplatten  ausgerollt  bzw. 
«er  weissen  Maus  unter  die  Haut  an  der  Schwanzwurzel  verimpft. 
Die  Bouillon-  und  Gelatinekulturen  blieben  steril,  die  Maus  blieb 
an  Leben,  wahrend  die  zur  Kontrolle  verarbeiteten,  nicht  sterilisirten 
Seidenfaden  üppige  Kulturen  ergaben  und  die  Maus  in  der  üblichen 
Zeit  von  22  Stunden  tödteten. 

Nunmehr  ging  ich  dazu  über,  den  Apparat  auf  seine  Wirksam- 
keit gegenüber  dem  tuberculösen  Sputum  zu  prüfen.  Von  einem 
durch  die  mikroskopische  Untersuchung  als  sehr  bacillenreich  fest- 
gestellten Ausvnirf  wurde  ein  etwa  haselnussgrosser  Ballen  in  sterili- 
sirtem  Wasser  gründlich  verrieben,  und  hiervon  eine  Koch 'sehe 
Spritze  voll  einem  Meerschweinchen  in  die  Bauchhöhle  injizirt.  Der 
Best  wurde  in  den  Kessel  gebracht  und  15  Minuten  lang  dem  strö- 
menden Wasserdampf  ausgesetzt.  Nach  Ablauf  dieser  Zeit  wurde 
eine  Koch*sche  Spritze  davon  einem  zweiten  Meerschweinchen  in 
die  Bauchhöhle  gespritzt.  Das  letztere  Thier  lebt  noch  und  ist  augen- 
scheinlich gesund,  während  das  erstere  am  29.  Tage  nach  der  Im- 
pfung an  schwerer  allgemeiner  Tuberculc^e  zu  Grunde  ging. 

Die  Wirksamkeit  des  Apparates  ist  durch  diese  Versuche  zur 
Genüge  dargethan,  und  ist  seine  Zweckmässigkeit  durch  seinen  nun- 
mehr schon  Wochen  langen  Gebrauch  im  hiesigen  Gamisonlazareth 
ToUauf  bewiesen.  Wir  verwenden  ihn  nicht  nur  zur  Desinfektion  der 
Speigläser,  sondern  auch  zu  der  der  D  et  tw  eil  er 'sehen  Speiflaschen, 
welche  mit  Genehmigung  des  Königlichen  Kriegsministeriums,  Medi- 
dnalabtheilung,  für  das  hiesige  Lazareth  angeschafft  worden  sind. 
Bei  der  Desinfektion  der  letzteren  darf  man,  wie  ich  bemerken  möchte, 
nicht  vergessen,  von  Beginn  der  Desinfektion  den  Deckel  der  Flaschen 
zu  öffnen,  da  dieselben  sonst  springen. 

Die  Anbringung  eines  Wasserstandsrohres  an  dem  Apparat  habe 
ich  nicht  für  nothwendig  befunden,  da  auch  bei  mehr  als  einstündi- 
ger Benatzung  die  Verdunstung  des  Wassers  eine  massige  ist  und 
die  im  Kessel  enthaltene  Wassermenge  bei  weitem  nicht  erschöpft. 
Es  genügt  die  Vorschrift,  den  Apparat  vor  dem  Anheizen  bis  zur 
oberen  Scheibe  des  unteren  Einsatzes  füllen  und  bei  jeder  folgenden 
Benutzung  das  Verdampfte  nachfüllen  zu  lassen. 

Obwohl  zur  Desinfektion  der  Sputa  15,  nach  Schill  und  Fi- 
scher sogar  nur  10  Minuten  genügen,  lasse  ich  die  Gläser  vom 
Augenblicke  ab,  wo  das  Thermometer  1(X)<^  G  zeigt,  eine  volle  halbe 
Stunde  in  dem  Apparat. 

Der  Preis,  für  den  der  Klempnermeister  G.  S  c  h  u  1  z  e  hierselbst 
mir  den  Apparat  geliefert  hat  —  26  Mark  —  ist  etwas  hoch,  doch 
wird  sich  bei  Anfertigung  mehrerer  derartiger  Apparate  der  Einzel- 
preis bedeutend  billiger  stellen. 

Bezüglich  der  Einzelnheiten  des  Apparates  verweise  ich  auf  die 
Zeichnung. 

Als  eine  der  Abhülfe  dringend  bedürftige  hygienische  Einrich- 
tung möchte  ich  die  Spucknäpfe  bezeichnen.  Mögen  sie  nun  aus 
Porzellan  oder  Eisen  hergestellt,  mögen  sie  mit  Sand,  Sägespänen 


46  Kirchner,  Ueber  die  Sputamdesinfektion  bei  Lungentabercalose. 

oder  Wasser  gefüllt  sein,  niemals  sind  sie  meiner  Ansicht   nach     iE 
Stande,  die  Sputa  so  aufeunehmen,  dass  die  Verbreitung  von  Tuber 
kelbacillen  sieber  vermieden  wird.     In  Wohnräumen  von    Privatei 
dienen  sie  ja  eigentlich  nur  als  Zimmerschmuck,  benutzt  werden    si< 
fast  nie.     Wer  aber  in  Krankenhäusern  und  Kasernen  die  Spuclc- 
näpfe  gesehen  hat,  die  auf  vielbegangenen  Fluren  und  Treppen  ste- 
hen, der  wird  von  dem  Anblick,  den  sie  darbieten,  wahrhaft  entsetzt 
sein.    Da  der  am  Boden   stehende  Spucknapf  von  dem  Munde  des- 
jenigen, der  ausspuckt,  durchschnittlich  160  cm  entfernt  ist,  so  g-e- 
hört  immer  ein  gewisser  Grad  von  Aufmerksamkeit  und  Zielvermögen 
dazu,  den  Auswurf  so  zu  dirigiren,  dass  er  in  den  Spucknapf  und 
nicht  neben  demselben  auf  den  Fussboden  gelangt.     Häufig  genug* 
habe  ich  Spucknäpfe  gesehen,  deren  Ränder  und  deren  Umgebung- 
einen  wahrhaft  ekelhaften  Belag  von  Sputum  zeigten.     Dass  die  ge- 
fahrlose Beseitigung  dieser  Verunreinigungen  erhebliche  Schwierig- 
keiten bereiten  muss,  ist  leicht  einzusehen. 

Aber  auch  reinlich  gehaltene  Spucknäpfe  bereiten  derartige  Schwie- 
rigkeiten. Sind  sie,  wie  jetzt  wohl  allgemein  üblich,  mit  Flüssigkeit 
gefüllt,  so  kommt  es  in  Folge  der  geringen  Tiefe  der  Spucknäpfe  häu- 
fig genug  vor,  dass  beim  Aufheben  derselben  die  in  ihnen  enthaltene, 
mit  Auswurf  vermischte  Flüssigkeit  über  den  Rand  hinwegschwappt 
und  auf  den  Fussboden  gelangt.  Dies  könnte  man  wohl  als  unappetit- 
lich, aber  nicht  als  gefährlich  ansehen,  da  es  sich  ja  in  der  überwiegen- 
den Mehrzahl  der  Fälle  nicht  um  tuberculöses  Sputum  handeln  wird, 
dessen  Verschmierung  also  nicht  gefahrbringend  für  die  Umgebung  ist. 

Dies  ist  kein  Einwand.  Im  Gegentheil,  bei  der  Verbreitung  der 
Phthisis  müssen  wir  annehmen,  dass  gerade  in  öfifentlichen  Gebäuden 
—  Gerichten,  Gefängnissen,  Schulen,  Kasernen  —  von  den  Personen, 
die  die  dort  aufgestellten  Spucknäpfe  benützen,  eine  viel  grössere 
Anzahl  tuberculös  ist,  als  man  gewöhnlich  denkt.  Von  den  wegen 
Tuberculose  in  Behandlung  kommenden  Soldaten  wissen  wir  wenig- 
stens genau,  dass  sie  schon  Wochen  lang  oder  noch  länger  ihr  Lei- 
den mit  sich  herumtragen,  ehe  dasselbe  zur  Kenntniss  des  Arztes 
gelangt.  Und  wenn  dies  schon  beim  Militär  der  Fall  ist,  bei  dem 
eine  stetige  ärztliche  Ueberwachung  jedes  Mannes  stattfindet,  wie 
viel  mehr  muss  man  dies  dann  von  der  Givilbevölkerung  annehmen. 

Spucknäpfe  mit  strömendem  Wasserdampf  zu  desinnziren  erfor- 
dert grosse  und  kostspielige  Apparate  und  ist  schwierig  ausführbar. 

Es  erscheint  mir  daher  am  zweckmässigsten,  in  öffentlichen  Ge- 
bäuden, namentlich  in  Krankenhäusern,  Schulen  und  Kasernen,  über- 
haupt keine  Spucknäpfe  aufzustellen,  sondern  an  geeigneten  Stelleo 
der  Wand  in  etwa  1  m  Höhe  zweckmässig  konstruirte,  zur  AufDahme 
von  Spuckgläsem  bestimmte  Träger  aus  Eisen  oder  Messing  anzu- 
bringen. Eine  derartige  Einrichtung  habe  ich  im  hiesigen  Clemen- 
tinenhause,  einem  überhaupt  höchst  zweckmässig  eingerichteten  Kran- 
kenhause, das  unter  der  Leitung  des  Rothen  Kreuzes  steht,  gesehen. 
Die  hier  in  der  angegebenen  Weise  an  den  Wänden  der  Korridore 
befestigten  Spuckgläser  sind  aus  Milchglas  angefertigt  und  haben 
einen  mit  einer  centralen  Durchbohrung  versehenen  abnehmbaren 
Milchglasdeckel.    Ein  am  oberen  Bande  des  Glases  vorspringender 


Kltio,  £ia  weiterer  Beitrag  s.  Keantniss  d.  Aetiologie  d.  Grouse  Disease.       47 

Bisd  nüit  auf  einem  eisernen  Ringe,  der  mittelst  eines  Armes  in 
ja  Wand  befestigt  ist  lieber  diesem  Spuckglase  befindet  sich  an 
der  Wand  eine  Tafel ,  die  die  Aufforderung  trägt ,  zum  Ausspucken 
nor  dieses  Glas  zu  benutzen.  Das  ist  äusserst  praktisch.  Das  ein- 
zige, was  ich  an  diesen  Gläsern  auszusetzen  habe,  ist  der  Umstand, 
diss  sie  etwas  zu  gross  und  deswegen  schwer  mit  Dampf  desinfizir- 
bar  sind.  Am  meisten  empfehlen  würde  sich  meines  Erachtens,  wenn 
die  auf  den  Korridoren  u.  s.  w.  aufzustellenden  Spuckgläser,  die  auch 
ocioer  Ansicht  nach  schon  aus  ästhetischen  Gründen  aus  Milchglas 
lu  fertigen  und  mit  Deckel  zu  versehen  wären,  dieselbe  Grösse  hät- 
ten, wie  die  auf  den  Krankenstationen  verwendeten  Spuckgläser  aus 
durchsichtigem  Glase.  Sie  könnten  dann  jeden  Morgen  gleichzeitig 
mit  den  Spuckgläsem  der  Stationen  in  dem  von  mir  angegebenen 
A^jarat  mit  strömendem  Wasserdampf  desinfizirt  werden. 

Die  AnschafiuDg  derartiger  Gläser  und  des  Desinfektionsappara- 
tes in  allen  öffentlichen  Gebäuden,  wo  erfahrungsgemäss  regelmässig 
eil  grösseres  fluktuirendes  Publikum  verkehrt,  halte  ich  für  eine 
liocbst  eistrebenswerthe  Maassregel.  Der  Spucknapf  hat  seit  der  Ent- 
deckung des  Tuberkelbadllus  seine  Existenzberechtigung  verloren. 


Yk  weiterer  Beitrag  zur  Eenntniss  der  Aetiologie 

der  Grouse  Disease. 

Von 

Professor  E.  Klein 

in 

London. 

Im  VI.  Band.  No.  2  und  im  VU.  Band.  No.  3  dieser  Zeitschrift 
larde  gezeigt,  dass  diese  die  Moorhühner  befallende  akute  Infektious- 
knnkbeit  \rährend  des  Frühjahrs  (zwischen  Mitte  April  und  Mitte 
Jtmi)  grosse  Verheerungen   anrichtet,  und  dass  die  spezifischen  Mi- 
krcben — Bacillus  der  Grouse  Disease  —  stets  in  der  entzündeten  Lunge 
Qod  Leber  und  nur  ausnahmsweise  im  Herzblute  der  an  der  Krank- 
M  erlegenen  Moorhühner  nachweisbar  sind.    Ich  habe  im  letzten 
Jihre  wdtere  Notizen  über  diese  interessante  Krankheit  gesammelt, 
die  mir  der  VeröfFentlichung  werth  scheinen.     Das  in  obigen  Mit- 
tbeiliiogen  (Bd.  VI.  No.  2)  konstatirte  Faktum,  dass  in  den  an  der 
Frübjahrsepidemie  erlegenen  Hühnern  die  spezifischen  Bacillen  kon- 
stant aus  den  entzündeten  Lungen  in  Reinkultur  gezüchtet  werden 
kdonen,  wurde  auch  heuer  bestätigt.    In  keinem  dieser  Thiere  konnten 
^  %!^len  im  Herzblute  nachgewiesen  werden.    Die  aus  der  Lunge 
gewonnenen  Kulturen   wurden  auf  weisse  Mäuse,  Meerschweinchen, 
immi  und  Finken  verimpft  und  höchst  virulent  befunden.    Sie  be- 
Iiidten  ihre  volle  Virulenz  in  der  Nährgelatine  und  auf  dem  Agar 
oder  der  Bouillon  nach  mehrmonatlicher  Abimpfung. 

Während  des  abgelaufenen  August,  September,  Oktober  und  An- 
fang November  erhielt  ich  aus  mehreren  Theilen  Schottlands  und 
dem  Horden  Englands  Moorhühner,  die  während  dieser  Monate  starben; 


48  Smith, 

bei   der  Sektion  zeigten  sie  dieselbe  doppelseitige  Lungenhyper&m 
und  Lungenentzündung  sowie  auch  die  hochgradige  Hyperämie    d« 
Leber,  die  die  FrQhjahrsepidemie  kennzeichnet.    Es  wurde  jedocb    i 
Erfahrung  gebracht,  dass  während  des  Spätsommers  und    Herbste 
nur  wenige  Hühner  auf  den  Hochmooren  erlagen  und  femer,  dass  ac 
einzelnen  dieser  Hochmoore  die  Frühjahrsepidemie  gar  nicht  geherrscli 
hat  Bei  allen  während  des  Spätsommers  und  Herbstes  erlegenen  Moor 
hühnern,  die  mir  in  gutem  Zustande  zugekommen  —  es  sind  derei 
mehrere  Dutzende  untersucht  worden  —  wurden  die  spezifischen  Ba- 
cillen der  Grouse  Disease  von  dem  Herzblute  in  unzähligen  Eolonieen 
und  in  Reinkultur  gewonnen.     In  kultureller  und  morphologiscfaer 
Beziehung  unterscheiden  sich  diese  Blutbacillen  der  Herbstepidemie 
von  den  aus  der  Lunge  der  Moorhühner  in  der  Frühjahrsepidemie 
erhaltenen  gar  nicht,  doch   lassen  sich  in  Bezug  auf  Virulenz  be- 
stimmte Unterschiede  konstatiren.    Während  die  mit  Frühjahrsbacillen 
geimpften  Mäuse  rasch   an  der  Krankheit  erliegen  —  das  Blut  ist 
voll  von  den  Bacillen  —  bleibt  die  grosse  Mehrzahl  der  mit  den 
HerbstbaciUen  geimpften  Mäuse  am  Leben.   Von  10  solchen  Mäusen 
starb  eine  nach  3  Tagen,  eine  nach  7  Tagen,  die  übrigen  waren  ruhig 
und  scheinbar  krank  während  der  ersten  2—3  Tage,  erholten  sich 
aber  darauf  vollkommen.    Auch  bei  Ammern  wirken  die  Herbstkul- 
turen schwächer,  indem  diese  Thiere  erst  nach  dem  4.  oder  5.  Tage 
eingehen;  das  Herzblut  dieser  Thiere  enthält  jedoch  die  Grouseba- 
cillen  sehr  reichlich. 

Mäuse,  die  die  Impfung  mit  den  HerbstbaciUen  überlebten  (8 
Thiere  von  10)  wurden  mit  Frühjahrskulturen  wiedergeimpft,  doch 
zeigten  sie  sich  vollkommen  refraktär,  während  alle  Kontrollmäuse  der 
Impfung  mit  denselben  Frühjahrskulturen  in  20—40  Stunden  erlagen. 

Aus  diesen  Beobachtungen  kann  man  mit  Recht  schliessen,  dass 
die  Herbstepidemie  einen  leichteren  Virulenzgrad,  als  die  Frühjahrs- 
epidemie besitzt  und  dass  die  aus  dem  Herzblute  der  im  Herbste  er- 
legenen  Moorhühner  gezüchteten  Bacillen  eine  bedeutend  geringere 
Virulenz  aufweisen,  als  die  aus  der  Lunge  der  an  der  FrühliDgsseuche 
erlegenen  Thiere  gezüchteten  Mikroben. 

London,  22.  November  1890. 


Einige  Bemerkungen  zu  dem  Aufsätze  „Eine  Methode 
der  Blutentnahme  beim  Menschen^' ^). 

Von 

Dr.  Theobald  Smith 

in 

Washington,  U.  S.  A. 

Die  Mittheilung  des  Herrn  Dr.  Scheurlen   veranlasst  mich, 
hier  mit  einigen  Worten  eine  Pipette  zu  beschreiben,  die  deijeDigen 

1)  Diese  Zeitscbr.  Bd.  VUI.  1890.  p.  257. 


Kine  Methode  der  ^lateninahme  b^im  Menschen.  49 

Sek  earle  11*8   ideotisch  ist  und    die  ich   schon  seit  1884  im  Ge- 
bnndi  habe  and  damals  beschrieb  and  abbildete^). 

Die  Pipette  verdankte  ihre  Entstehung  der  Thatsache,  dass 
idk,  mit  Dntersachangen  infektiöser  Thierkrankheiten  beschäftigt, 
oft  vdte  Strecken  zum  Laboratorium  zurücklegen  musste  und  nur 
ffcsig  oder  gar  kein  Nührmat^rial  bei  mir  hatte.  Ihren  Gebrauch 
berankte  ich  auf  die  Flüssigkeiten  in  den  serösen  Höhlen  und 
asf  das  Herzblat.  Sie  unterscheidet  sich  von  derjenigen  Scheu  r- 
leo's  nur  durch  einen  beliebig  langen,  ziemlich  dünnen  ausgezo- 
geoeo  Theil  und  eine  Kautschukkappe. 

Soll  z.  B.  Flüssigkeit  aus  irgend  einer  Körperhöhle  gesammelt 
werden,  so   wird  die  Pipette  mit  der  Kappe  angefasst  (welche  da- 
her ziemlich   steif   sein  muss,  um  nicht  durch  das  Gewicht  der  Pi- 
yelte  gebogen   za   werden),   der  ausgezogene  Theil    einigemale  in 
der  Flamme  hin    und  herbewegt,  die   Spitze    abgebrochen   und  die 
Kippe  zusammengedrückt    Die  Spitze  wird  dann  in  die  Flüssig- 
keit getaucht  und   der  Druck  auf  die  Kappe  langsam  nachgelassen. 
Die  Flüssigkeit   steigt    in  die  Kammer  hinauf    und    wenn  beinahe 
genug  aufgesogen   worden  ist,  wird  die  Spitze  zugeschmolzen.    Bei 
deD  meisten  Pipetten  ist  das  Zuschmelzen  beinahe  unmöglich  wegen 
dcT  Flüssigkeit,   die  den  kapillaren  Theil  der  Pipette  ganz  ausfüllt 
Durch  Begulirung  des  Druckes  auf  die  Kappe  kann  man  die 
Flössigkeitssäule   weit  genug  von  dem  unteren  Ende  hin- 
wegziehen,   um   das  Zuschmelzen  leicht  von  Statten 
gehen    zu    lassen.     Auf   diesen  Punkt    lege    ich    den    meisten 
Verth  des  Gebrauchs    der  Kautschukkappe.    Sollte  sie  nach  dem 
Aoflüllen  sich   schon  maximal  ausgedehnt  haben,  so  ist  es  leicht, 
mifit  Tropfen   auszudrüdcen    und   so  sich  einen  negativen  Druck 
zQ  schafiFen,   mit  dem  man  die  Flüssigkeit  von   dem  offenen  Ende 
beqaem  heben   kann.    Damit  sie  nicht  in   den  Wattepfropf  steigen 
imi,  wählt  man  den  Inhalt  der  Kammer  immer  etwas  grösser,  als 
denjenigen  der  Kappe. 

\]eber  die  weitere  Handhabung  der  Pipette  kann  ich  noch  Fol- 
gendes hinzufügen.  Sollen  weite  Strecken  zurückgelegt  werden, 
emp&ehlt  es  sich  auch,  die  obere  Verengerung  zuzuschmclzen.  Die 
Bdhre  muss  dann  sp&ter  aufgebrochen  und  der  Inhalt  mit  einer 
uideren  Pipette  oder  Oese  hervorgeholt  werden. 

Ist  nur  die  Spitze  zugeschmolzen,  so  stelle  ich  die  Pipette  in 
1^10  Sublimatlösung  für  5—10  Minuten,  wasche  dann  mit  Alko- 
bol  and  schliesslich  mit  Aether  ab.  Die  Spitze  wird  dann  abge- 
brochen und  Nährmedien  durch  das  Auspressen  einiger  Tropfen 
u&nn.  Die  Spitze  kann  sodann  wieder  zugeschmolzen  und  der 
loh&lt  aufgehoben  werden.  Ist  die  Flüssigkeit  geronnen,  so  ist  es 
T&tnchmal  unmöglich,  dieses  Verfahren  anzuwenden.  Dann  muss 
man  bei  der  oberen  Verengung  abbrechen  und   wie  oben  verfahren. 

Washington,  14./10.  1890. 

1)  First  AimiiAl   report  of  th«  Bureau   of  Animal   Industryi   Department  of  Agri- 
flütare.  1885.  p.  240. 


50  4  Steiahaa», 

\ 


Cytophagiir  Tritonis. 

Eine  in  den  Dannepithelzellen  paraaitiBch  lebende  Gocoidie. 

(Aus  dem  pathologischen  Laboratorium  der  k.  Universität   io 

Warschau.) 

Von 

Julius  Steinhaus, 

AflsUtenten  am  pathologischen  Laboratorium  zu  Warschau. 

Im   IX.  Bande  der  „Archives  de  Zoologie   exp^rimentale**  YlslL 
Aim6  Schneider^)   eine  neue   Goccidienart  —    Orthospora 
propria  —  (zugleich  Repräsentant  einer  neuen  Gattung),  die  er  in 
den  Darmepithelzellen  von  Tritonen  fand,  beschrieben.    Sie  kommt  in 
Form  einer  hQllenlosen,  kernhaltigen  Protoplasmamasse  zum  Vorschein^ 
welche  sich  bald  incystirt,  die  sie  beherbergende  Zelle  sprengt  and 
in  den  Darm  fällt    Hier  erfolgt  die  Umbildung  in  eine  Spore  und 
die  Entwickelung  der  sichelförmigen  Körperchen    (4  an  der  Zahl). 
Das  weitere  Schicksal  der  Sichel  gelang  es  Schneider  nicht  zu 
verfolgen.    Balbiani^)  macht  bei  Wiedergabe  der  Schneider- 
schen  Beschreibung  in  seinem  Sporozoen  werke  die  Bemerkung,  dass 
er  diesen  Parasiten  nicht  wiederfinden  konnte. 

Als  ich  vor  einigen  Monaten  im  Darme  eines  Tritons  in  den 
Epithelzellen  Gebilde  fand,  welche  schon  auf  den  ersten  Blick  als 
Entwickelungsstadien    eines    Sporozoen   (Coccidie)    gedeutet  werden 
mussten,  machte  mich  Herr  Prof.  S.  M.  Lukjan ow  auf  den  er- 
wähnten Befund  von  Aim6  Schneider  aufmerksam.     Ich  suchte 
Schneider's  Arbeit  wieder  auf,  doch  überzeugte  ich  mich  gleich, 
dass  die  von  mir  gesehenen  Formen  der  Orthospora  propria 
nicht  entsprechen,  und,  soweit  meine  Litteraturkenntniss  reicht,  ent- 
sprechen sie  im  Allgemeinen  den  bis  jetzt  bekannten  Formen  nicht. 
Dieser  umstand  bewegt  mich,  diese  kurze  Notiz  zu  veröffentlichen. 
Die  von  mir  gefundene  Coccidie  erscheint  in  den  Darmepithelssellen 
zwischen  dem  Kerne  und  dem  Stäbchensaume  in  Form  von  winzigen 
rundlichen  Zellen,  welche  einen  deutlichen,  bläschenartigen  Kern  mit 
einem  Kernkörperchen  und  einige  schwarze  Pigmentkörner  einschliessen. 
Eine  besondere  Zellenmembran  ist  nicht  zu  bemerken.    Die  Dimen- 
sionen   schwanken   zwischen   ziemlich   weiten   Grenzen   (2—9  \jl  im 
Durchmesser  für  den  Zellenleib,  0,7 — 1,6  /u  für  den  Zellenkem),  was 
augenscheinlich  mit  dem  Alter  der  Coccidie  im  Zusammenhange  steht, 
da  in  den  grössten  Exemplaren  die  ersten  Anzeichen   von  Prolife- 
rationsvorgängen  auftreten.    Diese  ersten  Proliferationsanzeichen  be- 
stehen darin,  dass  der  Kern  der  ausgewachsenen  Coccidie  eine  Art 
mitotischer  Umwandlung  erleidet.    Ueber  die  Einzelheiten  dieser  Mi- 
tose kann  wegen  der  Kleinheit  des  Objektes  nichts  Genaueres  er- 


1)  Aim^  Schneider,    Les  Psorospermies   oviformes  ou  Coccidies.    (ArduTes 
de  Zoologie  ezp^rimentale.  T.  IX.  1881.  pp.  889—391.  Tab.  XXII.  Fig.  1--18.) 

2)  Balbiani,  Le9ons  sur  les  Sporozoaires.     Paris  1884.  p.  76. 


Cytophagni  Tritoois.  51 

mttelt  werden.  Nur  das  steht  fQr  mich  fest,  dass  wir  es  hier  mit 
cmem  Vorgänge  zu  thun  haben,  welcher  komplizirter  ist,  als  die 
direkte^  Theilung:  der  Kern  verliert  sein  bläschenartiges  Aussehen 
JoA  sän  Kemkörperchen,  er  wird  zu  einem  Fadenklümpchen. 

Nach  der  Theilung  des  Kernes  erfolgt  Zellentheilung,  worauf  die 
joDgan  Kerne  resp.  ZeUai  sich  in  gleicher  Weise  wiederholt  theilen, 
t»s  an  Stelle  der  ersten  Mutterzelle  sich  eine  ganze  Anzahl  (16)  äusserst 
kleiner  Elemente  mit  knäuelförmigen  Kernen  gebildet  hat.  Dann 
Terwandeln  sich  alle  —  bisher  rundlichen  —  Zellchen  in  sichel- 
ftrmige  Körperchen  (6-7  /u  lang);  nun  kdiren  auch  die  Kerne  zum 
Buhezustande  zurttck,  d.  h.  sie  werden  wieder  bläschenförmig  und 
nudeolenhaltig. 

Die  sichelförmigen  Körperchen  gruppiren  sich  meridional  in  der 
HoUkogel,  welche  durch  die  Anwesenheit  des  Parasiten  im  Leibe  der 
Epiihelzelle  entstanden  ist,  und  alle  Sichelkeme  liegen  in  regelmässiger 
Anordnung  in  der  Aequatorialebene. 

Nach  dieser  Phase  folgt  die  Umwandlung  der  sichelförmigen 
Körperchen  in  amöboide  Zellen,  welche  von  denjenigen,  die  erst  zu 
sichelförmigen  Körperchen  werden  sollen,  durch  den  Zustand  ihrer 
Kwne  (Ruhezustand)  scharf  zu  unterscheiden  sind. 

Soviel  durch  Zusammenstellung  verschiedener  Bilder  an  fixirten 
Präparaten  des  Darmes  ermittelt  werden  kann,  wandern  die  jungen 
amdboiden  Zellen  —  junge  Goccidien  —  aus  der  Epithelzelle,  deren^ 
Protoplasma  sie  zum  Theil  verbraucht  haben,  aus,  um  in  einer  anderen 
ZeUe  dasselbe  Unheil  anzurichten,  welches  die  Muttercoccidie  in  der 
sie  bisher  beherbergenden  Zelle  angerichtet  hat 

Während  der  ganzen  Proliferationsperiode    bleibt  die  Coccidie 
cystenlos. 

Sachen  wir  nun  die  systematische  Stellung  unserer  Coccidie  zu 
bestimmen,  so  fsdlen  uns  vor  Allem  drei  Merkmale  auf,  welche  sie 
Yon  beinahe  allen  anderen,  bisher  bekannten  unterscheiden  und  dem 
von  mir  im  Januarhefte  1890  des  Vi  rc  ho  waschen  Archivs  be- 
schriebenen Karyophagus  salamandrae^)  nahe  stellen;  es 
sind  dieses  nämlich :  Ausbleiben  von  Incystirung  bei  der  Proliferation, 
Abwesenheit  eines  „Bestkörpers^^  bei  der  Sicbelbildung  und  Prolife- 
ration in  derselben  Wirthszelle,  die  sie  im  vegetativen  Stadium  be- 
herbergt 

Schon  bei  der  Beschreibung  des  Karyophagus^)  haben  wir 
die  Nothwendigkeit  hervorgehoben,,  die  (Joccidienklassifikation  von 
Aim6  Schneider*)  durch  Eintheilung  aller  Goccidien  in  cysten- 
bildende  und  cystenlose  zu  vervollständigen.  Der  Karyophagus 
war  damals  der  erste  und  einzige  Repräsentant  der  cystenlosen;  er 
entsprach  den  monosporen  mit  vielen  sichelförmigen  Körperchen 
(Gattung  Eimeria)  unter  den  cystenbildenden. 

Mein  Befund  am  Triton  endarme  liefert  eine  zweite  cystenlose 


1)  Jnliiis    Steinhaus,    Karyophagus    salamandrae.      (Virchow's 
AfcfalT.  Bd.  GXV.  Heft  1.  1S89.  pp.  176—185.  Taf.  Y.) 

2)  i,  c  p.  185. 

3)  1.  c.  p.  388, 


52  Äraliü, 

Art,  und  zwar  ebenfalls  eine  monospore  mit  vielen  sichelförmigen 
Körperchen. 

Die  Unterschiede  zwischen  dem  Karyophagus  und  der  neuen 
Coccidie,  die  ich  Cytophagas  Tritonis  zu  nennen  vorschlaer^i ' 
bestehen:  1)  in  den  verschiedenen  Dimensionen  der  einzelnen  Theile 
in  allen  Entwickelungsphasen,  2)  in  der  Anwesenheit  von  Pigment- 
kömem  im  Cytophagusleibe ,  3)  in  der  Verschiedenheit  des  Wohn- 
ortes —   hier    Zellenleib    des    Tritons,   dort   Zellenkern 
vom  Salamander  —  und  endlich  4)  in  der  Struktur  des  Zellen- 
leibes  im  vegetativen  Stadium  —  hier  ist  das  Protoplasma  grob- 
körnig und  vacuolenhaltig ,  beim  Karyophagus  —  gleichmässigr 
feingranulirt.    Diese  umstände  genügen  wohl,  um  beide  Formen  von 
einander  zu  trennen. 

Warschau,  den  10.  November  1890. 


Helminthologische  Mittheilongen. 


Von 


M.  Braun 


in 


Rostock  i.  M. 

Im  Folgenden  möchte  ich  kurz  über   die  Resultate  einiger  Ar- 
beiten berichten,  die  vor  Kurzem  im  hiesigen  zoologischen  Institute 
unter  meiner  Leitung  ausgeführt  worden  sind.    Die  eine  derselben, 
welche  unter  dem  Titel:  „Chr.  Di  eck  hoff:  Beiträge  zur  Kenntniss 
der  ektoparasitischen  Trematoden'^  (mit  2  Taf.)  erscheinen  wird,  be- 
handelt zuerst  den  Ganalis  vitello-intestinalis.    Mit  diesem 
Namen  habe  ich  ^)  einen  in  seinen  Beziehungen  zuerst  von  J.  Ijima^) 
richtig  erkannten  Kanal  bezeichnet,   der   aus  dem  Keimleiter  ent- 
springt und  in   offener  Verbindung  mit  dem   Darm  steht    An  der 
Angabe,  dass  bei  einer  Anzahl  von  ektoparasitischen  Trematoden  Keim- 
leiter und  Darm  direkt  verbunden  sind,  lässt  sich  nicht  mehr  zwei- 
feln, wenn  auch   die    Deutung   dieses   Verhältnisses  schwierig  ist. 
Ijima  fand  den  Ganalis  vitello-intestinalis  bei  Polystomumin- 
tegerrimum,  P.  ocellatum,  Diplozoon  paradoxum  und 
einer  Octobothrium-Art;  Dieckhoff  ausser  bei  den  genannten 
Arten  noch  bei  Octobothrium  merlangi  Kuhn,  Oct.  lanceo- 
latum  Lkt.  und  Axine  belones  Abildg.     Bei  einigen  Vertretern 
der  Tristomeen  ist  vergeblich  nach  diesem  Kanäle  gesucht  worden. 
Die  Temnocephalen  besitzen  ihn  ebenfalls  nicht,  so  dass  er  sich  auf 
Polystomeen  beschränkt,  wobei  noch  anzuführen  ist,  dass  Wright 


1)  Bd.   Vermes    in    H.    G.    B  r  o  n  n  's   Klassen    and   Ordnungen   des   Thierreichs. 
Leipsig  1890.  pg.  490. 

2)  Ueber  den  Zusammenhang  des  Eileiters  mit  dem  Verdauungskanal  bei  gewissen 
Polystomen.     (Zool.  Ans.  Bd.  YII.  1884.  pg.  636.) 


Helminthologische  Mittheilangeii.  53 

md   Ifacallttmi)  die  gleicheo    Verhältnisse   von  Sphyranura 
Osleri  melden. 

Die  Geschichte  des  Ganalis  vitello-intestinalis  ist  mit  den  ange- 
fthrten  Arbeiten  nicht  abgethan;  sie  wird  zeigen,  welche  Schwierig- 
kötea  sidi  der  Untersuchung  und  der  Deutung  entgegenstellen. 
Zeller,  dem  wir  so  erfolgreiche  Studien  nicht  nur  auf  helmintho- 
logbchem  Gebiete  verdanken,  erwähnt  einen  den  Samen  zuleitenden 
Kuud  Ton  Polystomum  integerrimum  *),  dessen  innere  Ver- 
hmdimg  mit  dem  Eileiter  er  gesehen,  dessen  äussere  Mttndung  er 
tnfangs  auf  der  Bückenflftche  des  Thieres  vermuthete ;  in  einer  spä- 
teren Arbeit*)  verlegt  Zeller  das  andere  Ende  des  Ganges  in  die 
männliche  Keimdrüse  und  lässt  dasselbe  von  dem  seitlichen  Um- 
fange des  Hodens  entspringen.  Obgleich  Zell  er  selbst  die  Kopu- 
lation zweier  Polystomen  gesehen  und  beschrieben  hat,  auch  bei  zu- 
&JIig  isolirt  lebenden  Polystomen  die  Möglichkeit  einer  Selbstbegat- 
tong  zugibt ,  sieht  er  wegen  des  Ursprunges  und  Endes  des  Ganalis 
vitello-intestinalis  in  diesem  ein  Hülfsmittel,  um  unter  gegebenen 
Umständen  eine  innere  Selbstbefruchtung  mit  dem  eigenen  Sperma 
des  betreffenden  Individuums  zu  ermöglichen. 

Die   Angaben  Ijima's  von  der  Einmündung  des  Kanales  in 
einen  Darmschenkel,  sowie  die  Deutung,  dass  der  Gang  die  Aufgabe 
habe,  überflüssige  Dottersnbstanz  dem  Darm  zuzuleiten,  kann  Zeller^) 
in  einer  weiteren  Notiz   nicht  acoeptiren.     Grund  hierfür  ist,  dass 
Zeller  auch  beim  Diplozoon  paradoxum  einen  Gang  findet, 
den  er  zuerst^)  als  „den  Samen  zuleitenden  Kanal*^,  später*)  als 
Laurer 'sehen  Kanal  bezeichnet  und    folgendermassen  beschreibt: 
di^er  Kanal  schliesst  sich  unmittelbar  an  das  Yas  deferens  des  an- 
deren Thieres  an ,  öffiiet  sich  nach  kurzem  Verlauf  in  den  Dotter- 
gang, verlässt  denselben  aber  sofort  auf  der  anderen  Seite  und  zieht 
in    zahlreichen   Schlängelungen    über   den    Keimstock   hinweg,    um 
schliesslich  in  den  Ausfühnmgsgang  des  letzteren  einzumünden.    Das 
Sperma  soll  demnach  ans  dem  Hoden  des  einen  Thieres  durch  den 
^genen  Samenleiter  und  den  unmittelbar  daran  sich  anschliessenden 
La orer 'sehen  Kanal  des  zweiten  Individuums,  der  den  Dottergang 
durchsetzt,  schUesslich  in  den  Keimgang  des  letzteren  gelangen  und 
die  austretenden  Keimzellen  befruchten.    Doch  liegen  die  Verhält- 
nisse etwas  anders:  es  ist  richtig,  dass  von  der  Stelle,  wo  Keim- 
leiter und  Dottergang  zusammenstossen,  auch  (neben  der  Fortsetzung 
des  Keimleiters  zum  Ootyp)  der  geschlängelt  verlaufende  Kanal  ent- 
springt, der  aber  im  weiteren    nach    vom  zu  gerichteten  Verlauf 
schliesslich  nicht  zum  Endtheil  des  Vas  deferens  des  anderen  Thieres, 
sondern  in  den  Darm   desselben    Thieres  führt.    Was  Zell  er  als 
L  au  r  er 'sehen  Kanal  bezeichnet,  sind  zwei  verschiedene  Gänge;  nur 

1)  Jonrn.  of  Morphol.  Vol.  L  1886.  pg.  1. 

2)  Untersuch,  fib.  Entw.  a.  Baa  des  PoL  int.    (Zeitschr.  f.  wiss.  Zool.  XXII.  1872. 
VS    «0.) 

3)  Weitere  Beitr.  z.  Kenntn.  der  Polystomen.  i (Ibidem.  XXVII.  1876.  pg.  288.) 

4)  üeber   den    Oescblechtsapparat    von   Diplozoon   paradoznm.     (Zeitschr.  f.  wiss. 
ZooL  Bd.  XLVI.  1888.  pg.  237.  Anm.) 

5)  Unters,  üb.  d.  Entwickl.  der  Diplozoon  paradoxnm.     (Ibid.  XXU.  pg.  168.) 


54  Braun, 

fOr  den  einen  derselben  kann  man  den  Namen,  den  man  besser  durch. 
Vagina  ersetzt,  beibehalten,  für  den  nämlich,  der  sich  allerdings,  wie 
Zeller  ganz  richtig  sieht,  an  das  Vas  deferens  des  anderen  Thieres 
unmittelbar  anschliesst  und  in  den  Dottergang  einmündet ;  hier  aber 
findet  der  Gang  sein  Ende,  und  das  Sperma  des  anderen  Thieres  ge- 
langt mit  Dotter  gemengt  in  den  Keimleiter.    Die  vermeintliche  Fort- 
setzung dieser  Vagina,  jenseits  ihrer  Einmündung  in  den  Dotter- 
gang, der  geschlängelt  verlaufende  Kanal  (unser  Gan.  vit-intest.)  hat 
mit  der  Vagina  Nichts  zu  tJbiun,  sondern  ist  räumlich,  wie   Quer- 
schnittserien lehren,  von  derselben  getrennt,  besitzt  auch  eine  andere 
Struktur  und  führt,  wie  gesagt,  aus  dem  Keimleiter  in  den  Dann. 

Hat  sich  somit  dieser  Stützpunkt  der  Z  e  1 1  e  r '  sehen  Aufifassung  als 
irrig  ergeben,  so  muss  die  Aufklärung  über  einen  anderen  Punkt  spä- 
teren Untersuchungen  vorbehalten  bleiben.    Die  schönen  Studien  Z  e  1  - 
ler's  haben  uns  mit  einem  eigenthümlichen  Dimorphismus  des  Poly  - 
stomum  integerrimum  unserer  Frösche  bekannt  gemacht ;  unter 
normalen  Verhältnissen    siedeln  sich  die  Polystomenlarven   in  der 
Kiemenhöhle  älterer  Froschlarven  an  und  finden  schliesslich,  nach* 
dem  sie  eine  Metamorphose  durchgemacht  haben,  bei  dem  Schwunde 
der  Kiemen  ihrer  Wirtiie  den  Weg  durch  den  Darm  nach  der  Harn- 
blase; hier  werden  sie  zum  Polystomum  der  gewöhnlichen  Form 
(Harnblasen poly stomum).    Wenn  die  Polystomenlarven  aber  Gre- 
legenbeit  haben ,  an  ganz  jungen  Froschlarven  sich  anzusiedeln ,  so 
wachsen  sie  nicht  nur  bedeutend  schneller  und  werden  bald  geschlechts- 
reif, sondern  zeigen  auch  in  ihrem  Bau  beträchtliche  Verschiedenheiten 
von  den  geschlechtsreifen  Hamblasenpolystomen.    Abgesehen  davon, 
dass  sie  nur  einen  Hoden  besitzen,  ist  ihr  männliches  wie  weiblicl^ 
Begattungsorgan  (die  zwei  Seitenwülste)  ganz  rudimentär  und  funktions- 
unfithig,  eine  Begattung  demnach  ausgeschlossen.    Trotzdem  produ- 
ziren  die  Thiere  Eier  und  findet  sich  Sperma  in  den  weiblichen 
Leitungswegen!    Hier  soll  nun  nach  Zell  er  derselbe  Kanal,  den 
wir  bei  den  Hamblasenpolystomen  und  anderen  Arten  und  GrattuDgen 
als  Canalis  vitello-intestinalis  kennen,  den  Hoden  mit  dem  Keim- 
leiter verbinden  und  so  eine  innere  Selbstbefruchtung  und  damit 
die  Fortpflanzung  ermöglichen.    Wie  gesagt,  bedürfen  die  Verhält- 
nisse hier  erneuter  Untersuchung,  da  es  nicht  anzunehmen  ist,  dass 
derselbe  aus  dem  Keimleiter  entspringende  Kanal  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle  nach  dem  Darm,  in  einem  einzigen  nach  dem  Hoden  hinzieht. 

Aus  den  weiteren  Untersuchungen  Dieckhoff's  will  ich  dut 
kurz  anführen,  dass  Octobothrium  lanceolatum  und  Polysto- 
mum ocellatum  eine  eingehende,  anatomische  Beschreibung  er- 
fahren, die  manches  Bemerkenswertbe ,  besonders  in  Bezug  auf  den 
Genitalapparat  vorbringt,  ohne  andere  Systeme  zu  vemadüässigen. 

Ein  anderer  Autor,  Fr.  Matz,  beschäftigte  sich  mit  der  Unter- 
suchung der  im  Rostocker  zoologischen  Institute  vorhandenen  Bo- 
thriocephalen ,  um  aus  den  topographischen  Verhältnissen  des  Ge- 
schlechtsapparates bessere  Anhaltspunkte  zur  Unterscheidung  der 
Arten  zu  gewinnen,  als  wir  sie  zur  Zeit  haben;  der  Werth  einer 
beiläufig  gesagt  recht  mühsamen  Arbeit  steigt  natürlich  mit  der  Zahl 
der  untersuchten  Arten;  deshalb  habe  ich  nicht  nur  selbst  während 


Belmmthologiflcb«  IfitthtflQiigen.  55 

der  letiten  Tier  Jahre  hierorts  eifrig  nach  Bothriocephalen  gefahndet, 
Mideni  ancb  versucht,  das  Material  anderer  Institute  uns  zugäng- 
lidi  zQ  machen  :  als  solche  mussten  in  Betracht  kommen  das  Berliner 
jodogische  Museoin  vregen  der  in  demselben  befindlichen  Sammlung 
mBndolphi,  das  IL  Hofinuseum  in  Wien  (Diesing)  und  die 
Samlung  Creplin's  in  Greifewald;  Berlin  und  Greifewald  kamen 
■dBeo  Wünschen  in  liberalster  Weise  nach  und  gestatteten  auch 
One  anatomische  Untersuchung  bei  Arten,  die  in  einer  grösseren  An- 
xaU  ton  Donbletten  yorhanden  waren  —  Wien  aber  verhielt  sich 
Bckweigend. 

Da  nun  das  hiesige  zoologische  Institut  selbst  eine  von  Greplin 
erworbene  Hefaninthensammlung  besitzt,  die  nicht  besser  und  nicht 
sddechter  konservirt  ist,  als  die  GreifswsJder ,  und  da  bei  einer 
&htang  der  Formen  es  sich  bald  herausstdlte,  dass  die  in  genügend 
groBBer  Anzahl  in  Berlin  und  Greifiswald  vorhandenen,  demnach  einer 
matomischen  Untersuchung  zugänglichen  Arten  auch  uns  zuf&üiger- 
neiae  nicht  fehlten,  so  konnten  wir  von  dem  bereitwilligen.  Entgegen- 
kommen der  genannten  Anstalten  f&r  unsere  Zwecke  keinen  grossen 
Kutzen  ziehen,  was  uns  selbstredend  nicht  hindern  kann,  rühmend 
und  dankend  der  erhaltenen  Unterstützung  zu  gedenken. 

Die  untersuchten  Arten  sind  folgende: 

l)  Bothriocephalus  hians  Dies,  aus  Phoca  vitulina 
(Ostsee,  Wamemünde,  December  1887). 

2)B.  ditremus  Crepl.  aus^lColymbus  [septentrionalis 
(Wamemünde,  December  1887). 

3)  B.  dendriticus  Nitzsch (Exemplar von  Greplin  gesammelt 
ood  als  B.  ditremus  bezeichnet). 

4)  B.  punctatus  Rud.  ausCottus  s cor pio  (Ostsee,  Warne- 
mflode,  Mai  1889). 

5)  B.  claviceps  Kud.  aus  Anguilla  vulgaris  (Ostsee, 
Tiaraemünde  und  Unterwamow-Bostock  1889/90). 

6)  B.  infundibuliformis  Zschokke  (— B.  inf.  Rud.  + 
^.proboscideusRud.)  aus  Salmo  salar  und  Trutta  trutta 
TOD  Wamemünde  (und  Nordsee). 

7)  B.  rugosus  Rud.  aus  Lota  vulgaris,  von  Greplin  ge- 
sammelt 

8)  B.  microcephalus  Rud.  —  Bruchstücke  von  Rudolphi- 
seheB  Exemplaren. 

9)  B.  fragilis  Rud.  —  Exemplare  von  Greplin  und  Ru- 
4o\phl 

10)  B.  plicatus  Rud.  —  Bruchstücke  von  Rudolphi'schen 
Eiemplaren. 

11)  B.  rectangulus  Rud.  aus  Barbus  fluviatilis,  welche 
Herr  Dr.  v.  L  in  stow  uns  freundlichst  übersandt  hatte. 

Das  ist  ein  bescheidener  Bruchtheü  von  den  etwa  50  bekannten 
Arten,  wobei  die  ungenügend  beschriebenen  und  die  Larvenformen 
abgereclmet  sind. 

Die  Untersuchung  hat,  wie  das  gelegentliche  Angaben  früherer 
Tutoren  erwarten  Hessen,  eine  Reihe  von  spezifischen  Verschieden- 
iidten  im   Geschlechtsapparat  ergeben;    schon  die  Lage   der  Ge- 


56  Gihnmg. 

schlechtsöfihungeD  ist  yerschieden :  dieselben  liegen  entweder  ventral, 
wobei  dann  der  Girrus  vor  der  Vaginamündung  liegt,  oder  marginal, 
in   welchem  Falle  dann  die  Vaginamündung  vor  dem  Girrus  liegt, 
oder   dorsal  mit  dem   Verhältniss  von  Girrus  und  Vagina  wie    im 
ersten  Falle.     Die  Uterusmündung   wird  stets  als  ventral  liegend 
angenommen,  d.  h.  eben  die  Fläche,  auf  der  der  Uterus  ausmündet, 
als  ventrale  bezeichnet.    Auch  in  der  Zahl  und  Grösse  der  Hoden- 
bläschen bestehen  Verschiedenheiten,  doch  sind  dieselben  nicht  sehr 
beträchtliche.     Die  DotterstocksfoUikel    liegen  entweder  ganz  nach 
aussen  von  den  Bündeln  der  Längsmuskelfasem  oder  rücken  zwischen 
dieselben,  ja  selbst  noch  weiter  nach  innen;  das  sogenannte  Mittel- 
feld bleibt  meist  frei  von  Dotterstocksbläschen,  doch  gilt  dies  nicht 
für  alle  Arten. 

Wie  bei  den  Hoden  kann  auch  bei  den  Dotterstocksfollikeln  eine 
Trennung  zwischen  den  Drüsen  zweier  auf  einander  folgender  Pro- 
glottiden  bestehen  oder  nicht.  Die  2^  der  Uterusschlingen  ist  bald 
grösser,  bald  kleiner,  als  bei  Bothriocephalus  latus,  von  dem 
immer  ausgegangen  wurde;  nur  bei  Arten  mit  ventral  gelegenen 
Geschlechtsöffiiungen  bilden  die  Uterusschlingen  die  bekannte  Kosette  ; 
bei  den  anderen  ist  der  Endabschnitt  vor  der  Mündung  zu  einer 
grossen  Höhle  erweitert,  in  der  die  Eier  sich  anhäufen;  der  übrige 
Theil^des  Uterus  hat  dann  mehr  den  Gharakter  eines  leitenden 
Eanales,  als  eines  Fruchthälters.  Die  Arbeit  wird  unter  dem  Titel: 
„Beiträge  zur  Eenntniss  der  Bothriocephalen'^  (mit  3  Taf.)  erscheinen. 


Referate. 


Johan-Olaeii,  0*9  Gjaering  og  Gjaeringsorganismer.  (Med- 
delelser  fra  det  gjaerings  fysiologishe  Laboratorium  paa  Ringnes 
&  Co.  Bryggeri  L  Ghristiania  1890.) 
Die  Einleitung  des  Buches  gibt  eine  kurze  Darstellung  der  ver- 
schiedenen älteren  und  neueren  Ansichten  über  Gährung,  Verwesung 
und  Fäulniss;  behandelt  danach  Fermentation  und  Gährung,  ächte  und 
unächte  Gährungen,  zuckerbildende,  peptonbildende,  albuminbildende, 
glycerinbildende  und  ammoniakbildende  Fermente.  Der  folgende  Ka- 
pitel gibt  eine  Uebersicht  über  die  Hefenpilze,  die  zymogenen  Bak- 
terien und  die  Schimmelpilze  nach  Hansen 's  und  Brefeld's  Ar- 
beiten, sowie  eine  Darstellung  der  Methoden  zur  Reinkultur  dieser 
Organismen.  Im  letzten  Kapitel  werden  die  verschiedenen  Gährungs- 
prozesse  behandelt:  Alkoholgährung ,  Bierbrauerei,  Weingährung, 
Branntweinbrennerei,  Brotgährung,  japanische  Bierbrauerei,  Hefe- 
fabrikation, Aethergährung ,  Essigsäuregährung ,  Milchsäuregährung, 
Buttersäuregährung,  Uringährung,  Schleimgährung ,  Salpetergährung, 
Humusgährung,  Kephirg^rung,  Käsegährung,  Verwesung  und  Fäul- 
niss, Verdauung,  Bildung  von  Humus. 

Jörgensen  (Kopenhagen). 


Finlnisa.  59 

fteiifeHee»  Fr«,  GoBtributo  älla  biol<^giä  e  morfölogia 
-dei  balterii  saprogeni  aerobi  e  anaeröbi.  (Idtitüto 
d'Igiene  sperimentale  di  Borna.  —  Atti  deUa  Accad.  Medic;  di 
Amiö  XVL  Seriell.  Vol.  V.) 
Verf.  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  die  aöroben  und  ama&robeü 
za  stüdiren,  welche  die  Fäulniss,  speciell  in  Fleiscfainfusen, 
hewirkeii.  Im  aUgemeinen  wurden  in  nicht  sterilisirte  Geftsse  mit 
gew5hidichem  Wasser  Fleischstücke  eingebracht  und  die  Geffisse 
Biit  Watte  Teischlossen. 

IMe  aeroben  Bakterien,  die  sich  durch  die  Plattenmethode  kon- 
stant nachweisen  Hessen,  waren  Proteus  vulgaris,  Proteus 
mirabilis  und  Bacillus  subtilis.  Die  übrigen  Mikroorga- 
iDSDien,  die  etwa  noch  zu  isoliren  waren,  waren  inkonstant  und  hatten 
idd&t  die  Fähigkeit,  stinkende  Fäulniss  zu  erregen.  [Letztere  Eigen- 
schaft dürfte  Verf.  wohl  auch  nicht  dem  Bäc.  subtilis  zuschreiben.] 
Wurden  die  Fleischaitfgüsse  unter  Sauerstoffabschluss  gehalten, 
8o  fanden  sich  die  genannten  3  Species  ebenfalls.  Der  Bac  sub- 
tilis gelangte  hierbei  eher  zur  Sporenbildung,  als  bei  freiem  Sauer- 
stoflEutritt. 

Verf.  erörtert  die  schon  von  andern  Autoreh  bemerkte  grosse 
Variabilität  der  Proteus  arten  in  Bezug  auf  Wachsthumsschnellig- 
keit,  Peptonisirungsvermögen  u.  s.  w.  und  glaubt,  viele  bisher  als 
besondere  Spezies  beschriebene  Bakterien  als  einfache  Proteus- 
Tarietäten  auffassen  zu  müssen.  So  seien  der  Proteus  Zenkeri 
Hanser,  der  Bac.  fluorescens  liquefaciens,  die  Bac.  liqui- 
dns,  arborescens,  aquatilis  Frankland  mit  dem  Proteus 
▼nlgaris,  das  Bacterium  Zopfii  mit  dem  Proteus  mira- 
bilis identisch.  [Verf.  geht  hier  wohl  zu  weit.  Der  Beweis  müsste 
im  Einzelnen  erbracht  werden;  speziell  für  das  Bacterium  Zopfii 
haben  die  Untersuchungen  Schedtler's  das  Gegentheil  wahrschein- 
lich gemacht    Ref.] 

Das  Hauptinteresse  der  Arbeit  liegt  in  der  Isolirung  der  an- 
aßroben  Fäulnisserreger,  von  denen  Verf.  9  Arten  beschreibt.  Die 
Nfthnnedien,  die  angewandt  wurden,  waren  Nährgelatine  und  -Agar 
mit  Znsatz  yon  1— 2<^/o  Traubenzucker  oder  ameisensaurem  Natron 
(Kitasato  und  Weyl).  Jedoch  erwies  sich  das  letztere  für 
einige  Ana^roben  als  entwickelungshemmend. 

Bei  der  Isolirung  der  anaäroben  Bakterien  leisteten  folgende 
Modifikationen  der  bekannten  Methoden  die  besten  Dienste: 

Anstatt  mit  Olimmerscheiben  wurden  die  in  der  üblichen  Weise 
angefertigten  Originalplatten  und  Verdünnungen,  nachdem  sie  kaum 
fest  geworden  waren,  je  mit  einer  zweiten  Glasplatte  bedeckt.  Um 
die  Ränder  der  Gelatine  wurde  Kalipermanganat  gestreut  oder  anti- 
septische Gelatine  gegossen.  Namentlich  durch  letztere  wurde  der 
Luftabschluss  noch  vollkommener.  Diese  Doppelplatten  waren  für 
die  mikroskopische  Beobachtung  der  Kolonieen  sehr  geeignet,  sie 
konnten  oft  wochenlang  (natürlich  handelt  es  sich  hier  um  die 
letzten  Verdünnungen)  konservirt  werden.  Sollten  Kolonieen  ab- 
geimpft  werden,  so  wurden  die  Platten  von  einander  gelöst,  an 
emer  Ton  beiden  blieb  die  Gtelatine  haften. 

EL  B«.  5 


JMe  zfieite  M^tb^  be^^nd  darin,  daae  Söbrdien  ait  AsiT 
in  hoher  Siäkicht  vßi  dam  tmpfiMterial  baachiikt  imd  YeidAnmiuigen 
.flayw  bjargoBteüt  ^vwde».  Nachdem  dieaalbeD  einige  Tage  im  Ofen 
gehalten  waren,  zeigte  sich  gewöhnlich  die  3.  oder  4.  VerdflMQnflf 
au  weiterer  Bebaadhing  geeignet:  durch  periphieriache  Erwinnung 
wurde  der  Agar  von  der  Glaswand  gelöst,  auf  Qlasplatten  aoa- 
gescbüttet  und  in  Schelboi  geschnitten,  die  der  mikroakopiadiflii 
Üntacsachung  unterworfen  werden  konnten. 

Indem  wir  betrefb  der  genaueren  Beschreibung  und  der  zugd- 
höiigeoi  Abbildungen  auf  das  Original  verweisen,  geben  wir  hier 
eine  kurye  Charakteristik  der  9  isolirten  Bacilknartea. 

No.  I  verflOssigt  die  Gelatine  nicht,  erzeugt  übelriechende  Gaae 
in  reichlicher  Menge,  ist  beweglich,  bildet  keine  Sporen,  wohl  aber 
spindelfönnige  Au&reibunmi,  die  mit  den  gewöhnlichen  Anilinfarben 
tiagibel  sind.  Auf  der  Flatte  erscheint  er  am  2.-4.  Tage.  In 
Stichkulturen  (Zuckergelattne  in  hoher  Schicht)  Entwickdung  von 
unregelmässigen  weissen  H&ufchen  längs  des  Stichs,  daneben  zahl- 
reiche Gasblasen. 

No.  U  verflflssigt  die  Gelatine  nicht,  erzeugt  Gas  nur  in  Sp- 
ringer Bfenge,  ist  beweglich,  bildet  Eöpfchensporen.  Erscheint  auf 
der  Platte  am  8.  — 10.  Tage.  In  Sticl^ulturen  zeigt  er  eine  dop- 
pelte Art  des  Wachsthums,  für  deren  Verschiedenheit  Verf.  keinen 
Grund  anzugeben  weiss.  Entweder  baumförmige  Verftstelung  längs 
des  Stichs  (wie  Milzbrand)  und  wenige  Gasblasen,  oder  isolirte  reap. 
.  zusammenfliessende  Massen  ohne  Gasbildung.  Erinnert  an  den  Bac. 
polypiformis  Liborius. 

No.  III  verflüssigt  die  Gelatine  nicht,  erzeugt  kein  Gas  in 
sichtbarer  Menge,  aber  übelriechende  Produkte,  ist  unbeweglich, 
bildet  keine  Sporen.  Erscheint  auf  der  Platte  am  10.— 15.  Tage. 
Im  Impfstich  punktförmige  oder  zart  strichförmige  Entwickelung. 
Vom  Bac.  solidus  Lüderitz  durch  den  Mangel  der  Sporenbildung 
unterschieden. 

No.  IV  verflüssigt  die  Gelatine  nicht,  erzeugt  reichlich  Gas, 
ist  beweglich,  bildet  Köpfchensporen.  Erscheint  auf  der  Platte  am 
3.-4  Tage.  Längs  des  Impfstichs  eine  nebelartige  Trübung,  rings 
herum  isolirte  Kolonieen. 

No.  V  verflüssigt  die  Gelatine  schnell,  unter  reichlicher  Gas- 
entwickelung, ist  bew^lich,  bildet  Köpfchensporen.  Erscheint  auf 
der  Platte  am  4.-5.  Tage.  In  Stichkulturen  zuerst  getrennte  Mas- 
sen, die  die  Gelatine  veiSüssigen  und  dann  mit  einander  verschmel- 
zen.   Dem  Clostridium  foetidum  Liborius  ähnlich. 

No.  VI  verflüssigt  die  Gelatine  schnell,  ohne  sichtbare  Gas- 
entwickelung,  aber  mit  Gestank.  Bewach,  bildet  Köpfchensporm. 
Eiischeint  auf  der  Platte  am  3.-4.  Tage  in  Kolonieen,  die  denen 
des  Proteus  mirabilis  ähneln.  Längs  des  Stichs  Trübung  und 
Verflüssigung.  Die  Gelatine  bleibt  trübe.  Durch  den  Mangel  jeg- 
licher Gasbildung  von  Bac  liquefaciens  magnus  Lüderitz  zu 
unterscheiden. 

No.  VII  verflüssigt  weniger  schnell,  entwickelt  nur  üblen  Ge- 
ruch,   ist   beweglich,    bildet   Köpfchensporen.     Kolonieen   ähnlidi 


j 


Flnlnsif.  -r*  StnptoHifUi  Föenteri.  .^ 

dmm  iim  ProteoB  mirabili«.  Ipt  StiiebknUiustn  geben  fMUm 
MB  Stich  an»:  Raa  raidiiataa  tiOdArittit? 

Hbl  Vm  wrfliUttigt  üß  Gdatiod^  eotwioktit  068taak>  iat  \mr 
,  bildet  SBpfdieDsporeD.  Erscneint  am  4-^.  Ta^  auf  dor 
Platte.  Im  Stidi  bilden  sich  Gentren  mit  domartigen  Fortsätzen, 
fiac;  spinoBUS  Lüderita? 

No.  IX  verflOsaigt  die  Gelatine,  ohne  Gtasbilduag.  In  geringem 
QUer  Gemdi.  Wenig  beweg^cb,  bildet  Cöpfchensporen. 
Erseheiiit  auf  der  Platte  am  6.-7.  Tage.  Im  Stieb  nebelartige 
-SdIboBg.    Nach  dem  ¥wl  dem  TetannsbaoiUos  ähnlich. 

Als  sicher  diferaite  ^Mcies  fasst  Verf.  No.  I,  HI,  V,  IX  aitf. 

No.  II  und  lY  einorseits  and  No.  VI — VIII  andecerseits  könn- 
ten Varietäten  einor  Spedes  verstellen. 

Alle  diese  Bakterien  ordnet  Verf.  in  das  Genus  Proteus  ein* 

Untemiehungen  Aber  die  Verbreitung  der  FäulnissbakteriM 
ergaben  in  Aufischwemmungen  von  Erdproben  die  Anwesenheit  aller 
bochriebenen  aäroben  und  anaöroben  Fäulnisserreger;  im  Kanid«- 
vasan*  fimden  sich  dieselben  ebenfalls  wieder,  mit  Ausnahme  der 
No.  ni  und  IX.  W.  Kruse  (Neapel). 

Sasferinl,  Becherches  morphologiques  et  biologiques 
8ur  an  microorganisme  de  ratmosphöre,  le  Strepto- 
tfarix  Foersteri  Cohn.  (Annales  de  micrographie.  Tome  II. 
1890.  No.  10— IL) 
Verl  beschreibt  ausführlich  die  morphologischen  und  biologischen 
Charaktere  eines  Organismus,  den  er  mehrfach  in  der  Luft  in  Pi^a 
gefiooden  hat,  und  den  er  mit  der  von  Gohn  sog.  Streptothrix 
Foersteri  identifizirt.  Auf  allen  gebräuchlichen  Nährböden  ist  dieser 
PiJz  bei  gewöhnlicher  und  bei  Körpertemperatur  zum  Wachsthum  zu 
bringen,  besser  auf  alkalischen,  als  auf  sauren ;  er  verflüssigt  die  Ge- 
latine. Die  Kolonieen  setzen  sich  ans  1  fi  dicken,  unsegmentirten, 
echt  verzweigten  Fäden  zusammen,  einer  Art  Mycel,  das  auf  der  Ober- 
fläche der  Nährmedien  einen  dichten,  namentlich  zur  Zeit  der  „Spo- 
mlation''  rein  weissen  Filz  bildet.  Die  Sporulation  kommt  so  zu 
Stande,  dass  von  dem  horizontalen  Fadenlager  aus  etwas  dickere, 
nnverzweigte  Fäden  senkrecht  in  die  Luft  aufsteigen,  die  in  erst 
weiteren,  dann  immer  engeren  Zwischenräumen  Scheidewände  bilden. 
Die  Endglieder  sind  schliesslich  so  lang  als  breit,  runden  sich  ab 
und  werden  frei;  sie  können  zu  Fäden  und  weiterhin  zum  Mycel 
auswachsen.  Sie  nehmen  die  Anilinfarben  noch  leichter  auf,  als  das 
Mycel. 

Während  Gohn  seine  Streptothrix  in  Konkrementen  des 
Thränenkanals  gefunden  hatte,  waren  alle  Versuche  des  Verf.,  den 
Pilz  im  Thierkörper  zu  kulüviren,  erfolglos. 

[Die  beschriebene  Spezies  liesse  sich  mit  den  neuerdings  von 
Almquist  gefundenen  Streptothrixarten  und  dem  Actinomyces- 
pilz  in  die  Zopf'sche  Spaltpilzgruppe  der  Gladothricheen  ein- 
reihen. Nur  müsste  dann  der  von  letzterem  Autor  in  der  Definition 
gegebene  C!harakter  der  f  als ch  en  Zweigbildung  fallen  gelassen  werden. 
Eine  weitere  wichtige  Differenz  gegenüber  der  Cladothrix  besteht 

6* 


<€0  Qtakgrin  und  Tetanvs. 

ierner  in  dem  Mängel  der  Segmentirung  des  Mycels  b6i  Strepto- 
thrix.  Wenn  Verf.  die  Verwandtschaft  mit  den  Fadenpilzen  betont» 
80  ist  dieselbe  zweifellos  anzuerkennen,  es  handelt  sich  hier  am  eine 
Uebergangsgruppe.    Bef.]  W.  Kruse  (Neapel).    ' 

Vemeiiil,  Note  sur  les  rapports  de  la  septic^mie  gan- 
'    gr^neuse   et  du   t^tanos,   pöur  servir  i,  T^tude  des 
associations  microbiennes  virulentes.  (Lasemaine  mM. 
X.  1890.  No-  48.) 

Gangrän  und  Tetanus  wurden  bekanntlich  schon  seit  lange  von 
den  Chirurgen  zusammen  beobachtet,  besonders  nach  Quetschwunden, 
Abreissqng  von  Gliedern,  Komminutivbrttchen,  Verbrennungen,  Er- 
frierungen u.  s.  w.,  doch  gesellt  sich  erfahrungsgemäss  der  Wund- 
starrkrampf viel  häufiger  zu  leichten  Verletzungen.  Man  musste 
sich  daher  fragen,  ob  nicht  das  Zusammenvorkommen  von  Gangrän 
tmd  Tetanus  ein  einfacher  Zufall  sei,  oder  ob,  wie  manche  annehmen, 
die  Gangrän  den  Tetanus  hervorruft  bezw.  begünstigt 

Impfungen  mit  Gartenerde,  in  der  ja  sowohl  die  Sporen  des 
malignen  Oedems  als  diejenigen  des  Tetanusbacillus  so  häufig  vor- 
kommen, pflegen  bekanntlich  bei  Versuchsthieren  entweder  die  eine 
oder  die  andere,  niemals  aber  beide  Krankheiten  zu  erzeugen.  V. 
sieht  den  Grund  dafür  gewiss  mit  Recht  in  der  Thatsache,  dass  die 
Inkubationsdauer  des  malignen  Oedems  bei  Versuchsthieren  nur  wenige 
Tage  oder  gar  Stunden  beträgt,  während  der  Tetanus  erst  am  4  oder  5. 
Tage  zum  Ausbruch  kommt.  Sind  also  Sporen  beider  Mikroorganismen 
in  der  überimpften  Erde  vorhanden,  so  kommen  die  des  Tetanus 
gar  nicht  erst  zur  £ntwickelung ,  weil  das  Thier  schon  vorher  an 
malignem  Oedem  zu  Grunde  geht. 

Beim  Menschen  ist  die  Inkubationsdauer  beider  Krankheiten 
etwas  länger,  auch  ist  das  maligne  Oedem  bei  ihm  nicht  so  schnell 
tödtlich  und  wird  zuweilen  sogar  geheilt  Daher  kommt  es,  dass 
beim  Menschen  in  der  That  beide  Krankheiten  zusammen  vorkommen 
können,  wofQr  V.  drei  Beispiele  mittheilt. 

Den  ersten  Fall  beobachtete  Labit  in  Ronen  1886  bei  einem 
Chasseur  ä  cheval,  der  sich  durch  einen  Sturz  einfachen  Bruch  des 
linken  Radius  und  einen  komplizirten  Bruch  beider  linken  Vorder- 
armknochen zugezogen  hatte,  wobei  die  durch  die  zerrissenen  Weich- 
theile  hervorschauenden  Knochenenden  mit  dem  Sande  der  Reitbahn 
beschmutzt  worden  waren.  Konservative  Behandlung,  Auswaschong 
mit  Karbollösung,  immobilisirender  antiseptischer  Verband.  In  den 
nächsten  40  Stunden  ging  iJles  vorzüglich.  Am  3.  Tage  akut  puni- 
lentes  Oedem.  Amputation ,  durch  die  die  Weiterverbreitung  des 
Oedems  abgeschnitten  wurde.  Vier  Tage  später  Tetanus.  Tod  am 
22.  Krankheitstage.    Die  Amputationswunde  war  inzwischen  geheilt. 

Die  beiden  anderen  Fälle  beobachtete  F6denat  in  Montpellier. 
Der  eine  Kranke,  ein  39  Jahre  alter  Mann,  hatte  bei  einem  Sturze 
mit  dem  Pferde  eine  komplizirte  EUenbogenluxation  erlitten,  wobei 
das  Gelenkende  des  Humerus  in  einen  Düngerhaufen  gerathen  war. 
Schüttelfrost  eine  Stunde  nachher.  Am  nächsten  Tage  Gasblasea 
unter  der  Haut  des  Vorderarmes.    Incisionen,  permanentes  antisep- 


Gangrin  xmä  Tetanos.  —  Aktinomykose.  gt 

tüches  Annbad.  Anscheinend  Heilang.  Am  8.  Tage  Tetanus,  Tod 
in  48  Stunden. 

Ein  junges  Mädchen  von  23  Jahren  erlitt  eine  komplizirte  Fuss- 
gdenks- Verrenkung  nach  aussen,  wobei  das  untere  Ende  der  Tibia 
sich  in  die  Erde  einbohrte.  KarboIausspQlung.  Am  3.  Tage  akut 
pomleDtes  Oedem  des  Unterschenkels.  Zahlreiche  Einschnitte.  Te- 
tanus, der  am  20.  Tage  heilt.    Resektion.    Heilung. 

V.  zieht  folgende  Schlosse  aus  diesen  Beobachtungen: 

1)  „Das  Zusammen  vorkommen  gewisser  Formen  der  Gangrän 
und  des  Tetanus  beim  Menschen  ist  nichts  zufi^iges"; 

2)  „Es  ist  die  Folge  des  gleichzeitigen  Eindringens  der  beiden 
wohlbekannten  Mikrobien  Pasteur's  und  Nicolai  er 's  in  die 
Wunde,  die  ja  so  häufig  zusammen  vorkommen,  zumal  in  dem  be- 
bauten Erdreiche^^; 

3)  „Die  beiden  Krankheiten,  die  gleichzeitig  sind,  was  die  Ent- 
stehung betrifft,  entwickeln  sich  in  verschiedener  Weise,  entsprechend 
der  besonderen  Wirksamkeit  ihres  Virus,  und  scheinbar  ohne  sich 
gegenseitig  zu  beeinflussen^^; 

4)  „E^e  Entwickelung  brandiger  Septikämie  von  einer  mit  Erde 
verunreinigten  Wunde  aus  muss  die  Befürchtung  wecken,  dass  es 
weiterhin  zum  Ausbruch  des  Tetanus  kommen  wird;  aber  die  that- 
sichliche  Unabhängigkeit  der  beiden  Infektionen  findet  ihren  Beweis 
in  der  Thatsache,  dass  die  vollständige  Unterdrückung  des  Herdes 
der  ersten  die  zweite  nicht  am  Ausbruch  verhinderte^; 

5)  „Alles  scheint  aber  zu  beweisen,  dass  es  sich  dabei  um  eine 
leine  und  einfache  Association  von  Krankheiten  handelt,  als  Folge 
des  zufalligen  Zusammentrefiens  der  beiden  Viruse\  —  (Acad.  des 
sdences.  3.  11.  90.)  M.  Kirchner  (Hannover). 

Wkreyer^  Zwei  Fälle  von  Aktinomykose  der  Bauch- 
deck en.  [Inaug^-Diss.]  Greifswald  1890. 
Verf.  berichtet,  nachdem  er  eine  Beschreibung  des  Strahlenpilzes 
gegeben  nebst  kurzer  Uebersicht  über  die  bisher  bekannt  gewordenen 
Fälle  und  nachdem  er  als  die  am  meisten  beobachtete  Eingangspforte  des 
Pilzes  die  Mundhöhle  bezeichnet  und  den  unverkennbaren  Zusammenhang 
der  Infektion  mit  Getreidegrannen  und  Holzsplittern  betont  hat,  über 
zwei  auf  der  Helfe  rieh 'sehen  Klinik  operirte  Fälle  von  Aktino- 
mykose der  Bauchdecken,  in  welchen  die  Eingangspforte  des  Pilzes 
eine  ungewöhnliche  war.  Namentlich  in  Fall  I  konnte  ein  Zusammen- 
luüng  des  aktinomykotischen  Eiterherdes  mit  irgend  welchen  inneren 
Organen  nicht  nachgewiesen  werden.  Patient  war  ein  ländlicher 
Tagelöhner,  der  viel  mit  Getreide,  Stroh  etc.  in  Berührung  kam;  er 
gibt  an,  beim  Garbenbinden  oft  gefühlt  zu  haben,  wie  die  scharfen 
Spitzen  der  Aehren  durch  die  leichte  Erntebekleidung  in  die  Bauch- 
haut eindrangen.  Es  soll  auch  auf  dem  betreffenden  Gute  eine  Kuh, 
durch  eine  „Geschwulst  am  Unterkiefer''  verdächtig  auf  Aktinomykose, 
sich  befunden  haben.  Patient  erkrankte  nun  ohne  bekannte  Ursache 
an  einer  kleinen  harten  Geschwulst  in  der  rechten  Inguinalgegend, 
die  sich  unter  Fiebererscheinungen  und  Schmerzen  langsam  ver- 
grösserte;  im  Laufe  von  zwei  Monaten  erreichte  genannte  Geschwulst 


g2  AkÜnomykose. 

die  Grösse  voti  einem  silbernen  Fflnfmarkstück ,  die  Bauchhaat  war 
bis  zum  Nabel  hin  brettartig  indurirt;  in  der  Mitte  dieser  Indu- 
ration fanden  sich  zwei  Fistelöffnungen  mit  prominenten,  harten, 
narbigen  Rändern,  aus  welchen  sich  dünner,  gelblicher  Eiter  ent- 
leerte, der  jedoch  keine  Actinomyce s kömer  enthielt.  Bei  Incision 
der  Geschwulst  entleerte  sich  reichlicher  dicker,  gelber  Eiter,  in 
welchem  zahlreiche  Körnchen  alsActinomyces  sicher  mikroskopisch 
erkannt  wurden.  Das  derbe,  schwielige  Gewebe  der  Induration  wurde 
mit  dem  scharfen  Löffel  entfernt  und  die  Fisteln  bis  zu  ihrem  Grunde 
aufgeschnitten,  wodurch  sich  konstatiren  Hess,  dass  diese  Fisteln 
weder  mit  dem  aktinomykotischen  Abscess,  noch  mit  irgend  einem 
inneren  Organe  in  Verbindung  standen.  Dasselbe  erwies  sich  für  den 
aktinomykotischen  Abscess,  der  isolirt  in  der  Bauchdecke  sass.  Heilung 
sehr  langsam.  War  hier  die  Infektion  durch  das  beim  Garbenbinden 
erfolgte  Trauma  der  Bauchhaut  erfolgt?  — 

In  Fall  II,  einer  schweren  Infektion,  war  ein  Zusammenhang  der 
Bauchdecken-Aktinomykose  mit  dem  Processus  vermiformis  nachweis- 
bar. Patient,  ein  45jähriger  Schuhmacher,  der  die  Gewohnheit  hatte, 
auf  Spaziergängen  Getreideähren  zwischen  den  Fingern  zu  zerreiben 
und  die  herausfallenden  Körner  zu  essen,  ausserdem  Schweine  und 
Gänse  mittelst  Gerstenschrot  aufzog,  litt  seit  Jahren  an  hartnäckiger 
Stuhlverstopfung  und  Verdauungsschwäche.  Schliesslich  bildete  sich 
ohne  bekannte  Ursache  eine  walnussgrosse  Geschwulst  in  der  rechten 
Inguinalgegend ,  die  langsam  wuchs  unter  Schmerzhaftigkeit  beim 
Stuhlgang.  Als  der  Tumor  faustgross,  die  Umgebung  bretthart  wurde, 
liess  sich  Patient  auf  der  chirurgischen  Klinik  operiren.  Ein  hühner- 
eigrosser  Abscess  mit  starren  Wandungen,  gefüllt  mit  dickem  Eiter, 
in  welchem  zahllose  Actinomyceskömer  gefunden  wurden,  vnrd 
incidirt.  Doch  der  Prozess  ging  weiter,  unter  dem  Poupar tischen 
Bande  bildete  sich  im  Laufe  von  drei  Wochen  ein  neuer  Abscess, 
der  bei  Incision  dicken,  stark  aktinomykotischen  Eiter  austreten  liess; 
bei  dieser  Operation  stellte  es  sich  aber  heraus,  dass  das  ganze  Ge- 
webe der  Bauchdecken  rechterseits  unten  in  eine  schwielige,  derbe 
Granulationsmasse  verwandelt  war,  die  von  Fisteln  und  kleinen,  mit 
viel  Actinomyceskömer  enthaltendem  Eiter  gefüllten  Abscessen 
durchsetzt  war.  Namentlich  war  der  rechte  Muse,  rectus  abdom.  ganz 
unterminirt;  im  Grande  dieser  grossen  Wunde  ragte  der  entzündlich 
verdickte  Proc.  vermiformis  herauf,  welcher  unterbunden  und  ex- 
stirpirt  wurde,  sonst  bildeten  den  Grund  die  Fascia  transversa  und 
das  Peritoneum.  Die  daranter  liegenden  Darmschlingen  waren  mit 
der  Bauchwand  verklebt.  In  dem  exstirpirten  schwieligen  Granula- 
tionsgewebe gelang  es  nicht,  in  auf  dem  Gefriermikrotom  gemachten 
Schnitten  Actinomyces  nachzuweisen,  jedoch  war  aller  in  dieser 
Gegend  gesammelter  Eiter  sehr  reich  daran.  Der  exstirpirte  Proc. 
veimiformis  zeigte  im  unteren  Abschnitt  entzündliche  Erkrankung  der 
Mucosa  mit  grossen  Substanzverlusten;  derselbe  soll  nach  Härtung 
genau  auf  Actinomyces  durchforscht  werden. 

Dieser  Fall  ist  interessant  nicht  nur  wegen  seiner  Schwere,  son- 
dern auch  wegen  des  sichtlichen  Hervorgehens  aus  einer  Darm-Akti- 
nomykose.    Diese  scheint  sich  im  Blinddarm  lokalisirt  zu  haben  (eine 


AktinomykoM.  63 

venchhickte  Getreidegranne?),  durch  eine  entzündliche  Perforation 
lad  nachträgliche  Peritonitis  mit  Fixirung  der  verklebten  Darm- 
schlingen  die  chronische  Verstopfung  des  Pat.  verursachend,  indem 
äe  schlifödich  nach  der  Peripherie  fortschreitend  durch  Fistel-  und 
AtacessbilduDg  die  Bauchdecken  vollständig  unterminirte. 

Bern  heim  (Würzburg). 

Prtto^poli^  N«,  und  Hammer,  H«,  Ein  Beitrag  zur  Kennt- 
niss  der  Actinomyceskulturen.  (Zeitschrift  für  Heilk. 
Bd.  XL  1890.) 

Ausgehend  von  einer  Reinkultur  von  Prof.  Afanassiew  in 
Petersburg,  welche  direkt  aus  Eiter  eines  an  Aktinomykose 
kranken  Menschen  gezüchtet  worden  war,  haben  die  Verflf.  die 
Wachsthmnsverhältnisse  des  Stralilenpilzes ,  sowie  eine  Reihe  an- 
derer interessanter  biologischer  Verhältnisse  dieses  Pilzes  studiren 
kdonen. 

Gezüchtet  wurde  derActinomycesauf Glycerinagar,  Bouillon, 
Kartoffel,  Gelatine,  in  Milch  und  in  Eiern.  Die  Impfungen  wurden 
so  vorgenommen,  dass  Körnchen  der  Agarkultur  mit  steriler  Bouillon 
in  einer  Glasschale  zerrieben  wurden  und  diese  Emulsion  erst 
mit  der  Platinöse  Obertragen  wurde.  Bei  diesem  Verfahren  war 
das  Wachsthum  ein  viel  rascheres,  als  bei  direkter  Uebertragung 
der  Kömchen  mit  der  Platinöse. 

Auf  Glycerinagar  stellen  die  Kulturen  eine  Masse  von  miliaren 
ond  höchstens  bis  hanfkorngrossen ,  dicht  bei  einander  stehenden 
Kömchen  dar,  welche  eine  gelblich  weisse  Farbe  haben  und  sehr 
fest  dem  Nährboden  aufsitzen.  Aehnlich  ist  das  Wachsthum  auf 
Kartoffeln,  auf  denen  der  Actinomyces  überhaupt  üppig  und  ganz 
typisch  wächst,  nur  dass  die  Kulturen  ein  bedeutend  trockeneres 
Aussehen  haben.  In  Bouillon  entwickeln  sich  in  kurzer  Zeit  miliare 
Knötchen,  die  bis  zu  haselnussgrossen  Ballen  anwachsen  können; 
dabei  bleibt  die  Bouillon  klar.  In  Milch  gedeiht  der  Strahlenpilz  gut 
u.  z.  werden  die  Eiweisskörper  der  Milch,  ohne  früher  zu  gerinnen, 
anscheinend  direkt  peptonisirt.  Gelatine  verflüssigt  den  Actino- 
myces langsam.  Das  Wachsthum  in  Eiern  wurde  gleichfalls  an 
vielen  Versuchen  geprüft. 

Als  obere  Temperaturgrenze,  bei  der  der  Strahlenpilz  nicht 
mdir  zu  wachsen  vermag,  fanden  die  Ver£f.  52^  G,  obwohl  auch 
schon  Temperaturen  von  40  <^  C  das  Wachsthum  bedeutend  beein- 
trächtigen. 

Weiter  konnten  die  Verfi.  an  den  Kulturen  mit  einer  gewissen 
Regelmässigkeit  beobachten,  dass  der  Strahlenpilz  bei  seiner  Ent- 
wi^ung  in  auf-  und  absteigender  Richtung  einen  ganz  bestimm- 
ten Formenkreis  durchmacht  in  der  Art,  dass  die  anfangs  sich 
gut  färbenden ,  dichotomisch  verzweigten  Actinomyces  fäden 
mit  der  Zeit  durch  fortwährende  Gliederung  in  der  Längs-  und 
queren  Richtung  endlich  Stäbchen-  und  Kokkenformen  annehmen 
können,  aus  denen  sich  fieder  dieselben  langgestreckten,  verzweigten 
Fäden  heranzfichten  lassen.  Dieser  Formenkreis  konnte  besonders 
schön  an  Kartoffelkulturen  gesehen  werden.    Ausser  diesen  Formen 


64        SchatzimpfoDg,  künstl.  InfektionBkrapkhditen,  Entwickelungshemmiing  etc. 

können  aber  in  alten  Kalturen  echte,  regressive  ,Metamorphoseii, 
Keulen-,  Spirillen-  und  Kolbenformen,  schleimige  Degeneration  etc.  zur 
Beobachtung  kommen.  Die  Drusenformen,  wie  sie  sich  in  den  Erkran- 
kungsherden beim  Menschen  und  Thier  finden,  sehen  die  Verff.  als  den 
Ausdruck  einer  Art  parasitischer  Anpassung  an  den  Thierkörper  an. 

An  weiteren  Versuchen  konnte  gezeigt  werden,  dass  in  alten 
Kulturen  in  Folge  der  Anhäufung  von  Stoff  Wechselprodukten  das 
weitere  Wachsthum  der  Kulturen  sistiren  kann. 

Die  Thierexperimente  bleiben  einer  späteren  Mittheilung  vor- 
behalten und  nur  der  Versuch  von  interperitonealer  Injektion  von 
anaärob  i.  e.  in  Eiern  gewachsenen  Actin omyceskulturen  bei  Kanin- 
chen unabhängig  von  J.  Israel  findet  Erwähnung. 

Dittrich  (Prag). 


Schutzimpfling ,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwicic- 
lungshemmung  und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Fortsetzung  der  Mittheilimgen  über  ein  Heilmittel 

gegen  Tuberoolose. 

Von 

Professor  B.  Eoeh 

in 

Berlin. 

Seit  der  vor  zwei  Monaten  erfolgten  Veröflfentlichung  (cf.  diese 
Wochenschr.  1890.  No.  46a)  meiner  Versuche  mit  einem  neuen  Heu- 
verfahren  gegen  Tuberculose  haben  viele  Aerzte  das  Mittel  erhalten 
und  sind  dadurch  in  den  Stand  gesetzt,  sich  durch  eigene  Versuche 
mit  den  Eigenschaften  desselben  bekannt  zu  machen.    Soweit  ich  die 
bisher  hierüber  erschienenen  Publikationen  und  die  an  mich  gelangten 
brieflichen  Mittheilungen  übersehe,  haben  meine  Angaben  im  Grossen 
und  Ganzen  volle  Bestätigung  gefunden.    Darüber,  dass  das  Mittel 
eine  spezifische  Wirkimg  auf  tuberculöses  Gewebe  ausübt  und  in- 
folgedessen als  ein  sehr  feines  und  sicheres  Reagens  zum  Nachweis 
versteckter  und  zur  Diagnose  zweifelhafter  tuberculöser  Prozesse  ver- 
werthet  werden  kann,  ist  man  wohl  allgemein  einig.    Auch  in  Bezug 
auf  die  Heilwirkung  des  Mittels  wird  von  den  meisten  berichtet,  dass 
trotz  der  verhältnissmässig  kurzen  Dauer  der  Kur  bei  vielen  Kranken 
schon  mehr  oder  weniger  weitgehende  Besserung  eingetreten  ist.   In 
nicht  wenigen  Fällen  soll,  wie  mir  berichtet  wurde,  selbst  Heilung 
erzielt  sein.    Nur  ganz  vereinzelt  ist  behauptet,  dass  das  Mittel  nicht 
allein  bei  zu  weit  vorgeschrittenen  Fällen  gefährlich  werden  könne, 
was  man  ohne  weiteres  zugeben  wird,  sondern  dass  es  den  tuber- 
culösen  Prozess  geradezu  befördere,  also  an  und  für  sich  schädlich 
sei.    Ich  selbst  habe  seit  anderthalb  Moniten  Gelegenheit  gehabt, 
an  etwa  150  Kranken  mit  Tuberculose  der  verschiedensten  Ali;  im 
städtischen  Krankenhaus  zu  Moabit  weitere  Erfahrungen  über  die 
Heilwirkung  imd  die  diagnostische  Verwendung  des  Mittels  zu  sam- 
meln, und  kann  nur  sagen,  dass  alles,  was  ich  in  letzter  Zeit  gesehen 


SckBtadmpfuig,  künstl.  Infektionsknuikheiten,  Entwickelimgshemmung  etc.         g5 

habe^  mit  meinen  froheren  Beobachtungen  im  Einklang  steht,  und 
SS  ich  an  dem,  was  ich  früher  berichtete,  nichts  zu  ändern  habe  0- 
Solange  es  nur  darauf  ankam,  meine  Angaben  auf  ihre  Bich- 
zu  prüfen,  war  es  nicht  erforderlich,  zu  wissen,  was  das  Mittel 
enthalt  und  woher  es  stammt.  Es  musste  im  Gegentheil  die  Nach- 
prüfdng  um  so  unbefangener  ausfallen,  je  weniger  von  dem  Mittel 
^bst  bekannt  war.  Nachdem  nun  aber  die  Nachprüfung,  wie  mir 
scheint,  in  hinreichendem  Maasse  stattgefimden  und  die  Bedeutung 
des  Mittels  ergeben  hat,  wird  es  die  nächste  Aufgabe  sein,  das  Mittel 
aQch  über  den  bisherigen  Bereich  der  Anwendung  hinaus  zu  studiren 
und  womöglich  die  Prinzipien,  welche  der  Entdeckung  desselben  zu 
Grande  liegen,  auch  auf  andere  Krankheiten  anzuwenden.  Diese 
Aufgaben  verlangen  selbstverständlich  die  volle  Kenntniss  des  Mittels, 
und  ich  halte  deswegen  den  Zeitpunkt  für  gekommen,  dass  nach 
dieser  Richtung  hin  die  erforderlichen  Angaben  gemacht  werden, 
was  in  Folgendem  geschehen  soll. 

Ehe  ich  auf  das  Mittel  selbst  eingehe,  halte  ich  es  zum  besseren  Ver- 
standniss  der  Wirkungsweise  desselben  für  geboten,  ganz  kurz  den  Weg 
anzugeben,  auf  welchem  ich  zur  Entdeckung  desselben  gekommen  bin. 
Wenn  man  ein  gesundes  Meerschweinchen  mit  einer  Beinkultur 
von  Tuberkelbacillen  impft,  dann  verklebt  in  der  Regel  die  Impf- 
wunde und  scheint  in  den  ersten  Tagen  zu  verheilen ;  erst  im  Laufe 
von  10 — 14  Tagen  entsteht  ein  hartes  Knötchen,  welches  bald  aufbricht 
und  bis  zum  Tode  des  Thieres  eine  ulcerirende  Stelle  bildet.    Aber 
ganz  anders  verhält  es  sich,   wenn  ein  bereits  tuberculös  erkranktes 
Meerschweinchen  geimpft  wird.   Am  besten  eignen  sich  hierzu  Thiere, 
welche  4 — 6  Wochen  vorher  erfolgreich  geimpft  wurden.    Bei  einem 
solchen  Thiere  verklebt  die  kleine  Impfwunde  auch  an&ngs,  aber  es 
bildet  sich  kein  Knötchen,  sondern  schon  am  nächsten  oder  zweiten 
Tage  tritt  eine  eigen thümliche  Veränderung  an  der  Impfstelle  ein. 
Dieselbe    wird  hart   und  nimmt  eine   dunklere  Färbung   an,    und 
zwar  beschränkt   sich  dies   nicht  aüein   auf  die  Impfstelle   selbst, 
sondern  breitet  sich  auf  die  Umgebung  bis  zu  einem  Durchmesser 
von    0,5  —  1   cm   aus.     An    den   nächsten  Tagen    steUt  sich  dann 
immer   deutlicher  heraus,  dass  die  so  veränderte  Haut  nekrotisch 
ist,   sie  wird  schliesslich  abgestossen,  und  es  bleibt  dann  eine  flache 
Ulceration   zurück,   welche  gewöhnlich  schnell   und   dauernd  heilt 
ohne    dass    die    benachbarten    Lymphdrüsen    infizirt    werden.     Die 
verimpften  Tuberkelbacillen  wirken  also  ganz  anders  auf  die  Haut 
eines  gesunden,  als  auf  diejenige  eines  tuberculösen  Meerschweinchens. 
Diese  auffallende  Wirkung  kommt  nun  aber  nicht  etwa  ausschliesslich 
den  lebenden  Tuberkelbacillen  zu,  sondern  findet  sich  ebenso  bei  den 
abgetödteten,  ganz  gleich,  ob  man  sie,  wie  ich  es  anfangs  versuchte, 
durch  niedrige  Temperaturen  von  längerer  Dauer,  oder  durch  Siede- 
hitze ,   oder  durch  gewisse  Chemikalien  zum  Absterben  gebracht  hat. 
Nachdem  diese  eigenthünüiche  Thatsache  gefunden  war,  habe 

1)  In  Besag  auf  die  Dauer  der  Heilung  möchte  ich  hier  anfUhren,  dass  von  den 
Kranken,  welehe  Ton  mir  Torlftufig  als  geheilt  bezeichnet  waren,  swei  in  das  Kranken- 
haus Moabit  zur  weiteren  Beobachtung  wieder  aufgenommen  sind,  und  dass  sich  seit 
drei  Monaten  keine  BadUen  im  Sputum  gezeigt  haben;  auch  die  physikalischen  Sym- 
ptome sind  bei  denselben  aUnifthlich  vollkommen  verschwunden. 


Qß        Sehatsimpfting,  künstl.  Infektionskrankheiton,  Entwickelangshemmong  etc. 

ich   sie  nach  alleii  RichtuDgen  hin  weiter  verfolgt,    und  es   ergab 
sich  dann  weiter,    dass  abgetödtete  Reinkultaren  von  Tuberkelba- 
dllen,  nachdem  sie  verrieben   und  in  Wasser  angeschwemmt  sind, 
bei  gesunden  Meerschweinchen  in   grosser  Menge   unter  die   Haat 
gespritzt  werden  können,  ohne  dass  etwas  anderes  als  eine  lokale 
Eiterung  entsteht^).    Tuberculöse  Meerschweinchen  werden  dagegen 
schon  durch  die  Injektion  von  sehr  geringen  Mengen  solcher  au^e- 
schwemmten  Kulturen  getödtet,  und  zwar  je  nach  der  angewendeten 
Dosis  innerhalb  von  6 ---48  Stunden.    Eine  Dosis,  welche  eben  nicht 
mehr  ausreicht,  um  das  Thier  zu  tödten,  kann  eine  ausgedehnte 
Nekrose  der  Haut  im  Bereich  der  Injektionsstelle  bewirken.    Wird 
die  Aufschwemmung  nun  aber  noch  weiter  verdünnt,   so  dass  sie 
kaum  sichtbar  getrübt  ist,  dann  bleiben  die  Thiere  am  Leben,  und 
es  tritt,  wenn  die  Injektionen  mit  ein-  bis  zweitägigen  Pausen  fort- 
gesetzt werden,  bald  eine  merkliche  Besserung  im  Zustande  der- 
selben ein;  die  ulcerirende  Impfwunde  verkleinert  sich  und  vernarbt 
schliesslich,  was  ohne  eine  derartige  Behandlung  niemals  der  Fall  ist ; 
die  geschwollenen  Lymphdrüsen  verkleinem  sich ;  der  Ernährungszu- 
stand wird  besser,  und  der  Erankheitsprozess  kommt,  wenn  er  nicht 
bereits  zu  weit  vorgeschritten  ist  und  das  Thier  an  Entkräftung  zu 
Grunde  geht,  zum  Stillstand. 

Damit  war  die  Grundlage  für  ein  Heilverfahren  gegen  Tuber- 
culöse gegeben.  Der  praktischen  Anwendung  solcher  Aufschwem- 
mungen von  abgetödteten  Tuberkelbacillen  steUte  sich  aber  der  Um- 
stand entgegen,  dass  an  den  Iigektionsstellen  die  TuberkelbacUlen 
nicht  etwa  resorbirt  werden  oder  in  anderer  Weise  verschwinden, 
sondern  unverändert  lange  Zeit  liegen  bleiben  und  kleinere  oder 
grössere  Eiterherde  erzeugen. 

Das,  was  bei  diesem  Verfahren  heilend  auf  den  tuberculösen  Pro- 
zess  wirkt,  musste  also  eine  lösliche  Substanz  sein,  welche  von  den 
die  Tuberkelbacillen  umspülenden  Flüssigkeiten  des  Körpers  gewisser- 
maassen  ausgelaugt  und  ziemlich  schnell  in  den  Säftestrom  überge- 
führt wird,  während  das,  was  eitererzeugend  wirkt,  anscheinend  in 
den  Tuberkelbacillen  zurückbleibt  oder  doch  nur  sehr  langsam  in 
Lösung  geht. 

Es  kam  also  lediglich  darauf  an,  den  im  Körper  sich  abspielen- 
den Vorgang  auch  ausserhalb  desselben  durchzuführen  und  womög- 
lich die  heilend  wirkende  Substanz  für  sich  allein  aus  den  Tuberkel- 
bacillen zu  extrahiren.  Diese  Aufgabe  hat  viel  Mühe  und  Zeit 
beansprucht,  bis  es  mir  endlich  gelang,  mit  Hülfe  einer  40  bis 
öO^/oigen  Glycerinlösung  die  wirksame  Substanz  aus  den  Tuberkel- 
bacillen zu  erhalten.  So  gewonnene  Flüssigkeiten  sind  es  gewesen, 
mit  denen  ich  die  weiteren  Versuche  an  Thieren  und  schliesslich 
am  Menschen  gemacht  habe,  und  welche  zur  Wiederholung  der  Ver- 
suche an  andere  Aerzte  abgegeben  sind. 

Das  Mittel,  mit  welchem  das  neue  Heilverfahren 
gegen  Tuberculöse  ausgeübt  wird,  ist  also  ein  Glyce- 
rinextrakt  aus  den  Reinkulturen  der  Tuberkelbacillen. 

In  das  einfache  Extrakt  gehen  aus  den  Tuberkelbacillen  natür- 

1)  Derartige  Iigektionen   gehören   sa  den   einfachsten   und  sichersten  Mittek,  am 
Eiterungen  au  erseagen,  welche  frei  von  lebenden  Bakterien  sind. 


Schatsimpfimg,  kflnstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelangshemmaog  etc.         g7 

Ikh  neben  der  wirksamen  Substanz  auch  alle  übrigen  in  50  ^/o 
Glyoerin  löslichen  Stoffe  über,  und  es  finden  sich  deswegen  darin 
eme  gewisse  Menge  von  Mineralsalzen,  fSUrbende  Substanzen  und 
andere  unbekannte  Extraktivstofie.  Einige  dieser  Stoffe  lassen  sich 
ziemlich  leicht  daraus  entfernen.  Die  wirksame  Substanz  ist  näm- 
hch  unlöslich  in  absolutem  Alkohol  und  kann  durch  denselben,  aller- 
dings nicht  rein,  sondern  immer  noch  in  Verbindung  mit  anderen 
ebenfalls  in  Alkohol  unlöslichen  Extraktivstoffen  ausgefällt  werden. 
Auch  die  Farbstoffe  lassen  sich  beseitigen,  so  dass  es  möglich  ist, 
aus  dem  Extrakt  eine  farblose  trockene  Substanz  zu  erhalten,  welche 
das  wirksame  Prinzip  in  viel  konzentrirterer  Form  enthält,  als  die 
ursprüngliche  Glycerinlösung.  Für  die  Anwendung  in  der  Praxis 
bietet  diese  Reinigung  des  Glycerinextraktes  indessen  keinen  Vortheil, 
weil  die  so  entfernten  Stoffe  für  den  menschlichen  Organismus  in- 
different sind,  und  also  der  Reinigungsprozess  das  Mittel  nur  un- 
Döthigerweise  vertheuem  würde. 

Ueber  die  Konstitution  der  wirksamen  Substanz  lassen  sich 
vorlaufig  nur  Vermuthungen  aussprechen.  Dieselbe  scheint  mir  ein 
Derivat  von  Eiweisskörpem  zu  sein  und  diesen  nahe  zu  stehen ,  ge- 
hört aber  nicht  zur  Gruppe  der  sogenannten  Toxalbumine,  da  sie  hohe 
Temperaturen  erträgt  und  im  Dialysator  leicht  und  schnell  durch  die 
Membran  geht  Das  im  Extrakt  vorhandene  Quantumder  Substanz 
ist  allem  Anscheine  nach  ein  sehr  geringes ;  ich  schätze  es  auf  Bruch- 
theile  eines  Prozents.  Wir  würden  es,  wenn  meine  Voraussetzung 
riditig  ist,  also  mit  einem  Stoffe  zu  thun  haben,  dessen  Wirksamkeit 
sxd  tub^'culös  erkrankte  Organismen  weit  über  das  hinausgeht,  was 
uns  von  den  am  stärksten  wirkenden  Arzneistoffen  bekannt  ist. 

Ueber  die  Art  und  Weise,  wie  wir  uns  die  spezifische  Wirkung 
des  Mittels  auf  das  tuberculöse  Gewebe  vorzustellen  haben,  lassen 
sich  selbstverständlich  verschiedene  Hypothesen  aufstellen.  Ich  stelle 
mir,  olme  behaupten  zu  wollen,  dass  meine  Ansicht  die  beste  Er- 
U&rang  abgibt,  den  Vorgang  folgendermaassen  vor.  Die  Tuberkel- 
badllen  produciren  bei  ihrem  Wachsthum  in  den  lebenden  Geweben 
ebenso  wie  in  den  künstlichen  Kulturen  gewisse  Stoffe,  welche  die 
lebenden  Elemente  ihrer  Umgebung,  die  Zellen,  in  verschiedener 
Weise  und  zwar  nachtheilig  beeinflussen.  Darunter  befindet  sich  ein 
Stoff,  welcher  in  einer  gewissen  Konzentration  lebendes  Protoplasma 
tödtet  und  so  verändert,  dass  es  in  den  von  Weigert  als  Koagula- 
tionsnekrose  bezeichneten  Zustand  übergeführt  wird.  In  dem  nekro- 
tisch gewordenen  Gewebe  findet  der  Bacillus  dann  so  ungünstige  Er- 
nährungsbedingungen, dass  er  nicht  weiter  zu  wachsen  vermag,  unter 
Umständen  selbst  schliesslich  abstirbt.  Auf  diese  Weise  erUäre  ich 
mir  die  auffallende  Erscheinung,  dass  man  in  frisch  tuberculös  er- 
krankten Organen,  z.  B.  in  der  von  grauen  Knötchen  durchsetzten 
Müz  oder  Leber  eüies  Meerschweinchens,  zahlreiche  Bacillen  findet, 
während  letztere  selten  sind  oder  gar  fehlen,  wenn  die  kolossal  ver- 
grösserte  Milz  fast  ganz  aus  weisslicher,  im  Zustande  der  Koagula- 
tionsnekrose  befindlicher  Substanz  besteht,  wie  man  es  häufig  beim 
natürlichen  Tode  tuberculöser  Meerschweinchen  findet.  Auf  grosse 
J^tfemung  vermag  der  einzelne  Bacillus  deswegen  auch  nicht  Ne- 
krose zu  bewirken;  denn  sobald  die  Nekrose  eine  gewisse  Ausdeh- 


gg         Schstzimpfang,  künstL  InfektioDskrAnkheiten,  EntwickelangshemmuDg  etc. 

nuBg  erreicht  hat,  nimmt  das  Wachsthum  des  Bacillus  und  damit 
die  Produktion  der  nekrotisirenden  Substanz  ab,  und  es  tritt  so  eine 
Art  von  gegenseitiger  Kompensation  ein,  welche  bewirkt,  dass  die 
Vegetation  vereinzelter  Bacillen  eine  so  auffallend  beschränkte  bleibt, 
wie  z.  B.  beim  Lupus,  in  skrophulösen  Drüsen  u.  s.  w.  In  solchem 
Falle  erstreckt  sich. die  Nekrose  gewöhnlich  nur  über  einen  Theil 
einer  Zelle,  welche  dann  bei  ihrem  weiteren  Wachsthum  die  eigent- 
liche Form  der  Riesenzelle  annimmt;  ich  folge  also  in  dieser  Auf- 
fassung der  zuerst  von  Weigert  gegebenen  Erklärung  von  dem 
Zustandekommen  der  Riesenzellen. 

Würde  man  nun  künstlich  in  der  Umgebung  des  Bacillus  den 
Gehalt  des  Gewebes  an  nekrotisirender  Substanz  steigern,  dann 
würde  sich  die  Nekrose  auf  eine  grössere  Entfernung  ausdehnen,  und 
es  würden  sich  damit  die  Emährungsverhältnisse  für  den  Bacillus 
viel  ungünstiger  gestalten,  als  dies  gewöhnlich  der  Fall  ist.  Theils 
würden  alsdann  die  in  grösserem  Umfange  nekrotisch  gewordenen 
Gewebe  zerfallen,  sich  ablösen  und,  wo  dies  möglich  ist,  die  ein- 
geschlossenen Bacillen  mit  fortreissen  und  nach  aussen  befördern; 
theils  würden  die  Bacillen  so  weit  in  ihrer  Vegetation  gestört,  dass 
es  viel  eher  zu  einem  Absterben  derselben  kommt,  aJs  dies  unter 
gewöhnlichen  Verhältnissen  geschieht. 

Gerade  in  dem  Hervorrufen  solcher  Veränderungen  scheint  mir 
nun  die  W^irkung  des  Mittels  zu  bestehen.  Es  enthält  eine  gewisse 
Menge  der  nekrotisirenden  Substanz,  von  welcher  eine  entsprechend 
grosse  Dosis  auch  beim  Gesunden  bestimmte  Gewebselemente,  vielleicht 
die  weissen  Blutkörperchen,  oder  ihnen  nahestehende  Zellen  schädigt 
und  damit  Fieber  und  den  ganzen  eigenthümlichen  Symptomenkomplex 
bewirkt.  Beim  Tuberculosen  genügt  aber  schon  eine  sehr  viel  ge- 
ringere Menge,  um  an  bestimmten  Stellen,  nämlich  da,  wo  Tuberkel- 
bacillen  vegetiren  und  bereits  ihre  Umgebung  mit  demselben  nekro- 
tisirenden Stoff  imprägnirt  haben,  mehr  oder  weniger  ausgedehnte 
Nekrose  von  Zellen  nebst  den  damit  verbundenen  Folgeerscheinungen 
für  den  Gesammtorganismus  zu  veranlassen.  Auf  solche  Weise  lässt 
sich,  wenigstens  vorläufig,  ungezwungen  der  spezifische  Einfluss, 
welchen  das  Mittel  in  ganz  bestimmten  Dosen  auf  tuberculöses  Ge- 
webe ausübt,  femer  die  Möglichkeit,  mit  diesen  Dosen  so  auffallend 
schnell  zu  steigen,  und  die  unter  nur  einigermaassen  günstigen  Ver- 
hältnissen unverkennbar  vorhandene  Heilwirkung  des  Mittels  erklären. 

(Deutsche  medic.  Wochenschrift.  1891.  No.  3.) 


Neuere  Arbeiten  über  Immumsinings-  bezw. 

Heilungsversache  bei  Thieren  gegenüber  der  Infektion 

mit  Milzbrand-,  Tetanus-  und  Diphtherie-Bacülen. 

Ref.  Prof.  LoeflFler. 

(Schloss.) 

Behring  und  Kitasato,  Ueber  das  Zustandekommen  der 
Diphtherie-Immunität  und  der  Tetanus-Immunität 
bei  Thieren.  —  (Deutsche  med.  Wochenschrift.  1890.  No.  49.) 


SeliBtiimplbiig,  UinitL  Infektioiiskrankheiten,  Entwiokeltmgfthemmimg  etc.        g9 

Die  beiden  Verff.  theilen  die  wichtige  Thatsache  mit,  dass 
es  ihneD  gelaDgen  ist ,  bei  beiden  Infektionskrankheiten  sowohl  i  n  - 
fizirte  Thiere  zu  heilen,  wie  die  gesunden  derartig  vorzu- 
behandeln,  dass  sie  später  nicht  mehr  an  Diphtherie 
bezw.  am  Tetanns  erkranken. 

Der  Stoff,  mit  HtUfe  welches  diese  Ergebnisse  erzielt  werden,  ist 
das  Blut  oder  auch  das  Blutserum  von  Thieren,  welche  gegen  Diph- 
therie bezw.  Tetanus  immun  gemacht  sind.  Ueber  die  Methoden  der 
Immunisirnng  berichten  die  Verfi.  zunächst  noch  nicht  Sie  wollen 
dieselben  später  mittheilen.  Sie  berichten  zunächst  nur  über  die 
Erfolge,  welche  sich  mit  dem  Blute  immunisirtes  Thiere  erzielen 
lassen  in  den  beiden  genannten  Richtungen. 

Ein  gegen  Tetanus  immunisirtet  Kaninchen  erhielt  10  ccm  einer 
ketmhaltigen  virulenten  Tetanusbacillenkultur,  von  welcher  für 
normale  Kaninchen  0^  ccm  genügten,  um  dieselben  ganz  sicher  an 
Tetanus  zu  Grunde  gehen  zu  lassen,  eingespritzt  Es  blieb  gesund. 
Tod  dem  flüssigen ,  aus  der  Carotis  entnommenen  Blute  dieses  Ka- 
ninchens erhielt  eine  Maus  0,2  ccm,  eine  zweite  0,5  ccm  in  die  Bauch- 
höhle injizirt.  Beide  wurden  nach  24  Stunden  mit  2  Kontrollmäusen 
mit  virulenten  Tetanusbacillen  geimpft.  —  Die  beiden  Kontrollmäuse 
starbt  nach  36  Stunden  an  Tetanus,  die  injizirten  blieben  gesund. 
Von  dem  Serum  jenes  Garotisblutes  erhielten  6  Mäuse  je  0,2  ccm 
in  die  Bauchhöhla  Nach  der  24  Stunden  später  erfolgten  Infektion 
blieben  aDe  gesund,  die  Kontrollmäuse  starben  nach  weniger  als  48 
Standen  an  Tetanus. 

Die  Verfi.  haben  femer  auch  therapeutische  Erfolge  in  der  Weise 
erzielt,  dass  sie  die  Thiere  zuerst  impften  und  hinterher  das  Serum 
in  die  Bauchhöhle  einspritzten.  Nähere  Angaben  hierüber  bringen 
sie  nicht. 

Mit  demselben  Serum  haben  sie  femer  Versuche  angestellt, 
welche  eine  enorme  giftzerstörende  Wirkung  desselben  beweisen. 
Von  einer  10-tägigen  Tetanuskultur,  welche  durch  Filtriren 
keimfrei  gemacht  war,  genügte  0,00005  ccm,  um  eine  Maus  nach 
4—6  Tagen,  und  0,0001  ccm,  um  eine  solche  nach  weniger  als  2  Tagen 
sicher  zu  tödten.  1  ccm  dieser  Kultur  wurde  mit  5  ccm  Serum  des 
tetairosimmunen  Kaninchens  vermischt.  Nach  24-stündigem  Stehen 
erhielten  von  dieser  Mischung  4  Mäuse  je  0,2  ccm  (0,033  ccm  der 
Knltar),  mithin  mehr  als  das  300  fache  der  sonst  für  Mäuse  tödt- 
lichen  Dosis  —  sämmtliche  4  Mäuse  blieben  dauernd  gesund,  die 
Kontrollmäuse  starben  an  0,0001  ccm  der  Kultur  nach  36  Stunden. 
Alle  Mäuse  haben  sich  dauernd  immun  erwiesen  gegen 
wiederholte  Impfungen  mit  virulenten  Tetanusbacillen,  ja  sie  haben 
auch  nicht  eine  Spur  von  Erkrankung  gezeigt. 

Das  Serum  von  Kindern,  Kälbern,  Pferden,  Hammeln  und  nicht 
tetannsimmunen  Kaninchen  erwies  sich  gänzlich  unwirksam;  es 
zeigte  auch  keine  tetanusgiftzerstörenden  Eigenschaften.  Auch  das 
Bht  innerhalb  der  Ge&sse  lebender,  nicht  immuner  Thiere  besitzt 
keine  tetanusgiftzerstörenden  Eigenschaften.  Das  Brusthöhlentrans- 
sadat  von  Kaninchen,  welche  einer  Injektion  von  0,5  ccm  einer  giftigen, 
aber  keimfreien  Tetanuskultur  nach  5—6  Tagen  erlegen  sind,  tödtet 
in  der  Dosis  von  0,3  ccm  Mäuse  unter  tetanischen  Erscheinungen 


70        Schatsimpfang,  kflnstL  InfektionskrankheiteDy  Euiwickelttiigshemmnog  «te. 

ebenso  wie  die  gleiche  Dosis  des  Blutes  des  tetanusvergifteten  Thieres. 
Somit  haben  die  Verff.  den  an  die  Spitze  ihrer  hochwichtigen  Mit- 
tiieilung  gestellten  Satz  bewiesen,  dass  nämlich  „die  Immunität  von 
Kaninchen  und  Mäusen,  die  gegen  Tetanus  immunisirt  sind,  auf 
der  Fähigkeit  der  zellenfreien  Blutflüssigkeit  beruht,  die  toxischen 
Substanzen,  welche  die  Tetanusbacillen  produziren,  unschädlich  zu 
machen". 

Die  diphtheriegiftzerstörende  Wirkung  des  Blutes  von  diphtherie- 
immunen Thieren,  über  welche  freilich  nichts  mitgetheilt  wird,  hat  die 
Verff.  auf  die  Richtung  geführt,  in  welcher  die  Unempfilnglichkeit  für 
Diphtherie  zu  suchen  ist.  Aber  erst  bei  der  Anwendung  der  bei 
der  Diphtherie  gemachten  Erfahrungen  auf  den  Tetanus  sind  die 
Verff.  zu  den  geschilderten  Ergebnissen  gelangt,  welche  in  der  That 
an  Beweiskraft  nichts  zu  wünschen-  übrig  lassen. 

Gleichzeitig  mit  der  Arbeit  von  Behring  und  Kitasato 
erschien  in  der  Berliner  klinischen  Wochenschrift.  No.  49  eine  Mit- 
theilung von  L.  Brieger  und  C.  Fraenkel  über  Immuni- 
sirungsversuche  bei  Diphtherie. 

Bekanntlich,  sagen  die  Verfi.,  gelingt  es,  Thiere  gegen  die  Einwirkung 
pathogener  Bakterien  zu  festigen,  auf  zwei  Wegen,  erstens  durch  ab- 
geschwächte Kulturen  der  infektiösen  Organismen  und  zweitens  durch 
die  keimfreien  Stoffwechselprodukte  derselben.  Beide  W^ege  sind 
von  den  Verff.  eingeschlagen.  Eine  Abschwächung  gelingt  leicht 
durch  Züchtung  bei  höheren  Temperaturen,  sowie  durch  Zusätze  von 
antiseptischen  Mitteln  wie  Kaliumbichromat  und  Gentianaviolett  zu 
Nährlösungen.  Die  Abschwächung  ist  aber  sehr  unbeständig,  da  die 
Kulturen  in  ganz  unberechenbarer  Weise  plötzlich  wieder  virulent 
werden.  Die  mit  den  abgeschwächten  Kulturen  geimpften  Thiere 
erkrankten  und  gingen  langsam  nach  Tagen,  Wochen,  ja  selbst  nach 
Monaten  erst  zu  Grunde.  Die  Probeimpfungen  mussten  deshalb  lange 
hinausgeschoben  werden.  Das  Ergebniss  derselben  war  das,  dass  bei 
den  schutzgeimpften  Thieren  von  einer  irgendwie  erhöhten 
Widerstandskraft  nicht  die  Rede  war.  Auch  die  Impfungen 
mit  natürlichen,  d.  h.  durch  längere  Kultur  auf  Agar-Agar  abge- 
schwächten Diphtheriebacillen  hatten  keine  immunisirende  Wirkung. 

Auch  die  Beibringung  der  aus  den  Kulturen  gewonnenen  giftigen 
Toxalbumine  der  Diphtheriebacillen  führte  zu  keinem  Resultat.  Ja 
die  mit  kleinen  Mengen  dieser  Produkte  geimpften  Thiere  schienen 
sogar  schneller  bei  der  Probeimpfung  einzugehen,  als  die  KontroUthiere. 

Durch  Beibringung  der  Kulturflüssigkeit  selbst,  nachdem 
sie  durch  einstündiges  Erhitzen  auf  53  ^  keimfrei  gemacht  war,  liess 
sich  eine  gewisse  vermehrte  Widerstandskraft  bei  den  Meerschweinchen 
erzielen.  Die  Thiere  starben  bei  der  Probeimpfung  später  erst  nach 
3,  4,  6  oder  selbst  9  Tagen. 

Erst  nach  Beibringung  grosser  Mengen  durch  Erhitzen  un- 
wirksam gemachter  Kulturflüssigkeit,  10  ccm  einer  auf  100^  eine 
Stunde  erhitzten  Bouillonkultur,  überstanden  einige  Thiere  die  Probe- 
impfimg, während  die  Mehrzahl  noch  erlag,  freilich  nach  längerer 
Zeit  —  bis  nach  2V2  Wochen. 

Weitere  Versuche  ergaben,  dass  10—20  ccm  —  je  nach  der 
Grösse  des  Thieres  —  einer  drei  Wochen^alten,  eine 


SehotiimpftiBg,  kttnstl.  Infektionskrankheiteii,  Entwiekelnngshemmiiiig  etc.        71 

Stunde  auf  60—70^  erwärmten  Bouillonkultur  der  Diph- 
theriebacfllen,  Meerschweinchen  unter  die  Haut  gespritzt,  genügen, 
um  das  Thier  gegen  die  nachfolgende  subkutane  Impfung  mit  viru- 
lenten Bakterien  zu  immunisiren,  doch  darf  die  Infektion  mit  dem 
▼irulenten  Material  frühestens  14  Tage  nach  Ausführung 
der  Schutzimpfung  stattfinden.  In  den  ersten  Tagen  nach  der- 
selben ist  die  Empfänglichkeit  gegen  subkutane  Impfungen  fast  noch 
eihöht,  dann  nimmt  <Ue  Widerstandskraft  zu,  so  dass  die  geimpften 
Thiere  später  sterben,  um  nach  14  Tagen  endlich  eine  vollkommene 
zu  werden. 

Bei  der  Probeimpfiing  auf  die  durch  Zug  eröffnete  Vulva,  wie 
sie  vom  Ref.  angegeben  ist,  erfolgten  meist  noch  diphtheritische  Ent- 
zändungen  bei  den  schutzgeimpften  Thieren  jedoch  ging  kein  einziges 
der  so  behandelten  Thiere  ein. 

Der  Verf.  (G.  Fraenkel)  neigt  sich  der  Auflassung  zu,  dass 
das  Yon  den  Diphtheriebacillen  erzeugte  Gift,  die  toxisch  wirkende 
und  die  immunisirende  Substanz,  zwei  verschiedene  Körper  sind, 
deren  erstere  durch  Temperaturen  von  55 — 60*^  ihrer  spezifischen 
Kraft  beraubt  werde,  während  letztere  wesentlich  höhere  Hitze- 
grade vertrage.  Bei  60— 70<^  werde  die  toxische  Substanz  gerade 
vernichtet,  die  immunisirende  noch  nicht  wesentlich  beeinflusst,  daher 
sei  diese  Temperatur  die  geeignetste. 

Therapeutisch  ist  die  auf  60—70^  erhitzte  Kulturflüssigkeit 
völlig  machtlos.  Im  Gegentheil,  mit  virulenten  Bacillen  geimpfte 
Thiere,  vrelchen  man  in  Abständen  von  mehreren  Stunden  die  auf 
65^  erhitzte  Flüssigkeit  einspritzt,  gehen  schneller  zu  Grunde,  als 
nicht  behandelte  Thiere. 

Von  dem  höchsten  Interesse  ist  nun  die  weitere  Mittheilung  von 
Behring  in  der  Deutschen  med.  Wochenschrift.  Nr.  50:  „Unter- 
suchungen über  das  Zustandekommen  der  Diphtherie- 
Immunität  bei  Thieren." 

Behring  bestätigt  zunächst  die  Angabe  des  Ref.,  dass  es  Thiere 
giebt,  Mäuse  und  Ratten,  welche  gegenüber  dem  Diphtheriebacillus 
sich  einer  natürlichen  Immunität  erfreaen.  Darauf  geht  er  über  zur 
Besprechung  der  Methoden,  mit  Hülfe,  welcher  sich  auch  Thiere,  welche 
für  Diphtherie  sehr  empfänglich  sind,  gegen  dieselbe  immun  machen 
lassen : 

1)  Die  Methode  von  G.  Fraenkel  hat  sich  ihm  ebenfalls  als 
probat  erwiesen. 

2)  Zusatz  von  Jodtrichlorid  zu  4  Wochen  alten  Kulturen  im 
Verhältniss  von  1:500.  Nach  16  stündiger  Einwirkung  desselben 
Einspritzung  von  2  ccm  in  die  Bauchhöhle  von  2  Meerschweinchen. 
Nach  3  Wochen  Injektion  von  0,2  ccm  einer  Diphtheriekultur,  die 
4  Tage  in  Bouillon  mit  Jodtrichloridzusatz  1 :  5SO0  gewachsen  war. 
Nach  vreiteren  14  Tagen  waren  beide  Thiere  immun. 

3)  Immunisirung  durch  Stoffwechselprodukte,  welche  von  den 
Diphtheriebacillen  im  lebenden  Körper  erzeugt  werden.  Bei  den 
nach  Impfung  von  Diphtheriebacillen  gestorbenen  Meerschweinchen 
findet  sich,  wie  Ref.  zuerst  mitgetheilt,  sehr  häufig  ein  mehr  oder 
WCTiger  röthlich  gefärbtes  bacillenfreies  Transsudat  in  den  Pleura- 
höhlen.     10—15  ccm  davon    tödten  Meerschweinchen  meist  nach 


72        Schntsimpftuig,  kfinstl.  Infektionskrankbeiteo,  Entwiokelnngshemmutifl;  eio. 

mehreren  Tagen.  Die  Thiere  sind  regelmässig  sehr  krank,  sie  sincl 
nicht  im  Stande,  auf  den  Rücken  gelegt,  sich  schnell  zu  erheben, 
gesunde  Thiere.  Wenn  diese  kranken  Thiere  sich  erholt  hatten, 
vertrugen  sie  Impfungen  mit  virulenten  Bacillen,  welche  gesunde 
Thiere  nach  3—4  Tagen  todteten. 

4)  Immunisirung  durch  Impfen  mit  virulenten  Bacillen  und  Auf- 
hebung der  deletären  Wirkungen  durch  therapeutische  Behandlung^. 

Diphtherieinfizirte  Thiere  zuheilen  ist  an   einzelnen  Indi- 
viduen Behring    in  Gemeinschaft   mit  Hofarzt  Dr.  Boer  ge- 
lungen durch   Goldnatriumchlorid,   Naphtylamin,  Trichloressigsäure 
und  Karbolsäure.    Am  besten  wirkte  Jodtrichlorid.    Von  8  Meer- 
schweinchen, die  mit  0,3  ccm  Kultur  geimpft  waren,  starben  2  nicht 
behandelte  nach  24  Stunden.    4  Thiere,  welche  je  2  ccm  einer  l^/o 
bezw.  2^/o  Jodtrichloridlösung  sofort  nach  der  Infektion   an  der  In- 
fektionsstelle erhalten  hatten,  blieben  am   Leben.     Von  2  Thieren, 
welche  erst   6   Stunden   nach   der  Infektion  behandelt  wurden, 
starb  eins  nach  4  Tagen.    Bei  allen  Thieren  wurden  an  den  3  nächst- 
folgenden Tagen  neue  Jod trichlorideinspritzungen  gemacht.    Später 
als    6    Stunden    nach    der  Infektion   gemachte   Injektionen 
gaben  keine  positiven  Resultate  mehr.    Die  überlebenden  Thiere 
waren  stets  längere   Zeit  krank;  es  bildete  sich  eine  demarkirende 
Entzündung,  dann  ein  trockener  Schorf,   unter  welchem  sich  noch 
nach  3  Wochen  lebende  und  virulente  Bacillen  nachweisen  Hessen. 

Erst  nach  vollkommener  Vernarbung  erwiesen  sich  mehrere 
durch  Jodtrichlorid  geheilte  und  ein  durch  Goldnatrium  geheiltes 
Meerschweinchen  gegen  Impfungen  mit  virulenten  Bacillen  immun. 

Kaninchen  gelingt  es  leichter  durch  Jodtrichlorid  und  auch  ohne 
Aetzschorfbildung  zu  heilen.  Die  Behandlung  ist  noch  24  Stunden 
nach  der  Infektion  erfolgreich,  wenn  Kontrollthiere  nach  4  Tagen 
sterben.  Ob  die  geheilten  immun  sind,  ist  noch  nicht  festgestellt. 
Vorsichtige  Versuche  am  Menschen  ergaben,  dass  das  Jodtrichlorid 
als  Heilmittel  für  den  Menschen  sich  nicht  verwerthen  lässt. 

Durch  alleinige  Vorbehandlung  mit  Jodtrichlorid  war  Behring 
nicht  im  Stande,  Diphtherie-Immunität  bei  Thieren  zu  erzeugen,  wohl 
aber 

5)  durch  Wasserstoffsuperoxyd  in  schwach  schwefel- 
saurer 10<*/oiger  Lösung.  Meerschweinchen  vertragen  davon 
1  :  4000  bis  1  :  2500,  Mäuse  1 :  2000  bis  1  :  800,  Kaninchen  weniger 
als  1  :  15000  Körpergewicht.  Therapeutische  Wirkung  besitzt  das 
Wasserstoffsuperoxyd  nicht  —  im  Gegentheil,  es  macht  die  Impfung 
schneller  tödtlich  und  Kulturen  giftiger.  War  aber  das  Mittel  den 
Thieren  einige  Tage  vor  der  Infektion  beigebracht,  so  zeigte 
es  sich,  dass  die  Thiere  einen  mehr  oder  weniger  ausgesprochenen 
Grad  von  Immunität  erreicht  hatten.  An  der  Infektionsstelle  bildete 
sich  eine  pralle  Geschwulst,  welche  als  eine  schwartige,  eine  klare, 
seröse  Flüssigkeit  enthaltende  Cyste  sich  darstellte. 

5  Kaninchen  erhielten  am  11.,  12.,  14.  und  17.  November  je 
0,5  ccm  Wasserstoffsuperoxyd  und  am  20.  November  0,5  ccm  einer 
vollvirulenten  Bacillenkultur.  Das  KontroUthier  starb  nach  24  Stunden. 
Von  den  Geimpften  starben  eins  nach  5  Tagen,  2  nach  7  Tagen, 
eins  nach  8  Tagen,  eins  blieb  gesund. 


K6ae  Litteratuir.  73 

Die  letzte  Methode  der  Immunisirung  hat  bis  jetzt  noch  kein 
AnalogoD,  wohl  aber  beruht  eine  der  Immunisirungsmethoden  gegen 
Tetanus  bei  Kaninchen,  wie  Behring  im  Einverständnisse  mit 
Kitasato  mittheilt,  auf  der  Vorbehandlung  derselben  ausschliesslich 
oit  Jodtrichloridlösungen. 

Alle  5  Methoden  sind  nach  Ansicht  der  Verff. 
für  den  Menschen  nicht  verwerthbar,  sie  sind  aber  im 
Stande,  zur  Erklärung  des  Zustandekommens  der  Diphtherie-Immu- 
nit&t  beizutragen. 

Verf.  hat  experimentell  festgestellt,  dass  die  diphtherie-immunen 
Thiere  sämmtlich  im  Stande  sind,  das  von  virulenten  Diphtherie- 
badllen  in  alkalischer  Bouillon  erzeugte  Gift,  i.  e.  durch  Filtriren 
keimfrei  gemachte  Kulturflüssigkeit  in  ihrem  Blute  sowohl  inner- 
halb des  Körpers,  als  auch  ausserhalb  desselben  zu  zerstören.  Die 
Thiere,  bei  welchen  die  Immunität  noch  nicht  ganz  befestigt  ist, 
siDd  nun  weniger  giftwiderstandsfähig,  als  die  normiden.  Durch 
wiederholte  Injektionen  erheblicherer  Giftmengen  kann  die  Immunität 
irieder  yerloren  gehen.  Von  einer  „Giftgewöhnung''  kann  nicht  die 
Rede  sein. 

Diphtherie  b  a  c  i  1 1  e  n  feindliche  Eigenschaften  besitzt  nach  den 
Untersuchungen  Behring's  das  Blut  immuner  Thiere  nicht. 
Ebenso  wie  bei  der  Diphtherie  ist  die  giftzerstörende  Wirkung  des 
Blutes  telanus-immuner  Thiere  die  causa  sufficiens  für  das  Zustande- 
kommen der  Tetanus-Immunität.  Mäuse  werden  durch  das  Blut 
tetanus-immuner  Kaninchen  nicht  bloss  immunisirt,  sie  werden  auch 
Dach  der  Infektion  vor  der  Erkrankung  an  Tetanus  bewahrt,  und 
zwar  auch  dann  noch,  wenn  schon  mehrere  Extremitäten  tetanisch 
geworden  sind  und  nach  den  sonstigen  Erfahrungen  der  Tod  der 
Mäuse  in  wenigen  Stunden  zu  erwarten  ist,  falls  keine  Behandlung 
eintritt  Selbst  dann  noch  gelingt  es  mit  grosser  Sicherheit,  die  Hei- 
lung herbeizuführen,  und  zwar  so  schnell,  dass  schon  in  wenigen 
Tagen  nichts  von  der  Erkrankung  zu  merken  ist. 

Die  Möglichkeit  der  Heilung  auch  ganz  akut  verlaufender  Krank- 
lieiten  ist  darnach  nicht  mehr  in  Abrede  zu  stellen. 


Neue  Litteratur 

rsMinmeiisestent  xon 

Db.  Abthüb  Wt)BZBt7B0, 

BlbUottMlEw  tn  KalMTliehea  OMimdheitnmte  in  BerUn« 


AUgemelnes  über  Bakterien  uid  Parasiten. 

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1890.  p.  165—171.) 
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(Gährnng,  Fäalnisa,  Stoffirecbselprodukte  usw.) 

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Vortrage.    8^     6  p.    Breslau  1890. 


74  ^«oe  Litteratnr. 

Lupine,  B,,    et  Baml,  E.,    Snr   le    fermeDt   glycolytique.    (Lyon  m^d.    1890.    Ko. 
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Beasiehiuisreii  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Natur» 

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Julimh»  H.  A.,  lotoxicatie  door  het  gebrnik  yan  rgstenbrij.     (Noderl.  T^dschr.   ▼.   O«' 

neMk.  1890.  Vol.  II.  No.  16.  p.  617—521.) 
Konti,  A.f   e  Tirelli,  V. ,    Bicerche   sui   microorg^aDismi    del   mais   goasto.     Prima  not» 

prevent.     (Atti  d.  r.  Accad.  d.  Lincei.  Ser.  IV.  1890.  Bandiconti.  Vol«  VI.  p.  182.) 

Bezlehnngen  der  Bakterien  und  Faradten  zur  belebten  Katur. 

KrankheiUerregende  BakUrien  und  Parasiten  bei  Memchen, 
A.     InfektiSse  AügemeinkranhheiUn, 

Bonardi,  B.,  Bicerche  snlla  tossicitk  delle  orine  in  alcune  malattie  infettive.    (Biv.  clin., 

arch.  ital.  di  clin.  med.  1890.  No.  3.  p.  389-407.) 
Fnrey,  G.  W. ,    The   origin   of  epidemica.    (Med.    and  »Sarg.  Beporter.    1890.    Vol.  li. 

No.  18.  p.  503—505.) 

Malariakrankheiten. 

Battianelli,  G.,  e  Bignsmi,  A. ,    Suir  infesione   malarica   primaverile.    (Biforma   med. 

1890.  p.  860,  866,  872.) 
Ooroaado,  T.  Y.,   £1  microbio  de  la  malaria  j  so  eroluciön  en  la  sangre  de  los  intoxi- 

cados.     (Crön.  m^d.-qoir.  de  la  Habana.  1890.  p.  287—311.) 

Exantbematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfang],  Flecktyphus,  Masern,  Böthein,  Scharlach,  Friesel,  Windpocken.) 

Hatchimon,  J. ,  Note  on  smaU-pox  vacdnation  and  exanthems.  (Arch.  of  Sarg.,  Lon- 
don 1890/91.  p.  20—24.) 

Moore,  B.  E.,  Coexistence  of  measles  and  scarlatina.  (Brit  Med.  Joarn.  No.  1558. 
1890.  p.  1065.) 

Beport,  second,  of  the  Boyal  Commission  on  yaccination.  (Practitioner.  1890.  Nov. 
p.  380—400.) 

Widowiti,  J.,  Ein  Beitrag  aar  Frage  der  SelbstXndigkeit  der  Bdtfaeln.  (Wiener  medic. 
Presse.  1890.  No.  45.  p.  1774—1776.) 

Cholera,  Typhus,  Ruhr,  (jelbfieber,  Pest 

de  Backer,  F.,   Le  choMra   en    1890.     Le  choMra  est-il  contagieux?     Peat-on  l'^viter? 

Peat-on    le   gn^rir?     Par   qaels    moyens?     (Bev.  g^n^r.    de  Tantisepsie  möd.  et  chir. 

1890/91.  p.  545—566.) 
Baniela,  C,  An  epidemic  of  dysentery.     (Practitioner.  1890.  Not.  p.  348 — 346.) 
BnTal,  E.,  Noavelle  ^pidämie  ehol^riqae  en  Espagne.     (M^d.  contempor.  1890.  p.  205— 

211.) 
Moore,  A.  W.,  Typhoid  fever.     (Proceed.  of  the  Oregon  Med.  Soc  1889,  Portland  1890. 

p.  79—112.) 
Niehola,  F.  F. ,   Enteric   fever   in  India.     (Brit.  Med.  Joarn.  No.  1568.  1890.  p.  1091.) 
de  Pietra  Santa,  F.,  Le  cholera  de  1890.     (Joarn.  d'hygi^ne.  1890.  p.  325.) 

Wundinfektionskrankheiten. 

Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,   acates  paralentes  Oedem,  Pyftmie,  Septikftmie, 
Tetanas,  Hospitalbrand,  Paerperalkrankheiten,  Wandftolniss.) 

Chaatemesse,    L'infection    puerperale.     (Arch.  de  tocol.  1890.    No.  9,  10.   p.  628—684, 

688—698.) 
Hanihalter,  F.,   Beoherches  baet^riologiqaes   dans  quelques   cas   d'infeetion    puerperale. 

(Arch.  de  tocol.  1890.  No.  10.  p.  713—721.) 

InfektionsgeschwOlste. 
(Lepra,  Tuberculose  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

Borrel,  A.,   Sur  la  signification  des  figures  d4crites  comme  coceidies  dans  les  4pitbeiio- 
mes.     (Arch.  de  m4d.  expdrim.  1890.  No.  6.  p.  786—797.) 


Keae  titteratiir.  75 

liilM^  S.,  Les  eoeeidies  dans  les  Cancers  epith^liaux.     (Union  m^d.  da  Nord-Ett  1890. 

Na.  11.  p.  371  —  378.) 
fftnflt,  T-i   et  0ilb6rt,  A.,    Note    sar   la   cirrhose  tnbercnleaae  ezp^rimentale.     (Compt. 

rcnd.  de  la  aoc  de  biol.  1890.  No.  31.  p.  580—583.) 
Soki,  S.  H.,  Leprosy  in  the  Repnblic  of  Colambia,  South  America.     (Brit.  Med.  Joarn. 

So.  1558.  1890.  p.  1060.) 

Diphtherie  und  Croup,  Eeuchhiuten,  Grippe,  Pneumonie,  epidenüscbe  (Genickstarre, 

Mninpa,  RüdtfallsfieDer,  OsteomyelitiB. 

Aitny,  F.,  La  grippe  au  point  de  vue  ^pidemiologiqae.     (Arch.  de  möd.  et  de  pharm. 

BÜfit.  1890.  No.  11.  p.  345—374.) 
Ikkaabadi,  0<,    Ueber   die    in    der    medicinischen  Klinik   in  Bonn    im  Wintersemester 

1889/90    beobachteten   Influenxa- Fälle,     gr.    8^      26    p.      Tübingen   (Moser)    1890. 

0,70  K. 
CmdiropoiilM,  K.,  La  dengae  h  Smyrne  en  1889.     (Bullet.  g^n4r.  de  tb^rapeut.  1890. 

Hot.  p.  405— 42S.) 

B.    Infektiöse  LoikaOtrankkeäen. 

AthmnngBorgane. 

Lodge,  B.,  La  maladie  des  trieurs  de  laine  (charbon  broncho-pulmonaire).  (Arch.  de 
dM.  ezp^rim.  1B90.  No.  6.  p.  759—771.) 

C     EnUmocÜMtke  Krankheiten. 

(FinneB,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestruslarve,  Ascaris, 

Anchylostomum,  Trichocephalns,  Ozyuris.) 

Waiflaid,  J.,  Two  cases  of  filarial  disease.  (Transact.  of  the  South  Indian  Branch  ot 
the  Brit  Med.  Assoc,  Madras  1889.  p.  9—11.) 

Kraniheüserregende  Bakterien  und  Fareuiten  hei  Menseh4n  wid  Thieren. 

Aktinomykose. 

Iiri,  V.  V.,  BeitrSge  xnr  Kenntniss  der  Aktinomykose.  (Separat- Abdruck  ans  den 
„Wissensehaftliehen  Notizen  des  Kasaner  Veterinär-Institutes**.)  8^.  154  p.  m.  8  grapb. 
Taf.     Kasan  1890.     [Russisch.] 

Piiraidto,  F.,  Accidental  inoculation  of  aetinomyeosis  in  a  horse.  (Veterin.  Journ. 
1890.  Not.  p.  813—314.) 

Tollwnth. 

BmchetCiiii,  A.,    Sur  la  maniire  dont  se  comporte  le  Tims  de  la  rage  dans  le  vide  et 

dsns  plnslenrs  gaz.     (Annal.  de  microgr.  1891.  No.  1.  p.  22 — 31.) 
IftdAiy,  T.  A.,  Rapid  incnbation  of  a  case  of  hydrophobia.     (Med.  Ballet.,  Philadelph. 

1890.  p.  279.) 
Fftsr,  K.,  La  rage  humaine  avant  Pasteur  et  la  rage  humaine  apr^s  Pasteur,  mortalit^ 

toejourt   la   m^me  avec   et  malgr^   la  möthode   de  salut.     (Jonm.  de  m^d.  de  Paris. 

1890.  p.  417.) 

Krmtkheiteerreffende  Bakterien  und  Parasiten  bei  T/ueren. 

Säugeädere, 
A.     Infektiöse  Aügemeinkrankkeiten, 

KotBebldigangen    der  Thierbesitaer   im   Deutschen  Reiche   aus  Anlass   der  Bekämpfung 

▼on  Thiersenchen  im  Jahre  1889.    (Veröffentl.  d.  kais.  Ge8undh.-Amtes.  1890.  No.  45. 

p.  701.) 
Stend  der  Thienenehen   in  Ungarn  während   des  3.  Vierteljahres  1890.     (Veröffentl.  d. 

kais.  G6sandh.-Amtes.  1890.  No.  46.  p.  717.) 
TiehMochen   im    GouFernement   Cherson    1889.    (VerdffentL   d.    kais.    Gesundh.-Amtes. 

1890.  No.  46.  p.  717.) 

Krankheiten  der  VieUrafer. 
(Rothlauf,  Schweinesenche,  Wildseuche.) 

f^v«U6kimiikheit  in    Cbristianla.    (Veröffentl.   d.  kais.  Gesnndh.-ABta».  1890.  No.  46. 
P-  717.) 


76 


Keiw  tdtterfttiür. 


VögeL 

Xailiiooi,  A.,  Beitrag  zur  Aetiologie  der  Tabercalose  (Hühnertuberculose).     Vorl.  Mittli. 
(Centralbl.  f.  allgem.  Pathol.  u.  pathol.  Aoat  1890.  No.  13.  p.  409—416.) 

Eratikheitstrregende  BaMerien  ttnd  Paroiiten  bei  Pßansten, 

Briosi,  Q.,  Per  difendersi  dalla  peronospora  della  rite.     (Relaiione  letta  nella  seduta   del 

24  settembre  1890  del  Congreeso  agrario  di  Pavia.)     8°.     8  p     Milaoo  1890. 
Frfihauf,    In  welcher  Weise  Iftsst  sich    die  Bekämpfung  der  Peronospora  am  sichersten 

durchfahren?     (Allgem.  Wein-Zeitg.   1890.  No.  46.  p.  458—454.) 
Oalloway,  B.  T.,   and  Sonthworth,  E.  A.,    Preliminary  notes  on  a  new  and  destmctiv^e 

oat  disease.     (Jonm.  of  Mycol.  T.  VI.  1890.  No.  2.  p.  72—78.) 
Maskell,  W.  X.,   How  do  coccids  produce  cavities  in  plants?    (Entomologist's  Honthly 

Magaz.  1890.  Nov.  p.  277—280.) 
Prillienz,    La  pourriture   du   coeur   de   la  betterave.    (Compt  rend.  de  TAcad^mie  des 

Sciences  de  Paris.  T.  CXI.  1890.  No.  17.  p.  614—616.) 
Boia,  A.f    Norme  pratiche   per   la  cura   della  peronospora,  raccolte    dalle  istruzioni  del 

ministero  d'agricoltura  e  oommercio.     8°.     8  p.     Gastelnuovo  (A.  Rosa)  1890. 
Vaimnooi,  V.,    Preparazione    del  miscnglio  calce-rameico  per  la  cura  della  peronospora. 

(Atti  d.  r.  Accad.  economico-agraria  d.  Georgofili  di  Firenze.  Ser.  IV.  1890.  Vol.  XIII. 

Disp.  2.) 

EntwIeUnngsheminnn;  nnd  TenüehtuBg  der  Bakterien  und  Panslten. 

Von  der  Gölte,  £.,    Weitere  Mittheilungen   fiber  Anilin   als  Antisepticum.    (Medic.  Mo- 
natsschr.  New  Tork.  1890.  No.  10.  p.  476  —  480.) 


Inhalt. 


Originalmittheilimgott. 

Braun,  M«,  Helminthologische  Mittheiinngen. 
(Orig.),  p.  52. 

Xirehnor,  Martin,  lieber  die  Nothwendig- 
keit  und  die  beste  Art  der  Sputumdes- 
infektion  bei  Lungentuberculose.  Mit 
1  Abbildung.    (Orig.)    (Schluss),    p.  41. 

Kloin,  B.,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Kennt- 
niss  der  Aetiologie  der  Orouse  Disease. 
(Orig.),  p.  47. 

Smith,  Theobald,  Einige  Bemerkungen  zu 
dem  Aufsatze  „Eine  Methode  der  Blut- 
entnahme beim  Menschen*'.  (Orig.),  p.  48. 

BtoinhAQf,  JoliOf,  Cytophagns  Tritonis. 
(Orig.),  p.  50. 

Boferato. 

(Htfporini,  Becherches  morphologiqnes  et 
biologiques  sur  un  microorganisme  de 
I'atmosph^re,  le  Streptothrix  Foersteri 
Cohn,  p.  59. 

Johan-Olion,  0.,  Gjaering  og  Gjaeringsor- 
ganismer,  p.  56. 

Protopopoff,  V.,  und  Hammer,  E.,  Ein  Bei- 
trag zur  Kenntniss  der  Actinomyceskul- 
turen,  p.  63. 

8anf6lico,  Fr.,  Contributo  alla  biologia  e 
morfologia  dei  batterii  saprogeni  aerobi 
e  anaerobi,  p.  57. 


Bohroyor,   Zwei   FUle   von  Aktinomykoso 

der  Bauchdecken,  p.  61. 
Vemenil,  Note  sur  les  rapports  de  la  sep- 

tic^mie  gangrineuse  et  du  t4tanos,  pour 

servir   k  Titude   des  assodations  micro- 

biennes  virulentes,  p.  60. 

Sohntiimpfting,   kfinitlioho  Infektions- 

kraakheiton,  Entwioklnngthemmiuig 

nnd  Vemiehtnng  der  Bakterien 

md  Pnrntiten. 

Xoeh,  B.,  Fortsetzung  der  Mittheiinngen  über 
ein  Heilmittel  gegen  Tuberoulose,  p.  64. 
Loofllor,  Neuere  Arbeiten  über  Immnnisi- 
rungs-  bezw.  Heilungsversnche  bei  Thie- 
ren  gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetenus-  nnd  Diphtherie-Badllen. 
(Schluss),  p.  68 : 

Behring,  Untersuchungen  über  das  Zu- 
standekommen der  Diphtherie-Immuni- 
tftt  bei  Thieren,  p.  71. 
Behring  und  Kitasato,  lieber  das  Zu- 
standekommen der  Diphtherie-Immoni- 
t&t  und  der  Tetanus-Immunität  bei  Thie- 
ren, p.  68. 
Briogor,  L.,  und  Fraeokel,  0.,  lieber 
Immunisirungsyersuche  bei  Diphtherie, 
p.70. 

Hono  Litteratnr,  p.  69. 


FrommannMhe  Bucbdrucker«!  (Hanaaim  Pöble)  in  Jena. 


Dieser  Nummer  liegt  ein  Prospekt  von  W.  Budenberg 
in  J>artniund,  Fabrik  von  Desinfektions-Apparaten,  hei 


^  für  "^ 

Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 

In  Verbindung  mit 

GfilL  Hoflr.  Prot  Dr.  ImM  m  Mfssor  Dr.  IMler 

tB  LdpKlK  fB  Oreifffwild 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  XJlilizrorxii  in  Cassel. 


-♦#* 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


EL  BmiiI.       >^     Jen»,  den  2.  Februar  1891.       -o-  No.  8/4L 

FreU  ffir  den  Band  (86  Nummern)  14  Mark. 

J&hrUcb  erscheinen  swei  Bände. 

-«)|    Zu   besieben   darch   aUe   Buchbandlnngen   und  Postanstalten.    |<^ 

DU  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
btndif  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
If^maehe  utn  lAeftrwng  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
Mast  entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
dfreht  an  den  Verleger,  Herrn  Ousta/v  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen*  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage ,  später 
eingOiende   Wünsche  berücksichtigen  zu  k&nnen. 


Original -Mittheilungen. 

Ueber  die  Vernichtnng  von  Mikroorganismen  durch 

die  Induktionselektricitat. 

Von 

ff.  Spliker  und  A.  Oottsteln,  Dr.  med. 

in 

Berlin/ 

Während  in  dem  zehnjährigen  Zeitraum  der  bakteriologisdien 
Aera  die  Einwirkung  chemischer  Agentien  auf  das  Leben  der 
Bakterien  durch  rastlose  Arbeit  in  nahezu  erschöpfender  Weise 
Gegenstand  des  Studiums  gewesen  ist,  hat  die  Forschung  die  Ver- 
nichtuog  der  Mikroorganismen  durch  physikalischeEräfte  nicht 
m  demselben  ausgiebigen  Maasse  berücksichtigt.    Die  Einwirkung  der 


78  Spilker  ond  Oottstein, 

einen  dieser  Kräfte,  nämlich  der  Wärme,  ist  zwar  durch  die  be- 
kannten Untersuchungen  von  Koch  und  seinen  Schülern  so  voU- 
ständig  abgeschlossen,  dass  kaum  etwas  wesentliches  mehr  hinzuzu- 
fügen ist,  dass  die  Resultate  dieser  Untersuchungen  die  Grundlage 
unserer  wirksamsten  Abwehrmaassregeln  gegen  die  patbogenen  Bak- 
terien geworden  ist,  und  dass  auf  ihnen  die  Hauptpunkte^der  Des- 
infektionspraxis und  eines  speziellen  Theiles  derselben,  der  chirur- 
gischen Asepsis,  aufgebaut  wurden.  Die  Wirkungen  einer  zweiten 
physikalischen  Kraft,  des  Lichtes,  sind  durch  die  Mittheilungen 
von  Duclaux,  Koch  u.  A.  noch  nicht  erschöpft,  aber  gerade  in 
jüngster  Zeit  Gegenstand  eingehenderer  Forschung  geworden.  Aber 
gerade  diejenige  Kraft,  welche  der  Technik  unserer  Zeit  den  beson- 
deren Charakter  gegeben,  die  Elektricität,  hat  bisher,  soweit  die 
Mittheilungen  in  der  Litteratur  vorliegen,  nicht  die  eingehende  Be- 
rücksichtigung erfahren,  die  ihr  wohl  zukommt  Es  liegen  zur  Zeit, 
soweit  aus  der  Fachlitteratur  uns  bekannt  geworden,  nur  die  Mit- 
theilungen von  Cohn  und  Mendelsohn  über  die  Einwirkung  des 
galvanischen  Stromes  aus  älterer  Periode  der  Bakteriologie  und  die 
Veröffentlichungen  von  Apostoli  und  Laquerri^re,  wie  von 
Prochownick  aus  jüngster  Zeit  vor,  in  beiden  Mittheilungen  han- 
delt es  sich  aber  weniger  um  die  spezifische  Einwirkung  der  Elektri- 
cität, als  um  die  chemische  Wirkung  der  durch  Elektrolyse  der  Flüssig- 
keit entstandenen  antibakteriellen  Substanzen.  Ueber  die  Einwirkung 
des  der  Elektricität  verwandten  Magnetismus  auf  Bakterien  sind 
uns  einige  höchst  interessante,  aber  nicht  erschöpfende  Mittbeilungen 
von  D'Arsonval  und  D  u  b  o  i  s  ^ )  bekannt.  Schliesslich  ist  in  jüngster 
Zeit  noch  eine  sehr  alte,  mit  der  Elektricitätswirkung  eng  verknüpfte 
Frage,  diejenige  der  Einwirkung  des  Ozonis  auf  Bakterien,  Gegen- 
stand von  Untersuchungen  nach  den  modernen  Methoden  geworden; 
da  aber  die  in  den  Laboratorien  von  B i n z  und  WolffhügeM)  über 
die  Ozonwirkung  angestellten  Untersuchungen  zum  Theil  za  nicht  aos- 
sichtsvoUen  Ergebnissen  gelangt  sind,  so  ist  auch  hier  ein  ab- 
schliessendes Urtheil  gegenwärtig  noch  nicht  erzielt. 

Die  in  Folgendem  wiedergegebenen  Versuche  beschäftigen  sich 
mit  einer,  soweit  aus  der  Litteratur  ersichtlich,  noch  nicht  zur  Unter- 
suchung gekommenen  Methode  der  Einwirkung  der  Elektricität  auf 
Mikroorganismen,  bei  welcher  die  Mitthätigkeit  anderer  Kräfte,  wie 
Wärme  oder  chemische,  durch  Elektrolyse  entstandene  Körper,  aus- 
zuschliessen  ist.  Die  im  Folgenden  beschriebenen  Resultate  scheinen 
zu  der  Folgerung  zu  berechtigen,  dass  es  sich  um  eine  ganz  neue, 
nicht  magnetische  Wirkung  der  Induktionselektricität  handelt.  Die 
Veranlassung  zu  denselben  war  die ,  dass  der  Eine  von  uns 
(W.  Spilker)  bei  Gelegenheit  von  Versuchen,  organische  Flüssigkeit 
durch  Induktionselektricität  zu  behandeln,  als  Nebenwirkung  das  Ab- 
sterben der  in  denselben  vorhandenen  Mikroorganismen  beobachtete. 
Auf  Grund  dieses  Befundes  haben  wir  dann  in  der  elektrochemischen 
Versuchsstation  der  Herren  W.  Spilker  und  G.  Löwe  hier  diese 
Frage  nach  bakteriologischen  Methoden  seit  dem  Juni  vorigen  Jahres 

1)  Compt.  rend.  soo.  d.  biol.     18S6. 

2)  Referat  in  dieser  Zeitacbr.  Bd.  VII.  p.  850.  Bd.  VUL  p.  778. 


Oeber  d.  Venuehtmig  Ton  MikroorganUmen  dnreli  die  IndaktionMlektricit&t.       79 

in  Angriff  genommen.  Wir  sind  mit  dem  experimentellen  Theil  der 
Frage  noch  nicht  zu  völligem  Abschluss  gelangt  und  gegenwärtig  be- 
schifkigt,  die  Verwendung  der  Ergebnisse  für  hygienische  und  tech- 
■iscfae  Zwecke  festzustellen.  Der  Umstand,  dass  wir  Kenntniss  er- 
htlteo  haben,  dass  auch  von  anderer  Seite  ähnliche  Untersuchungen 
abgestellt  worden,  veranlasst  uns,  schon  jetzt  mit  den  von  uns  er- 
haltenen Besaltaten  hervorzutreten. 

Die  von  uns  benutzte  Elektricität  war  die  Induktionselek- 
tricität,  die  geübte  Yersuchsanordnung  diejenige,  dass  das  zur 
Pröfiing  gelangende  Glasgefäss  (Beagensglas  oder  Glasröhre)  mit 
Draht  spiralig  umwunden  oder  in  eine  frei  hängende  Drahtspirale 
hineingestellt  wurde,  durch  welche  der  Strom  von  einer  Dynamo- 
naschine  oder  von  Accomulatoren  aus  hindurchging.  Später  benutzten 
wir  aach  Thonröhren  von  grösserem  Durchmesser,  die  mit  dem  Lei- 
tungsdraht spiralig  umwickelt  wurden  und  in  deren  Inneres  der  zu 
mtersachende  Gegenstand  eingebracht  war.  Bei  dem  Durchgang  des 
Stromes  durch  den  Draht  trat  eine  mit  der  gewählten  Stromstärke 
steigende  Erwärmung  der  innerhalb  der  Spiralen  befindlichen  Sub- 
stanz ein;  dieselbe  überschritt  aber  bei  den  von  uns  verwendeten 
Slromst&rken  niemals  die  für  das  Wachsthum  der  Bakterien  zuläs- 
sigen Grade ;  bei  den  von  uns  angestellten  Versuchen  mit  pathogenen 
Mikroorganismen  betrug  die  höchste  je  beobachtete  Temperatur  36,6^  C. 
Im  Thonrohr  verhinderten  wir  die  bei  den  erforderlichen  Stromstärken 
nicht  zu  umgehende  höhere  Temperatur  durch  Einbringung  von  Eis- 
stücken  resp.  Schnee  oder  Durchfliessenlassen  kalten  Wassers.  Es 
war  somit  bei  den  von  uns  erhaltenen  Ergebnissen  eine  Mitwirkung 
der  Wärme  mit  Sicherheit  auszuschliessen.  —  Es  galt  zunächst  fest- 
zustellen, ob  bei  der  von  uns  gewählten  Behandlungsmethode  über- 
haupt eine  Einwirkung  auf  Mikroorganismen  stattfindet.  Zu  dem 
Zwecke  wurden  Versuche  mit  Aufschwemmung  einer  frischen  Agar- 
kdonie  von  Micrococcus  prodigiosus  in  Wasser  gemacht. 

Versuch.  In  einem  Kolben  sterilisirten  destillirten  Wassers 
wurden  einige  Oesen  einer  frischen  Agarkultur  von  M.  prodigiosus 
in^eschwemmt.  Mit  dieser  Aufschwemmung  wurden  sterilisirte  Glas- 
röhren mit  ca.  250  ccm  Inhalt  oder  Beagensgläser  gefüllt  und  mit 
einer  Stromenergie  von  2,5  Ampere  X  h^^  Volt  durch  24  Stunden 
behandelt.  Die  Temperatur  überstieg  niemals  30  ^  G.  Nach  Schluss 
der  Behandlung  wurden  Proben  mit  dem  Platindraht  entnommen  und 
auf  Gelatineröhrchen  übertragen,  dann  diese  in  Pe  tri 'sehe  Schalen 
aasgegossen.  Es  kam  in  den  Platten  zu  keiner  Entwicklung  von 
Prodigiosus,  während  dagegen  die  unmittelbar  vor  der  Behand- 
lung entnommenen  Kontrollproben,  wie  die  nach  Beendigung  des 
Versuches  aus  dem  Kolben,  welcher  die  ursprüngliche  Aufschwem- 
mung enthielt»  entnommenen  Proben  reichliche  Entwickelung  ergaben. 
Ein  zweiter  in  derselben  Weise  angestellter  Versuch  hatte  das 
Reiche  Resultat.  Dagegen  galt  das  Ergebniss  nur  für  die  Auf- 
schwemmung des  Prodigiosus  in  Wasser;  der  Versuch,  unter 
Benutzung  derselben  Stromstärke  den  Prodigiosus  in  der  Nähr- 
substanz, Gelatine  wie  Agar,  zu  vernichten,  misslang;  die  nach  der 
Behandlung  entnommenen  Proben  ergaben  Entwickelung. 


gQ  S p i  1  k e r  and  Oottstein, 

Da  bei  dieser  YersuchsanordnuDg  noch  der  Einwand  möglich 
war,  dass  das  Fehlen  von  Nährsubstanz  das  Absterben  des  Pro- 
digiosus  im  Wasser  begünstige,  wie  das  für  einige  Versuche  mit 
Rosahefe  thatsfichlich  der  Fall  war,  so  wurden  weitere  Versuche  in 
der  Weise  angestellt,  dass  die  Aufschwemmung  des  Bacillus  zugleich 
mit  Nährsubstanz  dem  Wasser  zugesetzt,  d.  h.  dass  dem  Stamm- 
kolben mit  sterilisirtem  Wasser  entweder  eine  ganze  verflüssigte  Ko- 
lonie oder  10  g  frische  Nährgelatine  hinzugefügt  wurden.  Bei  Be- 
ginn und  Abschluss  des  Versuches  wurden  Kontrollproben  aus  dem 
Stammkolben  entnommen. 

Versuch.  4  Böhrchen  mit  Aufschwemmung  von  Prodigio- 
sus  in  Wasser  bei  Zusatz  von  Nährgelatine. 

a)  Behandlung   28  Standen  mit  einer  Stromenergie   von    5    Amp. 

®)  >»  *         #»  »»        1J  »»  11      ^"       »> 

d)  „  1        „      20  Hin.     „       ,»  „  „     12,5    „ 

Als  Resultat  ergab  sich  übereinstimmend  bei  allen  4  Versuchen, 
dass  die  entnommenen  Proben  auf  der  Platte  vollkommen  steril 
blieben,  während  beide  entnommenen  Kontrollproben  Entwickelung 
ergaben.  Schon  makroskopisch  stellte  sich  ein  auffallender  Unter- 
schied her^ius;  während  die  behandelten  Wasserproben  im  Reagens- 
glas  farblos  blieben,  zeigten  die  unbehandelten  und  der  Stammkolben 
nach  einigen  Tagen  eine  deutliche  Rosafärbung. 

Die  vier  obigen  Versuche  waren  um  so  beweisender,  als  zwei 
weitere  Röhren,  in  ganz  gleicher  Weise  behandelt,  nur  dass  sie  ver- 
suchsweise noch  mit  einer  Eisenhülle  umgeben  waren,  um  welche 
dann  die  Drähte  gewickelt  wurden,  reichliche  Entwickelung  von  Pro- 
digiosus  ergaben. 

Durch  diese  Versuche  ist  einwandsfrei  die  Mög- 
lichkeit bewiesen,  Mikroorganismen  in  wässrigen 
Aufschwemmungen  durch  Induktionselektricität  zu 
vernichten. 

Was  aber  für  Wasser  erwiesen  wurde,  hat  nicht  in  demselben 
Umfange  ohne  Weiteres  für  andere  Flüssigkeiten  Geltung.  So  gelang 
es  uns  nicht,  für  Milch  dasselbe  Resultat  zu  erzielen.  Da  die  An- 
führung aller  Einzelversuche  bei  dem  negativen  Resultat  zu  weit 
führen  würde,  heben  wir  nur  hervor,  dass  stets  (in  mehr  als  30  Ver- 
suchen) eine  Verzögerung  der  Entwickelung  gegenüber  der  Kontroll- 
platte um  ein  bis  einige  Tage  und  eine  durch  Zählung  der  entstan- 
denen Kolonieen  nachweisbare  Verminderung  derselben  sich  ergab, 
niemals  aber  eine  Sterilisirung  oder  eine  derselben  nahekommende 
Abnahme  der  zur  Entwickelung  gelangenden  Kolonieen.  Dagegen 
ergab  sich  bei  Behandlung  von  Weissbier  nahezu  das  gleiche  Resul- 
tat wie  bei  Wasser.  In  allen  Fällen  war  die  Entwickelung  eine  höchst 
spärliche  und  ausserdem  auf  Tage  hinaus  verzögert. 

Da  für  das  Wasser  die  Möglichkeit  der  Sterilisirung  mit  Sicher- 
heit bewiesen  war,  kam  es  weiter  darauf  an,  den  Jfflnfluss  der  mit- 
wirkenden Faktoren  zu  prüfen.    Es  kamen  deren  drei  in  Frage,  die 


17tb«r  d.  Teroklitiiiig  roa  llikrooiigmiiism«ii  durch  di«  tndaktionselektridUt       gl 

Stärke  des  Stromes,  die  Dauer  der  Behandlung  und  der  Zustand 
der  Hdssigkeit  mit  Bezu^  auf  Ruhe  oder  Bewegung. 

Was  die  Strom  stärke  betrifft,  so  haben  uns  zahlreiche  spätere 
¥ersoche  ergeben,  dass  man  gut  thut,  nicht  unter  eine  Stärke  von 
etwa  10 — 12  Ampöre  für  den  Querschnitt  der  von  uns  angewendeten 
Sökra  (3,5  cm)  herabzugehen,  welcher  für  weitere  Querschnitte  ent- 
sprechend zu  steigern  ist.  Ueber  die  Berechnung  der  antibakteriellen 
Wirkung  ans  dem  Querschnitt  und  der  angewendeten  Stromenergie 
beliftitea  wir  uns  vor,  demnächst  weitere  Mittheilungen  zu  machen. 
YoD  ganz  wesentlichem  Einfluss  ist  die  Zeitdauer  der  £in- 
wirkiing.  Waren  wir  bei  unseren  ersten  Versuchen  mit  Prodi gio- 
sas  sieht  unter  die  Zeit  einer  Stunde  herabgegangen,  so  zeigte 
Bch  in  späteren  zahlreichen,  zum  Studium  des  Einflusses  der  Zeit 
aagesteUten  Versuchen,  bei  denen  wir  bald  bestimmte  Baiiterienarten 
dem  Wasser  zusetzten,  bald  schon  verunreinigtes  (Kanal wasser)  be- 
Dotzten,  dass  bei  einer  Behandlung  unterhalb  der  Zeit  einer  Stunde 
loemals  eine  Sterilisirung  des  Wassers,  sondern  ähnlich  wie  bei 
den  obengenannten  Versuchen  an  Milch,  nur  eine  Verzögerung 
der  Entwickelung  der  Bakterien  gegenüber  der  Kontrollplatte  und 
eise  durch  Zählung  nachweisbare  Verminderung  ihrer  Menge  im  Ver- 
hältntss  Yon  1:6:7  der  Kolonieen  in  der  Kontrollplatte  sich  ergab. 
Die  angewendete  Stromstärke  betrug  hierbei  in  allen  Fällen  höchstens 
das  MaTJmnm  der  bei  den  vorigen  Versuchen  angewendeten,  nämlich 
ea.  12,5  Amp^e.  Der  Querschnitt  der  Bohren  war  derselbe  wie  früher, 
aach  der  zum  umwickeln  benutzte  Draht. 

Es  bestand  nun  noch  die  Möglichkeit,  dass,  wenn  ea  auch  nicht 
gdang,  durch  die  elektrische  Behandlung    die  im  Wasser  befind- 
fiehen  Bakterien  bei  kürzerer  Einwirkungsdauer  und  derselben  Strom- 
stärke zu  vernichten,  sie  durch  diese  Einwirkung  in  ihren  Lebens- 
cigenschafien  abgeschwächt  wurden.    Zum  Studium  dieser  Frage 
wurde  eine  Versuchsreihe  derart  angestellt,  dass  dem  zu  behandelnden 
Wasser  geringe  Mengen  aus  Kulturen  von  Hühnercholera,  Mäusesep- 
tikämie  und  M.  tetragenus  zugesetzt  wurden.     Vor  der  Behand- 
long  wurde  jedesmal  eine  Kontrollmaus  mit  dem  Wasser   geimpft, 
Bach  der  Behandlung  des  Wassers,  welche  zwischen   10  Minuten  bis 
sa  1  Stunde  schwankte,  wurden   dann  je  zwei  Mäuse  in  eine  kleine 
Hautwunde  am  Bücken  geimpft.    Diese  Versuchsreihe  erforderte  das 
Ld>en  von  mehr  als  30  Mäusen;  denn  nur  in  einem  einzigen  Falle, 
in  welchem  auf  die  grosse  Menge  von  10  Liter  sterilisirten  Wassers 
der  Ivhalt  einer    Kolonie  von    M.  tetragenus    vertheilt  wurde, 
blieben  2  Mäuse  am  Leben,  während  die  Kontrollmaus  und  zwei  andere 
mit  behandeltem  Wasser  geimpfte  Mäuse  starben.  Da  die  überlebenden 
Mftuse  zuerst  geimpft  waren,  so  ist  der  Einwand    berechtigt,   dass 
anfangs  die  Mischung  noch  nicht    genügend    war   und   die  ersten 
gar  kone  pathogenen  Keime  erhalten  hatten,  um  so  mehr,  als  in  sämmt- 
Kchen  übrigen  Fällen  die  mit  behandeltem  Wasser  geimpften  Mäuse 
gteich  den  Kontrollmäusen  starben,  meist  gleichzeitig  mit  ihnen,  selten 
eine  nicht  in  Betracht  kommende  Zeit  später.     Damit  ist  erwiesen, 
dass  bei  kürzerer  Behandlung  die  Zahl  der  im  Wasser  vorhandenen  Keime 
zwar  vermindert,  ihre  Virulenz  aber  nicht  abgeschwächt  wird. 


32  Spilker  and  Gottstein, 

Auch  die  Zahl  der  im  Wasser  ursprüDglich  vorhandenen  Keime 
ist  ohne  Einfluss  auf  das  Ergebniss.  Dies  wurde  erwiesen  durch  eine 
Anzahl  von  Versuchen,  die  nach  dem  Muster  des  folgenden  angestellt 
waren. 

Versuch.  Eine  Kultur  von  Mäuseseptikämie  in  Gelatine,  14 
Tage  alt,  wird  verflüssigt.  Hiervon  10  Tropfen  auf  10  gm  sterilisirtes 
Wasser  in  einem  mit  I  bezeichneten  Beagensglas.  Von  Glas  I  10 
Tropfen  auf  10  g  sterilisirtes  Wasser  in  Glas  No.  II.  Von  Glas  II 
ebenfalls  10  Tropfen  auf  Glas  No.  III.  Aus  No.  III  eine  Kontroll- 
maus geimpft.  Von  Glas  I,  II  und  III  je  2  Oesen  auf  Reagensglftser 
gegossen  und  zur  Konstatirung  der  Zahl  der  Kolonieen  zu  Platten 
gegossen.  Dann  die  drei  Röhren  bei  8,5  Ampere  1  Stunde  lang  be- 
handelt. Die  höchste  hierbei  erreichte  Temperatur  betrug  nach  Aus- 
weis des  Maximalthermometers  35,7^  C.  Von  jedem  der  drei  Gläser 
eine  Maus  geimpft.  Nach  drei  Tagen  s&mmtliche  4  Mäuse  todt  oder 
sterbend. 

Gleichwie  sich  erwiesen  hatte,  was  im  Folgenden  noch  klarer 
wird,  dass  die  Stromstärke  und  die  Dauer  der  Behandlung  von  maass- 
gebendem  Einfluss  auf  das  Ergebniss  sind,  so  gilt  das  auch  in  hohem 
Grade  ffir  den  dritten  Faktor,  ob  das  der  Behandlung  unterworfene 
Wasser  in  Ruhe  oder  in  Bewegung  ist  Hatten  wir  schon  bei 
den  oben  erwähnten  Versuchen  mit  Milch  und  Weissbier  gesehen, 
dass  die  Verminderung  der  Zahl  der  Keime  eine  grössere  wurde,  wenn 
die  Flüssigkeit  nicht  in  der  Ruhe  sich  befand,  sondern  fliessend  er- 
halten wurde,  so  ergab  sich  für  Wasser  das  Gleiche  mit  völliger 
Regelmässigkeit  Wir  ordneten  die  Versuche  so  an,  dass  das  Wasser 
aus  einem  10  Liter  fassenden  Eimer  mittelst  Gummischlauchhebers 
in  ein  System  von  8  mit  einander  verbundenen  Glasröhren  geleitet 
wurde,  an  deren  letzter  ein  Gummischlauch  mit  einer  Stellschraube 
angebracht  war,  welche  die  Ausflussgeschwindigkeit  regulirte.  Die 
Glasröhren  waren  mit  dem  Leitungsdraht  spiralig  umwickelt,  sie 
wurden  durch  Füllung  mit  siedendem  Wasser,  die  Schläuche  aber 
im  Trockenschrank  sterilisirt.  Die  entnommenen  Proben  wurden  mit 
der  stets  gleichmässigen  Platinöse  oder  mit  der  graduirten  Stroscbein- 
Rchen  Spritze  entnommen  und  in  Petri'schen  Platten  oder  Es- 
marc haschen  Rollröhren  untersucht  Das  gleichmässige  Resultat 
war,  dass,  wenn  wir  zunächst  die  Flüssigkeitsschicht  ruhend  bei  ge- 
schlossenem Hahn,  dann  fliessend  behandelten,  derart,  dass  das 
fliessende  Wasser,  gleich  lange  der  Behandlung  ausgesetzt  wurde, 
wie  das  ruhende,  in  den  letzten  Proben  die  Kolonieen  ausserordent- 
lich viel  spärlicher  und  verspäteter  aufgingen.  Mehrfach  fiel  es  uns 
hierbei  auf,  dass  die  in  dem  Ausgangswasser  vorhandenen  verflüssigen- 
den Keime  in  den  nach  der  Behandlung  entnommenen  Proben  voll- 
ständig fehlten.    Zum  Beweise  diene  die  Anführung  zweier  Versuche: 

Versuch.  Zu  10  Liter  Kanalwasser  wird  eine  verflüssigte  Ko- 
lonie von  M.  tetragenus  hinzugesetzt  8  Röhren  in  2  parallel 
geschalteten  Paaren.  50  Ampere,  d.  h.  je  25  Ampere,  4,8  Volt  Cir- 
culation  3  Liter  pro  Minute.    Kontrollproben  vor  der  Behandlung. 

Drei  Tage  später  in  Kontrollproben  zahllose  gut  entwickelte 
Kolonieen  von  tetragenus  und  B.  fluorescens  liquefaciens, 


Ccter  d.  V«nuchtnng  Ton  Mikroorguüsmen  dnroh  di«  Indnktionaelektricitlt.       g3 

B  in  behandelten  Proben  erat  Zeichen  der  Entwickdung.  Nach  8 
hgeo  in  den  behandelten  fliessenden  Proben  zu  50  resp.  70  fest- 
haacDde  Kolonieen,  KontroUröhrchen  fast  ganz  verflüssigt,  im  nicht 
lerfltasigten  Theil  der  Gelatine  unzählige  kleine  Kolonieeu. 

Vers  ach.    Zu  10  Liter  Wasser,  in  welchem   aus  später  ange- 

JUrtm  Gründen  4,5  g  Ferr.  album.  gelöst  sind,  eine  verflüssigte  Kultur 

von  tetragenus,  Kontrollprobe  (C).    Eine  Viertelstunde  ruhend 

beliandelt  (entnommene  Probe  R.),  dann  fliesst  die  ruhende  Flüssigkeit 

ah,  darauf  Behandlung  fliessenden  Wassers  bei  einer  Geschwindigkeit 

i«n  löO  ccm   in  der  Sekunde.  17  Ampere.    Keine   Erwärmung  des 

Wassers  (entnommene  Probe  F.).     6  Tage  später  keine  der  behan- 

ddten  Proben  aufgegangen.    Kontrollproben  zahlreiche  verflüssigende 

BBd  nicht  verflüssigende  Kolonieen  seit  3  Tagen.    Am  8.  Tage  erste 

EBiwickeliing  in  R  und  F.    Nach  14  Tagen  in  R.  etwa  5mal  so  viel 

Kolonieen  wie  in  F.,  keine  einzige  verflüssigende  darunter.     Menge 

denelbeB    durch  Zählung  bequem  festzustellen.      Immerhin   wurde 

auch  bei  diesen  Versuchen  bei  der  Kürze  der  Einwirkungsdauer  eine 

Sterilisirong  nicht  erzielt 

Die  obigen  Versuche  haben  also  festgestellt,  dass  die  Einwirkung 
abh&ngig  ist  von  der  Stromstärke,  der  Dauer  der  Einwirkung  und 
der  Bewegung.  Sie  haben  aber  auch  das  eine  Resultat  ergeben, 
dass  unsere  ursprüngliche  Hoffnung  fliessendes  Wasser,  wie  Leitungs- 
,  mittelst  dieser  Methode  keimfrei  machen  zu  können,  sich 
bewahrheitet  hat  Denn  da  zu  diesem  Zwecke  eine  Behand- 
long  des  Wassers  von  einer  Stunde  oder  weniger  nur  eine  Vermin- 
domng  und  ein  verspätetes  Wachsthum  der  Keime,  aber  nicht  einmal 
eine  Abschwächung  derselben  erzeugt,  eine  länger  dauernde  Behand- 
hmg  aber  grössere  Kosten  verursachen  musste ,  als  die  Aufgabe  ver- 
tragt, so  haben  wir  uns  mit  der  Feststellung  obiger  Thatsachen  be- 
gnügt, dass  es  thatsächlich  möglich  ist,  bei  genügend  langer  Ein- 
wirteng  Mikroorganismen  in  Wasser  zu  vernichten  und  das  Wasser 
steril  zu  machen. 

Sind  wir  bisher  bei  diesen  Was  serversuchen  nicht  zu  Resul- 
taten gekommen,  welche  eine  Uebertragung  auf  die  Praxis  gestatteten, 
so  haben  wir  (abgesehen  von  alkoholhaltigen  Flüssigkeiten,  über  die 
wir  uns  nähere  Mittheilungen  vorbehalten)  für  eine  andere  Flüs^keit 
bd  Gelegenheit  dieser  Versuche  feststellen  können,  dass  sie  sich  in 
Bezug  auf  die  Vernichtung  der  in  ihr  enthaltenen  Mikroorganismen 
dnrch  Elektricität  günstiger  stellt»  als  das  Wasser,  eine  Flüssigkeit, 
deren  so  geartete  Eigenschaft  nicht  bloss  theoretisch,  sondern  auch 
praktisch  von  bedeutendem  Interesse  erscheint,  nämlich  dasBlut. 
Gelegentlich  unserer  Thierversuche  entdeckten  wir  diese  Eigenschaft 
des  Blutes,  dass  in  demselben  pathogene  Mikroorganismen  schon  in 
verfaältnissmässig  kurzer  Zeit  durch  dessen  induktionselektrische  Be- 
handlung unschädlich  werden,  und  haben  diese  Thatsache  in  einer 
grösseren  Zahl  von  Versuchen  verfolgt  Es  gelang  uns  nicht  nur 
Blutwasser  mit  pathogenen  Keimen  bei  elektrischer  Behandlung  von 
der  Dauer  von  5  Minuten  bis  |  Stunde  und  der  früher  angewendeten 
Stromstärke  von  ca.  12,5  Amp.  derart  zu  verändern,  dass  die  nach- 
herige Impfung  auf  Mäuse  dieselben  nicht  mehr  erkranken  liess.    Auch 


84  Bpllker  «nd  Gotttteln, 

ganze  Organstftcke  aus  den  Leichen  von  M&Qsen,  die  durch  Impfang 
mit  pathogenen  Bakterien  septikämisch  getddtet  waren,  ergaben  sich 
nach  entsprechend  längerer  Behandlung  zwischen  12  und  34  Standen 
als  nunmehr  unsch&dlich  für  M&use.    Wenn  wir  daran  denken,  dass 
es  bei  24standiger  Einwirkung  und  gleicher  Stromstärke  uns  nicht 
gelang,  ganze  Kulturen  von  Prodigiosus  in  Gelatine    oder  Agar 
irgendwie  zu  beeinflussen,  audi  nicht  einmal  Milch  oder  Weissbier  in 
dieser  Zeit  ganz  keimfrei  zu  machen,  so  springt  der  Unterschied  bei 
den  Organstflcken  in  die  Augen.    Wir  wollen  bekennen,  dass  bei  den 
von   uns  angestellten  Versuchen  eine  ganze  Versuchsreihe    ein  ab- 
weichendes Resultat  ergab,  insofern,  als  uns  alle  oder  fast  alle  der 
jedesmal  geimpften  Thiere  zu  Grunde  gingen.    Die  Ursache  tHr  dies 
Scheitern  halten  wir  uns  berechtigt,  in  diesen  Fällen  in  einer  Misch- 
infektion durch  malignes  Oedem  zu  suchen,  bedingt  durch  die  äusseren 
Umstände  eines  Neubaues,  der  (im  Sommer)  unseren  Arbeitsraum  and 
die  Mäusegläser  mit  einer  dicken  Kalk-  oder  Staubschicht  bedeckte. 
Während  dieser  Zeit  gingen  uns  alle  Mäuse,  die  eine  Hautwunde 
hatten,  zu  Grunde  und  wir  konnten  mehrfach,  freilich  nicht  durch 
die  Kultur,  sondern  durch  mikroskopische  Untersuchung  des  Binde- 
gewebssaftes,  den  Bacillus  des  malignen  Oedems  nachweisen.    Wir 
brachen  deshalb  damals  die  Versuche  vorläufig  ab,  um  später  wieder 
unter  günstigeren  Bedingungen  bessere  Erfolge  zu  haben. 

Zum  Beweis  fdhren  wir  einen  Theil  unserer  Versuche  an,  sowohl 
solche»  in  welchen  wir  sämmtliche  Thiere  am  Leben  erhielten,  als  solche, 
in  welchen  das  eine  oder  andere  der  Versuchsreihe  dennoch  erlag. 

Versuch.  Von  einer  mit  Bacillus  murisepticus  geimpften 
und  nach  3  Ta^en  erlogenen  Maus  wurde  mit  Herzblut  eine  Aufschwem- 
mung in  sterilisirtem  Wasser  gemacht  und  von  dieser  eine  Eontroll- 
maus geimpft.  Dieses  Blutwasser  wurde  in  2  Proben  vertheilt  und 
No.  1  5  Minuten,  No.  2  30  Minuten  in  der  Spirale  behandelt.  Dar- 
auf wurden  geimpft  von  No.  1  1  Maus,  von  No.  2  2  Mäuse. 

Kontrollmaus  todt  nach  3  Tagen  an  Mäuseseptikämie.  Die 
sämmtlichen  drei  anderen  Mäuse  blieben  andauernd  gesund. 

Von  der  Maus,  welche  zu  diesem  Versuch  das  Material  gegeben 
hatte,  wurde  gleichzeitig  die  Milz  22  Stunden  im  Beagensglase  be- 
handelt und  am  nächsten  Tage  wurden  von  der  Schnittfläche  dieser 
Milz  zwei  Mäuse  geimpft,  welche  ebenfalls  dauernd  gesund  blieben. 

Versuch.  Von  einer  durch  Impfung  mit  Hühnercholera  ge- 
tödteten  Maus  wurde  aus  den  Organen  eine  Aufschwemmung  von 
Blut  in  10  ccm  Wasser  gemacht  und  hiervon  eine  Kontrollmaus  ge- 
impft. Das  Blutwasser  5  Minuten  behandelt  und  hiervon  2  Mäuse  ge- 
impft Von  diesen  Mäusen  starb  die  erste  vor  der  Kontrollmaus, 
sie  war  der  erste  Fall,  bei  welchen  wir  malignes  Oedem  fanden, 
gleichzeitig  enthielt  das  Blut  sehr  spärliche  Hühnercbolerabacilleo. 
Die  Kontrollmaus  starb  vor  Ablauf  des  zweiten  Tages,  sie  hatte 
ebenfalls  neben  der  Hühnercholera  malignes  Oedem ;  die  zweite  Maus 
dagegen  erkrankte  nicht  und  lebte  noch  einen  Monat  nach  der  Impfung. 

Versuch.  Die  Milz  einer  an  Hühnercholera  gestorbenen  Maos 
wurde  12  Stunden  behandelt.    Eine  von  ihr  geimpfte  Maus  starb  an 


I7«ber  d.  Veraichtoiig  Ton  MikroorgaBismen  dorch  die  IndnktiontelektneiUU.       g5 

EBkDerchoIau.    Die  Behandlungsdauer  von  12  Stunden  ist  also  nicht 
featgond  ge^resen,  am  die  Milz  unschädlich  zu  machen. 

Bei  Gelegenheit  dieser  Versuche  war  es  auch,  wo  wir  den  oben 
genannten  Einfluss  der  Stromstarke  auf  die  Wirkung  kennen 
leniteD.  Die  nftchsten  hierher  gehörigen  Versuche  machten  wir  der- 
art, dass  wir  ein  Thonrohr  von  30  cm  Durchmesser  umwickelten  und 
m  desseo  Hohlraum  die  Beagensgläschen  hineinstellten.  Hierbei 
stdlte  sich  heraus,  dass  fQr  die  Abtödtung  von  M.  tetragenus 
io  Blutwasser  eine  Stromstärke  erforderlich  ist,  welche  für  den 
Dnrcfamesser  eines  Reagensglases  10  Amp6re  überschreitet  und  für 
den  des  Thonrohres  dem  entsprechend  mehr  zu  betragen  hat.  Als 
wir  das  Thonrohr  mit  einem  Strom  von  2S  Ampere  umgaben,  fanden 
wir,  dass  sowohl  das  Blutwasser  wie  die  Organstücke  einer  an  Tetra- 
genus gestorbenen  Maus  ihre  volle  Virulenz  bewahrt  hatten  und  so- 
wohl die  KontroUthiere,  wie  die  mit  den  Proben  geimpften  Thiere 
^icbmässig  tödteten.  Als  wir  den  Strom  auf  34  Ampöre  verstärkten, 
behielten  wir  bei  gleicher  Versuchsanordnung  zwar  nicht  alle,  aber 
einen  Theil  der  geimpften  Thiere  am  Leben.  Das  Resultat  eines 
weiteren  Versuchs  mit  Aufschwemmung  des  Blutes  einer  an  Tetra- 
genas gestorbenen  Maus,  welches  wir  sowohl  mit  starkem  Strom  be- 
btndelt,  als  während  der  Behandlung  bewegt  hatten,  war,  dass  die 
Eontrollmaus  nach  6  Tagen  starb,  von  den  4  nach  der  Behandlung 
geünpften  Mäusen  aber  zwei  am  Leben  blieben,  zwei  weitere  starben. 
Bei  diesem  V^^uche  hatte  der  durch  die  Erwärmung  vermehrte 
Widerstand  ein  rasches  Absinken  des  Stromes  von  45  Ampere  auf  36  Am- 
pÄre  hervorgerufen. 

Obwohl  die  Zahl  der  Blutversuche,  welche  noch  fortgesetzt 
werden,  nicht  besonders  gross  ist,  so  ist  ihr  Gewicht  in  Anbetracht 
der  bdcannten  und  stets  durch  Kontrollversuche  sichergestellten 
grossen  Empfänglichkeit  der  benutzten  Versuchsthiere  für  die  ange- 
wendeten ^kterienarten  gross  genug,  um  das  auffallend  günstigere 
Verhalten  des  Blutes  gegenüber  der  Beeinflussung  der  in  ihm  ent- 
haltenen pathogenen  Keime  durch  die  Induktionselektricität  als  sicher- 
gestellt zu  betrachten.  Nur  ist  die  Frage  noch  offen,  ob  es  sich 
in  diesem  Falle  um  Abschwächung  oder  Abtödtung  der  im  Blut- 
wasser enthaltenen  Mikroorganismen  handele.  Wir  sind  mit  der 
Beantwortung  dieser  Frage  noch  beschäftigt,  und  behalten  uns  vor, 
das  Ergebniss  der  nach  dieser  Richtung  in  Gang  befindlichen  Ver- 
suche später  zu  beantworten. 

Es  lag  nahe,  den  Ursachen  dieses  verschiedenen  Verhaltens  im 
Blntwasser  nachzugehen.  An  die  seit  einem  Jahre  bekannt  gewordene 
Bgenschaft  des  Blutserums,  Bakterien  zu  todten,  war  hier  wohl 
nicht  zu  denken,  da  eben  die  von  derselben  Flüssigkeit  geimpften 
Kontrollmäuse  stets  zu  Grunde  gingen.  Man  konnte  eher  ein  phy- 
sikalisches Moment  annehmen.  Da  die  letzten  Ursachen  dieser  Wir- 
kung der  Elektricität  vorläufig  uns  noch  ganz  unbekannt  sind,  die 
Verwandtschaft  der  elektrischen  Induktionswirkung  mit  der  des  Mag- 
netismus aber  eine  Thatsache  ist,  so  lag  es  nicht  allzufem,  das  be- 
obachtete günstigere  Verhalten  des  Blutes  mit  seinem  Eisengehalt 
in  Zusammenhang  zu  bringen. 


36  Spilker  und  Gottitein, 

Wir  gingen  daher  za  einer  Versuchsreihe  über,  bei  welcher  wir 
dem  mit  Bakterien  versetzten  Wasser  verschiedene  lösliche  und  un- 
Uysliche  Eisensalze  zusetzten  und  nun  dieses  selbe  Wasser  kürzere 
Zeit  in  ruhendem  oder  strömendem  Zustande  behandelten.  Hierbei 
stellte  sich  heraus,  dass  die  benutzten  Salze,  wieFerr.  sulfuricum, 
lacticum,  citricum,  ohne  jeden  Einfluss  blieben.  Ganzanders 
und  eigenthümlich  war  aber  das  Verhalten  vonFerrumalbumina- 
tum.  Setzte  man  dasselbe  in  einer  Verdünnung  von  1  :  1000  einer 
Aufschwemmung  einer  Bakterienart  in  Wasser  zu,  bei  welcher  von 
einer  antiseptischen  Wirkung,  wie  die  Kontrollprobe  ergab,  auch 
nicht  die  mindeste  Bede  sein  konnte,  und  behandelte  10  Minuten 
lang,  so  waren  die  Bollröhrchen  oder  die  Platten  noch  acht  Tage 
nach  Beginn  des  Versuches  vollkommen  steril,  während  die  mit  an- 
deren Eisensalzen  oder  ohne  solche  angesetzten  ebenfalls  behandelten 
Proben  schon  seit  Tagen  reichliche  Entwickelung  zeigten.  Regel- 
mässig aber  etwa  am  8.  Tage  nach  geschehener  Ueberimpfung  trat 
eine  Bildung  einer  geringen  Zahl  von  Kolonieen  ein,  welche  der  Zahl 
nach  wenig  hinter  der  in  den  andern  Böhrchen,  die  ebenfalls  elek- 
trisch behandelt  waren,  zurückblieb.  Einer  der  hierher  gehörigen 
Versuche  ist  ausführlicher  auf  S.  83  mitgetheilt. 

Eklatant  trat  die  Wirkung  bei  folgendem  Versuch  zu  Tage,  bei 
welchem  mit  einer  verhältnissmassig  sehr  hohen  Stromstärke  gear- 
beitet wurde.  Beagensröhrchen  mit  Leitungsdraht  von  2  mm  Durch- 
messer umwickelt  und  ein  Strom  von  etwa  60  Amp.  hindurchgelassen. 
Behandlungsdauer  6  resp.  10  See.  Nach  3  Tagen  zeigen  sich  bei 
den  üeberimpfungen  auf  Gelatine  sowohl  in  dem  KontroUröhrcben 
als  in  dem  behandelten  unzählbare  Kolonieen.  Derselbe  Versuch 
wiederholt,  nur  wurde  dem  zu  behandelnden  Wasser  ein  wenig  Eisen- 
albuminat  zugesetzt  Kontrollprobe  nach  3  Tagen  sehr  zahlreiche 
Kolonieen,  während  die  behandelten  erst  nach  8  Tagen  sehr  spär- 
liche Kolonieen  zeigten,  die  sich  in  der  Folge  auch  nicht  vermehrten. 
Wir  können  für  das  Verhalten  des  Ferrum  albuminatum  keine 
Erklärung  bringen,  denken  aber  dabei  an  die  von  Pfeffer  zuerst 
beschriebene  und  neuerdings  von  Buchner  besonders  betonte  che- 
motaktische Eigenschaft  einiger  Bakterien  und  halten  es  nicht 
für  ausgeschlossen,  dass  unter  der  Einwirkung  der  Induktionselektri- 
cität  das  gelöste  Eisenalbuminat  ganz  andere  Wechselbeziehungen 
zu  den  aus  Eiweiss  bestehenden,  in  der  Flüssigkeit  suspendirten  Mi- 
kroorganismen eingeht,  als  vor  der  Behandlung,  Beziehungen,  welche 
nach  Aufboren  der  Behandlung,  falls  sie  nicht  anhaltend  genug  war, 
wieder  schwinden,  aber  immerhin  die  geschilderte  bedeutende  Ver- 
zögerung der  Entwickelung  zur  Folge  haben.  Wir  sind  ja  überhaupt 
nicht  in  der  Lage,  für  die  von  uns  beobachteten  Erscheinungen  eine 
Erklärung  zu  geben,  wir  sind  aber  auf  Grund  von  Erwägungen  üt)er 
die  Eigenschaft  der  wirkenden  Kraft  und  auf  Grund  anderer  Beobach- 
tungen, über  die  zu  berichten  wir  uns  vorbehalten,  zu  der  Vermu- 
thung  berechtigt,  dass  es  in  letzter  Eigenschaft  sich  um  Bewe- 
gungsphänomene handelt. 
!  Obwohl  wir  nicht  behaupten,    dass  die  mit  der  Eisenalbuminat- 

lösung  gemachte  Erfahrung  die  einzige  Ursache  für  das  Verhalten 


Caber  d.^Verniehtiing  tob  Mikroorganiamen  durch  die  IndnktionselektrieitiCt.       g*/ 

ta  fiiatwasaers  ist»  so  liegt  doch  kein  Grund  vor,  diese  Eigenschaft 
zar  ErU&rung  nicht  mit  heranzuziehen.  Eine  so  bedeutende  Ent- 
«kkelaiigsverzögening  der  durchaus  nicht  abgetödteten  Keime  auf 
Aeoi  Deueo  üährboden  dürfte  für  die  Widerstandskraft  des  Organis* 
■BS  schon  genügen,  um  der  eingedrungenen  Feinde  Herr  zu  werden, 
ete  sie  sich  vermehren.  Es  spricht  für  diese  Erklärung  auch  der 
oben  angeführte  Versuch  mit  Hühnercholera.  Das  eine  der  mit  be- 
handelteiD  Blutwasser  geimpften  Thiere  ging  vor  dem  Kontrollthier 
ZQ  Grande,  im  Blute  fanden  wir  Hühnercholera,  im  Gewebssaft  ma- 
ttes Oedem ;  die  Misch infektion  hatte  das  Auskeimen  der  gewisser- 
maassen  gelähmten  Hühnercholerabacillen  begünstigt;  das  zweite 
Thier  dagegen  ist  noch  heute  nach  mehreren  Monaten  am  Leben.  Dar- 
aus erklärt  es  sich  auch,  dass  in  anderen  Versuchsreihen  von 
4  Thieren   uns  eins  oder  zwei  doch   manchmal  zu  Grunde  gingen. 

Jedenfalls  lehren  uns  diese  Versuche,  dass  wir  bei  Zusatz  oder 
Gehalt  von  Ferrum  albuminatum  in  organischen  Flüssigkeiten  und  Gre- 
«eben  durch  die  elektrische  Behandlung  ein  wirksames  Mittel  haben, 
die  Entwiekelung  von  Mikroorganismen  aufzuhalten  oder  aufzuheben. 

Es  lag  nahe,  die  erhaltenen  Resultate  für  die  Hygiene,  zunächst 
f&r  die  Konservirung  organischer  Produkte,  wie  Fische,  Fleisch, 
Botter,  Milch  u.  s.  w.  zu  erproben.  Mit  diesen  Versuchen  sind  wir 
geg^iwärtig  beschäftigt  und  behalten  uns  vor,  nach  Abschluss  der- 
sdben  über  die  erhaltenen  Resultate  zu  berichten.  Da  die  von  uns 
zu  Thierversuchen  benutzten  Septikämiebakterien,  nämlich  Hühner- 
diolera  und  Mäuseseptikämie,  sehr  nahe  Verwandte  der  Erzeuger 
der  Seuchen  gewisser  Uausthiere,  namentlich  der  Schweine  sind, 
welche  in  der  Frage  der  Volksernährung  eine  grosse  Bedeutung  er- 
halten haben,  so  beabsichtigen  wir,  sobald  es  uns  gelungen  ist,  ge- 
eignetes Material  zu  erhalten,  auch  mit  diesem  Versuche  zum  Zwecke 
der  Abtödtung  zu  machen  und  es  erscheint  uns  wahrscheinlich,  dass 
dasjenige,  was  wir  für  das  Verhalten  des  Mäuseseptikämiebacillus  in  der 
Leber  und  Milz  der  Maus  festgestellt  haben,  auch  für  die  Organe 
grösserer  Thiere  gelten  muss.  Denn  wir  haben  festgestellt,  dass,  was 
für  das  Reagensglas  in  enger  Spirale  erzielt  wurde,  auch  für 
das  mit  weitem  Lumen  versehene  Thonrohr  bei  entsprechend  ver- 
stärktem Strom  zu  Recht  besteht. 

Wenn  wir  uns  die  bis  jetzt  nach  dieser  Richtung  erzielten  Er- 
gebnisse für  eine  spätere  Mittheilung  vorbehalten  und  uns  heute 
darauf  beschränken,  die  experimentellen  Grundlagen  eines  Verfahrens 
mitzutheilen,  von  welchem  wir  uns  die  Möglichkeit  heilsamer  Folgen 
für  die  Hygiene  der  Volksernährung  durch  Konservirung  leicht  ver- 
derblicher Nahrungsmittel  oder  Befreiung  des  Fleisches  von  patho- 
genen  Bakterien,  sowie  durch  billige  Herstellung  bakterienfreien 
Wassers  versprechen,  so  wollen  wir  doch  von  unseren  bisherigen  Beob- 
achtungen schon  jetzt  einige  Andeutungen  machen. 

Es  liess  sich  voraussetzen,  dass  eine  physikalische  Kraft,  welche 
im  Stande  ist,  Bakterien  in  Flüssigkeiten  keimungsunfähig  zu  machen, 
auch  noch  andere  Einwirkungen  auf  organische  Sub- 
stanzen haben  muss.  Wir  haben  dem  entsprechend  mehrfach 
derartige  Beobachtungen  gemacht,    für  die  wir  ebenfalls  vorläufig 


SS       Spilkern.  Oottstein,  Üeber  d.  VtrniehtaDg  ▼.  Mikroorguiismeii  etc. 

Dicht  in  der  Lage  sind,  eine  Erklärung  abzugeben,  welche  aber  auch 
von  ganz  unbetheiligter  Seite  bestätigt  werden  konnte. 

So  konnten  wir  nachweisen,  dass  in  dieser  Weise  behandeltes 
Weissbier  ein  viel  klareres  Aussehen,  als  nicht  behandeltes  hatte. 
(Von  etwaigen  Geschmacksveränderungen  wollen  wir  als  rein  subjek- 
tiv absehen.)  Dieses  Weissbier  wird  selbst  im  Sommer  bei  offenem 
Stehen  viel  später,  oft  8 — 10  Tage  später  kamig,  als  das  Kontroll- 
bier. Ebenso  behält  Butter  nach  der  Behandlung  noch  nach  Wochen 
frisches  Aussehen,  frischen  Geruch  und  Geschmack.  Von  zwei 
Hälften  eines  Stückes  Butter  zeigt  die  unbehandelte  Hälfte  nach 
einigen  Wochen  einen  bis  zu  30^/o  grösseren  Gehalt  an  freier  Sftare, 
als  die  behandelte.  Es  hält  aber  schwer,  bei  dieser  Thatsache  eben- 
falls an  eine  Bakterienwirkung  zu  denken. 

Ein  ganz  eigenthümliches  Verhalten  zeigt  die  Milch.  Wir 
haben  bei  derselben  durch  zahlreiche  Versuche  festgestellt,  dass  hier 
das  CaseXn  früher  ausfällt,  eis  in  den  KontroUgefässen ,  die  bei 
gleicher  Temperatur  gehalten  wurden.  Schon  aus  diesem  Grande 
eignete  sich  das  elektrische  Verfahren  also  nicht  zur  Sterilisirung 
der  Milch.  Da  wir  auf  Grund  dieser  Erscheinung  das  allgemeinen 
Prinzip  der  elektrischen  Wirkung,  auch  in  dem  speziellen  Falle  der 
Bakterienbeeinflussung,  in  einer  Eiweissfällung  suchten,  behan- 
delten wir  eiweisshaltigen  Urin  in  gleicher  Weise ;  hier  aber  blieb  das 
Eiweiss  in  Lösung. 

Eine  weitere  eigenthümliche  Einwirkung  beobachteten  wir  mehr- 
fach auf  die  Haare  des  Thierfelles.  Das  Haar  des  Mäusefelles  fing 
an,  nach  5stündiger  Behandlung  sich  aufzurichten  und  behielt  diese 
Sträubung  auch  nach  der  Entfernung  aus  der  Spirale  bei  Wir  haben 
uns  durch  genauere  Kontrollversuche  überzeugt,  dass  diese  Wirkung 
weder  auf  Rechnung  der  Austrocknung,  noch  der  Temperatur  kommen 
konnte. 

Zum  Schluss  möchten  wir  noch  erwähnen,  dass  wir  eine  Ein- 
wirkung auf  das  Leben  der  Thiere  selbst  nicht  nachweisen  konnten. 
Im  Anfang  hatten  wir  freilich  einige  Todesfälle,  aber  dies  war  zu  einer 
Zeit,  als  wir  die  Temperaturwirkung  noch  nicht  sicher  ausschlössen. 
Als  wir  später  Mäuse  ins  abgekühlte  umwickelte  Thonrohr  selbst  für 
mehrere  Tage  brachten,  zeigten  sie  keine  Spur  von  Erkrankung. 

Ebenso  mussten  wir  feststellen,  dass,  was  für  Bakterien  in  der 
Flüssigkeit  gilt,  für  solche  im  lebenden  Körper  wirkungslos  bleibt. 
Wir  haben  geimpfte  Mäuse  für  mehrere  Tage  ins  Thonrohr  gebracht 
oder  deren  Gef&ss  mit  Leitungsdrahtspiralen  umwickelt;  sie  sind  un- 
beeinflusst  von  der  Einwirkung  stets  zur  vorschriftsmässigen  Zeit  zu 
Grunde  gegangen. 

Berlin,  3.  Januar  1891. 


Tobcafy  QeneratioDi-  n.  WiithsweohMl  unserer  einheim.  Gymoospor-Arten.       g9 


Oenerations-  und  Wirthswechsel  unserer  einheimischen 
Gynmosporangium- Arten  und  die  hierbei  auftretenden 

Formverandemngen. 

Von 

Dr.  C.  Ton  Tubeui; 

Privatdooenten  an  der  UniTersitXt  M&uchen. 
mt  S  AbUldnn^n. 

• 

Ueber  wenige  Pilzgattungen  herrscht  trotz  vielfachster  Bearbei- 
tung immer  noch  eine  so  grosse  Unklarheit,  wie  Aber  die  Gymno- 
spwangien. 

Die  geringen  mikroskopischen  Unterschiede  und  das  Bestreben, 
die  einzelnen  Spezies,  welche  auf  verschiedenen  Wirthspflanzen 
sich  finden,  nach  dem  Verhalten  der  Aecidienperidie  zusammenzu- 
fiassen,  bat  diese  Unklarkeit  jederzeit  vermehrt.  Der  einzige  Weg, 
die  Kenntniss  der  verschiedenen  Spezies  durch  Kultur  auf  verschie- 
denen Wirthen  und  unter  anderen  Verhältnissen  kennen  zu  lernen, 
wie  die  Beobachtung  der  Objekte  in  allen  Stadien,  kann  nur  zum 
2ele  f&hren. 

Reess  1),  welcher  in  dankenswerthester  Weise  die  bis  Jan.  1869 
bekannten  Thatsachen  zusammenstellte  und  auf  zahlreiche  Lücken 
au&nerknam  machte,  kam  leider  nicht  dazu,  selbst  Infektionen   aus- 
snf&hren.  Es  mochte  dies  auch  weniger  nöthig  erscheinen,  da  R  e  e  s  s 
von  der  Gattung  Gymnosporangium  damals  noch  folgende  An- 
sicht haben  konnte :    „Die  Gattung  Gymnosporangium  ist  durch 
Oersted's  Untersuchungen  die  bestumschriebene  und  vollständigst 
gekannte  nicht  allein  der  Goniferen  bewohnenden,  sondern  fast  sämmt- 
Mcher  Rostpilze  geworden.    Einem  wohlcharakterisirten ,  der  Uredo 
dgenthflmlicher  Weise  entbehrenden,  fast  ausschliesslich  die  Juni- 
perus-Arten   bewohnenden  Teleutosporenformgenus  mit  einer  auf 
2  Jahre    vertheilten    Entwickelung    (Gymnosporangium    DO.) 
hat  sich  ein  gleichfalls  durch  gemeinsame  auffällige  EigenthQmlicb- 
keiten  ausgezeichnetes  A  e  c  i  d  i  e  n  formgenus  (R  o  e  s  t  e  1  i  a  im  Sinne  von 
Fries  S.  V.  510),  sämmtliche  Pomaceen  bewohnende  Aeci dien  um- 
fassend, als  metoecische  2.  Generation  angereiht.      Auch  innerhalb 
ier  wohlbegrenzten  Gattung  sind  die  einzelnen   Arten  gut  unter- 
schieden und  ist  die  Zusammengehörigkeit  der  entsprechenden  Teleuto- 
gporen-    und    Aecidienformen    durch    Eulturversuche   sichergestellt. 
(Von  dner  einzigen  in  dieser  Beziehung  vielleicht  noch  offenen  Frage 
mag  bei  der  speziell  betheiligten  Art  die  Rede  sein)/^ 

Den  ersten  Schritt  zur  exakten  Erforschung  machte  durch  zahl- 
reiche Infektionsversuche  und  Abbildungen  Oersted'). 


1)  Die  Rostpilsformen  der  deatechen  Coniferen, 
t)  Litteratnr  siehe  em  Schlosse. 


90  Tabeuf, 

In  der  ZusammenstelluDg  von  Reess  finden  wir  die  Gmppimng 
hauptsächlich  auf  die  Untersuchungen  dieses  Forschers  gestützt. 

Reess  hatte  damals  in  der  Weise  gruppirt,  dass  er  zu  G.  f  u  s  g  u  m 
(Sabinae)  auf  J.  Sabina  (Oxycedrus,  virginiana,  phoe- 
nicea,  Pinus  halepensis)  die  Roestelia  cancellata  auf 
Pirus  communis  zog. 

Er  Hess  dabei  die  Frage  offen,  ob  auf  den  verschiedenen  Wirthen 
der  Teleutosporenform  nicht  auch  verschiedene  Spezies  stecken. 

Zu  G.  conicum  auf  Junip.  comm.  wurde  die  Roestelia 
cornuta  auf  Sorbus  Aucuparia,  torminalis  und  Aronia 
rotundifolia  gezogen.  —  Hier  finden  wir  die  Angabe,  dass  die 
Aecidienflaschen  auf  Aronia  kurz,  auf  S.  Aucuparia  lang 
seien,  worauf  ich  später  noch  zurückkommen  werde.  — 

Zu  G.  clavariaeforme  gehörten  2  Roestelien,  nämlich  die 
R.  penicillata  auf  Pirus  Malus,  silvestris,  Sorbus  Aria 
u.  S.  Chamaemespilus,  wie  die  R.  lacerata  auf  Crataegus 
Oxyacantha,  lobata  und  melanocarpa  etc,  wie  auch  Mes- 
pilus  germanica  u.  s.  f. 

Oersted  warf  R.  penicillata  und  lacerata  zusammen 
zu  G.  clavariaeforme,  weil  er  Spermogonien  auf  Apfel, 
Aecidien  auf  Crataegus,  beide  von  6.  clavariaeforme,  er- 
halten hatte.  —  Dass  dies  unberechtigt  war,  werde  ich  noch  zeigen.  — 

Durch  die  Verschiedenheiten  derRpenicillata  und  lacerata 
einerseits,  wie  die  Beschreibung  der  Teleutosporen  von  G.  conicum 
(lang  spindelförmig!)  andererseits  war  R.  Hart  ig  veranlasst,  ein 
Gymnosporangium,   welches  er  in  den  Alpen   fand    und    mit 
welchem  die  Diagnosen  der  beschriebenen  Gymnosporangien  nicht  wohl 
stimmen  wollten,  für  eine  neue  Spezies  zu  halten,   mit  welcher  er 
Sorbus  Aria  infizirte  und  als  Erfolg  die  R.  penicillata  erhielt 
Damit  schien  diese  Roe  st  eliaform    untergebracht   zu  sein,   und 
Hartig  nannte  den  Pilz  Gymnosporangium  tremelloides. 
—  Durch  Infektionsversuche,  welche  unterdessen  von  verschiedenen 
Seiten  ausgeführt  wurden,  zeigte  es  sich,  dass  mit  demselben  Gym- 
nosporangium sowohl  Sorbus  Aria  und  Pirus  Malus,   wie 
auch  Aronia  rotundifolia  und  Sorbus  Aucuparia  mit  Er- 
folg infizirt  werden  können. 

Durch  weitere  ausgedehnte  Versuche  habe  ich  nun  neuerdings 
gefunden,  dass  bei  Infektionen  mitG.  clavariaeforme  der  Erfolg 
insofern  ein  wesentlich  verschiedener  ist ,  als  bei  der  einen  Pflanze, 
welche  erfolgreich  infizirt  wurde,  es  nicht  weiter  wie  bis  zur 
Spermogonienbildung,  bei  der  anderen  zu  kurzen,  stark  zerschlitzten, 
bei  den  dritten  zu  geschlossenen  langhalsigen  Aecidien  kam.  Kurz 
es  wurde  von  mir  konstatirt,  dass  dasselbe  Gymnosporangium 
verschiedene  Formen  der  Roestelia  erzeugen  kann,  und  dass  femer 
verschiedene  Gymnosporangien  auf  dieselbe  Wirthspflanze  mit  Erfolg, 
aber  mit  verschiedenem  Erfolge  infizirbar  sind. 

Nach  diesen  Thatsachen  muss  die  Roestelia  penicillata 
auf  Pirus  Malus  und  Sorbus  Aria  und  wobj  auch  Sorbus 
Chamaemespilus  zu  Gymnosporangium  conicum=:  juni- 
perinum  =tremelloides  gezogen  werden,  und  die  neue  Spezies 


GaMntions-  n.  Wlrthtwaefaael  unserer  einheim.  Oymnosponuigiaiii-Arteii.        91 

&  tremelloides  kann  als  solche  nicht  besteben  bleiben.  Dagegen 
■öcfate  ich  vorschlagen,  den  Namen  G.  tremelloides  beizubehalten, 
Badidem  sowohl  6.  conicum  wie  O.  juniperinum  gerade  durch 
die  Bedeatong  des  Namens  schon  zu  so  vielen  Verwechselungen  Ver- 
aohssung  war^  nachdem  der  Name  O.  tremelloides  am  meisten 
aaf  den  Cbariürter  des  Pilzes  hindeutet  und  so  denselben  Zweck  er- 
reicht, wie  der  Name  des  6.  clavariaeforme  —  und  nach- 
dem endlich  ein  Blick  auf  das  bei  Reess  aufgestellte  Verzeichniss 
der  Synonyma  und  die  Erklärung  von  Reess  selbst  zeigt,  dass 
er  zam  Theil  unter  Hintansetzung  von  Prioritätsansprüchen  alle 
den  Wirthspflanzen  entnommenen  Namen  kassirt  und  dafür  je  den 
ältesten  anderweitig  begründeten  Speziesnamen  einführte,  und 
zwar  am  Verwechselungen  zu  verhüten.  Aus  demselben 
Grunde  aber  möchte  ich  „conicum^^  kassiren  und  „tremelloi- 
des^* dnftihren. 

Die  Unterschiede  der  Gymnosporangien  sind  ganz  leicht  an  der 
Teleutosporenform  zu  unterscheiden.  Ebenso  einfach  ist  es 
aber,  sie  an  der  blossen  äusseren  Erscheinung  zu  erkennen. 
Ein  Blick  auf  die  Figuren,  welche  sowohl  die  Sporen  wie  auch  die 
oft  sehr  yerschiedenen  Entwickelungsstadien  der  ganzen  Pilzpolster 
darstellen,  kann  uns  hiervon  schon  überzeugen. 

Zar  genaueren  Unterscheidung  diene  noch  Folgendes: 

Gymnosporangium  Sabinae  kommt  in  Deutschland  nur 
auf  Juniperus  Sabina  vor.  Die  einzeln  aus  den  angeschwollenen 
Zweigstellen  (sie  erscheinen  auch  an  den  jüngsten  blattbedeckten 
Trieben)  kommenden  chokoladebraunen ,  kegelförmigen  Zäpfchen  er- 
scheinen schon  im  Mai,  sie  quellen  bei  Regen  stark  auf  und  sehen 
dann  gefeldert  aus,  weU  die  Sporen  an  der  Oberfläche  der  Zapfen 
beim  Quellen  von  der  helleren  Masse  der  gequollenen  Stiele  in 
kleinere  Partieen  aus  einander  gepresst  werden,  wie  dies  alle  Figuren 
bei  Oersted  etc.  deutlich  zeigen. 

Sie  yerquellen  dann  aber  weiter  zu  einem  gelbbraun  en,  zähen 
Schleim,  der  nun  grössere  Astpartieen  überzieht,  bei  gutem 
Wetter  zu  einer  dünneren,  braunen  Haut  zusammentrocknet  und 
schliesslich  abMt. 

Die  Zäpfchen  lösen  sich  schon  beim  ersten  Quellen  vom  Zweige 
ab  und  hinterlassen  eine  scharf  umschriebene,  runde,  hellgelbe  Narbe. 

Die  Sporen  unterscheiden  sich  wie  bei  allen  Gymnosporangien 
in  dunkle,  dickwandige  und  hellere  dünnwandige,  welche  Eienitz- 
Gerloff  als  Teleuto-  und  Uredosporen  auffasst.  Alle  sind  aber  der 
Hauptform  nach  mehr  breit  kegelförmig,  wie  die  von  G.  tremel- 
loides (conicum)  und  nicht  lang  spindelförmig,  wie  die  von 
6.  clavariaeforme. 

Die  dickwandigen  sind  nach  Reess  38— 49ju  lang  und  ca  25 ju 
breit,  die  dünnwandigen  bis  55 ju  lang  und  18 ii  breit,  was  ich  un- 
ge&hr  bestätigen  kann.  Ihre  genauere  Beschreibung  wolle  bei  Reess 
und  Oersted  nachgelesen  werden,  wie  auch  die  Beschreibung  der 
Sporidien,  Spermogonien  und  Aecidien  (Gitterrost),  welche  auf  Birn- 
blättem  erscheinen  und  nicht  mit  den  anderen  Gymnosporangien 
verwechselt  werden  können.    — 


92  Tubeüf, 

Weniger  gut  bekannt  sind  6.  clavariaeforme  undG.  trem  e  1- 
loides  (conicum). 

Das  erstere  erscheint  schon  in  den  ersten   Apriltagen  in  hell- 
gelbe, einzelne  Zäpfchen,  die  sich  bald  vergrössern,   bei  Bj&g^^ 
dann  stark  aufquellen    und  Zungenform  annehmen;    einzelne    ver- 
schmelzen mit  einander  zn  breiteren  Bändern,  bei  Trockenheit  schnim- 
pfen  sie  zu  wurmförmig  gekrümmten,  einzelnen  Figuren  ein  und  fallen 
ab.    Sie  erscheinen  axii  den  stark    angeschwollenen  Zweigen.      £>ie 
Sporen  sind  viel  heller,   wie  die  der  beiden  anderen  Arten   und 
sehr  lang  spindelförmig  gestreckt.      Die  dickwandigen   haben   eine 
Länge  von  86 — 96  und  eine  Breite  von  12 — Ißf^ij  die  dünnwandig^en 
werden  bis  106  ju  lang  und  sind  13— 14jt£  dick. 

Abnorm  kleinere  und  grössere  Formen  sind  übrigens  bei  beiden 
stets  zu  finden. 

Die  Keimung  ist  durch  Kienitz-Gerloff  (Botan.  Ztg.  1888. 
S.  389)  und  die  Verschiedenheiten  auch  durch  EOrnike  (Hedwigia. 
Bd.  XVI.  S.  27)  und  V.Di  et  el  (Hedwigia.  Bd.  XXVIII.  S.  22  und  99) 
bekannt.  Eine  Verbreitung  der  Sporen  durch  Ameisen,  welche 
Kienitz  vermuthet,  kann  ich  nicht  bestätigen.  — 

Was  nun  vor  Allem  G.  tremelloides  (conicum,  juni- 
p  er  in  um)  anlangt,  so  ist  sein  Vorkommen  hier  bei  München  räum- 
lich getrennt  von  dem  des  6.  clavariaeforme.  Es  erscheint  erst 
bei  Hessellohe,  findet  sich  daselbst  schon  sehr  häufig  und  ist  im 
Gebirge  überaU  massenhaft  zu  sehen. 

G.  clavariaeforme  findet  sich  hier  nördlich  von  Gross- 
hessellohe  in  den  Isarauen  rein  und  in  Massen. 

Das  G.  tremelloides  verändert  während  seiner  Entwickelungs- 
zeit  seinen  Habitus  weit  stärker,  wie  irgend  ein  anderes  Gymno- 
sporangium,  und  können  daher  die  Entwickelungsformen  leicht 
für  verschiedene  Spezies  gehalten  werden. 

Schon  Mitte  April  sind  hier  die  dunkel-chokoladebraunen  Polster 
(nicht  einzelne  Zapfen,  wie  bei  G.  Sabinae)  zu  finden,  welche  zwi- 
schen den  Rindenschuppen  hervorkommen  und  in  diesem  Stadium  lange 
Zeit  verharren.  Diese  braunen  Polster  sind  sehr  zähe,  schwer  abzu- 
lösen, trocken  und  wie  kurzer,  steifer  Pluche  an  ihrer  Ober- 
fläche. Es  finden  sich  hier  zunächst  nur  Sporen  mit  derben  Wän- 
den auf  langen  Stielen,  unter  deren  Schutz  sich  die  dünnwandigen 
dann  bilden.  Erst  im  Mai  bis  Anfang  Juni  tritt  die  Vergrösserung 
und  das  Aufquellen  der  zusammenhängenden  Polster  zu  grossen,  galler- 
tigen Klumpen  und  Lappen  ein,  welche  an  der  Ober-(Aussen-)Seite 
noch  dunklere  Punkte  (die  dickwandigen  Sporen),  sonst  aber  eine 
mehr  gelbbraune  Gallerte  (besonders  die  Stiele)  zeigen.  Zu  dieser 
Zeit  tritt,  wie  bei  den  anderen  Gynmosporangien,  die  Bildung  von 
Promycelien  und  Sporidien  im  Polster  ein.  Die  Gallerte  trocknet 
dann  zusammen  und  hinterlässt  grosse,  hellgelbe  Flecke  auf  den 
knorpelig  zu  grossen  Beulen  aufgeschwollenen  Aesten  zurück. 

Dieses  Gymnosporangium  wirkt  pathologisch  weit  inten- 
siver, wie  die  beiden  anderen ,  denn  während  bei  den  anderen  der 
befallene  Zweig  sich  meist  noch  sehr  lange  am  Leben  erhält  und 
oft  eine  ganze  Reihe  von  Beulen  zeigt,  tritt  hier  vielfach  schon  im 


dcBcnUkni»-  «.  Wlrthswaduel  nxiMrer  einheim.  Oyinnosporaoginm-Arten.        93 

ersteo  Jahre  der  Tod  bei  dem  betreffenden  Zweige  ein,  so  dass  man 
im  Frühling  sehr  yiele  todte  Zweige  an  den  befallenen  Wadiholder- 
bisdien  findet;  ein  anderer  Theil  erhält  sich  allerdings  am  Leben 
nd  entwickelt  an  den  nicht  abgestorbenen  Theilen  der  Beule  seine 
Pflista:'  im  nächsten  Jahre  wieder. 

Die  Aeeidlen  der  Gymnosporangien  sind  schwer  an  und 
ftr  sich  zu  unterscheiden.  Das  Bestreben,  sie  nach  äusseren  Merk- 
malen Yerschiedenen  Spezies  zuzutheilen,  fahrte  zu  ebenso  falschen 
Besultaten,  wie  die  Annahme,  durch  einen  Infektionsversuch  bis  zum 
Auftreten  der  Spermogonien  k5nne  auf  eine  bestimmte  Roestelienform 
und  die  Zusammengehörigkeit  dieser  mit  dem  Infektionsmaterial  ge- 
sddossen  werden. 

Ich  habe  vielmehr  gefunden,  dass  ich  mit  Gymnosp.  clava- 
riaefornoie  auf  Crataegus  eine  Roestelia  erziehen  kfuin,  welche 
man  nach  der  äusseren  Erscheinung  sofort  fQrR  cornuta  halten 
mfisste.  Es  ist  femer  bekannt,  dass  die  Roestelien  aufSorbusAucu- 
paria  und  Aronia  zwar  durch  dasselbe  Gymnosporangium 
erzeugt,  aber  verschieden  ausgebildet  sind,  und  wiederum  anders  er- 
scheinen dieselben  auf  Pirus  Malus.  Femer  habe  ich  gefunden, 
dass  das  Gymnosp.  clavariaeforme  zwar  Spermogonien  auf 
Sorbus  Aucuparia  entwickelt,  aber  nicht  zur  Aecidienbildung 
sdirdtet,  dass  es  auch  auf  Sorbus  latifolia  sich  entwickelt,  aber 
bis  in  den  Juli  hinein  fast  nur  kleine,  gelbe  Erhebungen  auf  der 
Blattunterseite  und  schliesslich  einige  Aecidien  bildete  mit  nur 
äusserst  kurzer,  unscheinbarer  Peridie,  dass  also  auch  von 
ihm  nicht  die  R.  cornuta  auf  dem  Sorbus  zu  erwarten  ist. 

Aehnlich  scheint  es  Rdthay  mit  der  Infektion  auf  Sorbus  tor- 
minalis  gegangen  zu  sein,  von  der  Räthay  aber  annahm,  dass  sie 
XU  der  auf  Sorb.  torminalis  sonst  zu  findenden  Roestelia 
gehöre.  —  Es  sind  daher  die  Roestelien  nicht  nach  der  Wirthspflanze 
allein  und  nicht  nach  ihrer  äusseren  Gestalt  allein  zu  unterscheiden. 

Wie  weit  die  Bemerkung  Farlow's  hier  von  Bedeutung  ist, 
dass  in  Amerika  an  der  Küste  von  Maine  die  typische  R.  cornuta 
mit  Gymnosporangium  clavariaeforme  (in  Europa  dagegen 
mit  6.  conicum)  auftrete,  während  G.  conicum  nicht  da  vor- 
komme, wo  die  typische  cornuta  auftrete,  ist  nicht  zu  sagen. 
Ich  kann  um  so  weniger  Gewicht  hierauf  legen,  weil  im  Referate  der 
Arbeit  die  Wirthspflanze  der  R.  cornuta  nicht  angefahrt  wird. 

Ueber  die  bisherigen  Versuche  kann  man  sich  aus  folgenden 
Tabellen  orientiren.    (Siehe  Tabellen  auf  Seite  94.) 

Wir  erhalten  dagegen  einfacher  die  Zugehörigkeit  des 

G.  clavariaeforme  zu  den  verschieden  geformten  Roeste- 
lien (meist  die  Form  R.  lacerata)  auf  Crataegus-Arten  (auf 
welchen  auch  noch  G.  fuscum  nach  Plowright  vorkommen  soll 
[ob  Aecidien  bildend?]). 

6.  conicum  auf  Sorbus  Aucuparia,  Pirus  Malus, 
S.  Aria  die  R.  cornuta  und  penicillata  bildend,  und  zwar 
auch    hier  in   verschiedenen  Formen.    Auch   auf   Cydonia   eine 

CL  Bd.  7 


94 


Tabenf , 


Infektionen  mit  den  deutschen  Gymnosporangien« 

1)  Gymnosporangium  clavariaeforme  auf  Juniperus 

comm.  ergab: 


Auf  Holsart: 

CraUMgus  Ozyaeanth; 
Pims  commanis 


Crataegus  toment. 

„       Ozjac.  und 
moDogyna 

Pirus  comm. 

Sorbus  torm. 

Pirna  Malus 

Amelanohier 

Crat  Ozyac. 

Grat  grandifl. 
sangninea 
nigra 

Cydonia  vnlg. 

Sorbus  Aucup. 

Sorb.  latifoUa 


} 


} 


Aecidienform 
rasp.  Spermogonieu: 

Maoli  Autor 

? 

Piowrlght 

Thaxter 

B.  lacerata 

B4tha7 

BoesteUa  ? 

»1 

Spermogonien 

• 

»1 

Oersted 

R.  lacerata  x 

Thaxter 

B.  laoer.  und  oomuta 

Tnbenf 

B.  lacerata 

it 

Spermogonien 

M 

Spermogonien 

»» 

Spermog.  und  Aeeidien 

V 

2)  Gymnosporangium  tremelloides  (conicum)  auf 
Juniperus  c  o  m  m.  -  Zweigen  und  -Nadeln  ergab: 


Auf  Holzart. 

Sorbus  Aucuparia 

Aronia  rotundifolia 

Pirus  Malus  1 
Sorbus  Aria  j 

Cydonia  vulg. 

Sorb.  Aucup. 

Pir.  Malus 

Amelanchier  canadensis 

Sorbus  Aria 

Pirus  Malus 

Sorbus  torm. 

Sorb.  Chamaemesp. 


Aecidienform 
resp.  Spermogonien: 

B.  comuta 

Kurze  Aeeidien 

Spermogonien 

BoesteUa  ? 

? 
Spermogonien 
Boest.  comuta 
B.  penidUato 
Aecid.  penicillatum 

? 
B.  penidUata 


Nach  Autor: 


B&thay 


Bithayn.Plowright 

Plowright 

Thaxter 

Hartig 
Kawaschin 


Auf  Holsart: 


3)  Gymnosporangium  Sabinae  (fuscum)  auf  Junip. 

Sabinae  ergab: 

Aecidienform : 
resp.  Spermogonien : 

Pirus  conununis 
Crataeg  Oxyacantha 
MespUus  germ. 

Nur  Pirus  oomm. 

Pir.  comm.|  Michauxii, 
tomentosa. 

Zu  den  amerikanisehen  Gymnosporangien  ist  die  Tabelle  von 
Thaxter  zu  vergleichen.    (S.  bot.  Centralbl  1890.) 


} 


B.  canoellata 


» 


Nach  Autor: 

P  lowright 

Oersted,    De  Bary 
B4thay, Tnbenf  n.a. 

cfr.  Beess. 


Q^nenJäoBa'  u.  Wirthswechsel  nnserer  •inbeim.  Gymnotporangiiuik-Arten.        95 

Boestelia  bfldend,  ferner  auf  Aronia  rotundifolia  ebenfalls 
Aeddien  bildend. 

Ferner,  dass  G.  clavariaeforme  auf  Amelanchier  ebenfalls 
lar  Aeddienbfldang  (lacerata  Thaxter)  kommt,  dass  es  auf 
Cydonia,  Sorbus-Arten  und  Pirus  communis  (?)  (nach 
Oersted,  entgegen  meinen  Versuchen,  auch  auf  Pirus  Malus) 
waügstens  bis  zur  Spermogonienbildung  gedeihen  kann. 

Die  Bezeichnung  der  Boestelienformen  wird  daher 
am  besten  ganz  kassirt  werden. 

Gemeinsam  l&sst  sich  dagegen  sagen,  dass  die  Peridienzellen  des 
6.  clavariaeforme  stets  weitlumiger,  heller,  mit  nur  gekömelten 
Winden  versehen  sind,  und  dass  die  eine  am  Ende  in  und  über  die 
andere  greift,  was  von  der  Fläche  wie  von  der  Seite  zu  erkennen  ist. 
Dass  die  Innenmembran  bedeutend  verdickt  ist,  was  bei  Verschieden- 
heiten im  Fenchtigkeitsgrade  das  Rückwärtsrollen  der  regelmässig 
Ober  einander  gestellten  Zellen  veranlasst. 

Bei  der  Peridie  von  B.  cornuta  auf  Sorbus  sind  die  Zellen 
mehr  durch  einander  und  weniger  reihenweise  angeordnet,  sie  haben 
daher  auch  mehr  seitlichen  Halt.  Bei  B.  penicillata  beim  Apfel 
reissen  sie  ebenso  aus  einander  wie  bei  lacerata,  die  Aecidien  sind 
nur  etwas  breiter.  Gemeinsam  fürG.  conicum  scheint  nur  zu  sein, 
dass  die  Zellwände  mehr  strichförmig  zusammenhängende 
Wandverdickungen  zeigen. 

Sehr  viele  Infektionen  mit  dem  gleichen  sonst  so  erfolgreich 
wirkenden  Hateriale  von  G.  clavariaeforme  zu  gleicher  Zeit  und 
deichen  Verhältnissen  hatten  auf  Pirus  Malus,  Sorbus  Aria, 
Sorbus  Chamaemespilus  und  Mespilus,  ich  möchte  sagen 
einen  beweisend  negativen  Erfolg. 

Wenn  demnach  Oersted ^s  Erzielung  von  Spermogonien  auf 
Apfel  mit  Gymnosp.  clavar.  richtig  war,  so  zeigt  dies  jeden- 
fjidls  nur  ein  seltenes,  schlechtes  Gedeihen  auf  Apfel,  deutet  aber 
gewiss  nicht  auf  Aeddienbildung  hin,  welche  beim  Apfel  wohl  nur 
von  Gymn.  conicum  zu  erwarten  ist. 

Wie  es  mit  Bäthay's  Beobachtung  von  besonderen  Aecidien 
auf  Bimblättem  und  deren  Zugehörigkeit  zu  Gymnosporangium 
clavariaeforme  steht,  lässt  sich  aus  den  kurzen  Angaben  nicht 
ersehen. 

Ebenso  steht  es  mit  dem  Infektionsversuche  Plowright's  mit 
G.  Clav,  auf  Pirus  communis.  Vielleicht  ist  es  auch  nicht  an- 
ders mit  Plowright's  Infektionen  des  Gymnosp.  Sabinae 
(fuscum)  auf  Crataegus  Oxyacantha  und  Mespilus  ger- 
manica, während  Plowright  glaubt,  es  seien  in  Gymnosp. 
fuscum  zwei  Spezies  versteckt. 

Bäthay  erzielte  ausdrücklichen  Misserfolg  auf  diesen  Holz- 
arten. Mir  ging  es  bis  jetzt  ebenso,  während  die  Infektion  von  G. 
sabinae  auf  Pirus  communis  sehr  leicht  gelingt.  (Die  Sper- 
m<^nien  entwickelten  sich  bei  mir  in  14  Tagen.) 

Von  der  Ansicht  ausgehend,  dass  genauere  Publikationen  spe- 
zieller Infektionsversuche  und  ihres  Erfolges  die  Arbeit  des  Folgen- 

1* 


96  Tubenf, 

den  und  seine  Einsicht  wesentlich  erleichtern,  will  ich  hier  mebe 
Versuche  mit  Gymnosporangium  clavariaeforme  anführen. 

Dieses  Gymnosporangium  kommt  hier  in  den  Isanoen  in 
grossen  Massen  vor;  der  ein  dichtes  Unterholz  in  den  mittel- 
waldartig  bewirthschafteten  Auen  bildende  Wachholder  zeigt  oft  ein 
Dutzend  Beulen,  welche  die  langen  gelben  Zungen  radial  abstehen 
lassen.  Sie  erscheinen  schon  Anfangs  April  in  Inirzen  Zäpfchen,  wie 
die  gelbe  Zunge  eines  grossen  Käfers,  etwa  des  Hirschkäfers;  bei 
feuchtem  Wetter  quellen  sie  gallertig  an  zu  clayariaähnlicben  langen 
Bändern,  die  bei  Trockenheit  zu  zierlich  gelben  Fäden  zusammen- 
schrumpfen. Mitte  Mai  waren  dieselben  noch  in  voller  Entvnckdung 
an  den  Stämmchen  zu  finden.  Mitte  Juni  war  von  den  Sporen  keine 
Spur  mehr  zu  entdecken. 

Die  ersten  Infektionen  führte  ich  am  7.  April  aus  im  Ealthause 
unter  Glasglocke.  In  13—14  Tagen  waren  Blätter  und  Triebe  von  jun* 
gen  Crataegus  Oxyacantha-Pflanzen  auf  beiden  Seiten  dicht 
mit  gelben  Spermogonien  besetzt,  wo  bis  zum  6.  Juni  bereits  Aed- 
dien  reiften. 

Der  ganze  Entwickelungsgang  dieser  Generation  dauerte  dem- 
nach gerade  2  Monate. 

Gleichzeitig  infizirte  Sorbus  Au cuparia -Zweige  zeigten  erst 
am  23./24  April  Spermogonien,  also  in  16—17  Tagen,  somit  später 
wie  bei  Crataegus. 

Die  Spermogonien,  welche  ich  auf  3  verschiedenen  Zweigen  unter 
verschiedenen  Glocken  und  später  an  einer  Topfpflanze  erhielt,  stinunten 
genau  mit  jenen  auf  Crataegus  ttberein  —  es  entwickelten  sich 
aber  in  keinem  Falle  Aeddien.  Infektionsversuche  im  Freien  brachten 
mir  keinen  Erfolg. 

Infektionen  am  17.  April  im  Garten  auf  Crataegus-  und  Sor- 
bus -  Arten  blieben  ohne  Erfolg,  ebenso  solche  am  23.  April  auf  ver- 
schiedene Sorbus-,  Crataegus-  und  Pirus-Arten.  Gleich- 
zeitig angestellte  im  Glasbause  fSrderten  bis  3.  Mai  Spermogonien 
auf  Crataegus  Oxyacantha,  also  in  11  Tagen. 

Infektionen  an  Stöcken  im  Feuchtraume  gaben  auf  Crataegus 
Oxyacantha  vom  2.— 10.  Mai,  auf  Sorbus  Aucuparia  vom 
2.— 12.  Mai  Spermogonien. 

Die  Aecidien  dieses  nun  im  Zimmer  gehaltenen  Crataegus 
wie  eines  unter  der  Glasglocke  gehaltenen  Keimlings  derselben  Pflanze 
lieferten  Aecidien,  welche  grau,  lang  flaschenförmig  und  vielfach  hom- 
artig  gekrümmt  waren ;  ich  werde  auf  dieselben  zurückkommen. 

Mit  demselben  Infektionsmateriale  wurde  am  2.  Mai  im  Garten 
mit  Erfolg  infizirt 

Crataegus  nigra  zeigte  schon  einige  Spermogonien  am  10. 
Mai,  noch  mehr  dann  am  13.,  an  diesem  Tage  hatten  sich  solche 
massenhaft  auch  auf  Crataegus  Oxyacantha,  grandi- 
flora,  sanguinea  undCydonia  vulgaris  entwickelt,  während 
sich  auf  Sorbus  latifolia  (mehr  Aria  wie  torminalis)  we- 
niger bildeten. 

Die  auf  Gydonia  wurden  wie  die  auf  Cr.  grandifl.  grössten- 
theils  von  Schnecken  und  Baupen  gefressen,  welche,  wie  es  schien, 


GcBflrmftipiift.  a.  Wirthsweebsel  unserer  eiDbeim.  GTrono^poranKinin« Arten.        9? 

gerade  die  gelben  SteUen  aufenchten.  (Die  Uredosporengallerten  da- 
gcgeD  werden  selbst  auf  den  höchsten  Wachholderzweigen  von  Tau- 
aeadfässlem  noch  aufgesucht.) 

Dm  Zweig  von  Cr.  sanguinea,  welcher  die  infizirten  Blätter 
trag,  brachte  vorzeitig  Nectria  cinnabarina  zum  Verwelken. 

Viele  Exemplare  von  Gr.  Oxyacantha  und  Cr.  nigra  da- 
gegen entwickelten  die  allerdings  langhalsige,  dann  aber  sich  bis  zur 
Bisis  zertheilende  Peridie,  welche  am  8.  Juni  schon  völlig  geöffnet 
var  und  at&nbte. 

Es  hatte  die  Entwickelung  von  Anfang  Mai  bis  Anfang  Juni 
gedanert. 

Ein  Besoch  der  Isarauen  zeigte,  dass  Mitte  Juni  auch  dort  reife 
Aeödien  zn  finden  waren,  daneben  aber  auch  unreife  und  viele  gelbe, 
goehwoUene  Flecken,  auf  denen  es  nicht  zur  Aecidienbildung  ge- 
hoBimeo  war. 

Wahrend  es  nun  an  fast  allen  Crataegus  pflanzen  zur  über- 
reicUichen  Bildung  von  Aecidien  kam,  bildeten  die  von  Schnecken 
^mchonten^,  allerdings  wenigen,  jedoch  dicht  mit  Spermogonien  be- 
setzten Cydoniab^tter  und  Sorbus  Aucupariablätter  weiter 
lÄchta,  die  von  Sorbus  latifolia  aber  dicke,  gelbe  Zapfen  auf 
der  Blattnnterseite,  welche  theilweise  Anfang  Juli  tief  versenkte  Ae- 
ädien  mit  ganz  kurzen  und  unscheinbaren  Peridien  bildeten. 

Eäne Infektion  auf  die  Kotyledonen  von  Crataegus  Oxya- 
cantha ergab  die  Bildung  von  Spermogonien,  aber  keine  Aecidien, 
obwohl  die  Cotyledonen  noch  wohl  erhalten  waren,  als  die  Aecidien 
auf  den  Bl&ttem  erschienen. 

Zu  bemerken  ist  hier,  dass  die  verschiedenen  Blattseiten  zur 
BOdmig  von  Spermogonien  und  Aecidien  nicht,  wie  z.  B.  bei  Reess 
fBHenommen  wird,  unterschieden  werden,  sondern  dass  beide  auf  bei- 
den Blattseiten  und  rings  um  den  Stengel  und  Blattstiel  sich  bilden. 
Ebenso  erschienen  die  Spermogonien  auch  auf  beiden  Eotyledonen- 
ükhen. 

Die  Aecidien  auf  Crataegus  Oxyacantha,  welche  durch 
Gr.  clavariae forme  erzogen  waren,  sind  in  der  Natur  und  bei 
mein^  Infektionen  im  Freien  nicht  so  langhalsig,  wie  solche  der 
Ifflra&erinfektionen,  sie  sind  auch  nicht  so  sehr  gekrümmt,  wie  hier 
eine  grosse  Anzahl.  Alsbald  zerschlitzen  sie  in  L&ngsfasem,  welche 
theils  ziemlich  regelmässig  nach  auswärts  gekrümmt  sind  (wie  bei 
R  penicillata),  theils  mehr  wirr  durch  einander  gelegen  erscheinen 
(mehr  wie  es  für  R  lacerata  beschrieben  wird).  Die  Peridie  zer- 
schlitzt aber  grOsstentheils  bis  zur  Basis.  Schliesslich  reissen  die 
ioaseren  Theile  der  Peridie  vielfach  ab,  so  dass  nur  ein  kürzer  Ba- 
Bdkranz  stehen  bleibt.  Bei  den  im  Zimmer  kultivirten  Exemplaren 
entwickelten  sich  die  Aecidien  zu  sehr  langhalsigen  (bis  10  mm 
Wg^n)  und  vielfach  stark  gekrümmten  Flaschen  (wie  die  Roeste- 
Hacornuta  sie  bildet). 

Nur  wenige  derselben  öffneten  sich  mit  einer  runden  Oefihung 
an  der  Spitze  oder  erhielten  einzelne,  kleine  Längsrisse,  die  meisten 
blieben  vollkommen  geschlossen  und  waren  so  noch  im  Juli.  Die 
feiDgekOmdte  Peridienwand  und  das  weite  Lumen,  sowie  die  regel- 


9g  Gihmog. 

m&Bsigere  Anordnuog  der  Peridienzellen ,  welche  an  der  Basis  kurz, 
sonst  langgestreckt  waren,  stimmte  mit  den  laceraten  Aecidien  im 
Freien  überein. 

Wasser  auf  dieselben  gebracht,  veranlasste  ein  sehr  starkes  Zer- 
reissen  der  Peridie  in  lange  Lappen.  Es  geht  aus  diesem  Versuche 
hervor,  dass  zur  OeJOTnung  der  Peridie  der  Begen  noth wendig  ist ;  die 
Abwechselung  von  Regen  und  Trockenheit  und  speziell  das  Quellen 
und  Strien  veranlasst  die  stärkere  Krtlmmung  der  verdickten  Innen- 
wand und  somit  das  Auswärtsbiegen  der  einzelnen  Streifen.  Die 
direkt  über  einander  stehenden  Peridienzellen  haften  aber  dadurch 
fest  an  einander,  dass  sie  schamierartig  in  einander  greifen.  (Reese 
sagt  noch  „die  Zellen  sitzen  mit  schiefen  Wänden  über  einander,  aber 
ohne  einwärts  vorspringenden  Wulst  der  oberen  Kante^\  welchen 
Re  ess  nur  für  6.  Sabinae  annimmt)  Dies  geschieht  dadurch,  dass 
die  untere  Peridienzelle  mit  einem  ausbiegenden  Vorsprunge  einen 
Theil  der  nächst  oberen  bedeckt  und  dass  vielfach  ein  zapfenähn- 
liches Ende  der  oberen  in  das  obere  Ende  der  unteren  noch  einge- 
senkt ist. 

(SehluM   folgt) 


Referate. 


HaniBen,  Emil  Chr.,   Untersuchungen  aus  der  Praxis  der 
Gährungsindustrie.    Zweite,    vermehrte    und    neubearbeitete 
Auflage,  mit  14  Abbildungen.  Heft  1.  München  (Oldenbourg's  Verlag) 
1890. 
Im  Jahre  1888  erschien  die  erste  Auflage  dieses  Werkes^),  worin 
der  Verf.   die   für   die  Praxis    verwendbaren  Resultate   seiner    ex- 
perimentellen Studien  über  die  Hefenarten  niederlegte,  indem  er  eine 
ausführliche  Darstellung  der  Reform   in  der  Gährungsindustrie  gab, 
welche  seine  wissenschaftlichen  Arbeiten  hervorgerufen  haben.    Die 
Hauptabschnitte  des  Buches  behandeln :  Die  Hefereinzucht  im  Dienste 
der  Industrie;  die  gewonnenen   praktischen  Resultate;  die  fabrik- 
mässige  Darstellung  reingezüchteter  Hefen;   die  Reinzuchtapparate; 
über  die  Filter ;  die  Ueberführung  der  Hefe  in  den  Reinzuchtapparat 
und  deren  Verwendung ;  Beobachtungen  über  Brauereihefearten ;  über 
die  praktische  Untersuchung  des  Bieres  in  den  Lagerfässern   rück- 
sichtlich  seiner  Haltbarkeit. 

Die  jetzt  vorUegende  neubearbeitete  Auflage,  welche  um  22  Seiten 
vergr^tesert  wurde,  enthält  eine  Reihe  von  neuen  Beobachtungen  über 
die  Physiologie  der  Hefenarten.  Aus  diesen  seien  hervorgehoben  die 
Untersuchungen  über  die  Lebensdauerder  Hefezellen  in  Bierwürze,  in 
Rohrzuckerlösung  und  in  Filtrirpapier ;  das  Resultat  des  Verf.'s  ist 
dieses,  dass  Kolben  mit  Saccharoselösung  im  allgemeinen  als  das  beste 


1)  Ref.  in  dieser  Zeiteohr.  Bd.  IV.  1888.  No.  19.  p.  68S. 


Dextrin  b«  d«r  Oihnuig.  99 

AofbewahroQgBmittel  f&r  die  verschiedenen  Hefenarten  aozusehen  sind. 
Die  zymotechnischen  Laboratorien  können  daher  mit  Sicherheit  Sanim- 
langea  von  den  verschiedenen  Heferassen  auf  diese  Weise  aufbewahren, 
ms  auch  schon  bisher  an  vielen  Orten  geschah. 

Von  besonderem  Interesse  sind  ferner  des  Yerf.'s  BeobachtuDgen 
aber  den  Einflnss  weinsaurer,  zuckerhaltiger  Flüssigkeiten  auf  gewisse 
Hefenarten.  Die  Methode  Pasteur's  zur  Reinigung  der  Hefe,  so  wie 
sie  von  seinem  Anhänger  Veiten  angegeben  wird,  besteht  darin,  dass 
Bau  die  Stellhefe  längere  Zeit  in  Zuckerlösung  mit  einem  Zusätze  von 
Weiasftare  kultivirt.  Die  Versuche,  welche  darüber  von  Hansen  an- 
gestellt wurden,  haben  nun  festgestellt,  dass  diese  Bebandlungsweise 
zur  Reinigung  der  Brauereihefe  unbrauchbar  ist,  denn  die  Krankheits- 
kefeo  werden  dadurch  in  ihrer  Entwickelung  eben  begünstigt;  man 
erreicht  also  das  GegenUieil  von  dem,  was  man  beabsichtigt 

Ein  neuer  Abschnitt  im  Werke  bildet  die  übersichtliche  Darstel- 
lung des  Verf.'s  Untersuchungen  über  die  bei  den  Hefenarten  auftre- 
tcnden  Variationserscheinungen  und  deren  Bedingungen. 

In  Betreff  der  übrigen  sehr  vielen  neuen  Beobachtungen  und 
kritischen  Bemerkungen  sei  auf  das  schöne,  gediegene  Werk  selbst 
hingewiesen.  Jörgensen  (Kopenhagen). 

Baa,  A.,  Ueber  die  scheinbare  Zunahme  des  Dextrin- 
gehaltes in  Bierwürzen  während  der  Gährung,   so- 
wie   über   die   Bestimmung   der  Dextrose   und   des 
Dextrins  in  ihnen.    (Wochenschr.  f.  Brauerei.  1890.  No.  42.) 
Die  Beobachtung  Hansen 's,    dass  es  eine  Gruppe  von  He- 
fenpilzen gibt,  welche  nur  eine  geringe  Alkoholmenge  in  der  Bier- 
würze  hervorbringen  und  dass  dies  davon  herrührt,   dass  sie  wohl 
den  Invertzucker  der  Würze  vergähren  können,    dagegen  nicht  die 
Maltose,    wurde  vom  Verf.  benutzt,    um  experimentell  darzuthun, 
dass  die  scheinbare  Zunahme  des  Dextringehalts  in  der  Würze  im 
Verlauf   der  Gährung   durch  die  Gegenwart   einer   oder   mehrerer 
Zackerarten    bedingt  ist,    welche  ein    höheres  Reduktionsvermögen 
g^enüber  Fehling'scher  Lösung  besitzen,  als  die  Maltose,  welche 
beim  Invertiren  mittelst  Salzsäure  Dextrose  bleiben  oder  in  solche 
übergeführt  werden  und   welche  von  den  nicht  invertirenden  He- 
fenarten, z.  B.  Saccharomyces  apiculatus,  die  nicht  Maltose 
ve^ährt,  vergohren  werden. 

Bei  Anwendung  der  gewöhnlichen  analytischen  Methode  für 
die  Bestimmung  der  Maltose  in  der  Würze  erhält  man  also  immer 
zu  grosse  Zahlen,  indem  man  den  ganzen  Zuckerinhalt  als  Maltose 
berechnet,  und  da  die  Dextrinbestimmung  von  der  Maltosebestim- 
muDg  abhängig  ist,  so  erhält  man  durch  die  Dextrinbestimmung 
io  der  nicht  vergohrenen  Würze  zu  niedrige  Zahlen.  Will  man 
eine  genaue  Dextrinbestimmung  geben,  so  muss  man  also  erst  die 
Würze  für  Dextrose  untersuchen.  Da  die  chemisch- analytische 
Methode  hier  nicht  hinreicht,  so  hat  also  der  Verf.  die  genannten 
Beobachtungen  Hansen's  für  eine  physiologisch-analy- 
tische Methode  benutzt,  indem  er  als  analytisches  Reagenz  absolut 
f^e  Kulturen   von  Saccharomyces  apiculatus  verwendete. 


]^00  Dextrin  b«E  dw  Gihmng.  <~  Hef«trfibe  Biere. 

Die  Würze  wurde  bei  hoher  Temperatar  sterilisirt,  welche 
lang  nach  des  Verfassers  Untersuchungen  —  im  Gegensatze  zt 
Behandlung  durch  Chamber!  and -Filter  —  keinen  Cinflui 
auf  den  Inhalt  der  Würze  von  Zucker  und  Deztrinen  hatte.  £111 
Probe  der  sterilen  Würze  wurde  nach  der  gewöhnlichen  Bf  etbod 
für  Maltose  nnd  Dextrin  untersucht;  der  Best  der  Würze  vranf<i 
mit  einer  Reinkultur  von  Sacch.  apiculatus  geimpft  und  nacl 
vollendeter  Oährung  wieder  analysirt 

Die  Analysenbefunde,  auf  diesem  neuen  W^e  erhalten,  bestä- 
tigen im  Wesentlichen,  dass  die  Zunahme  des  Dextrins  in  der 
vergohrenen  Würze  nur  eine  scheinbare  ist.  Nach  der  G&hrung  der 
sterilisirten  Würze  mittelst  Sacch.  apiculatus  ist  die  schein- 
bare Zunahme  des  Dextrins,  ebenso  gross,  als  bei  Anwendung  ge- 
wöhnlicher Bierhefe. 

Der  Verf.  schliesst  aus  seinen  Untersuchungen,  dass  die  Haupt- 
menge  des  durch  den  Sacch.  apiculatus  verg&hrbaren  Zackers 
Dextrose  ist,  und  dass  dieser  Pilz  die  vorhandene  Dextrose  voB- 
st&ndig  vergährt. 

Da  die  Berücksichtigung  des  Verhältnisses  zwischen  Maltose 
und  anderen  Zuckerarten  in  der  Würze  ohne  Zweifel  dazu  beitragen 
kann,  gewisse  Vorgänge  in  den  alkoholischen  Gährungen  zu  be- 
leuchten, so  wird  mit  Recht  vom  Verf.  hervorgehoben,  dass  die 
Analyse  der  Würzen  mittelst  einer  der  von  Hansen  gefundenen, 
die  Maltose  nicht  vergährenden  Hefenarten  neben  der  wis8enscbaf^ 
liehen  Erkenntniss  der  Zusammensetzung  dieser  Flüssigkeit  auch 
für  die  Praxis  von  Bedeutung  sein  wird. 

Er  schlägt  daher  vor,  die  Gährnng  der  Würze  durch  Sacch. 
apiculatus  als  ein  Glied  mit  in  die  Analyse  hineinzuziehen. 

Jörgensen  (Kopenhagen). 

SchwanhSuser ,    Beitrag    zur    experimentellen    Unter- 
suchung   der   Ursache    der    Gesundheitsschädlich- 
keithefetrüber  Biere.    (Inaug.-Diss.)  Greifswald  1890. 
Verf.  will  durch  seine  Arbeit   mitwirken   an  der  Entscheidung 
der  neuerdings  mehrfach  aufgeworfenen  Streitfrage:     Ist   die  nach 
Genuss  sog.  „hefetrüber^^  Biere  häufig,   wenn  auch  durchaus  nicht 
immer,  ai^retende  Gesundheitsstörung  in  Form  einer  akuten  Gastri- 
tis und  Gastro-Enteritis   die  Folge    einer  Beimischung  von 
Hefe  in  lebens-  und  entwickelungsfähigem  Zustande  und  also  eine 
Beaktionserscheinung  der  Magen-Darmschleimhäute  gegen  den  Reiz 
der  auf  ihnen  wuchernden  Sprosspilzzellen,  oder  sind  die  genannten 
Digestionsstönmgen  auf  toxischem  Wege  erzeugt  durch  Einver- 
leibung von  un vergohrenen  oder  theil weise  vergohrenen  Besten  der 
Maltose,  welche  bei  gewissen ,  disponirten  Konstitutionen  Magen- 
Darmkatarrh  verursachen  können? 

Verf.  fixirt  zuerst  den  Status  praesens  dieser  Frage,  indem 
er  die  bisher  erschienene  Litteratur,  wie  sie  in  der  zuletzt  erschienenen 
Arbeit  von  Simanowsky  (Archiv  f.  Hygiene.  Bd.  IV)  zusammen- 
getragen ist,  kritisch  resümirt  Die  Autoren  theilen  sich  in  solche, 
welche  der  Hefe  eine  ganz  spezifische  Wirkung  axd  den  menschlichen 


B«foMb«  Bi«r«.  101 

Bd  tkierifldien  Oi^^anismus  zoschreiben  uod  nach  Einverleibung  per 
«6  nsp.  Injektion  gröeserer  Mengen  von  Hefe  ins  Blut  und  ins  Pen- 
ftseom  Zustände   eintreten  sahen,  welche,   wie  Grote,    Strauss 
nd  Popoff  behaupten,  an  Abdominaltyphus  erinnern  und  durch 
oieo  fA^n  Fäolnissprozessen  sehr  nahestehenden  Vorgang*^  entstehen 
soUeo  (Popoff).      Auch  Simanowsky  (s.  oben)  kam  nach  Ver- 
nden,  welche  er  an  sich  und  zwei  Versuchspersonen  mit  hefetrübem 
Sere  machte,  zu  dem  Resultate,  dass  bei  Genuss  derartigen  Bieres 
{roher  oder  spater  stets  gastrische  Erscheinungen  einträten,   wobei 
er  allerdingB  zugeben  muss,  dass  vorzugsweise  Personen   mit  bereits 
bestehendem  Magenkatarrh  hierzu  besonders  disponirt  seien.     Diese 
nntsache  erklärt  S.  damit,  dass  nach  Leube  bei  Magenkatarrhen 
der  Zacker  sehr  lange  im  Magen  verweile,  wodurch  die  Ansiedelung 
Ton  Hefepilzen  begünstigt  wfirde.    Dem  gegenüber  nimmt  P  e  1 1  e  n  - 
kofer  in  einem  Nachwort  zu  der  S.'schen  Arbeit  eine  entschieden 
ablehnende  Stellung  ein,  indem  er  daran  erinnert,  dass  in  Weissbieren 
uod  gährendem,  sog.  „pitzelndem^  Weinroost  enorme  Quantitäten  vctn 
Hefe  ohne  eine  nennenswerthe  Gesundheitsstörung  konsumirt  würden. 
Es  müssen  also   noch   gewisse  Nebenbedingungen    erfüllt    sein,  um 
äü  hefetrübes  Bier  gesundheitsschädlich  zu  machen ;  ausserdem  habe 
Simanowsky  ausschliesslich  mit  sehr  jungen,  wenig  vergohrenen, 
also  noch  maltosereichen  Bieren  seine  Versuche  angestellt,  wodurch 
er  gleich  mit   der   Hefe  noch  eine  reichliche  Menge   einer  vorzüg- 
lichen Nährflüssigkeit  dem  Magen  einverleibt  habe.     Es  sei  ferner 
noch  nicht  bewiesen ,  dass  ein  ausreichend  vergohrenes,  hefehaltiges 
Bier    auch    and  dann   nur    wegen    seines   Hefegehaltes    schädliche 
Wiikungen   haben  könne.     Und  wenn  schliesslich  in  der  Hefebei- 
mischong  allein  die  Ursache  des  Gastricismus  angenommen  werden 
wUte,  so  sei  es  noch  ganz  unbekannt,  ob  es  sich  hier  um  den  Sac- 
charomyces  cerevisiae  handele,  oder  ob  nur  gewisse  „wilde^^ 
ans  der  Luft  stammende  Hefearten  pathogen  seien ,    die  im  trüben 
ffiere  bald  vorhanden  wären,  bald  fehlten. 

Letztere  Frage  durch  das  Platten-  und  Reinkulturverfahren  zu 
e&tsdieiden,  unternahm  nun  Schwanhäuser,  in  der  Meinung,  dass 
bei  gelungener  Darstellung  verschiedener  Hefearten  aus  dem  hife- 
liuheQ  Biere  in  Beinkultur  auch  die  für  jede  Hefeart  charakteristi- 
schen Gährungsprodukte  gefunden  und  auf  ihre  pathologische  Wirkung 
einzeln  i^eprüft  werden  könnten.  Denn  verschiedene  Hefearten  ver- 
gabren  Bierwürze  verschieden  und  namentlich  über  die  Gährungs- 
produkte der  sog.  „wilden'^  Hefen  sei  noch  wenig  bekannt. 

Schw.  arbeitete  mit  dem  Inhalte  einer  dem  hygienischen  Institute 
Greifewald  übergebenen  Flasche  hefetrüben  Bieres,  nach  dessen  Ge« 
Tsm  eine  Dame  unter  Erscheinungen  lebhafter  Verdauungsstörungen 
«trankt  war.  Aus  diesem  Biere,  das  in  der  Flasche  einen  Boden- 
^tz,  wie  auch  eine  ObeHlächenhaut ,  bestehend  aus  Hefezellen  von 
verschiedener  Form  zeigte,  isolirte  nun  Schw.  mittelst  des  Platten- 
faüturverfahrens  auf  Pflaumengelatine  —  Bakterien  konnten  nach 
den  üblichen  Methoden  nicht  nachgewiesen  werden  —  2  scharf  von 
einander  unterscheidbare  Hefearten,  von  denen  die  eine  sich  als 
Saccharomyces  cerevisiae,  die  andere  als  eine  fremde, anschei- 


102 


Hefetrübe  Biere« 


nend  mit  dem  Saccharomyces  Pastorianas  III  Hansen  iden- 
tische sich  erwies.    Verf.  suchte  nun  zuerst  nach  differentieil-diagnosf^i- 
sehen  Merkmalen,  um  das  Vorhandensein  der  einen  oder  der  anderen 
dieser  beiden  Hefeformen  auf  kulturellem  Wege  ad  oculos  demon— 
striren  zu  können ,  da  morphologische  Unterschiede  nach  Hanse  n 
zur  feineren  Hefediagnose  ohne  Werth  seien  und  auch  die  von  J  5  r  - 
gensen  (Gährungsindustrie  etc.  1880)  angegebenen  Dififerenzen  der 
Sprossungsgrenze ,    sowie    der  Zeitgrenzen    für  die  Ascosporen  — 
Bildung    nicht  so  ganz  sicher,    sowie  schwer  demonstrirbar  seiea. 
Nachstehend  die  vom  Verf.  gefundenen,  für  die  Differentialdiagnose 
verwendbaren  kulturellen  etc.  Unterschiede: 


Nährböden 


SacehATomyoes  cerevisUe 


Saccharomyces  Pastor.  HL  H. 


Pflaomengela- 
tine 


Nicht  gehopfte 
Bierwürae 

Bierwflrzegela- 
tine 


10<>^  Nähr- 
gelatine 

l7o  Traaben- 
anckeragar 

Wfirseagar 


KartoffelD,  ge- 
kochte 

0,5  %  Alkali- 

Bierwfirsege- 

latine 

Neatraliairte 
Bier  Würzege- 
latine 


Saure  Bier- 
würaegelatine 


Verfl&ssigt  nicht.  Kultur  gut; 
riecht  nach  Wein. 


Starker  Weingeruch. 

Nach  14  Tagen  ist  die  Ko- 
lonie weiss,  feuchtgl&nsend, 
Aber  das  N&hrsubstrat  her- 
-vorgewölbt.  Auf  der  Ober- 
fläche fingerartig  in  die  Höhe 
gewachsen,  biegt  nach  Er- 
reichung von  8 — 3  mm  Höhe 
bogenbildend  auf  die  Ober- 
fläche des  Nährbodens  su- 
rllck.  Rand  der  Kultur  scharf 
abgesetzt,  fast  glatt  im  mi- 
kroskop.  Bilde;  Striohkultn- 
ren  weiss,  dick  auftragen. 

Auf  Platten   und   Strichkul- 
turen  Wachsthnm    langsam, 
schlecht. 

Wachsthum  gut. 

Kultur  feucht,   dick,   schmu- 

tsig ,    grauweiss    aussehend ; 

riecht  nach  Alkohol. 

Kultur  weiss,  dick  aufliegend. 
Wachsthum  ziemlich  gut. 


Auf  dem  Impfstrich  in  die 
Höhe  dick  wachsend,  mehr  als 
auf  saurem  Boden.  Rand  fein 
gekerbt.    Geruch:  Alkohol. 

Bei     2,5%      Acidität     kein 
Wachsthum  mehr;  bei  0,8 7o  i 
Gähmngamaximum.  i 


Verflüssigt  nach    10    Tagen  Pflaumengela- 
tine ,  Kultur  vorsfiglieh ;  riecht  nach  Käse 

und  Leim. 

Geruch  nach  Käse  und  verdorbenem  Leim. 


Breitet  sich  der  Fläche  nach  aus,  kein 
Dickenwachsthum ,  von  trockenem,  graa- 
websem  Aussehen,  kreisrund,  in  der  Mitte 
eine  Ideine  Kuppe,  die  nach  dem  Rande 
treppenförmig  abfUlt  und  dort  durchschei- 
nend grau  aussieht.  Mikroskopisch  zeigt 
die  Kultur  am  Rande  kurze,  kömige  Vor- 
sprünge. Strichkulturen  flächenhafk,  grau- 
weiss und  trocken  aussehend. 


Aeusserst  schlechtes  Wachsthum,   oft   gar 

nicht. 


Wachsthum  gut. 

Wächst  flachf    trocken,   helles  Grauweiss; 
riecht  nach  altem  Käse. 

Kultur  wächst  in  die  Fläche,  trocken,  grau- 
weiss. 

Wachsthum  schlecht. 


Ausbreitung  ohne   Dicke,   fläohenhaft 
beiden  Seiten  des  Impfstrichs. 


zu 


Erträgt  höhere  Säuregrade,  als  der  S.  cerev., 

üppige  Kultur  bei  2  %  Aoiditf  t    Gährungs- 

maximum  bei  1  ^o  Acidität. 


Hefetrfibe  Biere.  103 

Morphologisch  zeigten  sich  ebenfalls  prägnante  Unterschiede  der 
beideD  Hefearten  unter  dem  Mikroskop,  namentlich  an  Präparaten, 
fddie  Kartoffelkultaren  entnommen  waren:  die  Zellen  des  Sacch. 
cereTisiae.  erscheinen  gross,  kugelig  oder  oval;  im  Innern  7 — 8 
lörnchen,  zum  Theil  in  den  Vakuolen  lebhaft  tanzend.  Die  Zellen 
desPastorianus  sind  kleiner,  meist  wurstförmig  und  enthalten  ent- 
weder nur  1  Kömchen  im  Innern  einer  Vakuole  tanzend  oder  2 — 3 
iD  d^  Polen  der  Zelle  sich  gegenüberliegend.  Die  Färbung  (beide 
Alten  färben  sich  nach  Gram,  am  BcKSten  mit  konz.  alkohol.  Fuchsin- 

IfisoDg  und  1  <Vo  Essigsäure  da ;  Tuberkelbacillenfärbung  nehmen  beide 
nicht  an)  ergab  keine  Differenzen.  Nur  in  der  Hautbildung  waren 
Doch  Unterschiede  vorhanden,  indem  in  4  Tagen  auf  Kulturen  des 
Pastorianus  in  mit  H3PO4  angesäuerter  Peptonbouillon  eine 
Haot  erschien,  auf  den  Kulturen  der  Cerevisiae  während 3wöchent- 
ficher  Beobachtung  jedoch  nicht. 

Mit  den  Reinkulturen  der  bisher  beschriebenen  Hefearten,  welche 
man  aus  Gemischen  derselben   stets  wieder   rein  gewinnen  konnte, 
wurden  bei  einer  Reihe  von  Mäusen,  Meerschweinchen    und  Katzen 
InliektionsYersuche  theils  durch  subkutane  EinfQhrung  in  eine  Haut- 
tasche, ÜLeUs  durch  Fütterung  gemacht,   aUe  jedoch  mit  negativem 
Besoltate.     Verf.   ging  deswegen  zu  Versuchen  mit  Gemischen  von 
beiden  Arten    über,  erhielt  aber    ebenfalls  ein  negatives  Resultat 
Jetzt  versetzte  Verf. ,  nachdem  er  ebenfalls  resultatlos  eine  Würze- 
knltar  des   Saccharomyces  Pastorianus  getrunken,  21  Fla- 
schen Eldenaer  Bier  mit  je  2  ccm  der  Würzekulturen  von  S  a  c  c  h  a- 
romyces  Pastorianus   und  12  Flaschen  mit  ebensoviel  Sac- 
charomyces  cerevisiae.  Nur  das  mit  der  ersteren  Hefe  versetzte 
Bier  wmrde  sofort  trübe,  zeigte  auf  allen  Flaschen  schon  am  zweiten 
Tage  Anfang  der  Hautbildung,  welche  nach  weiteren  2  Tagen  voU- 
Btftndig  war;   dagegen  wurden  die  mit  Saccharomyces   cere- 
visiae geimpften  Flaschen  sofort  wieder  klar,  indem  sich  ein  weisser 
Bodensatz  von  Hefe  absetzte,  von  welchem  einzelne  klare  Gasbläschen 
aoistiegen.    Von    diesem  Biere  tranken  Schw.   und  zwei  Freunde 
jeier  täglich  zwei  Flaschen.,  ohne  eine  nennenswerthe  Reaktion  zu 
spüren.     Auch  im  Geschmack   unterschied  sich  das  geimpfte  Bier 
üitht  von  dem  ungeimpften  Kontrollbier. 

Diese  Versuche  ergaben  vor  der  Hand  also  keine  definitive  Ant- 
lort  auf  die  Frage  nach  der  Grundursache  der  Gesundheitsstörungen 
nach  Genuss  hefetrüber  Biere.  Immer  bleibt  noch  für  die  Ansicht 
freies  Feld,  dass  es  nicht  ein  Hefepilz  oder  andere  Organismen  sind, 
welche  hier  pathogen  wirken,  sondern  dass  es  sich  um  Intoxika- 
tion durch  unvergohrene  oder  nur  theil  weise  vergohrene  Beste  der 
Mtiltose,  resp.  um  nicht  genügend  invertirtes  Amylum  und  dessen 
Derivate  handelt,  wie  sie  neuerdings  in  den  gerichtlichen  Gutachten 
ier  Chemiker  bei  Weinverfälschungsprozessen  unter  dem  Namen 
TtAmylose^'  eine  grosse  Rolle  spielen,  weil  sie  als  unvergährbare 
toxische  Stoffe  dem  aus  Trauben-  oder  Kartoffelzucker  hergestellten 
„Weioe*^  (beigemischt  sind  und  als  Ursache  der  nach  Genuss  der- 
artiger Weine  auftretenden  gastrischen  Erscheinungen  mit  Bestimmt- 
)teit  angegeben  zu  werden  pflegen.        H.  Bernheim  (Würzburg). 


}Q4  firotgihning  und  v«rdorb«ne8  Brot. 

Popoff,  Sur  UD  bacille  SBaärobie  de  la  fermentation 
pannaire.  [Aus  dem  Laboratorium  von  Ghamberland  im  In- 
stitut Pasteur.J  (Annales  de  llnstitut  Pasteur.  1890.  No.  10. 
p.  674.) 

Brotteig  aus  verschiedenen  Bäckereien  wurde  in  sterilem  Wasser 
vertheilt  und  zu  Plattenkulturen  in  Pe  tri 'sehen  Schälchen  verar« 
beitet.  Die  Kulturen  wurden  unter  eine  Glasglocke  über  Lösung 
von  Pyrogallussäure  und  Kalilauge  gestellt  und  ergaben  nach  2 — 
4  Tagen  kleine  Kolonieen  eines  sehr  kurzen,  ovalen  Bacillus,  meist 
paarweise  zusammeDhängend.  Derselbe  wächst  —  obwohl  zur  Ver- 
mehrung bei  Luftabschluss  befähigt  —  übrigens  auch  bei  Zutritt 
von  Sauerstofif  und  scheint  hier  nur  schwieriger  zu  isoliren. 
Der  Bacillus  bevorzugt  saure  Nährsubstrate,  bildet  an  der  Oberfläche 
der  Gelatine,  welche  er  nicht  verflüssigt,  sehr  zarte,  weisse  Ausbrei- 
tungen; auf  Kartoffeln  sind  seine  Kulturen  fast  unsichtbar.  In 
Bouillon  bildet  er  einen  weisslichen  Niederschlag.  Die  Wuchsformen 
werden  in  älteren  Kulturen  länger  und  es  bilden  sich  Ketten. 
Sporen  wurden  nicht  beobachtet  Bei  80^  erfolgt  in  10  Minuten 
Tödtung.  ' 

Der  beschriebene  Bacillus  bildet  Milchsäure  und  Gase,  welche 
noch  nicht  analysirt  wurden.  Bei  Zumischung  einer  Bouillon-Rein- 
kultur zu  Brotteig  zeigen  sich  alle  gewöhnlichen  Zeichen  der  Brot- 
gährung  und  es  resultirt  ein  leichtes,  sehr  poröses  Brot  von  gutem 
Geschmack.  Verf.  glaubt  daher,  dem  von  ihm  isolirten  Bacillus,  der 
sich  im  Sauerteig  stets  findet,  eine  wichtige  Rolle  bei  der  Brotgäh- 
rung  zuschreiben  zu  sollen,  ohne  damit  zu  behaupten,  dass  nicht 
auch  andere  Bakterien  dabei  betheiligt  sein  können. 

Buchner  (München). 

Soeser,  P.|  Note  sur  un  mode  de  contamination  du  pain 
par  le  Mucor  stolonifer.  (Arch.  de  mM.  et  de  pharm,  mili- 
taires.  1890.    No.  6.  p.  462.) 

Im  August  1889  zeigte  die  Krume  des  aus  der  Yersailler  Mili- 
tärbäckerei stammenden  Brotes  häufig  grosse,  schwärzliche  Flecken, 
welche  sich  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  und  durch  Kultur- 
versuche als  Rasen  des  Mucor  stolonifer  erwiesen.  Das  zur 
Bereitung  des  Brotes  verwendete  Mehl  gab  bei  der  Aussaat  aller- 
dings auch  PiÜErasen  von  M.  stolonifer,  sie  waren  jedoch  nicht 
so  zahlreich,  als  jene  von  Penicillium  glaucum.  Es  war  nun 
wichtig,  das  Verhalten  der  Sporen  des  Pilzes  unter  dem  Einflüsse 
höherer  Temperaturen  und  unter  den  bei  der  Broterzeugung  gegebenen 
Bedingungen  kennen  zu  lernen.  Zu  diesem  Behufe  wurden  die  Sporen 
auf  sterilisirtes  Brot  ausgesät  und  f  Stunden  lang  Temperaturen 
von  70^,  80^  und  100°  G  ausgesetzt.  Dasselbe  geschah  mit  Brot- 
stückchen mit  reichlicher  spontaner  Pilzvegetation,  femer  mit  Teig 
mit  eingesäten  Pilzsporen.  Aus  jenen  Kulturen ,  welche  bei  70^  ge- 
halten wurden,  konnte  der  Pilz  noch  gezüchtet  werden,  alle  übrigen 
blieben  steril.    Ebensowenig  gelang  es,  aus  Brotlaiben  Kulturen  zu 


Verdorbenes  ferot    —  JSieler  Wasserbadllus«  105 

gewianep,  in  welche  vor  dem  Backen  Pilzsporen  oder  Brotstückeben 
Bit  9n>iger  Pilzyegetation  eingeschlossen  worden  waren.  Man  musste 
iihßc  annehmen,  dass  die  Infektion  des  Brotes  auf  einem  anderen 
Wqge,  als  durch  den  Pilzgehalt  des  Mehles  geschehe.  Als  an  einem 
lerpilzteo  Brote  auch  an  der  Ausscnseite  und  zwar  an  einer  jener 
doith  Anstoßen  entstehenden  rauhen  rissigen  Stellen  ein  Pilzwachs- 
tham  wahrgenommen  wurde,  konnte  festgestellt  werden,  dass  das 
Eradringen  des  Pilzes  von  der  Oberfläche  aus  erfolgt  sei.  Gleich- 
zeitig konstatirte  man  das  Vorhandensein  einer  Unzahl  von  Fliegen 
in  dem  Saale  der  Militärbäckerei,  wohin  das  Brot  aus  den  Back- 
öfen zum  Abkühlen  gebracht  wird.  Die  Fliegen  scheinen  in  der 
Thal  die  Verbreiter  des  Pilzes  gewesen  zu  sein,  welchen  sie  von  den 
xahlreichen  Düngerhaufen  der  nächsten  Umgebung  auf  das  noch 
narme  Brot  verschleppten  und  in  das  sie  häufig  recht  tief  durch  die 
Oeffnungen  der  Anstossstellen  eindringen  können.  Aus  den  ver- 
sddedenen  Theilen  der  Düngerhaufen  konnte  der  Pilz  durch  Kultur 
immer  erhalten  werden.  Kräl  (Prag). 


Lmrenty  Etüde  sur  la  variabilit6  du  bacille   rouge  de 
Kiel.    (Annales  de  llnstitut  Pasteur.  1890.  No.  8.  p.  465.) 

Schon  Arloing  hatte  durch  Einwirkung  von  Sonnenlicht 
lUhbrandbacillen  abgeschwächt.  Durch  das  gleiche  Agens  gelang  es 
Verf^  den  von  Brenn  ig  zuerst  beschriebenen  Kieler  Wasser- 
bacillus  seines  Farbstoffs  zu  berauben,  während  die  gleiche 
Veränderung  beim  M.  prodigiosus  durch  Belichtung  zwar 
möglich  ist,  aber  nicht  zu  dauerndem,  erblichem  Verlust  des  Farb- 
stoffs führt  —  durch  5-stündige  Einwirkung  des  Lichtes  werden  die 
Prodigios  US  Zellen  schon  getödtet.  Dagegen  zeigte  sich  die  Verän- 
ienmg  beim  Kieler  Wasserbacillus  als  eine  konstante,  durch  Gene- 
rationen hindurch  andauernde. 

Heber  die  allgemeinen  biologischen  Verhältnisse  des  letzteren 
mackt  Verf.  eine  Reihe  von  Angaben,  deren  Detail  im  Original  ein- 
^«Bdien  werden  woUe.  Der  Farbstoff  ist  wenig  lOslich  in  Benzin, 
fiteficher  in  Wasser  und  Alkohol,  unlöslich  in  Chloroform,  Schwefel- 
kiriüenstoff  u.  s.  w.  Geringe  Säuremengen  machen  die  rothe  Farbe 
lebhafter,  während  Alkalien  dieselbe  verschwinden  lassen ;  bei  Säure- 
nsatz  kehrt  sie  wieder  zurück.  Alle  diese  Eigenschaften  zeigt  audi 
der  Farbstoff  des  M.  prodigiosus.  Der  Kieler  Wbsserbadllus  ge- 
chäht  vortrefflich  in  einer  blossen  Lösung  von  Mineralsalzen  mit  einem 
XmiQomaksabE  [auch  vom  Ref.  koostatirt]. 

Die  Temperaturgrenze  für  das  Gedeihen  liegt  zwischen  10  und 
42%  das  Optimum  zwischen  30  und  35<^.  Oberhalb  36^  leidet  die 
F&rbnog,  kehrt  aber  bei  geringeren  Temperaturgraden  wieder  zurück. 
Bei  Loftabschlttas  kann  Wachstlium  erfolgen,  aber  ohne  Farbstoff. 

Saure  Reaktion  des  Nährsubstrats  verhindert  die  Entwickelung 
(l  promille  freie  Weinsäure),  während  der  Bacillus  selbst  bei  seinem 
Wachsthum  eine  nicht  unbeträchtliche  Säuremenge  (bei  Anwesenheit 


10g  Eitler  WMMTb«cIllas.  —  Oeiiaelii  der  Bakterien. 

TOD  Zacker)  bildet,  welche  schliesslich  seiDe  weitere  VermehruDg  b^ 
hindert;  schon  vorher  erlischt  die  Fähigkeit  der  Farbstoffbildun^i 
wAhrend  eine  schwach  saure  Reaktion  an  und  für  sich  die  Färbisns 
lebhafter  erscheioen  läset.  Auch  die  Temperatur  und  die  Einwirkim^ 
der  Kohlensäure  bedingt  gewisse  NuangiruDgen  des  Farbstoffs. 

Gegen  das  Licht  endlich  zeigt  sich  der  Bacillus  sehr  empfind- 
lich.   Kulturen,  welche  drei  Stunden  lang  den  senkrecht  auffallenden 
Sonnenstrahlen  ausgesetzt  wurden ,    gaben   regelmässig  ganz    über- 
wiegend farblose  Kolonieen,  welche  bei  fortgesetzter  Kultur  unter  den 
gleichen  Bedingungen  wie  vorher  die  Farbe  nicht  wiedergewannen. 
Bei  einstündiger  Belichtung  war  der  Eflekt  dagegen  nur  ein  vorüber- 
gehender;   bei  Östflndiger    zeigten  sich    die  Kulturen   abgestorben. 
Kontrollversuche  mit  Kulturen  bei  Luftausschluss  oder  in  WasserstofiT 
oder  Kohlensäureatmosphäre  ergaben,  dass  die  verändernde  Wirkung 
der  Sonnenstrahlen  nur  bei  gleichzeitiger  Anwesenheit  von  Luft  ein- 
tritt    Wesentliche  Unterschiede  in  der    Wirksamkeit  der  einzelnen 
Strahlen  des  leuchtenden  Spektrums  konnten    flbrigeos    nicht    kon- 
statirt  werden. 

Die  durch  Belichtung  erhaltene  farblose  Rasse  blieb  bei  S^aliger 
Uebertragung  auf  Kartoffeln  bis  25— 35<*  farblos,  während  sie  frflber 
unter  diesen  Bedingungen  stets  eine  violettrotbe  Färbung  gezeigt 
hatte.  Ebenso  blieb  sie  farblos  bei  Kultivirung  in  den  verschieden- 
artigsten Nährmedien ,  zeigte  aber  wieder  Bothfärbung  bei  Ueber- 
tragung auf  Kartoffeln  bei  niederer  Temperatur  (10 — 25*). 
Doch  ist  letztere  Färbung  keine  konstante  Eigenschaft ,  da  sie  bei 
weiterer  Kultur  unter  etwas  höheren  Temperaturgraden  wieder  ver- 
schwindet. Bachner  (München). 


k,Al.,    Contribuzione  allo  studio  delle  ciglia  det 
batterii  e  proposta  di  una  classificazione.    [Bakterio- 
logisches Laboratorium  der  Zoologischen  Station  zu  Neapel.]  (Rivista 
dlgiene  e  Sanitä.  Pubblica.     Anno  I.  No.  14.) 
Diese  im  Laboratorium  des  Ref.  ausgeführte  Arbeit  wurde  unter- 
nommen, um  die  Loeffler'sche  Methode  der  Färbung  der  Bakterien- 
cilien  nachzuprüfen.     Die  Angaben  letzteren  Forschers  (dieses  Cen- 
tralbl.  Bd.  VU.  No.  20)  konnten  bis  ins  Einzelne  bestätigt  werden,  spe- 
ziell was  die  als  Zusatz  zur  Beizäüssigkeit(Tannin-Eisensulfat-FucbsiD) 
notbwendige  Menge  Alkali  resp.  Säure  anbetrifft.     Von   einigen  von 
Loeffler  nicht  beschriebenen  Bakterien  ist  das  interessanteste  der 
Proteus  vulgaris.    Dieser  Bacillus  ähnelt  in  gelungenen  Präpa- 
raten (2  Tropfen  Säurezusatz  auf  16  ccm  Beize)   einem  Federbart, 
so  dicht  gedrängt  und  zahlreich  (60^100)  stehen  die  Cilien.    Die 
8  seitlichen  Geisseln  des  B.  Megaterium  färben  sich  ebenso 
bei  Säure-  als  bei  Akalizusatz  (Petruschky  macht  keine  An- 
•en  über  diesen  Bacillus).     Der  Bacillus  subtilis,  der  von 
rnil  und  Babes,  Macä  a.  a.  nach  einer  älteren  Angabe  von 
ch  mit  einer  Geissei  an  jedem  Pole  abgebildet  wird,  ti^  nach 
Q  Verf.  an  jeder  Längsseite  statt  dessen  deren  4 — 5.     Ein  aus 


Oei8s«ln  der  Bakterien.  —  Ptomaine.  107 

eioem  TTphusstuhl  isolirter  beweglicher  Bacillus,  der  in  Kultur  &hn- 
ficb  dem  Typhusmikroben  wächst ,  auch  die  Indolreaktion  vermissen 
liBSt,  unterscheidet  sich  von  letzterem  durch  das  Vorhandensein  nur 
eioer  Geissei  (5  Tr.  Alkali). 

Bei  unbeweglichen  Bakterien  gelingt  es  nie,  Geissein  sichtbar  zu 
Aachen,  so  auch  nicht  bei  dem  von  manchen  Autoren  (Eisen  her g) 
ftlschlich  als  beweglich  bezeichneten  Botzbacillus. 

Zur  Anfertigung  von  Präparaten  eignen  sich  besser  auf  festen 
Nährböden  gewachsene  Bakterien ;  bei  denjenigen,  welche  die  Gelatine 
verflüssigen,  wählt  man  am  besten  Agar-  oder  Kartoffelkulturen. 

Schliesslich  schlägt  Verf.  folgende  auf  das  Vorkommen  und  die 
Yertheilung  der  Gilien  gestützte  systematische  Klassifikation  der  Bak- 
terien vor: 

I.  Oymnobacteria: 

1.  Monotricha. 

Uo^«»;  ^1.  Ak.««^»;«..  )  2.  Lophotricha. 
.  1  ricnobacteria:  <  «    a  wrlvv»;*«;^!.«. 

o.  Ampnitricna. 

4  Peritricha. 

Die  Monotricha  haben  eine  Geissei  an  dem  einen  Pole  (z.  B. 
Bacillus  pyocyaneus).  Die  Lophotricha  tragen  ein  Büschel 
TOD  Qeisaeln  an  einem  Pol  (Bacillus  der  blauen  Milch).  Die  Am- 
phitricha  haben  an  jedem  Pol  eine  Cilie  (Spirillum  volutans). 
Die  Peritricha  sind  rings  von  Geissein  umgeben  (Bacillus 
Proteus  yalgaris,  Bacillus  typhosus). 

[Um  gerechten  Einwänden  zu  begegnen,  erlaubt  sich  Ref.   hier 
folgende  Bemerkungen.    Die  Klassifikation  kann,  wenn  sie  natürlich 
aän  soll,   nur  subsidiäre  Bedeutung  haben.    Denn  sonst  müsste  man 
nahverwandte  Bakterien,  wie  denBacillus  anthracis  und  sub- 
til is,   den    Fäces-  und   den  Typhusbacillus  in  verschiedene  Ord- 
DUDgen unterbringen ;  andererseits  vereinigte  die  Familie  der  Mono- 
tricha Angehörige  aus  allen  drei  natürlichen  Gruppen,  der  Kokken, 
B&dUen  und  Spirillen.     Es  dürfte  unseren  Ansichten  von  der  na- 
tflrlichen   Verwandtschaft  und  Phylogenese  der  Bakterien  mehr  ent- 
^fTechen,  wenn  wir  den  Modus  der  Cilienbildung  als  sekundäres 
Eintheilungsprinzip  verwertheten.    Z.B.  liesse  sich  die  grosse 
Hasse  der  nicht  sporenbildenden  Bacillen  nach  obigem  Schema  ganz 
gat  kUssifiziren.    Ref.]  W.  Kruse  (Neapel). 


Jaequemarty  F.,  Les  Ptomaines.    Histoire  et  caract^res 
ehimiques.    (Memoire  couronnd  par  la  Sociöt^  royale  des  scien- 
ces  mödicales  et  naturelles  de  Bruxelles.  [Goncours  de  chimie  1888 
—1889.]  —  Journal  de  m6decine,  de  Chirurgie  et  de  pharmacologie. 
Bniielles  1890.  No.  18.) 
Nach  .einer  kurzen  Einleitung,  in  welcher  der  Verf.  unter  an- 
derem den  Gegensatz  zwischen  den  durch  Mikroben  bei  der  Zerstö- 
rnog  des  Gewebes  gebildeten  „Ptomalnen"  und  den  von  den  lebenden 
Zellen  des  thierischen  Gewebes  abgeschiedenen  „Leukomal'nen'^  be- 
Vricht,  wird  eine  gedrängte  Uebersicht  über  die  geschichtliche  Ent- 


Wickelung  anserer  Kenntnisse  von  den  PtomaYnen  gegeben.  Darauf 
folgen  die  allgemeinen  Eigenschaften  der  Ptomalne.  Es  sind  flüssige 
oder  feste,  starke  Basen,  welche  starke  Säuren  zu  sättigen  yermOgen, 
also  keine  Amide,  wie  Casali  und  Andere  glaubten.  Man  hat  zwei 
Kategorien  zu  unterscheiden:  flüssige,  flüchtige  mit  eigenartigem  Oe- 
ruch  ohne  Sauerstofif  und  fe»te,  nicht  flüchtige,  sauerstoffhaltige. 

Die  flüssigen  Ptomalne  besitzen  einen  durchdringenden  und  sehr 
beständigen,  widerlichen  oder  leichenhaften  Geruch ;  sie  sind  löslich 
in  Aether,  z.  Theil  auch  in  Amylalkohol  und  Chloroform.  Die  festen 
sind  gewöhnlich  krystallisirt,  weiss,  löslich  in  Wasser,  unlöslich  in 
Alkohol,  Benzin  und  Chloroform.  Beide  Gruppen  sind  unbeständig; 
sie  verbinden  sich  mit  Säuren,  welche,  im  Deberschuss  zugesetzt,  sie 
zersetzen,  indem  sie  sie  zuerst  roth  färben  und  dann  als  braune, 
harzartige  Masse  ausfallen.  Als  Chlorhydrate  bilden  sie  mit  Platin- 
chlorid lösliche,  mehr  oder  weniger  krystallisirbare  Salze.  Durch 
einen  Ueberschuss  von  Platinchlorid  werden  sie  ebenso  wie  durch 
Licht  zersetzt  und  durch  eine  grosse  Anzahl  von  Beagentien,  wie  das 
Meyer  'sehe,  das  Kessler  'sehe,  Jodjodkalium,  Jodkalium,  Wismuth- 
jodür,  phosphormolybdänsaures  Natron  werden  sie  ausgefällt.  Queck- 
silberchlorür  fällt  sie  je  nach  der  Konzentration  bald  aus,  bald  nicht 
aus.  Goldchlorid,  Pikrinsäure»  Tannin  bilden  entsprechende  Verbin- 
dungen ;  nur  ein  Körper,  Phosphormolybdänsäure,  wirkt  ausnahmslos 
auf  alle  Ptomai'ne  ein.  Die  Farbenreaktionen  waren  früher,  als  man 
die  PtomaYne  noch  nicht  rein  darstellen  konnte,  wichtiger,  als  jetzt, 
unter  den  aufgezählten  ist  diejenige  am  wichtigsten,  welche  die  Pto- 
mai'ne wesentlich  von  vielen  pflanzlichen  Alkaloiden  unterscheidet: 
die  Bildung  von  „Preussisch  Blau'*  mit  Blutlaugensalz,  zu  welcher 
ein  umfangreiches  Gitat  aus  einer  Arbeit  von  Brouardel  et  Bout- 
my  gegeben  ist  Darauf  werden  eine  Anzahl  Alkaloide  angeführt, 
welche  die  gleiche  Reaktion  zeigen,  wie  die  PtomaTne,  so  dass  die 
Unterscheidung  durch  dieses  Rügens  ohne  praktischen  Werth  ist. 
Ebensowenig  seien  die  Methoden  brauchbar,  welche  von  Bettink 
und  von  D  i  s  s  e  1  empfohlen  seien.  Die  Gegenwart  von  Ptomai'nen 
kann  die  Reaktionen  von  pflanzlichen  Alkaloiden  in  den  Auszügen 
der  Eingeweide  verdecken  oder  ungewiss  machen. 

Die  meisten  Chemiker,  welche  sich  mit  PtomaKnen  beschäftigt 
haben,  schlugen,  um  sie  zu  isoliren,  einen  ähnlichen  Weg  ein,  wie  bei 
der  Isolirung  der  pflanzlichen  Alkaloide,  einige  wendeten  neue  Me- 
thoden an,  von  denen  die  von  Gautier,  Stas,  Dragendorf 
und  Brieger  als  die  wichtigsten  beschrieben  werden;  die  Me- 
thoden von  Gautier  und  Brieger  sind  nach  der  Ansicht  des  Verf.*s 
die  praktischsten  und  exaktesten  und  liefern  die  besten  Resultate. 

Hierauf  folgt  eine  eingehende  Beschreibung  der  einzelnen  Pto- 
malne, welche  in  folgender  Weise  geordnet  sind. 

I.  Sauerstofffreie  Ptomalne. 
Parvolin  von  der  Formel  CgHjgN  wurde  1881  von  Gautier 
und  £tard  in  den  Produkten  der  bakteriellen  Zersetzung  der  Ma- 
krele und  des  Pferdefleisches  entdeckt  und  aus  den  faufigen  Sub- 
stanzen durch  Gautier*8  Methode  isolirt.    Eine  ambrafiurbige,  öl- 


PtODUdll«.  109 

«**  55??^®**»  welche  nach  den  Blüthen  des  Hagedornes  riecht, 
^1  ?k  kocht  and  leicht  löslich  in  Wasser,  Alkohol,  Aether  und 
Oto^  ist;  an  der  Luft  bräunt  es  sich  und  verharzt.  Sein 
Dqnpdsalz  mit  Platinchlorid  ist  wenig  lösUch,  krystallisirt,  fleisch- 
Bitefl,  an  der  Luft  rasch  rosa  werdend. 

Hjdrocollidin  von  der  Formel  CgHißN  wurde  1881  von  den 

glädiai  Forschern  und  in  den  gleichen  Stoffen  entdeckt,  die  häufigste 

Base,  wdche  sich  bei  der  Fäutoiss  von  Pferde-  und  Rindfleisch  bildet. 

&  kt  eine   fast   farblose  Flüssigkeit,   etwas  ölartig ,   durchdringend 

nch  JasoiiD  (Philadelphus)  riechend,  an  der  Luft  sich  bräunend 

oDd  unter  Kohlensäureaufiiahme  klebrig  werdend.    Sein  Doppelsalz 

mit  Platinchlorid   ist  blassgelb,    leicht  fleischfarben,    krystallinisch, 

venig  IfisUch ;  es  I58t  sich  in  der  Hitze  wieder  auf  und  scheidet  sich 

ii  g^LTtlininten  Nadeln  ab.    Es  kocht  bei  ca  210^,  ohne  sich  zu  zer- 

selzoi.    B  r  i  e  g  e  r   hält  dieses  Hydrocollidin  und  ein   von   C 1  o  a  z 

sjBthetisch  dargestelltes  Aethylendiamin  für  identisch,  doch  ist  dieses 

letztere  in   s^nen  Wirkungen  auf  Thiere  ganz  anders,  als  das  sehr 

giftige  Hydrocollidin,   welches  schon  in  7  Milligramm  starker  Dosis 

nkr  ^Ben  Vogel  tödtlich  ist. 

Bäm  Eindampfen  der  Mutterlauge  des  Hydrocollidins^  wurde 
^on  Gautier  undJ^tard  noch  eine  Base  von  der  Formel  C^fH^gN^ 
erhalten. 

Guareschi  undMosso  und  später  Oechsner  deConinck 
erhielten  eine  Baae  von  der  Formel  C10H15N,  welche  ölig,  stark  al- 
kalisch, Ton  Pyridingeruch,  wenig  lösUch  in  Wasser  und  leicht  ver- 
harzbar ist. 

Collidin  von  der  Formel  CgHuN  wurde  1876  von  Nencki 
bei  Fäulniss  der  mit  Pankreas  versetzten  Gelatine  gefunden. 

Gelbliche,  leicht  bewegliche  Flüssigkeit  von  widerlichem  Geruch, 
löslich  in  Wasser,  leichter  in  Methyl-  und  Aethylalkohol  und 
in  Aether. 

Neuridinvon  der  Formel  C5H14N4  wurde  1884  von  Brieger 

in  faulendem  Fleisch  entdeckt    Das  Neuridin  findet  sich  immer  von 

Gholin   begleitet,   nimmt  aber  mit  der  fortschreitenden  Fäulniss  zu, 

wahrend  dieses  abnimmt.    Die  Herstellung  und  Eigenschaften  des 

Neoridins  werden  nach  Brieger  citirt. 

Kadaverin,  ebenfalls  von  Brieger  entdeckt,  in  unreinem 
Zustande  schon  frtlher  beschrieben,  hat  die  Formel  CgH^e^g  und  ist 
aas  menschlichen  Leichen  erhalten  worden.  Es  ist  eine  dicke,  trans- 
parente, zwischen  120  und  150®  kochende  Flüssigkeit,  welche  unter 
Anfioahme .  von  Kohlensäure  aus  der  Luft  sich  in  Krystalle  umwan- 
delt nnd  einen  unangenehmen,  dem  Conidn  ähnlichen  Geruch  besitzt. 
Mit  Schwtfelsäure  und  Salzsäure  gibt  es  schöne,  in  Aether  und 
absolutem  Alkohol  unlösliche,  in  Wasser,  gewöhnlichem  Alkohol 
und  Aether-Alkohol  lösliche  Krystalle.  Das  reine  Kadaverin  ist 
nicht  giftig. 

Pntrescin,  mit  dem  vorigen  von  Brieger  erhalten,  von  der 
Zusammensetzung  Ci4HisNt  als  wasserhelle,  leicht  bewegliche  Flüs- 
sigkeit von  einem  Geruch  der  zugleich  an  Sperma  und  an  Pyridin- 
biuKU  erinnert    Reines  Putrescin  ist  nicht  giftig. 

IZ.B4.  8 


wo  PtomtiLe.  —  Koblensiure  a.  WMserbakterien. 

Saprin,  ebenso  wie  voriges  von  Brieger  entdeckt  und 
Eadaverin  in  der  chemischen  Zusammensetzung  gleich,  aber 
einige  Reaktionen  von  diesem  unterschieden,  besonders    durch 
Verbalten  des  Doppelsalzes  mit  Platinchlorid.    Es  ist  nicht  gifti^*^ 

My  da  lein,    von  Brieger   entdeckt  in  der  Mutterlauge 
Platinsalze  der  vorigen,  durch  die  ausserordentlich  leichte  Löslicbkeii 
seines  Salzes  mit  Platinchlorid  von  jenen  verschieden.  Es  ist  sehr  — ^-■-=— 


II.  Sauerstoffhaltige  Ptomalne. 

Dieselben  sind,  mit  Ausnahme  des  Gadinins,  fest ;  sie  bilden 
Uebergang  zwischen  den  PtomaKnen  im  engeren  Sinne,    d.  h. 
Alkaloiden,  welche  bei  den  durch   Bakterien   herbeigeführten 
Setzungen  auftreten,  und  den  LeukomaYnen,  den  physiologischen  Al- 
kaloiden.   Man  findet  sie  ebenso  in  normalen  wie  in  faulenden  Gewebeo. 

„N6vrine  putr6factive",  von  der  Formel  CßHj^NCOH),  ist 
eine  starke  Base,  in  jedem  Verh&ltniss  in  Wasser  Kyslich.    Es  wirkt 
giftig,  aber  seine  Wirkung  ist  für  verschiedene  Thiere  eine  ungleiche. 
Eine  Menge,  die  hinreicht,  eine  Katze  zu  tödten,  bleibt  ohne  Einflass 
auf  ein  Meerschweinchen.    Das  Gegenmittel  ist  Atropin,  aber  meric- 
würdiger  Weise  ist  es  umgekehrt  kein  Gegenmittel  gegen  Atropin. 

Chol  in,  von  der  Formel  CpHgNO.,  ist  dem  vorigen  ähnlich, 
aber  von  jenem  dadurch  unterschieden,  dass  sein  Chlorhydrat  Tannin 
nicht  fällt,  während  das  entsprechende  Salz  von  Neurin  Tannin  fäJlt. 
Auch  ist  seine  toxische  Wirkung  zwar  derjenigen  des  Neurins  ähn- 
lich, aber  schwächer. 

Muscarin,  C5H15NO3,  wurde  1870  von  Schmiedeberg  und 
Koppe  aus  dem  Fliegenpihs  erhalten,  1878  von  Gautier 
unter  den  Produkten  der  Fäulniss  in  faulendem  Fischfleisch  nachge- 
wiesen. Es  bildet  unregelmässige,  leicht  zerfliessliche  Krystalle,  ist 
durch  chemische  Reaktionen  und  seine  grosse  Giftigkeit  ausgezeichnet. 
V30  oder  V90  Milligramm  genügt,  um  den  Herzschlag  eines  Frosches 
zu  sistiren.    Das  Gegenmittel  ist  Atropin. 

Gadinin,  C7H17NOJI,  von  Brieger  entdeckt,  aus  der  Mutter- 
lauge des  Chlorplatinsalzes  des  vorigen  erhalten;  es  ist  nicht  giftig. 

Schliesslich    werden   noch    zwei   Ptomalne    von    den   Formeln 

(^T^^is^sOe  ^^^  CöHis^s^i  erwähnt,  welche  von  Pouch  et  1880 
entdeckt  wurden  und  giftig  wirken. 

In  der  Schlussbetrachtung  wird  darauf  hingewiesen,  dass  der 
thierische  Körper  fortwährend  giftige  Stoflfe  erzeugt,  deren  unvoll- 
kommene Entfernung  oder  Zerstörung  durch  den  Sauerstoff  des 
Blutes  die  Ursache  einer  Selbstinfektion  sei  und  dass  eine  ganze 
Anzahl  Krankheiten,  die  zum  Theil  angeführt  werden,  auf  eine  der- 
artige Ursache  zurückzuführen  sei.  Migula  (E^arlsruhe). 

Sealae  Sanfelloe,  Azione  deir  acido  carbonico  disciolto 

nelle  acque  potabili  su  alcuni  microorganismi  pato- 

g  e  n  i.   (Istituto  d'igiene  di  Roma.  —  BuUettino  della  R.  Accademia 

Medica  di  Roma.    Anno  XVI.    Fascic.  VIII.) 

Verff.  legten  sich  zuerst  die  Frage  vor,  ob  die  im  Trinkwasser 

gewöhnlich  in  Lösung  befindliche  Kohlensäure  auf  pathogene  Bat 


Kohleaaftiur«  a.  Wasierbaktorien.  —  HaUri«.  1]^! 

tarien  schädlich  wirkt.  Zu  dem  Zwecke  wurde  das  Wasser  durch  G  h  a  m  - 
berlandfilter  filtrirt  und  daon  zu  je  200—300  ccm  eine  Bouillon- 
httar  hinzugefügt.  Durch  Plattenkulturen  wurde  bis  zum  dritten 
Tige  koDStatirt,  ob  eine  Verminderung  oder  Vermehrung  stattge- 
imdeii  hatte,  und  daraus  auf  die  Schädlichkeit  oder  Unschädlichkeit 
der  iB  Wasser  gelösten  Kohlensäure  geschlossen.  Es  ergab  sich  auf 
die  Weise,  dass  die  pathogenen  Mikroorganismen  (Cholera-  und 
HQzbraodbakterieD,  Staphylococcus  aureus  und  albus,  Ty- 
pbns-  und  Kaninchenseptikämiebacillen)  gegen  das  gewöhnliche  Maass 
tos  Eohlensäare  bei  der  Temperatur  von  15^  unempfindlich  waren. 
[Stroig  genommen  nur  in  der  hier  angewendeten  sehr  verdünnten 
Näklösang.  I^-l- 

Wurde  das  Wasser  mittelst  Durchleitung  von  Kohlensäure  reich- 
licber  mit  diesem  Gas  gesättigt,  so  trat  ein  schädlicher  Einfluss  des 
lUtztoen  bei  den  Cholera-  und  Milzbrandbakterien  heiTor,  während 
die  übrigen  sich  indifferent  verhielten. 

Die  im  Soda-  und  Selterwasser  unter  höherem  Druck  befindliche 
KaUen^ure  erwies  sich  schädlich  gegenüber  dem  Bacillus  sub- 
tilis,  nicht  gegenüber  dem  Proteus  vulgaris. 

Tke Sporen  des  Bac.  subtilis  und  anthracis  keimen,  wenn 
sie  im  kontinuirlichen  Kohlensäurestrom  gehalten  werden,  nicht  aus. 

W.  Kruse  (Neapel). 

CeDi  e  Karehiafava,  II  reperto  del  sangue  nelle  febbri 

malariche  invernali.     (Bullettino  delle  R.  Accad.  Medic.  di 

Roma.    Anno  XVI.  1889—90.  Fascicolo  VI.) 

I>eik  klinischen  Typen  des  Malariafiebers  entsprechen  verschiedene 

Formen  von  Parasiten    im  Blut    der  Kranken.    Der  Terzana  und 

Q^oiitana^   die  in  Rom  im  Frühjahr  vorwiegen,    gehören  die  pig- 

mentirten  Plasmodien  an,  welche,  wenn  ihr  Wachsthum  beendigt  ist, 

ttst  das   ganze  rothe   Blutkörperchen    ausfüllen,  „Sporen^'   bilden 

und  als  solche   in    andere   Blutkörper  eindringen,    um    denselben 

Kreislauf  von  neuem  durch  zu  machen.    Die  Quotidiana  (des  Sommers 

und  Herbstes),    die    klinisch    eine  Neigung   zu   irregulärem,    sub- 

kontiniiirlichem  Verlauf  zeigt  und  manchmal  perniciös  auftritt,  wird 

iutäi  die  kleinen,  amöboiden  Formen  gekennzeichnet,  die  kein  oder 

wenig  Pigment  bilden   und  nur  einen  Theil  des  Blutkörpers  aus- 

Men^  wenn  sie  zur  Sporulation  übergehen.    Neben   den  letzteren 

finden  sich  namentlich,  wenn  die  Infektion  schon  längere  Zeit  ge- 

daaert  hat,    grössere  pigmentirte   Formen,    deren    Endstadien    die 

Halbmonde  Laveran^s  vorstellen. 

Die  Verff.  haben  im  Laufe  des  Winters  1889/90  öfters  Gelegen- 
gebabt, zu  beobachten,  dass  entsprechend  einer  Veränderung 
im  T^as  des  Fiebers  sich  auch  der  Blutbefund  bei  einem  und 
im«elben  Sjranken  veränderte.  In  einem  der  citirten  Fälle  dauerte 
die  Infektion  fast  ununterbrochen  vom  August  bis  zum  März,  der 
Kranke  verliess  immer  nur  auf  wenige  Tage  das  Hospital.  Die 
Beddive  entsprachen  zuerst  dem  Typus  der  Quotidiana  des  Sommers, 
später  dem  der  doppelten  Terzana;  der  Blutbefund  ging  dem 
pandlel.    [Leider   wurde   die    Blutuntersuchung    hier   nicht   regel- 

8* 


1*12  MAlurift. 

massig  darchgeführt ,  so  dass  nicht  genau  gesagt  werden    ki 
wann  und    in  welcher  Weise  der  Uebergang  erfolgte.    Allein 
klinische  Vermerk  Quotidiana  oder  Terzana  doppia   ist  nicht 
scheidend,  denn  oft  genug  findet  man  bei  einer  scheinbaren  Quo^ 
diana  einen  Blutbefund,  der  einer  Terzana  doppia  entspricht.     Re£. 

In  einem  andern  Falle  folgten  nach  dreimonatlichem  Vorherrsche] 
des  Quotidiantypus  im  Winter  Fieber  von  der  Form  der  doppelt^er 
Terzana  mit  den  entsprechenden  Parasiten  im  Blute.    Kaum    abei 
hatte  Patient  das  Hospital  als  geheilt  verlassen,  so  kehrte  er  aucii 
schon  wieder    zurück   mit   leichten    täglichen   Fiebererscheinungen. 
Im  Blute   fanden  sich  jetzt    die    kleinen    amöboiden  Formen    nodt 
Halbmonde.    Nach  10  Tagen  traten  hierzu  abermals  die  Parasiten 
der  Terzana,   ohne    dass   Patient    das    Hospital   verlassen    hätte. 
Nach  weiteren  10  Tagen  waren  die  letzteren  nur  noch  allein  ver- 
treten, während  das  Fieber  seinen  leichten  unregelmässigen  Charakter 
bewahrte. 

Wie  lassen  sich  diese  Thatsachen  deuten? 

Entweder  kann  der  Malariaparasit  im  Blute  aus  der  einen  in 
die  andere  Form  übergehen. 

Oder  es  handelt  sich  um  zwei  verschiedene  Genera  (6  r  a  s  s  i 
und  Feletti)  oder  verschiedene  Spezies  oder  Varietäten  von  Para- 
siten, die  nach  einander  den  Körper  infiziren,  oder  zu  derselben 
Zeit  in  ihn  eindringen,  aber  zum  Theil  latent  bleiben. 

Vor  der  endgültigen  Lösung  der  Frage  mittelst  der  Eultor 
lassen  sich  für  die  eine  oder  andere  Ansicht  nur  Wahrscheinlich- 
keitsgründe  angeben,  denn  auch  die  Ergebnisse  der  Versuche,  in 
denen  Malariablut  auf  Gesunde  mit  Erfolg  übertragen  wurde,  sind 
einer  verschiedenen  Auslegung  iahig.  [Die  bisherigen  Resultate 
derselben  sprechen  eher  für  die  spezifische  Identität  der  Formen 
des  Parasiten,  als  gegen  dieselbe.    Bef.] 

Zu  Gunsten  der  ersten  Auffassung  berufen  sich  die  Verff. 
einmal  auf  Gründe  der  Analogie,  z.  B.  die  vom  Ref.  (Virchow's 
Archiv  CXX.  Bd.)  gefundenen  Verhältnisse  bei  den  Blutparasiten 
des  Frosches,  ferner  auf  die  Uebereinstimmung,  die  in  Bezug  auf 
die  jüngsten  Stadien  des  Parasiten,  seine  Lebensweise,  die  Sporen- 
bildung und  gewisse  andere  Endphasen  seiner  Entwickelung  un- 
leugbar zwischen  den  Formen  der  Quotidiana  und  denen  der  Ter- 
zana-Quartana besteht.  Die  wesentlichen  Differenzen  derselben 
lassen  sich  nach  den  Verff.  durch  die  verschiedene  Schnelligkeit 
im  Wachsthum  der  Parasiten  erklären. 

Am  grössten  ist  die  letztere  bei  einigen  Formen  von  Perniciosa, 
bei  denen  es  gar  nicht  zur  Bildung  von  Pigment  kommt. 

Schnell  ist  die  Entwickelung  auch  noch,  aber  schon  mit  Bildang 
von  einigem  Pigment  verbunden,  bei  der  Quotidiana  des  Sommers 
und  des  Herbstes  mit  mehr  oder  weniger  irregulärem,  oft  kontinuir- 
lichem  Verlauf  und  bei  gewissen  Formen  von  doppelter  Terzana  and 
dreifacher  Quartana.   [?  Ref.] 

Langsam  geht  die  Entwickelung  von  Statten  in  der  Terzana 
und  Quartana  und  ist  hier  mit  reichlicher  Pigmentbildung  ver- 
bunden. 


Diese  VerschiedeDbeit  in  der  Art  des  Wachsthums  könnte 
efstlich  ans  den  variablen  Bedingungen  der  Aussenwelt  abgeleitet 
wtfd^  wie  Temperatur  und  Feuchtigkeit  Daraus  erklären  sich 
die  Differenzen  der  Formen  des  Sommers  und  Herbstes  von  denen 
des  Winters  and  des  Frühjahres,  ferner  die  der  geographischen 
Zooen  und  Klimate.  Zweitens  spielen  die  Bedingungen  eine  Rolle, 
die  im  Organismus  selbst  hegen,  seien  es  erworbene  oder  ererbte. 
L  Martin  (AerztMche  Erfahrungen  über  die  Malaria  der  Tropen- 
Under.  Berlin  1889)  berichtet  z.  B.,  dass  auf  Sumatra  neu  ange- 
kommeoe  Europäer  oder  Chinesen  an  den  schwersten  Malariafiebern 
dknnken,  Malayen  und  Javanesen  an  Terzana  und  die  Tamil  ent- 
weder gar  nicht,  oder  an  Quartana. 

Welche  Bedeutung  die  Halbmonde  haben  und  in  welcher  Be- 
ddiimg  sie  zu  den  übrigen  Formen  stehen,  lassen  die  Verff.  vor- 
llnfig  unbestimmt. 

Andere    Gründe   für    die    Einheit    der   Malariaparasiten     sind 
kÜDischer  Natur.     Auch   bei   anderen  Infektionen    kennt  man  ver- 
sdiiedene  Formen,  ohne  doch  an  der  Unität  des  Virus  zu  zweifeln. 
Feroer  werden  die  Fieber  des  Winters  von  allen  Aerzten  als  Recidive 
ao^efasst,    während  sie  nach  der  dualistischen  Theorie  ds    neue 
bfektionen  oder  als  lange  Zeit  latent  gebliebene  angesehen  werden 
müß&en.    Nun    ist  aber  die  primäre  Infektion  im  Winter  (in  Rom) 
dne  Seltenheit.     Ausserdem  sind  die  Intervalle  zwischen   den   Er- 
krankungen   im    verschiedenen  Typus  häufig    so    kurz,    dass  man 
Dicht  sagen  kann,  dass  die  vorhergehende  vollständig  geheilt  war; 
and  oft  ist  eine  so  günstige  Veränderung  im  Befinden  des  Kranken 
in  to  Zwischenzeit  eingetreten,  dass  man  eher  an  eine  Abschwächung 
der  alten  Infektion  durch  den  gekräftigten  Körper,  als  an  das  Ein- 
Xs^VL  einer  neuen  glauben  möchte. 

Andererseits  muss  die  lange  Latenz  eines  andern  Virus,  die 
^Mdk  der  g^nerischen  Theorie  z.  B.  fftr  den  oben  erzählten  zweiten 
Krankbeitsfiül  anzunehmen  wäre,  unwahrscheinlich  bleiben,  da  in 
der  ganzen  Zwischenzeit  trotz  regelmässiger  Beobachtung  nie  eine 
TOD  den  so  schwer  zu  übersehenden  und  persistenten  Halbmond- 
formen  im  Blute  konstatirt  werden  konnte.    W.  Kruse  (Neapel). 

iittolisel,  Enileo,  Considerazioni  intorno  alla  classifi- 

cazione  dei  parassiti  della  malaria.    (La  Riforma  med. 

1890.  No.  99—103.) 

Der  leider  zu  frtOi  dahingeschiedene  Verf.  hatte  nicht  mehr  die 

Genogthuiing,  seine  im  Vereine  mit  A.  Angelini  angestellten  Un- 

tersQchongen   über    die   Malariaparasiten    selbst    veröffentlichen    zu 

imm.    Letzterer  unterzog  sich  dieser  anerkennenswerthen  Aufgabe. 

Verf.  berichtet  über  die  bisherigen  Klassifikationsversuche  bei  den 

thiariaparasiten,  insbesondere  über   die  Anschauungen  von   Mar- 

chiafava  und  Celli,  Me tschnikoff,  Gouncilman,  Celli 

und  Guarnieri  u.  A.  mehr.    Die  halbmond-  und  sichelförmigen 

Körper  können  nicht  als  Sporen  angesehen  werden,  denn  sie  stellen 

Mere  Entwickelungsstufen  der  Amöbentbrm  dar.    Sie  besitzen  weder 

^e  Widerstandsfähigkeit  noch  die  Membran  von  Sporen-,  sie  werden 


1 14  MftlarU. 

gleichzeitig  neben  der  Amöbenform  gefunden  und  die  Halbmond 
formen  zeigen  immer  Digestionsresidua.  Dass  die  Sporozoen  iz&^ 
Ziehung  zu  den  Malariaparasiten  gebracht  wurden,  beruhte  ^1 
auf  der  Aehnlichkeit  der  Laveran'schen  Halbmondformen  mi^  d^ 
sichelförmigen  Körperchen  der  Sporozoen  und  auf  einer  irrthümliobe] 
Deutung  der  feineren  Strukturverhältnisse  der  Halbmondformen.  Ei 
gibt  eben  keine  Berührungspunkte  zwischen  Sporozoen  und  Hämato^oen 

Bezüglich  der  Frage,  ob  es  einen  oder  mehrere  Malariaparasitets 
gäbe,  kam  Verf.  bei  seinen  Untersuchungen  zu  den  gleichen  Er^^eb- 
nissen,  wie  Golgi:  dass  die  Malariainfektion  wirklich  von  drei 
schiedenen  Parasiten  erzeugt  wird. 

Die  Hämat.ozoe  der  Quartana  beginnt    ihr  Dasein 
Amöbe  im  rothen  Blutkörperchen.    Nach  ihrer  Pigmentirung  sistirt 
sie  die  Emission  und  Retraktion  der  Pseudopodien,  es  werden  nar 
noch  langsame  Deformationen  des  Konturs  beobachtet.    Mit  der  Zer- 
störung des  rothen  Blutkörperchens  ist  auch  die  vegetative  Phase 
des  Parasiten  beendet  und   er  tritt  in  die  Reproduktionsphase  ein* 
Während  der  vegetativen  Phase  ist  eine  Strukturdifierenz  im  Proto- 
plasma nicht  wahrnehmbar,  obzwar  es  sich  in  das  Ektoplasma  und 
das  Endoplasma  scheidet,  welche  bei  den  amöboiden  Formen  durch 
ihr  verschiedenes  Lichtbrechungsvermögen,  bei  den  pigmentirten  mit 
der  Färbungsmethode  von  Celli  und  Guarnieri  zur  Wahrnehmungr 
gelangen.    Die  Vermehrung  geschieht  endogen  ohne  Sporocysten  und 
durch  Sporen,  welche  mit  einer,  im  gefärbten   und  ungefärbten  Zu- 
stande gut  sichtbaren  Membran   versehen   sind.    Aus   den    Sporen 
treten  wieder  Amöben   heraus,  mit  welchen  eine  neue  Generation 
beginnt. 

Die  Hämatozoe  der  Tertiana  unterscheidet  sich  von  der 
vorangehenden  dadurch,  dass  die  Amöbe,  auch  wenn  sie  bereits  pig- 
mentirt  ist,  die  Emission  und  Retraktion  ihrer  Pseudopodien  fort- 
setzt. Man  begegnet  daher  bei  der  Tertiana  häufig  sehr  grossen  pig- 
mentirten Amöben,  wie  man  sie  bei  keiner  anderen  Varietät  der 
Malariaparasiten  findet.  Die  pigmentirten  Formen  der  Tertiana 
sind  in  rothen  Blutkörperchen  eingeschlossen,  die  immer  grösser 
sind,  als  die  normalen  und  verschiedene  Degenerationserscheinungen 
zeigen.  Ihre  Pigmentgranula  lassen  eine  sehr  lebhafte  Bewegung 
sehen.  Wenn  das  Blutkörperchen  ganz  zerstört  ist,  kann  man  sie 
häufig  Geissein  von  ihrer  Peripherie  aussenden  sehen.  Die  Sporu- 
lation  findet  auch  hier  endogen  statt,  und  zwar  sind  die  Sporen  kleiner, 
als  bei  dem  Quartanaparasiten  und  häufig  in  Doppelreihen  um  die 
Pigmentmasse  gelagert. 

Die  sichelförmige  Hämatozoe  bietet  ein  sehr  wechsehi- 
des  Bild  ihrer  morphologischen  und  biologischen  Eigenschaften  dar, 
je  nach  der  Intensität  der  Infektion  und  der  Jahreszeit,  in  welcher 
letztere  geschah.  Der  Parasit  lebt  und  vermehrt  sich  vornehmlich 
in  den  inneren  Organen  (Milz,  Leber,  Gehirn,  Knochenmark)  und  sein 
amöboides  Stadium  bildet  ausnahmsweise  ein  wichtiges  diagnostisches 
Hülfsmittel,  da  häufig  Zweifel  über  den  Charakter  der  durch  diesen 
Parasiten  erzeugten  Infektionskrankkeit  bestehen  können.  In  einer 
im  Sommer  häiäg  auftretenden  Fiebergruppe,  bei  welcher  die  Blat- 


HaUri*.  115 

■lemchiiDg  eine  enorme  Anzahl  beweglicher  Amöben  nachweist, 
siid  die  pigmentirten  Formen  nur  schwach  vertreten  and  bestehen 
HB  einer  nmdlicheD,  weisslichen  Protoplasmamasse ,  in  welcher  das 
Figmoxt  zo  einem  Blödcchen  kontrahirt  und  central  gelagert  ist. 
Kner  Befand  ändert  sich  nicht  die  nächsten  2—3  Tage,  auch  nicht 
bd  letalem  Ausgange.  Bei  der  Untersuchung  der  Organe  wird  man 
iter  fiele  in  Sporenbildung  begrififene  Formen  finden.  Wenn  die 
Iitoukten  der  Infektion  nicht  erliegen,  so  lässt  sich  nach  mehreren 
Tagen  im  drcolirenden  Blute  immer  das  Vorhandensein  sichelfi)r- 
uger  oder  auch  halbmondförmiger  Elemente  nachweisen.  Bei  anderen 
kfimBch  wenig  Yerschiedenen  Fällen  tritt  im  Blute  sofort  eine  grosse 
ZaU  Amöben  und  pigmentirter  Formen  gleichzeitig  auf  und  bei 
liDgsam  Yorwärtsschreitender  Infektion  auch  die  Laveran'sche 
blbmondform.  Wenn  sich  die  pigmentirten  Formen  zur  halbmond- 
Aimigen  Gestalt  entwickeln,  dann  sind  die  ovoiden  und  rundlichen 
Fonnen  mit  i>eripheren  KOrperchen  und  Oeisselformen  leicht  auf- 
üodtMur.  Die  Chininbehandlung  bewirkt  eine  sehr  starke  Vermehrung 
der  Geisselfonnen. 

Die  sichelfonDige  Hämatozoe  beginnt  ihren  Lebenslauf  ebenfalls 
ata  Amöbe ,  die  aas  ihr  entstehenden  pigmentirten  Formen  können 
n  ühiet  Gestalt  varüren,  bsdd  eine  rundliche  Form  mit  einem  ein- 
ligeD  Pigmentbllk^kchen,  bald  eine  Spindelform  mit  zugespitzten  Enden 
uA  mit  längBTerthdltem  Pigment,  bald  die  Halbmondform  an- 
nehmen. In  jedem  dieser  Fälle  ist  die  Sporulation  jener  der 
Quartana  ähnlich. 

Um  die  Frage  über  den  spezifischen  Parasiten  und  sein  Ver- 
mögen, einen  bestimmten  Fiebertypus  auszulösen,  möglichst  klar  zu 
stdlan,  wurden  Uebertragungen    auf  den  Menschen  vorgenommen. 
Die  ersten  Versuche ,   bei  welchen  Malariablut  von  einem  Kranken 
icimpft  wurde,  der  schon  früher  an  Fieber  verschiedener  Typen  ge- 
Msa  hatte,  gaben  Resultate,   welche  eher  gegen  die  Multiplizität 
iei  Malariaparasiten  sprachen.    Erst  bei  der  Verimpfung  des  Blutes 
solcher  Kranken,  welche  immer  nur  von  primärer  Malariainfektion 
be&ülen  waren,  gelang  es,  denselben  Typus  zu  erzeugen.     Mit  pri- 
märer Tertiana  wurde  wieder  Tertiana,   mit  dem  ausgesäten   spezi- 
fifichen  Parasiten  wieder  derselbe  identische  Parasit  hervorgebracht, 
ebenso  wurde  mit  Quartana  und  den  Halbmondformen  wieder  Quartana 
besw.  nnregelmässiges  Fieber  mit   den  spezifischen  Varietäten   er- 
^Usu.    Die  Impftmgen  mit  „Reinkulturen^^  gewährten  demnach  ein- 
deotige  Resultate. 

Ist  der  Kranke  von  mehreren  Varietäten  der  Malariaparasiten 
infizirt  worden,  so  kann  Heilung  des  Fiebers  nach  der  einen  Varie- 
tät eintreten  und  das  Individuum,  trotzdem  eine  weitere  Infektion 
aosgescbloBsen  bleibt,  nach  einer  gewissen  Zeit  an  einer  anderen 
Varietät  neuerdings  erkranken.  Die  späten  Recidive  könne  man 
^er  mit  grösserer  Berechtigung  auf  einen  Latenzzustand  der  wider- 
standsfähigen Sporen  zurttdmlhren,  als  auf  das  Vorhandensein  wenig 
iBhncheinlicher  Dauerzustände. 

Nach  eingehender  kritischer  Vergleichung  der  biologischen  Cha- 
ttete der  Varietäten    der  Malariaparasiten   mit    jenen  der   von 


WQ  MaUri».  —  Perforirendes  G«sehirilr  in  der  NasenscheidAwand. 

Lankester  aufgestellten  Klassen,  Arten  und  Familien  schliesst 
Verf.:  Die  Parasiten  der  Malaria  sind  Protozoen,  welche  zur  Ord- 
nung Gymnomyxa  gehören  und  die  Klasse  Proteomyxa  bildeo, 
jene  Klasse,  von  welcher  die  höheren  Protozoen  abstammen. 

Kräl  (Prag). 

Coronado,  E«  Y.,  El  microbio  de  la  malaria  ym  evolu- 
cion  en  la  sangre  de  los  intoxicados.  (Crönica  m6dico- 
quiicrgiürca  de  la  Habana.  1890.  Juni.) 

Nach  einer  Einleitung  über  die  Morphologie  des  normalen  Blutes 
geht  Verf.  zur  Beschreibung  der  Untersuchungen  über,  die  er  an  7 1  Cuba- 
nem  von  verschi^ener  Rasse,  Alter  und  Geschlecht  angestellt  hat,  um  sich 
vonderRichtigkeitderAngabenLaveran's  auch  ftlr  die  Malaria  der 
Insel  Guba  zu  überzeugen.  Ausser  dem  der  Oberfläche  entnommenen 
Blute  untersuchte  er  auch  in  7  Fällen  Proben  aus  dem  Gewebe  der 
Milz.  In  ersterem  fand  er:  bewegliche  Körperchen  67mal,  kugel- 
förmige Körperchen  Laveran's  36mal,  hsdbmondförmige  Körper- 
chen desselben  29mal,  eine  oder  mehrere  Geissei  führende  Kugeln 
llmal;  im  Milzblut  fand  er  seine  beweglichen  Körperchen  in  idlen 
7  Fällen,  die  Kugeln  Laveran's  in  7  Fällen  und  die  Halbmonde 
in  5  Fällen ;  mit  Geissein  behaftete  Körperchen  fand  er  im  Milzblute 
nicht. 

Aus  seinen  zahlreichen  Blutuntersuchungen  (Mikroskop  von  L  e  i  t  z, 
Wetzlar)  zieht  Coronado  den  Schluss,  dass  das  Vorkommen  des 
Laveran'schen  Parasiten  im  Blute  der  Wechselfieberkranken  von 
Guba  eine  unbestreitbare  Thatsache  ist,  dass  aber  die  verschiedenen 
Formen  nicht  besonderen  Typen  angehören,  sondern  nur  Entwicke- 
lungsphasen  ein  und  desselben  Microbiums  sind,  als  deren  Keime 
er  seine  „beweglichen  Körperchen^'  (0,1  ^u — 1,0 ^ci)  ansieht,  während 
die  Geissein  (Spirillen)  die  vollendete  Form  darstellen. 

Auf  4  lithographirten  Tafeln  finden  sich  die  beobachteten  und 
in  der  verdienstvollen  Arbeit  beschriebenen  Formen  zur  Anschauung 
gebracht  Sentinon  (Barcelona). 


Hi^ek^M.^  Das  perforir ende  Geschwür  der  Nasenscheide- 
wand.   Eine  anatomisch-klinische  Studie.    (Aus  dem 
Laboratorium  des  Prof.  Weichselbaum  in  Wien.  —  Virchow's 
Archiv.  Bd.  CXX.  p.  497.) 
Von  den  Untersuchungen  können  hier  nur  jene  Erwähnung  fioden, 

welche  das  ätiologische  Moment  des  perforirenden  Geschwürs  in  dem 

knorpeligen  Theile  der  Nasenscheidewand  berühren. 

Nach  den  bisherigen  direkten  Untersuchungen    hat  dieser  Er- 

krankungsprozess   mit  Lues,    Tuberculose  und  Diphtherie  nichts  zu 

thun. 

In  den   oberflächlichen  Schichten    der  Pseudomembranen  fand 

Verf.  mikroskopisch  bedeutende  Kokkenansammlungen,  dazwischen  nur 

spärliche  Bacillen  von  nicht  konstanter  Form.    Bacillen,    die  Verf. 

zuweilen  ebenfalls  in  grösserer  Menge  fand,  schreibt  er  nur  die  Rolle 

einer  sekundären  Invasion  zu. 


Perforireodes  Qesehwfir  in  der  NMenscheidewand.  —  Roryza.  ]}7 

Niemals  üaDd  Verl  Bakterien  im  gesunden  Gewebe. 

Die  Nekrose  der  Schleimhaut  ftthrt  Verf.  mit  grösster  Wahr- 
lebanlichkeit  auf  die  Einwirkung  der  Kokken  zurück,  welche  allem 
Aflseheine  nach  dem  Streptococcus  pyogenes  aureus  und 
den  Stttep^tococcus  pyogenes  entsprechen,  welch  letztere  Arten 
er  ans  solchen  Geschwüren  beim  Lebenden  züchten  konnte. 

Dittrich  (Prag). 

PM^vale,  AI.,  Ulteriori  ricerche  sugli  streptococchi 
delle  mucose  acontributo  delF  etiologia  della  corizza. 
[kxs&  dem  bakteriologischen  Laboratorium  der  zoologischen  Station 
zu  Neapel.]  (Giomale  intemazionale  delle  Sdenze  Mediche.  Anno  Xu. 
1890.) 

In  seinem  Bericht  über  die  zur  Zeit  der  letzten  Influenzaepi- 
demie ausgeführten  Studien  (dieses  Gentralbl.  Bd.  VII.  No.  21)  hatte 
M  eine  Gruppe  von  Mikroorganismen,  die  fast  konstant  m  dem 
System  der  Influenzakranken  vertreten  war,  als  Schleimhaut- 
streptokokken zusammengefasst.    In  dieselbe  gehört  auch  der 
Diplococcus  pneumoniae  Fränkel-Weichselbaum,    von 
dem  sich  die  übrigen  durch  gewisse  morphologische  Eigenschaften  und 
dorch  das  Thierexperiment  unterscheiden  lassen.    Die  gemeinsamen 
ChsiiBktere  sind :  Wachsthum  in  Ketten  oder  als  Diplokokken,  Besistenz 
gegen  die  G  r  am  ^  sehe  Lösung,  Neigung  zu  Kapselbildung,  Aehnlich- 
\Äi  der  Kolonieen  in  Agar  und  Bouillon ,  fehlende  Entwickelung  in 
Gelatine  bei  20^,  geringe  Lebensfähigkeit  der  Kulturen.    Schon  in 
dem  obigen  Bericht  konnte  mitgetheilt  werden,  dass  der  Befund  dieser 
Streptokokken  für  Influenza  nicht  charakteristisch  ist.    Ausgedehnte 
weitere  Untersuchungen  haben  uns  jetzt  gelehrt,  dass  dieselben  im 
Aiis^narf  von  Kranken  aller  Art  einen  konstanten  Befand  ausmachen 
(S.  Pansini,  Virchow's  Archiv.  Bd.  122). 

^ie  sich  das  katarrhalische  Sekret  der  Nasenschleimhaut  ver- 
Mlt,  dem  Studium  dieser  Frage  ist  der  Verf.  auf  Vorschlag  des 
M  näher  getreten.  Obwohl  erst  5  FäUe  von  Koryza  genauer  studirt 
worden  (die  Untersuchung  musste  äusserer  Umstände  wegen  abge- 
bn)chen  werden),  ist  das  Ergebniss  doch  der  Veröffentlichung  werth. 
Es  fand  sich  konstant  ein  Streptococcus,  der  zu  der  obigen 
Groppe  gestellt  werden  muss.  Im  Sekret  erschien  er  als  ein  meist 
mit  Kapsel  versehener  kleiner  Diplococcus,  der  nach  der 
Gram 'sehen  Methode  sich  färben  liess,  der  nicht  in  Gelatine 
^  21  **,  schwach  in  Bouillon  wuchs  und  auf  Agar  kleine  Kolonieen 
biUete,  welche  sich  durch  ausserordentliche  Transparenz  von  denen 
des  Pneumococcus  unterschieden.  In  5  Tagen  waren  die 
Kolturen  abgestorben.  Dieser  Streptococcus,  Verf.  nennt  ihn 
Bhinostreptococcus,  war  für  das  Kaninchen,  nicht  fQr  das  Meer- 
schweinchen pathogen,  doch  nahm  die  Virulenz  sowohl  in  Kulturen 
als  im  Sefa*et  selbst  ab.  Subkutane  Einspritzung  von  1  ccm  einer  sehr 
Renten  Bouillonkultur  erzeugte  eine  ausgedehnte  Gangrän  der 
Haut.  Die  mikroskopisch  nachweisbaren  Kokken  waren  im  darunter- 
liegenden Eiter  am  4.  Tage,  wie  die  Kultur  zeigte,  schon  abgestorben. 


i[tj  KoTfM.  —  DipMraa  bei  Uuiuikfleber.  —  AlopaeU. 

auch  uidere  Bakterien  nicht  vorhanden.     Abgeschwächte    Kulture 
bewirkten  nur  kleine  Absceese. 

Wiüirend  in  den  meisten  (nicht  ganz  frischen)  Fällen  tod  KAts.tr'i 
die  Kokken  mit  andern  Mikroorganismen  Termischt  waren,  zßigtA 
das  Sekret  eines  akuten  Katarrhs  am  1.  Tage  der  Eriirankung  eia* 
Reinkultur  von  schönen  Eapseldiplokokken ,  am  2.  Tage  waren  die- 
selben schon  weniger  zahlreich,  am  3.  Tage  mit  andern  Bakterien 
untermischt  und  später  nur  noch  vereinzelt  zu  finden.  Der  mikro- 
skopischen Beobachtung  entsprach  das  Ergebniss  der  Platteokultur. 
Ueber  die  ätiologische  Bedeutung  seines  BhiDostreptococcus 
fttr  die  uotersuditen  Fälle  von  Koryza  spricht  sich  Verf.  vor- 
sichtig aus. 

[Wie  sich  die  Streptokokken  der  Schleimhäute  zu  einander  ver- 
halten, ob  einige  von  ihnen  oder  alle  auf  experimentellem  Wege  etwa 
auf  eine  Grundform  zurückgeführt  werden  können,  darüber  sind 
weitere  Untersuchungen  im  hiesigen  Laboratorium  im  Gange.  Bis 
dadurch  ein  positiver  Beweis  för  die  Variabilität  erbracht  ist ,  ist 
uns  mit  dem  Worte  Varietät  wenig  geholfen.    Ref.] 

W.  Kruse  (Neapel). 

Paa^nale*  Sulla  preseuza  di  larve  di  ditteri  nelT  in- 
te stino    di  aicuni    febbricitanti    di   Mas  sau  a.    (Gier- 
nale  internazion.  delle  sdeuze  mediche.  Anno  XII.  1890.) 
Nach  der  Besprechung  der  bereits  recht  ausgedehnten  Litteratur 
über  das  Vorkommen   von  Dipterenlarven  im  Verdauungskanal  des 
Menschen  berichtet  Verf.  über  vier  neue  Fälle,  bei  denen  er  in  den 
frischen  Fäces  Fliegenlarven  nachweisen  konnte.     Es  handelte  sich 
um  fieberkranke  Soldaten  in  der  italienischen  Kolonie  Massaua.    FQr 
den  ersten  Fall,  wo  die  Maden  in  grosser  Menge  und  zu  wieder- 
holten Malen  entleert  wurden,    macht  es  Verf.  wahrscheinlich,  dass 
das  Fieber  ebenso  wie  starke  Schmerzen  direkt  auf  die  Existenz  der 
Thiere  im   Darm    zurückzuführen    waren.     Welchen  Spezies  —  es 
mfisseD  zwei  gewesen  sein  —  die  Larven  .angehörten,  war  Verf.  nicht 
im  Stande  zu  bestimmen,  da  die  Züchtung  nicht  gelang.    Dag^en 
konnte  er  dieselben  auch  ausserhalb,  z.  B.  auf  verdorbenen  Kartoffela, 
nachweisen.    Die  bekannten  Anthelmintica  bewährten   sich  auch  bei 
der  Austreibung  der  Maden.  W.  Kruse  (Neapel). 

Taillard  et  Tlncent,    Sur  une  Pseudopelade    de  nature 
(Annales  de  l'Institut  Fasteur.    1890.    No.  7. 

1  44  Fälle  einer  Favus-äbnlichen  eigenthQm- 
ichtet  und  bei  allen  den  nämlichen  Bpezifischeii 
],  der  sich  leicht  zur  Demonstration  und  Kultur, 
ichen  Uebertragung  auf  Thiere  eignet  uod  auch 
irsacht 

tritt  theils  in  Form  von  grösseren  baarloaea 
linirt  auf;  die  Haut  behält  meist  ihre  Dormale 
zum  Weiterschreiten  existirt  nicht,  nohl  aber 
von  Person  zu  Person,  auch  zu  epidemiBchw 


AlopaeU.  —  Arthritis  blennorrhoiea.  —  ^tnophthalmie.  ll^ 

igsbratong,  z.  B.  innerhalb  eines  Regiments.  Der  Verlauf  ist  gün- 
stig; nach  2 — 4  Monaten  erfolgt  meist  vollkommene  Heilung. 

Bei  Untersuchnng  ausgezogener  Haarschäfte  und  Färbung  nach 
Gram  finden  sich  an  deren  Peripherie  regelmässig  Mikrokokken, 
la  iwei  oder  in  Haufen.  Noch  sicherer  ist  der  Nachweis  im  Schnitt 
bei  F&rbung  mit  Eosin  und  Pikrokarmin  nach  0  r  t  h ,  dann  Oentiana- 
iMett  nach  Gram.  Die  Follikel  erscheinen  meist  leer  oder  ent- 
Ittlteo  nur  noch  Reste  von  Haaren;  alle  enthalten  aber  beträchtliche 
Mengoi  lebhaft  ge&rbter  Mikrokokken. 

Darch  Abstreifen  der  unteren  Schnittfläche  exzidirter  Haut- 
stflde  und  Ueb ertragung  auf  Agar  lassen  sich  Kulturen  erhalten. 
Den  gleichen  Zweck  erzielt  man  durch  Aussaat  von  etwas  Blut  aus 
der  erkrankten  Partie.  In  24  Stunden  bilden  sich  runde ,  weisse, 
gläozeode  Kolonieen,  bestehend  aus  einem  Micrococcus  von  1  ^  Durch- 
neBser,  welcher  die  Gelatine  verflüssigt  und  auf  Kartoffeln  schlecht 
gedeiht.  Bei  Mäusen,  subkutan  injizirt ,  zeigt  sich  derselbe  pathogen 
and  vermehrt  sich  in  allen  Organen ,  während  Meerschweinchen  bei 
lieser  Infektionsart  kaum  reagiren.  Bei  kutaner  Anwendung  dagegen, 
Bnreiben  auf  die  von  Haaren  befreite  Hautfläche  (Verletzung  der- 
adben  ist  nicht  nöthig)  erzielt  man  eine  Alopecie,  ähnlich  derjenigen 
des  Menschen.  Dieses  Resultat  wurde  bei  25  Kaninchen  und  Meer- 
idiweincben  erhalten.  Am  2.  Tag  erscheint  die  Haut  schwach  ge- 
rtthet,  am  8.  Tag  werden  die  Haare  mOrb  und  lassen  sich  leicht 
lusiiehen,  später  fallen  sie  von  selbst  aus;  die  Haut  ist  dann  an- 
fangs noch  roth,  später  wird  sie  weiss.  Nach  4  Wochen  etwa  er- 
folgt Wiederersatz  der  Haare.  Bu ebner  (Mfinchen). 

Bentsehmann ,  B.,   Arthritis    blennorrhoica.     (Archiv   fQr 
Ofhthalmologie.  Band  XXXVI.  1890.  Seite  109.) 
D.  bekam  ein  3  Wochen  altes  Kind  mit  Blennorrhoea  neona- 
toram  zur   Behandlung,    welches   seit   wenigen  Tagen    auch    eine 
starke  Mthung  und  Schwellung  des  linken  Kniegelenkes  zeigte. 

Im  Bindehautsekrete  und  in  dem  durch  Punktion  gewonnenen 
ätengen  Exsudate  des  Kniegelenkes  wurden  Gonokokken,  in  ersterem 
in  grosser,  in  letzterem  in  massiger  Menge  nachgewiesen. 

Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  die  Gonokokken  von  der  Binde- 
baat  aus  durch  die  Blut-   und  Lymphbahnen  verschleppt  wurden. 

Dittrich  (Prag). 

Poplawska,  8*9  Zur  Aetiologie  der  Panophthalmie  nach 

Verletzung    durch    Fremdkörper.     (Fortschr.    d.    Med. 

1890.  No.  13.) 

Prof.   Ha  ab   in  Zürich  hatte  in  2  Fällen  von  Panophthalmie 

io  dem  Bulbus  im  Glaskörperezsudat  einmal  Bacillen,  das  andere 

Val  Kokken  gefunden.    (Die  Fälle  sind  beschrieben  in  der  Inaug.- 

Diss.  Yon  H.   Weidmann:    „Ueber  die  Verletzungen  des  Auges 

durch  Fremdkörper.   Zürich   1888.)     P.    unterwarf  12  weitere  von 

Ha  ab  wegen  Fremdkörperverletzung  und  folgender  Panophthalmie 

eookleirte    Augen    der    mikroskopischen    Untersuchung.     Er   legte 

iurch  die  Bulbi,  die  sofort  nach  der  Enukleation  in  absoluten  AI- 


.^ 


120  Panophthalmie.  —  ThUrische  Parasiten  im  Vogelblatd. 

kohol  gelegt  worden  waren,    nach  Einbettung  in  Gelloidin  SchniUr 
Serien   an,    die  nach   Gram,    Loeffler  und  Weigrert     gefärbt 
wurden.    In  2  ßulbi,  die  sofort  nach  der  Operation  halbirt  worden 
waren   und   in   Folge   dessen   keinen    Glaskörper   mehr     enthietten, 
fanden  sich  keine  Mikroorganismen.    In  den  übrigen   gelaug   ea  P^ 
im  Glaskörper,  und  zwar  am  meisten  dicht  in  der  Umgebang  des 
in  denselben  eingedrungenen  Fremdkörpers,  Bacillen  zu    finden ,  yer- 
einzelt  oder  in  Nestern  und  Haufen ,  die ,  wie  P.  mit  Sicherheit  be- 
haupten zu  können  meint,  sämmtlich  und  in  allen  F&llen  nur  einer; 
Art  angehören.    Meist  lagen  sie  frei  im  Exsudat,    in    zwei  Fällen  : 
auch  in  weissen  Blutkörperchen  eingeschlossen.    „Die  Bacillen  zeigen  < 
alle  Stadien   der  Entwickelung :  Anordnung   in    lange  Fäden,    Auf-  > 
treten  von  helleren   ovalen  Stellen  im  Inneren  von  einzelnen  Indivi-  -; 
duen  (Sporen?).    Bildung  von  dunkleren  runden  Kömern    innerhalb  ; 
der  Bacillen  oder  Zerfall  in  viereckige  kurze  StQcke^^     Kulturver-  t 
suche  konnten   nicht  gemacht  werden,  da  ja  die  Bulbi   schon  ge- 
härtet in  P.'s  Hände  kamen.     Trotzdem   beansprucht  P.   fflr  diese 
Bacillen  die  Bolle  der  Eitererreger  und  sieht  sie  „in  jedem  einzelnen  ^ 
Falle    als    spezifische   Ursache    der    auftretenden    Panopbt2iaim/e„   ^ 
an,  eine  Anschauung,  die  ebenso  kühn  als  überraschend  ist.    Dass   ^ 
P.   „eine    Klassifikation    der    gefundenen   Bacillen  und  eine  Einrei-    ^ 
hung  in  das  Spaltpilzsystem  vorläufig  für  ganz  zwecklos^*  hält,    ist    ^ 
nur   anzuerkennen.     Aus   seiner  Beschreibung   ist  ebensovirenig   eio 
sicheres  Bild  von  den  Eigenschaften  des  Mikroorganismus  als  die 
Ueberzeugung  zu  gewinnen,  dass  es  sich  dabei  in  der  That  nur  um    ^ 
einen  einzigen  spezifischen  handelt,  wie  Verf.  meint.  —  Uebrigens  be-     •' 
hält  sich  P.  weitere  Mittheilungen  vor.    M.  Kirchner  (Hannover).        ^ 

Danilewsky»  B.,  La  parasitologie  compar^e  du  sang.  <s 
I.  Nouvelles  recherches  sur  les  parasites  du  sang  r 
des  oiseaux.    8^.    93  p.  Avec  trois  planches.  Charkow  1889^).      i 

In  dem  vorliegenden  Werke  gibt  Verf.  eine  systematische  Dar-  ^ 
Stellung  der  an  seine  früheren  Publikationen  (s.  a.  Ref.  i.  d.  Cen-  ,^ 
tralbl.  Bd.  I.  p.  352)  anknüpfenden  Untersuchungen  über  die  Para-  ^ 
siten  des  Vogelblutes  unter  kritischer  Sichtung  der  einschlägigen  j 
Untersuchungsergebnisse  anderer  Autoren.  Wir  müssen  uns  bei  der 
Fülle  des  dargebotenen  Materiales  auf  die  kurze  Mittheilung  einiger 
morphologischer  Merkmale  der  aufgestellten  Arten  beschränken  und  , 
bezüglich  weiterer  Details,  sowie  bezüglich  der  Biologie  und  der  j 
Klassifikation  auf  das  Original  verweisen. 

Die  Hämatozoen  konnten  nur  im  Blute  der  Insessores,  und  zwar 
insbesondere  der  Raptatores  und  Passerinae,  nie  aber  bei  den  Aato-       ^ 
phagae  nachgewiesen  werden.    Zur  Untersuchung  dienten  meist  frisch       ^ 
gefangene  oder  angeschossene  Exemplare,  von  wdchen  (300)  blos 
4—6  in  Folge  von  Blutparasitismus  zu  Grunde  gingen.    Letzterer 
manifestirt  sich  durch  ausserordentliche  Vermehrung  der  Hämatozoen, 
Anschwellung  von  Milz  und  Leber  und  durch   eine  sehr  reichliche 
Ablagerung  von  schwarzem  Pigment  in  diesen  Organen. 

1)  Leider  verspXtet  oingogaDgen !     Red. 


ThieHscIie  Parasiten  im  Vogelblato.  121 

Die  Hämatozoen  des  Vogelblutes  amfassen  folgende  Orappen : 

1)  Pseadovermiculi  sanguinis.  In  diese  Gruppe  gehört 
m  fertig  geformter  und  mit  freier  Eigenbewegung  versehener  Ver- 
micnlus,  der  am  häufigsten  im  Blute  des  Würgers  und  der  Nacht- 
eole angetroffen  wird.  Seine  Länge  ist  selten  unter  10  fi,  häufig  be- 
tiigt  sie  noch  etwas  mehr  als  die  des  Blutkörperchens.  Der  Vermi- 
en Ins  ist  mit  einem  central  situirten  Kern  versehen  und  lässt  nur 
dsen  einzigen  Kontur  wahrnehmen.  Freie  Pseudovermiculi  werden 
in  Vergleiche  zu  anderen  Hämatozoen  selten  gefunden.  Eine  andere, 
dieser  sehr  ähnliche,  Art  kommt  im  Blute  der  Backe,  des  Würgers 
mMl  der  Nachteule  yor.  Diese  Hämatozoe  bildet  ein  farbloses,  durch- 
siditiges,  sphärisches  Protoplasmakörperchen  von  7 — 9  /<,  das  von 
einer  zarten  Membran  umgeben  ist  und  manchmal  schwarzbräunliche 
Eönidien  enthält.  Bei  fortschreitendem  Wachsthum  bewirkt  es  Zer- 
störung des  Blutkörperchens  und  verwandelt  sich  schliesslich  in  einen 
15—17  fi  langen,  beweglichen  Vermiculus. 

2}  Pseudovacuolae  oder  Gytozoa.    Die  Parasiten  dieser 

Gmppe  entwickeln  sich  im  Innern  der  Hämocyten.    Es  sind  farblose, 

Terschieden  gestaltete  Gebilde,  welche  erst  durch  Tinktion  oder  auf 

nikrochemischem    Wege  als  protoplasmatische  Köi'perchen  erkannt, 

somi  aber  Mcht  mit  den  wahren  Vakuolen  verwechselt  werden  können. 

läufig  bedingen  sie  keine  Lage-  und  P'ormveränderung  des  Kernes 

und  Eonturs   des    rothen   Blutkörperchens.    Ihre  Grösse   schwankt 

nrischen  2 — 4  fi  und  der  Grösse  der  Hämocyten.    Sie  werden  auch 

in  den  Mikrocy  ten  gefunden.    Die  Leukocytozoen  von  sphärischer 

oder  ovaler  Gestalt  und  der  1^2  fachen  Länge  der  Hämocyten  sind 

am  \AnfigBten  in  den  Leukocyten  der  Eulen  vorhanden.    Eine  andere 

Form  der  Pseudovacuolae  zeigt  bei  Abkühlung  im  Innern  eine  heftige 

Beiegqng  der  Granula,  worauf  die  Pseudovacuole  platzt  und  eine 

Anzahl  spirillenförmiger  Körperchen  frei  werden  lässt,  die  sich  mit 

pt)68er  Schnelligkeit  nach  allen  Seiten  hin  zerstreuen. 

3)  Polimitus    sanguinis    avium,   eine   sphärische,    mit 
Qässehi  versehene  Hämatozoe.    Ebenfalls  am  häufigsten  bei  Elstern, 
Eolen  und  Wüiigern.    Der  Parasit  erscheint  unter  der  Form  eines 
wahren  „Blutinfusoriums*^  und  ist  morphologisch  und  biologisch  dem 
Lav  er  an 'sehen  Malariaparasiten  sehr  ähnlich.     Er  entwickelt  sich 
in  den  rothen  Blutkörperchen  vorerst  als  Pseudovakuole,  die  allmäh- 
M  grösser  wird  und  eine  spärliche  Form  annimmt.    Ihre  Substanz 
ist  farblos  und  durchsichtig  und  enthält  schwarze  Granula.     Bald 
bnn  man  im  (Hämocyten  eine  intracelluläre  Bewegung  wahrnehmen, 
nach  I — 1  Minute  platzt  derselbe  und  lässt  ein  sphärisches  C^tozoon 
austreten ,  das  mit  4—6,  seltener  8—10  Geissein  versehen  ist  und 
»ne  starke  Eigenbewegung  besitzt.     Die  Grösse   des  Parasiten  ist 
bei  der  gleichen  Yogelart  konstant  und  variirt  bei  den  verschiedenen 
Aiteü  von  6— 16/u.    Der  freie  Polimitus  ist  eine  seltene  Form,  im 
Kreislauf  findet  er  sich  nur  intracellulär  als  Pseudovakuole.     Die 
^a^issebi  können  eine  Länge  von  20 — 30  fi  erreichen ,  sind  bei  dem- 
selben Individuum  von  verschiedener  Länge  und  jede  von  ihnen  be- 
sitzt ihre  von  den  anderen  unabhängige  Eigenbewegung.    Häufig  ge- 


X22  Thierlacfae  Parasiten  im  Vogelblote. 

langt  eine Theilung  des  freien  Polimitus  in  zwei  sph&rische  K9: 
zur  Beobachtung.  Unter  eigenthümlichen  stürmischen  Bewegui3£P0/ 
der  intracellulären  Granula  im  Mutterleibe  findet  schliesslich  di< 
Abtrennung  der  neugebildeten  Hemisphäre  statt.  Die  verschied^iiec 
Formen  von  Polimitus  können  durch  das  Vorhandensein 
schwarzen  Körnchen  und  durch  die  Anzahl,  Länge  und  Form 
Oeisselndififerenzirt  werden. 

4)  Pseudospirilla.     Die   sehr  beweglichen  Spirillenformen 
des  Vogelblutes  kann  man  in  zwei  Gruppen  eintheilen ;  in  die  feineroa, 
längeren  und  weniger  beweglichen  Formen,  welche  immer  gleichzeitigf 
mit  Polimitus  auftreten  und  nichts  anderes  sind,  als  dessen  ahge- 
trennte  Geissein ;  dann  in  diesen  ähnliche  Organismen  mit  mehr  ab- 
geflachtem Körper.    Im  Kreislauf  findet  eine  Abtrennung  der  Greis- 
sein nur  selten  statt,  im  extravasculären  Blute  scheint  es  jedoch  eia 
normaler  Vorgang  mechanischer  Natur  zu  sein,  welcher  bereits  nach 
10—20  Minuten  nach  der  Blutentnahme   beobachtet  werden    kann. 
Die  vom  Polimitus  abgetrennten  Fäden  behalten  vollständig  ihre 
Beweglichkeit  und  ihre  morphologischen  Eigenschaften  bei.     Die  ty- 
pische Form   des  Pseudospirillum  ist  fadenförmig  cylindrisch, 
gewellt  und  von  gleichmässiger  Dicke,  der  grösste  Durchmesser  nicht 
über  1 — 1,5 ju.    Vermehrung,  sowie  Involutionsformen  kamen  nicht 
zur  Beobachtung. 

5)  Trypanosoma  sanguinis  avium,  zu  welcher  Gruppe 
auch  die  Jugendformen  der  Trypanomonades  gehören.    Dieser 
Parasit  unterscheidet  sich  durch  seine  typische  Organisirung  wesent- 
lich von  den  vorangehenden.    Der  protoplasmatische  Körper  hat  eine 
cyUndrische,  sichelförmige  Gestalt,   erscheint  grau,  halbdurchsichtig, 
vollständig  homogen.    Das  vordere  Ende  veijttngt  sich  fast  zur  Spitze, 
während  das  andere  in  eine,  mehr  oder  weniger  lange,  undulirende 
Geissei  ausläuft,  deren  Durchmesser   gegen  das  Ende  hin  immer 
kleiner  wird.    Die  Geissei  steht  in  unmittelbarer  Verbindung  mit  der 
undulirenden  Membran,  beide  unterliegen  gemeinschaftlicher  Bewegung. 
Die  Membran  stellt  sich  als  farbloser  hyaliner  Rand  dar.  Der  Kern  wird 
von  einem  rundlichen  Körperchen  gebildet,  welches  grau,  homogen, 
von  einer  helleren  Bandzone  umgeben  und  meist  central  gestellt  ist. 
Nach  der  Grösse  könnte  man  Trypanosoma  majus  und  minus, 
erstere  von  65—60  ^,  letztere  von  18 — 22  fi  Durchmesser,  annehmen.  Die 
Bewegung  ist  spirUlenfÖrmig ,  mit  der  Geissei  nach  vorne  gerichtet 
Im  Vogelblute  wurde  nur  eine  einzige  Form  des  Parasiten  gefunden, 
welche  mit  der  sichelförmigen  Trypanosoma  der  Fische  identisch 
zu  sein  scheint.    Der  Parasit  ist  bei  den  Vögeln  am  häufigsten  im 
Knochenmark  vorhanden,  wo  er  sich  mit  Vorliebe  entwickelt  und 
vermehrt.    Unter  ungünstigen  Lebensbedingungen  verliert  die  Try- 
panosoma die  undulirende  Membran  und  die  Geissei  und  nimmt  eine 
rundliche  Gestalt  an :  sie  geht  gewissermassen  in  einen  „Ruhezustand" 
über.  Eine  andere  Metamorphose  fährt  zur  Vermehrung  des  Parasiten, 
die  im  Allgemeinen  auf  dem  We^e  longitudinaler  oder  transversaler 
Theilung  oder  durch  Segmentation  vor   sich  gehen  kann.    Bei  der 
Segmentation    zerfällt  die   Trypanosoma    im    amoeboKden   oder 
Ruhezustände  in  eine  Anzahl  embryonaler  Kügelchen. 


—  Dermatomykose  d.  Eidechsen.  —  Thier.  Paras.  d.  Hausthiere  In  Japan«   J23 

Betrefib  der  Einwirkung  der  Blutparasiten  auf  die  Gesundheit 
der  Thiere  neigt  sich  Verf.  der  Auffassung  zu,  dass  die  Cytozoen 
des  Vogelblutes  pathogene  Organismen  seien,  welche  unter  gewissen  Be- 
dingungen bei  Vögeln  eine  infektiöse  Krankheit  zu  erzeugen  vermögen. 
Die  auf  3  Tafeln  beigefügten  zahlreichen  Abbildungen  geben  ein 
Bild  der  Entwickelungsphasen  der  beschriebenen  Blutparasiten. 

Krdl  (Prag). 

Blmnehard,  B.,  Pseudo-parasites.    (Extr.   du    „Dictionnaire 
^cydopödique  des  sciences  m6dicales".    S6rie  II.  T.  XXVII.  1" 
mai  1889.) 
Verf.  gibt  eine  fesselnd  geschriebene  und  übersichtliche  Zusam- 
menstellung der  Pseudoparasiten  und  erhärtet  die  einzelnen  Erschei- 
nungsformen durch  drastische  Beispiele.    Es  handelt  sich  entweder 
um  wirkliche  Thiere,  die,  sei  es  aus  gewisser  Geschmacksrichtung, 
oder  um  zu  tauschen,  von  Kranken  verschlungen  oder  in  die  Körper- 
^hoDgen  —  Urethra,  Anus  u.  s.  w.  —  eingeführt  worden,  oder  die 
diuxh  Zerfall  in  dieselben  hineingelangt  sind.    Oder  es  sind  Parasiten 
anderer  Thierarten,  der  Hunde,  Pferde,  des  Geflügels,  die  gelegent- 
lich  aber   vorübergehend  noch  einmal  beim  Menschen  vorkommen. 
Dann   sind  vielerlei  Dinge  ~  Speisereste,  Pflapzentheile  u.  s.  w.  — 
in  den  Ausleerungen  fälschlich  für  Parasiten  gehalten  worden,  Blatt- 
nerven   von   Gemüse,  Saftzellen  von  Apfelsinen  u.   dergl.   m.    Für 
die  Leichtgläubigkeit  der  Patienten,  die  zufällig  in  ihre  Exkremente 
gelangte  Dinge  der  Art  oder  Insektenlarven  für  Parasiten  gehalten 
haben,  fQhrt  6.  zahlreiche,  theilweise  ergötzliche  Beispiele  an.  Schliess- 
lich  handelt  B.  die  erfundenen  und  fabelhaften  Parasiten  ab ,  z.  B. 
die  Furia  infernal is,  die  nochLinn6  zu  den  Nematoden  zählte. 
Neues  bringt  die  Zusammenstellung  B.'s  übrigens  nicht. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Blanehard,  B.,  Sur  un  nouveau  type  de  dermatomycose. 
(La  semaine  m^d.  X.  1890.  No.  44.) 
Verf.  fand  bei  einer  grösseren  Eidechse  an  der  vorderen  Hälfte 
and  an  der  Oberfläche  des  Schwanzes  drei  dicke  Hautauswüchse  von 
warzenartiger  Beschaffenheit  und  rissiger  Oberfläche.  Es  fand  sich, 
dass  alle  drei  erzeugt  waren  durch  Wucherungen  eines  Pilzes,  den 
er  als  zum  Genus  Salenosporium  gehörig  bezeichnet.  Alle  Arten 
dieser  Gattung  sind  Saprophyten,  die  mit  Vorliebe  auf  faulenden 
Pflanzenresten  hausen;  nur  zwei  Arten  darunter  sind  als  auf  thie- 
rischen  Kadavern  schmarotzend  bekannt,  dagegen  als  Parasit  auf  dem 
lebenden  Thiere  kannte  man  bisher  keine.  Näher  beschrieben  hat 
Verf.  den  Pilz,  um  den  es  sich  hier  handelt,  nicht;  wir  haben  es 
mit  einer  Mucedinee  zu  thun.  ( Acad.  des  sciences.  S6ance  du  29.  IX.  90.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Bailliet,  A.,  Les  parasites  des  animaux  domestiques  au 
JapoD.    (Le  Naturaliste.  S6r.  IL  Ann. XII.  No.79.  pag.  142—143. 
Paris  1890.) 
Die  VeterinärsektioD  der  land-  und  forstwirthschaftlichen  Schule 


124    Tbierische  ParMiten  der '  Haasthiere  in  Japan.  —  Echinococcus  o.  Coceldiea. 

V 

zu  Eemaba  hatte  auf  der  Pariser  Ausstellung  auch  eine  Kollektion 

in  Japan  vorkommenden  Parasiten  der  Hausthiere  ausgestellt,  über 

welche  R.  folgende  Liste  publizirt: 

1)  Eohinococcas  aus  der  Leber  vom  Bind, 

2)  Taenia  perfoliata  aus  dem  Dickdarm   des  Pferdes, 

3)  T.  expansa  aus  dem  Darm   toh  Schafen, 

4)  T.  oucumerina  aus  dem  Dünndarm  vom  Hunde, 

5)  6)  7)  Drei  unbestimmte  Tänien  aus  Kund,  Eatse  und  Muhn« 

8)  Bothriocephalus  latus  Tom  Hunde, 

9)  Distomum  hepaticum  Gallengänge  Tom  Rind, 

10)  D.    panoreaticum    n.    sp.    aus    dem    Ductus    pancreatictis 
Ton  Schafen, 

11)  D«    panoreaticum     var.    Pankreas    von    Schafen,     dürfte 
wohl  zu  Dist.  lanoeolatum  gehören, 

12)  D.  pulmonale  aus  den  Bronchien  des  Hundes, 
18)  D.  endemicum  Leber  der  Katze, 

14)  Amphistomum  conicum  Biagen  des  Rindes, 

15)  Ascaris  sp.  Darm  yom  Schwein  (Asc.  lumbricoides?), 

16)  A.  megalooephala  Darm  des  Pferdes, 

17)  A.  sp.  ebendaher, 

18)  19)  A.  mystax  Darm  des  Hundes  und  der  Katze, 

20)  EustrongyluB  gigas  Niere  Tom  Hund, 

21)  Strongylus  armatus  Colon  des  Pferdes, 

22)  St.  filaria  Bronchien  der  Schafe, 

23)  St.  contortus  Labmagen  des  Schafes, 

24)  St.  paradoxuB  Bronchien  des  Schweines, 

25)  St.  armatus  (laryae)  Beckenarterien  der  Pferde, 

26)  DochmiuB  sp.  Darm  des  Hundes, 

27)  Filaria  papillosa  Leibeshöhle  des  Pferdes, 

28)  F.  immitis  Herz  des  Hundes, 

29)  Spiroptera    sanguinolenta    Muskelhaut    des    Oesopha- 
gus vom  Hunde, 

30)  Sp.  microstoma  Magen  und  Darm  des  Pferdes, 

31)  Sp.  megastoma  Magen  des  Pferdes, 

32)  Sp.  sp.  Aorta  Tom  Hund, 

33)  Trichocephalus  crenatus  Colon  vom  Schwein, 

34)  Demodex  follioulorum  vom  Hund, 

35)  Sarcoptes  sp.  Tom  Schwein, 

36)  37)  Ixodes  sp.  yom  Pferd  und  Hund, 
38)  39)  Läuse  von  Ziege  und  Schwein, 

40)  Gastrus  equi  Magen  des  Pferdes.        M.  Braun  (Rostock). 

Lomlnsky,    lieber  Symbiose  des  Echinococcus  mit  Goc- 
cidien.    (Wratsch.  1890.  No.  18.)    fRussisch.] 

Verf.  fand  in  einem  Stücke  Schinken  eine  ziemlich  grosse  An- 
zahl von  Knötchen ,  welche  ausschliesslich  im  Fleisch  (nie  im  Speck) 
lagen,  von  rundlicher  bis  ovaler  Form  und  schmutzig-grauer  bis 
bräunlicher  Farbe  waren.  Im  Allgemeinen  waren  sie  sehr  klein ;  die 
grössten  erreichten  miliare  Grösse. 


fiSehinococeos.  J25 

Die  Uemsten  Knötchen  bestanden  aus  einer  bindegewebigen  Kap- 
sel oDd  fieinkörnigem  Inhalt ,  in  welchem  die  ovoiden  Ck)ccidien  sehr 
scktff  hervortraten.  In  den  grösseren  fand  Verf.  ebenfalls  eine 
liiiMkgewebige  Kapsel,  der  Inhalt  war  jedoch  von  komplizirterer  Na- 
tur. Inmitten  des  Knotens  lag  der  Echinococcuskopf  mit  seinen 
ctenkteristischen  Haken.  Zwischen  Kopf  und  Membran,  in  einer 
{Biik5niigen  Masse,  lagen  die  Cocddien  zum  Theii  unregelmässig 
fostrent,  zum  Theü  in  regelmässigen  Reihen  an  der  Knotenwand, 
iiim  Theil  endlich  auf  der  Oberfläche  des  Echinococcuskopfes.  In 
diesen  Knoten  fanden  sich  auch  Kalkablagerungen  sowohl  im  fein- 
Urmgen  Inhalt  liegend,  als  auch  die  Haken  des  Echinococcuskopfes 
iflknistirend. 

Yerf.  hftlt  die  gefundenen  Coccidien  für  Goccidium  ovi- 
forme,  und  gjanbt,  dass  sie  durch  die  Blutgefässe  der  Knotenwand 
i^.  EGhinococcosblasenwand  in  dieselbe  eingewandert  sind. 

Steinhaus  (Warschau). 

Hidg,  ¥•,  Der  cystische  Echinococcus  der  Bauchhöhle 

und   seine   Eigenthümlichkeiten   vor,   bei  und    nach 

der  Operation.  (Göttinger  Diss.  inaug.)  S^.  55  pp.  Leipzig  1890. 

Diese  unter  dem  Einfluss  des  gleichnamigen  grossen  Göttinger 

CUmrgen  entstandene  Arbeit  stützt  sich  auf  die  in  den  Jahren  1877 

bis  1890  an  dortiger  chirurgischer  Klinik  vorgekommenen   19  Fälla 

Zunächst  vrird  die  Ruptur  in  die  Bauchhöhle  besprochen  und 

durch  einen  operativ  geheilten  Fall  illustrirt    Die  Ruptur  wird   als 

sebr  ^gefährliches  Ereigniss  aufgefasst. 

Hierauf  folgt  „der  vereiterte  Echinococcus  der  Bauchhöhle'^ 
und  vier  Fälle  v^erden  berichtet    In  drei  derselben  bot  der  E  c  h  i  n  o  - 
(occQS  nach  latentem  Dasein  plötzlich  idle  Anzeichen  eines  akuten 
Eitenmgsprozesses.     Punktion  ist  bisweilen  Veranlassung.    Im  Ge- 
folge der  Eiterung  kann  es  zur  amyloiden  Degeneration  kommen  (wie 
Bef.  auch  am  Falle  eines  Milz echinococcus  gezeigt  hat.    Mün- 
chener med.  Wochenschrift.   1890.   Januar)^  femer  zur  Septikämie. 
Bezüglich  der  Operationsmethoden  empfiehlt  Prof.  König  unter 
Umständen  dem  weniger  Geübten  das  Volk  mann 'sehe  Verfahren, 
4^  hat  er  selbst  seit  1880  nur  die  einzeitige  Operation  gemacht. 
Das  Verfahren  wird  pag.  19  kurz  beschrieben.    Besonderes  Gewicht 
wird  auf  die  Anlegung  eines  „sehr  ausgiebigen  Schnittes'^  gelegt,  wie 
Prof.  König  ja  überhaupt  bei  seinen   Operationen  denselben  mit 
fiecht  anwendet. 

iiKv  dieses  Kapitel  schliesst  sich  die  genauere  Erörterung  der 
„gleichzeitigen  Operation  mehrerer  Echinococcuscysten'^  Die 
Mltipeln  Cysten  werden  als  nicht  selten  bezeichnet.  Die  Kenntniss 
der  grossen  Arbeit  von  Masseron  (Th^se  de  Paris  1882  mit  92 
Fallen)  wäre  hier  yon  Nutzen  gewesen.  —  Als  praktisch  wichtige  Regel 
ergibt  sich  für  den  Operateur,  bei  jedem  Falle  nach  dem  Dasein 
weiterer  Cysten  zu  suchen.  Für  die  bei  solchen  Gelegenheiten  vor- 
komineDden  Schwierigkeiten  bietet  der  12.  Fall  eine  treffliche,  lehr- 
reiche Illustration, 

Die  diagnostischen   Schwierigkeiten  (pag.  31  ff.)   können  recht 

II.B4.  9 


126  foraakheiton  der  KultorpAanteti. 

erheblich  sein.  Das  Fremissement  wird  nicht  hoch  angeschl 
doch  wurde  es  dreimal  wahrgenommen.  Die  Probepunktionen« 
mit  Pravaz 'scher  Spritze  werden  verworfen  und  sind  seit  188^  ^ 
Göttingen  proskribirt.  Eröffnung  der  Bauchhöhle  mit  ,,grosse] 
Schnitt'^  soll  die  Operation  einleiten. 

Ausführlich  besprochen  wird  (pag.  39>-55)  der  Gallenausflixfi 
nach  der  Operation  (5  Fälle).  Die  Gefahr  desselben  liege  darin,  *cia^ 
er  die  Leistungsfähigkeit  des  Organismus  durch  Nutritionsstöruni 
sehr  herabsetzt  und  schwächere  Individuen  gegen  Komplikation 
widerstandslos  macht. 

Die  Arbeit,  eine  reife  Frucht  aus  der  klinischen  Thätigkeit 
grossen  Chirurgen,  muss  dringend  empfohlen  werden. 

J.  Gh.  Huber  (Memmingen). 

Brlosl,  €tiOYaiml,    Rassegna   delle   principali    malatti  e 
sviluppatesi  sulle  plante  culturali  nelT  anno  1887, 
delle  quali  si  h  occupato  il   Laboratorio  Grittoga  — 
m  i  c  0.   (Atti  deir  istituto  botanico  dell'  universita  di  Pavia.  Ser.  IJ. 
Vol.  I.  p.  289—292.) 

Der  berühmte  italienische  Phytopatholog  gibt  eine  üebersicht  der 
im  Jahre  1887  von  ihm  untersuchten  Krankheiten  an  Kulturpflanzen 
seines  Vaterlandes. 

Krankheiten  des  Weins: 

Peronospora  (Peronospora  viticola  de  Bary)  trat 
später  und  weniger  intensiv  auf,  als  im  Jahre  1886,  aber  verbreitete 
sich  über  grössere  Gebiete,  als  in  den  Vorjahren,  wie  die  folgende 
Aufzählung  der  befaUenen  Orte  zeigt. 

Rot  bianco  (Coniothyrium  diplodiella  (Speg.)  Sacc.) 
wurde  wegen  seiner  grossen  Aehnlichkeit  mit  dem  Black-Rot  der 
Amerikaner  eingehend  studirt  (Phoma  uvicola  Berk.  et  Gurt); 
die  Schädlichkeit  jenes  steht  derjenigen  dieses  sehr  nach. 

Antracnosi  (Sphaceloma  ampelinum  de  Bary). 
Dieser  Parasit  hat  nur  geringe  Verbreitung  erlangt,  ist  aber  ent- 
schieden schädlich.  Weisse  Trauben  haben  sich  nicht  in  höherem 
Grade  infizirbar  erwiesen,  als  andere. 

Macrophoma  reniformis  und  Macrophoma  flaccida 
(Viala  et  Ravaz)  fanden  sich  auf  trockenen  und  kranken  Trauben 
von  Stradella,  Casteggio  und  Voghera. 

Grittogama  commune  (Oidium  Tuckeri  Berk.  et 
Gurt.).  Obgleich  dieser  Parasit  lange  Zeit  auf  bestimmte  Gebiete 
eingeengt  blieb ,  erschien  er  in  diesem  Jahre  auch  da ,  wo  man  die 
Weinstöcke  sich  selbst  überlassen  hatte  oder  nur  mit  einfachen  Lö- 
sungen von  Kupfervitriol  behandelt  hatte. 

Fitoptosi  (Phytoptus  vitis  Landois).  Obgleich  die 
durch  diesen  Pilz  zugefügten  Schäden  nicht  schwere  sind,  so  ist  der 
Schmarotzer  doch  fortwährend  in  Ausbreitung  begriffen. 

Von  den  übrigen  beobachteten  Pfianzenkrankheiten  seien  fol- 
gende angeführt: 

OHto  (01ea£uropaea)dayellano(Luoca)mit  Fumago  Oleae. 
Oli  Yo  (Olea  Furopaea)  da  Vellano (Lucoa)  mit  Coooub  Oleae. 


1 


Krankheiten  der  Kahnrpfleniten.  j^27 

OIiTO  (Olea  £ u r 0 p a e a)  da  Porto  Mauruio  mit  Phlaeotrips 

OÜTO  (Olea  EuTopaea)  da  Borna  mit  Bogna. 

BoBa  (Rosa  speo.  ooltirata)  da  Favia  mit  Phragmidium  in- 
eraaiatum. 

Boaa  (Boaa  apec.  ooltiyata)  da  Faviamit  Hylothoma  pagana. 

PesGo  (Amygdalus  Persica)  da  Asti  mit  Gommosi. 

Gelso  (MoTua   alba)  da   Maoerata  mit  Septoria  Mori. 

Agrnmi (Citrus  delioi osa) da  Casale  mit  Larren  yon  Crjsopa 
ipee. 

Agmmi  spec.   coltiyata  da  Sdo  mit  Gooous  Hesperidum. 

Pero  (PyruB   communis)   da  Modena  mit  Phytoptus  pyri. 

Canepa  (Oannabis  sativa)  da  Forli  mit  Phy Host iota  speo. 

Csiiepa(Can  nabis  8ativa)daPayiamit  Septoria  cannabina. 

Serbe  (Sorbus  anouparia)  da  Como  mit  Ceratitium  oor- 
oatum. 

Trifoglio  (Trifolium  campestre)  daPayia  mitPolythri- 
sieium  trifolii. 

Batate  (Solanum  tuberosum)  da  Chioggia  mit  Phytoph- 
tlkoia  infea  tana. 

Frumento  (Tritioum  vulgare)  da  Stradella  mit  XJstilago 
Csrbo.  p 

Frumeiit  o  (Tritioum  vulgare)  daPayiamit  Pucciniagra- 
minis. 

¥Tumeiito(Triticum  vulgare)  da  BomamitCladoapo  rium 
herbarum. 

Frumento  (Triticum  vulgare)  da  Boma  mitSaperda  gra- 
eilis. 

Bizo  (Oryia  sativa)  da  Pavia  mit  Brusone. 

Cavolo  (Brassica  oleraoea)da  Pavia  mit  Alternaria  bras- 
lieae. 

Epinacio  (Spinacia  oleracea)  da  Baroellona  mit  Perono- 
ipora  effuaa.  Kohl  (Marburg). 

TarendorlT,  y«,  Ueber  die  Kiefernsehütte.  (Forstliche 
Blatter.  1890.  Heft  4.  p.  97—104) 
Die  Schütte  ist  bekanntlich  eine  die  Kiefern  bis  etwa  zum 
lOjfthrigen  Alter  befallende,  überall  verbreitete  und  häufig  epidemisch 
udlretende  Krankheit,  welche  besonders  aber  die  2jährigen  Kiefern- 
pfläozchen  ergreift.  Sie  äussert  sich  darin,  dass  die  Nadeln  beim 
&^achen  der  Vegetation  meist  ziemlich  plötzlich  roth  werden,  ein- 
zelne dunklere  Punkte,  die  Sporenlager  eines  Pilzes,  zeigen  und 
im  Laufe  des  Frühjahres  und  Sommers  abfallen,  während  die 
jungen,  empfindlichen  Knospen  saftig  und  gesund  sind.  Verf. 
^schildert  nach  eigenen  Beobachtungen  den  Verlauf  der  Krankheit 
ans  einer  Reihe  von  Gegenden ;  in  manchen  derselben,  z.  B.  Schles- 
wig, ist  durch  sie  der  Anbau  der  Kiefer  unmöglich  geworden,  in 
vsAti&i  Bevieren  gelang  ein  leidlicher  Kulturzustand  der  Saatkämpe 
m  mit  Hilfe  der  Fichte.  Besonders  gewüthet  hat  die  Krankheit 
^on  Anfang  der  siebziger  Jahre  bis  zum  Jahre  1885,  wo  ihre  Heftig- 


j^28  Üntennohiingsmetiioden,  Instmmente  ete. 

keit  und  YerbreituDg  sehr  nachliess.    UDgeeignetes  Klima  wie  n. 
und  Winter  kühle  Sommer,  Beschattung  der  Pflänzchen,  Bodenarmixti 
oder  nasser,  mooriger  Boden,  Schädigung  der  Wurzeln,  gedrängter  St£LD< 
der  Pflanzen,  Hinderung  der  Luftzirkulation,  Graswuchs  und  Unkir^ku  l 
begünstigen   die  Ausbreitung  der  Krankheit.     Verf.  vertheidig^t     die 
Ansicht,  dass  Hysterium  Pinastri  der  Erreger  der  Krankb^i^ 
ist  und  tritt  den  Erklärungen  durch  andere  Ursachen,  wie  Bodeo- 
armuth,    Frost,   gefrorener   Boden,  aus  welchem   die  Verdunstung 
der  Blätter    nicht   ersetzt   werden    kann,    u.   s.  w.  entgegen,      diu 
sicheres  Mittel   zur  Bekämpfung  gibt  es  nicht    Verhinderung    der 
erwähnten,    die  Schütte   begünstigenden   Umstände   dient  zur   Ver- 
minderung des  Schadens.  Brick  (Karlsruhe). 

Tabeuf,  K.Y^  Ueber  eine  neue  Krankheit  derWeisstanne 
und   ihre   forstliche    Bedeutung.     Vorläufige   Mittheiluoer» 
Zeitschrift  für  Forst-  und  Jagdwesen.   1890.  Heft  5.  p.  282—85). 
Ausser  den  durch  die  Arbeiten  von  Hartig  schon  bekannten 
Feinden  des  Holzes   der  Weisstanne  (Polyporus  fulvus,  Tra- 
metes  Pini,  Tr.  radiciperda  und  Agaricus  melleus)   hat 
Verf.  auch  Polyporus  sulphureus  gefunden  und  einen  bisher  als 
schädlichen  Parasiten  noch  unbekannten  Pilz,  Agaricus  adiposus 
Fr.,  welcher  bisher  nur  an   lebenden   Buchen  und  gefälltem  Holze 
beobachtet  worden  ist.    Derselbe  bricht  mit  seinen  sich  häufig  und 
massenhaft  bildenden  und  durch  ihre  schöne  gelbe  Farbe  sich  ans* 
zeichnenden  Fruchtkörpern  aus  Wunden,  Bindenrissen,  Specbtlöchem 
und  besonders  häufig  aus  den  Krebsstellen  von  Aecidium  ela- 
tinum  aus  der  Weisstanne  hervor.    Er  bewirkt  durch  seine  Holz- 
zersetzung   neben   dem    Polyporus   fulvus   das   Brüchig  werden 
dieser  Krebsstellen.    Das  zersetzte  Holz  hat  einen  gelben  bis  gelb- 
braunen Ton  und  ist  von  dem  Mycel  nach  allen  Richtungen  durch- 
setzt; besonders  aber  verbreiten  sich  dichte,    weisse  Mycelstränge 
in  der  Jahresringfläche,  und  erscheint  das  Holz  auf  dieser  inselartig 
zerfressen.     Die  Endzersetzung   zeigt   uns    ein    in   die    Jahresringe 
zerblättertes  Holz,  welches  unregelmässig  zart  durchbrochen  ist. 

Brick  (Karlsruhe). 

Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 

Eleinere  Mittheilungen  zur  bakteriologischen  Technik^). 

Von 

W.  Prausnitz. 

Mit  2  AbbUdiiBgtn. 

I.   Vorrichtung   zum   Abimpfen    einzelner    Kolonieen 

von  der  Koch'schen  Platte. 

Unter  den  Manipulationen,  die  bei  bakteriologischen  Untersuchun- 
gen auszuführen  sind,  befindet  sich  eine,  welche  öfters  grosse  Schwie- 

1)  Nach  einem  Vortrag,  gehalten  in  der  Gesellschaft  für  Morphologie  und  Physiologie 
SU  München  am  28.  Jali  1890.  —  Abdruck  aas  Münch.  med.  Wochenschr.  1890.  No.  18. 


UntersiiehmigsmethodeD,  InstnunMito  ete. 


129 


^gleiten  bereitet,  n&mlich  das  Abimpfen  einzelner  Eolonieen  von  der 
focktehen  Platte. 

&r  Erleichterang  desselben  habe  ich  einen  kleinen  Apparat 
ioBstniirt,  der  an  jedes  Objektiv  eines  Mikroskopes  leicht  und  rasch 
ttgeschraubt  werden  kann.  Derselbe  besteht  aus  einem  Metallring, 
wdder  an  der  einen  Seite  zusammengeschraubt  werden  kann.  An 
soaer  anderen  Seite  ist  ein  Metallstück  angesetzt,  in  welchem  eine 
Eigne  yerläoft,  die  zur  Aufnahme  eines  kleinen  fahnenförmigen  Pia- 
tobteefaes  dient.  Die  Rinne  ist  so  gearbeitet,  dass  das  am  oberen 
fiide  etwa  1  mm  breit  rechtwinklig  abgebogene  Platinblech  leicht 
eJBgesetst  und  herausgezogen  werden  kann,  wenn  es  aber  eingefllgt 
Bt,  foUkommoi  fest  sitzt. 

Die  Verwendung  des  Apparates  ist  aus  der  beiliegenden  Zeich- 
inDg  osiehtlich.  Beim  Abimpfen  wird  die  Platinnadel  in  den  Aus- 
schnitt des  Platinbleches  gelegt,  so  dass 
itt  Ende  der  Nadel  etwa  2  mm  von 
der  abzuimpfenden  Kolonie  entfernt  ist ; 
&  den  Glasstab  haltende  Hand  stützt 
sich  auf  dai  Rand  des  Objekttisches 
oder  auch  auf  eine  kleine  neben  dem 
Olqddtificti  in  gleicher  Höhe  stehende 
Hcjzbank.  Dann  kann  man  das  Auge 
dm  Ocular  nähern ,  ohne  fOrchten  zu 
mfiasen,  dass  der  Platindraht  aus  der 
\hm  anftnglich  gegebenen  Lage  verrückt 
wird. 

Beim  Gebrauch  des  Apparates  ist 

das  Abimpfen    bedeutend    erleichtert, 

besonders  ist  die  Gefahr  in  andere,  als  die  gewünschte  Kolonie  ein- 

ndringesn,  bei  kurzer  Einübung  nicht  mehr  vorhanden. 

Ein  weiterer  Vortheil  ist  es,  dass  man  nun  nicht  mehr  nach  er- 

Ugtac  Abimpfung  an  das  Objektiv  anstossen  kann. 

Da  das  Platinblech  mit  einer  Pincette  leicht   herausgezogen,  in 

iß  Flamme  geglüht  und  dann  wieder  eingesetzt  werden  kann ,  ist 

ou  vor  zu&Uigen  Verunreinigungen,  wie  sie  früher  durch  Anstossen 

ao  das  Ocular  mogUch  waren,  gesichert. 

I>er  kleine   Apparat   wird    von  Herrn   Hofinstrumentenmacher 

Katsch,  München,  Schillerstrasse,  angefertigt.    Bei  Bestellung  ist 

Gütueder  das  Objektiv  einzusenden,  oder  die  Stärke  desselben  genau 

anzugeben. 

n.Apparat  zur  Anfertigung  von  Esmarch'scher  Roll- 
kulturen. 

Der  in  nebenstehender  Figur  wiedergegebene  Apparat  besteht 
am  einem  10  cm  hohen,  28  cm  breiten  und  19  cm  tieten  Blechkasten. 
In  der  Mitte  der  beiden  Schmalseiten  ist  am  oberen  Rande  eine 
Ueine  Vertieiung  angebracht,  in  welche  die  Axe  einer  Rolle  zu  liegen 
\ssmL  An  der  Axe  sind  in  Entfernung  von  14  cm  von  einander 
i  ninde  Blechscheiben  befestigt,  in  deren  Peripherie  10  runde  Löcher 
eingeschnitten  sind. 


130 


Untertachimgsmetbodeu,  Instrumente  etc. 


Beim  Gebrauch  wird  der  Kasten  mit  10—12^  warmem  Wasser 
gefüllt,  in  die  Löcher  der  Bolle  die  mit  der  verflüssigten  Gelatine 
versehenen  Beagensgläaer  eingelegt  und  die  Kurbel  so  lange  gedreht, 

bis  die  GeUttine  erstarrt  ist. 
Man  erhält  dann  die  Gela- 
tineschicht an  der  Wand  der 
Gläser  ganz  gleichmässig 
ausgebreitet,  besonders  wenn 
man  darauf  achtet,  dass  der 
Kasten  horizontal  steht  und 
dass  in  den  Gläsern  die  ge- 
hörige Gelatinemenge  vor- 
handen. Am  besten  ist  es, 
wenn  die  Gläser  bis  zu  V4 
der  gesammten  Höhe,  excL 
Wattestopfer,  mit  Gelatine  gefüllt  sind.  Abgesehen  von  der  Möglichkeit, 
die  Gelatine  ganz  gleichmässig  auszubreiten,  was  besonders  dann  von 
Yortheil,  wenn  die  Kolonieen  gezählt  werden  müssen,  bietet  der 
Apparat  noch  die  Annehmlichkeit,  eine  grössere  Anzahl  derartiger 
Bofikulturen  zu  gleicher  Zeit  zu  vollenden. 

Der  Apparat  ist  vollständig  lackirt  bei  Ulrich  und  Bein  ig, 
München,  Zweigstrasse  6,  für  den  Preis  von  8  Mk.  zu  beziehen. 

ni.  Apparat  der  bakteriologischen  Wasserunter- 
suchung. 

Die  Erfahrung,  dass  sich  der  Bakteriengehalt  der  Wässer,  bald 
nachdem  sie  ihren  natürlichen  Bedingungen  entzogen,  bedeutend 
ändert,  macht  es  nothwendig,  die  Wässer  möglichst  bald  nach  ihrer 
Entnahme  zu  untersuchen  und  zwar  werden  diejenigen  Untersuchungen 
die  genauesten  Besultate  ergeben,  welche  sofort  nach  der  Entnahme 
an  Ort  und  Stelle  ausgeführt  sind. 

Ich  habe  deshalb,  da  ich  in  den  letzten  Jahren  vielfach  ausser- 
halb des  Laboratoriums  Wässer  bakteriologisch  zu  untersuchen  genöthigt 
war,  einen  Apparat  zusammengestellt,  der  in  kompendiöser  Form 
alles  das  enthält,  was  man  zu  einer  bakteriologischen  Wasserunter- 
suchung gebraucht. 

Der  Apparat  besteht  aus  einem  22  cm  breiten,  19  cm  tiefen 
und  12  cm  hohen  verschliessbaren  Blechkasten.  In  diesen  Kasten 
ist  ein  zweiter  eingefügt,  welcher  jedoch  nur  8  cm  hoch  ist  und  in 
3  Fächer  getheilt  ist.  In  dem  ersten  Fach  liegt  der  Thermometer, 
einige  Glaspipetten  und  ein  zum  Schreiben  auf  Glas  sehr  gut  ver- 
wendbarer F  a  b  e  r '  scher  Fettstift.  Das  zweite  bietet  Platz  für  20  Stück 
19—20  mm  weite  und  17  cm  hohe  Gelatineröhren.  Im  dritten  befindet 
sich  ein  kleines  Blechgefäss,  das  man  mittelst  einer  besonderen  Vor- 
richtung an  einen  Stock  befestigen  kann,  um  aus  Flüssen  vom  Ufer 
entfernt  Wasserproben  entnehmen  zu  können.  Sodann  enthält  es  ein 
zweites  Blechgefäss,  mit  Untersatz  und  Spiritusflamme  zur  Herstellung 
von  warmem  Wasser  für  Verflüssigung  der  Gelatineröhren,  weiterhin 
eine  Blechschachtel  mit  Gummiklappen  und  2  kleinen  Glasflaschen 
mit  Spiritus. 


Üntersnchiingsmetlioclen,  iDstramente  ete.  Jg]. 

Wird  dieser  zweite,  die  vorgenannteii  Utensilien  enthaltende  Kasten 

dem  ersten  herausgenommen,  so  kann  man  letzteren  zur  An* 
fertigiuig  der  Esmarch' sehen  RoUkulturen  nach  der  weiter  oben 
beschriebenen  Methode  benutzen.  Die  zu  diesem  Zweck  notwendige 
BoDe  ist  zusammenlegbar  konstruirt,  ihre  einzelnen  Theile  haben 
m  den  unteren  Theil  des  Kastens  Platz  gefunden. 

Mit  einem  derartigen  Apparat  habe  ich  vielfache  Wasserunter- 
sochungen  unter  den  ungünstigsten  Verhältnissen  ausgeführt.  Ich 
hatte  dabei  die  Crewissheit,  dass  die  Ton  mir  gefundenen  Zahlen  ab- 
Bohit  genau  waren,  da  eine  Veränderung  des  Bakteriengehalts  des 
Wassers  bei  den  immer  an  Ort  und  Stelle  vorgenommenen  Unter- 
SBchungen  ausgeschlossen  war  und  weiterhin  die  Annehmlichkeit,  für 
die  bakteriologische  Wasseruntersuchung  besonders  aufgefangene,  in 
fis  transportirte  Wasserproben  nicht  erst  ins  Laboratorium  bringen 
ra  müssen. 

Selbstverständlich  kann  der  Apparat  auch  für  anderweitige, 
aoBserbalb  des  Laboratoriums  anzustellende  biüderiologische  Unter- 
sodiuogen  (Milch,  Boden  u.  s.  w.)  gut  verwerthet  werden. 

Der  Apparat  ist  von  der  Firma  Johannes  6  r  e  i  n  e  r  in  München, 
Neohauserstrasse  49,  geschickt  und  sauber  zusammengestellt  für  den 
von  18  M.  zu  haben. 


IV.    Eine  neue  Methode  zur  Anfertigung  von  Dauer- 
kulturen. 

Während  die  bisher  zur  Anfertigung  von  Dauerkulturen  mitge- 
tbeUten  Methoden  sehr  komplizirt  waren  und  nur  besonders  für  die- 
sen Zweck  hergestellte  Kulturen  zu  konserviren  gestatteten,  verbindet 
das  von  mir  versuchte  Verfahren  den  Vorzug  der  Einfachheit  mit 
dem  allgemeiner  Verwendbarkeit. 

Ich  konservire  die  Roll-  und  Stichkulturen  —  auch  verflüssigen- 
der Arten,  wenn  die  Verflüssigung  noch  nicht  allzuweit  vorgeschritten 
—  indem  ich  in  die  Röhrchen  eine  Gelatinelösung  giesse^  welcher 
ein  Desinfidens  zugesetzt  ist.  Die  Gläser,  welche  die  zu  konserviren- 
den  Kulturen  enthalten,  werden  in  Eiswasser  gestellt,  der  Wattepfropf 
entfernt  und  antiseptische,  gerade  noch  flüssige  Gelatinelösung  mit- 
telst einer  tief  ins  Glas  eingefilhrten  Pipette  langsam  bis  oben  ein- 
gegossen. Das  Glas  wird  dann  mit  einem  Korkstopfen  verschlossen, 
der  am  Rande  des  Glases  abgeschnitten  und  zur  Vermeidung  der 
Aastrocknung  der  Gelatine  versiegelt  wird. 

Die  WaJhl  des  zuzusetzenden  Desinficiens  hat  mir  erst  Schwierig- 
keiten bereitet,  da  die  zumeist  gebrauchten  Desinficientien  die  Gela- 
tine entweder  verflüssigen  oder  eine  Trübung  verursachen.  Am  ge- 
eignetsten erwiesen  sich  eine  ö-proz.  Essigsäure,  und  eine  1-proz.  Kar- 
bolsäuregelatine. Bei  Bereitung  derselben  ist  die  Gelatine  natürlich 
ohne  Zusatz  von  Fleischwasser  und  Pepton  durch  Kochen  mit  ge- 
schlagenem Eiereiweiss  zu  klären  und  nach  beendeter  Filtration  die 
Säure  zuzusetzen. 

Das  Verfohren  hat  den  Vortheil,  jede  beliebige  Kultur ,  die  ge- 
rade geeignet  erscheint,  konserviren  zu  können.  Ich  besitze  derartige 
Dauerkulturen,  welche  nunmehr  2  Jahre  sich  vollkommen  unverändert 


132      Schutzimpftuigi  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelnngshemmiing  etc. 

erhalten  haben.  Wenn  ich  auch  nicht  verschweigen  kann,  da^us_  1 
einem  Theil  derartig  hergestellter  Kulturen  nach  einem  h^ 
manchmal  auch  erst  nach  einem  Jahre,  aus  mir  übrigens  uaei 
lichem  Grunde,  Verflüssigung  eingetreten  ist,  so  dürfte  das  YerCcLbir^ 
dennoch  besonders  für  ünterrichtszwecke  als  sehr  zweckmässig  ^ 
empfehlen  sein.  

B4>tkiBv  8.,  Eine  einfache  Methode  inr  Isolimng  anaerober  Bakterien.     (Zeitschr.   f.    0J 
giene.  Bd.  IX.  1890.  Heft  2.  p.  888—388.) 


Schutzimpfung,  künstliche  Infeictionsicranicheiten ,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Stern,  Bleh«,  üeber  die  Wirkung  des  menschlichen  Blu- 
tes und  anderer  Eörperflüssigkeiten  auf  pathogen  e 
Mikroorganismen.     (Zeitschrift  f.  klin.  Medicin.    Bd.  XVIIX« 
Heft  1  und  2.) 
Verf.    entnahm   mittels    sterilisirter  Schröpfschnepper   von  der 
desinfizirten  Haut  in  desinfizirte  Schröpfköpfe  Blut.     Es  gelang  fast 
stets  —  wie  sich  der  Autor  durch  das  Plattenverfahren  überzeugte 
—  steriles  Blut  zu  erhalten.    Das  Blut  wurde  aus  den  Schröpfköpfen 
in  sterile  Glasgefässe,  die  mit  Glasstöpseln  versehen  waren,  gegossen, 
hier  durch  Schütteln  mit  sterilem  Eies  oder  Glasperlen  vollständig 
defibrinirt ,  dann  mittels  steriler  Pipetten  in  Portionen  zu  6—8  Tro- 
pfen in  sterile,   mit  Wattepfropfen  versehene  Beagensgläser  einge- 
füllt.   Zur  Impfung  wurden  meist  Aufechwemmungen  von  Agar  oder 
Gelatinekulturen  benutzt.     Nur  bei  dem  Versuche  mit  Milzbrand- 
bacillen  wurden  Aufschwemmungen  von  der  Milz  einer  eben  an  Milz- 
brand verendeten  Maus  —  oder  ca.  8  Stunden  alte  Bouillonkultaren, 
die  sich  mikroskopisch  sporenfrei  erwiesen  —  verwendet.    Bei  jedem 
Versuche  wurde  ein  Theil  der  Blutproben  vor  dem  Impfen  ^  ,  Stunde 
lang  auf  55  Grad  oder  kurze  Zeit  auf  60  Grad  erwärmt.    Nach  der 
Impfung  wurden  die  Reagensgläschen  mit  Gummikappen  überzogen 
und  in  den  Thermostaten  bei  37  Grad  gestellt  und  nach  verschieden 
langer  Zeit  mit  Agar-Agar  oder  Gelatine  zu  Platten  ausgegossen. 

Ferner  wurden  in  derselben  Art  Versuche  angestellt  mit  pleuriti- 
schem  Exsudat,  peritonealem  Transsudat,  Hydroceleflüssigkeit  und  dem 
Inhalt  einer  Brandblase.  Aus  den  zahlreichen,  in  Tabellenform  be- 
schriebenen Versuchen  zieht  der  Verf.  folgende  Resultate: 

1)  Menschliches,  defibrinirtes  Blut  ist  im  Stande,  gewisse  patho- 
gene  Bakterien  abzutödten.  Am  stärksten  wirkt  dasselbe  auf 
den  Bacillus  cholerae  asiaticae,  etwas  weniger  auf 
den  Bacillus  typhi  abdominalis,  noch  weniger  auf  den 
Friedländer  'sehen  Pneumoniebacillus ; 

2)  die  Exsudate  und  Transsudate  zeigen  dieselben  Eigenschaften 
und  zwar  in  derselben  Intensität; 


Sebmampliuig,  kfinstl.  InfektionskraDkheiteii,  EntwiekelimgshemmaDg  etc.      X3S 

3)  die  WirküDg  des  Blutes  und  anderer  Eörperflüssigkeiten  scheiDt 
bei  yerschiedenen  Individuen  und  selbst  bei  denselbw  Indivi- 
duen zu  yerschiedenen  Zeiten  nicht  unerheblichen  Schwankungen 
in  Bezog  auf  ihre  Intensität  zu  unterliegen; 

4)  das  Blut  bei  akuten  Infektionskrankheiten  (Typhus  abdom., 
Pneumonie)  zeigt,  soweit  die  bisherigen  Untersuchungen  ein  Ur- 
theil  gestatten,  keine  erhebliche  Veränderung  bezüglich  seiner 
antibiddieriellen  Wirkung; 

5)  andere  pathogene  Mikroorganismen  (Bac.  anthracis,  Bac. 
diphther.,  Staphyloc,  pyog.  alb.  und  aur.,  Streptoc. 
pyog.)  zeigen  entweder  sofort  nach  dem  Eindringen  in  das 
Blut  oder  nach  einer  anfänglichen  Verzögerung  reichliches 
Wachsthum  in  demselben. 

Die  bakterientödtende  Wirkung  des  menschlichen  Blutes  und 
anderer  Eörperflüssigkeiten  wird  durch  ^|, -stündige  Erwärmung  auf 
60  Grad  vollständig  aufgehoben. 

Der  Verf.  betont  zum  Schluss,  dass  nur  die  fortgesetzte  Er- 
forschung der  Einzelthatsachen  uns  dem  Verständniss  der  verschie- 
denen Ursachen  der  Immunität  näher  bringen  kann. 

Trenkmann  (Eilsleben). 

Olbler,  Paul,  Antirabic  inoculations.  Sensations  ex- 
perienced  by  inoculated  persons.  How  immunity  is 
attaine d.  (The  Journ.  of  the  Americ.  Med.  Ass.  Vol.  XV.  1890. 
No.  11.) 

Wie  die  Direktoren  und  Assistenten  in  Impfanstalten  gegen  die 
ToUwuth  sich  impfen,  um  sich  gegen  eine  zufällige  ImpAing  bei 
ihren  täglichen  Manipulationen  mit  virulentem  Material  zu  schützen, 
impfte  der  Verf.  sowohl  sich  selbst,  als  auch  zwei  seiner  Assistenten 
und  einen  am  Laboratorium  beschäftigten  Knaben.  Der  letztere 
beklagte  sich  nur  über  lokale  Empfindlichkeit,  Mattigkeit  und  ge- 
ringe nächtliche  Störungen,  während  die  Uebrigen,  mehr  geeignet 
für  Beobachtungen,  auch  thatsächlich  solche  machten,  die  dem  Verf. 
wertb  zur  Veröffentlichung  schienen. 

Die  Reihe  der  Impflingen  begann  am  27.  März  1890  mit  14 
Tage  altem  Mark  und  endeten  am  10.  April  mit  2  Tage  altem  Ma- 
terial. Die  subkutanen  Injektionen  riefen  in  den  ersten  vier  Tagen 
eine  leichte  Entzündung  hervor,  welche  sich  bei  dem  einen  etwas 
weiter  ausbreitete,  ohne  aber  hart  zu  werden.  Während  der  Nacht 
war  der  Schlaf  etwas  gestört  durch  Empfindlichkeit  an  der  Impf- 
stelle. Während  der  ersten  10  Tage  waren  die  Symptome  ziemlich 
dieselben.  Die  Körpertemperatur  stieg  leicht,  ohne  dass  sich  jedoch 
entscheiden  liess ,  ob  diese  Steigerung  durch  die  injizirte  Masse  oder 
durch  die  in  Folge  der  Einspritzung  selbst  entstandene  Entzündung 
herbeigeführt  war.  Am  10.  Tage  schien  sich  das  Gewebe  an  die 
injizirte  Flüssigkeit  angepasst  zu  haben,  die  Reaktion  war  schwächer, 
der  Schmerz  nahm  ab  und  drei  Tage  nach  der  letzten  Injektion 
bUeben  nur  noch  Spuren  der  Einspritzungen  zurück.  Auf  die  Frage, 
ob  nun  hierdurch  Immunität  erlangt  sei,  geht  der  Verf.  in  einer 
höchst  eigenthümlichen  Weise  ein.    Er  geht  dabei  zunächst  auf  eine 


]^34      Schatzimpfung,  kfinstl.  Infektionskrankheiten,  EntwickelangshemmiiDg  ete. 

früher  von  ihm  aufgestellte  Hypothese  (er  nenDt  sie  „Theorie")  ein, 
in  welcher  er  das  Wesen  der  Immunität  zu  erklären  sucht.    Für  ihn. 
ist  die  Immunität  eine  Erscheinung  des  Zellengedächtnisses. 
„Die  Zellen  sind   kleine  individuafisirte  Wesen,  im  entsprechenden 
VerhäJtniss  mit   den   wesentlichen  Prinzipien  des  lebenden  Wesens, 
so  wie  wir  es  erkennen,  begabt.    Als  solche  besitzen  sie  Gedächtnisse 
vermögen  und  erinnern  sich  jeder  Zeit,  in  der  sie  durch  eine  Krank- 
heit angegriffen  wurden,  —  wenn  man  will  automatisch  — ,  aber  sie 
erinnern  sich,    wie  sie    den    Eindringling    (ich  meine  das  Mikro- 
bion),   welcher  sie   angriff,    sich   vom  Halse  schafften,  und  wenn 
wiederum   angegriffen,  wissen  sie  nun  sofort,  welche  Maassregeln 
nöthig  sind,  um  den  Feind  zu  verhindern,  festen  Fuss  in  ihnen  zu 
fassen." 

Der  Verf.  verlangt  zwar  selbst  nicht,  dass  man  daran  glauben 
soll,  weist  aber  doch  darauf  hin,  dass  die  neuesten  Arbeiten  von 
Metschnikoff  dieser  „Theorie"  zur  Bestätigung  dienen. 

Verf.  beschreibt  nun  noch  eine  Anzahl  nervöser  Erschei- 
nungen, welche  er  und  seine  Assistenten  während  der  Impfzeit  an 
sich  wahrgenommen,  welche  zeigten,  dass  gewisse  Gebiete  des  Nerven- 
systems zu  einer  ungewöhnlichen  Thätigkeit  angeregt  waren.  1^2 
Monat  nach  der  letzten  Impfung  befanden  sich  alle  drei  in  nur  irgend 
wünschenswerüier  Gesundheit.  Ziun  Schluss  wird  noch  erwähnt, 
dass  die  16  von  tollen  Hunden  gebissenen  und  geimpften  Personen 
gesund  blieben,  während  ein  gebissener  und  nicht  geimpfter  Mann 
und  Hausthiere  der  Tollwuth  erlagen.  Migula  (Karlsruhe). 

Petersen,  Ueber  die  antibakterielle  Wirkung  der  Ani- 
linfarben   [Pyoktanin    Merk's].     (St.  Petersburger  med. 
Wochenschr.    1890.    Nr.  27.) 
Fessler,  Erfahrungen  über  die  bakterientödtende  Wir- 
kung   der  Anilinfarben.     (Münchener  med.   Wochenschrift. 
1890.    Nr.  25.) 
€liirr6    und  Troje,    Chirurgische    und    bakteriologische 
Erfahrungen     über    das    Pyoktanin.      (Münchener    med. 
Wochenschr.    1890.    Nr.  25.) 
Stilling^s   Aufsehen    erregende    Veröffentlichungen    über    die 
desinfizirende    Kraft    der  Anilinfarben,   speziell  des    als  Pyoktanin 
bezeichneten  Methylvioletts  (Referat  in   dieser  Zeitschrift.  Bd.  VUI. 
Nr.  5)  haben  die  4  Verfasser    der  voriiegenden  Aufsätze  zu  Ver- 
suchen mit  diesem  Mittel  angeregt. 

Ein  begeisterter  Anhänger  des  Pyoktanins  ist  Petersen.  Er 
hat  theils  im  städtischen  Alexanderhospital  und  in  einer  Poliklinik  zu 
Petersburg,  theils  in  seiner  Privatpraxis  zahlreiche  Versuche  damit 
angestellt  und  rühmt  besonders  die  Wirkung  des  Mittels  bei  Ulcus 
molle.  Gleichgültig,  ob  jenes  in  Form  eines  Stiftes  oder  als  Streu- 
pulver oder  als  Pinselwasser  angewendet  wurde,  jedesmal  heilten 
die  Schankergeschwüre  nach  wenigen  Tagen  auch  in  solchen  Fäl- 
len, wo  das  Jodoform  erfolglos  blieb.  Der  Verf.  hebt  ferner  die 
günstigen  Erfolge,  welche  er  mit  dem  Pyoktanin  bei  Ozaena  syphi- 
litica, bei  der  Desinfektion   einer  Operationswunde  und  bei  Augen- 


SdiaUimpfuiig,  künsti.  lofeküonskrankheitan,  Entwickelongsheinmiuig  ete.      135 

leides,  wie  Gonjanctivitis ,  Keratitis,  Iridocyclitis  erreichte,  hervor 
und  erwähnt  endlich,  dass  die  Flecken ,  welche  das  Mittel  bei  un- 
^voisichtigem  Gebrauch  an  den  Händen  und  an  der  Wäsche  erzeugt, 
durch  Acid.  hydrochloria  dilut.  leicht  entfernt  werden  können. 
Jedenfalls  habe  das  Methylviolett  in  den  von  ihm  behandelten 
Fällen  mindestens  den  gleichen  Erfolg  wie  das  Jodoform  erzielt, 
nnd  besitze  dasselbe  vor  dem  letztgenannten  Mittel  den  grossen 
Yorzog  der  Geruchlosigkeit 

Auch  Fessler  lobt  das  Pyoktanin.    Er  hat  in  der  chirurgi- 
schen   Klinik    der    Universität    München  eiternde   Wunden,  welche 
z.  Th.  mit  Knochennekrose  komplizirt  waren,  mit  1  p.  mille  Lösung 
des   Mittels  ausgewaschen  und  mit  Pyoktaningaze  verbunden    und 
erreichte  dabei  stets  Stillstand  der  Eiterung,  rasche  Reinigung  und 
Hdlong  der  Wunde.    Seine  klinischen  Erfahrungen  kontroUirte  er 
durch    bakteriologische    Versuche.     In    einer  Nährbouillon,    welche 
auf  5 — 8  ccm  ^I^q  mgr  des  Farbstoffes  enthielt,  sah  er  kein  Sta- 
phylokokken-Wachsthum   mehr    eintreten;    Seidenfäden,    welche    in 
eiDer  Kultur  der  Eiterbakterien  getränkt,  getrocknet  und  demnächst 
15  Minuten  lang  der  Einwirkung  einer  1  p.  m.  Pyoktanin-Lösung 
ausgesetzt    worden    waren,    erwiesen  sich    als   vollkommen    steril, 
da    in    der    mit    ihnen   beschickten    Bouillon    auch    bei   Brttttem- 
peratur  keine  Bakterienentwickelung   stattfand.     Da  indessen  Verf. 
nicht    angiebt,  ob   er   die  Seidenfaden    nach  Entfernung   aus   der 
Desinfektionsflflssigkeit  ausgewaschen  hat,  bevor  er  sie  in  die  Nähr- 
lösung übertrug,  so  ist  es  immerhin  möglich,  dass  es  sich  auch 
hier  nur  um  Entwickelungshemmung ,    nicht  um  Vernichtung   han- 
delte, insofern  die  Seidenföden  auch  in  der  Nährlösung  noch  mit 
Methylviolett  imprägnirt  blieben.     Fessler   erklärt   übrigens    die 
Färbekraft  des  Mittels  für  sehr  unbequem  bei  dessen  praktischer 
Anwendung.    Die  Farbe  Hess  sich  durch  Kaliseife   zwar  von  den 
Händen,  nicht  aber  von  der  Wäsche  entfernen. 

Weit  ungünstiger  klingt  das  Urtheil,  welches  Garr6  und 
Troje  über  das  Pyoktanin  fällen.  Ersterer  behandelte  damit  eine 
Reihe  von  Kranken  der  chirurgischen  Universitätsklinik  zu  Tübin- 
gen, indem  er  das  Mittel  sowohl  als  Stift,  wie  als  Streupulver,  wie 
als  Lösung  in  Anwendung  brachte.  Er  konnte  zwar  in  keinem 
Falle  giftige  Nebenwirkungen  von  Seiten  desselben  beobachten,  doch 
fand  er  auch  niemals  Vorzüge  seiner  antiseptischen  Wirkung  vor 
der  desinfizirenden  Kraft  anderer  gebräuchlicher  Mittel.  Tubercu- 
löse  Prozesse  waren  durch  das  Pyoktanin  nicht  zum  Stillstand  zu 
bringen;  ebensowenig  wurde  eine  ausgesprochene  Besserung  des 
Zustandes  eitriger  und  jauchiger  Geschwüre  dadurch  erzielt.  Bei 
emer  Phlegmone  in  der  Nähe  des  Kreuzbeins  kam  es  zu  Senkungs- 
abscessen  trotz  ausgiebiger  Anwendung  des  Mittels.  Dass  die  Dif- 
fnndirbarkeit  des  Methylvioletts  bei  weitem  nicht  so  gross  ist,  wie 
Stilling  annimmt,  bewies  Garre  u.  a.  die  gelegentliche  Auto- 
psie einer  Frau,  welche  wegen  jauchiger  Absonderungen  am  Ober- 
schenkel grössere  Pyoktanininjektionen  erhalten  hatte  und  kurze 
Zeit  darauf  an  Lungenembolie  starb.  Bei  der  Oeffhung  zeigte  die 
grosse  Abscesshöhle  keine  Verfärbung  durch  das  Mittel. 


136      Schutslmpfung,  kfinstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmniii^  ete. 

In  einem  Falle  von  Kniekehlenabscess  schien  das  Methylviolett 
günstiger  gewirkt  zu  haben.    Gleich  nach  der  einer  Punktion    d^ 
Abscesshöhle    angeschlossenen  Pyoktanininjektion   fiel   unter    Nach- 
lass  der  Schmerzen  die  Temperatur.    Nach  einigen  Tagen    näherte 
sich  indessen  der  Abscess  dennoch  dem  Durchbruch,  so   dass    eine 
Incision    gemacht  werden    musste,   bei    welcher    sich    dunkeltheer- 
farbiger,   mit  Fetzen  vermischter  Eiter  entleerte.    In  letzterem  fand 
Troje  (im  pathologischen  Institut  Tübingen)  keine  gefärbten    Bak- 
terien,   dagegen  konnte  er  das  Vorhandensein   zahlloser    lebender 
Staphylokokken    durch    Gram 'sehe    Färbung    und    Eulturversuche 
nachweisen.    —    Andere    Versuche  Troje's    bewiesen,    dass     eine 
Methylviolettlösung  1 :  1000  wohl  die  Entwickelung  der  Eiterkokken 
deutlich    hemmt,    aber    selbst   bei    12  Stunden   langer  Einwirkaag 
diese  Bakterien   noch  nicht  tödtet.     Er  übergoss  frische    Kulturen 
von  Staphylo  CO  ccus  aureus  mit  einer  solchen  Lösung,  entnabiD 
nach   einiger  Zeit  (bis  zu  12  Stunden)  mit  einer  Platinöse  Spuren 
der  Kultur  und  übertrug  sie   auf  Agar  in  der   Weise,   „dass    die 
Hauptmasse    des  Kultur-Farbstoff-Gemisches    im    oberen    Theil   der 
Agarfläche    deponirt  wurde,    während  die  Platinöse  bis   unten   hin 
weitergeführt  wurde,  um  noch  etwa  daran  haftende  Bakterien   gänz- 
lich abzustreifen^S    In  den    unteren   Theilen  des  Kulturglases   fand 
dann    deutliche   Kokkenentwickelung    statt.      Dem    Einwand,    dasa 
hier  vielleicht  Kokken  übertragen  worden  waren ,    welche    mit  der 
Farbstofflösung  keine  Berührung  gehabt  hatten,  wurde  dadurch   be- 
gegnet, dass   in  allen  Deckglastrockenpräparaten,   die   aus  den  ver- 
schiedensten Stellen    der  Kultur  entnommen  wurden,  nur   gefärbte 
Kokken  zu  erkennen  waren.  —  Im  Uebrigen  erinnert  Troje  daran, 
dass    dem  Methylviolett    von    den   Bidcteriologen    bisher    stets    nur 
entwickelungshemmende  Eigenschaften  zugeschrieben    worden   seien. 
Babes  und  Cornil  hätten  dasselbe  sogar  zur  Beobachtung  lebend- 
gefärbter Bakterien  empfohlen.  Kubier  (Oldenburg). 


jC 


ü 


Liebreieby  Oskar,  Das  Methylviolett  (Pyoktanin).    (Thera- 
peut. Monatshefte.  IV.  No.  7.  p.  344).  ^  ' 
Verf.    wendet    sich   gegen    die  Anwendung    des    neuerdings  in  i'  < 
Mode  gekommenen    „Pyoktanin 's^\     Zunächst    sei    es   kein  einheit-            ^i  i 
lieber  Körper,    sondern    ein  Gemenge    von    verschiedenen  Färb-  d 
Stoffen,  die  als  Methylviolette   gemeinsam    bezeichnet    werden   und  i  i 
deren  Herkunft  und  Darstellung    er  kurz  skizzirt.     Für  Färberei-  i  i 
zwecke  und  bakteriologische  Färbung  könne  man  wohl  auch  solche            i  \ 
Gemenge    benutzen,    nicht    aber    zu   pharmakodynamischen    Unter- 
suchungen.     Hierzu    müsste    man   die  einzelnen  Komponenten  des 
Gemenges  gesondert   betrachten.     „Eine   einfache  Kasuistik,  publi-            i 
zirt    auf   Grund   ungenauer  Kenntniss    der    angewandten  Substanz, 
ist  nicht  im  Stande  Klarheit  zu  bringen^^    Es  sei  daher  unrichtig, 
ein    undefinirbares   und    in    seiner   Konstanz    unkontrollirbares  Ge- 
menge   verschiedener  Körper    mit  dem  einheitlichen  Namen  Pyok-  i 
tanin    zu    belegen.     Vielleicht  seien   aus  der  Inkonstanz  des  Prä- 
parates   die  Verschiedenheiten    der  Resultate   einzelner  Beobachter  j 
zu  erklären.    Vielleicht  seien  in  dem  Pyoktanin  benannten  Gemenge 


Sekatsimpfuig,  kdnsü.  Infektioiiskrankheiten,  Bntwickelangshtminaiig  etc.      137 

nur  eme  oder  wenige  Substanzen  „die  Träger  einer  guten  Wirkung^^, 
UUb    man  eine  solclie  überhaupt  annehmen  wolle,  andere  dürften 
lielleicht  sogar  schaden.    Das  Viktoriablau,  ein  dem  Erystallviolett 
aehr     nahe    stehender    Farbstoff,    sei    gegen  Mikrobien    überhaupt 
uiaktiv.     „Es  li^  also  die  Möglichkeit  vor,    dass  eines   der  Me- 
tkylpararoeanüine    günstig  wirken  kann,  andere  eine  deletäre  und 
radere  wieder  gar  keine  Wirkung  ausüben^S     Verf.  bespricht  dann 
die  bisherigen  Veröffentlichungen  über  das  Py oktanin  von  Bresgen 
(gttnstig),    die    bakteriologischen   Untersuchungen    von    Jae nicke 
(aaaf&hrlicheres  Referat  cf.  diese  Ztschr.).    Verf.  knüpft  an  die  be- 
obachtete verschiedenartige  Wirkung  auf  verschiedene  Mikrobien  die 
Hoffiiang,    „dass  es  gelingen  werde,  spezifische  Desinfektionsmittel 
zn  finden.^     Versuche   mit  Blutserum  fielen  aber  viel  ungünstiger 
ans.     Am   energischsten   zeigte  sich   immer  die  Wirkung  auf  Sta- 
pbylococcus    pyogenes^    welcher    durch    1  :  6000   in    N&hr- 
booUlon  schon   nach  |  Minute  getödtet   wurde.    Verf.  geht  dann  zu 
den   ungünstigen  Beobachtungen  Braunschweig's  über,    welcher 
am   Auge    danach  Brennen,  aber    auch   heftige   Schmerzen,  ferner 
dreimal    bei   parenchymatöser    Keratitis   eine    pseudocroupöse    Gon- 
jnnetivitis  (auch  bei  Kaninchen  einmal  schon  nach  3  Tropfen),  femer 
bei   gesunden  Konjunctiven  stets  leichte  Beizung,    brennendes  Ge- 
flihl,    Thr&nen    beobachtete.     Ob  gewisse  Hornhautaffektionen  auch 
dem  Py  oktanin  zur  Last  zu  legen  waren,  blieb  zweifelhaft.    Femer 
erwähnt   Verf.  die  negativen  Besultate  von  Mauthner  und  Roe- 
loffs,   er  schliesst  daher,  „dass  das  Methyl  violett  für  die  Praxis 
vorläufig  nicht  als  geeignet  zu  betrachten'^  sei. 

Gzaplewskl  (Görbersdorf  i.  Schi.). 

Chabari^,   Antiseptique  gazeuse,  son  action  sur  la  bac- 
t^rie  pyogöne  de  Tinfection  urinaire.    (La  semaine  m6d. 
X.  1890.  No.  51.) 
Verf.  hat  sich  durch  Einwirkung  von  Fluorsilber  auf  Methylen- 
ehlorur  Fluormetiiylen  hergestellt  und  dieses  Gas    auf  seine  anti- 
septischen Eigenschaften  geprüft.    Er  fand,  dass  dasselbe  im  Stande 
ist,  das  von  Bouchard  1879  entdeckte  Bacterium  der  urinösen  In- 
fektion nicht  nur  in  seiner  Entwickelung  zu  verhindern,  sondern  auch 
in  voller  Entwickelung  zu  vernichten.     Beizende  Wirkungen  besitzt 
das  Gas  nicht     Auf  die  Schwimmhaut  und  das  Mesenterium  des 
Ic^nden  Frosches  übte  es  keine  anderen  Wirkungen  aus,  wie  ein  ein- 
fiteber  Wasserstrahl.    (Acad^mie  des  sciences.  17.  Nov.  1890.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Bard,  M.  L«,  De  la  d^claration  des  maladies  trans- 
missibles et  des  Services  de  d^sinfection  k  Lyon  et 
dans  le  d^partement  du  Rhone.  (Bevue  sanitaire  de  la 
Province.  VUI.  1890.  No.  155.  p.  72.) 

Mit  den  dem  allgemeinen  Verkehre  dienenden  Transportmitteln, 
wie  Pferdebahnwagen,  Omnibussen,  Lokalschififen  etc.,  dürfen  in  Lyon 
Entnke,  mit  alleiniger  Ausnahme  von  Verwundeten,  nicht  befördert  wer- 
den. Den  MieÜiwagen  ist  der  Krankentransport  gestattet,  doch  werden 


138      Sebatsimpfting,  kfinstl.  iDfektionakrAnkheiteDy  Entwtckelangshemaitinip  etc. 

sie  sofort  einer  gründlichen  Desinfektion  von  Seite  der  betreflFenden 
Erankenhausverwaltung  unterzogen,  wenn  der  dienstthuende  Arzt  eine 
infektiöse  Krankheit  bei  dem  transportirten  Kranken  konstatirt  hat. 
Jedes  Krankenhaus  ist  überdies  mit  spezieUen  Krankentransportwagen 
versehen,  welche  derart  gebaut  sind,  dass  sie  leicht  und  sicher^  des- 
infizirt  werden  können.    Wird  der  Wagen  auf  Grund  eines  ärztUchen 
Zeugnisses  oder  auf  behördliches  Ansuchen  verlangt,  so  werden  die 
Pferde  eines  herbeigeholten  Miethwagens  vorgespannt  und  der  Trans- 
port von  dem  Inhaber  des  letzteren  zu  dem  festgesetzten  Stadttarif 
bewerkstelligt.    Auf  diese  Weise  reduziren  sich  die  Transportkosten 
auf  ein  Geringes  und  es  entfällt  die  Desinfektion  der  Miethwagfen. 

In  Frankreich  ist  die  obligatorische  Anzeigepflicht    der  Aerzte 
gesetzlich  nicht  zulässig.    Es  wurde  daher,  um  die  grösstmöglichste 
ZaM  der  infizirten  Lokalitäten  kennen  zu  lernen,  für  Lyon  und  das 
Rhönedepartement  die  Anzeigepflicht  auf  die  Verwandten    oder  die 
Umgebung  des  Kranken  übertragen.    Auch  die  Direktoren  der  öffent- 
lichen Schulen  wurden  verpflichtet,   alle  Kinder  dem  Maire  namhaft 
zu  machen,  welche  dem  Schulbesuche  wegen  Erkrankung  fem  blieben, 
und  keines   ohne  ärztliches  Zeugniss  zum  Schulbesuche   zuzulassen, 
welches  mehr  als  eine  Woche  wegen  einer  nicht  bekannten  Krankheit 
ausgeblieben  war.    Der  städtische  Desinfektionsdienst  wird  von  einem 
gut  eingeübten  Personale  mittelst  eines  mobilen  Desinfektionsapparates 
von  Geneste   und  Herscher    versehen.     Die  Desinfektion    der 
Wohnräume  geschieht  je  nach  Erfordemiss  durch  Waschungen  oder 
Spray,  mit  1  ®/o  o  Sublimat  oder  5  ®/o  Karbolsäure,  oder  sie  vnrd  mit 
schwefeliger  Säure,  20 — 30  Gramm  pro  Kubikmeter,  oder  mit  Chlor- 
gas, 5  Gramm  pro  Kubikmeter,  vorgenommen. 

Für  das  Departement  ist  der  Desinfektionsdienst  kein  kontinuir- 
lieber.  Er  wird  nur  von  Fall  zu  Fall  auf  Kosten  der  betreffenden 
Gemeinde,  sonst  aber  ganz  in  derselben  Weise  wie  f^  Lyon  ausge- 
übt. Kr&l  (Prag). 

Juhel-Benoy,  Traitement  de  la  fi^vre  typholde  par  les 
bains  froids.  (La  semaine  m6d.  X.  1890.  No.  48.) 
Bouvezet  und  Tripier  in  Lyon  hatten  bei  der  Kaltwasser- 
behandlung des  Typhus  von  233  Fällen  20  verloren,  also  eine  Mor- 
talität von  8,58  %  gehabt.  Verf.  verlor  in  Paris  von  161  so  behan- 
delten Typhösen  14  =  8,8%  durch  den  Tod.  Auf  Grund  dieser 
günstigen  Ergebnisse  in  der  Givilbevölkerung  plädirt  er  warm  für 
Einführung  der  Brand  tischen  Methode  auch  in  der  Armee.  Durcb 
dieselbe  wird  nach  seinen  Erfahrungen  nicht  nur  die  Sterblichkeit, 
sondern  auch  die  durchschnittliche  Behandlungsdauer  des  Typhus  um 
fast  50  o/o  herabgedrückt.    (Soc.  m6d.  des  hopitaux.    31./10.  1890.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Branner,  Zur  Behandlung   von  Diphtherie  und  Croup. 

Andree,   Das  Resorcin  bei  Diphtheritis.    (St.  Petersburger 

med.  Wochenschr.  1890.  No.  6  u.  20.) 

Brunn  er  verwirft  die  lokale  Behandlung  der  Diphtherie  mit 

antiseptischen  Mitteln.    Alles  Gurgeln,  Pinseln,  Aetzen  u.  s.  w.  sei 


Sebafisimpliing,  k&nsU.  Infektionskrankheitei],  ISntwiokeluogHhemmang  etc.       ]39 

Dicht  nur  belästigend  oder  schmerzhaft  für  den  Kranken,  sondern 
sogar  geü&hriich,  da  hierbei  einerseits  gesundes  Gewebe  verletzt 
and  somit  der  Einwirkung  des  diphtherischen  Eontagiums  zugäng- 
lich gemacht  werde,  andererseits  ein  Verschlucken  der  oft  giftigen 
aatiseptischen  Mittel  befürchtet  werden  müsse.  Auch  haben  klinische 
Erfahnmgen  aUerorts  bewiesen,  dass  durch  solche  Therapie  that- 
sacUich  keine  Erfolge  erzielt  werden.  Brunn  er  empfiehlt  statt 
dessen  die  Behandlung  mit  Wasserdampf,  welchen  er  theils  als 
Diaphoreticum  auf  den  gesammten  Körper  des  Kranken  einwirken 
Hsst,  theils  als  Inhalation  anwendet  Er  schliesst  das  Bett  mit 
dem  Kranken  durch  eine  Art  Zelt  aus  wollenen  Decken  gegen  das 
Smmer  ab,  legt  unter  die  Bettstelle  heisse  Ziegelsteine  und  be- 
giesst  letztere  mit  Wasser,  welches  dann  sofort  verdampft.  Dies 
Verfahren  setzt  er  bis  14  Stunden  lang  fort  Er  erreicht  hier- 
durch seiner  Meinung  nach: 

1)  Die  lokale  Reinigung  der  Nasen-,  Bachen-  und  Kehlkopf- 
sichleimhaut.  Der  Wasserdampf  lockert  nicht  nur  Schleimballen 
and  Membranen,  sondern  er  bewirkt  auch  Temperaturerhöhung 
und  stärkeren  Blutzufluss  in  den  erkrankten  Theüen.  Die  Leuko- 
cjten  treten  daher  reichlicher  aus,  reissen  die  Diphtheriekeime 
mit,  befordern  diese  an  die  Oberfläche  und  werden  mit  ihnen  aus- 
gestossen,  ohne  dass  die  Keime  sich  von  neuem  festsetzen « können, 
da  bei  dieser  Behandlung  Schleimhautverletzungen  ausgeschlossen  sind. 

2)  Ein  allgemeine  Reaktion  des  Körpers  in  Folge  des  Schwitz- 
bades. 

Verl  erv7ähnt  13  schwere  Fälle  von  Diphtherie,  welche  er  auf 
seine  Weise  behandelte.  Nur  2mal  blieb  das  Verfahren  erfolglos. 
Einer  der  beiden  letzteren  Patienten  starb  an  Septikämie,  der 
andere  an  Erstickung. 

Auch  And e er  verwirft  die  lokale  Behandlung  mit  den  ge- 
bräuchlichen antiseptischen  Mitteln.  Dagegen  erblickt  er  in  dem 
Resorcin  ein  Präparat,  welches  das  gesammte  erkrankte  Gebiet  zu 
dviichdringen  und  zu  vernichten  vermag,  ohne  das  gesunde  Gewebe 
anzugreifen.  Nach  Pinselungen  mit  10^  Resorcinglycerin  soll  meistens 
bei  Diphtherie  eine  schnelle  Besserung  eintreten  und  sich  alsbald 
darch  Abschwellen  der  Lymphdrüsen  verrathen.  In  schweren  Fällen 
von  Kehlkopfdiphtherie  empfiehlt  der  Verf.  perkutane  Injektionen 
von  Besordn- Vaselinöl  durch  das  Ligamentum  conioldes  vel  laryngeo- 
cricoideum.  Wenn  Nothnagel,  Rossbach  und  Loeffler 
fie  Erfolge*  der  Resorcinbehandlung  bezweifeln,  so  beruft  sich  der 
Verf.  ihnen  gegenüber  auf  die  Veröffentlichungen  von  Callias, 
Leblond,  Baudier,  Besnier,  Ghenet,  Fraignaud,  Thoien 
und  Tvon,  welche  ebenso  günstige  Resultate  mit  dem  genannten 
Mittel  erzielten,  wie  er  selbst  Kühler  (Oldenburg). 

napiTCouxti^,  n.,   JleQi  aTiokvfidvaetog  tüv  TtTvOfidvov  rijg 

(pv^iariaaecog    ngo  Trjg  xqcjaecDg  avTciv.    [üeber  Desinn- 

zirang    der  tuberculösen  Sputa  vor   deren   Färbung.]     (Falrpfdg 

1890.   No.  45.) 

In  der  Sitzung  vom  27.  Okt.  (8.  Nov.)  der  „ärztlichen  Gesell- 


X40        Bakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinisehen  Kongresse  zn   Berlin. 

Schaft  zu  Athen'^  machte  Verf.   eine  Mittheilung  über  die^  Art    und 
Weise,  wie  er  im  „mikrobiologischen  Institut^^  zur  Beruhigfupg    der 
Studirenden  die  tuberculösen  Sputa  vor  der  Untersuchung  desiDfizirt, 
was,  wie  er  wohl  ganz  richtig  bemerkt,  bisher  noch  nirgends  gescbeben 
ist.    Er  hat  nun  gefunden,  dass  durch  das  vorherige  Sterilisiren    im 
Arzonval  bei  120<>  die  Färbungsfähigkeit  der  Sputa  und  Bacillen 
nicht  beeinträchtigt  wird  und  dann  auch  durch  Impfversuche  an  Ka- 
ninchen sich  von  der  Zuverlässigkeit  der  Desinfektion  mit    Wasser- 
dampf von  120^  überzeugt.    Die  Versuche  des  Verf.'s,  ob  nicht  auch 
durch  Behandlung  mit  Sublimatldsung  derselbe  Zweck   bequemer   zu 
erreichen  ist,  sind  noch  nicht  zum  Atechluss  gelangt;  bis  dahin  em- 
pfiehlt er  seine  bisherige  Methode  zum  allgemeinen  Gebrauche. 

Sentinon  (Barcelona^. 

Courmont  et  Dor,  De  la  vaccination  contre  la  tubercD- 
lose  aviaire.    (La  semaine  m6d.  X.  1890.  No.  52.) 
Den  Verff.  gelang  es,  Kaninchen  durch  Impfung  mit    filtrirten 
Kulturen  hnmunität  gegen  die  Geflügeltuberculose  zu  verleihen.     Sie 
impften  6  Kaninchen  mit  filtrirten  Kulturen.    Von   zwei  derselben, 
die  gleichzeitig  mit  virulenter  Kultur  geimpft  worden  waren,  bekam 
eines  leichte  tuberculöse  Veränderungen,   das   andere  blieb   gesund. 
Von  zwei  anderen,  die  einige  Tage  später  mit  virulenter  Kultur  geimpft 
waren,  bekam  das  eine  gleichfalls  leichte  Tuberculose,  während   das 
andere  gesund  blieb.    Die  zwei  letzten  Thiere,  die  nicht  weiter  geimpft 
worden  waren,  blieben  gesund.    Zwei  zur  Kontrolle  nur  mit  virulenten 
Tuberkelbacillen  geimpfte  Kaninchen  gingen  in  der  üblichen  Zeit  an 
Tuberculose  zu  Grunde.    (Soc.  de  Biologie.  22.  Nov.  1890.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 


Originalbericilte  Ober  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  intemationaleii  medicinisehen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Fortsetzung.) 

Aus  den  Abtheilungs-Sifznngen. 

ni.  Abtheilung:    Allgemeine  Pathologie  und  pathologische 

Anatomie. 

Herr  Bollinger  (München).  Ueber  die  Infektionswege  des 
tuberculösen  Giftes. 
Die  äussere  Decke  des  menschlichen  Körpers  bietet  wenig 
günstige  Bedingungen  für  die  Ansiedelung  und  die  Vermehrung  des 
Krankheitserregers,  denn  bei  oberflächlichen  oder  tieferen  Hautdefelctefl 
entsteht    durch    Kontaktinfektion    nur    ausnahmsweise   eine  lokale 


BiktorioL  rwn  X.  intomAtioiMilen  medtelnUelieD  Kongresse  in  Berlin.        141 

Ikbercolose,  welche  sich  zumeist  durch  ihre  Gutartigkeit  und  ihre 
Keigiiog  zum  chronischen  Verlauf  und  zur  spontanen  Heilung 
chankterisirt.  Bei  Kindern  ist  die  Empfilnglichkeit  der  Haut  für 
die  Aainahme  des  tuberculösen  Giftes  eine  grössere,  als  bei  Erwachsenen, 
imbesandere  scheinen  die  Subcutis  und  die  lockeren  bindegewebigen 
nde  eine  geringe  Besistenz  gegen  den  Eintritt  des  Tuberkelbacillus 
n  bieten.  Entzündliche  Prozesse  der  Haut  dürften  die  Disposition 
derselben  für  Aufnahme  und  Durchgang  des  YiruQ  erhöhen.  Trauma- 
tische Impftabercolose  der  Haut,  hervorgebracht  durch  zerbrechende 
S|HickD&pfe,  Biss  u.  dergl.  kam  zur  Beobachtung.  Dagegen  ist  die 
Mliglicbkeit  der  IJebertragung  des  tuberculösen  Giftes  durch  die 
Vaccination  entschieden  zu  verneinen.  Auch  durch  die  Drüsenaus- 
fflhnmgsgänge  yermag  es  —  im  Gegensatze  zu  den  Eitererregern  — 
mcbt  einzudringen.  Die  der  Haut  angrenzenden  Schleimhäute  des 
lopfes  besitzen  eine  grosse  Neigung,  das  tuberculöse  Gift  passiren 
zQ  lassen ,  ohne  selbst  zu  erkranken.  Pathologische  Veränderungen 
der  genannten  Schleimhäute  begünstigen  diese  Neigung.  Sie  führt 
bä  jugendlichen  Individuen  zunächst  zu  lokaler  Drüsentuberculose. 

Die  Lunge   bildet  eine  der   vorzüglichsten  Eintrittspforten  für 
das  Virus.    I^e   grosse  Mehrzahl  der  Fälle  von  menschlicher  Tuber- 
calose  beginnt  fast  gesetzmässig  in  der  Lungenspitze  als  dem  Locus 
nmimae  resistentiae.    Da  aber   in  allen  Lungenpartieen  die  gleiche 
Menge  des  staubförmigen  Tuberkelvirus  inhalirt  und  deponirt  wird, 
80  muss  wohl  die  weitaus  grösste  Mehrzahl  der  in  die  Lungen  ein- 
dringenden   Tuberkelkeime    von    den    physiologischen   Kräften    des 
Organismus  vernichtet  werden.  Das  tuberculöse  Gift  vermag  namentlich 
bei  Kindern   das  intakte  Lungengewebe  zu  durchdringen,  um  sich  in 
den  Bronchialdrüsen  festzusetzen  und  von  da  aus  weiter  verschleppt 
ZQ  werden.     Für  die  dlgemeine  Prädisposition  der  Lunge  spricht 
anch  das  Auftreten  der  metastatischen  Tuberculöse  derselben,  wobei  das 
Gift  von  beliebigen  Organen  aus  in  den  Körper  eingedrungen  sein 
kann ,   weshalb  nicht  jede  Tuberculöse  der  Lungen  auf  Inhalations- 
inlektion beruhen  muss.    Bei  der  primären  Tuberculöse  des  Hodens, 
der  Knochen  und  der  Gelenke  muss  eine  latente  hämatogene  Infektion 
^genommen   werden,    wobei  das  Gift  von  irgend  einem  Organ  aus 
eindringt,  ohne  Spuren  zu  hinterlassen.    Die  Tuberculöse  des  Kehl- 
kopfes wird  in  der  Regel  auf  dem  Wege  intrabronchialer  und  intra- 
trachealer Autoinfektion  erworben.    Die  obere  Hälfte  des  Yerdauungs- 
traktus  ist  für  die  Ansiedelung  des  Tuberkelbacillus  wenig  disponirt; 
die  Prädilektionsorgane  bei  der  intestinalen  Infektion  sind  die  Lymph- 
foDikel  des  Heums  und  des  Dickdarmes,  obwohl  sie  offenbar  wider- 
!>tB&(i&fiihiger  sind,    als  die  Lungen.    Die  seltenere  primäre  Darm- 
tabercolose   dürfte  auf  den  Genuss  roher  Milch  von  tuberculösen 
Men  zurückzufahren  sein,    bei  Kindern  ihre  Entstehung  auch  zu- 
Uliger  Infektion  während    der   künstlichen    Ernährung   verdanken. 
Die  sekundäre  Darmtuberculose  entsteht  durch  Autoinfektion ,  indem 
infektiöse  Sputa  in  den  Darm  gelangen.    Das  tuberculöse  Gift  yer- 
mag das  intakte  Darmepithel  zu  passiren ,  es  ist  demnach  das  Vor- 
)ua^ien8ein  von  Schleimhautläsionen  für  die  Entstehung  einer  Darm- 
iofektion  nicht  erforderlich.    Der  normale  Magensaft  tödtet  auch  bei 

IZ.B4.  10 


142        Bakterlol.  vom  X.  intarnatiooalen  medicinlscbon  KongretM  in  Berlin. 

voller  Wirkung  die  Tuberkelbacillen  nicht  sicher.  Die  Tubercalose 
des  Bauchfells  nimmt  ihren  Ursprung  von  tuberculösen  Darmulcerationen 
oder  tuberculösen  Lymphdrüsen  oder  dem  Urogenitalsystem,  auch  von 
Pleura  und  Lungen  aus  und  ist  am  häufigsten  tertiär. 

In  Betreff  des  Einflusses,  welchen  der  Genuss  der  Milch  und 
des  Fleisches  tuberculöser  Thiere  auf  die  Entstehung  der  menschlichen 
Tuberculose  hat,  steht  fest,  dass  die  von  Kühen  mit  Eutertuberculose 
stammende  Milch  höchst  gefährlich  und  dass  die  Milch  tubercu- 
löser Kühe  mit  nofmalem  Euter  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  virulent 
ist.  Auch  die  verschiedenen  Milchprodukte  bewahren  nachgewiesener- 
massen  ihre  Infektiosität  und  künstlich  infizirte  Butter  kann  Monate 
lang  virulent  bleiben.  Untersuchungen  über  die  Infektiosität  der 
Milch  tuberculöser  Frauen  ergäben  bisher  nur  negative  Resultate. 
Das  Fleisch  tuberculöser  Thiere  besitzt  in  gewissen  Fällen  pathogene 
Eigenschaften  und  eine  Infektionsgefahr  ist  für  den  Menschen  ent- 
schieden vorhanden,  aber  jedenfalls  von  geringerer  Bedeutung,  als 
von  Seiten  der  Milch  tuberculöser  Thiere.  Sie  kann  durch  sicher 
keimtödtende  Zubereitung  des  verdächtigen  Fleisches  vor  dem  Genüsse 
vermieden  werden.  Dieses  Palliativmittel  ist  ungenügend,  der 
eigentliche  Kampf  soll  gegen  die  Tuberculose  der  Sc£ilachtthiere  ge- 
führt werden. 

Was  die  Disposition  der  verschiedenen  Organe  für  die  Aufnahme 
und  Vermehrung  des  tuberculösen  Giftes  betrifft,  so  verhält  sich  ihre 
Empfänglichkeit  für  die  spontane  menschliche  Tuberculose  nach 
folgender  absteigender  Linie:  Lunge,  Lymphdrüsen,  Darmschleimhaut^ 
seröse  Häute,  Kehlkopf,  Milz,  Gelenke,  Knochen,  Leber,  Nieren, 
Genitalien,  äussere  Haut,  Gehirn  und  Rückenmark,  Muskulatur 
(fast  immun).  Für  die  künstliche  Infektion  (z.  B.  von  der  Subcutis 
oder  vom  Peritoneum  aus  erzeugt):  Lymphdrüsen,  Milz,  Longe, 
seröse  Häute,  Leber,  Nieren,  Genitalien,  äussere  Haut,  Gelenke, 
Knochen. 

Schliesslich  unterscheidet  B.  in  Bezug  auf  die  Formen  der 
Disposition  1)  eine  Disposition  der  Gattung  und  Art,  2)  eine  Dispo- 
sition der  Familie,  3)  eine  Disposition  des  Individuums,  4)  eine  Dispo- 
sition der  Organe  und  5)  eine  Disposition  der  Zdle. 

Herr  Ponflck  (Breslau).      Ueber    die    Wechselwirkungen 
zwischen  örtlicher  und  allgemeiner  Tuberculose. 

In  der  parasitären  Natur  der  Tuberculose  liegt  es  begründet, 
dass  sie  zu  Anfang  lokal  auftritt.  Als  Eintrittspforten  werden  haupt- 
sächlich, neben  anderen  Invasionsarten,  jene  Organe  anzunehmen 
sein,  die  direkt  mit  der  Aussenwelt  kommuniziren.  Die  spezifischen 
Bacillen  dringen  in  die  Athemwege  ein  und  finden  in  dem  Exsudate 
des  von  ihnen  verursachten  „indifferenten  Katarrhs''  einen  adäquaten 
Nährboden,  von  dem  aus  eine  weitere  centrifugale  und  centripetale 
Verbreitung  des  Virus  erfolgen  kann.  Aus  dem  Aufhören  aller 
Krankheitserscheinungen  und  dem  zuletzt  vollkommenen  Verschwinden 
der  Bacillen  aus  dem  Sputum  kann  auf  eine  Vernichtung  aller  para- 
sitären Keime  nicht  sicher  geschlossen  werden.  Ein  kleiner  Herd 
mit  lebensfähigen  Bacillen  kann  vorhanden   geblieben  sein,    welcher 


fiitktitiol.  Tom  X.  intamatlofiAleii  medicbUchra  KongreMe  sa  Berlin.        143 

dnrdi  Jahre  und  sogar  Ji^hrzehnte  latent  bleibt,  um  bei  einer  geeig- 
aeteo  Gelegenheit  mit  einer  Wiederholung  der  früheren  Störungen 
za  Qberraschen.  Das  Ausbleiben  einer  weiteren  Verbreitung  der  la- 
tenteD  Mikroorganismen  beruht,  was  die  Parenchyme  anbelangt,  auf 
d^  Verstopfong  ihrer  Saftkanäle  mit  geronnenem  Exsudat,  mit 
weissen  Blutkörperchen,  zusammengeballten  Bacillen.  Bei  den  Lymph- 
rdhrchen  und  den  Vasa  afierentia  wird  das  Lumen  durch  dieselben 
B^tandtheile  oder  durch  Endothelwucherung  und  entzündliche  Ver- 
dickung der  Membran  verlegt.  In  den  Lymphdrüsen  wird  das  Hin- 
denüss  durch  eine  überreichliche  Wucherung  der  in  den  Rindensinus 
Torhandenen  lymphoi'den  Elemente  hervorgebracht. 

Neben  der  akuten  muss  auch  eine  „chronische*^  Miliartuberculose 
angenommen  werden.  Bei  letzterer  wird  im  Anschlüsse  an  eine 
lokale  Tuberculose  die  Säftemasse  immerhin  bereits  roitbetheiligt  sein, 
indesa  so,  dass  die  Metastase  zunächst  weniger  wichtige  Organe  be- 
tUli;  einen  Znstand  demnach,  wo  mangels  Transportes  virulenter 
Keime  in  lebenswichtigere  Organe  keine  unmittelbare  Besorgniss  ge- 
hegt zu  werden  braucht.  In  Wirklichkeit  bilden  die  Fälle  von  chro- 
nischer Miliartuberculose  die  Mehrheit. 

P.  schliesst  mit  den  Thesen: 

1)  Die  Tuberculose  ist,  weil  stets  durch  einen  ectogenen  Bacillus 
entst^end,  eine  zunächst  örtliche  Krankheit 

2)  Demgemäss  schlägt  sie  ihren  ersten,  allerdings  mitunter  ver- 
borgen bleibenden  Sitz  in  denjenigen  Oigansystemen  auf,  welche  mit 
der  Aussenwelt  in  unmittelbarer  Verbindung  stehen  und  zwar  (in 
der  Reihe  der  Häufigkeit) :  dem  Respirations-,  Digestions-,  Urogenital- 
Apparat,  den  äusseren  Hautdecken. 

3)  Jede  an  irgend  welchem  anderen .  System  auftretende  Tuber- 
culose kann  erst  auf  dem  Wege  des  Lymph-  oder  Blutstromes  aus 
Selbstinfektion  hervorgegangen  sein. 

4)  Der  Uebergang  von  der  örtlichen  zur  allgemeinen  Tuberculose 
vollzieht  sich  baJd  gleichmässig  —  markirt  durch  bacilläre  Nieder- 
schläge und  Tuberkeleruptionen  auf  der  Innenfläche  des  Milchbrust- 
ganges  — ,  bald  schubweise  —  vermittelt  durch  direkten  Einbruch 
des  Virus  in  die  Blutbahn. 

5)  Es  gibt  Verallgemeinerungen  mit  eigenartig  modifizirtem  Ver- 
lauf, welcher  uns  zwingt,  neben  der  akuten  eine  „chronische 
Miliartuberculose"  aufzustellen. 

Herr  Heller  (Kiel)  vertritt  die  Ansicht,  dass  eine  Art  Dispo- 
sition für  die  tuberculose  Infektion  vorhanden  ist.  Sie  besteht  in 
der  Verminderung  derjenigen  Widerstandsfähigkeit,  die  ursprünglich 
alle  Menschen  in  gleichem  Maasse  besitzen.  Diese  Verminderung  der 
Widerstandsfähigkeit  kann  eine  örtliche  sein  und  wesentlich  die 
Epithelien  betreffen,  welche  in  diesem  Falle  zum  bevorzugten  Nähr- 
boden für  die  Tuberkelbacillen  werden.  Letztere  vermögen  das  in- 
tiJite  Epithel  durchzudringen;  etwaige  Läsionen  des  Epithels  werden 
noch  günstigere  Eintrittspforten  für  das  Virus  schaffen.  In  der 
Regel  wird  sich  nur  eine  geringe  Anzahl  der  Bacillen  [ansiedeln, 
welche  sich  aber  rasch  vermehren  können,  wenn  die  entsprechenden 
Vegetationsbedingungen  vorhanden  sind.     Bei  einer  allgemeinen 

10* 


?. 


144        Bftkteriol.  vom  X.  iDtenfttlonAleii  medloialschra  Kongresse  zu  Berlin. 

VermindeniDg  der  WiderstandsfiLhigkeit  gegen  die  tuberculöse  In- 
fektion ist  der  Ernährungszustand  in  Betracht  zu  ziehen ,  welcbem 
sich  sehr  jugendliches  oder  sehr  hohes  Alter,  Emährun^art ,  ver- 
mehrte örtliche  Disposition  und  Anderes  mehr  als  weitere  beacbteos- 
werthe  Faktoren  anschliessen.  Die  aus  gewissen  Berufsarten  resul- 
tirenden  Schädigungen  bilden  ein  weiteres  Moment  för  eine  erhöhte 
Disposition  des  männlichen  Geschlechts.  Die  erbliche  Uebertragung 
der  Tuberculöse  kann  stattfinden,  hat  aber  ihrer  Seltenheit  wegen 
nicht    jene  hervorragende  Bedeutung,  wie  die  vererbte  Disposition. 

Herr  Bang  (Kopenhagen).    Ist  die  Milch  tuberculöser  Kühe 
virulent,  wenn  das  Euter  nicht  ergriffen  ist? 
Durch  eine  Reihe  Impfversuche  mit  der  Milch  tuberculöser  KQhe, 
welche    keine    wahrnehmbaren    pathologischen    Veränderungen    des 
Euters    aufwiesen,    wurde   sichergestellt,     dass   die  Milch   solcher 
Provenienz  eine  relativ  geringe  Pathogenität  besitzt.    Beim  Schlach- 
ten der  Thiere  zeigt  sich  jedoch ,  dass  in  dem   scheinbar   normalen 
Euter  nicht  selten  Tuberkelknötchen  vorkommen,  weshalb   auch    die 
Milch  der  tuberculösen  Kühe  mit  anscheinend  gesundem  Euter   als      \^ 
verdächtig  angesehen  werden  muss.  ! 

Herr  JUrgens  (Berlin).     Ueber  einen  Fall  von  perlsucht-  ^ 

ähnlicher  Erkrankung  beim  Menschen.  ]] 

J.  demonstrirt  Präparate  von  Perlsucht  beim  Menschen,  in  ^ 
welchen  die  fest  verkalkten  kömigen  Knoten    den  Perlsucbtknoten 

der  Thiere  sehr  ähnlich  sehen  und  ganz  verschieden  von  der  käsigen  .| 
Tuberculöse  des  Menschen  erscheinen. 

Herr  Wyssokowitsch  (Charkow).  Ueber  denEinfluss  der  ? 
Quantität  der  verimpften  Tuberkelbacillen  auf  den  ü 
Verlauf  der  Tuberculöse  bei  Kaninchen  und  Meer-  « 
seh  wein  eben.  ,^ 

Der  chronische  Verlauf  der  nach  Verimpf  ung  skrophulOser  Drflsen-  ^ 
massen  entstehenden  Tuberculöse  bei  Meerschweinchen  und  der  häufig  \ 
negativen  Impfresultate  bei  Kaninchen  dürfte,  im  Gegensatze  zu  A  r  1  o  i  n  g  , 
nicht  auf  einer  verminderten  Virulenz,  sondern  auf  der  geringen  Menge 
der  eingeführten  Tuberkelbacillen  beruhen.  Da  diese  keine  septi- 
kämischen  Eigenschaften  besitzen,  so  lässt  sich  a  priori  vermutben, 
dass  Verschiedenheiten  in  der  Schnelligkeit  des  Krankheitsverlaufes 
erhalten  werden,  Je  nachdem  man  wenige  oder  aber  tausende  Ba- 
cillen dem  Thierkörper  einverleibt.  Um  eine  gleichmässige  Suspension 
der  Bacillen  zu  erzielen,  wurden  Sputum  und  Reinkultur-BouiUooaaf- 
schwemmungen  durch  sterilisirtes  Filtrirpapier  filtrirt  und  im  Filtrat 
die  Bacillenanzahl  genau  bestimmt.  6  Kaninchen  und  8  Meer- 
schweinchen erhielten  je  8-—150  Tuberkelbacillen  theils  subkutan  und 
intraperitoneal,  theils  intravenös  verimpft  und  3  Kontrollmeer- 
schweinchen bekamen  gleichzeitig  grössere  Mengen  desselben'^Mate- 
riales. 

Die  Resultate  ergaben  in  Uebereinstimmung  mit  Hirsch  berger 
und  Gebhardt,  dass,  je  weniger  Tuberkelbacillen  den*Meerschwein- 
eben  verimpft  wurden,  desto  langsamer  die  Tuberculöse  verlief.!  Bei 
den  nach  92—146  Tagen  getödteten  Kaninchen  konnte  keine  tuber- 


Biüctori«!.  vom  X.  interDationaUn  mediciniscbeo  Kongresse  za  Berlin.         ^45 

culöse  VeräDderuDg  der  inneren  Organe  oder  der  Lymphdrüsen  nach- 
gewiesen werden.  Nur  bei  einem  mit  20—30  Bacillen  ans  Sputum 
geimpfteo  Thiere  waren  in  den  Lungen  einige  kleine  harte  Knötchen 
Toriianden,  welche  sich  als  Herde  von  interstitieller  Pneumonie  ohne 
Sparen  tuberkelähnlicher  Bildung  erwiesen,  aber  doch  als  tubercu- 
losen  Ursprunges  zu  betrachten  sind.  Es  fibt  demnach  die  Quantit&t 
der  Terimpflen  Bacillen  einen  bedeutenden  Einfluss  auf  die  Ent- 
wickeluDg  der  Tuberculose  bei  Thieren  aus,  welcher  namentlich  bei 
den  weniger  empfänglichen  Thieren  in  prägnanter  Weise  auftritt. 

Discussion: 

Herr  y.  Zenker  (Erlangen).  Dass  es  ohne  den  Tuberkelbacillus 
käoe  Tuberculose  gibt^  kann  nicht  bestritten  werden.  Doch  gelangen 
die  Bacillen  fast  ununterbrochen  in  den  menschlichen  Organismus, 
ohne  die  Krankheit  hervorzubringen.  Es  muss  noch  die  Disposition 
binztttreten ,  welche  bereits  als  lokale  Disposition  in  den  Lungen- 
spitzen und  in  den  Spitzen  der  Dnterlappen  ,  als  den  ruhigsten 
Stellen  des  Organs  vorhanden,  und  hier  auf  die  langsamere  Lungen- 
örculation  zurflckzuführen  ist. 

Herr  Woodhead  (London)  demonstrirt  mikroskopische  Ueber- 
sichtsschnitte  von  ganzen  tuberculösen  Lungen,  welche  durch  Här- 
tung in  Müll  er 'scher  Flüssigkeit,  Einbettung  in  eine  Traganth- 
gommilösung  und  mittelst  des  H  a  m  i  1 1  o  n-Mikrotoms  hergestellt 
werden. 

Herr  OrUi  (Göttingen)  sieht  die  käsigen  Veränderungen  der 
Lange  nicht  als  einheitUche  Erscheinung  an,  sie  sind  vielmehr  in 
Tuberkelgranulationen  und  exsudative  Veränderungen  zu  trennen. 
An  der  Peripherie  der  bronchopneumonischen  Herde  ist  Fibrin  reich- 
lich vorhanden  und  lässt  sich  mit  dem  Weig  er  tischen  Färbungs- 
verfahren leicht  nachweisen. 

Herr  Oenersieh  (Klausenburg)  schliesst  sich  der  Aufifassung 
nicht  an,  dass  die  Tuberculose  eine  rein  bacilläre  Krankheit  sei. 
Trotz  der  Aehnlichkeit  des  Bacillus  der  Perlsucht  mit  dem  Tuberkel- 
bacillus in  Gestalt  und  Färbbarkeit,  trotz  der  Aehnlichkeit  des  Perl- 
sachtknötchens  mit  dem  miliaren  Tuberkel  ist  die  Identität  der  beiden 
Mikroorganismen  doch  in  Zweifel  zu  ziehen.  Abgesehen  von  der  be- 
kannten Verschiedenheit  im  Krankheitsverlaufe,  in  der  Lokalisation 
und  in  der  ganzen  grob-anatomischen  Erscheinung  der  Perlsucht  des 
Rindviehes  gegenüber  der  Tuberculose  des  Menschen  sei  noch  auf 
einen  umstand  aufmerksam  gemacht.  In  Deutschland  ist  die  Per- 
sncht  des  Kindes  überaus  häufig  und  ebenso  die  Tuberculose  des 
Menschen,  dies  würde  ganz  gut  für  die  Identitätslehre  stimmen.  In 
Siebenbfirgen  jedoch  ist  die  Tuberculose  des  Menschen  ebenso  häufig, 
als  nur  irgendwo  in  Deutschland,  hingegen  die  Perlsucht  des  Rindes 
ganz  unbekannt.  Nach  den  amtlichen  Ausweisen  des  Klausenburger 
Schlachthofes  wurden  von  Juli  1887  bis  December  1889  nahezu 
37000  Stück  Rinder  (fast  ausschliesslich  von  der  grauweissen  Landes- 
rasse) geschlagen  und  darunter  befand  sich  kein  einziger  Fall  von 
Perlsucht  G.  selbst  und  seine  Schüler  fahndeten  vergebens  nach 
der  Krankheit    Dieser  aufialllge  Gegensatz  im  Vorkommen  der  bei- 


14(>        Bakterioi.  vom  X.  iotornAtSooAlen  medieiuisehen  RoogresM  bu  Berlin. 

den  Krankheiten  spricht  gegen  jene  Identitätslehre  und  berechtigt  zu 
der  Hoffnung,  dass  früher  oder  später  spezifische  Unterschiede  zwischen 
Tuberculose  und  Perlsucht  aufgedeckt  werden. 

Herr  Fnenkel  (Hamburg)  bemerkt,  anknüpfend  an  die  Aus- 
einandersetzungen Bollinger*s,  dass  er  in  Uebereinstimmung  mit 
diesem  die  Ansicht  Derer  für  nicht  genügend  begründet  erachtet, 
welche  für  die  Entstehung  der  Kehlkopftuberculose  durch  Invasion 
des  Virus  von  der  Blutbahn  aus  plaidiren.  F.  hat  sich  mit  dem 
Studium  dieser  Frage  eingehend  befasst,  zumal  in  der  Lehre  von 
der  Kehlkopftuberculose  auch  noch  andere  Punkte  der  Beantwortung 
harren,  wie  z.  B.  der,  ob  alle  im  Verlauf  der  Lungenschwindsucht 
im  Larynx  auftretenden  Ulcerationen  ätiologisch  als  tuberculose  zu 
betrachten  und  ob  die  Entstehung  der  Ulcerationen  bei  der  Larynx- 
phthise  ausschliesslich  auf  Rechnung  der  Tuberkelbacillen  zu  setzen 
sei.  Zur  Entscheidung  der  Frage  von  der  Genese  der  Kehlkopf- 
schwindsucht muss  man  eben  beginnende  Geschwürsprozesse 
untersuchen.  Dabei  lasse  sich  feststellen,  dass  die  Bacillen  in  aller- 
erster Linie  sich  im  Oberflächenepithel  ansiedeln;  in  diesem  finde 
man  die  ersten  Veränderungen.  Allmählich  dringen  die  Tuberkel- 
bacillen dann  in  die  Tiefe  und  führen  weiterhin  zu  den  bekannten 
Zerstörungen.  An  weiter  vorgeschrittenen  tuberculösen  Erkrankungen 
des  Kehlkopfs  ist  die  Frage  nach  der  Genese  nicht  mehr  zu  lösen. 
Ist  der  Bacillus  einmal  in  die  Gewebe  hineingelangt,  dann  siedeln 
sich  häufig  andere  Mikrobenarten,  überwiegend  pyogene  Staphylo- 
und  Streptokokken  an  und  unterstützen  den  Tuberkelbacillus  in 
seinem  Zerstörungswerk.  Diese  Invasion  ist  aber  eine  sekundäre, 
denn  man  findet  Tuberkelbacillen  immer  in  tieferen  Gewebslagen, 
als  die  genannten  Kokkenarten. 

Zum  Schluss  berichtet  F r.  über  einen  seltenen  Fall  von  wahr- 
scheinlich als  primär  aufzufassender  schwerer  tuber- 
culöser  Erkrankung  der  Schilddrüse.  Das  Organ  war 
bei  der  betr.  Patientin  in  einen,  namentlich  die  Trachea  beeinträch- 
tigenden erheblichen  Tumor  umgewandelt,  über  dessen  Natur  Zweifel 
herrschten.  Die  Exstirpation  liess  sich  nur  mit  gleichzeitiger  Ent- 
fernung eines  grossen  Theiles  des  Kehlkopfs  und  Rachens  bewerk- 
stelligen. Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  eine,  durch  den 
Nachweis  von  riesenzellenhalügen  Tuberkeln  und  den  Befund  von, 
die  charakteristische  Färbungsreaktion  zeigenden  Bacillen  als  solche 
erkannte,  schwere  tuberculose  Erkrankung  der  Schilddrüse.  Ueber 
die  Art,  wie  in  diesem  Falle  die  Infektion  erfolgt  ist,  lässt  sich 
nichts  Bestimmtes  aussagen. 

Herr  Karchand  (Marburg)  wendet  sich  gegen  die  seit  der  Ent- 
deckung des  Tuberkelbacillus  viel  verbreitete  Ansicht,  dass  die  Ent- 
stehung der  Lungenphthise  bei  Erwachsenen  stets  oder  besonders 
häufig  auf  eine  direkte  Infektion  von  Tuberkelbacillen  zurückzufflbren 
sei.  M.  hält  diese  Gefahr  für  sehr  übertrieben.  Seiner  Meinung 
nach,  welche  sich  auf  die  Erfahrungen  an  der  Leiche  stützt,  sind  bei 
Weitem  die  meisten  Fälle  von  Lungenphthise  auf  Infektionen  im 
frühen  kindlichen  Alter  zurückzuführen,  wofür  das  ausserordentlich 
häufige  Vorkommen   von  Drüsenverkäsungen   bei   Kindern  in  den 


6*kterioL  Tom  X.  intonuitioiialeii  medicinisclien  Kongresse  zu  fierlin.         ^47 

ersten  Lebensjahren,  auch  ohne  Lungenaffektionen ,  spricht.  Man 
iiiuss  aber  annehmen,  dass  derartige  Herde  ausserordentlich  lange 
latent  bleiben  und  dann  durch  eine  gelegentliche  Ursache  zur  weiteren 
EatwickeluDg  und  Ausbreitung  des  Prozesses  führen  können.  Die 
patiiologisch-anatomischeu  Thatsachen,  welche  das  beweisen,  sind 
bialänglich  bekannt,  werden  aber  doch  häufig  bei  Beurtheilung  der 
Entstehung  der  Phthise  ausser  Acht  gelassen,  indem  man  geneigt 
ist,  Fälle  von  Tuberculose,  welche  z.  B.  nach  einer  vorhergegangenen 
ErkraDkang  an  Masern,  Keuchhusten  etc.  zur  Beobachtung  gelangen, 
anf  eine  frische  Infektion  der  Athmungsorgane  von  aussen  zurück- 
zoAhren.  Bekommt  man  solche  Fälle  hinreichend  früh  zur  Unter- 
snchuDg,  Bo  zeigt  sich,  dass  bereits  eine  Drüsenverkäsung  vorhan- 
den war,  von  welcher  aus  dann  in  Folge  der  frischen  Hyperämie 
und  Succulenz  im  Anschlüsse  an  eine  bronchitische  oder  pneu- 
monische Affektion,  die  weitere  Eruption  von  Tuberkeln  in  die  Um- 
^ebang  ausging.  Für  die  Entstehung  der  primären  Infektion  des 
kindlichea  Organismus  fehlt  es  ja  in  den  ersten  Zeiten  des  Lebens 
nicht  an  Gelegenheiten  durch  direkte  Uebertragung  von  Bacillen  auf 
die  Schleimhäute. 

Herr  Heller  glaubt  nicht,  dass  die  Tuberculose  so  lange  Zeit- 
perioden im  latenten  Zustande  verharren  kann,  wie  von  Anderen  an- 
genommen wird,  obzwar  eine  gewisse  Latenz  der  Krankheit  nicht 
abgesprochen  werden  kann. 

Herr  Ponflek  macht  wiederholt  auf  die  Beziehungen  zwischen 
lokalen  Kreislaufverhältnissen  und  erhöhter  Empfänglichkeit  auf- 
merksam. 

Herr  Bolllnger  kann  die  Perlsucht  des  Rindes  nicht  als  her- 
vorragendes ätiologisches  Moment  bei  der  Verbreitung  der  Tuber- 
culose des  Menschen  ansehen. 

XV.  Abtheilnng:  Hygiene. 

Herr  Comet  (Berlin-Reichenhall).  Derzeitiger  Stand  der  Tu- 
berculosenfrage. 

Die  Entdeckung  des  Tuberkelbacillus  als  Ursache  der  Tubercu- 
lose hat  die  früheren  Anschauungen  über  das  Wesen  der  Krankheit 
mannigfach  berichtigt,  sie  stellt  die  Möglichkeit  einer  Prophylaxe  in 
Aassicht  und  dürfte  vielleicht  auch  zur  Therapie  der  Tuberculose 
f&hren. 

Die  Lungenschwindsucht  bildet  den  Ausdruck  für  die  deletäre 
Wirkung  des  im  Körper  angesiedelten  Tuberkelbacillus.  Die  That- 
sache,  dass  in  den  meisten  Fällen  der  primäre  Sitz  des  Leidens  in  den 
Lungen  oder  den  Bronchialdrüsen  zu  suchen  ist,  lässt  auf  die  ge- 
wöhnliche Eintrittspforte  des  Krankheitserregers  schliessen.  Die 
Lunge  erkrankt  häufiger  als  andere  Organe,  weil  sie  vermehrte  Ge- 
legenheit hat,  mit  dem  tuberculösen  Virus  in  dauernde  Berührung 
zu  kommen.  Unzählige  lliierexperimente  haben  gezeigt,  dass  vorerst 
an  der  Infektionsgegend  die  Krankheitsveränderungen  auftreten,  wes- 
halb denn  auch  das  anatomische  Bild  je  nach  der  Infektionsstelle 
wechselt.    Bei  der  experimentellen  Inbalationstuberculosc  am  Tbiere 


X48        ßaktoriol.  Tom  X.  internfttionaten  medicinUehen  Kongresse    sbu.   3erliii. 

erkranken  zuerst  und  am  ausgedehntesten  die  Lunge   und  die  Broi 
chialdrüsen,  fortschreitend  bis  zur  Kavernenbildung.     Die^Frage^  c 
die  Lungentuberculose  in  den  weitaus  meisten  Fällen  eine  Inhalatione 
tuberculose  sei,  ist  durch  die  konstanten  Resultate  dieser  in  enormei 
Zahl  angestellten  Versuche  in  positivem  Sinne  entschieden   worden 
Die  Lehre  von  der  Heredität  der  Tuberculose  in  dem  Sinne  einer 
intrauterinen  Uebertragung  ist  nicht  haltbar.    Bei  der  menschlichei 
Tuberculose,  als  einer  vorwiegend  lokalen  Erkrankung,   bleiben  djf 
vom    Krankheitsherde   unabhängigen   Se-  und  Exkrete    fast   immer 
bacillenfrei  und  da  bei  phthisischen  Eltern  nur  sehr  selten  tubercu- 
lose Prozesse  im  Genitalapparat  beobachtet  werden,  so  ist  ohne  solche 
eine  Infektion  des  Samens  oder  Eies  unwahrscheinlich.     Allerdings 
kommen  Fälle  mit  allgemeiner  Bacilleninvasion  vor,  wie  bei  der  Mi- 
liartuberculose,  oder  andere,  wo  Hoden-  oder  weibliche  Genitaltuber-  ; 
culose  besteht.    Aber  diese  Fälle  sind  seltene  Ausnahmen  und  könoen 
da  nicht  in  Betracht  kommen,  wo  es  sich  um  die  Aufstellung  eines 
allgemein  geltenden   Gesetzes  für  Erscheinungen  handelt,   die  sich 
millionenfach  wiederholen.   Zudem  zeigen  klinische  und  patäoiogisch- 
anatomische  Beobachtungen,  dass  die  Tuberculose  bei  Neugeborenen 
so  gut  wie  niemals  vorkommt.    Die  Tuberculosefrequenz  nach  Altera- 
klassen  spricht  ebenfalls  gegen  die  Vererbungstheorie.    Aus  den  über- 
einstimmenden Statistiken  der  verschiedensten  Länder   hat  sich  er- 
geben, dass  nicht  die  ersten  Jahre  der  Kindheit  und  Jugend,  welche 
doch  sonst  für  andere  Infektionskrankheiten  sehr  empfänglich  sind, 
das  Hauptkontingent  stellen,  sondern  dass  die  Hauptsterblichkeit  ge- 
rade die  späteren  Jahre  betrifft,  die  Zahl  der  Infektionen  also  mit 
steigendem  Alter  wächst.    Aehnlich  verhält  es  sich  bei  den  Scblacbt- 
thieren.    Die  jungen  Jahrgänge,  z.  B.  die  Kälber,  sind  ausserordent- 
lich selten  tuberculös,  und  auch  hier  nimmt  die  Tuberculose  mit  dea 
Altersjahren   zu.     Ferner  konnte  experimentell  festgestellt  werden, 
dass  selbst  unter  jenen  Thierspezies»  die  eine  ausgesprochene  Heigung 
zur  Generalisirung  der  Tuberculose  haben  und  bei  denen  die  Gewebs- 
säfte  gewissermaassen  von  den  Infektionskeimen  direkt  durchdrunj^eo 
sind,  ein  Uebergang  der  Bacillen  auf  den  Fötus,  eine  Entwickelang 
derselben,  nicht  zu  beobachten  war.     Wenn  aber  thatsächlich  die 
Kinder  tuberculöser  Eltern  häufiger,  als  andere  Menschen  an  Tuber- 
culose zu  erkranken  scheinen,  so  liegt  hierfür  die  natürlichste  Erklä- 
rung wohl  in  der  vermehrten  und  fortgesetzten  Ansteckungsgeieg:eii- 
heit,  keineswegs  aber  in  der  hereditären  Disposition,  was  die  Stati- 
stiken der  Waisenhäuser  klar  darlegen. 

Die  Annahme,  dass  in  Folge  der  allgemeinen  Verbreitung  der 
Tuberculose  auch  der  Tuberkelbacillus  überall  vorkommen  müsse,  war 
eine  irrthümliche.    Es  zeigte  sich,  dass  der  Bacillus  nur  dort  in  einer 
eine  Infektion  ermöglichenden  Form  und  Zahl  sich  finde,  wo  Fbtbi- 
siker  sich  dauernd  aufhalten  und  ihre  Sekrete  auf  irgend  eine  Weise 
hatten  vertrocknen  lassen,  während  bei  zweckmässiger  Entleerung 
der  Sekrete,    selbst  in  mit  Tuberculosen  belegten  frankearftuinefl, 
niemals  Bacillen  nachgewiesen  werden  konnten.    Ebensowenig  finden 
sich  im  Freien  oder  auf  der  Strasse  zufolge  der  daselbst  stattGodenden 
Verdünnung  Tuberkelbacillen  in  einem  eine  Infektionsgefahr  bedin- 


N«ae  LitUrttnir.  149 

gendeo  Ilaasse  vor.  Diese  neagewonnenen  Thatsachen  Id  Verbindung 
m't  der  Kenntniss  der  biologischen  Eigenschaften  des  Tuberkelbacillus 
gewihren  eine  feste  Basis  für  die  prophylaktischen  Maassnahmen. 
Diese  werden  sich  hauptsächlich  damit  zu  befassen  haben,  das  Spu- 
tm  feucht  zu  erhalten  und  im  feuchten  Zustande  unschädlich  zu 
aachen,  womit  wohl  die  Hauptursache  für  die  Tuberculoseverbreitung 
beseitigt  wird,  wenn  auch  nicht  jede  Möglichkeit  einer  Inhalations- 
mberculose,  z.  B.  durch  heftiges  Anhusten,  ausgeschlossen  ist 

Praxis,  Experiment  und  Statistik  lassen  die  Tuberculose  als  emi- 
lent  koDt^öse  Krankheit  ansehen.  Von  den  katholischen  und  evan- 
gelischen Krankenpflegerinnen  erliegt  eine  ungeheuere  Prozentzahl 
der  Tuberculose.  Dass  hieran  nicht  die  durch  die  Krankenpflege  er- 
zeugte Schwäche  des  Organismus  Schuld  trägt,  zeigen  die  ähnlichen 
Verhältnisse  in  der  Armee  —  einer  Auswahl  gesunder  und  kräftiger 
Menschen  — ,  bei  welcher  gleichfalls  ein  höherer  Prozentsatz  an  Tu- 
berculose erkrankt,  als  in  der  gleichalterigen  Civilbevfflkerung. 

Nächst  der  Lungentuberculose  ist  die  Darmtuberculose  eine  sehr 
Unfige  LokaJisation,  die  namentlich  das  kindliche  Alter  bedroht. 
Hier  dürfte  die  Infektion  per  os  stattfinden  und  zunächst  wohl  von 
den  zugefährten  Speisen  und  Getränken  herrühren. 

(Fortsetsung  folgt.) 


Neue  Litteratur 

znnmmengestent  Ton 

Db.  Arthüb  Wübzbuso, 

BnaoOekir  Im  Kitoernehen  OerandheltMmte  in  Boilia. 


fkUbt,  L.,    lieber   einige   neae  Formen   von   Miescher'schen  Sehi&achen   mit   Mikro-, 

Myzo-  and  Sarkoeporidieninhalt.     (Arch.  f.  pathol.  Anat.  u.  Physiol.  Bd.  CXXII.  1890. 

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Thflfthaii,  F.,  Noavelles  recherches  sar  les  spores  des  myxosporidies  (strnctore  et  d^ve- 

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Biologie. 
(Gihmng,  Flalniss,  Stofftreehselprodokte  asw.) 

lAUttt,  X.,  Etndes  biologiqnes.     I.  Bechercbes  physiologiqnes  snr  les  levnres.     (Anns!, 
de  U  soe.  beige  de  microscopie.  M^moires.  1890.  p.  29.) 

BeiiehvHgen  der  Bakterien  und  Pttradten  zur  unbelebten  Katar. 

Li^y   WtuseTj  Boden. 

e«iitie,  V.,   Das  Wasser  als  Trftger  der  &ankbeitskeime,  mit  besonderer  BerQcksicb- 

^gung  des  Trinkwassers  als  Ursache  der  Typbns- Erkrankungen  in  Budapest.     Vortrag. 

gr.  8*.     26  p.     Wien  (BraamfiUer)  1890.  1  M. 

Bthur,  Beitrag  zw  Lehre  Ton  den  Wasserbakterien.     (Arch.  f.  Hygiene.  Bd.  XI.  1890. 

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lOi,  J. ,    Bakteriologische  üntersachong   der   Freiburger   Leitnngswftsser.     (Zeitschr.  f. 

BTiieiie.  Bd.  IX.  1890.  Heft  2.  p.  282—822.) 


150  ^«>«  Littoratur. 


Beiieliiiiigeii  der  Bakterien  und  Paradteii  zur  beleMea  KmMmr» 

Krtmikhntietr€gemde  BakUrien  muL  JParanUn. 

lUAiMi,  A.,  Contribation  exp^rimenUle  aar  Tinfectioii  patbologiqne  pBndmnt  Im  vie  «m 
bryonnaire.     (Compt  rend.  de  la  soc  de  biol.  1890.  No.  84.  p.  S41 64S.) 

Vendd,  M.,  und  Sahlit  H.,  Die  Ensyme  in  der  Therapie.  (KorrspdxbI.  f.  acbwßix 
Aerste.  1890.  No.  SS.  p.  787—789.) 

&ratMeitmrT€gmde  BakUrim  und  Patuntm  hei  Mmteham. 

A,    h^AtUiu  ÄUgemeinhrankhaUH, 

Harv«j,  0.,  Endemie  feyers  at  Bermuda.     (Brit.  Med.  Joam.  No.  1660.    1890.  p.  1172 — 

1178.) 
Hoerwagen,  B.»  Der  Kampf  mit  den  Infektions-Krankheiten.    Popul&rer  Vortragr-     C^a- 

derdr.)     8^     84  p.     Riga  (W.  Mellin  &  Co.)  1890.  0,S0  M. 

lUnii,  E.,  Solla  batteriologia  del  sangne.     (Biv.  clin.  e  terapeat  1890.   No.  11.  p.  661— 

666.) 

ExanthematiMlie  Eniikheiteii. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphai,  Ifasem,  Bdtheln,  Scharlach,  Friesel,  Windpocken.) 

Deagnin,  Y.,   Sor   la  pnissance  prophylactiqae  de  la  vacdnation.    (Ballet,  de  U  soc  de 

m^d.  d'Anvers.  1890.  Sept.,  Oct  p.  196^199.) 
Voniart  et  Bhnuam,  Becherches  nonvelles  sor  la  ii^Tre  scarlatine.     Avec  11  plMDcbeB. 

8^     Paris  (J.  B.  BaUli^re  &  fils.)  1890.  6  fr. 

Xonif,  M.  etc.,   A  discnssion  on  yaccination  eruptions.     (Brit  Med.  Jonm.    No.  1661. 

1890.  p.  1989—1986.) 

Cholera,  Tjrphii^  Bahr,  Qelbfleber,  Peit 

Bebei,  Y.,  Ueber  Variabilitftt  nnd  Varietäten  des  Typhasbacillos.    (Zeitschr.  f.  Hygiene. 

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DelahOBMe,  Quelques  points  de  l'itiologie  de  la  fi^Tie  typhoide.    (Boy.  sanit  de  la  pro- 

vinoe.  1890.  No.  166,  166.  p.  169—161,  168—178.) 

Wundinfektioiiskiaiikfaeiten. 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  pumlentes  Oedem,  Pyimie,  Septikimie, 
Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  WundAulnias.) 

Ohaian,  8.,  Die  Streitpunkte  in  der  Puerperaliieberfirage.     (Samml.  klin.  Yortr.,  begrfiad. 

T.  B.  Y.  Volkmann.  N.  F.  No.  18.)    gr.  8<^.     48  p.    Leipaig  (Breitkopf  u.  WML) 

1890.  0,75  M. 

Gamett,  A.  H.,    Puerperal  fever;   are  antiseptica   a  Prophylaxis?    (Kansas  Med.  Cat, 

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ftohwan,  B.,  Bicerche  sulla  yitalitk  del  virus  tetanico  nelle  acque.    (Biforma  med.  1890. 

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Tiasoni,  O.,  u.  Oattani,  O.,    Ueber  die  Widerstandsffthigkeit   der  TetanusbacilleD  gßgm 

physikalische   und   chemische   Einwirkungen.    (Arch.  f.  experim.  Pathol.  n.  Pbarmt- 

koL  Bd.  XXVIII.  1891.  No.  1/8.  p.  41—60.) 

Infektioiisgeiehwfllate. 
(Lepra,  Tubercnloee  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerisefaeo 

Krankh^tenj.) 

BaiTj,  Z.,  La  tuberculose,  sa  nature,  sa  curabilit4,  son  traitement  et  sa  prophylsxie. 
8<>.     Paris  (J.  B.  BaiUi^re  &  fils)  1890.  «  fr. 

Bandberg,  D. ,  Die  Abnahme  der  Lungenschwindsucht  in  England  wfthrend  der  drti 
letzten  Decennien  nach  Beruf  und  Geschlecht.  (Zeitschr.  f.  Hygiene.  Bd.  IX.  1890. 
Heft  8.  p.  869—888.) 

Bokuater- Aachen,  Wann  dürfen  Syphilitische  heirathen?  6.  Aufl.  gr.  8*.  88  p.  Ber- 
lin (Th.  Chr.  Fr.  Enslin  [Bichard  Schoets])  1890.  1  M. 

Buarei,  B.,  De  las  enfermedades  ven^reo-contagiosas  y  sus  verdaderos  tratamieotos.  4*. 
Madrid  (Moya)  1890.  4  pM. 


1Sw%  Lfttontnr.  151 

;  K,  Deber  den  Einflnss  der  klimatischen,  Boden-  and  gesellschAfUichen  VerhUt- 
■jfM  anf  das  VeTkommen  und  den  Verlauf  der  Lungentubereolose  mit  besonderer  Be- 
rieksicliligang  der  Knmkbeit  in  heissen  Zonen.  Vortrag.  (Sonderdr.)  gr.  8^  20  p. 
Hioehea  (Lebmann)  1890.  0,60  M. 

OjpktbaiM  und  Oronp^   Keuehhiutaii,  Gnppe^  PnemiMMiie»  epid«iiiiiche  OemckiteiTe, 

M nmpt,  BflckfallsfleDer,  Osteomjelitis. 

IIMt,  t.  W.,  The  inflnenza  epidemic  of  1889/90.     (Sl.  Aiinnal  Rep.  of  the  SUte  Board 

of  Health  of  Massacbasetts,  Boston  1890.  p.  307— S88.) 
■iBkr,  Gh.,    Ueber    die   Influenza   von  1889   a.    1890.     (Sonderdr.)    gr.  8*.     37  p. 

Wistbaden  (J.  F.  Bergmann)  1890.  1  H. 

Wm^  ▼•,  «t  Luavt,  C,  Note  snr  le  pnrpura  k  strsptocoques  an  cours  de  la  m^Dingite 

cMbro^spinale  streptococeienne,  transmission  du  pnrpura  de  la  mire  au  foetus.     (Arch. 

dt  mM.  exp6rim.   1890.  No.  6.  p.  772—785.) 
bfleessa-Epidemie,  die,  in  Württemberg.     (Medic.  Korrspdibl.  d.  Württemb.  ftrstl.  Lan- 

dasrer.  1890.  No.  87.  p.  211—212.) 
Uige,  Dia  Inflnenui  (?)  dieses  Herbstes.     (Allgem.  medic.  Central-Zeitg.  1890.  No.  98. 

pi  2S77— 8880.) 
IsniJalkvm,  Soli'  influensa.     (Ballett  d.  soc.  Lands,  d.  osped.  di  Roma.  1890.  Maggie. 

p.  131—140.) 
klMider,  J.,    Ueber  die  Verbreitongsweise  der   Influensa.    (Aerstl.  Mittheil.   a.    u.  f. 

Baden.  1890.  No.  80,  21.  p.  165—156,  161—184.) 

Oelenkrheinnitinirai. 

HgBaai,  A-,    Reperto    batteriologico   in  an  easo    di  poliartrito  acuta.    (Ballett,  d.  aoc. 
Lands,  d.  osped.  di  Borna.  1890.  Maggie,  p.  145—160.) 

KramkheitaM'ngßnde  BakUrim  und  Foratüm  5st  Mmtchm  und  Tkierm. 

Cuida,  H.,  Le  aoonosi  in  attinenia  alla  patogenesl,  alla  batteriologia  e  alla  profilassi, 
ad  OM  degti  ufiQciaU  sanitari.     8^     81  p.     Napoli  1890.  1  L. 

BotaL 

Ysrbrcitang   der   Rotakrankheit  im  Deutschen   Beiehe   im  Jahre  1889.     (VeraflTentl.    d. 
Üb.  Ge8uidh.-Amtei.  1890.  No.  47.  p.  729—730.) 

KrtmkkeüierregmuU  Stikterien  und  ParawiUn  bei  Thmm. 

Bä/ufftÜuere, 
As    In/AtidM  AUifem^mkrankhmten. 

Sttod  dar  Thierseucben   in    Belgien   im   3.  VierteUahr  1890.     (Veröffentl.  d.  kais.  Oe- 

n]idh.-Amle«.  1890.  No.  48.  p.  743.) 
Stand  dar  Thiersencben  in  Qroesbritannien  wfthrend  der  18  Wochen  vom  29.  Juni  bis 

>7.  September  1890.     (VeröffenÜ.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1890.  No.  47.  p.  730.) 

Diphtherie. 

(biria,  La  diphtdrie  chea   les  animaax  domestiques.    (Ber.  dliygi^ne.    1890.   No.  11. 
f.  1061—1064.) 

Krankheiten  der  Einhnfer. 
(Typhna,  Influensa,  BeschUkrankhdt,  Septiklmie,  Druse.) 

lUimt,  F.  0.,   Strangles  (febra  pyogenica)  in  the  mare,    with  transmission  to  the  loal. 
(Vitsrin.  Joum.  1890.  Nov.  p.  325—326.) 

KnmkMiBmrrtffendB  Btükierim  und  Porasdton  bei  JfifUmnen. 

Wni,  0.   B.,   Blaok  knot,  PlowrighUa   morbosa  (Schw.).    (Saec.  Nebraska  farmer. 

VoL  XIY.  1890.  p.  129.) 
f  Stinking  smut,  "niletia  foeteas  Trel.   (Nebraska  Carmer.  Vol.  XIV.  1890.  p.  180.) 


152  ^^^^  Litteratiir. 

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1890.  Vol.  VI.  No.  2.  p.  59.) 
Fomieiiti,   E.,   Delle    oombinaxioni   che   assame   il  solfato  di  rame  nelle  miscele  anti- 

peronosporicbe  polvemleDte  e  liquide  e  della  loro  solubiliUl.    Comportaineoto  di  talane 

sostanae   organiche   vegetali    rispetto-  al    rame   e  i  eaoi   composti.     2.   ed.     (Eatr.  d. 

giornale:    Le  stazioni   sperimentali  agraria  italiane.  Vol.  XVIII.  1890.  No.  6.)  26  p. 

8^     Alba  1890. 
Orimaldi,  C. ,    Sopra  la  resistenasa  alla  fiUossera   di  vigneti  coltivati  in  sabbie  siciliaoe. 

Commnnic.     8^     Palermo  1890.  0,50  L. 

Halitadi  B.  B.,  Fungi  injnrious  to  borticultnre.     (Proceed.  of  tbe  New  Jersey  State  Hor- 

ticnltur.  Soc.  1890.  Vol.  XV.) 
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Laurent,  B.,    Snr  le  mierobe   des  nodosit^  des  l^gumineuses.    (Compt.  rend.  de  TAcS" 

d^mie  des  sciences  de  Paris.  T.  CXL  1890.  No.  20.  p.  754—756.) 
Massregeln  gegen  die  Heblauskrankheit.     Sammlung  der  in  Geltung  befindliehen  reichst 

und  landesgesetzlichen  Vorschriften,  sowie  einer  Ansafal  ergangener  Vollzugsverf&gungeo. 

Amtliche  Ausgabe.  8^  III,  47  p.   Darmstadt  (G.  Jonghaus)  1890.   In  Komm.     0,50  M. 
Xik,  J. ,    Drei    Cecidomyiden-Gallen    aus   Tirol.    (Wiener  entomol.  Zeitg.  1890.  No.  8. 

p.  283—288.) 
Hafsler,  J.,  Copper-Soda  and  copper-Gypsum  as  remedies  for  grape  mildew.     (Jonm.  of 

Mycol.  1891.  Vol.  VL  No.  2.  p.  73.) 

let.  de  la  soc.  zoolog.  de  France.  1890.  No.  7.  p.  147 — 148.) 
Bitsema  Bot,  J.,  Thierische  Schädlinge  und  Ntttzlinge  für  Ackerbau,  Viehzucht,   Wald- 

und  Gartenbau;  Lebensformen,  Vorkommen,  Einfluss  und  die  Massregeln  zu  Vertilgung 

und  Schutz,    gr.  8<^.    XVI,  876  p.  mit  477  AbbUdgn.    Berlin  (Parey)  1890.       18  M. 
Smith,  E.  F.,  The  black  peach  aphis.    (Bntomologica  Amer.  1890.  Vol.  VI.  No.  6,  11. 

p.  101—103,  201—208.) 
TeUenne,  B.,  Les  maladies  de  la  vigne  et  leurs  causes  probables.    8^    81  p»  Aix  1890. 

Impr.  r^onale. 


Schatzimpfiiiigen,  kfinstllclie  Infekttonskrankheiten,  Entwleke- 

langshemmiing  und  Yemlchtiiiig  der  Bakterien  mit  besonderer 

Berttcksiehtignng  der  Arbeiten  über  das  Koeh^sche 

HeÜTerfUiren  gegen  Tnberenlose. 

Aldor,  A.,   Ueber  die  Koch'schen  Injektionen   im  Spital  in  Nagy  Karoly.    (Gyogyassat 

1890.  No.  51.)    [Ungarisch.] 
Bauer,   Bemerkungen    zum  Koch'schen   Heilverfahren.     (Mflnchener   med.  Wochensehr. 

1890.  No.  51.  p.  904—905.) 
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Bayern,    Ministerial - Erlass ,    betr.    das  Koch'sche  Heilverfahren  bei  Tuberculose.    Vom 

23.  Nov.  1890.     (Verdffentl.  d.  kais.  Gesandh. -Amtes.  1890.  No.  52.  p.  830.) 
Behring  u.  Kltaiato,  Ueber  das  Zustandekommen  der  Diphtherie-Immunitfit  und  der  Te- 

tanus-Immunitftt  bei  Thieren.     (Deutsche  medic.  Wochensehr.  1890.  No.  49.  p.  IH^ 

1114.) 
Bellenooatre,  Notes  sur  le  traitement  du  professeur  Koch.    (Semaine  möd.  1890.  No.  55. 

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Berichte  über  das  Koch'sche  Heilverfahren.     U.  Chirurgische  Universit&ts-Klinik  (Lom- 

niczer).   —    Rochus -SpiUl   (K.    Mfiller).     (Pestor  med. -chir.   Presse.  1890.   No.  52. 

.d  1201—1206.) 


Neve  Littentur.  153 

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Innt»  Lf  The  remedy  io  laryngeal  tubercolosis.  (Brit  Med.  Joarn.  No.  1665.  1890. 
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eupMD,  C.  0^  The  treetment  in  adenitis.    (Brit.  Med.  Joum.  No.  1565.  1890.  p.  1492.) 

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jikiiQDen  behandelten  Fällen  von  schwerer  Longentaberealose.  (Prag.  med.  Wochenschr. 

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Cmflil,  J.,  Snr    la  vaccination   antitnbercalense.     (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol. 

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Jiegil,  Bemerknni^en  snr  praktischen  Anwendung  des  Koch'schen  Heilmittels.  (Therapeut 

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lUsn,  S.,  Absence  de  rdaction  ches  des  tnberculeux  trait^s  par  la  m^thode  de  Koch.  — 

QoelqiMs  considdrations    snr  le   traitement   du   lupus   k   I'aide   da  remide   de  Koch. 

(Comespondanee  de  Kopenhague.)     (Semaine  m^d.  1890.  No.  56.  p.  464.) 

TiDtti  E,  Prof.  Koch's  Heilung  der  Sehwindsucht  (Tubercnlose).  Gemeinyerst&ndlich 
darfMtellt  3.  Zehntausend.  Mit  Anh. ,  enth.  die  nach  Prof.  Koch's  System  durch 
?.  Bemnsnn,  O.  Frintself  W.  Levy  etc.  erzielten  bisher.  Resultate,  gr.  8^  58  p. 
D.  ^dmss.    Berlin  (Friedrichs  &  Go.)  1890.  1  M. 

Imikn,  Notes  sur  le  traitement  de  la  tubercnlose  par  la  m^thode  de  Koch.  (Rot. 
bM.  de  la  Suisse  rom.  1890.  No.  12.  p.  735—745.) 

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borg,  irsa  Landesver.  1890.  No.  32.  p.  250—252.) 

hUUL,  &,  üeber  die  Anwendung  des  Koeh'schen  Mittels  bei  Tubercnlose.  (BerL  klin. 

Woehenschr.   1890.  No.  54.  p.  1219—1228.) 
,  Ueber  die  Anwendung  des  Koeh'schen  Mitteb  bei  Tubercnlose.     (Deutsche  med. 

WocheDsdir.  1890,  No.  52.) 
Mskal,  C,   Immnnisimngsyersuche  bei  Diphtherie.     (Berlin,  klin.  Woehenschr.  1890. 

lSo>49.p.  1138— 1135.) 
HrbiiBgir,  P.,  YierwochentUche  BU>ch'sche  Behandlung  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Ab- 

weiehiuig  vom  Schema.    (Deutsche  med.  Woehenschr.  1890.  No.  52.  p.  1257 — 1260.) 

ffi&ot,  Y.,  Effets   de  la  lymphe  de  Koch  snr  les  affections  tuberculeuses.     (Rev.  m^d. 

dela  Soisse  rom.  1890.  No.  12.  p.  717—735.) 
teiuki,  ESnige  Bemerkungen   über   das  Koch'sche  Heilverfahren  gegen  Tubercnlose, 

laitteDtlicb  bei  Lungenkranken.    (Wiener  klin.  Woehenschr.  1890.  No.  52.  p.  1009 — 

1011.) 
^  I.,  Die   Koch'sche   Heilung   der    Schwindsucht     Eine  ketzer.  Betrachtg.     gr.  8^ 

H  p.    Frdburg  i  B.  (Ernst  Mohr)  1890.  0,20  M. 

^tubf  C,  More  conceming  Koch's  methods  of  inoculation.    (Med.  record.  1890.  Vol.  II. 

lo.  24.  p.  682—683.) 
Oittmaaa,  P.,    Ueber  die  Anwendung  des   Koeh'schen  Mittels   bei  Lungentnberculose 

(B«rl.  kKn.  Woehenschr.  1891.  No.  1.  p.  5—8.) 

Hifai,  E.,  Mittheflungen  fiber  die  Anwendung  Koch'scher  Lymphe  auf  der  chirurgischen 
Stition.    (Deutsche  med.  Woehenschr.  1891.  No.  1.  p.  27 — 30.) 


]54  ^«n«  Littoratar. 

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1890.  No.  11.  p.  711—715.) 
Heilung,    die,   der  Sehwindsaclit  durch  Prof.  R.  Koch.    gr.  8^  88  p.     Laipaig  (Bruno 

BadeUi  [E.  O.  Jahn])  1890.  0^5  H. 

Heroa,  Further  report  on  cases  at  the  hospital  for  diseaseii  of  ihe  ehest,  Victoria  Park. 

(Brit.  Med.  Joum.  No.  1564.  1890.  p.  1485—1486.) 

Jakich,  B.  ▼.,  Mittheilung  fib.  d.  Wirkungen  d.  Koch*8chen  Heilmittels  gegen  Tuber- 
culose.  (Medicinische  WandervortrUge.  Heft  28.)  gr.  8«.  18  p.  BerUn  (Flacher't 
medic.  Buchhandl.,  H.  Kornfeld)  1890.  OtiO  M. 

JoUai,  M.  u.  A.,  Zur  Kenntniss  der  chemischen  Natur  des  Kochins.  (Internat,  klin. 
Rundschau.  1891.  No.  1.  p.  10 — 18.) 

Israel,  0.,  Nachtrag  su  dem  Bericht  über  die  anatomischen  Befunde  an  swei  mit  dem 
Koch'schen  Heilmittel  behandelten  tuberculösen  Lokalerkrankangen.  t.  lieber  ebe 
praktische  Färbung  sur  histologischen  Untersuchung  tuberculSser  Produkte.  (BerL 
klin.  Woehenschr.  1891.  No.  1.  p.  8—9.) 

XlBBieatt,  F.  F.,  Report  of  cases  treated  by  Koch*s  lymph.  (Med.  news.  1890.  Vol.  IL 
No.  25.   p.  642—644.) 

Kitt,  T. ,  Betrachtungen  sur  Entdeckung  B  Koch's  von  der  Heilung  der  Tnbereulose. 
(Monatsh.  f.  prakt.  Thierheilk.  Bd.  IL  1890.  Heft  8.  p.  188—188.) 

Kleiswiohter ,  Beitrag  zu  den  Lokalreaktionen  Lungenkranker  bei  Anwendung  der 
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Kraut,  S.,  Betrachtungen  Aber  die  Koeh'schen  Impfversuche  in  Bertin.  (AUg.  Wiener 
med.  Zeitg.  1890.  No.  48.  p.  568—569.) 

KroBfeld,  A.,  Oeheimrath  Prof.  Dr.  R.  Koch's  Verfahren,  Tnbereulose  zu  heilen,  nebst 
Besprechg.  älterer  Methoden.  8.  Aufl.  gr.  8^  100  p.  m.  7  Abbildgn.  n.  Portr.  Wien 
(Moriti  Perles)  1890.  8  M. 

Langloii,  F.,  Le  traltement  de  la  tuberculose  du  Dr.  B.  Koch.     8®.     Avec  9  gravnres. 

Paris  (Louis  Westhausser)   1890.  1  fr.  50  e. 

Laiehtenatam,   0.,   Mittheilungen  Aber  das  Koch'sohe  Heilverfahren  gegen  Tabercalose. 

(Deutsche  med.  Woehenschr.  1891.  No.  1.  p.  80—85.) 
Letter   from  New  Haven.    The  first  Koch  inoculations   in  America.     (New  York   Med. 

Joum.  1890.  Vol.  IL  No.  84.  p.  661.) 
Ii0Tj,  W.,   Bericht  Aber  die  ersten  nach  der  Methode  des  Herrn  Oeheimrath  Dr.  Koch 

behandelten  Fälle  von  chirurgischer  Tuberculose.   (Deutsche  med.  Woehenschr.  1890. 

No.  47.  p.  1056—1058.) 
Lipp,  Wahrnehmungen  an  Tuberculosen,  die  durch  Koch's  Verfahren  behandelt  wurden. 

(Verein   der  Aerste   in  Steiermark.)      (Oesterr.   ärstl.    Vereins  -  Zeitg.    1891.    No.  1. 

p.  12—18.) 
LubÜBiki,  W.,  Weitere  Erfahrungen  Aber  die  Behandlung  der  Kehlkopftubereulose  nach 

Koch.     (Therapeut  Monatsh.  1891.  Heft  1.  p.  84—88.) 
L«aaa-Ohampi€B]ilte«,  F.,  Le  traitement  de  la  tubereulose  par  la  m4thode  de  Kooh.  (Joara. 

de  m4d.  et  de  chir.  1890.  D4c.  p.  681—686.) 
Mittheilungen   tber  das  KoeVsche  Heilverfahien.    (Aus  der  Nlederrhein.  Ges.  f.  Natnr» 

u.  Hellk.  su  Bonn.)    (DeuUche  med.  Woehenschr.  1890.  No.  58.  p.  1868.  —  Desgl. 

aas  dem  Verein  für  innere  Medicin.     Ebd.  p.  1864—1866.) 
Mittheilungen  Aber  das  Koch'sche  Heilverfahren.     (Aus  dem  Gkeifewalder  med.  Vereia.) 

(Deutsche  med.  Woehenschr.  1891.  No.  1.  p.  89—40.) 
Oilar,   W.,   Preliminary  rq>ort  on  Koch's  lymph.    (Med.  news.  1890.  Vol.  IL  No.  26. 

p.  644.) 
Oesterreich.  Erlass   des  k.   k.  Ministeriums   des  Innern,   betr.  die  Anwendung  des  von 

Prof.  Dr.  Koch  in  Berlin  entdeckten  Heilmittels  gegen  Tubereulose.    Vom  6.  Deeembsr 

1890.     (Oesterreich.  Sanitätowesen.  1890.  No.  51.  p.  775.  778.) 
Paaaairini,   A  proposito   della   cura   antitubercolare   del   Koch.    (Oass.  d.  ospit.  1890. 

No.  108.  p.  818—819.) 
Flak,  F.  J.,  Vorläufige  Mittheilungen  Aber  die  Versuche  mit  dem  Koeh'schen  Ifittel  an 

der  k.  k.  dermatologischen  Klinik  in  Prag.    (Prag.  med.  Woehenschr.  1890.  No.  58. 

p.  685—641.) 
Saimanu ,  Die  Bettang  der  Lungenkranken.    Ein  Segen  der  Menschheit.    Auf  Oraa^ 

der  Entdeckungen  Oeheimr.  Prof.  Dr.  Koch's  geraeinTerständlicb  dargestellt    1*  ^ 

8.  Aufl.    gr.  8*.     80  p.     Leipsig  (Pfau)  1890.  0,50  M. 

Xambold  u.  Bnrkart,  Die  Heilung  der  Tuberculose.    (Med.  Korrespdsbl.  d.  wArttembeiV- 

ärsti.  Landesver.  1890.  No.  38.  p.  858-*854.) 


Keae  Littaratur. 


166 


B.,   Zar  diagnostischen  Bedeutung  des  Kocli'schen  Mittels.    (Deutsche  med. 

Wocfaenschr.  1890.  No.   52.  p.  1861—1268.) 
gckitm    fan  Uehte    der    Koeh'sehen   Sehwindsnchts-Behandlung.     Ein   Mahnwort    an 

Aifits  n.  Brustkranke  ▼.  e.  deutschen  Ante.     gr.  8®.     88  p.     Leipsig  (Th.  Grieben 

[L  remau])  1890.  0,60  M. 

fldfpizdi.  La  enra  Koch  per  la  tnbereolosi.    Cronaca.    (6a».  d.  ospit  1890.  Ko.  109, 

IM.  p.  819—881,  889—881.) 
aSttaagn,  J.,    Bin  biaher  nicht  aufgeklärter  Punkt  der  Kochinwirknng  und  über  das 

Tahätniss  der  praktiachen  Aerate  zu  dem  neuen  Heilverfahren.    (Wien.  med.  Blätter. 

1811.  Ho.  1.  p,  6—7.) 
Midi,  El,  Erster  Berieht  über  die  Behandlung  der  Tuberculose  nach  Koch.    (Deutsche 

osd.  Woehensehr.   1891.  No.  1.  p.  35—87.) 
Mtateb  J^  Beriidit   fiber  die  Wirkungen  der  Einspritsungen  von  Koch'scher  Flfiskig- 

ImL    (Deutsche  med.  Woehensehr.  1891.  No.  1.  p.  85—27.) 
lihviIlaA ,   B. ,    Die  Erkennungsseicben   der  Lungenschwindsucht   an  sich  selbst  und 

dtrcD  Heilung    nach   Prof.   Koch's   neuer  Methode.    Mit  Portr.   u.  der  Biographie  d. 

FnL  Koch  als  Anh.     8*.     81  p.     Berlin  (Siegfried  Frankl)  1890.  0,25  M. 

lAviBBüT,  B. ,   üeber    die   Behandlung   mit   Koch'scher  Lymphe.     (Pest,   med.-chir. 

PitsM.  1891.  Ko.  1.  p.  1—5.) 
,  Die  Behandlnnif  mit  Koch'scher  Lymphe  vom  dermatologischen  Standpunkte  aus 

WBthatt.    (Deutsche  med.  Woehensehr.  1891.  No.  1.  p.  87 — 89.) 
ioBsi,  B. ,   Snr  le  traitement  de  la  tuberculose  par  la  m^thode  de  Koch.    (Journ.  de 

bU.  de  Bordeaux.   1890/91.  No.  22.  p.  217—218.) 
UQäUt  P.,  La    möthode    de  Koch  k  l'höpital  Laennec.     (Progris  med.  1890-  No.  51. 

p.  497— 498  ) 
tantataxg,  Das  Koch'sche  Heilverftihren  combinirt  mit  chirurgischen  Eingriffen.  (Deutsche 

med.  Woehensehr.   1891.  No.  1.  p.  21—25.) 
Tht  iBoenlatioos  of  professor  Koch's  lymph  in  New  York.    (Med.  Becord.  1890.  Vol.  IL 

«0.  «4.  p.  878—674.) 
He  Koch  treatment   of  tubercular   disease.     (New  York   Med.    Journ.  1890.  Vol.  11. 

Ho.  3,  3.  p.  831—682.) 
liMhiB,  iS-,  Mdthode  de  traitement  de  la  tuberculose  du  professor  Koch.     Trad.  de 

raUeuumd.     Avec  portr.     18«.     Paris  (W.  Hinrichsen)  1890.  2  fr. 

Tscd,  Ib,  Ueber  die  Vermeidung  der  nach  den  Koch'schen  Injektionen  hauilg  auf- 
tntendea  Unannehmlichkeiten  und  Gefahren.  (Orvosi  heti-saemle.  1890.  No.  51.) 
[CJitgirisch.] 

Weber,  Srfahrnngen  und  Beobachtungen  über  die  Behandlung  der  Tuberculose  nach  der 
loch'tehen  Methode.     (Mfinch.  med.  Woehensehr.  1890.  No.  51.  p.  903—904.) 

^Qiaai,  G.  T.,  Professor  Koch's  treatment  of  tuberculosis.  (Brit.  Med.  Journ.  No.  1564. 
1890,  p.  1484—1485.) 


Inhalt« 


OriginahnittheilwigiiL 

Wv,  W.,  und  Oottateiii,  A.,  Ueber  die 
VermefatoBg  von  Mikroorganismen  durch 
«ftlnduktionselektrieitft.    (Orig.),  p.  77. 

TlM;  C.  Toa,  Generations-  und  Wirths- 
wechsel  unserer  dnheimischen  Gymno- 
>pm&|^-Arten  und  die  hierbei  auf- 
tmeoden  Formverinderungen.  Mit  8  Ab- 
MlAfflgen.    (Orig.),  p.  89. 

Befianite. 
^■Miid,  InriM,   Considerazioni   intomo 

^  cUtgifieadone  dei  psrassiti  della  ma- 

Ittis,  p.  113. 
^1.,  Ueber    die   seheinbare  Zunahme 

^  Oextringehaltes  in  Bierwfirsen  wfth- 

Rod  der  Qfthrung,   sowie  fiber  die  Be- 


stinmiung  der  Dextrose  und  des  Dextrine 

in  ihnen,  p.  99. 
Blanehard,  B. ,    Pseudo-parasites,  p.  128. 
,   Sur  nn  nouTeau  type  de  dennato« 

myoose,  p.  128. 

Brioti,  CKovaani,  Bassegna  delle  prindpali 
malattie  svilnppatesi  sulle  plante  cultu- 
rali  neir  anno  1887,  delle  qnali  si  h  oc- 
cupato  il  Laboratorio  Crittogamico,  p.  126. 

Celli  e  KarohiaÜaya,  II  reperto  del  sangue 
nelle  febbri  malariche  invemali,   p.  111. 

Ooronado,  E.  V.,  El  microbio  de  la  mala- 
ria  ym  evoluoion  en  la  sangre  de  los 
indoxicados,  p.  116. 

Baiülewsky,  B.,  La  parasitologie  compar4e 
du  sang.  I.  Nouvelles  recherches  sur 
les  parasitos  du  sang  des  oiseanx,  p.  120. 


156 


InbAlt 


DtfntMlimaiiBy  S.,  Arthritis  blennorrhoiea, 
p.  119. 

Hajek,  M.,  Dm  p«rforirende  Geschwür  der 
Naseoscheidewand,  p.  116. 

Haufen,  Smil  Ohr.,  üntersuchiuigen  ans 
der  Praxis  der  Gfthnmgsindastriei  p.  98. 

Jaoqnenuurt,  F.,  Les  Ptomaines.  Histoire 
et  caract&res  chimiqaes,  p.  107. 

KSnig,  7.,  Der  cystische  Behinococcas  der 
Bauchhöhle  nnd  seine  EigenthÜmlich- 
keiten  vor,  bei  und  nach  der  Operation, 
p.  1S6. 

Laurent,  Stade  sor  la  Tariabilit^  du  bacille 
rottge  de  Kiel,  p.  105. 

Lominiky,  Ueber  Symbiose  des  Echinococ- 
cus mit  Coccidien,  p.  124. 

Kafsaa,  AL,  Contribuaione  alle  studio  delle 
ciglia  dei  batterii  e  proposta  di  una  das- 
sifloaaione,  p.  106. 

Paiqnala,  AL,  Ulteriori  ricerche  sugli  strep- 
tococchi  delle  mucose  e  contribnto  dell' 
etiologia  della  eoriisa,  p.  117. 

,    Sulla  presenxa   di  larve  di  ditteri 

neir  intestino  di  aicuni  febbricitanti  di 
Maisaua,  p.  118. 

Poplawika,  8.,  Zur  Aetiologie  der  Pan- 
Ophthalmie  nach  Verletsung  durch  Fremd- 
körper, p.  119. 

Popoff,  Sur  un  baciUe  anaerobic  de  la  fer- 
mentation  pannaire,  p.  104. 

Bailliot,  A. ,  Les  parasites  des  animaux 
domestiques  au  Japon,  p.  128. 

Boomt,  P.,  Note  sur  un  mode  de  contami- 
nation  du  pain  par  le  Mucor  stolonifer, 
p.  104. 

Soala  e  BaafoUoe,  Aaione  dell'  acido  car- 
bonico  diflciolto  nelle  acque  potabili  su 
aicuni  microorganismi  patogeni,    p.  110. 

BehwaahAnior,  Beitrag  sur  experimentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  Gesund- 
heitssch&dlichkeithefetrfiberBiere,  p.  100. 

Tnbonf,  S.  ▼.,  Ueber  eine  neue  Krankheit 
der  Weisstanne  und  ihre  forstliche  Be- 
deutung, p.  128. 

Vaillard  et  Yinoont,  Sur  une  Pseudopelade 
de  nature  microbienne,  p.  118. 

▼arendorfl^  ▼•!  Ueber  die  ISLiefemschütte, 
p.  127. 

Vntemohugmetliodon,  Inftmaiente  ete. 

Prananita,  W.,  Kleinere  Ifittheilungen  sur 
bakteriologischen  Technik.  Mit  2  Abbil- 
dungen, p.  128. 

BehntaimpftaBg,  kflnitllehe  Infektioni- 

krankheiten,  Entwieklnngahesunnng 

und  yeiniohtiing  der  Bakterien 

und  Parasiten. 

Andree,    Das   Resordn    bei   Diphtheritis, 

p.  188. 


Bard,  IC.  L.,   De  la  d4claration  des  mala- 

dies   transmissibles   et    des    Services  de 

d^sinfection  k  Lyon  et  dans  le  diparte- 

ment  du  Rh6ne,  p.  187. 
Bruiner,    Zur  Behandlung  Ton  Diphtherie 

und  Croup,  p.  188. 
Okabari4,  Antbeptique  gasoase,  son  action 

sur    la   bactdrie   pyogne    de    l'infection 

urinaire,  p.  137. 
Conrmont  et  Dor,  De  la  vmccination  ceotre 

la  tuberculose  aviaire,  p.  140. 
Peialer,     Erfahrungen    Ober     die    bakte- 

rientddtende  Wirkung    der  Anilinfarben, 

p.  184. 
Qmi  und  Troje,  Chirurgische  und  hakte- 
<  riologische  Erfahrungen  fiber   das  Pyok- 

tanin,  p.  184. 
Gibier,  Panl,  Antirabic  inocnlations.   Sen- 

satious  experienced  by  inoculated  persoos. 

How  immunity  is  attained,  p.  188. 
Jnhel-Benoy,    Traitement   de  la  ühvn  ty- 
phoide par  les  bains  froids,  p.  188. 
liebreiiA,  Oskar,  Das  Methylvioiett  (Pyok- 

tanin),  p.  186. 
Pampookes,  P. ,    Ueber  Desinfisimng  der 

tuberculösen  Sputa  vor   deren  Fflrbung, 

p.  189. 
Petersen,   Ueber   die   antibakterielle  Wir^ 

kung  der  Anilinfarben  (Pyoktanin  M erk's), 

p.  184. 
Stern,   Bich.,    Ueber    die    Wirkung   des 

menschlichen  Blutes  und  anderer  Kdrper- 

flüssigkeiten   auf  pathogeae    Mikroorga- 

nbmen,  p.  182. 

Originalberiohte  ftbor  Kongresse. 

Bakteriologisches   vom  X.  inter- 
nationalen medicinischen 

Kongresse  sn  Berlin, 
4.-9.  August  1890.     (ForCsetsnng.) 

Bang,  Ist  die  Milch  tubereuloser  Kilhe  ▼!• 
ruient,  wenn  das  Euter  nicht  efgrifta 
ist?  p.  144. 

BoUinger,  Ueber  die  lafektionswege  des 
tuberculösen  Gutes,  p.  140. 

Oornot,  Deraeitiger  Stand  der  Tnbercnlo- 
senfirage,  p.  147. 

Jtrgons,  Ueber  einen  Fall  von  perlsnebt- 
ähnlicher  Erkrankung  beim  Menschen, 
p.  144. 

Ponilek,  Ueber  die  Wechselwirkungen  swi- 
sehen  örtlicher  und  allgemeiner  Tuberoa- 
lose,  p.  142. 

Wjssokowitsoh,  Ueber  den  Einfloss  der 
QuantitJU  der  verimpften  TuberkelbscUlen 
auf  den  Verlauf  der  Tuberculose  bei  Ka- 
ninchen und  Meerschweinchen,  p«  i^^- 

Veno  Utteratnr,  p.  149. 


FroBBMUUudM  Bachdn&ckarai  (Hermami  Pohl«)  in  Jena. 


mr 


Jakteriologie   und  Parasitenkunde. 

In  Yerbindnng  mit 

Gel.  BoOr.  M  Dr.  Lenckart  ui  Frofissor  Dr.  LoelQBr 

IB  Lilpilg  in  (rniliirald 

heraaBgegeben  von 

I>r.  O.  UM-BB-oriiL  in  CasseL 


-M- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 

IX.  Band.        -«-       Jena»  den  9.  Februar  1891.         -»-  No.  5i 

Pireii  fttr  dan  Band  (26  ITimuiwm)  14  Xark. 

Jahrlich  erseheineii  iwei  Binde. 

-^    Za  besiehen   dardi   alle   Bnchhandlimgeii   und  Postanstalten.    1«^ 


Die  RedUAHon  des  ,yCentrcdblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten" 
ittndfif'  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
l?ü.nKhe  tcfia  lA^ferwng  tHMa  desotuferet»  AhdriUlcen  ihrer  Auf' 
^äfse  tMweder  auf  da»  Ma/nushript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  det/^  Verleger f  Herrn  Qnstav  Flacher  in  Jena^  gelangen 
Vi  Uumen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage ,  später 
ting^ende   Wünsche  berücksichUgen  xu  Mnnen* 


Original  -  Mitttieiiungen. 


Zar  Eenntniss  der  Leuchtbakterien. 


Von 

Dr.  Osear.Eatz 


in 


Sydney. 

In  den  Sitzungen  der  Linnean  Society  of  New  South  Wales  vom 
29.  Juoi  und  26.  October  1887  gab  ich  einen  vorläufigen  Bericht  mit 
togeschlossener  Demonstration  von  Vertretern  von  sechs  Arten  licht- 
entwickelnder Bakterien,  die  theils  direkt  aus  Seewasser,  theils  von 
todten,  spontan  leuchtenden  Seethieren  mittelst  der  Gelatineplatten, 
Rsp.  Bollröhrchenmethode    in    Reinkultur    erhalten    waren   (Nr.   9 

des  am  Ende  dieses  Aufsatzes  befindlichen  Verzeichnisses  der  be- 

aw.  11 


158  KatB, 

nutzten  Litteratur).  Ich  hatte  mir  yorgenommen,  diese  Gruppe  voir 
Bakterien  einer  näheren  Untersuchung  nach  Yerschiedenen  Richtungen 
hin  zu  unterziehen,  sowie  über  die  Art  und  Weise  ihrer  Verbreitung 
im  Meerwasser  in  der  Nähe  von  Sydney  fortlaufende  Beobachtungen 
anzustellen.  Dazu  ist  es  jedoch,  in  Folge  von  anderweitigen  Arbeiten^ 
nur  zum  Theil  gekommen;  seit  dem  Beginn  von  1888  bis  jetzt  ist,. 
abgesehen  von  der  Weiterführung  der  Reinkulturen  und  gelegentlichen 
Beobachtungen,  in  der  Sache  verhältnissmässig  wenig  geschehen^). 
Da  es  unbestimmt  ist,  wann  ich  den  Gegenstand  wieder  aufnehmen 
kann,  so  verötfentliche  ich  im  Folgenden  die  Ergebnisse  meiner  bisherigen 
Beobachtungen,  die  immerhin  vollständig  genug  sind,  um  ein  Urtheil 
über  die  Beziehungen  der  von  mir  kultivirten  Formen  zu  den  unter 
anderen  Himmelsstrichen  gefundenen  zu  ermöglichen. 

Gemäss  dem  Befunde  ihres  Verhaltens,  aus  frischen  Kulturen  in 
den  üblichen  Nährmedien,  unter  dem  Mikroskop,  gehören  die  unten 
beschriebenen  Mikroben  zu  denen  mit  Stäbchenform,  zu  den  Bakteria- 
ceen  im  Sinne  Hueppe's,  welcher  in  dieser  Gruppe  Bacterium, 
mit  Arthrosporen-  oder  doch  ohne  Endosporen-Bildung  von  Bacillus 
mit  Endosporenbildung  trennt.  Ich  möchte  gleich  bemerken,  dass  die 
Frage,  ob  meine  Bakterien  Sporen  bilden  oder  nicht,  und  falls  sie 
dies  thun  sollten,  welcher  Art  dieselben  sein  und  unter  welchen  Be- 
dingungen sie  entstehen,  ihrer  sicheren  Entscheidung  noch  harrt» 
Die  Frage  nach  Sporenbildung  ist  auch  bei  den  von  anderen  Be- 
obachtern untersuchten  und  beschriebenen  Formen  wohl  kaum  definitiv 
beantwortet  Beyerinck  (Nr.  1,  a)  giebt  zwar  von  den  ihm  be- 
kannten Arten  an,  dass  sie  niemals  Sporen  bilden,  doch  ist  andrer- 
seits in  der  Dubois'schen  Mittheilung  über  Bacterium  Pelagia 
(No.  3)  von  Sporen  bei  dieser  Art  ausdrücklich  die  Rede.  Wenn  ich 
die  für  jene  Organismen  in  meinen  früheren  Notizen  gebrauchte  „ge- 
nerische''  Bezeichnung  Bacillus  im  Folgenden  noch  beibehalte,  so 
wolle  man  dieselbe  als  provisorisch  gelten  lassen.  Sollte  die  von 
Beyerinck  (No.  1,  a)  vorgeschlagene,  an  sich  recht  passende  Be- 
nennung Photobacterium  als  Genus  für  die  Abtheilung  der 
Phosphorescenzbakterien  allgemeinen  Anklang  finden,  so  wären  der- 
selben  natürlich  auch  die  nachstehend  aufgeführten  Arten  unterzu- 
ordnen. 

Diese  Arten  sind: 

1)  Bacillus  cyaneo-phosphorescens*).  Erhalten  aus^ 
einer  Probe  Seewassers  von  der  Küste  bei  Little  Bay,  ungefähr 
17  km  südlich  von  Sydney.  Ein  an  Ort  und  Stelle  am  6.  Juni  1887 
angefertigtes  Nährgelatine-RoUröhrchen,  etwa  0,5  ccm  des  Seewassers 
enthaltend,  lieferte  zwei  Kolonieen  des  betreffenden  Mikroben.  Derselbe 
ist,  wenn  auch  nicht  geradezu  identisch,  so  doch  jedenfalls  nahe  ver* 


1)  Beilftafig    vüBg   erwähnt   sein ,     dass   bei    Gelegenheit    der    eweiten  Ziimidimb^ 
kunft  von  Mitgliedern  der  „Anstralasian  AeKOciation    for  the  Advaneement  o(  Seienct* 
in  Melbourne,  im  Januar  1890,   die  Leochtbakterien  den  Gegenstand  eines  mit  Denioa- 
strationen  verbundenen  populären  Vortrages   von   mir  in  der  Biologischen  Section  jener 
Association  bildeten. 

S)  Die  8|ieBie»namen  sind  einstweilen  aus  der  vorhin  bereite  erwähnten  vorliofiS^ 
Mittheilmig  herttbergenommen. 


Znr  Kenntnias  der  Lenehtbakterien.  159 

«udt  mit  dem  Fische r'schea  aus  dem  westindischen  Meer  (Ba- 
cillos  phosphorescens  Fischer  »>  Photobacterium  in- 
licam  Beyerinck). 

2)  Bacillus  smaragdino-phosphorescens.  Isolirt  von 
eiseiii  am  9.  Mai  1887  vom  Fischmarkte  in  Sydney  u.  A.  bezogenen 
Beriog  (Clupea  hypselosoma  Bleek.),  welcher  mit  frischem  See- 
wMBer  befeuchtet  and  zwischen  zwei  Tellern  aufbewahrt,  bereits 
steh  kurzer  Zeit  an  mehreren  Stellen  seiner  Oberflaehe  leuchtete. 
Diese  Art  erinnerte  in  gewissen  Punkten  sehr  an  die  aus  der  Ostsee 
Maimt  gewordenen  Formen  (Photobacterium  phosphore- 
scess  [Gohn]  Beyer,  und  Ph.  Pflügeri  [Ludw.]  Beyer.  [No.  1,  a, 
BeferatJ). 

S)  Bacillus  argen teo-phosphorescens  I.  Wiederholt 
erlialten  (1887)  aus  Proben  von  Seewasser  bei  Elizabeth  Bay,  an  der 
SQdäeite  von  Port  Jackson  (des  Hafens  von  Sydney),  zuerst  anfangs 
Mai  jenes  Jahres.  Die  Art  lässt  sich  mit  den  unter  4)  und  5)  auf- 
genhlten  zwanglos  zu  einer  engeren  Gruppe  vereinigen.  Der  mir 
xsg&oglichen  Litteratur  über  Lenehtbakterien  nach  zu  urtheilen, 
ukd  derartige  Formen  von  anderswo  noch  nicht  beschrieben;  mög- 
licherweise steht  in  naher  Beziehung  zu  denselben  eine  von  Beye- 
rinck (Mo.  1,  a)  eben  angedeutete,  aus  der  Ostsee  stammende 
Art,  die  nach  ihm  vielleicht  als  Varietät  von  Photobact. 
Fisch eri  Beyer,  (dem  ^^einheimischen  Leuchtbacillus^^  nach  Fischer 
[No.&,  c])  zu  betrachten  ist. 

4)  Bacillus  argenteo-phosphorescens  II.  Isolirt  Mitte 
September  1887  von  einem  spontan  leuchtenden  Stücke  einer  Art 
Tintenfisch  (Grenus  Loligo),  ausserdem  von  spontan  leuchtenden 
Stacken  des  ,,6ar-fish'^  der  hiesigen  Fischerleute  (Hemirhamphus 
intermedius  Cant.).  Sowohl  dieses  wie  jenes  Material  war  von 
dnigen  aus  einer  Fischhandlnng  bezogenen  und  zu  Kulturversuchen 
spftter  verwendeten  Exemplaren  übrig  geblieben.  Die  mit  Seewasser 
iMmetzten  und  bei  Zimmertemperatur  gd^altenen  Deberbleibsel  leuchte- 
ten über  und  über  nach  weniger  als  einem  Tage. 

ö)  Bacillus  argenteo-phosphorescens  III.  Isolirt 
«ben  der  vorhergehenden  Form  aus  dem  leuchtenden  Ueberzuge 
eines  Fragmentes  des  oben  erwähnten  Tintenfisches. 

6)  Bacillus  argenteo-phosphorescens  liquefaciens. 
Erhdten  aus  einer  Probe  Seewassers  an  der  Küste  bei  Bondi  Bay« 
in  geringer  Entfernung  von  Sydney.  Eine  am  11.  September  1887 
iaselbnl  angefertigte,  etwa  0^  ccm  des  Seewasaers  enthaltende  Nähr- 
gelatine-Rollplatte ergab  späterhin  vereinzelte  Kolonieen  obiger  Art. 
^)^lbe  scheint  dem  Photobacterium  luminosum  Beyer. 
(No.  1,  a)  nahezukommen. 

Morphologlsehe  EI gensehaften '  )• 

1)B.  cyaneo-phosphor.    In  gefärbten  Deckglaspräparaten 
von  frischen  Agarkulturen,  gerade,  an  den  Enden  abgerundete  Stab-» 

1)  Di«  Angaben  ooter  dieser  üeberachrifk  bestehen  sieh  aaf  Beobaehtongen,  welche 
inst  Zdt  nach  der  Gefwiaiiang  der  ▼ersehiedenen  Artea  aogeeteUt  wardea. 

11* 


160  K'^«» 

eben  darstellend,  bis  zu  circa  0,0026  mm  Länge,  welche  circa  2^1 
Mal  die  Dimension  des  Dickendurchmessers  ist.  Derartige  Präparate  mit 
Loeffler's  Methylenblaumischung  oder  anderen  Anilin farblösungen 
behandelt,  zeigen  theilweise  eine  auf  die  Enden  und  Seiten  der  Ba- 
cillen beschränkte  Färbung.  Material  Ton  einer  frischen  Kultur  auf 
alkalisch  gemachter  Kariofielscheibe  lieferte  stattliche  •  Stäbchen, 
welche  sich  gleichmässig  färbten,  und  vereinzelte  Fäden.  Gram 's 
Methode  ist  für  alle  Fälle  gut  geeignet.  Im  hängenden  Tropfen  voo 
Nährbouillon  im  hohlgeschliffenen  Objektträger  24  Stunden  bei 
20—22  ®  G  kultivirt,  zeigten  die  einzeln  oder  zu  zweien  vorkommen- 
den Stäbchen  lebhafte  Eigenbewegungen.  Verhältnissmässig  selt^ 
waren  Fäden,  die  dann  aber  hier  und  da  eine  beträchtliche  Länge 
aufwiesen;  bei  fortgesetzter  Kultur  sah  man  bis  zu  0,8  mm  lange 
Fäden,  die  mannigfach  gebogen  und  eingeknickt  erschienen ;  Lokomo- 
tion  wurde  an  ihnen  nicht  wahrgenommen. 

2)  B.  smaragdino-phosphor.  In  gefärbten  Deckglasprä- 
paraten von  frischen  Kulturen  auf  (8  prozent)  Nahrgelatine  gedrungene 
Stäbchen  auf  einem  Längendurchmesser  bis  zu  etwa  0,0(^  mm  und 
einer  etwa  halb  so  viel  betragenden  Breite.  Enden  etwas  verjüngt 
Bei  Behandlung  mit  Loeffler's  Methylenblaugemisch  oder  mit 
Vesuvinlösung  färbte  sich  fast  nur  die  Peripherie,  und  auch  dann 
gewöhnlich  unregelmässig,  während  der  übrige  grössere  Theil  der 
Zellen  sich  vakuolenartig,  ungefärbt  darstellte.  Nach  der  6  r  a  m '  sehen 
Methode  färbte  sich  ein  grösserer  Antheil  der  Stäbchen,  als  sonst. 
Die  auf  alkalischer  Kartoffelscheibe  gezüchteten  Bacillen  waren  nach 
Anordnung  und  Grösse  den  von  Gelatine  entnommenen  ähnlich,  doch 
war  in  den  mir  vorliegenden,  mit  dem  erwähnten  Methylenblau  tin- 
girten  Präparaten  die  Färbung  der  Regel  nach  eine  gleich  mässiga 
Im  hängenden  Tropfen  von  Nährbouillon  wurde  bei  der  von  Zeit  za 
Zeit  vorgenommenen  Untersuchung  weder  Eigenbewegung  noch 
Fadenbildung  beobachtet.  Die  Individuen  waren  entweder  ein- 
zeln oder  zu  zweien  zusammenhängend;  jung  waren  sie  fast  kokken- 
gleich. 

3)  B.  argenteo-phosphor.  I.  In  gefärbten  Deckglasprä- 
paraten von  frischen  Kulturen  auf  (8  prozent.)  Nährgelatine  schlanke, 
gewöhnlich  schwach  gekrümmte,  an  den  Enden  verjüngte  Stäbchen 
von  circa  0,0025  mm  Länge  und  einer  circa  ^/^  der  Länge  betragenden 
Dicke.  Mit  Loeffler's  Methylenblau  färbten  sie  sich,  obigem  Nähr- 
boden entnommen,  nur  schwach,  durchschnittlich  gut  und  gleichmässig 
dagegen  in  frischem  Kulturmaterial  von  alkalischer  Kartoffelscheibe. 
Gramms  Methode  war  anwendbar.  Im  hängenden  Tropfen  von  Ndhr- 
bouillon  deutliche  Eigenbewegung;  nach  24-stündigem  Stehen  bei 
20-22  0  G  sah  man  einzelne  oder  in  Theilung  begriffene,  seltener 
zu  zweien  zusammenhängende  Stäbchen ;  bei  fortgesetzter  Kultur  traten 
vereinzelte,  bis  zu  0,1  mm  lange,  wellig  verlaufende  Fäden  an! 

4)  B.  argenteo-phosphor.  IL  In  gefärbten  Deckglasprä- 
paraten von  frischer  Nälirgelatinekultur  gestreckte  Stäbchen  mit  ab- 
gerundeten Enden.  Ihre  Länge  betrug  bis  zu  ungefähr  0,0027  mm, 
ihre  Breite  ungefähr  0,00067  mm.  Loeffler's  Methylenblau  be- 
wirkte  eine  homogene  und   gute  Färbung.    Im  hängenden  Tropfen 


Zur  KenntniBS  der  Lenehtbakterien.  Jgl 

vordeo  sie  ohne  Eigenbewegung  gefunden ;  bei  der  Kultur  entwickel- 
teo  sieb  vereinzelte,  kurze  Fäden. 

5)  B.  argenteo-phosphor.  III.  In  gefärbten  Deckglasprä- 
ptnteo  YOD  frischer  N&hrgelatinekultur  erschienen  die  Individuen 
in  AUgemeinen  ein  wenig  dünner,  als  diejenigen  der  vorigen  Art,  waren 
dea  letzteren  aber  sonst  ähnlich.  Im  hängenden  Tropfen  wurde 
fldir  deutliche  Eigenbewegung  konstatirt;  bei  fortgesetzter  Kultur  be- 
otachtete  man,  ausser  sehr  häufigen  Diploformen,  kurze  Fäden. 

6)  B.  argenteo-phosphor.  liquef.  In  gefärbten  Deckglas- 
prtparaten  von  frischen  Agarkulturen  entweder  gerade  oder  leicht 
gebogene  Stäbchen,  circa  0,002  mm  lang  und  ein  Drittel  so  breit; 
Eoden  abgerundet.  Mit  Loeffler's  Methylenblau  färbten  sie  sich 
leicht  und  gleichmässig.  Im  hängenden  Tropfen  von  Nährbouillon 
zagten  sie  sehr  lebhafte  Eigenbewegung ;  es  kam  daselbst  zur  massen- 
haften Bildung  von  längeren  und  kürzeren,  gewundenen  und  gebogenen 
F&deo. 

Als  den  sechs  Arten  gemeinschaftlich  gilt,  dass  Beweise  für  eine 
etwaige  Sporulation  bei  denselben  bis  jetzt  noch  fehlen;  in  dieser 
HiDäicht  mag  erwähnt  sein,  dass  besondere,  nach  der  Neisser- 
Beben  Sporenfärbungsmethode  angestellte  Versuche  bei  den  unter 
1—3  aufgeführten  Arten  negative  Resultate  ergaben;  die  Versuchs- 
obidKte  waren  Kulturen  in  Nährbouillon,  nach  3-tägigem  Stehen  bei 
80-23»  C. 

Knlturmerkmale. 

Plattenkulturen  in  6prozent.  Nährgelatine  ^). 

1)  B.  cyaneo-phosphor.  Nach  18  Stunden,  bei  21— 22»  C, 
waren  die  Kolonieen  bereits  wohl  bemerkbar.  In  der  Grösse  zwischen 
deo  oberflächlichcu  und  den  im  Innern  der  Gelatine  befindlichen  be- 
fitand  um  diese  Zeit  wenig  Unterschied;  von  den  letzteren  waren 
doige  grösser,  als  die  von  vornherein  oberflächlichen.  Von  der  Seite 
betrachtet  Hess  die  Gelatineobei fläche,  den  Stellen  der  letzteren  Kolo- 
mü  entsprechend,  flache,  kreisförmig  umschriebene  Einziehungen  er- 
kennen, auf  deren  Grunde  die  Kolonieen  lagen.  Der  Anfang  einer 
Verflüssigung  war  damit  gegeben.  Der  bei  den  kleineren  Kolonieen 
▼OD  etwa  0,2  mm  Durchmesser  noch  scharf  ausgeprägte  und  kreis- 
runde Kontour  war  bei  den  grösseren  von  0,25 — 0,3  mm  Durchmesser 
bereits  etwas  verschwommen  und  durch  eine  wellig  verlaufende  Linie 
gekennzeichnet.  Der  Inhalt  war  bei  durchfallendem  Lichte  unter 
Bc^^acher  Mikroskop vergrösserung  hellgelblich-grau  und  homogen  fein- 
körnig. Die  tiefen  Kolonieen  besassen  vollständige  Kreisgestalt  im 
^ftischen  Durchschnitt,  scharfen,  glatten  Kontour  und  ein  dunkel- 
graues  Kolorit;  Inhalt  durchaus  homogen  und  deutlich  gekörnt; 
Dorcbmesser  0,25—0,4  mm.    An  einigen  der  so  beschaffenen  tiefen 


1)  Wo  immer  von  NflhrgeUtine  die  Rede  ist,  ist  damit  das  in  der  fiblicheo  Weise 
lierfeBtelte  Nährmediom  gemeint;  anf  100  ccm  Rindfleischin fas  kamen  1  g  Pepton,  sicc, 
0|6— 0,7  K  Kocbsals  ,  und  je  nachdem  6  oder  8  oder  10  g  bester  Gelatine.  Die  Reak- 
tion derselben,  falls  nicht  gegentbeUig  bemerkt,  war  leicht  alkalisch,  hergestellt  mittelst 
Dioatrinmkarbonatl^snng. 


\Q2  Katiy   Enr  Kenntniss  der  Leaohtbakterien. 

Kolonieen  zog  eine  lebhaft  wimmelnde  Bewegang  ihres  Inhalts,  ohne 
dass  sich  der  Kontour  änderte,  die  Aufmerksamkeit  auf  sich.  Die 
Temperatur  zur  Zeit  der  Beobachtung  war  etwa  17  ^  G  (August  1887). 
Diese  Erscheinung  deutet  auf  ausserordentliche  Beweglichkeit  der 
individuellen  Stäbchen  hin,  wie  dieselbe  denn  auch  in  einer  Probe 
solcher  Kolonieen  bei  starker  Vergrösserung  sogleich  zu  Tage  trat. 

Nach  weiteren  24  Stunden  —  Temperatur  21—22^  C  —  be- 
rührten die  von  Anfang  an  oberflächlichen,  jetzt  circa  0,6  mm  breiten, 
onregelmässig  grob  ausgebuchteten,  schmutzig  bräunlich-gelben  Ko- 
lonieen die  Glasplatte;  sie  waren  umgeben  von  einem  0,5 — 0,7  mm 
breiten  Gürtel  verflüssigter  Gelatine  (optischer  Durchschnitt).  Letztere 
zeigte  bei  schwacher  Mikroskopvergrösserung  und  durchfallendem  Licht 
hellgraue  oder  gelblich-graoe  Färbung  und  körnelige  Struktur  und 
enthielt  hier  und  da  Ansammlungen  dichterer,  daher  dunkler  als  der 
Rest  erscheinender  Körnermassen.  Begrenzung  der  Verflüssigungszone 
ziemlich  verschwommen,  im  Grossen  und  Ganzen  kreisförmig.  Die 
von  vornherein  in  der  Tiefe  gelagerten  Kolonieen  waren  jetzt  schmutzig- 
gelblich-braun mit  einem  Stich  ins  Grünliche;  Kontour  mit  kurzen 
und  seichten  Ausbuchtungen  versehen,  immerhin  noch  wohl  ausge- 
prägt; Durchmesser  0,3 — 0,5  mm.  Sie  waren  umgeben  von  einer 
0,05—0,1  mm  starken  Hülle  verflüssigter  Gelatine,  von  homogenem, 
fein  granulirtem,  lichtbraunem  oder  lichtgrauem  Inhalt  und  mit  zier- 
licher radiär  verlaufender  Streifung  oder  Strichelung.  Die  Begren- 
zungslinie dieser  Hülle  gegen  die  noch  solide  Gelatine  war  ziemlich 
scharf  ausgeprägt. 

Proportional  dem  energischen  Wachethum  der  räumlich  gut  ge- 
trennten Kolonieen  war  auch  die  Verflüssigung  der  Gelatine  eine 
rasche.  Die  nach  dem  Herabgleiten  der  verflüssigten  Massen  auf  der 
Platte  zurückbleibenden,  ursprünglich  oberflächlichen  oder  nahezu 
oberflächlichen  Kolonieen  waren  von  aschgrauer  Färbung  und  unregel- 
mässig zerfetztem  Berandung. 

B^i  dichtgedrängter  Aussaat  der  Keime  war  die  Gelatine  aaf 
der  Platte  bereits  nach  18  Stunden  total  verflüssigt. 

Im  Zustande  der  Verflüssigung  gaben  die  Plattenkulturen  einen 
eigenthümlich  faden  Geruch  von  sich,  wie  er  auch  bei  anderen  Bak- 
terien, z.  B.  gewissen  Wasserkulturen,  angetroffen  wird. 

Noch  ein  Wort  über  die  im  Innern  von  Nahrgelatine  wachsenden 
Kolonieen.  In  den  später  zu  erörternden  Stichkulturen,  falls  nur  ver- 
einzelte Keime  im  Stichkanal  abgelagert  waren,  oder  nach  Einbrin- 
gung von  wenigen  Keimen  in  ein  Reagensglas  mit  vorher  verflüssige 
ter  steriler  Nährgelatine,  welche  man  dann  wieder  säulenf&rmig  er- 
starren liess,  war  denselben  Gelegenheit  zur  ungestörten  Entwickelung 
gegeben.  Die  resultirenden  Kolonieen  stellten  schliesslich  hyalioe, 
glatt-kontourirte,  von  verflüssigter  Gelatine  gebildete  Kugeln  dar,  in 
deren  unterem  Theile  sich  die  gelblich-weissen,  krümlichen  Kultur- 
massen zu  einem  verhältnissmässig  kleinen  Haufen  angesammelt  hatten. 
Bei  einer  derartig  beschaffenen  Kugel,  welche  sich  in  der  Tiefe  einer 
Stichkultur  in  gewöhnlicher  Gprozent.  Nährgelatine  unbehindert  von 
dem  übrigen  Wachsthum  entwickeln  konnte  —  dieses  war  in  Folge 
der  Art  und  Weise  des  Impfens  ein  anormales,  langsames,  s.  unten  — 


▼  aa  Orerbeok  de  Meyer,  lieber  die  Bereitung  des  NUiragars.  \QQ 

Idrag  der  Durchmesser  nach  58  Tagen,  während  welcher  die  Kultar 
hä  etwa  20— 22»  C  stand,  ungefähr  5  mm. 

Spät&r  wiederholt  angelegte  Plattenkulturen  in  einer  lOprozent. 
flkrgelatine  ergaben  ein  dem  von  solchen  Kulturen  in  der  6  prozent 
üihigelatine  im  Grossen  und  Ganzen  ähnliches  Bild  ^). 

(Fortsetsong  folgt.) 


üeber  die  Bereitung  des  Nähragars. 

(Mittbdlangen  aus  dem  hygienischen  Laboratorium  der  Reichs- 

Univei^tät  in  Utrecht) 

Von 

Professor  Dr.  ran  Orerbeek  de  Meyer 

in 

Utrecht 

Während  die  Anfertigung  der  Nährg  e  1  a  t i  n  e  zu  bakteriologischen 
tJntersnchungen  wohl  keinem  Laboranten  einige  Mühe  macht,  ist  die 
Leitung  des  Nähragars  nicht  so  leicht  und  macht  dieselbe  Man- 
chem einen  ziemlich  grossen  Verdruss.  Mein  Assistent,  der  Militär- 
arzt Herr  J.  A.  Vrijheid,  und  ich,  wir  haben  uns  darum  bestrebt, 
das  bisher  allgemein  übliche  Verfahren  sehr  zu  erleichtern,  und  wir 
haben  einen   völlig  befriedigenden  Ausweg  gefunden  bei  Benutzung 


1)  Die  energische  VerflBssigong  der  Qelatine  durch  diese  Mikroorganismen  beruht, 
k  CbnUcher  Weise  wie  bei  vielen  anderen  verflQssigenden,    auf  der  Wirlcung    einer   im 
StoffWrcbsel  der  Bacillen  gebildeten,  peptonisirenden  Substanz.     Dieses  erbellt  aus  swei 
-VQi  wir  aogesteUten  Versuchen:  1)  Nachdem  eine  im  Reagensglas  befindliche  Emulsion 
tea  irischer  Kaltnr,  auf  sterilisirtem  Fisch  (s.  unten),  in  sterilisirtem  Seewasser   —   die 
fmBUion  leuchtete  sehr  stark  —  auf  45  Minuten  in  Wasser  von  55^0  eingetaucht    er- 
hftlten  war  —  diese  Prozedur  todtete  die  Organismen   «-   wurde  von  der  nun  dunklen, 
gst  dortbgesehfittelten  Masse  circa  ^/,g  ccm  mittelst   steril isirter  Pipette   mit   zuvor   ver- 
iissigter  6prosent  KaninchenbrQhe-Peptoa-Koehsals-Oelatine  von  leicht  alkalischer  Beak- 
tion  gemischt  und  die  Mischung  ohne  Weiteres    erstarren  gelassen  (29.  IX.  1889).    Bei 
.Zimmertemperator  hingestellt,  begann    die  Gelatine  sich   langsam   zu    verflUssigen;    am 
19.x.  war  der  ganze  Inhalt  dickflüssig;    wieder  angesehen    am    16.    XI.     dttnnflflssig. 
Sonst  war  das  Aussehen  ihn  lieh  dem  von  Kontrollröhrcben.  (11).  Von  einer  der  obigen 
asslogen ,  intensiv  leuchtenden  Kmulsion  wurde  unter  Zuhttlfenahme  eines  Gebläses  eine 
Ponioa  durch  eine  Ghamberlan  d'sche  Porzellanzelle  filtrirt.    Die  Filtration  ging  sehr 
iiAi^sam  vor  sich.     Das  Filtrat  war  wasserklar,    nach    Fi»ch    riechend,  nicht  leuchtend, 
w<hrend  das  in  der  Filterzelle  zurückbleibende  Material  prllchtig  phorphoreszirte.    Nach- 
dem eine  kleine  Menge   des  Filtrats   abgetropft  war,   wurden    drei    Tropfen    in    einem 
Ifihrchen  mit  zuvor   verflflssigter  19ährgelattne   (wie   oben)   aufgefangen,    in    derselben 
Tvtheilt  und    darauf  die  Mischung  erstarren  gelassen   (29.  IX.    1888).     Dieselbe   blieb 
^Memd  steril.     Dahingegen  zeigte   sie   sich   am  19.  X.    oberflftchlich   z&hflQssigi    ohne 
^  beim  Neigen  des  Glases  etwas  berabfloss ;  wiederum  angesehen   am    1 6.  XI. ,    war 
iie  eine  durchaus  dünnflfissige,   klare  Masse.      Die  Temperatur   während    der   Beobach- 
'<BDgsperiode  blieb  von  der  fär  eine  Verflüssigung    der   intakten   Nährgelatine    erforder- 
Mkn  stets  entfernt. 

FSrPhotobacteriumluminosum  bringt Bejrerinck  (No.  1  a.  p. 406) einen 
itrikten  Beweis  von  der  Anwesenheit  eines  besonderen ,  leicht  diffundirbaren ,  die  Lo- 
mv  Av  Gelatine  bewirkenden  Enzyms. 


164         ^*°  Ovsrbeek  de  Meyer,  Ueber  die  Bereitang  des  N&hragmn. 

meines  DesinfektionsofeDS,  dessen  Desinfektionsraum   eine  konstant«^ 
Temperatur  von  etwas  über  100  ^  C  bis  101  ^  C  sichert. 

Das  in  möglichst  kleine  Stückchen  zerscbnitteoe  Agar  wird  im 
Verh&ltniss  voo  1^/, — 2%  in  0,5  Liter  der  gewöhnlichen  Loeffler- 
schen   Bouillon  eingeschüttet;  sogleich   erfolgt  der  Zusatz   Ton  1<Mk 
Pepton  und  0,5  ^/o  Kochsalz  und  man  lässt  das  Agar  in  dieser  Flüssig- 
keit bloss  eine  Stunde  quellen.     Dann  wird  die  Masse   in   meinem 
Desinfektionsofen  (kleinste,  für  Laboratorien  passende  Grösse)  ^/^  Stunde 
hindurch  im  strömenden  Wasserdampf  yon  etwas  über  100  ®  C  gründ- 
lich gekocht;   das  Agar  wird  somit  gelöst  und  die  koagulablen  Ei- 
weisssubstanzen  werden  ausgeschieden.  Jetzt  folgt  die  Neutralisirung^ 
resp.  die  Sorge  für  eine  passende  Reaktion.    Die  Mischung  bleibt 
einige  Zeit  heiss  stehen,  bis  die  Klärung  einigermassen  erfolgt  ist 
Inzwischen  wird  in  einem  Olastrichter  von  über  0,5  Liter  Inhalt  ein 
Filter  angefertigt  von  starkem,  einfach  zusammengelegtem  Fliesspapier 
—  die  Sorte  nämlich,   welche  in  der  Pharmacie  zum  Filtriren  von 
Syrupen  benutzt  wird.     Man  kann  es  unterlassen,  das  Filter  von 
vornherein  mit  kochendem  Wasser  anzufeuchten.    Das   Filter  wird 
auf  einen  einfach  gereinigten,  nicht  sterilisirten  Glaskolben  aufgestellt^ 
mit  Watteverschluss  um  den  Hals  des  Trichters.    Der  bereit  stehende^ 
durch  Absetzung  schon  ziemlich  geklärte  und  noch  heisse  Bouillon- 
agar  wird  vorsichtig   in    das  Filter  abgegossen,    und   der    Trichter 
wird  mit  einem  Uhrglase  abgedeckt  (die  konvexe  Seite   nach  oben 
und  der  Rand  denjenigen  des  Trichters  überragend).    Dieser  Apparat 
muss   ^/4— 1  Stunde  abermals    dem   strömenden   Wasserdampfe  im 
Desinfektionsofen  übergeben  bleiben  und  man  wird   dann   ungefähr 
0,25  Liter  recht  schönen  Bouillonagars  filtrirt  finden.     Der  Trichter 
wird    aus   dem   Kolben    langsam  herausgenommen  und   der  Watte- 
pfropfen bildet  den  gewünschten  keimfreien  Verschluss  des  Kolbena 

Soll  eigenthümlichen  Zwecken  gedient  werden  durch  besondere 
Beimengungen,  dann  wird  die  erlangte  Menge  des  Bouillonagars  ge- 
messen und  erfolgt  der  Zusatz  von  Traubenzucker,  Glycerin  u.  s.  w. 
in  dem  gewünschten  Verhältnisse.  —  Jedenfalls  wird  der  erhaltene 
Nähragar  eine  gute  halbe  Stunde  im  Desinfektionsofen  sterilisirt  und 
diese  Sterilisirung  an  den  zwei  folgenden  Tagen  wiederholt. 

Der  Bodensatz,  der  bei  der  beschriebenen  Klärung  zurückbleibt, 
kann  natürlich  in  derselben  Weise  in  einem  zweiten  Trichter  zu- 
gleich filtrirt  werden ;  das  Filtriren  erfordert  aber  selbstverständ* 
lieh  etwas,  aber  nicht  viel,  mehr  Zeit.  Im  Ganzen  wird  immerhin 
aus  500  g  Fleischwasser  ungefähr  0,5  Liter  Nähragar  erhalten.  — 
In  meinem  Laboratoriumsofen  werden  gewöhnlich  vier  Filtrirapparate 
neben  einander  aufgestellt 

Auch  die  Füllung  der  Reagensgläser,  entweder  mit  Nährgelatine^ 
oder  mit  Nähragar,  machen  wir  viel  einfacher,  als  es  nach  den 
klassischen  Vorschriften  geschehen  sollte.  Neue  (ungebrauchte)  Gläser 
werden  nach  GarlFraenkel  (Grundriss  der  Bakterienkunde,  3.  Aufl.) 
mit  angesäuertem  Wasser  gereinigt.  Alte  Reagensgläser  werden  aber 
ganz  einfach  mit  Leitungswasser  gereinigt,  zum  Trocknen  umgekehrt 
auf  ein  hölzernes  Gestell  gesetzt,  dann  mit  einem  Verschluss  von  ge- 
wöhnlichen entfetteten  Watten  versehen,  endlich  in  diesem  völlig  un* 


Kamen,  Ein  neues  KnltvrgelSes.  Ig5 

flterilisirteD  Zustande  gefbUt  und  dann  sofort  im  Desinfektionsofen 
«ier  im  Papin^schen  Topfe  (jedoch  ohne  Deberdraeic)  25—30  Mi- 
eten lang  sterilisirt;  an  zwei  auf  einander  folgenden  Tagen  wird 
^iieae  Sterilisiranj^  wiederholt,  and  die  auf  diese  Weise  präparirten 
OHser  halten  sich  Monate  lang  gut;  fast  nie  wird  die  beschriebene 
Afifertigangsmethode  ungenügend  befunden. 

Der  Glycerinagar  wird  auch  bei  unseren  bakteriologischen 
Arbeiten  sehr  oft  angewendet.  Es  kommen  aber  dabei  einige  Be- 
fiooderheiten  heraus,  welche  ein  näheres  Studium  verdienen;  z.  B. 
4lts  anfiallend  rasche  Vertrocknen  einer  Beinkultur  Ton  S  p  i  r  i  1 1  u  m 
fiakler  Prior,  das  eigenthümliche  Wachsthum  von  Staphylo- 
coccus  pyogenes  citreus,  die  abnorme  F&rbung  von  Kulturen 
desB.  cyanogenus,  der  Rosahefe  u.  s.  w.  —  Dieser  ausgezeich- 
lete,  feste  und  durchsichtige  Nährboden  hat  übrigens  auch  bei  uns 
^eBenatsung  des  durchsichtigen  Blutserums  in  den  Hinter- 
grmid  gedrängt.  Die  umständliche  fraktionirte  Sterilisation  haben 
m  jedenfalls  ganz  verlassen.  Wir  bedienen  uns  aber  in  bestimmten 
Ftilm  recht  gerne  des  —  zwar  weniger  durchsichtigen  —  kalt 
rteriüsirten  Blutserums,  welches  wir  uns  sehr  bequem,  rasch  und  gut 
bereitffli  mittelsst  eines  nach  unseren  Anweisungen  konstruirten  Appa- 
ntoB,  bestehend  aus  Cham berl and -Bohre,  Druckpumpe,  Behälter 
md  Manometer. 

Dtrecht,  8.  Januar  1891. 


Ein  neues  Kulturgefass. 

Von 

Begimentsarzt  Dr.  Ludwig  Eamen 

in 

Czernowitz. 

Kit  1  AbbUdnng. 

Gelegentlich  einer  grösseren  Beihe  von  Wasseruntersucbungen, 
velche»  ich  im  Laufe  des  vorigen  Jahres  unternahm,  hatte  ich,  um 
lopfuDgen  des  Wassers  und  Ausgiessen  der  Platten  an  Ort  und  Stelle 
Tornehmen  zu  können,  abwechselnd  die  Kowalski*  sehen  trichter- 
ftmigen  Kolben  und  Lipez's  Kulturgefässe  benutzt.  Es  dürften 
whl  Jedem,  der  sich  mit  Wasseruntersuchungen  befaast,  sowohl  die 
Vor-  als  auch  Nachtheile  dieser  Gefässe  bekannt  sein,  so  dass  ich 
ftgiich  von  einer  eingehenden  Schilderung  derselben  absehen  kann. 
Die  Schwierigkeit  der  Durchmusterung  der  aufgegangenen  Kolonieen 
io  den  Kowalsk loschen  Kolben,  namentlich  bei  Anwesenheit  vieler 
QiMi  rasch  verflüssigender  Keime  einerseits  und  die  ungleichmässige 
Ausfahrung  der  Lipe zischen  Kulturgefässe,  welche  wegen  einer  zu 
Btarken  Krümmung  des  Halstheiles  mitunter  selbst  unter  starker 
^biegong  der  Platinnadel  die  am  Grunde  des  Gefässes  befindlichen 
Koieoieen  nicht  erreichen  liess,  ohne  dass  man  mit  dem  Ende  des 


166 


Kamen,   Ein  neues  Kultnrgefftss. 


i 
^ 


Olasstabes  andere  KolonieeD  berührte,  als  aach  die  Schwierigkeit  der 
ProbeDentnahme  von  den  beim-  Halse  befindlichen  Winkeln  anderer- 
seits, veranlassten  mich,  naheza  gleichzeitig  mit  Herrn  Dr.  Johann 
Petrnschky  und  vollkommen  unabhängig  von  ihm,  ein  neuea 
Kulturgefäss  zu  konstruiren,  welches  frei  von  den  Mängeln  der  oben- 
erwähnten Gefässe  deren*  meiste  Vortheile  verbinden  sollte. 

Die  leitenden  Gesichts- 
punkte waren  zum  gr5ssten 
Theile  identisch  mit  denen^ 
welche  Petruschkv  zur 
Konstruktion  seines  in  !no.  20 
dieses  Blattes  vom  6.  Novem- 
ber 1890  beschriebenen  plat- 
ten Kölbchens  führten ;  es^ 
waren  dies  erstens  die  Be- 
seitigung der  Krümmung  dea 
Halstheiies  und  zweitens  die 
der  für  die  Entnahme  un- 
bequemen Winkel  der  Li- 
p  e  z '  sehen  Kulturgefässe  un- 
ter Beibehaltung  der  Eignung 
für  die  Durchmusterung  der 
Gläser  mit  Hülfe  der  Lupe 
und  des  Mikroskops.  Mit 
Rücksicht  auf  die  letztere 
beizubehaltende  Eigenschaft 
konnte  die  Form  der  Ko- 
walski *  sehen  Kolben  über- 
haupt nicht  in  Betracht  kom- 
men und  so  ging  ich  an  eine 
wesentliche  Modifikation  der 
L  i  p  e  z '  sehen  Kulturgläser. 
Nach  einigen  unwesent- 
lichen Aenderungen  der  ur- 
sprünglich von  mir  angege- 
benen Form  lieferte  mir  die 
^  FirmaDr.Hermann Rohr- 
beck in  Berlin,  welche!  zwar  schon  Anfang  Oktober  die  Herstellung 
dieser  neuen  Gläser  übernahm,  aber  in  Folge  einiger  technischer 
Schwierigkeiten  in  derselben  und  der  daraus  resultirenden,  wenn  auch 
unwesentlichen  Umgestaltung  der  Form  erst  im  Dezember  die  definitive 
Ausführung  der  Gläser  bewirken  konnte,  eine  Anzahl  dieser  von  mir 
angegebenen  Kulturgefässe,  deren  Gestalt  aus  der  beigegebenen  Zeich- 
nung ersichtlich  ist 

Ich  müsste  mich  rein  der  Worte  des  Herrn  Dr.  Petruschky 
bedienen,  welche  er  seinem  platten  Kölbchen,  mit  dem  mein  neues 
Gefäss  unstreitig  viel  Aehnlichkeit  besitzt,  auf  den  Weg  gibt,  um  die 
Vortheile  meines  Kulturglases,  welches  mit  ca.  12  ccm  Nährboden  ge- 
füllt wird,  hervorzuheben.  Es  sei  nur  des  an  der  unteren  Fläche  des 
Gefässes  befindlichen,  in  Form  einer  schiefen  Ebene  sanft  abfallenden 


T  ■  b  e  Q  f ,  Generattons-  n.  Wirthswechsel  unserer  einhdm.  Gymnoepor.- Arten.     J  ß? 

SosdiDJttes  erwShnt,  der  eine  bequeme,  ohne  besondere  Verkrümmung 
fter  Platinnadel  zu  bewerkstelligende  Entnahme  von  Kolonieen,  die  sich 
iD  der  Nähe  des  Halses  entwickelt  hatten,  bezwecken  soll. 

Und  80  beschränke  ich  mich  darauf,  dasselbe  behufs  Erprobung 
der  Oeflentlichkeit  zu  übergeben,  indem  ich  ausdrücklich  betone, 
dass  ich  mit  der  Konstruktion  dieses  neuen  Kulturglases  nur  einen 
bFUichbaren  Ersatz  für  die  Koch'sche  Plattenmethode,  die  sich, 
wie  bekannt,  yorzaglicb  für  Laboratoriumarbeiten  eignet,  in  allen 
jeDeo  Fällen  zu  bieten  beabsichtigte,  wo  die  letztere  aus  praktischen 
GrüDden  nicht  gut  anwendbar  ist. 

Czernowitz,  am  3.  Januar  1891. 


Generations-  und  Wirthswechsel  unserer  einheimischen 
Gynmosporangium-Arten  und  die  hierbei  auftretenden 

Formveränderungen. 

Von 

Dr.  C.  Ton  Tabenf, 

Privatdoceiiten  an  der  Universität  München. 

lüt  8  AbliUdiiafireB. 

(Schlofls.) 

Zam  Schluss  muss  übrigens  bemerkt  werden ,  dass  auch  auf 
Crataegus  Oxyacantha  ein  grosser  Theil  der  Infektionen  mit 
GjfflDO&porangium  clavariaeforme  in  der  Natur  zwar  dicke, 
rotbe  Blatterhöhungen  erzeu$2;t,  aber  keine  Aecidien  bildet. 

Eß  kQnnen  somit  die  Infektionsversuche  als  nicht  völlig  abgeschlossen 
betrachtet,  sondern  mögen  zahlreich  wiederholt  und  fortgesetzt  werden. 
Was  die  Verwechselung  der  Hendersonia  foliicola  Fuckel 
mit  Podisoma  foliicolum    Berk.  =  Podisoma  Juniperi 
a  miDor  Corda    anlangt,    so    ist    zu  konstatiren,    dass  Cor  da 
jedenfalls    Gymnosporangium     conicum    («=3  juniperinum 
« tremelloides)  auf  den  Nadeln  von  Junip.  communis  vor 
sich  hatte  und  die  2-zelligen  Sporen  auf  langen   Stielen   zeichnete. 
Die  eigenthümliche  Felderung    der  Sporen  ist  jedenfalls  durch  die 
aäüeehte  Wiedergabe  schaumigen  Protoplasmas  hervorgerufen.    Das- 
selbesieht bei  schwacher  Vergrösserung  der  betreflenden  Figur  ähnlich. 
Ganz  mit  Unrecht  hat  Fuckel    die  Hendersonia   folii- 
cola Berk.  für  identisch  mit  Corda's  Podisoma  Juniperi  o 
minor    (Cd.  Ic.  L  8.  tab.  II.  fig.  122)  erklärt. 

Er  schreibt  von  der  Hendersonia,  dass  sie  sehr  selten  auf 
welken  Blättern  von  Juniperus  communis  vorkomme. 

Dem  gegenüber  ist  zu  bemerken,  dass  die  Hendersonia  sich 
sehr  häufig  auf  den  Blättern  des  gemeinen  Wachholders  findet,  und 
^v  nicht  erst  auf  den  abgestorbenen,  sondern  schon  auf  den  grünen 
lebenden. 


Fig.  1.  QymDoipoTingiuni  tramalloides. 
1.  Jimgt  Taleatoiporanpoliter,  die  Bind«  durchbracband  (April).  I.  SpKUrBT  Zn- 
•teitd,  geqaallan.  S  Ein  Oallaitlappen  von  obeo  mit  nmgeschlageDiD  Blodsrn ,  dia 
die  CuUngita  diuei  Sporanbanfaiu  sgigsD.  4.  Eine  WacbboldarDadsl  mit  ■  Sporan- 
polstom.  t.  Jonge  Pflanae  mit  Sporanpolltam  auf  dgn  Nadeln.  (Tom  Womuee).  t,  7, 
9.,  f.,  10.  dick-  Dod  dOnnwandiga  Sporan.  S.  Dl«  ThelUporW  treuuao  lidi  (tob  d«r 
Nadal).     11.  Pronr«*!  mit  Sporidia.     IS.  Bporidia  kaimsnd. 

Die  SporeDb&afchen  Biod  leicht  mit  blossem  Auge  als  schirarze 
Körnchen,  die  das  Blatt  auf  der  nach  obeo  gewendeten  Itmenseite  be- 
decken, zu  erkennen. 

Ein  mikroskopischer  Schnitt  zeigt  ans  die  Unglichen ,  braoneD 
and  ^uerseptirten  Sporen  auf  der  Oberfläche  des  Blattes  von  einem 
Mycel  abgeschnOrt,  welches  sich  weiter  im  BlattinDem  verbreitet  and 
den  Filz  als  echten  Parasiten  charakterisirt.  Somit  ist  die 
Synonymie  dieser  beiden  Pilze,  welche  sowohl  in  den  neueren  pa- 
thologiscben  Werken,  wie  in  den  systematischen,  sich  findet,  zu 
streichen. 

Reess  wies  zwar  hierauf  schon  bin,  aber  seine  vielleicht  durch 
das  „wohr  nicht  genügend  bestimmte  Anmerkung  ist  bis  jetzt  nicbt 
darchgedrungen. 

Was  nun  Gorda's  Fodisoma  Juniperi  a  minor  betrifft, 
so  findet  sich  dasselbe  schon  bei  Oersted,  „Oversigt  over  det 
kongelige  danske  Videnskabernes  Selskabs  ForhaodliDger.  1866.  S.  184 
in  unverkennbarer  Weise  auf  den  Wacbholdernadeln  abgebildet  Es 
ist  weiter  nichts,  als  das  auf  die  Nadeln  ttbergegaogene  Gymno- 
tporangium  conicum  (tremeltoides).  Merkwürdiger  Weise 
wurde  es  später  nicht  mehr  auf  Nadeln  gefunden  und  nur  die  zweig- 


ir  «inhtiiii.  O/moMpomiglan-ArttD, 


Hg.  irGymüospor.ngiam  el>YarU*foriiie. 
1,  1,  3.  Bporenbanfan  In    TanchtideaeD    BtadicD    der  EotwickeloDg,    8.  geqnollMi 
mi  im  Btgnttt  Bbiufklleii.      i,  S,  6    dick-    und    dODDiraDdiga  Sparen.      7.   Qekdmta 
Ifon,  inf  dam  Promjccl  Sporldian  (8)  kbacbnflreDd.     9.  Sporidia  kaimend. 

bewohneDde  Form  bekaDnt.  Mit  dieser  stimmt  es  aber  besooders  in 
der  Sporeoform  TOllstäDdig  Oberein.  Erst  NawaschiD  fand  1888 
iäi  n&delbewohDende  Form,  und  zwar  mehr  wie  die  zweigbewohnende 
bei  MoBkao.  Er  infizirte  mit  den  Sporen  (ob  der  nadel-  oder  zweig- 
bnohnenden  Sporenhaufen,  ist  nicht  zu  ersehen)  Piras  Malus 
imd  erhielt  das  Aecidiotn  penicillatum.  Die  Teleatoeporen- 
form  zeigte,  dass  er  Gjmnosporangi  um  tremelloides  =:=  co- 
nicDm=  juniperinum  vor  sich  hatte.  — 

Für  DeaWchland  war  es  mir  in  diesem  Frühjahre  (1890)  und 
ZKu  Anfang  April  möglich,  die  nadelbewohnende  Form  wieder  auf- 
nfiaden,  und  zwar  auf  einem  3 — 4jAhrigeD,  kaum  verzweigten  Pflftnz- 
äien,  welches  mehrere  Nadeln  und  auch  Nadelbasen  mit  den  Polstern 
der  Telentosporen  besetzt  zeigte.  Das  Stämmchen  dagegen  war  voll- 
MJndig  frei  von  denselben  gebliehen. 

Warum  dasselbe  ao  selten  zu  finden  ist,  scheint  nicht  ganz  klar 
IQ  Bein.  Ich  kann  mir  nur  denken ,  dass  es  sich  auf  den  Nadeln 
trOlueitiger  entwickelt  und  alsbald  ganz  abgestossen  wird ,  worauf 
zaiilreiche  braune  Partieen  der  Wachholdemadeln  an  Stöcken,  die 
tm  Stamme  das  Gy  mnosporangium  zeigen,  hindeuten  würden. 
IsfektionsTersoche  sind  mir  noch  nicht  geglückt  — 


170    Tnbaaf,  Cbntruiiint-  o.  WjrtbtwMhHl UDterer aiahaim.  Qjnkoospor.'-Artai 


FIf.  S.  Aecidlanrormea  TOD    QrmnaiportDfttDm    tTSmalloU«! 
(1—8  iiid.)<  OrmnoiporftOKlnm  ol  «Tarta  ef  arme  (9—18  incl.)- 
1  und  S  Aaddian    auf    das    Blittani    *od    Sorboi  Aria.     3    und    i  Aacidiaa  auf 
Sorbni  Ancnparia.     S  luid  S  Aeoidian  aaf  Pirui  Ualui.      7    und   8  Aacidien    aof  Ama- 
lanchier  Talgarl*. 

B  UDd  10  Aaeidlan  auf  Sorbni  latifolia.  11.  IS  nnd  16,  A«e<dl«D  anr  Crataegai 
Ozyacuitha  (Inf.  im  Freien)  14.  Diaaalban  atlrkar  var)[r6uerl.  IS,  IS.lTAaddiM 
anr  Crataagoi  Oxjr^eaDlha  (Zimmerinfaktlon).  18  Spannogonian  «nf  Zwtigta  von  Cn- 
taagni  OifKantb«      10  and  SO  Paridiaiutilcke  ana  ainam  Aecidinm  (Plnu  Utiiu)  tos 


Die  Zweig  bewohnende  Form  dieses  Gymnoaporangium  tre- 
melloides  auf  Juniperus  aana  wurde  uns  kQrzlicb  ans  der 
Schweiz  zugeschickt.  — 


Ais  wichtigste  Litteratur  ist  zu  vergleichen: 

Arbaltan  mit  AbbilduDgen : 

1)  Oeritad,  GymnaiporanKinm  Sabinaa  (aa(  S  Tafaln)  anf  Jnnipwv  SatlM 
ud  BlmblUtero  (Koog,  danike  Vidauakabanie«  Batakab»  Skrifter.  Bd.  VII.  IW- 
p.  sei.) 

S]  Ofmosaporangtom  Junlparlnnm  be  conicam  •a  tremelloEdai.  Auf  iwrigta  nai 
Nadalii  von  Jnnlparaa    commoiiia    nnd   aof  Blittsm    tod  Sorbna  Aaoaparia,    (Orar^ 


Inflaenuu  ^71 

«fcr  dit  lioag.  daaska  Vidooakabernes  SeUkabs  Forhandlinger  og  deto  Hedl«mmert 
iriMidir  in  Aaret  1866.   p.  184.) 

S)  O/nmosporaDgtam  darariaeforme.  Auf  Zweigen  von  Joniperns  commania. 
^lia.  d.  sc.  nat.  S«r.  4.     Bot.  Tom.  S.  1864.     Von  t'ulasne.) 

Dia  fibriga  Litteratur,  sowie  die  Synonyma  sind  bei  Beets  ToUst&ndig  zusammen- 
laiellt  Man  rergleiche  daher  Tor  Allem :  Die  Bostpilsformen  der  deutschen  Coniferen. 
jBiDiDcngesteUt  und  besehrieben  von  Dr.  M.  Beess.  1869. 

Ferner  Cor  da,  Icodos  fnng.  Bd.  I.  Tfl.  II.  Fig.  122.  (Podboma  Jnniperi  a minor) 
wtf  Fackel,  Fnng.   rhen.  144. 

Ferner:  R.  H artig,  Lehrbuch  der  Baumkrankheiten  mit  einer  Abbildung  von 
<}jaM»porangiaiii  tremelloidca  Hrtg.  1882  und  1889.  Ueber  die  Verschiedenheiten  der 
6p0rea  rergl.  P.  Diatel  (Hedwigia.  1889.  8.  22  und  99)  und  Kieni  ta -Ger  1  o  ff 
(Bot  Ztg.  1S88.   S.   389  mit  einer  Tafel). 

Ueber  Infektionsversuche  berichten  besonders: 

Yorlinfige  Mitthailung  über  den  Generationswechsel  unserer  einheimischen  Gymno- 
i|«iagien.     Von  £.   R4thay.     (Oesterr.  bot  Ztg.  1880.  8.  241).  — 

Podisoma  junipori  and  Roestelia    lacerata.      Von  Ch.  Plowright.     (Gard.    Chr. 
18S2.  n.  p.  56S    und  1884.  U.  XXII;  ref.    in    Just.  Jahrber.    Jahrgang  10.   und  12.) 
Hota  on  the  British  Gymnosporangia.     Von  Ch.  B.  Plowright    (Joum.  of  Bot 
XIU;  ref.  in  Just.      Jb.  Jahrg.  12.) 

Notes  on  some  apecies  in  the  third  on  eleyenth  eenturies  of  ElUs  North  American 
YiB^    (Proc.  of  the  Am.  Acad.  of  arts  and.  sc.   1888  ;  ref.  in  Just.  J.  Jahrg.  11.) 

Notes  on  aome  species  of  Gymnosporangium.  Von  W.  G.  Farlow.  (Proc.  o^ 
«e  Am.  Ac.  1885;  ref.  Just  Jb.  Jahrg.  18.) 

The  development  of  the  Gymnosporangia  of  the  United  States.  Von  W.  G.  F  a  r  - 
low.    (Bot    Gaa.   XI.  1886  j  ref.  Just  Jb.  Jahrg.  14.) 

Ezperimental  obseryations  on  certain  british  faeteroecions  Uredines.      Von   C  h.   B. 
?lowT\f;ht  (Joum.  Linn.  Soc.  London.  Vol.  XXIV.  1887  ;  ref.  in  Just  Jb.  Jahrg.  15.) 
Kotes  on  caltores  of  Gymnosporangium  made  in  1887  and  1888.     Von  B    Th äs- 
te r.    (Bot  Gas.   Bd.  XIV.  1889;  ref.  Bot  Centralbl.  1889) 

I3e\>er  das  Vorkommen    des    Gymnosporangium   tremelloides    B.  Htg.    bei   Moskau. 
Voa  S.  Nawaschin. 


Referate. 


Bebi,  Bakteriologische  Untersuchungen  über  Influenza. 
(ZeiUchrift  für  klinische  Medicin.     XVII.    1890.  Heft  6.) 

Das  Hauptaugenmerk  richtete  Verf.  darauf,  zu  entscheiden, 
«b  es  sich  in  den  Fällen  von  Lungenkomplikationen  bei  Influenza 
m  eine  oder  um  verschiedene  Formen  bakterieller  Erkrankung 
Wddt    Im  Ganzen  wurden  20  Fälle  untersucht. 

Im  Sputum  fand  man  nur  einen  Diplococcus,  oder  diesen 
t&itdemStreptococcus  pyogenes  oder  mit  Staphylokokken,  oder 
«ber  endlich  bloss  Streptokokken. 

Die  Untersuchung  von  vier  pleuritischen  Ergüssen  ergab 
mmA  nur  Diplokokken,  einmal  nur  Streptokokken,  einmal  Diplo- 
kokken und  Streptokokken  und  einmal  Diplokokken,  Streptokokken 
«&d  Staphylokokken. 

Die  Untersuchung  der  Lungen  selbst  ergab  in  zwei  Fällen 
Diplokokken  und  Streptokokken,  in  einem  Falle  Diplokokken  und 
Btaphylokokken,  in  zwei  Fallen  nur  Staphylokokken. 


172  Inflnens«. 

Die  UntersuchuDgen  an  der  Leiche  stimmten  mit  deo    entspre»^ 
chenden  UntersuchuDgen  am  Lebenden  ttberein. 

Einen  spezifischen  Coccus  hat  Verfasser  bei  den  iDÜuenzs^ 
kranken  nicht  gefunden.  Nach  B.'s  Untersuchungen  mOssen  die- 
Lungenerkrankungen  bei  Influenza  auf  mehrere  Arten  von  Bakterieo^ 
zurückgeführt  werden. 

Die  vorgefundenen  Diplokokken  sieht  Verf.  zum  Theil  nicht 
als  identisch  mit  Fraenkel's  Pneumoniekokken ,  wohl  aber  ala 
denselben  sehr  nahe  verwandt  an. 

Im  Körperblute  Influenzakranker  konnte  Verf.  niemals  Mikro^ 
Organismen  nachweisen.  Dittrich  (Prag). 


Yogi,  Mittheilungen  über  die  Beziehungen  der  In- 
fluenza zu  den  Athmungsorganen.  (MüncheDer  med. 
Wochenschr.  1890.  No.  23—25.) 

Verf.  berichtet  über  die  letzte  Influenza- Epidemie    unter  dem 
Münchener  Militär.  Die  Epidemie  begann  am  10.  Dezember,  erreichte 
ihre  Höhe  am  23.  Dezember  1889  und  ihren  Abschluss   am  8.  Fe- 
bruar 1890.    Bei  einer  Präsenzstärke  der  Garnison  von  8823  Mann 
erkrankten  1247  =»  14,1  ^/q.    Die  Krankheit  hatte   viel  Aebnliches- 
mit  einer  Seuche,  welche  im  Frühjahr  1887  in  der  Münchener  Gar* 
nison  geherrscht  hatte.    Damals  war  eine  grosse  Anzahl  der  Mann- 
schaften plötzlich  mit  Schüttelfrost,  heftigem  Stirn-  und  Hinterhaupt- 
schmerz und  hohem  Fieber  erkrankt.    Letzteres  währte  circa  4  Tage 
und  fiel  stufenweise  ab.     Daneben  traten  Katarrhe  der  Konjunktiven^ 
der  Nase  und  der  Respirationsorgane  ein ;  bei  einer  beschränkten  An- 
zahl der  Erkrankten  kam  es  zu  ausgesprochenem  Masernexanthem. 
Allen  gemeinsam  war  tiefste  Prostration  und  Schlafsucht,  welche  etwa 
1 — 2  Tage  währte.    Der  Verlauf  war  durchweg  gutartig.    Verf.  lässt 
es  dahin  gestellt,   ob   es  sich  damals  um  eine  besondere  Krankheit 
oder  um  Influenza  oder  gar  um  Masern  gehandelt  habe,  da  ein  bak- 
teriologischer Nachweis  der  beiden   letztgenannten  Krankheiten  z.  Z. 
noch  unmöglich  ist.    Gegen  Masern  sprechen  einmal  die  Seltenheit 
des   Exanthems,   dann   die  Nebenerscheinungen,   endlich   die  ausser-* 
ordentlich  schnell  (in  2  Tagen)  erfolgende  Debertragung. 

Während  der  Influenza-Epidemie  1889/90  entbehrte  ein  beträcht- 
licher Theil  der  Patienten  aller  Krankheitserscheinungen  seitens  der 
Athmungswege ,   dagegen   endeten   8   Fälle  in  Folge  schwerer  Er- 
krankung der  Respirationsorgane  letal.    2mal  handelte  es  sich  um 
eitrige  Pleuritis  ohne  vorausgegangene  Erkrankung   der  Bronchieo,. 
3mal  kam  es  zu  eitrigen  bez.  nekrotischen  Bronchopneumonieen,  ver- 
bunden mit  Empyem  (2  Fälle)  oder  seröser  exsudativer  Pleuritis  (1 
Fall).    In  diesen  5  Fällen  war  der  letalen  Erkrankung  nachweisbar 
Influenza  kurz   vorausgegangen.     Sowohl   dieser   Umstand,  als  der 
eitrig-nekrotische  Charakter  des  Lungen-Brustfellleidens,  welcher  für 
Influenzaerkrankung  dieser  Organe  nach  dem  übereinstimmenden  Gut- 
achten  vieler  Autoren  pathognomonisch  ist,  ferner  das  Fehlen  des- 
pneumonischen  Sputums   und  der  von  Beginn  der  Komplikation  m 
kleine,  weiche  Puls,  endlich  die  Depression,  Somnolenz,  Prostratioa 


Influens«.  17^ 

lad  die  Delirien  der  Kranken  bestimmten  den  Verf.  za  der  Annahme^ 
iflss  es  sieb  hier  nicht  nm  eine  neue  Erkrankung  handelte,  welche 
ach  auf  einem  durch  Influenza  vorbereiteten  Boden  entwickeln  konnte^ 
goodern  dass  das  Influenzakontagium  selbst  die  Ursache  des  Leidens 
gewesen  sei. 

3  weitere  Fälle,  in  denen  es  ohne  nachweisbar  vorausgegangene 
Grippe  zu  fibrindser  Pneumonie  kam,  glaubte  Verf.  in  Folge  ihres 
pefxd<äS6en  Verlaufes  gleichfalls  als  Influenza  auffassen  zu  müssen. 
Ib  doem  dieser  Fälle  entwickelte  sich  in  5  Tagen  eitrige  Infiltration 
ejna  ganzen  Lungenlappens,  in  einem  anderen  führte  hämorrhagische 
PBeumonie  and  hämorrhagische  Pleuritis  binnen  36  Stunden  den  Tod 
herbei,  der  dritte  Fall  war  mit  Pericarditis  komplizirt.  Das  Krank- 
hätebUd  war  in  allen  3  Fällen  von  typholfden  Symptomen,  Prostration, 
Delirien,  Schmerzäusserungen,  Cyanose  beherrscht. 

Vogl  verbreitete  sich  endlich  über  die  Beziehungen  der  Influenza 
jor  Tobercolose.     Nach  einem  vergleichenden  Rückblick  auf  die  Aeus- 
aeroDgen  zu  dieser  Frage  von  Gutt mann,  Leyden,  OeorgMeyer^ 
Kernig,  de  la  Groix,  Mosler  u.  A.  berichtet  er  über  die  Be- 
abtcbtungen  eines  Landarztes  Dr.  P  a  u  e  r ,  der  in  seinem  Wirkungs- 
\m  Bohpolding,  einem  sonst  von  Tuberculose  wenig  heimgesuchten 
fieiirk,  bei  10  Patienten  im  Anschluss  an  Influenza  die  Phthise  hatte 
nach  sich  entwickeln  sehen.    —  In  der  Münchener  Garnison  finden 
stets  genaue  mikroskopische  Untersuchungen  der  Sputa  alier  irgend- 
wie auf  Tuberculose  verdächtigen   Mannschaften   unter  Buch n er *s 
li»timg  statt.     Nun  ergab  sich  während  der  beiden  Influenza- Mo- 
di Ce  ein  positives  Resultat   bei   der  Untersuchung  von  81  Sputa, 
msi  Zahl,   welche  sich  gegen   die  Resultate  früherer  Jahre    wie 
2:1  yerhielt.     Verf.  hält  es  für  nicht  unwahrscheinlich,   dass  diese 
pKtdiche  Steigerung  der  Tuberculose-Erkrankungen  unter  dem  Ein- 
fluss  der  Influenza-Epidemie  erfolgt  war,  wenn  sich  auch  nur  bei  38 
der  betrefienden  Kranken  eine  vorausgegangene  Grippe  nachweisen 
liess.    '/g  dieser  81   Phthisiker  waren  Infanteristen  und  zwar  zur 
grüneren  Anzahl  Soldaten  des  Leibregiments,  welches  sich  aus  be- 
lo&deTs   grossen    und    schön    gewachsenen    Leuten    zusammensetzt. 
Vs  dieser  Mannschaften  standen  im  ersten  Dienstjahre,  70  derselben 
klten  einen  verhältnissmässig  schmalen  Brustkorb.     Fast  bei  Allen 
liesseo  sich  Lungenspitzenerkrankungen  physikalisch  nachweisen;  wo 
dies  Dicht  möglich   war,   verriethen   die   Patienten    durch  Atrophie^ 
Anämie,  Drtisenanschwellungen  ihr  leiden.    In  Ö6  Fällen  war  eine 
Pridisposition  zur  Tuberculose  durch  Heredität,  Skrophulose,  voraus- 
gegangene schwere  Krankheiten  oder  Exzesse  geschaffen  worden. 

Dagegen  konnten  die  Strapazen  des  Dienstes  weniger  als  ursäch- 
\väKs  Moment  in  Betracht  kommen,  weil  die  Mannschaften  des  ersten 
Dieostjahres  erst  kurz  vorher  zur  Fahne  berufen  worden  waren  und 
^il  ein  Theil  derselben  kurz  nach  dem  Dienstantritt  dem  Lazareth 
zor  Beobachtung  zugeschickt  wurde.  Verf.  nimmt  hier  Gelegenheit, 
dem  neuerdings  (vergl.  Schmidt,  Tuberculose  in  der  Armee.  Ref.) 
erhobenen  Vorwurf,  dass  in  der  Armee  eine  grössere  Verbreitung  der 
Tuberculose  statthabe,  als  in  der  gleichaltrigen  Civilbevölkerung^ 
tttgegenzutreten.    Ein  grosser  Theil  der  tuberculösen  Soldaten  be-- 

EL  Bd.  12 


274  loflaentft. 

trifft  Leute,  deren  bereite  bestehendes  Leiden  bei  der  Musteruog^ 
nicht  klar  festgestellt  ist  und  daher  erst  durch  genaue  Beobachtung 
im  Lazareth  konstatirt  werden  muss.  Kubier  (Oldeobuiig). 

Fraenkel^  B.,  Ueber  Erkrankungen  der  oberen  Liuftwe^re 
im  Gefolge  der  Influenza.    (Dtsch.  med.  Wochenschr.  1890. 
No.  28.) 
Die  Anzahl  der  vom  Verf.  beobachteten  bez.  behandelten  Fälle 
von  Influenza  ist  verhältnissmässig  gering,  da  ihm  in  der  Königlichen 
Universitätsklinik  zu  Berlin  nur  45  und  in  seiner  Privatpraxis  unge- 
fähr ebenso  viele  Kranke  dieser  Art  zugeführt  wurden;   jedoch  han-   ' 
delte  es  sich  meist  um  ausgesuchte  Fälle,  wo  die  Mehrzahl  der  be- 
treffenden Kranken  den  Verf.  wegen  ihrer  Erkrankung  in  den  oberen 
Luftwegen  aufsuchte.    Besonders  hatte  Fraenkel  Gelegenheit^   die 
Influenza-Laryngitis  genauer  zu  studiren.  Dieselbe  kennzeichnete  sich 
fast  stets  durch  Heiserkeit,  welche  sich  in  einzelnen  Fällen  bis  zur 
Aphonie  steigerte  und  durch  hyperämische  Schwellung   der   Stimm-    - 
bänder  sowie  durch  Bewegungsbeschränkung  der  Muskeln  erklärt  wurde. 
Besonders  charakteristisch  erschienen  dem  Verf.  die  regelmässig  vor- 
handenen schmierig-weissen  Flecken  auf  den  gerötheten  Stinoimbändern;     '- 
er  bezeichnet  dieselben  geradezu  als  diagnostisches  Merkmal  der  In-    t 
fluenza  und  nimmt  an,  dass  sie  durch  fibrinöse  Ausschwitzungen  be- 
dingt seien.    Auch  sah  er  in  einem  Falle  die  Bildung  von  wirklich     i 
fibrinösen  Membranen,  in  einem  anderen  Borkenbildung  an  den  Stimm-     i 
bändem.  —  Von  anderen  Influenzaerkrankungen  der  oberen  Luftwege 
erwähnt  Fraenkel  noch  die  Rhinitis,   welche  er   allerdings   nur 
selten  sah,  und  die  Pharyngitis,  bei  der  er  die  mehrfach  beschriebene 
fleckige  Röthe  vermisste. 

Uebrigens  hält  der  Verf.  die  Influenza  fQr  eine  entschieden  kon- 
tagiöse  Krankheit  mit  kurzem  Inkubationsstadium.  Er  berichtet,  me 
die  Influenza  durch  einen  Herrn  von  Berlin  nach  Thorn  verschleppt  ] 
sei.  Von  dem  Wohnhause  dieses  Patienten,  dessen  Krankheit  man 
anfangs  als  ein  einfach  katarrhalisches  Fieber  auffassto,  soll  die  Seuche 
in  Thorn  ihren  Ausgang  genommen  und  ihre  Verbreitung  gefunden 
haben.  Kühler  (Oldenburg). 


Slrena»  S.,  Sulla  influenza.  (La  Biforma  med.  VI.  1890.  No.  114. 
p.  680.) 
Verf.  fand  im  Sputum  von  Influenzakranken  neben  zahlreichen 
anderen  Mikroorganismen  auch  den  Diplococcus  Fraenkel. 
In  einem  Falle  hämorrhagischer  Pneumonie  war  dieser  Mikroorganis- 
mus nahezu  in  Reinkultur  im  Sputum  vorhanden.  Hingegen  konnten 
im  Nasensekret  mittelst  Oelatineplatten  keine  pathogenen  Formen 
nachgewiesen  werden. 

Besondere  Sorgfalt  wurde  auf  die  Untersuchung  des  Blutes  ver- 
wendet. Im  frischen  Zustande  gefärbt  und  ungefärbt  enthielt  es 
weder  Mikroorganismen  noch  sonstige  anormale  Elemente,  ebenso 
war  die  Untersuchung  der  mit  wässerigen  und  alkoholischen  Anilin- 
farblösungen  tingirten  Trockenpräparate  erfolglos.     Sämmtliche  Kul- 


InflaaiiBA.  275 

InreD,  welche  von  dem  Blute  in  Fleischbrühe,  Nähragar,  Glycerinagar 
«od  Gelatine  angelet  und  bei  Zimmer-  und  Körpertemperatur  ge- 
haiteo  worden  waren,  blieben  ausnahmslos  steril. 

Vetf.  kommt  zu  dem  gleichen  Schlüsse,  wie  die  meisten  der  an- 
B  Autoren,  dass  n&mlich  die  in  den  Sputa  und  den  entzündlichen 
Sekreten  und  Exsudaten  bei  Influenza  gefundenen  bekannten  Eiter- 
erreger und  Diplokokken  mit  den  gleichzeitig  oder  konsekutiv  auf- 
tretenden Komplikationen  zusammenhängen  und  dass  der  Influenza- 
erregBT  bisher  unbekannt  sei.  Kräl  (Prag). 

UtUkeUiingen  übet*  die  in  Berlin  herrschende  In- 
fi aenzaepidemie.  (Dtsch.  med.  Wochenschr.  1890.  No.  2—4.) 
In  seinen  Sitzungen  vom  16.  December  1889  und  6.  Januar 
1890  beschäftigte  sich  der  Verein  für  innere  Medicin  zu  Berlin 
mit  der  zu  dieser  Zeit  in  der  Reichshauptstadt  wüthenden  Influenza- 
e^demie.  Wiewohl  die  Discussioui  an  welcher  sich  viele  der  her- 
▼orragendsten  Kliniker  Berlins  betheiligten,  ein  allseitig  überein- 
stimmendes Resultat  nicht  .zu  Stande  brachte,  so  wurde  doch  der 
Erwartung  gemäss  reichliches  Material  zur  Erforschung  und  Er- 
^enntniss  der  Seuche  zusammengetragen. 

Bezüglich  der  Symptomatik  stellte  Renvers  bereits  bei 
Erüffnung  der  ersten  Sitzung  3  Uauptformen  der  Krankheit  auf, 
]e  nachdem  das  Nervensystem,  die  Respirationsorgane  oder  die 
Digestionsorgane  vorwiegend  betroffen  seien,  eine  Beobachtung, 
ifddier  im  Wesentlichen  Niemand  widersprach.  Die  These  Löwen - 
Steines,  dass  ein  bestimmter  Rachenkatarrh  mit  Schiefstellung 
der  U^fula  für  Grippe  pathognomisch  sei,  wurde  von  Leyden  bis 
.SQ  dnem  gewissen  Grade  angenommen;  sie  rief  dagegen  den  ent- 
flcbiedenen  Widerspruch  Fürbringer's  hervor.  —  Unter  den 
Komplikationen  wurde  natürlich  besonders  eingehend  die  In- 
fluenzapneumonie  besprochen.  Leyden  hat  bereits  1875 
bei  Gelegenheit  einer  Grippeepidemie  in  Strassburg  die  Ansicht  ge- 
äussert, dass  die  Influenzapneumonie  kroupdser  Natur  sei;  es  ist 
ihm  auch  bei  der  neuen  Epidemie  stets  gelungen,  die  Fraen köl- 
schen Diplokokken  im  Sputum  und  Lunge  nachzuweisen ;  von  anderer 
Seite  (Für bringer  u.  A.)  sind  auch  viele  Brouchopneumonieen 
beobachtet  worden.  —  Unter  weiteren  selteneren  Komplika- 
tionen sei  hier  nur  erwähnt,  dass  Ewald  einen  Fall  von  Menin- 
gitis und  Abscedirung  in  der  Highmorsböble  und  einen  anderen 
Fall  von  psychischer  Störung  bei  Influenza  beobachtete,  und  dass 
Leyden  die  durch  die  Krankheit  verursachte  Neigung  zu  Blu- 
tungen der  verschiedensten  Organe  hervorhob. 

Auf  Leyden 's  Anregung  stellte  man  Vergleiche  zwischen 
Dengue  und  Influenza  an,  als  deren  Ergebniss  wohl  bezeich- 
4iet  werden  darf,  dass  bei  der  geringen  Kenntniss  der  ersteren 
Krankheit  in  Berlin  ihre  Identität  mit  Grippe  nicht  ohne  weiteres 
geleugnet  wurde,  dass  man  dagegen  betonte,  wie  die  bei  Dengue 
typischen  Exantheme  nur  in  einzelnen  Influenzafällen  beobachtet 
würden,  und  wie  auch  anderseits  Katarrhe  in  den  Respirations- 
4Nrganen  bei  Dengue  selten  seien. 

12* 


276  Influenza. 

In    der  Frage    der  Aetiologie    konnte    gar  keine    JSinigkeit 
erzielt  werden.  Wenngleich  alle  Redner  bis  auf  Strahler,   der  die 
Epidemie    lediglich    Witterungseinflttssen    zar     Last      legest 
wollte,  der  Ansicht  waren,   dass  es  sich  um  Infektion  handele, 
so    wusste   keiner  das  fragliche  Virus  zu   nennen.     Fürbrin^er 
erwähnte    nur  kurz,    dass    eine   Betheiligung   der    Seif ert'schen  , 
Kokken  keineswegs  erwiesen  sei.    Für  die  Annahme  einer  wias^  ,\ 
matischen  Verbreitung  traten   unter  Anderen  FQrbringer, 
Leyden,    Fr&ntzel,   Baer,    für   Contagium  Hirsch    (Char*  ,j 
lottenburg)    und  He  noch    ein.    Zu  Gunsten    der   ersten    bez.    als 
Beweis  gegen  die  andere  Ansicht  wurde  sowohl  das  Erkranken  von 
Menschen     in    abgeschlossenen    Anstalten    (Strafanstalt    Pidtzeosee)     ; 
wie    die    geringe  Anzahl   von  Inflnenzafällen    in   einem    kasemirten  !^. 
Regiment  und  das  lange  Verschontbleiben  von  Wärtern  und  Kranirea 
in  Hospitälern  trotz  des  Zudranges  Ton  Grippekranken  (Friedrichs- 
hain, Charit^),  wie  endlich  die  Häufigkeit  der  Krankheit  bei  Lentei?, 
welche    dem   Witterungswechsel    besonders    ausgesetzt     sind,    ange- 
führt;   für   die    Contagiontheorie   dagegen    machten    Hirsch    und 
Henoch   das  Nichterkranken   von  Insassen   eines  von  der  Aussen- 
weit    abgeschlossenen  Klosters  in  Charlottenburg    und    der    kleinen 
Patienten  in  der  Kinderabtheilung  der  Charit^,    zu  welchen  keine 
Influenzakranken  eingedrungen  waren,  geltend.    Auch  fehlte  es  natür- 
lich nicht   an  Mittheilungen  einzelner  Fälle  von  scheinbarer  De{>er- 
tragung  der  Krankheit. 

lieber  die  Berliner  Epidemie  selbst  wurde  festgestellt^ 
dass  dieselbe  Mitte  November  1889  begann  und  bis  Mitte  December 
bereits  Vio  (I'eyden)  oder  gar  Vs  (Benvers)  der  gesammten 
Einwohnerschaft  ergriffen  hatte.  Sie  war  im  Allgemeinen  gut- 
artig, namentlich  in  ihrem  Beginn,  und  befiel  vorwiegend  das  s 
kräftigste  Lebensalter.  i 

Als  Resultat  der  Diskussion  kam  der  Beschlnss  zu  Stande^  i 
eine  grosse  Enquete  über  die  allseitig  betreffs  der  Krankheit  ge-  i 
wonnenen  Beobachtungen  zu  veranstalten.  Die  bezüglichen  Arbeiten  i 
wurden  einer  besonderen  Kommission  übertragen. 

Kubier  (Oldenburg).  i 

i 

Kartulls,  Einiges  über  das  angebliche  Verhältniss  der       i 

Influenza  zum  Dengue-Fieber.    (Dtsch.  med.  Wochenschr.       ? 

1890.  No.  21.)  i 

Verf.  hatte  in  Alexandrien  Gelegenheit,  Beobachtungen  über  Epi- 
demieen  von  Dengue  und  Influenza  anzustellen.  Er  gelangte  dabei 
zu  der  Ansicht,  dass  beide  Krankheiten  wesentlich  von  einander  ver« 
schieden  seien.    Als  Unterscheidungsmerkmal  führt  er  an :  ' 

1)  den  fast  stets  gutartigen  Verlauf  des  Dengue-Fiebers  gegen- 
über den  schweren  Komplikationen  und  dem  nicht  selten  letalen  Aus* 
gang  bei  Influenza; 

2)  das  fast  konstante  Exanthem  bei  Dengue  gegenüber  dessea 
Seltenheit  bei  Influenza; 

3)  das  Fehlen  von  katarrhalischen  Symptomen  bei  Dengue 
gegenüber  deren  häufigem  Vorkommen  bei  Influenza; 


iDflaanx«.  ]^77 

4)  enrallich  das  Gliederreiasen  bei  Dengue,  welches  besonders  in 
-deo  Kiiieen  lokalisirt  ist  (der  arabische  Name  der  Krankheit  lautet 
Abo«  Rakaba  «=  Kniekrankheit)  gegenüber  dem  Vorherrschen  von 
Kop&chmerzen  und  Neuralgieen  bei  Influenza. 

Bezflglich  des  Fiebers  erklärt  der  Verf.  seine  Beobachtungen  für 
ucht  ausreichend,  um  darin  Unterscheidungsmomente  beider  Krank- 
kdCen  zu  finden.  Mikroorganismen  konnte  er  weder  für  Dengue 
Boeh  für  Influenza  nachweisen ;  er  will  jedoch  wahrgenommen  haben, 
datBB  bei  der  letzteren  Krankheit  die  Leukocyten  im  Blute  zahlreicher 
siiML,  wie  bei  Dengue.  Kubier  (Oldenburg). 


L,  Ein  Fall  von  Influenza  mit  Pleuropneumonie 
und  doppeltseitiger  Iridochorioltditis  embolica.  (St. 
Petersburger  med.  Wochenschr.  1890.  No.  24). 

Ein  russischer  Bauer  erkrankte  im  November  1889  mit  Influenza. 
Ke    bervorstecbendsten  Symptome  der  Krankheit  verloren  sich  in 
8  Tagen,  doch  blieb  Husten  zurück,  dessen  Intensität  beständig  zu- 
nahm, his  Mitte  Januar  unter  Schüttelfrteten  und  hohem  Fieber  eine 
heftige  Lungenentzündung  einsetzte,  welche  5  Wochen  anhielt.    An- 
M ftrz  hatte  Patient  das  Gefühl  eines  Schleiers  vor  den  Augen 
die  Empfindung  von  mouches  volantes.    Tags  darauf  erblindete 
dne  Auge,  wieder  einen  Tag  später  das  andere.     Bei  einer 
üatersachung  Anfangs  April  war  die  Hornhaut  klar,  die  vordere 
Augenkammer  verstrichen.     Die  schmutzig  verfärbte  Iris  und  die 
amächst  klare  linse  lagen  der  hinteren  Homhautfläche  unmittelbar 
•an.    AUmählich  gesellten  sich  Augenschmerzen  und  Linsentrübung 
hinzu. 

Verf.  ist  der  Meinung,  daß  es  sich  hier  um  embolische  Vorgänge 
gehandelt  habe,  welche  bei  Influenza  nicht  selten  seien.  Die  ver- 
schleppten Krankheitserreger  hätten  in  dem  dichten  Gefäßnetz  der 
Chorioidea  gehaftet  und  sich  weiter  entwickelt.  Aehnliche  Fälle 
hatten  auch  Adler,  Hirschberg  und  Eversbusch  beschrieben. 
In  dem  Falle  des  letztgenannten  Beobachters  hätte  auch  eine  Pneu- 
monie das  Bindeglied  zwischen  Influenza  und  Augenleiden  dargestellt. 
Debrigens  übertraf  der  hier  beschriebene  Fall  an  Intensität  und  Ex- 
traisit&t  des  Augenleidens  alle  anderen. 

Verf.  erinnert  schliesslich  daran,  dass  ähnliche  Augenkrankheiten 
auch  nach  Febris  recurrens  häufig  vorkamen. 

Kühler  (Oldenburg). 

Fnser,  James  W«^  On  the  occurrence  of  the  Pneumo- 
coccus  in  the  Sputum  from  a  case  of  Influenza.  (The 
Lancet.    No.  3482.    1890.    p.  1118.) 

Im  Sputum  eines  Falles  von  Influenza  konnte  Verf.  mikrosko- 
pisch und  kulturell  den  Friedländer'sohen  Pneumococcus 
nachweisen.  [Da  Gelatinestichkulturen  direkt  von  dem  Sputum  an- 
gelegt wurden  und  die  derart  erzielte  Vegetation,  in  Platten  ausgesät, 
eine  leichte  Verflüssigung  der  Gelatine  bewerkstelligte,  so  dürfte  es 


178  Pneamoni«. 

sich  trotz  der  „charakteristischen^^  Nagelkultar  wohl  um  einen  ande- 
ren Mikroorganismos  oder  um  eine  Mischkultur  gehandelt  haben.  R.} 

Kr&l  (Prag). 

Walther,  P.,  Deber  den  Einfluss  von  kQnstlichem  Fieber 

auf    die   mit    Fraenkel- Weichselbaum'schen    Pneu- 

moniemikrobien    infizirten    Thiere.      (Wratsch.    18dO. 

No.  37—40.)    [Russisch.] 

Durch  entsprechende  Versuche  Oberzeugte  sich  der  Verf.,  dassn 

1)  Kaninchen  keine  langdauernde  Erwärmung  im  Thermostaten 
vertragen;  nach  B— 4  Stunden  müssen  sie  herausgenommen  und 
während  V4 — Vs  Stunde  bei  Zimmertemperatur  abgekühlt  werden; 
diese  kurze  Zeit  genügt,  um  ihre  Körpertemperatur  wieder  auf  die 
Norm  zurückzuführen. 

2)  Die  Körpertemperatur  von  Kaninchen  steigt  bis  auf  41 — 42  ^^ 
wenn  die  l'emperatur  der  Luft  im  Thermostaten  35—38  ®  G  beträgt. 
Die  Individualitat  spielt  dabei  doch  eine  gewichtige  Rolle,  so  dass 
man  immer  darauf  gefasst  sein  muss,  dass  die  Temperatur  der  Ver- 
suchsthiere  während  der  ersten  3—6  Stunden  entweder  gar  nicht 
zur  gewünschten  Höhe  steigt,  oder  aber  dieselbe  übersteigt  und  das- 
Thier  tödtet.  Das  Thier  erwärmt  sich  im  Thermostaten  unter  d^ 
genannten  Bedingungen  auf  41 — 42^  G  schon  während  der  ersten 
Stunde,  dann  bleibt  seine  Temperatur  eine  gewisse  Zeit  lang  unver- 
ändert, worauf  sie  wieder  zu  steigen  beginnt,  und  das  Thier  geht  zu 
Grunde,  wenn  es  nicht  herausgenommen  wird.  Diese  sekundäre 
Steigerung  beginnt  nach  3  —  4  Stunden,  wie  es  die  Erfahrung  lehrt 

3)  Kaninchen  ertragen  ein  Erwärmen  bis  auf  43,5  und  selbst 
mehr,  wenn  es  nur  nicht  lange  anhält. 

Die  bei  den  Versuchen  ermittelten  Thatsachen  dienten  dem  Verf. 
als  Kichtschnur  bei  den  eigentlichen  Versuchen  an  infizirten  (mit 
Pneumobakterien)  Kaninchen. 

Im  Ganzen  bat  Verf.  5  Versuche  ausgeführt;  in  3  Versuchea 
wurden  die  Thiere  unmittelbar  nach  der  Infektion  erwärmt ;  in  zweien 
begann  sie  erst  14  Stunden  nach  der  Infektion.  Jedesmal  wurden 
selbstverständlich  Kontrollthiere  (in  gleicher  Weise  und  mit  gleichem 
Material  infizirt)  bei  Zimmertemperatur  gehalten. 

Die  Versuche  zeigen,  dass  Thiere,  weiche  bald  nach  der  In- 
fektion eine  gewisse  Zeit  lang  (in  einem  Falle  z.  B.  32  Stunden  mit 
grossen  Pausen)  erwärmt  werden,  viel  später  der  Infektion  unterliegen, 
als  nicht  erwärmte  (z.  B.  in  einem  Falle  starb  das  Versuchsthier  nach 
3  Tagen  und  19  Stunden,  das  Kontrolltbier  nach  19  Stunden;  Differenz 
volle  3  Tage).  Dieses  Ergebniss  ist  von  grosser  Wichtigkeit,  wenn 
man  die  verhängnissvolle  Einwirkung  der  Erwärmung  beachtet,  welche 
an  und  für  sich  schon  sehr  leicht  zum  Tode  führen  kann. 

Ferner  ist  hervorzuheben,  dass  bei  jedesmaliger  Herausnahme 
der  Versuchsthiere  aus  dem  Brütofen  ihre  Körpertemperatur  sehr 
bald  zur  Norm  wiederkehrte,  während  bei  den  Kontrollthieren  eine 
stetig  bis  zum  Tode  anwachsende  Temperatursteigerung  zu  beobachten 
war.  Verf.  ist  geneigt,  daraus  zu  scbliessen,  dass  durch  die  Er- 
wärmung die  Vermehrung  der  Mikrobien  gehemmt  und  ihre  Infektions- 


Pnenmonie.  119 

tnft  geschwächt  wird.  Nach  endgültiger  Herausnahme  der  Thiere 
ans  dem  Brütofen  steigt  die  Temperatur,  jedoch  ziemlich  langsam^ 
und  das  Thier  geht  zu  Grunde. 

Viel  schwächer  traten  die  genannten  Erscheinungen  bei  den- 
jenigea  Thieren  hervor,  welche  erst  14  Stunden  nach  der  Infektion 
m  den  Brütofen  gestellt  worden  sind;  sie  gingen  beinahe  gleich- 
zeitig init  den  Kontrollthieren  zu  Grunde.  Es  hatten  hier,  meint  Verf., 
die  Mikroorganismen  Zeit  genug,  um  die  Lebensthätigkeit  der  Organe 
Qod  Gewebe  zu  schwächen,  so  dass  die  kQnstliche  Erwärmung  ohn- 
mächtig im  Kampfe  mit  ihnen  bleibt.  Aus  den  Sektionsberichten 
hebt  der  Verf.  den  Umstand  hervor,  dass  bei  den  Kontrollthieren  die 
Diplobakterien  in  kolossaler  Quantität  im  Blut  und  in  den  Geweben 
m  finden  waren,  während  sie  bei  den  Versuchsthieren  nur  spärlich 
aoftraten.  Kulturen  bestätigten  dieses  Ergebniss  der  mikroskopischen 
Dntersachung.  Steinhaus  (Warschau). 

Bantt,  OnidOy  Suir  etiologia  delle  pneumoniti  acute. 
(La  Sperimentale.  XLIV.  1890.  Fase.  4—6,  pp.  349,  461,  573.) 
^  Die  Klassifikation  der  Pneumonieen  nach  ihren  pathologisch-ana- 
tomischen nnd  klinischen  Charakteren  bildet  die  Einleitung  der  Ab- 
handlang, welcher  sich  die  Schilderung  der  Methoden  anschliesst, 
deren  sich  Verf.  bei  seinen  Untersuchungen  bediente.  Im  Ganzen 
waren  es  55  eingehend  untersuchte,  im  Original  genauer  beschriebene 
YaUe,  die  sich  auf  die  Jahre  1886 — 1890  vertheilen. 

Bei  den  47  fibrinösen  Pleuropneumonieen ,  wovon  46  primäre 
nnd  1  sekundäre  nach  Ileotyphus,  wurde  in  allen  Fällen  in  dem 
Langen-  und  Pleuraexsudate  der  Diplococcus  lanceolatus 
^fanden.  Nur  einmal  waren  neben  letzterem  Staphylococcus 
pyogen  es  aureus  und  albus  und  viermal  andere  nicht  pa- 
tbogene  Mikroorganismen  vorhanden.  Der  Friedlaender'sche 
Pnenmobacillus  oder  der  Streptococcus  pyogenes  konnten 
nie  nachgewiesen  werden. 

Aus  dem  Verhalten  in  den  Kulturen,  noch  mehr  aus  den  Thier- 
experimenten  überzeugte  sich  Verf.,  dass  die  biologischen  Eigen- 
schaften des  Diplococcus  nicht  immer  die  gleichen  bleiben  (s.a. 
Ref.  i.  d.  Gentralbl.  Bd.  VII.  p.  30),  sondern  sich  dergestalt  ändern, 
dass  4  Varietäten  der  Spezies  Diplococcus  lanceolatus  Cap- 
sula! us  anzunehmen  seien,  welche  Verf.  als  Diplococcus 
pneumoniae  I — IV  bezeichnet. 

Diplococcus  pneumoniae  I  ist  mit  dem  Fraenkel- 
Weichselbaum^schen  Diplococcus  identisch  und  erzeugt  bei 
Kaninchen  die  bekannte  Speichelseptikämie.  Seine  Virulenz  erhöht 
sich  in  Serienimpfungen  an  Kaninchen ,  geht  dagegen  in  Kulturen 
mehr  oder  weniger  rasch  verloren. 

Diplococcus  pneumoniae  II  verhält  sich  morphologisch 
und  kulturell  wie  I  und  verliert  ebenfalls  seine  Virulenz  in  Kulturen. 
Virulentes  frisches  Blut  oder  Kulturen  erzeugen  bei  subkutaner  Ver- 
impfong  an  Kaninchen  eine  „Diplokokkenseptikämie^^  mit  kleiner 
Milz  und  Zerstörung  rother  Blutkörperchen. 


]^gO  Pneumonie. 

DiploGoccus  pneumoniae  III  stimmt  in  seinem  kulturellen 
Verbalten  gleichfalls  mit  den  vorangehenden  überein.  Kultur  oder 
Blut  bringen  bei  Kaninchen  eine  „Diplokokkenseptikämie''  hervor  mit 
mittelmässiger  Milzschwellung,  Diffusion  des  Hämoglobins  in  den 
rothen  Blutkörperchen  und  Ablagerung  einer  granulirten  pigmen- 
tirten  Substanz. 

Diplococcus  pneumoniae  IV  weicht  in  Aussehen  und 
Form  von  den  übrigen  nicht  ab.  Der  Virulenzverlust  geht  in  den 
Kulturen  äusserst  rapid  vor  sich.  Subkutane  Injektion  virulenten 
Materiales  erzeugt  bei  Kaninchen  eine  febrile  Septikämie  mit  Albu- 
minurie. Mittelmässige  Vergrösserung  der  Milz.  In  allen  Organen 
lassen  sich  hyaline  Degeneration  der  rothen  Blutkörperchen  und  die 
Bildung  hyaliner  Massen  nachweisen ,  welche  in  den  Nieren  von  den 
Olomeruli  eliminirt  werden  und  in  den  Tubuli  hyaline  Cylinder  bilden. 
Das  Blut  enthält  die  Diplokokken.  Beihenimpfungen  gelingen  nicht, 
weil  die  Thiere  trotz  Einverleibung  grosser  Mengen  den  Eingriff 
überstehen.  Verf.  bezeichnet  die  mit  diesem  Diplococcus  erzeugte 
Krankheit  als  „Diplokokkeninfektion^S 

Die  vier  Varietäten  treten  nicht  gleichzeitig  auf.  In  den  Jahren 
1886  und  1887  wurde  in  allen  Fällen  von  Pneumonie  nur  der  ge- 
nuine FraenkeTsche  Diplococcus  erhalten,  in  den  beiden  darauf- 
folgenden Jahren  die  anderen  Varietäten  und  1890  wieder  nahezu 
ausschliesslich  der  F r a e n k e  1  'sehe  Diplococcus.  Die Pneumonieen 
mit  Varietät  I  zeigten  vorwiegend  einen  benignen  Charakter ;  in  die 
Jahre  1888  und  1889,  in  welchen  bei  den  Pneumonieen  nie  der 
FraenkeTsche  Diplococcus  gefunden  werden  konnte  und  bloss 
die  anderen  Varietäten  II,  III  und  IV  auftraten,  fallen  die  schwersten 
Erkrankungen.  Eine  Differenz  in  ihrer  pathogenen  Wirkung  auf  den 
Menschen  konnte  bei  den  Varietäten  II,  III  und  IV  nicht  wahrge- 
nommen werden. 

Einige  mitgetheilte  Thierversuche  bestätigen  die  auch  von 
Fraenkel,  Weichselbaum,  Monti  und  Patella  gemachte 
Beobachtung,  dass  der  Diplococcus  lanceolatus  in  der  Lunge 
eine  Abschwächung  seiner  Virulenz  erleidet  Die  Abschwächung 
scheint  nicht  durch  eine  schwach  saure  Reaktion  des  Lungengewebes 
bewirkt  zu  werden,  denn  auch  im  schwach  alkalischen  Pleuraexsudat 
wurden  vom  Verf.  Diplokokken  ohne  pathogenes  Vermögen  gefunden. 
Eher  könnten  die  Fiebertemperatur  und  die  bakterientödtende  Eigen- 
schaft der  Organsäfte  die  Attenuation  bewirken. 

Bei  den  8  sekundären  katarrhalischen  Bronchopneumonieen  sind 
die  bakteriologischen  Resultate  nicht  konstant  Bald  war  der  Diplo- 
coccus lanceolatus  allein,  bald  mit  dem  Staphylococcus 
pyogenes  aureus  gemeinschaftlich,  oder  letzterer  war  allein  oder 
mit  dem  Streptococcus  pyogenes  zusammen  vorhanden. 
Ausserdem  fanden  sich  wieder  ganz  andere  Mikroorganismen  vor, 
wie  z.B.  der  Bacillus  pneumoniae  capsulatus  (eine  Varietät 
des  Fried laender'schen  Pneumobacillus). 

Aus  den  Untersuchungen  geht  demnach  hervor,  dass  bei  den 
lobären  fibrinösen  Pneumonieen  der  Diplococcus  lanceolatus 
konstant  gefunden   wird    und  dass   er  nicht  nur   im   Pleura-  und 


PDeomonie.  Jgl 

Laog»iezsadate,  sondero  auch  häufig  und  wahrscheinlich  immer  im 
BJaie  TorhaDden  ist.  Seine  biologischen  Eigenschaften  sind  nicht 
anTeränderlich.  Die  verschiedenen  Abstufungen  seiner  Virulenz 
konDlen  auch  mit  der  variirenden  Schwere  der  Fälle  und  Epidemieen 
in  Beziehung  gebracht  werden.  Die  typhoiden  Formen  der  fibrinösen 
FueomonieeD  werden  von  demselben  Diplococcus  lanceolatus 
henrorgebracht ,  ihr  schwerer  Verlauf  kann  zum  Theile  von  der 
grösseren  im  Blute  circulirenden  Anzahl  der  Bakterien  herrühren. 
Die  Komplikationen,  welche  im  Verlaufe  der  fibrinösen  Pneumonieen 
auftreten,  werden  in  der  Regel  von  demselben  Mikroorganismus  er- 
zeugt. Die  katarrhalischen  Pneumonieen  können  ätiologisch  ver- 
schiedenen Ursprungs  sein. 

Die  Eintheilung  der  akuten  Pneumonieen  auf  ätiologischer  Grund- 
lage mQsste  in  folgende  Gruppen  stattfinden:  1.  Gruppe.  Reine 
Diplokokkenpneumonieen,  bei  welchen  im  Exsudat  nur  der 
Diplococcus  vorhanden  ist  und  gemischte  Diplococcen- 
pneumonieen  mit  anderen  Bakterien  neben  dem  Diplococcus^ 
weiche  dann  je  nach  der  anatomischen  Qualität  des  Exsudats  in  die 
Dnterabtheilungen  fibrinöse  und  katarrhalische  zerfallen 
würden.  2.  Gruppe.  Pneumonieen,  deren  Erzeuger  die  Eiter- 
oreger,  der  FriedUnder'scbe  Pneumobacillus ,  der  Bacillus 
pneumoniae  capsulatus  etc.  sind,  und  die  3.  Gruppe  der 
atypischen  Pneumonieen,  welche  durch  weniger  verbreitete 
Bakterien  hervorgerufen  werden.  Kr&l  (Prag). 


MUIer,Ad^  Beobachtungen  und  Erfahrungen  über  Pneu- 
monia  crouposa.  (Münch.  med.  Wochenschr.  1890.  No. 22 u. 23.) 

Verf.  berichtet  über  444  Fälle  von  Pneumonia  crouposa,  welche 
er  während  seiner  15 jährigen  ärztlichen  Thätigkeit  zu  Gunzenhausen 
im  Altmühlthal  beobachtete,  einer  Gegend,  in  welcher  diese  Krankheit 
endemiach  sei.  Müller  hält  die  Pneumonie  für  eine  Infektions- 
krankheit, lässt  es  jedoch  dahingestellt,  ob  sie  nicht  durch  verschie- 
denartige Kontagien  hervorgerufen  werde,  da  die  einzelnen  Fälle  in 
den  Symptomen  und  im  Verlauf  oft  sehr  von  einander  abwichen. 

Unter  seinen  444  Patienten  konnte  Verf.  36  Gruppen  von  je 
mehreren  Fällen  zusammenstellen,  welche  Familien-,  Haus-  oder  Orts- 
epidemieen  betrafen.  Die  grösste  Anzahl  der  Erkrankungen  hatten 
die  Jahre,  in  welchen  nicht  gleichzeitig  Epidemieen  anderer  Infektions- 
krankheiten herrschten.  Unter  den  Monaten  brachte  der  Mai  die 
meisten  (60),  der  Oktober  die  wenigsten  (20)  Fälle.  Das  männliche 
Geschlecht  war  stärker  (56,75  ^/o)  betroffen,  wie  das  weibliche  (43,25) 
und  hatte  auch  entsprechend  mehr  Todesfälle  (36 :  25 ,  zusammen 
13,7  ^^).  Das  jugendliche  und  das  kräftigste  Lebensalter  lieferten 
die  meisten  Kranken.  Bezüglich  der  Lokalisation  des  Leidens  stellte 
Verf.  fest,  dass  der  rechte  untere  Lungenlappen  weitaus  am  häufig- 
sten betroffen  wurde.    Mehrfach  kamen  Wanderpneumonieen  vor. 

Müller  glaubt,  dass  die  Disposition  in  der  Aetiologie  der 
Krankheit  eine  hervorragende  Bolle  spielt.  Doch  handele  es  sich 
weniger  um  angeborene,  als  um  erworbene  Veranlagung.    Insbesondere 


132  Pneamonle.  —  Tabercolose. 

ifürde  die  Disposition  durch  einmaliges  Ueberstehen  der  Krankheit 
vermdirt. 

Unter  den  Komplikationen  hält  Verf.  das  Emphysem  fQr  beson- 
ders gefährlich.  Von  anderweitigen  Nebenerkrankungen  sah  er  ex- 
sudative Pleuritis  9mal ,  Tuberculose ,  Herzfehler  je  4mal ,  Lungen- 
gangrän, Peritonitis,  Parotitis,  Periorchitis  je  Imal,  Meningitis  2mal. 

K  üb  1er  (Oldenbui^). 

Pemlee,  B«,  e  Alessi,  G.,  Sulla  diffusione  nelT  organismo 
del  pneumococco  di  Fraenkel  nella  pneumonite  cru- 
pale.    (La  Riforma  med.  VL  1890.  No.  111,  112.  pp.  662,  668.) 

Verff.  unterzogen  2  Fälle  croupöser  Pneumonie  und  den  Kadav^ 
«ines  an  spontaner  Pneumonie  verendeten  Hundes  einer  mikroskopi- 
schen und  bakteriologischen  Untersuchung  zu  dem  Zwecke,  um  fest- 
zustellen, ob  der  Krankheitserreger  durch  Diffusion  auch  in  die  an- 
scheinend gesunden  Organe  gelangen  kann  und  somit  zu  einer 
Allgemeininfektion  führe,  bei  welcher  der  pneumonische  Herd  nur 
das  hauptsächlichste  anatomische  Symptom  der  spezifischen  Infektions- 
krankheit darstellen  würde. 

Mikroskopisch  und  kulturell  konnte  im  Blute,  im  Knochenmark, 
in  QelenksflQssigkeit  und  den  anderen  untersuchten  Organsäften  bei 
allen  Fällen  der  lanzettförmige  Kapseldiplococcus  nachgewiesen  wer- 
den.   Thierversuche  und  Gelatinekulturen  dienten  als  Gegenprobe. 

Verff.  ziehen  aus  den  Ergebnissen  ihrer  Untersuchungen  die 
folgenden  Schlüsse: 

1)  Dass  bei  der  croupösen  Pneumonie  der  Pneumococcus 
Fraenkel  in  allen  Organen  vorhanden  war,  welche  untersudit 
irurden. 

2)  Das  Vorhandensein  des  Pneumococcus  in  den  ver- 
schiedenen Organen  ist  nicht  an  die  Existenz  einer  lokalen  Ent- 
zündung gebunden. 

3)  Die  Pneumonie  könnte  als  eine  durch  den  Pneumo- 
coccus erzeugte  Allgemeininfektion  mit  häufiger  Lokalisation  in 
der  Lunge  angesehen  werden.  Die  Lokalisation  kann  auch  in  an- 
deren Organen  auftreten,  daher  der  Diplococcus  Fraenkel 
nicht  nur  ein  echter  Pneumococcus,  sondern  auch  ein  phlogo- 
genes Agens  wäre,  das  Entzündungen  in  verschiedenen  Organen  her- 
vorbringen kann. 

4)  Beim  Hunde  gibt  es  eine  spontane  Pneumonie,  welche  ebenfalls 
durch  den  FraenkeTschen  Diplococcus  mit  denselben  An- 
zeichen einer  Allgemeininfektion  erzeugt  wird.  Kräl  (Prag). 


Casftdo  j  Femandez,  F.,    Infeccion    tuberculosa    por    el 

agua  contaminada.    (Revista  de  medecina  y  cirugia  practica. 

1890.  Oktober  22.) 

Im  Dorfe  Ataquines  starb  eine  tuberculose  Frau  an  Metrorrhagie 

in  Folge  eines  Abortus,  nachdem  sie  zwei  Säuglinge  an  Meningitis 

tuberculosa  verloren  hatte.    Der  Vater  mit  seinen  Kindern  veriiess 

das  Haus,  welches  von  da  an  verschlossen  blieb,  der  Hof  wurde 


Tttberculosa.  Igg 

Nachbarn  zur  Benatzung  überlassen  und  blieb  den  ganzen 
Tag  Ober  offen;  es  befand  sich  darin  eine  seichte  Pfütze  von  3  m 
Dorduaesser,  am  die  herom  die  Nachbarskinder  alltäglich  zum  Spielen 
kamen.  2^/,  Monate  nach  dem  Tode  der  Frau  starb  ein  vorher 
gaiz  gesunder  Junge  von  3^/,  Jahren  aus  ganz  gesunder  Familie  an 
fiiteromesenterialtubercttlose.  Es  entstand  nun  der  Verdacht  einer  In* 
Jektioa  aiit  dem  Wasser  der  Pfütze,  das  nun  daraufhin  untersucht 
inirde,  und  Verf.  fand  wirklich  den  Koch 'sehen  Bacillus,  isolirte  und 
sichtete  ihn  weiter,  um  Inoculationsversuche  anzustellen,  deren  Er- 
«eboias  er  denin&chst  veröflfentlichen  will. 

Sentinon  (Barcelona). 

inier,  Zar  Kenntniss  der  Kindertuberculose.  (Münch. 
med,  Wochenschr.  1890.  No.  50—62.) 
Verf.  beginnt  mit  einer  geschichtlichen  Debersicht  über  die 
Ai^ehaiiangeD  bezüglich  des  Verhältnisses  zwischen  Skrophulose 
und  Tubercalose;  er  selbst  bezeichnet  die  skrophulösen  Erschei- 
Bungen  als  eine  Besonderfaät,  welche  die  Tuberculose  der  Kinder 
ebenso  charakterisirt,  wie  deren  Häufigkeit  und  Verlauf. 

Seine  eigenen  Anschauungen  gründen  sich  auf  die  Ergebnisse 
Ton  500  Kindersektionen,  welche  von  1881  —  88  im  pathologischen 
Institut  zu  München  vorkamen;  150 mal  war  hierbei  Tuberculose 
als  Todesursache,  59 mal  als  Nebenbefund  festgestellt  worden.  Die 
meisten  (76)  der  an  Tuberculose  gestorbenen  Kinder  standen  in 
den  5  ersten  Lebensjahren,  und  bei  diesen  Patienten  traten  auch 
die  Sonderheiten  der  Kindertuberculose  am  deutlichsten  hervor. 

Für  die  Tuberculose  der  Kinder  ist  die  Latenz,  d.  h.  das  Lo- 
kalisirtbleiben  der  spezifischen  Prozesse  besonders  charakteristisch. 
Es  kommt  sehr  häufig  vor,  dass  die  hierher  gehörigen  Erkran- 
kungen in  den  Lymphdrüsen  oder  Gelenken  entweder  allmählich 
verheilen  oder  auch  den  Tod  herbeiführen,  ohne  dass  eine  Ver- 
breitung der  Krankheit  auf  die  übrigen  Organe  des  Körpers  statt- 
&idet.  Andererseits  pflegt  sich  leicht  Miliartuberculose  anzu- 
achliessen,  wenn  einmal  erst  der  Prozess  auf  andere  Theile  über- 
gegriffen hat. 

Die  Ergebnisse  von  173  der  Sektionen,  bei  denen  die  Lungen 
tnbercalös  erkrankt  waren,  zeigen,  dass  das  Athmungsorgan  auch 
bei  Kindern  der  tuberculösen  Infektion  besonders  ausgesetzt  ist; 
doch  erkranken  seltener  die  Spitzen,  als  die  mittleren  und  unteren 
Partieen  und  diese  besonders  an  don  Stellen,  welche  den  Bronchial- 
drüsen zunächst  liegen.  Da  letztere  meist  in  Verkäsung  gefunden 
werden,  und  da  auch  die  erkrankten  Lungentheile  vornehmlich  im 
Zustande  der  käsigen  Pneumonie  erscheinen,  so  ist  anzunehmen, 
dass  die  Bacillen  zunächst  die  Lungen  passiren,  ohne  sich  dort 
anzusiedeln,  in  den  Bronchialdrüsen  dagegen  stecken  bleiben  und 
von  dort  aus  ihre  verderbUche  Wirkung  beginnen. 

unter  anderen  Drüsen  fand  der  Verf.  die  Cervicaldrüsen  be- 
sonders häufig  erkrankt;  er  glaubt  dieses  scheinbar  mit  früheren 
Befunden  nicht  ganz  übereinstimmende  Ergebniss  einfach  dadurdi 
erklären  zu  können,    dass  man  im  Allgemeinen  die  Cervicaldrüsen 


Ig4  ^^°^  Littaratar. 

ihrer  Lage  wegen  bei  Sektionen  weniger  berücksichtigt  Die  tuber«- 
culösen  Drüsen  stellen  sich  meist  in  Form  grosser  käsiger  Packete 
dar,  wie  der  Verf.  überhaupt  in  der  grossen  Neigung  zur  Ver- 
käsung eine  Haupteigenthümllchkeit  der  Kindertuberculose  sieht 

Erkrankungen  der  Meningen ,  welche  ja  bekanntlich  häufig, 
den  Tod  der  tuberculösen  Kinder  herbeiführen,  fand  der  VerL 
40  mal.  Bei  der  Besichtigung  der  übrigen  Organe  erwiesen  sich 
tuberculös:  die  Lymphdrüsen  170 mal,  Pleura  111,  Milz  10,  Nieren 
68,  Darm  58,  Leber  51,  Knochen  36,  Peritoneum  27,  Gehirn  12» 
Herz  8,  Magen  5,  Herzbeutel  und  Larynx  je  4,  Tonsillen  und  Sub- 
maxillaris  je  3,  Rückenmark  und  Nebennieren  je  2,  Oesophagus». 
Parotis,  Thymus,  Tube  .und  Ovarium,  Nebenhode  und  Hode  je  ImaL 

Kubier  (Oldenburg). 


Neue  Litteratur 

xmamnifln^estellt  Ton 

Da.  Abthüb  Wübzbübo, 

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Wundinfektioiiakrankheiten. 

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Teteniu,  Hospitalbrand,  Puerperalkranlüieiten,  WandAniniss.) 

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Hftlited,  B.  D.,  Fangi  iigarioas  to  crops.     (10.  Annaal  Keport  of  the  New  Jersey  Agri- 

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Inlmlt. 


OfiginaliBlttheiliingMi. 

Eainim,  Ludwig,  £in  neaes  KaltargefSss. 
Mit  1  Abbildung.     (Orig.),  p.  166. 

Kati,  Otear,  Zur  Kenntniss  der  Leacht- 
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Vaa  Orerbeek  de  Meyer,  Ueber  die  Be- 
reitung des  Nfthragars.    (Orig.),   p.  168. 

Tobenf,  0.  tob,  Generations-  und  Wirtbs- 
wechsel unserer  einheimischen  Gymno- 
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tretenden Formver&nderungen.  Mit  8  Ab- 
bildungen.   (Orig.)    (Schluss.),  p.  167. 

Beforate. 
Banti,  Guido,  Suir  etiologia  delle  pneumo- 

niti  acute,  p.  179. 
Bein,  Bakteriologische  Untersnohongen  über 

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Casado  y  Vemandei,  V.,   Infeccion  taber- 

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Fraenkel,   B. ,    Ueber   Erkrankungen    der 

oberen  Luftwege  im  Gefolge  der  Influenssa, 

p.  174. 
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the  Pneumococcus  in  the  Sputum  from  a 

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Kaxtnlis,  Einiges  Aber  das  aogebllcbe  Ve^ 
h&ltniss  der  Influensa  sam  Dengue-Fieber, 
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MittheiluBgeafiberdiein  Berlin  herrschende 
lufluensaepidemie,  p.  176. 

Müller,  Ad.,  Beobacbtnngen  und  Erfabmo- 
gen   über    Pneumonie  crouposa,  p.  181. 

Müller,  Zur  Kenntniss  der  Kindertnberca- 
lose,  p.  183. 

Natanson,  Ein  Fall  von  lofluensa  mit 
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dochorioi'ditis  emboliea,  p.  177. 

Pemioe,  B.,  e  Alesii,  G.,  Sulla  diffasiose 
neir  organismo  del  pneamocoeco  df  Frsen- 
kel  neila  pneumonite  crupale,  p.  182. 

Birena,  8.,  8alla  Influeusa,  p.  174. 

Yogi,  Mittbeüungen  über  die  Besiebunfren 
der  Influenae  zu  den  Athmnogsorganen, 
p.   172 

Weither,  P.,  Ueber  den  Einfloss  von  Icünst- 
lichem  Fieber  auf  die  mit  Fraenkal- 
Weichsel baum'schen  Pneumoniemürobito 
infiiirten  Thiere,  p.  178. 

Neue  Litteratur,  p.  184. 


jt^ommannscbe  Buohdmokerei  (Hermann  PoLle)  in  Jena. 


c 


Bakteriologie   umJ^f«ÄJL|j3]&unde. 

In  Verbindung 

Geb.  Mr.  M  Dr.  LeoM  om  Frofiisor  Dr.  Loeiner 

kB  Ldpiiff  IB  üralffwaM 

heraosgegeben  von 

Dr.  O.  TJhlizrorzn  in  Cassel, 


-M- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  In  Jena. 

IX.  Bttld«      -<>-      Jen*,  den  i6.  Februar  1891.        -»-  No.  6* 

Frei!  für  dan  Band  (86  VniiiBiam)  14  Kark. 

Jährlich  encheioen  iwei  Btode. 

-i»C    ZvL   beziehen   durch   alle   Bachhandlaiigeii   und  Postanttaltea.    |4»- 


Die  Redaktion  des  „CefUralblafts  für  Bakteriologie  und  Parctsfien- 
huM*  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
Wümteke  titta  lAeferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf' 
sdiae  entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  woUen  oder 
direkt  an  den  Verieger,  Herrn  Chustav  JPtscher  in  Jena,  gelangen 
sa  kieeenm  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage ,  epäter 
dmgehende   Wünsche  berücksichtigen  zu  Mhmen. 


Original -Mittheilungen. 

Heber  die  Art,  einem  Thiere  die  Immunität  gegen 

Tetanus  zu  übertragen. 

^  Von 

Prof.  Guido  Tlzzoni  und  Dr.  Giasepplns  Csttanl 

Bologna. 

Id  einer  unserer  früheren  Arbeiten  ^),  in  welcher  wir  die  Re- 
solute unserer  Untersuchungen  über  das  Tetanusgift  niedergelegt 
liabeo,  hatten  wir  auch  erwähnt,  dass  unsere  Versuche,  Thiere  gegen 
dieses  Gift  empfänglich  zu  machen,  zu  keinem  Erfolg  geführt  hätten, 
^  zwar  weder  mit  abgeschwächten  Kulturen,  noch  durch  den  Ver- 


t 

f 


1)  Tics  OD  i  Qud  Cattsni,   Untorsaehangea  Aber  daa  Tetanosgift.    (Archiv  fUr 
«ptrhaaDtaUe  PaUioloi^e  and  Pharmakologie.  Bd.  XXVII.  pg.  488  folg.) 
ULBd.  18 


]^90  Tisszoni  und  Cattani, 

such,  den  Organismus  durch  Injektion   minimaler  Dosen  an 
Gift  zu  gewöhnen,  dazu  gebrauchten  wir  filtrirte  Kulturen, 
Toxicität  durch  die  Wärme,  durch  Mineralsäuren  u.  s.  w. 
dert  war. 

Seitdem  haben  wir  nicht  aufgehört,  Untersuchungen  über  Im 
nität  und  Heilung  des  Tetanus  anzustellen,  indem  wir  immer   neue 
Wege  betraten,  um  das  Ziel  zu  erreichen. 

Ueber  diese  Untersuchungen  wollen  wir  in  gegenwärtigem 
satze  Rechnung  ablegen,  vorher  jedoch,  wie  es  unsere  Pflicht 
über  die   Hauptfolgerungen  einer  wichtigen  Mittheilung  über 
selben  Gegenstand  berichten,  welche  in  den  letzten  Tagen  von 
DDr.  Behring  und  Kitasato  veröffentlicht  worden  ist^). 
Forschern  ist  es  geglückt,  durch  vorherige  Behandlung  mit  Jod- 
Trichlorür  ein  Kaninchen  für  den  Tetanus  unempfänglich  zu  machea. 
Sie  haben  gefunden,  dass  das  Blut  oder  das  Blutserum  dieses   Ka- 
ninchens, wenn  es  mit  filtrirter  Tetanuskultur  gemischt  wird,  diesell>o 
nach  20  Stunden  ihrer  Toxicität  beraubt.    Wenn  es  Mäusen  in  ge- 
ringer Menge  (0,2—0,5)  in  die  Brusthöhle  injizirt  wird,  überträgt  es 
diesen  Thieren  dauernde  Immunität  gegen  spätere  Einspritzung  von 
virulenten  oder  auch  filtrirten  Tetanuskulturen.    Ausserdem  hat  dieses 
Serum,  wenn  es  schon  tetanisirten  Mäusen  injizirt  wird,   das   Ver- 
mögen, auch  schon  sehr  vorgeschrittene  Tetanussymptome  nach  und 
nach  zum  Verschwinden  zu  bringen,  und  in  4 — 5  Tagen  den  Thieren 
die  vollkommene  Gesundheit  wiederzugeben. 

Unsere  Untersuchungen  lassen  sich  in  zwei  Serien  theilen.  In 
einer  ersten  studirten  wir  in  vitro  die  Wirkung  verschiedener  che- 
mischen Substanzen  auf  das  Tetanusgift  und  versuchten  dann,  ob 
diejenigen  Stoffe,  welche  die  Toxicität  zu  vernichten  im  Stande  waren, 
eine  ebenso  günstige  Wirkung  ausübten,  wenn  sie  Thieren  einge- 
spritzt wurden,  um  den  experimentellen  Tetanus  zu  verhüten  oder 
zu  heilen. 

In  einer  zweiten  Serie  von  Untersuchungen  benutzten  wir  die 
geringere  Empfänglichkeit  für  die  Tetanus-Infektion,  welche  wir  bei 
gewissen  Thierarten  bemerkt  hatten. 

Bei  der  ersten  Reihe  dieser  unserer  Untersuchungen  versuchten 
wir  eine  sehr  grosse  Zahl  von  Stoffen ;  aber  fast  alle  (darunter  auch 
diejenigen,  welche  einen  reichlichen  Niederschlag  geben,  wie  Silber- 
nitrat, Sublimat,  Jodwasserstoffsäure)  veränderten  die  Toxicität  fil- 
trirter Tetanuskulturen  auch  nach  langer  Berührung  durchaus  nicht. 

Die  einzigen  Stoffe,  welche  wir  in  dieser  Beziehung  als  aktiv 
befunden  haben,  sind  Phcnylsäure,  Ghlorwasser   und  Jod-Trichlorür. 

Frisch  bereitetes  Chlorwasser  und  Jod-Trichlorür  in  zweiprozen- 
tiger,  wässriger  Lösung,  wenn  man  sie  24  Stunden  lang  auf  gleiche 
Mengen  einer  Tetanuskultur  in  Gelatine,  welche  man  filtrirt  und 
dann  durch  Abdampfung  im  leeren  Baume  auf  ein  Drittheil  ihres 
Volumens  reduzirt  hat,  einwirken  lässt,  machen  diese  vollkommen 


1)  Behring  and  Kitasato,  Ueber  das  ZastandekoDimen  der  Dipbtherie-Imma- 
nit&t  und  der  Tetanus-Immnnitit  bei  Thieren.  (Deutsche  medic.  Wochenschrift.  1890. 
No.  49.  4.  Dez.) 


^  <Art|   «inem  Thiere  dU  Immviiitit  gegen  Tetanas  su  fibertragen.     IQ'l 

*).  FQDfprozentige  Phenylsäare,  welche  mit  gleichem  Vo- 
▼OD  filtrirter  Tetanuskultur  in  Beiührung  gebracht  wird,  be- 
iMbt  diese  ihrer  Toxicität  in  verhältnissmässig  kurzer  Zeit  (drei 
Stmideii  X.  B.),  während  schwächere  Lösungen  (3—4%)  noch  nach 
34  ständiger  Einwirkung  die  Toxicität  dieser  Kulturen  nicht  ver- 
■idites. 

Aber  keine  dieser  drei  Substanzen,  wenn  sie  Mäusen  oder  Ka- 
nches  unter  die  Haut  gespritzt  wurde,  sei  es  vor,  sei  es  nach  der 
IqdEtion  einer  virulenten,  filtrirten  Tetanuskultur,  vermochte  bei 
fies^i  Thieren  die  Entwickelung  der  tetanischen  Erscheinungen  zu 
hiiidem. 

In  der  zweiten  Versuchsreihe  haben  wir  danach  getrachtet,  ge- 
wisse Thiere  (Tauben,  Hunde),  welche  sich  schon  seit  langer  Zeit 
io  unserem  Laboratorium  in  Untersuchung  befanden,  und  uns  wenig 
Empfinglichkeit  für  die  tetanische  Infektion  gezeigt  hatten,  ganz  und 
gar  g^en  den  Tetanus  immun  zu  machen. 

In  der  That  starben  Tauben,  wenigstens  die,  an  denen  wir  ex- 
perimentirt  haben,  nicht  nach  Injektion  einer  massigen  Menge  höchst 
viralenter  Tetannskultur,  sondern  zeigten  nur  örtliche,  vorübergehende 
Erscheinnngen  und  genasen  nach  mehr  oder  weniger  langer  Zeit 
volIstäDdig. 

Wenn  man  die  Injektionen  mit  Tetanus-Virus  oder  Gift  wieder- 
holt, so  zeigen  die  Tauben  bei  jeder  folgenden  Einspritzung  immer 
weniger  schwere  Erscheinungen  und  reagiren  zuletzt  gar  nicht  mehr 
auf  eine  verbältnissmässig  bedeutende  Menge  von  Virus  oder  teta- 
nischem  Gift. 

Ebenso  wie  Tauben  kann  man  auch  Hunde  durch  wiederholte, 
allm&hlich  stärker  werdende  Unterhautinjektionen  von  Tetanus-Virus 
gegen  Tetanus  unempfänglich  machen,  wenn  nur  die  Anfangsdosis 
sehr  klein  ist,  wie  es  zuerst  von  Dr.  Pari  et  ti  nachgewiesen  wurde. 

Anf  diese  Weise  konnten  wir  2  Tauben  und  1  Hund  gegen  Te- 
tanus unempfänglich  machen  und  folgende  Thatsachen  feststellen: 

Das  Blutserum  des  immunen  Hundes,  auf  die  gewöhnliche  Weise 
gesammelt  und  in  einem  Glas  mit  filtrirter  Tetanuskultur  in  Gelatine 
in  Berflhrang  gebracht,  hat  das  Vermögen,  die  Toxicität  derselben 
vollst&ndig  zu  vernichten,  auch  wenn  die  Menge  des  Serums  sehr 
gering  ist  (z.  B.  1--2  Tropfen  Serum  auf  V2  ^^  Kultur),  und  die 
Zeit  der  Berührung  sehr  kurz  (15—20  Min.). 

Die  Unschädlichkeit  der  so  behandelten  Kulturen  haben  wir  in 
wiederholten  Versuchen  an  Mäusen  und  Kaninchen  erprobt 

Die  Unterhautinjektion  einer  kleinen  Menge  vom  Blutserum  dieses 
Bandes  ist  fähig,  einem  andern  Hunde  die  Immunität  gegen  Tetanus 
mitzotheilen,  auch  wenn  man  eine  für  unvorbereitete  Hunde  sicher 
tödtlicbe  Menge  einer  Kultur  injizirt. 

Weisse  Mäuse  werden  durch  subkutane  oder  endoperitoneale  In- 
jektion kleiner  Mengen  dieses  Serums  (V2  ccm)  gegen   die  Wirkung 


1)  Wir  wollen  hier  bemerken,  dMa,  wenn  wir  in  dieser  Arbelt  die  Menge  von 
filtrirten  Koltaren  angeben,  welche  wir  ii^isirt  haben,  wir  immer  ron  Kultaren  sprechen, 
welche  auf  ein  PrittbeU  ihres  ursprünglichen  Volumens  redasirt  worden  sind. 

18* 


192    Tizzoni  und  Cattani,  Ueber  die  Art,  einem  Thiere  die  Immanitit  etc. 

von  virulenten  oder  filtrirten  Tetanuskultaren  immun  gemacht,  auch 
yienn  die  Einspritzungen  in  verschiedenen  Zmschenräumen  und  in 
höheren  Dosen  wiederholt  werden,  als  die,  welche  genügen,  um  die 
Kontrollthiere  in  kurzer  Zeit  zu  tödten.  So  z.  B.  während  zwei  Tropfen 
filtrirter  Tetanuskultur  eine  Maus  in  ungefähr  30  Stunden  tödten, 
übt  Vs  ^^  derselben  Kultur  auf  Mäuse,  welche  vorher  mit  dem 
Serum  des  immunen  Hundes  behandelt  worden  waren,  durchaus  keinen 
Einfluss.  Nur  wenn  die  Menge  der  injizirten  Kultur  sehr  gross 
(1  ccmX  oder  wenn  eine  gewisse  Zeit  nach  der  Einspritzung  des 
Serums  verflossen  ist,  sterben  diese  Thiere;  aber  auch  in  diesem 
Falle  haben  die  tetanischen  Erscheinungen  wenig  Neigung,  sich  aus- 
zubreiten und  der  Tod  tritt  spät  ein  (nach  4—5  Tagen  ungefähr). 

Dagegen  zeigen  ebenso  mit  dem  Blut  des  immunen  Hundes  in 
der  Menge  von  2 Vi  ccni  vorbereitete  Kaninchen  bei  Injektion  von 
Tetanus- Virus  oder  -Gift  keinen  grösseren  Widerstand,  als  nicht  vor- 
bereitete Kaninchen. 

Meerschweinchen  verhalten  sich  wie  Kaninchen,  d.  h.  es  gelingt 
nicht,  sie  durch  Injektion  des  Serums  vom  immunen  Hunde  in  das 
Peritoneum  gegen  Tetanus  unempfänglich  zu  machen. 

Mit  dem  Blutserum  immuner  Tauben  haben  wir  bei  Mäusen  und 
Kaninchen  genau  dieselben  Resultate  erhalten,  wie  mit  dem  vom 
Hunde. 

Was  das  therapeutische  Vermögen  der  Injektion  des  Blutserums 
vom  immunen  Hunde  betrifft,  so  haben  wir  beobachtet,  dass  nicht 
nur  bei  Kaninchen,  sondern  auch  bei  Mäusen,  auch  wenn  die  Tetanus- 
Intoxikation  mit  kleinen  Mengen  des  Giftes  (1 — 2  Tropfen  einer  Kul- 
tur) ausgeführt  worden  ist,  die  Entwickelung  der  tetanischen  Er- 
scheinungen sich  nicht  verhindern  oder  aufiialten  lässt,  wenn  die 
Einspritzung  des  Blutserums  nicht  vor  dem  Erscheinen  der  Te- 
tanus-Symptome (z.  B.  4  Stunden  nach  Injektion  des  Giftes)  stattge- 
funden hat. 

Die  von  uns  erhaltenen  Resultate  bringen  keine  einfache  Bestä- 
tigung derjenigen  von  Behring  und  Kitasato,  sei  es  wegen  der 
direkten  Bedingungen  der  Experimente  (die  Art,  die  Immunität  hervor- 
zubringen •—  das  zuerst  immun  gemachte  Thier),  sei  es,  weil  sie 
einige  neue  Thatsachen  aufweisen,  nämlich,  dass  das  Blutserum  eines 
immunen  Tbieres  auch  in  kleinster  Menge  und  in  sehr  kurzer  Zeit 
die  Toxicität  der  filtrirten  Tetanuskulturen  vernichten  kann,  was  die 
Hypothese  sehr  wahrscheinlich  macht,  dass  ihr  wirksamer  Stoff  ein 
Ferment  ist,  und  dass  die  sehr  interessante  Thatsache,  dass  die 
Uebertragung  der  Immunität  gegen  Tetanus  durch  Transfusion  des 
Blutes  oder  Serums  eines  immunen  Thieres  nicht  ohne  Unterschied 
für  alle  Thiere  gilt,  sondern  selbst  in  derselben  Thierklasse  nur  für 
einige  Arten  stattfindet. 

Bologna,  am  10.  Januar  1891. 


6ao«reIli,  tJ«bar  einen  neuen  Mikroorganismas  dea  Wassers.  ]^93 


Heber  einen  neuen  Mikroorganismus  des  Wassers, 
welcher  für  Thiere  mit  veränderlicher  und  konstanter 

Temperatur  pathogen  ist. 

(Ptthologiscbes   Institut  der  Königl.  Universität  Siena^),  Direktor 

Prof.  C.  Sanquirico). 

Von 

Dr.  Olnseppe  Suuurelll, 

Assistenten. 
IQt  aiaer  ]itliognkp]iiMht&  TftfeL 

Seit  Anfang  des  laufenden  Jahres  hatte  ich  UntersuchungeD  an- 
gestellt, um  auf  möglichst  einfache  und  ehtscheideode  Weise  den 
lespektiven  Werth  der  Lymphe  und  der  Leakocyten  in  betreflf  der 
bekannten  Frage  fiber  die  Immunität  der  Frösche  gegen  das  Milz- 
brandgift zu  bestimmen. 

IKese  Aufgabe  war  mir  von  anderer  Seite  ziemlich  einfach  ge- 
macht wordeo,  da  es  mir  gelungen  war,  eine  leichte  Methode  zu  finden, 
lädke  mir  erlaubte,  bedeutende  Mengen  von  Froschlymphe  zu  er- 
halt^ welche  yon  Keimen  und  Leukocyten  ganz  frei  ist 

Mit  den  aas  der  langen  Reihe  meiner  Versuche  erhaltenen  Re- 
soltaten  und  dem  Verfahren,  die  Lymphe  aus  dem  Unterhautrücken- 
sack der  Frösche  zu  gewinnen,  werde  ich  mich  in  einer  andern 
^«r^entUchung  beschäftigen. 

Ffir  jetzt  beschränke  ich  mich  blos  darauf,  eine  Thatsache  be- 
\xKsX  zu  ibachen,  welche,  wie  ich  glaube,  vom  hygienischen  und  bio- 
logischen Gesichtspunkte  aus  nicht  uninteressant  und  zum  Gegen- 
stand mannigfacher  Untersuchungen  geworden  ist :  nämlich  das  Vor- 
handensein eines  Mikroorganismus,  welcher  sich  entschieden  pathogen 
ftr  Thiere  mit  konstanten ,  wie  für  solche  mit  veränderlicher  Tem- 
peratni  verhält,  in  dem  gewöhnlichen  Trinkwasser. 

In  dem  Verlaufe  meiner  Versuche  über  die  durch  Froschlymphe 
voi  die  Milzbrandbacillen  ausgeübte  Wirkung  habe  ich  sehr  oft  die 
Beobachtung  gemacht,  dass  diese  letztere,  welche  einerseits  unbe- 
streitbare Mikrobien  tödtende  Wirkung  auf  die  bekanntesten  patho- 
gtmen  Mikroorganismen  ausübt,  andrerseits  die  üppigste  Entwickelung 
eines  besonderen  Schizomyceten  erlaubt,  dessen  ausserordentlich  in- 
fektive  Wirkung  auf  Thiere  mir  schon  seit  langer  Zeit  zweifellos  ge- 
worden war. 

Die  Methode  meiner  Untersuchungen  bestand  hauptsächlich 
darin,  dass  ich  bedeutende  Mengen  von  Lymphe  auf  ebenfalls  he- 
iratende Mengen  von  Milzbrandsporen  und  Bacillen  einwirken  liess. 
Aber  oft  musste  ich  eine   Reihe   von   Inokulationen   unterbrechen 


1)  ffittheilimg  nnd  Demonstration  darüber  vor  der  medic.  chimrg.  GeMUschafI  yoq 
PiTiA  in  der  SiUnng  vom  19.  Jali  1890. 


104  SanareUi, 

wegen  zufälliger  VeninreiDigimg  der  Lymphe  mit  dem  genannten 
Organismus,  welcher  sehr  schnell  bei  den  Thieren  Septikiinie  her- 
vorbrachte ,  die  unfehlbar  in  weniger  als  zwölf  Stunden  den  Tod 
herbeiführte,  ohne  jedoch  die  vollkommene  Entwickelung  des  Milz- 
brandprozesses zu  verhindern ,  welcher,  wie  bekannt,  niemals  in  kür- 
zerer Zeit,  als  36—48  Stunden  abläuft. 

Ganz  zu  Anfang  war  ich  der  Meinung,  die  Verunreinigung  der 
Froschlymphe  hänge  von  zufälligen  und  darum  schwer  zu  entdecken- 
den Ursachen  ab,  und  hatte  mich  darum  nicht  bemüht,  ihren  Ur- 
sprung genau  zu  erforschen.  Aber  die  häufige  Wiederholung  dieser 
Verunreinigung  und  die  Beobachtung,  dass  dieselbe  immer  von  dem- 
selben Mikroorganismus  herrührte,  dessen  Entwickelung  auf  den  ge- 
wöhnlichen Nährstoffen  schon  beim  ersten  Blick  von  der  der  be- 
kanntesten pathogenen  Bakterien  ganz  verschieden  schien,  veran- 
lassten mich,  die  Ursache  dieser  unangenehmen  Zufälle  genau  zu 
untersuchen,  welche  einige  Serien  meiner  Versuche  bedrohten  und 
nicht  selten  wirklich  vereitelten. 

Vor  allen  Dingen,  wenn  ich  es  für  einen  Augenblick  unterliess, 
das  Herkommen  eines  so  virulenten  Mikroorganismus  zu  erforschen, 
hatte  mich  im  höchsten  Qrade  die  Tbatsache  interessirt,  dass  die 
Froschlymphe,  welche  der  Entwickelung  aller  bis  jetzt  bekannten 
Arten  von  pathogenen  Bakterien  so  kräftig  widersteht,  die  üppige 
und  schnelle  Entwickelung  dieser  Art  erlauben  konnte,  welche  dodi 
einen  so  ausgesprochen  infektiösen  Charakter  besass. 

Man  begreift  leicht,  dass  diese  Beobachtung  mich  auf  den  Ge- 
danken brachte,  der  neue  Mikroorganismus  könnte  auch  für  den 
Frosch  selbst  pathogen  sein.  In  der  That  überzeugten  mich  an 
diesen  Thieren  ausgeführte  Injektionen  bald  von  der  Richtigkeit  dieser 
Ansicht,  sodass  ich  endlich  eine  wahrscheinliche  Erklärung  der  wahr- 
haft beunruhigenden  Sterblichkeit  fand,  welche  ich  täglich  im  Aqua- 
rium und  den  Glasglocken  wahrnahm,  worin  ich  die  zur  Lieferung  der 
Lymphe  für  meine  Untersuchungen  über  den  Milzbrand  bestimmten 
Frösche  aufbewahrte.  Diese  Sterblichkeit  hatte  ich  Anfangs  auf  ver- 
schiedene Weise  erklärt,  musste  sie  aber  nun  auf  eine  wirkliche, 
echte  Infektion  beziehen,  hervorgerufen  durch  den  Parasiten,  welcher 
den  Inhalt  der  gegenwärtigen  Mittheilung  ausmacht 

Als  ich  diese  erste  Tbatsache  festgestellt  hatte,  bemühte  ich 
mich,  das  Aquarium,  die  Glasglocken  und  alle  andern  Geräthe  des 
Laboratoriums,  welche  ich  für  verunreinigt  halten  konnte,  zu  des- 
infiziren ;  aber  darum  hörte  die  Infektion  der  Frösche  nicht  auf,  vor- 
züglich unter  den  operirten.  In  der  That  überzeugten  mich  spätere 
Untersuchungen,  welche  nur  den  Zweck  hatten,  die  Ursache  dieser 
Infektion  zu  ergründen,  dass  der  ausschliessliche  Träger  der  An- 
steckung das  Wasser  sei,  welches  ich  für  die  gewöhnlichen  Zwecke 
des  Laboratoriums  benutzte  und  welches  aus  einem  im  Innern  unseres 
Instituts  befindlichen  Brunnen  herrührte. 

Die  überzeugendste  Bestätigung  dieses  Resultats  wurde  durch 
folgenden  Versuch  geliefert:  in  zwei  sterilisirte  Glasgefässe,  von  denen 
das  eine  gekochtes  Brunnenwasser,  das  andere  dasselbe,  aber  unge- 
kocht enthielt,  brachte  ich  Frösche,  welche  vorher  mittelst  weider- 


^•b«r  einen  neuen  Mikroorganismas  des  Wusers.  (95 

iolter  Waschungen  in  antiseptischen  Lösungen  und  in  sterilisirtem 
Wasser  dner  genauen  äussern  Desinfektion  unterzogen  worden  waren. 

Ehe  ich  die  Frösche  in  ihre  respektiven  Gefässe  setzte,  hatte 
idi  ihnen  mit  sterilisirten  Instrumenten  Hautwunden  beigebracht. 

Nach  kurzer  Zeit  starben  alle  in  das  nicht  gekochte  Wasser  ge- 
sMen  Frösche  an  Infektion,  während  die  andern,  die  man  als 
KootroIIthiere  betrachten  konnte,  am  Leben  bUeben. 

In  Folge  dessen  konnte  eine  genaue  Untersuchung,  welche  nicht 
MT  10  hygienischer  Beziehung,  sondern  auch  zu  dem  Zwecke  ansge- 
fllut  wurde,  die  biologischen  Charaktere  eines  Organismus  festzu- 
stelleD,  welcher  nicht  nur  für  die  sogenannten  kaltblfltigen ,  sondern 
asch  Ar  die  warmblütigen  Thiere  pathogenetisch  ist,  nur  vollkommen 
^Rcfatferügt  erscheinen. 

!•  Kulturen  auf  kllnstllchen  NUinulttelii. 

Die  ersten  Kulturen,  welche  ich  auf  Agarplatten  erhielt,  stammten 
aus  der  Lymphe  angesteckter  Frösche  oder  aus  dem  Blute  solcher 
Thiere,  welche  wenige  Stunden  nach  der  Infektion  mit  Milzbraad- 
lymphe  gestorben  waren. 

Das  Blut  (besonders  das  von  Meerschweincheu)  wurde  mit  einer 
ttdnen  Platinschlinge  auf  die  Platte  übertrageo,  und  brachte  immer 
einige  tausend  Kolonieen  hervor,  welche  sich  mit  der  grössten 
Schnelligkeit  in  18 — 24  Stunden  entwickelten.  Diese  rundlichen,  regel- 
mäsägen  Kolonieen  mit  glatter  Oberfläche  zeigen,  wenn  sie  auf  einer 
donk^n,  durchsichtigen  Fläche  untersucht  werden,  eine  weiss-grauliche 
Färbung^  wenn  aber  direktes  Licht  durch  sie  hindurchgeht,  so  erscheint 
in  ihrem  Umkreis  eine  schwache,  bläuliche,  ziemlich  charakteristische 
Mraktion. 

Auch  die  Kulturen  auf  Gelatineplatten  zeigen  ungefähr  dieselben 
Charaktere  wie  die  vorigen,  aber  die  Schnelligkeit,  mit  welcher  die 
Gelatine  sich  verflüssigt,  hindert  durchaus  die  Verfolgung  der  allmäh- 
lichen Entwickelung  der  Kolonieen. 

Entwickelung  in  Agar  mit  Glycerin. 

Schon  wenige  Stunden  nach  der  Impfung  (bei  37^  C)  erscheint 
ao  der  Oberfläche  eine  leichte  bläuliche,  difi'use  Fluorescenz,  worauf 
^teich  das  üppige  Wachsthum  der  Kolonieen  folgt,  welche  bald  fast 
den  ganzen  Nährstoff  bedeckt  und  das  Kondensationswasser  trübt. 

Nach  24 — 36  Stunden  beginnen  bisweilen  sich  grosse  Gasblasen 
in  der  Dicke  des  Agar  zu  bilden,  und  dies  geschieht  besonders,  wenn 
Ausläufer  der  Kultur  in  den  Agar  selbst  haben  eindringen  können. 
Im  weitem  Verlauf  beginnt  die  bläuliche  Fluorescenz  allmählich  an 
zu  Yerschwinden,  die  Kolonie  wird  dicker  und  reicher,  und  die  schmutzig- 
graue  Farbe  wird  nach  und  nach  bräunlich. 

Die  in  Agar  entwickelten  Bacillen  behalten  ein  ziemlich  kon- 
^ütes  Ansehen.  Kleine,  sehr  bewegliche  Stäbchen  von  1 — 3  ft 
Unge  sind  immer  vorherrschend.  Die  kürzeren  sind  gewöhnlich 
einförmig  eiförmig,  mit  regelmässigem  Umriss,  die  längeren  dagegen 
zeigen  nicht  selten  eine  leichte  Mittelstreifung. 


196  Sanareilt, 


Entwickelung  auf  N&hrgelatine. 

Das  Wacbsthum  des  Parasiten  ist  hier  ausserordentlich  sc] 
auch  bei  der  Temperatur  der  Umgebung  (18— 20<>  C).  Nach  12  Staii<9eii 
ist  längs  dem  Impfstriche  die  Gelatine  verflüssigt,   der  Inhalt 
Eanales  ist  trübe  und    reich  an  weisslichen  Flocken.     Nach 
48  Stunden  ist  die  Gelatine  zur  Hälfte  verflüssigt,  aber  doch  beliitlt 
die  von    der  Kolonie  besetzte  Zone  ein  trichterförmiges  Anseben. 
Nach  drei  bis  vier  Tagen  ist  das  Nährsubstrat  vollkommen  verflCIs* 
sigt,  und  auf  dem  Boden  der  Röhre  bildet  sich  eine  dichte,  weiss- 
liehe,  flockige  Schicht.    Das  Ansehen  der  auf  Gtelatine  kultiTirten 
Bacillen  ist,  im  Gegensatz  zu  den  auf  Agar  gewachsenen,  sehr  ver- 
schiedenartig.   Denn  wenn  auch  die  Formen  von  2—3  ^  Länge  vor- 
herrschen, so  finden  sich  doch  auch  häufig  solche  von  12 — 20  ju,  and 
andre  so  kurze,   dass  sie  ein  eiförmiges    oder   kugliches  Ausselien 
annehmen.    Auch  in  Bezug  auf  die  Dicke  finden  sich  Unterschiede 
besonders  in  den  kleinsten  Formen,  von  denen  viele  einander  ganz 
unähnlich  sind. 

Entwickelung  im  Serum. 

Auch  dieser  Nährboden  ist  der  Entwickelung  des  Mikroorganis- 
mus äusserst  günstig. 

Längs  dem  ganzen  Impfstriche,  auf  welchem  dieser  sich  ver- 
mehrt, verflQssigt  sich  das  Serum  schnell;  schon  nach  12  Stunden 
erscheint  eine  ziemlich  tiefe  Furche,  welche  sich,  der  Kondensatioos- 
flüssigkeit  entsprechend,  ein  gutes  Stück  w^it  erstreckt.  Das  Aus- 
sehen der  auf  Serum  entwickelten  Bacillen  unterscheidet  sich  nicht 
wesentlich  von  dem,  welches  ich  für  die  Gelatine-Kulturen  beschrieben 
habe. 

Entwickelung  auf  Fleischbrühe. 

Nach  zwölf  Stunden  ist  die  Flüssigkeit  vollkommen  trübe  ge- 
worden, und  mit  der  Zeit  bildet  sidi  auf  ihrer  Oberfläche  ein  dünner, 
weisslicher  Ueberzug. 

Der  Anblick  der  einzelnen  Stäbchen  ist  den  der  bisher  be- 
schriebenen nicht  unähnlich. 

Entwickelung  auf  Kartoffel. 

Diese  ist  am  meisten  charakteristisch.  Schon  nach  zwölf  Stunden 
erscheint  längs  dem  Impfstrich  ein  feines,  mattes  Häutchen  von 
strohgelber  Farbe ;  diese  wird  allmählich  gelb  und  nimmt  nach  4-^5 
Tagen  ein  so  braunes  Ansehen  an,  dass  es  vollkommen  den  Kartoffel- 
kulturen des  Rotzbacillus  gleicht.  Die  einzelnen  vorherrschenden 
Formen  ähneln  den  auf  Agar  entwickelten;  aber  zum  Unterschied 
von  diesen  letzteren,  welche  mehr  oder  weniger  einen  konstanten 
Typus  einhalten,  sind  auch  die  verlängerten  Formen  nicht  selten. 

Es  ist  bekannt,  dass  die  braungelbe  Farbe  der  Kulturen  des 
Rotzbacillus  auf  Kartoffel  ein  sehr  werthvolles  Unterscheidungszeichen 
abgibt,  wenn  es  sich  darum  handelt,  diese  Krankheit  frühzeitig  zu 
erkennen  f  wenn  Unbekanntschaft  mit  der  mikroskopischen  Tecliniic 


Ueber  «neu  neuen  Mikroorganismvs  des  Waieera. 


197 


genaue  Untersuchung  unmöglich   macht.     In  der  That  kannte 
«osser  dem   Spirillus   cholerigenus  und  dem   Bacillus 
[•cjaneus,  welche  auf  Kartoffelkutturen  das  Ansehen  des  Rotz- 
^os  aonebmen  können,    bis  jetzt  keine  andern  Mikroorganismen 
Ausnahme  einiger  Arten  von  Mikrokokken,  zu  deren  Erkennung 
dne  grosse    üebung  am  Mikroskop  nicht  nGthig  ist) ,    welche 
Irrthum  in  der  bakteriologischen  Diagnose  veranlassen  könnten, 
die  Gholera-Spirillen,  abweichend  von  den  Rotzbacillen ,  verän- 
im  Laufe   der  Zeit  ihre  graubräunliche  Farbe  durchaus  nicht, 
fir  den  Bacillus  pyocyaneus   kann  man  die  gewöhnliche 
machen,  welche  darin  besteht,  dass  man  über  die   Oberfläche 
Kartofielkultar  mit  einem  Stück  Fliesspapiers  streicht  und  dieses 
Ammoniakd&mpfen  aussetzt:  dann  färbt  sich  das  Papier  blau- 
lich.   Da  ich  nun  beobachtet   hatte,  dass  die  Kartoffelkulturen 
neuen  Parasiten  eine  noch  grössere  Aehnlichkeit  mit  den  Rotz- 
iillen  darbieten,  als  die  vorhergenaniiten ,  vorzüglich   weil  sie  im 
der  Zeit   eine  immer  braunere  Farbe   annehmen    und   wegen 
Verhaltens  gegen  Farbstoffe,  so  habe  ich  mich  bemüht,  ein  leicht 
iwendendes  Verfahren  zu  finden,  mittelst  dessen  man   leicht  eine 
Differentialuutersuchung  anstellen  könnte.     So  habe  ich  ge- 
ideo,  dass,  wenn  man  einigen  Tropfen  einer  Sublimatlösung   (die 
in  mir  gebrauchte  enthielt  20  %)    auf  Kartoffelkulturen  des  Rotz- 
allas,  des  Bacillus  pyocyaneus  und  des  neuen,  von  mirauf- 
iDdenen  Mikrobiums   fallen    lässt,    man   ebensoviel   verschiedene 
•Übungen  erhält,   welche  auch  dem  ungeübtesten  Auge  nicht  ent- 
[(eheD  können. 

Ntch  Einwirkung  de^  Sublimats  nehmen  die  Rotzkulturen    ein 

I dbliches,  einigermassen  dem  desStaphylococcus  aureus  ähn- 

[msA  Anssehen  an ;  die  pyocyanischen  Kulturen ,   welche  gewöhnlich 

'  iiteosiv  braun  gefärbt  sind ,   werden  sogleich  blaugrünlich ,  und   die 

ieftoeo  entdeckten  Bacillus  zeichnen  sich  durch  ein  milchiches,  in 

4er  Mitte  etwas  röthiiches  Ansehen  aus. 

Die  Kulturen  auf  den  verschiedenen  künstlichen  Nährsubstraten 
babe  ich  in  gleichem  Masse  infektiös  gefunden  und  habe  mich  ihrer 
okoe  DDterschied  bei  den  Experimenten  an  Thieren  bedient. 

B\«  jetzt  ist  es  mir  nicht  gelungen ,  die  Erzeugung  von  Sporen 
ra  beobachten. 

Fernere  an  Trinkwassem  aus  andern  Brunnen  nach  derselben 
▼M  mir  von  Anfang  an  in  diesem  Laboratorium  befolgten  Methode 
^gestellte  Versuche  haben  mir  die  Gegenwart  dieses  Mikroorganis- 
mos  noch  zweimal  unter  26  untersuchten  Wassern  dargethan. 

Id  Folge  davon,  und  mit  Berücksichtigung  des  charakteristischen 
Xiosdieiia  der  Kartoffdlkulturen ,  habe  ich  es  für  passend  gehalten, 
ihn  Bacillus  hydrophilus  fuscns  zu  nennen. 


0.  Wirkung  auf  Thiere  von  verUnderllcher  Temperatur. 

(Sogenannte  kaltblütige  Thiere.) 

Ich  habe  mit  Fröschen  (B.  temporaria  und  esculenta), 
irtteü  (Bufo  cinereus),    Salamandern    (Triton    cristatus), 


198  Sanarelli,    Ueber  einen  nenen  MikroorgAnismoa  des  Wüten. 

Eidechsen  (Lacerta  agilis  und  viridis),  Barben  (BarbuB 
plebejus)  und  SQss wasseraalen  (Anguilla  vulg.)  Versuche  an- 
gestellt, und  habe  bei  allen  diesen  Thieren  eine  ausgesprochene  Em- 
pfänglichkeit für  diese  Infektion  angetroffen. 

Ich  will  gleich  anführen,  dass  Injektionen  in's  Parenchym,  be- 
sonders bei  Fröschen  und  Eidechsen,  die  Infektion  schneller  und 
sicherer  hervorbringen,  als  blosse  Einspritzungen  unter  die  Haut 

Bei  Fröschen  und  Kröten  folgt  auf  die  Injektion  einiger  Tropfen 
der  bacillenreichen  Flüssigkeit  in  die  Muskeln  eines  Schenkels  sehv 
bald  die  Anschwellung  der  Stelle  und  des  entsprechenden  Gliedes 
unter  lebhafter  Röthung. 

Die  Thiere,  besonders  die  Frösche,  verlieren  ihre  gewöhnliche 
Lebhaftigkeit,  bleiben  unbeweglich,  bisweilen  halten  sie  das  verwun- 
dete Glied  gestreckt  und  wenn  sie  ins  Wasser  gesetzt  werden,  wird 
ihnen  das  Schwinnmen  schwer.  Nach  8 — 10  Stunden  findet  man  sie 
fast  immer  todt. 

Die  Sektionsbefunde  zeigen  bisweilen  Verschiedenheiten,  aber  im 
Allgemeinen  findet  man  mehr  oder  weniger  folgende  Erscheinungen: 
Die  Leber  ist  etwas  mehr  als  gewöhnlich  zerreiblich,  die  Milz  ist 
oft  hyperämisch  und  bisweilen  bedeutend  vergrössert,  die  Nieren  sind 
immer  sehr  hyperämisch,  sowie  man  auch  beständig  starke  Injektion 
der  Darmgefässe  bemerkt.  Die  Bauchmuskeln  und  die  Zunge  zeigen 
hie  und  da  kleine  hyperämische  Flecken;  nicht  selten  habe  ich 
reichliche  hämorrhagische  Exsudate  in  der  Bauch-  und  Perikardial- 
höhle  gefunden.  Einmal  waren  die  Lungen  so  hyperämisch  und  kol- 
labirt,  dass  sie  unfähig  waren,  zu  schwimmen;  ein  anderes  Mal  be- 
obachtete ich  auf  dem  Epikardium  kleine,  punktförmige,  an  Bacillen 
reiche  Vegetationen. 

Die  Impfstelle  zeigt  immer  die  Symptome  einer  heftigen,  ent- 
zündlichen Reaktion.  Wenn  sie  sich  zwischen  den  Schenkelmuskelo 
befindet,  so  findet  man,  dass  diese  ihr  normales,  perlmutterartig- 
weisses  Ansehen  verloren  und  eine  schmutzigweinrothe  Färbung  an- 
genommen haben.  Die  Muskelfasern  zeigen  unter  dem  Mikroskop 
ihre  charakteristische  zarte  Querstreifung  nicht  mehr  deutlich.  Nur 
mit  Hülfe  von  Essigsäure  lässt  sich  ein  wenig  Längsstreifung  deut- 
lich machen;  wohl  aber  findet  man,  dass  grosse  Abschnitte  von  Fa- 
sern schon  in  körnige  Entartung  verfallen  sind,  und  inr  normales 
Aussehen  vollständig  verändert  haben. 

Im  Gross-  und  Kleinhirn  habe  ich  niemals  etwas  Bemerkens- 
werthes  angetroffen. 

Die  Bacillen  finden  sich  in  grosser  Menge  im  Blute  und  in 
allen  Organen,  und  die  Probe  durch  Kulturen  beweist,  dass  es  sich 
nur  um  den  inokulirten  Bacillus  handelt.  Eine  charakteristische  Er- 
scheinung besteht  darin,  dass  sie  sich  meistens  in  zooglöischen  Massen 
darstellen,  und  die  verschiedenen  Präparate,  welche  ich  die  Ehre 
hatte,  der  Gesellschaft  vorzulegen,  zeigten  deutlich  diese  besondere 
Ordnung,  besonders  im  Blute. 

Zur  Färbung  dieses  letzteren  habe  ich  mich  einer  gesättigten 
Lösung  von  Methylenblau  in  einprozentiger  Osmiumsäure  bedient  Diese 
Methode  scheint  mir  einen  gewissen  Vortheil  gegenüber  der  gewöhn- 


Kats,  Zur  Kanntnlss  der  Leachtbakterieo.  J99 

Doppel&rbttDg  zu  bieten,  aas  dem  einfacheD  Grunde,  weil  man 
dersetbeo  Zeit,  wlärend  der  sowohl  die  Bacillen,  als  auch  die  zelligen 
darcb  eine  sehr  schnelle  Behandlung  sehr  deutlich  gemacht 
zugleich  den  gewünschten  Farbenkontrast  erhält;  denn  die 
der  Osmiumsäure  bedingt  nicht  nur  eine  deutliche  Blauftr- 
der  chromatischen   Kem-Filamente,  sondern  theilt  auch   dem 
PtaCoplaania  der  rothen  BlutkQgelchen  einen  zart  grünlichen  Ton  mit« 

(Sehluss  folgt.) 


Zur  Eenntniss  der  Leuchtbakterien. 

Von 

Dr.  Oscar  Eatz 

in 

Sydney. 

(Fortsetsnng.) 

3)  Bacillus  smaragdino-phosphorescens.  Nach  18 
SUmdei,  bei  21 — 22®  C,  Hessen  die  Gelatineplatten  in  der  Tiefe  graue 
Paukte,  an  der  Oberfläche  weisslich  -  graue  Tröpfchen  erkennen. 
Letztere  waren  um  genannte  Zeit  dünn,  ganz  wenig  gewölbt.  Ihr  Inhalt 
war  (unter  schwacher  Mikroskopvergrösserung)  homogen  feinkörnig, 
kellgran  mit  einem  Stich  ins  Gelbliche,  nach  dem  Rande  zu  wasserklar ; 
KoDlour  mit  zähndienartigen  Vorsprüngen  versehen;  Durchmesser 
03 — 0,45  mm  (in  einer  Kultur  auf  8proz.  Gelatine  bis  zu  0,6  mm). 
Die  tiefen  Eolonieen  waren  im  Grossen  und  Ganzen  stumpf-eiförmig 
oder  dtronenförmig ;  ihr  Eontour  war  glatt  und  scharf,  hier  und  da 
bnchtig.  Sie  massen  durchschnittlich  etwa  0,15  mm  im  grössten 
Durchmesser.  Inhalt  graugelblich,  etwas  ins  Grünliche  spielend; 
Granulirung  undeutlich  (deutlicher  in  8proz.  Gelatine  gesehen).  Es 
waren  drei  Partieen  zu  unterscheiden:  eine  breite,  centrale,  der  sich 
eine  schmale,  mittlere  Zone  anschloss,  welche  ihrerseits  von  einer 
noch  schmaleren  Randzone  umgeben  war  (bei  gleichalterigen  Kolo* 
nieen  in  8proc  Gelatine  Zonenbildung  nicht  beobachtet). 

Nach  weiteren  24  Stunden  —  Temperatur  wie  oben  —  waren 
die  fenchtglänzenden  oberflächlichen  Eolonieen  bis  zu  0,8  mm  (bei 
Anwendung  von  8  prozent.  Nährgelatine  bis  zu  1,2  mm)  gross.  Unter 
schwacher  Mikroskopvergrösserung  zeigte  der  noch  feinkörnige  Inhalt 
in  den  Rändern  hellbraune  Färbung,  nach  dem  Centrum  zu  einen 
dunkleren  Farbenton  (auf  8  prozent.  Gelatine  bestand  um  jene  Zeit 
an  den  Eolonieen  eine  dem  unbewaffneten  Auge  sichtbare  Zonen- 
bildung, indem  eine  Randpartie  sich  von  einer  Innenpartie  schied). 
Begrenzungslinie  war  undeutlich  kreislinig.  In  den  jetzt  0,2—0,26 
Bim  (bei  Anwendung  von  8  prozent.  Gelatine  0,25—0,3  mm)  grossen, 
noch  glattrandigen ,  tiefen  Eolonieen  war  die  früher  beobachtete 
Zonenbildung  mehr  oder  weniger  verwischt  (während  an  den  gleich- 
alterigen Eolonieen  in  8  prozent  Gelatine  eine  Ausbildung  von  zwei 
Zonen  jetzt  ersichtlich  war). 


200  ^•*"» 

Nach  20  Tagen  untersacht,  waren  die  oberflächlichen  Kolonieen 
etwa  2  mm  breit,  flach,  unregelmässig  begrenzt;  ein  verhältniss- 
mässig  kleines  centrales  Feld  von  gelblicher  Färbung  setzte  sich 
gegen  den  übrigen,  schiefergrau  gefärbten,  grösseren  Antheil  ab.  Die 
tiefen  Kolonieen,  am  20.  Tage  angesehen,  waren  bis  zu  0,6  mm 
gross,  makroskopisch  von  gelblichweisser  Färbung,  strohgelb  bei 
schwacher  Mikroskopvergrösserung. 

Eine  Erweichung  oder  Verflüssigung  der  Nährgelatine  wurde  an 
den  innerhalb  Mai  bis  August  1887  angefertigten  Platten-  oder  BoU- 
röhrchenkulturen  —  auf  die  obige  Beschreibung  Geltung  hat  —  nie- 
mals beobachtet;  auch  nicht  an  Strich-  oder  Stichkulturen  bis  zu 
einem,  weiter  unten  zu  erwähnenden  Zeitpunkt  Aus  dem  Grunde 
war  die  früher  von  mir  mitgetbeilte  Angabe,  dass  die  Nährgelatine 
nicht  verflüssigt  werde,  berechtigt  Diese  Angabe  muss  jetzt  dahin 
erweitert  werden,  dass  in  späteren  Generationen,  wie  zuerst  an 
Strichkulturen  beobachtet  —  wann  und  unter  welchen  Umständen, 
darüber  weiter  unten  —  Verflüssigung  eintrat  Hier  mag  Folgendes 
kurze  Erwähnung  finden.  Am  31.  Juli  a.  c.  wurden  von  einer  im 
Anfang  der  Verflüssigung  stehenden  Stichkultur  in  einer  2,7  %  Koch- 
salz enthaltenden  6prozent  Nährgelatine  (vgl.  unten)  vom  6.  des- 
selben Monats  Rollplatten  in  gewöhnlicher  lOprozent  Gelatine  an- 
gelegt Von  den  entstandenen  Kolonieen  wurden  die  oberflächlichen 
bis  zu  10  mm  breit,  und  zwar  Hessen  sich  an  ihnen  zwei  Partieen 
unterscheiden :  eine  centrale,  bis  zu  3,6  mm  breit,  flach,  bläulichgrau 
im  durchfallenden  Licht,  feuchtglänzend,  mit  unregelmässig  gelapptem 
oder  gezähntem  Kontour,  und  eine  periphere  Partie,  wolkig,  bläulich- 
weiss  durchscheinend,  hier  und  da  mit  fädigen,  lappigen  oder  ein- 
geschnitten zähnigen  Ausläufern.  Im  centralen  Antheil  waren  hier 
und  da  konzentrische  Ringe  ausgebildet  Weiterhin  erschienen  auf 
den  oberflächlichen  Ausbreitungen  fast  ausnahmslos  eine  Anzahl  neuer 
oder  sekundärer,  minutiöser,  oft  dicht  gedrängter  Kolonieen,  mit 
denen  jene  wie  bespickt  waren.  Sie  fanden  sich  sowohl  auf  dem 
centralen  dichteren,  als  auf  dem  peripheren  bauchartigen  Theil,  von 
dem  sie  sich  scharf  abhoben.  Die  Stelle  der  Begrenzungslinie  der 
ursprünglichen  Kolonieen  nahm  jetzt  in  mehreren  Fällen  ein  Kranz 
von  meist  dicht  bei  einander  stehenden  punktförmigen  Kolonieen 
ein  ^).  Die  Verflüssigung  der  Gelatine  ging  langsam  vor  sich.  Nach 
ungefähr  14  Tagen  begann  unter  einzelnen  obeäächlichen  Kolonieen 
die  Gelatine  zu  erweichen,  um  nach  und  nach  ganz  zu  verflüssigen 
und  mit  den  Kulturmassen  auf  den  Boden  des  Reagensglases  zu 
gleiten;  dort  sieht  man  noch  nach  geraumer  Zeit  einige  Kolonieen 
an  ihrem  alten  Platz,  zumal  im  oberen,  der  Austrocknung  zuerst  aus- 
gesetzten Theil  des  Röhrchens. 

Ein  solches  gesteigertes  Oberflächenwachsthum  der  Kolonieen, 
80  verschieden  von  dem  früheren  beschränkten,  wurde  auch  schon, 
abgesehen  von  der  Erweichung  der  Gelatine,  im  April  1889  an  einem 
RoUröhrchen  (6prozent.  Nährgelatine)  beobachtet 


1)  Uobor   neae   „MknndAre**   Kolonieen   in    alten  Kulturen  der  anderen    Bakterien 
f.  unten. 


Zur  Kenntnbs  der  LeachtbAkterien.  201 

3)  Bacillas  argen  teo-phosph.  I.    Nach  etwa  20  Stun- 
bei  21 — 22  ^  C,  waren  die  Kolonieen  schon  gut  erkennbar.    Die 

ahorflacfalichen  erschienen  als  starkglänzende,  belle,  flache  Tröpfeben, 
aater  schwacher  Hikroskopvergrösserung  und  bei  durchfallendem 
IJclit  fiist  wasserklar  (nach  der  Mitte  zu  schwach  gelblich) ;  Inhalt 
toiDOgen,  ohne  deutliche  Kömelung ;  Kontour  mit  kurzen,  zabnartigen 
AosbuehtiuigeD,  im  Grossen  und  Ganzen  kreisförmig;  Durchmesser 
OA — 0,6  mm.  Die  tiefen  Kolonieen  waren  kugel-  bis  stumpf  eiförmig ; 
ishalt  gleichmässig  hellgelb;  Kontour  scharf  und  glatt;  Durchmesser 
Q^lb — 0^5  mm.  —  Nach  weiteren  24  Stunden  —  Temperatur  die- 
•dbe  —  waren  die  oberflächlichen  Kolonieen  bis  zu  1,25  mm  breit; 
iBhalt  mit  deutlicher  Kömelung,  hellgelb,  nach  dem  Rande  zu  heller 
werdend;  Kontour  wellig.  Die  tiefen  Kolonieen  waren  nun  0,2—0,8 
mm  gross,  ihr  Inhalt  im  Allgemeinen  erbsengelb  und  homogen 
kfimig.  —  Nach  weiteren  3—4  Tagen  angesehen,  Hessen  die  tiefen 
Kolonieeil  die  Ausbildung  von  Zonen  —  im  Ganzen  drei  —  deutlich 
erkenneo.  Bei  den  oberflächlichen  trat  eine  ähnliche  Erscheinung 
erst  im  weiteren  Verlauf  der  Entwickelung  klar  zu  Tage.  Nach  20 
Tagen  vom  Beginn  untersucht,  zeigten  sie  unschwer  zwei  oder  drei 
Zonen.    Durchmesser  dieser  oberflächlichen  Kolonieen  ca.  3  mm. 

In  einer  mit  Sprozent.  Nährgelatine  angefertigten  Plattenkultur 
war  bereits  nach  2  Tagen  an  den  eiförmigen,  0,45 : 0,35  mm  grossen 
eiBgepflanzten  Kolonieen  die  Anlage  von  drei  scharf  begrenzten 
Zonen  bemerkbar;  bei  den  oberflächlichen  trat  die  Erscheinung  erst 
zwischen  dem  4.  und  7.  Tage  ein.  Letztere  waren  um  die  Zeit  ca. 
3  mm  breit,  bei  schwacher  Mikroskopvergrösserung  und  durchfallen- 
dem Licht  einen  deutlich  granulirten  Inhalt  von  durchschnittlich 
grflnlich-gelber  Farbe  zeigend,  die  nach  dem  Bande  zu  in  einen 
helleren  Ton  überging.  Die  endgültige  Breite  derselben  betrug  bis 
zu  7  mm;  der  Kontour  war  schliesslich  unregelmässig,  im  Grossen 
und  Ganzen  sich  der  Kreisform  nähernd;  die  Färbung  in  der  Mitte 
hdl-orangcgelb,  nach  dem  Bande  zu  weisslich-grau.  Von  den  ur- 
sprünglich unter  der  Gelatineoberfläche  befindlichen,  schliesslich  theil- 
weise  über  dieselbe  hinausragenden,  fast  ausnahmslos  eiförmigen, 
giatt  kontourirten ,  bernsteingelben  Kolonieen  wurde  eine  definitive 
Gröaae  bis  zu  1,5  mm  erreicht. 

Verflüssigung  der  Nährgelatine  fand  weder  in  obigen,  innerhalb 
Mai  bis  August  1887  erlangten  Plattenkulturen,  noch  in  solchen  statt, 
welche  und  soweit  sie  von  Nachkommen  späterer  Generationen  abge- 
leitet wurden.  Unter  welchen  Umständen  bei  Strichkulturen  eine 
Verflüssigung  beobachtet  wurde,  und  über  sonstige  Abweichungen  in 
Wachsthum  (und  Wii^ung),  soll  weiter  unten  berichtet  werden. 

4)  Bacillus  argenteo-phosph.  II.  Die  Kolonieen  bildeten 
nach  24  Stunden,  bei  18— 20<^  G,  an  der  Oberfläche  bis  zu  0,5  mm 
breite,  stearintröpfchenartige  Gebilde,  mit  scharfem,  vollkommen 
krdsmndem  Kontour  und  homogen  hell  gelblich -grauem  Inhalt.  Nach 
wdteren  24  Stunden  waren  sie  bis  zu  1  mm  gross,  Inhalt  feinkörnig, 
gran-gdblich,  nach  dem  Rande  zu  weisslich;  Kontour  zackig-wellig. 
Die  erheblich  kleineren  tiefen  Kolonieen  zeigten  um  die  genannte 
Zeit  einen  deutlich  kömigen,  scharf  und  glatt  begrenzten,  grünlich- 


202  K»*». 

gelben  Inhalt  mit  Andeutung  von  zwei  Zonen.  Die  an  die  Gel Atinc 
Oberfläche  dringenden,  ursprünglich  unter  deren  Niveau  gelag^ertei 
Kolonieen  bildeten  auf  derselben  nachträglich  (nach  ca.  7  TsLgen 
bläulich-graue,  glänzende  Ausbreitungen   bis  zu  6  mm  Durchmesser 

Die  Nlübrgelatine  wurde  weder  in  jenen,  kurze  Zeit  nacb  dei 
Isolirung  des  Mikroben  erlangten  Kulturen,  noch  in  solchen  falfir^n- 
der  Generationen,  im  Mindesten  verflüssigt  Einige  weitere  Angaben 
über  Kolonieen  finden  sich  unter  Strichkulturen. 

Sowohl  einzeln,  wie  in  ihrem  Ensemble,  zeigten  die  Kolonieen 
auffällige  Unterschiede  von  denen  der  anderen  nicht  verflüssigenden 
Arten. 

5)  B.  argenteo-phosph.  III.  Nach  24 Stunden,  bei  18— 20<*  C» 
zeigten  die  Platten   an  der  Oberfläche  unregelmässig   ausgebuchtete 
oder  gelappte  Schüppchen  mit  weisslichem  Inhalt,  der  feine  Striche* 
lungen  und  Furchen   aufwies;   Durchmesser  bis  zu  0,45  mm.     Die 
tiefen  Kolonieen,  von  Kugel-,  Ei-  oder  Citronengestalt,  waren  um  die 
Zeit  bis  zu  0,15  mm  gross;  Kontour  scharf  abgesetzt ;  Inhalt  homogen 
grünlich- gelb,  mit  undeutlicher  Strichelung.    Nach  weiteren  24  Stun- 
den besassen  letztere  einen  feingranulirten  Inhalt,  der  sich  in  zwei 
Zonen  schied.      Die  nach  der  genannten  Zeit  etwa   1  mm  breiten 
oberflächlichen  Kolonieen  boten  wenig  Besonderes.     Nach  etwa   7 
Tagen  vom  Beginn  waren  sie  bis  zu  3  mm  breit,  von  bläulich-graaer, 
wolkiger  Beschaflenheit,  in  der  Mitte  gelblich-grau,  sehr  wenig  über 
die  Oelatine  hervorragend;    Begrenzungslinie   gekerbt   oder  zackig 
ausgeschweift    Nach  dieser  Zeit  waren  die  von  Anfang  an  tiefen  Ko- 
lonieen bis  zu  0,4  mm  gross;  Inhalt  deutlich  granulirt,  dunkelgrün- 
lich-gelb, mit  schmaler,  hellerer,  scharf  abgesetzter  Randzone. 

Die  Nährgelatine  blieb  stets  fest,  sowohl  in  den  bald  nach  der 
Isolirung  der  Bacillen  angelegten  Kulturen,  auf  die  sich  obige  Be- 
schreibung bezieht,  als  auch  in  denen  späterer  Generationen,  wie 
auch  letztere  in  ihrem  Aussehen  von  dem  typischer  Kulturen  sich 
unterscheiden  mochten.    (Vergl.  Strichkulturen.) 

6)  B.  argenteo-phosph.  liquef.  Nach  24  Stunden,  bei 
Zimmertemperatur  (die  des  Tags  über  ca.  20^0  betrug,  des  Nachts 
auf  n^C  herunterging),  wies  die  Platte  an  der  Oberfläche  hyaline 
Scheibchen  auf,  von  homogenem,  sehr  feinkörnigem,  lichtbraunem  In- 
halt (schwache  Mikroskop- Vergr.  durchf.  Licht);  Kontour  unregel- 
mässig buchtig  oder  ausgeschweift,  im  Grossen  und  Ganzen  kreis- 
förmig; Durchmesser  bis  zu  0,7  mm.  Die  tiefen  Kolonieen  waren 
nach  jener  Zeit  0,08 — 0,2  mm  gross,  die  meisten  etwa  0,15  mm; 
Inhalt  gleichmässig  strohgelb,  zerklüftet,  derart,  dass  eine  maulbeer- 
artige Anordnung  resultirte,  die  besonders  bei  den  grösseren  der 
Kolonieen  sehr  deutlich  hervortrat;  der  Kontour  erschien  daher  als 
eine  gewellte  oder  ausgebuchtete  Linie.  Bei  den  allerkleinsten  Ko- 
lonieen, deren  es  nur  vereinzelte  gab,  war  der  Inhalt  noch  homogen. 
—  Nach  weiteren  24  Stunden  (während  welcher  die  Temperatur  des 
Nachts  ein  wenig  höher  war,  als  vorhin)  bot  die  Platte  ein  gänzlich 
verändertes  Aussehen.  Entsprechend  der  Lage  der  ursprünglich 
oberflächlichen  oder  nahezu  oberflächlichen  Kolonieen  gab  es  jetzt 


Zar  Kenntaias  der  L«aehtbaktoriea.  203 

taebfllriiiig  bc^enzte,  bis  zu  2  mm  breite  Aushöhlungen,  nach  Art 
4er  Höhlung  in  einem  Dhrglas;  dieselben  enthielten  verflüssigte  6e- 
ktine  mit  flach  konkaver  Oberfläche,  und  am  Grunde  die  nach  oben 
M  eben&Us  flach  konkaven  Kulturmassen.  Die  mikroskopische  Ver- 
griteeroDg  ergab  eine  den  Hauptantheil  der  Kolonieen  darstellende 
«Htrale  Masse,  von  etwa  strohgelbem  Inhalt,  mit  deutlich  ausge- 
yrigteiD,  buchtigem  Kontour,  und  mit  einem  Durchmesser  von  ca. 
Oti75  mm.  An  dieselbe  schloss  sich  ein  etwa  0,15  mm  starker  Gür- 
tel mit  lichtbraunem,  körnigem  lohalt,  und  an  diesen  eine  periphere, 
diqvpelt  so  breite,  im  Uebrigen  gleichartige  Zone,  welche  von  ihrem 
Bande  aas  gegen  die  noch  feste  Gelatine  dichte,  minutiöse,  radiär 
verlaufende  Ausläufer  richtete.  Bei  anderen  Kolonieen,  deren  Keime 
iB  der  Gelatine  nahe  der  Oberfläche  fixirt  waren ,  waren  die  Aus- 
liöhlangen  ähnlich,  nur  kleiner;  die  Kolonieen  hier  bestanden  aus 
ivei  Portionen ;  einer  centralen,  mit  feinkörnigem,  strohgelbem  Inhalt 
Bad  im  Allgemeinen  kreisförmigem  Kontour,  und  einer  peripheren 
Portion  mit  im  Allgemeinen  hellbraunem,  körnigem  Inhalt  Die 
tieferen  Kolonieen  waren  nun  0,3 — 0,45  mm  gross;  Kontour  mehr 
oder  weniger  polygonal ;  der  strohgelbe  Inhalt  in  zwei  Partieen  zer- 
flill^id:  eine  centrale,  die  Hauptmasse  bildend,  von  feinkörnigem 
Aussehen,  und  eine  schmale,  hin  und  wieder  radiärgestrichelt  er- 
adieinende  Randzone.  —  Nach  weiteren  24  Stunden  (während  welcher 
Zeit  die  Temperatur  des  Tags  bis  an  22^  G  betrug)  —  im  Ganzen  also 
nach  3  Tagen,  waren  die  von  Anfang  an  oberflächlichen  Kolonieen 
bis  zu  4,5  mm  gross  (Durchmesser  des  Verflüssigungsrandes).  Dem 
anbewaSheten  Auge  erkennbar  war  in  ihnen  ein  gelblich- weisser  KerUi 
and  um  denselben  ein  grauer,  trüber  Gürtel.  Die  in  der  Tiefe  der 
Gelatine  sich  entwickelnden  Kolonieen  waren  (im  optischen  Durch- 
schnitt) nicht  mehr  polygonal  begrenzt ;  ihre  Grösse  war  jetzt  0,4  bis 
üfi  mm.  Man  bemerkte  an  ihnen,  ähnlich  wie  an  den  oberflächlichen 
ztt  dnem  früheren  Zeitpunkt,  einen  kreislinig  begrenzten  Kern  von 
strohgelber  Färbung,  und  an  denselben  sich  anschliessend  eine  peri- 
phere, lichtbraune,  feinkörnige,  an  ihrem  Rande  wie  mit  lauter  feinen 
radiär  gerichteten  Streifen  oder  Linien  besetzten  Zone,  mit  ver- 
flflsaigter  Gelatine. 

Die  nach  der  totalen  Verflüssigung  der  Gelatine  und  nach  deren 
Herabgleiten  von  der  Platte  daselbst  zurückbleibenden,  den  Kernen 
der  Kolonieen  entsprechenden  Kulturmassen  waren  makroskopisch  von 
cilronengelber  Färbung;  die  flüssige  trübe  Masse  war  von  gelblicher 
Färbung. 

Obige  Beschreibung  der  Kolonieen  von  Bacillus  argenteo- 
phosph.  liquef.  gilt  für  die  Mikroben  unmittelbar  oder  kurze 
Zeit  nach  ihrer  Isolirung.  Als  gegen  Ende  April  1889,  nachdem 
diese  durdi  41  Kulturgenerationen  fortgeführt  vearen ,  wiederum 
Platten  (Rollröhrchen)  in  6prozent.  Nährgelatine  angelegt  wurden, 
war  das  Resultat  von  dem  früheren  verschieden ,  analog  dem  schon 
früher  beobachteten  abweichenden  Verhalten  der  Strichkulturen 
(s.  unten).  Die  oberflächlich  gelegenen  Keime  wuchsen  zu  ansehn- 
lichen, circulär  begrenzten,  dünnen  Auflagerungen  heran;  erst  nach 
ca.  8  Tagen,  bei  21-— 23"  C,  begann  die  zunächst  unter  ihnen  befind- 


204  ^^A>  d*'  Bakterienknnd«. 

liehe  Gelatine  zu  erweichen,   um    erst  verhältnissmässig  spät  herab* 
zufliessen,  wobei  die  Kolonieen  selbst  am  Glase  haften  blieben. 

(FortseUnng  folgt.) 


Referate. 


Fraenkel,  C,  und  Pfeiffer,  B«,  Mikrophotographischer  At- 
las der  Bakterienkunde.  Lieferung  6.,  7.  und  8.  Tfl.XXVII 
— XLI  mit  Text.  Berlin  lb90. 
An  den  Bacillus  des  malignen  Oedems  werden  zwei  andere  ana^ 
robe  Mikroorganismen  angeschlossen,  der  Tetanus-  und  der  Bausch- 
brandbacillus.  Wir  sehen  den  bekanntlich  zuerst  von  Kitasato 
auf  festem  Nährboden  gezüchteten  Tetanusbacillus  in  Fig.  53  in  hoher 
Kultur  im  Beagensglase ;  eine  Kolonie  wird  uns  dann  in  Fig.  54  bei 
lOOfacher^Vergrösserung  yorgeföhrt,  wobei  ihre  charakteristische  An-» 
Ordnung,  die  dichte  festgeballte  Mitte,  von  der  aus  zahllose  feinste 
Fäserchen  strahlenförmig  nach  allen  Seiten  hin  ziehen,  ganz  beson-» 
ders  deutlich  zu  Tage  tritt  Auch  in  der  Stichkultur,  die  im  näch- 
sten Bilde  Fig.  55  in  natttrlicher  Grösse  vorgeführt  wird,  verhält 
sich  der  Bacillus  ähnlich,  wodurch  die  Kultur  eine  unverkennbare 
Aehnlichkeit  mit  einer  Tanne  bekommt  Dem  Bauschbrandbacillua 
sind  drei  Abbildungen  gewidmet,  Fig.  5&— 58.  Auf  der  ersten  sehen 
wir  ihn  auf  dem  Oeckglaspräparat ;  kurze,  dicke,  plumpe  Stäbchen, 
tbeils  sporentragend,  daneben  freie  Sporen.  Das  zweite  Bild  zeigt 
eine  Beinkultur  in  hoher  Schicht:  völlig  runde  Kolonieen  von  ver-> 
Bchiedener  Grösse,  die  theilweise  in  einander  fliessen,  am  Grunde 
des  Beagensglases  ein  langer  Spalt  im  Nährboden,  eine  Folge  der 
durch  den  Bacillus  bewirkten  Gasentwickelung.  Die  von  diesem  Mi-r 
kroben  mit  Vorliebe  gebildeten  Involutionsformen,  verkrüppelte,  spinnt 
delförmige  Gebilde,  sehen  wir  auf  der  dritten  Abbildung. 

An  die  Anaäroben  schliessen  sich  die  Bakterien  aus  der  Gruppe 
der  Infektionsgeschwülste:  der  Tuberkel-,  der  Lepra-,  der  Syphilis* 
and  der  Rotzbacillus.  Besonders  eingehend  wird  der  Tuberkelbacillua 
behandelt,  dem  zwölf  Abbildungen  gewidmet  sind.  Wir  sehen  ihn 
im  Deckglaspräparat  vom  Sputum  eines  Phthisikers;  in  Reinkultur 
im  Klatschpräparat  bei  100-  und  bei  lOOOfacher  Vergrösserung  und 
in  Kultur  im  Reagensglase.  Dann  wird  er  im  Gewebe  vorgeführt,  im 
miliaren  Tuberkel  und  in  der  Riesenzelle,  wobei  die  nekrobiotischen 
Veränderungen,  welche  das  Gewebe  unter  dem  Einflüsse  des  Mikro* 
Organismus  erleidet,  durch  Vorführung  verschieden  weit  degenerirter 
Gewebsschnitte  erläutert  wird. 

Den  dem  Tuberkelbacillus  so  ähnlichen  Leprabacillus  sehen  wir 
in  Fig.  71  im  Ausstrichpräparat  von  Gewebssaft  aus  einem  Lepra* 
knoten  und  in  Fig.  72  und  73  in  Schnitten  durch  die  Haut  und  daa 
Unterhautzellgewebe  des  Menschen.  Wir  finden,  wie  in  der  Beschrei-» 
bung  hervorgehoben,  die  Bacillen  in  den  Zellen  und  nicht,  wie 
Unna  hat  darthun  wollen,  in  erweiterten  Stellen  von  Lymphgängen» 


AÜas  der  Bakiarieokunde.  —  Milsbrand.  206 

fjne  Abbildung  der  ja  immer  noch  mit  einem  Fragezeichen  zu 
versehenden  Syphilisbacillen  geben  die  Verft  nicht,  an  seiner  Stelle 
Ähren  sie  den  Smegmabacillus  im  Ausstrichpräparate  yor  (Fig.  74). 
Flg.  75  und  76  zeigen  den  Rotzbacillus  in  Beinkultur  im  Aus- 
stricbpräparat  und  im  Schnittpräparat  in  der  Milz  der  Feldmaus; 
der  helle  Hof,  von  dem  sich  die  Stäbchen  in  der  Regel  umschlossen 
lägen,  tritt  auf  dem  ersten  Bilde  sehr  schön  zu  Ta^e. 

Die  sieben  folgenden  Abbildungen  führen  den  Diphtheriebacillua 
for  und  zwar  Fig.  77  im  Ausstrichpräparat  von  einer  diphtheritischen 
Membran  aas  der  Trachea,  Fig.  78,  79  und  80  im  Schnittpräparat 
in  der  diphtheritischen  Schleimbaut  der  Trachea  in  100-  bezw.  500* 
iiicher  Vergr5sserung ;  Fig.  81  und  82  zeigen  Kolonieen  auf  der  Agar- 
j^te  im  Klatacbpräparat  bei  100-  bez.  1000-facher  VergrOsserung» 
Flg.  83  endlich  zeigt  die  Bacillen  im  Ausstrichpräparat  von  der 
Bänkttltur  auf  erstarrtem  Blutserum.  Hier  sehen  wir  die  Bacillen 
besonders  gut  wiedergegeben ,  und  liegen  kurze  und  lange ,  gerade 
osd  gebogene,  gleichmässig  gestaltete  und  keulenförmig  angeschwollene 
Stäbchen  in  buntem  Durcheinander. 

Diese  Inhaltsangabe  zeigt  zur  Genüge,  mit  welcher  Sorgfalt  die 
zur  Wiedergabe  geeignetsten  und  fQr  den  betreffenden  Mikroorganismus 
charakteristischsten  Präparate  ausgewählt  worden  sind.  Die  Klarheit 
der  Bilder  und  die  Sauberkeit  der  Ausführung  ist  die  von  den 
früheren  Lieferungen  her  bekannte.       M.  Kirchner  (Hannover). 

Osbame,  A«,  Die  Sporenbildung  des  Milzbrandbacillus 
auf  Nährböden  von  verschiedenem  Gehalt  an  Nähr- 
stoffen.   [Aus  dem  hygienischen  Institut  zu  Würzburg.]    (Archiv 
ftür  Hygiene.  Bd.  XI.  Heft  1.  S.  51.) 
Auf  Veranlassung  von  K.  B.  Lehmann  prüfte  Verf.   die  BiK 
dang  von  Milzbrandsporen  auf  Nährböden,  welche  entweder  von  vom* 
herein  arm  an  Nährsubstanz  oder  durch  vorhergegangenes  Bewachsen 
durch  Milzbrandkulturen  erschöpft  waren. 

Sämmtliche  Versuche  führen  den  Verf.  zu  dem  Schlüsse,  „dass  von 
einer  Begünstigung  der  Sporenbildung  durch  Nährböden ,  deren  Er- 
schöpfung früher  eintritt,  keine  Rede  sein  könne^^  womit  derselbe 
die  früher  von  Ref.  aufgestellte  Behauptung,  dass  die  Ursache  der 
Sporenbildung  beim  Milzbrand  „in  dem  eintretenden  Mangel  an  Er- 
Bähmngsmaterial^'  gelegen  ist,  für  widerlegt  erachtet.  [Die  irrthüm- 
hebe  Auffiassung  der  Sporenbildungsfrage,  welche  die  vorliegende 
Arbeit  charakterisirt,  wurde  vom  Ref.  in  diesem  Gentralblatt  bereits 
gegenüber  einer  vorläufigen  Mittheilung  Lehmann *s  über  die  Re-» 
sidtate  derselben  genügend  nachgewiesen  ^).    Ref.] 

B  u  c  h  n  e  r  (München). 

IwdM^  £•,  Vier   Fälle   von    Milzbrand  beim   Menschen» 
(Zeitschrift  für  klinische  Medicin.  Bd.  XVIL  1890.  Heft  6.) 
Bei  4  Patienten,  bei  denen  auf  der  Neisser'schen   Klinik  zu 
Breslau  Arseninjektionen  zu  therapeutischen  Zwecken  gemacht  wur^ 

1)  Centnüblatt  f.  Bftkt  n.  P.  Bd.  Vm.  No.  1. 
IX.  Bd.  14 


20Q  Milsbraad  and  Cholera. 

den,  entwickelte  sich  im  Anschlüsse  an  eine  bei  allen  diesen  Indivi-- 
duen  gleichzeitig  vorgenommene  derartige  Injektion  Milzbrand,  wel- 
cher durch  bakteriologische  Untersuchung  konstatirt  wurde. 

Es  war  nicht  zu  bezweifeln,  dass  die  Infektionen  von  den  Arsea— 
Injektionen  ausgegangen  waren;  auf  welche  Weise  dieselben  erfolgt 
sind,  liess  sich  jedoch  nicht  feststellen.  Am  meisten  Wahrschein— 
lichkeit  hat  nach  den  Ausführungen  des  Autors  die  Annahme  für 
sich,  dass  die  Milzbrandkeime  von  dem  einen  Patienten,  einem  Trödler 
und  Kleiderreiniger,  welcher  der  Infektion  erlag,  auf  die  anderen 
übertragen  wurden.  Di tt rieh  (Prag). 


Manfk^edl  und  Seraflnl,   Ueber  das  Verhalten  von  Milz- 
brand- und   Cholerabacillen   in  reinem  Quarz-  und 
reinem  Marmorboden.    [Aus  dem  hygienischen  Institut  in 
München.]    (Archiv  für  Hygiene.  Bd.  XL  Heft  1.  S.  1.) 
Reine  und   trockene    Marmor-    und   Quarzstücke   wurden    zer- 
schlagen   und  je  in  zweierlei   Korngrösse  (Feinkies  von  2—4  moi, 
Grobsand  von  1—2  mm)  in  Blechcylinder  von  20  cm  Höhe  fest  ein- 
gerüttelt   Die  gefüllten  Cylinder  wurden  durch  Dampf  von  120^, 
dann  durch  trockene  Hitze   von  160—170®   sterilisirt,  mit  steriler 
Bouillon  imprägnirt,  endlich   mit    Bouillon-Reinkulturen   von  Milz- 
brand- resp.  Cholerabakterien   infizirt,  nachdem  eine  vorhergehende 
mehrtägige  Durchsaugung  von  filtrirter  und   kohlensäurefreier  Luft 
erwiesen  hatte,  dass  aus  den  sterilen  Bodenproben  selbst  sich  keine 
Kohlensäure  entwickelte.    Spuren  von  Kohlensäure,  die  hierbei  auf- 
traten, konnten  von  der  Oberflächenanziehung  fester  Körper  für  Gase 
abgeleitet  werden. 

Nach  der  Infektion  der  Bodenproben  wurde  durch  die  Cylinder 
nun  fortwährend  kohlensäurefreie  Luft  hindurchgeleitet  und  die  Ab- 
gabe von  CO,  aus  denselben  bestimmt.  Bei  11  Versuchen  ergab 
sich  hierbei  eine  wesentlich  stärkere  Kohlensäureproduktion 
im  Marmor-,  als  im  Quarzboden  und  gleichzeitig  auch  eine 
beträchtlichere  Zunahme  der  Bakterienzahl  während  der  Versuchs- 
dauer in  ersterem.  Innerhalb  jeder  der  beiden  Bodenarten  zeigte 
sich  ferner  ein  deutlicher  Unterschied  zu  Gunsten  der  feinporigen 
Proben  gegenüber  den  mehr  grobkörnigen;  in  ersteren  war  die  Ent- 
wickelung  der  Bakterien  eine  intensivere  und  auch  längerdauemde. 
Was  die  Ursache  dieser  Unterschiede  betrifit,  so  kann  die  grössere 
Kohlensäureproduktion  im  Marmorboden  nicht  durch  ein  Freiwer- 
den von  CO,  aus  Calciumcarbonat  erklärt  werden,  da  es  nicht 
gelang,  in  den  Bodenproben  saure  Reaktion  oder  in  dem  vorgelegten 
Barytwasser  organische  Säuren  nachzuweisen.  Dagegen  spielt  jeden- 
falls die  Grösse  der  Poren  eine  wesentliche  Rolle,  da  der  feinkörnige 
Boden  mehr  Nährflüssigkeit  zurückhielt.  Der  grobkörnige  Boden 
musste  daher  umgekehrt  mehr  Luft  enthalten,  stärker  durchlüftet 
sein,  was  nach  Soyka  die  Sporenbildung  und  damit  das  Aufhören 
der  Bakterienentwickelung  begünstigt  Hierin  erblicken  die  Verff. 
die  Ursache  der  intensiveren  und  längerdauernden  Bakterienent* 
Wickelung  im  feinporigen  Boden. 


Milsbrand.  —  MetMUtische  OphUudiiiiei  —  Hetorodera.  207 

Den  spezifischen  Unterschied  des  Marmor-  vom  Quarzboden  da- 
gegen glaaben  die  Verff.  auf  die  thäls  bereits  bekannte ,  theils  für 
die  hier  angewendeten  Verhältnisse  von  ihnen  neuerdings  bestätigte 
grossere  Wärmeleitungsfähigkeit  des  Quarzes  zurQckfOhren 
so  sollen.  Die  Mikroorganismen  werden  im  Marmor  deshalb  eine 
aasgedehntere  Entwickelung  erreichen,  weil  die  von  ihnen  selbst  pro- 
dozirte  Wärmemenge  sich  besser  in  diesem,  als  im  Quarz  erhält, 
velch  letzterer  im  Gegentheil  die  zugefQhrte  Wärme  leicht  wieder 
abgibt.  B  u  c  h  n  e  r  (Manchen). 

Iiodge  FII89  Samuel,   La   maladie    des    trieurs    de   laine 

(charbon    broncho-pulmonaire).      (Archives  de  mödecine 

ezpirimentale  et  d'anatomie  pathologique.  1890.  No.  6.) 

Die  wesentlichsten  Symptome  der  sogen.  Krankheit  der  WoU- 

fiortirer  (maladie  des  trieurs  de  laine,  woolsorters  disease)  bestehen 

in  Bronchopneumonieen   und  Erscheinungen  von  Seite  des  Darmes. 

Bd  der  Sektion   solcher  Fälle  findet  man    häufig  Gyanose,    Oedem 

am  Halse  und  im  Mediastinum,  Petechien  in  der  Haut,    Exsudation 

IB  die  PlearahGhle,    Bronchitis,   Schwellung    der    Bronchialdrttsen, 

pneumonische  Herde  in  den  Lungen,  Pericarditis. 

Die  Beobachtungen  des  Verf.'s  erstrecken  sich  auf  5  Fälle,  von 
denen  3  letal  abliefen. 

Aetiologisch  fällt  diese  Krankheit  mit  der  sogenannten  Hadern- 
krankheit  zusammen,  indem  sie  gleich  dieser  als  echte  Milzbrandin- 
fektion sich  darstellt 

Die  Milzbrandbacillen  finden  sich  in  der  Wand  der  Luftröhre 
and  der  3ronchien,  in  den  Bronchialdrttsen,  in  Leber,  Milz  und 
Nieren. 

Der  Digestionstractus  konnte  in  den  vom  Verf.  beobachteten, 
fcUl  abgelaufenen  Fällen  weder  anatomisch,  noch  bakteriologisch 
ontersucht  werden.  Di t trieb  (Prag). 

Tesslus,  Ein  Fall  von  einseitiger  metastatischer  Oph- 
thalmie  im   Puerperium,     bedingt    durch   Strepto- 
kokkenemboli e.    [Aus  dem  Laboratorium  der  Königl.  Univer- 
sitäts-Augenklinik zu  Königsberg  i.  Pr.]    (Zeitschrift  fttr  Geburts- 
httlfe  und  Gynäkologie.  Bd.  XVIIL  Heft  2.) 
Verl  untersuchte  den  Bulbus  einer   am   6.  Tage  des  Puer- 
periums an  Pyämie  verstorbenen  39jährigen  IV  para.    Das  Auge 
bot  anatomisch  das  Bild  einer  eiterigen  Ophthalmie  dar.     Letztere 
war  bereits  wenige  Stunden  post  partum  aufgetreten. 

Im  Inneren  des  Auges  fanden  sich  allenthalben  Streptokokken» 
welche  die  Entzündung  bewirkt  hatten.  Welcher  Art  diese  Strepto- 
kokken waren,  wurde  nicht  untersucht  Dittrich  (Prag). 

Tolgty    Ueber  den  Eiersack  von  Heterodera  Schachtii 
und  H.  radicicola.    (Stzgsb.  d.   niederrh.  Ges.  in  Bonn.  1890. 
pg.  94—98.) 
Bei  Heterodera  Schachtii  entsteht  aus  einem  der  weib- 
lichen Geschlechtsöffnung  entfliessenden  Sekret  der  Uteruswandung 

14* 


208  UntersathiingsmethodeD,  Instmmeote  etc. 

unmittelbar  oder  kurz  vor  Beendigung  der  Begattung  der  sogenann 
Eiersaclc,  in  welchem  nicht  selten  die  Männchen,  oder  Reste  der-^ 
selben  und  eine  relativ  kleine  Anzahl  von  Eiern  eingeschlossen  wer** 
den,  während   die   Hauptmasse   der  Eier  nicht  ausgestossen    wird« 
sondern  innerhalb  des  zu  Grunde  gehenden  mütterlichen  Körpers  ihre: 
Entwickelung  durchmacht  Der  Eiersack  ist  demnach  beiH.  Schacht!  i 
ein  nur  selten  und  nicht  in  voller  Ausnutzung  gebrauchtes  (rebilde,. 
während  H.  radicicola,  welche  Art,  wie  Voigt  entdeckte,  ebenfall« 
einen  Eiersack  bildet,  alle  oder  die  meisten  Eier  nach  aussen  ab-» 
legt,  also  noch  die  ursprünglichen  Verhältnisse  aufweist.  Ein  kleiner^ 
Theil  der  Eier  kommt  gelegentlich  auch    in   den  Eiersack  und  ein 
anderer  bleibt  mitunter  in  dem  absterbenden  Weibchen,  wo  er  vor- 
aussichtlich eine  normale  Entwickelung  durchmachen  wird.  Während 
also    die    Weibchen    von    H.  Schach tii,    dem    Rübennematoden^ 
schliesslich  zu  Brutsäcken  werden,  finden  sich  diese  Verhältnisse  erst 
in  den  Anfängen  und  als  Ausnahme  bei  H.  radicicola. 

M.  Braun  (Rostock). 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Tischutldii ,  N.,  Eine  vereinfachte  Methode  der  Berei-» 
tung  von  Fleisch-Pepton-Agar.  (Wratsch.  1890.  No.  8.> 
[Russisch.] 
Verf.  gibt  folgende  Methode  an,  welche  die  Bereitung  von  Fleisch-* 
Pepton- Agar  sammt  Filtrirung  in  der  kurzen  Zeit  von  2 — 2^  Stunden 
ermöglicht.  Er  legt  die  nöthige  Quantität  Agar-Agar  in  eine  ver* 
dünnte  Lösung  von  Essigsäure  (5  ccm  acidi  acetici  glacialis  in  100  ccm 
Aq.  dest)  auf  lö  Minuten.  Das  aufgequollene  Agar-Agar  wird  dann 
in  reinem  Wasser  sorgfältig  gewaschen  (von  der  Säure  befreit),  wor- 
auf es  erst  in  die  Bouillon  kommt.  3 — 5  Minuten  langes  Kodien 
genügt  dann ,  um  das  Agar-Agar  in  Bouillon  zur  vollständigen  Lö- 
sung zu  bringen.  Nach  Neutralisirung  und  Abkühlung  wird  Eiweiss 
von  2  Hühnereiern  zugegossen  und  die  Mischung  ^ — f  Stunden  im 
Koch  'sehen  Dampfapparat  gehalten.  Die  Filtrirung  durch  Schulze'- 
scbes  Papier  erfolgt  dann  ohne  Wärmetrichter  in  äusserst  kurzer 
Zeit  J.  Steinhaus  (Warschau). 

Oasser,  J«,    Culture  du  bacille  typhique  sur  miliear 
nutritifs  color6s.     (Archives  de  ni6decine  expörimentale  et 
d'anatomie  pathologique.    1890.    No.  6.) 
Platten  von  Typhusbacillen  wurden  mit  Agar,  welcher  theils  mit 
Noeggerath 'scher  Lösung,  bestehend  aus  gesättigter  wässeriger 
Lösung  von  Methylenblau  (2  ccm),  Gentianaviolett  (4  ccm),  Methyl- 
grün (1  ccm),  Ghrysoltdin  (4  ccm),  Fuchsin  (3  ccm)  und  aus  200  ccm 
destillirten  Wassers,  theils  mit  den  einzelnen  diese  Lösung  zusammen- 
setzenden Farbstoffen   gefärbt  war,    mittelst  Impfstricben  angelegt 
und  die  Platten  bei  ä9<>  gehalten.    Auf  jenen  Platten,  deren  Nähr^ 


SdiiüiiBipfiiDg«  kOnatl.  Infektionskrankheitan,  EntwickeloDgshammiiDg  etc.      209 

bodea  mit  Facbsin  gefitrbt  war,  erfolgte  bereits  nach  24  Stunden 
me  rdcbliche  EotwickeluDg  der  Typhusbacillen,  während  das  Agar 
im  die  KultareQ  herum  sich  zu  entfärben  begann.  Die  Kulturen 
nahmen  in  den  folgenden  Tagen  eine  immer  intensiver  rothe  Farbe 
10,  während  der  Nährboden  selbst  schliesslich  vollständig  entfärbt 
wurde.  Dasselbe  Verbalten  zeigte  nur  noch  das  Bacterium  coli 
conmane.  Während  aber  das  Wachsthum  des  letzteren  sich  auf 
den  Impfätrich  beschränkte  und  seine  Kulturen  geradlinig  begrenzt 
eredüenen,  wuchsen  die  Typhusbacillen  über  diese  Impfstriche  hinaus, 
wobei  die  Kulturen  derselben  unre^elmässig  begrenzt  erschienen. 

Bei  vielen  anderen  in  dieser  Richtung  geprüften  Bakterienarten 
wurde  kein  dem  Verhalten  der  Typhusbacillen  analoges  VerhaJten 
koostatirt. 

Verf.  bezeichnet  das  genannte  Verhalten  der  Typhusbacillen  als 
an  Merkmal,  welches  geeignet  ist,  neben  anderen  Merkmalen  die 
Tjrphasbacillen  als  solche  erkennen  zulassen.       Dittrich  (Prag). 

BefUn,  Eine  einfache  Methode  zur  Isolirung  anaörober 
Bakterien.    [Aus    dem  hygienischen    Institut    der    Universität 
Breslau.]     (Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IX.  Heft  2.) 
Botkin  gibt  ein  Verfahren   zur  Kullivirung  anaärober  Bakte- 
rien an.     Dasselbe  ist  unter  Benützung  der  gebräuchlichsten   Labo- 
latoriumsutensilien  ausführbar.    Die  Handhabung  des  vom  Verf.  an- 
g^ebenen  und  in  der  Originalarbeit  abgebildeten  Apparates  ist  eine 
laaserat  einfache.  Dittrich  (Prag). 


Sehntziniiifiing,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

PklBalix^    Etüde    exp^rimentale  sur    le  röle    attrib.u^ 
auK    cellules    lymphatiques  dans   la    protection    de 
Torganisme  contre  Tinvasion    du    bacillus    anthra- 
cis    et  dans  le  m^canisme  de  Timmunit^  acquise.   — 
(La  semaine  m6d.  X.  1890.  No.  49.) 
Zur  Prüfung  der  Rolle,  welche  die  Leukocyten  nach  der  Pbago- 
cjtenlehre  spielen,  machte  Ph.  Milzbrandimpfungen  bei  Mäusen,  Ka- 
ninchen und  Meerschweinchen  und  untersuchte  die  der  Impfstelle  zu- 
iiftchst  gelegene  Lymphdrüse.    Er  kam  zu  folgenden  Resultaten : 

Das  Versuchsthier  überlebt  oder  stirbt  innerhalb  einer  Zeit,  die 
zwischen  10  und  72  Tagen  wechselt. 

In  allen  Fällen,  in  denen  das  Thier  stirbt  oder  überlebt,    wird 

der  Milzbrandbacillus  in  der  Drüse  nicht  zerstört,  denn  eine  Aussaat 

desselben  in  Bouillon  erzeugt  eine  reichliche   Milzbratidentwickelung. 

Im  Blut  dagegen  hat  er  seine  Entwickelungsfähigkeit  vollkommen 

verloren,  denn  alle  Kulturen  in  Blut  (Blutserum  ?)  bleiben  steril. 

Pb.  schliesst  daraus,  dass  die  Lymphzellen  immerhin   eine  me- 
^dianiache  Bolle  spielen,  dass  aber  diese  zur  Zerstörung  der  Mikrobien 


210      Bohntnmpftang,  kttnstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelans^hemmnng  eto. 

nicht  genügt.  Der  Schutz  des  Organismus  kommt  vielmehr  hauptr* 
sächlich  durch  die  die  Lebcnsfilhigkeit  des  Milzbrandbacillus  8cli&-- 
digenden  Einflüsse  des  Blutes  zu  Stande.  —  [Acad.  des  sciences^ 
10.  Nov.  1890. J  M.  Kirchner  (Hannover). 

HalniySur  la  virulence  de  la  bact^ridie  charbonneuso 
apris  passage  chez  le  chien  et  chez  le  lapin  vac^- 
cin^.  [Aus  dem  Laboratorium  von  Roux.]  (Annales  de  rinsti* 
tut  Pasteur.  1890.  No.  8.  S.  520.) 

Verf.  gibt  zunächst  eine  vollständige  üebersicht  der  bisherigen^ 
wesentlich  widersprechenden  Angaben  über  das  Verhalten  der  Milz- 
brandvirulenz bei  Uebertragung  auf  nichtempfängliche  Thiere. 

Für  die  Methodik  der  Versuche  von  Wichtigkeit  ist,  dass  nicht 
direkt  das  Oedem,  überhaupt  die  Körpersäfte  des  mit  Milzbrand  ge- 
impften immunen  Thieres  zur  Prüfung  der  Virulenz  verimpft  werden  ; 
gewöhnlich  ist  die  Menge  der  darin  enthaltenen  Bacillen  eine  zu 
geringe,  letztere  müssen  daher  durch  Bouillonkultur  vermehrt  und 
dann  erst  verimpft  werden.  Die  Unterlassung  dieser  Vorsichtsmass- 
regel erklärt  wohl  hauptsächlich  die  durch  verschiedene  Autoren  ge- 
fundene scheinbare  Abnahme  der  Virulenz.  Zur  Prüfung  dienten 
Kaninchen  von  gleichem  Gewicht;  der  Milzbrand  galt  um  so  wirk- 
samer, je  schneller  dieselben  erlagen. 

Die  Hauptversuche  wurden  an  24  meist  ausgewachsenen  Hun- 
den angestellt;  hiervon  wurden  7  subkutan  mit  Milzbrand  inokulirt^ 
von  denen  einer  erlag,  17  wurden  intravenös  infizirt,  von  denen  7 
erlagen.  Die  Prüfung  der  Virulenz  der  Milzbrandbacillen,  zunächst 
aus  dem  lokalen  Oodem  der  subkutan  inokulirten  Hunde  ergab  nun 
stets  eine  Steigerung  derselben.  Die  damit  geimpften  Kaninchen 
erlagen  im  Mittel  in  42  Stunden,  während  der  gleiche  Milzbrand  vor 
der  Passage  dieselben  erst  in  72  Stunden  getödtet  hatte.  Bei  Meer- 
schweinchen sank  die  Todeszeit  ebenfalls  von  36  auf  27 — 30  Stun- 
den. Ebenso  zeigten  die  durch  intravenöse  Injektion  auf  Hunde 
übertragenen  Milzbrandbacillen  —  von  denjenigen  Hunden,  welche 
sich  immun  erwiesen  —  eine  wesentliche  Erhöhung  der  Virulenz. 
Es  war  dabei  oft  schwer,  die  Milzbrandbacillen  aus  dem  Blut  und 
den  Organen,  Milz  und  Leber  der  nach  2 — 3  Tagen  getödteten  Hunde 
wieder  herauszuzüchten,  da  dieselben  grösstentheils  sehr  rasch  im 
Körper  zu  Grunde  gingen.  Aber  die  erlangten  Kulturen  tödteten 
Kaninchen  im  Mittel  in  32  Stunden. 

Ebenfalls  Steigerung  der  Virulenz  trat  femer  ein  bei  Ueber- 
tragung des  Milzbrandes  auf  künstlich  immunisirte  Kaninchen.  Bei 
den  für  Milzbrand  empfänglichen  Hunden  dagegen  erwies  sich 
die  Steigerung  der  Virulenz  als  eine  unregelmässige. 

Von  weiteren  Ergebnissen  ist  zu  erwähnen,  dass  beim  Hunde 
durch  eine  vorausgehende  subkutane  oder  intravenöse  Milzbrand- 
infektion die  Immunität  bis  zur  absoluten  Unempfänglichkeit  ver- 
stärkt werden  kann.  Femer  zeigte  sich  die  intravenöse  Injektion 
für  Hunde  gefährlicher,  als  die  subkutane.  Schwarze  Hunde  erwiesen 
sich  auffallender  Weise  weit  empfänglicher  für  Milzbrand,  als  andere. 
Manche  Hunde  erliegen  in  Folge  von  Milzbrandinokulation,  ohne  dass 


SebvtsiiDpliiiig,  ktlnatl.  InfaktioDsknuikheiten,  Entwiekelongsbemmang  etc.      211 

■ao  bei  der  Sektion  Bacillen  zu  finden  vermag.  Bei  absolut  unem- 
jAflglichen  Hunden  sind  die  Bacillen  bereits  nach  18  Stunden 
fällig  verschwanden,  w&brend  man  sie  bei  dem  gewöhnlichen  Grade 
TOD  Immunität  noch  nach  24  Stunden  im  Blute,  nach  3  Tagen  in 
der  MUx  nachzuweisen  vermag.  Buchner  (München). 

Blagovestehensky,  Sur  Tantagonisme  entre  les  bacilles 
da  charbon  et  ceux  du  pus  bleu.    [Aus  dem  Laboratorium 
von  Metschnikoff  im  Institut  Pasteur.]    (Annales  de  PInstitut 
PÄrteur.  1890-  No.  11.  S.  689.) 
Aus    den    Untersuchungen    von    Emmerich,    Pawlowsky, 
BoQchard  a.  s.  w.  geht  hervor,  dass  die   pathogene  Wirkung  von 
Miisbrandbacillen  durch  gleichzeitige  oder  nachfolgende  Impfung  mit 
anderen  Bakterienarten  aufgehoben  werden  kann.    Verf.  hat  es  unter- 
Dommen,  den  Mechanismus  dieses  Hemmungsvorganges,  speziell  für 
Milzbrandbacillen  und  Bacillus  pyocyaneus,  näher  zu  erforschen. 
Zunächst  wurden  in  die  vordere  Au^^enkammer  von   Kaninchen 
und  Meerschweinchen  durch  angelegte  kleine  Schnittöffnungen  gleich- 
leitig  je  eine    Platinöse  von  gleich  alten   Agarkulturen  der  beiden 
Bakterienarten  eingebracht.    Das  Auge  wurde  alsdann  zwei-  bis  drei- 
nal  täglich  mit  destillirtem  Wasser  ausgewaschen,  um  eine  sekun- 
däre Infektion  möglichst  zu  vermeiden.    Die  Folge  dieser  Impfungen 
waren  heftige  entzündliche  Erscheinungen,  welche  fast  in  allen  Fällen 
gegen    Anfang    der    dritten   Woche   zu  einer  totalen  Atrophie  des 
Bulbus  fQhrte».«    Während  des  Verlaufes  des  ganzen  Prozesses  wurden 
DVD  mittelst  kapillar  ausgezo^^ener  Pipetten  in  verschiedenen  Zeit- 
räumen durch  die  erwähnten  Schnittöffnungen  in   der  Cornea  kleine 
Flüssigkeitsproben    aus    der   Augenkammer    entnommen  und  theils 
mikroskopisch,  theils  durch  Agarkulturen  untersucht. 

Schon  nach  6  und  12  Stunden  fanden  sich  reichlich  Lcukocyten, 
sieUenweise  auch  Phagocyten  mit  aufgenommenen  Milzbrandbacillen, 
wShrend  die  Pyocy  an eus- Bacillen  frei  waren;  nach  18— 24  Stun- 
deu  findet  man  Phagocyten  vollgepfropft  mit  Milzbrandbacillen,  nach 
36—48  Stunden  beginnen  letztere  körnig  zu  degeneriren  und  ver- 
sehwinden allmählich.  Nun  beginnen  die  Phagocyten  auch  die  Pyo- 
cyaneus bacillen,  welche  sich  bis  dahin  vermehrt  hatten,  aufzu- 
Dehnoen,  und  zwar  in  grossen  Massen. 

Von  11  auf  diese  Weise  infizirten  Kaninchen  erlagen  nur  3, 
Dach  70  Stunden  bis  7  Tagen,  und  bei  keinem  konnten  Milzbrand- 
bacillen aus  den  Organen  gezüchtet  werden;  8  Thiere  blieben  am 
Leben,  während  4  Kontrollthiere,  mit  gleichen  Mengen  der  nämlichen 
ADthraxkultur  infizirt,  innerhalb  58  Stunden  bis  6  Tagen  an  Milz- 
brand erlagen.  Aehnlich  waren  die  Resultate  bei  Meerschweinchen. 
Die  flberlebenden  Thiere  erwiesen  sich  nicht  immun  gegen  Anthrax. 
Bei  5  anderen  Kaninchen  wurde  der  Milzbrandbacillus  in  das 
elDe,  der  Pyocyaneus  in  das  andere  Auge  übertragen.  3  von 
diesen  Thieren  erlagen  an  Anthrax,  2  an  Pyocyaneus-Infektion,  ob- 
ivohl  sich  in  mehreren  Organen  degenerirte  Milzbrandbacillen  fanden. 
Bei  grösserer  Entfernung  desBacilluspyocyaneus  vom  Anthrax- 
bacillus  wird  die  Wirkung  somit  geringer. 


212      Schutsimpfniig,  kttnstl.  Infektionskrankheiteni  EDtwickelnngshemmang^  etc. 

Ferner  wurden  bei  4  Kaninchen  Fäden  mit  angetrocknetes  Milz* 
brandsporen  gleichzeitig  mit  Bacillus  pyocyaneus  ins  Auge  ge- 
bracht. Der  Erfolg  bewies  eine  direkt  hemmende  Wirkung-  des 
Pyocyanens,  indem  die  Sporen  nicht  auskeimten,  obwohl  dieselben 
sonst  stets,  auch  bei  immunen  Thieren,  in  der  Vorderkamnier  zu 
keimen  pflegen.  Bei  nachberiger  Uebertragung  in  Bouillon  dagegen 
erfolgte  ein  Auswachsen  der  Sporen. 

Es  wurde  nun  zu  Versuchen  mit  sterilisirten  Pyocyaneus- 
kulturen  übergegangen.    Von  8  Kaninchen,  welche  solche   sterilisirte 
Kulturen  und  gleichzeitig  Milzbrand  in  die  vordere  Augenkammer 
erhielten,  erlagen  jedoch  7  an  Milzbrand.    Besser  wirkte  die  gleich- 
zeitige subkutane  Injektion  von  1—2  ccm  steriler  Pyoeyaneus- 
kultur  und   ebenso  viel  Bouillonkultur  von  Anthrax  an    der   näm- 
lichen Stelle,  indem  von  6  Kaninchen  nur  eines  am   23.    Tage  und 
zwar  ohne  Anthrazsymptome  erlag.    Ebenfalls  Hemmung  des   Milz- 
brandes wurde  noch  bei  einer  Anzahl  weiterer  Versuche  erzielt,  bei 
denen  die  sterile  Pyocyaneuskultur  rings  um  die  Anthraxinokn- 
lationsstelle  wiederholt  injizirt  wurde.    Ein  Theil  der    so    vor  dem 
Milzbrand  geschützten  Kaninchen  (4  unter  9  Thieren)    erwies  sicii 
bei  späterer  Prüfung  nach  1 — 2  Monaten   immun  gegen    Anthrax. 
Verf.   bestätigt  somit  die  von   Wood   und  Woodhead   erzielten 
günstigen  Hemmungsresultate;  aber  es  bedürfe  sehr  grosser  Mengen 
steriler  Kultur.    Deshalb  erliegen  die  Thiere,  wenn  die   Injektionen 
in  die  Vorderkammer  geschehen,  weil  hier  nur  minimale  Quantitäten 
angewendet  werden  können. 

Schliesslich  wurden  nun  Versuche  über  den   Antagonismus  von 
Milzbrand-  und  Pyocyaneus-Bacillen  ausserhalb  des   Körpers 
angestellt    Agarplatten  in  Pe  tri 'sehen   Schalen  wurden   mit  zwd 
gekreuzten   Streifen  von  Aussaatmaterial  der  beiden  verschiedenen 
fiakterienarten  besät.    Am  Kreuzungspunkt  der  Streifen  konnte  sehr 
deutlich  die  Einwirkung  der  Bacillen  des  blauen  Eiters  auf  die  An- 
thraxbaciilen    beobachtet   werden.    Bei    vielfach    wiederholten   Ver- 
suchen ergab  sich,  dass  diese  Einwirkung  stets  eine  stark  hemmende 
und  nachtheilige  war.    Andere  Versuche    nach    verschiedenen   Me- 
thoden Hessen  sogar  erkennen,  dass  die  blosse  Nachbarschaft  der 
Produkte  der  Lebensthätigkeit  der  Pyocyaneuskulturen  —  wobei 
hauptsächlich  eine  flüchtige  Substanz  von   üblem   Geruch  wirksam 
sein  soll  —  einen  schädlichen  Einfluss  auf  die   Entwickelung  der 
Milzbrandbacillen  ausüben. 

In  diesem  Antagonismus  der  Pyocy  aneusbacillen  gegen  die 
Anthraxbacillen  ausserhalb  des  Körpers  erblickt  Verf.  die  Erklärung 
auch  für  die  Hemmung  der  Milzbrandentwickelung  im  Innern  des 
Organismus,  beschränkt  aber  vorsichtiger  Weise  diese  theoretische 
Auffassung  [welche  Ref.  nicht  zu  theilen  vermag]  auf  den  speziell 
vorliegenden  Fall.  [Die  Hemmung  des  Milzbrandes  durch  Erysipel- 
kokken,  durch  sterilisirte  Kulturen  des  Pneumobacillus  u.  s.  w.  lassen 
sich  auf  diese  Weise  nicht  erklären.    Ref.] 

B  u  c  h  n  e  r  (München). 


BaktarioL  Tom  X  tot«Tiuiüoiuil«D  raedleiniicben  KongrasM  in  Berlin.        21$ 


OriginalbericMe  Ober  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  internationalen  medioinisohen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(FortseUttng.) 

Aus  den  Abtheilangs-Sitznngeo. 

XY.  Abtheilang :  Hygiene. 

Herr  Comet  (Berlin-Beichenhall),  Derseitiger  Stand  der  Tu- 
berculosenfrage. 
Nach  dem  heutigen  Stande  der  Tuberculosen-  speziell  der  Lungen- 
tabercQlosenfrage  steht  fest, 

1)  daaa  dieselbe  durch  den  Bacillus  und  zwar  durch  die  Ein- 
atmung desselben  entsteht; 

2)  das8  wegen  der  eigenartigen  Lebensbedingungen  des  Tuber- 
keUuLCillus  ein  Wachsthum  desselben  ausserhalb  des  menschlichen 
resp.  tbierischen  Organismus  unter  natürlichen  Verhältnissen  unmög- 
lieh  ist; 

3)  dass  das  Sputum  wegen  der  in  ihm  repräsentirten  grössten 
Menge  des  ans  Freie  gesetzten  tuberculösen  Materials  der  schädlichste 
Faktor  ist; 

4)  dass  das  Sputum,  trocken  und  zur  Verstäubung  geeignet,  sehr 
gefährlich  ist,  im  feuchten  Zustande  die  Gefahr  einer  Inhalation  völlig 


&)  dass  darum  mit  Nothwendigkeit  alles  auf  die  Feuchterhaltung 
aller  Sputa  und  auf  deren  Unschädlichmachung  in  diesem  Zustande 
bindrängt 

EHe  Prophylaxe  würde  sich  somit  relativ  einfach  gestalten,  obzwar 
ein  praktischer  Erfolg  nur  dann  zu  erwarten  ist,  wenn  die  Grund- 
sätze der  Prophylaxe  dem  Volke  geradezu  anerzogen  werden.  Popu* 
läre  Anweisungen,  wie  sie  Vortn  jedem  seiner  Patienten  einhändigt, 
und  ähnliche  publizistische  Mittel  können  vieles  zur  Ausbreitung  der 
prophylaktischen  Maassnahmen  beitragen. 

Unabweisliches  Postulat  wäre  es,  dass  in  allen  öffentlichen  Ge- 
bäuden wassergeffillte,  leicht  und  täglich  zu  entleerende  Spucknäpfe 
aufgestellt  werden.  Die  Desinfektion  des  Sputums  ist  unnöthig  und 
nieht  allgemein  durchführbar,  eine  Füllung  mit  Sand  oder  Sägespänen 
dbm  verwerflich.  Der  Inhalt  der  Näpfe  soll  in  den  Abort  geschüttet 
werden,  da  die  Bacillen  in  Fäulnissgemengen  in  35  Tagen  zu  Grunde 
gehen.  Die  unentgeltliche  Desinfektion  von  Räumen,  in  denen  Tu- 
berculöse  lebten  oder  starben,  ist  gesetzlich  zu  fordern  und  die  Er- 
richtung von  Desinfektionsanstalten  obligatorisch  zu  machen.  Die 
Reinigung  der  Wohnräume  finde  stets  auf  feuchtem  Wege  statt.  Es 
mOge  die  Gründung  von  Anstalten  für  Schwindsüchtige  angestrebt 
werden,  denn  in  solchen  Instituten  bat  der  Schwindsüchtige  die  meiste 


214        ^«kteriol.  vom  lt.  inUrnatiouaUli  m^dicioSachen  ftoDgrasM  su  Ifterlia. 

Aussicht  auf  Heilung  und  seine  Familie  oder  Umgebung  wird  di^rch 
seine  Entfernung  am  sichersten  vor  Ansteckung  geschützt.  Die  Milch 
darf  von  Kindern,  Kranken  und  Rekonvalescenten  oder  selbst  von 
Gesunden  nur  in  gut  gekochtem  Zustande  genossen  werden.  Sanit&ts- 
polizeiliche  Vorschriften  sind  in  dem  Sinne  zu  treffen,  dass  einerseits 
das  Fleisch  von  Thieren,  welche  an  mehr  als  einem  Organe  an  Tu- 
berculose  leiden  oder  schon  bereits  abgemagert  sind,  vom  Genüsse 
gänzlich  auszuschliessen  bezw.  zu  vaiiicbten  und  dass  andererseits 
das  Fleisch  von  Thieren  mit  minderer  lokalisirter  Tuberculose  zum 
Verkauf  nur  unter  der  ausdrücklichen  Bezeichnung  als  minderwerthig 
zugelassen  werden  darf.  Frühzeitiges,  zwangsweises  Schlachten  tuber- 
culöser  Thiere  mit  theilweiser  Entschädigung  der  Besitzer  ist  gesetz- 
lich anzubahnen. 

Herr  Sormani  (Pavia),  Internationale  Maassregeln  gegen 
die  Tuberculose. 

Die  Prophylaxe  der  Tuberculose  kann  behördliche  Vorsicht«- 
maassregeln  internationalen  Charakters  beständig  nöthig  machen; 
denn  es  gibt  vielerlei  Wege,  auf  welchen  das  Tuberkelvirus  leicht 
von  einem  Lande  in  das  andere  übertragen  und  verbreitet  wird. 

Hauptsächlich  gehören  hierher 

1)  die  Tuberculosen,  welche  sich  behufo  klimatischer  Kur  an  ge- 
wissen Orten  in  grösserer  Zahl  ansammeln; 

2)  die  Eisenbahnwagen  und  Schiffe  für  den  Personentransport; 

3)  die  tuberculösen  Sehlachtüiiere  und  einige  Nahrungsmittel, 
welche  im  Handel  vorkommen; 

4)  die  grossen  industriellen  Etablissements,  in  welchen  sich  Ar- 
beiter verschiedener  Nationalität  zusammenfinden. 

Italien  und  andere  Mittelmeerländer  beherbergen  während  der 
Winter-  und  Frühlingsmonate  eine  grosse  Anzahl  Lungenkranker, 
welche  aus  den  nördlicher  gelegenen  Gegenden  Europas  nach  dem 
Süden  kommen.  Die  Folgen  dieser  Anhäufungen  Schwindsüchtiger 
an  einzelnen  Punkten  finden  bereits  ihren  Ausdruck  in  der  grösseren 
Frequenz  der  Phthise  in  mehreren  klimatischen  Stationen  des  süd- 
lichen Frankreichs,  Italiens  und  Algiers.  Für  San  Remo  hat  Raseri 
nachgewiesen,  dass  die  Tuberculose  in  kontinuirlicher  Zunahme  be- 
griffen ist.  Die  Uebertragung  der  Tuberculose  wird  auch  in  den  kli- 
matischen Kurorten  zumeist  durch  die  Infizirung  der  Wohnräume 
stattfinden,  namentlich  der  Hotels,  der  möblirten  Miethwohnungen, 
der  Kaffeehäuser,  Kirchen  etc.  Weniger  Gefahr  bringt  die  mögliche 
Verunreinigung  der  Wege  und  Plätze,  denn  bei  diesen  trägt  die  keim- 
tödtende  Wirkung  des  Sonnenlichtes  namhaft  zu  einer  gewissen  rela- 
tiven Desinfektion  des  Bodens  bei.  Es  wäre  daher  für  die  klima- 
tischen Kurorte,  wo  so  viele  Brustkranke  zusammenströmen,  eine 
unab weisliche  Noth wendigkeit,  einen  regelmässigen  und  strengen  Des- 
infektionsdienst für  Wohnräume  einzuführen,  welcher  sich  besonders 
auf  die  Gasthöfe,  die  an  Kranke  vermietheten  Wohnungen  und  auf 
die  öfiTentlichen  Lokale  zu  erstrecken  hätte.  Die  Desinfektion  dürfte 
nicht  den  Privatparteien  und  Hotelbesitzern  überlassen,  sondern 
müsste  unter  der  Leitung  der  kompetenten  Behörde  durchgeführt 


ftaktonol.  rum  ^.  intemationaUn  mediciiiMi  han  Kongresse  zu  fierlin.         215 

waien.  Bei  der  Neoaoflf&bruDg  von  Hotels,  Sanatorien  und  ähn- 
iter  Geb&ude  soll  auf  eine  möglichst  leicht  durchführbare  Desio- 
Uiijm  der  Fussböden  und  Wände  Rücksicht  genommen  werden,  da- 
ker  soweit  als  thuDÜch  Teppiche,  Papiertapeten,  Vorhänge  etc.  zu 
vermeiden  sind.  Jedes  Zimmer  und  die  Treppenruheplätze  sind  mit 
im  von  Gornet  empfohlenen  Spucknäpfen  zu  versehen. 

Die  Eisenbahnpersonenwagen    können  ebenfalls  wesentlich  zur 
Veftareitung  des  taberculösen  Virus  beitragen.    Die  Sputa,  welche  die 
Tabercalösen  auf  den  Waggonfussboden  deponiren,  werden  durch  den 
litfTSchenden  Luftzug  rasch  getrocknet,  durch  das  Reiben  der  Füsse  in 
SUab  verwandelt  und  durch  die  kontinuirliche  Luftbewegung  im  Innern 
des  rollenden  Babnwagens  in  der  Luft  suspendirt  erhalten.    Es  wäre 
demnach  wünschenswerth,  wenn  zum  mindesten  der  Fussböden  der 
Personenwagen  nach  jeder  Fahrt  desinfizirt  werden  würde.    Um  dies 
rasch  ond  vollständig  bewerkstelligen  zu  können,  müsste  der  Fuss- 
böden eine  glatte  Oberfläche  besitzen  und  frei  von  Unebenheiten  und 
Sitzen  sein.     Grösser  ist  die  Infektionsgefahr  bei  Seereisen,  wenn 
sieh  Taberculöse   an  Bord  befinden.     Tausende  von  Auswanderern 
kreuzen  den  Ocean.    Das  didite  Nebeneinanderleben  vieler  Menschen 
in  einem  beschränkten  Räume  bedingt  es,  dass  unter  solchen  Um- 
ständen die  Taberculösen  eine  grosse  Gefahr  für  die  Mitreisenden 
bilden.  Inabesondere  ist  dies  bei  den  Rückfahrten  von  Amerika  nach 
Europa  der  Fall,  vireil  die  Ausgewanderten,   welche  an   Phthise  er- 
krt&ken,  fast  immer  die  Rückkehr  in  die  Heimath  anstreben.    Viele 
tieser  Unglücklichen  sterben  wlUirend  der  Ueberfahrt.   Im  Zwischen- 
deck der  Auswandererschifife  werden   die  Getränke  in  gemeinschaft- 
lichen Gewissen   gereicht,  die  Kabinen   sind  klein   und  dicht  neben- 
einander gelegen,  das  Wasser  lässt  an  Reinheit  viel  zu  wünschen 
iibr^:  alles  Momente,  welche  die  Infektionsgefahr  für  die  übrigen 
Bosenden    erhöhen.     Die    prophylaktischen   Maassnahmen    müssten 
darin  bestehen,  dass  entweder  Tuberculöse  überhaupt  nicht  an  Bord 
genommen   werden  dürfen  oder  wenigstens  die  Fälle  in  vorgeschrit- 
\ieiiem  Stadium  ausgeschlossen  bleiben ;  oder  aber  es  wären  die  Tuber- 
culosen m  einem  abgesonderten  Räume,  z.  B.  der  Krankenabtheilung, 
zurückzuhalten.    Ferner  wären  noch  die  Benutzung  von  Spuckschalen, 
Desinfektion  und  eine  relative  Isolirung  zur  Pflicht  zu  machen. 

Zwischen  den  verschiedenen  Ländern  findet  ein  reger  Handels- 
Terkehr  mit  Schlachtthieren  und  Nahrungsmitteln,  wie  Milch,  Natur- 
UDd  Kunstbutter,  konservirtem  Fleisch  etc.  statt,  welche  alle  geeignet 
änd,  als  Träger  und  Verbreiter  des  Tuberkelbacillus  von  einem 
Lande  in  das  andere  zu  fungiren.  Man  wird  die  gehörige  Aufsicht 
des  Verkehrs  mit  derartigen  Handelsprodukten  nicht  verabsäumen 
dürfen.  Wenn  auch  die  Diagnose  der  Rindertuberculose  intra  vitam 
schwierig  ist,  so  muss  dennoch  von  den  Grenzthierärzten  der  Ueber- 
tritt  jener  Thiere  in  jedem  Falle  verhindert  werden,  in  welchem  die 
Diagnose  möglich  ist. 

Der  Schutz  der  Arbeiter  gegen  die  Invasion  der  pathogenen  Mi- 
loHMiganismen  ist  keineswegs  eine  der  minderwerthigen  Fragen.  Viele 
(^tbeiter  werden  thatsächlich  die  Opfer  von  Infektionskrankheiten, 
welche  sie  in  den  Arbeitsstätten  acquiriren,  worunter  die  Tuberculöse 


1 


216  ^^^^  LUteratnf. 

nicht  gerade  die  seltenste  ist    Ein  Tuberculöser,  welcher  den 
boden  rQcksicbtslos  mit  seinen  Sekreten  yerunreinigt,  kann  zum    Ii 
fektionsherde  für  viele  seiner  Genossen  werden,  obzwar  in  den  gross« 
Etablissements  ausserdem  gewöhnlich  aach  noch  andere,  die  Uebei^ 
tragung  der  Krankheit  begOnstigende  Umstände  hinzukommen  ,     wi 
das  Einathmen  von  Staub  und  von  irritirenden  Gasen,  verdorbeo< 
Luft,  Bewegungsmangel  und  plötzlicher  Temperatur  Wechsel.  Aehn  liebe 
Verhältnisse  herrschen  auch  in  Militärkasernen.    Diesen  Zuständen 
könnte  durch  eine  hygienische  Aufsicht  der  industriellen  Etablisse-  i 
ments  und  der  obligatorischen  Einführung  jener  Maassregeln,  welche 
die  Prophylaxe  der  Tuberculose  in  der  Familie  bilden,  abgeholfen 
werden. 

(FortMtBiing  folgt.) 


Neue  Litteratur 

ntunmeiifettelH  tob 

Db.  Abthub  WüBZBUBe, 

IMMtoA^fcM.    Im    imülMulHIB  fltWIMlhllHWIltt    Itt  BiritaU 


Biologit, 
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LewMiAowiki,  A.,  Ueber  Indol-  und  Pbenolbildong  dareh  Bakterien.    (Deutsche  medie. 

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lich  dargestellten  eingeklemmten  Hernien,     gr.  8*.    25  p.     Gdttxngen  (Vandenhoeck  a. 

Ruprecht)  1891.  0,60  M. 

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Harmlose  Bahtorien  und  PartuiUn, 


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Beuuaydr,  J.,  Untersuchungen  Aber  die  Wirkungen  der  verschiedenen  Hefearten,  welche 
bei  der  Bereitung  weingeistiger  Getrilnke  vorkommen,  auf  den  tbierischen  und  mensch- 
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Nene  Litteratur.  217 

&^nkheaMrr^lfmd€  BdkUrim  und  Fora  tum  hei  Memtchen. 
^.    Ii^tktiöu  AQgememtrankhtüeiL 

Cholera,  T|yphii8,  Bnbr,  Gelbfieber,  Pest 

Ji  BlAv,  F^  Le  choMra  en  1890.     8^     Paris  (Masson)  1880.  1  fr. 

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&b8i  d«e  Kgl.  PreossiMfaen  Ministers  der  geistliehen  etc.  Angelegenheiten  Tom  10.  De- 

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B.    h^ßktiSu  LohaOarmMmUn. 
Hanl^  Muskeln,  Knochen. 

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Bibitdir,  Z.f  Ueber  Kombination  von  Syphilis  und  Tuberculose  des  Kehlkopfes  und 
die  gegenseitige  Beeinflussung  beider  Prosesse.  Vortrag,  gr.  8^.  31  p.  m.  10  Ab- 
biMgB.    Wien  (BraumfiUer)  1890.  0,70  M. 


218  ^«v«  Littonttnr. 

Krantkeäserregende  JBakierim  und  Faraiäen  bei  P/Umzm. 

Nonne,  die,  auch  FichteuBpinner,  Fichtonbir,  Rothbanch  genannt  (Lfparina  moDfltdaa) 
Natargeschichtliche  Beaehreibg.  der  Nonne,  Darlegg.  der  Lebenaweise  n.  d.  forstl .  ^Ver- 
haltens derselben,  dann  der  Massnahmen  aur  Bekämpfg.  der  Nonne.  Auf  Voran  las  «^g^ 
der  betheiligten  Staatsministerien  sosammengestellt  f.  waldbesits.  Gemeinden  e^c  in. 
Privatwaldbesitser.  2.  Aufl.  gr.  8®.  36  p.  m.  1  färb.  Taf.  München  (M.  Rieger^«e2i« 
Univ.-Buchh.  [GnsUv  Himmer])  1890.  0,80    BS. 

BAthaj,  E.,  Welche  neuen  biologischen  Beobachtungen  Über  die  Reblaus  liegen  Tor  oxici 
welche  Art  der  BekSmpfung  Iftsat  aich  etwa  darauf  gründen  ?  (Internat,  land-  u.  Torst- 
wirtluchaftl.  Koogress  zu  Wien.  Heft  117.)     Wien  (Prick)  1891. 


Sehatzimpftangeii,  kfinstliehe  Infektionskrankheiteii,  Bntwld^e- 
Inngshemmnng  und  Yemiehtung  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berficksiehtlgang  der  Arbeiten  fiber  das  Eoeh^sche 
HeÜTerfahren  gegen  Taberenlose. 

Allberg,    Bericht  über  18  auf   der  chirurgischen  Abtheilung   mit  dem  Koch'seben   Ver- 
fahren  behandelten   FUle   (Hamburg).     (Deutsche   medic.  Wochenschr.    1891.    Ko.   2. 

p.  68—70.) 
Amann,  J.,  Der  Einfluss  der  Koch'schen  Impfungen  auf  die  Tuberkelbacillen  im  Sputam. 

(Centralbl.  f.  Bakteriol.  u.  Parasitenk.  Bd.  IX.  1891.  No.  1.  p.  1—8.) 
Anüng,  E. ,    Mittheilungen   fiber  Vemnche   mit  der  Koch'schen  Iiyektionsflfissigkeit  bei 

Lepra   und   Lupus   erythematodes.      (Deutsche    medic.    Wochenschr.    1890.    No.    50. 

p.  1169—1171.) 
Babet,  Y ,  u.  Kalendero,  N.,  lieber  die  Wirkung  des  Koch'schen  Heilmittels  bei  Lepra. 

(Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  8-  p.  116— 116-) 
Bäomlor,  C,  Beobachtungen  bei  Anwendung  des  Koch'schen  Heilverfahrens.     (Deutseba 

medic.  Wochenschr.  1891.  No.  9.  p.  61 — 66.) 
Biadart,  F.,  Zur  Diagnose  und  Behandlung  der  Tuberculose.     (Berlin,  klin.  Wochenschr. 

1891.  No.  8.  p.  8t— 88) 
Browiei,  Beitrag  sur  Histologie  der  Oewebsverinderungen  nach  Injektion  der  Koch'schen 

Vaccine.     (Wiener  medic.  Blfttter.  1891.  No  8.  p.  39—40.) 
Bvrckhardt,  H.  ▼.,  Mittheilungen  fiber  das  Koch'sche  Heilverfahren.     (Medic.  Korrspdsbl. 

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CaftelliBO,  0.,  Modificazioni  del  sangue  in  seguito  ad  iniesioni  di  linfa  di  Koch.     (Oaas. 

d.  ospit.  1891.  No.  1.  p.  8—4.) 
Central-Zeitung  ffir  das  Koch'sche  Heilverfahren.     Organ  f.  die  Fortschritte  in  der  Heiig. 

der  Tuberculose.     1.  Jahrg.  1891.    (84  Nrn.)    No.  1.  16  p.     gr.  4^     Berlin  (Alfred  H. 

Fried  u.  Co.)  VierteUfthri.  1,60  M. 

Chejne,  W.  W.,  Gase  of  lupus  treated  by  Koch's  method.     (Brit  Med.  Journ.  No.  1566. 

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Damm,  A.,    Nochmals   gegen  Koch.    Ein  weiterer  Beitrag  sur  Tubercnlosen-Prage  und 

SU   den   Vorgingen    der    Gegenwart.     8^.     86  p.     Wiesbaden    (H.    Hadowsky)    1891. 

0,60  M. 
Demonstrationen  sum  Koch'schen  Heilverfahren  (FrXnkel,  B. ,   Frftnkel,  A. ,  Ba- 

ginsky,  B.,    Virchow).     pSerlin.  medic  Oes.]     (Berlin,  klin.  Wochenschr.   1891. 

No.  8.  p.  79—88.) 
Discussion  fiber  den  Vortrag  des  Herrn  B.  Fr&nkel:  Ueber  die  Anwendung  des  Koch- 

schen    Mittels    bei    Tuberculose.     [Berlin,    medic.    Ges.]     (Berlin,   klin.    Wochenschr. 

1891.  No.  8.  p.  88—86.) 
Discussion    on    the  treatment  of  tuberculosis  by  Koch's  method.     [Clinical  soc.  of  Man- 
chester.]    (Lancet.  1891.  Vol.  I.  No.  8.  p.  89.) 
Flatau,  T.  8.,    Laryngoskopische  Beobachtungen    zur  Koch'schen  Heilmethode.    (Berlin. 

klin.  Wochenschr.  1891.  No.  3.  p.  66—58.) 
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Nmm  Litteratar.  219 

W^  TenodM  ma  teb«rea]6fen  Rindern  rah  dem  Koch'seben  Mittel.    [Aas  der 
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JI91.  Ke.  I.  p.  1S~13.) 
SiiB,  &,  Experfanentelles  nur  JodkaUnrnwirkangt  nebst  einem  Vorschlage  in  gelegent- 

icfar  KenbiBining  der  Koeh'sehen  Methode  mit  interner  Jodkalinmbehandlang.    Vorl. 

MÜik.    (Berlin.  Uin.  Wochensebr.  1890.  No.  59.) 
jhahMi,  F.,  StollVreebselantennchangen  bei  Lnngentabercalose  nach  Anwendung  des 

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(DlidL  Medtainal-Ztg.   1891.   No.  6.  p.  89—63) 
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220 


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Sebtttilapfluig,  kftBittiahe  InfaktiOBt- 

kraiikliaitaBL«  Xntwtcklmigihemiiwng 

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charboaaense  aprto  passage  ehea  le  ehiea 
et  chet  le  lapia  Tacein4,  p.  210. 

Phiialix,  Btude  ezp4rimentale  sur  le  r6le 
attrlbu4  aux  oellules  lympbatlques  daos 
la  protection  de  rorgaaisme  coatre  I*ia- 
Tasioa  du  bacillus  aatbrads  et  daas  le 
möcaaisme  de  l'immunit4  acquise,  p.  209. 

Originalbariobta  ftber  XongrMM. 

Bakteriologisches   Tom   X.  iater- 

aatioaalea  mediciniscbea 

Koagresse  su  Berlia, 
4. — 9.  August  1890.    (Fortsetauog.) 

Comet,  Derseitiger  Staad  der  Tabercalose, 

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Somuuii,  lateraationale  Massregeln  gegen 

die  Tabercalose,  p.  214. 

Nene  IdtlentoTt  p.  216. 


FnmBUMonhM  Boehdraek«!«!  (RornAsii  Pohl«)  In  Jna. 


Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 


In  Yerbindang  mit 

Geh.  Mt,  Prot  Dr.  IMart  nd  Pnfissor  Dr.  Loeflier 

Im  LHpxic  in  Or«ilinri)4 

herauBgvgeben  von 

Dr.  O.  TThlisroriii  in  Cassel. 


-M- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  In  Jena. 


ELBaaA« 


J«ui»  den  21.  Februar  1891. 


No.7. 


Ca 


Frtif  IBr  dm  Baad  (16  VauMni)  14  Muk. 
Jährlich  ersebtinea  swei  Bind«, 
bestehen   dwoh   all«   Bnehhandlnogmi    and  PosttQStalten. 


Dis  Redaktion  des  „Ce$itralblafts  für  Baktetioiögie  und  PtirasUen- 
hmit  tickUt  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergd>ene  Bitte,  etwaige 
Win^eke  «n»  lAeferung  wm  besonderen  Abdrüeken  ihrer  A^f" 
tite  enMweder  aitf  dae  Manuskript  Mckrelben  tu  woUen  oder 
dk'eki  an  den  VeriegeTf  Herrn  Chteiav  Flt^eker  <m  Jena^  gelangen 
9g  CfUMM.  Die  Verlagthandlunff  ist  leider  nicht  in  der  Lage ,  ^päter 
dngehende  WÜneeke  berüekHckUgen  m$  Mtnnen. 


Heber 


Original  -  MlttheRuiigen. 

Wirksamkeit  von  Desinfektioiismitteln  bei 
höherer  Temperatur. 

Vorläufige  Mittheilung 


▼on 


Dr.  Adolf  Heider, 

AMistonton  am  hygien.  lostitiite  dar  Wlanar  Uoivarsitftt. 

Ue  Publikation  Behring's:  Ueber  Desinfektion,  Desinfektions* 
Bitte!  ond  Desinfektionsmethoden  (Ztschr.  f.  Hygiene.  Bd.  IX.  Heft  3.) 
Tenohsst  mich  zu  einer  kurzen  Mittheilung  Ober  das  wesentlichste 
^Itat  einer  Reihe  von  Versuchen,  welche  ich,  angeregt  durch 
BeiDen  verehrten  Lehrer,  Herrn  Prof.  Oruber,  unternommen  habe, 
va  die  Wirksamkeit  von  Desinfektionsmitteln  bei  erhöhter  Tempera* 
torzaprOlsD. 
a.M.  16 


222    H  6  i  d  •  r ,  Die  Wirksamkeit  ▼.  Desinfektioiumitteln  bei  bdherer  Tempentiir. 

Es  hat  sich  hierbei  aach  mir  die  bemerkenswerthe  uDd  wohl 
auch  praktisch  verwendbare  Thatsache  heransgestellt ,  dass  bei  einer 
Anzahl  von  Desinfektionsmitteln  schon  durch  eine  mftssige  Erhöhung 
der  Temperatui:  eine  sehr  bedeutende  Erhöhung  ihrer  Wirksamkeit 
erzielt  werden  kann.  -  - 

Beispielsweise  sollen  im  Folgenden  die  Zeiten  angeführt  werden, 
welche  nothwendig  waren,  um  bei  einer  Temperatur  von  55  *C  Milz- 
brandsporen abzutödten,  deren  Entwickelungsfilhigkeit  durch  36tagige 
Einwirkung  von  5^/o  Karbolsäure  bei  Zimmertemperatur  nicht  ver- 
nichtet wurde.  Dieselben  waren  bei  5  ^^  Karbolsäure  ca.  1 — 2  Stunden, 
bei  5  ^/o  Karbolschwefelsäure  \  Stunde ,  bei  3  ^^  Karbolschwefels&ure 
1  Stunde,  bei  5^/o  Kresol-Schmierseife  2  Stunden. 

lo/o  und  3%  Karbolsäure,  sowie  l^/o  Karbolschwefelsäure  waren 
bei  dieser  Temperatur  noch  nach  7—8  Stunden  ohne  Wirkung,  ebenso 
3  ^U  Kresolschmierseife  bei  5stündiger  Einwirkung. 

Eine  weitere  Steigerung  der  Temperatur  um  20^  C,  also  auf  ca. 
75<^,  kürzte  die  zur  Tödtnng  der  Sporen  nöthige  Zeit  bei  h^h  Karbol- 
säure auf  3  Minuten,  bei  3!^/o  Karbolsäure  auf  15  Minuten,  bei  1% 
Karbolsäure  auf  2—^2^  Stunden,  bei  5^/o  Karbolschwefelsäüte  auf 
1  Minute,  bei  Z^h  Karbolsehwefelsäure  auf  lO-Minuten,  bei  6^/b  Kre- 
solschmierseife auf  5  Minuten,  bei  3®/o  Kresolschmierseife  auf  15  Mi- 
nuten ab. 

Eine  mehr  oder  weniger  bedeutende  Steigerung  der  Wirksamkeit 
durch  Erhöhung  der  Temperatur  wurde  auch  bei  Schwefelsäure,  Kali- 
lauge und  Sodalösung  beobachtet 

Dagegen  waren  10 7o  Pearson'sches  Kreolin,  \^h  Pyoktanin, 
gesättigtes  Kalkwasser  bei  55^  (letzteres  auch  bei  75*)  bei  7-*88tQn- 
diger  Versuchsdauer  ohne  Einwirkung  auf  die  EntwickelungsfiUiigkeit 
der  Milzbrandsporen. 

Mit  Versuchen  über  die  Einwirkung  warmer  Desinfektionsmittel 
auf  sporenfreies  Material,  sowie  über  die  praktische  Verwendbarkeit 
heisser  Desinfektionsflüssi^keiten  bin  ich  derzeit  noch  beschäftigt  und 
behalte  mir  weitere  Mittheilungen  vor. 


Ueber  einen  neuen  Mikroorganismns  des  Wassers, 
welcher  für  Thiere  mit  veränderlicher  und  konstanter 

Temperatur  pathogen  ist. 

(Pathologisches  Institut  der  Königl.  Universität  Sie  na,  Direktor 

Prof.  C.  Sanquirico.) 

Von 

Dr.  Oluseppe  Sanarelll, 

Assistanten. 
Mit  oi]i«r  lithograpliiieli«!!  Tafel. 
(Schlnss.) 

Die  Schnitte  aus  den  verschiedenen  in  Alkohol  gehärteten  und  in 
Celloidin  eingeschlossenen  Organen  wurden  dann  mit  dem  idkaliscben 


Saaftrelli,  Ueber  einen  neuen  Kikroorganismns  des  Wassers.  228 

jfetkjlblaa  Ton  Loeffler  gefärbt,  weil  der  B.  hydrophilus  fus- 
e«i  sich  Dicht  nach  der  Methode  von  Oram  färben  lässt 

Die  Badllen  sind  grösstentheils  in  den  Blutgefässen  oder  in  deren 
gfbe  ai^diänft  and  behalten  fiberall  dieselbe  Neigung,  sich  in  zidil- 
icidie  Gruppen  zo  sammeln,  welche  sehr  deutlich  im  Innern  der  Ge- 
webe hervortreten. 

Ausserdem  fand  ich  häufig  in  dem  cirkulirenden  Blute  selbst 
iddidche  riesige  Leukocyten,  welche  mehrere  Bacillen  in 
ihrem  Innern  enthielten. 

Aach  die  Eidedisen  (L.  agilis  und  Tiridis)  sterben  schnell 
lach  dar  Infektion  mit  dem  B.  hydrophilus  fuscus,  doch  ist 
bä  ihoen  die  lokale  Reaktion  etwas  weniger  ausgesprochen ,  als  bei 
deo  FtGsdien.  Sie  sterben  gewohnlich  nach  7—8  Stunden ,  wenn 
die  Impfung  an  einem  Bein  aasgeführt  wurde,  nach  zwölf  Stunden 
iseh  der  Injektion  unter  die  Haut.  Die  Bacillen  finden  sich  in  bedeu- 
tender Menge  sowohl  im  Blut,  als  in  den  Organen,  welcher  ausser  der 
ebeo  beschriebenen  Hyperämie  nichts  besonders  AuflUlendes  zeigen, 
das  nicht  im  Allgemeinen  dem  bei  Fröschen  Angetrofifenen  analog 
«Ire.  Auch  die  Salamander  (Tr.  er i Status)  erliegen  der  An- 
gteckuDg  bald  and  zeigen  ungefähr  dieselben  makro-  und  mikrosko- 
fsehen  Alterationen,  welche  ich  für  die  anderen  Thiere  angegeben 
habe. 

Um  die  Infektion  an  Süsswasserfischen  studiren  zu  können,  welche 
ud)t  ausserhalb  des  fliessenden  Wassers  leben  können,  musste  ich  zu 
besondem  Kanstgrifien  meine  Zuflucht  nehmen,  um  sie  hinreichend 
lange  am  Leben  zu  erhalten,  so  dass  ich  den  Ausgang  der  Inokulation 
erwarten  konnte,  ohne  ihren  vorzeitigen  Tod  zu  befürchten.  Zu  die- 
m  Zweck  brachte  ich  die  Thiere  in  ein  grosses  Gefäss,  in  welches 
ich  beständig  einen  schwachen  Wasserstrahl  fliessen  liess,  so  dass  das 
Wasser  fortwährend  bewegt  und  erneuert  wurde.  Auf  diese  Weise 
IttBeo  ach  auch  Süsswasserfische  viele  Tage  lang  am  Leben  er- 
kaKen. 

Die  Yorzagsweise  gebrauchten  Fische  waren  die  Flussbarbe  (B. 
plebejus)  and  der  Aal  (A.  vulgaris). 

In  Betracht  der  grossen  Zartheit  ^eser  Thiere  gebrauchte  ich 
die  Vorsicht,  zugleich  mit  den  inokulirten  Thieren  andere  in's  Aqua- 
TDUO  ZQ  setzen,  denen  ich  nur  einen  einfachen  Stich  mit  der  sterili- 
flrten  Nadel  beigebracht  hatte. 

Aber  in  allen  Fällen  blieben  die  letzteren  am  Leben  ,  während 
&  enteren  unfehlbar  der  Infektion  binnen  8—26  Stunden  erlagen« 
Sehr  hervorstechend  ist  bei  den  Fischen  die  Heftigkeit  der  örtlichen 
^InktioD,  and  zwar  ist  diese  um  so  stärker,  je  später  der  Tod  eintritt 
Im  Allgemeinen  erscheint  an  der  Impfstelle  eine  ausgedehnte 
Sdiwellnng  von  bräunlicher  Farbe,  hie  und  da  mit  rothen,  hämor- 
rhagischen Punkten  bestreut,  welche  man  auch  auf  dem  Reste  der 
Ktrperoberfläche  wahrnimmt.  Unter  der  (Geschwulst  sind  die  Gewebe 
schlecht,  fast  gangränös,  von  wein  rother  Farbe  und  mit  Bacillen  er- 
Mlt 

Die  mikroskopische  Untersuchung  und  die  Kulturen  des  Bluts 
ksseo  keinen  Zweifel  an  der  Natur  der  Infektion. 

16* 


224  BAiiareUi» 

Bei  dem  Aal  besonders  ist  die  lokale  Reaktion  so  stark,  dass  sie 
umfangreiche  Geschwülste  und  wirkliche,  ausgedehnte,  brandige 
Stellen  längs  einem  grossen  Theile  des  Körpers  hervorbringt 

Diese  tiefen  Alterationen  h&ngen  auch  zum  Theil  Ton  der  grös- 
seren WiderstandsflÜiigkeit  ab,  welche  diese  Thiere  in  Vergleich  mit 
allen  andern  zeigen.  Sie  können  die  Infektion  36 — 48  Stunden  Qber- 
leben,  ohne  dass  diese  jemals  stillsteht  oder  heilt;  in  solchen  Fftllen 
ist  es  also  nidit  schwer,  grosse  Ulcerationen  und  tiefe  Erosionen  der 
Gewebe  anzutreffen. 

in«  Wirkung  auf  Thiere  mit  konstanter  Tempermtor. 

(Sogenannte  warmbültige  Thiere.) 

Ich  habe  mit  Meerschweinchen ,  Kaninchen ,  Hunden ,  Katzen, 
M&usen,  Fledermäusen,  Igeln,  HOhnem  und  Tauben  experimentirt, 
und  festgestellt,  dass  alle  diese  Thiere  in  verschiedenem  Grade,  aber 
auf  positive  Weise  der  ausserordentlich  pathogenen  Wirkung  des 
B.  hydrophilus  fuscus  unterliegen. 

Die  Meerschweinchen  zeigen  sich  auch  gegen  kleine  Mengen  des 
Virus  sehr  empfindlich.  Bei  ihnen  wie  bei  verschiedenen  andern 
Thieren  entwickelt  sich  die  Infektion  binnen  sehr  wenigen  Stunden, 
denn  selten  erreichen  sie  die  zwölfte  Stunde  nach  der  subkutanen 
Impfung. 

Auch  die  mikro-  und  makroskopischen  Befunde  sind  sehr  ähn- 
lich. Man  findet  fast  immer  alle  Eingeweide  hyper&misch,  die  Milz 
ist  verdickt  und  geschwollen,  die  Leber  zerreibbar,  Leber  und  Nieren 
stark  injizirt;  im  Peritoneum,  der  Pleura  und  im  Pericardium  finden 
sich  bisweilen  hämorrhagische  Exsudate,  und  nicht  selten  habe  ich 
auch  ausgedehntes  subkutanes  Oedem  in  der  Nähe  der  Inokulations- 
stelle und  im  Unterhautbindegewebe  der  Bruchwände  gefunden. 

Die  Bacillen  finden  sich  immer  in  zahlloser  Menge,  wie  man  sich 
an  den  Präparaten,  welche  ich  der  Gesellschaft  vorlegte,  leicht  über- 
zeugen kann.  Besonders  in  der  Milz,  im  Blut  und  im  Knochenmark 
sind  sie  in  grosser  Menge  nachweisbar  und  in  Bezug  auf  Ansehen 
und  Anordnung  unterscheiden  sie  sich  nicht  von  den  in  Thieren  mit 
veränderlicher  Temperatur  vorgefundenen,  welche  derselben  Infektion 
erlegen  sind. 

Auch  die  Kaninchen  sterben  bald  nach  der  Infektion.  Ein- 
spritzungen in  die  Venen  bringen  immer  in  5 — 6  Stunden  den  Tod 
hervor,  die  Unterhautinjektionen  nach  etwas  längerer  Zeit  Nur  ein- 
mal habe  ich  nach  einer  Unterhauteinspritzung  ein  kräftiges  Ka- 
ninchen nach  nur  8  Stunden  sterben  sehen,  und  auch  in  diesem 
Falle  enthielten  das  Blut  und  die  verschiedenen  Eingeweide  eine  be- 
trächtliche Menge  von  Bacillen. 

Die  makro-  und  mikroskopischen  Befunde  sind  jedoch  etwas 
weniger  ausgesprochen,  als  bei  Meerschweinchen.  Vor  Allem  sind 
die  Bacillen,  von  denen  einige  sowohl  im  Blute,  als  im  Innern  der 
Organe  sich  innerhalb  der  Zellen  befinden,  weniger  zahlreich,  als 
beim  Meerschweinchen;  ausserdem  ist  es  mir  ausser  dem  nicht 
häufigen  Vorkommen   der  serös  -  hämorrhagischen  Exsudate   in  den 


Ueb«r  eltiea  n«iieii  Ifikroorganumiis  des  Watiart.  22^ 

JhgewddeD,  eioer  mehr  oder  weniger  deutlichen  örtlichen  Reaktion 
mi  eineiD  sehr   aasgesprochenen  und  konstanten  Meteorismus  nie- 
«Is  möglich  gewesen,  sonstige  bedeutende  Alterationen  aufzufinden. 
Bei  erwachsenen  Hunden    bringen  weder  Einspritzungen 
ttter  die  Haut,  noch  solche  in  die  Venen,  weder  örtlich,  noch  im  All- 
pmäntn^  irgend  eine  merkliche  Wirkung  hervor;  aber  neugeborene 
ß--4  Tage  alte)  Hunde  erliegen  unfehlbar  auch  nach  Unterhautin- 
jektioDen  von  kleinen  Mengen  des  Virus  nach  12—36  Stunden.    Die 
inatomisch-pathologischen  Alterationen,  welche  sich   bei  diesen  letz- 
teren finden,  werden  yorzQglich  durch  ausgedehnte,  blutige  Oedeme 
oDter  der  Haut  dargestellt ,   welche    sich  von  dem  Impfpunkte  aus 
weit  erstrecken,  sowie  durch  eine  ausgesprochene  Neigung  der  darüber 
üegenden  Haut,  die  Haare  zu  verlieren. 

Die  Bacillen  finden  sich  in  grosser  Menge  in  den  Organen  und 
in  Blute,  und  mehr ,  als  sonstwo ,  in  dem  subkutanen  Oedem.  Sie 
äod  im  Allgemeinen  zu  zweien  und  dreien  verbunden,  bisweilen  fast 
kettenartig  angeordnet 

Bei  neu ge bore nenKatzensind  der  Ausgang  und  die  charak- 
teristischen Symptome  der  Infektion  ungefähr  dieselben,  wie  bei 
jaDgeQ  Hunden.  Aber  auch  bei  erwachsenen  Katzen  bringen  Unter- 
haatinjektionen ,  wenn  sie  auch  keine  allgemeine  Infektion  erzeugen, 
doch  ausgedehnte  Infiltrationen  hervor,  gefolgt  von  grossen  Brand- 
stellen und  Geschwüren  von  schwieriger  und  langsamer  Heilung  in 
ier  Umgebung  der  Impfstelle. 

Audi  weisse  Mäuse  und  Fledermäuse  (Plecotus  auri- 
tus)  werden  schnell  infizirt  Die  ersteren  starben  nach  ungefähr  7 — 8 
Standen.  Die  Impfstelle  ist  in  grosser  Ausdehnung  geschwollen  und 
geröthet,  das  Haar  fällt  leicht  auf  grossen  Strecken  aus  und  ent- 
\Ao^l  eine  breite  Zone  ödematöser,  rothviolett  gefärbter  Haut;  die 
Mflz  ist  etwas  geschwollen  und  enthält,  wie  auch  das  Blut,  zahlreiche 
Baällen. 

Die  zweiten  starben  nach  nur  5 — 6  Stunden  mit  denselben  An- 
zeichen, wie  die  Mäuse. 

Der  Igel  (Erinaceus  europaeus)  zeigt  sich  dagegen  etwas 
widerstandsfähiger.  In  Folge  der  Unterhautinjektion  stirbt  er  erst 
nM\i  18 — 24 — 36  Stunden.  Auch  in  diesem  Falle  ist  die  Infektion 
allgemein;  die  örtlichen  Symptome  sind  ungefähr  wie  die  früheren. 
Aach  Hühner  und  Tauben  sind  der  allgemeinen  Infektion 
QBterworfen,  aber  nur  durch  Einspritzung  in  die  Venen. 

Injektionen  unter  die  Haut  und  in's  Parenchym  (Brustmuskeln) 
Haben,  auch  bei  Anwendung  bedeutender  Mengen  von  Virus,  un- 
wirksam, und  verursachen  nur  vorübergehende,  kurz  dauernde  Stö- 
nn^g^i\,  während  intravenöse  Einspritzungen  den  Tod  auf  6 — 7  Stunden 
zur  Folge  haben. 

Die  Bacillen  finden  sich  im  Blut  und  in  den  Organen,  aber  nicht 
io  80  grosser  Menge,  wie  bei  einigen  der  oben  genannten  Thiere. 

Bei  andern  von  mir  angestellten  Versuchen  an  Hühnern  und 
Tauben  hat  es  mir  geschienen,  als  ob  die  parenchymatösen  Ein- 
spritzungen gegen  die  Wirkung  späterer  intravenöser  Injektionen 
Sdiutz  gewährten.    Aber  bis  jetzt  sind  die  beobachteten  Fälle  nicht 


226  Sanarelli, 

zahlreich  genug,  um  dieses  bemerkcnswerthe  Resultat,  das  ich 
tig  weiter  zu  verfolgen  gedenke,  als  sicher  hinzustellen. 

Ein  anderer  auffallender  Umstand  ist  die  ausserordentliche  ScIkk: 
ligkeit,  mit  d e r  bei  allen  an  dieser  Infektion  gestorben 
Thieren  der  Fäulnissprozess  verläuft 

Bis  jetzt  habe  ich  noch  keine  Gelegenheit  gehabt,  das  Studi 
dieses  neuen  und  interessanten  Mikroorganismus  weiter  zu  verfolg^« 
welcher  mit  so  intensiv  pathogener  Kraft  begabt  ist,  wie  kein 
unter  den  bis  jetzt  bekannten  und  beschriebenen. 

Aber  die  gesammelten  und  kurz  vorgetragenen  Thatsachen  Binci 
schon   hinreichend,    um   den   Werth  dieses  Bacillus  in   Bezug 
Hygiene  und  Pathologie  festzustellen.    Denn  wenn  wir  auch  für 
Augenblick  von  der  Wichtigkeit  absehen,  welche  hinsichtlich  der  Stil- 
gemeinen  Infektionslehre  ein  Mikroorganismus  haben  kann,  welcher  so 
hervorragend  infektiöse  Wirkung  sowohl  auf  kalt-  als  auf  warmblütige 
Thiere  ausübt,  so  bleibt  doch  noch  seine  ausserordentlich  pathogene 
Wirkung  auf  eine  Anzahl  von  Individuen  zu  betrachten,  welche  den 
verschiedensten  Arten  angehören,  und  nur  der  Mangel   an  direkten 
Beweisen  verhindert  uns  fQr  jetzt,  diese  Wirkung  für  viele  andere 
Thierarten,  vielleicht  sogar  für  den  Menschen  selbst  anzunehmen. 

Aber  eine  bis  jetzt  einzige  Erscheinung  in  der  Pathologie  ist 
die  überraschende  Schnelligkeit,  mit  welcher  das  allgemeine  Bild  des 
infektiösen  Prozesses  abläuft. 

Diese  Thatsache  hatte  mich  zuerst  zu  dem  Glauben  verleitet,  die 
Stoffwechselprodukte  des  B.  hydrophilus  fuscus  seien  mit 
energischen  toxischen  Eigenschaften  begabt  Um  diese  für  meine 
Untersuchung  wichtige  Frage  zu  entscheiden,  filtrirte  ich  verschiedene 
Kulturen  auf  Fleischbrühe  und  Gelatine,  die  ich  vorher  zwei  bis  drei 
Wochen  lang  im  Brutraume  gehalten  hatte,  durch  das  Chamber- 
1  and 'sehe  Filter;  aber  ich  bekenne  freimüthig,  dass  die  Injektionen 
unter  die  Haut  und  in  die  Venen,  welche  ich  mit  reichlichen  Mengen 
der  filtrirten  Flüssigkeit  machte,  niemals  bei  Thieren  irgend  eine 
Erscheinung  hervorgebracht  haben,  welche  mit  der  im  Laufe  meiner 
verschiedenen  Experimente  an  Thieren  gemachten  Untersuchungen 
in  Beziehung  gebracht  werden  könnte. 

Es  blieb  mir  noch  übrig,  auf  die  Wichtigkeit  hinzudeuten,  welche 
der  B.  hydrophilus  fuscus  aus  dem  speziellen  Gesichtspunkte 
der  natürlichen  Immunität  zeigt,  denn  Niemandem  kann  der  vorhan- 
dene Zusammenhang  zwischen  den  Bedingungen  entgehen,  welche  in 
den  organischen  Flüssigkeiten  die  Entwickelung  der  Bakterien  be- 
günstigen oder  verhindern,  und  zwischen  der  Empfänglichkeit  und 
Immunität,  welche  die  Thiere  gegen  dieselben  zeigen. 

Die  Froschlymphe  z.  B.,  welche  die  üppigste  Entwickelung  des 
B.  hydrophilus  fuscus  erlaubt,  der  für  den  Frosch  pathogenisch 
ist,  während  sie  die  desB.  anthracis  verhindert,  der  für  denselben 
wirkunkslos  ist,  bildet  eines  der  schönsten  Beispiele,  die  uns  die  Bak- 
teriologie dargeboten  hat. 

Nota.  Einige  Tage,  ehe  ich  diese  meine  Studien  der  medizinisch- 
chirurgischen QeseUscbaft  in  Pavia  mittheilte,  erschien  in  dem  letzten 


D«ber  «inen  neaen  Mikroorganismus  des  Wassers,  227 

Beft  von  Ziegler^s  Beiträgen  ein  Aufsatz  von  P.  Ernst i)  in 
B^delbeig,  in  welchem  aaf  eine  charakteristische  FrQhlingsepidemie 
der  Frösche  hingewiesen  wird. 

Nach  den  Zeichnungen  und  einigen  allgemeinen  charakteristischen 
figeaschaften,  welche  Ernst  angibt,  zweifle  ich  durchaus  nichts 
diss  das  von  ihm  studirte  und  K  ranici da  genannte  infektive 
Agens  dem  meinigeii  vollkommen  entspricht.  Aber  da  seine  Resultate 
licht  ebenso  gut  mit  den  meinigen  übereinstimmen ,  so  ergreife  ich 
diese  Gelegenheit,  um  die  Hauptpunkte,  in  denen  wir  auseinander 
gÄen,  anzudeuten  und  yielleictit  zu  erklären. 

Die  Untersuchung  von  Ernst  hat  zum  Ausgangspunkte  die 
Beobaditung  gehabt,  dass  die  Frösche  im  Frühling  wenig  zu  Experi- 
BieDteD^geeignet  sind,  welche  eine  Hautwunde  nöthig  machen.  Er 
hat  die  Ursachen  der  Sterblichkeit  untersucht,  welche  unter  solchen 
Ijmständen  eintritt,  und  hat  in  dem  Wasser,  worin  die  Frösche  ge- 
lten werden,  das  Vorhandensein  eines  pathogenen  Mikroorganismus 
feststellen  können,  welcher  ihre  Infektion  in  der  Gestalt  einer  wahren 
^demie  zur  Folge  hat,  wenn  ein  Eingangsthor  dem  Parasiten  den 
Zutritt  erleichtert.  Nach  der  Feststellung  dieser  Thatsachen  ist  der 
banpt^ichlichste  Zweck  des  Dr.  Ernst  gewesen ,  den  Einfluss  der 
iosseren  Temperatur  auf  den  Verlauf  und  Ausgang  der  Infektion  zu 
terfolgeUf  und  dies  hat  nichts  mit  meinen  Untersuchungen  zu  thun, 
welche  sich  nach  einer  andern  Richtung  gewendet  haben. 

Die  zwischen  den  Untersuchungen  des  Dr.  Ernst  und  den 
meinigen  vorhandenen  Berührungspunkte  scheinen  sich  nur  auf  die 
1Mth(»genen  Wirkungen  des  Mikroorganismus  auf  die  Thiere  zu  be- 
adkea,  und  gerade  in  diesem  Punkte  gehen  unsere  Resultate  Wesen t* 
lieh  aus  einander. 

Was  die  Infektion  beim  Frosch  betrifift  (die  er  allein  studirt  hat), 
so  behauptet  Ernst  zunächst,  dass  die  Inokulationen  des  Virus 
\l  den  Lymphsack  des  Rückens  immer  positiv  bleiben,  während 
ich  ,Dach  wiederholten  Versuchen  mich  habe  überzeugen  müssen,  dass 
dieser  Weg  immer  trügerisch  ist ,  und  dass  man  /  um  ein  sicheres 
Besaltat  zu  erhalten,  in's  Parenchym  injiziren  muss. 

Ferner  hatte  er  beobachtet,  dass  die  zur  Entwickelung  des  Pa- 
m\ß^  günstigste  Temperatur  nicht  30^0  überschreitet,  und  dass 
derselbe  über  30®  G  weniger  üppig  wächst  Daraas  zieht  er  den 
)  ^Qss,  dass  er  bei  der  Körpertemperatur  warmblütiger 
Thiere  nicht  gedeihen  könne,  und  in  der  That  hätten  seine 
an  einer  Maus  und  einem  Kaninchen  ausgeführten  Inokulationen  diese 
Annahme  bestätigt  Die  einzige  mit  dem  Blute  des  ersteren ,  einen 
Tag  nach  der  Impfung  gestorbenen  Thieres  ausgeführte  Kultur,  sei 
onlrucfatbar  geblieben,  und  die  Kultur  des  Blutes  des  Kaninchens 
(gestorben  8  Stunden  nach  der  Infektion)  habe  eine  so  geringe  An- 
iaUtoo  Kolonieen  geliefert,  dass  Ernst  annimmt,  diese  letzteren 
rührten  von  den  früher  eingespritzten  Keimen  her,  ohne  sich  im  Blute 
^ennehrt  zu  haben.    Um  die  Ursache  des  Todes  beider  Thiere  zu 


1)  Die  Frfihlingsseaehe  der  Frösche  und  ihre  Abhäogigkdt  von  Temperataremflassen. 
(BiVni,  Heft  1  der  Beitrige  snr  patb.  Anatomie  and  aUgem.  Pathologie,  p.  203.  1890.) 


^28  i^anareiti,   Uebtr  «Ineii  neoeo  iflkrotolfMiiflmiis  des  Wm 

erklären,  beruft  er  sich  auf  die  Wirkung  der  toxischen  Produkte 
welche  aus  den  Kulturen  mit  den  Bacillen  in's  Blut  ill>ergetübr 
worden  seien. 

Zum  Beweis  dafür  werden  die  positiven  Resultate  angeführt^ 
welche  durch  Injektion  von  gekochten  Kulturen  in  ein  zweites  Ka- 
ninchen und  in  drei  weitere  Mäuse  erhalten  wurden.  Das  Kanincheo 
und  eine  Maus  blieben  am  Leben,  während  die  beiden  andern  am 
folgenden  Tage  starben,  und  Ernst  schliesst  daraus  wieder,  fttr 
warmblQtige  Thiere  könne  man  diesen  Mikroorganismus  eher  toxisch^ 
als  infektiös  nennen. 

Die  kurze,  aber  klare  Darstellung  meiner  Versuche  l&sst  es  mir 
unnöthig  scheinen ,  mich  weiter  über  die  Punkte  zu  verbreiten ,  in 
denen  Ernstes  Resultate  von  den  meinigen  abweigen,  und  ich  weise 
nur  kurz  darauf  hin: 

1)  dass   der    beschriebene  Mikroorganismus    auch    über    90^0 
üppig  gedeiht  und  seine  infektiösen  Eigenschaften  bewahrt; 

2)  dass  er  sich  auch  im  Körper  der  sogenannten   warmblütigen 
Thiere  schnell  entwickelt ; 

3)  dass  filtrirte  (nicht  gekochte)  Kulturen  bei  ihrer  Infektion  in 
gewöhnlichen  Dosen  keine  Vergiftung  hervorbringen; 

4)  dass  endlich  der  von  Ernst  gegebene  Name  B.  ranicida 
nicht  mehr  annehaabar  ist,  sobald  derselbe  auf  Thiere  mit  konstanter 
Temperatur  ebenso  oder  mehr  pathogen  wirkt,  als  auf  solche  mit 
veränderlicher.  Als  streng  richtig  bleibt  also  nur  der  Ton  mir  bei- 
gelegte Name:  Bacillus  hydrophilus  fuscus. 

Mit  diesen  Bemerkungen  will  ich  übrigens  durchaus  nicht  die 
Arbeiten  des  berühmten  Heidelberger  Observatoriums  kritisireo;  aus 
meinen  ei|(neQ  Versuchen  weiss  ich,  wieviel  Einfiuss  die  äussere 
Temperaiüi'  atkf  diesen  neuen,  interessanten  Mikroorganismus  aus- 
übt; dabei*  ist  es  durchaus  nicht  unmöglich,  dass  andere  von  der 
Untersuchungsmethode  unabhängige  Einflüsse,  wie  Klima,  Jahreszeit, 
etc.  auf  das  Resultat  unserer  Studien  einen  bedeutenden  Eiofluss 
ausgeübt  haben.    ^'•^^ 


SiUIrviiff  der  AbMdugen. 

Fig.  1.  Blat  TOB  Tritoif'.  a  roUie,  b  weisse  Blutkörperchen,  o  BecilleD,  inlcleiM 
Gruppen  rereinigt.  (KerietEft,  Otg.  bom.  Imm.  Yie*  ^^  ^0  Orbang:  MethylenbUo- 
Otmiamslnre. 

Fig.  t.  Blat  vom  neugeborenen  Hunde,  a  rothe ,  h  weiise  Blutkörperchen,  e  Bft- 
cilleni  kettenförmig. 

Fig.  8.     Taubenblttt  a  rothe,  b  weisse  Blutkörperchen,  c  Bacillen  (ebenso). 

Fig.  4.     Kultur  vom  16  Stunden  «if  Nfthrgelatine. 

Fig.  6.     Kultur  ron  5  Tagen  auf  Kartoffel. 

Fig.  6.    Kultur  von  8  Tagen  auf  Agar  mit  Glycerin. 

Fig.  7.  Froechleber.  a  Leberaellen.  b  Pigment  e  BlutgefSsse  voll  Bscillen. 
(Koristka,  Obj.  S.  Oc.  8.)  Fftrbung  wie  oben. 

Fig.  8.     Niere  vom  Meerschweinchen,  a  Glomeruli  b,  Canaliculi.  e  Bacillen  (Idio). 

Fig.  9.  BadUns  hydrophilus  fuscus,  in  Gelatine  entwickelt.  (Koristka,  (Htj. 
Imm.  hom.  Vu*  ^  ^O 

Siena,  am  6.  Juli  1890. 


üoB^l  t  B«ne'-i^  ti./hrasileith  lid  IX 


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Kats,   Zur  KenntDiM  der  Leiichtbaktorien.  229 


Zar  Eenntniss  der  Leuohtbakterien. 

Von 

Dr.  Oscar  Katz 

in 

Sydney. 

(Fortsetiiing.) 

Stieh-  und  Striehknltimii  in,  resp.  anf  NShrgelatine. 

1)  Bacillus  cyaneo-phospb.  In  Stichkulturen  in  6proz. 
Nährgelatine  bildete  sicb^)  an  der  Oberfläcbe  eine  der  Kolonieen- 
bMoBg  analoge ,  flach-  napf  oder  uhrglasförmige ,  kreisförmig  be- 
randete  A^nsböhlung,  die  nach  2  Tagen  —  Temperatur  21— 22®C  — 
el.  5  mm  breit  war.  Die  Menge  der  nach  dieser  Zeit  in  jener  Aus- 
bobloDg  ersichtlichen  verflüssigten  Gelatine  war  etwas  geringer,  als 
iiej«Dige  der  ursprünglich  festen  Gelatine.  Am  Boden  der  Vertiefung 
behnd  sich  ein  weisslich-graues  Häutehen ,  von  dem  aus ,  als  der 
Bisis,  ein  zunächst  kegelförmiger,  im  weiteren  Verlauf  cylindrischer 
KdtaTslrang  nach  abwärts  verlief.  Derselbe  war  rings  umgeben  von 
dner  schmalen  Zone  verflüssigter  Gelatine.  Nach  im  Ganzen  3—4 
Tag^Q  hatte  die  Verflüssigung  an  der  Oberfläche  den  Rand  des  ca. 
18  mm  weiten  Reagensglases  erreicht. 

Die  Oberfläche  nahm  ein  grauweisses  zusammenhängendes  Häutchen 
ein;  in  dem  entsprechend  breiten  Verflüssigungstrichter  bestand  die 
Kultur  ans  grauweissen  oder  gelblichen ,  krümeligen  oder  flockigen 
Massen,  der  grösste  Theil  am  Boden.  Die  Entwickelung  schritt 
eoe^sch  vorwärts,  bis  schliesslich  die  ganze  Gelatinemenge  ver- 
Aü^igt  war.  Am  Boden  des  Röhrchens  lag  der  Hauptantheil  der 
Kaltor  als  ansehnliche,  gelbliche,  fadenziehende  Masse;  die  darüber 
stehende,  an  der  Oberfläcbe  ein  Kulturhäutchen  tragende  Flüssigkeit 
war  zunächst  noch  trübe ,  wurde  aber  nach  und  nach  vollständig 
klar;  ihre  Färbung,  anfangs  gelblich,  wurde  gemäss  dem  Fortschreiten 
der  Verdunstung  der  Flüssigkeit  allmählich  röthlich-braun ,  und  war 
schliesslich  —  in  ganz  abgetrockneten  Kulturen  —  dunkel  rothbraun. 

Stichkulturen  in  lOproz.  Nährgelatine  verhielten  sich,  abge- 
sehen ?on  der  etwas  langsameren  Entwickelung,  wie  solche  in  6proz. 
Mrgelatine.  In  6proz.  Nährgelatine,  mit  einem  Gehalt  von  2,7 ^/o 
Kochsalz,  war  das  Wachsthum  ein  besonders  üppiges.  Stichkulturen 
in  einem  solchen  Nährboden  unterschieden  sich  von  denen  in  gewöhn- 
lieher  Nährgelatine  sogleich  dadurch,  dass,  während  bei  letzteren  die 
Begrenzung  des  Flüssigkeitstrichters  gegen  die  noch  feste  Gelatine 
dem  nnbewaffneten  Auge  oder  bei  Lupenbetrachtung  glatt  erschien, 
bei  ersteren  in  ausgesprochener  Weise  von  der  Peripherie  des  Ver- 


1)  Die  Beschreibang  von  anomalen  Stichknitaren,  die  dadurch  entstanden,  dass  im 
StiehkiDAl  naeh    dem  Impfen   der   Gelatine    Lnft   inrfickgehalten  worden  war,    kann 
übergangen  werden. 


230  1^»^^» 

flüssigUDgsschlaucbes  aus,  gewöhnlich  in  dessen  ganzem  Verlaul 
kurze  wimperartige,  mehr  oder  weniger  dicht  stehende  Ausläufe 
radiär  in  die  noch  feste  Gelatine  eindrangen. 

In  Sprozent.  Nährgelatine,  mit  2%  Traubenzucker,  war  dai 
Wachsthum  ein  beschränktes.  Nach  etwas  mehr  als  14  Tagen, 
nach  welcher  Zeit  die  Temperatur  zuweilen  27^  C  betrug  —  Ende  De- 
zember 1887  bis  Anfang  Januar  1888  —  zeigte  sich  im  UBtereu 
Theile  von  Stichkulturen  eine  schmale  flüssige  Säule,  in  derselben 
Ruspendirt  hier  und  da  einige  Kulturbröckchen  und  am  Boden  ein 
gelblich-weisses,  traubig-flockiges  Präcipitat  Eine  verbältnissmässig 
niedrige  Schicht  verflüssigter  Gelatine,  mit  einem  Häutchen  an  der 
Oberfläche,  kennzeichnete  den  oberen  Theil  der  Kultur. 

Auf  einer  mit  dem  Infus  von  Meeräschen(Mugil)-Fleisch  ohne 
Kochsalzzusatz  hergestellten,  die  natürliche  saure  Reaktion  zeigen- 
den Sprozent.  Pepton-Gelatine  war  Wachsthum  und  Verflüssigung 
verlangsamt.  Dagegen  vollzog  sich  Wachsthum  und  Verflüssigung 
in  gewöhnlicher  Weise  auf  jener  Fischfleisch- Pepton-Gelatine,  nach- 
dem dieselbe  mittelst  Sodalösung  schwach  alkalisch  gemacht  worden  war. 

2)  Bacillus    smaragd.-phosph.    In    stichweise   geimpfter 
6  Prozent  Nährgelatine  bildete  sich  entlang  dem  Verlaufe  des  Platin- 
drahtes  ein  dünner  weisslicher  Faden,  und  oben  eine  flache,  weisslich- 
graue,  stearin-glänzende  Ausbreitung,  mit  nahezu  kreisförmigem  Um- 
risse und  schwach  angedeuteter  Ringbildung.    Der  Durchmesser  der 
fertigen  Auflagerung  betrug  bis  zu  5  mm.  —  Im  Strich  entwickelte 
sich  ein  flaches  Band,  in  Färbuog  und  sonstiger  Beschaffenheit  anaiog 
dem  oberflächlichen  Wachsthum  in  Stichkulturen.    Die   Wandungen 
des  Reagensglases,  selbst  wenn  dieses  nur  12  mm  weit  war,  wurden 
von  der  Kultur  niemals  erreicht.  —  In  oder  auf  8-  oder  lOprozent 
Nährgelatine  wurden  den  obigen  im  Allgemeinen  ähnliche  Resultate 
erzielt. 

In  8  Prozent.  Nährgelatine,  mit  2  g  Traubenzucker,  war  das  Wachs- 
thum gehemmt.  Au  der  Oberfläche  eines  solchen,  im  Stich  geimpften 
Mediums  bestand  schliesslich  ein  dünnes,  bläulich-graues,  wenig  aus- 
gedehntes Häutchen;  der  Grad  des  Wachsthums  im  Stich  war  pro- 
portional dem  an  der  Oberfläche.  Auf  der  natürlich  sauer  reagiren- 
den,  mit  Fischinfusum ,  ohne  Kochsalz  hergestellten  Peptongelatine 
(s.  oben)  blieb  die  Entwickelung  aus,  während  dieselbe  Gelatine,  nur 
schwach  alkalisirt,  für  die  Bacillen  einen  guten  Nährboden  abgab. 

Bei  den  in  oder  auf  der  gewöhnlichen  Nährgelatine  von  Anfang 
an  bis  etwa  auf  ein  Jahr  ausschliesslich,  von  Glas  zu  Glas  fortge- 
führten Kulturen,  auf  die  sich  obige  Beschreibung  bezieht,   war  von 
Verflüssigung  oder  selbst  Erweichung  des  Substrats  nicht  die  Bede, 
wie  Monate  alte  Kulturserieu  aus  jener  Zeit  bewiesen.     In   den  seit 
Anfang  April  1888  begonnenen  und  auf  mehr  als  ein  Jahr  successive 
fortgesetzten  Uebertragungen  auf  eine  2,7  proz.  Kochsalz  enthaltende 
6  Prozent  Nährgelatine  —  ein  dem   Gedeihen   des  Mikroorganismus 
sehr  zusagendes  Nährmedium  —  trat  eine  bemerkenswerthe  Veränderung 
ein,  derart,  dass  nach  wenigen  solchen  Debertragungen  die  Anzeicheii 
einer  Verflüssigung  des  Nährsubstrats   deutlich  wurden.     Nachdem 
die  Strichkultur  den  Höhepunkt    ihres  Wachsthums  erreicht  batte^ 


2ar  Kcnntniss  der  Tjeuchtbakterien.  231 

iegum  die  zunächst  unter  ihr  liegende  Gelatine  zu  erweichen ;  die 
Oberfläche  der  Kulturmassen  nahm  ein  verwascheDes   A^ussehen   an, 
ge  senkte    sich   nach    Art   einer    flachen    Mulde,   während    mittler- 
wäe,  Tom  Bande    her ,   ein   Herabgleiten  von   Kultur  und  Gelatine 
seiseo  Anfang  nahm.     Nach  und  nach  war  der  Inhalt  des  Böhrchens 
doe  xahflössige ,   in  einem  späteren   Zeitpunkte  dünnflüssige  Masse; 
bd  einer  Temperatur    von  etwa  +   25^  C    ging  die   Verflüssigung 
nscher  von  statten,  als  bei  einer  von+20<>  C.    In  Stichkulturen  voll- 
zog sich  die  Erweichung  und  Verflüssigung  entsprechend  langsamer, 
als  in  Strichkulturen  ,    und  zwar  nur  von  oben  nach  unten;    den   in 
der  Tiefe  der  Gelatine  befindlichen,  vereinzelten  oder  zu  Reihen  an- 
geordneten Kolonieen  kam  die  Eigenschaft  des  Verflüssigens  nicht  zu. 
S&mmtliche  seitdem  erhaltenen  Generationen  auf  6-  oder  10  pro- 
xoit  Nähi^elatine    mit   einem  Gehalt   von  0,6  ^/o    Kochsalz  zeigten 
mehr  oder  weniger  vollständige  Verflüssigung  des  Substrates;  dieselbe 
war,  natürlicherweise,  langsamer  in  der  letzteren,  als  in  der  ersteren 
Art  von  Gelatine.    Am  4.  August  a.  c.  wurden  von  einer  Stägigen  ober- 
Sächlichen  (nichtleachtenden  und  noch  nicht  verflüssigenden)  Kolonie 
im  Rollrohrchen  (10  prozent.  Nährgelatine)  je  zwei  Stich-  und  Strich - 
kaltnren  in  resp.  auf  gleichem  Nährboden  angelegt,  und  in  den  Thermo- 
suten  bei  ca.  21^  G  gestellt.    Nach   14  Tagen   beobachtete  man   an 
den  letzteren  eine  Erweichung  der  Gelatine,  seichte  Einsenkung  der 
Kultur  und  geringe  Ansammlung  von  zähflüssiger  Gelatine  am  Grunde. 
Nach  weiteren    14  Tagen   bildete  der  Inhalt   der  beiden  Röhrchen, 
abgesehen  von  einer  kleinen  Portion  noch  fester  Gelatine  im  unteren 
Tbuil,  eine  dickflüssige  Masse,  auf  deren  Grunde  sich  der  Hauptan- 
tkitU  der  Kultur  in  Form  von  weisslich-  oder  gelblich-grauen  Fetzen 
befand,   während  in  der  zähflüssigen  Gelatine    nach  oben    kleinere 
Kultarfragmente  zerstreut  waren.     Nach  und  nach  wurde  der  Inhalt 
däDoflüssig.     An  den  Stichkulturen  fiel  zunächst  nach  etwa  14  Tagen 
eine  schüsseiförmige  Einsenkung  der  Gelatine   und  der   zerschlitzt- 
raodigen  Kulturauflagerung  auf;  die  Verflüssigung  hatte  noch   nicht 
begonnen.      Nach  weiteren    14  Tagen    fand  sich   jene  Auflagerung 
säi^^bend  auf  einer  3 — 3,5  mm   hohen  Schicht  trüber,  zähflüssiger 
Substanz',    die  im   weiteren  Verlaufe  sehr  langsam  an  Ausbreitung 
xunabm,    vrährend  die  Kulturmassen   sich  zu  Boden    senkten^).    — 


1)  Da  die  Eigen:  chaft  des  Verflassigens  zuerst  in  der  2,7  0/q  Kocbsalz-Gelaüne 
lifobnehtct  wurde,  so  lag  der  Gedanke  nahe ,  dass  der  höhere  Gehalt  an  Kochsalz  in 
der  Nahrgelatine  auf  die  Ausbildung  jener  Eigenschaft  möglicherweise  von  Einfiuss  war. 
Der  Umstaod,  dass  alle  spfiteren  Generationen  in  Nftbrgeiatine  mit  dem  gewöhnlichen 
2ii5ttz  ▼on  0,6  0/0  KoehsaU  verflttssigten ,  wäre  sodann  mit  einer  Vererbung  jener 
£igeDschaft  in  Zusammenhang  zu  bringen.  —  Dass  geringe  Differenzen  in  der,  wie  er- 
▼ihnt,  stets  schwach  alkalischen  Reaktion  der  zu  den  verschiedenen  Zeiten  benutzten 
NXhrgeUtine  mit  der  Ausscheidung  eines  peptonisirenden  Fermentes  etwas  zu  thun 
bttteo  »  die  Art  des  benutzten  Ausgang^materials  (Tafelgelatine  bester  Qualitlit)  war 
i<»rigeDS  von  Anfang  bis  auf  etwa  1^/,  Jahre  dieselbe  —  ist  kaum  wahrscheinlich 
WAon  and  unter  welchen  Bedingungen  Verflässigung  der  Gelatine  stattfindet,  darüber 
kSnnten  nur  bestimmte  Versuche  sicheren  Aufschluss  geben,  zu  dem  Ende  wftre  der 
Mikroorganismus  aus  seinem  spontanen  Aufenthaltsort  wieder  rein  zu  kultiviren.  — 

Dass  eine  etwaige  Verunreinigung  der  verflüssigenden  Kulturen  von  Anfang  an 
usfcscblossen  war,  wurde  durch  das  Ergebniss  von  RoUplaltenkulturen  wiederholt  und 
ur  Genüge  dargethan.     Die  Kolonieen   selbst    verflüssigten    die    Gelatine.      Alle  soweit 


082  kat«, 

Die  verflQssigte  Oelatine  mitsammt  Kultur  reagirte  ziemlich 
allcalisch. 

3)  Bacillus  argent-phosph.  L  Wie  bei  dervorbergehendei 
und  den  beiden  gleich  folgenden  Arten  blieb  in  Stichkultaren  dft 
Wachsthum  im  Innern  der  N&hrgelatine  auf  einen  durch  hervor' 
tretende  Kolonieen  hier  und  da  körnigen  oder  knotigen  Faden  be- 
schränkt. An  der  Oberfläche  kam  es  zu  einer  flachen,  glänzendeü, 
im  Grossen  und  Ganzen  kreislinig  kontourirten  Auflagerung  yon 
grQnlich-gelber  oder  wachsartiger  Färbung  und  ca.  1  cm  Durchmesser 
Strichkulturen  ergaben  einen^dieser  Ausbreitung  in  Färbung  und  Struk- 
tur ähnlichen  bandartigen  Belag.  In  einer  Sprozent  Nährgelatioe 
mit  2^/o  TraubenzudLer  war  das  Wachsthum  noch  geringer,  als 
bei  1  und  2. 

Auf  saurer  Fischinfus-Pepton-Gelatine  (vergl.  1  und  2)  blieb  das 
Wachsthum  aus;  es  war  dagegen  sehr  lebhaft  auf  einer  derartigen 
Gelatine  nach  vorhergehender  Alkalisirung. 

Obige  Beschreibung  gilt  für  typische  Kulturen.    Im  LAufe  der 
Zeit  erwuchsen  Generationen,  die  von  jenen  in  Aussehen  und  Funk- 
tion (s.  unter  „Leuchten^')  abwichen.    Das  oberflächliche  Wachsthum 
war  dünn,  ohne  die  charakteristische  Färbung.    Alte  Strichkultaren, 
sowohl  typische  wie  atypische,  besassen  die  Tendenz  einer  Bildaag 
neuer  „sekundärer^  Kolonieen  (vergl.  die  übrigen  Arten).    Ich   gebe 
hier  folgendes  Beispiel  neueren  Datums.   Am  17.  August  a.  c.  wurden 
von   einer   am   26.  Juni  a.  c.    angefertigten '  Stichkultur   in    2,7  ^^ 
Kochsalz- Oelatine  zwei  Strichkulturen  auf  gleichartiger  Gelatine  an- 
gelegt.   Am  18.  September  waren  auf  den  alten,  dünnen,  jetzt  un- 
scheinbaren Auflagerungen  vereinzelte,   hinter-  oder  nebeneinander, 
unregelmässig  reihenfftrmig  angeordnete  —  je  eine  Reihe  nahe  deo 
alten  Impfistrichen  —  frische  Kolonieen  vorhanden,  von  starkem  Glanz 
und  grünlich-gelber  Färbung.    Sie  verhielten  sich  auch  in  sonstiger 
Beziehung  wie  typische  Kolonieen.    Die  von  einer  solchen  Kolonie 
abgeleiteten  Stichkulturen  waren  durchaus  typisch.    Dieselbon  ve^ 
flüssigten  die  Gelatine  ebensowenig  wie  die  der  allerersten  Genera- 
tionen.   An  ganz  alten  atypischen  Strichkulturen  in  6  prozent  Nähr- 
gelatine mit  2,7  ^/o  Kochsalz  habe   ich  beobachtet,  dass  Erweichung 
mit  nachfolgender  Verflüssigung  eintritt,  wenn  die  Temperatur  sich 
deijenigen  nähert,  bei  welcher  die  Verflüssigung  der  betr.  Gelatine 
von  selbst  erfolgt. 

4)  B.  argent-phosph.  II  und  5)  B.  argent-phospb.  III. 
Typische  Strichkulturen  dieser  beiden  Arten  auf  gewöhnliche  6  prozent. 
Nährgelatine  unterscheiden  sich  in  Bezug  auf  das  Wachsthum  da- 
durch, dass  bei  4  ein  verhältnissmässig  schmales,  gleichmässig  dickes, 
grau-weissliches,  fettglänzendes  Band  entstand,  bei  5  ein  nach  den 
Rändern  hin  sehr  dünn  werdender,  fast  bis  an  die  Wandungen  des 
Beagensglases  reichender  Belag.  Auf  der  Oberfläche  der  Oelatine 
in  Stichkulturen  erfolgte  der  Vorgang  in  analoger  Weise.    Verglichen 


▼OD  isoUrten,  um  die  Zelt  noeh  niehtverflOssigeDden  Kolonieen  ebstammenden  G^lttfoe- 
kttltaren  yerflOsiigten  firflher  oder  tpSter.  Die  Befunde  worden  dorcli  die  frflber  od«r 
•pXter  eintretende  Phosphoresceni  kontroUIrt,  Ton  der  nnten  mehr. 


Zur  K«nDtiuss  d«r  LenehtbaktttriMi.  238 

■ttjpkcben  OberflftchenkultarcD  von  B.  arg.-ph.  I,  unterschieden 
aek  dicjeDigea  von  B.  arg.-ph.  II  und  III  sogleich  durch  die  Ab- 
iKKiheil  der  jenen  eigenthümlichen  Färbung  (s.  o.);  die  seitliche 
iKbrritang  in  Strichkulturen  iM^gehend,  hielt  B.  arg.-ph.  I  die 
Mitte  nriscben  jenen. 

In  Sprozent.  Gelatine  mit  2^/o  Traubenzucker  war  das  Wachs- 
tkifli  etwas  aasgedehnter  bei  5,  als  bei  4,  in  beiden  Fällen  jedoch 
«eridUtDissniässig  schwach. 

la  der  Art  und  Weise  des  Wachsthums  der  jetzt  vorliegenden 
Gcientionen  von  B.  arg.-ph.  II  besteht  —  gleiche  Bedingungen 
foraosgesetzt  —  kaum  ein  Unterschied  von  dem  Modus  des  Wachs- 
diinDS  froherer  und  frühester  Oenerationen.  Ein  neuerdings  beobach- 
teces  Vorkommen  von  „sekundären^  Kolonieen  verdient  hier  erwähnt 
zo  werden.  Am  17.  August  a.  c.  wurde  von  einer  4wöchentlichcn 
Stichkoltur  in  2,7  <^^  Kochsalz^Gelatine  (s.  o.)  eine  Strichkultur  auf 
gewöhnlicher  lOprozent.  Nährgelatine  angelegt  (es  wurden  zwei  Impf- 
striche parallel  zu  einander  ausgeführt).  Die  Entwickelung  erfolgte 
in  der  auf  solchem  Nährboden  üblichen  Weise:  bläulich-grauer,  nach 
den  Rändern  zu  wolkiger  Kulturrasen.  Von  Mitte  bis  Ende  September 
begannen  neue  Kolonieen  zu  erscheinen,  im  Ganzen  etwa  30.  Die- 
sdben  waren  über  die  Gelatineoberfläche,  auf  der  alten,  jetzt  undeut- 
licheD  Kultur,  regellos  zerstreut.  Sie  bildeten  im  ausgewachsenen 
Zostande  bis  zu  etwa  1,5  mm  breite,  nagelkopffKrmige,  glatt  kon- 
üNuirte,  stearin-glänzende  Erhebungen  von  gelblich-grauer  Färbung 
bei  durchfallendem  Lichte.  Man  konnte  glauben,  eine  Art  Platten- 
koltor  vor  aich  zu  haben.  (Weiteres  über  diese  Kolonieen  s.  unter 
nLeachten'^) 

B.  arg.-ph.  III.  erwies  sich  nach  Wachsthum  (und  Wirkung) 
in  Laufe  der  Zeit  weniger  konstant,  als  B.  arg.-ph.  IL  In  einer 
im  25.  August  a.  c.  unter  ähnlichen  Verhältnissen  wie  im  vorigen 
Falle  angefertigten  Strichkultur  auf  lOprozent.  Nährgelatine  wurden 
ftoUls  „sekundäre^,  wenn  auch  weniger  markante  Kolonieen  später- 
Un  beobachtet  Dieselben  waren  in  unge&hr  derselben  Zahl  wie  vor- 
\im>  iast  alle  klein,  nur  eine  oder  zwei  etwa  1  mm  an  Breite  er- 
reiciiend.  Letzta«,  wiewohl  flacher,  ähnelten  sonst  den  oben  be- 
achriebenen  Kolonleen  sekundären  Ursprunges  bei  B.  arg.-ph.  II 
{^^.  ausserdem  das  unter  „Lenchten^^  Gesagte). 

Verflüssigung  der  Nährgelatine  &nd  weder  bei  der  einen,  noch 

anderen  Art  statt. 


6)  B.  argent-phosph.  liquef.  In  typischen  Stichkulturen 
war  die  Entwickelung  an  der  Oberfläche  zunächst  analog  deijenigen 
TOD  oberflädilichen  typischen  Kolonieen.  Im  weiteren  Verlauf  glichen 
i\e  Kulturen,  abgesehen  von  einer  geringeren  Wachsthumsenergie, 
deoen  von  B.  cyaneo-phosph.  Stichkulturen  in  6prozent.  Nähr- 
gelatioe  mit  2,7  <yo  Kochsalz  blieben  in  der  Geschwindigkeit  des 
Wachsens  und  Verflüssigens  ebenfalls  hinter  ähnlichen  Kulturen  von 
B.cjaneo-ph.  zurück,  von  welchen  sie  sich  Qberdies  durch  den 
Mangel  von  wimperartigen  Ausläufern  an  der  Peripherie  des  Ver- 
ilflsdgnngsschlaudies  oder  -trichtere  unterschieden. 


234    Scheurlen,   Zusatz  zu:  Eine  Methode  d.  Blutentnahme  beim  Kenschen. 

Bei  Beschreibung  der  Platteokulturen  wurde  gesagt,  dass 
Kolooieen  in  späteren  Generationen  einen  von  denen  anfängliche: 
Generationen  verschiedenen  Habitus  aufwiesen.  Gleiches  galt  aacl 
für  die  Stichkulturen  jener  Generationen,  insofern,  als  der  Beginn  dei 
Verflüssigung  der  Gelatine  unter  den  üblichen  Kulturbedingungei 
erheblich  verzögert,  dafür  jedoch  die  Ausbreitung  der  Kultur  an  dei 
Gelatineoberfläche  vor  dem  Beginn  der  Verflüssigung  um  so  beträcht- 
licher war  (vergl.  die  Notizen  unter  ,, Leuchten"). 

Ein  Zusatz  von  2%  Traubenzucker  zu  einer  Sprozent.   Nähr- 
gelätine  wirkte,  wie  bei  den  andren  Arten,  entwickelungshemmencL 

(Fortsetzang  folgt.) 


Zusatz  zu  dem  Aufsätze  „Eine  Methode  der  Blutent- 

nähme  heim  Menschen^^  ^). 

Von 

Dr.  Sehearien 

in 

Berlin. 

Die  „Bemerkungen  zu  dem  Aufsatze  Eine  Methode  der  Blutent- 
nahme beim  Menschen  von  Dr.  Th.  Smith^^*)  veranlassen  mich  za 
der  Annahme,  dass  ich  mich  in  diesem  Aufsatze  zu  kurz  ausgedrückt 
habe,  verleitet  durch  die  geringe  Wichtigkeit ,  die  ich  dem  gewiss 
nur  Wenige  interessirenden  Inhalt  meiner  Mittheilung  beilegen  zu 
müssen  glaubte. 

Nicht  die  Gestalt  und  Grösse  der  Glasröhre,  sondern  die  Art  der 
Blutentnahme  am  lebenden  Menschen  war  es,  durch  deren  Ver- 
öfifentlichung  ich  mir  den  Dank  des  einen  oder  anderen  Blutuoter- 
suchers  zu  erwerben  hofite,  und  die  bis  jetz(  meines  Wissens  noch 
nicht  geübt  wurde. 

Glasröhren  oder  daraus  hergestellte  Gefässe,  die  nach  der  Fül- 
lung zugeschmolzen  werden,  sind  zur  Entnahme,  zum  Transport  und 
zur  Aufbewahrung  von  Flüssigkeiten  in  der  Bakteriologie  schon  seit 
längerer  Zeit  im  Gebrauch;  ich  erinnere  nur  an  die  Glaskugeln  und 
Glasröhren  von  Flügge  und  Heraeus,  die  bei  der  Wasserunter- 
suchung früher  beliebt  waren ;  heutzutage  hält  man  ein  Glaskölbchen 
oder  Reagensröhrchen  mit  Watte  verschluss  für  zweckentsprechender. 

Bei  meinen  Blutuntersuchungen  kam  es  mir  darauf  an,  eine  Me- 
thode der  Blutentnahme  am  lebenden  Menschen  zu  erhalten,  die 
etwas  mehr  Blut  liefert,  als  der  übliche  Nadelstich,  und  ein  geringerer 
Eingriff  ist,  als  der  Aderlass.  Zugleich  musste  bei  dieser  Manipu- 
lation die  Möglichkeit  einer  Verunreinigung  des  Blutes  ausgeschlossen 
werden.    Es  durfte  also  das  Blut  unter  keinen  Umständen  mit  der 


1)  Diese  Zeitschr.  Bd.   VIU.   1800.  p.  257 

2)  Diese  Zeitschr.  Bd.  IX.  1891.  p.  48. 


Bedaktion  von  Nitraten  durch  Bakterien.  235 

fiiutoberflache  and  nicht  mit  der  äusseren  Luft  in  Berührung  kommen, 
bddes  Kachtheile  der  zwei  erwähnten  Methoden.  Dieses  Postulat  war 
sfDOt,  als  ich  die  Beobachtung  gemacht  hatte,  dass  sich  die  Haut 
Bit  äner  aufgezogenen,  etwas  kräftigen  Glasröhre  sehr  leicht  bis  in 
eise  oberflächliche  Vene  durchstechen  lässt  und  dass  dieser  Eingriff 
keinerlei  Gefahr  für  den  Menschen  mit  sich  bringt. 

Wie  ich  in  meiner  ersten  Mittheilung  erwähnte,  zeigte  es  sich 
JUS  das  zweckmässigste,  nach  der  Entnahme  das  Blut  möglichst  bald 
in  irgead  ein  steriles,  verschliessbares  Gefäss  zu  entleeren ,  da  die 
GtrioDODg  in  der  Rohre  die  Untersuchung  und  weitere  Verarbeitung 
des  Blutes  erachwerte. 

Mir  diente  also  dieses  beschriebene  Glasrohr  fast  lediglich  als 
OperatioDsinstrument  am  lebenden  Menschen;  dasselbe  mag  mit 
doD  Smith 'sehen  äusserlich  vollkommen  übereinstimmen,  innerlich 
d.)L  ihrem  Zweck  und  ihrer  Verwendung  nach,  sind  sie  grundverschieden. 


Referate. 


Laurent,  Exp 6 riences  sur  la  r^duction  des  nitrates  par 
los  v6g6taux.     (Annales  de   Tlnstitut  Pasteur.   1890.    No.  11. 
p.  722.) 
Von  vorstehender  Arbeit,  deren  Ergebniss  auch  für  die  Physio- 
logie der  Bakterien  von  Interesse  ist,  seien  zunächst  die  Schlusssätze 
u&gefiihrt: 

1)  Die  Fähigkeit  der  Reduktion  von  Nitraten  ezistirt  bei  den 
Uberen  Pflanzen,  den  Algen  und  Pilzen  ebenso,  wie  bei  den  Bakterien. 

2)  Auch  bei  keimenden  Samenkörnern  und  Wurzelknollen  lässt 
adi  das  gleiche  Vermögen  leicht  nachweisen. 

i)  Bei  den  höheren  Pflanzen  kommen  Substanzen  vor,  denen  die 
Fähigkeit  der  Reduktion  von  Nitraten  auch  nach  dem  Tode  der  Zellen 
m^ohnt. 

4)  Die  Fähigkeit  der  Reduktion  der  Nitrate  bei  den  Pflanzen  ist, 
lie  die  alkoholische  Gährung,  eine  blosse  Aeusserung  der  Lebens- 
tfaatigkeit,  welche  in  einem  sauerstofFfreien  Medium  andauert. 

Verf.  betrachtet  demnach  die  Reduktion  von  Nitraten  als  einen 
allgemeinen,  weit  verbreiteten  Vorgang.  Nach  einer  früheren  Arbeit 
desselben  kommt  sogar  dem  blossen  Sonnenlicht,  auch  bei  mittlerer 
lütexi^ität,  die  Fähigkeit  zu,  die  Nitrate  von  Kalium,  Natrium  und 
Galcium  zu  reduziren,  und  zwar  ebenso  bei  Luftzutritt,  wie  im  luft- 
leeren Raum. 

Was  die  Methodik  der  Versuche  betrifft,  so  war  das  Verfahren 
z.  B.  bei  den  Getreidekörnern  folgendes:  Um  alle  anhaftenden  Bak- 
terien sicher  abzuschliessen,  wurden  dieselben  für  |  Stunde  in  eine 
1  promille  Sublimatlösung  in  sterilen  Röhren  eingelegt  und  wieder- 
m  kräftig  geschüttelt,  um  die  anhaftenden  Luftbläschen  zu  ent- 
fernen.   Hierauf  folgte  dreimaliges  Abwaschen  mit  sterilem  Wasser, 


236  ^P^ 

von  dem  man  zuletzt  eine  kleine  Quantität  in  der  BBhre  zurück 
um  die  KeimuDg  zu  ermöglichen.  Den  Röhren  gibt  man  eine 
horizontale  Lage,  8o  dass  die  Körner  mit  dem  Wasser  in  Berfilinuig 
sind,  ohne  untergetaucht  zu  sein.  Bei  höherer  Temperatur  erfolgt 
rasch  die  Keimuog.  Nun  wird  mit  steriler  Pipette  Iproz.  Nitrat- 
lösuDg  zugegeben.  Stets  ist  darauf  zu  achten,  dass  das  verwendete 
destillirte  Wasser  frei  von  Nitriten  sei,  was  in  Laboratorien  keines- 
wegs immer  der  Fall  ist.  Zum  Nachweis  des  gebildeten  Nitrits  diente 
als  höchst  empfindliches  Reagens  NaphthylaminchlorQr  bei  Gegenwart 
von  Salzsäure  und  Sulfanilsäure,  welches  bei  Spuren  von  Nitrit  Roth- 
färbung ergibt  Die  Zeit,  innerhalb  deren  die  Reaktion  eintrat,  war 
eine  verschiedene. 

Schliesslich  erwähnt  Verf.  Versuche  mit  Bakterien.    In  Ueber- 
einstimmung  mit  anderen  Autoren  konnte  er  bei  verschiedenen  patho- 
geuen,  chromogenen  und  anderen  Bakterienarten  reduzirende  Eigen- 
schaften nachweisen.    Dagegen  erwiesen  sich  die  streng  aörobischen 
Bacillus  subtilis,  Tyrothrix  tenuis  und  B.  mesenteri- 
cus  in  Kalbsbouillon  mit  Zusatz  von  Nitrat  unfähig  zur  Reduktion, 
was  Verf.  als  einen  weiteren  Beweis  dafQr  betrachtet,  dass  die  Re- 
duktion an  das  Leben  ohne  Sauerstoff  gebunden  sei.    Eine  der  redu- 
zirenden   Arten   wurde  einerseits  mit  reichlichem,  andererseits    mit 
sehr  beschränktem  Sauerstoffzutritt  gezüchtet  und  gab  nur  in  letzterem 
Fall  Reduktion.    Die  reduzirende  Wirkung  bei  den  Bakterien    tritt 
Übrigens  nur  relativ  langsam  auf,  beruht  somit  nach  Verf.  nicht  auf 
der  Aktion  eines  schon  vorgebildeten  Enzym-artigen  Körpers. 

Buchner  (München). 

Bamon  y  Citfal,  8«,  Sobre  las  cölulas  gigantes  de  la  le- 
pra  y  sus  relaciones  con  las  colonias  del  bacilo  le- 
prose.   (Gaceta  sanitaria  de  Barcelona.  1890.  Juli.) 

Verf.  beschreibt  seine  Untersuchungen  der  Lepraknoten,  die 
zwei  Kranken  aus  der  Wange  ausgeschnitten  worden  waren  und  in 
denen  er  ganz  typische  Riesenzellen  in  grosser  Anzahl  gefunden  hat, 
während  ihm  das  bei  früheren  Untersuchungen  ebensowenig  gelungen 
war,  als  Baumgarten,  Unna,  Lutz  und  andern.  Die  Knoten 
waren  rasch  in  absoluten  Alkohol  gebracht  worden.  Die  Präparate 
wurden  theils  nach  Ehrlich-Weigert,  theils  nach  Unna  ange- 
fertigt und  mitZeiss,  Apochr.  V.^o  und  dem  älteren  Vi  8  untersudit 
Verf.  erläutert  seine  Beschreibung  mit  3  Figuren,  wovon  eine  farbig, 
und  fasst  schliesslich  seine  Beobachtungen  in  folgenden  Schlüssen 
zusammen : 

1)  Die  Lepragranulome  enthalten,  wenigstens  an  gewissen  Stelleo, 
echte  vielkemige  Riesenzellen,  die  alle  Merkmale  der  Langhaos- 
sehen  Tuberkelriesenzellen  darbieten. 

2)  Diese  Zellen  besitzen  wenig  oder  gar  keine  Protoplasmava- 
kuolen,  zum  Unterschiede  von  den  gewöhnlichen  epithelartigen  Zellen, 
bei  denen  dieselben  reichlich  zu  finden  sind. 

3)  Die  Riesenzellen  beherbergen  vereinzelte  und  zu  Kolonieen  ver- 
einigte Bacillen,  die  während  ihres  Wachsthums  in  das  Protoplasma 


Upr»,  287 

OBodriDgeii  scheinen  und  dessen  Vakuolen  sammt  den  Kernen  in 
aeh  aofiiehmen. 

4)  Auch  die  kleinsten  Kolonieen  besitzen  eine  Gentralvakuole, 
was  darauf  hinzudeuten  scheint,  dass  die  Vermehrung  der  Bacillen 
am  «De  Vakuole  herum  stattgefiinden  hat. 

ö)  Die  groBsen  Kolonieen  der  Riesenzellen,  wie  auch  die  der  epi- 
dwiartigen,  können  die  ganze  Zelle  mit  Einschluss  der  Membran 
2erst5ren  und  erscheinen  dann  frei  in  den  Bind^ewebstrümmem. 

6)  Auf  die  Lepra  findet  der  Pbagocytismus  keine  Anwendung,  wie 
auch  schon  andere  Forscher  angegeben  haben;  die  Zellen  liefern 
gerade  den  besten  und  fast  au8S<£liesslichen  Nährboden  f&r  die  Mi- 
bobieo. 

7)  Die  Lepra-Riesenzellen  scheinen  üppig  entwickelte  Bindege- 
websdemente  zu  sein.  S  e  n  t  i  n  o  n  (Barcelona). 

Unia,  AzeredOy  und  Harelburg,  Hospital  dos  Lazaros.   Re- 
latoros  de  1890;  ferner  Brazil-Medico.  S.281.  No.35.  1890.  Mit  3 
Floren.    Rio  de  Janeiro.    1890.    Autorreferat 
VerfL   berichten    über   die  namentlich  in    den    Staaten    Minas, 
S.  Paolo  und   in  der  Hauptstadt  Rio  de  Janeiro  zu  beobachtende 
Zooahme  von  Lepra-Erkrankungen.    Zu  früheren  Beobachtungen  über 
die  AnsieckuDgsfähigkeit  kommt  eine  neue»   dass  ein  Koch,  der  30 
Jahre  hindurch  Dienste  im  Hospital  leistete,  dessen  Herkunft  unbe- 
lastet ist,  schliesslich  doch  eine  Leprainfaktion  acquirirte.    Ausführ- 
licher wird  ein  Krankheitsfall,  der  sechs  Jahre  hindurch  beobachtet 
inrde,  berichtet.    Es  handelt  sich  um  eine  theils  tuberöse,  theils 
anasthetische  Form,  die  schliesslich  zur  Kachexie  und  damit   zum 
Tode  f&hrte.    Die  Sektion  ergab  zerfallene  lepröse  Knoten   in  der 
Nase,  im  Pharynx,  in  den  Lungen,  Volumsvergrösserung  der  Milz 
und  Leber,  Atrophie  der  Herzmuskulatur,  der  Magenwände  und  des 
Darms.    Leprabacillen  wurden  in  allen  Lepraknoten,  in  der  Milz  und 
der  Leber  konstatirt.    Besonders  hervorgehoben  wird  der  Befund  der 
spezifischen  Bacillen  in  den  von  interstitieller  Entzündung  ergriffenen 
Nieren;    die   Bacillen  wurden   nur  in  den  Olomerulis  angetroffen. 
I^rabacillen  in  den  Nieren  wurden   von  Gornil  und  Babes  be- 
obachtet, von  anderen  Forschern  in  diesen  Organen  vermisst.    Somit 
würde  das,  wenn  auch  seltenere  Vorkommen  von  Leprabacillen  in  den 
Nieren  eine  Bestätigung  finden.  —  Die  Therapie  in  dem  Hospital 
besteht  neben  prophylaktischen,  hygienischen  und  roborirenden  Maass- 
lähmen  in  der  Anwendung  von  Pyrogallussäure,  Ichthyol,  Ghrysaro- 
Md,  Salben  von   Karbolsäure,   Sublimat,    Salicylsäure,  der  internen 
Darreichung  von  Karbolsäure,  Gynocardiumsäure  und  der  eventuellen 
Zerstörung  durch  das  Thermocautehum.    Die  Therapie  ist  nicht  ganz 
resultatlos,  jedoch  keineswegs  von  durchschlagendem  Erfolg.  —  Bei 
dieser  Gelegenheit  sei  erwähnt,   dass  der  angeblich  geheilte  Lepra- 
M  Unna 's  (s.  IV.  Kongr.  für  innere  Medicin.  1885)  auf  Irrthum 
^roht    Zum  Mindesten  nahm  die  Lepra  bei  der  nach  Rio  zurück- 
gekehrten Patientin  die  gewöhnliche  weitere  Entwickelung  und  erlag  die 
Kranke  unter  qualvollen  Leiden  einer  durch  disseminirte  Lepra  verur- 
sachten Kachexie  vor  ca.  2  Jahren.      Havelburg  (Rio  de  Janeiro). 


238  Knochenmark  und  Infektionen. 

Sanfellee,  Fr.,  Contributo  alla  fisiopatologia  del  mi- 
dollo  delleossa.  (Bolletino  della  Societä  di  Naturalist!  in  N^apoli. 
Serie  I.  Anno  IV.  Vol.  IV.  1890.  Fascic.  1.) 

Diese  Arbeit  ist  die  Fortsetzung  einer  früheren   über  die    Ent- 
stehung der  rothen  .Blutkörp^r  im  Knochenmark  der   Wirbelthiere  ; 
nur  derjenige  Abschnitt,  der  sich  mit  dem  Verhalten  des  Knochen- 
marks bei  einer  Reihe  von  künstlichen  Infektionen  beschäftigt,  kann 
hier  referirt  werden.     Die  Untersuchungen  umfassen  von   akuten    Er- 
krankungen den  Milzbrand  und  die  Mäuseseptikämie,  von  chronischen 
die  Tuberculose.    Die  Methode  bestand  in  Untersuchung  der  Schnitte 
nach  Fixirung  des  Knochenmarks  durch  kaltgesättigte  Sublimatlösun^Tf 
der  einige  Tropfen  Essigsäure  zugesetzt  waren;  Färbung  in  Häma- 
toxylin,  das  auch  die  Anthraxbacillen   färbt,    bezüglich  in  Lithion- 
karmin  und  Nachfärbung  nach  der  Gram 'sehen  Methode  oder  (bei 
der  Tuberculose)  Färbung  theils  mit  Hämatoxylin,  theils  mit  Karbol- 
fuchsin und  Methylenblau. 

Die  Hauptveränderung  im  Knochenmark  bei  an  Milzbrand  ge- 
storbenen Thieren  (Kaninchen,  Meerschweinchen,  Igel)  besteht  in  un- 
gewöhnlicher Vermehrung  der  Zellen  mit  irregulären  oder  fragmen- 
tirten  Kernen,  und  zwar  sowohl  der  gewöhnlichen  Leukocyten,  als 
der  Erythroblasten  (die  der  Verf.  mit  Löwit  als  Vorstufen  der 
kernhaltigen  rothen  Blutkörper  ansieht,  wenn  er  sie  auch  abweichend 
von  diesem  Autor  von  den  Leukocyten  herleitet),  als  auch  der  kern- 
haltigen rothen  Blutkörper.  Die  Kernfragmentation  in  den  Leuko- 
cyten kann  namentlich  an  Stellen,  wo  die  Bacillen  massenhaft  liegen, 
soweit  gehen,  dass  der  Kern  in  einen  Detritus  zerfällt.  Manchmal 
verschmelzen  derartig  degenerirte  Zellen  zu  grösseren  Massen. 

Der  Verf.  bemerkt,  dass  der  Kernzerfall  in  geringerem  Grade 
physiologisch  ist,  hier  nur  ausserordentlich  häufig  wird. 

Das  Knochenmark,  namentlich  das  rothe  oder  „funktionirende^S 
ist  sehr  reich  an  Bacillen,  die  nicht  nur  innerhalb  der  Bluträume, 
sondern  auch  im  Gewebe  liegen.  Die  Bacillen  sind  niemals  in  Leu- 
kocyten eingeschlossen,  sehr  selten  finden  sie  sich  in  Biesenzellen 
und  auch  dann  stets  gut  gefärbt.  Da  der  Verf.  zudem  die 
Riesenzellen  mit  Löwit  u.  a.  als  regressive  Formen  auffasst,  die 
durch  Verschmelzung  entstanden  sind,  kann  er  hier  dem  Phagocytis- 
mus  keine  Rolle  zuschreiben.  Die  Zahl  der  Leukocyten  innerhalb 
der  Blutgefässe  des  Marks  ist  in  gleicher  Weise  wie  im  übrigen  Blute 
erheblich  vermehrt. 

Bei  der  Mäuseseptikämie  finden  sich  dieselben  Verhältnisse,  wie 
beim  Milzbrand.  Nur  liegen  hier  viele  Bacillen  in  Leukocyten,  nie- 
mals in  Riesenzellen. 

Der  Befund  bei  der  Tuberculose  ist  folgender:  Das  Fett  ist 
zum  grossen  Theil  in  lymphoides  Mark  übergegangen,  doch  sind  die 
Erythroblasten  und  kernhaltigen  rothen  Blutkörper  sehr  spärlich  ver- 
treten, während  die  Leukocyten  in  ziemlicher  Menge  Mitosen  dar- 
bieten. Die  Formen  mit  fragmentirtem  Kern  sind  viel  seltener,  als 
bei  den  akuten  Erkrankungen,  häufiger  ist  die  Kernform  der  Leuko- 
cyten eine  unregelmässige.  Von  den  Riesenzellen  des  Marks,  die  der 
Verf.  eintheüt  in  solche,  die  aus  der  Verschmelzung  von  kernhaltigen 


Gysticerken  im  Schw«in«.  239 

iDtheD  Blatkörperchen  hervorgehen ,  sind  die  letzteren  reichlicher 
lorhaDden. 

Verf.  zieht  aus  diesen  Beobachtungen  den  Schluss,  dass  die 
Blotbildung,  wenn  nicht  völlig  zum  Stillstand  gekommen,  so  doch 
erheblich  verlangsamt  ist. 

Die  Genese  des  Tuberkels  beginnt  nach  dem  Verf.  damit,  dass 
Leokocyten  eine  Veränderung  ihres  Kernes  erleiden,  der  chromatin- 
inoer  erscheint,  dann  mit  ihrem  Zellkörper  unter  einander  ver- 
schmelzen und  so  zur  Bildung'  von  Riesenzellen  Anlass  geben ,  die 
ohne  Attsläafer  sind  und  meist  peripherische  Anordnung  der  Kerne 
zeigen.  Rings  herum  bildet  sich  durch  gleiche  Veränderung  der 
Leokocyten  die  Epitheloidzellenzone ,  die  ihrerseits  von  Leukocyten 
fflit  fragmenürten  Kernen  umgeben  wird.  In  den  Riesenzellen  sind 
sdten  Bacillen  zu  sehen,  in  reichlicher  Menge  in  der  Zone  der  Epi- 
ihdoidzellen.  In  älteren  Tuberkeln  ist  das  verkäste  Gentrum  von 
jongen  Riesen-  und  Epitheloidzellen,  diese  wieder  von  einem  dichten 
Kraiff  von  Leukocyten  umgeben.  [Kern-  und  Zelltheilungen  scheint 
y«rf.  denmach  bei  der  Tuberkelbildung  nicht  gesehen  zu  haben.  Ref.] 

W.  Kruse  (Neapel). 

lorot,  Quelques  consid6rations  sur  la  d^g^nerescence 
des  cysticerques  ladriques  du  pora  (Journal  de  m6d. 
v6t.  et  de  zootechnie.  1890.  Octobre.  p.  529/32.) 

Verf.  beschäftigt  sich  in  vorliegender  Arbeit  mit  den  Degenera- 
tionserscheinangen,  welche  er  bei  Schweinefinnen  zu  beobachten  6e- 
legeaheit  hatte.  Er  unterscheidet  4  verschiedene  Grade:  a)  Erster 
Grad.  Veränderung  der  äusseren  Haut  durch  Auflagerung  eines  kä- 
sigen Stoffes ;  der  Bläscheninhalt  ist  dabei  vollkommen  klar  und  der 
Skolex  zeigt  vollkommen  unveränderte  Struktur,  b)  Zweiter  Grad. 
Der  Innenraum  der  Finne  ist  ganz  mit  käsigem  Inhalte  gefüllt.  Am 
Skolei  kann  man  die  Saugnäpfe  nicht  mehr  erkennen,  dagegen  ist 
der  Hakenkranz  noch  intakt,  c)  Dritter  Grad.  Die  Häkchen  finden 
ääi  nicht  mehr  in  kranzförmiger  Anordnung,  sondern  zerstreut  in 
wechselnder  Zahl  in  dem  käsig  veränderten  Finnenknötchen  vor. 
d]  Der  vierte  Grad  endlich  zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  in  der 
käsigen  Masse  keine  Spur  der  Skolexmembran  oder  von  Häkchen 
mehr  zu  entdecken  ist. 

M.  weist  darauf  hin,  dass  bei  einem  und  demselben  Schweine 
neben  degenerirten  auch  ganz  normale  Finnen  vorkommen  können  (La- 
iierie  mixte),  und  dass  die  Degeneration  der  Finne  nicht  nur  nach 
vollstäDdiger  Entwickelung,  sondern  auch  während  derselben  be- 
tehtet  werde.  Femer  erklärt  M.,  dass  beim  Fehlen  der  Haken  in 
degenerirten  Schweinefinnen  die  Natur  der  Gebilde  mit  Sicherheit 
nicht  festgestellt  werden  könne.  (Im  Gegensatz  zu  dieser  Annahme 
bat  Ref.  in  den  „Kalkkörperchen''  ein  ausgezeichnetes  diagnostisches 
Merkmal  für  abgestorbene  Gysticerken  gefunden.  —  Vergl.  „Monats- 
liefte  f.  prakt.  Thierheilkunde.  Bd.  I.  S.  64/70.)  Zum  Schlüsse  wirft 
Verf.  die  Frage  auf,  ob  es  nicht  möglich  sei,  durch  Erforschung  der 
^Tsachen  des  Absterbens  der  Schweinefinnen  ein  Mittel  zu  finden, 
durch  welches  die  Schweine  gegen  Finneninvasion  immun  gemacht, 

16* 


240  CyiiiMrkeii  b«im  Bind«. 

bezw.  die  bereits  eingedrangenen  Finnen  getOdtet  werden  könnten. 
Irgend  einen  positiven  Anhaltspunkt  hierzu  vermag  jedocta_M.  nicbt 
zu  geben.  Ostertag 


GulUebeau,  Ein  neuer  Fall  von  Cysticercus  der  Taenia 
saginatabeimRind.  (Schweizer  Archiv  f.  Thierheilkunde.  1890. 
Heft  4.  S.  174/9.) 
Die  Taenia  saginata  muss  als  ein  nicht  allzuseltener  Gast 
des  nienschlichen  Darmes  bezeichnet  werden.    Nach  einer  Statistik 
von  Z  äs  lein  (Korrespondenzblatt  f.  Schweizer  Aerzte.    Bd.  XL  S. 
673)  fand  Prof.  Roth  in  Basel  bei  1526  Sektionen   llmal  Taenia 
saginata,  kein  einziges  Mal  aber  Taenia  solium.    Mit  Beputzung 
aller  zuverlässigen  Quellen  konnte  Z  äs  lein  in  der  Schweiz  im  Gan- 
zen  180  Fälle  von  Taenia  saginata  und  19  Fälle  an  Taenia 
solium  feststellen.    Dieses  Verhältnis  entspricht  volHcommen  den 
an  anderen  Orten  (Wien,  Holstein,  Italien)  gewonnenen    Zählungs- 
ergebnissen,   und   es  muss  auf  Grund  dieser  Statistik  aoKenommen 
werden,  dass  sich  heute  ein  Umschwung  in  Bezug  auf  die  Häufigkeit 
des  Vorkommens  der  beiden  Bandwurmarten   geltend  gemacht  hat. 
Denn  frQher  war  Taenia  solium  häufiger  oder  ebenso  häufig,  ab 
Taenia  saginata. 

Bis  vor  kurzem  konnte  man  sich  diese  Thatsache  angesichts  des 
seltenen  Vorkommens  des  Cysticercus  der  Taenia   saginata, 
der  Rindsfinne,  nicht  recht  erklären.    Seitdem  aber  auf  dem  GentraJ- 
schlachthofe  zu  Berlin  die  Entdeckung  gemacht  ist,  dass  die  Kau- 
muskeln Lieblingssitze  der  Rindsfinnen  vorstellen,  liegt  dieses  Ver- 
hältnis anders.    Im  Jahre  1887  fand  man  in  Berlin  unter   130733 
Rindern  nur  2  und  unter  99 185  Kälbern  nur  1  mit  diesem  Parasiten 
behaftet,  im  Berichtsjahre  1888/9  dagegen,  nach  obiger  Entdeckung, 
nicht  weniger  als  113  Rinder  unter  der  Gtesammtsumme  von  141814 
und  im  Jahre  1889/90  389  Rinder  unter  154218  überhaupt  unter- 
suchten.   In  ZOrich  waren  schon  im  Jahre  1886  in  Folge  der  genauen 
Untersuchung  der  Herzen  der  Schlachtthiere  (Z  s  c  h  o  k  k  e)  19  Rinder 
und  38  Kälber  als  Träger  von  Finnen  erkannt  worden. 

Verf.   beschreibt  nach  dieser  Einleitung  einen  Fall  von  Finnen 
bei  einem  3  Wochen  alten  Kalbe.    Die  Muskulatur  dieses  Thieres  war 
mit  hellweissen,  eiförmigen  Knötchen  von  6  mm  Länge  und  4  mm 
Breite  durchsetzt    Die  histologische  Untersuchung  der  Knötchen  er- 
gab Folgendes:  In  der  Mitte  liegt  der  Embryo  als  leicht  herausfal- 
lendes Kügelchen  von  Vt  ^^  Breite;  in  dem  Innern  desselben  /ässt 
sich  bereits  Flüssigkeit  nachweisen.    Neben  dem  Embryo  liegt  nekro- 
tisches Rundzellengewebe,  welches  stets  von  Blutextravasaten  durch- 
setzt ist.    Die  Hauptmasse  des  Knötchens  bilden  gut  erhaltene  epi- 
thelioide  und  spindelförmige  Zellen,  welche  allmälilich  in  das  Pe- 
rimysium übergehen.     Obwohl  die  vorgefundenen  Gebilde  des  fOr 
die  Systematik  so  wichtigen  Kopfes  entbehren,  ist,  wie  6.  näher  be- 
gründet, unzweifelhaft,  dass  es  sich  in  seinem  Falle  um  Cysticer- 
ken  von  Taenia  saginata  gehandelt  hat. 

Ostertag  (Berlin)* 


Cyslieerkeii«  —  Üistommn  cjUndraeeam.  241 

likMlMBe,  Snr   les  moyens  de  reconnattre  les  Gysti- 
cerqnes  duTaenia  saginata,  produisant  la  ladrerie 
du  veaa  et  du  boeaf,  malgr^  leur   rapide  dispari* 
tioD    4  Tair  atmosphörique.    (Compt   rend.  des  Söances 
de  PAcad.  des  sciences  de  Paris.  1890.  No.  3.  p.  165/7.) 
L  hatte  ein  Kalb  mit  reifen  Gliedern  von  Taenia  saginatage- 
flttert  nnd  dasselbe  nach  2^|,  Monaten  gewerbsmässig,  wie  zum  Ver- 
kaufe,  ausschlachten  lassen.    Hierbei  fand    er   in  ziemlich    reich- 
lidier  Zahl  Finnen  Ober  die  Muskulatur  zerstreut,   machte  aber  die 
Entdeckung,   dass  die  Finnen  sowohl  in  ihrer  natürlichen  Lage  als 
isolirt  durch  die  Berührung  mit  der  Luft  sich  rasch  verkleinerten 
md  zwar  so,  dass  sie  kaum  mehr  wahrnehmbar  wurden.    Die  Cysti- 
offken  konnten    indessen  wieder  deutlich  sichtbar  gemacht  werden, 
teim  L.  die  ausgetrockneten  Fleischstücke  in  Essigsäure-  oder  Sal- 
p^rsäurewasser   oder  in  eine  Mischung  von  Wasser,  Olycerin  und 
Eiügsiiire  legte.    Das  Verschwinden  der  Finnen  erklärt  Verf.  durch 
Yerdmiatung  ihres  flüssigen  Inhalts;   unter  Aponeurosen  und  in  der 
Tiefe  der  Muskelmassen  bleiben  dieselben  unversehrt 

.Oster tag  (Berlin). 

LtantoWy  T»,   Ueber  den  Bau  und  die  Entwickelung  des 
Distomum    cylindraceum    Zed.      (Arch.    f.    mikr.    Anat 
Bd.  XXXVI,     1890.    pg.  173—191.    2  Tat) 
Obgleich  Distomum  cylindraceum  aus  der  Lunge  unserer 
Attache  und  Kröten  (Bnfo)  sehr  lange  bekannt  ist  und  in  vielen 
Qcgeoden  zu   den  häufigsten  Parasiten  der  Batrachier  gehört,  sind 
uiffiere  Kenntnisse  über  seinen  Bau  und  Entwickelung  recht  dürftige. 
Dieee  Lücke  wird  durch  die  vorli^ende  Arbeit  des  bekannten  Göt- 
tinger  Helminthologen  ausgefÜJlt;  sie  beschäftigt  sich  mit  der  Ana- 
tomie des  Thieres»  die  wegen  der  enormen  Entwickelung  des  Uterus 
in  späterem  Alter  und  der  dabei  stattfindenden  Verödung  der  keim- 
Iximtenden  Drüsen  an  jüngeren  Individuen  zu  studiren  ist,  und  klärt 
die  Ekitwickelung  auf.    Aus  dem  ersten  Theile  der  Arbeit  heben  wir 
xlvx  eine  Beobachtung   hervor:   obgleich  Distomum  cylindra- 
ceam  einen  La ure raschen  Kanal  besitzt,  wird  dieser  nicht  als 
Vtgioa  benutzt,  sondern  der  Endtheil  des  Uterus,  wie  zwei  in  Copula 
beobachtete  Thiere,  die  auch  beim  Konserviren  vereinigt  blieben,  bei 
der  späteren  Untersuchung  auf  Schnitten  ergaben.    Da  es  sich  um 
zwd  Utere  Thiere  bandelt,  die  schon  zahlreiche  befruchtete  Eier 
eotwickelt  hatten,  muss  angenommen  werden,  dass  die  Begattung 
to  (öfteren  wiederholt  wird.     Das  eingeführte  Sperma  macht  den 
nmgekehrten  Weg,  den  die  Eier  zurücklegen,  d.  h.  es  dringt  im  Uterus 
VKTst  nach  hinten  und  von  da  wieder  in  den  Anfangstheil  des  Or- 
ganes,  das  strotzend  mit  Samen  angefüllt  ist. 

Der  Embryo,  der  den  grössten  Theil  seiner  Entwickelung  im 
m&tterlichen  Uterus  durchmacht,  bedarf  nach  dem  Freiwerden  der 
Qer  immer  noch  einige  Wochen  bis  mehrere  Monate,  ehe  er  die  Ei- 
Bdttle  verlässt  und  mit  Hülfe  seiner  fast  den  ganzen  Körper  be- 
deckenden Wimpern  im  Wasser  umherschwimmt.  Der  erste  Zwischen- 
Kirth,  in  den  die  Larve  unter  Verlust  ihrer  Wimperhülle  einwandert 


242  Fichtenritsenschorf. 

und  ZU  einem  Keimschlaucbe  auswächst,  ist  eine  Schnecke,  Lim« 
naeusovatus,  die  zu  den  häufigsten  Bewohnern  unserer  Gräben 
und  Tümpel  gehört. 

Etwa  Mitte  Juni  sind  in  den  Keimschläuchen  die  Cercarien  ent- 
wickelt und  schwärmen  aus;  ihr  feinbedornter  Körper  ist  0,33  mm 
lang,  0,12  mm  breit  und  besitzt  einen  stabförmigen,  keine  Verdickung 
zeigenden  Bohrstachel  im  Mundsaugnapfe;  der  Ruderschwanz  bat 
ungefähr  gleiche  Länge  mit  dem  Körper.  Die  Bewegungen  dieser 
Cercarien  sind  theils  schwimmende,  theils  kriechende. 

Eine  Einwanderung  der  Cercarien  in  einen   zweiten    Zwiscben- 
wirth   hat  v.  L.  nicht  beobachtet,   wohl  aber  die   späteren   einge- 
kapselten Stadien  in  einem  Schwimmkäfer  (Ilybius  fuliginosusF.) 
gefunden.    Bei  der  grossen  Uebereinstimmung  zwischen  den  in  einer 
dicken  Cyste  befindlichen  und  auf  0|65  mm  gewachsenen  Distomeo 
und  dem  Körper  der  Cercarien  ist  an   der  Identität    beider    wohl 
kaum  zu  zweifeln.    Uebrigens  vermuthet  v.  L.  ganz  mit  Recht,  dass 
die  Infektion  der  Käfer  nicht  auf  passivem  Wege  mit  der  Nahrung 
geschieht,  sondern  dass  die  Cercarien  einwandern  und  zwar  schon  in 
die  Larven  des  Ilybius. 

Frösche  geniessen  diese  wie  andere  Käfer,  die  ihnen  bei  ihren 
verhältnissmässig  langsamen  Schwimmbewegungen  leicht  zur  Beate 
werden,  und  importiren  auf  diese  Weise  die  eingekapselten  Di- 
stomen,  welche  wahrscheinlich,  nachdem  sie  im  Magen  der  Frösche 
ihre  Kapsel  verlassen  haben,  durch  den  Oesophagus  in  die  Mund- 
höhle und  von  da  durch  den  Kehlkopf  und  die  ganz  kurze  Trachea 
in  die  weite  Luugenhöhle  einwandern.  Die  kleinsten  Distomeo,  welche 
V.  L.  in  der  Lunge  von  Fröschen  fand,  waren  0,63  mm  lang,  0,35  mm 
breit,  auch  ganz  bedornt  und  Hessen  die  bei  den  Cercarien  vorkom- 
menden Hautdrüsen  in  der  gleichen  Form  und  Anordnung  noch  er- 
kennen. *  M.  Braun  (Rostock). 

Lommatzsch 5    W«,    Beobachtungen    über   den    Fichten- 
ritzenschorf  (Hysterium  macrosporum  Hrtg.).    (Tha- 
rander  forstliches  Jahrbuch.    1890.    Heft  3.    S.  144—150.) 
Hysterium   macrosporum  Hg.  fügt  alljährlich   seit  1885 
den  Fichtenbeständen  in  Sachsen  umfangreichere  Beschädigungen  zu. 
Die  Nadeln  werden  unter  dem  Einfluss  des  Pilzes  erst  rötblich,  ver- 
gilben dann  und  sterben  ab,  indem  die  schwarzen  Fruchtpolster  her- 
vorbrechen.   Fichten  von  20 — TOjährigem  Alter  gehen  so  einzeln  oder 
in  kleineren  Gruppen  zu  Grunde.    Die  Krankheit  tritt  an  den  west- 
lichen Bestandesrändern  zuerst  und  am  stärksten  auf  und  ferner  auch 
bei  nassen  Bodenlagen. 

Die  bisher  vorgeschlagenen  Bekämpfungsmaassregeln,  bestehend 
in  Fällung  der  erkrankten  Bäume,  Verbrennung  des  Reisigs  und  der 
Nadelstreu  mit  den  Perithecien  des  Pilzes  sind  zu  weitgehend,  da  es 
einerseits  unmöglich  ist,  alle  Ansteckungskeime  mit  der  VerbrenDaiig 
zu  vernichten,  indem  unzählige  derselben  am  Boden  und  an  be- 
nachbarten Fichten  zurückbleiben,  durch  die  Fällung  vieler  Bäome 
aber  grosse  Gefahren  für  Wald  und  Boden  heraufbeschworen  werden ; 
schliesslich  erholen  sich  viele  Fichten  auch  wieder  von  der  Infektion, 


Scbotnrapfang,  künstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelungshemmang  etc.      243 

Dag^en  empfiehlt  Verf.,  nur  die  absterbeuden  Bäume  herauszunehmen 
ud  die  weniger  stark  befallenen  nur  dann,  wenn  diese  Durchforstungs- 
weise  ohne  bedenkliche  Unterbrechung  des  Schlusses  möglich  er- 
scbeint,  während  die  Verbrennung  des  Reisigs  und  der  Nadelstreu 
ab  zu  möhsam  und  nutzlos  zu  unterlassen  ist.  Als  Vorbeugungs- 
mittel  sind  anzuwenden:  Entwässerung  nasser  Bodenpartieen  resp. 
Bebauen  derselben  mit  passenden  Laubhölzern,  kräftige  Durch- 
forstuDg  der  durch  den  Pilz  gefährdeten  Fichtenbcstände,  Mischung 
der  Ficfatenbest&nde  mit  anderen  Nadel-  oder  Laubhölzern  und  An- 
If^guDg  von  mindestens  30  m  breiten  Schutzstreifen  von  Kiefern  oder 
Laobbölzem  an  den  gefährdeten  westlichen  Bestaiidesrändern  gegen 
die  Infektion  des  Pilzes.  Brick  (Karlsruhe). 


Sehutümpfung ,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Qtrtner,  F.,  Beitrag  zur  Aufklärung  des  Wesens  der 
sogen.  Prädisposition  durch  Impf  versuche  mit 
Staphylokokken.  [Gekrönte  Preisschrift  der  Universität  Hei- 
ddberg.  —  Aus  dem  Laboratorium  des  Prof.  Kehrer.]  (Z i e g  1  e r's 
Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie  und  zur  allgemeinen  Patho- 
logie.   Band  IX.  1890.  Heft  2.) 

Verf.  erwähnt  zunächst  einige  Besonderheiten  des  Staphylococ- 
tus  pyogenes  aureus,  die  ihm  bei  seinen  Untersuchungen  auf- 
gefallen sind.  Hier  verdient  besonders  der  Umstand  hervorgehoben 
m  werden,  dass  der  St aphylococcus  pyogenes  aureus 
unter  verschiedenen  Verhältnissen  verschiedene  Pigmentbildung  zeigt. 
Letztere  ist  um  so  intensiver,  je  grösser  der  Sauerstoägehalt  ist. 
Bei  gleichbleibender  Impfmenge  von  Staphylococcus  pyogenes 
aureus  war  auch  die  Wirkung  stets  dieselbe. 

Verf.  versuchte  nun  weiter  die  Bedingungen  zu  erproben,  welche 
die  Pilzentwickelung  in  den  Säften  und  Geweben  begünstigen. 

Bei  künstlich  hergestellter  allgemeiner  Anämie  zeigten  die 
anämischen  Thiere  in  den  folgenden  Tagen  nach  der  Impfung  viel 
raschere  Abscessbildung,  als  normale  und  diese  war  auch  ausgebrei- 
teter. Auch  der  Allgemeinbestand  der  anämischen  Thiere  war  ver- 
ändert. Von  den  anämischen,  geimpften  Thieren  starben  einige.  Durch 
Impfung  von  Herzblut  auf  Agar  erhielt  man  Staphylokokkenkulturen. 

Bei  lokaler  Anämie  erfolgte  nach  Staphylococcusirapfungen 
die  Abscessbildung  langsamer,  als  bei  normalen  Thieren. 

Nach  Gärtner 's  Anschauung  wirkt  bei  der  allgemeinen  Anä- 
mie wahrscheinlich  die  qualitative  Veränderung  des  Blutes,  die  Hy- 
drämie,  günstig  auf  das  Wachsthum  der  Kokken.  Eigene  Versuche 
zeigten  in  der  That,  dass  der  Staphylococcus  pyogenes 
aureus  auf  hydrämischem  Nährboden  besser  sich  entwickelte,  als 
auf  normalem,  wobei  namentlich  das  hydrämische  Blutserum  eine 
wesentliche  Rolle  spielt. 


244     ScbatstmpAiDg,  kllnstl.  tnfektloiukrankhelteDy  fintwiekehingsbetninonif  «te. 

Es  ist  sonach  nach  Gärtner 's  Dntersachungen  die  Hydrämie 
ein  Prädispositionsmoment  fQr  die  Entstehung  von  InfektionskraDk- 
heiten.  Dittrich  (Prag). 


Lenbiiselier,  O.,  Einfluss  yon  Verdauungssekreten  auf 
Bakterien.  [Aus  dem  hygienischen  Institute  zu  Jena.*]  (Zeit- 
schrift für  klinische  Medicin.    Band  XVII.    1890.    Heft  5.) 

Verf.  prOfte  experimentell  den  Einfluss  des  Darmsaftes,  des  pan- 
kreatischen  Saftes  und  der  Galle  auf  Bakterien. 

Zunächst  wurde  das  Verhalten  des  Darmsaftes  gegen  Bakterien 
geprüft  und  untersucht,  ob  sich  Differenzen  der  Wirkung  zwischen 
dem  vom  Jejunum  und  dem  vom  Ileum  abgesonderten  Sekrete  fest- 
stellen lassen. 

Der  Darmsaft  erwies  sich  hei  Einhaltung  der  nothwendigen  Vor- 
sichtsmaassregeln  als  vollständig  keimfrei.  Die  Prüfung  der  Einwir- 
kung desselben  auf  Bakterien  erstreckte  sich  auf  Tj'phusbacillen, 
Cholerabacillen,  Finkler-Prior' sehe  Bacillen,  Kartoffelbacillen  und 
Milzbrandbacillen. 

Im  allgemeinen  erfolgte  nach  einer  Stunde  häufig  eine  geringe 
Verminderung  des  Bakteriengehaltes  im  Darmsafte.  Dann  aber  be- 
gann bei  sämmtlichen  untersuchten  Bakterienarten  eine  enorme  Ver-  , 
mehrung  des  Wachsthums.  Der  Darmsaft  besitzt  sonach  keine  des-  | 
infizirenden  Eigenschaften,  gibt  vielmehr  einen  günstigen  Nährboden  ,, 
für  die  zur  Untersuchung  gelangten  Bakterienarten  ab.  Im  AUgc-  ^ 
meinen  entwickelten  sich  die  Mikroorganismen  besser  im  Jejunum-  ^ 
safte,  als  in  dem  aus  dem  Ileum  stammenden  Darmsafte«  / 

Trypsinlösungen  gaben  ein  noch  besseres  Nährsubstrat  für  Bak-  '^ 
terien  ab,  als  der  Darmsaft,  insbesondere  für  Cholera-  und  Typhas-  ^ 
bacillen.  ^l 

Ferner  wurde  der  Einfluss  von  frischer  Schweinegalle,  RindsgaUe  ^j 
und  Menschengalle  auf  Bakterien  geprüft  Die  frische  Galle  seihst  ^ 
war  stets  steril.  Hier  wurden  Versuche  angestellt  mit  Milzbrand-,  ^ 
TjDhus-,  Cholera-,  Fin  kl  er  -  Pr  ior'schen  Bacillen,  mit  Bact  er  iura  ^ 
coli  commune,  Proteus  vulgaris,  Bacillus  butyricus, 
Bacillus  acidi  lactici,  Saccharomyces  cerevisiae  und  ^^ 
Saccharomyces  ellipsoideus.  ^ 

Cholera-  und  Typhusbacillen,  ferner  Proteus  vulgaris,  Bac-  ^ 
terium  coli  commune  und  Milchsäurebacillen  entwickelten  Bicb  . 
in  der  Galle  sehr  gut,  der  Bacillus  butyricus  und  die  Hefe-  ^ 
arten  dagegen  schlecht. 

Oallensäurelösungen  tödteten  im  Gegensatz  zur  Galle  Typhusba-  . 
cillen,  Cholerabacillen,  Finkler-Prior' sehe  Bacillen  und  Milzbrand- 
bacillen binnen  4  bis  15  Stunden,  Proteus  in  10  Stunden,  Milch-  \ 
säurebacillen  in  5  Stunden,  Buttersäurebacillen  in  |  Stunde.  Die  . 
Entwickelung  der  Hefepilze  war  in  Gallensäurelösungen  zwar  gehemmt, 
aber  nicht  vollständig  aufgehoben.  Milzbrandsporen  wuchsen  in  diesen  | 
Lösungen  zu  Bacillen  aus. 

Verf.  kommt  zu  folgenden  Resultaten: 

1)   Im  Darmsaft  und  im  pankreatischen   Saft  entwickeln  sich        i 


;  kfiastl.  lofektionskrankbelten,  JBntwieketnngftiiemitaaol;  et6.      245 

BdterieD  venchiedenster  Art  ausserordentlich  gut  Fermente  ver- 
dtuender  Natur  haben  keinen  Einfluss  auf  die  lebenden  Organismen. 
2)  Die  frische  Galle  ist  ohne  antiseptische  Wirkung.  Gut  ver- 
Bdgeo  dagegen  die  freien  Gallensäuren  zu  desinfiziren,  und  der  alte 
Siti  fon  der  antiseptischen  Wirkung  der  Galle  wQrde  damit  zu 
Bedit  bestehen  —  vorausgesetzt,  dass  auch  im  weiteren  Verlaufe  des 
Darmrohres  Bedingungen,  die  das  Freibleiben  der  Säuren  ermöglichen, 
wiiaDden  sind.  Dittrich  (Prag). 

Bikcs  et  Kallnd^rOy  Sur  la  r^action  produite  par  le  re- 

Biide  de  Koch  chez  les  l^preux.    (La  semaine  mM.    1891. 

Vo.8.) 

Die  Yerff.  haben  7  Fälle  von  Lepra  dem  Eoc haschen  Heilver- 

Uaeü  gf^en  Tuberculose  unterworfen,  wie  dies  M.  J.  Goldscbmidt 

ift  Madeira  mit    5  Fällen  gethan  hat     Sie  beobachteten   in   allen 

Kdlen  dne  allgemeine  Reaktion ,   welche  aber  von  der  bei  Tubercu- 

HteeB  dorchaoa  verschieden  war.    Sie  wendeten  dieselben  oder  etwas 

stirkere  Dosen,  als  die  bei  Tuberculosen  Qblichen  an.    Die  Unter- 

flcbiede  in  der  Reaktion  waren  folgende: 

1.  Bei  der  Tuberculose  beginnt  die  allgemeine  Reaktion  unge- 
ühr  6  Stunden  nach  der  Impfung;  beim  Aussatz  in  der  Regel  24, 
lunahmsweise  12  und  nur  einmal  2  Stunden  nach  der  Einspritzung. 

2.  Dauer  und  Begleitsymptome  des  Fiebers  wechseln  beim  Aus- 
nte  ebenso  wie  bei  der  Tuberculose,  ihre  Dauer  ist  aber  gewöhnlich 
bei  der  Lepra  länger. 

3.  Nach  einer  ersten  Reaktion  erfolgt  eine  zweite  am  folgenden 
md  häufig  eine  dritte  am  dritten  Tage  nach  der  Impfung ;  während 
diese  Wiäerholungen  bei  der  Tuberculose  Ausnahmen  sind. 

4.  Entgegengesetzt  von  dem  Verhalten  bei  Tuberculose  beob- 
achtet man  beim  Aussatz  eine  Steigerung  der  Wirkung  des  Mittels, 
leon  man  die  Impfungen  täglich  wiederholt 

6.  Während  man  bei  der  Tuberculose  fast  immer  gleichzeitig 
iDit  der  allgemeinen  eine  deutlich  ausgesprochene  lokale  Reaktion 
beobachtet,  fehlt  die  letztere  bei  der  Lepra  gewöhnlich  gänzlich  oder 
tritt  erst  später  nach  stärkeren  Einspritzungen  ein. 

6.  Die  lokale  Reaktion  bei  der  Tuberculose  zieht  gewöhnlich  eine 
nidiliche  Aosstossung  der  tuberculösen  Produkte  und  eine  merk- 
te Besserung  nach  sich.  Bei  der  Lepra  besteht  die  Reaktion  in 
eioer  starken  Injektion  der  infiltrirten  Hautpartieen  und  ihrer  Nach- 
binehaft  und  fahrt  zu  einer  langsamen  Bildung  kleiner  Krusten  und 
eioem  wenig  aasgesprochenen  Eintrocknen  der    leprösen  Produkte. 

'\     Abo  auch  bei  Lepra  kommt  es  zu  einer  Besserung,  die  in  einem 
'     FaQe  sogar  zur  Wiederkehr  der  verloren  gegangenen  Stimme  führte. 

7.  Bei  nervöser  Lepra  beobachteten  die  Verff.  nur  in  einem  Falle 
Bat  Sicherheit  eine  örtliche  Reaktion,  bestehend  in  dem  Auftreten 
^  Hyp^ästhesie  an  Stelle  von  Anästhesie  und  in  dem  Erscheinen 
m  rothen  Flecken ;  aber  auch  in  den  anderen  Fällen  kam  es  nach 
fortgesetzten  Injektionen  zu  einer  Besserung  des  Allgemeinbefindens, 
ZQ  einer  Hebung  der  Intelligenz  sowie  der  Sensibilität  und  Motilität 
der  erkruikten  Gliedmassen. 


246        BakterioL  vom  X.  internatioDalen  medicinischen  KongreaM  sa  B«rlin. 

Die  Verfi.  glauben  daher,  dass  die  Eoch'sche  Behandlung  in 
zweifelhaften  F&Uen  die  Differentialdiagnose  zwischen  TuberqilosjB 
und  Lepra  ermöglicht  bezw.  die  Entscheidung ,  ob  Tuberculose  und 
Lepra  gleichzeitig,  oder  ob  die  letztere  oder  ein  anderes  nicht  tuber- 
culöses  Leiden  vorliegt,  und  halten  weitere  Untersuchungen  fOr 
wünnchenswerth  zur  Entscheidung  der  Frage,  ob  das  Koch^s(^e 
Heilverfahren  auch  bei  Lepra  dauernde  Heilwirkungen  ermöglicht. 

M.  Kirchner  (Hannover). 


Originalbericbte  über  Kongresse. 


Bakteriologisohes  vom  X.  internationalen  medicinischeD 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Fortsetxang.) 

Aus  den  Abtheilungs  -  Sitzungen. 

XY.  Abthellmig :  Hygiene. 

Herr  Sormani  (Pavia),  Internationale  Massregeln  gegen 
die  Tuberculose. 
Zu    einer   internationalen  Prophylaxe   der  Tuberculose  dürften 
relativer  Weise  folgende  Maassregeln  führen. 

1)  In  Städten,  welche  wegen  ihrer  geographischen  und  topogra- 
phischen Lage  als  klimatische  Kurorte  für  PhtKisiker  dienen,  ist  eine 
fleissige  Desinfektion  der  H6tels,  Miethwohnungen,  überhaupt  aller 
Baume,  in  welchen  sich  Lungenkranke  aufhalten,  anzuempfehlen.  Die 
Desinfektion  muss  von  einem  technisch  geschulten  Personale  unter 
Aufsicht  der  Sanitätsbehörde  vorgenommen  werden. 

2)  Die  Eisenbahnpersonenwagen  sollen  derart  konstruirt  sein, 
dass  die  Fussböden  leicht  gereinigt  und  desinfizirt  werden  können. 
Auf  Seeschiffen,  insbesondere  in  der  3.  Klasse  der  Aaswandererschiffe, 
muss  auf  gewissenhafte  Reinlichkeit  und  Desinfektion  gesehen  werden. 
Schwer  Tuberculose  sollten  nicht  eingeschifft  oder  wenigstens  getrennt 
von  den  übrigen  Reisenden  gehalten  werden. 

3)  Auch  gewisse  zur  Nahrung  dienende  Waaren^  ebenso  die  zar 
Schlachtung  bestimmten  Thiere  sollen  im  Interesse  der  Prophylaxe 
einer  Ueberwachung  unterzogen  werden. 

4)  Wünschenswerth  ist  femer  die  Kontrolle  aller  grossen  inda- 
striellen  Etablissements,  in  welchen  zahlreiche  Arbeiter  verschiedener 
Nationalität  beschäftigt  werden,  und  die  obligatorische  Beobachtang 
der  von  G  o  r  n  e  t  vorgeschlagenen  prophylaktischen  Maassregeln  seitens 
der  Arbeitgeber  und  Arbeitnehmer. 

Discussion:  Herr  Gärtner  (Jena)  führt  aus: 
Die  immer  wieder  von  Neuem  hervortretende  Annahme  der  Erb- 
lichkeit der  Tuberculose,  d.   h.   der  Uebcortragung  das  Krankheits- 


BdctnioL  Tom  X.  mtemationalen  medicinischen  Kongresse  sa  Berlin.         247 

knoes  von  den  Eltern  auf  die  Frucht,  habe  ihn  veranlasst,  dieser 
Fmge  experimentell  näher  zu  treten.  Die  Statistik  und  vor  Allem 
die  Belande  der  pathologischen  Anatomie  liessen  erwarten,  dass, 
feDfi  Qberhaapt  ererbte  Tuberculose  vorkomme,  diese  sehr  selten 
MD  mösse;  es  wurden  daher  zunächst  bei  den  Versuchen  die  gün- 
stigsten Bedingungen  fOr  die  Uebertragung  gewählt,  d.  h.  wenig 
eopfiüiglichen  Thieren,  weissen  Mäusen  und  Kanarienvögeln  wurde 
etvi  1  Theilstrich  einer  trüben  Aufschwemmung  von  Tuberkelba- 
cilkD  in  die  Bauchhöhle  injizirt. 

Hierbei  bestand  die  Möglichkeit,  dass  Tuberkelbacillen  direkt  und  in- 
direkt in  das  Ovarium  eindrangen  oder  dass  das  ausgetretene  £i 
sidi  bd  seinem  Uebergang  in  den  Eileiter  infizire,  ebenfalls  war  eine 
Isf^on  auf  placentarem  Wege  möglich. 

Die  frisch  geborenen  Jungen  der  Mäuse  wurden  in  siedendes 
Waseer  getaucht,  die  dann  leicht  ablösbare  Oberhaut  abgezogen, 
der  Magen  und  Darm  entfernt,  ebenso  die  Maulschleimhaut  (durch 
Eisbringen  einer  heissen  Pincettenbranche),  die  Nase,  der  Schwanz 
QBd  die  4  Füsae  abgekniffen,  dann  die  Thiere  in  sterilisirtem  Mörser 
zerstampft  und  meist  zu  dreien  je  einem  Meerschweinchen  in  die 
Bauchhöhle  injizirt  Die  Meerschweinchen  wurden  gesondert  ge- 
halteo,  sie  waren  einer  spontanen  Infektion  nicht  ausgesetzt. 

Im  Ganzen  wurden  geimpft  102  Mäuse,  darunter  71  Weibchen, 
fon  diesen  gebaren  20  Stück  in  26  Würfen  116  Junge,  die  Jungen 
lordeD  36  Meerschweinchen  injizirt  Davon  starben  6  an  Sepsis. 
IXese  repräsentiren  6  Würfe  mit  20  Jungen.  Die  restirenden 
90  Meerschweinchen  repräsentiren  19  Würfe  mit  96  Jungen. 

3  von  den  30  Meerschweinchen  sind  an  Tuberculose  gestorben. 
Zwei  waren  am  15.  März  1890  geimpft  mit  dem  Brei  von  6  Jungen. 
Die  letzteren  stammten  von  einer  tuberculösen  Maus,  welche  früher 
bereits  6  Junge  geworfen  hatte;  die  mit  denselben  geimpften  Meer- 
sdiveiDchen  v?aren  gesund  geblieben.  Das  erste  der  Meerschweinchen 
sttfb  6  Wochen,  das  zweite  8  Wochen  nach  der  Injektion  an  exqui- 
siter Abdominaltuberculose. 

Das  dritte  Meerschweinchen  war  geimpft  mit  einem  kleinen 
Theil  des  Breies  von  6  Jungen  eines  Wurfes  vom  8.  März.  Auch 
in  diesem  Falle  hatte  die  tuberculose  Mutter  in  einem  ersten 
Worfe  gesunde  Junge  geworfen.  Das  Meerschweinchen  starb 
UD  24.  Juli  an  ausgesprochener  abdomineller  Tuberculose.  Das 
zweite  Meerschweinchen  war  kurz   nach  der  Injektion  an  Sepsis  ein- 

Eine  Beihe  von  Versuchen  an  Hühnern  verlief  resultatlos,  da 
%  nicht  gelang,  dieselben  trotz  intravenöser  Injektion  grosser  Mengen 
TOD  Tuberkelbacillen,  die  vom  Menschen  stammten,  zu  infiziren. 
\  Von  12  intraaMominal  geimpften  Kanarienvögeln  wurden  im 
Ganzen  9  Eier  erzielt,  die  9  Meerschweinchen  injizirt  wurden.  Wenn 
das  Ei  aus  dem  Nest  genommen  war,  wurde  es  in  Sublimat  abge- 
waschen, mit  sterilisirtem  Messer  in  geringem  Umfange  geöffnet, 
durch  die  Oefihung  die  Kanüle  einer  Spritze  eingeführt,  der  £iinhalt 
tnfgesogen  und  sofort  dem  Meerschweinchen  injizirt. 


\ 


348        Bakteriot.  rom  X.  iDternatioDftlen  baedicinisehen  Koogreiä«  stt  Ifterlin. 

Zwei  der  Meerschweiochen  starbeD  an  Tuberculose  und  zwar 
an  exquisirter  Abdominaltuberculose. 

„WeDD  man  auch  sagen  könnte,  bei  den  Versuchen  mit  den 
Mäusen  sei  eine  Verunreinigung  durcli  Zufall  immerhin  denkbar,  so 
fällt  dieser  Einwand  bei  den  Eierversuchen  völlig  fort;  meines  Er- 
achtens  sind  diese  Versuche  einwandsfrei/* 

Um  zu  sehen,  ob  auf  placentarem  Wege  eine  Infektion  möglich 
ist,  wurden  10  trächtigen  Kaninchen  ein  Gramm  einer  dünnen  Auf- 
schwemmung der  Kultur  in  die  Ohrvene  injizirt.  Von  den  38  Jungen 
wurden,  wenn  sie  durch  Sectio  caesar.  aus  dem  Uterus  entfernt 
waren,  unter  entsprechenden  Kautelen  die  Leber,  Milz,  Niere  und 
Lungen,  —  wenn  sie  geboren  waren,  die  gleichen  Organe  ohne  die 
Lungen  zerstampft  und  injizirt  Nur  eines  der  38  injizirten  Meer- 
schweinchen starb  an  Sepsis,  dahingegen  starben  3  an  Tuberculose, 
welche  von  dem  Abdomen  ausgegangen  war.  Die  Jungen  entstammten 
3  verschiedenen  Würfen. 

Um  zu  sehen,  ob  vom  Vater  die  Tuberculose  übertragbar  sei, 
wurden  30  Kaninchen-Weibchen  im  Laufe  der  Zeit  mit  11  Männchen 
zusammengebracht,  welche  Tuberkelinjektionen  in  beide  Testikel  er- 
halten hatten. 

Nur  4  Thiere  warfen,  und  zwar  16  Junge.  Keines  derselben 
war  tuberculös,  dahingegen  starben  2  Kaninchen  an  einer  Tubercu- 
lose, welche  zweifellos  von  der  Vagina  und  dem  unteren  Theile  des 
Uterus  ausgegangen  war. 

61  Meerschweinchen- Weibchen  erhielten  nach  und  nach  18  Männ- 
chen zugesetzt,  welchen  ebenfalls  die  Hoden  tuberculös  gemacht 
waren.  Es  war  wiederum  die  Zahl  der  Geburten  sehr  gering.  Von 
den  20  Früchten  war  keines  tuberculös,  dahingegen  zeigte  ein  Meer- 
schweinchen primäre  Vaginaltuberculose. 

Der  Experimentator  folgert  aus  seinen  Versuchen: 

L  Bei  hochgradiger  abdomineller  Tuberculose  kann  man  bei  Mäu- 
sen und  Kanarienvögeln  tuberculose  Nachkommen  erzielen. 

2.  Für  die  menschliche  Tuberculose  kommt  dieser  Uebertragungs- 
modus  nur  sehr  selten  in  Betracht,  da  bei  der  an  und  für  sich  seltenen 
abdominellen  Tuberculose  entweder  keine  Konzeption  eintritt  oder 
meistens  Abort  erfolgt. 

3.  Die  Placenta  des  Kaninchens  ist  für  Tuberkelbacillen  durch- 
gängig, wenn  sie  in  grösserer  Masse  in  die  Blutbahn  injizirt  werden. 

Man  solle  sich  indessen  hQten,  hieraus  Schlüsse  auf  den  Men- 
schen zu  ziehen,  da  die  menschliche  und  Kaninche^placenta  nicht 
gleichartig  sind. 

*4.  Die  Uebertragung  von  Tuberculose  vom  Vater  auf  die  Frucht 
kommt  bei  Kaninchen  und  Meerschweinchen  auch  dann  nicht  vor, 
wenn  die  Testikel  hochgradig  tuberculös  sind. 

5)  Dahingegen  findet  bei  Kaninchen  häufiger,  bei  Meerschweinchen 
anscheinend  seltener  eine  Uebertragung  der  Krankheit  durch  den 
Coitus  statt,  wenn  der  Samen  Tuberkelbacillen  enthält. 

(Fortsetzung  folgt.) 


HwM  Uttantor.  249 


Neue  Litteratur 

xuamaeDfettent  T<m 

Db.  Abihüb  Wübzbubo, 

taB  KalMrildMa  OeevndlMitMBto  ia  Beritau 


Bedehugm  der  Bakterien  mid  Pannltai  rar  vBMeMen  ICatw. 

iMk»  S.»  Uaber  lU»  Verhalten  der  Bakterien  im  Orandwaaser  Dorpat»,  nebat  Beachrei- 
boac  ^^<Mi  10  am  bftofigsten  in  demselben  vorkommenden  Baktarienartan.  gr.  8*. 
a  p.    Dorpat  (Karow)  1890.  2  M. 

IJaiMiti,  L. ,    Ueber   die  Fortschritte,   welche   anf  dem  Gebiete  des  Molkereiwesens  in 

■eebaaiscber   und    bakteriologischer   Hinsicht   in  Jfiogster  Zeit   an  Terseichnea   sind. 

(lalanat  land-  n.  forstwirthschalU.  Kongress  an  Wien.  Heft  118.     Wien  (Frick)  1891. 

60  kr. 
locsid,   8nr    les  dangers   de   la  vente  des  animauz  provenant  d'nne  Stahle  infect^e  de 

pcripneamonie.     (Secneil  de  med.  v^t^rin.  1890.  No.  SO.  p.  668 — 070.) 
SoDiMBbafgar ,    Die  Entstehung  und  Verbroitang   von  Krankheiten   dnrch   gesandheits- 

n^idüehe  MUch.     (Deutsche  medic.  Wocbenschr.    1890.    No.  48,  49.    p.  1100--1101, 

11S7—1U8.) 

VeiiehwiBen  der  Bakterien  und  P^urastten  sar  Mebtea  Katar. 

KrankkciUtrrtgendit  BakUrim  und  ParatiUn  bei  Mtntthtn, 
Ä.     Jnftka09€  AUgtmemJorankktitm^ 

AttNkvlfT.,    ConUglosiat -- Witterung?    (Arcfa.  f.  Hygiene.    Bd.  XII.    1891.    Heft  1. 

^  SS— 131.) 
iMgarbaBi,  M.«    Daher  die  Verbreitung  ansteckender  Krankheiten   durch   die  Schule. 

(Zeitschr.  f.  Medidnalbeamte.  1891.  No.  1.  p.  1—9.) 

WnndiiifektionfkraDkheiteD. 

Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,   acutes  purulentes  Oedem,  Pytmie,  Septikimie, 
Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  Wundfiulniss.) 

Bulaar,  H.,  Die  Bakterienproteine  und  deren  Besiehung  sur  Entsfindung  und  Eiterung. 

^Gentralbl.  f.  Chir.  1890.  No.  50.  p.  968—956.) 
litai,  X.,   Zur  Leichendiagnose   der  septischen   und   pytmischen   Prosesse.     (Arch.  f. 

psthol.  Anat.  n.  Physiol.  Bd  GXXIIL  1891.  No.  1.  p.  1—16.) 
Itaaahar,  A«,  Die  Aetiologie  und  das  Wesen  der  akuten  eitrigen  Entsfindung.     gr.  8^ 

ViU,  108  p.  m.  9  lith.  Taf.     Jena  (GusUv  Fischer)  1890.  4,50  M. 

MektionsgeeoliwtUBte. 

(Lepra,  Tubercnlose  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

Uiuei,  A.,    Ueber   die  Wirkung  der  reinen,    sterilen  Kulturen   des  Tuberkelbacillus. 
^  (Ceatralbl.  f.  allgem.  Pathol.  u.  patbol.  Anat.   Bd.  I.  1890.  No.  26.  p.  825—889.) 

ftedSU,  A. ,    Die   Prophylaxe   der   Tuberculose.     (Deutsche  medic.  Wochenuchr.    1890. 

No.50— 52.  p.  1160—1161,  1198—1199,  1250—1261.) 
Prusaeo.    Berlin.     Poliaei- Verordnung,  Anseigepflicht  und  Desinfektion  bei  Tuberculose 

betr.    Vom  8.  December  1890.     (Verdffentl.  d.  kais.  Gesundb.-Amtes.    1890.    No.  50. 

p.  796.) 
Üs,  B. ,   Beobachtungen   und  Versuche    Ober   die   Aetiologie   des  Aussataes.     (Berlin. 

klin.  Woehenschr.  1891    No.  8.  p.  85—28.) 


^50  ^^ '  UtteniDr. 

Bibbert,  Neoere  Arbeiten  sur  Aetiologle  des  CarcSnoms.    (Deutsche  medic.  'Wochensebr. 

1891.  No.  1.  p.  18—15.) 
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B,     InfekHOss  LokaXhrankheätn. 

BavX,  Muskeln,  Knochen. 

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Idmboorg,  F.,  u.  Lery,  E.,  Untersuchungen  über  sympathische  Ophthalmie.  (Arch.  f. 
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(Finnen,  Bandwürmer,  Triehinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestruslarre,  Ascaris, 

Anchjlostomum,  Trichocephalus,  Oxyuris.) 

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SrafMeiUerreffende  BaHarim  und  Partuitm  bti  ifaiadkei»  und  TTUtrsn. 

ToBwüth. 

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No.  17.  p.  888—890.) 

XrankheiUenreffeTuk  Bakierien  und  Parettäen  hei  ITUermL 

SäugeOnere, 

A.    Infektiöse  AUganainirtinkheäßn. 

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3.  Vierteljahr  1890.     (Verdffentl.  d.  kais.  Oesundh.-Amtes.  1891.  No.  1.  p.  7.) 

Krankheiten  der  Vielhafer. 
(Rothlauf,  Schweinesenche,  Wildseuche.) 

Bleiseh  u.  Fiedeler,    Bemerkungen    zur    Aetiologie   der   Schweinesenohe.     (Zeitsehr.   f. 

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Froseh,  F.,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Ursache  der  amerikanischen  Schweineseucbe 

in  ihrer  Beziehung   zu   den  bakteriologisch   Tenrandten  Proseesen.     (Zeitschr.  f.  By- 

giene.  Bd.  IX.  1890.  Heft  2.  p.  285-^^81.) 


I 


NeM  Littentnr.  ^51 

C.     EmlOMöuiudkB  KraiMmifin. 
(ffaam,  BuulwflzHMr,  TrichiooB,  Eobinokokkra,  FUaria,  Oettratlaire,  Ascaris, 

▲nehyloetomam,  Triehocephaliu,  Ozjnris.) 

Ollartig,  Eine  neae  Strongylnsart  im  Labmagen  des  Rindes.  (Zeitschr.  f.  Fleisch-  n. 
KkUiTgicoeL  1890/^1.  No.  1,  J.  p.  4—7,  17—18.) 

WirheOote    TMa^ 

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jfkm9  des   mjlabree.     (Compt.  read,  de  la  soc.  de  biol.  1890.  No.  81.  p.  688—684.) 

U  Isott,  Le  pansite  du  hanoeton.  (Ck>mpt  rend.  de  TAeadimie  des  sdenees  de  Paris. 
7.  CXI.  1890.  No.  IS.  p.  668—666.) 


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r,  G.  S.,  OtmId.  smnt,   Ustilago  segetnm    Dit  (Nebraska  Farmer.  1890.  Vol.  XIV. 

,  Gera  smnt»  Ustilago  Maydb  Cord.  (Nebraska  Farmer.  1890.  Vol.  XIV.  p.  166. 

,  Sorghum    smnt,    Ustilago  Sorghi   Pass.    (Nebraska  Farm^.    1890.   Vol.  XIV 

.^— .  The.mst  of  ibe  indian  eom,  Paceinia  Soirghi  ^ehw.  (Nebraska  Farmer.  1890. 
YoL  XIV.  p.  29S.) 

Insh,  S.  F.,  The  mimicry  of  animal  tabercnlosis  in  vegetable  forms.  (New  York  med. 
Jonm.  1890.  Vol.  EL  No.  95.  p.  689—686.) 

liihaMLi  J.,  Welche  Massnahmen  sind,  insbesondere  in  organisatorischer  Besiehaag, 
bisher  ron  den  verschiedenen  eoropiisehen  Staaten  eingeleitet  worden ,  um  die  Er- 
fiorsdmog  der  in  wirthschaftlicher  Hinsieht  bedentsamen  Pflanzenkrankheiten  sa  be- 
fördern und  die  schädigenden  Wirkungen  derselben  zn  rednsiren,  nnd  was  kann  and 
BOSS  in  solcher  Richtung  noch  gethan  werden?  (Internat,  land-  n.  forstwirthsehaftl. 
KoBgress  an  Wien.  1890.  Heft  26.)    (Wien,  Frick.) 

Mtt  1.  B.,  Prävention  of  apple  scab,  Fnsieladinm  dendriticnm  Fckl.  (Prairie  Farmer. 
1890.  Vol.  IiXn    p.  246.) 

Islited,  fi.  B.y  Why  not  legislate  against  the  black  knot.  (Garden  and  Forest  1890. 
Vol.  lU.  p.  194.) 

,  Nematodes  and  the  sak  scrop.     (Garden  and  forest.  1890.  Vol.  HI.  p.  819.) 

TOihnaim,  S.,  IMe  Bekämpfung  der  Peronospora  viticola  seitens  der  Stadt  Coimar  im 
Jahre  1890.     (Weinbau  u.  Weinhandel.  1890.  No.  49.  p.  469.) 

taiMr,  F.,  Welche  Massnahmen  sind  insbesondere  in  organisatorischer  Beziehung  bis- 

'  her  ▼•«  den  versehiedepen  eoropftisehen  Staaten  angeleitet  worden,  um  die  Erfor- 
«dnng  der  in  wijthscliattlicber  Hinsicht  bedeutsamen  Pflänzenkrankheiten  zu  bef6f^ern 
oad  die  zehidigenden  Wirkungen  derselben  zu  reduziren,  und  was  kann  und  mnss  in 
wldier  Sichtang  noch  gethan  werden?  (Internat,  land-  u.  forstwirthsehaftl.  Kongress 
n  Wien  1890:  Sekt.  V.  Subs.  b.  Frage  96.)    8®.     11  p.     Wien  1890. 

ScMafaBpftmiT)  kflnslllehe  lofeklioiisknuiklielteii,  EiitwIekliiBgslieiiiiDiiiig  und 

Yend8iitBB|r  d«r  Bakterien  und  Paräsiteii. 

inqnger,    Ueber   Dampfdesinfektionsapparate.    (AerztL  Mitth.   a.   u.  f.  Baden.  1890. 

No.  24.  p.   189—192.) 
Ithiiag,  Ueber  Desinfektion,  Desinfektionsmittel  und  Desiofektionsmetboden.    (Zeitschr. 

ifijC^e.  Bd.  IX,   1891.  Heft  6.  p.  396—478.) 
— »  Uatsmehungen  fiber  das  Zustandekommen   der  Diphtherie-Immunitit  bei  Thieren. 

(I>ent8che  med.  Wochenschr.  1890.  No.  60.  p.  1146—1148.) 
^V^i  K.    et  Pieq,  J,,  De  la  transfusion  du  sang  de  cb^vre,  comme  traitement  de  la 
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BtvUi^,  H.  T.,    The  struggle  between  cells  and  bacteria.    (Provino.  med.  Joum.  1891. 

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^)  0.,  üeber  die  Leistungsfähigkeit  mehrerer  chemischer  Desinfektionsmittel  bei  einigen 

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^  mentales,    per    inocnlatfon  intra - veineuse   de   eulture   de  bacille   de  Koch   att^nu^, 

r  (Compt.  rend.  de  la  sog.  de  biol.  1890.  No.  82.  p.  687—691.) 


d58 


V«M  LlUmtor. 


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1891.  No.  1.  p.  180—159.) 

OiM«r,  F.,   Should  pMtonr't  motbod  of  iDocalation  agvinst  th«  litk  of  Iqrdrophobia  Im 

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Xabial,   Hoodtwuth,   Pocken    nod    BchatainpfuDgeB  in  Frankraioh   und  Dentsefalandt 

onter  besonderer  Berflckaichtigiuig  Ton  Sleasa-Lothriafen.    (Areh.  f.  8.  GatuidhelttpA. 

i.  Elsasa-Lotbringen.  Bd.  XIV.  1891.  Heft  1.  p.  16—89.) 
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Tauahar,  H.,  Beitrige  inr  Desinfektion  mit  Wassardampf.  (Zeitsehr.  f.  Hygiene.  Bd.  IX. 

1891.  Heft  8.  p.  499-697.) 
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baum'schem  Diploeoccu«  inBkirten  Tbieren.  (Wratseb.  1890.  No.  87,  88,  40.  p.  888 — 

887,  869—870,  910—919.)    [Bussiseh.] 


iBkalt 


ftrtglialwlttli**^**gy 

Haidar,  Adolf,  Ueber  die  Wirksamkeit  von 
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Kala,  Oaear,  Zur  Kenntoiss  der  Leucht- 
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für  Thiere  mit  veränderlicher  und  kon- 
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einer  lithographischen  Tafel.  (Origin.) 
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BahaurlaB,  Zusats  su  dem  Auisatxe  „Eine 
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Bafimta. 

Ouillebaaa,  Ein  neuer  Fall  von  Cysticer- 
cus der  Taenia  saginata  beim  Bind,  p.  240. 

Labaulbtaa,  Sur  las  moyens  de  reeonnafitre 
las  Cysticerques  du  Taenia  saginata,  pro- 
dnisant  la  ladrerie  du  Teau  et  du  boeuf, 
malgr^  leur  rapide  disparition  k  l'air 
atmosphirique,  p.  941. 

Lanraat,  Ezpörienoes  sur  la  rMuction  des 
nitrates  par  les  v^g^tauz,  p.  996. 

Lima,  Aiavado,  und  Havalburf ,  Hospital 
dos  Laaaros,  p.  987. 

Llnitow,  T.,  Ueber  den  Bau  und  die  Enl- 
wickelnng  des  Distomum  oylindraceum 
Zed.,  p.  941. 

LMunataMh,  W.,  Beobachtungen  Aber  den 


FIchtanritaenschorf  (Hystarium  maorospo- 

rum  Hrtg.),  p.  949. 
Xorot,   Quelques  oonsid4rations  sur  la  d4<- 

g^n^resoence  des  eysticerques   ladriquea 

du  poro,  p.  939. 
Bamaa  y  Oi4>^f  ^»  Bohre   las  o^lulas  gi* 

gaates  de  la  lepra  y  sus  relaciones  ooa 

las  eolonias  del  bacilo  leprose,    p.  986. 
8aBfaIiaa,  Fr.,  Contributo  alla  fisiopatolo- 

gia  del  midollo  delle  ossa,  p.  988. 

SdralBlmptaif ,  ktaidiaka  Ili9^ktlM8- 


VAd  Taniahtnif  der  Baklerias 

ud  Fwadten. 

Babai  et  KaUiidAra,   Sur  la  rdaction  pro- 

duite  par   le  remMe   de  Koch   ches  lae 

Mpreujc  p.  946. 
CMrteir,  F.,   Beitrag  sur  Aufklärung  dea 

Wesens  der  spgen.  Pridisposition  durah 

Impfrersuehe  mit  Staphylokokken,  p.  948. 
La«b«8alMr,  O.,  Einfluss  tou  Verdauunga- 

sekreten  auf  Bakterien,  p.  944. 


OrigiaalbarieMa  tbar 

Bakteriologisches   vom  X.  inter- 
nationalen medicinischen 

Kongresse  su  Berlin, 
4.-9.  August  1890.     (Fortsetanng.) 

SonstBi,   Internationale  Maasregeln  gegen 
die  Tnberculoee,  p.  946. 

IKw  Uttaratnr,  p.  249. 


jrromnaaascbe  BuGhdnotoai  (Heraaan  Pokla)  ia  Jfaa. 


für 


Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

Od.  HdOr.  Prot  Dr.  LeoM  m  Profisser  Dr.  Loefler 

In  Ulpsif  In  Graifinrald 

heraoBge^ben  von 

Dr.  O.  XJliIizsrorza  in  Cassel. 


-•-•- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  In  Jena. 


EL  Buid« 


Jen»,  den  2.  März  1891. 


Ko.& 


FreU  fir  den  Band  (86  Hvinmem)  14  Mark. 

Jihrlich  encheinen  swei  Btode. 

-^    Za   bexiehen   durch   alle   Bachhandlangen    und  Postanstalten.     %tt- 

Die  Red€Mi€>n  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
hadt  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
INnsehe  um  lAeferwng  vtm  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf" 
sitoe  entweder  auf  das  Manuskript  achreihen  zu  wollen  oder 
dkM  an  den  Verleger,  Herrn  Qusta/v  Fischer  in  Jena,  gelangest 
2«  lassen*  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage ,  später 
«ifi^«fcaiide  Wünsche  berücksichtigen  zu  kihmen* 


Original  -  Mittheilungen. 


Zur  Eeimtniss  des  Hogoholerabaciilus  ^). 

[\\ß>  dem  bakteriologischen  Laboratoriam    des  Bureau  of  Animal 

Industry,  Washington  ü.  S.  A.  ■). 

Von 

Dr.  Theobald  Smlth^ 

Vorstand. 

1)  Biologische  and  pathogene  Eigenschaften. 

Hogcholera  tritt  auf  in  verheerenden  Epizootieen,  in  welchen  oft 
90^  der  infizirten  Thiere  der  Krankheit  erliegen.     Man  kann  eine 

1)  ^i  der  Absendang  dieser  Mittheilang  geht  mir  K  o  c  h  *s  Artikel  über  die  ameri- 
balache  Schweinesftuche  (Zeitschr.  f.  Hygiene.  IX.  S.  235)  za,  aaf  den  ich  spKter  zurfick- 
konsDen  werde,  da  es  unmöglich  ist,  ihn  in  Betracht  sa  ziehen,  ohne  diese  MittheUung 
gSodieh  umzugestalten. 

8)  Die  Untersuchungen  des  Bureau  of  Animal  Industry  über  infektiöse  Krank- 
n.  Bd.  17 


254  Smith, 

akute  und  eine  chronische  Form  unterscheiden.  Erstere  besteht  in 
einer  Septik&mie,  die  sich  durch  Hämorrhagieen  auszeichnet.  Diese 
findet  man  in  den  Lungen ,  Nieren ,  auf  den  serösen  Häuten ,  im 
Magen  und  in  den  Gedärmen.  Besonders  ist  die  Rinde  und  manch- 
mal die  ganze  Marksubstanz  der  verschiedenen  Lymphdrüsen  blatig 
infiltrirt.  Die  Milz  ist  immer  vergrössert,  schwärzlich,  weich.  Seibsf- 
verständlich  verläuft  diese  Krankheit  sehr  schnell  tMtlich,  sodass 
Schweine,  die  am  Morgen  anscheinend  gesund,  Abends  todt  sind. 
Die  Bakterien  befinden  sich  oft  in  grosser  Menge  in  der  Milz.  Diesen 
Typus  habe  ich  nur  einmal  (1885)  rein  beobachtet.  Er  war  durch 
eine  hohe  Virulenz  der  Bakterien  bedingt,  der  ich  seither  nicht  be- 
gegnet bin. 

Die  mehr  chronische  Form  dauert  2 — 4  Wochen ,  manchmal 
länger.  Die  Thiere  magern  ab,  liegen  viel  und  wackeln  mit  den 
Hintertheilen.  Nach  dem  Tode  findet  man  die  meisten  VeränderuDgen 
im  Darmtractus.  Auf  den  Lippen,  am  Gaumen  und  auf  der  Zunge 
befinden  sich  kleine  und  grossere,  gelbliche,  nekrotische  Stellen  und 
seichte  GeschwQre.  Die  Schleimhaut  des  Magenfundus  ist  intensiv 
geröthet,  stellenweise  mit  Ekchymosen  besetzt  Im  Dünndarm  sind 
selten  griVssere  Veränderungen  vorhanden,  die  dann  denen  des  Dick- 
darmes gleich  sind.  Im  Blinddarm  und  Kolon,  abnehmend  nach 
unten  zu  und  im  Rectum  selten  zu  sehen,  sind  nekrotische  Herde, 
die  bald  als  runde,  harte  Knöpfe  in  der  Schleimhaut  sitzend,  aus 
derselben  mehr  oder  weniger  hervorragen,  bald  als  flache  diphtberi- 
tische  Ausbreitungen  den  grössten  Theil  der  Mucosa  zerstört  haben. 
Die  Knöpfe  zeigen  im  Durchschnitt  eine  sehr  feste,  gelblich-weise 
Masse,  die  oft  bis  an  das  Peritoneum  reicht  und  zu  Verwachsungen 
mit  anderen  Bauchorganen  Veranlassung  gibt.  Die  Lungen  sind 
meistens  gesund.  Nach  langer  Krankheit  befinden  sich  manchmal 
die  kleinen  ventralen  Lappen  im  Zustande  der  Atelektase  oder  sel- 
tener der  Bronchopneumonie.  Die  Nieren  sind  fast  immer  erkrankt. 
Im  Harn  sind  Eiweiss  und  Gylinder  anwesend. 

Die  hämorrhagische  und  die  nekrotische  Form  der  Krankheit 
finden  sich  oft  bei  derselben  Hoerdc.  Die  hämorrhagische  Form  zeigt 
sich  zuerst  und  weicht  später  der  mehr  chronischen  Form.  Es  ist 
leicht  möglich,  dass  alle  Thiere  einer  Herde  beinahe  zur  selben  Zeit 
infizirt  werden  und  dass  die  hämorrhagische  Infektion  zuerst  in  den 
am  meisten  disponirten  Thieren  zum  Ausbruch  kommt,  während  die 
mehr  immunen  dem  Krankheitsgifte  länger  widerstehen  und  später 

heiten  (bog  cholera  und  swine  plague)  scheinen  nar  onvolhUlndig  bekannt  sa  sein. 
Dieses  mag  thells  der  Art  der  Publikation,  theils  der  Sprache  sugescbrieben  werden. 
JfdenfaUs  sind  die  Referate  nicht  immer  glflcklich  ausgefallen.  In  einigen  sind  die 
swei  Krankheiten  als  identisch  erklftrt  worden,  obwohl  die  Bakterien  sehr  leicht  m 
unterscheiden  und  auch  gftnslich  verschieden  in  ihrer  Wirkungsweise  sind.  Dr.  D.  C- 
S  a  1  m  o  n ,  Chef  des  Bureau  of  Animal  Industry,  fibergab  mir  die  bakteriologischen  Ar- 
beiten  schon  im  Jahre  1884  und  es  schien  angeieigt,  dass  ich  in  Kfirae  eine  Uebersicbt 
der  wichtigsten  Punkte  hier  gebCi  um  lulcünftigen  Missdeutnngen  keine  Veranlassung 
SU  geben.  Auf  die  andere  Schweinekrankheit  konune  ich  ein  ander  Mal  surück ,  dk 
yiele  neuere  Untersuchungen  vorliegen,  die  die  früheren  durchaus  bestätigen.  £ioe 
vollständige  Uebenicht  Über  Hog-cholera-Untersuchungen  bis  lu  1889  ist  in  h^^^^' 
cholera,  its  Cause,  Naiure  and  Treatment,  Washington  1889<*  an  finden. 


Zar  KenntBiss  des  Hogcholeraba  illas.  255 

t  sdten  an  MischiDfektioDen  (PeritODitis ,  Pleuritis ,  Pericarditis) 
Gnmde  gehen.  Es  mag  aber  auch  sein,  dass  eine  langsame  Ab- 
oDg  der  Bakterien  von  Thier  zu  Thier  stattfindet,  die  durch 
and  Tbierexperiment  nicht  scharf  zum  Ausdruck  kommt 
Den  flogcholerabacillus ')  habe  ich  aus  den  Milzen  von  mehr 
500  Schweinen  züchten  können,  die  15—20  verschiedenen  Epi- 
ieen  angehörten.  Die  Bacillen  erscheinen  in  Schnitten  der  Milz 
anderen  Organen  der  Schweine  und  kleinen  Versuchsthieren 
Khmpen,  in  dieser  Hinsicht  den  Typbusbacillen  ähnlich.  In  sehr 
Idteneo  FäUen  sind  sie  nicht  in  der  Milz  zu  finden.  Zu  diesen  sind 
STecfanen  solche  Thiere,  die  an  Komplikationen  zu  Grunde  gingen. 
JSe  Biällen  sind  in  fast  allen  Organen  zu  finden,  doch  nicht  in  jedem 
lUere.  Im  Harn  habe  ich  sie  in  zehn  untersuchten  Fällen  durch 
MftnItaTea  demonstriren  können.  Die  Blase  wurde  nach  dem  Tode 
uterbaoden,  herausgenommen  und  mit  einem  Platinspatel  ein  Loch 
tocb  die  Wand  gebrannt.  Aus  diesem  Loche  wurden  einige  Tropfen 
Vit  einer  sterilen  Pipette  in  Nährmedien  übertragen.  Andere  Bak- 
lerien  waren  nicht  zugegen. 

Obwohl  die  Bakterien  aus  dem  Darme  durch  Kaninchenimpfung 
«olirt  werden  können,  so  sind  doch  Plattenkulturen  meistens  negativ 
0der  dorch  andere  Bidsterien  überwuchert.  Schnitte  durch  die  diph- 
fteritische  Darmwand  zeigen  Einnistungen  der  verschiedenartigsten 
Mtenen.  Im  Grunde  alter  Geschwüre  waren  oft  T  r  i  c  h  o  - 
eephaiu seier  zu  sehen. 

Die  Hogcholerabacillen  sind  Kurzstäbchen  mit  abgerundeten 
Enden,  1,2 — 1,5  ju  lang  und  6  —  1  fi  breit.  Die  Grösse  schwankt 
«lias,  je  nachdem  die  Bacillen  aus  verschiedenen  Kulturen  oder  in 
Schoitten  gemessen  werden.  Sporen  oder  irgendwelche  Dauerzu- 
stinde  habe  ich  nicht  beobachtet.  Die  Bacillen  sind  durch  eine 
grosse  Beweglichkeit  ausgezeichnet,  die  Wochen  und  Monate  lang 
iD  Eolturen  erhalten  bleibt.  Im  hängenden  Tropfen  bewegen  sie  sich 
Tist\i  durch  das  Gesichtsfeld.  Meist  zu  zweien  vereinigt  bewegen  sie 
sich  rar  selben  Zeit  um  den  Yerbindungspunkt,  indem  jeder  Bacillus 
i\e  Oberfläche  eines  Kegels  beschreibt.  Die  Bacillen  nehmen  verschie- 
deDeF&rbang  leicht  an,  entfärben  sich  aber  bei  Anwendung  der  Gr  am- 
schen  Methode.  In  Schnitten  habe  ich  oft  schöne  Bilder  erhalten. 
Mm  ich  die  Schnitte  einige  Stunden  in  Anilinwassermethylviolett 
legte  und  dann  mit  1  ^/o  Eisessig  leicht  entfärbte.  Die  Bacillen 
^B  äch  sehr  leicht  kultiviren.     Auf  Gelatineplatten  werden  die 


1)  Dieser  Baeiüns  warde  aaerst  voo  E.  Klein  beschrieben.  (V  i  r  c  h  o  w  's  Archiv. 
ICy.  [1884]  S.  468.)  Er  fiind  nach  der  Impfung  von  Kaninchen  nnd  Mftnsen  die 
^vtiiBiig  charakteristischen  Nekrosen  in  der  Leber.  Unvereinbar  mit  meinen  ünter- 
Hc^iugtn  ist  seine  Beschreibung  von  Sporen,  die  ich  nie  gefonden  habe.  In  Involntions- 
forott  in  Gelatine  habe  ich  allerdings  manchmal  Lücken  in  den  Bacillen  gesehen,  die 
^forai  Tortiusehten.  Aach  fand  Klein  Peritonitis  und  Pericarditis  bei  der  geimpften 
Kuiocb«ii,  welche  bei  Impfang  mit  Reinkultnren  sonst  nicht  anftreten.  In  der  Mili 
»tA  Hjne  Bacillen  2  bis  6  |ji  lang,  in  Flflssigkeiten  2  bis  3 (i.  Da  Klein  damals 
^  mit  Plattenkoltnren  arbeitete,  so  waren  anreine  Kaltaren  nicht  aaageachlossen. 
Ifaae  Beschreibang  kam  Mitte  1886  aar  Aasgabe,  sa  welcher  Zeit  J.  8.  Billings, 
^  lieh  kflrslich  als  Entdecker  des  Bacillas  ankfindigte,  erst  anfing,  anf  diesem  Gebiete 
^uWteo. 

17» 


256  Smith, 

Kolonieen  je  nach  der  umgebenden  Temperatur  in  24—48  Staune 
sichtbar.  Die  tiefen  Kolonieen  sind  kreisrund,  haben  einen  scbai^ 
Rand,  die  Fläche  ist  bräunlich  bei  durchfallendem  Lichte,  ohne  Ma 
kirungen.  Sie  werden  selten  grösser,  als  4  inni  im  Durchmesser.^  I 
oberflächlichen  Kolonieen  breiten  sich  wenig  aus,  höchstes  bis 
2  mm  im  Durchmesser.  Ueberhaupt  geben  die  Kolonieen  nur  mreni 
charakteristische  Unterscheidungsmerkmale.  Auf  Agar  erreichen  4 
oberflächlichen  Kolonieen  bis  zu  4  mm  im  Durchmesser;  sie  li&b 
ein  graues,  durchscheinendes  Aussehen,  mit  spiegelnder  OberflJLck 
und  sind  kreisrund,  leicht  gewölbt  Auf  Kartoffidn  kommt  es  i 
Thermostaten  zu  leicht  gelblichen  Auflagerungen.  Lieicht  alkalisd 
Bouillon  mit  oder  ohne  Pepton  wird  in  24  Stunden  schwach  getrOii 
Nach  ein  oder  zwei  Wochen ,  wenn  das  Glas  ruhig  stehen  bleib 
kommt  es  oft  zu  einem  dünnen  fragmentirten  Häutchen.  Milch  wir 
makroskopisch  nicht  verändert. 

Ueber  die  Gährungsthätigkeit  des  Hogcholerabacillus  habe  id 
in  dieser  Zeitschrift  an  anderer  Stelle  kurze  Mittheilungen  gemacht  'J 
Sie  sind  fakultative  Anaörobier.  Im  Gährunpskölbchen  wird  Glykoo 
gespalten  und  eine  Säure  frei,  die  bald  entwickelungshemmend  wirkt 
Das  Gas  besteht  aus  einem  Theile  GO^  und  zwei  Theilen  eines  brenn- 
baren Gases,  vielleicht  H.  Sie  sind  Alkalibildner,  denn  leicht  saun 
Bouillon  wird  mit  der  Zeit  idkalisch. 

Obwohl  nicht  eine  dieser  verschiedenen  morphologischen  und 
biologischen  Eigenschaften  aJbs  charakteristisch  bezeichnet  werden 
kann  und  jede  von  anderen  Bakterien  getheilt  wird,  so  habe  ich  doch 
noch  keine  Bakterien  ausserhalb  des  kranken  Thierkörpers  gefunden, 
welche  zu  dieser  Beschreibung  genau  passten.  Die  spezifische  Natur 
dieser  Bacillen  wird  besonders  durch  Thierexperimente  in  ein  klares 
Licht  gestellt. 

Impft  man  ein  Kaninchen  subkutan  aus   einer  Reinkultur  mit 
Oese  oder  Spritze,  so  erscheint  das  Thier  in  den  ersten  3  od^  4 
Tagen  ganz  munter.    Später  sitzt  es  ruhig  im  Käfig  und  isst  wenig 
oder  gar  nichts,   bis  der  Tod  7—12  Tage  nach  der   Impfung  ein- 
tritt.   Mit  einer  Verdünnung  bis  zu    Vioooooo^^^^  Bouillonkultur 
habe  ich  positive  Resultate  erhalten.     Ueberhaupt  entspricht  diese 
Beschreibung  nur  ganz  kleinen  Impfquantitäten.    3 — ^5  Tage  vor  dem 
Tode  steigt  die  Temperatur  plötzlich  um  2^ — 3^  C  und  bleibt  hoch  bis 
zum  Tode.    Grössere  Quantitäten  Bouillonkultur  tödten  in  5  Tagen. 
Intravenös  in  sehr  kleinen  Dosen  bewirken  die  Bacillen  den  Tod  in 
48  Stunden.    Wenn  der  Tod  nach  einer  Krankheitsdauer  von  7—12 
Tagen  eintritt,   findet  man  die  Milz  vergrössert,   fest,   dunkelroth. 
Die  Leber  ist  mit  kleinen,  gelblichweissen  nekrotischen  Herden  besetzt, 
die  manchmal  einen,  manchmal  mehrere  Acini  umfassen,  manchmal 
den  interlobulären  Gefässen  entsprechen.    Die  Nieren  sind  parenchy- 
matös erkrankt,  der  Harn  eiweissreich.   Die  Herzmusculatur  ist  fleckig 
grau,  fettig.    Im  Bereich  des  Darmtractus  sind  die  Veränderungen 
grösser,  je  nach  der  Krankheitsdauer.    Der  Inhalt  des  Dünndarms 
ist  gelblich,  wässerig  und  schleimig,  die  Plaques  sind  meist  geröthet 

1)  Diese  Zeitschrift.  VII.  S.  602 ;  VIII.  S.  889. 


Zur  Kenntaiss  des  Hogoholerabacillas.  257 

kiclit  geschwolIeD.    Im  Zwölffisgerdarm  nahe  der  Pylorusklappe 

sehr  oft  Ekchymosen  und  grössere  Extravasate  vorhanden.  Im 
Dickdarm  findet  man  manchmal  Ekchymosen  und  glasigen 
,  der  aas  dem  After  in  langen  Bändern  hervorh&ngt     Die 

len  finden  sich  in  allen  Organen. 

Bei  grauen  Hausmäusen  ist  die  Krankheit  ungefähr  dieselbe. 
[SBSSchweinchea  verlangen  ungefähr  Vio  ccni  Bouillookultur  subkutan, 

sie  der  Impfung  unterliegen  sollen.  Tauben  sind  noch  mehr 
■^nfeaktar.  Ich  fand,  dass  |  ccm  Bouillonkultur  in  die  Brustmuskeln 
i|nz  oberflächlich  eingespritzt,  fast  immer  tödtlich  wirkten.  Die  Impf- 
'moltate  schwankten  etwas,  je  nach  der  Virulenz  der  Kultur.  Die 
Mbeo  mitg^theilten  entsprechen  den  Erscheinungen,  die  ich  mit  Ba- 
cS^  aus  fast  allen  Epizootieen  erhielt,  so  lange  die  Kulturen  nicht 
n  alt  waren ;  in  lange  fortgesetzten  Kulturen  geht  die  Virulenz  all- 
idLUich  etwas  zurück. 

Schweine  sind  ziemlich  refraktär  gegen  subkutane  Injektionen, 
doch  sterben  sie  fast  immer  nach  einer  intravenösen  Injektion  von 
1—2  ccm  Bouillonkultur.  Fütterung  mit  200—300  ccm  Bouillonkultur 
ucb  dntagigem  Fasten  oder  mit  ganz  kleinen  täglichen  Quantitäten 
bedingt  eine  schwere,  ausgebreitete,  diphtheritische  Entzündung  des 
Dikdames  und  des  Magens.  Auch  in  diesen  Versuchen  ist  die 
Tinilenz  der  Kulturen  von  Einfluss  auf  die  Intensität  und  Ausbrei- 
tong  der  Schleimhautveränderungen.  Fütterung  mit  den  Organen 
ebener  Schweine  bedingt  dieselben  Läsionen  wie  solche  mit  Kul- 

Nach  dieser  kurzen  Beschreibung  ist  es  wohl  kaum  noch  noth wendig, 

tnf  die  grossen  Unterschiede  zwischen  den  Hogcholerabacillen  und 

den  Swineplaguebakterien   hinzuweisen.      Die    Swineplaguebakterien 

siad  identisch    mit  denjenigen    der  Schweineseuche,  wie  ich  mich 

idb&t  überzeugen  konnte  ^).    Die  ersten  Untersuchungen  der  Swine- 

plagae  lieferten    mir   eine  abgeschwächte  Rasse  der  Swineplague- 

\»läerien,  die   in  Kaninchen  nach  subkutaner  Impfung  hauptsächlich 

Peritonitis  erzeugten  und  sie  nach  5  —  8  Tagen  tödteten.     Später 

&Dd  ich  die   mehr  virulente  Rasse,  die  Kaninchen  in    16  Stunden 

tödtet   Ueber  die  Identität  der  Hogcholerabadllen  mit  denjenigen 

der  schwedischen  und  französischen  Schweinepest  gehe  ich  hinweg, 

mdem  ich  nur  hinzufüge ,  dass  die  Beschreibungen  dieser  Bakterien 

Tiel  zu  wünschen  übrig  lassen.    Sie  scheinen  mir  der  später  zu  be- 

^xhmbenden  Spielart  des  Hogcholerabacillus  nahe  zu  stehen  *). 


\)  I>\«M  SchweinMachekoltoreii  Terdanke  ich  der  Güte  des  Herrn  Prof.  Dr.  Welch 
in  fiiHimore,  der  sie  ans  Berlin  mitbrachte. 

S)  Die  Knltoren  ans  Frankreich  (Dr.  B  i  e  t  s  c  h)  and  Schweden  (Prof.  Dr.  L  u  n  d  - 
fren),  die  mir  Dr.  Salmon  sor  Untersachnng  Übergab,  erschienen  dem  Bacillus 
eoli,  der  dem  Hogeholerabacillos  sehr  nahe  steht,  sehr  fthnlich.  Beide  waren  nicht 
fttlMgeB  bei  KaAinchen  und  Schweinen. 

(Fortsetsnng  folgt.) 


258  Kat«, 


Zur  Eenntniss  der  Lenchtbakterien. 

Von 

Dr.  Osear  Kate 

in 

Sydney. 

(Fortsetiang.) 

Agarkulturen. 

Auf  N&hragar^)  liessen  sich  leicht  Kulturen  erzielen,  jedoch  er- 
wies sich  dieses  Nährsubstrat  weniger  gQnstig  fQr  B.  smar.-ph.  und 
arg.-ph.  I,als  fürB.  arg. -ph.  II  und III;  sehr  üppig  gediehen  auf 
demselben B.  cy aneo-ph.  und  arg.-ph.  liquef.').  Die  auf  derOber- 
flftche  desN&hragars  rasch  entstehenden  Kulturrasen  von  B.  cy  aneo- 
ph.  —  es  sind  vorzugsweise  Strichkulturen  gemeint  —  von  weiss- 
Uch-grauer  F&rbung  und  glasig-visdder  Konsistenz  boten,  abgesehen 
von  dem  Leuchten,  zunächst'  wenig  Aufiälliges.  Nachdem  jedoch  diese 
ursprüngliche  Kulturdecke,  in  Folge  von  Abtrocknung,  mehr  oder 
weniger  hyalin  geworden  und  an  Schärfe  der  Begrenzung  abgenommen 
hatte  —  nach  14  Tagen  bis  zu  einigen  Wochen  —  begann  ein  neues 
Wachsthum  in  Form  von  isolirten  Kolonieen,  welche  über  die  alte 
Kultur  in  grösserer  oder  geringer  Zahl  regellos  zerstreut,  zunächst 
als  aschgraue,  flachgewölbte,  feucht-glänzende»  mehr  oder  weniger 
kreislinig  begrenzte,  von  ihrer  Unterlage  sich  scharf  abhebende  Ge- 
bilde erschienen.  Vereinzelte  dieser  Kolonieen  brachten  es  hin 
und  wieder  zu  etwa  3  mm  Grösse;  in  dem  Falle  waren  sie  abge- 
flacht und  von  unregelmässiger,  gekerbter  oder  gelappter  Berandung. 
Die  Kolonieen  traten  oft  succesive  auf,  derart,  dass,  nachdem  eine 
Abtheilung  das  Maximum  ihrer  Ent Wickelung  (und  ihres  Leuchtens) 
hinter  sich  hatte,  eine  neue  auf  den  Schauplatz  trat  In  zwei  am 
l./VIII.  a.  c.  angelegten  Strichkulturen  war  eine  massige  Anzahl  am 
besten  entwickelt  gegen  Mitte  September;  einige  andere  Anfangs 
Oktober,  und  schliesslich  eine  oder  zwei  Mitte  Oktober. 

Das  Wachsthum  vonB.  arg.-ph.  liquef.  auf  Nähragar  war  ähn- 
lich dem  beiB.  cy  aneo-ph.  Auch  dort  kam  es  zur  Ausbildung  von 
„sekundären^^  Kolonieen.  Ein  vor  Kurzem  beobachteter  Fall  sei  hier 
angeführt.  Am  5./IX.  a.  c  wurden  zwei  Stichkulturen  angefertigt 
(mit  Material  von  einer  gut  entwickelten  Strichkultur  in  2,7  V^  Koch- 
salz-Gelatine).   Gegenwärtig  (Ende  Oktober)  angesehen,  erweist  sich 


1)  Anstatt  der  Gelatine  enthielt  die  Nfthrmiechung  1  \  Agar-Agar,  und  swar  die 
von  Japan  aas  in  den  Handel  gebrachte.  Kanten  genannte  Sorte;  die  Reaktion  war 
leicht  alkalisch. 

S)  Agarkulturen  von  B.  c  y  a  n  e  o  »p  h.  wurden  am  hJlafigsten  angefertigt,  da  dieselben 
wegen  ihres  konstant  wiederkehrenden  prächtigen  Leuchteffekts  (wovon  später  melir) 
Btt  Demonstrations-  und  anderen  Zwecken  sehr  geeignet  waren.  Weniger  sahireich 
waren  Agarkulturen  von  B.  a  r  g.  -  p  h.  liquef.  Diejenigen  der  vier  anderen  Arten  datiren 
von  1887  und  Anfang  1888. 


Zur  Kenntniss  der  Leochtbakterien.  259 

mspräogliche  bandartige  Auflagerung  als  sehr  dünn  und  in  ihrer 
soeben  noch  erkennbar.    Auf  oder  entlang  dem  alten 
strich  jedoch  besteht  eine  Beihe  von  theils  confluirenden,   theUs 
I,  sehr  scharf  hervortretenden  Kolonieen,  die  etwa  einen 
it  alt  waren.    Die  meisten  derselben  waren  etwa  1  mm  gross, 
oder  zwei  etwa  2  mm.    In  Gestalt  und  Anordnung  ähnelten  sie 
obeo  beschriebenen  „sekundären^*  Kolonieen  von  B.  cyaneo*ph. 
Ob  ähnliche  Bildon^n  in  Agarkulturen  der  vier  übrigen  Formen 
imen  oder  nicht,  kann  ich  nicht  mit  Sicherheit  angeben,  da 
betreffenden,   w&hrend  der  oben  genannten  Zeit  erhaltenen  Kul- 
[ira  ücht  lange  genug  beobachtet  wurden.    Auf  Nährgelatine  jedoch, 
ne  fos  dem  Vorbeigehenden  ersichtlich  ist,  wurde  bei  den  vier  das 
[ViciuuideDsein  von  sekundärem  Wachsthum  festgestellt^). 

Bouillonkulturen. 

in  gewöhnlicher  Nährbouillon')  bewirkten  die  Leuchtbakterien 
mfibst  eine  gleichmässige  diffuse  Trübung.  Dieselbe  war  für  B. 
cjafi e o-ph.  und  a  r  g.-p  h.  1  i  q  u  ef.  stärker,  als  für  die  andern.  Bei  B. 
(jaeeo-ph.,  arg.-ph.  liquef.,  arg.-ph.  I  und  III  erfolgte, 
Mben  absetzen  von  Kultur  am  Boden,  oberflächliche  Häutchenbildung, 
IB  raschesten  bei  der  erstgenannten  Art ;  die  Trübung  der  Nähr- 
ItaQgkeit  verschwand  im  Laufe  der  Zeit,  am  ehesten,  wie  es  schien, 
kJB.  arg.-ph.  III.  Alte  Kulturen  von  B.  cyaneo-ph.  glichen 
,  ia  ibiem  Aussehen  alten  Gelatinekulturen  dieser  Spezies,  insofern  als 
die  an&Dglich  gelbliche  Bouillon  schliesslich  rothbraun  gefärbt  war. 
-Bd  B.  smar.-ph.  und  arg.-ph.  II  kam  es  zu  einer  oberfläch- 
Icbeo  Häutchenbildung  überhaupt  nicht. 

Impfuogen  in  eine  ohne  Zusatz  von  Pepton  und  Kochsalz  her- 
goUätA,  nur  leicht  alkalisch  gemachte  Kaninchenfleischbrühe,  in  der 
Höimerdiolera-    oder  Milzbrandbacillen    gut    gediehen,    blieben    in 
'y&QDLF&Il  ohne  Erfolg.    Für  B.  cyaneo-ph.,  B.  smar.-ph.  und 
6.  arg.-ph.  I  wurde  in  Bezug  auf  Bouillonkulturen  noch  das  Fol- 
Seode  ermittelt.    Gewöhnliche  Nährbouillou  von  amphoterer  Reaktion 
g^tattete  den  drei  Arten  Vermehrung,   wie  an  der  deutlichen  Trü- 
bung sogleich  kenntlich  war.    Weder  in  Fleischinfus  als  solchem,  d.  h. 
oke  jeglichen  Zusatz  und  die  natürliche  schwach  saure  Reaktion 
zeigend,  noch    in    dem    mittelst    Sodalösung    schwach    alkalisirten 
^Üiiafus,  trat  Entwickelung  ein.    In  einem  der  Infuse  der  letz- 
tereo  Kategorie  mit  Zusatz  von  0,5  ^/o  Kochsalz  wuchs  von  den  drei 
^cteD  nur  die  erstere,  und  zwar  ganz   gut;   ein  Zusatz  von  2,5 ^/o 
Kochsalz  bewirkte  bei  allen  kräftiges  Wachsthum.    (lieber  „Leuchten'^ 
TOQ  Boailionkulturen  s.  unten). 

i)  Vorderh&od  moss  ich  mich  damit  begoügeii ,  diese  Thatoachen  einfach  mitsn- 
'^'^  Du  Vorkommen  eines  oftmals  sehr  ausgesprochenen  f,sekondXren"  Kolonieen- 
vMiisthaau  tof  dem  alten  Kulturterrain  beweist,  dass  letsteres,  für  Individuen  derselben 
^ei  aof  jeden  Fall ,   nicht  „vaccinirt**  war ,    im   Gegensata    an   anderen   Bakterien* 

^  Hir  welche  eine  „Vaccination**    des   Nährbodens  in    dem  gedachten  Sinne  ersielt 

nrie. 

^    >)  Bbdfieischinfus  +   1  O/o  Pepton  +    0,6^0,7 O/o  Kochsalz;    Reaktion   leicht   al- 


260  Kat., 


Fisch- und  ähnliche  Kulturen. 

Das  Yornehmste  Material  zum  Züchten  der  Leuchtbakterien  bil- 
deten ohne  Zweifel  gewisse  marine  Thiere,  besonders  Fische,  im  ge- 
kochten Zustande,  wie  zuerst  Fischer  für  den  westindischen  Leucht- 
mikroben  deroonstrirte.  In  meinen  Versuchen  bediente  ich  mich  sol- 
cher Fische,  wie  Meeräschen  (Gen.  Mugil),  Meerbrassen  (Gen.  Chry- 
sophrys),  des  ^,Whiting*'  des  Sydneyer  Fischmarktes  (Gen.  Sillago, 
Farn.  Trachinidae),  des  „Gartish^*  (Gen.  Uemirhamphus,  Farn. 
Scombresocidae).  Alle  diese  entsprachen  meinen  Zwecken  vollkom- 
men. Auch  das  gekochte  Fleisch  von  Stechrochen  eignete  sich  ziemlich 
gut,  hingegen  dasjenige  von  einem  jungen  Exemplar  des  sog.  Port 
Jackson-Haies  (HeterodontusPhillipi)  nur  in  geringem  Maasse. 
Einen  vorzüglichen  Nährboden  lieferte  femer,  abgesehen  von  Fischen, 
die  Oberfläche  von  gekochten  Exemplaren  einer  Tintenfischart  (Gen. 
Loligo),  welche  in  den  hiesigen  Fischhandlungen  häufig  feilgeboten, 
als  Köder  beim  Fischfang  benutzt,  von  gewissen  Kreisen  der  Bevöl- 
kerung auch  wohl  gegessen  wird.  Auch  gekochte  Krabben  (Qen. 
Scylla;  Neptunus)  kamen  ein  paar  Mal  mit  Erfolg  zur  Anwen- 
dung, während  gekochte  Gameelen  sich  für  die  Kultur  der  Bakterien, 
einem  gleichzeitigen  Versuchen  nach,  als  unbrauchbar  erwiesen. 

Die  der  Eingeweide  und  Schuppen  entledigten  Fische,  die  Tin- 
tenfische und  Krabben,  wurden,  nachdem  sie  in  frischem  Seewasser 
abgespült  waren,  in  entsprechenden,  bis  zu  etwa  23  cm  hohen  und 
6,5  cm  weiten  Reagensgläsern  untergebracht,  und  in  denselben,  unter 
Watteverschluss,  dem  strömenden  Dampf  im  gewöhnlichen  Sterili- 
sirungsapparat  V,  Stunde  oder  länger  ausgesetzt  Das  so  behan- 
delte Material  konnte  nach  dem  Abkühlen  entweder  ohne  Weiteres 
benutzt  werden,  oder  —  besser  noch  —  nachdem  eine  diskontinoir- 
Uche  Sterilisation,    nach  Art  anderer  Nährmedien,  durchlaufen  war. 

Nach  strichweiser  Impfung  der  Oberfläche  der  Fische  oder  Tin- 
tenfische ging,  bei  geeigneter  Temperatur  (20—24 <^  C),  die  Entwicke- 
lung  rasch  vor  sich.  Innerhalb  zweier  Tage  war  oft  die  ganze  freie 
Oberfläche  derselben  mit  Kultur  kontinuirlich  bedeckt  Andere  Male 
blieb  das  Konfluiren  aus;  statt  dessen  bildeten  sich  isolirte  Streifen» 
oder  ebensolche  verästelte  oder  verzweigte,  grössere  oder  kleinere 
Flecke  aus.  Der  Ausfall  der  Kulturen  war  in  gewissem  Grade  ab- 
hängig von  der  Zahl  der  Impfstriche,  der  relativen  Menge  von  Impf- 
material, und  dem  jeweiligen  Grade  der  Feuchtigkeit  an  der  Fisch- 
oberfläche. Auf  den  Krabben  erfolgte  das  Wacbsthum  nur  an  den 
mit  genügender  Feuchtigkeit  versehenen  Stellen. 

Den  frischen  Kulturen  auf  Fischen  u.  s.  w.  kam,  für  jede  Art 
der  Bakterien,  eine  feucht-glänzende  Oberfläche,  klebrige  Konsistenz 
und  im  allgemeinen  wachsartige  Färbung  zu ;  die  Kulturauflagerungen 
waren  von  massiger  Dicke.  An  einer  Serie  von  6tägigen  Kulturen 
der  Bakterien  auf  Meerbrassen  war  die  Farbe  bei  B.  c  y  a  n  e  o  -  p  h. 
gelblich,  oder  gelblich-braun  an  den  Stellen,  wo  die  Kultur  ein  wenig 
dicker  aufgelagert  war ;  bei  B.  smar.-ph.:  cr^me-artig;  beiR  arg.- 
ph.  I  hellgelb,   mit  einem  Stich  ins  Grünliche;  bei  B.  arg.-pb.  II 


Zur  KenDtnUft  der  Leucbtbakterien.  26l 

gefMeh,  hi6  und   da  citroneDgelb ;  bei  arg.-pb.  III:   gelblich;  bei 
&  itrg.-pb.  liqaef.  gelblich-grau. 

Andere  Eulturyersuche. 

Bezüglich  der  drei  zuerst  isolirten  Arten,  nämlich  B.  cyaneo- 
ph.,  B.  smar.-ph.  und  B.  arg.-ph.  I  wurden  einige  andere  Kul- 
Uurersacbe  angestellt  mit  den  folgenden  Resultaten: 

Auf  koagulirtem  Blutserum,  und  zwar  koagulirter  Hydro- 
Ikormxflllssigkeit  (vom  Menschen),  fand,  einem  gleichzeitigen  Versuche 
ittch,  nur  spärliche  £ntwickelung  statt,  am  besten  noch  bei  B.  c  y  a  - 
Beo-ph.;  das  Substrat  wurde  von  der  Kultur  desselben  langsam 
Terflassigt. 

Aaf  Scheiben  ?od  gekochten  Eiern  wuchs  (und  leuchtete)  von  den 
drei  Arten  B.  cyaneo-ph.  am  besten.  In  diesem  Falle  bildete 
sich  ein  anterbrochener  schleimiger  Belag,  dessen  Farbe  auf  dem 
Dotter  hellbraun,  auf  dem  Weissen  hell-grflnlich-gelb  war.  Die  Kul- 
taren Yon  B.  smar.-ph.  und  B.  arg.-ph.  I  erschienen  als  dQnne, 
grmQweissliche,  unterbrochene  UeberzQge. 

In  resp.  auf  sterilisirter  (gekochter)  Milch,  an  und  für  sich, 
blieb  die  E^twickelung  aus  (wenigstens  makroskopischer  Beobachtung 
mach  m  urtheilen).  Dagegen  erfolgte  auf  einer  mit  etwas  Kochsalz 
Tersetzten  und  sterilisirten  Milch  unzweifelhaft  Vermehrung  bei  B. 
cyaneo-ph.  und  B.  smar.-ph.;  auf  einer  mit  etwas  Dinatrium- 
phosphat  versehenen  und  sterilisirten  Probe  entwickelten  sich  B. 
cyaneo-ph.  und  B.  arg-ph.  I  spärlich  (ein  analoger  Versuch  mit 
B.  smar-ph«  verunglückte  in  Folge  vorzeitigen  Zerbrechens  des 
Eeagen^lases). 

Kaitarversuche  auf  Scheiben  gekochter  Kartoffeln  fielen 
negativ  ans.  Die  Versuche  gelangen  dagegen,  nachdem  die 
KarU^elscheiben  mit  Dinatriumphosphatlösung  Übergossen  waren, 
wodurch  alkalische  Reaktion,  wenigstens  an  der  Oberfläche  jener,  ent- 
stand. Bei  B.  cyaneo-ph.  bildete  sich  auf  dem  unteren  Theil  der 
Scheiben  —  dieselben  befanden  sich  in  weiten  Reagensröhren  ,— 
enie  ansehnliche,  schmierig-gelatinöse,  zusammenhängende  Auflage- 
ning,  in  der  Mitte  von  röthlich-brauner,  nach  der  Peripherie  hin  von 
gelblich-grauer  Färbung.  Für  B.  smar-ph.  ergab  sich,  ebenfalls 
auf  der  unteren  Hälfte  der  Scheibenoberfläche,  ein  dünner,  hell-bräun- 
lich-gelber  Belag.  Auf  der  mit  B.  arg.-ph.  I  geimpften,  wie  oben 
modifizirten  Kartoffelscheibe  konnte,  weder  makroskopisch,  noch  der 
Wirkung  nach  —  dieselbe,  das  Leuchten,  war  hier  null,  im  Gegensatz 
zu  den  Versuchen  mit  den  beiden  anderen  Arten  —  ein  Wachsthum 
nachgewiesen  werden;  die  mikroskopische  Untersuchung  jedoch  er- 
gab, dass  eine  gewisse  Vermehrung  stattgefunden  haben  musste. 

In  sterilisirtem  Harn,  auch  nachdem  derselbe  mittelst  Sodalö- 
Bung  leicht  alkalisch  gemacht  worden  war,  gelang  die  Züchtung  der 
Balrterien  nicht,  ebensowenig  aufgekochtem  Reisbrei,  auf  Scheiben 
roher  oder  gekochter  Bananen  und  Ananas,  auf  der  Schnitt- 
fläche des  zartgewebigen  Embryo  der  Cocosnuss,  in  Gocos- 
milchy  auf  Seetang  (Laminaria).   Die  Versuche  in  Gocosmilcb 


262  ^»t^» 

wurden,  erweitert,  und  zwar  wurde  ein  Theil  dieser  Plassigkeiü     ^**# 
DinatriuropbosphatlOäung  versetzt,  bis  leicht  alkalische  Beaktion    ^«^^ 
stand;  ein  anderer  Theil  erhielt  obendrein  einen  Zusatz  von  l^/o/ 
salz ;  ein  dritter  neben  genannten  Stoffen  1  ^1^  Pepton.    Die   in 
zwei  letztgenannten  Fällen  filtrirten  und  darauf  sterilisirten,  Im  e 
Falle  ohne  Weiteres  sterilisirten  Mischungen  waren  alle  geeignet 
ein  Fortkommen  der  Leuchtorganismen,  am  besten  die  Kochsalz 
Pepton,  oder  Kochsalz  allein  enthaltenden  Präparate.     Die  entc» 
henden  Trübungen  waren  denen  in  Bouillonkulturen  ähnlich^).  (Itai 
Wirkung  nach  difierirten  die  Gocosmilchkulturen  der  drei  Arten  ^v 
einander,  wie  unter  „Leuchten^^  angedeutet  ist) 

Weitere  Mologtsche  Merkmale. 

Dem  atmosphärischen  Sauerstoff  gegenüber  verhielten  sich  d 
verschiedenen  Arten,  ihrem  Wachsthum  in  gewöhnlicher  N&hrgelatin 
nach  zu  urtheilen,  etwas  verschieden.  Darnach  gehören  B.  smar-p 
arg.-ph.  I,  II  undlUzu  den  Aäroben,  B.  cyaneo-ph.  und  arg^.— 
ph.  liquef.  zu  den  fakultativen  Anaöroben.    Bei  jenen  vier  blieb 
die  Entwickelung  der  Kolonieen   im  Innern  des  genannten  N&hrme- 
diums  auf  einen  verhältnissmässig  geringen  Umfang  beschränkt^    wi^ 
bereits  Platten-  und  Stichkulturen  lehrten.    Nach  gleichmässiger  Ver- 
theilung  einer  nicht  zu  grossen  Anzahl  lebenskräftiger  Keime  von 
B.  smar.-ph.  und  arg.-ph.  I  —  die  beiden  anderen   wurden  auf 
diese  Weise  nicht  behandelt  —  in  Nährgelatine  in  einem  Beagenz- 
glase,  entstanden,  abgesehen  von  denen  an  der  Oberfläche,  in  der 
Gelatinesäule  Kolonieen,  welche  in  Bezug   auf  ihre  Dimensionen, 
welche  unbedeutend  waren,  sich  von  einander  nicht  unterschieden« 
AehnUch  war  es,  nachdem  eine  Schicht  steriler  Gelatine  oder  sterilen 
Leinsamenöls  über  einer  analog  geimpften  Gelatinemasse  angebracht 
war.  —  B.  cyaneo-ph.   und  arg.-ph.    liquef.  gediehen  zwar 
auch  am  kräftigsten  an  den  der  atmosphärischen  Luft  zugänglichen 
Theilen  der  Nährgelatine,  doch  war  immerhin  die  Entwickelung  in 
den  tieferen,  von  dem  Zutritt  der  Luft  abgeschnittenen  Schichten  des 
genannten  Nährbodens,    gegenüber   der   unter  gleichen  Umständen 
stattfindenden  Entwickelung  bei  den  übrigen  Arten,  unvergleichlich 


1)  Bei  dieser  Qelegenheit  sei  »af  eine  kleine  Verbessernng  in  Besag  auf  die  Tech- 
nik des  Impfens  der  Kaitarmedien  die  Auftnerksamkeit  gelenkt.  Seit  einiger  Zeit  be- 
nalie  ich  Platindr&bte,  welche  anstatt,  wie  Üblich  in  QlasstAbe  mit  oder  ohne  Email 
eingeschmolzen  zu  sein,  an  entsprechend  lange  und  ca.  2,5  mm  dicke  Stftbe  von  Silber, 
als  Handhaben,  in  das  eine  Ende  vermittelst  Hartloth  eingelOthet  sind.  Wie  misslich  es 
ist,  bei  Anwendung  des  alten  Verfahrens  den  Platindraht  sich  im  kritischen  Aagenbllck 
von  dem  Olasstabe  loslSsen  au  sehen,  wird  wohl  schon  Mancher  erfahren  haben.  l>vr 
Hetallstab  Iftsst  sich  überdies  darch  Erhitzen  in  der  Flamme  natürlich  rascher  sterili- 
siren  ond  nach  dem  Erhitzen  in  einem  früheren  Zeitpaukt  benatzen  ,  als  dies  anter 
analogen  Verhältnissen  beim  Qlasstab  der  FaU  ist ;  jener  Iftsst  sich  aneh  rasch  in  jede 
gewünschte  Form  biegen,  was  saweilen,  z.  B.  beim  Impfen  der  Oberflftche  vod  Fischen 
in  Keagensgiftsern,  beachtenswerth  ist  —  Es  könnten  natürlich  aoch  andre  Metalle, 
z.  B.  Nickel,  in  Drahtform,  als  Handhaben  verwendet  werden,  der  Gebraach  von  ent- 
sprechend dickem  Plstindraht  zu  dem  Zweck  dürfte  vielleirht  weniger  Verbreitung 
linden. 


Ünr  Kenntniss  der  Leachtbaktarien.  263 

beHchtlicber.  Dies  geht  schon  aus  dem  hervor,  was  bei  der  Be- 
Bdurdbong  der  Kolonieen  der  beiden  Arten  ntiier  angegeben  wurde. 
Sehr  anschaulich  war  ein  in  dieser  Hinsicht  angestellter  Versuch  mit 
BL  cyaneo-ph.  £ine  massige  Anzahl  von  einer  frischen  Kultur, 
gesiaer  gesagt  einer  Aufschwemmung  derselben  in  steriler  0,6  ^/^ 
Kocbsahlösang,  entnommenen  Keimen  wurde  in  vorher  verflüssigter 
Klkigelatine  in  einem  Reagensglas  vorsichtig  vertheilt,  letztere 
«der  erstarren  gelassen  und  unmittelbar  nachher  mit  einer  5  cm 
kobeD  Schicht  von  sterilem  Leinsamenöl  bedeckt.  Die  Vermehrung 
der  Käme  ging  stetig,  wenn  auch  langsam,  vor  sich.  Die  ent- 
stehenden Verflüssigungskugeln  grifien  schliesslich  in  einander  über, 
ind  die  körnerartigen,  grau-gelben  Kolonieen  sammelten  sich  all- 
Bählich  am  Boden  des  Glases  an,  über  sich  eine  fast  durchaus 
klare  flüssige  Masse  lassend. 

Ob  die  eine  oder  andere  der  sechs  Arten  in  geeigneten  gähr- 
fthigen  Substraten  Gährth&tigkeit  ausüben  kann,  oder  ob  eine  be- 
BÜmmte  Gährong  die  eine  oder  andere  erst  zu  einer  anafiroben  Ver- 
mehning  bef&higt  oder  dieselbe  begünstigt,  darüber  fehlen  die  Ver- 
«Mbe  noch. 

Uebor  den  Einflnss  der  Temperatur  auf  das  Wachsthum  der 
Uachtbakterien  wurde  Folgendes  ermittelt. 

Als  aty^mtlichen  Arten  gemeinschaftlich   erwies  sich,  in  einem 
Versuche,  deren  Vermehrungsunfähigkeit  bei  niederer,  dem  Gefrier- 
pankt  nahe   stehender  Temperatur.    Gewöhnliche  6  prozent.  N&hrge- 
latioe  in  Reagensgl&sem  wurde  (April  1889)  mit  geringen  Mengen 
fOü  entwickelang&higen  Individuen  aus  Aufschwemmungen  von  Kul- 
tur der  sechs  Arten  —  Stichkulturen  bei  B.  cyaneo-ph.  und  arg,- 
fLliquel  etwa  4  Wochen  alt;  Strichkulturen  bei  den  übrigen  etwa 
8  Tage  alt  —  in  0,6  ®/o  Kochsalzlösung  geimpft ;  die  Keime  wurden 
in  der   (vorher  verflüssigten)  Gelatine  gleichmässig  vertheilt,    und 
Dsdidem,  zur  Kontrolle,  aus  jedem  der  Versuchsgläser  mittelst  ste- 
riler Pij^tte  eine  Probe  entnommen  und   in  sterile  Beagenzröhrchen 
fiktorlTagen  war,  wurden  „RoUplatten^^  angefertigt    Mit  Gummikappe 
Tersehen,    wurden  sie    alsbald  in    einem  Eisspind    auf  Eis  gelegt, 
y^^khes  täglich   erneuert  wurde.    Während  in  den  ebenfals  ausge- 
rollten, mit  Gummikappe  verschlossenen  und  bei  Zimmertemperatur 
aufgestellten  KontroUröhrchen  die  Kolonieen  in  der  üblichen  Zeit  zum 
Vorschein  kamen  und  sich   weiter  entsprechend  entwickelten,  fehlte 
in  den  mxd  Eis  befindlichen  Böhrchen,  nach  Verlauf  von  8  Tagen, 
j^che  Andeutung  von  Kolonieenbildung.    Die  Keime  mussten  binnen 
dieser  Zeit  entweder  abgestorben  oder  doch  wenigstens  in  einem  be- 
%Ummten  Grade  abgeschwächt  sein,  da  auch  später,  nachdem  die 
Röhrchen  einer  Temperatur  von  +  20^  C  oder  etwas  darüber  aus- 
(esatzt  waren,  die  Entwickelung  ausblieb.    Der  Versuch  ist  allerdings 
der  Wiederholung  und  Variirung  bedürftig,  denn  es  wäre  nicht  aus- 
geschlossen,   dass  die  zu  demselben  verwendeten  Individuen  nicht 
lebenskräftig  genug  waren,  um  einem  8tägigen  Aufenthalt  in  eisig- 
kalter Umgebung  Stand  zu  halten,  geschweige  um  zu  wachsen,  wie- 
hdU  sie  unter  normalen  Bedingungen  rasch  zu  Kolonieen   heran- 
wachsen.   Es  ist  jedoch  a  priori  unwahrscheinlich,  dass  die  aus  dem 


Meerwasser  unter  diesen  Breitengraden  stammenden  Leuchtbakt:erieii 
bei  solch  niedrigen  Temperaturen  wie  den  obigen,  eine,  wenn  auclt 
nur  minimale  Vermehrung  ohne  Weiteres  eingehen  sollten. 

(ForteetBOng  folgt.) 


Zar  Frage  des  Begattongsaktes  bei  den  entoparasitisolien 

Trematoden. 

Kritische  Bemerkungen  zu  Pintner's  Aufsatz^). 

Von 

Dr.  €^.  Brandes^ 

Assistenten  am  loologischen  Institat  su  Halle  a.  S. 

Dass  ndie  Frage  nach  der  Art,  wie  die  männlichen  Fortpflanzan^^* 
Zellen  bei  den  parasitischen  Plathelminthen  in  die  weiblichen  L«ei* 
tungswege  gelangen^\  bisher  eine  offene  zu  nennen  gewesen  wäre,  wie 
P  i  n  t  n  e  r  meint,  vermag  ich  nicht  zuzugeben ,  wenigstens  wQrde  sie 
mir  dann  jetzt  ebensowenig  beantwortet  scheinen,  als  vorher.    Denn 
das  Resultat,  das  Pintner's  Arbeit  zu  Tage  fördert,  ist  etwa  das- 
selbe, wie  es  Leuckart  in  der  zweiten  Auflage  seines  Parasiten- 
werkes zusammenfasst,  nur  hütet  sich  Leuckart  vorsichtiger  Weise 
zu  schematisiren ,  sondern  sucht  mit  den  einzelnen  Beobachtungen 
als   mit  Thatsachen    zu   rechnen.     Und   diese  widersprechen    sich 
durchaus  nicht,  wenn  auch  Pintner  dies  so  darzustellen  beliebt. 
Abzusehen  ist  natürlich    ohne  weiteres  von    einer  beiläufigen   Be- 
merkung aus  dem  Gestodenthdl  des  Werkes,  wo  Leuckart  es  fflr 
einen  Irrthum  erklärt,  wenn  man  gemeint  hätte,  der  Uterus  der  Tre- 
matoden vermittle  Begattung  und  Eiablage.    Diese  Bemerkung  wurde 
im  Jahre  1881  veröffentlicht  und,  wie  schon  gesagt,  ganz  teiläufig, 
zu  einer  ^it,  als  der  Verf.  durchaus  nicht   mit  Untersuchung  der 
Trematoden-Anatomie  beschäftigt  war.     Als  aber  Leuckart   sich 
in  den  Jahren  1885,  86  etc.  von  neuem  intensiv  mit  diesen  Fragen 
zu  beschäftigen  hatte,    waren    inzwischen    die  Beobachtungen   von 
Z  ad  dach  und  Looss  bekannt  geworden  und  diese  im  Verein  mit 
den  Resultaten  der  von  ihm  angestellten  Untersuchungen   ergaben 
eine  Auffassung,  die  ihn  die  betreffenden  Verhältnisse  etwa  in  folgender 
Weise  schildern  lässt: 

Bei  den  Trematoden  muss  Selbstbegattung  vorkommen,  da 
wir  einzeln  in  Cysten  eingeschlossene  Formen  befruchtet  finden, 
sie  kann  auch  statthaben,  da  die  Mündung  des  männlichen 
Geschlechtstraktus  meist  dicht  neben  der  Uterusmündung  ge- 
legen ist.  Hiermit  stimmt  Zaddach^s  Beobachtung  überein,  der 
Distomum  cirrigerum  in  Selbstbegattung  antraf,  indem  der  Penis 
tief  in  den  Uterus  versenkt  war  und  Samen  Übei4iessen  liess.  Dafür 
dass  in  derselben  Weise  auch  eine  Wechselbegattung  stattfinden 
kann,  geben  uns  die  Beobachtungen  von  NitzschanHolostomum 

1)  Pintner,    Th,     Nene    Beiträge   inr  Kenntniss    d«B   Bandwiinnkdrpen.     (Ar- 
beiten des  zool.  InsHt.  m  V^i«n.  Bd^  IX.  Heft  I.)    Vergl.  das  Referat  anf  p.  286  dieeer 


Zv  VngB  das  BegattnngsaktM  bei  den  entopAratitiselieii  Trematodeil.        266 

serpeDS  und  besonders  von  Looss  an  Distomum  clavigerum 
direkte  Beweise.  Dagegen  ist  weder  die  Selbst-  noch  die  Kreuzbe- 
^ttoog  mit  Benatzung  des  Laar er 'sehen  Kanals  jemals  mit 
Sickerheit  beobachtet.  FQr  eine  derartige  Begattang  wird  der  Um- 
stand ins  Feld  gefährt,  dass  in  dem  L  au  r  er 'sehen  Kanal  hier  and 
ü  Sameofiden  angetroffen  werden ,  aber  unser  Altmeister  der  Hel- 
BinUioloe^e  sagt  sehr  einleuchtend,  dass  auch  häufig  Dottermaterial 
oDd  Ovarialeier  dort  gefunden  wQrden ;  so  gut  wie  dies  Material  aus 
dem  Ovidukt  in  den  Kanal  hereingepresst  sei,  könne  auch  der  Samen 
ans  dem  Uteras  stammen.  Er  führt  noch  die  Beobachtung  von  Looss 
ao,  der  dnmal  den  Uterus  von  Distomum  trigonocephalum 
Bit  Samenfaden  gefüllt,  das  Receptaculum  seminis  dagegen 
her  fand ,  ein  Umstand ,  der  wiederum  auf  Begattung  durch  den 
Otenis  hinweist,  und  schliesst  endlich  mit  der  Erklärung,  dass  der 
Lau  r  er 'sehe  Kanal  wohl  morphologisch  der  Scheide  der  Cestoden 
eatspreehe,  dass  es  aber  nur  wenig  wahrscheinlich  sei,  dass  er  bei 
dea  Diatomeen  auch  physiologisch  als  solche  funktionire;  „Unter 
gewissen  UiQständen  möge  es  aber  immerhin  möglich 
äein.^  Bei  der  Besprechung  von  Distomum  spathulatum  ändert 
der  Befund  eines  sehr  weiten  L  a  u  r  e  r 'sehen  Kanals,  der  sehr  häufig  mit 
Spmnamassen  prall  gefüllt  ist,  nichts  an  Leuckart's  früherer  Auf- 
fasrang,  da  derselbe  den  L  au  r  er 'sehen  Kanal  durchaus  nicht  mit  Be- 
stNDDtbeit  fttr  eine  Scheide  hält,  wie  Pintner  in  Anm.  4  auf  S.  6 
BOBer  Arbeit  anführt,  sondern  lediglich  zugibt,  dass  die  Vermutbung, 
der  L au re rasche  Kanal  möge  in  diesem  Falle  als  Vagina  funktioniren, 
mmerhin  einige  Wahrscheinlichkeit  hat  Wir  sehen,  Wider- 
sprdcbe  sind  bei  dieser  Art  der  Darstellung  nicht  vorhanden. 

Wie  will  nun  P  i  n  t  n  e  r  die  Frage  des  Begattungsaktes  beantworten  ? 
Ifir  scheint,  als  ob  er  im  Grunde  genommen  keineswegs  zu  einem 
aadem  Resultate  kommt:  leugnen  kann  er  weder  die  Möglichkeit 
der  Benntzang  des  Uterus  bei  der  Selbst-  und  bei  der  Wechselbe- 
gattnng,  noch  die  dementsprechend  beobachteten  Fälle  solcher  Be- 
glttnngen,  es  kommt  ihm  also  nur  darauf  an ,  auch  für  die  Begat- 
taog  vermittels  des   La urer 'sehen  Kanals  schwerwiegende  That- 
sadien  ins  Feld  zu  führen.    Aber  hiermit  sieht  es  eben  nicht  allzu 
gfinstig  aus.      Wenn    Kerbert   für  Distomum    pulmonale, 
Mieseber   für    Monostomum  bijugum    und    Fischer   für 
Opisthotrema  cochleare    gegenseitige   Begattung   und    zwar 
unter  Funktion  des  L  aurer 'sehen  Kanals  als  Vagina  angeben,    so 
geschieht  dies  doch  nur  auf  Grund  theoretischer  Betrachtungen;  die 
QBButtelbare  Beobachtung  des  Kopulationsvorganges  steht  noch  bei 
^en  drei  Formen  aus.    Ebensowenig  beweisend  sind  die  eigenthüm- 
üAen    anatomischen   Geschlechtsverhältnisse    von    Eurycoelum 
Sluiteri,  einem  Trematoden  emes  Percoiden  von  Java,  den  Brock 
io  gSDz  kurzen  Zügen  ohne  Abbildung  beschreibt.     Brock  selber 
iDödite  eine  Befruchtung  durch  den  L  au  r  er 'sehen  Kanal  annehmen, 
da  er  weder  dne  Uterusöfinung  noch  einen  innem  Samengang  vor- 
fand, aber  er  konnte  auch  keinen  L  aurer 'sehen  Kanal  nachweisen; 
ä&i&al  beobachtete  er  einen  feinen  Kanal,  der  vom  Rücken  aus  gegen 
eine  Dterusschlinge  zog,  jedoch,  ohne  dieselbe  zu  erreichen,  im  Paren- 


266  Brandt«* 

chym    blind  eudigte.      Um  diesen  Kanal   als   Laurer^schen 
sprechen  zu  können,  nimmt  Brock  seine  Zuflacht  zu  einer  K 
rung,  die  er  aber  nur  mit  aller  Reserve  gibt:  er  meint,  es  möolit;^ 
vielleicht    nach    der  Begattung    durch   den  L  au  r  er 'sehen   K^^ui^ 
letzterer  sich    schliessen.     —    Ein   ürtheil,   in   diesen  schwierifiT^' 
Verhältnissen  zu  fällen,  können  wir  uns  um  so  weniger  zumatbesv, 
als  der  anatomische  Bau  des  Thieres  durchaus  noch  nicht  als    S'e- 
nügend  bekannt  zu  betrachten  ist.    Aber   es  Hesse  sich  sehr  ip^oli] 
denken,  dass  bei  so  eigenthflmlich  organisirten  Formen  auch  ein 
normer  Kopulationsprozess   zu    verzeichnen  wäre.    —  Zum  Schli 
führt  Pintner  noch  die  Ansicht  Zeller 's  an,   der   von  der 
wachsung  der  beiden  Diporpen  zum  Diplozoon,  die  in  der 
geschieh^  dass  die  Mündung  des  Vas  d  ef  er ens  eines  jeden  Thieresr 
sich  auf  die  Vagina  des  anderen  legt,  auf   die  Begattung  bei    den 
Trematoden  überhaupt  schliessen  will.     Dieser  letzte  Punkt  scheint 
mir,  besonders  bezüglich  seiner  Verallgemeinerung,  so 
hypothetisch  zu  sein,  dass  er  keiner  weiteren  Erörterung  bedarf,  nach 
Braun  sind  aber  auch  selbst  die  thatsächlichen  Ergebnisse 
der  Zeller^schen  Untersuchungen  durchaus  nicht  einwandsfrei  ^). 

Wir  sehen,  dass  der  direkte  Nachweis  auch  nur  eines  einzigen 
Falles  von  Begattung  durch  den  L  au  r  er 'sehen  Kanal  noch  fehlt,  wie 
zuvor ;  aber  wenn  solcher  mit  Sicherheit  für  einen  Fall  (z.  B.  E  a  r  y  - 
coelum)  erbracht  würde,  so  hätten  wir  doch  noch  keinen  Grund, 
von  der  Auffassung,  wie  sie  L  e  u  c  k  a  r  t  vertritt,  abzuweichen :  „unter 
gewissen  Umständen'^  kann  eben  der  Laurer'sche  Kanal  vielleicht 
als  Scheide  funktioniren,  als  Regel  ist  aber  jedenfalls  für  die  augeD- 
blickliche  Entwickelungsstufe  der  metastatischen   und  digenetischen 
Trematoden  die  Begattung  zu  erachten,    die  durch  Einführung  des 
Penis  in  die  Uterusmündung  erfolgt.    Und  zwar  glaube  ich,  dass  die 
Selbstbegattung  häufiger  ist,  als  die  Wechselkreozung.  Denn  während 
man  etwaige  Kopulation  bei  der  Oeffnung  des  Darmes  gleich  auf  den 
ersten  Blick  wird  konstatiren  können,    entgeht    die  Selbstbegattung 
für  gewöhnlich  auch  wohl  dem  schärfsten  Auge.    Da  trotzdem  ebenso 
viele  Fälle  von  Selbstbegattung  wie  von  Kreuzung  zur  Beobachtung 
gekommen  sind ,  so  glaube  ich  daraus  schliessen    zu  dürfen ,   dass 
Selbsibegattung  als  der  gewöhnlichere  Modus  anzusehen  ist 

Dass  der  L  aurer 'sehe  Kanal  morphologisch  der  Vagina  der 
Cestoden  und  ektoparasitischen  Trematoden  entspricht,  ihr  also  homo- 
log ist,  hat  bisher  meines  Wissens  noch  Niemand  bezweifelt,  aber  da- 
mit ist  doch  nicht  gesagt,  dass  La  ure  rascher  Kanal  und  Vagina  die 
gleichen  Funktionen  haben  müssen.  Nach  Anführung  eines  Citates 
von  Monticelli,  das  die  Homologie  des  La  ur  er 'sehen  Kanals  und 
der  Vagina  zum  Gegenstand  hat,  schreibt  Pintner  nämlich:  „Ich 
fQr  meinen  Theil  schliesse  mich  diesen  Anschauungen  MonticelIi*s 
durchaus  an,  umsomehr,  als  mir  sämmtliche  wider  die  Deutung  des 
L a u r e r 'sehen  Kanals  als  funktionirende  Scheide  vorgebrachten 
Einwendungen  vollständig  unstichhaltig  erscheinen/*   Mir  scheint  hier 

1)  Vergl.  hiersa  die  Mittheilang  Braan's  über  die  Ergebnisse  einer  diesbciOg- 
liehen  in  seinem Laboratoriom  angestellten  Untersuchung  von  Dieckkoff.  (Dies.Ceo- 
tralblatt.  Bd.  IX.  No.  2.  p.  52.) 


2ar  Frag«  des  BegAttnogsaktes  bef  den  entopArftsitisehen  TrematodM.        267 

von  Seiten  Pintner^s  eine  Verwechselung  der  Analogieen   und 
BoiDoiogieeD  vorzuliegen.   Der  Arm  des  Menschen  ist  dem  Flügel 
ta  Vogels  homolog,  aber  nicht  analog;  der  Flügel  des  Vogels  ist  dem 
flQgel  der  Insekten  analog,  aber  nicht  homolog.   Aehnlich  hier.    Der 
Ltarer'sche  Kanal  der  entoparasitischen Trematoden  ist  der  Vagina 
der  ektoparasitischen  Trematoden  und  der  Gestoden  homolog,   aber 
ucht  analog ,   die  Vagina  der  letzteren   ist  der  Uterusmündung  der 
enteren  analog,  aber  nicht  homolog  ^).  Wenn  der  Lau re r*scbe  Kanal 
lOD  ftr  gewöhnlicli  der  Vagina  nicht  analog  ist,  so  fragt  es  sich, 
wddie  Funktion    er  sonst  haben  kann.    Sommer  und   Landois 
hiben  ihn   als  Sicherheitsyentil  für  die  Schalendrüse,  das  Ovarium 
ind  die  DotterstOcke  angesprochen.    Ich  habe  diese  Erklärung  schon 
u  anderer  Stelle*)  bek&mpft;  es  sei  mir  gestattet,  den  Passus  hier 
eiozQSchalten.       „Dass  Dottermaterial  und  Schalensubstanz  zufällig 
ms  ihm  heraastreten  können ,   wird  Niemand  bestreiten ,    aber  dass 
der  Kanal  die  Betimmung  hätte,  überflüssige  Massen  nach  aussen 
m  befördern,  will  mir  durchaus  nicht  plausibel  erscheinen.    Ich  kann 
überhaupt  nicht  recht  an  die  Möglichkeit  einer  Ueberproduktion  von 
Seiten  der  zum  Genitalapparate  gehörigen   Drüsen  glauben,   sollte 
vielmehr  denken,  dass  sich  unter  guten  Lebensbedingungen  alle  Ge- 
schlechtadrtlsen  in  gleicher  Weise  kräftig  entwickeln,  und  die  Bildung 
der  Eier  um  so  beschleunigter  vor  sich  f  eht ,   je  mehr  Material  die 
Drflsen  produziren.    Auf  jeden  Fall,  meine  ich,  darf  man  annehmen, 
iiaa  bei  dem  Bedürfnisse  eines  Abflussrohres  für  überschüssiges  Ma- 
terial sich   die  Vagina  der  Cestoden  in    besserer  Weise  den  neuen 
^Verhältnissen  angepasst  haben  würde :  vor  allem  würde  man  ihre  Ur- 
sprongsstelle  immer  in  aUemächster  Nähe  der  Eibereitungsstätte 
PL  sadien  haben  und  auch  immer  eine  kräftige  Entwickelung  voraus- 
setien  dürfen,  während  der  L  a  u  r  e  r 'sehe  Kanal  bei  den  Trematoden 
Dor  einen   sehr  rudimentären   Eindruck  macht,   ja  verschiedentlich 
noch  gar  nicht  hat  aufgefunden  werden  können  ?^)    Mir  scheint  eben 
dieser  rudimentäre  Charakter  und  das  gänzliche  Fehlen  darauf  hin- 
mieuten,  dass  die  entoparasitischen  Trematoden  in  Begriff  sind,  den 
Laor  er 'sehen  Kanal,  der  ein  Erbtheil  der  cestodenartig  organisirten 
Vorfahren  ist,  allmähUch  zu  verlieren.    Formen,  die  einen  stark  ent- 
wickelten  L  aurer 'sehen  Kanal  mit   einem  Receptaculum   se- 
in in  is  beim  Uebergange  in  den  Ovidukt  aufweisen,  werden  als  ur- 
sprünglicher, den  Stammeseltern  näher    stehend   aufgefasst    werden 
mflssen,  während  andererseits  die  Formen   ohne  Receptaculum 
o&«i  gar  ohne  L  a  u  r  e  r  'sehen  Kanal   am   längsten  sich  von  den 
Stammeltem  abgezweigt  haben  werden/^ 
Halle,  28.  Januar  1891. 

1]  Nach  dem  gewöhnlichen  Spracfagebranch  benennt  man  die  analogen  Organe,  die 
^>%  t^dche  Funktion  verrichten,  mit  derselben  Beuiehnang,  man  wQrde  also  am  besten 
du  Utemsendstfiek  als  Vagina  besdchnen. 

S)  Die  Familie  der  Holostomeae.  Leipsig  188S,  oder  Die  Familie  der  Holostomiden. 
\M.  Jahrbücher,  Abth.  f.  Systematik  etc.    Bd.  V.  p.  56S.) 

3)  So  behauptet  Monticelli  mit  grosser  Bestimmtheit  das  Fehlen  des  Lanrer*- 
Khen  Kanales  bei  Distomnm  Bichardii  aas  der  Leibeshöhle  eines  Haies.  Aach 
Wi  ätD  Genas  Apoblema  wird  das  Fehlen  desselben  yon  J  a  e  1  besonders  betont. 


268  Umsohlagan  des  WeiiiQi.  —  Entiftnduiigtti« 


Referate. 


Krämer,  E.,  Bakteriologische  Untersuchansfen  über  das 
„ Umschlagen ^^  des  Weines.  (Landwirtschaftliche  Versachs- 
Stationen.  Bd.  XXXVU.  S.  325.) 

Die  „faulige^^  Gährung  des  Weines  oder  das  ,,Uinscb]^gieD^'  des 
Weines  wurde  zwar  schon  von  Mulder  untersucht,    aber  erst  Pa* 
steur  entdeckte  die  Ursache  der  Gährung  und  beschrieb  1866  zwm 
Formen  von  Stäbchenbakterien  ^),  von  denen  die  grössere  1 — l^/^  fi 
dick  und  3—5  ^u  lang  war.   Diese  vergähren  zunächst  die  Vfeins&ure 
und  den  Weinstein  unter  Produktion  flüchtiger  Fettsäuren  und  Koh- 
lensäure ;  hierauf  werden  auch  die  weiteren  Bestandtheile,  wie  Gl jce* 
rin,  Gerbstoff,  Pepton,  verändert.     Krame r  nahm    nun    mit  den 
verbesserten  Methoden  der  Neuzeit  die  Untersuchung  ,,unigeschlage- 
ner^  Weine  von  Neuem  auf,  und  zwar  mit  32  verschiedenen  Sorten 
aus  Kroatien,  Steiermark  und  Krain,  und  konnte  7  verschiedene  For- 
men von  Bacillen  und  2  Kokkenarten  isoliren,  welche   B&mmtliebe 
Arten  ziemlich  schnell  Gelatine  verflüssigten.    Die  Züchtung  erfolgte 
in  Fleischbrühe,  welcher  noch  0,05  ^/o  Pepton  und  0,5  ^/o  Glycerin  und 
Wein  bis  zur  sauren  Reaktion  zugesetzt  war.    Als  fester  Nährboden 
diente  mit  Wein  sauer  gemachte  Nährgelatine. 

Die  Bacillen  nannte  er  Bacillus  saprogenes  vini  Nr.I-- 
YII,  die  Kokken:  Micrococcus  saprogenes  vini  Nr.  I  und 
IL  —  Der  Bacillus  Nr.  I  ist  jedenfalls  identisch  mit  dem  grosseo 
Bacillus  Paste ur 's.  Nr.  III  ist  sporenbildend,  die  Sporen  begin- 
nen an  den  Enden  der  Stäbchen ;  diese  Form  ist  nicht  identisch  mit 
dem  Bacillus  putrificus  coli.  Nr.  lY  sind  sehr  feine  und 
lange  Stäbchen  und  wurden  nur  in  stark  zersetzten  Weinen  ge- 
funden. Nr.  V  kommt  nur  in  wenigen  Weinsorten  vor.  Nr.  VI  ist 
wieder  sporenbildend,  und  Nr.  YII  könnte  möglicherweise  nur  eine 
etwas  grössere  Form  von  Nr.  I  sein. 

Der  Micrococcus  I  hat  im  Durchschnitt  nur  0,5  ju,  Nr.  II 
1 — 1,5  fi  Durchmesser;  letzterer  bildet  Dipplokokken,  ersterer  nicht 

Beim  „Umschlagen^^  wird  die  Weinsäure  jedenfalls  in  mehrfacher 
Art  vergohren;  als  Endprodukte  sind  nachgewiesen:  Kohlensäure 
Ameisensäure,  Essigsäure,  Propionsäure,  Buttersäure,  etwas  Bern- 
steinsäure  und  Milchsäure  und  nach  Gautier  soll  auch  Tartron- 
säure  gebildet  werden.  Loew  (München). 

Lewin,  A.,  Zur  Pathologie  der  akuten  bakteriellen  Ent- 
zündungen.   (Wratsch.  1890.  Nr.  38—39.)  [Russisch.] 

Verf.  stellte  sich  die  Aufgabe,  mittelst  der  neuesten  Uetbodm 
der  mikroskopischen  Forschung  die  Histogenese  der  akuten  bakteriel- 
len Entzündungen  einer  erneuerten  Untersuchung  zu  unterwerfen. 

Als  Typus  einer  rein  serösen  Entzündung  wählte  er  die  nach 

1)  Etnde  sar  le  vin,  Paris  1866. 


EntzÜDdttDgen.  269 

Jfilzbnmdimpfong  an  der  InfektioDSstelle  (Snbcutis)  zu  Stande  kom- 
nende  Entzündang,  während  Eiterung  durch  Staphylococcus 
progenes  aureus  erzeugt  wurde.  Mit  Milzbrand  experimentirte 
er  so  Meerschweinchen  und  weissen  Ratten ,  mit  den  Eiterkokken 
as  Kaninchen,  Meerschweinchen  und  zum  Theil  auch  an  weissen 
Batteo. 

Zar  Untersuchung  kamen  die  Gtewebe  4  bis  127  Stunden  nach 
der  Infektion. 

Die  ersten  Veränderungen  im  Bindegewebe  nach  Milzbrandinfek- 
tJOB  (4.  Stunde)  bestehen  in  Durchtränkung  mit  einer  hyalinen  Sub- 
sttnz,  welche  die  Maschen  des  Bindegewebes  stark  erweitert  und  die 
eJDzelnen  Fasern  auseinandertreibt.  Gleichzeitig  unterliegen  auch  die 
Biodegewebszellen  und  Kerne  der  hydropischen  Degeneration 
(Ziegler). 

Zogleich  findet  auch  Leukocyteninfiltration  (polynukleäre  Leuko- 
cjUn)  statt,  die  stets  zunimmt,  so  dass  es  nach  12  Stunden  den 
fiadnick  machen  kann,  als  ob  sich  mikroskopische  Abscesse  gebildet 
litten.    Zur  eigentlichen  Eiterung  kommt  es  aber  nie. 

Das  Verhalten  der  Leukocyten  gegenüber  den  Milzbrandbacillen 
ist  sehr  verschieden:  entweder  gruppiren  sich  die  letzteren  herd- 
weise nnd  zwischen  ihnen  liegen  nur  einzelne  Leukocyten ,  oder  im 
(legeotheil  liegen  die  Leukocyten  in  Herden,  in  welchen  nur  einzelne 
BaeAle»  zu  finden  sind ;  endlich  kommt  es  auch  vor,  dass  Bacillen- 
gnippen  von  einer  dichten  Leukocytenschaar  umgeben  werden.  Nie- 
wk  konnte  der  Verf.  Phagocytose  sehen;  die  Bacillen  gingen  zu 
Gnmde,  erlitten  bedeutende  Veränderungen,  aber  extracellulär. 

24  Stunden  nach  der  Infektion  kann  man  schon  viele  Bacillen 

io  d^  Zustande  der  Degeneration  finden,  welcher  in  alten  Kulturen 

eiDe  r^lmässige  Erscheinung  bildet  und  allgemein  bekannt  ist.    Nur 

ein  kleiner  Theil   der  Bacillen  giebt  neue  Generationen ,   aber  diese 

letzteren  gehen  auch  bald  zu  Grunde,  nachdem  sie  folgende  eigen- 

^e  Umwandlung  erlitten  haben.     Die  peripherischen  Schichten 

der  Bacillen  schwellen  stark  an,  so  dass  der  Dickendurchmesser  bis 

2^  P  beträgt;    bei  Safraninfärbung    erscheint   diese   peripherische 

Schicht  rosa  gefärbt,  während  die  centrale  Zone  dunkelroth,  beinahe 

sdiwarz  ist     Verf.  ist  geneigt,  diese  Umwandlung  als  Verschleimung 

resp.  Bildung  einer  schleimigen  Kapsel  zu  betrachten.    Nicht  selten 

kommen  auch  solche  geschwellte  Bacillen  zu  Gesicht,  in  deren  Mitte 

nur  Reste,   oder  selbst  gar  keine  Spur  der  dunkel  sich  färbenden 

Zone  mehr  zu  sehen  ist. 

Die  Gewebsveränderungen  während  des  zweiten  Tages  nach  der 
Infektion  bleiben  dieselben,  wie  früher,  nur  sind  ausser  polynukleären 
weh  uninukleäre  Leukocyten  zu  beobachten.  Von  Phagocytose  — 
keioe  Spur. 

Im  Verlaufe  des  zweiten  Tages  erscheinen  auch  die  ersten  ka- 
^okiDetischen  Figuren,  und  zwar  im  Endothel  kleiner  Venen ;  später 
sieht  man  gleiche  Figuren  auch  in  den  Bindegewebszellen. 

Den  weiteren  Verlauf  konnte  Verf.  nur  an  weissen  Ratten  beob- 
achten, da  die  Meerschweinchen  gewöhnlich  schon  zu  Ende  des  zwei- 
^  Tages  zu   Grunde  gehen.     An  Ratten  fängt   das  entzündliche 
»X.  M.  18 


270  EntsflnduDgen.  —  DannkaUrrb  der  Kinder. 

OedeiD  nach  48  Standen  schon  zu  scbwinden  an.  Die  Zahl  der  Ba- 
cillen wird  immer  geringer  und  in  der  Umgebung  von  Gelassen  er- 
scheinen Inseln  von  jungem  Bindegewebe,  dessen  Kerne  sehr  oft  im 
Zustande  der  karyokinetischen  Theilung  zu  finden  sind. 

Im  weiteren  Verlauf  des  Prozesses  schwinden  allmählich  die 
eingewanderten  Leukocyten,  und  zwar  meisten theils  dadurch,  dass 
sie  von  den  Bindegewebszellen  aufgenommen  und  verzehrt  werden. 

In  den  nächsten  Tagen  verschwindet  das  Oedem  vollständig,  das 
Bindegewebe  kehrt  zum  normalen  Zustande  zurück,  Karyokinese  wird 
immer  seltener,  die  Bacillen  sind  vollständig  verschwunden,  mit  einem 
Worte,  der  entzündliche  Prozess  kann  als  abgeschlossen  betrachtet 
werden. 

Die  Versuche  mit  Staphylokokkeninfektion  gaben  im  AUgemeineD 
Ergebnisse,  die  mit  den  Hohn  fei  d'schen  (Ziegler 's  Beiträge. 
Band  III)  übereinstimmen. 

Hervorgehoben  sei,  dass  Verf.  die  Staphylokokken  nach  8  Stun- 
den sowohl  in  den  immigrirten  Leukocyten,  wie  in  den  Bindegewebs- 
zellen reichlich  fand,  während  er  sie  im  Gefässendothel  vermisste. 

Nach  24  Stunden  sah  er  die  ersten  karyokinetischen  Figuren, 
und  zwar  auch  hier  im  Venenendothel ;  erst  später  erscheinen  sie 
auch  im  Bindegewebe. 

Nach  3  Tagen  beginnt  um  den  Äbscess  herum  die  Bildung  von 
jungem  Bindegewebe,  dessen  Zellen  von  Kokken  vollgepfropft  sind. 
Die  Bedeutung  der  Kokken  in  diesen  Zellen  versucht  Verf.  durch 
folgende  Hypothesen  zu  erklären:  entweder  haben  die  Kokken  im 
Organismus  ihre  Giftigkeit  verloren,  sind  von  den  Zellen  als  gewöhn- 
liche Fremdkörper  aufgenommen  worden  und  stören  sie  in  ihrem 
Proliferationsgeschäfte  nicht,  oder  aber  ihre  Giftigkeit  ist  nur  abge- 
schwächt und  sie  bilden  in  diesem  Zustande  einen  Impuls  zur  Pro- 
liferation. 

Ueber  den  weiteren  Verlauf  der  Entzündung  bis  zur  Narben- 
bildung spricht  der  Verf.  nicht.  Steinhaus  (Warschau). 

Bemine^  B.,  Ueber  das  Vorkommen  eines  rothen  Spross- 
pilzes in  der  Milch  und  im  Käse  und   das  Auftreten 
von    Darmkatarrh    bei    Kindern     frühesten    Alters 
durch    den    Genuss    derartig    infizirter    roher    oder 
unvollständig  gekochter  Milch.   Mit  1  Tafel.   (Pädiatrische 
Arbeiten.    FestschriÄ,  Herrn  Eduard  Henoch  gewidmet.  Berlin 
[Hirschwald]  1890.) 
Im  Monat  Juni  1888  erhielt  Verf.  ein  Stück  Quarkes,  d.  h.  von 
der  Molke  möglichst   befreiten  Käsestoffes,   das  auf  der  Oberfläche 
wie  im  Durchschnitt  zahlreiche  himbeerrothe  Stellen  aufwies,  die  sich 
aus  kleinen  punktförmigen  Farbstoffherden   entwickelt  hatten.    Die 
mikroskopische  Untersuchung  ergab,  dass  die  rothen  Farbstoffmassen 
zum  grössten  Theile  aus  einem   in   üppiger  Wucherung  begriffenen 
Sprosspilze  bestanden.    Die   meist  runden  bis  ovalären  Zellen  bil- 
deten Sprossverbände  von  2—3  Zellen  und  zeigten  einen   mittleren 
Durchnpesser  von  4,6  in,    Mittels  Gelatineplatten  gelang  es,  den  Pilz 
zu  isoliren.    Am  vierten  Tage  zeigten  die  Kolonieen  Hirsekorngrösse 


Rother  SprosspIIz  in  Milch  und  Darmkatarrh  der  Kinder.  271 

die  RothArbQDg  ist  erst  vom  6. — 10.  Tage  an  deutlich  zu  erkennen. 
Die  Gelatine  wird  durch  dieselben  nicht  verflüssigt.  Auch  auf  den 
Gdatinestichkolturen  wird  der  erste  leicht  röthliche  Schimmer  nicht 
TOT  dem  6. — 8.  Tage  wahrnehmbar. 

Die  Entwickelung  erfolgt  vorwiegend  auf  der  Oberfläche  und 

biMet  dort  eine  konvexe,  nageiförmige  Erhebung,  während  im  Stich- 

kaoal  das  Wachsthum  sehr  gering  bleibt.    Im  Verlaufe  von  Wochen 

sinkt  die  Kolonie  in  den  trichterförmig  erweiterten  Stichkanal  ein; 

8  —  10  Monate   alte,   bei  Zimmertemperatur   aufbewahrte  Gelatine- 

koltoren   lassen   eine  Verflüssigung  der  obersten   Gelatineschicht   in 

der  Hohe  von  1—2  cm   wahrnehmen.    Die  Kulturmassen   sinken  su 

Boden  and  bilden  dort  ein  tiefrothes  Sediment,  während  die  darüber 

befindliche  Gelatine  sich  in  eine  gleichmässig  gelbbraune  Flüssigkeit 

verwandelt.    Auf  Agar  und  Blutserum   bietet  das  Wachsthum  nichts 

Charakteristisches.     Kartofiielscheiben  sind    nach  8—12  Tagen   mit 

einem  bimbeerrothen  Rasen  von  2—4  mm  Dicke  bedeckt 

Sterilisirte  Milch,  sowie  der  Eingangs  erwähnte  Quark  stellen 
ebeofalls  einen  sehr  guten  Nährboden  für  den  Sprosspilz  dar,  jedoch 
vermag  derselbe  den  Zucker  nicht  zu  vergähren.  Auf  feuchter  6ar> 
tenerde  und  altem  Holze  gelang  es  nur  zuweilen  und  im  Verlaufe  von 
Wochen,  kleine  Kulturrasen  zu  erzeugen.  Die  günstigste  Temperatur 
liegt  zwischen  18 — 22®  C.  Bei  60®  sistirt  das  Wachsthum;  jedoch 
erst  durch  während  8—10  Minuten  fortgesetztes  Kochen  wird  die 
Lebensfähigkeit  des  Pilzes  vernichtet.  Auch  gegenüber  den  antisep- 
tischen Mitteln  erweist  er  sich  als  resistent;  so  bedarf  es  von  Sublimat 
einer  Lösung  von  1 :  10000,  Phenol  15 :  10000,  um  die  Fortpflan- 
sungsfi&higkeit  desselben  zu  vernichten.  Aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  gelangte  der  Pilz  mit  der  dazu  verwendeten  Milch  in  den  Käse ; 
daf&r  spricht,  dass  jdesmal  nur  die  frischen  Fabrikate  und  auch 
diese  in  sehr  beschränkter  Ausdehnung  ergriffen  wurden.  Nach  ener- 
gischer Desinfektion  der  benutzten  Kellerräurolichkeiten  und  Gefässe 
blieb  die  Erkrankung  aus. 

Im  Oktober  1889  begegnete  Verf.  dem  rothen  Sprosspilze  zum  zweiten 
Male.  Auf  einem  Bauernhofe  waren  7  im  Alter  zwischen  3 — 30  Monaten 
stehende  Kinder,  die  sämmtlich  mit  roher  oder  ungenügend  gekochter 
Milch  ernährt  wurden,  plötzlich  und  ziemlich  gleichzeitig  an  Diarrhöe, 
theilweisc  auch  an  Erbrechen  erkrankt.  Die  älteren  Kinder,  sowie 
die  Erwachsenen  blieben  von  der  Krankheit  verschont.  Es  wurde 
darauf  hin  die  Milch  einer  bakteriologischen  Untersuchung  unter- 
zogen, um  so  mehr,  als  bemerkt  wurde,  dass  in  den  hölzernen  Milch- 
gefässen  in  letzter  Zeit,  seit  dürre  Buchenblätter  als  Streuung  ver- 
weodet  wurden,  sich  regelmässig  ein  röthlicher  Bodensatz  bilde,  der 
sich  in  den  Spalten  und  Ritzen  der  Gefässe  festsetzte.  Dieselbe  er- 
gab, dass  die  diesen  Gefässen  entnommene  Milch  den  beschriebenen 
rotlien  Sprosspilz  enthielt,  während  die  direkt  dem  Euter  entnom- 
mene frei  von  demselben  war.  Desgleichen  wurde  der  Pilz  in  den 
untersten  Schichten  des  als  Streuung  dienenden  Blätterhaufens  nach- 
gewiesen, und  war  vermuthlich  von  dort  aus  in  die  Milch  gelangt. 
Die  gründliche  Desinfektion  der  Räumlichkeiten  (Abwaschen  der 
Holztheile  mit  konzentrirter  Lösung  von  roher  Karbolsäure  und  nach- 

18* 


272  Tuberculose. 

heriger  Einwirkung  von  schwefliger  Säure),  Beschaffung  neuer  Holzge- 
fässe  beseitigte  das  Uebel  dauernd. 

Die  Anwesenheit  dieses  Sprosspilzes  in  der  Milch  ist  wahrschein- 
lich auch  als  die  Ursache  der  katarrhalischen  Darmerkrankung  der 
Kinder  zu  betrachten.  Die  Pilze  gelangten  in  lebensfähigem  Zu- 
stande in  den  Dannkanal  der  Kinder  und  wurden  von  D.  aus  den 
diarrhoischen  Ausleerungen  isolirt.  Bei  subkutaner  und  intravenöser 
Injektion  erweisen  sie  sich  zwar  als  nicht  pathogen,  jedochterkrankten 
zwei  junge  Hunde,  die  mit  infizirter  Milch  gefüttert  wurden,  mit  ähn- 
lichen Darmerscheinungen,  wie  sie  die  Kinder  dargeboten  hatten. 
D.  glaubt,  dass  der  Pilz,  dem  ja  pathogene  Eigenschaften  im  eigent- 
lichen Sinne  des  Wortes  fehlen,  durch  die  mechanische  Reizung, 
welche  er  auf  die  Schleimhaut  des  Darmkanals  ausübt,  zu  Erkran- 
kungen Veranlassung  gibt.  Er  schlägt  für  denselben  den  Namen 
Saccharomyces  ruber  vor,  da  er  von  den  bisher  beschriebenen 
Arten,  insbesondere  der  bekannten  Bosahefe  deutliche  Unterschiede 
aufweist  Escherich  (Graz). 


HunmerseUagy  Albert»  Bakteriologisch-chemische  Unter- 
suchungen über  Tuberkelbacillen.  (Centralblatt  fflrklin. 
Medicin.  1891.  No.  1.) 
Der  Verf.  rekapitulirt  in  Kürze  die  Ergebnisse  seiner  in  den 
Monatsheften  für  Chemie  1889  publizirten  Untersuchung,  und  be- 
richtet über  seine  neu  gewonnenen  Resultate.  Die  chemische  Zusam- 
mensetzung der  Leibessubstanz  der  Tuberkelbacillen  ergab,  dass 
die  Menge  der  in  Alkohol  und  Aether  löslichen  Substanzen  mit  im 
Mittel  21%  bei  Weitem  alle  bei  anderen  Bakterien  gefundenen 
Zahlen  übersteigt  (gegen  7,3  bis  10,1  <^/o).  In  diesem  Alkohol-  und 
Aetherextrakt  befindet  sich  Fett,  Lecithin  und  ein  —  aus  der  Leibes- 
substanz gewonnenes)  —  Oift,  welches  bei  Kaninchen  und  Meer- 
schweinchen Krämpfe  mit  schliesslichem  Exitus  erzeugt.  Der  in  Al- 
kohol und.  Aether  unlösliche  Rückstand  der  Leibessubstanz  enthält 
einen  mit  Kalilauge  ausziehbaren,  durch  die  Reaktionen  charakteri- 
sirten  Ei weisskörper  und  Gellulose. 

Das  tinktorielle  Verhalten  der  Tuberkelbacillen  während  der  ver- 
schiedenen Phasen  der  chemischen  Behandlung  ist  sehr  interessant 
Die  Form  hatten  die  Bacillen  sowohl  nach  der  Extraktion  mit  Aether 
und  Alkohol,  als  auch  nach  der  Behandlung  mit  KOH  beibehalten. 
Die  Färbbarkeit  nach  der  Methode  von  Ehrlich  geht  jedoch  ver- 
loren, sobald  sie  mit  Kalilauge  behandelt  wurden,  und  zwar  entfärben 
sich  die   durch  Karbolfuchsin   etc.   färbbaren  Bakterienreste,  sobald 
man  sie  mit  Säure   differenzirt     In  der  Meinung,    der   extrahirte 
Eiweisskörper  sei  der  Träger  der  Reaktion,  hat  der  Verf.  denselben 
nach  dessen  Vertheilung  auf  Deckgläser  gefärbt,  dabei  aber  gefunden, 
dass  auch  der  isolirte  Eiweisskörper  den  Farbstoff  leicht  aufoimmt, 
ihn  jedoch  an   die  Salpetersäure  abgibt.    Verf.  kommt  demnach  zu       • 
dem  Schlüsse,  dass  die  gegenseitige  Anordnung    der  Eiweiss-       | 
und  Cellulosetheilchen   im  Bakterienleibe  das  tinktorielle  Verhalten       ^ 
bedinge.  / 


Tab«reulo«e.  273 

Betrefe  des  Wachsthums  der  Bakterien  und  ihres  Stoff- 
wechsels bat  Verf.  gefiiDdeD,  dass  dieselben  nar  auf  Glycerin  oder 
koUebydrathaltigen  Nährböden  (Bouillon  mit  Traubenzucker,  Rohr- 
zoeker,  Milchzucker,  Glykogen,  Dextrin)  sehr  gut  wachsen,  am  besten 
allerdings  bei  Glycerinzusatz.  Der  Verbrauch  an  Kohlehydrat  (Verf. 
Ut  zuf  Bestimmung  desselben  quantitative  Untersuchungen  an 
BooUontraubenzuckerkulturen  gemacht)  ist  jedoch  ein  so  geringer, 
iuB  eine  Vergährung  desselben  durch  die  Tuberkelbacillen  nicht  an- 
genommen werden  kann.  Es  dürfte  vielmehr  nur  zur  Bildung  der 
BOthwendigen  Wärme  und  der  Gellulose  verbraucht  werden.  Bemer- 
kensiverth  ist,  dass  die  Tuberkelbacillen  Kohlehydrate  oder  Glycerin 
lotbwendig  zu  ihrem  Wachsthum  bendthigen  im  Gegensatze  zu 
den  bisher  bekannten  Arten. 

Die  nach  Chamberland's  Methode  gewonnenen  Filtrate  der 
Booillonkulturen  erwiesen  sich  bei  wiederholten  Versuchen  als  un- 
giftig* 

Auch  gelang  es  dem  Verf.  nicht,  bei  Versuchen  nach  Brieger's 

Ikttiode  auf  Ptomalne  zu  kommen,  wenn  er  auch  giftige  Extrakte 
erhalten  konnte.  Dagegen  gelang  es  ihm,  nach  den  bekannten  Me- 
thoden ein  Toxalbumin  darzustellen,  welches  nach  subkutaner  In- 
jektion bei  Kaninchen  1 — 2  Tage  anhaltende  Temperatursteigerung 
um  1 — 2^  C  hervorrief. 

Die  Versuche,  welche  der  Verf.  über  Abschwächung  der  Bak- 
terieo  und  Immunisirung  der  Versuchsthiere  anstellte,  ergaben,  dass 
Gljcerinbouillonkulturen  nach  8  Monaten  ihre  Virulenz  verlieren, 
ohne  ihre  LebensiUiigkeit  einzubttssen,  dass  aber  eine  Immunisirung 
Auch  Verimpfung  dieser  abgeschwächten  Kulturen  ohne  Erfolg  bleibt. 
Behnfis  weiterer  Details  sei  auf  die  Originalabhandlung  verwiesen. 

Kerry  (Wien). 

Subrenllh  et  Auehö,  De  la  tuberculose  cutan^e  primi- 
tive par  inoculation  directe.    (Archives  de  m^decine  exp6- 
rimentale  et  d'anatomie  pathologique.  1890.  No.  5.) 
Im  Anschlüsse  an  einen  selbstbeobachteten  Fall  von  primärer 
lookalationstttbercttloee  der  Haut   besprechen  Verff.   eingehend  die 
laatomischen   und  bakteriologischen  Befunde  dieses   sowie   anderer 
bisher  veröffentlichter  Fälle  dieser  Art. 

Sie  unterscheiden  an  der  Hand  der  bisher  beobachteten  und  in 
der  vorli^enden  Publikation  zusammengestellten  Fälle  fünf  verschie- 
dene Formen  von  Hauttuberculose,  und  zwar  1)  das  sekundäre  tuber- 
oütae  Qeschwür,  2)  die  skrophulös-tuberculösen  Herde,  3)  die  pri- 
oftre  Inokulationstuberculose  der  Haut,  4)  den  Lupus  tuberculosus, 
^)  das  primäre  tuberculose  Hautgeschwür,  und  besprechen  die  Ver- 
taltnisse,  unter  denen  diese  verschiedenen  Formen  der  Hauttuber- 
colose  aufzutreten  pflegen.  D  i  1 1  r  i  c  h  (Prag). 

(fnneher  et  Ledoiix-Lebard,  La  tuberculose  zoogl^ique. 
(Denxi^me  mömoire.)  (Archives  de  mödecine  exp6rimentale  et  d'ana- 
tomie  pathologique.  1890.  No.  5.) 
Ver£  treten  in  der  vorliegenden  Mittheilung  für  die  Identität 


274  Tabercalose.  —  Pseudotuborcalose. 

der  sogen.  Pseudotuberculose  und  der  „tuberculose  zoogl6iqtie^  ein 
(Vergl.  auch  das  Referat  über  die  erste  Mittheiluns  der  beiden 
Autoren  in  diesem  Centralblatte.  Band  VII.  No.  1.) 

Di tt rieh  (Prag). 

Epjpinger,  H.,  Ueber  eine  pathogene  Gladothrix  and  eine 
durch  sie  hervorgerufene  Pseudotuberc  ulosis    (da- 
dothrichica).     (Ziegler's  Beiträge  zur  pathologischen   Ana- 
tomie und  zur  allgemeinen  Pathologie.  Band  IX.  Heft  2.) 
E  p  p  i  n  g  e  r  konnte  bei  einem  an  Meningitis  cerebrospinalis  nach 
Durchbruch   eines  chronischen,  metastatischen   Gehirnabscesses   ver- 
storbenen,  älteren  Glasschleifer,  bei  dem  sich  ausserdem    obsolete 
LymphdrQsenabscesse  und  Pseudotuberculose  der  Lungen  und  Pleura 
vorfanden,  als  Erreger  der  ersteren  Erkrankung  eine  bis  jetzt  unbe- 
kannte pathogene  Gladothrix  nachweisen.     Dieselbe    wurde   rein- 
gezüchtet, zeigte  charakteristische  Wachsthumsverhältnisse  auf  künst- 
lichen Nährböden.   Wegen  der  Sternform  bezeichnet  Eppinger  diese 
Gladothrix  als  Gladothrix  asteroldes.     Bei    Meerschwein- 
chen und  Kaninchen  erzeugt  sie  die  Pseudotuberculosis  cladotbrichica. 
Aus  den  Erkrankungsherden  der  Pseudotuberculosis  cladothrichica  liess 
sich  die  Gladothrix  asterol'des  rein  züchten. 

Dittrich  (Prag). 

Cadiot,  Gilbert  et  Boger,  Tuberculose  du  chien.    (La  semaine 
mödicale.  XI.    1891.    No.  4.) 
Bekanntlich    ist  der    Hund  fast   vollständig  unempfänglich  für 
Tuberculose;  kommt  doch  einmal  Infektion  zu  Stande,   so    pflegt  die 
Krankheit  sich  auf  ein  Organ  und  besonders  auf  die  Lunge  zu  be- 
schränken.   Mit  Rücksicht  auf  die  Seltenheit  des  Vorkommens  ver- 
öffentlichen die  Verff.  einen  von  ihnen  beobachteten  Fall  von  Uunde' 
tuberculose.    Es  handelte  sich  um  einen  Schäferhund,  welcher  seit  3 
Monaten  angefangen  hatte  zu  husten  und  sehr  schnell   abgemagert 
war.    Als  sie  das  Thier  tödteten,  fanden  sie  in  der  linken  Brusthöhle 
einen   Erguss  von  2  Litern.    Die  Serosa  war  stark  hypertrophisch, 
besonders  in  dem  mediastinalen  Theile,  wo  sie  eine  Dicke  von  1  bis 
zu  3  cm  erreichte.    Im  Unterlappen  der  Lunge  fand  sich  ein  käsiger 
Herd  von  der  Grösse  einer  Nuss,  der  von  kleinen  Hohlräumen  durch- 
setzt war,  in  denen  sich  schleimigeitrige  Flüssigkeit  befand.  Die  übrigen 
Organe  waren  gesund.    Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  Btellte 
sich  die  Lungenaffektion  als  käsige  Pneumonie  heraus,  bedingt  durch 
die  Gegenwart  einer  Anzahl  von  Bacillen,  die  denen  der  menscblicbeii 
Tuberculose  ähnlich,  aber  etwas  schlanker  und  länger  waren.    Die 
Neubildung  an  der  Pleura   erwies  sich  als  ein  Lymphosarkom.    Die 
Verff.  vermuthen,  dass  der  Hund,  der  mit  Phthisikern  nicht  in  Be- 
rührung gekommen  war,  sich  auf  dem  Schlachthofe,  wohin  er  seinen 
Herrn  häufig  zu  begleiten  pflegte,  durch  den  Genuss  von  Abfällen 
tuberculöser  Thiere    infizirt  habe.    Ueber  Impfversuche,  welche  die 
Verff.  mit  den  Bacillen  gemacht  haben,    werden  sie  des  Weiteren 
berichten.    (Soc.  de  biol.  17.  Januar  1891.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 


Tabercolose.  —  Pneumonie.  275 

fuigl,  Fr.,  üeber  die  Aetiologie   des  Ghalazion.    Ein 
Beitrag  zur  KeontDiss  der  Tul)erculose.    [Aus  dem  pa- 
thologischeD   Institute  der   Universität  Tübingen.]      (Ziegler's 
Bdtrige  zur  pathologischen  Anatomie  und  zur  allgemeinen  Patho- 
logie. Band  IX.  Heft  2.) 
Verl  konnte  in  eiuem  Chalazionkuoten  beim  Menschen  Tuberkel- 
litdllen  and  die  für  Tuberculose  typischen  histologischen  Verände- 
miigen  nachweisen,   wodurch  er  die  tuberculose  Natur  dieses  Pro- 
seases  als  erwiesen  betrachtet.     Verf.  ist  der  Ansicht,  dass  die  In- 
l^on  des  Tarsusgewebes  auf  dem  Wege  der  Blutbahn  erfolge.     Er 
stdlt  sich  vor,  dass  die  Tuberkelbacillen  zuerst  in  das  Bindegewebe 
flgdangen,   hier  eine  Proliferation  der  Bindegewebszellen  anregen,  die 
daott  wahrscheinlich  erst  sekundär  das  Parenchym  der  Meibom 'sehen 
Di^en  in  Mitleidenschaft  zieht.  Dittrich  (Prag). 

Ha^er,  C,  Zur  pyogenen  Eigenschaft  von  Pneumococ- 
cas  Fraenkel- Weichselbaum.  (Fortschr.  d.  Med.  VliL 
1890.  No.  10.) 
Die  von  H.  Neumann  in  No.  6  Bd.  VII  dieser  Zeitschrift 
aufgeworfene  Frage:  „Ist  der  Micrococcus  pyogenes  tenuis 
(Rose nb ach)  mit  dem  Pneumoniecoccus  (Fraenkel- Weich- 
sel bau  in)  identisch?'  veranlasst  den  Verf.,  die  von  ihm  gemachte 
Beobachtung  eines  spontanen  Weichtheilabscesses  mitzutheilen,  welcher 
im  Verlaufe  einer  Pleuropneumonie  und  Pericarditis  entstanden  und, 
wie  Platten  und  Thierversuche  ergaben,  lediglich  durch  einen  Mikro- 
organismus veranlasst  war,  der  sich  morphologisch  und  biologisch  ge- 
nau so  wie  der  Pneumoniecoccus  verhielt  Er  sucht  im  An- 
schloss  an  diese  Beobachtung  Fälle  aus  der  Litteratur  zusammen,  in 
denen  Kapselkokken  bisher  als  Eitererreger  gefunden  wurden,  und  kann 
eigentlich  nur  2  Fälle  von  Passet  und  einige  Beobachtungen  von 
Gaarnieri  und  Orthmann  anführen.  Sein  eigener  Fall  scheint 
ihm  die  Neumann'sche  Ansicht,  dass  der  Micrococcus  pyo- 
genes tenuis  mit  dem  Pneumococcus  identisch  ist,  zu  unter- 
stützen. M.  Kirchner  (Hannover). 

Bantl,  Sopra  alcune  localizzazioni  extrapulmonari  del 
diplococco  lanceolato  capsulato.     (Istituto  di  studi  su- 
periori  pratici  e  di  perfezionamento  in  Firenze.  Firenze  1890.) 
Verf.  berichtet  über  die  bakteriologische  Untersuchung  von  45 
Fällen  einfacher  oder  mit  einander  resp.  mit  serösen   Entzündungen 
kombinirter  Pneumonie  und  Cerebrospinalmeningitis.     Darunter  sind 
3  katarrhalische  Pneumonieen  und  3  Fälle  von  „Polyserositis'*  begriffen ; 
als  Bogleitaffektion   war   3mal  Endocarditis  vorhanden.      In  diesen 
Fällen  wurde  in  allen  genannten  Lokalisationen  der  Krankheit  der 
Diplococcus  lanceolatus  capsulatus  gefunden.  Jedoch  glaubt 
Verif.,  gestützt  auf  Kulturmerkmale  und  namentlich  auf  die  auch  in 
anatomischer  Beziehung  genau    studirten    Ergebnisse  der  Thierver- 
suche, folgende  4  Varietäten  dieses  Parasiten  unterscheiden  zu 
mQssen: 


276  Pneamonie. 

Diplococcus  No.  I  entspricht  weseutlich  dem  Poeumonie- 
coccus    FraenkeTs,    dem  Meo  ingococcus    Foä   und  Bor- 
doni-üffreduzzi's.     Er    erscheint  in  pathologischen    Produkten 
und  Kulturen  als  Diplococcus  oder  in  kurzen  Ketten,  ist  in  Kul- 
turen ohne  Kapsel,  wächst  in  Gelatine  erst   bei  24^  ,    aber   auch  da 
nicht,  wenn  die  Impfung  direkt   aus  dem  Blute  erfolgt.      In    saurer 
Bouillon  gedeiht  er  nicht,  macht  aber  alkalische  Bouillon  sauer,  koagu* 
lirt  die  Milch,    wächst  ebenso  gut  als  Aärobe  wie    als   AoaSrobe» 
Die  Kulturen  verlieren  nach  4 — 10  Tagen  ihre   Virulenz ;    wenn  sie 
jeden    oder    jeden   zweiten    Tag   erneuert   werden ,      erst     späten 
Von  den  Thieren  sind  am  meisten  empfänglich  die  Mäuse,  dann  die 
Kaninchen ,  am  wenigsten  die  Meerschweinchen.    Aber  auch  die  letz- 
teren gehen  regelmässig  zu  Grunde,  wenn  man  ihnen  virulentes  Ma- 
terial in  die  Bauchhöhle  spritzt,  während  sie  der  subkutanen  iDJektioo 
widerstehen.    Kaninchen  zeigen  ein  verschiedenes  Verhalten    je  nach 
der  Menge  und  Virulenz  —  der  Herkunft  des  injizirten  Materials  — 
dem  Orte  der  Applikation. 

la)  Bei  subkutaner  Injektion   der  krankhaften  Produkte 
oder    aärober    Kulturen    sterben   die  Kaninchen    in    1,   2 — 5^ 
6  —  7  Tagen    an    Septicaemia   acutissima,    acuta,    subacuta,    oder 
später  an  chronischem  Marasmus  (d.  h.  ohne  dass  die  Bakterien  im 
Körper  der  Thiere  mehr  nachweisbar  wären).    Verläuft   die  Krank- 
heit subakut,  so  sind  die  lokalen  Veränderungen  meist  beträchtlicher 
(Hautodem,   Peritonitis,  Pleuritis  etc.),   die  Milz  kaum    vergrösaert 
und  ohne  die  charakteristischen  Veränderungen,  die  bei   den  akuten 
und  sehr  akuten  Infektionen  ins  Auge  fallen.    Während  nämUcb  biet 
die  Lokalisationen  am  Ort  der  Iigektion  und  auf  den  serösen  Häuten 
ganz  fehlen,  oder  wenigstens  unbedeutender  sind,  erreicht  die  Ver- 
grösserung  der  Milz  ein  bedeutendes  Maass.    Dabei  erscheint  dieselbe 
hart,  auf  dem  Schnitt  blutleer.   Mikroskopisch  sieht  [nan  die  vendsen 
Lakunen  erfQllt  von  einem  dichten  Netz  von  Fibrin:     „Milza  fibri- 
no8a*\ 

Ib)  Bei  subkutaner  Injektion  anaörob  gewachsener 
Kulturen  (Bu  ebner 'sehe  Methode)  sterben  die  Kaninchen  in 
1 — 2  Tagen.  Die  Milz  ist  klein ;  es  findet  sich  mikroskopisch  Iceio 
Fibrin.  Wohl  aber  eine  mehr  oder  weniger  homogene  Substanz,  die 
Verf.  von  entfärbten  und  verschmelzenden  rotben  Blutkörperchen  ab- 
leitet. 

Ic)  Bei  intraperitonealer  Injektion  erfolgt  der  Tod  in 
1—2  Tagen.  Die  Milz  ist  kaum  vergrössert,  weich  und  zerreisslicb, 
ohne  Fibrin  und  ohne  homogene  Thromben.  In  anderen  Fällen  bat 
Verf.  aber  auch  eine  vergrösserte,  harte,  „fibrinöse^\  MUz  gefunden  (!). 

Blut  oder  aörobe  Kulturen  von  Thieren,  die  nach  der  Methode 
b)  und  c)  infizirt  waren,  erzeugen,  subkutan  injizirt,  wieder  die  Sep- 
tikämie  nach  dem  Typus  la),  oder  wie  Verf.  sie  nennt:  Septi- 
caemia  salivare. 

Der  Diplococcus  No.  II  unterscheidet  sich  von  No.  I  loor- 
phologisch  dadurch,  dass  er  in  Agar  und  anaärober  Bouillon  laoge 
zierliche  Ketten  bildet  und  in  Präparaten  aus  dem  Kondensations- 
vvasser  der  Agarkulturen  eine  färbbare  Kapsel  besitzt.    Femer  wächst 


Pueomonie.  277 

er  in  Gelatine  bei  20^  (nicht  bei  direkter  Impfuug  aus  dem  Blute). 
Die  Kulturen,  namentlich  in  Bouillon,  verlieren  früher  ihre  Virulenz. 
Dt8  Blut  Ton  Kaninchen,  die,  mit  diesem  Diplococcus  infizirt, 
slorben,  ist  weniger  virulent,  als  im  Fall  von  No.  I.  (Dagegen  wareu 
die  Pneumonieen ,  die  durch  No.  II  beim  Menschen  hervorgerufen 
wurden,  entschieden  perniciöser,  als  die  durch  No.  I.).  Mäuse  und  Meer- 
schweinchen lassen  sich  ähnlich  infizireu,  wie  mit  No.  I.  Beim  Ka- 
uBchen  luterscheidet  Verf. 

IIa)  die  sabkutane  Injektion  aäroher  Kulturen  oder 
fmchen  ▼irulenten  Blutes.  Die  Thiere  sterben  nach  1—5  Tagen  an 
Septikämie.  Die  Milz  ist  wenig  vergrössert,  weich,  enthält  keine 
fitointee  Thromben,  ist  dagegen  durch  die  reichliche  Zerstörung  rother 
BlBttD&rperchen  unter  Bildung  von  gelbem  oder  braunem  Pigment 
dimkteriBirt. 

IIb)  Die  subkutane  Injektion  anaärober  Kulturen 
oder  virulenten  Blutes,  das  längere  Zeit  (bis  24  Stunden  nach  dem 
Tode)  im  Körper  des  gestorbenen  Thiers  gelassen  worden  ist,  tödtet  eben- 
fidb  in  1 — 5  Tagen.  Die  Milz  ist  erheblich  vergrössert  und  hart 
durch  Fibrintfaromben,  ohne  dass  jedoch  diese  beiden  Merkmale  so 
stark  ausgesprochen  wären,  wie  bei  der  fibrinösen  Milz  No.  la). 

Uc.  Die  intraperitoneale  Injektion  tödtet  meist  in 
1—2  Tagen.  Die  Milz  ist  ziemlich  klein  und  weich.  Bei  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  zeigt  sich  nur  wenig  Fibrin. 

Auch  hier  erlangt  der  Diplococcus,  wenn  er  von  Neuem  in 
tecoben  Kulturen  und  subkutan  eingespritzt  wird,  seine  typischen 
Eigenschaften  wieder,  d.  h.  erzeugt  die  Septikämie  IIa):  Septi- 
caemia  diplococcica^S 

Diplococcus  No.  III  verhält  sich  morphologisch  und  in  Kul- 
turen, wie  No.  II.  Die  Virulenz  dieses  Bacteriums  fOr  die  Versuchs- 
Üiiere  ist  geringer,  als  die  von  No.  U,  d.  h.  man  bedarf  grösserer 
Mengen  Kulturmaterials,  um  den  Tod  hervorzurufen.  Auch  hier 
unterscheidet  Verf.  beim  Kaninchen 

lUa)  die  subkutane  Injektion  aörober  Kulturen 
oder  frischer  Krankheitsprodukte.  Die  Thiere  sterben  nach  1—5 
Tagen  an  Septikämie.  Die  Milz  ist  wenig  vergrössert,  weich,  ent- 
hält homogene  thrombotische  Massen,  die  Verf.  aus  den  rothen  Blut- 
Itorpetchen  hervorgehen  lässt,  kein  Pigment  (yergl.  Ib). 

lUb)  Die  subkutane  Injektion  anaörober  Kulturen 
tuft  in  1—5  Tagen  den  Tod  der  Kaninchen  an  Septikämie  hervor. 
Die  Milz  ist  sehr  yergrössert,  aber  nicht  ganz  so  hart  und  so  trocken 
Ulf  der  Schnittfläche,  wie  in  la);  sie  enthält  Fibrin  und  ausserdem 
die  hyalinähnlichen  Thromben. 

IIIc)  Die  intraperitoneale  Injektion  tödtet  ebenfalls 
darch  Septikämie.  Der  Mikbefund  ist  ähnlich  wie  bei  III  b),  nur 
ist  die  Alteration  nicht  so  stark  ausgeprägt.  Auch  diese  Infektion 
\)«zeichnet  Verf.  mit  dem  Namen  Septicaemia  diplococcica. 

Diplococcus  No.  IV  bildet  schon  in  den  Organen  des  Men- 
schen häufiger  kleine  Ketten,  in  Kulturen  sind  dieselben  lang,  aber 
nicht  gewunden,  wie  bei  II  und  III,  sondern  gestreckt;  im  Thier* 
körper  erscheint  er  wesentlich  als  Diplococcus.     In  Kulturen 


278  Pnenmonie. 

kann  man  keine  Kapseln  nachweisen.    Die  Färbung  nach  Oram  ge- 
lingt  hier,  wie  übrigens  auch  bei  No.  I— III.    Bei  20<>   fiodet  in  Ge- 
latine kein  Wachsthum  sUtt,  wohl  aber  bei  24^  (aber  nicht  bei  direkter 
Impfung  aus  dem  Blute).    Die  Virulenz  dieses  Diplococcus  ist  noch 
geringer,  als  die  von  N 0.111;  der  Verlust  derselben  in   den  Kultuieiii 
aber  auch  im  Thierkörper,  tritt  ausserordentlich  schnell  ein ;  auch  die 
Lebensfähigl^eit  ist  eine  sehr  beschränkte:  trotz  täglicher  Erneueniiig 
der  Kulturen  erlischt  sie  schliesslich  nach  26—40  Generationeii.     Die 
Infektion  von  Meerschweinchen  gelingt  auch  hier  auf  dem  peritonealen 
Wege,  nur  verläuft  sie  öfter  chronisch  (2  Fälle  von  Lebercirrbose,  die 
an  die  biliäre  Form  erinnern). 

Die  Milz   (sowie  die  übrigen  Organe)   von   Kaninchen    (Meer- 
schweinchen und  Mäusen),  die  durch  Injektion  grosser  Mengen   des 
diplokokkenhaltigen  Materials  getödtet  worden  sind  (in   1 — 5  Tagea) 
ist    charakterisirt  durch  geringe  Volumzunahme,   weiche  Konsistenz 
und  eine  ausgedehnte  hyaline  Degeneration  der  rothen  Blutkörperchen, 
die  zur  Bildung  hyaliner  Thromben  führt.    Deberleben  die  KanincAen, 
so  manifestirt    sich  diese  Diplokokken  Infektion    durch    eine 
fieberhafte  Erkrankung,  die,  was  Dauer,  Ansteigen  und*  Abfallen  der 
Temperatur  betrifft,  viel  Aebnlichkeit  hat  mit  der  menschlichen  Pneu-      [ 
monie.  , 

Um  die  Verschiedenheit  der  beschriebenen  Varietäten   des  Di» 
plococcus  lanceolatus  capsulatus  weiter  zu   demonstrireo, 
berichtet  Verf.   folgende  Erfahrungen:   Kaninchen,   welche   die  In- 
fektion mit  No.  I  überstanden  haben,  sind  unempfänglich  gegen  eine 
neue  Einimpfung  desselben  Coccus,  erliegen  dagegen   dem  Diplo-        \ 
coccus  No.  IL    Andererseits  gelingt  es  nicht,  Thiere,   die  eine  ein-        | 
malige  Infektion  mit  No.  IV  überstanden  haben,  gegen  diese  letztere        ; 
refraktär  zu  machen;  dieselben  sterben  bei  neuer  Infektion  mit  No.  IV         I 
ebenso,  wie  bei  Einimpfung  von  No.  II  oder  III. 

Beim  Menschen  scheint  jede  der  verschiedenen  Varietäten  (viel- 
leicht mit  Ausnahme  von  No.  III,  der  bisher  nur  in  5  Fällen  ein-         i 
facher  Pneumonie  gefunden  wurde)  sowohl  Pneumonie  wie  Meningicis,         i 
wie  seröse  Entzündungen  hervorrufen  zu  können.    Stets  wurde  übrigens         i 
bei  Kompliicationen,  in  älteren  sowie  frischen  Loisalisationen  aus  einer 
und  derselben  Leiche  nur  eine  einzige  Varietät  gezüchtet 

Im  Jahre  1U86  und  1887  wurde  nur  der  Diplococcus  No.  I,  | 

1888  und  1889  nur  No.   II,   III   und  IV,  Ende  1889  und  Anfang  , 

1890  wieder  nur  No.  I  gefunden.  i 

Verf.  glaubt  durch  die  Verschiedenheit  des  Virus,  wie  sie  iu  i 

diesen  Zahlen  einen  Ausdruck  findet,  die  sog.  epidemischen  Eonstitu-  | 

tionen  erklären  zu  müssen.    Die  Diplokokken  II — IV  entsprachen  bös-  | 

artigen  Pneumonie-Epidemieen,  No.  I  gutartigen.  \ 

Den  Ort,  an  dem  das  Variiren  des  Pneumoniecoccus  statt-  ^ 

findet,  hat  man  nach  Ansicht  des  Verf.'s  ausserhalb  des  menschlichen  , 

Körpers  zu  suchen.  i 

[Verf.  schliesst  seine  Arbeit  mit  der  Bemerkung,  dass  er  nicht  , 

glaube,  alle  Varietäten  des  in  Rede  stehenden  Diplococcus  beschrie-  , 

ben  zu  haben,   und  dass  man  sich  nicht  damit  begnügen  solle,  die 
Gegenwart  des  Bacteriums  festzustellen,  sondern  genauer  in  jedem  , 


Lepra.  —  Typhus.  279 

attdoen  Falle  die  Eigenschaften  desselben  zu  studiren  habe,  eine 
Wthrheit,  die  schon  einleuchtet,  wenn  man  die  von  den  früheren 
Fonchern  gegebenen  Charakteristilcen  des  FraenkeT sehen  C!occas 
■it  einander  vergleicht    Ret]  W.  Kruse  (Neapel). 

Hidu»  Edward   H.,  Leprosy  in  the   republic  Columbia, 
Soath  America.    (Brit.  Med.  Journ.  No.  1558.  1890.  p.  10(>0.) 
In  Ck>lumbia  hat  die  Lepra  in  der  letzten  Zeit  eine  erschreckende 
Verbreitung  erfahren  und  nach  der  dermaligen  niedrigsten  Schätzung 
belfiaft  sich  die  Zahl  der  Leprösen  auf  18000  oder  3  pro  mille  der 
BeinHkerang.     Am  häufigsten  kommt  die  Krankheit  in  den  feuchten, 
liedrig  gelegenen  Gegenden  vor,  deron  Temperaturen  zwischen  17,5 
QDd  23*  C  schwanken.    Hingegen  ist  sie  in  den  wärmeren  Land- 
strichen seltener  anzutreffen.    Für  die  kontagiöse  Natur  der  Krank- 
hdt  sprechen  kräftige  Beweise.    In  Gegenden,  wo  Lepra  früher  un- 
bekannt war,  erschien  sie  plötzlich,  und  zwar  traten  die  ersten  Fälle 
kan  nach  der   Rückkehr  von  Einheiniischen  auf,  welche  Lepra  in 
einem  anderen  fernen  Distrikte  acquirirt  hatten.  Die  Infektion  scheint 
aber  nur  dort   stattzufinden,  wo  Gesunde  und  Lepröse  im  intimen 
FamVüenverkehr  zusammenleben.    Es  ist  kein  Fall  von  der  Geburt 
eines  leprosen  Kindes  bekannt.    Obzwar  die  Kinder  Lepröser  im  All- 
pikeinen  in  den  Pubertätsjahren  oder  noch  später  ebenfalls  leprös 
Verden,  so  mögen  doch  viele  dieser  sogenannten  hereditären  Fälle 
durch  Ansteckung  entstehen.    Fische  sind  in  den  am  meisten  heim- 
^ochten  Bezirken  des  Landes  nicht  erhältlich.    Am  empfänglichsten 
rar  die  Krankheit  zeigen  sich  die  Weissen,  die  Mischlinge  von  Weissen 
ond  Indianern,  dann  die  reinen  Indianer,  während  Neger  am  selten- 
sten von  Lepra  befallen  werden.  Kr  dl  (Prag). 

Tlneent,   Pr^sence  du  bacille  typhique  dans  l'eau  de 

S^ine  pendant  le  mois  de  juillet  1890.    (Annales  de  Tln- 

stitnt  Pasteur.   1890.   No.  12.   S.  772.) 

Zur  Isolirung  der  Typhusbacillen  bediente  sich  Verf.  eines  schon 

frflber  von  ihm  angegebenen  Verfahrens.    6  Röhrchen  von  Pepton- 

bonillon  mit  Zusatz  von  0,7  promille  Karbolsäure  werden  besät  mit 

^50  Tropfen  des  zu  untersuchenden  Wassers  und  dann  in  einem 

Thermostaten  bis  42  ®  belassen.  Gewöhnlich  genügen  zwei  Passagen  in 

iieser  Lösung.    Es  können  sich  zwar  in  der  karbolisirten  Bouillon 

auch  verschiedene  andere  Arten  entwickeln,  aber  diese  sind  leicht 

^m  Typhusbacillus  zu  unterscheiden,  mit  Ausnahme  des  Bacterium 

coli  commune.    Zur  Isolirung  von  letzterem  dient  schliesslich  die 

Plattenkultur. 

Auf  diese  Weise  untersuchte  Verf.  im  Laufe  des  Juli  1890  sechsmal 
das  Seinewasser,  fand  jedesmal  das  Bacterium  coli  com  muue 
ifl  demselben  und  zweimal  den  Typhusbacillus,  der  vollständig  die  ihm 
zagehörenden  Charaktere  aufwies.  Zur  Kontrolle  verglich  Verf.  drei, 
UiTzIich  von  Cassedebat  als  „Pseudotyphusbacillen^^  beschriebene, 
ebenfalls  aus  Seine wasser  stammende  Arten.  [Bei  letzteren  war 
«ine  Verwechselung  allerdings  ausgeschlossen,  da  die  eine  derselben 


280  Typhus. 

die  Gelatine  verflüssigt,  die  andere  auf  Kartoffeln  braun  wächst,  die 
letzte  auf  Bouillon  ein  dichtes  Häutchen  bildet.    Ref.] 

Büchner  (München), 

Anbert,  Relation   d'une  <6pid6mie   de  fi^vre    typholde 
qui  a  s6vi  sur  le  23«  r6giment  dMnfanterie  et  sur  la 
Population  de  la  ville  de  Bourg,  en  d6cembre   eteo 
Jan  vi  er  1888—1889.    (Arch.  de  m6d.  et  de  pharm,  milit.  1890. 
No.  2.  p.  81.) 
Die  Typhusepidemie  ergriff  gleichzeitig  die  Civil-    und  Militär- 
bevölkerung  der  Stadt  Bourg-en-Bresse  (Ain)   mit  ca.  7000  Einwoh- 
nern, und  zwar  erkrankten  während  der  beiden  Monate  Dezember  1888 
und  Januar    1889  22  Soldaten   vom    23.   Infanterie- Regiment    (mit 
einem  Effektivstande  von  910  Mann)  und  in  den  verschiedenen  Stadt- 
theilen  52  Personen  aus  allen  Gesellschaftsklassen.     Die  Stadt   wird 
mit  dem  Wasser  der  Quellen  von  Lent  versorgt,   zum    Theil    wird 
Grundwasser  benutzt.    Diejenigen  Strassen  und  Etablissements  mit 
einer  Bewohnerzahl  von  4500  Seelen,   welche  auf  das  Grundwasser 
angewiesen  sind,   hatten  keinen  einzigen  Typhusfall  zu  verzeicbaen. 
Das  Quellwasser  wurde  an   verschiedenen  Stellen   der  Wasserleitung 
unmittelbar  in  der  Auffanggallerie,  aus  dem  Reservoir,   in  der  Stadt 
und  in  der  Kaserne  entnommen   und  von  Chantemesse,  Yail- 
lard  und  von  Ogier  zu  wiederholten  Malen  einer  bakteriologischen 
Untersuchung  unterzogen.    Nur  einmal  konnte  in  dem  Wasser,  das 
aus  der  Kaserne,  und  zwar  aus  dem  neueren  Gebäude  derselben  her- 
rührte, in  einer  am  28.  Dezember  entnommenen  Probe   von  Vail- 
lard  der  Typhusbacillus  neben  17000  (zumeist  aus  Fäkalien  stam- 
menden) Keimen  pro  ccm  konstatirt  werden.    In  dem  Wasser  des 
älteren  Kasernengebäudes  fanden  sich  sogar  30900  Keime  pro  ccm 
vor,   der  Typhusbacillus  war  indes  hier  nicht  nachzuweisen.  Ogier 
erhielt  aus   demselben  Wasser  nur  mehr  5000  Kolonieen  pro  ccm, 
nach  den  etwas  spärlichen  Angaben  zu  schliessen,  wahrscheinlich  von 
den    gewöhnlichen   Wasserbakterien    herrührend.     In    weiteren,   am 
18.  Februar  entnommenen  Wasserproben  von  den  sämmtlichen  früher 
erwähnten  Stellen  war  die  Keimzahl  nach  Vaillard  eine  sehr  ge- 
ringe geworden  und  nur  das  Wasser  aus  der  Kaserne   enthielt  noch 
eine  namhaft  grössere  Anzahl  von  Bakterien.    Trotz  der  einander 
widersprechenden  Resultate   der    bakteriologischen   Untersuchungen 
muss  das  Quellwasser  von  Lent  als  der  Träger  und  Verbreiter  des 
infektiösen  Agens  angesehen  werden.     Wahrscheinlich  geschah  die 
Verunreinigung  des  Wasser  bereits  an   den  Quellen  selbst,  da  die 
Wiese,  auf  welcher  sie  entspringen,  zur  Deponirung  von  Dünger  be- 
nutzt   wurde    und    ihrer  Lage   zufolge    auch    die   atmosphärischen 
Niederschläge  der  Nachbarschaft  aufnimmt  und  zurückbehält.    [Die 
so  auffällig   verschiedenen  Resultate  der  bakteriologischen  Untersu- 
chung scheinen  wohl  auch  darauf  zurückgeführt  werden  zu  kdnueo, 
dass  zwischen  Entnahme  und  Untersuchung  bezw.  dem  PlattCDgiessen 
eine  verschieden  und  unbekannt  lange  Zeit  verstrich,  während  weJcfaer 
eine  nicht  kontrollirbare  Vermehrung  oder  Verminderung  der  Keime 
eintreten    konnte,   selbst  wenn  lüle  sonstigen  Vorsichtsmaassregeln 


Typhus.  —  HaUria.  281 

slneag  beobachtet  wurden.  Nur  sofortiges  Plattengiessen  oder  Ad- 
kgen  Es  mar  c bischer  Böhrchen  unmittelbar  bei  der  Entnahme  an 
Ort  and  Stelle  sichert  ein  einwandfreies  Resultat  Ret] 

Kr  41  (Prag). 

Cafiwdetett  Le  bacille  d'Eberth-Gaffky   et  les  bacilles 
pseado-typhiques  dans  les  eaux  de  riviöre.    (Annales 
de  riostitut  Pasteur.  1890.  No.  10  p.  625.) 
Im  Wasser  der  Durance,  welches  den  grössten  Theil  des  oft  en- 
deniscfa  und    epidemisch  Yon  Typhus  ergriffenen  Marseille  versorgt, 
gebDg  es  Verf.  nicht,  den  Bacillus  von  Eberth  aufzufinden.   Da- 
gegen fandeo  sich  oft  Mikroben,  welche  grosse  Aehnlichkeit  zeigten 
DBd  aar  durch  ein  sorgfältiges  Studium   vom  Typhusbacillus  unter- 
achieden  werden  konnten.    Hauptsächlich  drei  derartige  Formen  wur- 
det laolirt,  von  Verl  insgesammt  als  „bacilles  pseudo-typhi- 
ques^  bezeichnet,  und  diese  wurden  nach  den  verschiedensten  Rich- 
toBgen,  namentlich  durch  Kultivirung  in  allen   möglichen   Nährme- 
dien  mit  dem  echten  Typhusbacillus  in  Vergleich  gesetzt.    Dieselben 
leigten  eine  Reibe  von  Verschiedenheiten,  theils  von  letzterem,  theils 
MMdi  unter  sich,  konnten  aber  auch  mit  anderen  ähnlichen,  bereits 
beschriebenen  Bacillenarten  nicht  identifizirt  werden.    Uebereinstim- 
mend  mit  dem  echten  Typhusbacillus  verhielten  sie  sich  unter  anderm 
besSglich  des  Wachsthums  auf  Kartoff^eln  und  der  Kolonieenform  auf 
Gelatineplatten. 

Schliesslich  studirte  Verf.  das  Verhalten  des  ächten  Typhusbacil- 
lus im  Wasser.  In  sterilem  Wasser  konnte  derselbe  44  Tage  nach 
der  Aussaat  noch  nachgewiesen  werden.  Bei  Zugabe  von  6  ver- 
schiedenen Arten  von  Wasserbakterien  gelang  der  Nachweis  noch  nach 
16  Tagen.  Verl  hält  demnach  dafür,  dass  der  Typhusbacillus  einige 
Zeit  im  Wasser  leben  kann,  aber  er  ist  weit  davon  entfernt,  das 
Wasser  etwa  als  ein  günstiges  Medium  für  denselben  zu  betrachten, 
und  er  warnt  vor  den  Angaben  verschiedener  Autoren,  welche  den 
Typhosbacillus  in  grossen  Mengen  im  Wasser  gefunden  haben  wollen. 
Die  Kdonieen  der  Pseudo-Typhusbacillen  und  verschiedener  anderer 
Mikroben  seien  zu  leicht  mit  jenen  der  echten  Typhusbacillen  zu  ver- 
wechseln. Auch  der  Befund  von  Typhusbacillen  im  Wasser  der  Seine 
zu  Iytj  durch  Thoinot  sei  nicht  absolut  gesichert,  ebensowenig 
die  Angaben  von  Chantemesse  und  Widal.  Man  müsse  daher, 
in  üebereinstimmung  mit  Weichselbaum,  gegen  alle  Behaup- 
tungen von  positiven  Befunden  im  Wasser  misstrauisch  sein,  sofern 
dabei  gründliche  vergleichende  Studien  fehlen. 

Buchner  (München). 

Bignamly   Ricerche   sulT   anatomia    patologica    delle 

perniciose.      [Istituto  d'anatomia  patologica  di  Roma.]    (Atti 

della  R.  Accademia  Medica  di  Roma.  Anno  XVI.  Serie  II.  Vol.  V.) 

Ein  grosser  Theil  der  in  dieser  Arbeit  niedergelegten  Resultate 

wurde  schon  auf  dem   2.  italienischen  Kongress  für  innere  Medicin 

(in  Rom  1889)  durch  Marchiafava  bekannt  gegeben.    Man   sehe 

das  Referat  darüber  in  No.   13  des  VIIL  Bandes  dieses  Central- 


282  Malmriii. 

blattes.  Einiges  ist  hier  nachzutrageo.  Es  handelt  sich  um  die 
Leichenuntersuchung  von  20  F&Uen  yon  Malaria  perniciosa^ 
von  denen  in  14  Fällen  alle  wichtigen  Organe  (Gehirn,  Milz,  Leber, 
Nieren,  Lungen,  z.  Th.  auch  Knochenmark,  Magen  und  Darm)  genau 
mikroskopisch  studirt  wurden.  Die  Untersuchung  konnte  meist  (nach 
einer  Privatmittheilung  an  den  Ref.)  wenige  Stunden  nach  dem  Tode 
vorgenommen  worden.  Als  Fixationsmittel  dienten  vorzüglich  Alko- 
hol absol.  oder  eine  P/oige  wässerige  Sublimatlösung^  der  0,75  7o 
wässeriges  Glilornatrium  und  |— l^/o  Essigsäure  zugefügt  waren 
(I  bis  einige  Stunden  in  dieser  Lösung,  je  nach  der  Grösse  des 
Stücks,  dann  in  jodhaltigen  Alkohol  und  Alkoh.  absol).  Zur  Färbung 
der  Schnitte  wurde  wlssrige  Safraninlösung  (Ädamkiewicz), 
L  0  e  f  f  1  e  r  'sches  alkalisches  Methylenblau,  wässrige  Bismarckbraun-  oder 
Magentarothlösung  benutzt.  Diese  letzteren  beiden  Substanzen  er- 
wiesen sich  besonders  nützlich  zur  Hervorhebung  der  Plasmodien, 
namentlich  der  amöboiden  kleinen  Formen  und  der  Sporen.  Die 
Halbmonde  Laveran's  färbten  sich  weniger  gut,  manchmal  gar 
nicht. 

Was  die  einzelnen  Organe  angeht,  so  bezieht  sich  der  von 
Marchiafava  beschriebene  Befund  (vergl.  obiges  Referat)  im  Gehirn 
nur  auf  die  Fälle  von  Perniciosa  comatosa.  In  einem  Fall  von 
Perniciosa  algida  fehlte  hingegen  die  charakteristische  Injektion 
der  Kapillaren  der  grauen  Substanz  mit  parasitenhaltigen  rothen 
Blutkörperchen  und  ebenso  die  Degeneration  der  Kapillarendothelien. 
Dosgleichen  in  einem  Fall  von  Quartana. 

In  der  Milz  wiegt  der  Prozess  der  Phagocytose  im  Allgemeinen 
vor.  Die  Zahl  der  Makrophagen,  die  Pigment  öfters  in  der  für  den 
Parasiten  charakteristischen  Anordnung,  oder  plasmodienhaltige  ent- 
färbte Blutkörperchen,  nicht  selten  auch  Sporulationsformen  (Rosetten) 
einsrhliessen ,  ist  in  der  Milzpulpa  ausserordentlich  gross,  daneben 
sehr  beträchtlich  die  Zahl  der  freien  plasmodienhaltigen  Blutkörper, 
während  die  zuführenden  Kapillaren  nur  freie  rothe  Blutkörperchen 
mit  Parasiten  im  Innern  enthalten,  und  die  Venen  oft  nur  normale 
Blutkörperchen  nebst  Phagocyten  aufweisen  In  einigen  wenigen 
Fällen  ist  die  Phagocytose  nicht  deutlich. 

Das  Knochenmark  zeigt  eine  enorme  Anhäufung  von  Parasiten 
im  fortgeschrittenen  Stadium  und  ausgesprochene  Phagocytose. 

Was  die  Vertheilung  der  Parasiten  im  Gefässsystem  betrifft,  so 
ist  ihre  Zahl  im  Gebiet  der  Kapillaren  und  kleinen  Arterien  immer 
viel  grösser,  als  in  den  Venen  und  grösseren  Gefässen.  Die  weiter 
vorgeschrittenen  Formen  und  die  Sporulationsstadien  finden  sich  be- 
sonders in  einzelnen  Kapillargebieten.  Obenan  hierin  steht  das  Ge- 
hirn, dann  folgen  die  Lungen,  die  Milz,  das  Knochenmark,  die  Leber» 
der  Darm,  welcher  letztere  nur  in  einigen  Fällen  (Perniciosa  colerica) 
die  übrigen  Organe  übertrifft.  Die  Halbmonde  und  verwandte  Formen 
sind  in  der  Milz  und  im  Knochenmark  am  reichlichsten  zu  treffen, 
nur  in  einem  Fall  (Perniciosa  apyretica  comatosa)  wurden  sie  auch 
im  Gehirn  gefunden.  Dieser  Fall  ist  auch  dadurch  interes- 
sant, dass  im  Blute  fast  ausschliesslich  und  in  reichlichster  Weise 
Parasiten,  die  in  den  Gyklus  der  Halbmonde  gehören,    vorhanden 


Malari«.  283 

wann,  dabei  aber  die  Sporulationen  in  keiner  Weise  too  den  ge- 
väiDfich  im  Entwickelungsgang  der  kleinen  amöboiden  Formen  auf- 
tretenden sich  unterschieden,  wie  Verf.  gegenüber  der  von  Ganalis 
gegebenen  abweichenden  Schilderung  der  Sporenbiidung  hervorhebt. 
Anlangend  die  vielumstrittene  Frage  nach  der  Entwickelung  und 
Bedeotttng  der  Halbmonde  glaubt  Verf.'  die  Thatsachen  der  kli- 
BJsdien  and  mikroskopischen  Beobachtung  am  besten  folgender- 
natssen  erklären  zu  können: 

Die  Halbmonde  sind  Zustände  des  Parasiten,  die  dem  Tode,  der 
Ikgeneration    verfallen,    keiner    weiteren  Entwickelung    fähig    sind. 
Sie  gehen  aas  Sporen  hervor,  die  von  den  gewöhnlich  im  Lebens- 
iraalaof   der    kleinen  amöboiden  Formen    auftretenden   anscheinend 
nidit  abweichen,   sich  aber  durch  eine  langs<amere  Entwickelung  in- 
oerhalb  des  Blutkörperchens  auszeichnen.    Dieses  langsame  Wachs- 
Okum  fQhrt  durch  ein  Zwischenstadium  (endoglobuläre,  kleinere,  ovale, 
oder  runde«   pigmentirte  Körper)  eben   zu  den  grossen  Halbmonden 
(oder  ovalen  Formen),  oder  aber  auch  zu  einer  ganz  der  gewöhn- 
^dien  Sporenbildung  entsprechenden  Fruktifikation.    Die  Fähigkeit 
der  Sporen,   die  sie  im  Anfang  der  Krankheit  haben,   sich  rapid  im 
lunem   der   rothen  Blutkörperchen  zu   entwickeln   und  immer  neue 
ebenso  aktive  Generationen  zu  bilden,  geht  ihnen  durch  eine  längere 
Dauer  der  Infektion  verloren  oder  wird   ihnen  durch  Chinin  genom- 
mea.    Daher    finden  sich  Halbmonde   regelmässig   erst  im  späteren 
Stadiaro  der  Malariainfektion  resp.  in  den  fieberlosen  Intervallen,  die 
iNiischen  den  Becidiven   liegen.    Das  Material  für  ihre  Bildung  lie- 
fern Sporen,    die  in  gewissen  Organen  (Milz,   Knochenmark)  einge- 
schlossen, vielleicht  in  Pbagocyten,  die  nicht  im  Stande  sind,  sie  zu 
femichlen,  aufgespeichert  liegen.     Dadurch,  dass  die  einschliessenden 
Zellen  frflher  oder  später  der  Nekrose  verfallen,    werden  die  Sporen 
irei  und  können  sich  entwickeln. 

[Es  bandelt  sich  hier,  wie  auch  Verf.  zugibt,  natürlich  um  Hy- 
^ihesen,  deren  eine,  grundlegende,  eine  sehr  erhebliche  Resistenz 
der  „Sporen"*  voraussetzt.  Die  Bezeichnung  der  Halbmonde  geradezu 
als  nekrotischer  Formen  dürfte  von  Dem  nicht  acceptirt  werden,  der 
die  aus  diesen  hervorgehenden  Geisseiformen  und  freien  Geissein 
stundenlang  in  aktivster  Bewegung  gesehen  hat.  Ref.J 

Auf  die  Ausführungen  des  Verf.'s,  welche  die  Erklärung  der 
klinischen  Symptome  durch  den  anatomischen  Befund  bezwecken, 
\sl  hier  nicht  der  Ort,  einzugehen.  W.  Kruse  (Neapel). 


Baker,  Henry,  Malaria  and  the  causation  of  intermittent 
fever.    (Journ.  of  the   Americ.  Med.  Assoc.   Vol.  XV.    No.   16. 
Chicago  1890.) 
Der  Verf.   sucht  zu   zeigen,   dass  die  Malaria  wesentlich   von 
atmosphärischen  Verhältnissen   abhängig  ist,   insbesondere   von  der 
Temperatur,  und  glaubt,  dass  sich  diese  Anschauung  sehr  leicht  mit 
derjenigen  vereinigen  lässt,  nach  welcher  die  Malaria  durch  Mikro- 
organismen    hervorgerufen    wird.      Doch    scheint    der   Verf.    mehr 
der  Ansicht  zu  sein,  dass  die  Organismen   nicht  die  Ursache  der 


1 


2g4  Miliaria. 


Krankheit  sind,    sondern    dass  diese   vielmehr  in    der    Eipwirkang 
raschen   Temperaturwechsels  auf  den  Körper  zu   Bachen    ist.      Di4 
Veränderungen  an  den  rothen  Blutkörperchen  schreibt    er   der  Eni* 
Ziehung  des  Ghlornatriums  durch  den  Schweiss  zu.      Er  ist  der  An-« 
sieht,  dass  alle  Krankheitserscheinungen  ebenso  gut    mit   als  ohne 
Parasiten  erklärt  werden  können   und  kleidet  seine  Ansicht   in  die 
Worte:  „Es  scheint  eine  allgemeine  Thatsache  zu  sein,    dass  in  der 
That  überall,  wo  ein  höher  organisirtes  Wesen  dem  Verfall  entgegen- 
geht, Organismen  auf  diese  Gelegenheit  lauem,  und  dass  dies  in  den 
Fällen,  wo  der  Verfalisprozess  Elemente  von  mikroskopischer  Grösse 
betrifft,  wie  ich  glaube,  Mikroorganismen  sind/^ 

Durch  3  statistische  Kurventabellen  erläutert  der  Verl  seine  An- 
sicht über  die  Beziehungen  zwischen  Temperatur  und  Malaria;  hiernach 
ist  das  Verhältniss  zwischen  Temperatursteigerung  und  Zunahme  der 
Malaria  allerdings  ein  auffallendes.  Migula  (Karlsruhe). 


Titoff,  H.,  Die  diagnostische  Bedeutung  der    Malaria- 
parasiten.   (Inaug.-Diss.)    St.  Petersburg  1890.   [Russisch.] 

Verf.  hatte  Gelegenheit,  12  Fälle  von  Malaria  genauer  zu  studiren, 
die  er  folgendermaassen  gruppirt:  1)  4  Fälle,  in  welchen  es  wAArend 
der  ganzen  Krankheitsdauer  nicht  gelungen  ist,  die  Anwesenheit  der 
Plasmodien  zu  konstatiren;  2)  3  Fälle,  die,  allem  Anschein  nach, 
durch  die  halbmondförmige  Varietät  verursacht  waren,  und  3)  5  Fälle, 
welche  durch  die fQr  die  Febris  tertiana  charakteristische  Varie- 
tät erzeugt  waren. 

Die  Ergebnisse  seiner  Studien  formulirt  Verf.  folgerniaassen : 

1)  In  gewissen  Fällen  von  Malaria,  in  welchen  die  Chinin  behand- 
lung  schon  eingeleitet  ist,  gelingt  es  während  der  ganzen  Krankheits- 
dauer nicht,  im  Blute  Plasmodien  zu  entdecken. 

2)  Die  einzelnen  Entwickelungsstadien  der  Plasmodien  bei  F  e  b  ris 
tertiana  entsprechen  den  Phasen  des  Fiebers,  obgleich  nicht  so 
genau,  wie  es  Golgi  in  seinem  Schema  angiebt. 

3)  Die  beiden  Generationen  der  Parasiten  bei  Febris  tertiana 
duplex  können  kurz  vor  Beginn  des  Anfalls  mehr  oder  weniger 
genau  von  einander  unterschieden  werden. 

4)  Längere  Zeit  vor  Beginn  des  Anfalls  ist  eine  derartige  Unter- 
scheidung schwer  durchzuführen. 

5)  Das  nach  Golgi  für  den  Parasiten  der  Febris  tertiana 
charakteristische  Entfärben  der  rothen  Blutkörperchen  proportional 
dem  Wachsthum  des  Parasiten  bestätigt  sich  vollständig. 

6)  Einige  Tage  vor  jedem  Anfalle  erscheinen  die  Parasiten  im 
Blute  und  sind  somit  beständige  Vorboten. 

7)  Um  hartnäckige  Fälle  von  Malaria  gründlich  zu  heilen,  muss 
die  Chininbehandlung  noch  ca.  6  Tage  nach  Aufhören  der  Anfälle 
andauern. 

8)  Die  Malariaparasiten,  welche  in  gemässigtem  Klima  beobachtet 
werden,  unterscheiden  sich  nicht  von  denjenigen,  welche  im  süd- 
lichen Klima  gefunden  worden  sind.  Steinhaus  (Warschau). 


ISmpywB.  —  ProtoiocD  in  KrebueUra.  285 

I^filt^  Heiuy,  The  Etiology  of  Empyema  in  Children. 
(Aithifes  of  Pediatrics.  1890.  October.) 

Nach  dem  Vorgänge  FraenkeTB  theilt  Verf.  die  von  ihm 
kkteriobgiach  ontersacbteD  Empyemfidle  in  4  Gruppen.  Bei  den 
SfkDeD  der  ersten  Groppe  wurden  die  Eiterkokken,  zweimal  der 
Streptoeoccns,  einmal  der  Staphylococcus  pyogenes  ge- 
tedeiL  Da  dieser  Befund  keinen  RQckschluss  auf  die  Natur  des  der 
GrkraDknng  zu  Grunde  liegenden  Prozesses  zulässt,  blieb  die  Aetio- 
kpe  dieser  Fälle  unaufgeklärt.  Die  7  Fälle  umfassende  zweite  Gruppe 
eithielt  ausschliesslich  den  Fraenkel-Weichselbaum'scheu 
DiplococcuB  pneumoniae  in  sehr  virulentem  Zustande.  Zwei 
dimiben  waren  zur  Zeit  der  Punktion  noch  serös;  das  Deckglas- 
priparat  zeigte  neben  zahlreichen  Kapselkokken  nur  einzelne  Eiter- 
UÜOL  Yerf.  nimmt  mit  Recht  an,  dass  bei  solchen  Exsudaten  die 
eitrige  Umwandlung  in  Bälde  eintreten  wird  und  dass  man  frQher 
fibehlicfaerweise  die  Produktion  als  Ursache  derselben  beschuldigt  hat. 

Die  dritte  Gruppe  bilden  die  Empyeme  tuberculösen  Ursprunges, 
wobin  auch  diejenigen  zu  rechnen  sind,  in  denen  Mikroorganismen 
tkberfaaopt  yermisst  werden.  In  einigen  Fällen  wurden  neben  den 
Toberkdbacillen  noch  Streptokokken  im  Eiter  gefunden.  Dies  war 
locb  bei  dem  vom  Verf.  beobachteten  Patienten,  einem  8-jährigen 
Kaaben,  der  Fall.  Die  Höhle  schloss  sich  aucfai  nach  Resektion  meh- 
rerer Rippen  nicht. 

Die  vierte  Gruppe,  sekundäre  Empyeme,  ausgehend  von  einem 
tuBerhalb  der  Lunge  gelegenen  Infektionsherde,  ist  gleichfalls  nur 
Ivdi  einen  Fall,  ein  viermonatliches  Brustkind,  repräsentirt  Dasselbe 
litt  sdion  seit  längerer  Zeit  an  einer  Eiterung  am  Fuss,  als  das 
Empyem  diagnostizirt  wurde.  Der  Eiter  enthielt  Eettenkokken,  die, 
uf  Thiere  (Welche  ?  Ref.)  verimpft,  multiple  Abscesse  in  Leber  und 
Looge,  Gelbsacht,  Milztumor,  Tod  hervorriefen.  Auch  der  kleine 
Patient  erlag  zwei  Tage  nach  der  Operation  unter  Erscheinungen 
der  Pyämie.'  Escherich  (Graz). 

Sdrttz,    Ueber   die   Protozoen-   und    Goccidienartigen 
Mikroorganismen  in  Krebszellen.  (MQnch. med. Wochensch. 
1890.  No.  55.) 
Verf.  hat  die  von  Siegenbeek  van  Heukelom  und   Nils 
Sjöbring  kürzlich  in  Krebszellen  nachgewiesenen  amöboiden  Formen, 
welche  nach  der  Vorstellung  jener  Forscher   organisirte  Lebewesen 
änd  und  die  epithelioKde  Proliferation  des  Karcinomgewebes  in  ähn- 
licher Weise   bedingen,    wie    gewisse  Coccidien   beim    Salamander 
Vocherangen  im  Darmepithel  hervorrufen  (Steinhaus,  Virchow's 
ArcL  Bd.  XY.  Heft  1),  gleichfalls  gesehen.    Er  vermochte  aber  fest- 
iQStelleD,  dass  diese  Bildungen  sich  der  F 1  e  m  m  i  n  g '  sehen  Färbung 
gegenflber  vollkommen  wie  rothe  Blutkörperchen  verhalten.    Er  hält 
68  daher  nicht  fQr  ausgeschlossen,  dass  es  sich   bei  den  erwähnten 
Beobachtungen  um  eine  Verwechselung  mit  rothen  Blutkörperchen  ge- 
lutodelt  hat,  zumal  diese  nach  den  Beobachtungen  von  Klebs  und 
i^m  Verf.  selbst  bei  Karcinom  nicht  selten  aus  den  Gefässen  aus- 
^D,  in  Zellen  eindringen  und  bei  dieser  Wanderung  die  mannig- 

II.B1  19 


286  Pfeilgift  (Tetanus).  —  Thierische  Paraftiiea. 

fachsten  Formveränderungen  erfahren.  Die  als  Sporencysten  be 
Bchriebenen  Gebilde  hält  Verf.  für  eigenthttnilich  veränderte  Leako 
cyten.  Er  sieht  sich  in  seiner  Auffassung  durch  die  Thatsache  be- 
stärkt, dass  durch  Beobachtung  von  unge&rbtem  und  ungehArteten 
Krebsgewebe  die  fraglichen  Mikroorganismen  imlebendigen  Zustand« 
bisher  noch  nicht  nachgewiesen  seien.  Kflbler  (Oldenburg). 

Ledantee,  Origine  tellurique  du  poison  des  flaches  des 
naturels  des  Nouvelles-H6brides  (Oc^anie).     (Aooales 
de  rinstitut  Pasteur.  1890.  No.  11.  p.  716.) 
Die  vergifteten  Pfeile  der  Eingebomen  der  Neuen  Hebrideo  er- 
zeugen Tetanus,  wie  aus  einer  Reihe  bekannt  gewordener  Fälle  sich 
ergibt    Verf.  hatte  als  Marinearzt  Gelegenheit,  im  Liaboratorinm  za 
Noum^  Versuche  über  die  Natur   des  verwendeten  Gift-  resp.  In- 
fektionsstoffes anzustellen.    Die  subkutanen  Impfungen  mit  abf^eschab- 
tem  Gift  von  Pfeilen  älterer  Herkunft  hatten  anfangs   (bei  Hunden, 
Kaninchen  und  Ratten)  keinen  Erfolg,  waren  aber  bei  den   fftr  Te- 
tanus am  meisten  empfänglichen  Meerschweinchen  erfolgreich.    GieicA- 
zeitig  gelang  es  auch,  durch  einen  Kanaken  von  den  Neuen  Hebriden 
Näheres  über  die  Herstellung  der  Giftpfeile  zu  erfahren.     Die  P/eii- 
spitze,  welche  gewöhnlich  aus  einem  menschlichen  Knochen  besteht, 
wird  zuerst  mit  Baumharz  überzogen  und  dann,  wenn  dieses  an  der 
Luft  eingedickt  ist,  mit  Sumpfschlamm  bestrichen,  den  man  antrocknen 
lässt.    Die  so  bereiteten  Pfeile  verlieren  mit  der  2jeit,   vermnthlich 
durch  Einwirkung  von  Trockenheit  und  Licht,  an  Wirksamkeit  und 
werden  schliesslich  ungiftig.  Buchner  (München). 

Pintner,  Th«,  Neue  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Band- 
wurmkörpers. (Arbeiten  aus  d.  zool.  Inst  d.  Universität  Wies. 
Bd.  IX.  Heft  1.  28  Seiten.    Mit  2  Tafeln.) 

II.    Zur  Frage  des  Begattungsaktes  bei  den  Band- 
würmern,   (p.  1—17.) 

Verf.  gibt  eine  ausführliche  Zusammenstellung  der  Litterstur 
über  die  B^attung  bei  den  Treroatoden  und  kommt  zu  dem  Schlüsse, 
dass  der  La  ur  er 'sehe  Kanal  für  gewöhnlich  als  Vagina  funktionire, 
und  die  Selbst-  oder  Kreuzbegattung  durch  die  Uterusmündung  nar 
nebenbei  statthabe  ^).  Betreffs  der  Begattung  bei  den  Cestoden  theilt 
er  zwei  interessante  Beobachtungen  mit:  erstens  sah  er  2  Glieder 
von  Anthobothrium  Musteli  van  Ben.  in  Wechselkreuzung, sodass 
der  Penis  des  Einen  in  die  Vagina  des  Andern  geführt  war  and  am- 
gekehrt,  und  ausserdem  ein  Glied  desselben  Bandwurmes  in  Selbst- 
begattung. 

m.  Einiges  über  die  weiblichen  Geschlechtsorgane 

der  Tetrabothrien.    (p.  17—26.) 
Verf.  beschreibt  eine  schon  von  R.  Moniez*)  beobachtete,  aber 
seitdem  in  den  Cestodenarbeiten   nicht   berücksichtigte  Bildao^  deB 

1)  Ref.  ist  anderer  Meinnng,  wie  er  in  der  Originalmittheilang  dieser  Nammer  des 
weiteren  anseinandergesetst  hat. 

t)  Moniez,  R,  M^moires  snr  les  Cestoides.     Premiere  partie.    Paris  1881* 


l 


TbiOTiiclie  P«rMlte«.  287 

leiblicbeD  Geschlechtstractus ,  die  er  als  Schlackapparat  anspricfit. 
Es  ist  em  mnskulOBes  Gebilde,  das  hart  am  Oyariam  am  Anfange  des 
Ofidokts  seinen  Ursprung  nimmt  und  dazu  dienen  soll,  die  reifen 
ESer  ans  dem  Ovarium  in  den  Eileiter  zu  pumpen.  Vorhanden  ist 
fieser  Apparat  nach  Verf.'s  Vermuthung  bei  allen  Bandwürmern,  aber 
bei  Ecbinobothrien  und  Tetrabothrien  st&rker  entwickelt,  als  bei  Te- 
tnriiTDchen,  Taenien,  Bothriocephaliden  und  Liguliden. 

G.  Brandes  (Halle  a.  S.). 

■•ntteelll.   Fr.   Lar.,    Elenco    degli    elminti   studiati    a 

Wimerenx  nella  primavera  del  1889.    (Bull,  seien tif.  de  la 

France  et  de  la  Belgique.  Tom.  XXII.  1890.  pg.  417—444.  1  pl.) 

Die  Arbeit   bringt  theils  faunistische,  theils  anatomische  Daten 

vnd  behandelt: 

A.    Trematodes: 

l)Tri8toiBummola6B1.  —  Bemerkung  über  die  Anordnung 
ka  lluakeln  im   hinteren  Saugnapfe. 

2)  Epibdella  soleae  t.  Ben.  et  Hesse;  ursprünglich  als  Phjl- 
lonella  soleae  besohrieben,  kann  diese  Form  von  der  Gattung 
Epibdella  nioht  abgetrennt  werden;  das  Genus  Phyllonella  ist 
ilso  zn  streichen. 

3)  Paeudocotyle  squatinae  t.  Ben.  et  Hesse  auf  8qna- 
tina  angelua. 

4)  Udonella  lupi  v.  Ben.  Hesse  auf  Call  gus  von  Labrax 
InpQS. 

^)  Udo  nella  n.  sp.  (?)   auf  Caligus   von    Platessa   flesus. 

6)  Octocotyle  merlangi  Kuhn  auf  Gadus  merlangus 
(Ki€inen). 

7)  Octoootyle  scombri  Kuhn  auf  Scomber  soombrus 
(Kiemen). 

5)  Onehocotyle  appendiculata  Kuhn  auf  den  Kiemen 
TOB  Galen s  eanis. 

^)  Diplozoon  paradoxum  Nordm.  auf  den  Kiemen  Ton 
Gisteroiteus  aouleatus. 

10)  Azine  belones  Ab.  auf  den  Kiemen  Ton  Belone  tuI- 
faris. 

11)  Distomum  laticoUe  Bud.  in  Oaranz  trachurus; 
iQBgeieichnet  durch  einen  Kranz  von  blattförmigen  Anhängen  um  die 
MoBdöffnuitg  und  durch  je  sechs  schröpfkopfartige  Anhänge  an  den 
Säten  des  Halses. 

12)  Distomum  yaricum  0.  F.  Müll,  in  Trigla  gurnar- 
^u«,  auch  an  den  Kiemen. 

18)  Distomum  luteum  ▼.  Ben.  in  Scyllium  stellare; 
^iid  ausführlich  beschrieben;  das  Thier  ist  ganz  bedomt,  besitzt  sehr 
faine  Barmschenkel,  zwei  yor  dem  Keimstock  gelegene  Hoden  und 
Üoksseitigen  Genitalporus. 

14)  Distomum  megastomum  Rud.  aus  dem  Magen  von 
Mnitelus  Tulgaris    und    der   Leibeshöhle   eines   Krebses   (Maja). 

15)Didymozoon  scombri  Taschbg.  am  Gaumen  Yon  Scom- 
ber scombrus. 

19* 


388  Thieritcht  Parasiton. 

B.     Oestodes. 

1)  SohittooephaluB  dimorphui   Grepl.   iu   Oasterostaui 
aoaleatus. 

2)  BothriooephaluB  microoephalut  Rud.    aus  Orthmgo» 
riscut  mola. 

8)  Bothr.  punotatut  Rad.  in  RhombaB  maacimuB. 

4)  Bothr.  belones  Daj.  im  Belone  Tulgaris  und  neaer- 
dingfl  Ton  Lönnberg  (of.  dies.  Ceotralbl.  Bd.  VI.  pag^.  611)  zum  Ver- 
treter eines  neuen  Genus  Ptychobothrium  erhoben^  wogegen  IC o n - 
ticelli  opponirt. 

5)  Echinobothrium  typus  t.  Ben.  im  Magien  Ton  Baja 
olavata,  wohin  dieser  Wurm  wahrBoheinlich  durch  Amphipoden 
eingeführt  wird;  die  aus  MoUuiken  (Nassa,  Solen)  bekanoten  Plero- 
cercoiden  yon  Echinobothrium  gehören  einer  anderen   Art  an. 

6)  Tetrabothrium    macrooephalum    Rud.     ina    Darm    yoo 
Colymbus  septen trionalis. 

7)  A  nthobothrium    cornucopiae   y.    Ben.    im     Darm    tos 
Galeus  eanis. 

8)  Echeneibothrinm    yariabile    y.    Ben.    im     Darm    yon 
Raja  olayata. 

9)  Phyllobothrium   tridax   y.   Ben.    im   Barm    yon    Squa- 
tina  angeluB. 

10)  Phyllobothrium    lactuoa   y.    Ben.    im  Darm    yon  Mu- 
Steins  ynlgaris. 

11)  Monorygma    graoile   Ols.    im   Darm    yon     Aoanthiai 
yulgaris. 

12)  Orygmatobothrium    yersatile    Dies,    im    Darm    yon 
Mustelns  yulgaris. 

13)  Oalliobothrium   uDoinatum   Rad.  im   Darm    yon   Raj« 
olayata. 

14)  Oalliobothrium    yerticillatum   Rud.   Finne    in   Can- 
cer moenas. 

15)  Galliobothrium    Leuokartii    v.    Ben.    in    Mustelui 
yulgaris. 

16)  Oalliobothrium    oorollatum   Ab.    in   Scyllium    ca- 
nicula. 

17)  Oalliobothrium    filicolle    Zsoh.    Finne    in    Plearo- 
brachia  pileus. 

18)  Tetrabothriorhynchus    affinis   Dies,    in   Aoanthias 
yulgaris. 

19)  Dibothriorhynchus    tenuis    Wedl.    Jugendstadium   in 
AmmodytoB  tobianus. 

20)  Dibothriorhynohus  ruficollis  Eys.  in  Mustelus  ynl- 
garis, die  Larye  in  Pilumnus  hirtellus.      M.  Brau D  (Rostock). 

Hontieelli,  Fr.  Lar.,  Note  elmintologiche.  (BoU.  bog.  di  na- 
turalisti  in  Napoli.  Ser.  L  1890.  pg.  189—206.  c.  1  tav.) 
Diese  Note  bringt  eine  Reihe  kleinerer  Mittheilangen  über  ver- 
schiedene Trematoden  und  Gestoden;  zuerst  erhalten  wir  eine  kurze 
Charakteristik  des  neuen  Genas  Acanthocotyle,  welches  su  den 


tliierisctie  t*arm9itcn.  289 

MtDiDeeD  gehört  und  von  anderen  Gattungen  dieser  Gruppe  durch 
dk  Asordnung  des  Genitalapparates  und  durch  das  Verhalten  des 
kjateren  Sauguapfes  sich  unterscheidet.  Es  liegt  nämlich  die  männ- 
liche 6enitalOffiiiuig  bauchseitig  und  in  der  Mittellinie  hinter  der 
BSinrkatioD  des  Darmes,  die  Geburtsöffnung  ist  am  rechten  Körper- 
iiBde  ood  die  Mündung  der  Vagina  rechts  von  der  männlichen  Oeffnung 
gek^eD,  wogegen  der  hintere  Saugnapf  statt  der  bei  den  Tristomen 
m  klnfigen  moscuKteen  Radien  etwa  20  radiär  angeordnete  Haken- 
itibeB  trägt  Zwei  Arten  werden  erwähnt:  Ac.  Lobianchi  und 
Leiegans,  die  erstere  auf  der  hellen  Bauch-,  die  letztere  auf  der 
duklen  RQckenseite  von  Raja  clavata  lebend  und  von  einander 
duth  die  Grösse  sowie  die  Form  der  Haken  im  Saugnapf  unterschieden. 
Darauf  folgt  die  BesdueibiuHC  von  Pseudocotyle  minor 
Lsp^  auf  der  ROckenfläche  eines  Haifisches,  Scyllium  canicula 
kbend. 

In  Bezog  auf  Amphibdella  torpedinis,  deren  Zugehörig- 
kät  zu  den  Gyrodactyliden  Monticelli  zuerst  erkannt  hat 
{A  dies.  Centralbl.  Bd.  VIL  p.  617),  geht  der  Autor  noch  weiter  als 
f  arona  und  Perugia  (cf.  diea.  Centralbl.  Bd.  VII.  p.  776),  da  er 
flr  diese  Form  nicht  einmal  ein  besonderes  Genus  beibehalten  wissen, 
«oodem  sie  direkt  zu  Tetraonchus  stellen  will.  Zweifellos  sind 
die  Begehungen  von  Amphibdella  zu  Tetraonchus  sehr  nahe, 
dodi  finden  sich  Differenzen  genug ,  welche  die  generische  Trennung 
^fri&vfig  rechtfertigen. 

Von  Hexacotyle  wird  konstatirt,  dass  ausser  den  sechs 
groneo  Saugn&pfen  des  Hinterendes  noch  zwei  kleine,  median  gele- 
gene and  oft  übersehene  vorkommen. 

Im  Darm  von  Centrolophus  pompilius  kommen  zweiBo- 
thriocephal  US  arten  vor^  die  schon  Diesing  und  Wagener  kann- 
ten, aber  in  ihren  versdiiedenen  Publikationen  verwechselten ;  M.  entwirrt 
die Sjnonymie  und  gibt  die  Differentialdiagnose  fUr  Amphicotyle 
typica  Dies.  (==>  Bothr.  centrolophi  Dies.  =»  Dibothrium 
^tteroplenrum  Dies,  und  Wagener)  und  Bothriocephalus 
Wigeneri  Mont.  («»  Dibothr.  heteropleurum  Dies.  p.p.  :» 
Dibr.  Centrolophi  pompilii  (Wagen.)  Dies. 

Des  Weiteren  folgt  eine  eingehende  Beschreibung  des  von  Ley- 
dig  1863  in  Polypterus  bichir  endeckten  Tetrabothrium 
polypteri  Leyd.,  das  Diesing  alsPolyonchobothrium  sep- 
ticolle  in  sein  System  der  Gephalocotyleen  aufgenommen 
^il  Die  Untersuchung  der  Diesing 'sehen  Originale  ergab  nun, 
jtass  gar  nicht  ein  Tetrabotbride,  sondern  ein  Bothriocephalus 
^  weiteren  Sinne  vorliegt,  der  mitB.  microcephalus  den  Besitz 
von  Stacheln  auf  der  Scheitelfläche  des  Scolex  gemein  bat.  Mon- 
ticelli schl&gt  nun  vor,  diese  beiden  Arten  (B.  microcephalus 
M  ood  Tetrab.  polypteri  «»  Polyonchobothrium  sep- 
tieolle  Dies.)  zu  einem  Genus  zu  vereinigen,  das  er  Anchi- 
strocephalus  nennen  will. 

Von  der  Taenia  phocarum  des  Fabricius  (1791)  —  aus 
i«Qi  Darme  von  Phoca  barbata,  welche  Rudolphi  als  Tae- 
oiAaothocephala^  Diesing  als  Tetr^abothriumanthocepha- 


^^90  Botbriocephaias  microcepbatns. 

lum  und  Krabbe  als  Bothriocephalus  phocaram  anfahren, 
ergab  die  Untersuchung  der  Krabb  ersehen  Originale,  dass  dieselben 
wegen  ihrer  Kopfform  von  Bothriocephalus  zu  trennen  ist;  M. 
bildet  fQr  sie  ein  neues  Genus:  Pyramicocephalus. 

Endlich  folgen  Angaben  Ober  die  Krabbe 'sehe  Gattung  Diplo- 
cotyle,  einen  nicht  gegliederten,  zu  den  Bothriocephalen  gehö- 
rigen Cestoden,  von  dem  ein  Vertreter  aus  dem  Darm  von  Salmo 
carpio  (D.  Olriki  Kn),  und  einer  (D.  Rudolph!  Mont)  aus 
Solea  vulgaris  und  impar  beschrieben  werden. 

M.  Braun  (Rostock). 

Montteelll,  Fr.  Lav«,   Di  una   forma  teratologica  di  Bo- 
thriocephalus microcephalus.    (BolL  della  societji  di  Na- 
turalisti  in  Mapoli.    Ser.  L  1890.  pg.  128—180.  c  3  fig.) 
Von  diesem  in  Orthagoriscus  mola  lebenden  Band  wurme 
wird  eine  interessante  Missbildung  beschrieben;    der  ganze  Wurm 
misst  11,3  cm.    Der  hintere  Theil,  an  dem  die  Endproglottis  vor- 
handen ist,  ist  normal  gebildet;  an  der  Grenze  des  vorderen  Drit^ 
tels  gabelt  sich  die  Strobila  in  zwei  ungleiche  und  völlig  getrennte 
Stacke.    Das  eine  ist  nur  kurz  und  besteht  aus  4—6  Gliedern,  das 
andere  ist  lang  und  trägt  am  Ende  den  Kopf. 

Derartige  Gabelungen  nach  vorn  zu  sind  nocht  nicht  beobachtet 
worden,  doch  kennt  man  solche  des  Hinterendes  bei  verschiedenen 
Cestoden,  die  zum  Theil  wenigstens  durch  eine  weitgehende  Fen- 
sterung  der  Strobila  entstanden  sind.  Auch  Monticelli  nimmt 
zur  Erklärung  des  vorliegenden  Falles  an,  dass  der  normale  Ab- 
schnitt ursprQnglich  gefenstert  war,  dass  dann  ein  Wetterschreiten 
des  Schwundes  bestimmter  Abschnitte  der  Proglottiden  eine  völlige 
Trennung  dieser  Strecke  der  Länge  nach  bewirkte,  und  dass  endlich 
der  grössere  Theil  der  einen  Hälfte  abgestossen  wurde. 

M.  Braun  (Rostock). 

Sonslno,  P.,  Notizie  di  trematodi  della  coUezione  del 
museo  di  Pisa.   (Extr.  Proc.  verb.  Soc.  Tose.  d.  scienz.  nat.    6 
luglio  1890.    6  pg.    8^) 
Die  vom  Autor  frQher  beschriebene  Octocotyle  arcuata  (von 
den  Kiemen  von  Lichia  amia)  erkennt  derselbe  als  identisch  mit 
Vallisia  striata  Par.  et  Per.  (cf.  d.  Cientralbl.  VIL  pg.  774)  an, 
kann  sich  jedoch  nicht  entschliessen,  die  Nothwendigkeit  der  Kreimng 
einer  neuen  Gattung  zuzugeben,  da  nach  seiner  Meinung  die  sonder- 
bare Körpergestalt  dieser  zu  den  Octobothrien  gehörigen  Termatoden 
allein  durch  eine  abnorme  Kontraktion  hervorgerufen  ist.    Original- 
exemplare dieser  Form  haben  den  Ref.  Qberzeugt,  dass  von  einer 
abnormen  Kontraktion  nicht  die  Rede  sein  kann;  es  ist  aller  Grund 
für  die  generische  Abtrennung  vorhanden. 

Dea  Weiteren  folgen  kurze  Notizen  über  Distomum  fractum 
Bud.  (aas  Box  salpa),  D.  oohtortum  B.  (aus  OrthagoriBCUS 
mola),  D.  nigroflavum  B.  (ebendaher),  D.  fasoiatum  Bud.  (aas 
Serranus  Bcriba),  D.  mioroeomum  B.  (ebendaher),  D.  oapitel- 
latum    B.    (uu8    UrauoBoopuB    Boaber),    D.   Polonii    Moi   (aus 


Ünt«rsiichäiis(sin«ti)odeD,  tDstmmeot«  6tc.  291 

Caraoz  traohuruB),    D.  Fabenii    Mol.    (aus  CantharuB   linea- 
Ut)  Bod  Köllikeria  filioollie  Oobb.  (von  Brama  Raji). 

M.  BrauD  (Boatock). 

8aniM,  P^  Un  noovo  Distoma  del  sotto-genere  Polyor- 

cbis  Stoss.     (Proc  verb.  della  Soc  Tose.  d.  scienze  natur.    6 

lo^  189Q.     8«.    3  pg.) 

Der  Autor  beschreibt  unter  dem  Namen  Distomum  formo- 

sam  n.  sp.  du  zar  Untei^attung  Polyorchis  Stoasich  gehörendes 

Distomum  aas  dem  Darmkanal  von  Grus  cinerea  Bechst.,  das 

Deiir  als  200  Hoden  und  eine  Länge  von  etwa  30  mm  besitzt.    Die 

StngD&pfe  sind  gross,  besonders  der  Bauchsaugnapf,  welcher  1,5  mm, 

die  Hiltfte  der  ganzen  Breite  des  Thieres  erreicht. 

M.  Braun  (Rostock). 

teiiaiii«,  P.,  Un  Duovo  Heterakis  del  Oallus  domesticus. 

(Extr.  ProG.    verb.  Soc.  Toscan.  di  scienz.   nat.    6   luglio   1890. 

8*.  2pg.) 
Die  neue,  im  Darm  des  Haushuhnes  zu  wiederholten  Malen  in 
Pisa  gefundene  Art  (H.  differens  n.  sp.)  ähnelt  der  bekannten 
Heterakis  vesicularis  Frdl.  desselben  Wirthes,  ist  aber  grösser 
(Ins  15  mm),  entbehrt  der  drei  Mundlippen,  besitzt  zwei  gleiche 
Spicola,  einen  deutlich  abgegrenzten  Pharynx  und  entbehrt  der  Flügel 
*n  der  Bursa,  sowie  des  verdickten  Ringes  im  Saugnapf;  auch  die 
ESer  bieten  Differenzen.  M.  Braun  (Rostock). 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 

Kikltoroll^  Hiehael,  Ein  Beitrag  zu  den  Kulturmethoden 
derAna^roben.    (Zeitschr.  f Qr  Hygiene.  Bd.  VIU.    S.  489.) 
Verf.  bediente  sich  zu  seinen  im  Gaffky 'sehen  Laboratorium 
ausgeführten  Ontersuchungen  der  Buchner^schen  Methode  der  Züch- 
tn&g  der  AnaSroben  mit  Erfolg  im  hängenden  Tropfen,  indem 
er  zwischen  den  Rand  des  Hohlschliffes  des  Objektträgers  und  dem- 
päfgen  des  mit  dem  geimpften  Bouillontropfen  versehenen  und  mittelst 
einer  Vaselinschicht  ^reits  anhaftenden  Deckgläschens  auf  der  einen 
Seite  eine  Platinöse  voll  starker  Pyrogallussäurelösung  und  nach  der 
Yendiiebttng  des  Deckgläschens  auf  der  entgegengesetzten  Seite  eine 
gleiche  Menge  Kalilösung  einfliessen  liess,  worauf  sich  nach  richtiger 
Ugenmg   des  Objektes  die  an  der  Berührungsstelle  beider  Gläser 
Uofliessenden  Lösungen,  eventuell  durch  leichte  Neigung  des  Präpa- 
ntes^  mischten.    Zur  Vermeidung  der  Störungen,  welche  das  beim 
HerauBoebmen  solcher  Präparate  aus  dem  Brütschrank  entstehende 
Kondensvifasser  verursacht,  empfiehlt  N.  die  Verwendung  von  Objekt- 
trägern mit  eingeschliffener  Rinne  und  als  noch  besser  den  von  F.  E. 
Schulze  angegebenen.    Der  im  Innern  der  feuchten  Kammer  durch 
iie  Luftverdünnung  erfolgenden    Verdunstung    und    Konzentrations- 
Yermehrung  des  Bouillontröpfchens  begegnet  Verf.  durch  Verwendung 


292  ttntorsuctinngjinethodeii,  Instrumente  etc«    . 

frisch  gekochter,  mit  Vi  b«  Vs  destillirten  Wassere  verdünnter  Pe 
tonboailloD. 

Ferner  beschreibt  N.  eine  Kultivirungsmethode    der  Anaärobü 
in  Bouillon  resp.  in  anderen  flüssigen  Nährböden,  unter  Iauftaa88cblas\ 
Ein  Beagensröhrchen  wird  zu  beiden  Seiten  in  einem  Abstand  vo 
3 — 5  cm  zu  je  einer  gleichmftssig  dünnen,  etwa  1 — 2  mm  im  Darcb 
messer   haltenden  Röhre    ausgezogen.    Die   untere     Kapillare    wirc 
3—4  cm  vom  weiteren  Theile  entfernt  abgeschmolzen,  und  die  obere^ 
etwa  25  cm  lange,  in  einer  Entfernung  von  8—10  cm    umgebogeu, 
nach  Yorgängiger  Erwärmung  der  Luft  des   ganzen    Rohres   etwan 
steriles  Wasser  einströmen  lassen  und  dann  dadurch    mit  BouiUon^ 
verflüssigter  Gelatine,  Milch  u.  dgl.  beschickt,  dass    man  das  umge* 
bogene  Kapillarrohr  dicht  über  die  Oberfläche  der  in  einem  Beageos- 
glas  befindlichen  NäbrflOssigkeit  hält,  das  im  Rohre  befindliche  Wasser 
zum  Kochen  bringt,  bis  es  fast  verdampft  ist,  und  dann  das  Kapillar- 
röhr  in  die  Nährflüssigkeit  taucht,  welche  alsbald  ins    KulturgefiELss 
stürzt,  worauf  die  Abschmelzung  des  umgebogenen  Theiles   erfolgt 
Blutserum  muss  mit  Hülfe  eines  an  beiden  Enden  oflTenen  Kulturge- 
fässes  eingesogen    werden  [ähnlich  einem  der  von  R  o  u  x ' )  ange- 
gebenen Verfahren,  Ref.].    Zur  Beimpfung  wird  das  ab^resclmio/zefle 
Ende  wieder  abgebrochen,  ein  kurzes,  ganz  feines,  mit  dem  Impf- 
material gefülltes  Haarröhrchen  eingeführt,  mit  der  PlatinnadeJ  weiter 
geschoben  und  das  Ende  von  Neuem  zugeschmolzen.    Die  PrQfung  mit 
alkalischer  Pyrogallussäurelösung,  sowie  mit  aeroben  und  anaärobeo 
Bakterien  bestand  der  Apparat.   Dabei  beobachtete  Verf.,  dass  flüssiges 
Blutserum  durch  die  in  ihm  gezüchteten  TetanusbacÜlen   unter  Ab- 
scheidung von  wenigem,  klaren  Serum  koagulirte,  auch  gelang  ihm 
eine  Züchtung  dieser  Bakterien  in  Bouillon  und  Milch,  welch  letztere 
dabei  nicht  gerann.    Weisse  Hefe  wuchs  unter  Luftabscfalass  nicht 
Bei  Verwendung  von  Gelatine  Hessen  sich  die  im  kapillaren  Theil  des 
Rohres  zur  Entwickelung  gekommenen  Keime  gut  mit  dem  Mikrositop 
beobachten.  Heim  (Würzburg).         ! 

Blfleher,  Hans,   Eine  Methode  zur  Plattenkultnr  anae- 
rober Bakterien.     (Zeitschr.  f.  Hyg.    Bd.  VIII.  S.  499.) 
Eine  zur  Aufnahme  des  besäten  Nährmaterials  bestimmte  0/as- 
schale  wird  in  einem  federnden  Drahtring,  welcher  3  als  Füsse  dienende 
Ausläufer  hat,  befestigt,  in  eine  zweite  grössere  Glasschale  gesetzt  and       \ 
mit  einem  mit  Blei  beschwerten,  im  Hiüse  mit  Wattepfropf  versehenen 
Glockentrichter,  der  auf  den  Füssen  des  Drahtrings  zu  ruhen  kommt, 
bedeckt.    Wenn  der  ganze  Apparat  im  Trockenschrank  sterilisirt  and 
die  Kulturschale  mit  dem  infizirten  Nährboden  beschickt  ist,  wird        ^ 
der  Raum  zwischen  Trichter  und  äusserer  Schale  mit  einer  Glycerin-        i 
mischung  (1:3—4  Wasser)  ausgefüllt,  der  Trichterhals  mit  dem  Gas-        j 
entwickeler  durch  Gummischlauch  verbunden  und  nun  10  Min.  H  ein«         i 
geleitet,  welcher  durch  die  Glycerinmischung  nach  aussen  darch- 
brechend  die  Luft  verdrängt    Nach  Verschluss  mittelst  Scbnuibeo-         | 
quetschhahn  wird  der  Gummischlauch  abgeschnitten.     Die  Brauch- 

1)  Annales  de  rinstitat  Pastenr.     1887.  No.  2.  —   Vergl.  dieses  Centrslbl.  ßd,ü.  < 

p.  3»7. 


Untersachaogsmethodeo,  InstrameDte  etc.  293 

baikeit  des  Apparates  wurde  u.  A.  durch  Aussaat  von  Oedemflüssig- 
keit  eines  nach  Impfung  mit  Gartenerde  verstorbenen  Meerschweinchens 
f^epröft,  wobei  sich  ausser  den  Bacillen  des  malignen  Oedems  noch 
2  obligate,  aber  nicht  pathogene  Anaäroben  gewinnen  Hessen,  von 
velchen  sich  die  eine  morphologisch  wie  kulturell  den  erstgenannten 
sehr  ähnlich  erwies. 

Bei  einer  anderen  Methode  der  Plattenkultur  zog  Verf.,  welcher 
QDter  Gaffky  arbeitete,  das  Buchner^sche  Verfahren  in  Anwen- 
dung. Eine  Glasschale  von  6  cm  Durchmesser ,  kam  mit  dem  ge- 
impften Nährboden  in  eine  grossere  Erystallisationsschale ,  deren 
Dedcel  nach  vorherigem  Einbringen  von  Pyrogalluss&ure  und  Kali- 
iioge  mit  Yaselin  gedichtet  wurde.  Die  durch  die  entstehende  Luft- 
verdflnnung  verursachte  Eintrocknung  des  Nährbodens  erwies  sich 
hier  als  Nachtheii. 

Endlich  gibt  B.  noch  eine  Methode  zur  Anfertigung  von  Stich- 
knltnren  in  Agar  und  fQr  nicht  verflüssigende  Bakterien  in  Gelatine 
ao.  Das  geimpfte  B5hrchen  wird  ohne  Wattepfropf  mit  der  Mün- 
duBg  nach  unten  in  ein  zur  Hälfte  mit  verdünntem  Glycerin  gefülltes 
Becherglas  gesetzt  und  mittelst  U-f&rmigen  Glasrohres  H  eingeleitet, 
nelches  nach  5  Min.  etwa  den  O  verdrängt  hat  Tetanusbacillen 
wachsen  u.  A.  darin  kräftig.  Heim  (Würzburg). 

lolSy  Max,    Experimentelle  Untersuchungen  über  den 
Nachweis    der    Typhusbacillen.    (Zeitschr.    für  Hygiene. 
Bd.  VIII.  S.  143.) 
Verf.  konnte,  unter  Loeffler^s  Leitung  arbeitend,  zunächst  die 
ILngaben  von  Chantemesse  und  W i d a  1 ,  denen  zufolge  Typhusba- 
cfllen  noch  in  0,25  ^/o  Karbol-Gelatine  zur  Entwickelung  kommen  sollen, 
nicht  bestätigen,   fand  vielmehr  als  zulässige  Grenze  des  Karbolzu- 
satzes zum  Nährboden  0,1  %.    Zur  Differenzirung  des  Typhusbacillus 
von  anderen  Bakterien  sei  das   genannte  Verfahren  nicht   zu  ver- 
lenden.    Etwas  besser,  jedoch  auch  nicht  zuverlässig,  erwies  sich 
ihm  das  Verfahren  nach  T  hol  not  (Zusatz  von  20  Tropfen,  bezw. 
0^^^,  reiner  Karbolsäure  zu  500  ccm  des  verdächtigen   Wassers). 
And)  der  Zusatz  von  Jodtrichlorid  (Riedel)  zum  Nährboden  Hess 
die  Typhusbakterien  nicht  von  andern   unterscheiden.    Dagegen  sei 
die  Anwendung  der  nach  Noeggerath^)  gefärbten  Bacillen,  zumal 
bei  schwach  saurer  Reaktion,  und  von  ebenso  gefärbter  Milch  als 
an  werthvoUes  difierentialdiagnostisches  Hülfsmittel  zwischen  Typhus- 
nod  diesen   ähnlich  wachsenden  Bacillen  anzusehen,  jedoch  müsse 
fttets  eine  unzweifelhafte  Reinkultur  echter  Typhusbacillen  zum  Ver- 
gleich herangezogen  werden.    Nun  fand  Holz,  dass  letztere  in  einer 
Kartoffelgelatine,    von  der  10  gr  2,4  bis  3,2  ccm  Zehntel- Normal- 
ftlkali  zur  Sättigung  gebrauchen,  in  ganz  charakteristischer,  sie  von 
ähnlich  wachsenden  Bacillen  unterscheidender  Weise  gedeihen.  Dieser 
Kihrboden  ist  gleichzeitig  der  Entwickelung  anderer  Bakterien  mehr 
oder  weniger  ungünstig,  und  es  gelang  dem  Verf.,  mittelst  desselben 
y^  zwei  bakterienreichen  Wässern  Typhusbacillen,  welche  ihnen  zu- 

1)  8.  dieses  Centralbl.  Bd.  III.  S.  481. 


294      SchaUimpfang,  kfinstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelangshemm u  ng  etc. 

gesetzt  waren,  noch   nach  14  und  18  Tagen  nacbzuweiseD«     Durch 
Zusatz  von  0,05  ^/o  Karbolsäure  gelang  es  weiterhin,    ohne  nennens- 
werthe  Schädigung  der  Typhusbacillen  störende  Ansied eluoKen    von 
Schimmelpilzen   und    verflüssigenden  Bakterienarten   soweit   zu   be- 
hindern, dass  das  Auffinden  der  ersteren   in  Erde-    and  Schmutz- 
proben  leichter  ermöglicht  wurde ;  waren  die  fraglichen  Bacillen  stark 
bakterienhaltigen  Wässern  zugesetzt,   so   gelang    ihr  Nachweis    am 
besten  durch  dreistQndige  Behandlung  derselben  mit  Karbo]  (0,25  Vo) 
und  folgende  Aussaat  auf  Eartofielgelatine.     Sie  wird    nach   Holz 
folgendermaassen  bereitet : 

Reinigen,  Schälen,  Abwaschen  der  Kartofifeln. 

Zerkleinerung  auf  einem  Eüchenreibeisen. 

Durchpressen  des  Saftes  und  Breies  durch  ein  Tuch. 

24  stündiges  Aufbewahren  des  Saftes  in  verschlossener  Flascha 
Filtriren. 

Vs  stündiges  Erhitzen  im  Dampftopf  und  abermaliges    Filtriren. 

Zusatz  von  10^1  q  Gelatine. 

Vi  stündiges  Erhitzen  im  Dampftopf. 

Filtriren;   Abfüllen    in  Reagensgläser;    diskontinuirliche  Sterili- 
sation. 

In  den  Verdünnungsplatten   von    solcher  Gelatine    wurden  die 
tiefer  liegenden,  anfänglich  stark  lichtbrechenden,  selten  kreisrunden 
Eolonieen  der  Typhusbacillen  nach  einigen  Tagen  etwas  mehr  gelb- 
lich-braun, später  braun-gelb,  grünlich  schimmernd,  von  ganz  gleich- 
massiger,  feiner  Zeichnung;  einigemale  zeigten  sie  auch  in  der  Mitte 
einen  dunkleren,  bräunlichen,  stets   unregelmässig  begrenzten  Fleck. 
Die  Oberflächenkolonieen  blieben  meistens  kleiner,  als  1  qnam,  wurden 
selten  bis  1,5  qmm  gross;  gegen  das  Licht  betrachtet  erschienen  sie 
leicht  irisirend ;  das  aufifallendste  Merkmal  an  ihnen  war  ihre  Durch- 
sichtigkeit.   Mikroskopisch  wiesen  sie  in  der  Mitte  leicht  gelbliche 
Färbung^  aber  niemals  eine  grössere  Erhöhung  auf. 

[Ref.  kann  die  Angaben  des  Verf.'s  sowohl  hinsichtlich  dieser 
Punkte,  als  auch  bezüglich  der  Nachprüfung  der  Chantemesse- 
WidaTschen  Versuche  aus  eigener  Anschauung  bestätigen.  Die 
Kartofifelgelatine  verwendet  Ref.  mit  Vorliebe  zur  Fortzüchtung  yoü 
Hefen-Reinkulturen,  welche  auf  ihr  besonders  üppig  gedeihen.] 

Heim  (Würzburg). 


Schutzimpfung,  künstliche  infeictionsicranicheiten ,  Entwicl(- 
iungshemmung  und  Vernichtung  der  Baicterien  etc. 

StrobeU,  C.  W.,  Prophylaxis  of  tuberculosis.  (Philadel- 
phia Med.  News.  No.  927.  1890.  p.  387.) 
Die  Verbreitung  der  Tuberculose  kann  durch  einige  einfache 
Mittel  wesentlich  beschränkt  werden.  Hierzu  gehört  vor  Allem  die 
Abtödtung  der  Bacillen  in  den  Sputis  der  Tuberculosen,  welche  am 
sichersten  erreicht  werden  soll,  wenn  man  die  Kranken  ihre  Sputa 
auf  entsprechende  Abschnitte  Zeitungspapiere  deponiren  und  letztere 


K«ae  Litteratar.  295 

m 

fflSUDineogefiEÜtet  sofort  und  direkt  ins  Feuer  oder  in  Sammelgefässe 
teilen  Iftffit  Der  Inhalt  dieser  letzteren  soll  jede  3.  Stunde  gleich* 
Idb  ferbrannt  werden.  Spucknäpfe  sind  —  wenigstens  für  den 
Sommer  —  nicht  anzurathen,  weil  das  Virus  durch  die  Stubenfliegen 
verscblq^pt  werden  kann.  Als  weitere  prophylaktische  Maassnahmen 
lerden  eine  periodische  Kontrolle  der  Milchwirthschaften  von  Seite 
der  Sanitätsbehörden  und  eine  ^ebenfalls  amtliche  Fleischschau  em- 
pfohlen. Kril  (Prag). 


Neue  Litteratur 

fOMBUDengastelK  ron 

Da.  Abthub  WüBZBUBOy 

WWtoOmkg  im  KaiaerUehm  (Nwindhaitwmto  in  BoUn. 


Beilehugeii  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Katar. 

Luft,   W€U$er,  Boden, 
,  ▼.,    JStade  exp^rimentale    sur  las  microbes  des  eaox.     S^     Paris  (BailU^re 


U  fils)  1891.  3  fr. 

IbsrbMh,  O.y  Ueber  das  Verhalten  der  Bakterien  im  Boden  Dorpats  in  der  Embach- 
nederang,  nebst  Beschreibnng  von  6  am  häufigsten  yorkommenden  Bakterienarten, 
gr.  8*.    71  p.  m.  8  Taf.    Dorpat  (lUrow)  1891.  8  M. 

Beztehuiigeii  der  Bakterien  und  Parasiten  znr  belebten  Katar. 

KreuiiheäserTeffende  Bakterien  und  Paratüen  bei  Menschen. 
A,    In/ektiöte  AUgemeinJarahUteiien, 

Exanthemaüsche  ErankheiteiL 

(Pocken  [Impfang],  Flecktyphus,  HUsern,  Böthelo,  Scharlach,  Friesel,  Windpocken.) 

laigidorir,  e.  ▼. ,  Das  Wesen  der  Pocken-Pustel.  18^.  16  p.  Wiesbaden  (H.  Sa- 
dowfiky)  1891.  0,30  M. 

WondinfektioitBkTaiikheiten. 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  pnrulentes  Oedem,  Pylmie,  SeptiUUnie, 

Tetanns,   Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  Wundflnlniss.) 

logtr,  e.  H.,  Inflnence  des  nerfs  sensitafs  sur  Hnfection  örysip^latense.     (Compt.  rend. 

de  U  soc  de  biel.  1890.  No.  34.  p.  646—648.) 
Tsillard  et  Yineent,   Sur  le  poison  t^taniqne.    (Compt  rend.  de  la  soc  de  biol.  1890. 

No.  88.  p.  684-686.) 

Infektions^eschwülste. 

(Lepra,  Tnbercnlose  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  Tenerischen 

Krankheiten].) 

Issr,  A.  ■•,  Die  Hygiene  der  Syphilis,  ihre  Prophylaxe  und  Behandlung  mit  besonderer 
Bofieküchtigung  der  Syphilis  und  Ehe.  gr.  8^  66  p.  Berlin  (Alfred  H.  Fried  &  Co.) 
1881.  8  M. 

layer,  1.,  De  la  tuberculose     8*.     Paris  (J.  B.  Bailli^re  et  fils)  1891.         8  fr.  50  c. 

IMpliäede  und  Croupe  Eeaehbosteii,  Qrippe,  Pneumonie,  epidemische  Geniekstarre, 

Mnmpi,  BAekfallsfleDer,  OsteomyeUtis. 

Barieht  &ber  die  Influensa-Bpidemie  in  Oesterreich  zu  Ende  1889  und  im  Beginne  des 
Jshres  1890,  yerf.  m.  Berficksicht.  der  ▼.  der  medicin.  Akademie  in  Paris  aufgestell- 
tm  Pragepnnkte.    (Sonderdr.)    gr.  8^    18  p.    Wien  (Alfred  Holder)  1891.       0,50  M. 

Snsh,  Statistischer  Beitrag  zum  Auftreten  der  Pneumonie  in  Pirmasens.  (Vereinsbl.  d. 
pfils.  Aerzte.  1890.  No.  10,  11.  p.  219-227,  239—247.) 


296  ^*^®  LStteratur. 

Grifllth,  A.  L.,  Diphtheria  in  Kensal  töwn.     (Laneet.  1890.  Vol.  IL   No.  22.  p.  11S9.) 
Talitler,  J.,   L'inflaeAza  de  1889—1890   en  Basiie.    Ay«c  8  carte»   et  3  diegrammea. 
4,^.     Paris  (Bailliire  ot  fils)  1891.  6  ft-- 

B.    hrfektiOu  LokaIhrankhsiUn. 

Athmimgsorgana 

Bdnety  B.,  Bdle  des  microbes  daos  le  d^yeloppement  et  r^limination  sponlan^e  de  troia 
gros  polypes  siu-glottiques.  (Annal.  d.  malad,  de  l*oreille,  da  larynx  etc.  1890.  No.  11. 
p.  767—772.) 

VerdaamigBorgane. 

Brovgliton,  L.  O.»  The  etiology  of  cholera  infantam  and  its  treatment  bj  zine  «od  so- 
diom  solpho-carbolate.     (Therapeut.  Gaz.  1890.  Not.  p.  741 — 744.) 

KasMd,  F.,  Akute  infektiöse  EntaUndungen  des  Pharynx  und  Larynx.  (Wiener  kUn. 
Wochensehr.  1890.  No.  47.  p.  912—914.) 

Hani-  nnd  Qesehlechtsorgane. 

01ia1ni4,  C,  Sur  an  antiseptiqae  gaseux;  son  action  sar  la  bact^rie  pyogine  de  l*in- 
fection  orinaire.  (Compt  rend.  de  l'Acad^mie  des  seiences  de  Paris.  T.  CXI.  1890. 
Ko.  20.  p.  748—750.) 

Tan  Baatvoord,  B.,  Spontaneous  (non-instromental)  aecess  of  baoteria  to  the  bladder. 
(Times  and  Register.  1890.  Vol.  U.  No.  20.  p  468—454.) 

Augen  und  Ohren. 

Braimiohweig,  P. ,  Zar  Kenntniss  der  infantilen  Xerosis  co^janctiTae.  (Fortsehr.  d. 
Medic.  1890.  No.  23.  p.  889—900.) 

Srankkeäserregende  Bakterien,  und  ParanUn  bei  Menschen  und  Thieren. 

Müsbrand. 

BlagOTestehenaky,  N.,   Sar  l'antagonisme  entre   les  baciUes  du  charbon  et  oeaz  da  pos 

blea.     (Annal.  de  llnstitat  Pasteur.  1890.  No.  11.  p.  689—715.) 
Lorens,    Zar  Frage   der  Gesetzgebung,    betreffend  die  Entsehftdignng  für  an  Milxbrand 

und  ähnliehen  Krankheiten  gefallene  Thiere.     (Zeitschr.  f.  d.  landwirthsehaAl.  Ver.  d. 

Grossheraogthums  Hessen.  1890.  No.  49.  p.  885.) 

Ifaul-  und  Elauenseuehe. 

Bettweiler,  C,    Bekämpfung   der  Maul-    und  Klauenseuche.     (Zeitschr.  f.  d.  landwirth- 
sehaftl.  Ver.  d.  Grosshersogthums  Hessen.  1890.  No.  49.  p.  885 — 887.) 

ToUwuth. 

Hdgyet,  A.,    Die   erste  Halbjahrs-Statistik   des   Pasteur-Instituts   in  Budapest.    (Orrosi 
hetilap.  1890.  No.  47.)     [Ungarisch.] 

Krankheitterregende  Bakterien  und  Faratüen  bei  Thieren, 

Säugeihiere. 
A.     h^ektiöte  AUgemeinirankheiten, 

Krankheiten  der  Einhufer. 
(Typhus,  Influensa,  Beschälkrankheit,  Septikämie,  Druse.) 

Babe,  0.,  Zur  Naturgeschichte  des  Streptococcus  der  Druse.  (Sonderdr.)  gr.  4*.  12  p. 
m.  1  Taf.     Berlin  (Th.  Chr.  Fr.  EnsHn  [Bichaird  Schoetsj)  1891.  2  M. 

WirbeBose  Thiere, 

Kunokel  d'Hereulaia,  J.,  Les  coHopt^res  parasites  des  acridiens.  Les  m^tamorphoses 
des  mylabres.  (Compt  rend.  de  TAcad^mie  des  seiences  de  Paris.  T.  CXI.  1890.  No.  19. 
p.  697—702.) 


Nene  Litteratur.  297 


Sektttilmpftugeii,  kflnstUehe  iBfekttonskmiklielten,  Entwloke- 
higshemmimg  und  Yemlchtnng  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berlekstehtlgang  der  Arbeiten  Aber  das  Eoeh^sche 

Hellrerfahren  gegen  Tnberenlose. 

AMttk,  A.  C,    Report   on  the  Koch  treatmeot  of  tabarcalosis  «t  Berlin.    (Med.  News. 

1891.  N©.  S.  p.   77— 7».) 
AdflOf  J.  W.y    Tabercolosis  in  children:   some   phenomena  attending  initial  iigections 

väh  Koch's  flqid.     (Boston  Med.  and  Sarg.  Joam.  1891.  No.  8.  p.  64—65.) 

,  Koeh's  flv«  original  cases.     (Med.  Record.  1891.  No.  8.  p.  77.) 

iiutaiii,    Praycsynek   do   lecsenia  groz'licj   metoda   Koeha.     (Medycyna.  1891.  No.  8. 

PL  86—41.) 

Jitet  et  KallndAro,  Sor  la  r^ction  prodnite  par  le  remöde  de  Koch  ches  les  Upreux. 
(8eniaine  M^d.    1891.  No.  3.  p.  19—80.) 

Bericht    ftber  100  nach  Koch   behandelte   chirurgische  F&lle.     (Dentsche 
Wocbensehr.  1891.  No.  5.  p.  197—800.) 
l,   Q.,    Appanti   elinico-anatomici   sagli   effetti   della  Hnfa   di  Koch  nei  tnbercolosi. 
(Gasa.  d.  oapit.    1891.  No.  8.  p.  69—60.) 
Biiaat   el  Joaimel,   Tnbercalose  plenro-pnlmonaire  apyr^tiqae;    ii\Jection   de   nn  milli- 
gramme  de  lymphe  de  Koch ;  marcho  rapide  (flövre  et  h^moptysies) ;  mort     (Semaine 
mU.  1S9L.  No.  4.  p.  81—98.) 
Bri^gVi  O.,    Ueber  die  Einwirkung   des  Koch'schen  Verfahrens  aaf  Schleimhautlapas . 
(Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  5.  p.  800 — 806.)    Bemerkungen  hieran  von 
A.  Neisser.   ebd.  p.  806 — 808. 
BichBflr,  H.,    Robert  Koch's  Heilverfahren    gegen   Tuberculose   und   die   sich   suolchst 
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Gaita,  R^ultats  des  iuoculations  de  la  lymphe  de  Koch,  faites  k  Middelkerke.     (Bullet. 

de  l'Aead.  r.  de  mM.  de  Belgique.  1890.  No.  18.  p.  761—774.) 
Osnaittt,  J.   et  Bor,  L.,   Production  exp^rimentale   de  tumeurs  blanches  chei  le  lapin 
par  inocnlatlon  intraveineuse  de  cultnre  att^nu^e   du  bacille  de  Koch.     (Compt.  rend. 
de  l'Acad4a&ie  des  sciences  de  Paris.  T.  CXI.  1890.  No.   19.  p.  688—689.) 
<%oef,  Obstirvations  au  su}et  des  inoculations  de  la  lymphe  de  Koch.   (Bullet,  de  TAcad. 
de  r.  de  m4d.  de  Belgique.  1890.  No.  18.  p.  776—779.) 

Dicouverte,  la,  de  Koch  devant  la  presse  m^dicale  fran^aise  et  ^trang^re.    (Jonm. 

mM.  de  Bordeaux.  1890/91.  No.  19.  p.   181—188.) 
BsItm,  VorUliifige  Mittheilung  Qber  eine  Impfung  von  Kühen  mit  Koch'scher  Lymphe. 

(Bcriin.  thierftrsü.  Wochenschr.  1891.  No.  4.  p.  88.) 
Denath,    Bericht  fiber  41    mit  Koch'scher  Lymphe   behandelte  Kranke.     (VereinsbL  d. 

pfila.  Aerste.  1891.  Jan.   p.  8  —  19.) 
Dtaeussion    über   den   Vortrag   des  Herrn    B.  F  r  ft  n  k  e  1 :   „Ueber   die  Anwendung  des 

Koch'schen  Mittels  bei  Tuberculosen*.    Ewald.    Israel.    (Berlin,  klin.  Wochenschr. . 

1891.  No.  4.  p.  107—114.) 
IKxon,   S.    G. ,   Koch*s    metbod   of  treating   tuberculosis.     (Med.    News.  1891.   No.    8. 

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y  Value  of  the  Koch  reagent   for  tuberculosis.     (Med.  and  Surg.  Reporter.  1891. 

No.  8.  p.  68—69.) 
,  Possibility  of  checking  the  tubercnlar  process  in  man  by  the  agency  of  a  meta- 

boUc  product  of  the  tubercle  bacillns.     (Med.  News.  1891.  No.  8.  p.  87.) 
?.  Bühring,  Zur  Koch'schen  Behandlungsmethode  der  Tuberculose.    (Therapeut.  Monatsh. 

Sonder-Heft    1891.  p.  78—77.) 
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in  Berlin.     (Med.  Becord.  1891.  No.  8.  p.  47—49.) 
Spttda,  A.,   lieber   die  Anwendung  Koch'scher  Iigektionen    im  Säuglings-   und    ersten 

Kindesalter.    (Prag,  medic.  Wochenschrift.  1891.  No.  1,  8.  p:  4—7,  18—18.) 
Snst,  H.  C,  Becords  for  cases  of  tuberculosis  treated  with  Koch's  parataloid.  ^(Boston 

Med.  and  Surg.  Joum.  1891.  No.  8.  p.  75.) 
▼•  Sünareh,  T.,  Bericht  Über  die  Anwendung  des  Koch'schen  Heilmittels  bei  Kranken. 

(Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  8,  4.  p.  108—106,  167—178.) 


n 


298  ^«n«  Litteratur. 

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1891.  No.  4.  p.  156—169.) 
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(Sonderdr.)  gr.  8^  19  p    Genf  (SUpelmohr).  1891.  0»60  M. 

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klin.  Wochenscbr.  1891.  No.  4.  p.  89—91.) 
Odiehel,  0.,  Beobachtangen  Aber  die  Behandlang  mit  dem  Koch*schen  M itteL     (Cfaimr- 

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Wochenscbr.  1891.  No.  8.  p.  41 — 43.) 
Onttmann,  P.,  Demonstration  eines  Präparates  von  Heilang  tnbercalöser  Darmgeaefawflre 

durch  das  Koch'sche  Mittel.     (Deatsche  medic.  Wochenscbr.  1891.  No.    5.  p.  209.) 

Hanfemaan,    D. ,    Pathologisch-anatomische    und    histologische    Erfahrungen    ttber    die 

Koch'sche  Ii\jektionsmethode.     (Therapeut.  Monatsh.  Sonder-Heft.  1891.  p.   77 — 80.) 
Hftppe,  T.    und  Scholl,  H.,    Ueber  die  Natur   der   Koch'schen  Lymphe.       (Berlin,  klln. 

Wochenscbr.  1891.  No.  4.  p.  88—89.) 
Jaeobi,  S.,   Histologische    Untersuchungen  Aber  die  Einwirkung   des  Koch*schen  Kittels 

auf  Lupus.     (Centralbl.   für  allg.  Pathol.    u.  pathol.  Anatomie.   Bd.   II.     1891.  No.  2. 

p.   49—64) 
y.  Jakich,  B.,  Weitere  Beobachtungen  fiber  die  Wirkungen   des  Koch'acfaen  Heilmittels 

gegen  Tuberculose.     (Prag,  medic.  Wochenscbr.  1891.  No.  1,  8    p.   1 — 4,   18 — 28.) 
Iriai,  A ,   Erfahrungen    fiber  die  Anwendung    des  Koch'schen  Heilsmi  ttels    bei  Langen- 

und  Kehlkopftuberculoüc.     (Orvosi  hetilap.  1891.  No.  8.^  [Ungarisch.] 
Xoeniger,    Erfahrungen     fiber     Tuberculosebehandlung    mit     dem    Koch'ttcben    Mittel. 

(Therapeut.  Monatsh.  Sonder-Heft.   1891.  p.  68—70) 
Koreajnaki  und  Adamkiewiei,   Einige  Bemerkungen  fiber    die  Art  und  Weise,   wie  ge- 
sunde  und    der  Lungentuberculose   verdfichtige  Individuen   auf  Koch'sche  Impfungen 

reagiren.     (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  4.  p.  91—93.) 
▼.  Xoroiyniki,  Ueber  temporäre  Veränderungen,  welche  unter  dem  Einflasse  der  Koch- 

schen  Vaccine  in  den  Lungen  nicht  tuberculöser  Individuen  entstehen  können.    (Wien. 

klin.  Wochenschr.  1891.  No.  6.  p    86—87.) 
Xnn,  E.,  Resoconto  dei  resultati  ottenuti   coUa  cura  Koch   a  Firenxe.     (Gaxz.  d.  ospit. 

1891.  No.  4.  p.  26—89.) 
,    Die  Koch'sche  Behandlung  der  Tuberculose   in    der  chirurgischen  Pelikiinik  so 

Florens.     (Deutsche  medicin.  Wochenschr.  1891.  No.  4.  p.  164 — 167.) 
La  m4thode  de  Koch.     (Journ    de  möd.  et  de  Chirurgie  pratiques.  1891.  Ko.  1.  p.  6 — 8.) 
Landoniy,  L.,  La  communication  de  Robert  Koch   sur  le  remide  contre  la  tuberculose. 

(Rev.  de  m^d.  1890.  No.  18.  p.  1086—1040.) 
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p.   48—45.) 
Lenharti,  H.,  Die  Behandlung  der  Addison'schen  Krankheit  mit  dem  Koch'schen  Mittel. 

(Therapeut.  Monatsh.  Sonder-Heft.  1891.  p.  66—67.) 
Lensmann,  B.,   Ueber   einen  Fall  ron  yollkommen   geheilter  Kehlkopftuberculose  naeb 

Behandlung   mit  Koch'schen  Injectionen     (Deutsche  med.  Wochenschr.  1891.  No.  4. 

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de  Mm.  J.  H^ricourt  et  Ch.  Riebet.     (Semaine  m^d.  1891-  No.  4.  p.  21.) 
Lewin,  O.,  Zar  Behandlung   der  Tuberculose  mit   dem   Koch'schen  Verfahren.     (Berlin. 

klin.  Wochenschr.  1891.  No.  4.  p.  95—97.) 
Liebman,  Y.,  Tuberkelbacillen  im  Blate  yon  Kranken,    die  mit  dem  Koch'schen  Mittel 

behandelt  wurden.     (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.  No»  4.  p.  97—98.) 
Löwy,  A.,  Die  Wirkung  der  Koch'schen  Flfissigkeit  auf  den  Stoffwechsel  des  Menschen. 

(Berlin,  klin    Wochenschrift.  1891.  No.  4.  p.  93— 9.'>.) 
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Mittheiinngen    fiber  das  Koch'sche  Heilverfahren   aus   dem   Kaiser   Frans  Josef-K/oder- 

spital   in    Prag.     U.    Bericht   der   chirurgischen  Abtheilung  von   K.  Bayer.    (Praff 

medicin.  Wochenschrift.  No.  4.  p.  43—48.) 


Nene  Litteratnr.  299 

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Individneii.     (Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  4.  p.  160—164.) 
fMm,  QvelqiMS  mots  snr  U  lymphe  de  Koeh.    (Gas.  hebdom.  d.  seiences  m4d.  1891. 

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Hc  Lymphe  de  Koeh  et  streptocoqne  de  l'^rysip^le.    [8oc.  des  seiences  m^d.  de  Lyon.] 

(Ljoe  B^d.  1891.  No.  3.  p.  89—91.) 
9nMt»  A.,    De  la  lymphe  de  Koch  dmns    les  polyad4nites  tabercalenses.     (Lyon  m^d. 

1881.  No.  8.  p.  75—81.) 
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Von  18.  November  1890.  —  Abgabe  des  Koeh'schen  Heihnittels  betr.     Vom  31.  De- 
Hmber  1890.     (Veraffentl.  d    kab.  Oesnndh. -Amtes.  1891    No.  6.  p.  80.) 
Oarinl  et  Bietseh,  Rapport   sar  la  m^thode  de  Koch  sar  le  traitement   de  la  tnberen- 

loae.    (Annai.  de  mid.  scientif.  et  prat  1891.  No.  8.  p.  9 — 10.) 
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des  Berliner  Professors  R.  Koch  lar  Heilang  tabercalSser  Kranlcer  In  Rassland.    Vom 

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Sakwesk,  &.,  Koeh's  Heilmethode  ein  Segen  der  Menschheit?  Nüchterne  Betrachtangen. 

gr-  3*  38  p.  Leipzig  (Edaard  Volkening)  1891.  0,60  M. 

tanda,  K.,    Ueber    das  Koch'sche  Heilverfahren    gegen  Tubercalose.     (Internat  klin. 

fiandachao.  1891.  No.  1—4    p.  1—6,  55—68,  97—108,  145—148.) 
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IWl.  No.  3.  p.  147—148.) 
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1891.  No.  1.  p.  1—86.) 
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p.  61— 68  ) 
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medicin.  Blfttter.  1891.  No.  6.  p.  65—66) 
nihiaige,  G.,    La   m^thode   de   Koch   au   point   de   vue   dermatologique.     (Annal.  de 

dermatol.  et  de  syphiligr.  1891.  No.  1.  p.  53—68.) 
Ikaner,  E.,    Bemerkungen  zur  Anwendung  der  Koeh'schen  Injectionsflftssigkeit   in  der 

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Vorliofige  Mittfaeilnng  Über  Anwendung   des  Koeh'schen  Mittels  bei  tuberculosem  Rind- 

^eh.    (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  5    p.  69^78.) 
Wtbtr,  Bericht  über  die  Impfungen  mit  Koch'scher  Lymphe  im  Jahre  1890.    (Deutsche 

medic.  Wochenschr.  1891.  No.  4.  p.  157  —  160.) 
HssAt,  B.  C,   Observations  on  the   nse  of  Koeh's    lymph  in  sizteen  children.    (Med. 
News.  1891.  No.  3.  p.  70—73.) 


300 


Inhalt. 


Inhalt« 


Origiiudmittlieilimgen. 

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aktes    bei   den  entoparasitischen  Trema- 

toden.     (Orig.))  p«  264.) 
Kati,  Oseu,    Zor   Kenntniss   der   Leacfat- 

bakterien.   (Orig.)    (ForUetz.),  p.  258. 
8mith,  Theobald,  Zur  Kenotniss  des  Hog- 

cbolerabacillos.    (Orig.),  p.  268. 

Befwrate. 

Aabart,  Relation  d'une  ^pid^mie  de  fifevre 
typhoide  qui  a  s^vi  sor  le  23^  r^giment 
d'infanterie  et  snr  la  popolation  de  la 
ville  de  Bourg,  en  d^cembre  et  en  jan- 
▼ier  1888—1889,  p.  280. 

Baker,  Henry,  Malaria  and  the  causation 
of  intermittent  fever,  p.  288. 

Banti,  Sopra  alcane  localiasasioDi  extra- 
pulmonari  del  diplococco  lanceolato  cap- 
snlato,  p.  275. 

Bignami,  Bieerche  suir  aoatomia  patolo- 
gica  delle  perniciose,  p.  281. 

Cadiot,  Gilbert  et  Boger,  Taberculose  da 
chien,  p.  274. 

Caaiedebat,  Le  bacille  d'Eberth-Gaffky  et 
le»  bacilles  pseado>typhiques  dans  les 
eaux  de  riTiöre,  p.  281. 

Bemme,  B.,  Ueber  das  Vorkommen  eines 
rothen  Sprosspilzes  in  der  Milch  and  im 
Kfise  und  das  Auftreten  von  Darmkatarrh 
bei  Kindern  frühesten  Alters  durch  den 
Genass  derartig  infisirter  roher  oder  un- 
▼oUstftndig  gekochter  Milch,  p.  270. 

Dabreoilh  et  Aaeh4,  De  la  taberealose  on- 
tande  primitive  par  inocalation  directe, 
p.  273. 

Eppinger,  H.,  Ueber  eine  pathogene  Gla- 
dothriz  und  eine  durch  sie  hervorgeru- 
fene Pseudotnberculosis  (cladothrichica), 
p.  274. 

0raneher  et  Ledrovx-Lebard,  La  tubercu- 
lose  zoogltique,  p.  273. 

Haegler,  C,  Zar  pyogenen  Eigenschaft  von 
Pneumococcus  Fraenkel  •  Weichselbaum, 
p.  275. 

HunmerieUag ,  Albert,  Bakteriologisch- 
chemische Untersuchungen  über  Tuber- 
kelbacillen,  p.  272. 

Hioka,  Edward  H.,  Leprosy  in  the  republic 
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Koplik,  Henry,  The  etiology  of  Empyema 
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Kramer,  E.,  Bakteriologische  Untersueliiai 
gen  über  das  „Umschlagen**  des  Wi 
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Ledanteo,  Ori^pne  tellurique  du  poison    d«s 

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des,  p.  286. 
Lewin,  A.,  Zur  Pathologie  der  akuten  baJc- 

teriellen  Entzündungen,  p.  268. 
Montioelli,  Fr.  Lay.,  Elenco  degli  elminti 

Studiati  a  Wimereuz  nella  primavera   4iel 

1889,  p.  287. 

,  Note  elmintologiche,  p.  288. 

,    Di    una  forma  teratologica   di  Bo-> 

thriocephalus  microcephalus,  p.  290. 
Pintner,  Th.,  Nene  Beitrüge  zur  Kenntniss 

des  Bandwurmkdrpers,  p.  286. 

Behftts,   Ueber   die  Protosoen-  und  Cooei- 

dienartigen  Mikroorganismen   in   SLrebs- 

Zellen,  p.  285. 
Boniino,  P.,  Notizie  di  trematodi  della  col- 

lezione  del  museo  di  Pisa,  p.  290. 
,  Un  nuovo  Distoma  del  sotto-genera 

Polyorchis  Stoss.,  p.  291. 
,  Un  nuovo  Heterakis  del  Gallns  do- 

mesticus,  p.  291. 

Tangl,  Fr.,  Ueber  die  Aetiologie  des  Cha* 

lazion,  p.  275. 
Titoif,  BL,  Die  diagnostische  Bedeutung  der 

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Vinoent,  Präsence  du  badlle  typhiqne  dans 

Teau  de  Seine  pendant  le  mois  de  jnillet 

1890,  p.  279. 

ITnterenchnngametlioden,  Inatmmente  ete. 

Blfteher,  Haaa,  Eine  Methode  zur  Platten- 

kultur  anaSrober  Bakterien,  p.  292. 
Hell,  Max,  Experimentelle  Untersaehnngeo 

über   den  Nachweis  der  Typbusbadllen, 

p.  298. 
Nikiforoff,  lOelLael,    Ein  Beitrag   zu  den 

Kulturmethoden  der  AnaSroben,    p.  291. 

Sohntiimpfiing ,  kttnitUehe  Infektiona- 

krankheiten,  Entwieklnngahemmong 

nnd  Yemiohtiing  der  Bakterien 

nnd  Paraaiten. 

Strobell,   C.  W.,    Prophylaxis  of  tubercu- 
losis,  p.  294. 

Nene  Utteratar,  p.  295. 


FroouDannsche  Bttchdmckersi  (Hermann  Pohlo)  In  Jena. 


Dieser  Nummer  liegt  ein  Prospekt  des  graphischen  Instituts  von 
Julias  Ellnkhardt  in  Leipzig  über  Vervielfältigung  wissenschaft- 
licher Abbildungen  bei. 


teriologie   und  Parasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

eek.  M.  M  Dr.  Lenckart  ui  Profisur  Dr.  LoellBr 

1B  L«lpKlf  te  OfBiftrwaM 

heramgeg^eben  Ton 

Dr.  O.  UM  vorm  ixt  CaiSseL 


•♦♦- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


IX.Buid. 


Jeius  den  7.  März  1891. 


N0.9. 


TnA»  flr  dn  Uai,  (M  VuuMni)  14 
JfihrUeh  «rsefadnen  Bwei  Bind«. 
-^    2a   bcsiehen   durch   aU«  Bnohliandlang«Q   und  Postanstalten. 


Die  Redaktion  des  „CentruiblaUs  für  Bakteriologie  und  Pänuiten- 
huM'  ritktet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
MMMfta  um,  Id^erung  van  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf- 
•ttae  en^wedor  auf  das  Manuskript  sekreiben  zu  woUen  oder 
ürOd  an  den  Verlegerf  Herrn  Gusta/v  Fiseher  in  Jena,  gelangen 
«K  lassen.  LHe  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage ,  später 
dmgskende   Wünsche  berücksichügen  ms  können. 


Original -Mittheilungen.' 


^«l)er  einen  Befund  von  TyphusbaciUen  im  Brunnen- 
wasser, nebst  Bemerkungen  über  die  Sedimentirmethode 
der  Untersuchung  auf  pathogene  Bakterien  in 

rlüssigkeiten. 


Von 


Geh.-Rath  Prof.  Dr.  Finkelnburg 


Bonn. 


Id  dem  Dorfe  N.  des  Kreises  Ahrweiler,  Reg.-Bezirk  Koblenz, 
^sEfainkte,  nachdem  mehrere  gleichartige  Erkrankongsfiüle  in  einer 
benachbarten  Hftasergruppe  vorhergegangen,  der  Schüler  eines  Knaben- 


TrpbasbßcUhn  im  brannenwassir. 

.     .  .  „   und  die  von  der  OrtsbehOrde  vorge- 

iDStitats  an  Vaterleihstyphff^  ^.^^  bedenkliche  unmittelbare  N&he 
oommeDe  Ortabeaichtigim  ^[gjri^tßgrube  im  Hofe  der  Anstalt  Die 
^.  ^SSS^^i*^^"*  Widern  unterzeichneten  eine  vorschriftsmässig 
JÄt^Ä^'fh^^^^  Pampbrunnen  entnommene  Wasaer- 

S  wclcÄf^uS  M^h  der  üblichen  Methode  mittelst  Mischung 
von  iß  1  ccm  des  Vf$aset&  mit  Nährgelatine  und  Anlegung  gradmrt 
verdienter  Plattenkaltaren  untersucht  wurde,  ohne  dass  es  bei  wieder- 
holten Versuchen  gelang,  in  einer  der  Kulturen  den  Eberth'schen 
Bacillus  nachzuweisen.    Schon  im  Begriffe,  über  das  negative  Ergeb- 
niss  gutachtlich  zu  berichten,  legte  Referent  versuchshalber  noch  eine 
weitere  Reihe  von  Plattenkulturen  an,  zu  welchen   der  Nieder- 
schlag des  Probewassers  mittels  des  von  ihm  seit  Jahren  zu 
mikroskopischen  Wasseruntersuchungen  koustruirten  Sedimentirappa- 
rates  (beschrieben  im  Corresp.-Blatt  des  niederrhein.  Vereins  f.  öff. 
Qes.-Pflege,  Bd.  IL  S.  30)  unter  vorg&ngiger  Sterilisirung  durch  ab- 
soluten Alkohol    benutzt  wurde.      In    den    so  angelegten  Kulturen 
erschienen  neben  anderen,  bei  der  vorherigen  Untersuchung  nicht  zur 
Eatwickelung  gelangten  Kolonieenformen  auch  die  für  den  Ebert be- 
geben Bacillus  chanikteristiachen  Rasenkolonieen ,  deren  weitere  Ver- 
impfung,  F&rbung  und  mikroskopische  Beobachtung  dann  alleEigen- 
scnaften    des   Typhuspilzes   als   unzweifelhaft   vor* 
banden  erwiesen. 

Referent,  welcher  in  den  letzten  Jahren  etwa  15  typhusverdftch- 
tige  Brunnenwässer  nach  der  bisher  üblichen  Methode  mit  stets  nega- 
tivem Ergebniss  untersucht  hat  und  bei  der  ersten  Anwendung  der 
Niederschlagsmethode  zu  dem  vorstehenden  Ergebniss  gelangte,  hftlt 
die  Annahme  f&r  berechtigt,  dass  bei  regelmässiger  Anwendung  der 
letzteren  man  weit  häufiger  zum  Befunde  pathogener  Spaltpilze  in 
Brunnenwässern  gelangen  werde,  als  es  bis  jetzt  der  Fall  ist.  Es 
bedarf  kaum  des  Hinweises  darauf,  wie  viel  wahrscheinlicher  das 
Antreffen  vorhandener  Keime  in  dem  mechanisch  erzielten  Nieder- 
schlag der  suspendirten  Wasserbestandtheile  sein  muss,  als  in  den 
kleinen,  zu  Kulturen  verwerthbaren  Mengen  des  Wassers  selbst.  Na- 
mentlich wird  dies  bei  Untersuchung  versandter  Wasserprobeu 
Geltung  verdienen.  Die  Methode  der  Niederschlagsuntersuchung  ver- 
dient daher  im  Vereine  mit  den  bisher  ablieben  Verfahren  eine  all- 
gemeine EinfQhrung  bei  sanitätspolizeilichen  Untersuchungen  von 
Flüssigkeiten  überhaupt  auf  pathogene  Mikroorganismen. 

Bonn,  17.  Februar  1891. 


1  * 

rtfl  Cott,  Dm  Vorkommen  der  BadUeD  des  Oedems  in  der  llo»cbastinktiir.  303 


IfgtersQchangen  über  das  Vorkommen  der  Bacillen  des 
malignen  Oedems  in  der  Moschustinktar. 

[Aus  dem  hygienischen  Institut  zu  Berlin.] 

Von 

Dr.  J.  van  Cott  Jr., 

AssiaieiiteD  «m  Hoagland  Laborator.  in  Brooklyn. 

Bebuintlich  sind  in  der  Litteratur  schon  mehrere  ITälle  mitge- 
tiidt,  in  denen  nach  subkutaner  Injelction  von  Moschustink- 
tir  der  Tod  der  betrefienden  Patienten  in  Folge  von  malignem 
Oedem  eingetreten  ist.  Im  Hinblick  auf  diese  Thatsache  glaubte 
kk  deshalb,  einmal  den  Versuch  machen  zu  sollen,  ob  die  Bacillen  des 
■liignen  Oedems  unmittelbar  im  Moschus  nachzuweisen  wären. 

Auf  Rath  des  Herrn  Professor  G.  F  ra  e  n  k  e  1 ,  unter  dessen  Leitung 
kk  diese  Arbeit  ausgeführt  habe,  yerschafiKe  ich  mir  zunächst  eine  An- 
nhl  von  unverarbeiteten  Moschusbeuteln,  deren  Oberfläche  noch 
etwa  zar  Hälfte  mit  dem  Fell  des  Thieres  bekleidet  und  also  mit 
dichten  Haaren  bedeckt  war,  die  schon  von  vornherein  wohl  ge- 
e^t  scbieneD,  Schmutz  etc.  festzuhalten.  Diese  Beutel  wurden  nun 
suiichst  unter  Beobachtung  der  üblichen  Vorsichtsmaassregeln  zer- 
ad&utten  und  die  Stücke  mit  sterilisirtem  Wasser  aufgeschwemmt 
Kach  24stQndigem  Stehen  bei  Zimmertemperatur  hatte  sich  eine 
«Sbrnutziggratte  Flüssigkeit  gebildet,  von  welcher  dann  je  2  ccm  einer 
AnuM  von  Meerschweinchen  theilsindas  Unterhautzellgewebe, 
ttieils  in  die  Bauchhöhle  injizirt  wurden.  Von  drei  auf  diese  Weise 
prftparirten  und  untersuchten  Moschusbeuteln  fanden  sich  bei  zweien 
die  Oedembacillen  in  den  Infusionen :  die  infizirten  Meerschweinchen 
f^Jk  an  typischem  Oedem  zu  Grunde  und  aus  der  Milz  Hessen 
sich  die  anaSröhen  Bakterien  ohne  Mühe  kultiviren. 

Kuf  den  aus  den  Infusionen  hergestellten  Gelatineplatten  ent- 
wiekelten  sich  natürlich  zahlreiche  verschiedenartige  Mikroorganismen, 
«iter  denen  jedoch  nur  ein  einziger  —  ein  kleines,  lebhaft  beweg- 
liches Stäbchen  —  auch  bei  höherer  Temperatur  zu  gedeihen  ver- 
nichte, sich  im  Thierversuch  jedoch  als  nicht  pathogen  erwies. 

Impfungen  von  Meerschweinchen  mit  je  2  ccm  reiner  Mo- 
schus t  in  ktur,  die  in  einer  grossen  Anzahl  einzelner  Proben  aus 
nTscUcdenen  Apotheken  bezogen  wurde,  blieben  erfolglos.  Trotz- 
dem wird  man  deshalb  die  Möglichkeit,  dass  die  Oedembacillen 
n&p.  ihre  Sporen  in  der  Moschustinktur  vorkommen  können ,  nicht 
kestreiten  dürfen,  und  zwar  namentlich  deshalb  nicht,  weil  die  Moschus- 
ti&ktor  aus  den  Beuteln  ohne  Einwirkung  der  Hitze  gewonnen  wird 
Qod  zu  ihrer  Herstellung  nur  verhältnissmässig  geringe  Mengen  ver- 
düBQten  Alkohols  verwendet  werden. 


»• 


ä04  kentki, 


1 


Die  isomeren  Milchsäuren  als  Erkennongsmittel 

einzelner  Spaltpilzarten. 

Von 

■•  Neneki 

in 

Bern. 

Id  den  Wiener  Akademieberichten  (Monatshefte  für  Chemie.  Bd^ 
Jahrgang  1889)  habe  ich  gemeinschaftlich  mit  N,  S  i  e  b  e  r  die 
obachtung  veröffentlicht,  dass  in  den  Geschwülsten   der    mit  Bauscl 
brand  infizirten  Meerschweinchen  wir  ausser  den  Rausch brandbadi/t 
auch  einen    fakultativ  anaeroben   Micrococcus    fanden ,   welch« 
Traubenzucker   vergährt,    wobei   aber  als  Hauptprodukt   nicht  du 
inaktive,   sondern  die,    das  polarisirte  Liebt  nach  rechts  drehend« 
mit  der  aus  Fleisch  erhaltenen,  identische  Milchsäure  entsteht;  wt 
halb    wir    diesen    Micrococcus:    Micrococcus     acidi     para-j 
lactici    benannten.     Seither  sind    wir   wiederholt   Spaltpilzen  be-j 
gegnet,  die  aus  Kohlehydraten  die  optisch  aktive  MilchsAare  bilden. 
Von  Dr.  Sieb  er  wurde  unter  den  Gährungsprodukten    der  Glukose, 
durch  einen  von  Dr.  Freudenreich  im  Käse  gefu/idenen  Baciiios, 
aktive  Milchsäure  erhalten  (Annales  de  Micrographie.  1889.  p.  1),  und 
gelegentlich    unserer  Untersuchung   „über  die  chemischen  Vorgänge 
im  menschlichen  Dünndarm^,  wobei  auch  die  im  Ileum  vorkommen- 
den Mikroben  berücksichtigt  wurden,  fanden  wir,   dass  unter  sechst 
Zucker  vergährenden  Spaltpilzarten  drei   die  optisch    aktive  S&are 
bilden. 

Vor  Kurzem   hat   Dr.  F.  Schardinger  (Wiener  Akademie- 
berichte, Sitzung  vom  4.  Dezember  1890)  in  einem  sanitär  beanstan- 
deten Wasser  ein  Kurzstäbchen  gefunden,  das  Rohrzucker  und  Dex- 
trose unter  Bildung  von  Milchsäure  vergährt.     Die  erhaltene  Milch- 
säure hat  alle  chemischen  Eigenschaften  der  Para-  oder  Fleiscbmilch- 
säure,  und  ihre  Salze  haben  auch  dieselbe  Zusammensetzung,  d.  h. 
das  Zinksalz  (GsH503)aZn  krystallisirt  mit  2  Mol.  H,0,  das  Cal- 
ciumsalz  mit  4^  Mol.  H^O.    Optisch  dagegen  zeigen  die  Säure  und 
ihre  Salze  einen   gegensätzlichen  Unterschied    zur    bekannten  Para- 
milchsäure;  während  nämlich  letztere  die  Polarisationsebene  recbts 
als  Anhydrid  und  in  ihren  Salzen  aber  links  dreht,  dreht  umgekehrt 
die    von    Schar  dinge  r    erhaltene  Säure   im   freien  Zustande  io 
wässeriger  Lösung  links  als  Anhydrid  und  in  den  Salzen  aber  rechts. 
Er  erkannte  daher  in   seiner  Säure  die   bisher  unbekannte  optisch 
linksdrehende  Säure  und  nennt  sie  Linksmilchsäure.    Schar- 
dinger hat  ferner  festgestellt,  dass  durch  Mischung  von  molekularen 
Mengen  des  neuen  milchsauren  Zinks  mit  paramilchsaurem  Zink  ein 
Zinklaktat  erhalten  wird,  welches  inaktiv  ist,  mit  3  Mol.  H9O  krystal- 
lisirt, und  daher  mit  dem  bis  daher  als  „gährungsmilchsaures  Zink^ 
bezeichneten  Salze  identisch  ist.    Es  sind  dies  also  Verhältnisse,  wie 
wir  sie  bei  der  Weinsäure  und  anderen  organisdien  Verbindiiii^ 


Die  ifSttcren  MfloiisSQren  als  Erkennungsinfttel  eloMlnw  SpAltplIiaritil.       806 

faBBen  ond  die  durch   das  asymmetrische  Kohlenstoffatom  in  der 
Aetkjlideomilchsäure  bedingt  sind. 

Da  die  meisten  fakultativen,  sowie  obligaten  Anaäroben,  welche 
toUehydrate  vergähren,  daraus  in  wechselnden  Mengen  Milchsäure 
üUfli,  so  erwächst  bei  bakteriologisch -chemischen  Untersuchungen 
ie  Nothwendigkeit,  nicht  allein  zu  konstatiren,  dass  eine  bestimmte 
^pilzspezies  Zacker  in  Milchsäure  umwandelt,  sondern  auch  genau 
»Bgebeo,  ob  die  entstandene  Säure  die  optisch  inaktive  oder  die 
leckts-  resp.  Linksmilchsäure  ist.  Anlässlich  der  oben  citirten  Arbeit 
WirtEai  wir  aus  dem  menschlichen  DQnndarminhalt  ein  Kurzstäbchen, 
[äs  in  seinem  ganzen  Verhalten  die  grösste  Aehnlichkeit  mit  dem 
Btcter i um  coli  commune  hatte.  Die  in  unserem  Laboratorium 
mDr.  Bischler  genau  ausgeführte  Untersuchung  der  Gährungs- 
irodnkte  ans  Zucker  durch  die  beiden  Mikroben  belehrte  uns  aber, 
tes  sie  nicht  identisch  sind.  Das  Bacterium  coli  commune 
kUet  aus  Glukose  die  Rechtsmiichsäure,  das  aus  dem  Ileum  isolirte 
BieteriniD,  das  wir  Bacterium  Bischleri  nennen,  die  optisch 
Mktife  Milchsäure.  Einzig  und  allein  durch  diesen  Befund  wurde 
&  Verschiedenheit  der  beiden  Spaltpilze  bewiesen;  denn  dass  ein 
nd  derselbe  Mikrobe  stets  die  gleiche  Milchsäure  bildet,  das  haben 
lir  bei  dem  Micro coccus  acidi  paralactici  in  mehr  als  ein 
Dotzeod  Gährversuchen  gesehen.  Selbst  als  wir  in  einem  Falle  Glu- 
kose durch  ein  Gemenge  von  Rauschbrandbacillen ,  die  daraus  die 
ioikäre  HUchsäare  bilden  und  den  Micrococcus  der  Paramilch- 
sanre  vergäbren  Hessen,  erhielten  wir  nach  vollendeter  Gährung  ein 
Gemisch,  aus  der  optisch  inaktiven  und  der  Rechtsmilchsäure  be- 
stehend. 

Um  die  Zersetzungsprodukte  der  Kohlehydrate  durch  Bakterien 
xa  ermitteln,  hat  sich  nach  Versuchen  in  meinem  Laboratorium  fol- 
PBdes  Verfahren  als  das  zweckmässigste  erwiesen  : 

In  einem  Liter  Rinderbouillon  oder  1  prozent  Lösung  von  Pep- 
ton Ghapoteau  werden  50—80  g  des  zu  untersuchenden  Kohlehy- 
tates,  Glycerins  oder  mehratomigen  Alkohols  gelöst  —  für  gewöhn- 
lich werden  die  ersten  Versuche  mit  dem  käuflichen»  krystallisirten, 
^ogenumten  amerikanischen  Traubenzucker  gemacht  —  sodann  auf 
je  ein  Liter  der  Lösung  20— 30  g  schwach  geglühter,  kohlensaurer 
Kalk  g^eben  und  die  Flüssigkeit  durch  Erhitzen  im  Autoklaven 
v&hreDd  20  Minuten  auf  115^  sterilisirt,  nach  dem  Erkalten  geimpft 
BBd  der  Kolben  entweder  mit  Wattepfropf  bei  Bruttemperatur  stehen 
selasseD,  oder,  falls  der  Versuch  anaärobiotisch  ausgeführt  werden 
<oili  mit  sterilisirtem ,  doppelt  durchbohrtem  und  mit  Zu-  und  Ab- 
lälimgSTohr  versehenem  Kautschukkork  verschlossen.  Die  Luft 
^m  durch  Kohlensäure  oder  Stickstoff  ausgetrieben  und  der 
Kolben  bei  Bruttemperatur  gelassen.  Nach  etwa  zwei  Wochen  bei 
liOflzotritt,  und  —  da  die  anaSrobiotischen  Gährungen,  wenn  auch 
ufangs  manchmal  stürmisch,  später  doch  langsamer  verlaufen  — 
^  ODi^efähr  doppelt  so  langer  Zeit  bei  Luftausschluss,  wird  der 
Kolbeoinhalt  zunächst  auf  die  Reinheit  der  Kultur  mikroskopisch 
QoteriQcht,  in  einer  Probe  der  Flüssigkeit  der  Gehalt  an  unzer- 
setztem  Zucker  titrimetrisch    bestimmt,   hierauf    die    Lösung    vom 


306    N«neki,  Di«  isomeren  MUchsäuren  als  Erkenniugsmittol  eini.  8paltpil>arte&. 

Bodensatz  abgegossen  and  mit  Oxalsfturelösnng  im  Deberschusse 
gefällt.  Der  Bodensatz  besteht  manchmal  nicht  allein  aus  Kalk- 
karbonat, sondern  enthält  auch  bernsteinsaaren  Kalk.  Er  wird  daher 
in  wenig  Salzsäure  gelöst  und  die  Bernsteinsäure  durch  Alkoholäther 
(2  Theile  Aether,  1  Th.  Alkohol)  daraus  extrahirt. 

Nachdem  der  gelöste  Kalk  durch  Oxalsäure  voUkommeu  ausge- 
fällt worden,  wird  die  vom  Kalkoxalat  filtrirte  Lösung  destillirt,  wobei 
sowohl  flflchtige  Fettsäuren,  als  wie  Alkohole,  in  das  Destillat  Ober- 
gehen. Das  Destillat  wird  bis  zur  schwach  alkalischen  Reaktion  mit 
Soda  versetzt  und  destillirt  Die  flüchtigen  Fettsäuren  bleiben  als 
Natronsalze  zurück  und  nur  die  Alkohole  gehen  mit  den  Wasser- 
dämpfen über.  Die  verflüchtigten  Alkohole  werden  durch  wiederholte 
Destillation  konzentrirt,  schliesslich  mit  gebrannter  Pottasche  ausge- 
salzen, über  Aetzkalk  getrocknet  und  rektifizirt. 

Der  von  flüchtigen  Fettsäuren  und  Alkoholen  befreite  Retorten- 
rückstand  wird  auf  dem  Wasserbade  bis  zur  syrupigen  Konsistenz 
eingedampft  und  mit  Aether  extrahirt  In  den  Aether  geht  über- 
schüssig zugesetzte  Oxalsäure,  die  Milchsäure  und  die  etwa  vorhan- 
dene Bernsteinsäure  über.  Nach  Abdestilliren  des  Aethers  hinterbleibt 
ein  syrupiger  Rückstand,  der  durch  Kochen  mit  wenig  Wasser  unter 
Zusatz  von  Thierkohle  entfärbt  und  sofort  polaristrobometrisch  unter- 
sucht werden  kann.  Durch  Kochen  mit  Zinkhydroxyd  bleibt  von  den 
3  Säuren  die  Oxalsäure  als  im  Wasser  unlösliches  Zinkoxalat  zurück 
und  aus  dem  heissen  Filtrate  kann  das  schwerlösliche,  bemsteinsaore 
Zink  von  dem  viel  leichter  löslichen  Zinklaktat  dadurch  getrennt 
werden,  dass  das  Filtrat  auf  dem  Wasserbade  zur  Trockne  verdunstet 
und  der  Rückstand  aus  wenig  heissem  Wasser  umkrystallisirt  wird, 
wobei  das  bernsteinsaure  Zink  ungelöst  zurückbleibt  Ist  keine  Bern- 
steinsäure vorhanden,  so  hat  man  im  Filtrate  vom  Zinkoxalat  nur 
das  milchsaure  Zink,  das  dann  durch  ümkrystallisiren  aus  Wasser 
event.  unter  Zusatz  von  Thierkohle  leicht  analytisch  rein  erhalten 
wird.  War  der  saure  Aetherauszug  optisch  sJctiv,  so  ist  auch  ein 
Zinklaktat  mit  12,9  ^/o  Krystallwasser  zu  erwarten.  Die  völlige 
Gewissheit  über  die  Natur  der  Milchsäure  gibt  die  polaristrobometriscbe 
Untersuchung  des  Zinksalzes.  Da  die  Drehung  der  kalkgesättigten 
Lösung  des  Salzes  nur  eine  schwache  ist  —  in  einer  2  dem  langen 
Schicht  etwa  '/^  eines  Grades  —  so  ist  auf  möglichst  farblose  Lösung 
des  Salzes  zu  achten.  Wie  ich  schon  oben  erwähnte,  bilden  die  rein- 
gezüchteten  Mikroben  stets  die  gleiche  Milchsäure ;  dagegen  habe  ich 
die  Beobachtung  gemacht,  dass  einzelne  Spaltpilze,  wie  z.  B.  der  Mi- 
crococcus  acidi  paralactici,  längere  Zeit  auf  den  festen  Nähr- 
böden, wie  Gelatine  oder  Agar  kultivirt,  allmählich  ihre  Gährtüchtigkeit 
verlieren,  d.  h.  sie  zersetzen  mit  der  Zeit  ceteris  paribns  viel  geringere 
Mengen  des  Zuckers.  Es  verhält  sich  also  mit  der  Gährtüchtigkeit 
ähnlich,  wie  mit  der  Abnahme  der  Virulenz  verschiedener  pathogener 
Spaltpilze. 

Bern,  5.  Februar  1891. 


fiinith,  Zar  Kenntniss  des  Hofreholerabaeillas.  307 


Zur  Ecnntniss  des  Hogcholerabacillus. 

(Aus  dem  bakteriologischen  Laboratorium  des  Bureau  of  Animal 

Industry,  Washington  ü.  S.  A.). 

Vou 

Dr.  Theobald  Smith, 

Vorstand. 
(FortoeiBang.) 

8.    Die  LebensflUiigkeit  der  BacUleii. 

Um  die  Lebensdauer  angetrockneter  Bacillen  zu  bestimmen, 
varde  folgende  Methode  aogewandt: 

Knlturmaterial  von  verschiedenen  Substraten  wurde  in  ganz 
Aimer  Schicht  auf  Deckgläser  ausgebreitet,  die  auf  einer  Glasplatte 
kgen  und  mit  einem  Trichter  zugedeckt  waren.  Die  Oeffnung  des 
Xnchters  war  mit  einem  Wattepfropf  versehen.  Die  Deckgläser, 
Trichter  a.  s.  w.  waren  selbstverständlich  vorher  im  Trockenschrank 
aterilisirt.  Von  Zeit  zu  Zeit  wurden  diese  Deckgläser  in  Pepton- 
bouiUon  1)  gelegt,  um  eine  etwaige  Vermehrung  der  Bakterien  wahr- 
oehmen  zu  können. 

Angetrocknete  Milzpulpa  gab  noch  Reinkulturen  nach  21  resp. 
49  Tagen.  Gretrocknete  Bacillen  aus  Agarkulturen  waren  auf  einigen 
Deckgläsern  schon  nach  17  Tagen  getödtet,  auf  anderen  noch  nach 
4  Monaten  lebensfähig.  Im  Bouillontropfen  getrocknet,  waren  die  Ba- 
cillen in  einem  Falle  schon  nach  9  Tagen  todt.  (Das  Austrocknen 
der  Kultur  an  Fäden  und  nachheriges  Legen  auf  Gelatine  wurde  zu- 
erst angewandt,  doch  später  aufgegeben.)  Die  grossen  Schwankungen 
in  der  Lebensdauer  der  getrockneten  Bacillen  sind  wohl  auf  die  ver- 
sdiiedene  Dicke  der  Schicht  zurückzuführen,  da  die  Agarkulturen  am 
Ungsten  Widerstand  leisteten.  Getrocknete  Bacillenmassen  aus 
. A^urkulturen  mit  sterilem  Wasser  öfters  befeuchtet,  waren  schon 
Bach  3  resp.  5  Wochen  abgestorben. 

Dm  die  Lebensfähigkeit  der  Bacillen  in  der  oberflächlichen  Erd- 
schicht zu  bestimmen,  wurde  folgender  Versuch  ausgeführt: 

Crartenerde  wurde  unter  Dampfdruck  bei  110^  C  sterilisirt,  mit 
Booillonkultnr  getränkt  und  in  einen  Blumentopf  gefüllt.  Dieser 
worde  in  die  Erde  eines  Gartens  versenkt,  bis  seine  Oberfläche  der- 
jenigen der  umgebenden  Erde  gleich  war.  Von  Zeit  zu  Zeit  wurde 
entweder  von  der  Oberfläche,  oder  von  den  tieferen  Schichten  durch 
das  Loch  im  Boden  des  Topfes  mit  einem  Korkbohrer  Erde  entnom- 
men und  eine  Suspension  derselben  in  Bouillon  Kaninchen  subkutan 
verimpft  Frische  Töpfe  wurden  yon  Zeit  zu  Zeit  hergestellt,  so  dass 
die  Untersuchung  ungefähr  ein  Jahr  dauerte. 

1)  Die  Kolturgllser  oder  Kölbehen,  die  bei  diesen  Versuchen  gebraucht  wurden 
uid  die  sum  Erfolg  der  Angegebenen  Metiioden  wesentlich  beitragen,  sind  luerst  von  Dr. 
Stlmon  konstruirt  und  in  HÜppe's  Bakterienforschung,  3.  Auflage,  8.  119  etwas 
modifizirt  abgebildet.    Die  leiste  Auflage  dieses  Werkes  ist  mir  nicht  aur  Hand. 


806  Smitli, 

Die  Bacillen  blieben  in  einigen  F&Ilen  zwischen  2  and  3  Monaten, 
in  den  meisten  zwischen  1  und  2  Monaten  infektionsfähig.  Das  Aus- 
trocknen der  obersten  Schicht  schien  den  Bacillen  gefährlicher,  als 
Frost.  Bedeutende  Unterschiede  zwischen  Sommer  und  Winter  konnten 
nicht  konstatirt  werden. 

Mit  sterilem  Flusswasser  wurden  folgende  Versuche  gemacht: 
10  ccm,  mit  einer  Oese  Bouillonkultur  geimpft,  enthielt  gleich  nach- 
her 26000  Keime  im  ccm,  5  Tage  später  2,6  Millionen,  2  Monate 
später  225  Keime.  Nach  4  Monaten  waren  alle  Bacillen  verschwunden. 
Nach  einem  zweiten  Versuche,  in  welchem  das  Wasser  von  einer 
Agarkultur  geimpft  und  kein  Nährmaterial  dabei  übertragen  wurde, 
blieben  die  Bacillen  nur  2  Tage  am  Leben.  Der  erste  Versuch  wurde 
im  Herbste  und  Winter,  der  zweite  im  Hochsommer  gemacht. 

In  konzentrirtem  Salzwasser  waren  sämmtliche  Bacillen  schon  nach 
4  Wochen  getödtet. 

8.  Temlelitang  der  BaclHen  ausserhalb  des  TUerkOrpers. 

In  Bouillonkulturen,  enthaltend   10  ccm  Flüssigkeit  werden   im 
Wasserbade  bei  100^  G  die  Bacillen  augenblicklich  getödtet. 
Bei  70^  G  sind  geimpfte  Bouillon kulturen  steril  nach  4  Minuten, 
„   bS^  0    „     sie  steril  nach  15  Minuten, 

„    04     O     „        „         „  „       OU  „ 

„   49^  G    „      „    noch  lebensfähig  nach  2  Stunden. 
Bei  den  vier  letzteren  Temperaturen  ist  die  Erhitzungszeit  der  Bouillon 
mit  eingerechnet    Diese  beträgt  ungefähr  5  Minuten  bei  58^  C. 

Bei  der  Prüfung  bakterientödtender  Mittel  gebrauchte  ich  fol- 
gende Methode: 

Einer  gewissen  Verdünnung  des  zu  prüfenden  Mittels  in  einer 
sterilen  Glasschale  unter  einer  Glocke  wurden  einige  Tropfen  Bouillon- 
kultur zugesetzt  Nach  bestimmten  Zeiträumen  wurden  mit  einer 
Oese  dieser  Flüssigkeit  Kulturgläser,  enthaltend  10  ccm  PeptonbouUlon, 
geimpft  und  in  den  Brutschrank  gestellt.i  Die  entwickelungshemmende 
Eigenschaft  des  übertragenen  Desinficiens  wurde  öfters  in  denjenigen. 
Gläsern,  welche  klar  blieben,  geprüft  Diese  Methode  kann  ich  fttr 
sporenfreie  Bakterien  als  durchaus  zuverlässig  empfehlen.  Die  Ge- 
fahren der  Verunreinigung  der  Bouillon  sind  durch  den  Gebrauch 
der  beschriebenen  Kulturgläser  fast  gänzlich  ausgeschlossen.  Für 
sporenbildende  Bakterien  wäre  es  nicht  unmöglich,  dass  die  übertragene 
Flüssigkeit,  indem  sie  die  Sporen  tödtet,  in  seltenen  Fällen  sich  als  ent- 
wickelungshemmend  erweisen  würde.  Rechnet  man  die  Kapazität  der  Oese 
auf  höchstens  ^1^^  ccm,  so  ist  die  Verdünnung  der  desinfizirenden  Flüssig- 
keit in  lOccm Bouillon  schon  ^/gooi  f^^  1 V^  mille Sublimatetwa  ^/soooo- 
Durch  diese  Methode  wird  die  Anwesenheit  auch  nur  eines  ein- 
zigen überlebenden  vermehrungsfähigen  Bacillus  angezeigt  Das  über- 
tragene Desinficiens  ist  nicht  an  einigen  Punkten  angehäuft,  wie  bei 
festen  Kulturmedien,  sondern  gleichmässig  vertheilt  Es  darf  aber 
auch  nicht  vergessen  werden,  dass  die  erhaltenen  Zahlen  uns  nur  die 
maximale  Leistungsfähigkeit  der  Desinfektionsflüssigkeit  bei  fast  totaler 
Abwesenheit    organischer   Substanzen   anzeigt.     Auf  diesen    Punkt 


^tmr  KenntBlss  des  HogehoUnbMllliit. 


30d 


ich  spftter  znrttck.  um  die  LeistQDgsfthigkeit  dieser  Methode 
m  a«a^  sei  folgender  Versuch  mitgetheilt : 

5  COD  einer  1  ^Mgen  Lösung  Sublimat  wird  mit  einigen  Tropfen 
«er  BoaiUonknltar  versetzt    Nach  2,  4,  6,  8  und  10-Minuten  wird 
fiKbe  Bouillon  mit  einer  Oese  dieser  Flüssigkeit  geimpft   Alle  Gläser 
IfeAen  klar.  Einige  naehtrftglich  geimpfte  trQbten  sich  in  24  Stunden. 
OoBO  wird  eine  0,05<M9ige  Lösung  geprüft   Alle  Gl&ser  bleiben  klar. 
Bk  0,01  und  eine  OfXXfihlge  Lösung  geben  das  gleiche  Resultat    Bei 
Mfimg  einer  0,OQ2o/»igen  Lösung  bleiben  die  2,  4,  8  und  10-Minuten- 
['tilBer  klar,  das    6  -  Minuten  -  Glas  trübt  sich.    Bei  Prüfung  einer 
.C||0Ol%igen  Lösung  wurden  Ol&ser  nach  5,  10,  15,  20,  25  und  30 
Hinten  geimpft    Die  5  und  10-Hinuten-Gläser  waren  am  folgenden 
T«ge  getrübt    Am  zweiten  Tage  waren  auch  die  15,  20  und  25-Mi- 
ntes-GI&ser  getrübt    Nur  das  30- Minuten -Glas  blieb  klar.    Alle 
uderea  enthielten  Reinkulturen  des  Hogcholerabacillus.    Somit  haben 
lir  durch  eine  1 :  100000  Lösung  Sublimat  die  Vernichtung  der  Ba- 
cüleo  in  30  Minuten  erzielt.    Folgende  Resultate  wurden  durch  die- 
selbe Methode  erhalten: 

BgJ.  in  2  Theilen  EJ  gelöst,  vemichtet  die  Bacillen  in  Lö- 
SBugen  ¥00  1:200000  in  2  Minuten,  in  Lösungen  von  1:1000000 
iA  \0  Minuten. 

Jodwasser  wirkt  desinfizirend  in  15    Minuten. 

CqSO^   1:200  „  „  „5 

9,         1:1000         „       •     ,f  «20 

H,SO^  1:2000         „  „  „  10 

Karbolsäure  1:100    „  „  „    5—10 

ZnCl,   1:10  „  „  „  15 

Die  bohe  Vernichtungskraft  des  übermangansauren  Kalis  bei  Abwesen- 

kdt  organischer  Substanz  war  besonders  auffiillend.  Bei  diesem  Yer- 

lEQfihe  wurden  der  Reihe  nach  5,  2^/^,  1,  V«,  V«,  Vio  und  Vgo^/oise 

LSnngen    geprüft;   alle  Glftser   blieben  klar.     Zuletzt  wurde  eine 

LOaoog  yon  U^&OOO  geprüft;   die  2,  4,  6  und  10-Minuten-Glftser 

trttleD  sich. 

Den  störenden  Einfluss,  den  grosse  Quantitäten  organischer  Sub- 
ilmea  auf  die  bakterienvernichtende  Eigenschaften  ausüben,  konnte 
idi  Bur  genauer  beim  Kalk  prüfen,  da  Kalk  als  Desinficiens  bei  in- 
Vk^ß^sn  Thierkrankheiten  besonders  leicht  zur  Anwendung  kom- 
neo  kann.  Ich  gebrauchte  hierbei  die  Methode  von  Liborius'), 
iidein  ich  GtelatineroUkulturen  statt  Bouillon  impfte.  Ich  tend 
dabei  z.  R,  dass  Bacillen  schon  nach  3  Stunden  in  0,019  ^/o  Kalk- 
naser  abgestorben  waren ,  während  0,08^/o  dazu  nöthig  war,  wenn 
%  der  Desinfektionsflüssigkeit  aus  Bouillon  bestand.  Wenn  nach 
Liborins  das  Gerinnsel  in  der  Bouillon  verbleibt  und  dazu  noch 
^tt  Eiweiss  kommt,  so  steigt  der  nöthige  Kalkgehalt  auf  0,32^/o.  Bei 
diesen  Untersuchungen  machte  ich  die  Beobachtung,  welche  schon  von 
anderen  erwfthnt  ist,  dass  die  entwickelungshemmende  Kraft  des 
Kalkes  mit  der  bakterientödtenden  erlischt  Ist  z.  B.  in  einem  Kolben 
fiooiUoa  mit  Gerinnsel  Kalk  genug  zugesetzt,  um  alle  Bakterien  mit 


n 


»I 


1}  Ztitselirift  f.  Hjgien«.  IL  S.  15. 


310  Smith,  Zar  KenntnUB  des  HogcholerabaciÜas. 

Diederzureissen,  so  dass  die  Flüssigkeit  oben  klar  wird^  und  es  d< 
Anschein  hat,  als  ob  sie  sterilisirt  sei,  so  trübt  sie  sich  wieder  in  de 
folgenden  Tagen,  wenn  nicht  alle  Bakterien  vernichtet  worden  sin« 
Zu  den  Untersuchungen  mit  Karbolschwefelsäare  g^ebraucfate  jc 
dieselbe  Yersuchsanordnung.  Zu  150  ccm  Bouilloo,  enthaltend  6c 
rinnsei  und  etwas  Eiweiss,  wurden  verschiedene  Quantitäten  zugesetssi 
^li  Volumprozent  sterilisirte  in  einer  Stunde.  Als  ich  den  Einflna 
der  Schwefelsäure  gesondert  prüfte,  fand  ich,  dass  0,26  Volamprozeo] 
fast  dieselbe  Desinfektionskraft  besass.  Ein  zweiter  Versuch,  Ober  dl 
Jahr  später  ausgeführt,  zeigte,  dass  0,48  Gewichtsprozent  Schwefelsäure 
ungefähr  dieselbe  Vernichtungskraft  besassen  als  Karbolschwefeisäure^ 
enthaltend  0,28  Schwefelsäureprozent.  Diese  Versuche  waren  ausge- 
führt, ehe  die  Arbeit  Frank  eis*)  erschien.  Die  Flüssigkeit  war 
daher  nicht  kalt  zubereitet.  Immerhin  glaube  ich  aber,  dass  d& 
Werth  der  Karbolschwefelsäure  zum  grossen  Theil  auf  der  Anwesen- 
heit der  Schwefelsäure  beruht. 

üeber  eine  Spielart  des  Hogeholerabaeillns. 

Alle  Fragen  über  die  Veränderlichkeit  patbogener  Bakterien, 
denen  bisher  einige  Aufmerksamkeit  geschenkt  worden  ist,  kann  man 
folgendermassen  eintheilen : 

1.  Die  künstliche  Veränderung  der  biologischen  Eigenschaften 
irgend  einer  Art  durch  Hitze,  koipprimjrten  Sauerstoff,  Passage  darcb 
eine  Reihe  empfänglicher  Thiere  (Pasteur,  Chauveau  u.  A.  m.) 

2.  Das  Auftreten  von  echten  Spielarten  in  der  Natur. 

8.  Die  Beziehungen  von  Bakterien  zu  einander,  die  keine  kon- 
stanten Unterschiede  zeigen,  aber  Krankheiten  bei  verschiedenen  Thier- 
arten  hervorrufen  (Wildseuche,  Schweineseuche  [Swine  plague],  Hflhner- 
cholera,  Kaninchenseptikämie). 

Ueber  das  Auftreten  von  Spielarten   bei  pathogenen   Bakterieo 
oder,  anders  ausgedrückt,  über  das  Auftreten  von   grösseren  oder 
geringeren  Schwankungen  der  biologischen  Eigenschaften  einer  ge- 
wissen Art  liegen  jetzt  schon  viele  Beobachtungen  vor.    Nach  B rie- 
ger und  Fränkel,  Loeffler  und  E.  Klein  sollen   Diphtherie- 
bacillen  in  ihrer  Virulenz  sowohl  wie  in  ihrer  Wachstbumsenergie 
variiren.    Ich  selbst  habe  bedeutende  Schwankungen  in  der  Virulenz 
der  Schweineseuchebakterien   gesehen.     Bei  Kulturen   von  JSotzba- 
cillen  *)  habe  ich  von  Fall  zu  FaJl  Schwankungen  in  der  Stärke  des 
Pigments  und  der  Wachstbumsenergie  beobachtet.    Auch  Saprophjteo 
zeigen  diese  Eigenschaft  des  Variirens  in   noch  grösserem  Maasse. 
Dieses  ist  ganz  besonders  bemerkbar,  wenn  man  sich  z.  B.  dem  Stu- 
dium der  Darmbakterien  irgend  eines  Thieres  zuwendet. 

Schon  im  Jahre  1886  beschrieb  ich  Hogcholerabacillen  ^),  die 
sich  von  den  zuerst  beschriebenen  durch  ihre  Fähigkeit  auszeiebneteD, 
auf  Bouillonkulturen  eine  Membran  zu  bilden.    Dieser  Unterschied 


1)  Die  desinfisirenden  Eigenschaften  der  Kresole.  (Zeitschr.  f.  Hygiene.  VI.  S.  521'} 
Joornal  Comparatiye  Medicine.  1890.  S.  168. 
American  Ifonthlj  Hier.  Journal.  1886. 


^aiaE,   Zur  Renntiiiss  der  Leachtbakterieti.  31  i 

km  Torfibergehender,  soDdern  erhielt  sich  nach  Passirung  vieler 
lliHSodisthiere.  Das  Häutcheo  erschien,  sobald  die  Bouillon  getrübt 
bW,  während  auf  Kulturen  der  echten  Bacillen  eine  schwache  An- 
llHrtuiff  einer  Membran  erst  nach  ein  oder  zwei  Wochen  sich  zeigte. 
|ji  ifinnge  des  Jahres  1889  kam  ich  in  die  Lage,  eine  Hogcholera- 
lyiaMtie  zu  untersuchen,  deren  Ursache  ein   Bacillus   war,  der  als 

aasgesprochene  Spielart  des  Hogcholerabacillus  angesehen  werden 
Diese  Krankheit  unter  den  Schweinen  unterschied  sich  von  den 
Mker  ontersuchten  Ausbrüchen  nur  durch  einen  etwas  langsameren  Ver- 
Inf  (die  Thiere  starben  ungefähr  vier  Wochen,  nachdem  sie  mit  den 
tonken  in  dieselbe  Stallung  gebracht  wurden)  und  durch  eine,  in 
ta  mästen  Fällen  gefundene  diphtheritische  Entzündung  des  Magens. 
(Bai  der  echten  Hogcholera  ist  eine  hämorrhagische  Entzündung  der 
Sdileimhaut  vorhanden.)  Auch  waren  Hämorrhagieen  in  den  ver- 
duedeoen  Oi^anen  nicht  zu  sehen.  Um  den  Vergleich  der  Ba- 
dUen  IQ  erleichtern,  werde  ich  den  erstbeschriebenen  a,  den  zweiten 
ß  DeBDeo. 

In  der  Form  sind  die  beiden  Bacillen  einander  gleich,  doch  ist  ß 
m  Sukturen  etwas  grösser.    Beide  sind  lebhaft  beweglich. 

Auf  Gelatine  bildet  ß  Kolonieen,  die  2— 3  mal  grösser  sind,  als 
tigniigeQ  von  a.  Die  tiefen  Kolonieen  sind  kreisrund,  mit  scharfem 
fiaode,  bräunlich  bei  durchfallendem  Lichte.  Sie  können  bis  2  mm 
gross  werden,  wenn  sie  weit  von  einander  abstehen.  Die  oberfläch- 
Mea  Kolonieen  sind  weisslich,  glänzend,  etwas  erhaben  im  Centrum 
(konvex)  und  erreichen  einen  Durchmesser  von  2 — 4  mm.  Die  Ko- 
loAieeo  von  a  bleiben ,  wie  gesagt,  sehr  klein.  Pepton bouillon  wird 
dweh  ß  viel  stärker  getrübt,  als  durch  a.  Andere  biologische  Unter- 
sdikdt  konnte  ich  nicht  konstatiren. 

(SohluM   folgt.) 


Zar  Eenntniss  der  Leuchtbakterien. 

Von 

Dr.  Oscar  Eatz 

in 

Sydney. 

(Fortsetsnng.) 

Auf  der  andern  Seite  scheint  ein  längerer  Aufenthalt  bei  einer 
Temperatur  von  +33—36®  G  auf  die  Keime  der  sechs  Arten  tödtlich 
oder  mindestens  stark  abschwächend  zu  wirken ,  wie  aus  folgendem, 
a&eriings  wiederholungsbedürftigem  Versuche  hervorgeht,  gegen 
desseD  Resultat  der  Einwand  erhoben  werden  kann,  dass  die  dem 
V«mch  unterworfenen  Individuen  vielleicht  von  vornherein  etwas  ab- 
geschwächt waren.  Schräg  erstarrter  Nähragar  in  Probirröhrchen 
^e  mit  (entwickelungsfähigen)  Keimen  aus  lOtägigen  Kulturen  in 
lOprozent  Nährgelatine  geimpft  (25.  März  1888)  und  in  einen  Brut- 
gestellt,   dessen  Innentemperatur  in  den   beiden  ersten  Tagen 


3iä  fe»i«, 

zwischen  34—36^  C  schwankte,  am  dritten  Tage  aber  bis  auf  33®  C  her- 
unterging. Nach  Ablauf  dieser  drei  Tage  war  das  Aussehen  der  Röhr- 
chen   noch    unverändert;    dieselben    wurden    nun    in   Zimmertem- 
peratur gebracht,  doch  blieben  sie  sämmtlicb  steril.  —  Das  Tempera- 
turoptimum für  das  Wachsthum  (und  Leuchten,  s.  u.)  bei  den  diffe- 
renten  Arten  stellte  sich  etwa,  wie  folgt,  heraus:    Für  B.  cyaneo- 
phosph.  liegt  dasselbe  nahe  oder  etwas  oberhalb  der  natürlichen 
Verflüssigungstemperatur  für  die  gewöhnliche  Nährgelatine,   iodem 
einerseits  Platten-  oder  Stichkulturen  in  solchem  Nährboden  sich  am 
lebhaftesten  bei  ca.  26^  C  entwickelten,  andererseits  das  Wachsthum 
auf  schräg  erstarrtem,  mit  Material  von  einer  4tägigen  Oelatinekultur  ge- 
impftem Nähragar,  nach  etwa  2|tägigem  Verweilen   bei  32— 34®C, 
ein  ganz  spärliches  war,    verglichen  mit  Nähragar-Kontrollröhrcben 
bei  26^  C.     Bei  + 13—15''  C  war  das   Wachsthum   durchaus  nicht 
aufgehoben,  sondern  nur  verzögert;  so  zeigte   beispielsweise  eine 
solcher  Temperatur  ausgesetzte  Stichkultur  in  2,7%  Kochsalzgelatine 
in  einem  12  mm  weiten  Böhrchen  nach  ca.  12  Tagen  oben  eine  6  mm 
hohe  Schicht  verflüssigter  trüber  Gelatine,  im  Uebrigen  ein  ähnliches 
Verhalten,  wie  jüngere,  bei  höheren  Temperaturen  erzielte  Stichkal- 
turen.  —  B.  smar.-phosph.  wuchs  am   besten  bei  -f  20— 24^*0. 
Eine  Temperatur  von  +32—34^0    wirkte    entwickelungshemmend, 
wie  ein  mit  frischem  typischem  Material  geimpftes  und  bei  jener  Tem- 
peratur während  etwa  2|  Tagen  aufgestelltes  Nähragarröhrchen  bewies; 
entwickelungshemmend,  jedoch  in  geringerem  Grade,  als  +  32—34®  C, 
zeigte  sich  auch  eine  Temperatur  von  + 13 — 15®  C.  —  Das  Optimum 
für  B.  argent-phosph.  I  lag  zwischen   14  und   ungefähr  23^C, 
Bei  +13—15^0  war  das  Wachsthum,   zumal  in  Kulturen  der  An- 
fangsgenerationen, nur  wenig  langsamer,  als  bei  -|-20®C.    In  einem 
Röhrchen  mit  Nähragar,  welches  mit  lebenskräftigen  Individuen  von 
einer  frischen  Gelatinekultur  geimpft  war,  trat,  bei  +  32—34  ®  C,  eine 
deutliche  Vermehrung  nicht  ein,   auch   nicht   nach  2f  Tagen.    FQr 
B.  arg.-phosph.  II  und  III  war  das  Optimum  ungefähr  dasselbe, 
wie  für  B.  smar.-phosph.     Bei  +32—34^0  erfolgte  auf  Nähr- 
agar deutliches  Wachsthum,  wiewohl  hinter  dem  auf  gleichem  Nähr- 
boden bei  23—260  G  beträchtlich  zurückbleibend.     Eine  Temperatur 
von  +13 — 15^0  hemmte  ebenfalls  die  Entwickelung ,  und  zwar  et- 
was mehr  bei  III,  als  bei  IL  —  FürB.  arg.-phosph.  liquef.  end- 
lich ergab  sich  das  Temperaturoptimum,  wie  es  schien,   ein  wenig 
niedriger,  als  für  B.  c  y  a  n  e  o-  p  h  o  s  p  h. ;  es  bewegte  sich  um  25^  C. 
Auf  schräg  erstarrtem »    mit   4tägiger    typischer  Gelatinekultur  ge- 
impftem Nähragar  war  nach  2|tägigem  Verweilen  bei   +  32—34^,0 
eine  Vermehrung  noch  nicht  erfolgt.  Eine  Temperatur  von  + 13 — 15*  C 
wirkte  entwickelungshemmend;  eine  Stichkultur  in  2,7 7o  Kochsalz- 
gelatine —  die  Kultur  war  von  einer  allerdings  frischen,  jedoch  aty- 
pischen Stammkultur  angelegt  ;^  s.  o.  —  zeigte  nach  etwa  12  Tagen 
(Juni — ^Juli  1889)    bei  jener  Temperatur   an    der  Oberfläche  einen 
dünneui  weisalich-grauen ,  ca.  7  mm  weiten  Belag,  aber  nur   wenig 
von  Verflüssigung. 

Ein  auf  die  Wirkung  des  Eintrocknens  abgezielt^  Versuch 
^^JwB.  cyaneo-ph.y  smar.-ph.  und  arg.-pb.  Iw«r dieser:  Steri- 


Zur  Keontnlss  te  L«aohtb«kteri«B.  813 

SodeoflUleD  mit  Material  von  typischen,  4tftgigeii  Nährboaillon- 

bdadeo,  wurden  auf  6  Stunden  bei  Zimmertemperatur  im 

über  ChlorcalciuTO  belassen  und  sodann   in    weiten  Ab- 

Ton  einander  auf  eine  mit  flüssiger  Nährgelatine  bedeckte 

gelegt.   Diese  wurde  nach  dem  Erstarren  der  Gelatine  in 

feuchten   Kammer  bei  günstiger  Temperatur  aufgestellt.     Es 

Dicht    zur    Entwickelung :    B.  smar.-ph.    und    arg.-ph.  I, 

d  cyan.-pb.  die  Gelatine  (unter  intensivem  Leuchten)  rasch 

fierllössigen  begann. 

Sterilisirtes  deatillirtesWasser  vernichtete,  einem  Versuche 
,  die  Leochtbakterien  in  yerhältnissmässig  kurzer  Zeit.  Von 
I,  kräftigen  Fischkulturen  ~  mit  Ausnahme  von  B.  arg.-ph.  I, 
Kulturen  damals  gerade  nicht  besonders  zum  Experimentiren 
et  waren  —  wurde  eine  Probe  in  einer  bestimmten  Menge 
ffisirten  destillirten  Wassers  in  Probirrdhrchen  gleichmässig  ver- 
ood  letztere  14  Stunden  bei  Zimmertemperatur  über  Nacht 
gelassen.  Zur  Kontrolle  dienten  Röhrchen  mit  steriler  0,6  ^Iq 
JbehsalzUieong ,  in  welcher,  wie  oben,  Fischkultur  vertheilt  war. 
iKh  der  angc^benen  Zeit  wurde  eine  kleine  Menge  der  vorher 
ludigeschüttelten  Emulsionen  auf  erstarrte  Nährgelatine  auf  Glas- 
dOteD  ausgebreitet  und  diese  in  feuchter  Kammer  bei  günstiger 
mpentur  hingestellt  Die  Gelatine  mit  den  Proben  der  Bakterien 
ans  dem  destillirten  Wasser  blieb  durchaus  steril,  wlUirend  diejenigen 
IRS  der  schwachen  Kochsalzlösung  in  jedem  Falle  sich  in  gewohnter 
Heise  eotwickelten. 

Geber  die  Ijebensdauer  der  Individuen  der  verschiedenen  Arten 
m  Kdtttren  finden  sich  einige  Bemerkungen  im  Zusammenhang  mit 
kr  Beschreibung  der  Erscheinung  des  Leuchtens. 

Bas  Leaehten. 

lo  Uebereinstimmnng  mit  dem ,  was  für  die  soweit  bekannten 
ForoeD  von  Leuchtbakterien  ermittelt  wurde,  sind  die  Bedingungen 
fir  m  Zustandekommen  des  Leucbtens  zweierlei,  vornämlich  die  An- 
leaeeheit  erstens  von  gewissen  Salzen,  vornehmlich  Kochsalz,  in  einem 
BODSi  geeigneten  Medium,  und  zweitens  von  freiem  Sauerstoff.  Die 
Anwesenheit  von  Salzen,  wie  Chlomatrium,  Dinatriumphosphat  u.  a. 
1^  ^  den  Grad  der  Kulturfähigkeit  der  Leuchtbakterien  —  welche 
Ms  jetzt  bloss  im  Meerwasser,  direkt  oder  indirekt,  gefunden  sind  — 
tt  ond  fftr  sich  von  hoher  Bedeutung ;  beispielsweise  wachsen  sie  in 
^eirohnlichem  neatralisirten  oder  schwach  alkalischem  Fleischinfus 
Diekt;  ein  Zusatz  von  0,5  ^/o  Kochsalz  genügte  noch  nicht  für  alle 
'tDe;  nach  Zusatz  grösserer  Dosen  trat  Vermehrung  ein.  Der 
Koktioo  des  Nährbodens  kommt  unmittelbar  weder  in  Bezug  auf 
^idifttham  nodi  auf  Funktion  der  Bakterien  eine  solche  allgemeine 
Bedeotang  zu,  was  z.  B.  daraus  ersichtlich  ist,  dass  bei  Anwendung 
M^datinirten  Nähisnbstanzen  eine  leicht  alkalische  Reaktion  der- 
selben dem  Wachsthnm  und  dem  Leuchten  am  förderlichsten  war, 
vlhieDd  andererseits  die  schwach  sauer  reagirende  Oberfläche  ge- 
lter Seewasserfische  z,  B.  als  ein  Mittel  zur  Kultur  der  Orga- 


314  Äatt, 

nismen  weder  in  Bezug  auf  Gedeihen  noch  auf  Wirkung  derselben 
das  Mindeste  zu  wünschen  übrig  lässt.  Als  das  idealste,  weil  na- 
türlichste, Substrat  zur  Erzielung  der  Phosphorescenz,  wenn  auch 
nicht  der  Vermehrung  der  Phosphorescenzmikroben,  besteht,  wie  zu- 
erst Fischer  für  seinen  Bacillus  phosphorescens  (Photo- 
bacterium  indicum  Beyer.)  mit  Hülfe  von  Reinkulturen  nach- 
wies, das  Meerwasser  mit  der  ihm  eigenen  Kombination  von  Salzen. 
Es  ist  erstaunlich,  zu  sehen,  welch  geringe  Menge  von  gut  leuchten- 
den Kulturen  —  ich  experimentirte  besonders  mit  B.  cyaneo-ph., 
8  m  a  r.  -  p  h.  und  a  r  g.  -  p  h.  II  —  genügen,  um  eine  verhältnissm&ssig  ko- 
lossale Menge  Seewassers  in  den  Zustand  eines  prächtigen  Leuchtens 
zu  versetzen.  Seitdem  mittelst  Reinkulturen  eines  aus  dem  Meere 
stammenden  bakteriellen  Mikroorganismus  die  Nachahmung  eines 
Meerleuchtens  gelang,  lässt  sich  an  dem  ursächlichen  Zusammenhang 
der  verschiedenen  Arten  von  Leuchtbakterien  mit  gewissen  Arten 
jenes  Phänomens  nicht  mehr  zweifeln. 

Was  das  zweite  Postulat  für  ein  Zustandekommen  des  Leuchtens, 
nämlich  den  freien  Zutritt  von  Sauerstoff  anbetrifft,  so  genügt  es,  denke 
ich,  zu  erwähnen,  dass  die  im  Laufe  der  Zeit  hinsichtlich  dieses  Punktes 
angestellten  Beobachtungen,  sei  es  bei  Kulturversuchen  in  festen  oder 
flüssigen  Nährmedien,  sei  es  nach  der  Uebertragung  von  leuchtenden 
Kulturen  im  Meerwasser,  hinreichend  überzeugend  waren.  Allerdings 
konnte  es  fast  so  scheinen,  als  ob  im  Falle  der  nicht-verflüssigenden 
Arten  und  des  in  den  späteren  Generationen  oberflächlich  verflüssi- 
genden B.  smar.-ph.,  diese  Abhängigkeit  vom  freien  Sauerstoff  etwas 
hinfällig  würde,  indem  Stichkultaren,  ausser  an  der  freien  Oberfläche, 
manchmal  auch  nach  abwärts  leuchteten,  doch  konnte  diese  Erschei- 
nung —  wenn  sie  sich  zeigte,  so  war  es  in  nicht  mehr  ganz  jungen 
Kulturen  —  wohl  auf  Rechnung  einer,  wenn  auch  ohne  Weiteres 
nicht  oder  kaum  erkennbaren  Kommunikation  der  leuchtenden  Partieen 
mit  der  atmosphärischen  Luft  gesetzt  werden.  Ein  ähnlicher  Grund 
musste  auch  vorliegen,  wenn  in  einer  Gelatine-Mischkultur  von  B. 
smar.-phosph.  nach  18-tägigem  Verweilen  bei  +  16—20^  C  die 
Kolonieen  bis  zu  8  mm  Entfernung  von  der  Oberfläche  leuchteten; 
nach  weiteren  10  Tagen  leuchteten  sie  bis  zu  3  cm  nach  abwärts, 
doch  waren  nach  dieser  Zeit  deutliche  Spalten  in  der  Gelatinesäule 
vorhanden.  Gelatine-Mischkulturen,  mit  steriler  Gelatine  oder  sterilem 
Oel  bedeckt,  leuchteten  überhaupt  nicht.  Nicht  zu  junge  Nährbooillon- 
kulturen  oder  Aufschwemmungen  von  Kultur  in  Seewasser  leuch- 
teten bei  ruhigem  Stehen  nur  oberflächlich;  bei  B.  smar.-phosph. 
und  arg.-phosph.  II,  bei  denen  die  Nährflüssigkeit  lange  diffus 
getrübt  blieb  und  die  Bildung  einer  Kulturdecke  fehlte,  fand  sich, 
selbst  bei  ruhigem  Stehen  der  Kulturgläser,  das  Leuchten  gewöhnlich 
etwas  nach  abwärts  reichend;  bei  cy aneo-phosph.,  argent. - 
phosph.  I  und  III  leuchtete  nach  der  Ausbildung  des  oberfläch- 
lichen Kulturhäutchens  nur  dieses. 

Indessen!  war,  selbst  nach  Erfüllung  obiger  Bedingungen,f|das 
Leuchten  unserer  Bakterien  nicht  in  allen  Fällen  eine  Begleiterschei- 
nung ihres  Wachsthums.  Während  in  einer  mit  Dinatriumphosphat, 
oder  Dinatriumphosphat  und  Kochsalz,  oder  diesen  beiden  plus  Pepton 


Zur  Keimtabt  d«r  Lanehtbaktorleii.  315 

wsetEteo  Eokosmilcli  B.  s  m  a  r.  -  p  h.  Dicht  allein  gut  wuchs»  sondern 
neb  gut  leachtete,  unterblieb  in  jenen  Flüssigkeiten  das  Leuchten 
Id  R  cyaneo-ph.  und  arg.-ph.  1,  obwohl  die  Verniehrung,  wie 
Jprt,  eine  lebhafte  und  zum  Impfen  gut  leuchtendes  Material  benutzt 
nrden  war.  —  Von  fundamentaler  Bedeutung  Air  das  Leuchten 
■ierhalb  der  einzelnen  Spezies  erwies  sich  deren  sonstiges  Verhalten 
iiter  dem  Einflass  der  successivcn  Kultur  auf  oder  in  den  künst- 
iden  Näbrsubstrat^n.  Von  diesem  Gesichtspunkt  aus  mag  folgende 
üebersicht  Ober  das  Leuchten  bei  den  verschiedenen  Arten  gegeben 
icnIeD*): 

1)  B.  cyaoeo-phosph.  Durch  mehr  als  70  Kulturgenera- 
tieneB  fortgeführt,  hat  sich  diese  Art  in  kultureller  und  physiolo- 
.  pxher  Beziehung  als  konstant,  vielleicht  als  die  konstanteste  von  allen, 
ffwiesen.  Zwischen  Wachsthum  und  Leuchten  von  heute  und  Wachs- 
tem und  Leuchten  der  ersten  Generationen  besteht  ein  merklicher 
üflterschied  nicht  Die  Farbe  des  von  frischen  Kulturen  oder  gut 
kuchtendem  Seewasser  bei  geeigneten  Temperaturen  abgegebenen 
Lidites  ist  bl&ulich  mit  einem  Stich  ins  Grünliche;  in  Fischkulturen 
trat  die  Beimischung  des  grünlichen  Lichtes,  zumal  unter  der  Wir- 
kBDg  des  Kontrastes  mit  typischen  Kulturen  von  B.  smar.-phosph. 
(s.  QDten)  merklich  zurück.  Neben  solchen  Fischkulturen  oder  Emul- 
söonen  derselben  mit  Seewasser  gaben  Agarkulturen  einen  pracht- 
joUea  Leuchteffekt;  die  Intensität  des  Lichtes  einer  auf  der  Höhe 
xhrer  Entwickelung  stehenden  Agar-Strichkultur,  in  einem  gewöhn- 
liehen  Reagensglase,  war  derartig,  dass  man  mit  dessen  Hilfe  z.  B. 
äne  gewöhnliche,  aus  ca.  2  mm  grossen  Buchstaben  oder  Zahlen  be- 
stekode  Schrift  auf  Etiquetten,  in  sonst  dunkler  Umgebung,  abzu- 
leseo  vermochte.  Das  Leuchten  trat  rasch  in  die  Erscheinung,  an 
SoUm\een  aof  festem  Nährboden,  sobald  sie  sichtbar  wurden.     Die 

t)  Di«  Ansichten  über  das  Wesen  der  Phospboresceos  bei  Bakterien  sind  noch  ge- 

Aalt    Lodwiif  hült  es  flbr  wahrscheinUchf  dass  die  Lichtentwickelang  nicht  von  den 

Bakterien  als  solchen ,  sondern   von   einer   im   Verlaufe   ihres   Stoffwechsels   gebildeten 

^Utaos  ansgehe  (Photogen theorie).    Nach  D  a  b  o  i  s  besitsen    die  Individuen   der    von 

in  beobachteten  Arten  (Bact.  Pholas  und  B  a  c  t.  P  e  1  a  g  i  a)  die  Eigenschaften  eine«  Fer- 

■oces  scblechthiD,  durch  dessen  Wirkung  eine  in    den  Geweben    der    lebenden    Thiere 

i^^^olas  dactylns  und  Pelagia  noctiluca)  —  sn  denen  jene  Mikroorganismen  im 

TeriiXitDiss  der  Symbiose  stehen  —  abgesonderte,  „Luciferin**  genannte  Substanz,  in  den 

Zisttnd  der  Phosphorescens  versetzt  werden  könne;   in    analoger  Weise   sei   auch    das 

Ui«ht«n  von  Bonillonkultnren  und  Meerwasser  lu  erkl&ren.     Diese  Ansicht  steht  aber 

■H der  L n d  w i g 's  auf  einer  Stufe.    Dagegen  sind  Lehmann    und   Tollhausen, 

Bcyarinck  u.  a.  geneigt,  das  Leuchten  der  von  ihnen  studirten  Arten  als  einen  intra- 

(ciliiftTen  oder  doch  wenigstens  als  einen   an  das    lebende  Protoplasma   der   Individuei 

lanittelbar  gebundenen  Vorgang  anzusehen,  nach  Analogie  des  Vorganges   des  Leuch- 

tut  der  Leachtorgane  gewisser  Thiere.      Diese   durch   sorgfältige  Experimente  gestützte 

Aotidit  bat  in  der  That  Vieles  für  sich.     Dass  das  Optimum  der  Temperatur   für    das 

Waefastbum  gleichbedeutend  ist  mit  dem   für   das   Leuchten ,    und   jedwede   Schüdigung 

odtr  Vernichtung  der  Artindividuen  eine    Schädigung   oder  Vernichtung   des    Leuchtens 

n  eobprechender  Weise  zur  Folge  hat,  spricht  gewiss  sehr  zu  Gunsten  dieser  Ansicht. 

^iese  Thstsachen  gelten  allem  Anschein  nach  auch  für  die  von  mir  gefundenen  Formen ; 

OcBuere  Versuche  bezüglich  des  Einflusses  verschiedener  Temperaturen  auf  das  Leuch> 

(«ibeiB.  cyaneo-phosph.  führten  mich  zu  ähnlichen  Schlüssen,  wie  diejenigen  sind, 

velehe  Lehmann   und   Tollhausen    für    Bact.    phosphorescens   aufstellen. 

&  vie  auch  immer  beschaffenes  Leuchten  ist  unter  aUen  Umständen   ein  direkter  Be- 

teil  ron  der  Anwesenheit  lebensfähiger  Individuen. 


3l6  Kats,  Zur  Krantito  d«r  Lwchft>ktwri«i. 

Dauer  des  maximalen  Leuchtens  in  Kulturen  war  propcortional  der 
Dauer  der  grössten  Wacbsthumsenergie ;  sie  betrug  nur  einige  Tage. 
Mit  der  Sistirung  oder  Beschräckung  des  oberflächlichen  Wachsthuma 
begann  die  Abnalime  der  Leuchtkri^t,  doch  war  im  Allgemeinen  die 
Dauer  des  Leuchtens  überhaupt  bei  dieser  Art  sehr  bemerkenswerth. 
Eine  am  11.  September  1888  in  Tprozent.,  2,7  ®/o  Kochsalz  enthal- 
tender Nährgelatine  angelegte  Stichkultur  zeigte  noch  schwaches, 
silberiges  Leuchten  am  9.  Mai  1889,  d.  h.  nach  8  Monaten;  währoid 
dieser  Zeit  befand  sich  die  Kultur  in  Zimmertemperatur,  die  25*'  G 
zuweilen  überstieg  und  die  (verflüssigte)  Grelatine  war  auf  weniger 
als  die  Hälfte  zusammengeschrumpft ;  nach  weiteren  3  Tagen  war  das 
Leuchten  erloschen.  —  Eine  am  14  Sept.  1887  auf  gekochtem  Tinten- 
fisch angelegte  Kultur  leuchtete  noch  (an  einer  Stelle)  am  5.  Okt.  1887, 
nach  weiteren  6  Tagen  nicht  mehr.  —  Nachdem  in  den  Agarkulturen 
im  Verlaufe  von  14  Tagen  bis  zu  einigen  Wochen  das  Leuchten  schwach 
geworden,  oder  hier  und  da  nur  noch  ersichtlich,  oder  auch  ganz  und 
gar  verschwunden  war  —  die  Dauer  des  intensivsten  Leuchtens  be- 
trug, wie  bei  Fischkulturen,  nur  etwa  2  oder  3  Tage  —  erschien  es 
wiederum  an  den  früher  erwähnten  „sekundären'^  Kolonieen,  und  zwar 
mit  einer,  wie  es  schien,  länger  dauernden  maximalen  Intensität,  als  die- 
jenige der  „primären^'  Kultur  war ;  sie  erlöschen  gewöhnlich  erst  nach 
einigen  Wochen  ganz,  und  da,  wie  früher  angegeben  und  an  einem  frap- 
panten Beispiel  (Strichkultur)  gezeigt  wurde,  diese  „sekundären'*  Kolo- 
nieen oftmals  in  verschiedenen  mehr  oder  weniger  weit  von  einander 
entfernten  Zeitpunkten  auftraten,  so  könnte  man  dementsprechend  ein 
successives  Leuchten  in  ein  und  demselben  Glase  beobachten.  Soweit 
sich  beurtheilen  Hess,  waren  die  von  solchen  Kolonieen  abgeleiteten 
neuen  Kulturen  denen,  welche  von  dem  „primären''  Kulturrasen  her- 
stammten, in  morphologischer  und  physiologischer  Hinsicht  äJinlich.  — 
In  Kulturen  in  Nährbouillon  ging  die  Phosphorescenz  früher,  ^s  auf 
den  vorhergehenden  Nährmedien  verloren,  in  einem  Falle  sogar  nach 
Verlauf  von  zwei  Tagen,  während  welcher  sie  übrigens  schwächer,  als 
gewöhnlich  war.  Dahingegen  wurde  in  der  nämlichen  Kultur  —  sie 
war  am  13.  August  1887  angelegt  —  nach  etwa  3  Wochen  (am  2« 
September)  an  dem  oberflächlichen  membranösen  Theil  wiederum 
Leuchten  konstatirt,  welches  stärker,  als  Anfangs  war,  so  dass  man 
jetzt  mit  dessen  Hülfe,  im  Gegensatz  zu  früher,  im  Dunklen  die 
Taschenuhr  leicht  ablesen  konnte.  Es  wurde  dann  allmählich 
schwächer  und  erwies  sich  am  11.  Oktober  1887  als  gänzlich  erloschen. 

(SchloM  folgt.) 


T«b«rcolo86.  317 


Referate. 


Bnggor,    Osesr,   Ueber  Tuberculosis  verrucosa  cutis. 
(Virchow's  Archiv.  Bd.  CÜX.) 
Vert  theilt  einen  Fall  jener  seltenen  tuberculösen  Hautaffektion 
oit,  welche  1888  von  Biehl  und  Pal  tauf  zuerst  als  Tuberculosis 
fermcosa  cutis  beschrieben  wurde. 

Derselbe  betrifft  einen  ziemlich   kräftigen  Mann  aus   angeblich 
keredit&r    nicht    belasteter  Familie;   sein  Leiden    soll   seit   15 — 18 
Jahren  bestanden  haben.    Die  Erkrankung  beschränkte  sich  auf  das 
rechte  Bein   des  Patienten.      Nach  Entfernung  des  makroskopisch 
Kranken    mit    scharfem   Löffel   resp.  Hohlmeissel  erfolgte  Heilung 
BDter  antiseptischem  Verbände.    Das  allgemeine  Krankheitsbild  skiz- 
ort  Verl  wie  folgt:     ,,Die  erkrankten  Hautstellen  bilden  entweder 
nmdlicbe  oder  ovale  Plaques  oder  zeigen  durch  gegenseitiges  Kon- 
flairen  serpiginöse  Formen.     Bei  beiden   Erscheinungsformen  findet 
jouk  die  morphologisch    jüngsten  Partieen  stets  am  peripherischen 
Bande,  während  gegen   das  Centrum  der  Plaques  zu  allmählich  die 
kta&e   and    schliesslich    Zeichen  des    abgelaufenen    Krankheitspro- 
xesses,  die  Narben,  zu  beobachten  sind.  Diese  Erscheinungen  kommen 
dadurch  zu  Stande ,  dass  die  Nachschöbe    der  Krankheit  stets  an 
der  Peripherie  der  Plaques  gep:en  die  gesunden   Hautpartieen  zu 
atsttfinden,  ohne  jemals  in  den  alten,  vernarbten ,  schon  einmal  von 
der  Krankheit  befallenen  Hautstellen  zu  rezidiviren.     Die  Plaques 
selbst  haben  gewöhnlich  eine  braunröthliche  oder  livide  Farbe,  während 
m  von  einem  helhrothen ,  erythematösen  Hofe  umgeben  sind.    Auch 
sind  sie  häafig  mit  braungelben  Krusten  bedeckt,  die  wohl  als  Ueber- 
bleibsel  von  geplatzten  Pustelcben,  wie  sie  häufig  auf  den  Plaques 
beobachtet  werden,  anzusehen  sind.    Die  Narben,  die  von  den  all- 
mählich flacher  werdenden  und  zuletzt  ganz  verschwindenden  papil- 
lomatosen  Wucherungen  hinterlassen  werden,  sitzen  nur  in  den  oberen 
Cotislagen  und  sind,  wie  die  Plaques  selbst,   auf  ihrer  Unterlage 
leicht  verschieblich.    Die  Narbenstränge  glänzen  weiss  und  die  da- 
awischen  liegenden  Hautpartieen  treten  mit  ihrer  röthlichen  Farbe 
umso  deutlicher  hervor,  so  dass  das  Ganze  ein  eigenthQmlich  ge- 
stricktes Aussehen  bekommt.^^ 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  zeigte  sich  das  Stratum 
CO  TD  e  um  unregelmässig  entwickelt,  bald  sehr  dünn,  bald  als  dick 
geschichtetes  lockeres  Homlager.  Im  Stratum  granulosum  fehlte  an 
manchen  Stellen  die  Schicht  der  stark  lichtbrecbenden  Körner.  Die 
Staehelzellenschicht  zeigte  sich  unregelmässig  verdickt,  so  dass  oft 
^olbige  InterpapiUarzapfen  entstehen.  In  den  basalen  Retezellen  leb- 
bafte  Zellneubildung.  In  der  Cutis  herdförmige  Infiltration  um  ge- 
wisse Centren  herum,  welche  sich  als  Tuberkel  mit  Riesenzellen  er- 
wiesen. In  der  Umgebung  derselben  ausserdem  noch  öfters  multiple 
miliare  Abseeaschen.  (Nach  Durchbruch  derselben  wird  die  Abscess- 
bSlde  durch  hineinwuchemde  Epidermismassen  ausgefällt,   wodurch 


3lg  Taberetilose.  <— «  Tracbom. 

die  Bildung  gewisser  kryptenförmiger  HöhluDgen  zu  erklären  sei. 
Der  die  gelockerten  Epidermisschuppea  durchtränkende  Eiter  kann 
Krusten  bilden.  Talgdrüsen  und  Haarbalge  fehlten  im  erkrankten 
Bezirk  vollständig;  die  Schweissdrüsen  waren  meist  intakt,  da  der 
Prozess  nicht  so  lief  greift. 

In   einzelnen    von  zahlreichen  Schnitten    Hessen     sich    typische 
Tuberkelbacillen  in  geringer  Zahl  nachweisen,  theils  in  epitiielioiden, 
th(ä!s  in  Riesenzellen,   theils    auch   im  Granulationsgewebe.     Durch 
einen  Impfversuch  an  einem  mit  2  excidirten  Stückchen    geimpften 
Meerschweinchen,  welches  nach  8  Wochen  an  typischer  Miliartuber- 
culose  starb,  wurde  die  tuberculöse  Natur  der    beschriebenen   Haut- 
aifektion  vollends  sicher  gestellt.     In  den  Organen  des  gestorbenen 
Meerschweinchens  fanden  sich  zahlreiche  Bacillen.    Der  positive  Aus- 
fall des  Impfexperiments  ist  um   so    bemerkenswerther  ,    da    dies 
der  erste  veröffentlichte  Impfversuch  bei  Tuberculosis    verrucosa  cu- 
tis ist. 

Ausser  den  Tuberkelbacillen  fanden  sich  noch  zahlreiche  Kokken, 
theils  frei,  theils  im  Gewebe,  deren  Natur  aber  leider  nicht  weiter 
studirt  wurde. 

Die  Tuberculosis  verrucosa  cutis  dQrfte  demnach  wohl  als  eine 
tuberculöse  Mischinfektion  zu  betrachten  sein. 

Im  Schlüsse  der  Arbeit  erörtert  Verf.  die  Differentialdiagnose 
und  verweilt  besonders  bei  den  bis  dahin  bekannt  gewordenen 
Fällen  nachgewiesener  tuberculöser  Infektion  durch  die  Haut. 

Gzaplewski  (Oörbersdorf  i.  Schi). 


Noiszewski,  K«,  Der  Mikroorganismus  des  Trachoms, 
Microsporon  trachomatosum  s.  jagiuro.  (Gazeta  lekarska. 
1890.  No.50.)  [Polnisch.] 

Seit  1888  hatte  Verf.  schon  mehrmals  bei  Trachom  einen  Pilz 
beobachtet,  den  er  als  Ursache  dieser  Krankheit  betrachtet  und  Mi- 
crosporon trachomatosum  nennt. 

In  der  letzten  Zeit  gelang  es  ihm,  Kulturen  des  Pilzes  aus  exci- 
dirten Stückchen  der  trachomatös  entarteten  Bindehaut  zu  erhalten. 
Als  Nährboden  diente  dem  Verf.  eine  gelatinöse  Substanz,  die  er 
durch  Auskochen  von  Kalbsaugen  erhielt. 

Der  Pilz  entwickelt  sich  gut  auf  schwach  saurem  Boden,  und 
zwar  nicht  auf  der  Oberfläche  desselben,  sondern  in  der  Tiefe,  zwischen 
der  GefäRswand  und  dem  Nährmedium.  Die  Fäden  des  Pilzes  sind 
ungegliedert,  sehr  lang  und  verzweigen  sich  zumeist  rechtwinkelig. 

Am  meisten  ähnelt  das  Microsporon  trachomatosum 
dem  Microsporon  furfur,  doch  sind  die  Gonidien  bedeutend 
kleiner,  als  diejenigen  des  letzteren.  Am  Ende  der  Fäden  befinden 
sich  zahlreiche  Sporangien.  Die  Trachomkömer  sind  von  Conidien- 
klfimpchen  an  ihrer  ganzen  Oberfläche  bedeckt. 

Thierversuche  sind  im  Gange,  jedoch  noch  nicht  abgeschlossen. 

Steinhaus  (Warschau}. 


Tbieriseh«  Ptruiton.  319 

hutHi«9  Cf  e  Perugia,  A.,  Intorno  ad  aicune  polystomeae 
e  eoDsiderazioni  sulla  sistematica  di  questa  fami- 
glia.  (Atti  della  societä  ligust.  di  sc.  natur.  e  geogr.  Vol.  I. 
Fase.  m.  Genova  1890.  S\  20  p.  c.  1  tav.) 
Die  Autoren  geben  zuerst  eine  Beschreibung  des  seit  J.  P.  van 
Beneden  nicht  untersuchten  ektoparasitischen  Trematoden  Gastro- 
cotyle  trachuri,  den  sie  dreimal  in  je  einem  Exemplar  auf  den 
Kiemen  von  Caraux  trachurus  in  Genua  gefunden  haben.  Derselbe 
trigt  rechts  einen  schmalen ,  die  zwei  hinteren  Drittel  des  Körpers 
eiimehmenden  Anhang,  an  dessen  Rand  in  einer  Reihe  etwa  85  Saug- 
napfchen  stehen.  Das  Hinterende  des  Körpers  trägt  drei  Paar  kleiner 
flikchen.  Seitlich  stehen  neben  der  Mundöfhung,  wie  bei  so  vielen 
Poljstomeen,  zwei  Mundsaugnäpfe,  aber  keine  gezähnelte  Membran, 
welche  die  ersten  Beschreiber  gesehen  haben  wollten.  Der  Oeso- 
pliagas  ist  lang  und  wie  die  beiden  am  Hinterende  kommunizirenden 
Darmschenkel  mit  Seitenblindsäckchen  besetzt.  Ganz  hinten  liegen 
eine  Anzahl  Hodenbläschen,  vor  ihnen  der  Keimstock;  da  nun  die 
▼OD  12  Häkchen  umstellte  Genitalöfihung  dicht  hinter  der  Bifurkation 
des  Darmes  gelegen  ist,  so  ist  das  Yas  deferens  und  der  Uterus 
ungemein  lang. 

Von  dem  interessanten  Genus  Pleurocotyle  (scombri)  er- 
Uuren  wir,  dass  dasselbe  am  Hinterende  nicht  nur  vier  kleine 
Häkchen,  sondern  auch  noch  einen  kleinen  fünften  Saugnapf  trägt, 
der  gegenüber  den  vier  lange  bekannten  Saugnäpfen  liegt,  und  zwar 
dicht  vor  dem  Hinterende. 

Femer  wird  von  den  Kiemen  des  Caraux  trachuri  ein  neuer 
Trematode:  Pseudaxine  trachuri  n.  g.  n.  sp.  beschrieben.  Wie 
der  Gattungsname  andeutet,  steht  dieses  Genus  der  Gattung  Axine 
UBsrer  Hornhechte  (Belone  vulgaris)  sehr  nahe,  unterscheidet  sich 
aber  von  derselben  dadurch,  dass  am  Hinterrande  des  axtförmig  ge- 
stalteten Leibesendes  nur  eine  Reihe  von  Saugnäpfchen  (24—32) 
stehen,  und  dass  das  hinterste  Ende  zwei  Paar  Haken  führt.  Die 
Darmschenkel  sind  lang,  hinten  jedoch  nicht  zusammenfliessend  und 
tragen  breite  Blindsäckchen. 

Endlich  machen  die  Autoren  den  Vorschlag,  die  Gattungen 
Pleurocotyle,  Phyllocotyle,  Plectanocotyle,  Poly- 
stomum,  Erpocotyle,  Diplobothrium,  Platocotyle  und 
Sphyranura,  die  man  bisher  mit  anderen  zur  Familie  Octo- 
cotvlidae  vereinigte,  abzutrennen,  da  sie  weniger  als  8  Saug- 
näpfe am  Hinterende  tragen,  und  für  sie  eine  neue  Familie  (resp. 
Subfeimilie)  „Oligocotylidae"  zu  schaffen;  bei  den  Octocoty- 
lidae  s.  str.  wünlen  dann  verbleiben  Octocotyle  oder  Octo- 
bothrium  mit  mehreren  Untergattungen,  Anthocotyle,  Val- 
Hsia,  Hexacotyle  (wo  trotz  des  Namens  8  Saugnäpfe  vor- 
kommen) und  Diplozoon.  M.  Braun  (Rostock). 


2i 


320      SchntzImpfttDg,  kflnstl.  InfektionskranUialteD,  EntwickehtDgshatainnnir 


Schutzimpfling ,  kilnstlicbe  InfektkmskrankhettBn ,  Entwick- 
lungshemmung  und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Hankln,  E.  H.9  Report  on  tbe  conflict  between  the  or- 
pranism  and  the  microbe.  [From  the  Pathological  Laboratorjr, 
Cambridge.]    (British  Med.  Joum.  No.  1541.    1890.  p.  65.) 

Der  erste  Theil  der  iDteressanten  Arbeit  befasst  sich  mit  jeneo 
Substanzen,  welche  bei  der  Hervorbringnng  erworbeoer    Immanit&t 
betheiligt  sind.   Es  gelang,  chemische  Immunit&t  mit  den  Stoffwechsel- 
produkten verschiedener  bakterieller  Krankheitserreger    zu  erzeugen 
und  aus  ihnen  auch  eine  Reihe  von  Ptomaloen  zu  isoliren,  ohne  dass 
indes  mit  den   letzteren   Immunit&t  hätte  produzirt  vrerden  können. 
Die  Ursache  des  Misserfolges  möge  darin  liegen,  dass  nicht  die  Pto- 
maltne,  sondern  Gifte  g&nzlich  verschiedener  Natur  bei  der  Schutzim- 
pfung auf  chemischem  Wege  in  Frage  kommen.    Bei  der  erworbenen 
Immunität  handelt  es  sich  zumeist  um  Tolerirung  eines  Giftes.    Sie 
wird  durch  eine  einzige  oder  doch  nur  wenige  Dosen  hervorgebracht 
und  kann  Monate  bis  Jahre  lang  andauern,  im  Gegensatze  zu  jener 
so  häufig  zur  Beobachtung  gelangenden  Immunität  ge^en  Alkalose, 
die  aus  lang  andauernden  Gabenfolgen  in  beschränktem  Grade  hervor- 
geht.   Analoge  Eigenschaften  mit  dem  hypothetischen,  die  ImmuDltit 
bewirkenden  Gifte  besitzen  die  uns  bekannten  toxischen  Proteide,  wie 
es  von  Sewall  für  das  Schlangengift  an  Tauben  nachgewiesen  wurde. 
Die  Thatsache,  dass  jene  Gifte,  welche  die  Eigenschaft  besitzen,  das 
bakterientödtcnde  Vermögen  des  Organismus  zu   unterdrQdsen,  wie 
der  Saft  des  Papaünbaumes,  Jequiritysamen  und  das  Schlangengift, 
Albumosen  enthalten,  wies  ebenfalls   darauf  hin,  dass  es  nicht  Pto- 
matne,  sondern  giftige  ProteYne  seien,  welche  den  Eintritt  pathogener 
Bakterien  in  den  Körper  begünstigen   und  demnach  bei  erworbener 
Tolerirung  derselben  Immunität  gegen  die  Krankheit  verleihen  können. 

Diese  Deberlegungen  führten  Verf.  zu  dem  Versuche,  die  Albo- 
mose  der  Anthraxkulturen  zu  isoliren,  worüber  hier  (Bd.  VI.  p.  617) 
8.  Z.  berichtet  wurde.    Dass  bei  der  Anthraxalbumose,  ebenso  auch 
bei  dem  B rieger  und  FraenkeTschen  Toxalbumine  aus  Diphtherie- 
kulturen keine  Fermentwirkung  mitthätig  sei,  konnte   nachgewiesen 
werden,  als  einer   Anthraxalbumoselösung  Kalkwasser  zugesetzt  und 
der  Kalk  wieder  ausgefällt  wurde,  wobei  etwa  vorhandene  Fermente, 
ihrem  bekannten  Verhalten  gemäss,  mitgerissen  werden.    Mit  der  ab- 
filtrirten  Albumoselösung  wurden  bessere  Immunisirungsresultate  er- 
halten, als  mit  einer  nicht  so  behandelten  Lösung,  woraus  geschlossen 
werden  kann,  dass  die  Immunität  hier  nicht  durch  ein  Ferment  be- 
dingt war.    Weitere  Bestätigungen  dieser  Ansichten  bringen  Sidney 
Martin,  welcher  aus  Anthraxkulturen  ein  giftiges  Alkalold  und  zwei 
giftige  Albumosen  darstellte,  mit  welchen  er  alle  Symptome  der  Krank- 
heit zu  erzeugen  im  Stande  war,  und  Babes,  der  unter  anderem  im 
centralen  Nervensystem  von  an  Tollwuth   verendeten  Thieren  eine 
Albnmose  und  in  Taubendiphtheriekulturen  zwei  ähnliche  Substanzen 
entdeckte. 


,  kunstl   tnfekUriukratikheiteii,  tüntwtckebngiiieiniiinbg  etc.      321 

Hierauf  beschreibt  Verf.  eingehender  sein  Verfahren  der  Dar- 
stelloDg  der  Anthraxalbumose.  Als  Nährmedium  diente  nicht  pepto- 
Biairte  Bonilloo,  aus  Fleischextrakt  bereitet,  welchem  nach  dem  öte- 
rilisireQ  Fibrin  zugesetzt  und  die  dann  nochmals  fraktionirt  sterilisirt 
ffarde.  Die  Entwickelung  der  Kultur  geschah  bei  Zimmertemperatur^ 
vdl  bei  höherer  Temperatur  die  sich  bildende  Albumose  durch  das 
torbasdene  Anthnuferment  zerlegt  wird.  Nach  einer  Woche  wurde 
filtrirt,  die  Albumose  durch  Saturation  des  Filtrats  mit  Ammonium- 
solfat  als  Niederschlag  gewonnen,  dieser  mittelst  Dialyse  gegen  Wasser 
adzfrei  in  Lösang  erhalten  und  letztere  wieder  durch  Dialyse  gegen 
Weingeist  rasch  konzentrirt.  Schliessliches  Ausfällen  mit  absolutem 
Alkohol  liefert  die  Albamose  in  ziemlich  reinem  Zustande. 

Um  die  Frage  zu  lösen,  ob  der  abgeschwächte  Milzbrandbacillus 
Dodi  die  Eigenschaft^  wenn  auch  in  geringerem  Grade,  besitze,  Al- 
bomosen  za  bilden,  wie  es  voraoszusetzen  wäre,  wenn  die  Virulenz 
des  Anthraxbacillus  von  seinem  Vermögen  abhinge,  eine  Albumose 
2tt  erzeugen^  stellte  Verf.  den  folgenden  Versuch  an:  Zwei  Kolben 
der  erwähnten  Fibrinbouillon  wurden  mit  virulentem  Anthrax  und 
Premier  vaccin  geimpft,  die  Kulturen  nach  dem  Auftreten  typischen 
Wachsthums  ^/^  Stunde  lang  im  Schattelapparat  geschüttelt,  die  An- 
zahl Bacillen  pro  ccm  in  jedem  Kolben  festgestellt  und  durch  Zusatz 
da  entsprechenden  Quantums  physiologischer  Kochsalzlösung  zur 
wolenten  Kultur  in  beiden  Kolben  auf  die  gleiche  Höhe  pro  ccm 
bracht  Nun  wurden  zwei  gleichgrosse  Röhren  mit  den  beiden 
KnltiirflQssigkeiten  angefüllt,  gleiche  Theile  koagulirtes  Proteid,  durch 
Kodien  einer  verdünnten,  schwach  angesäuerten  Lösung  von  Eier- 
albumitt  gewonnen,  hinzugefügt  und  durch  2  Stunden  centrifugirt. 
h  dem  erhaltenen  Präcipitat  waren  die  gleiche  Anzahl  Uacillen  mit 
der  gleichen  Menge  koagulirten  Proteids  vorhanden.  Die  darüber 
stehende  Flüssigkeit  wurde  zum  grösseren  Theile  abgegossen  und  er- 
wies sich  in  Plattenverfahren  als  steril.  Die  zurückgebliebene  Masse 
verblieb  24  Stunden  bei  37^  G,  dann  wurde  sie  aufgeschüttelt,  filtrirt 
oDd  auf  Pepton  und  Albumosen  untersucht.  Die  von  der  virulenten 
Kultur  stammende  Flüssigkeit  gab  eine,  einer  0,25  ^/o  Peptonlösung 
nahe  komaiende  Reaktion,  während  die  vom  premier  vaccin  stammende 
fiberhaupt  keine  Biuretreaktion  zeigte.  Soweit  es  mit  dieser  Methode 
nachweisbar  ist,  besitzt  demnach  abgeschwächter  Milzbrand  keine 
peptonisirenden  Eigenschaften. 

Im  zweiten  Theile  „Ueber  schützende  Proteide^'  rekapitulirt  Verf. 
seine  früheren  Publikationen  über  Zellglobulin  (s.  auch  Ref.  in  diesem 
Centralbl.  Bd.  VIIL  p.  215)  und  theilt  Versuche  mit  über  die  Ein- 
wirkung des  Blutegelextraktes  auf  die  bakterientödtende  Eigenschaft 
des  Zellglobulins.  Blutegelextrakt  enthält  eine  Substanz,  die  nach 
Dickin  so  n  zu  den  Albumosen  gehört.  Diese  Albumose  zerstört 
nach  Haycraft  Fibrinferment,  weshalb  das  bakterientödtende  Ver- 
den einer  Zellglobulinlösung  durch  Hinzufügen  von  Blutegelextrakt 
Termindert  werden  müsste,  wenn  es  von  der  Gegenwart  des  Fibrin- 
fermentes  abhängig  wäre.  Die  Versuche  ergaben,  dass  eine  kleine 
Menge  Blutegelextrates  die  keiratödtende  Kraft  des  Zellglobulins  nicht 
Mfliebt  und  dass  das  beobachtete  Resultat  auch  nicht  von  einer 


322      Schutsimpfttog,  künstl.  tnf«kHooakrMikiieiten,  fentiHckeliingsiieiBliianif  «ie. 

etwaigen   aotiseptischen  Wirkung   des  Blutegelextraktes     beeinfloflst 
wurde.    Die  bakterientödtende  Eigenschaft  des  Zellglobulins  verh&lt 
sich  ähnlich  jener  des  frischen  Blutserums.    In  sehr  verdünnter  Lo- 
sung tritt  nach  einer  anfänglichen  Verminderung  eine  Vermehrung 
der  eingebrachten  Mikroorganismen  auf,  eine  mit  Anthrax  geimpfte 
und  steril  gebliebene  Lösung  zeigt  üppiges  Wachsthum,    wenn    sie 
neuerdings    mit    Anthraxsporen    geimpft    wird    und    auch     die    yod 
Bu ebner  festgestellte  Thatsache  über  das  Verlieren  oder  Bewahren 
der  bakterientödtenden  Eigenschaft  des  Blutserums  beim  Dialysiren 
gegen  Wasser  oder  normale  Kochsalzlösung  weist  darauf  biDy   dass 
das  Globulin  die  keimtödtende  Kraft  darstellt. 

Die  Ergebnisse  der  Woolridge 'sehen  Untersucbungeo  über 
Immunität  gegen  Anthrax  lassen  sich  aus  den  Resultaten  des  Verf/s 
erklären,  wogegen  bei  der  Hervorbringung  einer  vergrösserten  Wider- 
standsfähigkeit bei  Kaninchen  gegen  Authraxinfektion  durch  Injektion 
einer  einfachen  Fibrinogenlösung  an  ein  schützendes  Protel'n  gedacht 
werden  könnte.  Nach  Fokker  besitzt  frische  Milch  ein  bakterien- 
tödtendes  Vermögen,  das  durch  Kochen  verloren  geht,  was  ebenfalls 
auf  das  Vorhandensein  eines  ähnlichen  Stoffes  hinweist. 

Kr  dl  (Prag). 

Wagner,  K.,  Zur  Lehre  von  der  Bedeutung  der  Tempe- 
ratur bei  den  Infektionskrankheiten.  (Wratscb.  1890. 
No.  39—40.)    [Russisch.] 

Verf.  studirte  die  Wirkung  der  Milzbrandinfektion  an  Hühnern, 
und  zwar  sowohl  an  normalen,  wie  an  abgekühlten  (mittelst  kaltem 
Wasser  und  Antipyreticis)  und  narkotisirten. 

Oeimpft  wurden  die  Milzbrandbacillen,  resp.  Sporen  in  die  vordere 
Augenkammer,  unter  die  Haut  und  ins  Blut. 

Als  Vorversuche  führte  Verf.  eine  Reihe  von  Kulturproben  der 
Milzbrandbacillen  im  Blutserum,  im  defibrinirten  Blute  und  im  Humor 
aqueus  des  Auges  von  Hübnern  aus;  diese  Kulturen  zeigten,   dass 
die  Hübnersäfte  nicht  anthraxfeindlich  sind ;  die  Bacillen  entwickelten 
sich  schön  und,  auf  Kaninchen  und  Meerschweinchen  verimpft,  zeigten 
sie  ungeschwächte  Virulenz.    Die  Ursache  der  Immunität  gesunder, 
normaler  Hühner  gegen  Milzbrand  ist  also  nicht  darin  zu  suchen^ 
dass  die  Körpersäfte  dieses  Thieres  einen   ungeeigneten  Boden  für 
die  Entwickelung  der  Anthraxbacillen  darstellen.     Worin  sie  aber 
zu  suchen  ist^  zeigten  die  Ergebnisse  der  ersten  Versuchsreihe  (In- 
fektion normaler  Hühner).    Die  eingeführten  Bacillen  entwickeln  sieb 
während  des  ersten  Tages  an  der  Impfstelle  energisch;  am  zweiten 
Tage  begann  hier  schon  eine  Phagocytose,  welche  in  der  Mehrzahl 
der  Fälle  dazu  führte,  dass  man  am  dritten  Tage  keine  Bacillen  mehr 
an  der  Impfstelle  entdecken  konnte;    sie   waren   alle  eliminirt 

Die  Versuche  mit  Injektion  ins  Blut  führten  zum  Schlüsse,  dm 
sich  der  Organismus  auch  in  diesem  Falle  mittelst  Phagocytose  von         ^ 
den  Bacillen  befreit. 

Die  Temperatur  der  infizirten  Hühner  überstieg   die  Norm  um 
jl— 2^^'C,  hielt  auf  dieser  Höhe  einige  Tage  an  und  kehrte  zurNona 


Sc^otampfnng,   kfinsti.  tofektionnkranklifiten,  KiitwickelttngstiemiDtiDg  etc.      32^ 

nrOck  zu  der  Zeit ,  da  keine  Bacillen  mehr  an  der  Impfstelle  zu 
üadeD  waren. 

Sammtliche  HQhner,  welche  vermittelst  Eiutauchung  der  unteren 
Körperbälfte  iu  Wasser  (25"  C)  abgekühlt  wurden,  gingen  zu  Grunde. 
Der  Verlauf  der  Krankheit  war  der  für  den  Milzbrand  typische; 
PlMgocjrtose  war  auf  ein  Jdiuinium  reduzirt.  Alle  KontroUthiere,  so- 
wohl diejenigen,  die  abgekühlt  wurden,  ohne  infizirt  zu  sein,  wie  die 
infizirten,  jedoch  nicht  abgekühlten,  blieben  am  Leben. 

Aus  den  11  Versuchsthieren,  bei  welchen  die  Abkühlung  mittelst 
Aiiüpyrininjektionen  erzielt  worden  war,  erkrankten  6.  ö  von  ihnen 
giogeo  zu  Grunde,  v^ährend  eines  von  ihnen  die  Krankheit  über- 
staDd.  Dieses  Ergebniss  erklärt  sich  dadurch,  :dass  die  Antipyrin- 
iiijeküon  nur  auf  einige  Stunden  abkühlt,  des  Nachts  die  Injektionen 
nicht  wiederholt  waren,  so  dass  die  Immunität  nur  theilweise  auf- 
gehoben war.  Auch  diese  Versuche  zeigten,  dass  die  Aufhebung  der 
Immunität  durch  Abschwächung  der  phagocytären  Energie  der  Leu- 
kocyten  zu  Stande  kommt. 

Dieses  Ergebniss  führte  den  Verf.  auf  den  Gedanken,  durch 
Narcotica  die  Leukocyten  zu  schwächen ,  ohne  die  Körpertemperatur 
za  ändern.  Aus  8  Hühnern,  welche  nach  der  Infektion  der  Wirkung 
von  Ghloralhydrat  ausgesetzt  waren,  ging  eins  au  Milzbrand  zu 
Grande  (nach  ca.  60  Stunden).  Von  den  übrigen  gingen  3  wegen 
klonkation  mit  Ghloralhydrat  zu  Grunde  und  4  blieben  am  Leben. 
Auch  bei  diesen  war  die  lokale  Reaktion  (Oedem)  anfangs  bedeutend, 
&9&ler  ging  sie  aber  zurück.  Verf.  erklärt  die  schwache  Wirkung 
von  Ghloralhydrat  auf  die  Resistenzfähigkeit  der  Hühner  gegen  Milz- 
brand dadurch,  dass  die  Gaben,  welche  eine  volle  Aufhebung  der 
phagocytären  Thätigkeit  der  Leukocyten  nach  sich  ziehen  würden, 
gleichzeitig  auch  das  Thier  durch  Paralyse  des  Nervensystems  tödten 
vtirdeiL  Steinhaus  (Warschau). 

Tkoinoty  ;^tude  sur  la  valeur  d^sinfectante  de  Tacide 
sulfureux.  (Annales  de  llnstitut  Pasteur.  1 890.  No.  8.  S.  500.) 
Eine  Reihe  von  Infektionserregern  wurde  der  direkten  Ein- 
wirkung der  gasförmigen  schwefligen  Säure  (durch  Verbrennen  von 
Scbwefelblumen  erzeugt)  in  einem  Zimmer  von  50  cbm  Inhalt  aus- 
gesetzt, dessen  Fugen  mit  Kitt  möglichst  luftdicht  verschlossen  waren. 
Die^Prüfung  der  Wirksamkeit  geschah,  soweit  möglich,  durch  nach- 
VtlgUche  Verimpfung  der  Infektionserreger  auf  Thiere,  in  anderen 
Fällen  durch  Uebertragung  auf  Nährsubstrate,  nach  vorhergehender 
/IbspQlung  der  oberflächlich  anhaltenden  schwefligen  Säure  in  ste- 
rilem Wasser.  Die  Infektionserreger  selbst  wurden  theils  in  Form 
pathologischer  Sekrete  und  Organe  (Tuberkelsputum ,  Rotzeiter, 
polverisirter  getrockneter  Rauschbrandmuskel  etc.)  angewendet,  theiis 
waren  sie  auf  festen  Nährböden  herangezüchtet. 

Das  Gesammtresultat  geht  dahin,  dass  man  unter  den  Infek- 
tionserregern bezüglich  ihres  Verhaltens  zur  schwefligen  Säure  zwei 
^nippen  zu  unterscheiden  habe.  Die  eine  Gruppe  —  Bacillus  des 
malignen  Oedems,  Rauschbrand,  Milzbrand  —  zeigt  absolute  Resistenz 
selbst  gegen  die  stärkste  und  längste  Einwirkung  der  schwefligen 


334     Sobatsimp/ang,  künstl.  tofektiOBskrankhelten»  iSntvriekelangtkemniiuig  ete. 

Säure  [offenbar  wegen  der  Daaersporen,  Ref.] ;  während  die  andere 
Gruppe  —  Tuberculose,  Rotz,  Wurm  des  Rindes,  Typhus,  Cholera, 
Diphtherie  —  eine  tödtende  Einwirkung  der  schwefligen  Säure  er- 
kennen lässt  Die  hierzu  erforderliche  Dosis  ist  im  Einzelfalle  ver- 
schieden, aber  die  Quantität  von  60  g  verbranntem  Schwefel  per  Kubik- 
meter bei  24  ständiger  Einwirkung  in  einem  wohl  verschlossenen 
Zimmer  gibt  nach  Verf.  absolute  Sicherheit  (?  Ref.)  Es  wird  daher 
dieses  Verfahren  für  die  Praxis  empfohlen. 

Bemerkt  sei,  dass  die  Tuberkelbacillen  theils  als  Reinkultur, 
theils  in  Sputum»  und  zwar  letzteres  in  feuchter  sowohl  als  getrock- 
neter Form  angewendet  wurden.  Die  nachträgliche  VerimpfaDg  auf 
Meerschweinchen  blieb  erfolglos.  Ueber  die  Dicke  der  angewendeten 
Schicht  beim  Sputum  ist  eine  Angabe  nicht  gemacht.  [Es  lässt 
sich  allerdings  kaum  bestreiten,  dass  die  früheren  Anforderuugen  an  die 
Desinfektionskraft  der  schwefligen  Säure  im  Verhältniss  zu  den  ge- 
wöhnlichen praktischen  Aufga^n  zu  hoch  gespannte  waren,  da  man 
immer  die  so  äusserst  widerstandsfähigen  Milzbrandsporen  als  Test- 
objekt benutzte.    Ref.]  Büchner  (Mfinchen). 

Proehownick ,  Die  Behandlung   des   frischen   Trippers 

beim  Weibe  mit  dem  konstanten  Strom.     (MQnch.  med. 

Wochenschr.  1890.  No.  27.) 
Proehownick  und  Spaeth,  Deber  die  keim  tödtende  Wirkung 

des   galvanischen    Stromes.     (Dtsch.   med.    Wocbenscbr. 

1890.  No.  26.) 
Die  günstigen  Wirkungen,  welche  Apostoli  seit   1886  durch 
Einwirkung  des  konstanten  galvanischen  Stromes  bei  Endometritiden 
erzielt  haben  will,  wurden  durch  therapeutische  Versuche  Proehow- 
nick 's  bestätigt.    Wenngleich  dieselben   auch  noch    nicht  in  jeder 
Beziehung  abgeschlossen  sind,  so  hält  Proehownick   doch   die- 
jenigen, welche  sich  auf  die  Behandlung  des  frischen  Scheidentrippers 
bezogen,  bereits  für  so  weit  gediehen,  dass  er  mit  deren  VerMent- 
lichung  nicht  mehr  zögern  zu  müssen  glaubt    Er  führte  mebrereo 
Frauen,  deren  frische  Tripperinfektion  durch  die  Anamnese  und  den 
Gonokokkennachweis  ausser  Zweifel   gestellt    war,  die  durch  eine 
Kupfersonde  dargestellte  positive  Elektrode  eines  galvanischen  Stromes 
durch  die  Scheide  bis  in  den  Gervixkanal  ein,  scblosa  den  Strom 
und  Hess  ihn  in  einer  Kraft  von  80 — 100  Milliamperes   ungefilhr  10 
Minuten  lang  einwirken.    Schon  nach  drei  derartigen  Sitzungen  ver- 
schwanden die  Gonokokken  gänzlich  aus  dem  Sekret ;  dasselbe  wurde 
bald  serös  und  verminderte  sich  so  schnell,  dass  die  PatientinDen 
nach  weiteren  vier  Sitzungen  für  geheilt  angesehen  werden  konnten, 
ohne  dass  es  zu  Recidiven  kam.    Für  die  Harnröhre  liess  sieh  die 
Methode  nicht  durchführen,  weil  gleich  starke  Ströme  in  derselben 
nicht    vertragen  wurden.    Der  gleichzeitig  bestehende  Hamröbren- 
tripper  wurde  daher  durch  eine  Abortivkur  mit  dem  Höllensteinstift 
erfolgreich  behandelt    Die  gesammte  Behandlung  dauerte  jedesmal 
2 — 3  Wochen.    Während  derselben  war  den  Patientinnen  die  Coha* 
bitation  streng  untersagt,  auch  mussten  dieselben  nach  jeder  gslvir 
nischen  Sitzung  ca.  2  Stunden  vollkommen  Buhe  baltefn. 


lilclerloL  Jnm  X  hitoroatioBAlra  medloiniscbeii  KongrMM  va  Berlin.        326 

Zur  Kontrolle  und  Erklärung  seiner  klinischen  Erfolge  prüfte 
Prochownick  gemeinschaftlich  mit  Spaeth  die  antibakterielle 
Wirkung  des  galvanischen  Stromes  durch  das  Experiment.  Die  Ver- 
suche ergaben  anfangs  ein  fast  gänzlich  negatives  Resultat,  so 
laoge  die  Yerff.  ihre  Elektroden  einfach  in  Rulturlösungen  ein- 
tancben  liesseo.  Sie  bedienten  sich  daher  später  kupferner  Elek- 
troden, welche  mit  Agar  übergössen,  selbst  als  Nährboden  für  Bak- 
terien gedient  hatten  und  während  der  Einwirkung  des  Stromes  in 
Kochsalzlösung  getaucht  wurden.  Hierbei  fand  am  positiven 
Pol  stets  starke  Bakterien  Vernichtung  statt  Kulturen 
TOD  Staphylococcus  aureus  und  Streptococcus  pyogenes 
worden  bei  ^stQndiger  Einwirkung  einer  Stromstärke  von  60—80 
Miamp^res  getödtet.  Zur  Vernichtung  von  Milzbrandkulturen  be- 
dnrfte  es  der  ^ — Istündigen  Einwirkung  eines  Stromes  von  200 — 230 
)L-A.  Die  Vera,  schieben  diese  Wirkung  des  galvanischen  Stromes 
auf  die  an  der  Anode  in  der  Kochsalzlösung  stattfindende  Ghlorent- 
nickelung,  da  das  Ghlorgas  in  statu  nascendi  jedenfalls  eine  beson- 
ders stark  antiparasitäre  Eigenschaft  besitze.  Als  Beweis  dafür 
geben  sie  an,  dass  die  Kupfersonde,  deren  sich  Prochownick  bei 
sänen  klinischen  Versuchen  bediente,  nach  jeder  Sitzung  einen 
grQaen  Ueberzug  zeigte,  der  bei  chemischer  Untersuchung  als  Kupfer- 
chlortlr  erkannt  wurde.  Sie  finden  auf  diese  Weise  auch  eine  Er- 
Uarung  dafür,  dass  nur  'der  positive  Pol  des  galvanischen  Stroms 
baktoientödtende  Eigenschaften  besitzt  und  weisen  auf  A  p  o  s  t  o  1  i  's 
neueste  Veröffentlichung  in  No.  19  des  laufenden  Jahrgangs  der 
Mllncbener  medicinischen  Wochenschrift  hin,  durch  welche  der  letz- 
tere Satz  bestätigt  wird.  Kubier  (Oldenburg). 


Originalberichte  über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  internatioiialen  medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4.-9.  Angast  1890. 

(Fortoetznng.) 

Aus  den  Abtheilungs- Sitzungen. 

XY.  Abthellmig :  Hygiene. 

Herr  Felix  (Bukarest).  Man  schenkt  der  Tuberculose  in  Schulen 
zu  wenig  Aufmerksamkeit,  die  Schule  gibt  mannigfache  Gelegenheit 
zur  Verbreitung  der  Krankheit ,  die  Sputa  tuberculöser  Schüler  ge- 
ratlien  zi^ischen  und  unter  die  Schulbänke,  wo  sie  eintrocknen  und 
in  Staub  umgewandelt  in  die  Atmosphäre  gerathen.  Bei  aller  Dis- 
äplin  wird  man  die  kranken  Kinder  nicht  dazu  bringen,  nur  in  den 
Spucknapf  zu  spucken,  somit  die  Eintrocknung  und  Verstäubung  des 
Auswurfs  nicht  hintanhalten.  Deshalb  ist  es  angezeigt,  dass  kranke 
Sehfller,  die  expektoriren,  rficksichtslos  aus  der  Schule  entfernt  werden ; 


326        Bftkleriol.  von  X.  fntonuHonalen  ni«dlcini»cheii  Koogreese  in  Beiltii. 

jedem  SchQler,  der  Sputa  auswirft,  ohne  Unterschied,  ob  dieBCsIb^^^ 
Tuberkelbacillen  enthalten  oder  nicht,  sei  die  Schule  verschloss^i** 
und  um  sowohl  die  Ansteckungsgefahr  als  auch  den  moraliscben 
Einfluss  dieser  Maassregel  auf  die  Kranken  zu  beseitigen,  darf  eben 
kein  Unterschied  zwischen  den  verschiedenen  chronischen  Krankheit^en 
der  Luftwege  gemacht  werden,  welche  Auswurf  erzeugen.  So  Iej 
auch  die  Durchführung  dieses  Vorschlages  scheinen  mag,  ist  sie 
dringend  geboten,  wir  opfern  den  Unterricht  des  Einzelnen 
physischen  Wohle  der  Gesammtheit 

Obwohl  die  Tuberculose  des  Menschen  nur  in  äusserst   seltenen 
Fällen  durch  den  Genuas  des  Fleisches  tuberculöser  Thiere  entstebA 
und  die  gewöhnliche  Zubereitung  des  Fleisches  die  Ansteckungsgpe- 
fahr  beseitigt,  ist  es  doch  wünschenswerth ,  dass  in  den  Schlacht- 
häusern  der    verschiedenen  Staaten    die  tuberculösen  Thiere    naoli 
gleichmässigen,  einheitlichen  Grundsätzen   behandelt  werden   mj^en. 
So  wie  das  Gebaren  in  verschiedenen  Schlachthäusern   verschieden 
ist ,  sind  es  auch  die  Ergebnisse  der  Tuberculosestatistik  der  Haas- 
thiere.    Diese  Umstände  zeugen  für  die  Nothwendigkeit  einer  inter- 
nationalen Reglementation,  nicht  bloss  vom  administrativen,  sondern 
auch  vom  wissenschaftlichen  Standpunkte. 

XI.  Abtheilung :    Ohrenbellkunde. 

Herr  Zaufal  (Prag).    Ueber  die  Beziehungen    der  Mikro- 
organismen zu  der  akuten  (primären)  Mittelohrent- 
zündung und  ihren  Komplikationen  und   der  chro- 
nischen   Mittelohrentzündung    und    ihren    Kompli- 
kationen. 
Zur  Proklamirung  eines  Mikroorganismus  als  Erreger  der  akuten 
Mittelohrentzündung  muss  die  Erfüllung  der  drei   Koch 'sehen   Be- 
dingungen   (häufiges  Vorkommen    bes.    im  Anfange  des  Prozesses, 
Nachweis  im  entzündeten  Gewebe  und  künstliches  Hervorrufen  der 
Entzündung     durch    Ueberimpfen    einer    Reinkultur)    durchgeführt 
werden.      Nur  beim    Bacillus  Friedländer   sind  diese  Anfor- 
derungen §rfüllt,  bei  den  anderen  aber  sind  in  der  Beweisführung  noch 
Lücken.    Unzweifelhaft  sind  Mittelohrentzündungserreger  der  D  i pl  o- 
coccus  pneumoniae  Fränkel-Weichselbaum,  der  Strep- 
tococcus pyogenes,  der  Staphylococcuspyo genes  albus 
und -aureus  und  der  Bacillus  Friedländer,  bei  den  andern, 
dem    Staphylococcus    cereus    albus,     Staphylococcus 
tenuis,  Bacillus  tenuis,  Micrococcus  tetragenus,  Ba- 
cillus pyocyaneus  und  beim  Soorpilz  ist  es  mehr  oder  weniger 
zweifelhaft.    Die  genannten  Erreger  können  ebenso  bei  den  primären 
wie  sekundären  Entzündungen  vorkommen.     Die  akute  Mittelohrent- 
zündung ist  kein  ätiologisch  einheitlicher  Prozess,  sondern  kann  durch 
verschiedene   Mikroparasiten  hervorgerufen  werden.     Bei  den  Ver- 
kühlungsotitiden  findet  sich  häufiger   der    Diplococcus   pneu- 
moniae, bei  den  sekundären  häufiger  die  pyogenen  Mikroparasiten 
sensu    strictiori,     doch     müssen    auch    der    Bacillus    Fried- 
länder und  der  Diplococcus  pneumoniae  zu  den  Eiterbildnem 


Ketie  LitttratuT.  327 

gezählt  werden.  Nach  Bordoni-Uffreduzzi  und  Gradenigo 
erbfilt  der  Diplococcus  pneumoniae  seine  eiterbildende  Kraft 
dircfa  die  Abfichwachang  in  seiner  Virulenz.  Bei  MittelobrentzQndung 
darch  Fremdkörper,  nach  Operationen  im  Cavurn  pharyngo- 
nasale  und  Khinorrhagieen  fand  Z.  bisher  den  Streptococcus 
pyogen  es.  Der  Verlauf  der  akuten  Mittelohrentzündung  ist  in  der 
B^el  ein  typischer,  entsprechend  dem  cyklischen  Entwickelungsgang 
des  Mikroparasiten,  sehr  häufig  pneumonieartig  mit  kritischem  Ab- 
fsill  i^  Teoiperatur  und  Resorption  des  Exsudats.  Häufig  findet  sich 
nur  ein  pathogener  Mikroorganismus  im  Exsudat,  seltener  zwei  oder 
mehrere  auch  nicht  pathogene.  Der  Erreger  der  akuten  Entzündung 
wird  häufig  aach  bei  den  Komplikationen  gefunden,  doch  können 
letztere  auch  durch  Sekundärinvasion  pathogener  Mikroorganismen 
krbeigeführt  werden.  Die  Komplikation  kann  zusammenhängen  mit 
der  Art  des  Erregers,  so  sind  Pyostreptokokkenotitiden  komplikations- 
reich,  femer  mit  hochgradiger  Virulenz  des  Entzündungserregers 
Q.  8.  w.  Unter  Umständen  (lokalen  und  pathoL-anatomischen  günstigen 
Bedingungen  bei  sekundären  Otitiden  etc.)  kann  jeder  Otitis  media 
berrormfende  Mikrobe  Komplikationen  erzengen.  Bisher  wurden 
folgende  Komplikationen  gefunden  : 

Beim  Bacillus  Friedländer Facialparalyse  (Zaufal);  Ab- 
8C88S  des  Proc  mastoid.  und  Allgemeininfektion  (W  ei  c  h  s e  1  b  a u  m) ; 
^mogitis  (Netter); 

J>eim  Diplococcus  pneumoniae  Abscess  des  Proc.  mastoid. 
(Za n f  a  1 ,  V  e r n  eui  1 ,  N e  t te  r),  Meningitis  cerebrospinalis  (W  e ic  h- 
selbanm); 

beim  Streptococcus  pyogenes  Meningitis  (Netter),  Ab- 
scess des  Proc.  mast  (Zaufal,  Netter),  Sinusthrombose  und 
Pyoseptikämie,  dann  Pyoseptikämie  ohne  Sinusthrombose  und  Lungen- 
g^ügrän  (Netter),  Facialparalysis  (Zaufal); 

beim  Staphylococcus  pyogenes  Abscess  des  Proc.  mastoid. 
(Bordoni-Uffreduzzi  und  Gradenigo); 

beim  Staphylococcus  cereus  albus  Abscess  des  Proc. 
mast  (Levy  und  Schrader). 

(FortsetsuDg  folgt.) 


Neue  Litteratur 

sQMinmengMMtt  ron 

Da.  Abthub  Wübzbubo, 

nUtothekar  te  KelMrtlelMa  OenalMtHBte  in  Bvtti. 


Allgemeines  über  Bakterien  and  Parasiten. 

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MarpkdogU  und  ByiUmaUk. 

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328  ^^n*  Litteratnr. 

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WnndinfektioiiBknuikbeiten. 

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Tatanua,  Hospiralbrand,  Puerperalkrankheiten,  Wondflulniss.) 

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330  ^w .  titteratuV. 

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^^en«  titieraiur  '^*^{ 

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Fiflohe. 

IbBM;  A.,  La  maladie  des  barbeau  de  la  Marne.     (Ballet  de  la  soc.  centrale  d'agri- 
caltue  de  Flranee.  T.  U.  1891.  Vol.  II.  No.  4.  p.  117—120.) 


J^nkhiüterrtgeiute  BäkUrien  und  Panuitm  bei  Pflanxen. 

8di,  J.,  Welche  Vorkehrungen  wären  so  treffen ,  um  die  Binechleppang  ond  Ver- 
bniaif  der  in  Oberitalien  Terheerend  aufgetretenen  Blattlaus  des  Maulbeerbaumes 
(Oisspis  pentagona  Targ.)  hintansuhalten  ?  Internat,  land-  n.  forstwlrthschaftl.  Kon- 
gnss  la  Wien.   1890.  Heft  72.  Wien  (Frick)  1891.  20  kr. 

bMIM,  0.  Jk^  Diseases  of  the  grape  in  westem  New-Tork.  (Journ.  of  mycol.  Vol.  VI, 
IMI.  No.  S,  p.  95—99.) 

Mihnt,  Th.,  In  welcher  Weise  IXsst  sich  die  Bekämpfung  der  Peronospora  am 
flcfaerstea  dnrehfilhren  ?  Internat,  land-  u.  forstwirthschaftl.  Kongress  su  Wien. 
1»M.  Heft  79.  Wien  (Frick)  1891.  40  kr. 

UOtmvft  iL  T.,  and  Taiiehild,  Experiments  in  the  treatment  of  plant  diseases.  Part.  I. 
T^eatment  of  black  rot  of  grapes.     (Journ.  of  Mjcol.  Vol.  VI.  No.  8.  p.  89 — 95.) 

lartif,  B-t  Was  ist  in  den  europäischen  Staaten  von  Seite  derselben  bis  jetst  gethan 
worden,  um  die  Erforschung  der  in  forstlicher  Hinsicht  wichtigen  Pflanaenkrankheiten 
ni  f5rdem  und  die  serstorenden  Wirkungen  derselben  su  reduciren  und  was  kann 
«ad  miiss  in  solcher  Bichtung  noch  gethsn  werden  ?  Internat  land-  u.  forstwirthschaftl. 
KongrsBS  su  Wien.  1890.  Heft  10.  Wien  (Frick)  1891. 

Isgtihtim,  6.  de,  The  relationship  of  puccinia  and  phragmidium.  (Journ.  of  Mjrcol. 
^e\.  VI.  1801.  Ko.  8.  p.  111—118.) 

BoiCkwarfh,  B.  A.,  Anthracnose  of  cotton.  (Journ.  of  Mjcol.  Vol.  VI.  1891.  No.  3. 
p.  100—105.) 

fr.,  Die  Blattilohkrankheit  der  Lorbeerbäume.    (Gartenflora.  1890.  p.  42.) 


Selntzinpfkingeii,  kBnstliche  Infektionskrankheiten,  Entwieke- 
teng&hemmang  and  Yerniehtang  der  Bakterien  mit  besonderer 
Berfieksielitignng  der  Arbeiten  ftber  das  Koeli^sehe 
HeilTerfkhren  gegen  Tnbereulose. 

Aiirbaek,  B.,  lieber  einige  regelwidrige  Erscheinungen  nach  den  Koch'schen  Injektionen 

ud  die  diagnostische  Bedeutung  des  Mittels.    (Deutsche  medidn.  Wochenschr.  1891. 

Ho.  e.  p.  240—248.) 
Bbiiiii,  iL,   Ueber   Desinfektion  durch  Torfmull.     (Internat,   land-   u.    forstwirthschaftl. 

KoDgrsss  SU  Wien.  1890.  Heft  105.  Wien  (Frick)  1891.  20  kr. 

Ivgheiiai,  A.y  Die  ersten  Resultate   der  Koch'schen  Behandlungsmethode  bei  tubercu- 

l&en  Erkrankungen   innerer   Organe.     (Wien,    medicin.   Wochenschr.    1891.    No.    6. 

p.  196— 200  ) 
B^vU,  0.,  Tuberkulina  i  jej  przygotowanie.    (Qaz.  lekarska.  1891.  No.  4.  p.  68—70.) 
DoBosstrationen  snm  Koch'schen  Heilverfahren.     [Sitzung  der  Berliner  medicin.  Gesell- 

Klisft  T.  4.  Febr.  1891.]    (Beri.  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  6.  p.  169—162.) 
^vttA,  A.  B.,   Researehes   in  micro>organism :   induding  an  account  of  recent  ezperi* 

OMBts  on  the  destruction   of  microbes  in  certain  infections   diseases,    phthisis  etc.  8®. 

^  M«.  52  fig.  London  (Bailliire)  1890.  6  sh. 

^'tttMiui,  P.y  und  Xhriielt,  F.,  Entgegnung  auf  die  Mittheilung   Ober  TnberkelbaciUen 

in  Blut  nach  Koch'schen  Ii^}eetionen.     (Deutsche  medidn.  Wochenschrift.  1891.  No.  6. 

ITiinsmim»  J).,  Pathologisch-anatomische  und  histologische  Erfahrungen  nach  der  Koch- 
kIno  Behandlungsmethode.     (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.   No.  5.  p.  121—128.) 

^DMnidt,  A.t  Ueber  Desinfektion  durch  Torfimull.  (Internat,  land-  u.  forstwirtschaftl. 
Kongress  au  Wien.  1890.  Heft  115.  Wien  (Frick).  20  kr. 


332 


Kene  tiittemtttr. 


Inai»  A.|  Erfahningeti  Aber  das  Kooh'tehe  Mittel  bei  Lungen-  und  Kelilkopfitiab«reiilo« 

f.^(Deatiiche  medicin.  Wocbenschr.   1891.  No.  6.  p.  248 — 861.) 

Koeh,  B.,    On   bacteriology  and  its  results:   a  leetnre.     Transl.   by   Tfa.    W.   Hirne.  8* 

London  (Bailli&re).  1890.  1   sh. 

Tafchmaim,  H.,  Koch   and  die  Kochianer.     Eine  Kritik   der  Koeh*schen    Entdeckiin^  tuk 

der  Koclischen  fiichtang  in  der  Heiikande.  gr.  8^  96  p.  Stattgart   (A.  Zimmer).  1891. 
Llojd,  J.  H.,   and  Btelwagon,    H.  W.,   Preliminary  notes  on  a  ca«e     of  lupna  ▼algarit 

treated  by  injectiont  of  Kooh'e  lympb.    (Med.  Newt.  1891.  No.  4.    p.    108 — 109.) 
M.,  J.  T.,    Bericht   fiber  die  Behandlung  meines   Lnngenleidens   nach     der    Koch'schen 

Methode.     (Wien.  klin.  Wocbenschr.  1891.  No.  4,  6.  p.  67—69,    109  — 110.) 
VeimiaiiB,  A.,  und  8«hw0ri&,  P.,  Zur  Kenntniss  der  Beeinflusaang  der  Körpertempemter 

innerlich  Tobercaloser  durch   da.n  Koch*iche  Mittel.    (Deutsche   mediein.   Wochenacbr. 

1891.  No.  6.  p.  844—846.) 
Bindflriteli,    Die  histologischen  Vorgfinge  bei   der  Heilung   tuberenloeer    Scbl^MtüuMi' 

geschwUre  unter  der  Koch'schen  Behandlung.    (Deutsche  mediein.    Wochenschr.  1891. 

No.  6.  p.  237—288.) 
Bofentbal,   C,   Weitere   Mittheilnngen   aber   die   Behandlung   des    Liupiu    iieeA  Kodu 

(Berl.  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  6.  p.  148—144.) 
BfttiflMyer,  L.,   Ein  Fall  von   akuter  Meningitis   tuberculoea   nach    Koch' scher  Beliaad- 

lang  einer  Phthisb  pulmonam.     (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  6.   p.   184—188.) 
SehimmelbiiMh,  C,   Mikroskopische  Befunde   bei  Tuberculose  der  Haat  and  der  sieht- 

baren   Schleimhftnte    nach   Anwendung    des    Koch'schen    Mittels.       (Deatecbe   oedie. 

Wochenschr.  1891.  No.  6.  p.  840—244.) 
Bonneiibiirg,  S.,   Weitere  Mittheilungen  ttber  die  chirurgische  Behandlung  dar  Lungen- 

cavemen.    (Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No    6.  p.  288^840.) 


Inhalt. 


Origifialmltthtüpiigin. 


Van  Cott,  J.  jr.,  Untersuchungen  ttber  das 
Vorkommen  der  Bacillen  des  malignen 
Oedems  in  der  Moschustinktur.  (Orig.), 
p.  803. 

Yinkebibiirg,  Ueber  einen  Befund  von  Ty- 
phusbadUen  im  Brunnenwasser,  nebst 
Bemerkungen  ttber  die  Sedimentirmethode 
der  Untersuchung  auf  pathogene  Bakte- 
rien in  Flttssigkeiten.    (Orig.),  p.  801. 

Kati,  Ofloar,  Zur  Kenntniss  der  Leucht- 
bakterien.  (Orig.)   (Fortseta.),  p.  811. 

Neneki,  X.,  Die  isomeren  Milchsäuren  als 
Erkennungsmittel   einielner   SpaltpiUar- 
.  ten.   (Orig.),  p.  804. 

Smith,  Theobald,  Zur  Kenntniss  des  Bog- 
cholerabacillus.  (Orig.)  (Fortseta.),  p.  807. 

Biiigg«r,  Omst,  Ueber  Tuberculosis  yerru- 
cosa  cutis,  p.  817. 

Noiiaawaki,  X.,  Der  Mikroorganismus  des 
Trachoms.  Microsporon  trachomatosum 
8.  jagium,  p.  818. 

Parona,  C,  e  Perugia,  A.,  Intorno  ad  al- 
cune  polystomeae  e  considerasioni  sulla 
sistematica  di  questa  famiglia,  p.  819. 


BehntaimiifBBff*   UasfeUehe  lBfeiktioBa> 

wd  VoBiehtnng  der  Bakterien 
nad  Panuiitea. 

Haiüdn,  B.  H.,  Report  on  the  conüiec  bs- 
tween  the  organism  and  the  microbc, 
p.  820. 

Proohcfwnik,  Die  Behandluog  des  friscAsn 
Trippers  beim  Weibe  mit  dem  konstan- 
ten Strom,  p.  824. 

ProehowBiok  und  Spaetk^  Ueber  die  keim- 
tSdtende  Wirkung  des  galvanischen  Stro- 
mes, p.  ^24. 

Thoinot,  Etüde  sur  la  yaleur  d4sinfbctante 
de  l*aeide  sulfureuz,  p.  828. 

Wagner,  K.,  Zur  Lehre  yon  der  Bedeotanf 
der  Temperatur  bei  den  Infektionskrank- 
heiten, p.  822. 

Originalberiehte  über  XttBfrtne. 
Bakteriologisches   Tom  X.  inter- 
nationalen mediciniscken 

Kongresse  an  Berlin, 
4.-9.  August  1890.  (Fortsetaung.) 
Zanfal,  Ueber  die  Beiiehungen  der  ißkn- 
Organismen  zu  der  akuten  (primlns) 
Mlttelohrentattndong  und  ihren  KompU- 
kationen  und  der  chronischen  MlttMt- 
entattndung  und  ihren  KomplikatioDtn, 
p.  826. 

Neu«  Idtteratar,  p.  827. 


l'iamiiuiimiiclie  Backdruckerei  (Hermann  Fohle)  in  Jena. 


Dieser  Nummer  liegt  ein  Prospekt  von  Dr.  Sobert  Maei^eke 

in  Perlfn  NW.  bei. 


Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 


In  Yerbindung  mit 

8<A.  Hfilir.  M  Dr.  LenM  nd  Profissor  Dr.  LndOer 

In  Tifliptif  IB  Orallinrald 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  Xnxl-nrorm  in  Cassel. 


-»-♦- 


Verlag  von  Gustay  Fischer  in  Jena. 


OL  Band. 


Jena,  den  13.  Mflrz  1891. 


No.  10. 


Frtli  für  den  Band  (86  Hammen)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  swei  Blbide. 

Za   beziehen   durch   Alle   Bachhandlanfiren    nnd  PosUnstalten. 


Die  RedukHon  des  „Centraiblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kunde' richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
WUmaehe  um  lAefervmg  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf" 
MUze  entweder  aiaf  d4M  Manuskript  eehreiben  zu  woUen  oder 
dkrekt  wn  den  Verleger f  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zi^  lassen»  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  k&nnen. 


Original -Mittheilungen. 


Znr  Biochemie  der  Bakterien. 

Von 

Dr.  E.  Nickel 

in 

Berlin. 

Den  chemischen  Lebensbedingungen  der  Bakterien  innerhalb  und 
ausserhalb  anderer  Organismen  wird  immer  allgemeiner  die  grösste 
Beachtung  geschenkt.  Durch  die  Weigert-Koc hasche  Theorie 
Aber  die  Wirkungsweise  der  Tuberkel bacillen  ist  die  Richtung 
g^eben,  in  welcher  sich  die  weiteren  Forschungen  zu  bewegen  haben. 

Wenn  ich  es  versuche,  auf  die  chemischen  Lebensbedingungen 
der  Bakterien  eine  mathematisch-abstrakte  Betrachtungsweise  an- 
zuwenden, 80  glaube  ich,  dass  sich  durch  dieselbe  gewisse  Beziehungen 


a.  B4. 


22 


334  Nickel, 

leichter  klarlegen  lassen.     Als    typisches  Beispiel  mög^en    ans   hier- 
fQr  die Tuberkelbacillen  dienen.    Dieselben  bilden  nach  Kocb^)aas 
dem  Eiweiss  einen  Stoff,  dessen  Lösungen  in  einer  gewissen  Kon- 
zentration das  Protoplasmas  in  den    von   Weigert  aJs   Koaga- 
lationsnekrose  bezeichneten  Zustand    überfahren.       Zur   kurzen 
Bezeichnung  jener  Substanz  diene  uns   das  Wort  Nekrosin.     £r- 
reicht  der  Nekrosingehalt  des  Protoplasmas  eine   gewisse  Höhe,  so 
wird  dieser  Zustand  nicht  nur  dem  Protoplasma,    sondern    indirekt 
auch  den  Tuberkelbacillen  verhängnissvoU ,  indem  durch  die  mit  der 
Koagulationsnekrose  verbundene   chemische  Umwandlang   der  N&br- 
boden  für    die  Tuberkelbacillen    an  Nährfähigkeit     einbOsst      Der 
Zahlen werth  dieser  kiiitischen  Konzentration  ist    noch    nicht  be- 
kannt.   Das  Symbol  derselben  sei  ifc,  bezogen  auf  die    Oewicbtseio- 
heit  Protoplasma. 

Wir  setzen  für  unsere  weiteren  Betrachtungen  der  Einfacbhe/t 
halber  zunächst  einen  Organismus  mit  einem  überall  chemisch  ho- 
mogenen Protoplasma  voraus,  in  welchem  in  verschiedenen  Gebieteo 

^11^0^8 Eolonieen  verschiedenen  Alters   vorhanden  sind. 

Da  die  Menge  der  Zersetzungsprodukte  der  Bakterien  mit  der  Zeit 
wächst,  so  wird  auch  die  Menge  rr  des  Nekrosins  in  den  verschiedeneo 

Gebieten   O^Q^^  G^ je  nach  dem  Alter  verschieden  seien. 

Es  sei 


x^  ^^  x^  ^^  x^ 


•     •     • 


Die  Mengen,    welche  an  der  kritischen   Konzentration   fehlen, 
seien  entsprechend  ^1,^2,^3, Dann  ist 

Mithm  yi  <y2  <ys  •  •  •  • 

Liegt  der  Werth  von  Xi  sehr  nahe  bei  der  kritischen  Konzen- 
tration ky  so  wird  die  Hinzuführung  einer  unendlich  kleinen  Menge 
y^  genügen,  um  den  Nekrosezustand  im  Gebiete  G^  zu  bewirken, 
und  in  der  lliat  sind,  wie  bekannt,  bei  der  Koch 'sehen  Behand- 
lung der  tuberculösen  Erkrankungen  unter  gewissen  Umständen  fabel- 
haft geringe  Mengen  wirksam.  Aber  diese  grössere  Wirksamkeit  bei 
Tuberculösen  liegt  vornehmlich,  was  dem  Anschein  nach  bis  jetzt 
noch  nicht  beachtet  ist,  nicht  in  dem  Stoff  selbst,  sondern  in 
der  Art  seiner  Anwendung. 

Es  sei  zur  weiteren  Erläuterung  ein  Vergleich  gestattet,  wenn 
derselbe  auch  nicht  ganz  zutrifft.  Bei  der  Neutralisation  von  Säuren 
durch  Basen  genügt,  sobald  die  Grenze  der  Neutralisation  nahe  er- 
reicht ist,  ein  einziger  Tropfen ,  um  den  Umschlag  der  Reaktion  zu 
bewirken,  aber  dieser  Tropfen  hat  vor  den  übrigen  Tropfen  keine 
besondere  Wirksamkeit  voraus. 

Ob  die  Menge  des  Nekrosins,  welche  in  dem  Gebiet  G  an  der 
kritischen  Konzentration  fehlt,  von  aussen  zugeführt  oder  durch  die 
Bakterien  des  Gebietes  G  selbst  hervorgebracht  wird,  ist  für  den 
Effekt  der  Koagulation  gleichgültig.  Der  Werth  von  k  ist  in  beiden 
Fällen  gleich  gross. 

1)  Diese  ZeitBchrift.  Bd.  IX.  S.  67. 


Zur  Biochemie  der  Bakterien.  335 

Dnrcb  das  Absterben  des  Gebietes  Q  werden  in  dem  Organismus 
seknndire  Erscheinungen  ausgelöst.  Um  nun  bei  dem  kQnstlich  be- 
wirkten Absterben  der  yerschiedenen  Infektionsgebiete  den  Umfang 
der  sekund&ren  Erscheinungen  nicht  zu  gross  werden  zu  lassen,  muss 
der  Dosirang    des  Nekrosins  besondere  Aufmerksamkeit    gewidmet 

werden.    Wenn  nämlich  die  Gebiete  6r^,  O^^  O^ nicht  gleich- 

idtig,  sondern  nach  einander  zum  Absterben  gebracht  werden  sollen, 
so  mass  die  Dosirung  von  y^  auf  y^,  dann  auf  y,  u.  s.  w.  ansteigen. 
Da  die  Werthe  von  Xi,  x^^  x^  ,  .  .  unbekannt  sind,  so  ist  dadurch 
die  Nothwendigkeit  einer  rein  empirischen  Ermittelung  der  yWerthe, 
der  Dosirung  bedingt.  Liegen  die  Werthe  x^^  x^,  x^  .  .  .  .  ihrer 
GiOsse  nach  weiter  aus  einander,  so  wird  sich  das  dadurch  bemerk- 
lieb machen,  dass  eine  schnelle  Steigerung  der  Dosen  gut  vertragen 
wird,  ohne  dass  dabei  eine  Angewöhnung  des  Organismus  wesent- 
Ech  in  Frage  kommt  Im  Hinblick  auf  die  Entwickelungszust&nde 
der  Krankheit  bei  verschiedenen  Individuen  ergibt  sich  aus  den 
oiHgen  Gleichangen,  dass  die  Dosirung  den  Zuständen  umgekehrt 
arithmetisch  (I)  proportional  sein  muss. 

Bei  homogenen  Protoplasmagebieten  können  also  durch  steigende 
Nekrosinzuführong  nach  einander  die  verschiedenen  Infektionsgebiete 
vm  vollständigen  Absterben  gebracht  werden.    Anders  gestaltet  sich 
jedoch  die  Sache,  wenn  das  einzelne  Infektionsgebiet  nach   verschie- 
denen Richtungen  chemisch  ungleichartig  ist  und  mithin  die  kritische 
Konzentration    an    verschiedenen  Punkten   verschiedene  Werthe  hat. 
Li  diesem  Falle  wird  bei  Zuführung  von  Nekrosin  in  dem  Zeitpunkte 
Iq  das  Infektionsgebiet  nur  an  denjenigen  Theilen  T  absterben,   für 
welche  die  kritische  Konzentration  gerade  erreicht  ist,  während  die 
weniger  empfindlichen  Stellen  am  Leben  bleiben  und  den  Tuberkel- 
bacillen  der  bedrohten  Kolonie  durch  die  Erhaltung  gewisser  Nähr- 
gebiete  die  Möglichkeit  der  Weiterentwickelung  gewähren. 

Betrachten    wir    nun   die    Erscheinungen,     welche     eintreten 
worden,  wenn  kein  Nekrosin  von  aussen  zugeführt  worden  wäre. 

Die  WeiterentwickeluDg  der  Kolonie  würde,  wenn  ein  Zeitpunkt 
ii  erreicht  ist,  den  Nekrosingehalt  des  Gebiets  so  steigern,  dass  die 
Aen  erwähnten  Theile  T  dadurch  der  Nekrose  verfallen.  In  dem 
Zeitraum  t^—t^  hat  sich  aber  im  Vergleich  zum  Zeitpunkt  t^  die 
inzahl  der  Bacillen  vermehrt.  Es  zeigt  sich  also,  dass  bei  gleichem 
Verlust  an  Protoplasma,  welcher  in  jedem  der  beiden  Fälle  mit 
Nothwendigkeit  eintritt,  durch  die  Zuführung  von  Nekrosin  die- 
sdbe  Zustandsänderung  des  Organismus  ohne  Vermehrung  der  Ba- 
dllenzahl  erreicht  wird  und  dass  durch  Wiederholung  desselben  Ver- 
iBhrens  der  erkrankte  Organismus  dem  Zustand  der  Heilung  ent- 
gegeogeführt  wird.  Zum  Schluss  sei  noch  eines  besonderen  Falls 
i^acht.  In  einem  chemisch  nicht  homogenen  Infektionsgebiet  kann 
die  auf  verschiedene  Theile  beschränkte  Koagulationsnekrose  zu  einem 
Zerfall  dessdben  führen.  Liegt  das  Infektionsgebiet  im  Bereich  der 
Geiässsysteme,  so  können  unter  diesen  Umständen  an  anderen 
Stellen  neue  Infektionen  entstehen.  Die  künstliche  Zuführung  von 
lüekrosin  kann  jedoch  diesen  Zustand  nie  verschulden,  sondern 
böchstens  die  Zeit  seines  Eintretens  beschleunigen.     Sache 

32* 


336  Hankin, 

der  histologischen  und  mikrochemischen  Forschung  wird  es  sein^  du 
Bedingungen  ffir  die  in  Rede  stehenden  Erscheinungen  genaa  za  er- 
gründen. 

Berlin,  im  Februar  1891. 

Nachschrift.  Seit  der  Einsendung  des  Manuscripts  sind  mehrere 
Mittheilungen  erschienen,  die  sich  in  anderer  Form  in  demselben 
Sinne  äussern.  So  kennzeichnet  Thorner  die  behandelten  Er- 
scheinungen als  ,,Additionswirkungen". 

Die  inzwischen  eingeführte  Bezeichnung  Tuberkulin  bezieht 
sich  nicht  auf  eine  chemisch  einheitliche  Substanz,  sondern  aaf  eine 
glycerinische  Lösung  von  Nekrosin  und  Nebenbestandtheilen. 


üeber  den  schützenden  Eiweisskorper  der  Batte^). 

(Aus  dem  hygienischen    Institut  zu  Berlin    und    dem    Pathological 

Laboratory  Cambridge.) 

VOD 

E.  H.  HanUn, 

Junior  George  Henry  Leweis  Student,  Fellow  of  St.  John'e  CoUegr«  Gunbridge. 

In  einer  neulich  erschienenen  Veröflfentlichung ')  habe  ich  über 
eine    Klasse  von  Eiweisskörpern  berichtet,    die  eine    bakterienver- 
nichtende Wirkung  besitzen;  dieselbe  habe  ich  „defensive  proteids^ 
(schützende  Eiweisskorper)    genannt.     Es   ist  möglich,   dass  diese 
Körper  die  Ursache  der  bakterientödtenden  Wirkung  des  Blutserums 
sind,  und  es  ist  deshalb  nicht  nöthig,  sich  der  B  u  c  h  n  e  r  ^scben  An- 
schauung anzuschliessen ,    dass   es    sich  hier  um    einen    spezifisch 
aktiven  Zustand  der  bis  jetzt  bekannten  Serumalbuminate  häDdelt 
Wenn  meine  Vermuthung  richtig  wäre,  so  könnte  man  erwarten,  dass 
das  Serum  der  Ratte  einem  ähnlichen  Stoffe  seine  bakterientödteoda 
Eigenschaft  verdankt;    Behring*)   aber   schreibt  dieselbe  seiner 
hoben  Alkalescenz  zu  und  gelangt  zu  dem  Schlüsse,  dass   es  eineo 
unbekannten  basischen  Körper  gibt,  der  (wie  Pentamethylendiamin) 
die  Milzbrandbacillen  in  seinen  Versuchen  vernichtet  hat. 

Ist  es  möglich,  dass  diese  beiden  Anschauungen  richtig  süid, 
mit  anderen  Worten,  dass  es  sich  hier  um  einen  alkalisch  reagiren- 
den  Körper  handelt  und  dass  derselbe  eine  bakterientödteode  £/- 
weissart  ist? 

Es  sind  bereits  mindestens  drei  alkalisch  reagirende  Eiweissköiper 
bekannt  Alle  drei  sind  Albumosen.  Kühne  und  Ghittenden^) 
haben  unter  den  Verdauungsprodukten  von  Myosin  gefunden,  dass 
Protomyosinose  und  Deuteromyosinose  nach  Dialysirung  eine  schwache, 
aber  unbestreitbar  alkalische  Reaktion  zeigen.    Sidney  Martin^) 

1)  Eine  MufUirlichere  Veröffentliohong  unter  dem  Titel  „On  Defensive  Proteids" 
wird  in  Kürie  in  englischer  Sprache  erscheinen. 

S)  On  the  eonflict  between  the  organism  and  the  miorobe.  (British  Msdicsi  Jour- 
nal. XU.  1890.  Joly.)  Siehe  auch:  A  Bacteria  killing  Olobolin.  (Proceedings  of  the 
Royal  Society  of  London.     Vol.  XLVIII.  1S90.  8.  98.  Mai  81.) 

B)  Ueber  die  Ursache  der  Immnniat  von  Batten  gegen  Milsbrand.  (GeofrsIbJttt 
f.  Uinische  Medidn.  1888.  No.  88.  S.  1.) 

4)  Zeitschrift  für  Biologie.  Bd.  XXV.  S.  278. 

5)  Proceedings  of  the  Boyal  Society  of  London.  Vol.  XLVIU.  1890.  Msyll.  Siebe 


Uaber  den  sehAtienden  Eiweisskdrper  der  Ratte. 


337 


erwftlukty  dass  nach  verlängerter  Dialysirung  eine  Lösang  von  den 
iwei  Miizbrand-Albamosen  noch  alkalisch  reagirt  Dies  ist  die  einzige 
diemische  Reaktion,  in  welcher  sich  diese  giftigen  Albumosen  von 
im  gewöhnlichen  Proto-  und  Deuteroalbamosen  der  peptischen  Ver- 
dsooog  unterscheiden. 

Nach  derselben  Methode,  die  ich  benutzt  habe,  um  schützende 
fiweiflakOrper  aus  anderen  Thieren  zu  isoUren,  habe  ich  eine  Eiweiss- 
ait,  welche  Bakterien  vernichtet  und  eine  alkalische  Reaktion  zeigt, 
«08  Rattenmilzen  isolirt. 

Dass  dieser  Stoff  bakterientödtend  wirkt,  geht  aus  folgenden 
VttSQChen  hervor: 

Die  Milz  einer  Ratte  wurde  unmittelbar  nach  dem  Tode  ausge- 
sdmitten  and  mit  Alkohol  verrieben.  Nach  Vt  Stunde  wurde  der 
Alkohol  abfiltrirt  und  zum  Rückstande  30  ccm  2^/<>  Na  SSO4 -Lösung 
sogesetzt.  Nach  24  Stunden  wurde  die  sehr  trübe  Flüssigkeit  filtrirt 
BLd  Alkohol  im  Ueberschuss  zugesetzt  Der  so  entstandene  Nieder- 
Bchlag  von  Eiweisskörpern  und  Salzen  wurde  abfiltrirt ,  bei  37  ^  ge- 
trocknet nnd  mit  ungefähr  10  ccm  destillirten  Wassers  gemischt. 
Dadurch  wurden  die  Salze  und  ein  Theil  der  Eiweisskörper  gelöst 
Der  unlösliche  Rückstand  wurde  abfiltrirt,  und  die  so  erhaltene  klare 
Lösung  eine  Stunde  lang  in  strömendem  Wasser  von  37 — 40  <^ 
dialysirt.  Nach  dieser  Behandlung  zeigt  die  Lösung  eine  alkalische 
BeidLtion  und  eine  bakterientödtende  Wirkung,  welche  durch  die  ge- 
wdholiche  Plattenkulturen  -  Methode  geprüft  wurde.  Für  diesen 
Zitck  wurde  eine  frisch  bereitete  Milzbrandbouillonkultur  benutzt; 
das  Resultat  ergibt  sich  aus  der  folgenden  Tabelle: 


Versachs- 
Nummer 

Kontrollplatte 
sofort  aasge- 
gossen 

Platte  nach  Vt 
Stnnde  ausge- 
gossen 

Platte  nach 
1  Stande  ausge- 
gossen 

V 
VI 

660 

656 

568 
784 

700 
856 

851 

80 

788 
776 

740 
?600 

413 

116 

996 
800 

316 
365 

Zum  Versuche  VI  bemerke  ich,  dass  die  Milz  in  10  ccm  einer 
ttischung  von  gleichen  Theilen  Glycerin  und  75  7o  Na^SO^  zerrieben 
war.  Sonst  war  der  Versuch  ganz  nach  derselben  Methode  durch- 
geführt, wie  Versuch  V.  In  vielen  meiner  Versuche  aber,  von  welchen 
III a  als  Typus  gilt,  war  keine  Verminderung  der  Zahl  der  Kolo- 
fiieen  zu  konstatiren.  Oefters  war  zuerst  eine  Zunahme,  1  Stunde 
später  aber  eine  Abnahme  der  Zahl  der  Eolonieen  nachzuweisen 
(Versuch  U).  Bemerkenswerth  ist  es  aber,  dass  vom  nächsten  Tage 
Mk  diese  Lösungen  steril  geblieben  sind,  und  nur  ausnahmsweise 
mikroskopisch  unbedeutendes  Wachsthum  beobachtet  werden  konnte. 

toeh  die   Anm.  Hankin   in  British   medieal  Journal.  Oct  13.    1889.    On    Imqaunity 
prodaced  by  an  albumose  isolated  from  Anthrax  caltares. 


338  H  A  n  k  I  n  ,  Ueber  den  schfitsenden  Biweitskörper  der  Ratte. 

Natarlich  wird  die  bakterientödtende  resp.  wachsthumshemmende 
Kraft  einer  solchen  Lösung  durch  Kochen  völlig  zerstört.  Auffallend 
ist  es,  dass  es  mir  nur  ganz  ausnahmsweise  geglQckt  ist,  von  Ratten- 
milzen  eine  so  schnell  die  Bakterien  tödtende  Lösung  zu  ge- 
winnen, wie  solche  aus  den  Milzen  der  fQr  Milzbrand  empfänglicheren 
Meerschweinchen  und  Kaninchen  mit  Leichtigkeit  hergestellt  werden 
können.  Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  kann  man  einen  sehr  in- 
teressanten Unterschied  zwischen  den  schützenden  Eiweisskörpem 
beider  Thiergattungen  bemerken. 

Wenn  man  in  eine  aus  Kaninchen  gewonnene  schotzende  Eiweiss- 
körperlösung  Milzbrandbacillen  einsäet,  so  wird  ein  grosser  Theil 
derselben  rasch  getödtet.  Die  Qbrigen  aber  werden,  entweder  weü 
sie  sich  den  umgebenden  Bedingungen  angepasst  haben,  oder  wahr- 
scheinlicher, weil  die  bakterientödtende  Kraft  zerstört  wird,  D&cb 
einigen  Stunden  rasch  sich  entwickeln  und  ein  Qppiges  Wachsthum 
entfalten. 

Der  Ratten  schützende  Eiweisskörper  resp.  das  Rattenserum  aber 
bietet  kein  gutes  Nährmedium  für  solche  Bacillen ,  die  nicht  sofort 
getödtet  wurden.  Hier  darf  man  nicht  an  „Angewöhnung^^  oder 
Ausnutzung  der  bakterienzerstörenden  Kraft  denken. 

Ein  ähnlicher  Unterschied   ist  in  dem  Verhalten  der  Sporen  za 
diesen   beiden    Serumarten    zu   bemerken.      Wie    Lubarscb    für 
Hundeserum  und  ich  für  Kaninchen  schützende  Eiweisskörperlösun- 
gen  gefunden  habe,  entfalten   Milzbrandsporen,  in  solche   Flüssig- 
keiten eingesäet,  sofort  ein  üppiges  Wachsthum,  als  ob  sie  im  Aus- 
keimungsakte eine  Widerstandsfähigkeit  gegen  die  bakterienfeindh'chen 
Einflüsse  des  Mediums  erworben  hätten.    Mit  Rattenserum  dagegen 
kommt  eine  ähnliche  Erscheinung,  wie  Behring  bemerkt  hat,    nie 
vor.    Weder  Sporen  noch  Bacillen  können  in   diesem   Medium  eine 
Kultur  hervorbringen.    Vielleicht  steht  im  Znsammenhang  mit  diesen 
Verschiedenheiten  die  Thatsache,  dass  es  mir  möglich  gewesen  ist, 
Heilung  resp.  Immunisirung  gegen  Milzbrand  nicht  nur  durch  Ratten- 
serum, sondern  auch  durch  den  isolirten  schützenden   Eiweisskörper 
der  Ratten  zu  erzeugen.    Ein  solches  Resultat  habe  ich  durch  andere 
schützende  Eiweissarten  nur  äusserst  selten  erzielt 

Dass  das  Serum  selbst  seine  bakterientödtende  Kraft  innerhalb  des 
tbierischen  Körpers  ausüben  kann,  erhellt  aus  folgenden  Versuchen: 

Acht  Mäuse  wurden  mit  einer  Mischung  von  Rattenserum  und 
äusserst  virulenten  Milzbrandsporen,  von  einer  frischen  Agarkoitor 
stammend,  geimpft.  Zwei  Mäusen  wurden  0,01,  den  anderen  0,02  bia 
0,15  ccm  von  dieser  Mischung  subkutan  injizirt.  Während  diese  8 
Mäuse  sämmtlich  am  Leben  blieben,  sind  2  Kontrollmäuse  innerhalb 
18  Stunden  zu  Grunde  gegangen  ^). 

Dass  dieses  Resultat  nicht  auf  der  Erzeugung  einer  gewissen 
«»fieberhaften  Reaktion*^  beruht,  wird  wahrscheinlich  gemacht  durch 
folgenden  Versuch: 

1)  Behriog  (Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IX.  1S90.  S.  478)  erwfthot  aaob,  das« 
er  Milsbrandheilang  darch  Rattenserum  bekommen  hat,  ohne  aber  die  benoteten  Dosen 
genau  sa  präcisiren.  Ogata  nnd  Jasnhara  haben  auch  durch  verschiedene  Serom- 
arten  Heilung  von  abgeBchwftchtem  Miiabrand  erseugt.  (Siehe  Ref.  in  diesem  Centrsl- 
blatt  Bd.  IX.  S.  25) 


Smith,  Zur  KenntniM  des  Hogoholerabacillos.  339 

6  Mäuse  wardea  mit  je  0,01  resp.  0,02  Batteoseruin  subkutan 
ijyiflrt  und  an  eioer  aDderen  Körperstelle  mit  virulentem 
Mibbraod  geimpft,  um  die  Lokalwirkung  des  schützenden  Eiweiss- 
kdrpers  auszasäiliessen.  •  Zwei  zur  Kontrolle  infizirte  Mäuse  starben 
Buerhalb  18  Stunden.  Alle  6  Versuchsmäuse  starben,  und  zwar  2 
nach  36  Stunden,  1  nach  60  Stunden  und  3  nach  84  Stunden.  Es 
ist  interessant  zu  bemerken,  dass  in  diesen  letzten  drei  Fällen  sich 
m  aogeheueres  Oedem  entwickelte,  das  bei  so  virulentem  Milzbrand 
sonst  gewöhnlich  nicht  vorkommt  4  weitere  Kontrollmäuse,  welche 
mit  0,02  bis  0,04  ccm  Kaninchen ser um  und  virulentem  Milzbrand  ge- 
impft wurden,  starben  innerhalb  36  Stunden. 

(Scblnss   folgt.) 


Zur  Kenntniss  des  Hogoholerabacillus. 

(Aus   dem   bakteriologischen  Laboratorium    des  Bureau  of  Änimal 

Industry,  Washington  U.  S.  A.) 

Von 

Dr.  Theobald  Smith^ 

Vorstand. 
(Sehlnss.) 

Wir  haben  somit  wenige  Anhaltspunkte,  um  diese  Bacillen  a  und  ß 
«1^  iwei  verschiedene  Arten  zu  erkennen.  Im  Grossen  und  Ganzen 
kdaoen  wir  annehmen,  dass  ß  näher  dem  saprophy tischen  Stadium 
^\itt  indem  er  eine  grössere  Wachstbumseoergie  auf  den  verscbiedeuen 
Nährsabstraten  entfaltet.  Diese  Vorstellung,  auf  Kulturstudien  be- 
raliend,  wird  besonders  durch  Kaniochenimpfungon  bestätigt.  Bringt 
man  kleine  Dosen  (Vs — ^u  ^^  Bouillonkultur)  unter  die  Haut  von 
Kaninchen,  so  entsteht  ein  leichtes  Fieber  mit  Temperaturerhöhung 
TOB  1-  2  ^  C.  An  der  Impfstelle  entwickelt  sich  ein  kleiner  Abscess, 
der  später  aufbricht  und  heilt.  Das  Thier  ist  nach  2  bis  3  Wochen 
nieder  gesund.  Werden  grössere  Quantitäten  injizirt,  so  entsteht 
eine  parulente  Infiltration  des  Unterhautzellgewebes,  welche  sich  lang- 
6un  ausbreitet,  in  1  bis  2  Wochen  den  Tod  herbeiführt  und  meistens 
auch  die  Läsionen  bedingt,  die  im  Folgenden  beschrieben  sind. 

Werden  sehr  kleine  Dosen  (V50 — ^/too  ^^^  Bouillonkultur  ent- 
q>rechend  verdünnt)  in  die  Ohrvene  eingespritzt,  so  entsteht  ein 
Fieber,  welches  IVs  bis  2  Wochen  dauert  und  mit  dem  Tode  des 
l\a«res  endigt.  Bei  der  Sektion  findet  man  parenchymatöse  Erkran- 
kung des  Herzens  und  der  Nieren.  Wie  schon  oben  angegeben,  haben 
wir  bei  Impfungen  mit  a  immer  Milztumor  erhalten,  bei  Impfungen  mit 
i^  ist  die  Milz  klein.  Bei  a  sind  immer  Nekrosen  in  der  Leber 
zu  finden ,  bei  ß  aber  nicht.  Bei  a  finden  sich  nicht  selten  Hä- 
morrhagieen  im  Duodenum  und  im  unteren  Dickdarm,  geröthete 
und  geschwollene  Plaques,  während  bei  ß  das  Bild  anders  ist.  Die  Plaques 
im  DOnndarm  und  im  Blinddarm  und  der  Klappe  sind  sehr  stark 
geschwollen  und  mehrere  oder  alle  Follikel  erscheinen  als  vergrösserte 
weisse  Punkte.    Die  Schleimhaut  darüber  ist  manchmal  unversehrt, 


340  Smith, 

Öfters  nekrotisirt  und  mit  einem  gelblichen  Schorfe    bedeckt.     Der 
Appendix  zeigt  immer  einige  infiltrirte  Follikel.    In  manchen  FftUen 
bietet  sich  ein  interessantes  Bild,  indem  alle  Follikel  yergrössert,  weiss- 
Uch  sind  und  somit  der  Appendix  wie  damit  bes&t  aussieht.    Die  be- 
deckende Schleimhaut  ist  meistens  erhalten  und  etwas  höckerig  durch 
die  vergrOsserten  Follikel,  in  seltenen  Fällen  mit  Geschwüren  bedeckt. 
In  einigen  Fällen  waren    neben  den  beschriebenen  Lftsionen    viele 
oberflächliche  Nekrosen  auf  und  zwischen  den  Schleimhaatfalten  des 
Blinddarms.    Es  ist  mOglich,  dass  diese  letzteren  Nekrosen   durch 
Ansiedelung  der  Bakterien  verursacht  wurden,  die  von  den  Scblejm- 
hautgeschwQren    Qber   den   Plaques   ausgeschieden    worden     waren. 
Schnitte  durch  die  Plaques  zeigen  eine  zellige  Infiltration  der  Follikel 
und  hie  und  da  Haufen  von  Bacillen  zwischen  den  Zellen.     Neben 
den  Darmveränderungen  finden    sich  solche  gleicher  Natur   in  den 
mesenterialen  LymphdrQsen.     Dass  diese    modifi^irte   iCrankheit  in 
Wirklichkeit  dorch  ein  und  dasselbe  Bakteriengift  hervorgerufen  wird^ 
ist  durch  folgende  Thatsachen  bewiesen: 

1)  Wenn  durch  kfinstliche  Abschwächang  des  Bacillus  a  (durch 
Hitze  nach  Pasteur)  die  Krankheit  in  Kaninchen  verlängert  wird, 
haben  wir  fast  genau  dieselben  Erscheinungen,  wie  bei  ß.  Die  Leber- 
nekrosen bleiben  aus.    Die  Plaques  sind  infiltrirt  und  ulcerirt. 

2)  Wenn  durch  partielle  Immunisirung  des  Versuchsthieres  die 
Dauer  der  Impfkrankheit  des  Bacillus  a  verlängert  wird,  sind  die 
Darmveränderungen  vorhanden. 

3)  Eine  Reihe  Versuche  haben  gezeigt,  dass  Kaninchen,  mit  ß 
zweimal  geimpft,  sich  a  gegenüber  refraktär  verhalten. 

Fassen  wir  nun  die  Resultate  dieser  Untersuchungen  zusammen, 
so  ergibt    sich,    dass    a  dieselben  Veränderungen    erzielen    wörde, 
die  wir  durch  Impfung  mit  ß  erhalten,  wenn  das  Thier  lange  genug 
am  Leben  bliebe;  ß  bewirkt  somit  eine  mehr  chronische  Form  der 
a-Krankheit.    Bacillus  a  gedeiht  besser  in  den  inneren  Organen  und 
bewirkt  Nekrosen  in  der  Leber.    Eine  Eiteransammlung  findet  nicht 
statt.    Bei  ß  kommt  es  zu  keinen  bemerkenswerthen  Ansiedelungen 
in  den  inneren  Organed,  ausser  in  dem  lymphatischen  Apparat  und 
Eiterung  begleitet  sie.     Die  Beziehung  zwischen  Nekrose  und  ge- 
steigerter   Virulenz    auf   der    einen    Seite    und    Eiterung    und   Ab- 
Schwächung  auf  der  anderen  ist  mir  schon  früher  bei  Untersuchung 
der  Impfstelle  bei  Kaninchen  aufgefallen.    Der  lymphatische  Apparat 
des   Darmes   und    die   dazu  gehörenden   Lymphdrüsen  können  als 
ein  locus  minoris  resistentiae    angesehen  werden,   indem    hier  der 
Kampf  am  längsten  dauert  und  die  Zerstörung  am  grössten  ist.   Die 
Bacillen  sind  hier  nicht  lokalisirt,  sondern   bleiben  nur  am  längsten 
wirkungsfähig.    Eine  Lokalisation  in  diesem  Sinne  würde  bedeuten, 
dass  die  Bacillen,  durch  die  Blutbahn  (Ohrveneninjektion)  im  ganzen 
Körper  verbreitet,  nur  hier  festen  Fuss  gefasst  haben,  während  sie 
anderswo  in  ihrer  Vermehrung  gehemmt  worden  sind.    Eine  solche 
Lokalisation  im  lymphatischen  Apparat  des  Darmes  ist  daher  keine 
Ausscheidungskrankheit;  die  Ausscheidung  ist  vielmehr  rein  zaJäl%. 

Nach  vergleichenden,  noch  nicht  beendeten  Untersuchungen  bin 
ich  geneigt,  den  Hogcholerabacillus  mit  dem  morphologisch  ähDlichen 


Zmt  Kenntnisa  des  Hogebolerabftcillns.  341 

Bacillas  coli  commuDis  in  eine  Gruppe  zu  vereinigeo.    Der 

stark  aaprophytische  ß  kann  als  eiu  YerbiDduDgsglied  zwischen  dem 

wAt  parasitiscbeD  a  und  dem  Kolonbacillus  gelten.    Doch  soll  dieses 

dorcbaos  nicht  bedeuten,  dass  letzterer  je  in  den  Hogcholerabacillus 

ttcrgehen  kann.    Vergleicht  man  Bacillus  coli  mit  dem  nächst- 

stehenden   ß^   so  findet  man  eine  Reihe  Unterscheidungsmerkmale. 

Der  Eolonl>aciUu8  ist  etwas  grösser  in  Kulturen,  auf  Gelatine  breiten 

ach  seine  Eolonieen  mehr  aus  und   haben   überhaupt  eine  andere 

Gestalt.     Seine  Bewegungen,  besonders  in  Flüssigkeiten,  sind  mehr 

tifge,    manchmal    scheinbar   auf  einzelne  Bacillen  beschränkt     In 

BoaUIonkoltur  erzeugt  er  einen  widerlichen  Geruch,  der  bei  ß  sehr 

schwach  ist.  Durch  Säureausscheidung  macht  er  Milch  zu  einem  festen 

Kochen   gerinnen.     Die  pathogenen  oder  parasitären   Eigenschaften 

i^len  fast  ganz,  obwohl  toxische  Kräfte  nicht  fehlen,  wie  schon  von 

Anderen  berichtet  worden  ist.    Ich  habe  mehrmals  Kaninchen  durch 

istraYendse  Injektion  von    1  coro   Bouillonkultur  getödtet,    während 

^/^  com   keine  Wirkung  zeigte  ^).     Gegenüber  diesen  Abweichungen 

lijJ>en  wir  die  gleiche  Morphologie  (Form,  Beweglichkeit,  Mangel  der 

Sporenbildung),    die    gleiche  Gährungsfähigkeit,    Alkalibildung    und 

Mangel  an  peptonisirendem  Ferment.     Ohne   auf  andere  Verwandt- 

schaftsmerkmale  hier  einzugeben,  bin  ich  daher  geneigt,  die  üog- 

cfaolerabacillen   mit  B.  coli    als  distinkte  Arten    in  eine  Gattung 

unterzubringen. 

Auf  die  grosse  Bedeutung  des  Vorkommens  von  Spielarten  unter 
pathogenen  Bakterien  für  die  Diagnostik  brauche  ich  hier  wohl  nicht 
juifmerksam  zu  machen.  Sie  fordert  ein  genaues  Studium  der  bio- 
logiaclieD  Eigenschaften  der  pathogenen  wie  auch  der  saprophy  tischen 
Arten  und  eine  Gruppirung  dieser  Arten ,  ob  pathogen  oder  nicht, 
nach  biologischen  Merkmalen.  Zugleich  wird  es  auch  nöthig  sein, 
den  relativen  Werth  dieser  verschiedenen  Merkmale  durch  ver- 
gleichende Studien  zu  bestimmen,  da  die  meisten  jetzt  bekannten 
auf  oberflächlichen,  kulturellen  Kennzeichen  beruhen  und  ungeeignet 
sind,  ohne  bedeutende  Modifikation  eine  korrekte  Klassifikation  ein- 
zuleiten. Es  gehört  ebensoviel  Umsicht  dazu,  Bakterienformen  nicht 
ans  einander  zu  halten,  die  wirklich  nahe  verwandt  sind,  als  solche 
nicht  zusammenzuwerfen,  die  nicht  zusammengehören.  Obwohl, 
wie  lioeffler^)  treflfend  bemerkt,  es  „unsere  Aufgabe  ist,  die  kon- 
stanten kleinen  Unterschiede  fest  zu  fixiren  und,  wenn  möglich,  zu 
vermehren^\  so  müssen  wir  zugleich  nicht  ausser  Acht  lassen,  den 
relativen  Werth  dieser  Abweichungen  wenn   möglich  zu  ergründen, 

1)  Diese  Unterschiede,  obwohl  bei  oberflächlicher  Betrachtung  ziemlich  bedeutend, 
snd  doch  mehr  quantitatirer  als  qualitativer  Natur.  Dass  die  eine  Art  z.  B.  Miloh 
sar  Oerinnnng  bringen  kann  und  die  andere  nicht,  beruht  hier  auf  der  Menge  der  pro- 
duirten  Säure,  und  diese  hftngt  wesentlich  von  der  Empfindlichkeit  der  Art  gegen 
Siare  ab.  Auf  die  entwickelnngsbemmende  Eigenschaft  des  gährffihigen  Zuckers  in 
H&lirflassigkeiten  habe  ich  schon  früher  hingedeutet  (diese  Zeitschrift.  Vlll.  S.  8S9). 
Impft  man  Gfthrungskölbcheu ,  enthaltend  Peptonbouillon  und  Milchsucker  mit  Ba- 
cillus coli,  a  und  ß,  so  findet  man  nach  einigen  Tagen  ungefähr  halb  so  viel  Oas 
ia  deo  a-  und  ß-Kolbchen,  als  bei  B.  coli.  Die  Gährung  ist  bei  a  und  ß  nicht  aus- 
ICebliebeo,  sondern  hat  nur  schneller  aufgehört. 

9)  Deutsche  med.  Wochenschr.  1890.    8.  84. 


342  Smith,  Zur  Kenntniss  des  Hogebolerftbadllns. 

um  uns  eise  tiefere  Einsicht  io  die  Verwandtschaft  der  Bakterien  z 
verschaffen. 

Das  Vorkommen  von  Spielarten  hat  eine  praktische  Seite,   äi 
manchmal  von  weittragender  Bedeutung  werden   kann  ').       Es    is 
nicht  unwahrscheinlich,  dass  andere  pathogene  Bakterien  *)  als  Spiel 
arten  auftreten  können.    Es  ist  möglich,  dass  ähnliche  Abweichoagen 
in  der  Virulenz  und  dem  Wachsthum  auf  Nährböden   bei  dem  Typhns- 
bacillus  vorkommen  können,  und  dass  die  verschiedenen  Impferfolge 
bei  Versuchsthieren ,    über   die  Seitz,    Beumer     und    Peiper« 
Fraenkel  und  Simmonds  und  Andere  in  den  letzten  Jahren  be- 
richtet   haben,    der   schwankenden    Virulenz   zugeschrieben    werden 
mQssen.    Solche  Schwankungen  würden  auf  der  einen  Seite  die  Er- 
kennung der  Typhusbacillen   ausserhalb  des  Körpers    bedeutend  er- 
schweren, auf  der  anderen  Seite  das  Krankheitsbild  in   verschiedenen 
Orten  und  Klimaten  modifiziren.    Ueberhaupt  kommen    bei   der  Be- 
trachtung dieses  Themas  eine   Reihe  Möglichkeiten   zum    Vorschein^ 
welche  einer  besonderen  Erörterung  werth  sind. 

Die  HogcholerauntersuchuDgen  haben  uns  mit  Bakterien  bekannt 
gemacht,  die,  ähnlich  den  Typhusbacillen,  schwere  Veränderungen  iro 
Darm  bewirken  und  immer  nach  dem  Tode  in   der  Milz  ausschliess- 
lich angetroffen  werden.    Die  Aetiologie  des  Typhus  gewinnt  dadurch 
an  Beweiskraft,   indem   auch  hier  die  Bacillen  immer  in    der  Jfilz 
angetroffen  werden.     Die  Vermuthungen   von  Rodet    und  Roux^), 
dass  die  Kolonbakterien  die  Form   der  Typhusbacillen   in   der  Milz 
annehmen,  sind  durchaas  unvereinbar  mit  den  Resultaten  der  bakte- 
riologischen Forschung  des  letzten  Jahrzehnts.    Die   Kolonbairterieo 
habe  ich  in  den  inneren  Organen  nicht  selten  bei  Schweinekrank- 
heiten   und  beim  Texasfieber    des  Rindes    angetroffen.      In    beiden 
Thierarten  sind  sie  konstante  Bewohner  des  Darmes,  und  Oelatine- 
rollkulturen  zeigen  fast  ausschliesslich  Kolonieen   dieser  Bakterien. 
Selbst  bei  ausgebreiteter  Nekrose  des  Dicltdarmes  und  den  darnieder- 
liegenden Funktionen  habe  ich  sie  fast  ausschliesslich  gefunden.    So- 
mit ist  es  leicht  möglich,  dass  sie  in  den  inneren  Organen  ange- 
troffen  werden,  obwohl  sie  mit  der  Krankheit  in  keiner  Beziehang 
stehen.     Dasselbe  mag  für    den   Menschen  gelten.     Wenigstens  ist 
die  Anwesenheit  dieser  Bakterien  in   der  Milz  durchaus  kein  Be- 
weis far  diese  grosse  Umwandlung  des  B.  coli  in  den  Typhusbacilloa 

Zum  Schlüsse  ergreife  ich  die  Gelegenheit,  meinem  Chef,  Herrn 
Dr.  Salm on,  für  die  gütige  Unterstützung  zu  danken,  die  er  diesen 
Arbeiten  fortwährend  leistete. 


1)  Einige  Jahre  früher  nntersochte  ich  eine  kleine  Episootie  und  isolirte  aas  d«r 
Milz  von  swei  Schweinen  einen  Bacillus,  der  dem  Hogcholerabacillas  sehr  äholicfa  war, 
aber  Kaninchen  nach  snbkataner  Impfung  nicht  t9dtete.  Zur  Zeit  konnte  ich  über  die 
Natur  dieser  Bacillen  nicht  ins  Klare  kommen.  Ueber  ein  Jahr  später,  als  ich  ß  in 
den  HXnden  hatte,  ▼erglioh  ich  meine  früheren  Aufseichnungen,  und  vrar  fibersaog^  ob- 
wohl ich  die  Kulturen  nicht  mehr  besass,  dass  ich  es  damals  mit  ß  oder  einer  Ihnlichen 
Spielart  in  thun  hatte. 

2)  Vergleiche  Koch,  Ueber  Hühnertuberculose.     Vortrag  auf  dem  X.  iotero.  Kon- 
gross  SU  Berlin. 

8)  Compt  rend.  Soc.  Biologie.    1890.  No.  7. 


Kati,   Zar  Kenntniss  der  Leachtbakterien. 


343 


Anhang. 

um  die  patbogene  Wirkung  des  Bacillus  ß  auf  Schweine  zu  er- 
»,  wurden  fünf  zu  verschiedenen  Zeiten  mit  Boaillonkultur  ge- 
Jedem  Schweine  wurde  das  Futter  einen  Tag  vorenthalten  und 
iB  300  bis  600  ccm  Kultur  verabreicht.  Alle  wurden  krank.  Die 
[othentleerungen  waren  vermehrt,  die  Futteraufnahme  für  einige 
ganz  dahin.  Einige  blieben  3—4  Tage  liegen,  ohne  sich  erheben 
wollen.  Nach  10  Tagen  waren  sie  alle  wieder  hergestellt.  Einem 
sten  Schweine  wurde  nach  dem  Fasten  eine  4prozentige  Lösung 
Na^COji  hingestellt,  von  welchem  es  ungefähr  200  ccm  ver- 
ehrte und  dann  400  ccm  Bouillonkultur  eingegeben.  Am  nächsten 
'age  zeigte  es  Durchfall  und  Brechen.  Am  4.  Tage  wurde  es  todt 
mden.  Bei  der  Sektion  konstatirte  ich  Röthung  und  Schwellung 
Magenschleimhaut  und  Rßthung  der  Dünndarmschleimhaut,  die  nach 
nnten  zunahm.  Peyer'sche  Plaques  geschwollen.  Im  untersten  Ab- 
schnitt des  Ueums  war  ein  gelblich-weisses,  weiches  Exsudat,  ganz 
lose  im  Dannrohr,  vorhanden.  Im  Dickdarm  war  die  Schleimhaut 
fleckig  gerötbet  und  die  Darmwand  infiltrirt.  Kulturen  aus  der 
Milz  blieben  steril,  Bollkulturen  sowie  auch  andere  Kulturen  aus  den 
Mesentcrialdrfisen  enthielten  die  verfütterten  Bacillen  und  diese  allein. 
Washington,  Ende  Dezember  1890. 


Zur  Eenntniss  der  Leuchtbakterien. 

Von 

Dr.  Osear  Katz 

in 

Sydney. 

(Schlnw.) 

2)  B.  smaragd.-pbosph.  Die  Zahl  der  bis  jetzt  durch- 
laufenen Kulturgenerationen  ist  ungefähr  dieselbe  wie  vorhin.  Die 
Farbe  des  Lichtes  von  typischen  frischen  Kulturen  (auf  Nährgela- 
tine,  gekochten  Fischen,  in  Nährbouillon,  Cocosmilch)  oder  von 
starken  Emulsionen  derselben  mit  Seewasser,  näherte  sich  dem 
SmaragdgrQn ;  an  Intensität  war  es,  unter  solchen  Bedingungen,  dem 
der  vorhergehenden  Art  überlegen.  In  Nähragarkulturen  war  die 
Farbe  des  Lichtes  von  vornherein  mehr  weisslich  und  die  Intensität 
derselben  verhältnissmässig  gering.  Das  Absinken  der  Leuchtinten- 
sitat  —  dieselbe  war,  in  typischer  Weise,  am  grössten  in  ganz 
frischen  Kulturen  —  erfolgte  langsam,  an  den  Kolonieen  und  den 
zusammenhängenden  Auflagerungen  auf  festen  Nährböden  von  der 
Mitte  nach  dem  Rande  hin,  im  Gegensatz  zu  dem  Vorgange  bei  Kul- 
turen von  B.  cyaneo-phosph.  (auf  Agar  oder  Fisch),  wo  die 
Abnahme  des  Leuchtens  mehr  oder  weniger  gleichmässig  über  die 
ganze  Fläche  der  Kultur  stattfand.    Die  Dauer  des  Leuchtens  Ober- 


344  K««>t 

haupt  war  unter  Umständen  eine  ziemlich  beträchtliche.       Eine  am 
2.  August   1887   in  6prozent  Nährgelatine    angelegte    Stichkultui 
leuchtete  noch   schwach   an  einzelnen    Stellen  der   Oberfläche  und 
eine  Strecke  weit  abwärts,  nach  etwa  5  Monaten  (29.  Dezember  1887) ; 
einen   Monat  früher  war  das  Licht  noch   von  ziemlich    erheblicher 
Stärke,  bläulich -grün.    —  Fisch-  und  Tintenfischkulturen ,    angelegt 
am  14.  September  1887,  leuchteten  noch   ein  wenig  am  5.  Okt.  1887, 
sechs  Tage  darauf  nicht  mehr.  —  Eine  Kultur  auf  Milch  mit  Zusatz 
von  Kochsalz,  vom  12.  September  1887,  leuchtete  noch  ein  wenig  am 
29.  Dezember  1887.     Das  Leuchten   von  Bouillonkulturen    zeigte  in 
zwei  beobachteten  Fällen,  nachdem  es   schon  in  Abnahme   begriffen 
war,  zunächst  wieder  eine  Zunahme  der  Intensität.      An   einer  die- 
ser Kulturen  vom  13.  August  1887  fiel  mir  am  12.  September  1887 
auf,  dass  sie  stärker  leuchtete,  als  kurz  zuvor,  ohne   dass  etwa  die 
Temperatur  daran  Schuld  hatte.    In  einer  anderen  ähnlichen  Kultur 
vom  13.  Oktober  1887  zeigte  sich  bei  der  Untersuchung  am  20.  Jan. 
1888  wieder  intensives  Leuchten,  mit  grünlich-blauem  Lichte;  ob  das 
Leuchten  vorher  gänzlich  erloschen  war  oder  nicht,  vermag  ich  nicht 
anzugeben. 

Bei  der  Beschreibung  der  Kulturmerkmale  wurde    gesagt,    dass 
die  Bakterien,  als  sie  späterhin  in   eine  2,7%  Kochsalz  enthaltende 
Nährgelatine  übertragen  und  auf  gleichem  Nährboden  weitergezücbtet 
wurden,  denselben  allmählich  verflüssigten,   und  die    so   erworbene 
Eigenschaft  auch  fernerhin    in    der  gewöhnlichen  Nährgelatine   be- 
wahrten.   Diesem  Wechsel  proportional  vollzog  sich   eine  merkliche 
Abschwächung  der  Intensität  des  Leuchtens,  welches,    während  es 
früher  dem  von  B.  cy  aneo-ph.  an  Stärke  überlegen  war,  von  dem- 
selben jetzt  übertroffen  wurde.     In  gewöhnlicher  6prozent   Nähr- 
gelatine, welche  Mitte  April  1889  mit  Individuen  von  einer  Stägigen 
Kultur  auf  der  stark  kochsalzhaltigen  Gelatine  geimpft  und  alsdann 
ausgerollt  wurde,  entwickelten  sich  die  Kolonieen,  wie  früher  ange- 
deutet.    Das  Leuchten  derselben   trat  erst    nach   2 — 3  Tagen  bei 
günstiger  Temperatur  ein;  die  Farbe  des  von  den  in   sehr  geringer 
Zahl  vorhandenen  oberflächlichen  Kolonieen  abgegebenen  Lichtes  war 
silberweiss,  mit  Ausnahme  von  einer  mit  grünlich-silbernem  Licht 
Anfangs  Januar  a.  c.  wurde  Material  von  Kulturen  auf  gewöhnlicher 
Nährgelatine  —  auf  oder  in  welcher  die  Bakterien  seit  Ende  No- 
vember 1889  und  weiterhin  bis  Ende  Mai  a.  c.    ausschliesslich  ge- 
züchtet wurden  —  auf  gekochte  Seewasserfische  in   mehreren  Ver- 
suchen übertragen;  das  sich  einstellende  Leuchten  war  sporadisch, 
schwach  und  unverhältnissmässig  rasch  vorübergehend.   Die  Kulturen 
auf  der  Gelatine  mit  2,7  ^o  Kochsalz  zeigten  wiederholt  das  Maximum 
ihres  Leuchtens  erst,  nachdem  der  Nährboden  theilweise  oder  ganz 
verflüssigt  war.    Die  Dauer  des  Leuchtens  überhaupt   an  den  atj- 
pischen  Kulturen  war,  ähnlich  der  bei  typischen  (s.  oben),  im  Allgemeinen 
nicht  unbeträchtlich;  so  z.  B.  leuchtet  eine  am  20.  Mai  a.  c  aoge- 
fertigte  Stichkultur  (Nährgelatine  +   2,7  <>/o  Kochsalz)   gegenwärtig 
noch  recht  deutlich.    Die  Farbe  des  Lichtes  des  maximalen  Lfcuchteos 
war  bläulich,  ähnlich  wie  bei  Gelatinekulturen  von  B.  c  y  a  n  e  o  -p  b  o  8  p  h. 
In  den  seit  einigen  Monaten  wiederholt  angefertigten  Kulturen  auf  ge- 


Zar  KenntniBs  der  Leaebtbakterien.  346 

nAuBcher  lOproz.  N&hrgelatine  war  der  Eintritt  des  Leuchtens  sehr 
vregdinässig  und  in  die  Länge  geschoben.    In  einer  am  81.  Jali  a.  c. 
iigcfertigten,  von  einer  etwas  mehr  als  3wöchcntlichen,  leuchtenden 
ftidika]tarin2,7®/o  Kochsalzgelatine  herstammenden  Rollplattenkultur, 
veidie  froher  beschrieben  wurde,  zeigten  einige  der  oberflächlichen 
lolonieen  ein  schwaches  Leuchten  erst  nach  ca.  3  Wochen,  bei  günstigen 
Tenperaturverhältnissen ;  mit  der  allmählich  in  den  Qang  kommenden 
ToflAssigiing  der  Gelatine  —  dieselbe  trocknete  theilweise  ein  —  be- 
gannen andere  Kolonieen,  auch  ursprünglich  tiefe,  zu  leuchten ;  einige 
ieoehteten  stärker,  als  andere,  doch  wurde  der  Grad  des  Leuchtens  der 
früheren  typischen  Kulturen  niemals  erreicht.    Ob  sämmtliche  Kolo- 
•ieen  in  den  Böhrchen,  wenigstens  die  oberflächlichen,  früher  oder 
später  leuchteten,  kann  ich  nicht  mit  Sicherheit  sagen ;  Abimpfungen 
ton  einer,  wie  es  schien,  ganz  dunklen  Kolonie  an  der  Oberfläche,  auf 
resp.  in  frische  Nährgelatine  von    ähnlicher  Zusammensetzung  (im 
Ganzen  4  Probirröhrchen)  riefen  Kulturen  hervor,  von  denen  zwei 
(Strichkolturen)  erst  nach  ca.  2  Monaten  (sie    waren   alsdann   ver- 
flüssigt) ein  ausserordentlich  schwaches  Leuchten  aufwiesen;  die  an- 
deren zwei  (Stichkulturen)  waren  nach  jener  Zeit  (die  Verflüssigung 
war  theilweise  erfolgt)  noch  dunkel ;  sie  sind  es  auch  gegenwärtig 
noeh.     Der  Umstand,  dass  in  einer  und  derselben  Kultur  einige  Ko- 
lonieen  stärker  leuchteten,  als  andere,  weist  auf  die  Möglichkeit  bin, 
dass   durch  rationelle  Zuchtwahl  eine  Rehabilitirung  des  typischen 
Verhaltens  dieser  Art  erreichbar  sei. 

3)  B.  argen t.-p hos ph.  L  Diese  Art  steht  hinsichtlich  der 
Zahl  der  erhaltenen  Generationen  mit  den  beiden  vorhergehenden 
auf  gleicher  Stufe.  Die  Farbe  des  von  den  (typischen)  Kulturen 
oder  von  Emulsionen  derselben  mit  Seewasser  ausgestrahlten  Lichtes 
war  ein  mildes  Silberweiss,  und  von  solcher  Stärke ,  dass  z.  B.  mit- 
telst einer  gut  entwickelten  jungen  Gelatine-Strichkultur,  in  sonst 
dunkler  Umgebung,  die  Taschenuhr  bequem  abzulesen  war.  Das 
Leuchten  an  und  für  sich  war  durchschnittlich  von  nicht  unerheb- 
licher  Dauer,  wie  einige  Beispiele  illustriren  mögen.  Von  den  Ko- 
lonieen  in  einem  am  10.  Juni  1887  angelegten  Rollröhrchen  mit 
8  Prozent.  Nährgelatine  leuchteten  einige  derselben,  und  zwar  die  im 
unteren  Theile  desselben  befindlichen ,  noch  lebhaft  nach  76  Tagen 
(am  25.  August);  die  höher  gelegenen  leuchteten  nach  jener  Zeit 
schwach  (die  Gelatine  war  an  den  betr.  Stellen  mehr  eingetrocknet) ; 
Tier  Tage  darauf  war  «dies  Leuchten  verschwunden.  Während  der 
ganzen  Zeit  war  die  Temperatur  eine  günstige.  —  Eine  am  2.  Juni  1887 
angelegte  Stichkultur  in  6prozent.  Nährgelatine  leuchtete  noch  in- 
tensiv am  23.  Nov.  1887,  obwohl  der  Nährboden  tief  eingesunken  (ein- 
getrocknet) war.  —  An  den  Kulturen  in  Nährbouillon  trat,  abgesehen 
vielleicht  von  einer  temporären  Lichtentwickelung  im  Anfang,  das 
Lenchten  erst  spät  in  die  Erscheinung.  Eine  solche  Kultur  vom 
13.  August  1887  zeigte  nach  8  Stunden  allerdings  ein  schwaches 
Leuchten,  doch  war  dasselbe  nach  einem  Tage  wieder  verschwunden ; 
auch  nach  11  Tagen,  während  welcher  sie  oft  angesehen  wurde,  war 
sie  noch  dunkel.  Als  sie  am  12.  September,  d.  h.  nach  ungefähr 
einem  Monat  seit  dem  Beginne,   wieder  hervorgeholt  wurde,   über- 


346  KatE, 

raschte  ein  von  der  oberflächlichen  Hautbildung  ausgehendes,  scbOm 
Leuchten,  vermittelst  dessen  man  die  Taschenuhr  ohne  Mühe^  ablese 
konnte.    Dasselbe  hielt  in  ungefähr  demselben  Grade  bis  MJtte  Ok 
tober  desselben  Jahres  an;  der  Zeitpunkt,  wann  es  gänzlich  erloBcb 
wurde  in  diesem  Falle  nicht  festgestellt.    —  Ein  anderes  Mal  kan 
eine  ähnliche,  in  einem  Erlen meyer'schen  Kölbchen    am  17.  Jnn 
1887  angelegte  Kultur  zur  Beobachtung.    Sie  war  anfangs  ohne  Leucb- 
ten  und  wurde  dann  zurückgestellt.    Nach  etwa  3  Monaten  (13.  Sep- 
tember), wahrscheinlich  schon  früher,    war  die  auf   der    Oberfläche 
der    Kulturflüssigkeit  flottirende  Haut    intensiv    silberig   leuchtend. 
Dieser  Zustand  hielt  einige  Zeit  an.    Am  11.  Oktober  war  das  Leuch- 
ten schwächer,    am  15.  Oktober   wieder  stärker,    am  9.   November 
schwach,  am  23.  November  wieder  etwas  stärker,  am  28.  November 
vollständig  erloschen.     Während  der  ganzen    Zeit    befand   sich  die 
Kultur  bei  Zimmertemperatur,  die,  obwohl  innerhalb  mehrerer  Grade 
sich  bewegend,  für  Wachsthum  und  Leuchten  durchweg  günstig  war. 
—  Endlich  sei  noch  erwähnt,  dass  eine  Kultur  auf  gekochtem  Tinten- 
fisch vom  14.  September  1887  noch  einige  Funken  zeigte  am  16.  No- 
vember 1 887 ;    nach  einer  weiteren   Woche   waren    auch    diese  er- 
loschen. 

Die  Weiterzüchtung  von  B.  arg.-ph.  I  erfolgte    wie   bei  den 
anderen  Alten ,   und   wie  des  Näheren  im  vorhergehenden  Falle  an- 
gegeben.   Proportional  den  sich  einstellenden,  früher  berichteten  Ab- 
weichungen in  kultureller  Beziehung,  veränderte  sich  das  Leuchten, 
dasselbe    erfuhr   eine   Abschwächung.      Letztere    trat    schon    nach 
einigen   Uebert ragungen    auf   die    mehrfach    erwähnte   2,7%  Koch- 
salzgelatine   ein.       Als    Mitte    April    1889     wiederum     auf    ge- 
wöhnliche  Nährgelatine    abgeimpft    wurde,    blieb     das    Leuchteo, 
unter  mehrwöchentlicher  Beobachtung  der  Röhrchen,  ganz  aus  (Boll- 
röhrchen  und  Strichkulturen);  Impfungen  von  letzteren  auf  die  2,7% 
Kochsalzgelatine  ergaben   wieder  deutlich  leuchtende  Kulturen.   — 
Die  Anfangs  Januar   a.  c.  auf  gekochten  Fischen    erh^ütenen,    von 
einer  schwach  leuchtenden  Kultur  in   gewöhnlicher  Gelatine  abstam- 
menden Kulturen  zeigten  sich  in  ihrem  Leuchten  abgeschwächt.    — 
Unter  dem  Abschnitt  „Kulturmerkmale'^  wurde  auf  'die  Tendenz  der 
Ausbildung  „sekundärer^^  Kolonieen  in   alten  Gelatinestrichkulturen 
hingewiesen,  und  ein  vor  Kurzem   beobachtetes  Vorkommen  dieser 
Art  in  atypischen   Strichkulturen   besonders    hervorgehoben.     Nach 
Aussehen  und  Funktion  war  dieses  auf  dem   atypischen  Eulturraseii 
entstehende  neue  Wachsthum  von  typischer  Beschaffenheit;  in  den 
betreffenden    Strichkulturen    vom    17.  August    a.   c.  leuchteten  die 
neuen  Kolonieen  am  besten  Mitte  September ;  ein  schwaches  Leuchten 
besteht  noch  gegenwärtig.    Die  am  28.  September  von  einer  solchen 
Kolonie  angelegten  Stichkulturen  in  2,7 /Vo  Kochsalzgelatine  wuchsen 
und  leuchteten  wie  typische  Kulturen. 

4)  B.  argent-phosph.  11.  Diese  Art  hat  sich,  unter  soDBt 
ähnlichen  Bedingungen,  soweit  konstanter  erwiesen,  als  die  beiden 
unmittelbar  vorhergehenden  und  die  beiden  folgenden.  In  der  jetzt 
vorliegenden  62.  Generation  ist  das  Leuchten,  allem  Anschein  nach, 
dasselbe  wie  in  den  Anfangsgenerationen,  obwohl  merkwürdigerweise 


Zar  Keantniat  der  Leachtbakteiien.  347 

A  auf  der  2,7  7«  Kochsalz-GtolatiDe  erzielten  GeneratiODen  vor  denen 
iif  gewöhnlicher  Nährgelatine  an  Lieuchtkraft  durchschnittlich  zurück- 
itoodeD.  Die  seit  der  Gewinnung  dieses  Mikroorganismus  wiederholt 
iigefertigten  Fischkulturen  —  die  jüngsten  im  Januar  a.  c  —  waren 
fitds  ?oo  ähnlicher  Beschaffenheit  in  Bezug  auf  Wachsthum  und 
Leichten.  Letzteres  war  intensiver,  als  dasjenige  von  B.  a  r  g.  -  p  h.  I, 
iagigai  schwächer,  als  da^enige  von  B.  cyaneo-ph.  und  das 
tfpische  Leuchten  von  B.  s  m  a  r.  •  p  h.  Die  Farbe  des  Lichtes  von 
Itehkolturen  war,  in  ganz  dunkler  Umgebung,  grünlich  -  silbern ; 
11  GtJatine-,  Agar-  und  Bouillonkulturen  war  es ,  unter  derselben 
Beifiiigung,  mehr  oder  weniger  glänzend  silberweiss,  im  Halbdunkel 
jedoch  meist  auch  mit  einem  grünlichen  Schimmer.  —  Das  Leuchten 
war  früh  bemerkbar,  an  den  Kolonieen  z.  B.,  sobald  sie  sichtbar 
worden.  Die  Dauer  des  Leuchtens  im  Allgemeinen  war  durch- 
«hoitUich  beschränkter,  als  bei  den  drei  vorhergehenden  Arten.  Das 
Leuchten  von  Gelatinekulturen  erlosch  früher,  als  das  von  korrespon- 
direoden  Kulturen  jener.  Dagegen  bewahrte  eine  Fischkultur  das 
Leochlen  auf  geraume  Zeit;  ein  am  24  Oktober  1887  geimpftes,  vor- 
her gekochtes  Stück  eines  Stechrochens  leuchtete  noch  hier  und  da, 
leBD  auch  schwach,  am  29.  Dezember  1887. 

Auf  die  Beobachtung  von  markanten,  sekundären  Kolonieen  in 
einer  alten  Strichkultur  auf  lOprozent.  Nährgelatine  wurde  früher 
anbDerksam  gemacht.  Diese  Kolonieen  leuchteten  einige  Zeit  intensiv ; 
der  Anblick  ähnelte  dem,  welchen  Plattenkulturen  mit  räumlich  gut 
gekrainten  Kolonieen  darboten;  noch  gegenwärtig  ist  an  ihnen  ein 
sdivacher  Lichtschimmer  erkennbar.  Abimpf ungen  von  einer  der- 
%x^%tVL  Kolonie  am  28.  November  in  frische  Nährgelatine  (gewöhn- 
liehe lOprozent.  und  6prozent.  +  2,7  7o  Kochsalz)  ergaben  Kulturen, 
in  deoeo,  allen  Anzeichen  nach,  die  Art  des  Wachsthums  und  Leuch- 
tens sich  von  dem  vorhergehender,  nicht  von  vereinzelten  Kolonieen 
abstammender  Generationen,  kaum  unterschied. 

5)  B.  argen t.-phosph.  III.    Die  Zahl  der  bis  jetzt  durch- 
laufenen Generationen  stimmt  mit  derjenigen  bei  B.  argent. -ph.  II 
litoein.    Anfangs  war  das  Leuchten  dem  bei  der  letztgenannten  Art 
ihnlich;  späterhin  erfuhr    dasselbe    eine    Abschwächung.    Dieselbe 
lurde  zunächst  in  Kulturen  auf  2,7  7o  Kochsalz-Oelatine  beobachtet, 
«af  welcher  die  Bakterien  von  Mitte  April  1888  bis  Ende  November 
1889  ausschliesslich  gezüchtet   wurden.    In   den   wiederum  auf  ge- 
wöhnlicher Nährgelatine  angelegten  Kulturen  erschien  das  Leuchten 
nicht  80  stark,  wie  in  den  Anfangsgenerationen ;  ähnlich  war  es  mit 
ien  ^on  einer  solchen  Gelatinekultur  stammenden  Fischkulturen  (An- 
iuigs  Januar  a.  c).    Neuerdings  blieben  ein  paar  Mal  Strichkulturen 
^Her  2,7  7o  Kochsalz-Gelatine  sogar  ganz  dunkel,  während  korre- 
BpODdirende  Kulturen  auf  gewöhnlicher  Nährgelatine  schwach  leuch- 
teten.   Bei  einer  der  letzteren   Kategorie  traten,   wie  früher  ange- 
i^t/dj  nach  einigen  Wochen  vereinzelte  „sekundäre^'  Kolonieen  auf, 
<üe,  wie  es  mir  schien,  verhältnissmässig  besser  leuchteten,  als  der 
nprimäre'*  Basen,  auf    dem  sie  entstanden.    Weitere  Versuche  mit 
einem  derartigen  Nachwuchs  stehen  noch  aus. 

Nach  dem  Resultate  eines  jüngst  ausgeführten  Versuches  bewirkte 


348  Kall, 

die   erneute  Züchtung  der  Mikroben   in  gewöhnlicher    N&hrbouillo 
eine  sofortige  Rehabilitirung  des  alten  Leuchtens.    Am   28.   Septembe 
a.  c.  wurde  von  einer  etwa  vierwöchentlichen  nicht-leucbtendeo  Strich 
knltur  auf  2,7  7o  Kochsalz-Gelatine  in  Nährbouillon  (0,6  7a  NaCl  ent 
haltend)  abgeimpft.    Mit  der  beginnenden    Bildung    des    oberßäeh' 
liehen  Häutchens,  am  4.  oder  5.  Tage,  bei  ca.   20®    C,    stellte  sicii 
das  Leuchten  ein;  etwa  am  8.  Tage  war  die  an   der  Oberfläclie  der 
Nährflttssigkeit  flottirende  Kulturmembran  voll  entwickelt;   dieselbe 
gab  jetzt  im  Dunkeln  ein  intensives,  bläulich-grünlich-weisses  Licht 
von  sich,  stark  genug,  um  die  Taschenuhr  auf  einige  £atfernung  hin 
ablesen  zu  können.  —  Am  14.  Oktober,  wo  das  Leuchten  schon  ab* 
genommen  hatte,  wurden  von  dieser  Kultur  zwei  Böhrcbeo  mit  frischer^ 
ähnlicher  Nährbouillon  und  zwei  Röhrchen  mit  lOprozent.  Nfthrgela- 
tine  im  Stich  geinipft.    Das  Leuchten  in  den  entstandenen  BoaUhD' 
kulturen  verhielt  sich,  wie  zu  erwarten  war,  wie  in  der  Stammkultur; 
gegenwärtig  (28.  Oktober)  ist  dasselbe  noch  recht  deutlich ;  dagegen 
war  das  von  vornherein  sehr  schwache  Leuchten   in    den    Gelatine- 
röhrchen  schon  nach  kurzer  Zeit  erloschen. 

6)    B.  argent.-phosph.  liquef.    Von  dieser  Art  liegt  gegen- 
wärtig die  53.  Generation  vor.    D^s  Leuchten  war   schon    in   den 
allerersten  Generationen  schwächer  und  von  beschränkterer  Dsaier^  als 
dasjenige  von  irgend  einer  der  anderen  Arten,  unter    sonst  gleichen 
Kulturbedingungen.    Im  Laufe  der  Zeit  nahm  es  zusehends  ah;  nach 
einem  Jahre,  seit  der  Isolirung  des   Organismus,    war    es   in  einer 
frischen  Strichkultur  auf  Nähragar  —  einem  für  die  Kultur  desselben 
sehr  geeigneten  Medium,  s.  o.  —  derart,  dass  eine  Minute  oder  mehr 
verging,  ehe  man,  nach  dem  Heraustreten  aus  einem    mit  Gas  er- 
leuchteten in  einen  völlig  dunklen  Raum,  das  auf  die  Randpartieen 
des  Kulturbelages  beschränkte  Leuchten  wahrnahm.     Seit  mehr  als 
einem  Jahr  blieben  alle  Kulturen  in  Nährgelatine  (einschliesslich  der 
mit  2,7  ^/o  Kochsalz),  Nährbouillon  oder  auf  Nähragar  dunkel,  auch 
der  Nachwuchs  der  ansehnlichen  Kolonieen,  welche  sich,   wie  trüber 
erwähnt,    auf  alten    Strichkulturen    auf   letzterem   Nährboden  ent- 
wickelten.   Dagegen  wurde  in  einer  von  zwei  Kulturen  auf  gekochtem 
„Oar-fi8h^\  welche  am  5.  September  a.  c.  aus  einer  etwa   l9tägigeD 
(stets  dunklen)  Stichkultur  in  2,7  Vo  Kochsalz-Gelatine  angelegt  waren» 
nach  etwa  14  Tagen  an  einer  Stelle  geringes  Leuchten   beobachtet, 
das  bald  verschwand ;  die  Fischoberfläche  war  übrigens  von  der  Kul- 
tur in  gewohnter  Weise  fast  ganz   bedeckt.  —  Es   steht  demnach 
wohl  ausser  Zweifel,  dass  sich  aus  nicht-leuchtenden   Kulturen  aach 
bei  dieser  Art  leuchtende  wieder  erziehen  lassen  können  ^). 

Anhang.  Abgesehen  von  den  Eingangs  erwähnten,  mit  Proben 
Seewassers  angestellten  Kulturversuchen,' welche  zur  Isolirung  und 
Weiterzüchtung  von  drei  verschiedenen  Leuchtbakterien  führten,  habe 

1)  Die  im  Obigen  kurs  wiedergegebenen  Beobachtaogen  Über  schwuch-leocbtendt 
oder  nieht-leuchtende  Kaltaren  schliessen  sich  an  di<(|eDigen  von  Beyerinck  u, 
welcher  das  Phftnomen  der  Abschwächang  oder  Obliteration  dea  Leuchtens  hei  Photo • 
bact.  iodicam  und  Ph.  luminosuoi  häutig,  bei  Ph.  phosphorescens  seltso 
auftreten  sah,  femer  an  die  diesbezüglichen  Beobachtungen  von  Bill  et  and  Gisrd 
an  Bact.  Giardi. 


Zur  KenntnUs  der  Leuchtbakterieii.  340 

ich  im  Ganzen  etwa  zwei  Dutzend  anderer  derartiger  Versuche,  fast 
lue  aus  dem  Jahre  1887  datirend,  unternommen,  und  zwar  mit  See- 
fisser  von  verschiedenen  Punkten  des  Port  Jackson,  von  einigen 
SteDeo  an  der  unmittelbaren  Küste  und  von  Botany  Bay ,  nahe  bei 
Sdoey.  Mein  Zweck  war  lediglich  der,  über  die  relative  Anzahl  von 
atwickdangs&higen  Leuchtbakterien  in  den  Proben  einen  ungefähren 
iohaltspnnkt  zu  gewinnen.  Diese  Proben,  in  Mengen  von  1  bis  zu 
20  Tropfen,  worden,  wie  gewöhnlich,  mit  vorher  verflüssigter  8-  oder 
lOprozent.  FleiEchwasser-Pepton-Kochsalz-Oelatine  in  Reagensgläsem 
gemischt,  und  diese  nachher  ausgerollt,  unter  den  resultirenden, 
seist  zahlreichen  Kolonieen  wurden  leuchtende  Kolonieen  in  noch 
mcht  der  Hälfte  der  Fälle  konstatirt,  und  dann  auch  nur  in  unver- 
Ultnissmässig  geringer  Anzahl.  Darnach  scheint  das  Seewasser  an 
den  genannten  Orten ,  unter  gewöhnlichen  Umständen ,  verhältniss- 
iBlssig  arm  an  Leuchtbakterien  zu  sein. 


Verzeichniss  der  benutzten  Litteratur: 

1)  M.  W.,  Beyerin ck. 

%)  Le  Photobact^rium  lumlDOsam,  bact^rie  lumiiiease  de  la  mer  du  nord.  (Archives 
MerbsduMs  des  seieoees  ezactes  et  natureHes.  T.  XXllI.  1889.  p.  401--415;  Ee- 
ftns  mit  Znsfitaeo,  dieses  Centralblatt.  Bd.  VU.  1890.  No.  11.) 

(J))  Les  Bact^ries  lamineases  dans  leurs  rapporta  avec  Voxyghne.  (Ibid.  pp.  416—437.) 
S.  Bill  et.    Am  Contributioo  k  Tilade  de  la  morphologie  et  du  döveloppement  des 
l^riaeöes.    (Extrait  du  Balletin  sclentifique  de  la   France  et   de    la   Belgique ,  publU 
)ex1ä\ard,  Note  2.,  p.  144  [Bacterium  Giardi  Billet].) 

9.  Da b  o  i 8 ,  B.,  Sor  le  r61e  de  la  symbioae  chez  certaina  animanz  marina  laminenx. 
(Campt  rend.  de  TAcad.  des  sdences  de  Paris.  T.  CVII.  1888.  p.  60 J— 604.) 

4-  D  u  c  1  a  u  X,  Sur  les  microbes  phosphorescents.  Revue  critiqoe.  (Annales  de  Tlnst. 
PmUbt.  T.  I.   1887.  No.  10.) 
K.  F  i  s  e  h  e  r. 

a)  Bakteriologische  Untersnchungen  auf  einer  Reise  nach  Westindien.  II.  Ueber 
«men  lichtentwickelnden,  im  Meerwasser  gefundenen  Spaltpils.  (Zeitschr  f.  Hygiene. 
Bd.  U.  1887  p.  64-92.)  h     f  v 

b)  Anhang  (1.  c.  p.  92—96). 

e)  Ueber  einen  neuen  lichtentwickelnden  Bacillus.  (Dieses  Centralblatt.  Bd.  III. 
IS88.  No.  4  and  6.) 

d)  Bakterienwachstbum    bei  O^C.     (Dieses  Centralblatt.  Bd.  IV.  1888.  No.  8.) 

6.  Forster,  J.,  Ueber  einige  Eigenschaften  leuchtender  Bacterien.  (Dieses  Cen- 
tnlbl.  Bd.  II.   1887.  No.  12.) 

7.  Oiard,  A.  und  Billet,  A.  a)  Observations  sur  la  maladie  phosphorescente 
d«  Talitres  et  autres  CruAtacös.  (Compt  rend.  de  la  Soc  de  Biologie,  s^ance  19.  oc- 
tobre  1889.) 

b)  Oiard,  A. ,  Nouvelles  recherches  sur  les  bact^ries  lumineuses  pathogen  es. 
(Compt.  rend.  de  la  Soc.  de  Biologie.  1890.  No.  14;  nach  Referat:  Dieses  Centralbl. 
W.  VUL  1890.  No.  6.) 

8.  Hermes,  O.,  Demonstration  des  leuchtenden  Nordsee-Bacillus  [Bacterium 
pbotphorescens].  (Tagebl.  d.  60.  Versamml.  deutsch.  Naturf.  and  Aerzte  in  Wiesbaden. 
^%%1.  p.  264 1  aus  Baumgarten's  Jahresbericht  .  .  .  Jahrgang  III.  1887.  p.  844, 
nod  Dich  anderweitigen  Notizen.) 

9.  KatSy  O.,  Preiiminary  remarks  on  phosphorescent  Bacteria.  (Proceedings  of 
&e  Linnean  Society  of  New  South  Wales.  Serie  II.  Vol.  IL  1887.  Part.  2.  p.  831 
-336,  414—416;  Part.  4.  p.  627—680,  680.) 

10.  Lehmann,  K.  B.,  Studien  über  Bacterium  phosphorescens  Fischer.  (Dieses 
Cenkrslbl.  Bd.  V.  1889.  No.  24.) 

IX.  B4.  28 


350  Inyertin. 

11.    Ludwig,    F.,     Die    bibherigen   Untenuchaogen   über  photog^iie    Bakterieo. 
(Diese«  Centralbl.  Bd.  II.  1887.  No.  18  and  14.) 

Sydney,  Ende  Oktober  1890. 


Referate. 


Fornbach,  A.,  Sar  rinvertine  oa  sucrase  de    la   levure. 
(Annales  de  Tlnstitut  Pasteur.    Tome  IV.  1890.  p.  641.) 

Bei  der  Herstellung  seiner  Reinkulturen  ging  der  Verf.  von  der 
einzelnen  Zelle  aus.  Die  Versuche  wurden  mit  dem  Aspergillus 
n  i  g  e  r ,  mit  einer  Brauerei-Unterhefe,  einer  Hefeart  der  G-ruppe  S  a  c- 
charomycesPastorianus,  einer  Brauerei-Oberhefe  und  einer  Wein- 
hefe angestellt.  Je  jttnger  die  Zellen  waren ,  desto  länger  dauerte 
es,  bis  das  Invertin  in  das  Macerationswasser  ausgetreten  war;  Dif- 
fusions-Phänome  zeigten  sich  erst  dann  deutlich,  wenn  die  ZeUeii 
alt  geworden  waren  und  angefangen  hatten,  die  Reservenahrungs- 
stoffe  zu  verbrauchen. 

Folgende  Differenzen  wurden  zwischen  dem  Invertin  der  genannten 
Hefearten    einerseits   und  dem   Invertin   des  Aspergillus  niger 
andererseits  wahrgenommen :    Das  Invertin  der  Hefearten   ging  voll- 
ständig oder  beinahe  vollständig  durch  Ghamberland's  Porzellan- 
filter, während  dagegen  das  Invertin  des  Aspergillus  ni^er  zam 
grössten  Theil  zurückgehalten   wurde;    das  Inveitin   der  Hefearten 
war  ferner  der  Einwirkung  von  Essigsäure  gegenüber  empfindlicher,  als 
das  von  dem  Aspergillus  niger  ausgesonderte  Invertin.   Der  Verf. 
hebt  deshalb  hervor,  dass  das  Invertin  bei  dem  genannten  Schimmel- 
pilz mit  dem  gedachten  Ferment  bei  den  Alkoholgährungspilzen  nicht 
identisch  ist. 

Aber  auch  die  von  den  genannten  Hefearten  entwickelten  Fer- 
mente erwiesen  sich  als  von  einander  verschieden,  z.  B.  in  dem  Ver- 
halten gegenüber  der  Essigsäure ;  namentlidi  war  das  Quantum  Ess^- 
säure,  unter  dessen  Einwirkung  die  höchste  invertirende  Wirkung 
eintrat,  wenn  die  Versuche  bei  55^  C  angestellt  wurden,  für  mehrere 
Arten  verschieden. 

Um  zu  bestimmen ,  wieviel  Invertin  eine  gegebene  Hefeart  ent- 
hält, stellte  Verf.  den  Versuch  unter  den  für  die  Inversion  günstig- 
sten Bedingungen  an.  Als  Einheit  für  seine  Bestimmungen  (Punit^ 
de  sucrase)  wählte  er  die  Quantität  Invertin,  welche  —  bei  einer 
Temperatur  von  54  bis  56^  G  und  beim  Vorhandensein  der  für  die 
Wirkung  des  zu  bestimmenden  Invertins  günstigsten  Essigsäuremenge 
—  im  Verlauf  einer  Stunde  20  Centigramm  Rohrzucker  invertirt. 
Es  handelt  sich  dann  darum,  die  Grösse  des  dazu  erforderlichen  Vo- 
lumens der  betreffenden  Invertinflüssigkeit  zu  ermitteln. 

Als  Macerationsflüssigkeit  wurde  sterilisirtes  Wasser,  30—35^  C, 
benutzt.  Durch  wiederholte  Wasserauszüge  gelang  es  zuletzt,  jede 
Spur  von  Invertin  in  den  betreffenden  Hefezellen  auszuziehen.    Es 


luTartin.  —  Nitrifikation.  35  j[ 

mde  die  ganze  2jeit  derart  gearbeitet,  dass  die  Beinkultur  bewahrt 
wnide  und  dass  eine  Oxydation  nicht  stattfinden  konnte ;  im  letz- 
tereo  Falle  wQrde  nämlich  ein  Verlust  an  Invertin  eintreten.  Die 
JleDge  des  in  den  auf  die  beschriebene  Weise  zu  verschiedenen 
Zeiten  erhaltenen  >^as8erauszügen  vorhandenen  Invertins  wird  be- 
stiomt,  and  die  Summe  dieser  einzelnen  luvertiuquanta  ist  die  ganze 
Iivertinmenge,  welche  die  betreffende  Hefe  enthalten  hat. 

Unter  den  verschiedenen  Nahrungsflüssigkeiten,   welche  geprüft 
vuiden,  erwies  sich  gewöhnliche    gehopfte  Bierwürze  als  die  beste, 
wenn  es  sich  darum  handelte,  eine  an  Invertin  reiche  Hefenv^etation 
m  erzeugen.       Weder  Maltose  noch  Saccharose  schien  in  der  ge- 
Btsnten  Beziehung  Bedeutung  zu  haben ;  die  Erzeugung  von  Invertin 
beniht  vielmehr  darauf,  daß  das  betrefiende  Nahrungssubstrat  einen 
passenden  Stickstoffgehalt  enthalt  oder  nicht;  eine  quantitative  Ana- 
lyse hilft  jedoch  hier  wie  in  ähnlichen  Fällen  nichts ,  nur  die  quali- 
utiTe  Bestimmung  kann  uns  Aufklärung  geben.    Die  Untersuchungen 
des  Verf .^s  zeigen  somit,  dass  eine  Nahrungsflüssigkeit ,  deren  Stick- 
stoffgehalt ebenso   gross  als  der  der  Bierwürze  war,    dennoch   eine 
wenig   oder    kein    Invertin   enthaltende   Hefenvegetation    entwickeln 
konnte,  während  ebendieselbe  Hefe,  wenn  sie  in   der  Bierwürze  kul- 
^BLToX  wurde,  eine  reichliche  Menge  Invertin  bildete ;  in  anderen  Be- 
ziehangen  dagegen  war  die  für  die  Entwickelung  des  Invertins   un- 
tJbnstige  Nahrungäflüssigkeit  für  die  Entwickelung  der  Hefenvegetation 
sehr  günstig.     Man  kann  durch  solches  Züchten  eine  kräftige  Hefe- 
Vegetation  erhalten,  deren  Zellen  an  Stickstofl  reich  sind,  aber  den- 
noch nnr  in  geringem  Maasse  Invertin  entwickeln.     Ein  Zusatz  von 
Pepton  befordert  unter  solchen  Umständen   die  Bildung   dieses  Fer- 
ments. 

Die  Bedingungen  für  die  Bildung  des  oftgenannten  Ferments 
scheinen  überhaupt  für  jede  Hefeart  verschieden  zu  sein ,  gemein- 
gültige Gesetze  lassen  sich  daher  vorläufig  nicht  aufstellen.  Es 
zeigte  sich  z.  B.,  dass  Hefeabsude  einer  Bierunterhefeart  gegenüber 
dieser  Art  selbst  in  vorzüglichem  Grade  dazu  dienten ,  eine  bedeu- 
tende Entwickelung  von  Invertin  hervorzurufen,  während  eben  die- 
selbe Nährlösung  anderen  Hefearten  gegenüber  nur  geringen  Werth 
in  der  genannten  Beziehung  hatte. 

Hier  wie  an  mehreren  Stellen  warnt  der  Verf.  vor  der  bei  den 
Chemikern  allgemein  herrschenden  Neigung,  aus  den  durch  wenige  spe- 
lielle  Untersuchungen  erhaltenen  Resultaten  gemeingültige  Gesetze 
ziehen  zu  wollen,  und  er  hebt  hervor,  dass  die  fermentative  Funk- 
tion nicht  nur  bei  den  verschiedenen  Arten  verschieden  ist,  sondern 
aach  bei  den  Individuen  einer  und  derselben  Art  nach  Maassgabe 
des  Ernährungszustandes  derselben  variirt 

Emil  Chr.  Hansen  (Kopenhagen). 

Wlnogradsky,  Uecherches  sur  les  organismes  de  la  nitri- 
I  fication.    [S""  memoire.]    (Annales  de  Tlnstitut  Pasteur.    1890. 

\         No.  12.    S.  760.) 

Verf.  hatte  in  den  Kulturen  des  von  ihm  entdeckten,  in  den 
froheren  Mittheilungen  beschriebenen  Nitratbildners  („N  i  t  r  o  m  o  n  a  s'') 

23* 


■ 


S52  Nitrifikation. 

Stets  auch  die  Gegenwart  von  salpetriger  Säare  nachweisen  kOnneD^ 
hielt  dies  aber,  entsprechend  der  Auffassung  von  Schloesing  und 
Müntz  für  ein  abnormales  Vorkommen.  Neuerdings  überzeugte  er 
sich  jedoch  von  dem  Gegentheil;  die  vorliegende  Mittheilung  gibt 
Aufschluss  über  die  relative  Grösse  der  Bildung  von  Salj^eter-  nod 
salpetriger  Säure  beim  künstlichen  Nitrifizirungsprozess. 

Die  Kulturen  des  Nitratbildners  wurden  in  der  nämlichen  Weise 
wie  früher  (2.  Mittheilung)  in  mit  Watte  verschlossenen  Kolben  mit 
flachem  Boden  in   niederer  Schichte  angesetzt    Die  Lösung  enUiielt 
1  g  Kaliumphosphat  und  0,5  g  Magnesiumsulfat  auf  1000  ccm  Züricher 
Seewasser.    Das  zur  Unterhaltung  des  Oxydationsprozesses  dienende 
Ammonsulfat  wurde  während  der  mehrere  Monate  dauernden  Versuclie 
stets  in   kleinen  Mengen  zugefügt,  je  nach  Bedarf,  d.  h.  so  oft  alles 
vorher  zugesetzte  oxydirt  war.     Um  hierbei   die  Konzentration  der 
Nitrite  oder  Nitrate  in  der  Lösung  nicht  allzu  sehr  zu  erhöhen,  wo- 
durch das  Anwachsen  der  gebildeten  organischen  Kohlenstoffverbin- 
düngen   —  die  gleichzeitig  bestimmt  werden   sollten    —    behindert 
worden  wäre,  wurde  von  Zeit  zu   Zeit  die   Lösung    erneuert.    Die 
Kultur   wurde  durch  einen  kleinen  geglühten  Asbestpfropf  abfiitrir^ 
und  letzterer  diente  als  Aussaat  in  neue  Lösung.    Die  alte  Lösung 
wurde  dann  sofort  auf  ihren  Gehalt  an  Salpeter-   und   salpetriger 
Säure  verarbeitet,  die  Hälfte  davon  aber  in  sterilisirtem  Zustand  zur 
schliesslichen   Bestimmung  der  gelösten  organischen   Kohlenstoffver- 
bindungen aufbewahrt.    Obwohl  bei  dieser  Art  des  Verfahrens  eine 
Verunreinigung  der  Kulturen  durch  Luftstäubchen  nicht  ausgeschlossen 
ist,  so  konnte  doch   kein  wesentlicher  Fehler  entstehen,  da  die  Er- 
nährungsbedingungen für  alle  Arten  der  gewöhnlichen  Bakterien  mit 
Ausnahme  des  Nitratbildners  zu  ungünstig  waren. 

Die  Oxydationsprodukte  des  Stickstoffes  werden  zunächst  mittelst 
Eisenchlorür  in  toto  und  dann  die  salpetrige  Säure   allein   mittetet 
Kaliumpermanganats  bestimmt;   die  Salpetersäure  wird   nicht  direkt 
ermittelt,  sondern  aus  der  Differenz  berechnet.    Verf.  theilt  die  Zahlen 
von  vier  Versuchen  mit,  bei   denen  jeweils  von  Zeit  zu  Zeit,  meist 
nach  etwa  40  Tagen^  Bestimmungen  ausgeführt  wurden.    Die  Resul- 
tate lehren   übereinstimmend,  dass  bei  der  Nitrifizirung  des  Ammo- 
niaks die  Bildung  von  salpetriger  Säure  gegen  jene  von  Salpeter- 
säure so  bedeutend  überwiegt,  dass  letztere  beinahe   verschwindet 
Der  in  Salpetersäure  umgewandelte  Stickstoff  betrug  im  Mittel  nur 
3,6%  des  gesammten  oxydirten  Stickstoflfs. 

Gleichzeitig  wurden,  wie  erwähnt,  die  in  den  Kulturen  der  Nitro- 
monas  (aus  Kohlensäure  und  Ammoniak  synthetisch)  gebildeten  orga- 
nischen Kohlenstoffverbindungen  bestimmt.    Die  betreffenden  Zahlen 
wurden   gewonnen  durch  Ermittelung  des  Kohlenstoffgehalts  in  der 
Kulturmasse  selbst  („depöt^')  und  des  Kohlenstoffgehalts  der  Lösung^ 
abzüglich  des  in  der  angewendeten  Nährflüssigkeit  ursprünglich  ent- 
haltenen Kohlenstofis.    ^  fand  sich,  dass  dieser  „assimilirte  KoUeo- 
stoiP*,  dessen  Menge  in  den  einzelnen  Versuchen  15,2—26,4  mg  be- 
trug, jeweils  in  einem  bestimmten  Verhältnisse  stand  zur  Menge  des 
oxydirten   Stickstoffs  (in  minimo:   1:33,  in   maximo:  1:37).    Nach 
Verf.  war  dies  vorauszusehen :  da  die  Oxydation  des  Ammoniaks  die 


I. 


Nitrifikmüon.  ~  Urin  bei  Malaria.  353 

daagd  Kraftquelle  in  diesem  Falle  darstellt,  so  müsse  die  synthe- 
tiicbe  LeistaDg  nothwendig  hiervon  abhängen.  Ausserdem  könne  die 
GebereiiistimiDaDg  kein  Zufall  sein,  da  die  Versuche  selbst  unter  ver- 
schiedenen  Bedingungen  angestellt  waren.  Aus  dieser  Abhängigkeit 
der  Assimilation  von  der  Oxydation  (im  Mittel  ist  nach  den  Versuchen 
die  Assimilation  iron  1  mg  Kohlenstoff  bedingt  durch  die  Oxydation 
fOD  35,4  mg  Stickstoff,  entsprechend  96  mg  salpetriger  Säure)  erkläre 
sefa  auch  das  ausserordentlich  langsame  Wachsthum  des  Nitratbildners. 
Es  erhebt  sich  nun  die  Frage,  weshalb  im  Boden  die  Nitrifika- 
tioD  beinahe  stets  zur  Salpeterbildung  führt,  während  in  den  Ver- 
gidien  mit  dem  reinkultivirten  Nitratbildner  die  salpetrige  Säure 
vorfaerrscht.  Verf.  ist  mit  Studien  hierüber  beschäftigt  und  theilt 
Torerst  nur  einige  Versuche  mit,  welche  darthun,  dass  Aenderung  der 
Kultorbedingungen  im  Sinne  erhöhter  Luftzufuhr  wohl  eine  Steigerung 
der  Oxydation  überhaupt,  aber  keine  Erhöhung  der  Nitratbildung  be- 
irirkt    Demnach   handelt  es  sich  um  einen  komplizirteren  Vorgang. 

Buch n er  (München). 

loqae  et  Lemoine,  &.,  Recherches  sur  la  toxicit6  uri- 
naire  dans  Timpaludisme.    (Revue  de  U6A.  1890.  Nov.) 
Die  Verff.  beobachteten  bei  einem  Intermittenskranken  mit  drei- 
tägigem Typus  bei  jedem  Anfalle  vor,  während  und  nach  demselben 
Nmnderungen  in  der  Giftigkeit  seines  Urins;  besonders  giftig   war 
derselbe  zu  Ende  des  Anfalls,  und  die  Giftigkeit  stand   im  Verhält- 
niss  zur  Schwere  des  Anfalls.    Vor  einem  Anfall   z.  B.  wurde  der 
Koefficient   der    Giftigkeit  auf  0,13  bestimmt,   nach  demselben  auf 
0,684,  vor  einem  anderen  sehr  heftigen  Anfall  auf  0,274,  nach  dem- 
8e\\)en  vif  1,276.    Verff.  schliessen  aus  diesen   Beobachtungen   mit 
Hecht,  von   welcher  Wichtigkeit  gesunde  Nieren   für  Malariakranke 
aiüd.    Sie  beobachteten  zwei  Kranke,  welche  schon  in  Algier  an  Ma- 
lana gelitten  hatten  und  nach  ihrer  Rückkehr   nach  Frankreich  in 
Folge  von    Alkoholroissbrauch   Albuminurie    bekommen   hatten.    Sie 
worden  aufs  Neue  von  Wechselfieber  befallen  und  bekamen  Tempera- 
tiursteigerungen   bis  40  bezw.  41,2  *\    Die  im  Urin   ausgeschiedene 
Giftmenge  war  gering.    Erst  nach  energischen  Dosen  von  Chinin  fiel 
das  Fieber,   und    der  Giftgehalt  des   Urins   stieg  bei   dem   ersten 
Kranken  auf  0,9,  bei  dem  zweiten  auf  0,8.    Jener  genas  bei  fortge- 
setztem Ghiningebrauob  und  Milchdiät,  während   dieser  zu  Grunde 
9Qg.    Die  Verif.  ziehen  folgende  Schlüsse  aus  ihren  Beobachtungen : 

Die  Erreger  der  Malaria  erzeugen  im  Blute  eine  grosse  Menge 
toxischer  Produkte ;  diese  Produkte  werden  zum  grössten  Theile  durch 
den  Urin  ausgeschieden,  und  die  Ausscheidung  erreicht  ihr  Maximum 
onmittelbar  nach  dem  Anfall. 

Schwefelsaures  Chinin  begünstigt  und  steigert  diese  Ausscheidung. 

Die  Schwere  des  Anfalls  und  gewisse  perniciöse  Formen  stehen 
iu  umgekehrtem  Verhältniss  zu  der  Menge  der  ausgeschiedenen  Toxine 
QDd  scheinen  in  Folge  dessen  abhängig  zu  sein  von  Störungen  der 
Niere  und  Leber. 

Das  Verschwinden  der  Anfälle  steht  wahrscheinlich  in  Beziehung 
2Qr  Menge  der  ausgeschiedenen   toxischen   Produkte,  in   dem  Sinne, 


354  Parotitis  mit  Pneamokokken.  —  DrÜMnentsfiodaiis^. 

dass  eine  energischere  Ausscheidung  dem  Ende  der  Krankheit  vorher 
zu  gehen  scheint. 

Leider  erfahren  wir  Ober  die  Natur   und  den  Nachweis   dieser 
Toxine  nichts.  M.  Kirchner  (Haonover). 


Duplay, 


',  Parotide  k  pneumocoques.    (La  Semaine  mM.   1891. 
No.  2.) 

Ein  47  Jahre  alter  Arbeiter,  der  am  12.  Dezember  vorigen  Jahres 
mit  einer  linksseitigen  Lungenentzündung  erkrankt  war  und  am  18. 
Morgens  eine  regelrechte  Erisis  durchgemacht  hatte ,    erkrankte  an 
demselben  Abend  aufs  Neue   mit  heftigem  Fieber    und    einer  mäch- 
tigen Anschwellung  der  ganzen  Umgebung  der  linken    Ohrspeicfael- 
drüse.    Die  anfangs  brettharte  Geschwulst  ging  bald  in  Eiterung  über, 
der  Eiter  entleerte  sich  theils  durch  den   Steno  naschen    Kanal  in 
die  Mundhöhle,  theils  brach  er  in  den  äusseren  Gehörgang,   theils 
unterhalb  des  Ohrläppchens,  theils  vor  dem   Tragus    nach    aussen 
durch.    In  dem  Eiter  wurde  mehrmals  als  einziger  Mikroorganismus 
der  Fraenk ersehe  Pneumoniecoccus  von  Kazin  durch  Kultur 
und   Impfversuche  nachgewiesen.    Fälle  dieser  Art,   die    Verf.  wohl 
sehr  richtig  durch  Einwanderung  der  Diplokokken  in  die  Drüse  von 
der  Mundhöhle  aus  erklärt,  sind  bekanntlich  sehr  selten. 

Bei  der  Anführung  der  Litteratur  sind  dem  Verf.  einige  Ver- 
sehen passirt.  Einmal  lässt  er  den  Pneumococcus  zuerst  von 
Pasteur,  dann  von  Friedländer,  schliesslich  von  Talamond 
und  Fraenkel  entdeckt  sein,  während  doch  der  Fried länder'sche 
und  der  FraenkeTsche  ganz  verschiedene  Mikroorganismen  sind; 
dann  gibt  er  als  den  Autor  einer  früheren  Pneumokokkenparotitis 
den  Italiener  Testina  an,  der  aber  Testi  heisst. 

Der  etwas  lange  und  offenbar  für  Anfänger  geschriebene  Aufsatz 
hat  übrigens  hauptsächlich  klinisches  Interesse. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Boux,  6.9  etLannois,  M.,  Sur  un  cas  d'ad^nie  infectieuse 
due  au  staphylococcus  pyogenes  aureus.    (Rev.  dem^d^ 
däcembre  1890.) 
Die  Verff.  beobachteten  bei  einem  8jährigen  Kinde  eine  Drüsen- 
erkrankung,  die  an  den  Halsdrüsen  begann,  sich  schnell  verallgemei- 
nerte und  alle  Erscheinungen  der  Pseudoleukämie  darbot.     Der  Tod 
erfolgte    ganz    unter    dem   Bilde    einer   akuten  Infektionskrankheit: 
enormes  Fieber,  Purpura,  vielfache  Blutungen.    Bei  der  Obduktion 
fanden  sich  Drüsen-  und  Milztumpren  ohne  Entartung,  Blutungen  in 
verschiedenen    Organen ,    typische    interstitielle    Nierenentzündung, 
Schwellung  der  Leber    und    sehr  zahlreiche  hirsekorngrosse  Eiter- 
herde in  den  Lungen.    Aus  dem  Blute,  welches  während  des  Lebens 
entnommen,  und  aus  dem  Safte  einer  Drüse,  die  nach  dem  Tode  her- 
ausgeschält  war,    gelang   es,    den  Staphylococcus   pyogeDes 
aureus  in  Reinkultur  zu  gewinnen.    In  diesem  Falle  also  war  eine 
einfach  hypertrophische,  nicht  eitrige  Drüsenentzündung  darcb  den 
Staphylococcus  pyogenes  aureus  erzeugt  worden. 

Auf  Grund  dieser  Beobachtung  wünschen  die  Verff".  die  verscWe- 
denen  Drüsenaffektionen,  welche  unter  dem  Namen  der  Pseudoleu- 


VerdAaung  der  Protosoeo.  355 

kimie  zosammeDgefasst  werden,  iD  zwei  Gruppen  getheilt  za  sehen, 
io  die  Lymphosarkome  und  in  die  infektiösen  Drüsenentzündungen, 
lelch  letztere  ihrer  Ansicht  nach  verschiedenen  Mikroorganismen 
ihre  Enistehung  verdanken  können.       M.  Kirchner  (Hannover). 

LeIHuitee,  Recberches  sur  la  digestion  intracellulaire 
ebezlesprotozoaires.    [1^   partie.]    (Annales  de  Tlnstitut 
Pasteur.  1890.  No.  12.  p.  776.) 
Die  vorliegenden,  unter  Leitung  von  Metschnikoff  im  Institut 
Pasteur  ausgeführten  Untersuchungen  beschäftigen  sich   mit  dem 
Meehanisnins  der  Verdauung  im  Zellinnern   verschiedener  Protozoen. 
Znoftchst  handelt  es  sich  dabei  um   die   chemische  Reaktion  des  In- 
halts der   Vakuolen,  welche  die  vom  Protozoenleib  aufgenommenen 
KörpeicheB  amschliessen.    Metschnikoff  hatte  schon  vor  einem 
Jahre  nachgewiesen,  dass  diese  Vakuolen  saure,  das  Protoplasma  da- 
gegen alkalische  Reaktion  besitzen. 

Die  neaen  Versuche,  wie  die  früheren  mit  Lakmuskörnchen  an- 
g»teUt  (voD  Engelmann  zuerst  in  dieser  Absicht  angewendet), 
ergaben  namentlich  beweisende  Resultate  bei  Stentor  poly- 
morph us.  Die  aufgenommenen  Körperchen  befinden  sich  hier  nach 
dniger  Zeit  in  einem  sauren  Medium,  dessen  saure  Reaktion  wächst, 
wie  wenn  sie  durch  eine  Sekretion  bedingt  wäre ;  gleichzeitig  wiesen 
die  Versuche  darauf  hin,  dass  es  sich  um  eine  starke  Säure  handle. 
Weitere  Versuche  mit  anderen  Ciliaten  ergaben  wesentlich  analoge, 
aW  weniger  prägnante  Resultate.  Die  Sekretion  der  Säure  scheint 
je  Dach  der  Spezies  mehr  oder  weniger  rasch  zu  erfolgen,  die  Säure 
«ft\\»t  jedoch  überall  die  nämliche  zu  sein. 

Der  Lakmusfarbstoff  zeigt  den  Nachtheil  einer  zu  langsamen 
Farbenänderung,  wenn  er  etwas  alkalisch  ist.  Zu  den  weiteren  Ver- 
aachen  wurde  deshalb  ein  anderer,  weit  empfindlicherer  Farbstoff 
angewendet,  die  von  Ehrlich  zu  diesem  Zweck  empfohlene  Ali- 
zarinsulfosäure  („alizarine  sulfoconjugu6e").  Dieser  braune,  in 
Wasser  (1  :  500)  genügend  lösliche  Farbstoff  geht  bei  Anwesenheit 
lon  Alkalien  in  Violett,  durch  Säuren  in  Gelb  über.  Der  üebergang 
Tollzieht  sich  durch  Rosa,  und  kann  durch  vorsichtigen  Zusatz  von 
Alkalien  resp.  Säuren  der  Farbstoff  ausserordentlich  empfindlich  ge- 
macht werden ,  so  dass  die  geringsten  Aenderungen  der  Reaktion 
sich  durch  einen  neuen  Farbenton  kenntlich  machen.  Unter  dem 
Mikroskop  sind  diese  Farbenänderungen  ebenso  sichtbar  wie  mit 
blossem  Auge. 

Die  Versuche  mit  diesem  Farbstoff  wurden  hauptsächlich  an 
zwei  Arten  von  Amöben  angestellt,  und  zwar  mit  direkter  Beobach- 
tung unter  dem  Mikroskop.  Stets  zeigte  sich  dann,  dass  unmittel- 
bar nach  der  Aufnahme  die  Farbstoffkörnchen  nicht  direkt  im  Pro- 
toplasma, sondern  in  Vakuolen  liegen,  deren  wässeriger  Inhalt  genau 
den  Dämlichen  Farbenton  zeigt,  wie  die  umgebende  Flüssigkeit,  so- 
nach offenbar  aus  letzterer  entstammt.  Nach  einigen  Minuten  tritt 
iann  aber  in  den  Vakuolen  —  auch  hier,  wo  es  sich  nicht  uro  Nähr- 
stoffe handelt  —  eine  saure  Sekretion  auf,  wodurch  der  ursprünglich 
^olette  Farbenton  des  Inhalts  bis  zu  rosa,  manchmal   bis  zu  gelb 


^ 


356     SehuUimpfangt  kfinstl.  Infektionskrankheiteii,  Entwickelangsfaemmanflr  «te. 

verändert  wird.  Schliesslich  erfolgt  meist  ein  Wiederaus  werfen  des 
airfgenommenen  Farbstoffkörnchens,  wobei  dasselbe  den  nämlichen 
Farbenton  zeigt,  den  es  in  der  Val^nole  angenommen  hatte. 

B  u  c  h  n  e  r  (München). 

Wettstein ^  Biehard,  Bitter  Ton,  Die  wichtigsten  pflanz* 
lieben  Feinde  unserer  Forste.  (Vorträge  des  Ver.  zur  Ver- 
breitung naturwissenschaftlicher  Kenntnisse  in  Wien.  Jahrg.  XXX. 
Heft  10.  Wien  1890.  33  Seiten.    Mit  9  Figuren.) 

Ausgehend    von    der   früheren  Verbreitung   der  Lärche    in  der 
Gegend  von  Wien  —  der  ,,Stock  im  Eisen^'  in  der  Mitte    der  Stadt 
ist  ein  Ueberbleibsel  einer  Lärche  —  schildert  Verf.  in  anregendster, 
allgemein  verständlicher  Weise  einige  der  schädlichsten,  durch  ihre 
parasitische    Lebensweise    unsere   Waldbäume    gefährdenden    pflanz- 
lichen Krankheitserreger,  sowie  das   Wesen   des   Parasitismus  selbst 
und  seine  Folgen.    Es  werden  geschildert  und   durch    tretfliche  Ein- 
zel- und   Habitusbilder   illustrirt  die   folgenden    Erankbeitserregrer: 
Viscum  album  (mit  tödtlicher   Wirkung  tritt  dieselbe   häufig  auf 
Obstbäumen,  in  den  Tannenwäldern  des  Wiener  Waldes,  in  den  Pap- 
pelauen   des  Wiener  Praters  etc.   auf),  Loranthus   europaeos 
(erwähnt  werden  auch  die  auf  anderen  Loranthaceen  schmarotzenden 
Arten,  die  brasilianische  Dendropb thora  Epiviscum  auf  D. 
buxifolia,  das  indische  Viscum  moniliforme  auf   V.  Orien- 
tale etc.,  sowie  das  Schmarotzen  von   Viscum   auf  Viscum  und 
von  Viscum  auf  Loranthus),  der  Buchenschwamm  (Polyporus 
fomentarius),    Feuerschwamm     (P.    igniarius),     Kieferbaum- 
schwamm  (Trametes  Pini),  Wurzelschwamm  (Trametes  radi- 
c ip e r d a),  Lärchenschwamm  (Polyporus  sulfureus),  Hallimasch 
(Agaricus    melleus),      Lärchenkrebspilz    (Helotium     Will- 
kommii),  Herpotrichia  nigra,  Bosellinia  quercina  etc.; 
die  Hexenbesenpilze  Aecidium  elatinum,  Exoascus,  Coleo- 
sporium  Senecionis  [bezüglich  Gronar  tium  asclepiadeum], 
femer    die   heteröcischen    Roste    Ghrysomyxa  Rhododeodri, 
Gymnosporangium  Sabinae,G.  clavariaeforme,G.  juni- 
perinum,  Melampsora  Goeppertiana,  die  zu  Gaeoma  pini- 
torquum  und  C.  Laricis  gehörigen  Melampsoren. 

Ludwig  (Greiz). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infeictionsicranicheiten,  Entwiclc- 
iungshemfflung  und  Vernichtung  der  Balderien  etc. 

OlQckner  und  Keller,  Ein  Beitrag  zur  Asepsis  in  der  Oe* 
burtshülfe.  (Dtsch.  med.  Wochenschr.  1890.  No.  32.) 
Die  Ansicht,  dass  die  puerperale  Infektion  durch  Miicroorga- 
nismen  zu  Stande  kommen  kann,  welche  beri^its  zur  Zeit  der  Ent- 
bindung im  Genitalkanal  der  Kreissenden  vorhanden  sind,  ist  kürz- 
lich von  Steffeck  im  XV.  Band  der  Zeitschrift  für  .Geburtshülfe 


BaklerioL  Tom  X.  ioternatioDAlen  medidnischen  Koogresse  sa  Berlin.         357 

■ad  Gynäkologie  durch  einen  Aufeatz :  „Ueber  Desinfektion  des  weib- 
Behea  Genitalkanals'*  vertreten  worden.  Steffeck  empfiehlt  die 
vialerholte  gründlichste  Desinfektion  der  Geburtswege  durch  Aus- 
^ühmgen  und  Auswaschungen  beim  Eintritt  und  während  des  Ver- 
kofes  der  (Geburt  und  hofft,  dadurch  Wochenbetterkrankungen  zu 
lermeiden. 

Dem  gegenüber  betonen  die  Verff.  des  vorliegenden  Aufsatzes, 
tes  derartige  Manipulationen  doch  zu  umständlich  und  zu  schwierig 
and,  um  der  Gewissenhaftigkeit  und  Kunstfertigkeit  einer  Hebamme 
fiberiassen  zu  werden.  Sie  befürchten  davon,  wohl  in  Ueberein- 
Btimmnng  mit  der  gegenwärtig  am  meisten  gültigen  Ansicht,  eher 
Sdtaden  als  Nutzen,  und  empfehlen  zur  Herbeiführung  eines  asep- 
üadien  Wochenbettverlaufs  den  Hauptwerth  auf  die  Desinfektion  der 
Hände  und  Instrumente  von  Aerzten  und  Hebammen  zu  legen,  die 
DesiofektioD  der  Wöchnerin  dagegen  auf  die  Reinigung  der  äusseren 
Gesdileehtstheile  zu  beschränken." 

Ans  einer  von  ihnen  zum  Beweise  für  die  letzte  Ansicht  ange- 
fllhrten  Statistik  Über  Entbindungen  in  der  Königlichen  Frauenklinik 
zQ  Berlin  ergibt  sich,  dass  unter  302  Geburten,  bei  denen  Vaginal- 
aosspülnngen  mit  lauwarmem  Wasser  stattgefunden  hatten,  35  mal 
bald  lichtere,  bald  schwerere  Fieberbewegungen  im  Wochenbett  ein- 
getceten  waren,  während  von  120  Geburten ,  bei  denen  keine  Schei- 
denaosspülungen  gemacht  wurden,  113  ein  ganz  fieberloses  Wochen- 
bett hatten.  Eine  wirklich  ernste  Wochenbetterkrankung  war  auf 
keine  der  422  Entbindungen  gefolgt.  Kubier  (Oldenburg). 


Originalberichte  Ober  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  intemationalen  medieimschen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Fortsetiung.) 

Aus  den  Abtheilungs-Sitzungen. 

XI.  Abthellang:  Ohrenheilkunde. 

Herr  Zanfal  (Prag).  Ueber  die  Beziehungen  der  Mikro- 
organismen zu  der  akuten  (primären)  Mittelohrent- 
zündung und  ihren  Komplikationen  und  der  chro- 
nischen Mittelohrentzündung  und  ihren  Kompli- 
kationen. 

Das  AbhäDgigkeitsverbältniss  der  akuten  Mittelohrentzündung 
7on  den  benachbarten  Höhlen  (Nasen,  Nasenrachen-  und  Mundhöhle 
ist  durch  die  neueren  bakteriologischen  Untersuchungen  vollständig 
Uar  gelegt  worden.  Die  bisher  bekannten,  Otitis  media  erregenden 
Hikroparasiten  sind  nicht  bloss  unter  pathologischen,  sondern  auch 


358         Bakteriol.  vom  X.  ioUrnationaloo  mediciiiischen  Kongresae  sa  Berlin. 

unter  normalen  Verhältnissen  in  diesen  Höhlen    aufgefunden   worde 
soder  Bacillus  Fried  landender  Diplococcus  pneamonia 
und  die  pyogenen  Strepto-  und  Staphylokokken.      Ob   sie  auch  ai 
der  normalen  Pauken höblenschleimhaut   vorkommen,    ist  noch  nid 
erwiesen.    Da  aber  nach  Z.'s  Untersuchungen  beim  Kaninchen  in  de 
normalen  Paukenhöhle  Keime  vorkommen,  so  dürfte  auch  die  Existen 
pathogener  Keime  daselbst  nicht  ausgeschlossen  sein.      Die  normal« 
Tuba  bietet  also  keinen  Schutz  gegen  das  Eindringen    von  Mikroor 
ganismen  in  die  Paukenhöhle,  um  so  weniger,  wenn  eine  grössere  vis  i 
tergo  einwirkt,  wie  Plus  Valsalva,  das  Politze rasche  Verfahren  mil 
seinen  Unterarten,  Gathetrismus,  Bougiren,   Würgen  und    Erbrechen, 
Ausspritzen  der  Nase,  Durchspritzungen  per  tubam,  Bhinorrhagieeo, 
Bellocqu*sche  Tamponade  etc.,  besonders  dann,  wenn  das  Trommel- 
fell perforirt  ist.    Z.  beobachtete    in  Folge  von    Plus    Valsalva  eine 
Pneumodiplokokkenotitis  in  Folge  des  Politzer 'sehen    Verfahrens, 
nach  dem  Auskratzen  einer  Pharynxtonsille  beiderseitige  Pyostrepto- 
kokkenotitis  mit  Facialparalyse,  nach  Rhinorrhagie  gleichfalls  beider- 
seitige Pyostreptokokkenotitis.      Die    Infektion     der    Pankenhöhleo« 
Schleimhaut  geschieht  am  häufigsten  durch  das  Eindringen  pathogener 
Keime  durch  den  Tubenkanal  besonders  bei  Zwangsaktionen ,   kann 
aber  auch   erfolgen   durch  Fortkriechen  der  Mikroparasiten  im  Ge- 
webe der  Tuba  bis  in  die  Paukenhöhlenschleimhaut,  oder  auf  bäma- 
togencm  Wege  (Endocarditis,  Pyämie,  Diphtheritis) ,    vom  äusseren 
Gehörgang  aus  nur  bei  bei  Entzündung  des  Trommelfells  und  Eon- 
tinuitätstrennungen  desselben ,  im  letzteren  Falle    mischen  sich  be- 
sonders bei  Otorrhöen   pathogene  und  Fäulnissbakterien  dem  Sekrete 
bei,  welche  beim  Absterben   des  primären    Entzündungserregers  be- 
sonders günstige  Bedingungen    zu  ihrer  Ernährung    finden  kÖDü&L 
Von   den   Ursachen   der  Chronizität    einer  PaukenhöblenentzünduDg 
kennen  wir  bei  Weitem  noch   nicht  alle.    Chronisch   kann   die  £q(- 
zündung  werden  durch  Sekundär-,  Tertiär-  etc.  Infektion  des  prim&reo 
Entzündungsheerdes ;  nach  Pio  Fok  und  Bordoni-Uffreduzzi 
kann  eine  akute  Entzündung  chronisch  werden  in  Folge  der  durch  den 
halb  siegreichen  Kampf  der  organischen  Elemente  hervorgerufenen  Ab- 
schwächung  des  Virus  und  in  Folge  der  Heilmittel.    In  einem  Fall  von 
Pneumodiplokokkenotitis,  wo  Z.  den  Diplococcus  pneumoniae 
noch  am  181.  Tag  im  Empyemeiter  des  Proc.  mast.  lebensfähig  fand, 
glaubt  Z.  diese  Ursache  annehmen  zu  können.    Im  Eiter  bei  chronischen 
Paukenhöhlenentzündung  findet  sich  selten  nur  ein  einziger  Mikroor- 
ganismus, meist  ein  Gemisch  von  verschiedenartigen,  theils  Fäuloiss-, 
theils  pathogenen  Bakterien.    Z.  zählt  nun  alle  bei  Otitis  media  supp. 
chron.  bisher  gefundenen  Bakterien  auf,  wiesieLoewy  und  Seh  ra- 
der, Bordoni-Uffreduzzi    und    Gradenigo,   E.  Levy  und 
Zaufal  angegeben  haben,   darunter  ein  für  Mäuse  und  Eanincben 
pathogener  schillernder  Bacillus  (Zaufal),  Bacillus  saprogenes 
Rosenbach,  Staphylococcus  pyogenes,  Streptococcus 
pyogen  es,  Bacillen,  deren  Kulturen  wie  das  otorrhöische  Sekret 
riechen,  ein  dem  Diplococcus  pneumoniae  ähnlicher  KapseJ- 
Diplococcus,  sämmtlich   durch  Loewy   und  Schrader  aufge- 
funden; ferner  ein  pathogener  Bacillus,  durch  E.  Levy,  Micro- 


BaktarioL  Tom  X.  internationalen  medicinlschen  Kongresse  an  Berlin.        359 

eoccBB  tetragenaa  darch  Gaffky  und  Zaufal;  Proteus  vul- 
(tris  Ebtoaer,  Staphylococcus  pyogenes  albus  und 
-aireos  and  ein  dem  Bacillus  Friedländer  ähnlicher  Ba- 
cilUs  durch  Bordoni-Uffreduzzi  und  Gradenigo.  Doch 
^viriuigt  Z.  auch  für  die  neugefundenen  Mikroorganismen  die  strikte 
■ADang  der  Koch 'sehen  Postulate,  da  besonders  in  den  Fällen, 
n»  B^n  den  neugefundenen  noch  notorisch  pathogene  Mikroorga- 
BBBieii  gründen  werden,  z.  B.  die  pyogenen ,  die  Annahme  nicht 
angeschlossen  ist,  dass  diese  die  Ursache  der  Entzündung  und  der 
XoBplikatioDen  sind,  und  wenn  letztere  nicht  mehr  gefunden  werden, 
BD  kbinten  sie  bereits  abgestorben  sein ,  wie  dies  Z.  in  einem  Fall 
KB  Gehimabscess  und  Meningitis  annehmen  muss ,  da  trotz  sorg- 
tttiger  bakteriologischer  Untersuchung  keine  Mikroorganismen  im 
Stter  aufgefunden  werden  konnten. 

Hot  Moos  (Heidelberg),  KoiTeferent  Bei  den  bakteriellen 
IGttdofarerkrankungen  kommen  hauptsächlich  die  folgenden  Mikro- 
organkmen  in  Betracht:  der  Streptococcus  pyogenes,  der 
Staphylococcus  albus,  aureus  und  citreus,  der  Diplo- 
eoccas  pneuomniae  Fraenkel  -  Weichselbaum  und  der 
Friedländer'sche  Bacillus.  Die  Mikroorganismen  gelangen  auf 
Teraehiedenen  Invasionswegen  in  das  mittlere  Ohr:  es  gibt  eine  häma- 
togeoe  angeborene  Otitis  media  und  die  hämatogene  nach  der  Ge- 
bart Diese  kommt  durch  Vermittelung  der  Lymphgefässe  zu  Stande, 
besonders  bei  den  Infektionskrankheiten.  Ein  anderer  Weg  ist  der 
durch  die  Tuba  und  zwar  ganz  direkt  oder  indirekt  durch  die  Saft- 
Fpalteu  des  Bindegewebes  bei  Scharlachnekrose  der  Rachengebilde 
mit  XJmgebung  des  Ostium  pharyngeum.  Auch  das  früher  unver- 
letzte T^mmelfell  (nach  M.*s  Beobachtung  bei  Erysipel)  ebenso  wie 
das  peiforirte  bilden  Eintrittspforten.  Endlich  können  die  Mikroben 
auch  ^on  der  Schädelhöhle  aus  durch  die  Fissura  petrosquamosa  in 
das  mildere  Ohr  gelangen.  Der  Durafortsatz  übernimmt  die  Yermit- 
tdnng,  so  z.  B.  bei  der  epidemischen  Gerebrospinalmeningitis ,  doch 
fdilt  Doch  der  bakteriologische  Nachweis. 

Weiterhin  bespricht  M.  sämmtliche  Komplikationen  der  eiterigen 
Mittdohraffektionen :  das  Erysipel,  die  Facialislähmung,  die  Meningitis, 
den  Gehirnabscess,  die  Thrombophlebitis,  die  Pyämie,  ihre  Genese, 
die  Yerschiedenen  Mikrjoorganismen ,  welche  dabei  eine  Rolle  spielen 
—  es  können  mehrere  zugleich  sein  — ,  der  Hauptantheil  gebührt 
jedoch  dem  Streptococcus  pyogenes. 

(Fortsetzung  folgt.) 


360  K«»  Uttentiir. 


Neue  Litteratur 

mnmnenfettellt  ron 

Dr.  Abthüb  Würzbub«, 

BMlBlIwkar  tn  K^Mrikfaea  Oewndhiltwte  in  Berita. 


AllgemelBeB  ttber  Baktorieii  und  Pandten. 

jTW&Dktlf  0.,  GrandriM  der  Baktorienknnde.  3.  Aufl.  8.  Abdr.  gr.  8*.  VIII,  616  p. 
Berlio  (August  Hirsehwald)  1891.  10  IL 

ViMBktl,  C,  und  Pfsiffcr,  B.,  Mikrophotographischer  Atlu  der  Bakteriflükande.  9.  n. 
10.  Lfg.  gr.  8^  10  Liehtdr.-TaC  m.  10  BI.  Krklftrgn.  Berlin  (Aogiut  Hirsehwald) 
1891.  k  4  If. 

Jabresberieht  Aber  die  Fortschritte  in  der  Lehre  von  den  pathogenen  Mikroorganisiaen, 
umfassend  Bakterien,  Pilse  und  Protoso<ln.  Unter  Mitwirkung  Ton  Fachgenotaeii 
bearb.  n.  hrsg.  t.  P.  Ba  am  garten.  6.  Jahrg.  1889.  gr.  8^  XI,  68t  p.  m. 
1  Photograv.     Brannschweig  (Harald  Brnho)  1891.  16  M. 

MorpkoHoifiB  vmd  SytUmatik. 

w^iigiii^  L.,  Bor  la  stractnre  des  p^ronosporte.    (Compt  rend.  de  TAcadimie  des  aden* 

ees  de  Paris.  T.  CXI.  1890.  No.  84.  p.  988—986.) 
Voniewiei,  IL  B.,  Ueber  die  innere  Konstraktion  des  Baciilas  diphtheriae  and  des  Ba> 

cilias  mallei  and  ttber  eine  verbesserte  Färbungsmethode  der  Rotsbaelllen  in  den  0»> 

weben.    (Deutsche  Zeitsohr.  f.  Thiermedic.  Bd.  XVII.  1891.  Heft  8/8.  p.  196—108.) 
PfeifEw,  L.,    Vergleichende  Untersachnngen   Aber  Bcbwirmsporen  and  Daaersporen   bd 

den  Cooddieninfektionen   and   bei  Intemittens.    (Fortschr.  d.  Medio.    1890.   No.  84. 

p.  989-.9Ö1.) 
PintBATy  Th.,  Nene  Beiträge  zar  Kenntniss  des  Bandwarmkörpers.     (Sonderdr.)    gr.  8*. 

88  p.  m.  8  Taf.     Wien  (Holder)  1891.  4,80  M. 

(Gährung,  Fftalniss,  Stoffireehselprodakte  osw.) 

FrankUnd,  P.  F.,  and  Fr«w,  W.,  The  fermentation  of  ealcinm  glycerate  by  the  „baoilliis 
ethaceticos*'.    (Prom  the  transact.  of  the  ehem.  soo.)    8^    p.  81 — 96. 

Le  Daateo,  F.,  Becherches  sur  la  digestion  iotracellalaire  ches  les  protoiodrea.  (An- 
nal.  de  rinstit.  Pastear.  1890.  No.  18.  p.  776—791.) 

Behir,  B.,  Ueber  chemische  Eigenschaften  der  Enzyme.  (Korrspdabl.  f.  sehweis.  Aerzte. 
1891.  No.  1.  p.  17^81.) 

BezIehBiigeii  der  Bakterien  und  Pansiten  sor  imbeleHeB  Katur. 

iMfiy   Wasser^  Boden, 

YiBcent,  H.,  Prisence  da  bacille  typhiqae  dans  l'ean  de  Seine  pendant  le  mois  de  joil- 
let  1890.     (Annal    de  l'Instit.  Pastear.  1890.  No.  18.  p.  778—775.) 

Winogradskyi  M.  B.,  Recherches  sur  les  orgsnismes  de  la  nitrification.  8.  m4m.  (An- 
nal. de  rinstit.  Pastear.  1890.  No.  18.  p.  760—771.) 

Beziehoii(ren  der  Bakterien  und  Paradten  znr  beleliten  Nator« 

EraxüiheiUerrtgeHde  BakUrün  tmd  JPartmUn. 

Fabian,  A.,   i  Vemeki,  L.,    Kilka  slow   o  enzymach.    (Gaz.   lekarska.    1890.    No.  58. 

p.  1089—1088.) 
Porrii,  B,  0 ,    On  immanity  from  infectioas  disease.    (Lancet.    1890.  Vol.  IL    No.  85. 

p.  1354.) 


Nea«  Littoratar.  3gJ 


Krtmhheümt  i tifemdt  Bahterim  tmd  J'^armntm  bei  Mmuekmi. 

IfakxiaknnkhdteiL 

,  ▼.,    Sur  les  mIcrobM   da  l'iofeetioR  maUriqae  aignfi  et  ohroniqo»  ehe«  les 
flt  chM    lOioiiim«.    (Annftl.  de  l'lnstit  Pasteur.  1890.  No.  IS.  p.  765—769.) 

Snntlieawdielie  Knakheitin. 

(Ptoekm  [inpflaig],  Plecktyphnt,  MaMin,  BoCbeln,  Scharlach,  Frieeel,  Windpocken.) 

Mte,  J.,  Daa  ImpfinstitQt  nnd   die  Fleischschaa.     (Arch.  f.  animal.  Nahrangemittelk. 
ISMl  Ho.  ft.  p.  SS— 85.) 

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Ib,   Snr  Ijehre  Ton   der  Speaifität  der  VariceUen.     (AersU.  Mitth.  ans  and  mr 
1890.  No.  2S.   p.  179^176.) 


Cholera»  Tfplni%  Bohr,  Gelbfieber,  Peit 

L,  K.,    Th«  baciUnt  coli  ae  a  caose  of  enteric  ferer  (Rodet).     (Lanoet.  1890. 
TeL  n.  Mo.  95.  p.   598—897.) 
9«b,  8.  L.,  Bntorie  fever  in  tropical  climates.     (Lancet.  1890.  Vol.  II.  Mo.  98.  p.  1419 

ImUb,  iL,  Chdorm  is  a  nenroeis;  therapentic  conseqneneet.    (Med.  A|^.  1890.  Mo.  99. 
f  M8-60S.) 

bfm,  \.  S.,  Typhcrid  foTor.    (Morthweit.  Lancet  1890.  Vol.  II.  Mo.  94.  p.  409.) 
MÜif,  B.p   Bakteriologiek   diagnose   af  tTfoidfeber.    (Monk  magas.   f.  laegeTidensIc 

\ISL  No.  1.  p.  44 — 60.) 
Wikk,  V.  H,  Cholera  diffosion.     (Indien,  med.  gaa.  1890.  Mo.  19.  p.  869—868.) 

WmidiiifektioiiBkmikheiteiL 
{fiteiog,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  pnrulentes  Oedem,  Pyimie,  Septikimie, 
Tetaniu,    Hospitalbrand,  Pnerperalkrankheiten,  Wnndflolniss.) 

9^iwl|,  A.f  Ein  Fall  Ton  Trismus  und  Tetanus  neonatorum.  (Berlin,  klin.  Wocbenschr. 
ü«.  7.  1891.  p.   176—177.) 

InfektioiMgesebwfllate. 
(L«prs,  Tebercnlose  [Lupus,  Skrophnlose],  Syphilis  [und  die  anderen  renerischen 

Krankheitonj.) 

CnfiM,C.,The  tabercle  bacillus.    (Lancet  1890.  Vol.  II.  Mo.  96.  p.  1418.) 

6iBftsli,  P.,  Salla  contagiositk  deila  tisi  polmonare.     (Morgagni.    1890.  Mo.  19.  p.  749 

-764.) 
BrifSf«,  L.,  Syplülls  par  oonoeptlon.    (Journ.  de  m4d.  de  Bordeaux.  1890/91.  Mo.  91. 

|k  106—907.) 
^i—iii  H.  P^  Seme  lacts  in  the  etiology  of  tubercnlosis,  eridenced  by  tbirty  autopsies 

•Bd  tzperiments  npon  animals.     (Med.  Becord.  1890.  Vol.  II.  Mo.  96.   p.  689^698.) 
Mssh,  J.   X.,    Die   Litteratur    fiber   die   yenerischen    Krankheiten    Ton    den    ersten 

Schriften  über    Syphilis  aus  dem  Bnde  des  16.  Jabrhanderta  bis  Ende  1889,   syste- 

■säseli  susammengestellt   Antorenregister.    gr.  8®.    907  p.  Bonn  (P.  Hanstein)  1891. 

6  M. 
ViiL,  A,   Die  Erblichkeit   der  Schwindsucht  und  tnbercul6sen  Processe,   nachgewiesen 

durch  sahlretches  statistisehes  Material    und   die  praktische  Erfahrung,     gr.  8^.     VI, 

HS  p.    Karlsruhe  (Friedrich  Gutsch)  1891.  8  M. 

^MMl,  W.,  Die  Mikroorganismen  des  Garcinoms.     (Wien,  medio.  Bl&tUr.  1891.   Mo.  1. 

P  4-6.) 

^^^■likAbBrie  und  Croup,  Keaehbofteii,  GMppe^  Pneiunoiiie,  epidemische  Oemcketure, 

Mmnpi^  BAckfidlsfleber,  OsteomyeHüs. 

^lUflher,  J.y  Prophylazie  de  la  diphth^rie,  transport  et  isolement  dans  les  hdpitaux 
des  diphthiriques.     (Rot.  d'hyg.  1890.  Mo.  19.  p.  1086—1097.) 

^*7US,  0.  V.,  Motes  on  the  recent  epidemio  of  pneumonla  in  Sheffield.  (Lancet  1890. 
^Qt  II.  Mo.  96.  p.  1876—1876.) 

'MOink,  F.,  Meningitis  cerebrospinalis  epidemica.  (Deutsche  Zeitschr.  fILr  Thiermedi«. 
i89l.  Bd.  17.  Mo.  2/8.  p.  188—166.) 


Qgo  Neue  Littentar. 

B,    h^Uiöu  LokcJhrafJtheSten. 

Hant,  Muskeln,  Knochen. 

Xartiii,    H.,   üeber  die   endemische  Sycosis   lonsar*ns   und    Ihre  Verhötang-     (Aenl 
Vereinsbl.  fttr  Deutschland.  1890.  Des.  p.  488^494.) 

AtiunUngsorgane. 

Oapart,   Traitement   de   U  tuberculose   du  larynx.    (Presse  m^d.  beige.     1890.   »o.  A 

p.  793—797.)  ,  ^     j     „       .„      a 

Plieque,  A.  F.,  La  tubercnlose  des  fosses  nasales.     (Annales   d    maUd.  de  l  oreille,  n 

larynx  eto.  1890.  No.  12.  p.  797—811.) 

NervensjBtem. 

Hogiionüi,  Infektionswege  der  Meningitis.   (Korrespondenabl.   für  »ehweix.  Aento.  1890 
No.  88,  94.  p.  789—756,  769— 776  ) 

Yerdannngsoigane. 

Lnff,   AP.,   The  antt-fermentatiTe    treatment   of  infantile   diarrhoea.      (Lanoet   Xt90 
Vol.  II.  No.  86.  p.  1886—1386.) 

Haam-  und  Oeiehleehteoigane. 

Aieroli,  B.,  Sulla  tuberculosi  del  testicolo   ed  epididlmo.      (Morgagni.   1800.  No.  11/11. 

p.  667—680,  728—748.)  .      _,     .        4 

DelofotM,  E.,  La  pratique  de  l'analyse  des  urines  et  de  la  bactArlologie  vfoaire.   Arec 

86  pl.     18^     Paris  (Bailli^re  &  fiU)  1891.  ^  ^' 

Augen  and  Ohrea 

eraham,  H.,  Mucor  corymbifer  in  the  external  auditory  meatus.     (Lancet  1890.  Vol.  D. 
No.  86.  p.  1379.) 

0,    EnkmooUsehe  Krtmkheiteii. 
(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestnulanre,  Asearis, 

Anchylostomum,  Trichocephalus,  Ozyuris.) 

Krabbe,  H.,  Die  Blasenwurmleiden  in  Island  und  die  gegen  dieselben  getroffenen  Kssst- 
regeln.     (Deutsche  Zeitschr.  fttr  Thiermedic.  1891.  Bd.  XVU.  No.  8/8.  p.  167— ITl.) 

Paiqnale,  A.,  Sulla  presenza  di  lanre  di  ditteri  nell'  intestino  di  aicani  /ebbrieilsott  di 
Maseaua.     (Giom.  intemas.  d.  scienie  med.  1890.  No.  80.  p.  781 — 791.) 

KraaMeÜMrregmde  Bakterien  und  Paratüm  Ui  Umtehen  und  Tkürm, 

Aktinomyktfse. 

Eodenpyl«  F.,  Actinomycosis  of  the  lung ;  being  the  Joseph  Mather  Smith  prite  estsy 
for  1890.     (Med.  Becord.  1890.  Vol.  U.  No.  84.  p.  663—667.) 

Tollwutb. 
Oorton,  H.,  Hydrophobia.     (Med.  and  Surg.  Reporter.  1890.  Vol.  II.  p.  618— 6i8j 

KrainkheiUerregmdi  Bakterien  und  Par€uüen  hei  Thüren. 

Säuffeihiere, 
A.     I^feküöiß  Allgtmeinkrankheiien. 

Krankheiten  der  WiederkAuer.  ,.  v  ♦  .«*» 

(Rinderpest,  Lungenseuche,  Texasseuehe,  GenicksUrre,  Ruhr  und  Diphthene  asr 

EXlber,  Rauschbrand,  entoiootisches  Verkalben.) 

Btrebel,  X.,  Ueber  SchutsimpAingen  gegen  den  Rauschbrand.     (Schweis.  Aith.  f.  Th^r- 
heilk.  1891.  Bd.  XXXII.  No.  6/6.  p.  861—861.) 


Neue  Litterfttur. 


963 


^rwO^eÜMerrenende  Bakterien  und  Parasiten  bei  Pßansten. 


Wf,  H.   L.,   Potato  8cab,   a  bacterial   disease.     (Agricnlt.  Sciences.    Vol.  IV.    1890 


ASfiMX,   Aneienntta    obaerrations   snr   les   tnbercoles   des   racines    des    l^ffumineasea 
(Conpt  rend.  T.  CXI.    1890.  No    »4.  p.  9««— 997.) 
— r,  A.  B.,  Rom  rusts.     (Amer.  garden.  Vol.  XI.  1890.  p.  609.) 


Mitadmpftingcii,  kfinstUche  Infekttonskniikheiten,  Entwieke- 
liifflk^mang  und  Yerniehtang  der  Bakterien  mit  besonderer 
BerOekslehti^ng  der  Arbeiten  Ober  das  Koeh'sehe 
Heilverfahren  gegen  Taberenlose. 


I,  k.  H.,  ReflectiODs  on  Koeh's  treatment  for  taberenlosb.  (Lancet.  1891.  No.  6» 
^  Sl«.) 

1  lugiUBB,  Pftüil,  K.,  Die  chirarfcische  Tabercolose  and  das  Koch'eche  Heilverflihren. 

Vortrige  neb»t    einer  einleitenden  Anspreche  von  v.  Coler.     8^    28  p.    Berlin  1891. 

Us  Bandsehrift  ^edraekt  bei  E.  S.  MitUer  &  Sohn. 
Cntini,  A-,   Ricerche  sperimentali  snlla  tossiciti   delle  arine   degli  ammalati  sottopoeti 

aUe  Uttfa  Koch,    raccolte   alla   fine   del  periodo   di  reasione.     (Oaii.  d.  ospit   1890. 

N4k  11») 

Cika,  H ,  NoHxen  aber  Einspritssongen  Koch'scher  Flfissigkeit  bei  Augenleiden.    (Berlin. 

klia.  Wocbenaebr.    1891.  No.  7.   p.  176—176.) 
Mfnl,  C.  C^    Tfree  gevallen,   met   het   geneesmiddel    van  Koch   behandeld.     (Nederl. 

•^\4s(Ar.  T.  Oeneesk.  1891.  No.  6.  p.  144-148) 
Sk«lMif.  A-,  Leesenie  wilka  metoda  Koch'a.     (Ga».  lekarska.  1891.  No.  6,  7.   p.  100 

-104,  121—128.)  ^ 

Sn^  E.  C,  KoGh*s    treatment  of  tuberculosis.     (Boston  Med.  and  Surg.  Joarn.   1891 

JXo,  y  p.  105—108.) 
TrieU,  B-,   Der    Fiebenrerlanf  nach   Injectionen   des   Koch'schen   Heilmittels,     gr.  8*. 

t%p.  mit  2  Taf.      Leipzig  (GasUy  Fock)  1891.  IM. 

OroB,  B  ?.,   and  Seveni,    W.  D.,   Handbook    to    Dr.  Koch's   treatment  in  tnbercaUr 

dissese.  8*   London  (J.  &  A.  Curchill)  1891.  8  sh.  6  d. 

IiMmA,  Sor  raction   de  la  lymphe  de  Koch  ches   le  cobaye  sain.     (Bullet,  de  TAcad. 

de  n^.  1891    No.  6.  p.  225—227  ) 
JaiiBiki,  B,,  Pierwsse  wyniki  lecsenia  grnilicy  kostnej  metoda  Koch'a.    (Gas.  lekarska. 

m\.Ko.  7.  p.   114-121.)  6  /  i  .  l 

iMflntnn,  J.,  Die  Behandlang  der  Tabercolose  innerer  Organe  nach  Koch.    Bin  Ueber- 
blick  aber  die  bisherigen  Veröflfentlichungen.    (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.  No  6, 
T.  p.  16e— lös,    182— 183  ) 
XMheim,  8.,   Erfahrangen   and  Fragen  in  Betreff  des  Koch'schen  Mittels.     (Deutsche 

iMdic.  Wochenschr    1891.  No.  7.  p.  278—280.) 
Jrt«t,  B.,  üeber  Cadaverin.     (Therapeut.  Monatsh.  1891.  No.  2.  p.  129— 182 ) 
«ek't  B.,  Heilmittel   gegen   die   Tuberculose.     4.,  ö.  u.  6    Heft.     (Sonderdr.)    gr.  8^. 

m,  126  u.  108  p.  mit  1  Toztfigur.     Leipsig  (Georg  Thieme)  1891.  1,60  M. 

Kni%  P.,  und  ChTOttek,  F,  Ueber  den  respiratorischen  Gaswechsel  im  Fieberanfalt 
ueh  Ii^ektion  der  Koch'schen  Flfissigkeit  (Wien.  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  6,  7. 
^.  104—107,  127—180.) 
T  Undanberser,  BeitrXge  sur  Behandlung  der  Tuberculose  mit  dem  Koch'schen  Heil- 
B'tlsl.  (Medicin.  Korrespondensbl.  d.  württemb.  äratlichen  Landesver.  1891.  No.  5. 
V  W— 87.) 
I'^'^tfti,  Erfahrangen  mit  dem  Koch'schen  Heilmittel.    [Medicin.  Gesellsch.  su  Leipiig.] 

(Sehmidt's  Jahrb.   1891.  Bd.  CCXXIX    No.  2.  p.  223—224.) 
ut^tkftiin.   Das  Koch'sche  Heilverfahren.     (Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  7. 

P.  873^278.) 
^''biittiui,  V.,  II  bacillo  della  tubercolosi  nel  sangue    degli  ammalati  trattati  colla  linfa 

Ä^Kwih.    (Sperimentale.  1891.  No.  2.  p.  30—32) 
^""uieier,  Ueber  Versuche   mit  dem  Koch'schen  Mittel.     (Wien,  medic.  Presse.    1891. 
Ko.  6-7.  p.  169-176,  216—219,  255-268.) 


364 


Naoe  Litterator. 


Xftlltr,  B.,  Treitement  de  quelques  phtieiqaes  pmr  la  lymphe  de  Koch.     (Gas.  m^d. 

Strasbourg.  1891.  No.  2.  p.  17—19.) 
Norwegen.    Gironlar  der  kgl.  Begieruog,   die  Anwendung  der  ELoeh'schen  Lymphe  In 

Vom  8.  Januar   1891.    (Veröffenü.  des  kais.  Gesundh. -Amtes.    1891.    No.  7.   p.  1 

—116.) 
Fei,  F.  K|   Waamemingen   over   de   behandellng  van  tubercnlose    met  Koch'a  geu« 

middel.    (Nederl.  TUdsehr.  r.  Geneesk.  1891.  No.  8,  8.  p.  S3 — 44»  71 — 89.) 
Fribrmin,  Ueber  Anseigen  und  Methoden  der  Koch'schen  Behandlung    bei  Lnngentubc 

cnlose.     (Internat,  klin.  Rundschau.  1891.  No.  7.  p.  857 — 969.) 
Senator,  H.,  Ein  nach  Koch  behandelter  Fall  yon  Tnberenlose.      (Berlin,   klin.  Wocbei 

Schrift.  1891.  No.  7.  p.  165—167.) 
Sommerbrodt,  J.,  Ueber  Ersats  und  Brgftnsuag  der  Koeh'schen  Bebandlang  der  Lnagei 

tnberculose  durch  meine  Kreosotbehandlnog.     (Berl.  klin.  Wochenscbr.    1891.   No.  7 

p.  167—172.) 
8tiokl«r,  J.  W.,  Some  aohieyements  of  Koch's    lyraph.    (New  Tork  Med.  Jomm.  199i 

No.  4.  p.  98—102.) 
Thomor,   E.,  Weitere  Mittheiinngen   Aber   die  Verwendung   der  Koch'ecben   Ii^jection»- 

flassigkelt  In  der  Prsxis.     (Therapeut.  Monatoh.  1891.  No.  9.   p.    188 — 141.) 
Treub,  E.,   Oyer  tnberculosis   peritonei.     (Nederl.  Tvjdschr.    ▼.  Oeneesk.  1891.  No.  5. 

p.  181— US.) 
Ueber  die   In  den   Dresdener  Krankenanstalten   bei    Anwendan^    des    Koeh'sebeo  Ver- 
fahrens gemachten   Beobachtungen.     [Mittheiinngen  und  Besprechoogr   iu    der  Geisü- 

sohaft   fflr  Natur-   und   Hellkunde   su  Dresden.]     (Korrespondensbl.  der  Srstl.  Krsi»- 

und  Besirksvereine  Im  Kdnigreich  Sachsen.  1891.  No.  4.  p.  48 — 60.) 
ühthoffi   W.,   Ein    Beitrag   sur   Behandlung  Augenkranker   nach    dem    Koch'sdien  In- 

jecdonsyerfahren.     (Berlin,  klin.  Wochensohr.  1891.  No.  7.  p.   178— -176,) 
Wirksamkeit,  die,   des  Koch'schen  Heilmittels  gegen  Tuberkulose.     Amtliche  Beridtte 

der  Kliniken,   Polikliniken  und  pathohigisch-anatomischen  Institute  der  preassisehea 

Uniyersitftten.     (Klinisches   Jahrbuch,    Im    Auftrage   Sr.  Excellens    des  Ministert  der 

geistlichen  pp.  Angelegenheiten,    hrsgeg.   yon    A.  Guttstadt.       KrgiDsaofibsiid.j 

8.  X.    906  p.    Beriin  (Springer)  1891. 


Inhalt. 


OriginalmitfheUiuigMi. 


Ha]iki&,   B.  H. ,    Ueber   den   schfttsenden 
Eiweisskdrper  der  Ratte.   (Orig.),  p.  886. 

Xati,  Osoar,   Zur   Kenntniss   der  Leucht- 
bakterien.  (Orig.)    (Schluss),  p.  348. 

Viekely  E. ,  Zur  Biochemie  der  Bakterien. 

(Orig.),  p.  338. 
Sadth,  Theobald,  Zur  Kenntniss  des  Hog- 

cholerabaciilns.  (Orig.)  (Sebloss),  p.  339. 

Beforats. 

Dnplaj,  Parotide  k  pneumocoqnes,  p.  364. 

Vembaoh,  A. ,   Sur  Tinvertine   ou   sucrase 

de  la  leynre,  p.  360. 
Le  Dantso,  Bochorches  sur  la  digestion  in- 

tracellulalre  chez  les  protozoalres,  p.  366. 

Boqne  et  Lemoiiie,  O.,   Recherches  sur  la 

tozlcit^    urinaire     dans    T  impaludlsme, 

p.  368. 
Bouz,  O. ,    et  laiuudi,  K. ,   Sur   un   cas 

d'ad4nle  infectieuBe  due  au  staphjlococ- 

eus  pyogenes  aureus,  p.  364. 


Wettfteiji,  Biehard,  Bitter  tob,  Die  wich* 
tigsten  pflansllchen  Feinde  unserer  Forste, 
p.  366. 

Wino^radskj,  Recherches  aur  les  orgiaif- 
mes  de  la  nitrification,  p.  361. 

Bohntiimpflmg ,  kfinstliehe  ZD/Uktfaf- 
krankheitai,  Bntwieklniigihsminuiig 
und  Vomiehtnng  der  Bakteriea 
und  ParatiteB. 
Oldokner  und  Keller,  Ein  Beitrag  nr  Asep- 
sis In  der  Gebnrtshflife,  p.  366. 

Originalberiohte  ftber  KwigreiN. 

Bakteriologisches   vom  X.  iotsr- 

nationalen  med  iciniseheo 

Kongresse  su  Berlin, 
4.-9.  August  1890.  (FortseUasf.) 
Zauftd,  Ueber  die  Besiebnngen  der  Mikro- 
organismen SU  der  akuten  (primirsn) 
MittelohrentsQndung  und  Ibreo  Kompli- 
kationen  nnd  der  chronischen  Mittelohr- 
entzttndung  und  ihren  KomplikstioneD, 
p.  867. 

Xene  Idtteratnr,  p.  360. 


Frommiinnache  BnohAmckerei  (IlennAnn  Pohlo)  In  Jana. 


für 


Bakteriologie   und  Farasitenkunde. 


In  Verbindung  mit 

Gel.  M  Prot  Dr.  Leockart  m  PnlisHir  Dr.  Loeller 

ta  LilpiiC  te  OfUfnraM 

heransgegeben  Ton 

Dr.  O.  TJliliBrorxn  in  CaiSseL 


■♦4- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 

CL  Band«       -»-       Jena,  den  21.  März  1891.  -o-  No«  IL 

Piila  fltar  dm  Baut  (M  HmuMra)  14  Xwk. 

JfthrUcb  erscheinen  swei  Binde. 

-«»f    Z«  besiehen   darch   alle   Bachhendlangen   und  Postanetelten.    |«^ 


Die  Redaktion  des  „CentralbkUts  für  Bakteriologie  und  ParaeUen" 
kwmdf  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte ,  etwaige 
Wikukaehe  um  Id^erung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf" 
sdUze  entweder  wuf  das  MoMuekripi  eehreiben  zu  woUen  oder 
direkt  an  den  Verleger,  Herrn  Cfustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  kthinen. 


Original -Mittheilungen. 


Einiges  über  die  Pathogenese  der  Dysenterieamoben. 

Von 

Dr.  Eartnlls 

in 

Alexandrien. 

Durch  die  weitere  Bestätigung  der  Amöben  bei  Dysenterie  auch 
in  anderen  Ländern,  ausser  Aegypten,  sowie  in  Böhmen,  Griechen- 
land, Russland  und  Amerika^)  dürfte  man  erwarten,  dass  diesem 
Parasiten  eine  grössere  Aufmerksamkeit  seitens  der  Fachmänner  be- 
willigt wäre.  In  einer  Reihe  von  Berichten  aber,  die  in  der  letzten  Zeit 

1)  8.  die  Littermtur  am  SchluM. 
n.B4.  24 


366  Kftrtnlii, 

yeröffentlicht  wurden,  wird  den  Amöben  als  Erregern  der  Dysenterie 
entweder  keine  Wichtigkeit  beigelegt,  oder  es  werden  dieselben  als 
gewöhnliche  Dannschmarotzer  bezeichnet.  Oeheimrath  L.  Pfeiffer 
in  Weimar,  einer  der  besten  Kenner  der  pathogenen  Protozoen,  sagt 
Yon  den  Amöben  in  seinen  mir  bekannten  Veröffentlichungen  nur^ 
dass  „sie  einigemal  im  Darm  von  kranken  Kindern  —  von  Ruhr- 
kranken —  gefunden  wurden.,,  R.Blanchard,  Grassi  und  Ca- 
landruccio,  um  nur  die  bekanntesten  Namen  auf  diesem  Gebiete 
zu  nennen,  sprechen  den  Darmamöben  jede  Pathogenität  ab^X 
Es  ist  anzunehmen,  dass  unsere  noch  geringe  Kenntniss  über  die 
Naturgeschichte  der  Protozoen  und  die  grosse  Schwierigkeit,  die- 
selben nach  den  bei  Bakterien  üblichen  Methoden  zu  züchten,  und 
nach  Koch 'sehen  Prinzipien  zu  erforschen,  es  vielen  Beobachtern  er- 
schwert, verschiedene  dieser  Amöben  von  einander  zu  unterscheiden, 
besonders  wenn  sie  morphologisch  ähnlich  aussehen.  Dass  es  Proto- 
zoen gibt,  einige  sogar,  die  den  Dysenterieamöben  ähnlich  sehen  und 
auch  bei  anderweitigen  Darmerkrankungen  zu  finden  sind,  kann  nicht 
in  Abrede  gestellt  werden.  Malmeston,  Grassi,  Normand« 
Lexis  und  Cunningham  haben  derartige  Thierchen  einigemal 
beobachtet.  Man  darf  aber  nicht  jedes  Protozoon  mit  einem  be- 
stimmten Organismus  verwechseln ,  wie  man  dies  ja  auch  früher  in 
ähnlichen  Fällen  mit  Bakterien  zu  thun  pflegte.  Ob  es  zu  viel  gesagt 
ist,  fragt  L.  Pfeiffer*),  dass  ein  vertieftes  Studium  der  bisher 
arg  vernachlässigten  Protozoen-Schmarotzer  einen  Fortschritt  bringen 
wird,  ähnlich  dem,  welcher  vor  15  Jahren  durch  die  energische  Be- 
schäftigung mit  den  Bakterien  eingeleitet  worden  ist?  Bei  den 
Protozoen  fehlen  uns  bis  jetzt,  wie  gesagt,  die  für  die  Bakterien  cha- 
rakteristischen Merkmale,  insonderheit  die  Kultur  und  der  Thierver- 
such.  Es  sei  mir  deshalb  hier  gestattet,  einige  meiner  den  letzteren 
Punkt  berührenden  Ergebnisse,  die  zwar  noch  nicht  ganz  abge- 
schlossen sind,  in  gedrängten  Zügen  bekannt  zu  machen. 

Vorausschicken  möchte  ich  einige  Bemerkungen  über  den  Befund 
der  Amöben  bei  Dysenterie  und  Leberabscessen.  In  meinem  letzten 
Bericht  (Ueber  tropische  Leberabscesse  und  ihr  Verhältniss  zur 
Dysenterie)*)  habe  ich  versucht,  den  Nachweis  zu  führen,  dass  die 
Amöben  nicht  nur  bei  allen  echten  Dysenterieen  vorkommen^ 
sondern  dass  sie  auch  stets  bei  den  dysenterischen  Leberabscessen 
zu  finden  sind.  Der  Bestätigung  dieses  Befundes  bei  Dysenterie 
wurde  schon  oben  Erwähnung  gethan.  W.  Osler  in  Amerika  hat 
noch  später  die  Amöben  bei  Leberabscessen  beobachtet.  Ich  habe 
wiederholt  in  Hunderten  von  Fällen  von  anderen  Darmaffektionen 
nach  Amöben  gefahndet  und  im  letzten  Jahre  setzte  ich  meine  Unter- 
suchungen wieder  fort,  aber  niemals  habe  ich  vermocht,  diese  Para- 


1)  In  der  letitan  SitiiiDfir  ^tr  fraDsSsischen  Soei^t^  de  Biologie  ivstorte  tlcb 
L  a  ▼  e  r  a  n  folgendermaassen :  Od  ignore  encore  la  natnre  dei  abc^  da  foie,  consfcati£i 
k  la  dyseoterie,  tootes  les  recberches  sont  rest^s  Jusqa'k  pi^eent  at^les.  10.  Ja- 
nuar 1891.  Tribnne  MMicale.  No.  8. 

i)  Centralblatt  f.  Bakteriol.  Bd.  VIII.  No.  t4. 

8)  Vir c ho w'»  Archiv.  Bd.  CXVIU. 


Eini^^  Über  di«  Pfttbogenese  der  Dysenterieamöben.  367 

äleo  wieder  zu  fioden.    Nur  einigemal  sah  ich  Mimidinen  bei  chro- 
DiarrhoeD,  aber  keine  den  Amöben  ähnliche  Organismen. 


•  Die  Kultur  der  Amöben. 

Da  ich  froher  die  Amöben  in  Fleischwasser,  flüssigem  Blut- 
gerom  und  flüssiger  Gelatine  nicht  züchten  konnte,  versuchte  ich  die- 
sdben  aaf  anderen  geeigneten  NährflOssigkeiten  zu  kultiviren.  Da 
ki  gesander  Kaninchen-  und  Taubenausleerung  einigemal  bei  Ver- 
diaoong  des  Stuhles  mit  sterilem  Wasser  im  Brutofen  amöbenähn- 
fdie  Gebilde  sich  entwickelten,  machte  ich  den  Versuch,  in  solchen 
filerilisirteD  Yerdfinnungen  unsere  Amöben  zu  züchten.  Es  gelang 
Bff  oft,  in  dieser  Flüssigkeit  eine  Vermehrung  der  Amöben  zu  be- 
ohaehten.  Die  gleichzeitige  enorme  Entwickelung  von  Bakterien  aber 
trübte  so  sehr  die  Kultur,  dass  ich  bald  dieses  Verfahren  nicht  mehr 
für  das  weitere  Studium  der  Parasiten  geeignet  hielt.  Einmal  gelang 
es  mir,  die  Amöben  nach  besonderer  Art  zu  züchten : 

Ich  nahm  gewöhnliches  Brunnenwasser  und  beschickte  es  mit 
kkineD  Mengen  von  alkalischer  Bouillon,  sterilisirte  die  Flüssigkeit  und 
vertheilte  dieselbe  in  drei  Erlenmej^er'sche  Kolben,  alsdann  besäte 
ich  dieselben  mit  je  3  Oesen  von  frischer  dysenterischer  Stuhlausleerung. 
Ko.  1  wurde  offen  gelassen,  zu  No.  2  wurden  kleine  Mengen  von  Agar- 
Agar  gef&gt  und  mit  Watte  verschlossen,  Ko.  8  nur  mit  Watte  ver- 
schlossen. Nach  48  Stunden  entwickelten  sich  in  den  beiden  letzteren 
Kolben  nur  Bakterien,  in  Nr.  1  aber  auch  gleichzeitig  Amöben,  ähnlich 
den  abgeimpften  Thierchen.  Keine  Schwftrmerform,  aber  am  5.  Tage 
schon  deutliche  Sporenbildung.  Da  die  Amöbenentwickelung  in  die- 
sen üdhrstoff  eine  nicht  zu  grosse  und  für  Thierversuche  nach  meiner 
Ansicht  nicht  geeignet  war,  suchte  ich  nach  einem  Nährsubstrat,  welches 
die  Amöben  ohne  gleichzeitige  enorme  Bakterievermehrung  zur  Ent- 
wickelung  bringen  konnte.  Ich  hatte  nämlich  die  Beobachtung  gemacht, 
dass,  in  welcher  sich  viele  Bakterienarten  rasch  entwickeln,  die  Amö- 
benzucht gar  nicht  gedeiht.  Allmählich  gelang  es  mir,  eine  Nährflüssig- 
kdt  herzustellen,  in  der  die  Bakterienentwickelung  verhältnissmässig 
langsam  vor  sich  geht,  die  Amöben  hingegen  sich  üppiger  fortpflanzen 
können.  Es  wurde  zu  diesem  Zweck  gewöhnliches  Stroh  genommen 
Qod  davon  eine  Abkochung  gemacht,  in  welcher  die  eingeimpften  Dysen- 
terieamöben in  den  meisten  Fällen  sich  züchten  lassen.  Die  Abkochung 
ist  leicht  hergestellt  Man  wählt  am  besten  frisches  Stroh,  20 — 30  g 
zu  2  Liter  Wasser,  und  lässt  dasselbe  über  der  Flamme  ^/^  Stunde 
lang  kochen.  Alsdann  filtrirt  man  die  Flüssigkeit  und  stenlisirt  die- 
sell^  nach  dem  bekannten  Verfahren.  Erlen meyer'sche  Kolben 
oder  gewöhnliche  weithalsige  Gläser  von  50—100  ccm  Inhalt  werden 
damit  gefüllt  Zur  Beschickung  derselben  nehme  ich  aus  frisch 
entleertem  dysenterischen  Stuhl  einige  Tropfen  der  schleimigen  Massen 
und  mische  sie  mittelst  eines  Glasstabs  mit  der  Flüssigkeit  zusammen. 
Die  Gefasse  kommen  in  den  Brutschrank.  Die  Amöben  wachsen 
nach  meiner  Erfahrung  nicht  unter  20^^,  am  besten  in  einer  Tempe- 
ratur von  30—38«. 

Nach  24—48  Stunden  sieht  man  an  der  Oberfläche  der  Kultur- 
gefässe  eine  spinnengewebeartige  Haut,  die  neben  vielen  Bakterien 

24» 


868  Kartnll», 

aus  jung  entwickelten  Amöben  besteht    Die  Gef&sse    werden   offen 
gelassen,    weil  so  die  Zucht  leichter  gelingt,   als    bei    denjenigen^ 
die  mit  Watte  yerschlossen  sind.    Im  hängenden  Tropfen  beobachtet^ 
zeigt  die  Amöbenbrut  folgendes:  Die  Thierchen  sintt  viel  kleiner,  als 
die  geimpften  Amöben,  bewegen  sich  sehr  lebhaft  in  Schwärmerfonn, 
stossen  aber  keine  Pseudopodien  aus.    Geissein  fehlten,  jedoch  sind 
Kern  und  Vakuolen,  besonders  wenn  die  Thierchen    mit  Anüinfarbeo 
gefärbt  werden,  sehr  deutlich.    Mitunter  findet  man  in  diesen  Koltareo 
auch  einige  Amöben,  die  nach  Form  und  Orösse  den  eingesäten  Thier- 
chen ähnUch  sind.    Sehr  oft  sieht  man  auch  kleine  Gebilde,  rund, 
homogen,  glänzend,  die  rasch  und  lebhaft  tanzende  Bewegungen  aus- 
führen ,  durch  Anilinfarben  sich  intensiv  färben  und  welche'  ich  mir 
als  freie  Kerne  zu  erklären  erlaube. 

Allmählich  findet  man  dann  in  den  nachfolgenden   Tagen  die 
Schwärmer  zu  grossen  Amöben  herangewachsen.  Die  Thierchen  fahren 
alsdann  Bewegungen  durch  Ausstossung  von  Pseudopodien  aus.  Gegen 
den  4.  und.  5.  Tag   sieht   man    zwischen    den    lebhaften    Amöben 
Formen,  die  viel  kleiner  sind,  ungefähr  in  der  Grösse  eines  weissen 
Blutkörperchens.   Es  sind  das  runde,  ruhende  Körper  mit  einem  /eJneo 
Kontour,  kleinem  Kern  und  feinem  Protoplasma.    Die   Gebilde  wer- 
den allmählich  kleiner,  es  bilden  sich  zwei  Kontouren,   die  gelblidi 
aussehen,  mit  dunklerem  Protoplasma ;  ihre  Grösse  schwankt  zwischen 
6 — 7  jM. 

Da  aus  diesen    Gebilden  Amöben   zur  Entwickelung    kommen, 
unterliegt  es  keinem  Zweifel,  dass  es  sich  hier  um  Sporen  handelt 
Binnen  8—11  Tagen  vermehren  sich  die  Sporen,  die   Amöben  sind 
sehr  spärlich  vorhanden.    Vorläufig  kann  ich  die  verschiedenen  Ent- 
wickelungsstationen  nicht  genau  bestimmen.    Die  technischen  Scbwie- 
rigkeiten,  die  hier  obwalten,  können  nur  vom  Zoologen  beseitigt 
werden.    Zur  weiteren  Dmzüchtung  der  Sporen  bietet  die   Strohab- 
kochung keinen  geeigneten  Nährstoff  mehr.    Die   Entwickelung  der 
Amöben  ist  sehr  gering,  oder  bleibt  ganz  aus.    Ich  habe  deshalb  den 
Nährstoff  durch  Bouillon  zu  verstärken  versucht,  und  es  gelang  da- 
durch mit  Leichtigkeit,  die  weitere  Fortpflanzung  der  Thierchen  zn 
erreichen.    Man   braucht  nur  der  mit  Sporen  beschickten  Strobab- 
kochung  kleine  Mengen  von  neutraler  oder  leicht  alkalischer  Bouillon 
hinzuzufügen.    Das  Gleiche  erfolgt,  wenn  in  das  ursprünglich  sporeo- 
haltige   Kulturgefäss    Bouillon    hineingegossen  wird.    Ich  habe  aof 
diese  Weise  alte  Sporen  —  seit  4  Monaten  bei  Zimmertemperatur 
aufbewahrt  —  zu  Amöben  sich  weiterentwickeln  sehen.    Dieser  Fort- 
pflanzungsprozess  ist  mir  in  mehreren  Fällen  gelungen ,  seltener  nur 
ist  es  aber  auch  vorgekommen,  wie  bei  meinen  ersten  Versuchen  mit 
Wasser,  dass  die  Schwärroerentwickelung  ausblieb  und  gleich  erwachsene 
Amöben  sich  zttchten  Hessen.    Stuhlausleerungen  von   Gesunden  so- 
wie von  mit  Diarrhöe  behafteten  Kranken  dienten  mir  als  KontroH- 
versuche.    Das  Resultat  war  stets,  dass  in  den  Kulturgefässeo  Ireine 
Amöben  zur  Entwickelung  kamen. 

Mehrere  Versuche,  die  Amöben  bez.  die  Sporen  rein  zu  gewinDCn, 
durch  Verdünnung  der  Aussaat  oder  durch  Aufsuchen  der  Amöben 
bezw.  der  Sporen  in  der  verdannten  Flüssigkeit  mit  der  mit  flüssiger 


Ebiigw  über  die  PathofenMe  der  DysenterieAmdbeii.  3g9 

ftenler  Gelatine  befeuchteten  Platinnadel  —  blieben  erfolglos.  Ein 
äuigea  Mal  nar  gelang  es  mir,  die  Amöben  durch  drei  Umzüchtnngen 
tm  Too  anderen  Mikroorganismen  zu  halten.  Die  Thierchen  stammten 
MB  dem  Inhalt  eines  dysenterischen  Leberabscesses,  welcher,  wie  die 
UteriologiaGhe  Untersuchung  herausstellte,  keine  andern  Organismen 
otfiielt.  Die  Zucht,  in  Erlenmeye raschen  Kolben  kultivirt,  glich 
itm  schon  beq^rocheneu  Entwickelungsmodus. 

Thierversuche. 

Hit  Kaninchen  und  Meerschweinchen,  die  entweder  mit  frischen 
djaenteriachen  Ausleerungen  oder  mit  AmObenkulturen  in  den  Darm 
gampft  waren,  bin  ich  zu  negativen  Besul taten  gelangt  Es  war 
Lösch  zuerst,  welcher  die  Dejektionen  eines  Dysenterikers  4  Hunden 
in  das  Bectom  eingespritzt  hat.  Ein  Thier  ist  davon  erkrankt,  und 
in  sdnen  Stühlen  fanden  sich  die  Amöben.  Der  Hund  wurde  ge- 
tUtet  and  bei  der  Obduktion  sah  man  Entzündung  der  Schleimhaut 
des  Darmes  und  oberflächliche  Geschwüre.  Ich  habe  das  Experi- 
meDt  aocli  bei  Hunden  wiederholt,  aber  bis  jetzt  konnte  ich  keinen 
Hund  weder  mit  frischer  amöbenhaltiger  Ausleerung  noch  mit  Amöben* 
koltaren  deutlich  krank  machen.  Dass  Hunde  aber  hier  wenigstens 
an  Dysenterie  erkranken,  sah  ich  neulich  bei  einem  irischen  Hund,  der 
nicht  nur  alle  Symptome  bot,  sondern  in  seinen  blutig-schleimigen 
Stühlen  fast  Reinkulturen  von  Amöben  zeigte.  Als  der  Hund  starbt 
tuiden  sieh  die  Amöben  wieder  in  den  Darmgeschwüren,  sie  waren 
von  den  menschlichen  Dysenterieamöben  nicht  zu  unterscheiden. 
Dieser  Fall  überzeugte  mich,  dass  man  auch  bei  Hunden,  vielleicht  bei 
gewiaaen  Bässen,  mit  den  Impfungen  positive  Resultate  erhalten  kann. 

Als  geeignetes  Versuchsthier  wählte  ich  die  Katze  aus,  da 
ich  Ton  verschiedenen  Thierärzten  vernommen  habe,  dass  ausser 
Hunden  noch  Katzen  und  Ratten  an  Dysenterie  erkrankten.  Obwohl 
ich  früher  auch  mit  Katzen  keinen  positiven  Erfolg  hatte,  wiederholte 
ich  meine  Experimente  diesmal  mit  grösserer  Vorsiebt,  und  zwar  mit 
Glück.  Vor  der  Einspritzung  wurden  die  Stühle  der  Thiere  auf  das 
BOTi^Utigste  nach  Amöben  untersucht  Niemals  enthielt  der  Darm 
derselben  Amöben  oder  andere  Protozoen. 

Die  Katzen  wurden  geimpft 

1)  mit  frisch  entleerten  amöbenhaltigen  Stuhlausleerungen  von 
Dyaenteriekranken ; 

2)  mit  gezüchteten  Amöben  in  Strohabkochung. 

3)  mit  Reinkulturen  von  Amöben  (aus  Leberabscesseiter)  und 

4)  mit  Amöbensporen. 
Ad   1.     10  ccm  eines  amöbenhaltigen  Stuhles  wurden   in  das 

Rectum  der  Katzen  eingespritzt:  (3  Versuchsthiere). 

Katze  A.  Zwei  Monate  alt,  erhielt  am  6.  VI.  1890  10  ccm  der  Aus* 
leerang  eines  seit  1  Monat  an  Dysenterie  erkrankten  Mannes  in  das 
Rectum  eingespritzt 

7.  VI.  1890.    Thier  munter. 

8.  VI.  1890.  Das  Thier  ist  weniger  munter,  bewegt  sich  wenig. 
Aus  dem  Darm  wird  durch  einen  sterilen  Glasstab  etwas  von  schleif 
miger  Stuhlflüssigkeit  herausgeholt,  die  viele  Amöben  enthält. 


370  Kartulls, 

9.  VI.  1890.    Der  gleiche  Befund. 

10.  VI.  1890.  Das  Thier  hat  heute  diarrhOische  Stahle.  Viel 
lebhafte  Amöben. 

12.  VI.  1890.    DQnne  StQhle  mit  Amöben. 

15.  VI.  1890.    Thier  magert  rasch  ab  und  frisst  wenig. 

20.  VI.  1890.    Tod. 

21.  VI.  1890.  Autopsie.  Die  Schleimhaut  des  Danndarma  isl 
blass  und  locker.  Im  Dickdarm  flQssig- schleimiger  Inhalt.  (Vieh 
todte  Amöben.)  Keine  deutlichen  Geschwüre,  mehrere  Erosionen  der 
Schleimhaut.    Hie  und  da  punktförmige  H&morrhagieep. 

Den  Katzen  B.  und  T.  floss  jedesmal  die  Flüssigkeit  aus  dem 
Rectum  heraus,  sie  erkrankten  nicht 

Ad  2.    Einer  2  Monate  alten  Katze  M.   wurden    10  com  einer 
Stägigen  3.  Umzüchtung  von  DysenterieamOben  (unreine  Kultur)  ina 
Rectum  eingespritzt.    Da  die  Flüssigkeit  vom  Thier  im  Kectum  nicht 
behalten  werden  konnte,  spritzte  ich  wieder  nach  zwei  Tagen  10  ccm 
von  der  gleichen  Kultur  ein  und  scbloss  den  After  durch  GatgutaabL 
Zwei  Tage  später  wurde  die  Naht   entfernt,    der    durch   Glasstab 
herausbefßrderte  Darminhalt  enthielt  keine  Amöben.    Erst  am  6.  Tage 
nach  der  Einspritzung  erfolgte  schleimiger  Stuhl,  in  dem  sich  viele, 
kaum  12jU  messende  Amöben  mit  lebhaften  amöboiden  Bew^ungen 
vorfanden.     Am    11.  Tag   erschienen    die   Amöben    etwas   grösser. 
Am   12.   Tag   Prolapsus    recti.      Viele    Amöben    im    Schleim    der 
Stühle.     Thier  magert  ab.    Am  18.  Tage  verendet  das  Thier.  (Wegen 
Krankheit  des  Autors  keine  Autopsie.) 

Katze  N.,  40  Tage  alt,  wird  wie  Katze  M.  geimpft,  zwei  Tage 
darauf  noch  einmal.  Am  3.  Tage  lebende  Amöben  im  schleimigen 
Stuhl,  etwas  grösser,  als  bei  der  Katze  M.  Am  6.  Tage  Tod.  Autopsie: 
Nur  der  Dickdarm  leicht  entzündet,  es  fanden  sich  jedoch  weder 
Geschwüre  nach  Erosionen  der  Darnischleimhaut.  Die  übrigen  Organe 
unverändert.    Die  Ursache  des  raschen  Todes  ist  nicht  aufzufinden. 

Ad  3.  Katze  K.,  2  Monate  alt,  wurden  10  ccm  Reinkultur  einer 
3.  Umzüchtung  in  das  Rectum  eingespritzt.  Zwei  Tage  nach  der  Ein- 
spritzung fand  sich  im  Käfig  schleimiger  Stuhl,  der  lebende  Amöben 
enthielt.  In  den  nachfolgenden  Tagen  schien  das  Thier  munter,  je- 
doch magerte  es  ab ;  leider  lief  es  am  14.  Tage  aus  dem  Käfig  weg. 
Katze  P.,  einen  Monat  alt,  wurde  am  IJIY.  1890  auf  einmal  mit  20 ccm 
Amöbenreinkultur  in  das  Rectum  geimpft.  Da  die  Flüssigkeit  beraas- 
gedrängt  wurde,  ist  der  After  mit  Catgutnaht  geschlossen  worden. 
Nach  3  Tagen  wurde  die  Naht  entfernt.  Schleimige  Stühle  mit  Blut 
gemengt  (ob  von  den  Nadelstichen,  schwer  nachzuweisen).  In  der  Aus- 
leerung sind  viele  lebende  Amöben  zu  sehen,  dieselben  besitzen  grob- 
körniges Protoplasma,  ihr  Leib  ist  frei  von  Bakterien  und  fremden 
Stoffen.  Sie  stossen  lebhaft  ihre  Pseudopodien  aus.  Der  gleiche  Befand 
lässt  sich  in  den  folgenden  Tagen  nachweisen.  Die  Abmagerung  erfolgt 
rasch.  Am  16.  Tage  findet  man  im  Käfig  ungefähr  50  ccm  milcbig- 
blutigen  Stuhles.  Am  19.  Tage  Tod.  Obduktion  2  Stunden  daraul 
Leiche  sehr  abgemagert.  Bauchdecken  eingezogen.  Magen  roll 
Lungen  sehr  blass,  die  linke  zeigt  Adhäsionen  mit  der  Pleura.  Leber 
blassroth,    leicht  fettig  degenerirt.     Vena  portarum   strotzend  von 


Eiliges  fiber  die  Pathogenese  der  Dysenterieamöben.  371 


r 

I     fldiwarzrotbein  Blut.    Nieren  leicht  hyperämisch.    Milz  unverändert. 

I  Dtniidarm  blutarm^  leer,  Diciidarm  12  cm  laug,  voll  von  einem  schwarz- 
bfmaDeo  scbleimflüssigen  Inhalt.  Schleimhaut  locker  aufgequollen. 
Deber  die  ganze  Länge  des  Dickdarms  findet  man  mehrere  punkt- 
fitaiige  Hämorrhagieen  und  Geschwüre  von  Stecknadelkopf-  bis  Lein- 
saiaengrCflse,  viele  rund,  andere  wieder  oval  und  zackig.  Eine  Rosa- 
firbcmg  der  Schleimhaut  reicht  2  cm  über  die  Klappe  in  den  Dünn- 
darm. Der  Darminhait  erweist  sich  aus  Zellenpigment,  rothen  Blut- 
körperchen, Leakocyten  und  vielen  Amöben  bestehend.  Letztere  sind 
gar  nicht  Yon  den  menschlichen  Dysenterieamöbeu  zu  unterscheiden. 
An  dem  in  Spiritus  gehärteten  Darm  kann  man  die  Ver- 
sdiwärangen  nach  einigen  Tagen  nicht  mehr  wahrnehmen.  In  den 
aitEhrlich'schem  Hämatoxylin  oder  mit  Loeffler'scher  Methylen- 
UanlösaDg  ge&rbten  Schnitten  finden  sich  die  Amöben  wieder  in 
den  erkrankten  Schleimhautabschnitten.  In  Serienschnitten  gewahrt 
■an  das  Hineinarbeiten  der  Amöben.  Nach  Abstossung  des  Epithels 
diiogen  die  Thierchen  zwischen  die  Tubuli  der  Schleimdrüsen, 
asd  zwar,  wie  mir  ein  Präparat  gezeigt  hat,  keilförmig  ein. 
Durch  grössere  Ansammlung  werden  die  Epithelzellen  des  Drüsen- 
gerOstes  abgestossen,  um  das  Geschwür  zu  bilden.  Dasselbe  ist  je- 
doch hier  oberflächlich  und  geht  nicht  bis  in  die  Submucosa,  wie  es 
bei  der  menschlichen  Dysenterie  in  weit  vorgeschrittenen  Fällen  vorzu- 
kommen pflegt.  In  unserem  Falle  haben  die  Amöben  nur  einen  kleinen 
Thal  der  Drüse  zerstört  und  blieben  auch  mehr  oberflächlich  liegen. 
Ad  4.  Drei  Katzen  wurden  mit  Amöben  bezw.  Amöbensporen 
melirere  Tage  lang  gefüttert.  In  den  normalen  Stuhlausleerangen 
vermochte  ich  niemals  Amöben  zu  finden. 

Eb  ibigt  aus  diesen  Versuchen,  dass  die  Dysenterieamöben  allein 
ab  die  Ursache  der  Dysenterie  anzusehen  sind.  Die  Behauptung 
einiger  Forscher,  dass  anderweitige  Mikroorganismen  oder  ein  be- 
stimmtes Bacterium,  so  z.  B.  der  Chantemesse-Widarsche 
Bacillus,  die  Ursache  der  Dysenterie  sei,  veranlasste  mich,  durch 
folgende  Kontroll  versuche  meine  Ueberzeugung  zu  bekräftigen: 

1)  Ich  züchtete  mehrere  Bakterienarten  aus  dysenterischen  Stuhl- 
aosleerangen ,  darunter  Bacterium  coli  und  den  grünen  Ba- 
cillus der  sog.  Diarr6e  verte  von  Lessage,  öfters  und  spritzte 
dieselben  in  den  Darm  von  jungen  Katzen. 

2)  Ich  züchtete  auf  Oelatineplatten  aus  dysenterischen  Stühlen 
mehrere  Mikroorganismen,  und  nachdem  ich  mich  überzeugt  hatte, 
dass  nach  einigen  Tagen  keine  Amöben  mehr  lebten,  brachte  ich  die- 
selben en  masse  durch  Einspritzung  in  den  Darm  von  jungen  Katzen. 

3)  Ich  filtrirte  dysenterische  Stühle  durch  ein  Flanelltuch,  in 
welchem  die  Amöben  haften  blieben,  und  spritzte  die  Flüssigkeit  in 
das  Rectum  von  Katzen. 

4)  Eine  Reinkultur  des  Ghantemesse- Widarschen  Ba- 
cillus (aus  dem  Laboratorium  des  Herrn  Chantemesse  durch 
einen  Kollegen  freundlichst  zur  Verfügung  gestellt)  wurde  in  Auf- 
schvremmung  in  den  Darm  von  jungen  Katzen  eingespritzt,  und 

5)  wurden  Katzen  mit  den  erwähnten  Organismen  gefüttert 
Alle  diiese  Versuche  schlugen  n^ativ  aus,  keins  der  Thiere  erkrankte 


872  Hftnkin, 

an  Dysenterie,   nur  einigemal   erfolgte  eine  leicht    vorübergehende 
Diarrhöe. 

Meine  Versuche  über  das  Wesen  der  Dysenterieamöben  betrachte 
ich  noch  nicht,  wie  schon  oben  angedeutet  wurde ,  als  abgeschlossen. 
Es  bleibt  besonders  noch  übrig,  die  Dysenterieamöben  aasserbalb  dea 
Körpers  zu  finden.    Dass  dieser  Organismus  auch  im  Wasser  zu  suchen 
ist,  halte  ich  für  sehr  wahrscheinlich.  Meistentheils  wird  das  Wasser  ab 
Ursache  der  Erkrankung  beschuldigt  und  ich  habe  schon  in  derartiges 
verdächtigen  Wässern  ein  paar  Mal  den  Versuch  gemacht,  Amöben  zu 
züchten.     Es  gelang  mir  einmal,  eine  Amöbe  in  Strohdekokt  zu  kol- 
tiviren,  die  den  Dysenterieamöben  auf  den  ersten  Blick  ähnlich  aus- 
sah, jedoch  etwas  kleiner  war,  ihre  Bewegungen    waren  durch  un- 
regelmässige  Ausstossung  der  Pseudopodien   verschieden,    der   Kern 
liess  sich  mit  Loef  f  1er 'scher  Methylenblaulösung  rothviolett  färben. 
Thierversuche  habe  ich  wegen  raschen  Absterbens    der   Zucht  niclit 
machen  können. 


Litteratur: 

Koch  B.,  Gft^fky's  Bericht  sar  Erforschang  der  Cholera  in   1888.  p.  66. 

HUva,  Referat  im  Centralblatt  f.  Bakteriologie.  Bd.  II.  No.  25. 

Kartolis,  Centralblatt  f.  Bakterioloffie.  Bd.  VII.  No.  85. 

Hasch  int  in,  Centralblatt  f.  Bakteriologie.  Bd.  VI.  No.  16 — 17. 

Osler,  Centralbl.  f.  Bakteriologie.  Bd.  VIL  No.  23. 

Calandrnccio.     Atti  deir  Accademia  Gioenia.  (i)  IL  1889. 

Grassi,     Accademia  dei  Lincei.  IV.  p.  88 — 88. 

Blanehard,  B.,    Los  animauz  parasites.  1890. 

Pfeiffer,  L.,  Zeitschrift  f.  Hygiene.     Bd.  III,  IV,  V,  VI,  VUl. 

Derselbe,   Die  Protosoen  als  Krankheiteerreger.     Jena  1890. 

Derselbe,  Die  pathogenen  Protosoen.  Ceotralb).  für  Bakt.  Bd.  YULNo. S4 — f6. 

Kartalis,  Virchow's  Archiv.  Bd.  CV. 

Derselbe,  Virchoir's  Archiv.  Bd.  CV. 

Derselbe,  Centralblatt  fQr  Bakteriologie.     Bd.  II.  No.  86. 

Lösch,  Virchow's  Archiv.     Bd.  LXV.  1875. 

Chantemesse  et  Widal,  Semaine  mödicale.  April  1888. 

Alexandria,  Ende  Januar  1891. 


üeber  den  schützenden  Eiweisskörper  der  Katte. 

[Aus  dem  hygienischen  Institut  zu  Berlin  und  dem  Patho/ogical 

Laboratory  Cambridge.] 

Von 

E.  H.  Hankin^ 

Junior  George  Henry  Leirels  Student,  Felloir  of  St.  John's  College  Cambrj(i(ge- 

(Schlass.) 

Da  es  mir  nicht  gelungen  ist,  die  bakterientödtende  Substanz 
in  ganz  unverändertem  Zustande  aus  Rattenmilz  resp.  Serum  zu  ge- 
winnen, so  sind  meine  Resultate  mit  den  isolirten  schQtzeodeo  Ei- 
weisskOrpern  kaum  so  befriedigende.    Eine  Battenmilz  wurde  aus- 


i 


Ueber  deo  schfiUenden  Eiweisskörper  dar  Ratte.  873 

dtten  and  mit  10  ccm  einer  Mischung  von  gleichen  Theilen 
in  ond  75 ^ä  Na^SO« -Lösung  extrahirt.  Die  so  gewonnene 
Lösung  wurde  mit  200  ccm  Alkohol  gemischt  und  der  Nieder- 
abfiltrirt,  getrocknet  und  mit  5  ccm  0,75%  NaCl-Lösung  ex- 
QDd  wieder  filtrirt.  Milzbrandsporen  wurden  mit  dieser  Lösung 
it  and  damit  5  Mäuse  geimpft,  von  denen  3  nach  60  Stunden 
,  wahrend  2  am  Leben  blieben.  Die  eingespritzte  Menge 
0,01  bis  0,03  ccm.  Die  KimtroUmaus  ist  nach  36  Stunden 
Grande  gegangen.  Ferner  wurden  ungefähr  10  ccm  EUittenserum 
Iwü  Alkohol  gefällt,  der  so  entstandene  Niederschlag  wurde  abfiltrirt 
iiaid  mit  physiologischer  Kochsalzlösung  extrahirt  Von  diesem 
[Aii»age  wurden  0,01  bis  0,07  ccm  (mit  Milzbraudsporen)  10  Mäusen 
ffcjpiaft.  5  davon  sind  lebend  geblieben,  5  nach  60—84  Stunden 
irben.  In  einem  anderen  Versuche  wurden  6  Mäusen  0,02 
iitt  0^11  ccm  einer  ähnlichen  Lösung  mit  Milzbrand  injizirt  Alle 
Sfid  gestorben  und  zwar  4  erst  nach  60  Stunden.  Von  diesen  zeigte 
tie  Milz  der  Haus,  welche  die  grösste  Dosis  (0,11  ccm)  bekommen 
latte,  viele  bacillenhaltige  Phagocyten,  was  ich  bislang  in  keinem 
enzigen  Falle  bei  Mäusen  nach  Milzbrandimpfung  mit  Sicherheit 
kobachtet  habe,  obschon  ich  last  300  Mäusemilze  nach  Milzbrand- 
iBiphiDg  unter  allen  möglichen  Bedingungen  durchforscht  habe. 

Eine  zweite  Maus  dieses  Versuches,  welcher  0,1  ccm  eingespritzt 
worden  war,  zeigte  keine  bacillenhaltigen  Phagocyten,  aber  auch 
überhaupt  keine  Bacillen  in  ihrer  Milz.  Die  übrigen  4  Mäuse  hatten 
viel  kleinere  Mengen  von  dem  „HeilroitteP^  bekommen  und  boten 
nichts  Besonderes  dar;  deshalb  glaubeich,  dass  dieser  Misserfolg 
von  der  zu  geringen  Dosis  abhängt  Die  Kontrollmäuse  sind' nach 
18  resp.  36  Stunden  gestorben. 

I7eber  die  chemische  Beschaffenheit  dieses  Körpers  kann  ich  vor- 
liofig  nur  berichten,  dass  es  ein  Globulin  ist,  das  sich  von  der 
Mehrzahl  der  anderen  Globuline  wohl  unterscheidet,  indem  es  durch 
ÄlkoholfiLllnn$?  nicht  dauernd  unlöslich  gemacht  wird,  und  zweitens, 
dass  seine  Lösungen  eine  alkalische  Reaktion  besitzen,  wie  aus  Fol- 
gendem hervorgeht: 

4  Ratten  wurden  mit  Chloroform  getödtet,  ihre  Milz  wurde  rasch 
aoageschnitten  und  mit  ungefähr  30  ccm  einer  2  ^/o  Na^SO^-Lösung 
zerrieben.  Nach  24  Stunden  wurde  die  Flüssigkeit,  die  schwach  alka- 
lisch reagirte,  mit  einem  Ueberschuss  von  Alkohol  gemischt;  eine 
halbe  Stunde  darauf  der  entstandene  Niederschlag,  der  das  Glo- 
bulin und  die  vorhandenen  Salze  enthielt,  abfiltrirt  und  mit  einem 
Ueberschuss  von  Thyraol  in  einem  Pergamentpapierschlauch  dia- 
Ijsirt.  Die  Dialysirung  wurde  in  strömendem  Wasser  von  37— 40* 
sosgefQhrt  >). 

Sobald  etwas  Wasser  durch  die  Membran  gedrungen  war, 
löste  sich  sofort  dai  Na^SO^,  und  in  Folge  dessen  wurde  ein  Theil 
der  vorhandenen    Eiweissarten  (Globuline)    gleichfalls    gelöst.     Die 

1)  In  anderen  Ähnlichen  Versuchen  betrag  die  Temperatur  46—60  ^  um  die  Mö^» 
üdkkeit  dar  Flainins  auezuachlieesen. 


374  Hank  in,   Udb«r  dtn  tehfitienden  Eiweiwkörper   der  fiütte. 

LOsuDg  reagirt  nuDmehr  alkalisch.  Nach  14  Tagen  wurde  die  Lfiso 
wieder  auf  ihre  BeaktioD  geprüft;  sie  bläute  nun  nicht  mehr  Lacknv 
papien  Etwas  Kochsalz  (dessen  Lösung  sich  als  neutral  erwii 
wurde  zugesetzt,  und  nach  einigen  Minuten  trat  eine  ziemlich  star 
alkalische  Reaktion  hervor. 

Die  Erklärung  dieser  Erscheinung  ist  einfach.  Durch  die  ve 
längerte  Dialysirung  wurden  das  Na2S04  und  andere  Salze  entfen 
Dadurch  war  der  Eiweisskörper  niedergeschlagen,  weil  er  in  Wassti 
unlöslich  und  nur  in  verdünnten  Salzlösungen  löslich  ist,  mit  andere 
Worten,  weil  er  zu  den  Globulinen  gehört. 

In  anderen  Versuchen  wurde  die  Eiweisslösung  nicht  g^i 
Brunnenwasser  (das  in  Cambridge  sehr  schwach  alkalisch  reagirt) 
sondern  g^en  ganz  neutrales  destillirtes  Wasser  dialysirt  Diesei 
Verschwinden  der  Reaktion  nach  Wegdialysirung  des  Salzes  oiiri 
ihr  Wiederauftreten  nach  NaCI-Zusatz  kann  wiederholt  beobachte 
werden.  In  einem  weiteren  Versuche  war  das  durch  Dialysirung  nie 
dergeschlagene  Olobulin  mit  destillirtem  Wasser  ausgewaschea  uoi 
dann  wieder  in  NaCl-Lösung  gelöst,  worauf  von  neuem  seine  alka« 
lische  Reaktion  hervortrat.  i 

Merkwürdig  ist  es,  dass  die  Bläuung  des  Lackmuspapiers  immer ' 
nur  sehr  langsam  stattfindet.    Auf  den  ersten  Blick  scheint  es,  dass 
eine  solche  Lösung  neutral  reagirt;  nach  einigen    Minuten  aber  ist 
eine  schwache  Bläuung  wahrnehmar  und  nach  V4  Stunde  zeigt  sick 
eine  ziemlich  intensive  Blaufärbung.   Meines  Erachtens  haben  wir  hier 
einen  Beweis  dafür,  dass  es  ein  alkalisch  reagirender  Eiweisskörper 
ist    Die  auffallende  Thatsache  jedoch,  dass  die  Blaufärbaog  des  Lsdr- 
muspapiers  so  langsam  eintritt,  kann  durch  die  geringe  Beweglich« 
keit  der  grossen,  schwer  dialysirbaren  Eiweissmoleküle  erklärt  werüeo. 

Wenn  man  Lackmuspapier  in  Rattenserum   bringt,  so  tritt  so- 
fort eine  starke  Bläuung  ein.     Diese  Erscheinung  muss  der  Gegen- 
wart  von  alkalisch   reagirenden   kohlensauren  Salzen  zugeschrieben 
werden.,  weil  die  alkalische  Reaktion  dieses  Serums  beim  Dialjsires    ; 
gegen  destillirtes  Wasser  vollständig  verschwindet.     Wenn  man  jetzt 
etwas  Kochsalz  zusetzt  und  stark  schüttelt,  dann  tritt  sehr  langsam    ; 
die  Blaufärbung  ein.    Das  ist   ein   weiterer  Beweis   dafür,  dass  im    < 
Rattenserum  ein  alkalisch  reagirendes  Globulin  vorkommt. 

Meine  Versuche  lassen  daher  folgende  Schlüsse  als  wahnscheio- 
lieh  zu: 

1)  Aus  Rattenmilz  und  Serum  lässt  sich  ein  basischer  Körper 
darstellen,  der  sich  von  allen  bis  jetzt  bekannten  Basen  daduKh 
unterscheidet,  dass  er  in  Alkohol  und  destillirtem  Wasser  unlöslich 
ist  und  dass  er  nicht  dialysirt. 

2)  Dieser  basische  Körper  gehört  zu  den  Eiweissarten,  und  zwar 
zu  den  Globulinen. 

3)  Dieses  Globulin  besitzt  eine  bakterientödtende  Wirkung;  seiner 
Gegenwart  verdankt  das  Serum  von  Ratten  seine  Milzbrandbadi/en 
tödtende  Kraft. 

4)  Wahrscheinlich  ist  die  Immunität  der  Ratten  gegen  Uihhmd 
und  Diphtheritis  durch  das  Vermögen  des  Rattenkörpers,  diesen 
Stoff  zu  erzeugen,  mindestens  theilweise  hervorgebracht. 


BrauB,  lieber  EehiDorhyncbos  polymorphus  and  filicollis.  375 

6)  Die  bakterientödtende  Eigenschaft  dieses  Körpers  tritt  nicht 
m*  aasserhalb,  sondern  auch  innerhalb  des  Körpers  der  für  Milz- 
Inod  empftnglichen  Thiere  hervor.  Es  ist  daher  möglich,  dass  der 
litten  schützende  Eiweisskörper  als  Heilmittel  gegen  Milzbrand  ge- 
bnmcht  werden  könnte. 

Cambridge,  3.  Februar  1891. 


Heber  Echmorhynchos  polymorphus  und  filiooUis. 

Von 

H.  Braun 

in 

Rostock. 

Bei  der  Bestimmung  der  von  mir  im  Rostocker  zoologischen 
Ltat  zusammengebrachten  Helminthensammlung  habe  ich 
Beobachtungen  gemacht,  welche  es  rechtfertigen,  die  bisher  zu  Echi- 
aorhynchus  polymorphus  Brems,  gezogenen  Echinorhyn* 
eh  US  filicollis  Rud.  wiederum  als  selbständige  Art  zu  be- 
trachten. 

In  seiner  ,,Entozoorum  sive  vermium  intestinalium  historia  na- 
turalis^ (vol.  II.  p.  I.  pg.  283.  Amstelod.  1809)  beschreibt  nämlich 
£adoIphi  unter  dem  Namen  Echinorhyn  ch  us  filicollis 
eiaeu  Kratzer,  der  ihm  aus  dem  Darm  von  Anas  fuligula  durch 
Albers,  von  Anas  sponsa  durch  Braun  und  von  Fulica 
atra  durch  Nitzsch  zugeschickt  worden  war;  er  selbst  fand  den 
Wurm  bei  Fulica  atra  im  Juli  und  bei  Anas  boschas  fera 
im  September. 

Die  Länge  der  in  Rede  stehenden  Art  beträgt  nach  Rudolph! 
f— 1,  seltener  1^  Zoll,  die  Dicke  bis  zwei  Linien;  die  Färbung  ist 
weisalich.  Bei  mehr  als  30  untersuchten  Exemplaren  war  der  RQssel 
'niemals  ausgestQlpt,  vielmehr  erschien  als  vorderster  Körpertheil 
eine  ein  bis  zwei  Linien  dicke,  kuglige  Blase  (Bulla),  an  deren  Scheitel- 
fiäebe  eine  kleine  Erhöhung  (punctum  eminens)  zu  erkennen  war. 
Von  dieser  erstreckten  sich  zarte  Linien  über  die  durchscheinende 
Bulla  divergirend  hin.  Auf  die  Bulla  folgte  ein  dünner,  fadenförmiger 
Hals,  zwei  bis  drei  Linien  lang  und  mit  gleich  massigen  Kontouren. 
Der  Körper  selbst  war  ziemlich  dick,  an  beiden  Enden  verjüngt,  oft 
wie  abgestutzt  und  bald  gedreht  oder  beiderseits  zugespitzt. 

Diese  Echinorhynchen  sassen  im  Darm  der  genannten  Vögel 
derart,  dass  der  Hals  tief  in  die  Darmwandung  eingesenkt  war  und  die 
Bulla,  nur  vom  Peritoneum  überzogen,  auf  der  Aussenseite  des  Darmes 
dn  Knötchen  bildete,  so  dass  oft  ein  grosser  Theil  des  Darmtractus 
mit  Höckern  besetzt  erschien.  Wenn  man  einen  solchen  Höcker  von 
aussen  öffnete,  stiess  man  auf  die  Bulla,  die  mit  dem  zugehörigen 
Halse  leicht  vom  Körper  des  Kratzers  abriss;  ging  man  dagegen  von 
der  Innenfläche  des  Darmes  aus  vor,  so  gelang  es  leicht,  den  Wurm 


376  Braun, 

intakt  herauszuziehen;  man  bemerkte  dann  einen  kleinen  Kanal  in 
der  Darmwandung,  in  welchem  der  dünne  Hals  des  Wurmes  lag. 

Die  Berechtigung  der  von  Rudolphi  filicollis  genannten 
Art  ist  jedoch  bald  in  Zweifel  gezogen  worden  und  zwar  zuerst 
durch  Bremser,  der  (in  Jassoy:  Diss.  inaug.  de  Echinorhyncho 
polym.  etc.  Herbipoli  1820.  4^.  c.  una  tab.)  eine  Beibe  vor  ihm  als 
besondere  Arten  beschriebener  Kratzer  zusammenzog  und  den  Ech. 
filicollis  mit  anderen  Arten  zu  der  neuen  Spezies  Ech.  poly- 
morph us  vereinigte,  weil  er  den  verschiedenen  Habitus  dieser  P'ormen 
als  durch  Altersveränderungen  bedingt  erkannt  haben  wollte.  Die  diese 
Veränderungen  darstellende,  der  erwähnten  Dissertation  beigegebene 
Tafel  hat  Bremser  noch  vor  ihrer  Publikation  an  Rudolphi  mit- 
getheilt,  der  jedoch  höchstens  seinen  Echinorhynchus  tere- 
ticollis  aus  Fischen  mit  Ech.  filicollis  in  Enten  etc.  zu  ver- 
einen geneigt  ist  (Entozoorum  Synopsis.  Berol.  1819.  p.  327). 

Aehnliche  Beobachtungen  wie  Bremser  machte  auch  West- 
rumb  (de  helminth.  acanthocephalis  Hannov.  182L  p.  33),  und  auch 
er  zog  Ech.  filicollis  Rwi.  zu  Ech.  polymorphus  Brems. 
Die  von  ihm  glücklicherweise  gegebene  Abbildung  der  Eier  (Tab.  lU. 
Fig.  14)  wird,  wie  unten  gezeigt  wird,  über  die  Art,  welche  West- 
rumb  vorgelegen  hat,  sicher  entscheiden  lassen. 

Unter  dem  Gewicht  dieser  durch  zahlreiche  Beobachtungen  ge- 
stützten Ausführungen  verschwand  daher  Rudolphi 's  Ech.  fili- 
collis aus  den  Katalogen  und  erscheint  z.  B.  bei  Diesing  (Syst. 
helminthum.  Vindob.  1850.  Tom.  IL  p.  49)  nur  unter  den  Synonymen 
TU  Ech.  polymorphus. 

So  blieb  die  Sache,  bis  6.  Wagen  er  (Zeitschr.  f.  wiss.  ZooL 
IX.  1858.  p.  78)  die  Rudolp hinsehe  Art  wieder  aufnahm,  die  er 
zusammen  mit  Echinorhynchus  polymorphus  ,^n  grossen 
Schaaren'^  im  Darm  von  Enten  sowohl  des  Berliner  Marktes  wie 
aus  der  Provinz  Posen  antraf.  Da.ss  Ech.  filicollis  Rud.  Ton 
Ech.  polymorphus  Brems,  verschieden  ist,  dafür  fübrt  Wagen  er 
die  nicht  unbeträchtliche  Differenz  in  der  Grösse  und  der  Form  der 
reifen  Eier  sowie  der  in  ihnen  eingeschlossenen  Embryonen  an.  Lei- 
der hat  aber  Wagen  er  die  Eier  beider  Arten  verwechselt,  wie  ich 
zeigen  kann,  und  so  konnte  es  kommen,  dass  später  R.  Greeff 
<Arch.  f.  Naturgesch.  Jahrg.  XXX.  Bd.  L  Berlin  1864.  p.  113—114) 
über  die  Artfrage  nicht  ins  Reine  kam.  Greeff  hatte  nämlich 
durch  Verfütterung  der  in  Gammarus  pulex  lebenden  Jugend- 
form (Ech.  miliaris)  an  Enten  den  echten  Ech.  polymorphus 
Brems,  erzogen ;  die  Eier  dieser  Art  wichen  aber  beträchtlich  von  den- 
jenigen Eiern  ab,  welche  Wagener  als  von  Ech.  polymorphus 
herrührend  bezeichnete,  während  sie  den  Eiern  von  Ech.  filicol- 
lis Wagener's  glichen. 

Wegen  der  Differenz  in  den  Eiformen  hat  dann  wohl  auch 
V.  Li n stow  (Ck)mpend.  d.  Helminthol.  Hannov.  1878.  p.  154)  den 
Ech.  filicollis  Rud.  neben  Ech.  polymorphus  Brems.  iJs 
Parasiten  der  Hauseute  aufgenommen,  bei  den  übrigen  von  Ru- 
dolphi aufgezählten  Wirthen  aber  nur  die  letztere  Art. 

Neuerdings  hat  O.  Hamann  nicht  nur  die  Eier  und   die  Ent- 


Ueber  Scbinorfaynchas  polymorphus  and  filicollis.  377 

ikkdoDg  des  Ech.  polymorphus  behandelt,  sondern «uch  dessen 
Biken  genau  beschrieben  und  abgebildet.  (Die  Nemathelminthen.I.  Heft. 
HoDOgr.  d.  AcaDthocepb.  Januar  1891.) 

Ich  selbst  glaube  nun  beide  in  Rede  stehenden  Arten  gefunden 
nbaben,  und  zwar  Echinorhyncbus  polymorphus  Brems, 
in  Darm  tod  Anas  clangula  (WarncmQnde.  Januar  1888)  und 
SoDateriamollissima,  der  Eiderente,  welche  ebenfalls  bei  Warne- 
Bftode  im  Dezember  1887  erlegt  worden  ist;  Echinorhynchus 
niicollis  Rud.  fand  ich  im  Herbst  1889  und  1890  im  Darm  von 
flaasenten ,  welche  hierorts  auf  einem  Teiche  unserer '  Promenaden, 
der  sogenannten  Dreiwallskuhle,  während  des  ganzen  Jahres  gehalten 
nid  gezüchtet  werden.  Die  yon  Rudolph!  gegebene  Beschreibung 
des  Warmes  selbst  sowie  der  Veränderungen ,  die  er  im  Darm  der 
behHeaen  Thiere  hervorruft,  passen  vollständig  zu  meinen  Beobach- 
tDDgen.  Nun  wQrde  dies  an  und  für  sich  nicht  entscheidend  sein, 
wm  nicht  greifbare  Unterschiede  gemeldet  werden  könnten. 

Vor  Allem  ist  hierbei  auf  die  verschiedene 'Grösse  und  Form  der 

B^  beider  Arten  zu  verweisen,  wie  sie  uns  zuerst  Wagen  er  (1.  c.) 

gemeldet  hat;    die  Eier  von  Ech.  fili coli is  aus  dem   Darm   der 

Haosente  sind,   wie  die  der  meisten  Echinorhynchen,  von  drei 

Schalen  umgeben,  von  denen,  wie  gewöhnlich,  die  mittlere  die  dickste 

ist.   Die  ihr  anliegende  äussere  Schale  ist  dünn  und    hebt  sich  an 

den  beiden  Polen  des  Eies  von  der  dicken,  mittleren  Schale  ab ;  die 

Form  ist  langgestreckt  elliptisch ;  der  Längsdurchmesser  des  ganzen 

Eies  betragt  0,062—0,070  mm,  der  Querdurchmesser  0,019— 0,023  mm ; 

die  mittlere  Eischale ,   welche  abgerundetere  Pole  besitzt ,    als   die 

finssere,  misat  in  der  Länge  0^056—0,061  mm,  in  der  Breite  0,019* 

bis  0,023,  die  Schalendicke  selbst  beträgt  etwa  0,004  mm.    An  keiner 

Stelle  ist  die  mittlere  Schale  verdickt  oder  ausgebuchtet  und  namentlich 

mA  die  Pole  ganz  konstant  abgerundet.    Diese  Eiform  entspricht  der 

Zeichnong,  die  Wagen  er  (1.  c.  Tat  VL  Fig.  13)    von   den  Eiern 

von  Ech.  polymorphus  gibt! 

Die  Eier  von  Echinorhynchus  polymorphus  dagegen  finde 

ich,  wie  Greeff  und    Hamann    sie    schildern    und    abzeichnen; 

die  Gestalt    ist   spindel-  oder    wetzsteinförmig;  die    mittlere,    dicke 

Eischale   ist   an  ihren    Polen  nicht    einfach    abgerundet ,    sondern 

gS^i  jederseits   in  einen  ziemlich  langen  Fortsatz  über  (vergl.  Arch. 

i  Naturgesch.  XXX.   1864.  Taf.  IL  Fig.  1,    Hamann  1.  c.  Taf.  I. 

Fig.  21  und  31  und  Wagen  er  1.  c.  Fig.  16)*    Diese  Eier  sind  fast 

noch  einmal  so  lang,  wie  die  von  Ech.  fili  coli  is,  nämlich  0,110  mm, 

QDd  0,01 9    mm  breit;    der  Längsdurchmesser    der    mittleren  Schale 

beträgt  0,103  mm,   ihre  Dicke  dagegen  nur  0,0013  bis  0,002  mm; 

jeder    der    beiden    Verlängerungen     an      den     Polen      ist     etwa 

0,O2ämm  lang,  so  dass  für  die  mittlere  Partie  der  Schale  etwa  0,064 

mm  an  Länge  bleiben.    In  diesen  hohlen,  dem  oberen  Theile  eines 

Kegels  ähnlichen  Verlängerungen  trifft  man  gewöhnlich,  wie  es  auch 

Wagen  er  zeichnet,  einige  Partikelchen  von  Schalensubstanz.    Die 

innerste,  den  Embryo  umgebende  Schale  zeigt  gewöhnlich  ebenfalls 

an  ihren  Polen  einen,  jedoch  kleinen  und  zugespitzten  Fortsatz. 

Zu  diesen  recht  beträchtlichen  Unterschieden  in  der  Form  und 


878  Braun, 

Grösse  der  Eischalen  konunen  nicht  minder  beachtenswerthe  bei  dei 
Embryonen  selbst;  die  Körperoberflftche  ist  allerdinf^s  bei  beiden  toi 
einem  Stacheikleide  bedeckt,  doch  tragen  die  von  £cb.  polymor- 
p h u 8  an  der  Scheitelfläche  einen  doppelten,  die  von  filicollis 
einen  einfachen  Hakenkranz;  auch  bestehen  Unterschiede  in  der 
Hakenform  bei  beiden  Arten  I  . 

Bei  der  so  grossen  Differenz  in  den  Eiern    und    in    den  Em- 
bryonen  wird  Niemand  zweifeln  können,  dass  zwei  verechiedene  Arten 
vorliegen;    ich   nenne    in    Uebereinstimmung    mit    Hamann    and 
Greeff  dieArt  mit  den  spindelförmigen  Eiern    Ecfa.  poij« 
morphus  Brems,  and  die  Art  mit  den  elliptischen  Eiern  Ech. 
filicollis  Rud.,  weil  die  von  mir  gesehenen  Exemplare   in   AlJem 
den   Angaben,  welche  Rudolph!  über  Ech.   filicollis  macht, 
entsprechen.    Dagegen  nehme  ich  an,  dass  W  a  g  e  n  e  r   beide  Arten 
mit  einander  verwechselt  hat,  und  dass  Westrumb,  der  ovale  Eier 
von  Ech.  polymorphus  abbildet  (1.  c.  Tab.  III.  Fig.  14),  in  Wirk* 
liebkeit  Ech.  filicollis  vor  sich  gehabt  hat,  wenigstens  in  dem 
Exemplar»  dessen  Eier  er  darstellt. 

Beide   Arten    (Ech.  polymorphus   und    Ech.    filicollis) 
haben  viele  Beziehungen  zu  einander;  sie  gehören    mit   Ech.  pro- 
teus  und  sphaerocephalus  jener  Gruppe  von   Kratzern  an,  ao 
denen   mit    zunehmendem    Alter    Veränderungen    auftreten,    welciie 
Creplin  (Ersch  und  Grub  er 's  Encyklopädie  d.  Wiss.  u.  Künste 
1.  Sekt  32.  Thl.  1838.  Artikel  Eingeweidewürmer,  pg.  284)  nach  den 
Beobachtungen   von  Bremser    und  Westrumb   dahin   erläutert, 
dass  der  Rüssel  wie  der  theilweise  mit  Stacheln    besetzte  Körper 
.Haken  und  Stacheln  verlieren,  was  ja  unseren  Erfahrungen  auch  bei 
anderen  Helminthen,  z.  B.  Distoroen,  Tänien   entspricht,   und  sicli 
dann  in  eine  um  Vieles  grössere,  glatte  Kugel  umbilden  kann.    Ferner 
entsteht  vielleicht  auch  bei  einigen  Arten  am  vordersten   Ende  des 
Halses  ein  kugelförmiger  Bebälter,   in  den  sich  der  Rüssel,  der  daoo 
nie  seine  Haken  verliert,  zurückziehen  kann.     Das  letztere  gilt  für 
den  in  Fischen  lebenden  Ech.  pro  teus,  bei  dem  ich  an  den  liier 
gefundenen  Exemplaren,  sowie  an   solchen,  die  von   Creplin  (aus 
Greifswald)  stammen,  den  Rüssel  mit  seinen  Haken  vor  der  kugligen 
Auftreibung  der  Bulla  leicht  auffinden   konnte.     Der   erste   Fall  — 
völliger  Verlust  der  Stacheln  —  soll  bei  Ech.  sphaerocephalus 
(aus  Vögeln)  eintreten,  die  Umwandlung  des  Rüssels  selbst  in  eiue 
glatte  Kugel  bei  Ech.  polymorphus,  der  in  seiner  Jugend  als 
Ech.  versicolor,  im  Alter  als  Ech.  filicollis  erscheint 

Nun  ist  es  aber  ein  Irrthum,  wenn  angenommen  wird,  dass  bei 
Echinorhynchus  filicollis  die  Haken  des  sicherlich  auch  liier 
ursprünglich  vorhandenen  Rüssels  verloren  gehen;  schon  Rudolpbi 
erwähnt  auf  der  Scheitelfläche  der  kugligen  Bulla  ein  Punctum  pro- 
minens,  von  dem  aus  Streifen  radiär  über  die  Bulla  sich  hin  er- 
strecken. Diese  Streifen  sind  nichts  Anderes,  als  die  Haken  reihen 
des  deformirten  Rüssels  I  Ich  zähle  18  solche  Reihen,  welche  von  dem 
Gentrum  der  Scheitelfiäche  der  Bulla  ausgehen,  sich  divergirend  eine 
Strecke  weit  über  die  Bulla  fortsetzen  und  eine  regelmässige  Strahlen'  \ 

figur  bilden.    Jede  Reihe  führt  12,  selten   13  Haken ,  so  dass  im 


U«ber  BchiaorbyDchns  polymorphos  und  flloolUs.  879 

Guten  etwa  216  Haken  vorhandeD  sind.  Die  Haken  bestehen  aus 
iKf  sehmaten,  stabcbenförmigen  Basalplatte,  an  deren  vorderem 
Ade  sich  eine  krallenförmig  gebogene,  nach  hinten  gerichtete  Spitze 
«tebt.  Die  Basalplatte  liegt  in  den  Geweben  des  Rüssels  resp.  der 
Adk,  die  Spitze  sieht  fiber  dieselben  hervor;  die  hintersten  Haken 
mi  Uetner  und  weniger  gebogen  —  doch  ist  der  Debergang  ein 
lÜBlIdicber.  Ich  finde  die  Basalplatte  der  vorderen  Haken  0,023  mm 
Jvg;  die  Spitzen  (\031  mm,  wogegen  die  hinteren  Haken  nur  0,019  mm 
lüg  sind.  Andere  Haken  kommen  auf  der  kugligen  Bulla  nicht  vor; 
Miit  erweist  sich  diese  als  der  aufgetriebene  RQssel.  Ihr  folgt  der 
3-4  mm  lange»  kaum  0,5  mm  dicke  Hals,  der  fast  nur  aus  längs- 
fobnfenden  Muskelfasern  gebildet  »wird;  seine  Oberfläche  besitzt 
koM  Haken  oder  Stacheln,  sondern  ist  ganz  glatt  Wohl  aber 
i^ea  auf  dem  vorderen  Körperabschnitte,  also  hinter  dem  Halse, 
vemge  abgeflachte  und  gerade  Stacheln ,  deren  Zahl  ich  wegen  der 
pMsen  Undurchsichtigkeit  des  Körpers  nicht  angeben  kann. 

Im  Echin  orhynchus  polymorphus  findet  Hamann 
(L  c  pg.  100)  die  Haken  zu  je  8  in  einer  Reihe  stehend  und  den 
Eodtheil  (d.  b.  wohl  den  vorderen  Theil)  des  Rüssels  in  8  Reihen 
besetzend ;  demnach  sind  hier  nur  64  Haken  am  Rüssel ,  die  aber 
0,05  mm  lang  sind.  Die  Haken  des  vorderen  Körpertheiles  stehen 
ebenfalls  in  8  Reihen;  ihre  L&nge  beträgt  0,04  mm. 

Nan  erwähnt  Hamann  leider  nicht,  ob  die  von  ihm  beobach- 
teten Thiere,  deren  Haken  er  schildert,  Männchen  oder  Weibchen 
iiaren,  und  inwieweit  bei  ihnen  die  Umwandlung  des  Kopfes  vor- 
Ifeschhtten  war.  Ich  finde  närolich,  dass  nur  die  Weibchen  des 
£c1l  filicollis  die  eigenthümliche  Bulla  gebildet  hatten,  dass  da- 
gegen alle  Männchen  diese  Umwandlung  nicht  zeigten;  junge 
Wdbcbeo,  die  voraussichtlich  sich  im  Rüssel  wie  die  Männchen  ver- 
^teo  werden,  habe  ich  nicht  .gefunden. 

Die  Männchen  von  Ech.  filicollis,  die  bisher  überhaupt 
noch  nicht  beschrieben  wurden,  sind  7—8  mm  lang,  von  weisser 
Farbe  und  spindelförmiger  Körpergestalt;  man  unterscheidet  an  ihnen 
den  0,354  mm  langen  und  0,0288  mm  breiten  Kopf,  den  darauf 
Mgenden,  etwa  0,6  mm  langen  Hals  und  den  eigentlichen  Körper, 
dessen  vorderer,  etwa  0,8  mm  langer  Abschnitt  mit  Stacheln  besetzt 
\%t  Der  Kopf  ist  umgekehrt  biruförmig ,  sein  grösster  Querdurch* 
nesser  liegt  hinter  dem  Mittelpunkt  der  Längsachse.  Auf  ihm  sind 
in  18  liLngsreihen  die  Haken  angeordnet  und  zwar  finden  sich  11 
bis  12  Haken  in  jeder  solchen  Reihe ,  so  dass  die  Hakenzahl  mit 
derjenigen  weiblicher  Thiere  fast  vollständig  stimmt;  doch  sind  die 
Baken  und  ihre  Basalplatten  etwas  kräftiger  und  gedrungener,  als 
bei  den  Weibchen  und  im  Ganzen  ein  wenig  grösser  —  im  Uebrigen 
v&ldtsselbe  Verbalten  zu  registriren. 

Der  Hals  ist  hakenlos,  in  seiner  Achse  erkennt  man  leicht  das 
Bcceptaculum  proboscidis,  welches  sich  bei  den  Weibchen 
M  lang  auszieht. 

Der  vordere  Körperabschnitt  trägt  wieder  Stacheln.  Es  sind 
tarze,  an  der  Spitze  ein  wenig  gekrümmte  Bildungen,  deren  ich  14 
iuoter  einander  am  Körperrande  zählen  kann ;  demnach  dürften  etwa 


380  G&hrang  des  Harns.  —  Bakterien  im  Wasser. 

14  Querreihen  vorhandeD  sein;  wieviel  Längsreihen,  kann  ich  nicht 
angeben;  ihre  Länge  beträgt  nur  0,023  mm. 

Wenn  man  schliesslich  noch  erwähnt,  dass  Ech.  polyroor- 
phus  durchschnittlich  kleiner  zu  bleiben  scheint,  als  Ech.  fili- 
collis,  und  dass  ersterer  konstant  orangeroth,  letzterer  in  den 
Weibchen  gelblich  weiss,  in  den  Männchen  weiss  ist,  so  dürfte  Alles 
erschöpft  sein,  was  sich  zur  Zeit  zur  Unterscheidung  der  beiden 
Arten  sagen  lässt.  Aufgabe  weiterer  Untersuchung  wird  es  sein^ 
besonders  auch  den  Zwischen wirth  für  Echinorhynchus  fili- 
c Ollis  zu  suchen,  was  hierorts,  wo  der  Parasit  Jahr  aus  Jahr  ein  mit 
seinen  Trägern  auf  einem  kleinen  Wasserloche  gezüchtet  wird,  nicht 
allzu  schwierig  sein  kann.  Dagegen  dürfte  es  von  vornherein  als 
vergebliche  Aufgabe  bezeichnet  werden,  aus  den  älteren  Angaben 
diejenigen  herauszusuchen,  welche  zu  der  einen  resp.  anderen  Art 
gehören;  hierzu  will  ich  nur  noch  erwähnen,  dass  unter  den  Vor- 
räthen  des  hiesigen  zoologischen  Institutes  sich  ein  Glas  mit  zwei 
Echinorhynchus  filicollis  Rud.  befindet,  die  am  23.  Juni  1842 
im  Darm  von  Anas  tadorna  gefunden  wurden;  leider  fehlten  An- 
gaben über  den  Ort  und  den  Sammler. 

Rostock,  5.  Februar  1891. 


Referate. 


Sestlnl,  L.  und  Sestlnl,  F.,  Ueber  die  ammoniakalische 
Gährung  der  Harnsäure.     (Landwirthschaftliche  Versuchs- 
stationen. Bd.  XXXVIIL  S.  157). 
Wird  Harnsäure,  in  viel  Wasser  suspendirt  (1  g  auf  1  Lit.),  einige 
ccm  fauler  Urin  zugesetzt  und  bei  25^  öfters  Luft  durch  die  Flüssigkeit 
getrieben ,   so  verschwindet  nach   7 — 8  Tagen    die  Harnsäure  unter 
Bildung  von  Harnstoff,  Kohlensäure  und  Ammoniak.     Nach  einigen 
weiteren  Tagen  ist  auch  der  Harnstoff  in  Kohlensäure  und  Ammoniak 
gespalten.    Das  Endresultat  kann    durch   folgende  Gleichung  inter- 
pretirt  werden: 

CftH^N.Oa  +  8H,0  +  30  =  4NH3  +  6C0,  +  4HjO 

Harnsäure. 
Von  den    vorhandenen  Gährungsorganismen  wurden  Bacillus 
ureae  und  Bacillus  fluorescens  identifizirt.     Die  durch    sie 
hervorgerufene  Hamsäuregährung  ist  zugleich  Oxydations-  und  Spal- 
tungsgährung.  Loew  (München). 

CelUeSeala,  Suir  acqua  delTevere.  Studio  dal  punto  di 

vista  deir  Igiene.    Roma  1890. 

Diese  Arbeit  ist  für  den  Hygieniker  wichtig.    Namentlich  finden 

sich  auch   interessante  historische  Daten    darin.     Das   Endresultat 

lautet,  dass  chemisch  und  bakteriologisch  betrachtet,  das  Wasser  der 


Bakterien  und  Wasser. 


38t 


Tiber  bei  Rom  reiner  ist,  als  das  der  Spree  bei  Berlio  und  der  Seine 
bei  Paris,  obwohl  alles  Kanalwasser  innerhalb  der  Stadt  in  den  Strom 
ffiessL  Die  Erklärung  dafQr  ergibt  sich  aas  der  geringeren  Ein- 
wohnerzahl Roms  (400,000  Seelen)  and  der  grösseren  Wassermasse 
des  Tiber.  Was  die  Selbstreinigung  des  Stroms  anbetrifft,  so  wollen 
die  Verff.  der  Decantation  keine  Rolle  zugestehen. 

W.  Kruse  (Neapel). 

TIls,  Bakteriologische  Untersuchung  der  Freiburger 
Leitungswasser.    [Aus  dem  hygienischen  Institut  der  Univer- 
sität Freiburg  i.  B.]    (Zeitschrift  für  Hygiene.  Band  IX.  Heft  2.) 
Verf.  hat  die  Leitungswässer  von  Freiburg,  woselbst  drei  ver- 
schiedene Wasserleitungen  in  Benutzung  sind,  bakteriologisch  unter- 
sucht.     Im  Ganzen  konnte   er   59  verschiedene  Spaltpilzsorten   aus 
diesen  drei  Leitungen  isoliren  und  unter  diesen  vier,  welche  sich  als 
bis  jetzt  unbekannt  herausstellten.    [Die  letzteren  sind  im  Folgenden 
durch  fetten  Druck  markirt.    Ref.] 

Der  Bakteriengebalt  des  Wassers  war  im  Sommer  höher,  als  im 
Winter;  besonders  während  der  Gewittermonate  waren  die  Schwan- 
kungen grösser  und  plötzlicher,  als  in  der  kälteren  Jahreszeit. 

Am  häufigsten  wurden  in  allen  Leitungen  gefunden:  Micro- 
coccus  candicans,  M.  versicolor,  der  weisse  Streptococcus, 
äer  weisse,  der  gasbildende,  der  verflüssigende  Bacillus,  der  Wurzel- 
hsäUns,  B.  fluorescens  liquefaciens,  B.  pyocyaneus, 
B.  fluorescens  putidus.  Seltener  fanden  sich:  Micrococ- 
CQS  Candidas,  M.  aurantiacus,  M.  luteus,  M.  cereus 
albus,  M.  ureae,  M.  flavus  liquefaciens,  M.  flavus  de- 
sidens,  Diplococcus  luteus,  wurmförmiger  Streptococcus, 
Sarcina  lutea,  Bacterium  luteum,  Bacillus  vermicu- 
laris,  Proteus  vulgaris,  Proteus  mirabilis,  Proteus 
Zenkeri,  rother  Wasserbacillus ,  blaugrün  fiuorescirender  Ba- 
cillus, Bacillus  pyocyaneus  ß,  B.  viridis  pallescens^ 
B.  arborescens,  B.  nubilus,  B.  janthinus,  B.  luteus,  B. 
8  u  b  t  i  1  i  8  ,  B.  tremelloldes ,  B.  entieularis  ,  B.  flliformis, 
verflüssigender  brauner  Bacillus,  weisser  Bacillus  Maschek, 
B.  mesentericus  fuscus,  B.  mesentericus  vulgatus, 
B.  liodermos,  Kartoffelbacillus ,  citronengelber  Bacillus,  gold- 
gelber Bacillus. 

Selten  und  vereinzelt  kamen  vor :  GrSmefarbiger  Micrococcus, 
M.  fervitosus,  Bac.  acidi  lactici,  B.  Megaterium,  B. 
prodigjosus,  B.  ureae,  B.  muscoYdes,  flelsehfarÜger 
BaciUas,  Perlschnurbacillus ,  Micrococcus  aörogenes,  Sta- 
phylococcus  pyogenes  aureus,  B.  putrificus  coli,  B. 
Baprogenes  II,  Bacterium  graveolens. 

Anaörobe  Mikroorganismen  wurden  nicht  vorgefunden. 

Verf.  kommt  auf  Grund  seiner  Untersuchungen  zu  folgenden  Re- 
BDltaten : 

1)  Je  nach  Anlage  einer  Wasserleitung  ist  der  Spaltpilzgehalt  des 
Wassers  wesentlichen  Schwankungen  unterworfen,  und  zwar  um  so 

]X.  Bd.  25 


3g2     ^f^^-  u.  Wasser.  —  KeucbhustoD.  —  DysenUr.  Leberabscesce.  —  Typhus. 

grösseren,  je  mehr  die  Leitung  dem  Wechsel  der  Lufttemperatur  aus- 
gesetzt ist. 

2)  Auch  in  den  besten  Leitungswassern  finden  sich  ständig 
Spaltpilze,  deren  verschiedene  Arten  noch  nicht  hiDULoglich  genau 
bekannt  sind,  um  eine  vollständige  systematische  ZusammeDStellung 
derselben  zu  geben.  Auf  Grund  der  hier  angestellten  CDtersucbungen 
konnten  zu  den  bekannten  Arten  vier  neue,  nämlich :  Bacillus  tre- 
melloldes,  Bacillus  cuticularis,  fleischfarbiger  Bacillus, 
Bacillus  filiformis  hinzugefügt  werden. 

3)  Ausser  den  bisher  im  Wasser  nachgewiesenen  pathogeoen 
Mikroorganismen  kommen  auch  noch  andere  gesundheitsschädliche  in 
demselben  vor.  So  wurde  in  einer  der  untersuchten  Leitungen 
mehrfach  der  Staphylococcus  pyogen  es  aureus  gefunden. 

Dittrich  (Prag). 

Haushalter^  P.,  Trois  cas  dMnfection  par  le  Staphylo- 
coque  dorö  dans  le  cours  de  la  coqueluche.     (Archives 
de  m^d.   exp6rimentale  et  d'anatomie  pathoiogique.    1890.  No.  5.) 
Verf.  fand  im  Blute  mehrerer  an   Keuchhusten  erkrankter  Kin- 
der, bei  denen  sich  sekundär  eine  Bronchopneumonie  entwickelt  hatte, 
den  Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  hält   sowohl  die 
Allgemeininfektion     als     auch     die    Bronchopneumonie    für    durch 
diesen  Mikroorganismus  bedingt 

Mit  Rücksicht  auf  die  klinischen  Erscheinungen  spricht  sich 
Verf.  dahin  aus,  dass  die  Bronchopneumonie  früher  aufgetreten  war, 
als  die  Allgemeininfektion,  welch  letztere  erst  durch  die  Broncho- 
pneumonie bedingt  war.  Dittrich  (Prag). 

TelUon  et  Jayle,  Pr^sence  du  Bacterium  coli  commune 
dans  un  absc^s  dysentdrique  du  foie.    (La  Semaine  m^d. 
1891.  No.  2.) 
Bei  einem  Kranken  mit  einem  dysenterischen  Leberabscess  hatte 
die  erste  von  Netter  angestellte  Untersuchung  die  Abwesenheit  eines 
Jeden  Bakteriums  ergeben.    Einen  Monat  später  fanden  die  Verff.  in 
dem  Abscesseiter  einen  Mikroor<?anismus  in  Reinkultur,  der  alle  bio- 
logischen und  morphologischen  Eigenschaften  des  Bacterium  coli 
commune  hatte.    Sie  fassen  denselben  jedoch  nicht  als  Erreger  der 
Eiterung  auf,  sondern  nehmen  an,    dass  er  nachträglich  durch  die 
erkrankte  Darmwand  in  den  Abscess  eingewandert  sei,    dessen  Hei- 
lung er  allerdings  verzögert  habe.    (Soc.  de  Biol.  lO./I.  1891.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Dlonls  des  Carridres,  Des  relations  de  la  fi^vre  ty.phoide 
avec  le  bacille  d'Eberth  et  avec  Ics  variations 
du  niveau  de  la  nappe  d'eau  souterraine.  (La  Semaioe 
m6d.  XL  1891.  No.  6.) 

Auf  einem  Hof  in  Auxerre  herrschte  seit  9  Jahren  Typhus  en- 
demisch. Etwa  die  Hälfte  der  Bewohner  des  Hofes  wurden  während 
dieser  Zeit  von  der  Krankheit  betroffen :  von  21  Männern  10,  von 
denen  3  starben ;  von  13  Frauen  6,  von  denen  keine  starb.  Die  bak- 
teriologische Untersuchung  des  Wassers  aus  dem  Brunnen,  aus  dem 


Typbns.  —  Rots.  —  Epitbelkrebse.  ggg 

£e  Bewohner  des  Hofes  ihr  Trinkwasser  eDtDahmen ,  ergab  die  An- 
wesenheit Ton  Typhusbacillen  in  ziemlich  beträchtlicher  Anzahl.  D. 
liri>t  hervor ,  dass  die  Typhasfälle  jedesmal  mit  reichlichen  Nieder- 
seUigen  zusammentrafen,  durch  welche  das  Niveau  des  Brunnens 
flikg.  Uos  ist  diese  Beobachtung  noch  deswegen  interessant,  weil 
se  dem  bekannten  Buhl -Pettenko fernsehen  Gesetz  von  der  Be- 
2idiBDg  des  fallenden  Grundwassers  zur  Zunahme  der  Typhussterb- 
fichkeit  widerspricht    (Soc.  m6d.  des  hopitaux.  31/1.  1891.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

iirafiit,  B»,  Un  caso  de  muermo  Gomprobacion  bacterio* 
lögica.    (Grönica  m6dico-quinirgica  de  la  Habana.  1890.  Juni.) 
Ein  28jähriger  Wagenanstreicber  erkrankt  am  8.  April  d.  J.  an 
Fieber,  vod  dem  ihn  einige  Gaben  Chinin  und  Antipyrin  scheinbar 
bellen;  am  13.  April  stellt  sich  das  Fieber  wieder  heftiger  ein(T.  41^. 
P.  120)  und  Verf.  bemerkt  unter  anderm    rothe   Flecken  auf  dem 
Bompfe  und  den  Gliedmassen,  eine  grosse  gelblichweisso  £iterblase 
wf  dem  linken  Vorderarm  und  verschiedene  kleinere  an  der  Vorder- 
wi  Rückseite    des  Rumpfes,    sowie  bedeutende  Anschwellung  der 
Leisten-   und  HalsdrQsen.     Eine  Rotzansteckung  vermuthend,  zieht 
et  E.  Pia,    der  kürzlich  mehrere   Fälle  von  akutem  Rotz   beob- 
achtet hatte,  hinzu  und  beide  entnehmen  der  grossen  Pustel  am 
14.  Morgens  das  nöthige  Untersuchungsmaterial,    in  dem  sie  mit 
dnem  Zeiss 'sehen  Apochromaten  die  charakteristischen  Stäbchen  in 
grosser  Menge  entdecken.     Einem  Hunde  in   die  Stirn   eingeimpft, 
bringt  der  Eiter  am  5.  Tage  die  charakteristische  Verschwärung  zu 
Stande.    Nach    zahlreicher    Vermehrung    der  Pusteln    und   Flecken 
starb  der  Kranke  am  18.  April.    Als  Quelle  der  Ansteckung  konnte 
nur  herausgefunden  werden,  dass  der  Mann  sich  mit  dem  Wasser  aus 
dem  Stalle  der  Pferde  der  Omnibusgesellschaft,  für  die  er  arbeitete, 
m  waschen  pflegte  und  sich  in  der  Tränke  dieser  Pferde  badete,  unter 
denen  einige  mit  Rotz  behaftet  gefunden  wurden.     Auch    soll  der 
Mann  vor  einiger  Zeit  von  einem  Pferde  angeniest  worden  sein.  Verf. 
glaubt  in  diesem  Falle  eine  Bestätigung  der  Versuche  von  Babes 
über  das  Eindringen  des  Bacillus  mallei  durch  die  unversehrte 
Haut  zu  sehen.  Sentihon  (Barcelona). 


Tineenty   Sur  la  pr^sence    d*^16ments  semblables   aux 
psorospermies  dans  Töpithelioma  pavimenteux.  (An- 
Dales  de  micrographie.  Tome  II.  1890.  No.  10 — 11.) 
Verf.  hat  in  Plattenepithelkrebsen  verschiedenen  Ursprungs  oft 
Dinge  gefunden,  die  er,   wie  schon  verschiedene  Autoren  vor  ihm 
—  ohne  Discnssion  —  als  Psorospermien  anspricht.    [Genauere  An- 
gaben über  die  Häufigkeit  resp.  Konstanz  des  Befundes  werden  ver^ 
misst]    Die  betreffenden  Körper,   die  etwa  so   gross   sind,  wie  die 
Zellen  der  Mal pig hinsehen  Schicht,   sind  von  einer  ,je  nach  dem 
Alter   der  Parasiten^'    bald    dünneren,   bald   dickeren,   stark   licht" 
brechenden  Membran  umgeben.    Das  Protoplasma  ist  selten  homogen, 
meist  kömig  und  enthält  öfters  grosse  Pigmentkörner. 

26» 


384  Epithelkrebse.  —  Cysticercus. 

Der  Kern,  der  auch  fehlen  oder  doppelt  vertreten  sein  kann,  hat 
verschiedene  Formen  und  ist  manchmal  aus  einer  Anzahl  miider 
StQcke  zusammengesetzt. 

Ab  und  zu  finden  sich  mehrere  dieser  Körper  in  derselben 
Membran  eingeschlossen;  ihre  Form  ist  rundlich  oder  durch  Kom- 
pression modifizirt 

Die  Cysten  liegen  in  einer  Epithelialzelle,  deren  Kern  auf  die 
Seite  gedrängt  erscheint;  sie  finden  sich  im  Centrum  der  Läppchen 
und  Zapfen  des  Epithelialkrebses,  einzeln  oder  gehäuft. 

Die  Färbung  dieser  Körper  gelingt  nur  schwer,  am  besten  hat 
sich  folgendes  Verfahren  bewährt.    Die  sehr  dflnnen  Schnitte  ^rerdeo 
flüchtig  mit  Ammoniak  behandelt,  in  Wasser  abgewaschen,  5  Minuteo 
lang  in  einer  konzentrirten  alkoholischen  Safraninlösung  gelassen,  mit 
1  ^/o  ig^i*  Essigsäure  partiell  entfärbt,  wieder  in  Wasser  ausgewaschen 
und  schliesslich  in  Alkohol  so  lange  entfärbt,   bis  sie  einen  rosif^en 
Thon  angenommen  haben.    Einschluss  in  Oel  und  Balsam.    Die  Pso- 
rospermien  heben  sich  lebhaft  roth  gefärbt  von  der  gelben  oder  vio- 
letten I^pithelzelle  ab.    Zwischen  beiden  ist  oft  ein  heller  Zwischen- 
raum entstanden  durch  die  Einwirkung  der  Reagentien  auf  den  „Para- 
siten''.   Einige  der  Körper  sind  —  wegen   der  Dicke  der  Membran 
—  ungefärbt  geblieben. 

Von  einer  Sporenbildung  scheint  Verf.  bei  seinen  „Psorospermien^ 
nichts  gesehen  zu  haben. 

Kulturversuche  blieben  resultatlos.  W.  Kruse  (Neapel). 


Blesslg,  E*9  Z u r  Kasuistik  der  subkonjunktivalen  Gysti- 
c  e  rk  e  n.    [Aus  der  St  Petersburger  Augenheilanstalt.]  (St  Peters- 
burger medicinische  Wochenschrift  1890.  No.  40.) 
Verf.  berichtet  über  einen  subkonjunktivalen  Cysticercus  h& 
einer  23jährigen  Frauensperson,  welcher  eine  erbsengrosse,  ovoide, 
sehr  pralle  Cyste  darstellte,  deren  Wand  1 — 2  mm  dick,   sehr  derb 
und  innen  glatt  war.  Dittrich  (Prag). 


Schleich,  0^.,  Ein  Fall  von  Cysticercus  cellulosae  sub- 
retin  alis  nebst  Bemerkungen  Aber  das  Vorkommen 
des  Cysticercus  cellulosae  im  Auge  und  seinen  Ne- 
benorganen   in   Württemberg.    (Medicinisches  Korrespon- 
denzblatt des  Württembergischen  ärztlichen  Landesvereins.   1890. 
No.  22.) 
Aus  dieser  Mittheilung  eines  Falles  von  Cysticercus  cellu- 
losae subretinalis  sei  nur  die  Angabe  des  Autors  hervorge- 
hoben, dass  bei  Württembergern  bisher  im  Ganzen  nur  vier  Fälle  von 
Cysticercus  im  Auge  und  zwei  Fälle  von  Cysticercus  sub- 
conjunctivalis  beobachtet  worden  sind.    Verf.  nimmt  Anlass,  zu 
einer  Ermittelung  der  Gründe    der    wechselnden  Verbreitung   des 
Cysticercus  im  Auge  und  seinen  Adnexen  und  des  Vorkommens 
des  Cysticercus  cellulosae  überhaupt    und  damit  auch  der 
Taenia  solium  anzuregen.  Dittrich  (Prag). 


Cestoden  Norwegens.  —  Entosoen  im  Seefisch.  385 

Lbatherg^^E^  Helminthologiscbe  Beobachtungen  von 
der  Westküste  Norwegens.  Tbeil  I.  Cestoden.  (Bi- 
bKDg  Uli  K.  svenska  Vet.-Akad.  Handlingar.  Bd.  XVI.  Afd.  IV. 
No.  5.  p.  1-47.)  8^  Stockholm  1890. 

Verf.  antersachte  im  Juli  und  August  1889  in  der  Gegend  von 
A^en  281  Seeyögel  und  352  Fische  in  Bezug  auf  Helminthen 
und  später  bei  Stavanger  und  Jäderen  wiederum  240  Vögel. 

Bei  den  Vögeln  wurden  22  Arten  von  Gestoden  gefunden, 
neist  hakentragende  Tänien,  welche  bereits  früher  bekannt  waren; 
aber  für  mehrere  derselben  werden  neue  Wirthe  angegeben,  wie  auch 
saast  bemerkenswerthe  Einzelheiten  bezüglich  derselben  mitgetheilt 
werden.  Die  bei  den  Tringa- Arten  häufig  vorkommende  Taenia 
brachyphallosKr.  hält  Verf.  nur  für  eine  Abart  der  T.  filum. 
Von  Tänien  mit  unbewaffnetem  Rostellum  werden  zwei  neue  Arten 
beschrieben:  T.  erostris  von  Larus  marinus,  fuscus,  argen- 
tatas,  canus,  Sterna  hirundo  und  arctica»  und  T.  tetra- 
bothrioides  von  Tringa  alpina.  Vom  Genus  Ophryoco- 
tfle  Fries  fand  Verf.  eine  neue  Art,  0.  insignis»  im  Haema- 
topas  ostrilegus. 

In  den  Fischen  wurden  10  schon  früher  bekannte  Arten  gefunden, 
zu  den  Familien  Phyllobothridae,  Phyllacanthidae,  Pbyl- 
lorhyochidae,  Bothriocephalidae  gehörig;  ausserdem  Gy- 
TQCOtyle  Urna  und  drei  Arten  von  Cestoden  in  geschlechtslosem 
Zustande.    Es  werden  über  dieselben  spezielle  Notizen  mitgetheilt 

H.  Krabbe  (Kopenhagen). 

Ltaitoii,  Edw.,  Notes  on  Entozoa  of  marine  fishes  of 
New-England  with  descriptions  of  several  new  spe- 
cies.  (Un.  St  comm.  of  fish  and  fisheries.  Part  XIV.  Report 
of  tiie  comm.  for  1886.  Washington  1889.  p.  453—498.  With  6  pl.) 

Die  Dotersuchungen  wurden  in  den  Sommern  1884  und  1885  in 
der  Station  der  U.  St  Fisbcommission  zu  Wood's  Holl,  Mass.,  an 
den  häufigeren  Fischarten  angestellt.  Cestoden  im  erwachsenen  Zu- 
sUnde  fanden  sich  in  sehr  grosser  Zahl  bei  allen  untersuchten  Se- 
lachiem,  eingekapselte  Stadien  vorzu^^sweise  bei  den  Knochenfischen, 
besonders  in  der  Submucosa  des  Darmkanales,  doch  auch  in  Peritoneum, 
Leber,  Milz,  Geschlechtsdrüsen  etc.  Bei  einigen  Arten  (Pomatomus 
saltatrix,  Cynoscionr egale,  Roccus  lineatus  etc.)  war  die 
I^rmwandung  ganz  mit  Cysten  von  Rhynchobothrium  durch- 
setzt In  der  Gallenblase  von  Cynoscion  regale  fanden  sich 
Hunderte  von  larvalen  Tetrabothrien.  Nematoden  wurden  auch  ziemlich 
h&utig  gefunden,  seltner  Trematoden.  Die  einzigen  Fische,  die  relativ 
frei  von  Parasiten  waren,  sind  Prionotus  und  Acipenser  sturio. 

Im  Text  werden  folgende  Arten  näher  beschrieben: 

1)  Dibothrium  man  ubriforme  n.  ep.  Darm  von  Tetra- 
pturus  al  bid  U8. 

2)  D.  aluterae  n.  ep.     Darm  von  Alutera  Sohoepfii. 

3)  Echeneibothrium  yariabiie  v.  Ben.  Enddarm  vonEaja 
erinaoea. 


386  Entoioen  Ton  Seefischen.  —  Isaria.  —  Pflansenkrankhelten. 

4)  Bpongiobothrium  rariabile  n.  gen.  n.  sp.  aus  dem 
Ton  Trygon  oentrura;  OesohleohtsÖffnungen  marginal,  Bcoleat  oluie 
Haken,  ohne  Saugnäpfe,  mit  yier  gestielten  Boihridien,  deraxi  fkmer 
Band  yon  einer  quergerippten  Falte  besetzt  ist;  8 wischen  Bell  an  ei- 
bothrium  und  Ph jllobothrium  stehend. 

5)  Phyllobothrium    thysanocephalum  n.  sp.      Barm   T'on 
Oaleocerdo  tigrinus. 

6)  Orygmatobothrinnü   angustum   n.  sp.      Darm   yon     Car- 
charias  obscnrns. 

7)  Cr  08  so  bothrium  laoiniatum  n.  gen.  n.  sp.  Aus  dem 
Darm  yon  Odontaspis  littoralis;  GeschleohtsöiFDungen  marg:iiial; 
yier  gestielte,  unbewaffaete  Bolhridien,  jedes  mit  einem  HtilfsacetabiiliiiB 
am  yordern  Bande;  Hals  fehlt. 

8)  Phoreiobothrium  lasium  n.  gen.  n.  sp.  aus  dem  I>Mraa 
yon  Garcharias  obscurus  Gesohlechtsöffiiungen  marginal ;  klein* 
Haken  am  Hals  und  auch  am  Körper;  Scolex  mit  yier  grossen,  gans- 
randigen,  dem  Kopf  parallel  aufliegenden  Bauggruben,  die  am  Yorder- 
rande  mit  Eusammeogesetzen  Haken  and  einem  Hälfssaugnapf  bewehrt  sind» 

9)  Calliobothrium  yerticillatum  Bud.  aus  dem  Dann  ymi 
Mustelus  canis. 

10)Bh7nohobothrium  bisuloatum  n.  sp.  im  Darm  tos 
Garcharias  obscurus,  encystirt  in  der  Submucosa  des  M»gen8  und 
im  Peritoneum  bei  Gyno soion  regale  undPomatomus  saltatrix. 

11)  Bb.  tenuicolle  Bud.     Darm  yon  Mustelus  canis. 

12)  Taenia  dilatata  n.  sp.   aus   dem  Darm  yom  AaL 

13)  Ecbinorhynchus  agilis  Bud.  aus  dem  Darm  yom  Awl 
und  yon  Garcharias  obscurus. 

14)  £ch.  acus  Bud.  Darm  yon  Pseudopleuron ectes  ameri- 
0  a  n  u  s. 

15)  Bch.  sagittifer  n.  sp.  Darm  yon  Paralichthys  den* 
tatus,  GynoBcion  regale  und  Pomatomus  saltatrix. 

16)  £oh.  proteus  Westr.     Darm  yon  Boccus  lineatus. 

M.  Braun  (Rostock). 

Mae  Mlllan,  Coniray,   Note  on   a   Minnesota   species   of 
Isaria  and  an  attendant  Pachybasium.   (Journ.  of  Myco- 
logy.    Washington.  Vol.  VI.  No.  II.  p.  76—76.) 
Verf.  fand  auf  der   Puppe  yon   Orgyia  leucostigma  eine 
Isaria,  die  er  vorläufig  zu  Isaria  Sphinguro  Schw.,  der  Conidien- 
form  von  Cordyceps  Sphingum   Tul.,  stellt.    In  Nährgelatine 
zog  er,  nachdem  er  Conidienhäufchen  von  den  Puppen  in   dieselbe 
gebracht,  in   einem  Falle  ein   Macrosporium,  in  einem  anderen 
Piptocephalis  —  deren  Sporen  mit  den  Conidien  der  Isaria  in 
die  Kultur  gekommen  waren  — ,  regelmässig  aber  ein  Pachyba- 
sium, vielleicht  Pachybasium  hamatum  (Bon.)  Saca,  das  er 
daher  als  in  den  Entwickelungskreis  der  Isaria  gehörig  betrachtet 

Ludwig  (Greiz). 

Farlow,  W.  €^.  and  Seymoar,  A.  B.,  A  provisional  host-in- 
dex  of  the  fungi  of  the  United  States.  Part.  IL  6a- 
mopetalae  —  Apetalae.    Cambridge  1890. 


flebotzfaiipAnig,  kÜDSti.  Infektionskrankheitan,  Entwiekehtngsbammnog  ete.      337 

Die  Fortsetzung  des  Verzeichnisses  der  amerikanischen  Pilz- 
Parasiten  nach  Wirthspflanzen  geordnet,  erstreckt  sich  auf  die  6a- 
nopetalen  und  Apetalen.  Wie  umfangreich  das  Yerzeichniss  ist, 
bewdst  z.  B.  die  Liste  der  Eichenpilze,  die  allein  22  Spalten 
(Aber  500  Arten)  umfasst.  Ludwig  (Greiz). 

Andenon   and  Kelsey,  Erjsipheae  upon  Phytoptus  dis- 
tortions.  (The  Journal  of  Mycology.  VoK  V.   p.  209  u.  210.) 
Nach   den   Beobachtungen  der  Verff.  zeigen  auf  verschiedenen 
Wirthspflanzen  die  Erysipheen  bei  gleichzeitiger  Anwesenheit  anima^ 
lisdier  Parasiten  eine  kr&ftigere  Entwickelung. 

Zimmermann  (Tübingen). 


Schutzimpfung,  kanstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Henston,  Francis  T.  and  Ttschborne,  Charles  A.,  A  non-poi- 
sonous,  non-irritative,  antiseptic  dressing.  (Brit* 
Med.  Journ.  No.  1558.  1890.  p.  1063.) 
Nach  den  Erfahrungen  der  Verff.  besitzt  ein  mit  Ziüksulfid  im- 
priignirter  Verbandstoff  in  hohem  Maasse  die  im  Titel  angeführten 
Eigenschaften.  Die  Anfertigung  ist  einfach.  Der  Verbandstoff  wird 
behufs  Reinigung  und  Sterilisirung  vorerst  in  Wasser  gekocht  und 
dann  mit  einer  heiäsen  Lösung  übergössen,  welche  aus  gleichen 
TheUen  Zinksulfat  und  Natriumsulfid  besteht.  Nach  gründlicher 
Darchroischung  überlässt  man  das  Ganze  einer  12stündigen  Ruhe. 
Das  sich  ausscheidende,  im  Wasser  kaum  lösliche  Zinksulfid  wird 
während  dieser  Zeit  in  mikroskopisch  kleinen  Krystallen  auf  die 
Gewebsfaser  deponirt.  Hierauf  wird  der  Verbandstoff  noch  zweimal 
mit  Wasser  behandelt,  um  das  in  Lösung  gebliebene  Natriumsulfat 
ganzlich  zu  entfernen,  und  schliesslich  getrocknet.  Die  antiseptische 
Wirkung  des  Zinksulfids  beruht  auf  der  Eigenschaft,  sich  im  feuchten 
Zustande  langsam  zu  oxydiren,  während  es  sich  im  trockenen  Zu- 
stande nicht  zersetzt.  Demzufol<{e  können  solche  Verbandstoffe  eine 
lange  Zeit  aufbewahrt  werden,  ohne  an  Wirksamkeit  zu  verlieren. 

K  r  ä  1  (Prag). 

JasIiiskl^B.,  Pyoktanin  in  der  Chirurgie.  (Qazeta  lekarska. 
1890.  No.  39.)    [Polnisch.] 

In  seinem  Bericht  über  die  Erfolge  der  Anwendung  des  Pyokta- 
nins  in  der  chirurgischen  Praxis  beschreibt  Verf.  folgende  von  ihm 
ausgeführte  bakteriologische  Versuche  mit  dem  Merk 'sehen  blauen 
Pyoktanin. 

Er  tauchte  kleine  Bröckel  aus  einem  frisch  inzidn*ten  Abscesse  auf 
5  Minuten  in  l^/oo  ^^^  ^^/oo  Pyoktaninlösung,  spülte  sie  dann  in 


388      SchaUimpfüng,  kansU.  lofektionAkrankheiteo,  Eotwickeliingsheininiuig  etc. 

öterilisirtem  Wasser  aus  und  impfte  auf  F.P.A.  und  F.P.G.  Es  ent- 
wickelten sich  in  keinem  Probirglase  Bakterien,  währeod  Kontroll- 
kulturen aus  dem  Inhalte  desselben  Abscesses  schone  Kulturen  von 
S taphylococcus  pyogenes  albus  gaben.  In  einigen  Probir- 
gläsern  bemerkte  Verf.  Schimmelvegetation. 

Diese  Beobachtung  bewog  ihn,  die  Wirkung  des  Pjoktanins  auf 
Schimmelpilze  zu  untersuchen. 

Zu  diesem  Zwecke  nahm  er  Reinkulturen  von  Mu cor  sp*  auf 
F.P.A.  und  Penicillium  sp.  auf  F.P.A.  und  F.P.G.  und  begoss  sie 
mit  grossen  Quantitäten  des  blauen  Pyoktanins  (Lösungen  1  und  2  %o)' 

Nach  drei  Tagen  übertrug  er  die  in  dieser  Weise  behandelten 
Pilze  auf  reine  F.P.G.  und  erhielt  üppige  Schimmelvegetation. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  zeigte,  dass  die  Sporen  und 
Fäden  den  Anilinfarbstofi  aufnehmen:  sie  waren  ziemlich  stärk  blau 
gefärbt. 

Ausserdem  Hess  Verf.  Pyoktaninlösungen  in  offenen  Ge£ässeo 
24  Stunden  im  Laboratorium  stehen  und  impfte  mit  Proben  dieser 
Lösungen  F.P.G.  —  in  allen  Probirgläsern  entwickelten  sich  Schimmel- 
pilze. Steinhaus  (Warschau^. 

m 

Qalezoirski,  De  la  pyoctanine  et  de  la  benzo-pb^no- 
n6ide.    (La  Semaine  mM.  X.  1890.  No.  58.) 

Die  chemische  Zusammensetzung  des  Pyoktanins  ist  nicht  be- 
kannt, doch  gelang  es  G.  im  Verein  mit  Petit,  durch  Zersetzung 
der  Anilinfarbe  einen  Körper  darzustellen,  dessen  Eigenschaften  mit 
denen  des  Pyoktanins  absolut  identisch  sind.  Es  ist  ein  Tetramethji- 
diamidobenzophenoid,  das  G.  einfach  Benzophenoneid  zu  nennen  vor- 
schlägt» es  löst  sich  in  Wasser  im  Verhältniss  von  1  :  100.  Diese 
Lösung  ist  weder  ätzend,  noch  reizend  und  besitzt  ausserdem  sehr 
ausgesprochene  desinfizirende  Eigenschaften.  G.  fand  sie  sehr  wirk- 
sam bei  Homhautaffektion  verschiedener  Art.  (Soc.  de  Biol.  27. 12. 
1890.)  M.  Kirchner  (Hannover). 

Carl,  A.,  lieber    die    Anwendung   der    Anilinfarbstoffe 
als  Antiseptika.    (Fortschr.  d.  Med.  VIIL  1890.  No.  10.) 
Die  bekannte  Schrift  J.  Stilling's,  in  der   derselbe  eine  be- 
geisterte Schilderung  der  antiseptischen  Wirkungen   gewisser  Anilio- 
farbstofife,  besonders  des  Methylvioletts,  entwirft,  veranlasst  den  Verf., 
eigene  Beobachtungen  über  diesen  Gegenstand  mitzutheilen ,  welche 
freilich  genau  entgegengesetzt  lauten.    Nach  seinen  Erfahrungen  muss 
Schleimhauterkrankungen  gegenüber  dem  Methylviolett   ein' die  Hei- 
lung begünstigender  Einfluss  durchaus  abgesprochen  werden.    Leichte 
Fälle  von    Bindehautentzündung   und   dcrgl.   verliefen    mit   Methyl- 
violett nicht  anders  wie  bei  einfacher  Reinhaltung.    Schwere  Formen, 
intensive  Katarrhe  konnten  durch  den  Farbstoff  nicht  in   irgend  er- 
kennbarer   Weise    beeinllusst    werden.     Bei    Hornhautentzündungen 
konnte  niemals  die  von  Still  in  g  gerühmte  „coupirende*'  Wirkung 
beobachtet  werden.    In  einem  Fall  von  Ulcus  corneae  serpens 
ist  aber  nach  Ansicht  des  Verf.'s  die  Methylviolettlösung  Ursache  des 
ungünstigen  Ausganges,  Einschmelzung  der  Cornea,  gewesen.    Bak- 


gghBfrimpfimgy  kfinstl.  InfekUoDskrankheiteii,  Eiitwick«laDgth«miBaog  etc.      389 

teriokgische  UntersuchaDgen  bat  Verf.  allerdiogs  nicht  gemacht,  was 
gegeoftber  den  sehr  UDgenOgenden  StilliDg'schen  recht  wUnschens- 
ffOftb  gewesen  wäre.  M.  Kirchner  (Hannover). 

lAnibeclier,  Zar  Behandlung  des  Gesichtsrothlaufs. 
(Mflndi.  med.  Wocbenschr.  1890.  No.  37.) 
Verl  gibt  seiner  Verwunderung  Ausdruck,  dass  trotz  der  gegen- 
«irtig  allgemein  gültigen  Ansicht  von  der  Entstehung  jedes  Erysipel» 
doreh  örtliche  Infektion  die  lokale  Behandlung  der  von  Nasen- 
katarrhen  ausgehenden  Gesichtsrose  vielfach  «vernachlässigt  wird.  Er 
oopfiehlt^  in  geeigneten  Fällen  die  Nasenhöhlen  mit  3  ^/q  Borsäure- 
KboDg  mehrfach  gründlich  auszuspülen  und  später  mit  Borvaseline- 
tunpons  zu  behandeln.  Eine  grosse  Reihe  von  Fällen,  welche  der 
Verl  dieser  Therapie  unterzog,  gab  ihm  Gelegenheit  zu  beobachten, 
dass  hierbei  oft  bedeutende  Mengen  eitrigen  Nasensekrets  heraus- 
gespult wurden,  während  die  Krankheit  stets  günstig  verlief. 

Kubier  (Oldenburg). 

FrVmbling,  Wie  ist  den  Schädigungen  des  Agaricus  mel- 
leus  vorzubeugen?  (Zeitschrift  für  Forst-  und  Jagdwesen. 
1890.  Heft  8.  p.  469—464.) 
Verl  beschreibt  die  Schädigungen  des  Agaricus  melleua 
in  einem  Reviere,  in  welchem  Buchenbestäode  in  Nadelholz  (Fichte) 
übergeführt  werden  sollten.  Das  in  den  Buchenstumpfen  wuchernde 
Mjcä  des  Pilzes  befiel  auch  die  jungen  Fichtenpflänzchen  und  zwar 
erst  nach  4  Jahren.  Die  Schädigungen  dauerten  dann  6—8  Jahre 
uad  erloschen  allmählich,  dabei  ca.  30 ^/o  der  Pflanzen  vernichtend. 
Verf.  glaubt  nun,  dass  der  Pilz  bei  einem  gewissen  Fäulnissgrad 
der  Bachenstöcke  seine  besten  Ernäbrungsverhältnisse  findet,  dass  er 
aber,  wenn  ein  bestimmtes  Stadium  des  Zersetzungsprozesses  über- 
schritten ist,  allmählich  verschwindet.  Daraus  werden  nun  in  wald- 
baolicher  Hinsicht  Schlüsse  zur  Verminderung  des  Uebels  gezogen: 
Der  Umfang  der  Schädigung  steht  mit  der  Menge  der  den  Pilz  be- 
herbergenden Buchenstöcke  im  Yerhältniss.  Vermeidet  man  daher 
die  Kiüilhiebe  und  die  darauffolgende  Anpflanzung  der  abgetriebenen 
Flächen  mit  Fichten,  führt  dagegen  zunächst  Lichtungshiebe  aus, 
liaat  z.  B.  i  des  Buchenbestandes  heraus  und  schiebt  die  Pflanzung 
bis  zu  der  Zeit  hinaus ,  in  welcher  die  Stöcke  und  Wurzeln  der 
herausgenommenen  Stämme  den  das  Wachsthum  des  Pilzes  begün- 
Btigenden  Fäulnissgrad  überschritten  haben,  so  ist  die  Gefahr  um  f 
verringert,  der  Verlust  nur  noch  |  des  früheren  (statt  30®/o  nur 
10%).  Als  geeignetste  Kulturmethode  hierfür  wird  nicht  die 
Pflanzung,  sondern  die  Saat  der  Fichten  empfohlen,  weil  der  Pilz 
sehr  häufig  die  Pflanzen  nur  vereinzelt  tödtet  und  eine  dichte  Saat 
einen  Eingang  von  10  ^/o  und  mehr  schon  ertragen  kann. 

Brick  (Karlsruhe). 


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390        Bskteriol.  toib  X.  intentaüooalan  mediciiiiseheii  Koogratw  <■  Berlin. 


Originalberichte  Ulier  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  internationalen  medicmisclien 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Forteetsnng.) 

Aus  den  Abtheilnngs  -  Sitznngen. 
XL  Ibthellang:    Olirenheilkande. 

Discussion: 

Herr  Oradenlgo  (Turin)  bat  im  VereiDe  mit  Bordonl-UffiradazzI 

und  Penzo  das  Selsret  bei  der  akuten  und  chronischen  Mittelohr- 
entzündung bakteriologisch  untersucht.  Sowohl  bei  den  gemeinen 
Formen  der  akuten  Otitis  media  als  auch  bei  jenen  durch  Inßaeaza 
verursachten  wurden  immer  dieselben  Mikroorganismen  gefunden. 
Bei  den  10  untersuchten  Fällen  war  der  Diplo-Streptoco  cca5 
(Diplococc  US  pneumoniae  Fraenkel- Weich  sei  bäum)  6mal 
in  Reinkultur  vorhanden;  der  Diplo-Streptococcus  und  der 
Staphylococcus  albus  und  aureus  in  1  Falle;  der  Staphy- 
lococcus  pyogenes  albus  in  2  Fällen;  der  Staphylococcus 
pyogenes  albus  mit  dem  aureus  in  einem  Falle. 

Der  reingezQchtete  Diplo-Streptococcus  besass  alle  charak- 
teristischen Eigenschaften  des  Diplococcus  lanceolatus  Cap- 
sula tus  im  abgeschwächten  Zustande    und    wuchs  überdies   nicht 
oder  kaum  in  flüssigem  oder  auf  schräg  erstarrtem  Eälberblutserum. 
Er  entwickelte  sich  auf  Agar  in  Kettenform   und  im  Blute  der  ge- 
impften Thiere als  mit  Kapsel  versehener  Diplococcus,  was  bei  den 
anderen  bisher  bekannten    Streptokokken  nicht  der  Fall  ist.     Die 
Agarkulturen  verlieren  ihre  Lebensfähigkeit  schon  nach  2—3  Tagen, 
selbst  wenn  sie  unter  den  günstigsten  Entwickelungsbedingungen  ge- 
halten werden. 

Diese  Eigenthümlichkeit  des  sich  im  abgeschwächten  Zustande 
befindlichen  F  r  a  e  n  k  e  Fschen  Diplococcus  könnte  vielleicht  zur  Er- 
klärung der  verschiedenen  Resultate  dienen,  welche  bei  der  bakterio- 
logischen Untersuchung  der  Influenza  und  ihrer  Komplikationen  er- 
halten wurden,  bei  welcher  Einige  dem  FraenkeTschen  Diplo- 
coccus und  Andere  wieder  einen  Streptococcus  fanden. 

Bei  den  chronischen  eiterigen  Mittelohrentzündungen  waren 
gleichzeitig  neben  den  Eiterkokken  auch  zahlreiche  saprophytiscbe 
Formen  vorhanden,  darunter  der  Hause r'sche  Proteus  vulgaris. 
Durch  Kulturversuche  konnte  festgestellt  werden,  dass  bei  den  eiterigen 
Mittelohrentzündungen  häufige  Waschungen  mit  |  und  V/oq  Sabii- 
matlösung  die  Anzahl  der  Mikroorganismen  im  Sekrete  ausserordent- 
lich vermindern,  wodurch  die  Wirksamkeit  der  Sublimatbehandlung 
bewiesen  wurde. 

Herr  Politzer  (Wien).  Beim  Katheterismus  können  trotz  in- 
takten   Trommelfells   Schleimmassen  vom  Nasenrachenräume  in  die 


Jtekteriol.  Tum  X.  mtornAtionalen  medlcinischen  Kongresse  sa  Berlin.        391 

ThNBmelhöhle  getrieben  werden  und  auf  diese  Weise  Infektionsstofie 
xi  das  Cavam  tympani  gelangen,  nicht  aber  bei  dem  Valsavarschen 
Yersoche  and  dem  Politzer'sclien  Verfahren.  Hier  findet  mehr  eine 
LoftferdichtuDg  im  Cavam  tympani  statt,  die  Luftmasse  kann  nur 
80  viel  vorrQcken,  als  das  Trommelfell  nach  aussen  gewölbt  wird. 
Herr  Omber  (Wien)  wendet  sich  entschieden  gegen  die  Ansicht, 
durch  den  Valsalv ansehen  Versuch  und  dasPolitzer'sche  Ver- 
lüo-eii  keine  Mikroorganismen  in  das  Mittelohr  transportirt  werden 
kOoneii.  Es  handelt  sich  hierbei  auch  um  individuelle  anatomische 
Yerbfiltnisse  des  Mittelohres,  welche  G/s  Erfahrung  nach  den  Ein- 
tritt von  Mikroorganismen  begünstigen.  O.  habe  bereits  in  den 
sechziger  Jahren  auf  die  Schädlichkeit  zu  kräftiger  Luftdouchen 
bei  eiteriger  Mittelohrentzündung  hingewiesen  und  sehe  nun  seine 
Ansicht  bestätigt.  Was  die  Verbreitung  der  Mikroorganismen  durch 
deo  Blutkreislauf  betrifft,  so  sind  hiefür  jene  Fälle  beweisftthrend,  wo 
bei  Mittelohrentzündungen  verschiedener  Schwere  häufig  cirkumskripte 
Eiterhöhlen  im  Warzenfortsatze  gefunden  wurden,  trotzdem  zwischen 
Tnnnmelfell  und  Warzenzellen  keine  Kommunikation  bestand.  Der- 
artige Fälle  kamen  während  der  letzten  Influenzaepidemie  sehr  häufig 
zur  Beobachtung. 

Herr  Jaeobison  (Berlin)  ist  der  Ansicht,  dass  nicht  nur  beim 
Katheterismus,  sondern  auch  bei  den  Ersatzverfahren  desselben  Mi- 
kroorganismen aus  dem  Nasenrachenraum  in  das  Mittelohr  getrieben 
werden  können.  Wodurch  wird  denn  beim  P  o  1  i  t  z  e  r'schen  Verfahren 
die  Luft  in  der  Paukenhöhle  verdichtet?  Doch  nur  dadurch,  dass 
211  der  in  ihr  bereits  befindlichen  Luft  neue  hinzukommt.  Diese  nun 
paaeirV  den  Nasenrachenraum  und  so  werden  also  auch  bei  den  Er- 
flatzrerfahren  des  Katheterismus  Mikroorganismen  in  die  Paukenhöhle 
ItlDeingeblasen  werden  können.  Dazu  kommt,  dass  sehr  häufig  und 
gerade  bei  den  Erkrankungen  des  Mittelohres  eine  Tromroelfellper- 
foration  besteht  und  dass  bei  solchen  während  des  Politzer^schen 
Verfahrens  Luft  in  die  Paukenhöhle  einströme,  bedarf  keines  weiteren 
Beweises.  Man  werde  also  daran  festhalten  müssen ,  dass  nicht  nur 
beim  Katheterismus  tubae,  sondern  auch  bei  den  Ersatzverfahren 
desselben,  dem  Valsalva'schen  Versuch,  dem  Politzer'schen  Ver- 
fahren etc.  Mikroorganismen  in  das  Mittelohr  hineingeblasen  werden 
können. 

Politzer  bemerkt  gegenüber  Araber,  dass  er  (P.)  nur  von  Luft, 
nicht  aber  von  Flüssigkeitsdouchen  gesprochen  habe.  Es  sei  bekannt, 
dass  bei  der  Weber  ^schen  Nasendouche,  sowie  bei  Injektionen  in  die 
Nasenhöhle  Flüssigkeiten  in  die  Trommelhöhle  gelangen  können. 
Femer  war  nur  von  Lufteintreibungen  bei  intaktem  Trommelfelle  die 
Rede,  denn  bei  perforirtem  Trommelfelle  findet  bei  Anwendung  des 
Yalsalv ansehen  und  des  Politzer'schen  Verfahrens  selbstverständ- 
lich eine  wahrnehmbare  Luftströmung  durch  das  Ohr  statt,  was  eigens 
zu  erwähnen  überflüssig  schien. 

Zaolial.  Im  Initialstadium  der  akuten  Paukenhöhlenentzündung 
sollte  die  Luftdouche  gar  nicht  in  Anwendung  kommen. 

(Portsetsnng  folgt.) 


892  ^*°«  Utteratar. 


Neue  Litteratur 

«mmmwigeateHt  tob 

Db.  Abthüb  Wübzbubg, 

BlUiotlMluur  im  EilMrllohm  GenndlMitHnto  Ib  BarHa. 


Morphologie  vnd  Bffttemaiik. 

Andenon,  F.  W.,  Notes  on  oertidii  nredineM  «nd  nstilagineae.     (Jovm.  of  MyooL  1$9L 

Vol.  VI.  No.  S.  p.  121— 1S7.) 
Balli,  E.,   CaUlogue  deseriptif  des  galles  observ^es   aax  environs    de  Vire,    CSsItmIqs. 

(Bxtr.  d.  Bullet,  de  la  soc.  d.  amis  d.  sciences  Daturelles  de  Roaen.  T.  IL  1889.^    8t 

28  p.     Roaen  (impr.  LeceH)  1890. 
Ulis,  J.  B.,  and  Andtnoiiy  F.  W. ,   A  nev  nstilago   from  Florida.     (Journ.  of  Mjeol. 

1891.  Vol.  VI.  No.  8.  p.  116—117.) 
niii,  J.  B.,  and  Sverhaiti  B.  M.,  New  species  of  aredineae  and  astilaginea«.    (Jooni. 

of  Mycol.  1891.  Vol.  VI.  No.  8.  p.  118—121.) 
Hioitmjmiii,  O. ,    BeitrXge   sur  Kenntniss   der  enropftlschen  Zooeoeidien    nod    der  Fer- 

breitnng  derselben.     (Sep.-Abdr.)    8^     224  p.    Breslau  1890. 

Beziehungen  der  Bakterien  and  Parasiten  svr  nnbelebten  Katar. 

Nahnrnge-  und  Oenuaewnttelf  CMramchegegenetäHde. 

Konti,  A.,  e  Tirelli,  V.,  Bicerche  sui  microorganismi  del  maSz  goasto.     (Riy.  dlgleoe  e 
sanitk  pnbbl.  1891.  No.  1.  p.  1—16.) 

Bezielinngen  der  Bakterien  nnd  Parasiten  nur  beleliten  Natur. 

Kraniheüserregende  Bakterien  und  Paraeiten. 

Oharrin,  A.,  Tozicit^  da  s^rom.     (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1890.  No.  87.  p,  697.) 
H^riconrt,  J.,  et  Bieliot,  0.,  De  l'action  toziqae  des  eztraits  alcooliqaes  da  saug  et  dee 
divers  tissas.     (Compt  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1890.  No.  87.  p.  696^696.) 

Krankheäeerregende  Bakterien  tmd  Picaraeiten  bei  Menedken, 
A.     InfekHOte  AügemeinkrankkeiUn, 

Nieder-Oesterreieh.  Erlass  der  k.  k.  Stattbalterei ,  betreffend  die  Massnahmen  gesen 
Infektionskrankheiten.    Vom  2.  Jali  1890.     (Oesterr.  Sanitätswesen.   1890.  p.  454.) 

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Malariakrankheiten. 

Layeran,  Aa  snjet  des  alt^rations  des  globales  roages  da  sang  qai  peavent  Stre  confon- 
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No.  39.  p.  788—785.) 

Ezanthematuche  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfang],  Flecktyphas,  Masern,  Rdtbeln,  Scharlach,  Friesel,  Windpoefcss.) 

Btemod,  A.,  et  Haoeiiu  Gh.,   Note   sur   des   recberches  concemant   la  Tariolo- Vaccine. 

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I 

L 


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DifkÜMiie  und  Oroiip,  EeoeUmsteii,  Grippe,  Pnenmoiiie»  epidemisohe  Gleniekstaira^ 

Mump«»  Bflckfidlsfleber,  Osteomjelitis. 

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B.    h^dtUSu  Ldtatkrankheäen, 

VerdanimgBorgaiie. 

liMhatdt  AmcioehoUte   sapparie  d'origine  microbienne.    (Compt.  read,  de  la  soe.  de 

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(Compt  rend.  de  la  soe.  de  biol.   1890.  Mo.  89.  p.  789—748.) 

O.     EfUoaooÜsiAs  Krankheäen. 
(Finnen,  Bandwfirmery  Triehioen,  Echinokokken,  Filarie,  Oestraslanre,  Ascaris, 

Anehylostomam,  Trichocephalus,  Oxyaris.) 

"■tirfT,  F.,  The  flUria  sanguinis  hominis  major  and  minor,  two  new  speeies  of  haema- 

toioa.     (Lancet  1891.  Vol.  I.  No.  1.  p.  4—8.) 
TiaesAt,  H.,   Les   psorospermies   dans  l'^pitbilioma  pavimenteuz.     (Annal.  de  mierogr. 

1891.  No.  8.  p.  106—117.) 

KfmnUkeäi^irregmde  BakUrim  und  Paratäm  Ui  Mentehm  und  Thieren, 

Aktinomykose. 

filMkar»  J.  0.  J.f  Bin  neaea  PXrbaagsmittel  fSr  Actinomyces  boTis.     (Zeitschr.  f.  Fleisch- 
s.  Milchhygiene.  1891.  No.  4.  p.  56—57.) 


894  ^***  Litterfttar. 

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d€  mM.  et  de  ehir.  1891.  No.  %.  p.  18—14.) 

Mftiil-  und  Elaaenteache. 

Vrfthaar,  Ein  Fall  Ton  Uebertragnng  der  Aphthenseaehe  (Maol-  nnd  Klanenaeiiche)  vod 

RiDde   anf  den   Menaeben   dureh    Sttasbntter.    (Zeitiebr.   f.  Fleisch-  n.  MUebhygiene. 

1891.  No.  4.  p.  06—66) 
Oldenborg.     Bekanntmachang,   betr.  den  Verkehr   mit  Vieh    ans  Anlass   der  Maal-  and 

Klaaenseuche.     Vom  21.  Oktober  1890.     (Ver6ffentl.    d.   kais.  Ge8nndh.-Amte8.  1891. 

No.  6.  p.  76—76.) 
Verbreitung   der  Maul-  nnd  Klaaensenche  im  Dentechen  Reiche  Im  8.  Vierte^ahr  1890. 

(VerSffentl.  d.  kais.  Oetundb- Amtes.  1891.  No.  4.  p.  67—58.) 

ToUwatiL 
Dan*,  0.  L.,  The  reality  o(  rables.     (Med.  Keeord.  1891.  No.  1.  p.  8—6 ) 

KramkkeüurMgeiuU  BaiUrien  und  PoroAiisii  6et  Thi§Mn. 


A.    AfeHäfMS  ABgememkrufikkeü§m. 

Stand   der   Thierseoehen   In  Dinemark   Im  Jahre  1889.     (Ver6ffentl.  d.  kais.  Gesandh.- 

Amtes.  1891.  No.  6.  p.  74.) 
Stand  der  Thierseoehen  In  Grossbritannien  wthrend  der  14  Wochen  vom  98.  Sept  1890 

bis  3.  Janoar  1891.    (Ver6ffentJ.  d.  kais.  Gesandh.-Amtes.  1891.  No.  6.  p.  76) 

Pocken. 

Btraut,  Chambon  et  X4nard,  Becherches  exp4rimentales  sar  la  Vaccine  ches  le  veaa. 
(Compt  rend.  de  TAcad^mie  des  sciences  de  Paris.  T.  CXI.  1891.  No.  86.  p.  978  ~ 
981.) 

Ennkheiien  der  Emlrafer. 
(Typhus,  Inflaenaa,  BeschUkrankheit,  Septikimle,  Druse.) 

Baden.    Belehmng   Aber   die  Inflnema   der  Pferde   nnd   die  Vorbeoge    gegen   dieselb«. 

(AmtL  Bekanntmach,  flb.  d.  Veterlninresen  im  Grosshragth.  1890.  p.  S5.) 
Hafiier,  Banschbrand  beim  Pferde.     (ThierärsU.  llittheil.  1891.  No.  1.  p.  19—14.) 

JB.    Ii^0ktiOs€  LokalkrmnkhMUn, 

MAgBlB,  Snr  la  gale  des  oreilles  da  lapin.  (Compt.  rend.  de  la  8oc  de  biol.  1890. 
No.  87.  p.  703—706.) 

a    SiUomooHtdUB  MramkkeUmL 

(Pinnen,  Bandwürmer,   Triehinen,   Echinokokken,    Filaria,  Oestroslarre,  Ascaris, 

Anchylostomam,  Trichocephalas,  Oxyarls.) 


L.,  Notes  sor  la  psorospermose  da  foie  ches  le  lapin  domestiqoe.     (Areh.  de 

ni4d.  ezp4rim.  1891.  No.  1.  p.  1 — 88.) 
Xorot,  0.,   Eruption  pseado-tabercaleose  4tendae,    prodalte  par   les  distomes  h4patiqaM 

k  la  face  Interne   de  Tabdomen   d'ane  vache.     (Rec.  de  m4d.  T4t4rln.    1890.   No.  84. 

p.  788—784.) 
Ostertag ,    B. ,    Ueber   den    Echinococcns    maltilocalaris    bei   Bindern    and   Schweiosn. 

(Deataehe  Zeitsehr.  f.  Thiermedic.  Bd.  XVII.  1891.  No.  8/3.  p.  178-196.) 

Sibley,  W.  K. ,   Taberealosls   in   the   saaropsida.    (Brit  Med.  Jonm    No.  1666.  1891. 
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Nen«  Litterator.  395 


y  B.  T.,  A  new  paar  disease.     (Joarn.  of  Mycol.  1891.  Vol.  VI.  No.  8.  p.  118 — 


lU) 

»  Disease  of  garaDiums.     (Jouid.  of  Hycol.  1881.  Vol.  VI.  No.  8.  p.  114—115.) 

,  SoBM  roeent  obsanrations  on  black-rot  of  the  graps.     (Botan.  Gas.  1890.  No.  la 

liiliiBi,  B.  D-,  A  dangsroas  esemy  to  the  radish.     (GardsD  and  Forest  1890.  p.  641.) 

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,    Cedar  galls  and   rast  on  apple  Jeaves.    (Galt  and  Coantry  Gentleman,  Albanj 

1890.  p.  780.) 
KflUar»    Snl    solfsto   di   rame   contro    la   peronospora  vitioola.     (Atti  d.  r.  istit.  reneto. 

8er.  VU,  T.  L  1890    fase.  6/7  ) 
KflDiraaBB,  W.  A.,   Prerention  of  smnt  tu  cereals.     (Agricnltur.  Science.  1890.  p.  99.) 

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Tel  XVL  p.  9.) 

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Tylenchos    devastatriz    verarsachte    „Ananaskrankheit**    der    Nelken.     (Die  land- 
wirthachaftl.  VersncbsSutionen    Bd.  XXXVIII.  1891.  Heft  2/3.  p.  149—166.) 
■ifk,  X.  F.,    The  black  peach  apbis.     (Entomologica  Amer.  1890.  Vol.  VI.  No  6,  11. 
pu  101_108,  fOl— 808.) 

Ul,  S.  A.,   Additional  obserrations   on  anthracnose  of  the  holljrhock.     (Joarn. 
of  Mycol.  1891.  Vol.  VI.  No.  8.  p.  116—116.) 


Sekutzimpftingeii,  kBnstliehe  Iiifektlonskranklieiteii,  Entwleke- 

linig&liemmnng  und  Yerntchtnni!:  der  Bakterien  mit  besonderer 

Beraekslcntlgiing  der  Arbeiten  über  das  Ko eh* sehe 

HeflTeirahren  gegen  Taberenlose. 


A.  0.,  Report  on  tbe  Koch  treatment  of  tnberculosis  at  Berlin.     (Ballet,  of  the 

Hoykins  Hoepit.  1891.  No.  10.  p.  4—6.) 
Ac«QKiaiboiii,  Terapia  antitnbercolare  di  Koch.     Corrispondenaa.     (Gass.  d.  osptt.  1891. 

No.  9.  p.  67—68.) 
Arloia^,  8.,   La  traitement   de  la  taberculose   par  M.  Koch.     (Lyon  m4d.  1891.  No.  6. 

p.  168—181.) 
Bryeo,  T.  H.,  The  yalne  of  hydronaphthol  as  an  antiseptic.     (Brit.  Med.  Joum.  No.  1660. 

1890.  p.  1170—1172.) 
BaUpIma,  8.,   A  lectnre  on  development   of  modern  ideas  on  preyentive,  protectiTa  and 

dumtiTe  treatment  of  bacterial  diseases,  and  on  immanity  or  refractoriness  to  diseasa. 

(LAncat.  1891.  Vol.  L  No.  6.  p  241—244.) 
THuImith,  M.,    Die  Koch'sche  Behandlungsmethode  der  Tabercnlose  nach  eigenen  Eifsh- 

rvn^cn  in  Berlin.     (New  Yorker  medic.  Houatsschr.  1891.  No.  1.  p.  1 — 6.) 
Uiieovrt,  J.,  Langlc^a,  F.,  et  Saint-Hilaira,    Effet  th4rapeatiqne  des  injections  da  84- 

min   de  chien  (h4mocyne)  ches  Thomme,  dans  le  conrs  de  la  tabercnlose.     (Gas.  m4d. 

de    Paris.  1891.  No.  6,  7.  p.  63—64,  78—79.) 
Hoehbalt,  K.,  Ueber  die  bei  Tnbercaiösen  mit  dem  Koch*sehen  Heilverfahren  erreichten 

Erfolge.     (Pest,  medic-chir.  Presse.  1891.  No.  6.  p.  97  —  101.) 
—  — ,  Ueber  die  bei  TaberculSsen  mit  dem  Koch'schen  Heilverikhren  erreichten  Erfolge. 

(Orvoai  hetUap.  1891.  No.  6)     [Ungarisch.] 
Insi,  A.,  Ertahmngen  fiber  das  Koch'sche  Mittel  bei  Langen-  und  Kehlkopftobercnlose. 

^iDternat  klin.  Bondschau.  1891.  No.  5,  6.  p  186—189,  225—227) 
EostifiiriB,  8.  B.,   n.  Kraiaaki,  N.  W.,    Ueber  yergleichende  Wirknng  putrider  und  tu-- 

berenlSser  Extrakte  auf  Thiere  und  Aber  ihren  Einfluss  auf  den  Gang  der  experimen- 
tellen Tabercnlose.     (Wratseh.  1891.  No.  2,  8.  p.  29—88,  66—71.)     [Bussiseh.] 
Lipari,    Cura   col   llquido    di    Koch.     Corrispondensa.     (Gass.   d.   ospit    1891.    No.  9. 

p.   68-69.) 
ItUOUdeMr,  A ,  Meine  Erfahrung  bei  der  Anwendung  des  Koch'schen  Heilmittek.    (Or- 
yosi  hetilap.  1891.  No.  4  )     [Ungarisch.] 


396 


Nene  Litterator. 


JCangold,  H.,    Zar   HeUmethode   mit  dar  Koch'sehen  Lymphe.    (Orroai  heUlap.     X 

No.  5.)     [Uogaritch] 
—  — ,  Zar  Heilmethode  mit  der  Koch'scheo  Lymphe.     (Pest  medic.-«hir.  Presea. 

No.  6.  p.  101—105.) 
Prof.  Koeb's   remedy   for   tobercalosis.     Cases  »t  Paddiogton  Green  children's 

4.  report    —   Gaset  at  Kiag's  College  hospital.  4.  rep.     (Brit.  Med.  Joam.  No.  X 

1891.  p.  289—240.) 
Sake,   B.y    Protective   and   antagonbtic   inoeolatlon   in    leprosy.     (Brit.   Med.    X< 

No.  1668    1891.  p.  18.) 
de  B«iiii,  B.,    Salla  cara  antitabercolare  dl  Koch.     (Rit.  clin.  e  terapeat.  1891. 

p.  1-9  ) 
Bondeau,  La  translasion  da  saog  comme  proe^dä  g4oöral  d'immonit^  vaednale.     (Co 

rend.  de  la  soe.  de  bioL  1890.  No.  86.  p.  676.) 
Tyndale,  J.  H.,  Polmonary  phtbisis  treated  by  inocalation  inith  animal  Tiras.    (New  1 

Med.  Journ.  1890.  Vol.  II.  No.  82.  p.  608—608) 


X 
1. 


-    1. 


Inhalt« 


Qriginahnittheiliiiigeii. 

Bxmnni  M.,   üeber    Echioorhynchns   poly- 

morpbas  and  filicoUis.    (Orig.),    p.  876. 
HaiüdB,   B.  H.,    Ueber  den    scbfitsenden 

Eiweisskörper  der  Ratte.  (Orig.)  (8chlass)| 

p.  878. 
JUätnlis,  Einiges  fiber  die  Pathogenese  der 

Dysenterieamöben.    (Orig.),  p.  866. 

Bafente. 

ÄMdiemm,  and  XtÜMej,  Erysipheae  npon 
Phytoptas  distortions,  p.  887. 

AnroÜatf  B.,  Un  caso  de  maermo-oompro- 
baeioa  bacterioldidca,  p  888. 

BlMiig,  B.,  Zar  Kasaistik  der  säbkoojank- 
tivalen  Oysticerken,  p.  884. 

-Celli  e  Scala,  Sali'  acqaa  del  Tevere, 
p.  880. 

J>ioiiis  det  Oanite'ei,  Des  relations  de  la 
flirre  typhoide  avec  le  bacille  d'fiberth 
et  avec  les  variations  da  niveaa  de  la 
nappe  d'eaa  sooterraine,  p.  882. 

Tarlow,  W.  0. ,  and  Seymoor,  A.  B.,  A 
provisional  host-indez  of  tbe  Aingi  of 
the  United  States.  Part  II.  Oamopeta- 
lae  —  Apetalae,  p.  886. 

Hamhalter,  F.,  Trois  cas  d'infection  par 
le  staphyloeoqae  dorö  dans  le  coars  de 
la  coqaelache,  p.  882. 

LintOB,  Edw.,  Notes  on  Eotosoa  of  marine 
fl«hes  of  New-England  with  descriptions 
of  several  new  speetes,  p.  886. 

Ldnnberg,  B.,  Helminthologische  Beobach- 
taniren  von  der  Westküste  Norwegens. 
Ttieil  I.    Cestoden,  p.  885. 

Mae  MillaiL,  Oonway,  Note  on  a  Minne- 
sota species  of  Isaria  and  an  attendant 
Pachybasiom,  p.  886. 

Sehlaleh,  0.,  Ein  Fall  von  Gysticercas  cel- 


lalosae  sabretinalis   nebst  Bem6rkan9eB 

fiber   das    Vorkommen    des   Cystleeroits 

cellalosae  im  Ange  nnd  seinen  Nebemov^ 

ganen  in  Württemberg,  p.  S84. 
Beitiiii,  L.  and  T.»  Ueber  die  ammonimbs- 

lische  Gfthraog    der  Hamsiare,   p.  880. 
Tilf,    Bakteriologisehe   Untersachang   der 

Preibarger  LeitangswSsser,  p.  881. 
YeiUoii  et  Jayle,   Pr4sence   da  baeCerinm 

coli  commane   dans   an  abscte   djwmtS' 

nqae  da  foie,  p.  882. 
Yineent,    Sar  la  pröseoce  d'^Mments  aam- 

blables  anx  psorospermies  dans  l'^pitlie* 

lioma  pavimenteaz,  p.  888. 

Sohutiimpfkuig,  kflüftliehe  tnlUkUamm^ 

krankhelteB,  BntwieklmigalMimmiiny 

und  Vemiehtimg  der  BaktoxiMi 

und  ParatitmL. 

Oarl,  A.y  Ueber  die  Anwendung  der  Ani- 
linfarbstoife  als  Antiseptika,  p.  888. 

Frömbliag,  Wie  ist  den  Schädigangen  des 
Agaricas  melleus  vorsabeagen?   p.  889. 

Oalesowaki,  De  la  pyoctanine  et  de  la 
benzo-ph^Donäide,  p.  888. 

Henston ,  Franois  T. ,  and  Tiaehbom«, 
Charlai  B.,  A  non-poisonoas,  non-irrita- 
tive,  antiseptic  dressiog,  p.  887. 

Jasintki,  B.,  PyokUain  in  der  Chirorgie, 
p.  887. 

Lehrnbecher,  Zur  Behandlang  des  Gesichts- 
rothlaufs, p.  889. 

Oiiginalberiohte  Aber  Kongrewa. 

Bakteriologisches    vom  X.  inter- 
nationalen medicinisehen 
Kongresse   sa  Berlin, 

4.— 9.  Aagast  1890.   (Fortsetsaog.),  p.  890. 

Neue  Litteratnr,  p.  892. 


Frouimannsche  Baohdrackerei  (Hermann  Fohle)  in  Jena. 


I 


Jakteriologie   und  Parasitenkunde. 

In  Verbindung  mit 

Geb.  Hollr.  M  Dr.  LenU  m  Froltssor  Dr.  IMler 

IB  Lfllpiiff  IB  ünUtwald 

heraosgegoben  von 

Dr.  O.  TTM-srorzn  in  CasseL 


-»-»- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 

DL  Band,      -o-        Jena»  den  28.  März  1891.  -»-  No.  13. 

PreiA  f&r  den'  Band  (26  Nammerii)  14  Mark. 

Jährlich  erscheinen  zwei  Bände. 

-^    Za    besieben    darch    alle   Bachhandlungeti    and  Postanstalten.     |<^ 

Die  RedcMion  des  ,^Centralhlatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kund^  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
Wünslhe  utn  lA^erung  von  henonderen  Abdrücken  ihrer  Avf" 
nätze  etUweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  woUen  oder 
tUrekl  an  den  Verleger 9  Herrn  Gunta/v  Fischer  in  Jena,  gelangen 
2»  lasten.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage ,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original -Mittheilungen. 


Heber  den  Folymitus  malariae  ^). 

Von 

Prof.  B.  Danilewsky 

in 

Charkow. 

\  Mit  6  AbbildmigML 


Im  Blute  bei  Vögeln  und  beim  Menschen  kommt  bei  Malaria- 
iBfektioD  ein  kugelförmiger  protoplasmatiscber  Parasit  mit  mehreren 
(4-6  und  mehr)  sehr  beweglichen  Geissein  vor  (Laveran,  Dani- 
lewsky).   Auf  seiner  Oberfläche  kann  man  stets  einige  sehr  dunkle 

i)  Besfiglieb  der  eosfUhrlichen  Beschreibung  seiner  morphologischen  and  biologischen 
Sigmsehsften  Tgl.  meine  Parasitologie  compar^e  da  sang.  I.  1889.  pag.  89 — 58. 
H.  M.  26 


398  Dauilewsky, 

MelaninkOnier  fiDden.  Einige  Minnten  nach  ADfertigung  des  Prä* 
parats  reissen  die  Gteisseln  sich  los  und  setzen  ihre  Bewegung  —  nun 
frei  im  Plasma  —  als  ,,PseudospirilIa'^  weiter  fort  Innerhalb  des  kugel- 
förmigen Körpers  des  Parasiten  lAsst  sich  nun  eine  intensive  Be- 
wegung wahrnehmen;  bisweilen  sieht  man  gleichsam  den  Beginn 
einer  Theilung,  man  erhält  einen  zweigetheilten  Körper ;  darauf  kon- 
fluiren  aber  beide  Hemisphären  wieder  in  einen  gemeinsamen,  grösseren 
Körper  (mit  Aufquellung),  die  endoglobuläre  Bewegung  nimmt  zu 
und  endlich  zerreisst  die  Kugel;  das  Endopla^ma  fliesst  aus.  Auf 
der  Stelle  bleibt  bloss  die  aus  dem  Ektoplasma  bestehende  Kapsel 
mit  nun  8chon  unbeweglichen  Melaninkörnern.  Inwieweit  diese  Me- 
tamorphose im  Körper  des  Wirthes  in  situ  Platz  hat,  bleibt  vor- 
läufig eine  offene  Frage.  Meine  Untersuchungen  haben  zuerst  ge- 
zeigt, dass  bei  dem  oben  beschriebenen  Zerreissen  des  Polymitus 
zugleich  mit  dem  verdünnten  Endoplasma  feine,  verlängerte,  spirillen- 
förmige  Theilchen  oder  gleichsam  Körner  mit  einer  Geissei  austreten. 
Die  von  mir  bisher  angestellte  Untersuchung  dieser  Körperchen  hat 
den  Bau  derselben  noch  nicht  aufgeklärt.  —  Ferner  habe  ich  bereits 
vor  einigen  Jahren  zuerst  nachgewiesen,  dass  dieser  geisseltragende 
Malariaparasit  seinem  Ursprung  nach  ein  Hämocytozoon  ist, 
d.  h.  er  entwickelt  sich  innerhalb  der .  Häroocy ten  («»  rothe  Blut- 
körperchen) aus  einer  sehr  kleinen,  jedoch  rasch  wachsenden,  proto- 
plasmatischen PseudoVakuole  und  wird  erst  bei  einer  gewissen  Reife, 
wenn  die  Oeisseln  schon  gebildet  werden,  reif. 

An  reifen  Polymitus  malariae  lässt  sich  deutlich  ein  mehr 
festes  Ekto-,  ein  mehr  flüssiges  Endoplasma  und  ein  runder,  ziem- 
lich grosser,  grauer,  matter  Kern  unterscheiden.  Letzteren  kann  man 
bereits  in  der  jungen  endoglobulären  Phase  der  Entwicklung  (noch 
als  PseudoVakuole)  dieses  Parasiten  erkennen.  Da  die  künstliche 
Kultur  dieses  Parasiten  bisher  nicht  gelungen  ist,  so  kann  bei  der 
Beobachtung  desselben  im  freien  Blute  stets  Verdacht  in  Bezug  auf 
Einwirkung  postmortaler  Veränderungen  —  Involutions-  und  Desinte- 
gratiunserscheinungen  —  entstehen,  und  zwar  sind  solche  Zweifel  in 
Bezug  auf  Bildung  der  beweglichen  Geissein  des  Polymitus  laut  ge- 
worden. Letztere  werden  von  einigen  Autoren  als  Degenerationser- 
scheinung oder  Phänomen  des  Todeskampfes  oder  Zerfall vorkomm- 
niss  etc.  angesehen.  Die  in  meinem  Buche  (I.  c.)  angeführte  Be- 
schreibung widerlegt  meiner  Meinung  nach  genügend  diese  Zweifel. 
Da  übrigens  die  Frage  betreffs  der  Bedeutung  der  Geissein  für  die  Bio- 
logie des  Polymitus  äusserst  wichtig  ist,  und  da  viele  Autoren  noch 
immer  sich  dieser  Parasiteuform  gegenüber  zweifelnd  verhalten,  so  halte 
ich  es  für  nothwendig,  hier  Beweisgründe  zu  Gunsten  der  Anschauung 
anzuführen,  wonach  die  Geissein  normale  organische  Bestand- 
theile  des  Polymitus  sind.  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  hier  be- 
merkt, dass  das  Studium  desselben  am  besten  und  bequemsten  am 
Blute  bei  Vögeln  und  nicht  beim  Menschen  anzustellen  ist, 
da  dieser  Parasit,  den  Beobachtungsbedingungen  sowohl  als  auch 
den  Eigenschaften  des  Blutes  gemäss,  bei  ersteren,  wie  es  scheint, 
mehr  Widerstand  zeigt  und  weniger  der  Involution  ausgesetzt  ist 
(ausserdem  ist  er  bei  Vögeln  grösser). 


C«b«r  den  Polyrnttiis  malaria«.  399 

1)  Der  erste  Einwand  besteht  darin,  dass  zum  Erscheinen  des 
^•Ijoiitaa  frei  im  Blute  (bei  Vögeln  und  beim  Menschen)  eine 
'"'^ereitangsperiode  von  einigen  Minuten  noth wendig  ist  ;^  in  dem 

ausgetretenen  Blute  ist  derselbe  nicht  vorhanden  (La?  er  an, 

ilewsky,  Marchiafava  und  Celli,  Gouncilman  u,  A.). 

schliesst  man,  dass  die  Bildung  der  Oeissel  eine  p  o  s  t  - 

tale  Erscheinung   ist.    Dieselbe  Pause   ist   aber   auch  nöthig 

Erscheinen    freier  beweglicher  Hämogregarinen  im   Blute  der 

(,.Blutwflrmchen'^  Gaule),  der  Eidechsen,  Fische,  Schild- 

ond  Vögel,  doch  hält  Niemand  deswegen  diese  Parasiten  für 

i*   oder  Absterbungsbildungen.    Die  Vorbereitungsperiode  ist 

Ezkapsulation  dieser  Parasiten  nöthig,  d.  i.  zur  Befreiung  aus 

Hftmocyten,  da  augenscheinlich  in  situ  ein  Reiz  fehlt,  welcher 

beiiB  Austreten  des  Blutes  auftritt  (Abnahme  der  Temperatur 

des  Sauerstoffs)  und  die  kontraktilen  Kräfte  auslöst. 

2)  Die  Entfaltung  der  Geissei,  d.  h.  die  Umwandlung  des  un- 
tev^glicben  Polymitnskörpers  in  eine  bewegliche  geisseltragende 
Kugd  geschieht  oft  so  rasch,  momentan,  dass  man  zur  Erkläning 
ierselben  unumgänglich  ein  Vorbe::itehen  der  Geissein  annehmen  muss, 
weiche  in  der  unbeweglichen  reifen  Kugel  präformirt  waren  und  dem 
ceatralen  kugelförmigen  Körper  bloss  dicht  anlagen.  Man  hat  nicht 
den  geringsten  Grund,  solch  ein  momentanes  Auftreten  resp.  „Bil- 
dung;^* der  Geissein  als  Absterbungs-  oder  Desintegrationsvorgang  an- 
zuaeheD.  Analoge  Bildungen  bei  Rhizopoden,  Flagellaten,  Hämocyten, 
epithelialen  Zellen  geschehen  im  Laufe  von  Stunden  und  Tagen  und 
zeigen  niemals  eine  solche  Regelmässigkeit  der  Form,  Identität  der 
GrOs&e  und  symmetrischen  Anordnung  (meist  oft  bei  Vögeln)  der  sich 
bildenden  Fortsätze. 

3>  Zu  Gunsten  unserer  Anschauung  spricht  auch  noch  der  Um- 
stand, dass  die  Körperform  des  Polymitus  sowohl  vor  der  Entfal- 
tung der  Geissein  als  auch  nach  derselben  gewöhnlich  ganz  regel- 
mässig kugelförmig  bleibt,  was  nicht  mit  den  typischen  De- 
generations-  und  Zeriallserscheinungen  der  zelligen  Elemente  der 
„Auto-  und  Histocyten*^  im  Einklänge  steht  ^). 

4)  Die  ungewöhnliche  Geschwindigkeit,  Dauer  und  Energie 
der  Bewegung  dieser  Geissein  (^/^ — 1  Stunde  und  noch  mehr) 
widerspricht  ebenso  der  Deutung  derselben  als  Absterbungs- 
Produkte  des  Protoplasmas.  Der  Yon  einigen  Autoren  angeführte 
Vergleich  und  die  Identifizirung  der  Bewegung  der  Geissein  des 
Polymitus  mit  den  Bewegungen  der  Fortsätze  (in  Form  von  Stäb- 
ehen, Fäden,  Keulen,  eines  Rosenkranzes  etc.)  der  desintegrirten  Hä- 
mocyten hält  in  Anbetra(*ht  der  Energie  und  Art  der  Bewegung  keine 
Kritik  aus.    Der  Unterschied  derselben  ist  zu  prägnant. 

5)  Als  weiteren  Beweis  kann  man  die  Thatsache  anführen,  dass 
die  Entftiltung  der  lebhaft  beweglichen  Geissein  bisweilen  noch  inner- 
halb des  Hämocyten  geschieht,  welcher  auf  diese  Weise  sich  in  eine 
hohle  Kugel  umwandelt,  die  in  ihrem  Inneren  den  sich   energisch 


1)  L.  Pfeiffer  bat  aicb  neuerdings  euch  sa   Gnnsten   unserer  Anschaanng  Aus- 
gesprochen (s.  Fortschritte  der  Hedicio.  1890.  Mo.  24.  8.  944.) 

26* 


400  Danilewsky» 

bewegenden  Parasiten  einschliesst  Nicht  selten  dringen  die  Geissein 
durch  die  Wand  des  Hämocyten,  während  der  Körper  des  Parasiten 
noch  innen  steclct;  wir  erhalten  in  solchem  Falle  ein  äusserst  origi- 
nelles Bild  —  ein  beweglicher  Hämocyt  mit  Geissein!  >) 

Das  von  mir  Angefahrte  dürfte  wohl  genügen,  um  die  Geissein 
desPolymitus  als  organische  normale  Bestandtheile  des  Parasiten 
anzuerkennen.  Wenn  man  nun  die  fOr  das  Blut  der  Vögel  (cf.  meine 
Arbeiten)  und  des  Menschen  (La voran  u.  A.)  gegebenen  Beschrei- 
bungen mit  einander  vergleicht,  so  1  ä  s  s  t  sich  weder  in  morpho- 
logischer noch  biologischer  Hinsicht  irgend  ein 
wesentlicher  Unterschied  finden,  welchen  man  als 
wesentliches  Kennzeichen  zur  Unterscheidung  des  Polymitas 
malariae  avium  und  hominis  anführen  könnte.  Und  da  un- 
zweifelhaft dieser  Parasit  die  höchste,  mehr  komplizirte  Entwicke- 
lungsform  der  Malariamikroben  (Laveran,  Ganalis)  darstellt,  so 
hat  er  selbstverständlich  eine  besondere  Bedeutung  sowohl  in  patho- 
logischer als  auch  in  zoologischer  Hinsicht.  Bei  Vögeln  kommt  ein 
grösserer  Polymitus  (als  Leukocytozoon)  vor ;  dererstere,  grössere, 
hat  keine  Melaninkömer.  Der  Unterschied  ist  nicht  wesentlich:  er 
hängt  von  der  Entwickelungsbedingung  ab.  Unser  Parasit  ist  ein 
in  gewissem  Sinne  polymorpher  Organismus,  der  sich  leicht  den 
äusseren  Existenzbedingungen  adaptirt.  Dies  charakterisirt  eben  auch 
die  Hämoparasiten. 

Bevor  ich  zur  Frage  von  der  zoologischen  Individualität  dieser 
Parasitenform  übergehe,  halte  ich  es  für  nothwendig,  einige  neue, 
dieselbe  betreffende  Data  aus  einander  zu  setzen. 

Bezüglich  der  Ent Wickelung  des  Polymitas  habe  ich  mich,  das 
Blut  einiger  Vögel  (Elstern  u.  A.)  von  Beginn  der  Malariablutinfd^tion 
(d.  h.  vom  ersten  Erscheinen  der  Uämocytozoa-Pseudovakuolen)  Tag 
für  Tag  beobachtend,  davon  überzeugt,  dass  der  Polymitas  ebenso 
wie  auch  die  Haemogregarina  avium  sich  aus  den  Pseudo- 
vakuolen  ohne  Zwischenstadium,  das  sog.  Mondsichelstadium  der 
Autoren,  innerhalb  6 — 7  Tagen  entwickelt.  Anfangs  bemerkt  man  feine 
PseudoVakuolen  von  unregelmässiger  Form  ohne  Pigment  und  ohne 
deutliche  amöboide  Bewegung;  darauf,  nach  16—24  Stunden,  er- 
scheinen feine  Melaninkörner,  wobei  das  Cytozoon  wächst  u.  s.  f.  bis 
zur  Bildung  eines  grossen  kugelförmigen  Cytozoons,  welches  im  Blut- 
präparat sich  exkapsulirt  und  als  beweglicher  Polymitas  erscheint 
In  meinem  Buch  (1.  c.)  und  sodann  in  den  Anndes  de  Tlnstitut 
Pasteur.  1890.  No.  7.  pag.  427  habe  ich  die  endoglobuläre,  einfache 
Entwickelung  des  Polymitus  innerhalb  der  Hämo-  und  Leukocyten 
beschrieben.  In  letzterer  Zeit  gelang  es  mir,  ein  neues  Faktum  zu 
konstatiren,  und  zwar  die  intracelluläre  Entwickelung 
mehrerer  Individuen  des  Polymitas  innerhalb  einer 
grossen  Zelle  (bei  der  grauen  Krähe),  und  zwar  degenerirter 

1)  Solche  Beobachtaogen  wurden  auch  Ton  anderen  Forsohern  angesteUt,  a.  B. 
L.  Pfeiffer,  Unsere  heutige  Kenntniss  von  den  pathogeoen  Protoaoen.  ((Central- 
bUtt  für  Bakteriologie.  Vlil.  1890.  No.  24)  und  Celli  und  Marchiafava,  SuUe 
febbri  malariche  ...  in  Roma.  (Estratto  dagli  Atd  della  B.  Aecademia  medica  di  Borna. 
Anno  XVI.  Vol.  V.  Serie  II.  1889.  Tavola  1.  Pig.  «8.) 


Ueber  dea  Polymitos  malaria«. 


401 


Iia«kocyten  (Leukocy tozoa).  Das  erste  StÄdium  erscheint  in 
'^  einer  grossen,  regelmässigen,  matt-grauen  Kugel;  innerhalb 
bemerkt  man,  bisweilen  selbst  in  vivo,  einen  hellen,  runden, 
Fleck  —  Nucleus;  die  Substanz  desselben  besteht  aus  fein- 
jem  Protoplasma.  Sodann  kommt  ein  weiteres  Stadium  vor: 
taerfaalbjdes  Körpers  findet  eine  Art  Segmentation  statt  —  Bildung 
'1  kugelförmiger  Körper,  neben  welchen  man  noch  Reste  der 
orsprflnglichen  Substanz  findet.    Die  Segmentationskugeln 

Fig.  4.         Fig.  6. 


m  71  n 

ErkiSrnng  der  Abbildongen.     n  Kacleas  des  BlatkSrperchens. 
FS|^.  1.     Doppeltes   Leukocytoxoon ;    seltene    Form    des    degenerirten   Nacleat    des 

Iienkocytimoon  mit  centralem  hellem  Fleck  (Nocleos). 

Drei  Segmentationskageln ;  m  Rest  des  nrsprüoglicben  Protoplasma. 

Mebrere  Segmentationskageln  (P  o  1  y  m  i  t  n  s). 

Dasselbe  mit  beweglichen  Geissein. 

Poljmitus  aviom  mit  dem  in  viro  sichtbaren  Nacleus. 


S. 

Fig.  4. 
F5g.  5. 
Fiir-  B- 


Bmd  deutlich  kontourirt  und  erscheinen  nicht  körnig,  sondern  matt 
homogen.    Endlich  kommt  im  Blute  desselben  Vogels  daneben  gleich- 
zeitig oder  nach  1 — 2  Tagen  ein  degenerirter,  feinkontourirter  Leu- 
kocyt  vor,  dessen  Inhalt  aus  4 — 6  homogenen  parasitären  Kugeln 
besteht,  deren  Grösse  nicht  immer  gleich  ist,  und  zwischen  welchen 
bisweilen  glänzende,  ovale,  stark  lichtbrechende  Kömer  zu  sehen  sind. 
S&mmtliche  Kontouren  sowohl  der  Leukocyten,  als   auch  der  Para- 
sitenkflgelchen  sind  äusserst  zart ;  am  meisten  tritt  der  doppelt  kon- 
tourirte  Kern  des  degenerirten  Leukocyten  hervor.    Letzterer  dient 
Dun  gleichsam  als  Cyste  für  den  sich  vermehrenden  Parasiten.    Einige 
Uinaten  nach   Anfertigung  des  Präparates   kann  man   die  Bildung 
resp.  Entfaltung  der  heftig  beweglichen  Geissein  an  diesen  intraglobu- 
lären  kugligen  Körperchen  (Pol y mit us)  noch  innerhalb  des  Leuko- 
cyten bemerken.    Daselbst  reissen  dieselben   sich  ab  und  bewegen 
sieh  als  „Pseudospirillen^^  (1.  c.)  innerhalb  der  Cytokapsel  fort;   an 
dem  einen  Ende  derselben  bildet  sich  nicht  selten   eine  Verdickung, 
and  dann  nimmt  so  eine  „Pseudospirille'^  ein  monadenförmiges  Aus- 
sehen an.    Ausserdem  sieht   man   innerhalb  derselben  dünnen  Cyto- 
kapsel   auch    noch    homogene,    helle    Kugeln,    aber    weit   kleinere. 
Dieselben    entstehen    wahrscheinlich    durch    Theilung    der    grossen 
Kugeln. 

Es  entwickelt  sich  somit  der  Polymitus  im  Organismus  bei 
Halariainfektion  desselben  auf  zweierlei  Art:  1)  die  weit  häufigere 
Art  ist  die  einfache  solitäre  Bildung  innerhalb  eines  Hämocyten  aus 
einem  sehr  kleinen  Keim  —  „Pseudovakuole'*  oder  Hämocytozoon ; 
2)  der  Polymitus  entwickelt  sich  durch  Segmentation  aus  dem  kör- 


402  Danilewsky,  Ueber  den  Polymitas  malariae. 

nigen  Protoplasma  eines  kagelfSrmigeD  Leakocy  tozoon,  an  Zahl  mehrere 
gleichzeitig. 

Eine  ganz  analoge  Erscheinung  finden  wir  bei  den  Hämogrega- 
rinen  bei  Fröschen,  Eidechsen,  Schildkröten  (z.  Th.  auch  bei  Fischen), 
ganz  ebenso  liönnen  auch  diese  wQrmchenartigen  Parasiten  sich  in- 
tracellulär  einzeln  innerhalb  der  Hämocyten,  als  auch  mehrfach 
durch  Sporulation  innerhalb  der  Yon  mir  zuerst  beschriebenen  Cy- 
tocysten  ^)  entwickeln  (d.  h.  innerhalb  der  Blutkörperchen,  welche 
eine  Umwandlung  in  eine  cystenförmige  Kapsel  erfahren). 

Dasselbe  wiederholt  sich  wahrscheinlich  auch  im  Blute  des 
Menschen  bei  heftiger  Malariainfektion :  die  halbmondförmigen  Körper') 
entwickeln  sich  sowohl  einzeln,  als  auch  durch  Gytocysten  resp. 
Schwärmersporenbildung,  worauf  z.  B.  die  sehr  interessanten  Beobach- 
tungen von  P.  G  a  n  a  1  i  s  (Fortschrilte  der  Medizin.  1890.  No.  8und9) 
hinweisen. 

Was  nun  die  zoologische  Bestimmung  dieses  Parasiten  betrifit, 
so  kann  ich  auch  jetzt  das  von  mir  vor  zwei  Jahren  Gesagte  nur 
wiederholen  (1.  c.  44) :  „il  faut  convenir  que  nous  manquona  de  faits 
pour  6claircir  la  nature  zoologique  duPolymitus  .  .  .  .  nöanmoins 
rindividualit6  zoologique  de  ce  parasite  est  indubttable^\  Vor  Allem 
muss  man  im  Auge  behalten,  dass  nach  meinen  Beobachtungen  die 
Geissein  desPolymitus  unzweifelhaft  protoplasmatische  pseudo- 
podiale  Bildungen  sind:  ihre  selbständige  Beweglichkeit  nach  dem 
Abreissen  derselben  *),  ihr  Vermögen,  sich  einzuziehen,  ihre  Form  zu 
ändern  und  Pigmentkörner  fortzubewegen,  unterscheidet  sie  scharf 
von  den  Geissein  der  höheren  Flagellaten.  Andererseits  kann  der 
Polymitus  eine  Aehnlichkeit  mit  dem  vegetativen  Stadium  einiger 
Spo r idi a  darbieten,  und  zwar  deijenigen  M y x osp ori  d i a,  bei  denen 
dieses  Stadium  bewegliche  pseudopodiale  Fortsätze  besitzt  Wenn 
man  hierzu  hinzufügt,  dass  der  genetische  Zusammenhang  des  Poly- 
mitus mit  dem  würmchenförmigen  Stadium  (Mondsichel)  des  Malaria- 
roikroben  nach  gewissen  Autoren  als  bewiesen  betrachtet  werden 
kann,  wenn  man  sich  ferner  der  grossen  Annäherung  des  letzteren 
an  die  Gregarinen,  resp.  Goccidien  und  selbst  Mycetozoen^)  erinnert, 
so  wird  es  augenscheinlich ,  dass  wir  es  im  gegebenen  Falle  mit  einer 
sehr  eigenthümlichen  intraglobulären  Mikrobenform  zu  thun  haben, 
deren  Bestimmungen  kompetenten  Fachspezialisten  überlassen  werden 

1)  1.  c.  II.  p.  59  (Gytocystes  grögariniqaes).  I7eb«r  die  Bedeatanj^  dieser 
Schwftrmercjftten  fflr  die  Systematisirang  der  Goccidien  (auch  HXmo-)  s.  die  Mitthei- 
langen  von  L.  Pfeiffer  in  Centralbl.  f.  Bakteriologie.  VIII.  1890.  Unsere  heaüge 
Kenntniss  Ton  den  pathogenen  Protozoen"  und  Fortschr.  der  Mediain.  1890.  S.  939. 
„Vergleichende  Untersachangen  über  SchwXrmsporen  und  Daaersporen  bei  den  Cocd- 
dieninfektionen  nnd  bei  Intermittens*^ 

2)  Dieselben  stehen  den  Hämogregarinen  der  Thiere  nahe ;  namentlich  nach 
Chensinsky  sind  dieselben  aach  beweglich :  ihr  Körper  krümmt  sich  S-formig,  legt 
sich  von  einer  Seite  auf  die  andere  über  —  dasselbe  gilt  auch  für  Hämocytosoon 
«BS  Hftmogregarina  bei  Eidechsen  ! 

8)  Diese  merkwürdige  Thatsache  hat  nur  sehr  seltene  Analogien ,  s.  B.  apontsne 
Beweglichkeit  der  abgerissenen  Schwftnie  von  Spermatosoen  und  der  abgelösten  „Plim- 
mercilien'*  bei  Sipnnculus  nndus  (Alex.  Brandt  in  M^moires  de  rAoadtoiie 
imp^r.  des  sciences  de  St.  P^tersbonrg.  XVI.   1890.  8.  12.) 

4)  cf.  Celli  und  Ouarnieri. 


Orassi  nnd  Feletti,  MAlariaparasiten  ia  den  VSgeln.  403 

Dabei  moss  im  Auge  behalteD  werdeo,  dass  dieser  Organismus, 
dieses  geisseltragende  Stadium,  höchstwahrscbeiDlicIi  an  sich 

obligates  parasitisches  Gebilde  darstellt,  welches  unzweifel- 

der  transformirenden  Einwirkung  des  Blutes  auf  seine  physio- 
llghdieo  Eigenschaften  unterworfen  worden  ist.  Nur  so  allein  lassen 
4riEk  die  eigenthOmlichen  biologischen  Eigenschaften  unserer  Parasiten 
Ib  Vergleieh  mit  den  frei  lebenden  Protozoen  erklären  (hierauf  ist 
w  mir  aosfQhrlicher  hingewiesen,  1.  c). 

Was  Dan  die  von  mir  gegebene  Bezeichnung  Polymitus  ma- 
Jariae  betrifft,  welche  keiner  günstigen  Aufnahme  sich  rühmen 
faum,  so  beziehe  ich  dieselbe  in  gleicher  Weise  auf  den  Blutparasiten 

Vögel  und  des  Mensdien,  da  —  in  biologischer  Hinsicht  —  zwi- 
ihneo  kein  wesentlicher  Unterschied  vorhanden  ist  (es 
tet  sich  eine  genügende  Unterscheidung  durch  Hinzusetzung  der 
WiMle  aviam  resp.  hominis  geben).  Obgleich  man  schon  in  der  Be- 
BOBuiig  „ Polymitus ^^  eine  Tendenz,  denselben  zu  den  Flagellaten 
(Asalogie:  Hexamitus,  Phylomitus,  Tetramitus  etc.) 
lozuzählen  finden  könnte,  so  kann  doch  dieselbe  provisorisch  den 
FansiteD  auch  als  Vertreter  der  Haemo-Sporidia  oder  -Coc- 
cidia  resp.  ihrer  Phase,  welche  mit  vielen  Geissein  versehen  ist 
vollkommen  cbarakterisiren. 

Um  allen  Missverst&ndnisson  vorzubeugen,  halte  ich  es  für  nöthig, 
hier  su  bemerken,  dass  ich  die  Polymitus  form  und  „Mondsichel"  im 
Vogclblut  anter  einander  scharf  unterscheide :  den  letzteren  Parasiten, 
nfdcher  ans  einem  kugelförmigen  H&mocytozoon  ad  oculos  sich  ent* 
wickelt 0,  nenne  ich  Laverania  avium.  Er  ist  ein  bewegliches 
^Blotviütmchen" ,  den  Pseudovermiculi  gregarinici  an- 
derer Tbiero  äusserst  ähnlich  und  unzweifelhaft  zu  den  Hämo- 
gr^arinen  überhaupt  -Sporozoen  gehörend. 

£s  ist  kaum  zu  bezweifeln,  dass  die  scharfe  Unterscheidung  der 
Polymitus-  und  Laverania  formen  bei  Malariainfektion  auch 
f&r  das  Menschenblut  gelten  soll,  worauf  in  der  Litteratur  schon 
ladireTe  Hinweise  sich  finden. 

Was  nun  die  Frage  über  die  zoologische  Individualität  der  Ma- 
laria-Blutmikroben betrifft,  so  habe  ich  mich  darüber  am  anderen 
Orte  ausgesprochen'). 


Malariaparasiten  in  den  Vögeln. 

Vorläufige  Mittheilungen 
der  Professoren  B.  Grassi  und  B.  Feletti 

in 

Catania^). 

Wir  wollen  hier  eine  kurze  Uebersicht  unserer  Malariastudien 
geben;  sie  sind  die  Fortsetzung  unserer  MittÜeilung,  welche  wir  im 

1)  Ich  babe  ihn  aasfUbrlich  beschrieben  1.  c.  I.  S.  16—21. 

2)  AnnaleB  de  llastitat  Pastear.  1890.  Decembre.  (Vergl.  Ref.  in  dies.  C.BI.  Bd.  X. 
p.  411.) 

S)  In  noAerer  MittheilaDg,  welche  im  vergangenen  Jahre  in  diesem  Blatte  erschien, 


404  Grassi  aod  Feletti, 

yergangenen  Jahre  in  diesem  Blatte  veröffentlicbten.  Das  auafOhr- 
liehe  Werk  wird  in  Bälde  erscheinen.  Ein  Theil  der  hier  referirteii 
Studien  wurde  schon  in  italienischer  Sprache  veröffentlicht,  doch  da. 
dies  in  einem,  im  Auslande  wenig  verbreiteten  Blatte  geschah,  haltea 
wir  es  für  angemessen,  sie  hier,  und  zwar  mit  den  Daten  nochmals  wie- 
derzugeben, um  uns  die  Priorität  unserer  Untersuchungen  zu  sichern» 

Danilewsky  fand  in  Russland  im  Blute  vieler  Vogelarten  ver- 
schiedene Parasiten,  unter  ihnen  einige,  welche  er  mit  denjenigen 
der  Malaria  zu  identifiziren  suchte. 

Während  er  bedeutende  biologische  Beobachtungen  an  diesen 
vermuthlichen  Malariaparasiten  machte,  konnte  er  dieselben  jedoch^ 
wie  es  scheint,  nicht  gut  spezifisch  unterscheiden  und  klassifiziren. 
Ausserdem  fällt  es  auf,  dass  es  ihm  nicht  gelungen  ist,  die  Reproduktion 
derselben  zu  verfolgen,  ein  doch  scheinbar  leicht  zu  beobachtendes 
Phänomen,  wenigstens  wenn  wir  nach  dem  urtheilen,  was  sich  für 
die  Malariaparasiten  im  Menschen  bewahrheitet 

Es  war  daher  nothwendig,  das  Argument  wieder  aufzunehmen, 
und  so  thaten  wir  denn  auch. 

Unsere  erste  Aufgabe  war,  die  in  Rede  stehenden  Hämatozoen 
im  Blute  sehr  gewöhnlicher,  leicht  zu  beschaffender  und  lebendig  zu 
erhaltender  Vögel  zu  suchen.  Obige  drei  Bedingungen  bewahrhei- 
teten sich,  wenigstens  hier  bei  uns  in  Sicilien,  nicht  in  jenen  Vögeln, 
in  welchen  Danilewsky  seine  Entdeckung  gemacht  hatte. 

Diese  vorläufigen  Forschungen  Hessen  uns  die  Danilewsky- 
sehen  Parasiten  in  unseren  Sperlingen  (P  a  s  s  e  r  Hispaniolensisy 
und  in  den  Haustauben  finden').  Sowohl  Sperlinge  wie  Tauben  sind 
ein  sehr  bequemes  Material. 

Alsdann  versuchten  wir  die  von  uns  gefundenen  Parasiten  zu 
bestimmen. 

Indem  wir  die  Trypanosoma,  welche  mit  der  Malaria  gewiss 
nichts  zu  thun  haben,  beiseite  lassen,  können  wir  behaupten,  bis  jetzt 
in  den  Vögeln  nur  zwei  Formen  gefunden  zu  haben,  und  zwar: 

a)  eine  den  Mondsicheln  sehr  nahe  Form, 

b)  eine  der  Haemamoeba  sehr  ähnliche  Form,  die  sich  gleich 
dieser  endogen  fortpflanzt,  und  zwar  schon,  wenn  ein  grosser  Theil 
des  rothen  Blutkörperchens  noch  unversehrt  erscheint. 

Die  Form  b)  ähnelt  sehr  derjenigen  Form,  welche  wir  im  Men- 
schen als  eine  von  der  Haemamoeba  der  Terzana  und  Quartana 
spezifisch  verschiedene  Haemamoeba  gehalten  haben,  da  sie  sich 
frühzeitig  fortpflanzt  und  Qaotidiana  und  subkontinuirende  P'ieber  etc. 
verursacht. 


ist  ein  Druckfehler  stehen  geblieben,  anstatt:  „Wir  haben  uns  ttberseugt,  dass  es  sich 
nm  eine  direkte  KerntheiluDg  handelt'*  mnss  es  heissen:  „Vt^ir  haben  uns  fast  ober- 
seugt  etc.**     Siehe  Seite  4  der  Mittheilung. 

1)  Diese  Note  erschien  Ende  Mars  des  vergangenen    Jahres   im   Bolletino    mensile 
deir  i^ecademia  Oioenia  di  Scienze  Msturali  in  Catania.     (Monat  Mära    1890) 

2)  W^ir  fanden    sie    auch    in    der   Emberiza   (Miliaria)   projer  und  in  der 
FringiUa  ooelebs. 


MalmriajMU'asiten  io  den  Vögeln.  405 

So  haben  wir  in  den  Vögeln  ein  ausserordentlich  ähnliches  Re- 
avtom  wie  dasjenige,  welehes  Marchiafava,  Celli  etc.  in  dem 
lypos  der  vorwiegend  im  Sommer  und  Herbst  in  Rom  herrschenden 
Ibtariafieber  gehabt  haben.  Die  t&glich  von  unseren  Vögeln  darge- 
taCenen  Befände  finden  bis  zu  einem  gewissen  Punkte  ein  evidentes 
Gcgeostflck  in  den  Tageblättern  der  Kranken,  welche  das  Unter- 
nchongsmaterial  der  trefflichen  Abhandlung  unserer  Kollegen  in  Rom 
bfldeten. 

Somit  sind  es  die  Vögel,  welche  uns  gestatteten,  einen  noch 
sieBlich  unklaren  und  vielfach  bestrittenen  Punkt  des  Malariaproblems 
m  erbten. 

Hier  in  wenigen  Worten  das,  was  wir  bis  jetzt  beobachten  konnten : 

1)  Viele  Vögel  zeigen  mehr  oder  weniger  zahlreiche,  sich  in  ver- 
schiedenen Entwickelungsstadien  befindende  oder  schon  zu  ihrer 
höchsten  Entwickelung  gelangte  Mondsicheln.  Diese  Mondsicheln 
gdiören  der  Gattung  Laverania  (nobis)  an  und  werden  von 
Bim  an  von  uns  Laverania  Danilewskyi  n.  sp.  genannt  werden ; 
sie  sind,  wie  jene,  bilateral  symmetrisch  mit  gleichen  vorderen  und 
hinteren  Enden  (Polen),  unterscheiden  sich  aber  hauptsächlich  da- 
durch, dass  beide  Enden  gewöhnlich  relativ  dick  sind  (was  besonders 
anfflUlt,  wenn  man  sie  mit  der  Laverania  malariae  nobis 
vergleicht)  und  dass  ihr  Pigment  niemals,  wie  in  denjenigen  der 
Menschen,  gleichmässig  um  das  Gentrum  geordnet,  sondern  häufig 
anregelmässig  verstreut  und  nicht  selten  auch  nur  in  der  Nähe  der 
beiden  Pole  der  Mondsicheln  erscheint. 

2)  Nicht  wenige  andere  Vögel  beherbergen  ausser  zahlreichen 
Mondsichelo  auch  in  spärlicher  Anzahl  jene  Formen,  welche  wir 
weiter  oben  mit  den  Hämamöben  verglichen  und  welche  wir  von 
nun  an  einfach  Hämamöben  nennen  werden  '). 

Sie  unterscheiden  sich  hauptsächlich  dadurch,  dass  fast  niemals  eine 
ihrer  Achsen  viel  länger  als  die  andere  ist  (sie  sind  homaxon,  d.  h. 
ce^trisch  gebaut);  im  Allgemeinen  streben  diese  Hämamöben  nach 
nnregelmässig  rundlichen,  fast  dreieckigen  Formen.  Gewöhnlich  ent- 
wickeln sich  die  Hämamöben  in  der  Nähe  der  Pole  und  die  Mond- 
sicheln an  den  Seitentheilen  der  rothen  Blutkörperchen. 

3)  Wenige  Vögel  bieten,  ausser  mehr  oder  weniger  spärlichen 
Mondsicheln,  auch  mehr  oder  weniger  zahlreiche,  oben  erwähnte 
Hämamöben  dar.  Wir  haben  noch  nie  einen  Vogel  angetroffen,  der 
nur  diese  Hämamöben  aufwies. 

4)  Wenn  die  Hämamöben  zahlreich  sind,  begegnet  man  fast 
immer  einigen  derselben  und  zuweilen  auch  sehr  vielen,  die  in  en- 
dogener Reproduktion  begriffen  sind.  Dieser  Vorgang  bewahrheitet 
sidä  bereits,  wenn  ein  grosser  Theil  des  rothen  Blutkörperchens  noch 
unversehrt  erscheint. 

Die  Reproduktion  verläuft  wie  im  Menschen,  indem  ein  mit 
Pigment  belasteter  Nucleus  de  reliquat  zurückbleibt.  In  einem 
jeden  Bluttropfen  finden  sich  häufig  Hämamöben   aller  Altersstufen. 


1)  Haemamoeba  praecox  der  fol(;enden  Note. 


406  Oraisi  and  Feletti, 

5)  Die  Mondsicheln  werden  unter  dem  Mikroskop,  wenn  bereit 
zu  genügender  Entwickelung  gelangt,  rund,  verseben  sich  mit  Geisseli 
und  erweisen  sich  mithin  als  identisch  mit  den  Oeisselträgern  (Greissei 
körpern)  der  Malaria,  wie  bereits  Danilewsky  beobachtet  hatte 
Für  die  Hämamöben  haben  wir  dies  nicht  bestätigen  können.  Aussei 
den  Oeisseln  stossen  die  abgerundeten  Mondsicheln  auch  jene  Kör 
perchen  aus,  welche  Celli  und  6  uarnieri  für  G  emmulae  hielten 
Wir  bestätigen  hiermit  auch  das,  was  schon  Danilewsky  bewahr- 
heitete, d.  h.  wir  haben  die  Existenz  der  Geisseikörper  im  zirku- 
lirenden  Blute  nicht  beweisen  können. 

6)  In  Sperlingen  finden  sich  Mondsicheln  von  hyalinem  und  ho- 
mogenem Aussehen  und  andere,  welche  ungemein  körnig  sind ;  etwas 
Aehnliches  zeigt  sich  auch  in  den  Mondsicheln  des  Menschen^ 
wenn  auch  weit  weniger  deutlich. 

7)  Die  Mondsicheln  haben  schon ,  bevor  sie  dunkle  Körner  ent- 
halten,  fast  die  Form,  welche  ihnen  ihren  Namen  gab ;  nur  wenn  sie 
noch  ganz  klein  sind,  sind  sie  von  den  Hämamöben  ununterscheidbar. 

8)  Entgegengesetzt  von  dem,  was  sich  im  Menschen  zeigt, 
weisen  nicht  wenige  Vögel  für  lange  Zeit  nur  zahllose,  zur 
höchsten  Entwicklung  gelangte  Mondsicheln  auf.  So  besitzen  wir 
z.  B.  9  Vögel,  welche  diesen  Befund  schon  seit  mehr  als  eioem 
Monate  darbieten  ^). 

9)  Wir  besitzen  keinen  Beweis,  dass  die  Mondsicheln  fähig  sind, 
sich  fortzupflanzen.  Bis  jetzt  ergaben  alle  unsere  Versuche,  die  Mond- 
sicheln von  einem  Vogel  auf  den  anderen  zu  verimpfen,  negative  Re- 
sultate^). Dass  die  oben  erwähnten,  in  endogener  Reproduktion 
(Segmentation)  begriffenen  Hämamöben  nicht  aus  den  Mondsicheln 
herrühren,  ist  klar. 

10)  Unsern  Voraussetzungen  entgegen,  ergab  die  UntersuchuDg 
der  Milz,  der  Leber,  des  Knochenmarkes,  der  Gehirngefässe  etc.  uns 
bis  jetzt  nichts  Neues. 

11)  Die  Mondsicheln  und  Hämamöben  enthaltenden  Vögel  stamnoeo 
aus  Malariaregionen  (Plaia,  Plana);  die  nur  Mondsicheln  Entfaalteoden 
können  auch  aus  Orten  stammen,  welche  an  die  Malariaregionen 
grenzen  (Gentrum  von  Gatania,  der  sogenannte  Borge  etc.). 

Wir  fanden  weder  Hämamöben  noch  Mondsicheln  in  vielen  Sper- 
lingen, welche  aus  nicht  malarischen  Orten  (z.  B.  auf  dem  Aetna) 
gefangen  wurden,  noch  fanden  wir  dieselben  in  an  nicht  maiarischen 
Orten  aufgezogenen  Tauben. 

12)  Auf  die  Frage,  ob  die  Formen,  welche  wir  in  dieser  Note 
Hämamöben  genannt  haben,  dem  Gyklus  der  Mondsicheln  und  mitbin 
anstatt  dem  Genus  Haemamoeba  dem  Genus  Laverania  ange- 
hören, können  wir  bis  jetzt  noch  keine  definitive  Antwort  geben. 

Gatania,  im  März  1890. 

1)  Dieser  ZusUnd  dauerte  mehr  als  8  Monate;  dann  yerscbwanden  die  grosseo  Mond- 
sicheln nnd  nach  einigen  Tagen  erschienen  deren  viele  kleine.    (Späterer  Zosati  der  Verff.) 

2)  Negativ  war  auch  das  Resaltat  eines  Experimentes,  in  welchem  wir  einen  Falken 
mit  stark  mit  Mondsicheln  infizirten  Sperlingen  nftbrten.  Ein  ähnliches  negatives  Ue- 
saltat  hatten  wir  anch  in  einem  Menschen,  der  mit  Laverania  malariae  geschwingcr- 
tes  Blut  trank.     Alle  diese  Experimente  bed&rfen  jedoch  der  Wiederholung. 


HalariAparAsiton  in  den  Vögeln.  407 

ip). 

Wir  können  dem,  was  wir  in  vorstehender  ersten  Note  gesagt, 
TOD  morphologischer  Seite  hinzufügen,  dass  auch  in  den  Malaria- 
IMrasiten  der  Vögel  sich  ein  Kern  befindet,  wie  in  denjenigen  der 
Menschen.  Diese  Thatsache  muss  auch  die  Skeptischsten  überzeugen, 
dass  es  sich  hier  wirklich  um  Parasiten  und  nicht  um  Alterationen 
d«r  rothen  Blutkörperchen  handelt,  um  so  mehr,  da  auch  in  den 
Vögeln  die  in  Rede  stehenden  Parasiten  das  Protoplasma  des  rothen 
Blutkörperchens  bewohnen^  und  der  Kern  folglich  scheinbar  unver- 
säat  zarückbleibt. 

In  systematischer  Beziehung  haben  wir  uns  jetzt  überzeugt,  dass 
in  den  Vögeln  zwei  verschiedene  Arten  existiren,  deren  eine  (schon 
Haemamoeba  in  unserer  ersten  Note  genannt)  dem  Genus 
Haemamoeba  zuzuschreiben  ist,  während  die  andere,  wie  schon 
in  derselben  Note  gesagt,  dem  Oen.  Laverania  angehört. 

Wir  werden  die  erste  Haemamoeba  praecox  nennen,  da 
sie  sich  frühzeitig  fortpflanzt;  die  zweite  wurde  schon  früher  von 
uns  Laverania  Danilewskyi  benannt. 

Die  Thatsachen,  welche  uns  bewogen,  die  zwei  in  Rede  stehen- 
den Formen  spezifisch  zu  unterscheiden,  sind  folgende: 

1)  Im  Monat  Februar  und  in  der  ersten  Hälfte  des  Monat  März 
waren  die  mit  Malariaparasiten  infizirten  Sperlinge  (aus  Catania, 
von  der  Plaia  und  der  Piana)  nicht  sehr  zahlreich,  ungefähr  20 ^/o. 
Nach  der  ersten  Hälfte  des  Monat  März  nahm  die  Zahl  der  Infizirten 
immer  mehr  zu  und  schon  Ende  April  waren  alle,  unbedingt  alle 
(wir  untersuchten  deren  mehr  denn  500),  mehr  oder  minder  infizirt; 
in  diesem  Zustande  erhielten  sie  sich  den  ganzen  Monat  Mai  hin- 
durch und  so  befinden  sie  sich  auch  noch  jetzt ,  im  Monat  Juni. 
(Wir  sprechen  hier  nicht  von  jungen,  in  diesen  Monaten  geborenen 
Sperlingen.  Siehe  weiter  unten.)  Es  infizirten  sich  also  eine  grosse 
Anzahl  von  Sperlingen  im  Frühling;  diese  neue  Infektion  hätte  uns, 
wenn  die  Hämamöben  wirklich,  wie  aus  der  Arbeit  von  G  a  n  a  1  i  s  her- 
vorgeht, die  erste  Periode  der  Mondsichelinfektion  darstellen ,  unbe- 
dingt Fälle  darbieten  müssen,  in  welchen  sich  nur  oder  doch  wenig- 
stens fast  nur  dieselben  Hämamöben  auffinden  liessen.  Dies  war  je- 
doch niemals  der  Fall.  Wir  können  sogar  hinzufügen,  dass  sämmt- 
liehe  von  uns  untersuchten  Sperlinge  Mondsicheln  beherbergten 
und  nur  einige  wenige  derselben  ausser  diesen  auch  noch  Häma- 
möben besassen. 

2)  In  den  Monaten  Mai  und  Juni  brüten  die  Sperlinge;  und 
doch  begegneten  wir  niemals  in  den  in  der  Entwickelung  begriffenen 
Eiern  und  in  der  noch  ganz  jungen  Brut  den  Malariaparasiten.  Wir 
fanden  sie  dagegen  in  einigen  wenigen  jungen  Sperlingen,  welche  noch 
im  Neste,  aber  bereits  flügge  waren;  am  häufigsten  fanden  wir  sie 
in  denjenigen  jungen  Sperlingen,  welche  das  Nest  schon  seit  einigen 


1)  Diese  sweite  und  die  folgende  dritte  Note  worden  im  Monit  April  in  der  Accad. 
Gioenia  in  Catania  mitgetheilt  und  mit  einigen  wenigen  Zusätzen  im  Bollett«  mensile 
den*  Accad.  Oioenia  di  Scienze  Natorali  in  CaUnia.  Fascicolo  XIV.  Ende  Juni  1890 
abgedruckt. 


408  Orasii  und  Feletti, 

Tagen  verlassen  hatten«  In  gewissen  Fällen  waren  sie  sehr  spärlich 
vertreten  und  wir  sahen  deren  Zahl  zunehmen,  nachdem  wir  die  sie  be- 
herbergenden Vögelchen  für  einige  Zeit  in  Käfigen  gefangen  gehalten 
hatten. 

Diese  Ansteckung  ist  ganz  gewiss  nicht  erblich,  sei  es  dod,  weil 
alle  ausgewachsenen  Sperlinge  Malariaparasiten  beherbeiigen  und  sich 
dagegen  nur  sehr  wenige  Junge  infizirt  erweisen,  sei  es,  weil  weder 
in  den  Embryonen,  noch  in  den  noch  iinreifen  Jungen  sich  jemals 
eine  Spur  von  den  in  Bede  stehenden  Parasiten  vorfinden  Iftsst 

Die  Ansteckung  kann  auch  nicht ,  wie  Danilewsky   aooimmt, 
während  der  Aufziebung  von  den  Eltern  auf  die  Jungen   übertragen 
worden  sein,  und  zwar  aus  den  soeben  erwähnten  Gründen  und  aocb 
weil  viele,  für  lange  Zeit  fortgesetzte  Versuche,  die  wir  gemacht,  in- 
dem wir  einen  nicht  infizirten  aber  infizirbaren  Circus   aerugi- 
nosus  (Danilewsky  rechnet  ihn  unter  die  der    malarischen  An- 
steckung am  meisten    unterworfenen  Formen)    mit    infizirten   Sper- 
lingen ratterten,  beständig  negative  Resultate  ergaben  ^).     Auch  be- 
merken wir,  dass  die  infizirten  (in  der  Piana  stattgehabte  Infektion), 
aber  in  nicht  malarischem  Orte  (Dniversitätsgebäude)    von    uns  ge- 
haltenen Tauben  stets  vollständig  von  Malariaparasiten   freie  Nach- 
kommen hatten. 

Die  beiden  obenerwähnten  Wege'  unbedingt  ausgeschlossen,  bleibt 
uns  nur  noch  ein  möglicher  Weg:  neue  Ansteckung  durch  die  Um- 
gebung. — 

Nun  wohl,  diese  neue  Ansteckung  fing  in  den  von  uns  gehaltenen 
dreissig  infizirten  Jungen  immer  nur  mit  Mondsicheln  an,  ohne  aaeb 
nur  ein  einziges  Mal  eine  Haemamoeba  aufzuweisen. 

3)  Beim  ersten  Anblick  lässt  die  obenerwähnte  Thatsache,  dass 
jene  wenigen  Sperlinge,  welche  Hämamöben  zeigten  auch  Mondsicheln 
beherbergten,    Zweifel  an  der  von  uns  behaupteten  Unterscheidan; 
der  Formen  entstehen.    Doch  erscheinen  diese  Zweifel  bald  als  unbe- 
gründet, wenn  man  sich  der  ungeheuren  Häufigkeit  der  Mondsicheln 
erinnert.    Wenn  sich  ein  bestimmter  Parasit  in  fast  allen  lodividueo 
einer  gewissen  Art  vorfindet  und  man  in  irgend  einem  zweiten  Indi- 
viduum einen  zweiten  mit  dem  ersten    koexistirenden  Parasiten  ent- 
deckt, ist  es  recht,  diesen  zweiten  für  einen  Verwandten  des  ersten  za 
halten  ?   Wenn  ja,  könnte  man  auch  die  Filaria-Embryonen  des  Blutes, 
welche  sich  in  20— 30^/o  der  Sperlinge   vorfinden,  zum    Entwicke- 
lungscyklus  der  Mondsicheln  rechnen.    Und  noch  mehr:  die  Taubeo 
lieferten  uns  stets  nur  Mondsicheln  und  niemals  Hämamöben.  Auch  in 
den  in  bestimmten  Orten  gefangenen  Sperlingen,  fanden  wir  niemals 
auch  nur  eine  Haemamoeba.  Viele  Monate  lang  im  Dniversitat^e- 
bäude  gehaltene  Tauben  und  Sperlinge  erhielten  sich  beständig  nur 
von  Mondsicheln  infizirt,  ohne  auch  nur  ein    einziges  Mal  irgeudwo 
eine  Haemamoeba  aufzuweisen.    Schliesslich  boten  uns,  wie  bereits 
weiter  oben  erwähnt  wurde,  die  jungen  Sperlinge  bis  jetzt  auch  nor 
Mondsicheln. 


1)  Im  Norember  1S90  wiederholten  wir  dies  Experiment  mit  yerschiedeoen  Banb- 
rSgeln,  aber  ebenfalli  eteU  mit  negativem  Besultat.     (Spftterer  Zosatz  der  Verfuser.) 


MalftrUparasiten  in  den  Vögeln.  409 

4)  Daas  die  erwachseneD  Mondsicheln  zu  HämamOben  werden 
Ubuiteo,  ist  leicht  aaszaschliessen, 

a)  weil  die  Mondsicheln  sich  in  der  Regel  an  einer  Seite  des  ro- 
tbeo  Blutkörperchens  entwi6keln  und  dann  nach  und  nach  die  beiden 
Pole  einnehmen ,  während  sich  die  Hämamöben  gewöhnlich  auf  die 
N&he  eines  Poles  beschränken. 

b)  weil  die  Haemamoeba  sich  theilt,  wenn  ein  grosser  Theil 
des  rothen  Blutkörperchens  noch  unversehrt  erscheint,  während  die 
Mondsichel  in  ihrer  höchsten  Entwickelung  nur  den  Kern  des  rothen 
Bladiörperchens  unversehrt  lässt. 

5)  Nach  dem,  was  wir  unter  4)  gesagt,  ist  nur  noch  eine  Diskus- 
sioD  Aber  die  Möglichkeit,  dass  die  Hämamöben  und  die  Mondsicheln 
swei  verschiedene  Formen  ein  und  desselben  Wesens  seien,  zulässig; 
es  handelte  sich  alsdann  um  eine  Dimorphie. 

Kaum  ist  das  Gymnosporenstadium  überschritten,  so  werden  die 
Laveranien  mehr  oder  weniger  deutlich  bilateral  symmetrisch  und 
bleiben  die  Hämomöben  homaxon :  die  gedachte  Dimorphie  wäre  somit 
Kbr  auffallend. 

Um  diese  jedoch  annehmen  zu  können,  finden  wir  kein  günstiges 
Argument,  wohl  aber  spricht  sehr  vieles  dagegen. 

Das  hauptsächlichste  widersprechende  Argument  ist  die  That- 
8adie,  dass  beide  Formen  in  ein  und  demselben  Sperling  Monate  lang 
mit  dnander,  koexistiren  können  (in  einigen  unserer  Fälle  bestehen  sie 
mi  mehr  als  drei  Monaten).  Wäre  wenigstens  eine  Form  einge- 
kapadt  und  die  andere  nicht,  so  könnte  man  denken,  dass  jene,  das 
Bedürbkiss  nach  langer  Ruhe  und  diese  den  Mangel  eines  solchen 
Bedürfnisses  repräsentire.  Aber  diese  Formverschiedenheit  fand  sich  nie. 

Es  ist  wahr,  dass  wir  in  den  von  uns  hier  im  Dniversitätsge- 
b&ode,  d.  h.  also  in  einem  nicht  malarischen  Orte,  gehaltenen  Vögeln 
maochmal  die  Hämamöben  spärlich  werden  und  die  Mondsicheln  zahl- 
reich bleiben  sahen.  Doch  darf  uns  dies  nicht  in  Erstaunen  setzen, 
Bschdem,  was  wir  von  den  Mondsicheln  und  den  Hämamöben  im 
Menschen  wissen. 

Andererseits  ist 

I.  die  Verminderung  der  Hämamöben  nicht  von  einer  entspre- 
chenden Vermehrung  der  Mondsicheln  begleitet ; 

IL  vermindern  sich  zuweilen  nicht  nur  die  Hämamöben,  sondern 
auch  die  Mondsicheln  (dies  letztere  geschieht  leicht  in  der  Emberiza 
miliaria); 

ni.  werden  die  Mondsicheln  in  diesen  Verminderungsfällen  nach 
%plO  Tagen  wieder  so  zahlreich,  wie  zuvor,  und  zuweilen  geschieht 
dies  auch  mit  den  Hämamöben. 

IV.  Als  wir  die  vorherstehende  Note  veröffentlichten,  waren  wir  noch 
im  Zweifel  über  den  unterschied  der  Formen,  schon  darum,  weil  uns 
die  Beweise  der  Fortpflanzung  der  Mondsicheln  im  Körper  der  Vögel 
noch  fehlten.  Diese  Beweise  hatten  wir  später  und  sind  dieselben 
sehr  deutlich. 

(Fortaetsnng  folgt.) 


410  MftUria. 


Referate. 


Antollsei,  L'ematozoo  della  quartana.  (Riforma  medica. 
1890.  No.  12  u.  13.) 

Diese BeobachtungeD  Antolisei's  bestätigen  im  Allgemeinen,  was 
6 ol gi  bezQglich  der  Evolutionspbasen  der Quartanfieber-Parasiten  an- 
gegeben hat,  nyr  mit  dem  Unterschiede,  dass  nach  A.  die  Theilungsphaae 
stets  einige  Stunden  vor  dem  Fieberanfall  statthabe,  und  dieser  nicht 
durch  die  Invasion  der  neuen  Parasiten  in  die  rothen  Blutkörper- 
chen bestimmt  Yi^erde,  sondern  durch  die  Infektion  des  Blutes  mittelst 
der  bei  der  Tbeilung  der  reifen  Amöben  freigewordenen  Sporen. 
Die  Intensität  des  Fiebers  würde  demnach  im  Verhältniss  zur  Zahl 
der  Parasiten  stehen,  aber  genauer  gesagt  stände  sie  im  Verhältniss 
zur  Quantität  der  in  Tbeilung  begriffenen  Formen,  die  sich  im  zirka- 
lirenden  Blute  befinden. 

A.  hat  sodann  beobachtet,  dass  in  einigen  Fällen  von  Febris 
subcontinua  der  Quartanfieberparasit  seinen  Entwickelungscyklus 
schneller  durchläuft  und  zur  Sporulation  gelangt,  ehe  er  das  ganze 
rothe  Blutkörperchen  zerstört  hat,  wenn  er  kaum  einige  Pigment- 
körnchen enthält.  Bordoni-Dffreduzzi  (Turin). 

Antollsei^  Suir  ematozoo  della  terzana.  (Riforma  medica. 
1890.  No.  26  u.  27.) 

Die  Beobachtungen  An toli sei's  betreffs  der  Malariaparasiten 
des  Tertianfiebers  weichen  etwas  von  jenen  Golgi's  ab.  Nach  A. 
sollen  die  pigmentirten  Formen  des  Tertianfiebers,  statt  kleiner  zu 
sein,  als  die  des  Quartanfiebers,  zuweilen  sogar  die  doppelte  Grösse 
der  rothen  Blutkörperchen  haben  und  soll  sich  der  Entwickelungscy- 
klus des  Parasiten  beim  Tertianfieber  vorzugsweise  in  den  Organen 
vollziehen,  statt  im  zirkulirenden  Blute,  wie  dies  beim  Quartanfieber 
der  Fall  ist.  (Verf.  sagt  nicht,  worauf  er  diese  seine  Ansicht  stützt.  Ref.) 

A.  hat  beobachtet,  dass  bei  einigen  pigmentirten  Formen  des 
Tertianfiebers  eine  Umbildung  des  Protoplasmas  in  lauter  kleine, 
glänzende  Kügelchen  mit  deutlichen  Umrissen  und  dazwischen  lie- 
gendem Pigment  erfolgt.  Zuweilen  treten  aus  diesen  Körpern  Proto- 
plasmafäden heraus  und  so  entstehen  die  geisseiförmigen  Körper  L  a- 
voran 's.  Solange  diese  Bildung  kleiner  Kügelchen  fortdauert,  ist 
das  Protoplasma  in  thätiger  Bewegung  und  wenn  die  ganze  Proto- 
plasmamasse in  einen  Kugelhaufen  umgebildet  ist,  hört  jede  Bewe- 
gung auf.  A.  meint  nun,  dass  dieser  Vorgang  das  Absterben  des 
Parasiten  darstelle  und  dass  die  geisseiförmigen  Körper  eine  patho- 
logische Form  desselben  seien.       Bordoni-Uffreduzzi  (Turin). 

AntoUsel  e  Angelini,  Nota  sul  ciclo  biologico  delTema- 
tozoo  falciforme.    (Riforma  medica.  1890.  No.  54,  55  u.  56.) 
Verff.    bestätigen,    was  bereits  durch  die  Beobachtungen   Ga- 
nalis', Gelli's  und  Marchiafava's  bewiesen   worden  ist,    dass 


MalftrU.  41X 

äeh  nftmlich  bei  den  unregelmässigen  iDtermittirenden  Fiebern,  ^  die 
im  Sominer  und  im  Herbste  vorherrschen,  im  Blute  eine  besondere 
Malaria- Parasiten  Varietät  findet,  die  von  der  des  Tertian-  und  Quartan- 
tiebers verschieden  ist  und  sich  durch  die  Halbmondformen  Lave- 
ras^k  unterscheidet  Wie  Canalis  beobachtet  hat,  so  haben  auch 
Yerffl  bestätigt,  dass  dieselbe  Varietät  zuweilen  ihren  Entwicke- 
luDgscyklus  schnell  durchläuft  und  alsdann  von  der  Phase  der  nicht 
IHgioeDtirteii  Amöbe  zu  jeuer  der  rundlich  geformten  mit  einem  ein- 
xigeQ  Pigmenthaufen  und  zur  Sporulationsphase  übergeht,  oder  die 
Spomlation  auch  erfolgt,  ehe  der  Parasit  eine  Pigmentspur  aufweist, 
dass  aber  zuweilen  auch  die  Entwickelung  eine  langsamere  ist  und 
der  Parasit  alsdann  zur  Spindel-  oder  Halbmondform  gelangt,  ehe 
«r  sich  reproduzirt.  Diese  letzteren  Formen  finden  sich  eher  in  dem 
aus  der  Milz  extrahirten  Blute,  als  im  zirkulirenden  (aus  dem  Finger 
estrahirteD).  Im  Blute  der  Milz  trifft  man  immer  mehr  Entwicke- 
luagsphasen  an,  als  in  dem  des  Fingers,  und  im  Allgemeinen  herr- 
schen dort  die  vorgeschrittensten  (nicht  pigmentirten)  Entwickelungs- 
formen  und  die  Sporulationsformen  vor. 

Bordoni-Dffreduzzi  (Turin). 

Ihmilewsky,  B.,  Ueber  die  Mikroben  der  akuten  und 
chronischen  Malariainfektion  bei  Vögeln,  (pönales 
de  rinstitut  Pasteur.  1890.  No.  12.) 

Die  Reihe  seiner  hochinteressanten  Studien  über  Blutparasiten 
verschiedener  Wirbelthiere  hat  B,  Danilewsky  durch  den  Befund 
einer  akuten  Malariakrankheit  bei  einigen  Vögeln  vervollständigt 

EDlsprechend  dem  menschlichen  Sumpffieber,  welches  sich  in  seiner 
akuten  Form  durch  amöboid  gestaltete,  pigmentlose,  sowie  pigment- 
haltige Parasiten,  welche,  der  Tbeilung  fähig,  ein  gänseblumenähn- 
liches Stadium  durchlaufen,  charakterisirt,  während  es  in  seiner  chro- 
nischen Form  sich  durch  den  Parasitismus  von  halbmondförmigen  Kör- 
pern (Pseudovermiculi  von  Danilewsky  oder  Laverania  von 
Grassi  und  Feletti)  und  geisseltragenden  Stadien  (Polymitus 
Dan.)  auszeichnet,  kommen  beide  Arten  analoger  Erkrankungen  auch 
bei  den  Vögeln  vor.  Neben  dem  analogen  Befunde  von  Blutpara- 
fliten  zeigen  die  beiden  Malariaformen  auch  eine  Analogie  in  Bezug 
auf  den  Krankheitsverlauf.  So  z.  B.  zeigen  die  an  chronischer  Ma- 
laria erkrankten  Vögel  keine  Temperaturerhöhung  und  erscheinen  in 
ihrem  Habitus  und  Gewohnheiten  den  normalen  Thieren  vollkommen 
gleich,  weshalb  sie  auch  früher  vom  Verf.  als  „gesunde"  ange- 
sprochen wurden. 

Während  diese  chronische  Malaria  der  Vögel  vom  Verf.  bereits 
früher  näher  studirt  worden  ist,  konnte  derselbe  erst  kürzlich  eine 
akute  Krankbeitsform  bei  diesen  Thieren  auffinden.  Die  dabei 
beobachteten  Parasiten  sind  denjenigen  ganz  analog,  welche  bei 
der  Febris  tertiana  oder  quartana  des  Menschen  bekannt  geworden 
sind.  Die  Temperatur  des  erkrankten  Vogels  steigt  um  1 — 1,5^  C 
und  mehr;  er  verliert  den  Appetit,  wird  schläfrig  und  theilnahmslos ; 
«eine  Befiederung  verdirbt  und  bisweilen  treten  sogar  Krämpfe  auf. 
Der  Vogel  wird  auffällig  krank,   zumal   er  auch  an  Gewicht  ver- 


412  Halaria. 

liert  Diese  Krankheitssymptome  gehen  parallel  mit  der  VermehruDg 
der  Parasiten.  Der  ganze  Cyklus  verläuft  ungefähr  in  4 — 6  Tagen 
und  endigt  mit  spontaner  Heilung,  welche  durch  das  Verschwinden 
der  Mikroben  aus  dem  Blute  resp.  durch  das  Zurückgehen  zur  Non& 
dokumentirt  wird.  Indessen  gehen  auch  einige  erkrankte  Vögel  zu 
Grunde,  und  zwar  gerade  während  der  Periode  der  stärksten  Ver- 
mehrung der  Parasiten. 

Im  Beginn  der  Erkrankung  erscheint  der  in  den  rotbeo  Blut- 
körperchen befindliche  Mikrobe  in  Gestalt  eines  kleinen  unbeweglichen 
Körperchens  (Pseudovakuole D anile  wsky)  von  einer  unregelmäsaigen^ 
eckigen  oder  abgerundeten  Form  und  dabei  ohne  Melaninkörnchen.  Das 
Fehlen  amöboider  Bewegungen  zeigt  den  auffallendsten  Unterschied 
von  dem  entsprechenden  Stadium  des  menschlichen  Malariaparasiten. 

Am  zweiten  Krankheitstage  erscheinen   die  endoglobulären  Mi- 
kroben bedeutend  vergrössert  und  bereits  melaninhaltig ;   am  dritten 
oder  vierten  Tage  sammeln  sich  die  Melaninkörnchen  zu  einem  cen- 
tralen Haufen,  worauf  nun  die   Vermehrung  des    Parasiten   erfolgt 
Es  bilden  sich  in  dem  letzteren  radiär  verlaufende  Furchen,  welche^ 
sich  in  die  Substanz  vertiefend,  denselben  in  mehrere  Sprösslinge  theileu. 
Die  Zahl  der  letzteren  beläuft  sich  auf  8—10,  nicht   selten  aber  20 
und  mehr.    Der  ganze  Sporenhaufen  erscheint  nunmehr  gänseblumeo- 
artig  oder  auch  maulbeerförmig.    Die  Theilungssprösslinge  halten  sich 
nicht  Itinge  zusammen,  sondern  gehen  bald  aus  einander  und  gelangen 
dann  in  freiem  Zustande  in  das  Blutplasma.    Solche  freien  „SporeD** 
erscheinen  in  Form  sehr  kleiner,  ovaler  oder  rundlicher  Körperchen 
mit  einem  scharfen,  an  den  Polen  verdickten  Kontour.    Im  Ganzen 
zeigen  solche  Sporen  grosse  Aehnlichkeit  mit  denjenigen  einiger  Spo- 
rozoen (der  Sarko-,  besonders  aber  der  Mikrosporidieo). 

Die  Ausbildung  der  halbmondförmigen  und  geisseltragenden 
Formen  aus  ursprünglich  ganz  gleichen  rundlichen  Körpereben 
(PseudoVakuolen)  nimmt  bei  einigen  Vögeln  gewöhnlich  mehr  Zeit  in 
Anspruch  (6 — 7  Tage),  als  die  Entwickelung  der  Parasiten  der  akuten 
Fieberform.  Bei  der  Elster  und  der  Saatkrähe  verläuft  dagegen  die 
ganze  Krankheit  in  einer  fünftägigen  Periode,  nach  deren  Ablauf  die 
Zahl  der  Blutparasiten  sich  rasch  vermindert  In  anderen  Fällen 
bleiben  freilich  die  Laverania-  und  Polymitusformen  längere 
Zeit,  bis  20  Tage,  im  Blute,  worauf  sie  schliesslich  doch  verschwinden. 
Nach  einer  kürzeren  oder  längeren  Pause  kommen  die  Parasiten  von 
Neuem  zum  Vorschein,  so  dass  eine  bestimmte  Periodizität  der  Er- 
scheinungen unbedingt  angenommen  werden  muss. 

Im  Ganzen  sieht  Verf.  in  seinen  bei  Vögeln  gemachten  Befunden 
eine  Bestätigung  seiner  früheren  Ansicht  von  der  nahen  Verwandt- 
schaft der  Parasiten  des  menschlichen  Sumpffiebers  und  der  Malaria 
der  Vögel,  so  dass  beide  in  ein  und  dasselbe  Genus  untergebracbt 
werden  müssen.  Obwohl  die  Frage,  ob  die  halbmondförmigeD ,  die 
geisseltragenden,  die  gänscblumenähnlichen  und  kugeligen  Formen 
nur  Stadien  eines  und  desselben  Organismus  oder  verschiedene 
Spezies  repräsentiren,  zur  Zeit  noch  nicht  entschieden  werden  kann» 
so  neigt  der  Verf.,  und  wohl  mit  Recht ,   der  ersteren  Ansiebt  zo. 

El.  Metschnikoff  (Paris). 


6ftl]«nbla8«Dentsfindang.  —  Sympathische  Ophthalmie.  413 

Mlkert  A.9  etOIrode«  J.»  Gontribatioo  ä  T^tude  bact^rio- 
logique  des  voies  biliaires.  (La  Sem.  in4d.  X.  1890.  No.  58.) 
Die  Verff.  hatten  Gelegenheit,  2  F&Ile  von  eitriger  Gallenblasen- 
eotzOnduDg ,    die   im  Verlauf  von    Gallensteinkrankheit   entstanden 
waren,  bakteridogisch  zu  untersuchen.    Bei  der  einen  Kranken  schnitt 
Brocat  mit  Erfolg  die  Gallenblase  heraus.     Die  andere   ging  un- 
nittelbar  nach  ihrer  Aufnahme  ins  Krankenhaus  zu  Grunde;  bei  der 
Autopsie  fand  sich  nicht  allein  die  Gallenblase,    sondern   auch   die 
grosseo  und  kleinen  Gallengänge  mit  Gallensteinen  und  Eiter  ange- 
füllt.   In  beiden  Fällen  konnten  die  Verff.  nur  einen,  und  zwar  den- 
adben   Mikroorganismus  aus  dem  Eiter  züchten,  der,   wie  sich  bei 
Kulturen  auf  festen  und  flüssigen  Nährböden  unzweifelhaft  ergab,  mit 
dem  Es  eher  ich 'sehen  Bacterium  coli  commune  identisch  war. 
Vermuthlich  finden  sich  für  gewöhnlich  in  den  Gallenwegen  keine 
Mikroorganismen,    wenigstens  haben    die  Verff.  bei  allen  gesunden 
Thieren,  die  sie  zum  Zweck  dieser  Untersuchung  tödteten,  keine  Mikro- 
organismen in  der  Gallenblase  gefunden.  Unter  8  menschlichen  Leichen, 
die  sie  24  Stunden  nach  dem  Tode  öffneten,  fanden  sie  nur  zweimal 
Mikroorganismen  in  der  Gallenblase,  mussten  es  aber  natürlich  unent- 
schieden lassen,  ob  sie  schon  während  des  Lebens  dort  waren   oder 
ob  sie  erst  nach  dem  Tode  eingewandert  sind.    Doch  vermuthen  sie, 
dass  alle  schweren  oder  tödtlichen  Krankheiten,  welche  eine  Vermin- 
derung oder  eine  Veränderung  der  Galle  herbeiführen  oder  mit  einer 
Herateetzung  der  Kontraktilität  der  Gallenwege  verbunden  sind,  das 
Eindringen  von  Darmbakterien  begünstigen.    Sie  fanden  aber  auch,  ab- 
weichend   von   dieser   Annahme,    bei    einem  Fall   von  Typhus  mit 
CiioteG7%titis  diese  Veränderung  bedingt  durch   den   Typhusbacillus 
nnd  nicht  durch  Darmbakterien. 

Die  günstigste  Bedingung  für  das  Eindringen  von  Darmbakterien 
in  die  Giülenwege  wird  durch  mechanische  Behinderung  der  Gallen- 
bewegung, zumal  durch  Gallensteine,  gegeben. 

Dass  übrigens  das  Eindringen  des  Esche rich'schen  Bacillus 
in  die  Gallenblase  nicht  nothwendig  eitrige  Entzündung  derselben  be- 
dingen muss,  lehrt  die  Beobachtung,  dass  die  Verff.  in  einer  wegen 
Cholelithiasis  herausgeschnittenen  Gallenblase  grosse  Mengen  dieses 
Mikroorganismus  fanden,  ohne  sonstige  krankhafte  Veränderungen. 
(Soc  de  Biol.  27.  Dez.  1890.)  M.  Kirchner  (Hannover). 


Limboarg  und  Levy,  Untersuchungen  über  sympathische 
Ophthalmie.  [Aus  dem  Laboratorium  der  medicinischen  Klinik 
und  der  Augenklinik  zu  Strassburg.]  (Archiv  für  experimentelle 
Pathologie  und  Pharmakologie.    Bd.  XXVIII.  Seite  153.) 

Verff.  versuchten,  an  Thieren  die  sympathische  Ophthalmie  künst- 
lich zu  erzeugen. 

In  vier  Fällen  von  sympathischer  Ophthalmie  beim  Menschen 
gelang  es  ihnen,  eine  und  dieselbe  Staphylococcusart  reinzu- 
züchten,  darunter  einmal  in  Mischinfektion  mit  Streptokokken. 

Die  vorgefundenen  Staphylokokken  stimmten  mit  dem  S  taphyl  o- 
coccus  cereus  albus  von  Rosenbach  überein. 

IX  Bd.  27 


414  Sympathische  Ophthalmie.  —  Bakterien  in  den  Lfoobieo. 

Ausser  mit  diesen  Staphylokokken  experimentirten  Verff.  auch 
noch  mit  dem  Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  albus 
und  einem  noch  nicht  beschriebenen  Bacillus,  ferner  mit  dem  Diplo- 
coccus  pneumoniae  Fraenkel,  mit  Staphylokokken  anderer 
Provenienz  und  einem  pyogenen  Bacillus,  welcher  von  Li  e  v  y  in  einem 
Falle  von  Pyämie  im  Blute  gefunden  worden  war.  (Vgl.  dieses  Gen- 
tralblatt.  Bd.  VII.) 

Im  Ganzen  wurden  25  Kaninchen  und  17  Meerschweinchen  theils 
In  den  Glaskörper,  theils  in  die  vordere  Augenkammer  geimpft. 

Allgemeininfektion  wurde  nur  selten  bei  den  Versuchstbieren 
beobachtet,  nur  in  einigen  Fällen  bedeutende  Veränderungen  in  der 
Umgebung  des  Auges.  Die  Reaktion  war  in  hohem  Orade  von  der 
Virulenz  der  injizirten  Mikroorganismen  abhängig. 

In  den  Sehnervenbahnen  konnten  durch  Kulturen  niemals  Mi- 
kroorganismen nachgewiesen  werden. 

Nach  den  bisherigen  Untersuchungen  ist  man  nicht  berechtigt, 
eine  bestimmte  Bakterienart  als  spezifische  Ursache  der  sympathischen 
Ophthalmie  anzusehen.  D  i  1 1  r  i  c  h  (Prag). 


Artemieff,  Ueber  die  mikro-  und  bakterioskopiscbe 
Untersuchung  der  Lochien.  (Zeitschrift  für  Geburtshfllfe 
und  Gynäkologie.    Band  XVII.  Heft  2). 

Verf.  untersuchte  die  Lochien  gesunder  Wöchnerinnen  in  den 
ersten  neun  Tagen  des  Wochenbettes  und  kam  dabei  zu  folgenden 
Resultaten : 

1)  Die  Lochien  gesunder  Wöchnerinnen  bestehen  aus  rothenBlut* 
körperchen,  Locheiocyten,  Plattenepithel,  Schleimkörperchen  und  fettig 
degenerirten  Zellen. 

2)  In  den  ersten  Tagen  des  Wochenbetts  prävaliren  die  rotben 
Blutkörperchen  (Lochia  rubra),  darauf  nimmt  nach  und  nach 
ihre  Zahl  ab  (Lochia  serosa)  und  die  der  Locheiocyten  zu,  die 
am  siebenten,  achten  und  den  folgenden  Tagen  den  Hauptbestand- 
theil  der  Lochien  bilden  (Lochia  alba),  nnr  mit  Beimischung  von 
Plattenepithel,  Schleimkörperchen  und  fettig  degenerirten  Zellen. 

3)  In  den  meisten  Fällen  ist  die  Reaktion  der  Lochien  anfangs 
neutral,  später  (am  7.,  8.  und  an  den  folgenden  Tagen)  wird  sie  schwach 
sauer.  Bei  schwangeren  Frauen  war  die  Sekretion  der  Scheide 
immer  von  saurer  Reaktion. 

4)  Eiterkörperchen  in  den  Lochien  sind  als  pathologisches  Pro- 
dukt zu  betrachten,  da  normale  Lochien  vollkommen  gesunder  Wdcb- 
nerinnen  sie  nicht  enthalten. 

5)  Locheiocyten  und  Eiterkörperchen  sind  durch  ihre  Grösse 
leicht  von  einander  zu  unterscheiden;  die  ersteren  sind  gleich  12—14^, 
die  letzteren  kommen  gleich  8~9/i. 

6)  Bei  Färbung  sowohl  von  Präparaten  aus  Eiter,  als  auch  von 
solchen  aus  Lochien  erscheinen  die  Locheiocyten  als  aus  intensiv  ge- 
färbten Kernen  (2,  3,  4  und  mehr),  von  einem  hell  und  deutlich 
markirten  Kreise  umgeben,  bestehend,  während  die   Eiterkörperchen 


Dennatophilas  penetrtns.  —  Holostomiden.  415 

mlbÜUidig  gefärbt  erscheineo  nnd  in  ihrem  Protoplasma  nicht  die 
Gegenwart  von  Perekörperchen  entdecken  lassen. 

7)  Die  Lochien  vollkommen  gesunder   Wöchnerinnen  enthalten 
käse  Mikroorganismen.  Dittrich  (Prag), 

Cttronado, E»  Y«,  Dermatophiluspenetrans  de  los  paises 
cilidos-Nigua.  (Grönica  m6dico-quirürgica  de  la  Habana.  1890. 
April.) 
Nach   Aufz&hlung  der  verschiedenen  Namen,   unter  denen  der 
Sandfloh  bei  Weissen,  Rothen  und  Schwarzen   bekannt  ist  und  Kon- 
statirung,   dass  es  auf  der  Insel  Guba  kaum  eine  Stelle  gibt,  wo  das 
Insekt  nicht  vorkäme  und  dass  die  Anzahl  desselben  auf  dem  sog. 
staabrothen  Boden    geradezu   ungeheuer    ist,   beschreibt  Verf.    das 
Thierchen  des  genaueren,   wobei  er  auf  die  bekannte  Thatsache  auf- 
merksam macht,  dass  nur  das  harmlose  Männchen  dem  gewöhnlichen 
Floh  gleicht,  während  das  Weibchen  viel  heller  ist.    Er  gibt  an,  dass 
das  Weibchen  zwar  für  seine  Eier  einen  Wirth  im  Körper  irgend  eines 
Thierea,    besonders  des  Schweines   und  der  Maus,   dann  auch  des 
Hundes  nnd  des  Afifen  sowie  des  Menschen   ohne  Unterschied  der 
Rasse  sucht,  die  Vermehrung  aber  nicht  an  diesen  Parasitismus  ge- 
bunden ist,  da  das  Insekt  sich  zu  Tausenden  im  Staube  längst  ver- 
lassener Wohnungen  findet.    Dann  beschreibt  Verf.  die  Pathologie 
des  durch  das  Insekt  hervorgerufenen  Zustandes  und  unterscheidet 
dabei  das  Stadium  des  Eindringens,  des  Brütens  und  des  Ausstossens 
der  Brut.  Krankheitserscheinungen  werden  gewöhnlich  dadurch  nicht 
hervorgerufen,   besonders  nicht  bei   den  sog.  „Flohmatzen",  die  ihre 
Nester  an  Füssen,  Händen,  Scrotum,  Nabel  etc.  ruhig  dulden.    Da- 
gegen kommen  allerlei  Wundkrankheiten,  selbst  Starrkrampf,  dann 
häufig  zur  Beobachtung,   wenn   ungehörige  Entfernungsversuche  mit 
ui^reinen  Händen  und  Instrumenten  gemacht  werden.  Die  beste  Behand- 
lung ist  die  antiseptisch  chirurgische  Ausziehung  der  einzelnen  Sand- 
flöhe.   Bei  bedeutender  Anzahl  haben  Verf.  Sublimatbäder,  zweimal 
täglich  drei  bis  vier  Tage  nach  einander  oder  auch  Einreibungen  mit 
2%  Karbolvaselin  gute  Dienste  geleistet.    Volksmittel  sind  Terpen- 
tinU  und  Petroleum.    Wirksame  Vorkehrungsmaassregel  ist  das  Fort- 
schwemmen alles  Staubes  durch  reichliches  Begiessen  des  Bodens. 

Sentinon  (Barcelona). 

Brandes,  0^.,  Die  Familie  der  Holostomiden.    (Zoologische 
Jahrbücher,  Abtheilung  für  Systematik  etc.  Band  V.  Heft  4.  p.  549— 
604.    Mit  3  Tafeln.) 
Diese  Trematodenfamilie  ist  durch  Ausmündung  der  männlichen 
und  weiblichen  Geschlechtswege  am  hinteren  Körperpole  sowie  durch 
EntWickelung  eines  sehr  eigenthümlich  und  mannigfaltig    gebauten 
Haftapparates  und  eines  mit  ihm  in  Verbindung  stehenden  Drüsen- 
komplexes unterhalb  des  Bauchsaugnapfes  scharf  charakterisirt.    Auch 
die  Gliederung  in  3  Unterfamilien  ergibt  sich  nach  den  Resultaten 
der    anatomischen   Untersuchung   des  Hattapparates  sehr  zwanglos, 
da    derselbe   nach   3   leicht  aus  einander  zu  haltenden  Prinzipien 

27* 


416  UntcrsaebungsmethodeD,  Inttrament«  etc.  —  Sthnt%lmpiting  etc. 

gebaut  ist  Die  Diplostomeen^) mit  dem  Genus  Diplos  tomum^] 
und  Polycotyle  umfassen  Formen,  bei  denen   der    Haftapparat  li 
Form  einer  mit  drüsigen  Papillen  besetzten  Höhle  auftritt.    Dasselbe 
Organ  stellt  bei  denHemistomeen(6enusHem  istomam  SSpecies) 
einen  massiven  Zapfen  dar,  der  durch  üebergreifeu  seiner  mehr  oder 
weniger  lamellösen  Ränder  zum  Anheften  geschickt  ist,   wfthrend  die 
Holostomeen  (Oen.  Holostomum)')  ein  sehr  komplizirtes  Ge- 
bilde aufweisen,  bestehend  aus  einem  bedeutend    eotwickelten,   tief 
ausgehöhlten   und  mannigfach  zerschlitzten  Zapfen    mit   einer  cjlm- 
drischen  Umhüllung,  die  als  durch  Verwachsen  der  Ränder  des  abge- 
platteten vorderen  Körpertheiles  entstanden  zu  denken  ist.     Beträb 
der  weiteren  Anatomie,  der  Entwickelungsgeschichte    und   der  syate- 
matischen  Details  sehe  man  die  Arbeit  selbst  ein. 

6.  Brandes    (Halle  a.  8.). 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Aletli,  Q.f   Metode  di  colorazione   dei  bacilli  della  tabercolo»!  nel  latte.     (BaUett.  d.  r. 
Accad.  med.  di  Roma.  1890.  No.  6/7.  p.  428—480.) 


Schutzimpfung,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Bndmer,  H.,  Die    chemische    Reizbarkeit    der  Leuko- 
cyten    und    deren    Beziehung    zur    Entzündung   ood 
Eiterung.    [Nach  einem  Vortrage  in  der  morphologisch-physio- 
logischen Gesellschaft  zu  München  am  11.  November  1890.]  (Berlioer 
klin.  Wochenschr.  1890.  No.  47.) 
Die     hier    mitgetheilten ,    in    Gemeinschaft    mit    Friedrich 
Lang    und     Friedrich    Römer    ausgeführten    Untersuchungen 
schliessen  sich  an  jene  des  Verf.'s  über  pyogene  Stoffe  in  der  Bak- 
terienzelle (Berl.  klin.  Wochenschr.  1890.  No.  20)  an. 

Bereits  durch  Leber,  Massart  und  Bordet  und  Gabrit- 
schewsky  ist  nachgewiesen  worden,  dass  die  Emigration  der Leako- 
cyten  und  ihre  AnhäufuDg  am  Entzündungsherde   durch  anlockende 

1)  Nach  den  Abmachangen  auf  dem  iDternationaJen  Kongress  (Paris  1889)  wird  die 
Endang  i  d  a  e  fSr  die  Familie  und  die  Endang  e  a  e  für  die  ünterfamilie  angewendet 

2)  Hierbei  ist  sa  bemerken ,  dass  dieses  Genas  Diplostomam  mit  8  SpeeiM 
nen  ist  und  nichts  zn  than  hat  mit  dem  yon  v.  Nordmann  aufgestellten ,  du  j«tit 
anssumersen  ist,  da  es  in  Unkenntniss  der  Sachlage  für  Jugendstadien  von  Holotto- 
m  i  d  e  n  geschaffen  wurde,  die  am  besten  sämmtlich  alsTetracotyle  beseiclioet  rerdeo* 

8)  28  Species.  Auch  das  Diesing'sche  Genus  Eustemma  ist  eine  Holo- 
st o  m  n  m  -  Species. 


I 

L 


Sebotaiiiipfiiiig,  kdastl.  lofaktionskrankheiten,  EntwiokelongshemmuDg  etc.      417 

chemische  Reize,  die  von  hier  ausgehen,  bedingt  ist  (Chemo- 
taxis [Pfeffer]).  Aus  den  genannten  Versuchen  hat  man  auch 
erfduren,  dass  Bakterienkulturen  am  stärksten  von  allen  geprüften 
SribstaDzen  anlockend  auf  Leukocyten  wirken.  Entgegen  der  gewöhn- 
Uen  Annahme,  dass  die  Zersetzungsprodukte  der  Bakterien  die 
Ikager  der  chemotaktischen  Wirkung  seien,  hat  Verf.  in  der 
Mheren  Mittheilung  gezeigt,  dass  diese  Eigenschaft  den  E  i  w  e  i  s  s  - 
körpern  des  Inhaltes  der  Bakterienzeile  zukommt. 

In  analoger  Weise,  wie  früher  aus  Kulturen  von  Fried- 
Ifinder^s  Pneumobacillus,  suchte  Verf.  Proteine  aus  anderen  Kul- 
toren  nach  Nencki's  Verfahren  zu  erhalten.  Nicht  aus  allen  Bak- 
terienuten  konnten  die  Eiweisskörper  durch  stark  verdünnte  Kali- 
lauge in  genügender  Menge  extrahirt  werden.  Die  beste  Ausbeute 
an  Protonen  wurde  aus  Kartoffelkulturen  des  B.  pyocyaneus  er- 
halten. Die  Vegetation,  mit  etwas  Wasser  und  dem  ca.  50  fachen 
(X5^/o  Kalilauge  in  der  Reibschale  verrieben,  quillt  zu  einem  zähen 
ScUeim,  der  sich  bei  Digestion  im  Wasserbade  verflüssigt.  Nach 
dnigen  Stunden  ist  der  grösste  Theil  der  Bakterienmasse  gelöst 
Man  filtriit  durch  kleine  Papierfilter. 

Das  klare,  von  Pyocyanin  gefärbte  Filtrat  gibt  bei  vorsichtigem 
Ansäuern  mit  verdünnter  Essigsäure  oder  Salzsäure  einen   volumi- 
nösen Niederschlag  von  Protein.     Dieses  wird   mit  Wasser  ausge- 
waschen, dann  in  Wasser  vertheilt  und  durch  Zusatz  einiger  Tropfen 
Sodalösung  aufgelöst.    Die  (ca.  10  ^/oige)  Lösung  zeigt  dunkelbraune 
Farbe  und  die  Neigung,  in  der  Kälte  zu  gelatiniren.    Die  chemischen 
fieaktionen  des  Pyocyaneusprotelns  stellen  es  wie   das  Pneu- 
mo6aa7ienprote][n  den  Pflanzenkasel'nen   an   die  Seite.    Die  Proteln- 
ausbente  (mit  ll,ö2®/o   Asche,  grösstentheils  Kochsalz)   aus  Pyo- 
cyaneus beträgt  bis  nahezu  20  ^/o  der  Trockensubstanz.  —  Auch 
ans  Kulturen  vonMicr.  pyogenes  aureus,  B.  typhi  abdom., 
^ubtilis,   acidi    lactici,  solani  tuberosi  ruber  konnten 
genügende  Mengen  von  Protein  hergestellt  werden.  —  Alle  diese 
Bakterienproteine  wirkten  nun   stark  anlockend  au.f 
Leukocyten.    Die  Versuche  wurden  so  angestellt,  dass   die   ge- 
lösten Proteine   in  spindelförmige,   mehrere  Millimeter  weite  Glas- 
röhrchen eingeschmolzen,  durch  längeres  Auskochen   sterilisirt  und 
unter  die  Rückenhaut  von  Kaninchen  eingeschoben  wurden.    Subkutan 
wurden  schliesslich  die  Spitzen  der  Röhrchen  abgebrochen.  —  Auf 
Asepsis  wurde  dabei  das  grösste  Gewicht  gelegt  und  jedesmal  wurde 
experimentell  konstatirt,  dass  lebende  Bakterien  bei  der  nun  folgenden 
Leukocytenansammlung  (Eiterbildung)  unbetheiligt  waren.  —  2  bis  3 
Tage  nach  der  Einführung  fanden  sich  in  den  freien  Enden  der  Röhr- 
chen stets  mehrere  Millimeter  starke  Pfropfen  von  faserstoffhaltigem 
Eiter  mit  zahllosen  Rundzellen.    Besonders  intensiv  anlockend  wirkte 
das  Typhusbacillenproteln,  bei  welchem  sich  auch  die  Umgebung  der 
Druckstelle  mit  Leukocyten  infiltrirt  erwies. 

Ist  durch  vorstehende  Versuche  bewiesen,  dass  die  Eiweisskörper 
der  Bakterienzelle  anlockend  auf  Leukocyten  wirken,  so  lehrten 
weitere  Versuche  mit  chemischen  Substanzen,  die  als  Zers  etzun  gs- 
stoffe  der  Bakterien  bekannt  sind,  wohl  in  Betracht  kommen 


41g      SchatzimpftiDg,  kllnstl.  Infektionskrankheiten,  EntwickelaogshemiiiaDg  etc. 

konnten  (buttersaures  und  valeriansaures  AmmoD,  Trimetbylamii 
Ammoniak,  Leucin,  Tyrosin,  salzsaures  GlykokoU,  Harnstoff,  harn 
saures  Ammon,  Skatol  in  l—b^h  Lösung  in  Kapillaren  sterilisirt  ante 
die  Haut  gebracht  und  durch  24  Stunden  hier  liegen  gelassen),  dasi 
die  meisten  negative  Chemotaxis  zeigen,  einige  sich  indifferent  ver 
halten  und  nur  Leucin  und  Glykokoll  anlockend  wirkten,  aber  ii 
unvergleichlich  geringerem  Maasse,  als  die  gleichzeitig  geprüftei 
Proteine.  (Kadaverin  [Putrescin,  Phlogosin.  Ref.]  stand  nicht  zai 
Vertögung.) 

Verf.  zeigt  weiterhin,  dass  nicht  bloss  die  Bakterien  die  spezi- 
fischen Lockstofife  für  Leukocyten  enthalten.  Die  Versuche  lehrten, 
dass  Glutinkasein  aus  Weizenkleber,  ebenso  L  e  g  u  m  i  n  aus 
Erbsen  in  schwach  alkalischer,  5 — 10  ^/oiger  Lösung  stark  positiv 
chemotaktisch  fQr  Leukocyten  sind.  —  Ebenso  bewirkte  Injektion 
von  Weizenmehlbrei  und  Erbsenmehlbrei  enorme  Leukocjtenanhäufung. 

—  Kontrollversuche  mit  Kieseiguhremulsion  in  0,7  ^/oig^r  Kochsalz- 
lösung, mit  Stärkemehl  und  1  ^/^  Dinatriumphosphat  lehrten,  dass 
bei  der  Wirkung  der  Mehlbreie  der  „taktile^'  Reiz  sowie  die  ge- 
nannten Stoffe  nicht  betheiligt  sind.  Diese  Wirkung  dürfte  also  auf 
die  Pflanzenkaselne  zu  beziehen  sein,  die  in  den  Samen  der  Gerea- 
lien  und  Leguminosen  als  vorhanden  angenommen  werden.  Verf, 
vermuthet  per  analogiam,  dass  die  von  ihm  dargestellten  Bakterieu- 
protelne  in  der  Bakterienzelle  präexistent  seien  und  von  ihnen  daher 
auch  die  pyogene  Wirkung  der  sterilisirten  Kulturen  ausgehe. 

Verf.  weist  darauf  hin,  dass  hiermit  auch  die  Aufklärung  ange- 
bahnt sei,  warum  die  Leukocyten  —  wie  seit  Langem  bekannt  — 
jene  Orte  im  Organismus  aufsuchen ,  wo  Resorptionsprozesse  palho- 
logiseher  oder  physiologischer  Natur  vor  sich  gehen.  Mit  Röcksicht 
auf  derartige  Vorgänge  physiologischer  Art  wurden  vom  Verf.  auch 
Umwandlungsprodukte  thierischer  Gewebe  gegen  Leukocyten  geprfift. 

—  Pepton  (Grübler)  zeigte  keine  Lockwirkung,   eine  starke 
dagegen  Leim  aus  Knochen  (lO^/o)  und  Uausenblase,  ferner 
5— lOVoige,    schwach    alkalisdie    Lösungen   von   Alkalialbami- 
naten,  die  aus  Muskelfleisch,  Leber,  Niere   und  Lunge 
von  Kaninchen   durch  Behandlung  mit  S^/^igev  Kalilauge,  fällig  mit 
verdünnter  Säure  u.  s.  w.  erhalten   worden  waren.     Schwächer 
anlockend  wirkten  die  Alkalialbuminate   aus   Blntuod 
Eidotter;  ohne  Wirkung  blieben  die  Albuminate  aus  Fibrin  und 
Eiereiweiss.    —    Stark    anlockend     wirkte     Hemialbumose 
(Grübler).  —  Nach  allen  diesen  Versuchen   scheint  es  also,  dass 
die  allerersten,  wenigst  modifizirten  Umwandlungs- 
und Zerfallsprodukte    der  thierischen   Gewebe    chemotaktisch 
auf  die  Leukocyten  wirken. 

Nach  neueren  Versuchen,  besonders  denen  v.  Limbeck's,  i!<t 
allgemeine  Leukocytose  eine  Theilerscheinung  einer  Beihe 
fieberhafter,  entzündlicher  Prozesse. 

Versuche  Rom  er 's  zeigten  nun,  dass  direkte,  intravenöse  In- 
jektion (in  die  Ohrvene  von  Kaninchen)  der  Leukocytenreizstoffe 
beträchtliche  Zunahme  der  Leukocytenzahl  im  BUte 


SehttiziiDpftiog,  kfinsU.  Iof«ktionsknDkh«iten,  Entwickelnngshammiing  eto.      419 

IiemriEt.  Die  Zunahme  trat  gewöhDlich  erst  nach  8  Stunden  deut- 
sch hervor,  hielt  aber  dann  bis  zum  nächsten  Tage  an  und  konnte 
durch  erneute  Injektion  gesteigert  werden.  So  ging  das  ursprüng- 
liche Verh&ltniss  der  weissen  zu  den  rothen  Blutkörperchen  von 
1 :318  bei  täglicher  Injektion  von  je  2  ccm  8%iger  Pyocyaneus- 
protelD-Lösung  endlich  am  Abend  des  4  Tages  in  das  Verhältniss 
1 :  38  aber.  Diese  Veränderung  ist  nicht  auf  Abnahme  der  Zahl  der 
rothen  Blutkörperchen  zu  beziehen.  Diese  blieb  fast  unverändert» 
Die  Berechnung  ergab  fast  7fache  Vermehrung  der  Leukocyten.  Die 
weissen  Blutkörperchen  fanden  sich  dabei  sehr  häufig  in  Gruppen 
von  2,  4,  ja  10  und  20  an  einander  haftend  im  Venenblute«  —  Aehn- 
lieb,  aber  schwächer,  wirkten  Glutinkasel'n  und  Alkalialbuminat  aus 
Kalbsmuskel. 

In  einem  Schlussabschnitte  behandelt  B.  die  Beziehungen 
der  Leukocf tenanlockung  zur  Entzündung  und  Eite- 
rung. Nur  wenn  Bakterien  im  Gewebe  in  Involution  gerathen  und 
ui  Grande  gehen,  und  Ausscheidung  von  Inhaltsstoffen  der  Zelle, 
and  zwar  von  BakterienproteKnen  erfolgt,  findet  chemotaktische 
Wirkung  auf  die  Leukocyten  und  damit  Ansammlung  derselben  am 
EntsQndungsherde  statt  Alle  von  B.  geprüften  Zersetzungsstoffe  der 
Bakterien  verhielten  sich  in  dieser  Beziehung  indifferent.  Kadaverin 
stand  ihm  nicht  zur  Verfügung. 

B.  vermuthet,  dass  seine  pyogene  Wirkung  indirekt  zu  Stande 
komme,  ähnlich  wie  er  sich  die  Wirkung  des  Trimethylamin  vor- 
ateUt.  Dieser  Stoff  lockt  beim  Röhrchenversuch  (s.  o.\  wobei  nur 
wenig  davon  ins  Gewebe  gelangt,  die  Leukocyten  nicht  an.  Wohl 
aber  tritt  nach  seiner  subkutanen  Injektion  binnen  8 — 14  Tagen 
Eiterung  ein.  Bei  letzterer  Versuchsordnung  finden  unter  Einwirkung 
des  injizirten  Stoffes  Zersetzungen  im  umliegenden  Gewebe  statt. 
Unter  den  Umwandlungsprodukten  desselben  können  solche  sein, 
Vielehe  ähnlich  wie  die  Alkalialbuminate  auf  Leukocyten  wirken. 
Dass  so  giftige  Stoffe  wie  Kadaverin,  Trimethylamin,  Terpentin,  Ka- 
lomel,  dass  Quecksilber  direkt  die  Leukocyten  locken,  ist  nicht  an- 
zunehmen. 

Den  Unterschied  zwischen  Eiterung  und  der  An- 
häufung der  Leukocyten  bei  einem  einfachen  Resorp- 
tionsvorgange findet  B.  lediglich  in  der  Rückwanderung.  Bei 
der  entzündlichen  Eiterung  begeben  sich  die  Leukocyten  an  Orte, 
wo  sie  der  schädlichen  Wirkung  von  Bakterienstoffen  ausgesetzt  sind, 
gelähmt  werden,  sich  immer  mehr  anhäufen  und  degeneriren. 

Bei  den  Resorptionsvorgängen  dagegen  erfolgt  Rückwanderung, 
welche  der  Zuwanderung  bald  die  Waage  hält,  so  dass  die  Gesammt- 
menge  der  örtlich  versammelten  Leukocyten  von  da  an  nicht  mehr 
wächst 

Durch  Versuche  am  Menschen  kommt  B.  zu  dem  wichtigen 
Schlüsse,  dass  die  entzündliche  Reizung  der  fixen  Ge- 
webselemente  mit  der  Leukocytenanlockung  unlös- 
lich verbunden  sei.  Die  chemotaktischen  Stoffe  rufen  stets  beide 
Wirkungen  hervor.  —  3,5  mg  ProteXn  des  B.  pyocyaneus  in 
1  ccm  Losung  aseptisch  unter  die  Haut  des  Vorderarms  gebracht^ 


420      SehaUlmpfang,  künitl.  InfektioBskrankbaitan,  Entwiekelao^bemmiiog'  afc 

hatte  ganz  ähDliche  Wirkung,  wie  die  seiner  Zeit  von  B.  versachte 
sterilisirte  Kultur  des  Pneumobacillus  (Berl.  klin.    Wochenschr.  1890. 
No.  10):  Schmerzgefühl,  besonders  längs  der  Impfbahnen  des  Armes 
2  Stunden  nach  der  Injektion,  Schwellung  der   Impfstelle.   —   Am 
folgenden  Tage  erysipelartige  Schwellung,  Röthung  und  Erhitzuog  der 
Haut  um  die  Impfstelle  in  der  Ausdehnung  von    zwei   Handtellern, 
Röthung  längs  der   Lymphbahnen.    Lebhafter  Schmerz.    —    Am  3. 
Tage  Ausdehnung  der  Entzündung  über  die  ganze    eine  Seite  des 
Vorderarms.  —  Vom  4.  Tage  an  Rückbildung.  —  Allgemeinbefinden 
kaum  gestört,  Körpertemperatur  nicht  über  87,8  ^  G. 

Viel  schwächer,  aber  prinzipiell  gleichartig,  war  die  Wirkung  des 
Glutinkaseins.    10  mg  in  1 7o  Lösung  erzeugten  binnen   24   Stunden 
handtellergrosse ,  erysipelartige  Schwellung.    Röthung  und  Tempera- 
turerhöhung an  der  Impfstelle.    Am  folgenden   Tage    schon   begann 
das  Verblassen.    Der  Schmerz  war  sehr  gering  gewesen,   längs  der 
Lymphbahnen  war  keine  Röthung   eingetreten.    Trotzdem  ist  nicht 
zu  zweifeln,  dass  die  Reaktion  eine  entzündliche  war,  und  dass  man 
durch  grössere  Mengen  des  Stoffes  die  heftigsten  Erscheinungen  her- 
vorrufen könnte. 

Zum  Schlüsse  betont  Verf.  die  praktische  Bedeutung  seiner  Ver- 
suchsergebnisse. —  Schon  1877  hat  Verf.  die  Ueberzeugung  husge- 
sprochen,  dass  die  Entzündung  eines  der   wirksamsten   Schutzmittel 
gegenüber  den  Bakterienvegetationen  darstellt.    In  diesem  Sinne  bat 
er  damals  seine  Versuche  über  künstliche  Begrenzung  des  Brandes 
angestellt.    Seit  Jahren  suchte  er  Mittel  zu  finden,   um  eine  bakte- 
rienfreie, nach  Intensität  und  Ausdehnung  willkürlich  zu  begrenzende 
Entzündung  zu  erzeugen.    Vielleicht  kann  auf  dieses  Ziel  durch  Ver- 
suche mit  den   neu  aufgefundenen,  harmlosen  chemischen  Eot- 
zündungsstoffen  mit  mehr  Erfolg  hingearbeitet  werden. 

Am  meisten  Aussicht  auf  Heilerfolge  bieten  die  chronischen  In- 
fektionen, wie  Verf.  immer  hervorgehoben  hat.  Das  Koch 'sehe 
Heilverfahren  bei  Tuberculose  muss  diese  Hoffnung  erhöhen. 

M.  Gruber  (WicD), 

Kianowsky,  B.,   Zur   Frage   über   die    antibakterielien 
Eigenschaften  des  Magensaftes.    (Wratsch.  1890.  No.  38 
—41.)    [Russisch.] 
Durch  eine  Reihe  sorgfältiger  Versuche  am  Menschen  überzeugte 

sich  der  Verf.,  dass: 

1)  der  nüchterne  Magen  (14—18  Stunden  nach  der  letzten 
Mahlzeit)  zahlreiche  Mikrobien  enthält. 

2)  Die  Zahl  der  Bakterienkolonieen,  welche  aus  dem  MageBiD- 
halte  eine  Stunde  nach  der  Mahlzeit  erhalten  werden,  scheint  in 
keinem  Verhältnisse  zu  seiner  Acidität  und  zu  seinem  Ssizsäare- 
gehalte  zu  stehen ;  sie  hängt  direkt  von  dem  Mikrobiengehalte  der 
eingeführten  Nahrung  ab. 

3)  Der  Magensaft  tödtet  bei  mittlerer  Acidität  und  bei  mittlerem 
Salzsäuregehalte  die  im  Magen  enthaltenen  Mikroorganismen  syste- 
matisch ,  d.  h.  es  gehen  desto  mehr  Mikrobien  zu  Grunde,  je  ttoger 
der  Magensaft  wirkt. 


► 


BaktoiioL  Tom  X.  intomatioDalen  medicinischen  KongresM  lu  Berlin.         421 

4)  Eine  strenge  Proportionalität  zwischen  der  Steigerung  der 
Additat  des  Mageninhaltes  nnd  dem  Zugrandegehen  der  Mikrobiea 
enstirt  nicht. 

5)  Bei  sebr  schwacher  Acidität  des  Mageninhaltes  findet  keine 
AbtddtoDg  der  Bakterien  statt;  im  Gegentheil,  es  wächst  ihre  Zahl 
beständig. 

6)  Versuche  an  Kranken,  deren  Magensaft  noch  genügende  Quan- 
tität freier  Säure  enthielt,  zeigten ,  dass  ihr  Saft  dieselben  antibak- 
teriellen Eigenschaften  besitzt,  wie  derjenige  gesunder  Menschen. 

Steinhaus  (Warschau). 

fowler,  George  B.,  The  sterilization  of  Gatgut,  with  a 
description  of  a   new  simple,  and  efficient  method. 
(New  York  Med.  Record.  No.  1032.  1890.  p.  177.) 
Um  das  käufliche  Katgut  keimfrei   zu  machen,  kocht  es  Verf. 
eise  Stunde  lang  in  97  <*/o   Alkohol   (Siedep.   85  ^  C),  wodurch  eine 
Tollkommene  Sterilisirung  und  gleichzeitig  auch  eine  gründliche  Ent- 
fettung erreicht  wird.    Bei  der  von  Hodenpyl  ausgeführten  bakte- 
nologischen  Untersuchung  ergab  sich,  dass  von  dem  nicht  sterilisirten 
Katgttt,  wenn  es  auf  Nährboden  gebracht  wird,   sich  immer  eine 
grosse   Anzahl    von    Bakterienkolonieen    entwickelt    Fünf  Minuten 
bioges  Kochen  des  Katguts  in  Alkohol  bewirkt  eine  erhebliche  Ver- 
minderung der  lebensfähigen  Keime,  während  das  eine  Stunde  lang 
gekochte  Katgut,  wenn  ausgesät,  steril  bleibt.   Wurden  Stückchen  Kat- 
guts  24  Stunden  lang  in  frischen  Fleischbrühekulturen  von  Strepto- 
eoccas  pyogenes,  Staphyloc.  pyog.  aureus,  Anthraxbacillen 
nnd  -«poren   belassen   und   dann   mit  siedendem   Alkohol  behandelt, 
so  blieben  alle  damit  angelegten    Kulturen    steril,  wenn   die  Ein- 
wirkung 45  Minuten  oder  länger  angedauert  hatte.    Nach  halbstün- 
djgero  Kochen  waren   die   Milzbrandsporen   noch  entwickelungsfähig, 
dagegen  die  Milzbrandbacillen  und  die  Eiterkokken  abgetödtet.   Eine 
kürzere  Dauer  der  Einwirkung  des  siedenden  Alkohols  gab  unsichere 
Resultate.  Kräl  (Prag). 


Originalberichte  Über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  intemationalen  medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Fortsetzung.) 

Aus  den  Abtheilangs-SitznngeD. 

XV.  Abthell  ang:  Hygiene. 

Herr  Sormanl   (Pavia).      lieber  Aetiologie,    Pathogenese 
I  ond  Prophylaxe  des  Tetanus. 

Nach  einem  einleitenden  Rückblicke  auf  die  Resultate  der  jüngsten. 


r 


422        Bakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  sa  Berlin. 

bakteriologischen  ForschuDgen  über  Tetanus  bemerkt  S.,  dass  er  vor- 
erst die  Frage  über  die  Provenienz  des  Tetaniisbacillus,  welcher  sich 
so  konstant  in  gedüngtem  Boden  ,    in  Stall-    und    Strassenerde   und 
auch  im  Fussbodenstaube  der  Wohnungen  vorfindet,  experimentell  zu 
beantworten  suchte.    S.  hatte  bereits  nachgewiesen ,  dass  Thiere  den 
Tetanusbacillus  mit  der  Nahrung  zu  sich  nehmen   köDoen ,   ohne  zu 
erkranken ,  dass  der  Bacillus   den  ganzen  Digestionstraktus    passirt, 
ohne  etwas  von  seiner  Virulenz  einzubüssen  und  dass  dann  die  Fftces 
der  betreffenden  Thiete  stark  tetanigen  sind.     Als    er   seine  Unter- 
suchungen auf  Thiere  ausdehnte ,  welche  vorher  keine  Tetanuskultar 
erhalten  hatten,  fand  S.,  dass  die  Fäces  vieler  Thierarten  natürlich 
tetanigen  sind.     Um  jede  Fehlerquelle  zu  vermeiden ,    wurden   die 
Fäces    den    Tbieren  ausserhalb  des  Laboratoriums    direkt    mittelst 
sterilisirter  Glasröhren  entnommen.      Das    frühere    Resultat   wurde 
neuerdings  bestätigt  und  die  Fäces  von  Meerschweinchen,  Kaninchen, 
Hühnern  und  Hunden  erzeugten  sehr  häufig,  wenn  auch  nicht  immer, 
Tetanus,  als  sie  Mäusen  und  Kaninchen  subkutan  verimpft    wurdeo. 
Augenscheinlich  kam   die  tetanigene  Infektion  der  Fäces  bei  diesen 
Thieren  von  der  Erde  her,  mit  welcher  deren  Nahrung    gewöhoL'cii 
beschmutzt  ist.    Ein  Hund  erhielt  als  Nahrung  Brot  und  Suppe  io 
der  Weise,  dass  nichts  mit  Erde  verunreinigt  werden  konnte.  Nichts- 
destoweniger blieben  die  Fäces  des  Thieres  noch  weitere  zwei  Mo- 
nate   tetanigen.      Man  untersuchte  die   Erde  der  Lagerstätte,  auf 
welcher  es  zu  ruhen  pflegte  und  konnte  in  derselben   den   Tetanus- 
bacillus nachweisen.     Das  Thier  führte  das  Virus    durch  Belecken 
des  eigenen  Felles  ein  und    thatsächlich    fanden    sich     auch    sehr 
zahlreiche  Haare  in  seinen  Fäces  vor.    Dieses  Resultat  best&tigt  die 
Thatsache,   dass  es  gerade  das  Verschlucken  der  tetaoigenen  Erde 
ist,  weshalb  die  Fäces  der  Thiere  das  Virus  enthalten.     Um  fest- 
zustellen, ob  und  wann  die  Virulenz  der  Fäces  aufhört,   wenn  die 
Ursache  der  Verunreinigung  des  Futters  beseitigt  ist,   wurden  vide 
Versuche  mit   kleineren  Thieren   angestellt,    ohne  jedoch  eindeutige 
Ergebnisse  zu  liefern.    Man  wählte  daher  wieder  einen  Hund  mit 
tetanigenen  Fäces,  dem  ein   dichter  metallener   Maulkorb  angelegt 
und  derart  befestigt  wurde,  dass  das  Thier  ausser  Stande  war,  etwas 
von  aussen  einführen  zu  können.    Es  erhielt  einmal  des  Tages  Brot 
und    gut    gekochte  Milch  in   reinen   Gefässen.      Die   Fäces   dieses 
Hundes,  welche  man  unter  den  erwähnten  Kautelen  entnahm,  wurden 
täglich  an  weisse  Mäuse  verimpft.     Die  Mäuse  gingen  an  Septikämie 
oder  Tetanus  zu  Grunde.    Die  Versuche  wurden  ^  Tage  laog  fort- 
gesetzt.   An  Tetanus  die  geimpften  Mäuse  der  ersten  16  Tage;  nach 
dieser  Zeit  zeigte  keine  mehr  tetanische  Symptome.    Wenn  man  dem- 
nach jede  Verunreinigung  der  Nahrung  ausschliesst ,    so  hören  die 
Fäces  auf,  tetanigen   zu  sein.    Mit  den  Fäces  von  Säuglingen  l&sst 
sich  Tetanus  auch  thatsächlich  nicht  hervorbringen.    Bemerkenswertb 
erscheint,  dass,  wenn  auch  jede  weitere  Einführung  neuen  Giftes  per 
OS  ausgeschlossen  wird,    die    Fäces   ihre   spezifische  Virulenz  doch 
noch  16  Tage  hindurch  bewahren.     Diese  Thatsache  könnte  durch 
die  im  Darmkanal  stattfindende  Vermehrung  des  Virus  erklärt  werden. 
Der  folgende  Versuch  zeigt,  dass  das  tetanigene  Virus  im  Darme  jene 


Bakteriol«  Tom  X.  inteniatioDalen  mediefniacben  Kongresse  la  Berlin.        423 

v^ranglielie  Virulenz  wiedererlangt,  welche  durch  die  Einwirkung 
der  Magessfifte  eine  gewisse  Abschwächung  erlitten  hat    Bringt  man 
dne  Tetanuskultur  in  den  Magen  eines  Kaninchens,  tödtet  es  nach 
48  Stondai  und  impft  nun  vom  Mageninhalte  desselben  eine  Maus 
od  gleidiseitig  dne  zweite  mit  dem  Darminhalte,  so  wird  letztere 
froher  an  Tetanus  zu  Grunde  gehen,  als  die  mit  dem  Mageninhalte 
geimpfte.     Alle  diese  Resultate  fahren   zu   der  Annahme,   dass  die 
Sporen  des  Tetanusbacilius ,  welche  sich   im  Boden  vorfinden,   aus 
Ficee  herstammen.    Durch  die  Versuche  B  e  u  m  e  r  's  ist  es  bekannt, 
dass  das  tetanigene  Virus  fast  ausschliesslich  in  den  obersten  Schich- 
ten des  gedüngten  Bodens,   der  Strassen  und  der  Ställe  vorhanden 
ist,  n&mlich  ebenda,  wo  vorzugsweise  die  Fäces  der  Thiere  deponirt 
w<^en.     Die  anaSroben  saprogenen  Bacillen,    die  steten  Begleiter 
unreiQer  Tetanuskulturen,  können  als  indirekter  Beweis  für  die  Her- 
kunft   des  Tetanusbacilius  aus  Fäces  und  Düngergruben  angesehen 
werden.    Uebrigens  tragen  die  saprogenen  Bacillen  in  den  Tetanus- 
kultaren   dazu    bei ,   die  Vermehrung  des   Tetanusbacilius    zu   be- 
gQnstigen  und  seine  Virulenz  zu  erbalten.     Die  Annahme  ist    nicht 
unberechtigt,  dass  derselbe  Vorgang  auch  im  Darmkanal  in  ähnlicher 
Wäse  stattfinden  müsse.    Hieraus  wird  es  verständlich,   in  welcher 
Art  sich  der  schädliche  Kreislauf  etablirt.    Die  tetanigene  Erde  ver- 
unmnigt    die  Nahrung  vieler  Thiere  und   daher    auch  ihre  Fäces 
und  aus  den  Fäces,  in  welchen  sich  das  tetanigene  Virus  vermehrt 
Yiat,  gelangt  wieder  eine  grossere  Quantität  desselben  Virus  auf  die 
Bodenoberfläche  zurück.  Dadurch  wird  es  klar,  jveshalb  die  tetanigene 
Iii/ektion  insbesondere  durch  Verunreinigung  von  Wunden  mit  ge- 
düngter Gartenerde,  oder  mit  Erde  von  Feldern,  Strassen,  Ställen  etc. 
stattfindet  und  wie  solche  Erde  auch  auf  den   Fussboden  der  Woh- 
nungen gelangen  kann.     Schliesslich  findet  damit  auch  die  Häufig- 
keit  von  Tetanus  bei  Thieren  nach  der  Kastration   ihre  Erklärung, 
weil  es  sich  hierbei  um  Theilo  handelt,  die  leicht  durch  Fäces  ver- 
unreinigt werden. 

S.  hatte  bereits  nachgewiesen,  dass  das  tetanigene  Virus  keine 
Infektion  erzeugt,  wenn  es  in  die  Verdauungswege  gebracht  wird 
oder  wenn  es  durch  die  Respirationswege  in  den  Organismus  gelangt. 
Durch  Inhalation  von  getrocknetem  Virus  und  durch  direkte  Injektion 
in  die  Trachea  konnte  bei  Versuchsthieren  Tetanus  nicht  ausgelöst 
v^erden.  Der  einzige  Infektionsweg  ist  demnach  das  Eindringen  des 
Tetanusbacilius  in  das  Gewebe,  wo  er  anagrobe  Bedingungen  vor- 
findet und  wo  seine  toxische  Sekretion  direkt  vom  Blute  absorbirt 
und  den  Nervencentren  zugeführt  werden  kann.  Versuche  an  Ka- 
davern von  an  Tetanus  gestorbenen  Individuen  bestätigten,  dass  sich 
der  Bacillus  weder  im  Blute  und  den  Nervencentren,  noch  in  den 
inneren  Organen  vorfindet.  Die  Richtigkeit  der  Rosenbach^schen 
Theorie  konnte  mit  dem  folgenden  Versuche  bestätigt  werden.  Ein 
Böhrch^  aus  porösem  Porzellan  von  0,5  ccm  Rauminhalt  wurde  mit 
virulenter  Tetanuskultur  angefüllt,  mit  einem  Guttaperchapfropfen 
verschlossen  und  derart  verkittet,  dass  keine  Flüssigkeit  heraustreten 
konnte.  Das  Röhrchen  wurde  hierauf  einem  kräftigen  Kaninchen  in 
eine  grosse  subkutan  angelegte  Tasche  eingeführt.    Die  Wunde  heilte 


424  Nene  Litteratnr. 

rasch.  Am  12.  Tage  stellten  sich  die  ersten  tetanischen  Symptome 
ein,  welche  sich  nach  und  nach  schärfer  ausprägten.  Das  Thier  starb 
am  17.  Tage  an  allgemeinem  Tetanus.  In  dem  die  Impfetelle  um- 
gebenden Gewebe  waren  keine  Mikroorganismen  auffindbar.  Kulturen 
und  Impfungen  mit  diesem  Gewebe  blieben  gänzlich  resultatlos.  Das- 
selbe Röhrchen  anderen  Thieren  applizirt,  erzeugte  Tetanus  in  einer 
kürzeren  Zeit,  ohne  dass  ein  Heraustreten  von  Mikroorganismen  statt- 
gefunden hätte.  Der  Tod  der  Versuchsthiere  erfolgte  demnach  durch 
die  Sekretionsprodukte  des  Tetanusbacillus  und  durch  Absorption 
eines  löslichen  Giftes. 

(Fortaetsnng  folgt.) 


Neue  Litteratur 

zntammengestellt  von 

Db.  Abthüb  Wübzbubg, 

Bibliothekar  im  KaiMrllchen  Oeftondheitaamte  in  Berün. 


Allgemeines  ttber  Bakterien  and  Parasiten. 

Crookihank,  £.  H.,  Manaal  of  bacteriology.     8.  ed.     8^    478  p.     London  (Lewis)  1691. 

21  sb. 
mgula,  W.,  Die  Bakterien.     (Weber's  natarwissenschafU.  Bibliothek.  Ko.  2.)     8^    XII^ 
217  p.  m.  80  Teztabbildgn.     Leipzig  (J.  J.  Weber)  1891.  5  U. 

Biologie. 
(Gährnng,  Ffinlniss,  Stoffvrecbselprodakte  nsw.) 

Büigen,  M.,  Der  Honigtau.  Biologische  Stadien  an  Pflanzen  und  Pflanzenläosen.  (Son- 
derdr.)     gr.  8^.     IV,  89  p.  m.  2  Taf.     Jena  (Fischer)  1891.  5  M. 

Saatori,  8.,  L'inflnenza  della  temperatnra  snir  azione  microbicida  dell«  Ince.  (Bnllett. 
d.  r.  accad.  med.  di  Roma.  1890.  No.  6/7.  p.  886—405) 

Tan  Seniii,  A.  H.  C ,  Bijdrage  tot  de  kennis  der  cellnlosegisting.  Proefacbrift.  gr.  8*. 
186  p.     Leiden  (T.  M.  H.  Leonards)   1890. 

Beziehnngen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Katar. 

NeJirtmgih  und  Genussmittd,  Gebrauehsgegen^ände, 
Fleischvergiftung  in  Löbtau.     (Veröffentl.  d.  kais.  Gesnndh. -Amtes.  1891.  No.  8.  p  121) 

Beziehungen  der  Bakterien  nnd  Parasiten  zur  belebten  Xatnr. 

KrcmkJieüserregende  Bakterien  und  Parasiten. 

Hetohaeff,  F.,    Phagocyten   in  Beziehung    zu   infektiösen   pathogenen    Kikroorgantsmen. 
(Medicinsk.  obosren.  1890.  p.  976 — 982.)     [Kussisch.] 

Krankheitterregende  Bakterien  und  Parasiten  hei  dfentehen. 
A,     Infektiöse  ÄUgemeinhrankheiten. 

Erkrankungen  an  Infektionskrankheiten  in  Baden,  Hamburg,  Mailand,  Ifoskan.  (Ver- 
öffentl.  d.  kais.  Gesundh.- Amtes.   1891.  No.  2.   11.  p.  25.  174.) 

Erkrankungen  an  Infektionskrankheiten  in  Oesterretcb  1890,  1.  Januar  bis  21.  Jm»'- 
(VerÖffentl.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  2.  p.  25.) 

▼•  Ziemsaen,  Die  Revision  der  Allerhöchsten  Verordnung  vom  13.  Juli  1862,  die  Ver- 
pflichtung der  Medicinalpersonen  zur  Anzeige  ansteckender  Krankheiten  unter  Men- 
schen und  Thieren  betr.  [Verhandl.  des  Bayer.  Obermedicinal-Ausscbnsses.]  (Mfineh. 
medic.  Wochenschr.  1891.  No.  8.  p.  151 — 162.) 


Neue  Litteratnr. 


426 


rohia&TB,  S^   11   reperto    del    ««ngaa   neue   fobbri  malariche  invernali. 
(BidWtt.  d,  r.  accad.  med.  di  Borna.  1890.  No.  6/7.  p.  887— SOI.) 
■fS^^  X.   8. ,   An  epidemic  of  prMumably  malarial   origio.     (New  York  Med.  Journ. 
1891.  No.  8.  p.  83~8S.) 

^S*>8»  IL,    La  propbylazie  de   la  fiivre  intermittente  par  la  quinine.     (Semaine  mM. 
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t  S-«    J>e  la   malaria.     Cootribation  k  T^tude  des  maladies  infectieoies  d'origine 
Iqno.     8.     Paris  (Masson)  1891.  6  fr. 

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Typho-MalazMeber. 

C,    Dae  casi  di  febbre  tiflca  e  malarica  combinate?    (Giorn.  di  clin.,  terap.  e 
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ExanthematiBche  Krankheiten. 
(Poekttn  [Impfting],  Flecktyphus,  Masern,  Bötbeln,  Scharlach,  Friesel,  Windpocken.) 

Tlmmätn^^  O.,  Variola  in  animals  and  man.     (Veter.  Journ.  and  Annais  of  Compar.  Pa- 

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TtKW9äy  S.  IL,  Scarlet  fever.     (South.  Clinic,  Bichmond  1890.  p.  268—274.) 
Galwrien,     Erlass  der  k.  k.  Statthalterei,  betr.  die  Schntspockenimpfung.     Vom  12.  April 

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.-Bes.  Bromberg.     Verflig.,    die  Zulassung  der  Aerste  sum  Impfgeschftft  betr.     Vom 
84.  November  1890.     (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  8.  p.  43.) 
^.-Bes.   Schleswig.     Verordn. ,   die   Verwendung   thierischen    Impfstoffes    betr.     Vom 
11.  Bov.  1890.    (VerSffenU.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  8.  p.  48.) 

WnndinfektionskrankheiteiL 

^Biterang,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  purulentes  Oedem,  Pyimie,  Septikftmie, 
Tetanns,   Hospitaibrand,  Puerperalkrankheiten,  WundCKulniss.) 

CbBfiii,  H.  S.,  Septie  poisoning  in  early  life.     (Post-Graduate,  New  York  1889/90.  No.  2. 

p.  47—54.) 
^W^gd,  T.,  e  Xitaaato,  Bioerehe  snl  tetano.     (Bullett.  d.  r.  accad.  med.  di  Boma.  1890. 

No.  6f7.  p.  828—326.) 

InfektionsgeschwfllBte. 

(Lepra,  Tuberculose  [Lupus,  Skropbulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischeii 

Krankheiten].) 

B«rtimiid,  J.  H.,  Beport  of  a  case  of  leprosy.     (Med.  and  Surg.  Beporter.  1891.  No.  1. 

p.  9—10.) 
▼  BmaB,    Ueber    die  prognostische  Bedeutung   des  Tuberkelbacillns.     (Deutsche  medio. 

Wocbenschr.  1891.  No.  4.  p.  154—155.) 
HaamnaiiB,  B.,  Historischer  üeberblick  fiber  die  pathologische  Anatomie  der  Tubercu- 

tose.     (Therapeut.  MouaUh.  1891.  Sonder-Heft.  p.  81 — 84.) 
Srehner,  M.,   Ueber  die  Nothwendigkeit  und  die  beste  Art  der  Sputumdesinfektton  bei 

LuDgentnbercnlose.     (Gentralbl.  f.  Bakteriol.  u.  Parasitenk.   Bd.  IX.    1891.    No.  1,  2. 

p.  5—8,  41—47.) 
ZoritMiioiier,  M.,    Ueber    die   Blaus&ure    und   ihre  Wirkung    auf   die  Tuberculose    der 

Lungen.    (Wiener  klin.  Wocbenschr.  1890.  No.  48,  49.  p.  928—931,  955—967.  1891. 

No.  8.  p.  48 — 50.) 
BoMnberg,  A.,  Die  bisherige  Behandlung  der  Tuberculose.    (Therapeut  Monatsh.  1891. 

Sonder-Heft  p.  84—89.) 
BoeaoBi,  B.,    Sulla  necessitk  di  diffondere  le  pratiche  profilattiche  contro  la  tubercolosi. 

(Bullett  d.  r.  accad.  med.  di  Boma.  1890.  No.  6/7.  p.  875—877.) 

Diphtherie  und  Croap»  Keachhasten,  Grippe,  Pneunoiiie,  epidemiBohe  Oemckstarre, 

MmnpB,  BflckfalUfieber,  OsteomyelitiB. 
Kttroeei,  O.,   L'influenza   nel   coUegio  militare   di  Firenze.     (Gioni.  med.  d.  r.  esercito. 
1890.  p.  531—640.) 


426  ^*v«  Llttentwr. 

Paoli,  0.,   Se  rallarme  pabbllco   p«r  riDflaenia  sia  giostifieato.    (Qioro.  d.  soo.  fiorenfe. 

d'igiene.  1889.  p.  189—198.) 
Swiataeki,  W.,  O  stosanka  goracski  zwan^*  „dengne**  do  grypy.    [Verh&ltniM  des  Dengue 

genanntan  Fieban  zur  Grippe.]     (Krön,  lekarska.  1890.  p.  885—408) 
Trombettai  E.,    L'ioflaenza  nel  reggimeDto  cavalleria  Caserta  (17^-    (Gioro.  med.  d.  r» 

eserdto.  1890.  p.  641 — 657.) 
Yereo,  J.  0.,    Tbe  epidemic  of  ioflaeoza   in  Adelaide  in  1890.    (Anatralaa.   Med.    Gam.^ 

1889/90.  p.  281—225.) 
Wilaon,  E.  BL,  Nasal  bacteria  in  inflnenza.     (Brooklyn  Med.  Jonm.  1890.  p.  668.) 

B,    Jt^/ektiOse  LohaOrtttM^iien. 

Haut;  Muskeln,  Knochen. 

Bnni,  E.,  n.  Miefhke,  E.,  Ueber  die  Darier'sche  Dermatose.    (Monatsh.  f.  prakt  Uer- 

matol.  Bd.  XII.  1891.  Heft  1,  2.  p.  9— 24,  59—71) 
Mapother,  S.  D. ,    The  parasitie  natnre  of  psoriasIs ;   its  treaftment  by  merenry.     (BriU 

/Med.  Jonm.  No.  1568.  1891.  p.  110—112.) 

0.    Etao»ootiteh€  KrankhmUn. 
(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Fiiaria,  Oestmslanre,  Asearia. 

Anchyloatomnm,  Trichocephalos,  Ozyarls.) 

Borger,  0.,  Ueber  das  Auswandern  Ton  Asearis  lumbricoides  aus  dem  Darme,  unter  Zu- 
grundelegung eines  Falles  von  Leberabscessen  in  Folge  von  Aseariden  bei  etaaua 
Kinde.  (MQncb.  medio.  Abhandl.  2.  Reihe.  Arbeiten  ans  der  kgl.  UnlTersitiis- 
Kinderklinik  ▼.  H.  Ranke.  1.  Hft)  gr.  8^  19  p.  m.  2  Fig.  Mttnehen  (Lehmaan) 
1891.  1  M. 


Srankheäittreffende  BakUrim  und  FianuHm  hei  Menuhen  vmd  Tkmtn. 

MBQibnnd. 

Eiiehel,  F.,  Untersuchungen  fiber  die  Milzbrandinfektion  bei  Fröschen  und  Kröten. 
(Portschr.  d.  Medic  1891.  No.  2.  p.  45—60.) 

Kranhheäterregmtde  Bakterien  und  Par€uiten  bei  Thieren, 

8äugeihiere, 
A,     If{fdttilfee  AUgemeihkrmikheiien. 

Oaltier,  H.  V.,  Traitä  des  maladies  contagieuses  et  de  la  police  sanitaire  des  animanx 
doniesti<iues.    II.  4d.    Avec  fig.    Tome  I.    8*.    Paris  (Asselin  et  Houzeau)  1891.     26  fr. 

Serafini,  A.,  Sul  grado  di  virulenza  delle  fecci  di  animali  infettati  con  batteri  patogenL 
(Bullett.  d.  r.  accad.  med.  di  Roma.  1890.  Mo.  6/7.  p.  827—341.) 

Krankheiten  der  Wiederkftner. 

(Rinderpest,  Lungenseuche,  Texasseuche,  Genickstarre,  Ruhr  und  Diphtherie  der 

Kälber,  Rauschbrand,  entosootisches  Verkalben.) 

Laqnerri^,  Note  sur  la  eonserration  du  virus  p^ripneumonique  par  la  oong4lation. 
(Rec.  de  m^d.  T^tirin.  1890.  No.  24.  p.  700—708.) 

Krankheiten  der  Einhufer. 
(Typhas,  Inflnenza,  BeschUkrankheit,  SeptikSmle,  Druse.) 

Fleming,  G.,  Inflnenza.     (Veterin.  Journ.  1891.  Jan.  p.  1—9.) 

Vögel 

Klein,  E.,  Ein  weiterer  Beitrag  sur  Kenntniss  der  Aetiologie  der  Grouse  Disease.  (Oen- 
tralbl.  f.  Bakteriol.  u.  Parasitenk.  Bd.  IX.  1891.  No.  2.  p.  47—48.) 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Paraeiten  hei  PftanMen, 

Lommatsich,  W.,  Beobachtungen  über  den  Fichtenritsenschorf  (Hysterinm  macrosporam 
Hrtg.).     (Tharander  forstl.  Jahrb.  1890.  No.  3.  p.  144—160.) 


Neae  LItteratnr. 


427 


SdmtKimpfBDgen,  Unstliche  Infektlonsknnklieiteii,  Entwleke* 

fangshemnittDg  und  Yemlehtiing  der  Bakterien  mit  besonderer 

Berllekslehtlgiing  der  Arbeiten  ftber  das  Koeh^sehe 

HeilTerfiihren  gegen  Tubereulose. 


U  C,  B.,  Brief  prelimioarj  notes  on  fiye  cases  of  tnbercnlosis  treated  wlth  Koch'» 
lympb.  (Northwest  Lmicet.  1891.  No.  3.  p.  46—48.) 
Urfmt,  P.,  Ueber  die  Gefabren  and  den  Natsen  des  Koch'schen  Heilyerfahrens  nebst 
einem  Schema  aar  Vermeidong  der  ersteren.  (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  8.. 
p.  197—199.) 
lrid^<0r,  A.  S.,  Dr.  Koch's  remedy :  the  treatment  of  eonsumption.  A  phytician's  study 
o£  Dr.  Koch's  system.  Observation  of  nearly  250  cases  ander  treatment  at  Berlin 
ojid  personal  ezperience  of  injections  and  their  etfect  8^  99  p.  London  (J.  Uogg) 
1891.  1  sh. 

Bmaetit  J.  C,  Five  year's  experience  in  the  new  cnre  of  consamption  by  ita  own  virus. 

Uluat.  by  54  eases.     8^     London  (Homoeop.  Publish.  Co.)  1891.  2  sh.  6  d. 

Cftdiota  Gilbert  et  Bo^er,   Tumeurs   blanches  produites   cbea    le    lapin   par  inoculation 
iiitrm>p^riton4ale  de  taberculose  aviaire.     (Compt  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1891.  No.  4» 
p.  69—69.) 
IViirlT*'*,  A.,    Ueber   das   Koch'sche  Heilverfahren   in    der    Tnberculose.     (Berlin,    klin. 

Wochenschr.   1891.  No.  9.  p.  S20— 824.) 
Cbtb,    la,    Koch  nelle  malattie  tobercolari.     Relazione  della  commissione  mediea  inviata 
a  BerliDO  dagli  osped.     Gottolcngo  e  S.  Luigi  e  della  Pia  Societk  salesiana  di  Torino. 
8^     66  p.     Torino  1891.  1  £. 

Ilvvy,  H.,  Dr.  Koch's  fluid.     (Lancet.  1891.  Vol.  L  No.  7.  p.  393.) 

"KliiTiirmulil,  A. ,    Ueber   das  Koch'sebe  Heilverfahren   nach   den   in  Berlin  gewonnenen 

Kradrttcken.     (Wiener  medic.  Blätter.  1891.    No.  7— 9.  p.  99—101,  116—118,  188— 

194.) 
JMnJkel,  B.,  Ueber  den  gegen wArtigen  Standpunkt  des  Koch'schen  Heilverfahrens.     [Ein 

Be»um^.]    (Wiener  medic.  Blfitter.  1891.  No.  9.  p.  129—181.) 
Oepner,  B.,    Ein  Fall   von  Bindehantlupns,    nach  dem  Koch'schen  Verfahren  behandelt. 

(Centralbl.  f.  prakt.  Augenheilk.   1891.  Jan.  p.  1—7.) 
Onyen,  F.,  et  Albarrao,  J.,  Les  injections  de  lymphe  de  Koch  dans  la  tuberculose  nri- 

natre  et  genitale.     (Annal.  d.  malad,  d.  organ.  R^nito-urin.    1891.    No.  2.    p.  66—90) 
Hveppe,  F.,  u.  Scholl,  H.,  Ueber  die  Natur  der  Koch'schen  Lymphe.     2.  Mitth.    (Berl. 

klin.  Wochenschr.   1891.  No.  8.  p.  193—194.) 

T.,  An  address  on  Koch's  remedy.     (Northwest.  Lancet.  1891.  No.  8.  p.  37 — 89.) 

,  R. ,  Come  ho   scoperto  la  mia  linfa.     2.  comoDic.  sul  mio  rimedio  contro  la  tu- 

bercolosi.     Trad.  Staliana  del  dottor  3.  Belfanti.     Torino  1891.  0,50  L. 
,  Heilmittel  gegen  die  Tnberculose.    7.  Hft.    (Sonderdr.)    gr.  8^     98  p.     Leipzig 

(Georg  Thieme)  1891.  1,60  M. 

Köln.     Bestimmungen  Über  den  Geschäftsbetrieb  der  öffentlichen  Desinfektionsanstalt  der 

Stadt  Köln.     Vom  19.  Mai  1890.     (Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.   1891.  No.  3. 

p.  45.) 
▼.  Koresyntki,    Die  Ergebnisse    der  bisherigen  Beobachtungen   über   die  Wirkung    der 

Koch'schen  Lymphe  bei  Lungentuberculose.     (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  8. 

p.  195—197.) 
Knnnayer,  Histologische  Mittheilung  über  die  Wirkungsweise  des  Tuberculins.     (Deutsche 

medic  Wochenschr.  1891.  No.  8.  p.  305—306.) 
Schweden.     CirkuUr  der  Kgl.  Medicinalverwaltung  an  die  Aerste,  betr.  die  Anwendung 

des  Koch'schen  Heilmittels  gegen  Tuberculose   bei  Menschen.     Vom  19.  Januar  1891. 

(Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  9.   p.  147—148.) 
Smith,  W.  D-,    Report   on   the  treatment  of  pulmonary  tuberculosis   by  Koch's  method. 

(Montreal  Med.  Jonrn.   1891.  No.  8.  p.  692—598.) 
SMWtschenko,  J.  O.,  U^ber  Anthrazimmunität.     (Wratsch.  1891.  No.  5,  6.  p.  132—133, 

168-170.)     [Russisch.] 
▼ierÜBg,  F.,    Ueber   das  Verhalten    der  Tuberkelbacillen   und   des  Sputum  nach  Injek- 
tionen mit  Koch'scher  Lymphe.    (Wiener  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  9.  p.  164—166.) 


428 


Neoe  Litterator. 


LahouuiB,  H.,   Eine  Kritik  yoo  Bobert  Koch's  ,,PortBetBang  der  Mittheilnngeo  Aber 

Heilmittel  K«g«n  Tuberculose'*.     (Internat,  klin.  Rundschau.  1891.  Ko.  8.  p.  801— SO'^-^ 
Laplmoe,  B.,  A  report  of  six  cases  treated  by  Koch's  lymph  for  the  eure  of  tabercolosi»- 

(Med.  News.  1891.  No.  7.  p.  187—189.) 
Lei«r,  B. »   Beitrag   zur   operativen  Eröffnung  von  tuberculösen  Lnngencavernen  belaiaA^ 

Behandlung    mit    Koch's    Flttssigkeit.      (Münch.    me^ic   Wochenschr.    1891.    No.     8- 

p.  186—189.) 
Llebreieh,  0.,    Die  Wirkung   der   cantharidinsauren  Salae.     (Therapeut.  Monatsh.  1^9  JL. 

No.  8.  p.  169^176.) 
Vfiller,  X.,   Die  bei  der  Anwendung  des  Koch'schen  Mittels  bisher  gewonnenen  Erfäsli- 

rungen.    (OrvoM  hetilap.  1891.  No.  7.)     [Ungarisch.] 
Naunyii,  B.,   Bericht  ttber  die  mit  dem  Koch'schen  Heilverfahren  auf  der  mediciniscti«!! 

Klinik    su  Strassburg   ersielten  Erfolge.     (Deutsche  medic  Wochenschr.  1891.  No.  9. 

p.  841—843.) 
Prior,  J.,   Das  Koch'sche  Heilver£ahren   gegen  Tuberculosis   in   seiner  Einwirkung    m.nf 

den  gesammten  Organismus  und  den  Sita  der  Erkrankung.     (Sonderdr.)    gr.  8*^.     67  p. 

Manchen  (Lehmann)  1891.,  1,60  M. 

Boaenbaoh»  0.,  Einige  Gesichtspunkte  sur  Beurtheilang  des  Koch'schen  Verfahrens  nektmt 

Bemerkungen   über   den  Einfluss  antipyretischer  Massnahmen  auf  das  Beaktionafiebar. 

(Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  8    p.  809—816.) 
Sohliehta,  Ueber  den  gegenw&rtigen  Stand  der  Tuberculoaenfrage  in  therapentiseher  B«- 

siehung  nach  meinen  in  den  Berliner  Krankenhäusern  empfangenen  Eindrücken.     (Me<l. 

Korrspdsbl.  d.  württemb.  ärstl.  Landesver.  1891.  No.  6.  7.  p.  41 — 44,  51—55) 
Solireiber,    Ueber   das   Koch'sche    Heilverfahren.     (Deutsche  medic.  Wochenschr.   1891. 

No.  8.  p.  806—309.) 
Bchrdtter,    Ueber   die  Lungentuberculose   und    die  Mittel   zu  ihrer  Heilung.     Ueber  das 

Koch'sche  Heilverfahren    der  Tuberculose.     2  Vorträge,     gr.  8^     28  p.     Wien  (Carl 

Gerold's  Sohn)  1891.  0,40  M. 


Inhalt. 


OriginAlmittheilimgaL. 

Banildwiky,  B.,  Ueber  den  Polymitus  ma- 
lariae.  Mit  6  Abbildungen.  (Origin.), 
p.  397. 

Ormitl,  B.,  und  Falotti,  B. ,  Malariapara- 
siten in  den  Vögeln.    (Orig.),  p.  408. 

Bafarato. 

Antoliaei,  L'ematosoo  della  quartana,  p.  410. 
— ,  Suir  ematozoo  della  terzana,  p.  410. 
Antoliaei  e  AiigellTil,   Note  sul  cido  bio- 

logico  deir  ematozoo  falciforme,  p.  410. 
Artwnieif,  Ueber  die  mikro-  und  bakterio- 

skopische    Untersuchung    der    Lochien, 

p.  414. 
Brandes,  G.,  Die  Familie  der  Holostomiden, 

p.  415. 
Coronado,  B.  V.,  Dermatophilus  penetrans 

d4  los  paises  cÄlidos-Nigua,  p.  415. 
Banilewaky,  B.,   Ueber  die  Mikroben  der 

akuten  und  chronischen  Malariainfektion 

bei  Vögeln,  p.  411. 
Gilbert,  A.,  et  Girode,  J.,    Contribution  k 

l'4tude  bact^riologique  des  voies  biliaires, 

p.  418. 
Lin&boiirg  und  Levy,  Untersuchungen  über 

sympathische  Ophthalmie,  p.  418. 


UnlaranchnwgimathiHiaB ,  InstnunmUia  «tö., 

p.  416. 

Bchntaimpfang ,  künftlieke  Infakttona- 

krankhaiten,  Bntwieklnngahemmuig 

und  VemiolitnDg  dar  Baktarien 

und  Paraaitan. 

Bnehnar,  H.,  Die  chemische  Beisbarkeit 
der  Leukocyten  und  deren  Beziehung  sar 
Entzündung  und  Eiterung,  p.  416. 

Vowler,  George  B.,  The  Sterilisation  of 
Catgut,  with  a  description  of  a  new 
simple,  and  effieient  method,  p.  421. 

Kianowaky,  B.,  Zur  Frage  über  die  bhü- 
bakteriellen  Eigenschaften  des  Magen- 
saftes, p.  420. 

Originalberichta  über  Xongreaae. 

Bakteriologisches   vom   X.  inter- 
nationalen med  icinischen 

Kongresse  au  Berlin, 
4.-9.  August  1890.     (FortseUung.) 

Sormani,  Ueber  Aetiologie,  Pathogenese 
und  Prophylaxe  des  Tetanus,  p.  421. 

Heno  Litterator,  p.  424. 


VT9 


nseha  Bttohdruokerel  (Harmaiui  Pohl«)  In  Jana. 


' 


Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 

In  Yerbindung  mit 

QdL  M.  M  Dr.  LeuM  m  Profissor  Dr.  IMler 

IB  Ldpxlff  ta  OvBÜinnüd 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  TJlilizrorza  in  CasseL 


■♦♦■ 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 

IX.  Banid.       -o-        Jena,  den  7.  April  1891.  -o-  No.  13. 

Prelt  fBr  den  Band  (86  Vunnieni)  14  Hark. 

Jährlich  ench«iiMn  swei  Binde. 

— >|    Zu  besiehea   durch   alle  BttehhandlungeD   und  Postanstalten.    |<*- 

• 

Die  JMcMion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten' 
MituUf  vuMet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte ,  etwaige 
Wunsche  um  lAeferung  von  bee&nderen  Abdrücken  ihrer  Auf" 
9Msce  entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  ufoUen  oder 
-direkt  an  den  VerlegeTf  Herrn  €husta/v  Fischer  in  Jena^  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  spüler 
eingehende  Wünsche  berUcksichUgen  zu  können* 


Original  -  RRittheilungen. 


Malariaparasiten  in  den  Vögeln. 

Vorl&ufige  MittheiluDgen 
der  Professoren  B.  Orassi  und  B.  Felettl 

in 

Catania. 

(PortseUiuig.) 

Wir  hatten  z.  B.  einige  Sperlinge  nur  mit  sehr  zahlreichen  er- 
wachsenen Mondsicheln,  nach  8  Tagen  erschienen  aber  auch  zahllose,  sehr 
kleine  Mondsicheln,  nach  verschiedenen  anderen  Tagen  Mondsicheln  von 
mittlerer  Grösse,  dann  von  neuem  nur  erwachsene  und  schliesslich 
nach  anderen  10  Tagen  wieder  ganz  junge  und  jüngere  Mondsicheln» 

IX.  Bd.  28 


430  Orassi  and  Feletti, 

Auf  welche  Art  und  Weise  sich  die  Mondsicheln  vermehren, 
ein  Punkt,  an  welchem  wir  lange  gearbeitet  haben,  aber  leider  i 
nur  mit  nicht  befriedigendem  Erfolge.     Wir  zweifelten  wieder 
der  Vermehrung  durch  Gemmulae  (Celli  und  Guar  nie  ri),  vei'ma- 
theten,  dass  sie  sich  durch  Theilung  vermehrten  etc.  etc. 

Nach  vielem  vergeblichen  Suchen  fanden  wir  endlich  in  der  Milz,  i  a 
der  Leber  und  im  Knochenmarke  Figuren ,  die  wir  geneigt  sind,  fOr 
in  Segmentation  begriffene  Mondsicheln  zu  halten. 

Alle  die  hier  erwähnten  Thatsachen  autorisiren  uns,  die  H  a  e  m  a— 
moeba  für  einen  von  derLaverania  unabhängigen  Organismus   zu 
halten  und  ausserdem  zu  betonen  (auf  Grund  von  engster  Analogie^ 
dass  auch  in  den  im  Sommer  und  im  Herbste  in  Rom  (Marchiafav& 
und  Celli)  vorherrschenden  Fiebern  (wie  wir  bereits  früher  vermuthet> 
zwei  Parasiten  vorhanden  sind,  und  zwar  einer,  welcher  bisjetzt 
nicht  von  unserer   Haemamoeba  praecox  zu   unterscheiden  ^ X 
während  der  andere  unsere  Laverania  malariae  ist. 

Wenn  man  bedenkt,  dass  auch  die  Mondsicheln  des  Menschen  nicht 
eingekapselt  sind  und  wenn  man  auch  ein  von  Herrn  Prof.  De  Mattet 
kürzlich  angestelltes  Experiment  in  Rechnung  zieht  *),  ein  Experiment, 
welches  derselbe  an  einem  von  uns  seit  langem  studirten  Kranken 
unternahm  (Impfung  und  darauffolgende  Entwickelung  des  Quartan- 
fiebers  in  einem  nur  mit  Mondsicheln  behafteten  Individuum),  so  ist  es 
wohl  gestattet,  aufs  Neue  zu  behaupten,  dass  zwei  verschiedene  Gat- 
tungen von  Malariaparasiten  existiren,  d.  h.  die  Haemamoeba 
und  die  Laverania.   Die  Haemamoeba  kann  dreierlei  Art  sein: 

Haemamoeba  praecox  (verursacht  zum  mindesten  Quo ti- 
dianfieber  mit  Anfällen,  die  darnach  streben,  sich  unter  einander  zu 
nähern  etc.), 

Haemamoeba  vivax  (verursacht  das  einfache  oder  doppelte 
Tertianfieber)  und  endlich 

Haemamoeba  malariae  (verursacht  die  einfache,  doppelte 
oder  dreifache  Quartana). 

Die  Laverania  verursacht  unregelmässige  Fieber,  welche  zu- 
weilen für  wenige  Tage  den  kontinuirenden,  subkontinuirenden,  quoti- 
dianen  und  tertianen  Charakter  annehmen  können. 

Somit  glauben  wir  die  von  Golgi  zuerst  ausgesprochene  Ansicht 
weiter  entwickelt  zu  haben:  Golgi  spricht  von  Varietäten  der  Ma- 
lariaparasiten, erwähnt  jedoch  durchaus  nicht  den  Hauptpunkt,  näm- 
lich, ob  es  sich  um  einen  einzigen  veränderlichen  Parasiten  oder  um 
spezifisch  verschiedene  Formen  bandelt;  in  seiner  letzten  Arbeit 
(Ziegler's  Beiträge.  Band  IV.  1890)  gibt  er  sogar  die  Mög- 
lichkeit des  Ueberganges  von  einerForm  in  die  andere 
z  u.  Doch  werden  wir  auf  diesen  Punkt  sowie  auch  auf  den  Antheil 
von  Verdienst,  welcher  den  Assistenten  der  Glinica  Medica  in  Rom 
gebührt,  in  unserer  ausführlichen  Arbeit  zurückkommen. 

1)  Ob  di«66  von  einer  anderen  Form  (welche  eich  theilt,  ohne  Pigment  sa  seigeD) 
speiifiseh  ▼ersehieden,  können  wir  nicht  unterscheiden.  Sieher  fehlt  diese  Form  bei 
den  Vögeln. 

9)  Ein  anderes  Experiment  De  Mattei's  wurde  von  uns  bereits  in  unserer  Mit- 
theilung des  vergangenen  Jahres  sitirt. 


Malariapftrasiten  in  den  Vögeln.  43]^ 

m. 

Viele  Yon  ans  angestellte  Untersuchungen  führten  uns  zu  der 
EstdeckuBg  einer  sehr  kleinen  Amöbe ,  welche  sich  In  geradezu  un- 
gebeorer  Menge  in  jedem  Malariagebiet  und  in  jedem  Malariamaterial 
foifisdet.  Wir  haben  festgestellt,  dass  sich  diese  Amöbe  sehr  leicht 
acjstirt.  In  diesem  Zustande  kann  sie  sich  wahrscheinlich  lebendig  in 
d»  Luft  erheben.  Sie  wurde  von  uns  auch  in  der  Nasenhöhle  junger, 
gesunder  Tauben  angetroffen,  welche  zwei  Nächte  lang  von  uns  in 
Kifigen«  welche  zwei  Meter  vom  Boden  aufgehängt  waren,  in  einem 
aalmrischen  Orte  gehalten  worden  waren.  Dieselben  zeigten  sich  nach 
weiteren  neun  Tagen  mit  Laverania  infizirf.  Es  ist  bemerkenswerth, 
dass  M  a  a  r  e  1  in  sumpfigen  Gegenden  und  auch  im  Nasenschleim 
dnes  Mannes,  der  einige  Zeit  in  einem  sumpfigen  Ambient  geathmet 
hatte,  eine  Amöbe  fand,  welche  mit  der  von  uns  gefundenen  identisch 
m  Eein  scheint  Er  vermuthete  jedoch  nicht  im  geringsten,  dass 
diese  Amöbe  mit  dem  die  Malaria  erzeugenden  Parasiten  in  Verbin- 
dung stehen  könnte. 

Unsere  Amöbe  könnte  wohl  die  malarische  Ansteckung  erklären 
und  durch  ihr  Volumen  auch  über  die  Thatsache  Rechenschaft  geben, 
n&Tuxn  die  Malaria  sich  schwer  drei  oder  vier  Meter  erheben  kann. 

Gatania,  im  Juni  1890. 

IV.  ^) 

lo  der  vorhergeh^den  Note  sprach  ich  von  einer  Amöbe,  welche 
eineii  Afalariaparasiten  im  freien  Leben  darstellen  könnte,  und  ist  es 
nun  meine  Absicht,  diesen  ungemein  wichtigen  Theil  der  Malaria- 
frage weiter  zu  untersuchen. 

Durch  Familienverhältnisse  gezwungen,  die  von  mir  in  Gatania 
b^onnenen  Studien  zu  unterbrechen,  setzte  ich  dieselben  nach  kurzer 
Pause  in  der  Lombardei,  und  zwar  hauptsächlich  in  Locate  Triulzi  fort. 
Ich  kann  nicht  umbin,  den  Herren  Locatesern  und  vor  allen  den 
Herren  Dr.  Bomanini  und  Beneggi  und  den  Herren  Grün  und 
Billitz  hiermit  öffentlich  fGr  ihre  mir  freundlichst  geleisteten  Unter- 
stützungen dieser  Studien  bestens  zu  danken. 

Locate  Triulzi  ist  einer  der  von  Malariafiebem  heimgesuchtesten 
Orte. 

Meine  Studien  wurden  an  Tagen  vorgenommen,  in  welchen  das 
Malariafieber  sehr  heftig  auftrat;  ich  selbst  hatte  zwei  ziemlich 
starke,  doch  rasch  durch  Chinin  geheilte  Anfälle,  die  Frau  und  die 
Söhne  des  Arztes,  in  dessen  Hause  ich  arbeitete,  wurden  von  Malaria- 
fiebem befallen  ete. 

Schon  früher  stellten  wir  die  Behauptung  auf,  dass,  wenn  die 
Malariaparasiten  Rhizopoden  sind,  man  dieselben  leicht  im  freien 
Leben  antreffen  können  müsste,  da  diese  gewöhnlich  weit  voluminöser 
und  weit  leichter  zu  charakterisiren  seien,  als  der  grösste  Theil  der 
Bakterien,  indem  sie  nicht  einmal  bei  der  einfachsten  mikrosko- 

1)  Diese  Note  wurde  Ende  November  1890  in  der  Accad.  di  Oioenia  in  Catania 
mitgeUieUt  und  encbien  im  Dezember.  (Verfasser  dieser  vierten  wie  der  folgenden 
fünften  Note  ist  Prof.  Battista  Qrassi  allein.) 

28» 


432  GrASfli  and  Feletti, 

piscben  Prüfung  anserem  Auge  leicht  entgehen  könnten, 
leider  nur  zu  oft  mit  verschiedenen  Bakterien  geschieht 

Dass  die  Malariaparasiten   wirklich  Rhizopoden  sind,   sag^t^     uni! 
alles  das,  was  sich  im  Menschen  und  in  den  Thieren  bewahrbeitet;^, 
besonders  wenn  man  denkt,  dass  die  Gruppe  der  Pilzthiere,  wie    die- 
selbe von  Zopf  aufgestellt  worden  ist,  keine  natürlicheist  und    dass 
man  von  ihnen  die  Monadinen  trennen   muss,   um  diese  theili^oise 
mit  den  Rhizopoden,  theilweise  mit   den  Heliozoen  zu  vereioi^r^^« 
Üebrigens  bleibt,  selbst  wenn  man  (meiner  und  verschiedener  anderer 
Verff.  Meinung  entgegen)  die  Gruppe  der  Monadinen  zugibt  und  folglich 
auch  annimmt,  dass  die  Malariaparasiten  zu  dieser  Gruppe  gezdlilt 
werden    müssen ,    die    von    mir    behauptete    Leichtigkeit ,    sie      in 
freiem  Leben  sehen  zu  können,  immer  bestehen,    geradeso  als  ^vrenn 
man  mit  mir  annehmen  wollte,  dass  die  Malariaparasiten  Rhizopoden 
seien. 

Auch  der  Yermuthung  Raum  gebend,  es  seien  Cbytridiaceen  aö,cr 
auch  Sporozoen  ^)  (meiner  Meinung  nach  wenig  begründete  Vennu- 
thungen),  kann  man  immer  ruhig  zugeben,  dass  es  leicht  sein  muss, 
sie  im  freien  Leben  anzutreffen. 

Die  einfache  mikroskopische  Untersuchung  muss  mithin  genauen, 
uns  die  Malariaparasiten  sehen  und  sie  nur  mit  wenigen  Formen 
verwechseln  zu  lassen. 

Noch  mehr,  nach  all  den  Nachforschungen  in  den  Malariagebieteii 
oder  der  malarischen  Materiidien  im  Allgemeinen  von  denjenigen 
Forschern,  welche  sich  mit  Protozoen  beschäftigten,  können  wir  mit 
grosser  Wahrscheinlichkeit  annehmen,  dass  die  Malariaparasiten  be- 
reits in  den  von  diesen  Naturforschem  veröffentlichten  Abhandlungen 
beschrieben  stehen. 

Auf  Grund  dieser  Prämissen  unternahm  ich  ein  vergleichendes 
Studium  des  Malariamaterials,  und  zwar  war  mein  Ausgangspankt 
folgender : 

Es  ist  gewiss,  dass  die  Malariaparasiten  Rhizo- 
poden oder  doch  wenigstens  ihnen  sehr  nahe  stehende 
Formen  sind;  mithin  müssen  sich  die  Malariaparasiten 
unter  jenen  Rhizopoden  oder  unter  jenen  ihnen  sehr 
nahen  Formen  finden,  welche  man  in  allem  jenem  Ma- 
terial aus  Gegenden  vorfindet,  welche  durch  die  Er- 
fahrung vieler  Jahrhunderte  als  Malariaherde  be- 
kannt sind. 

Ich  habe  sowohl  in  der  Umgebung  Catania's  wie  auch  in  der 
Lombardei,  besonders  in  Locate  Triulzi  und  ein  wenig  auch  in  Mele- 
gnano,  das  verschiedenste  Malariamaterial  untersucht,  und  zwar 

1)  unbebaute ,  mehr  oder  weniger  thonhaltige  und  feuchte  Böden  ; 

1)  Es  ist  die  Haemogregarina  (Dr epaDidinm),  welche  an  die  Sporozoen 
denken  lässt.  Ich  kenne  his  Jetzt  de  visu  nur  die  Haemogregarina  der  Frdsche.  Nach 
dem,  was  ich  bis  jetst  konstatiren  kann,  gibt  es  deren  zwei  Arten:  eine  grosse  (Kruse) 
und  eine  kleine  (Gaule  und  yerschiedene  andere  Autoren);  ich  glaube  festsetien  su 
können,  dass  in  den  Fröschen  auch  eine  Laverania  ezistirt,  die  durch  die  Gegen- 
wart glänzender  Körner  charakterisirt  wird ,  sich  rundet  und  sich  segmentirt ; 
ilire  Segmentation  ist  leicht  anzutreffen  und  wurde  sie  schon  von  Kruse  gesehen. 
Ich  werde  auf  dieses  Argument  in  meiner  nfichsten  Arbeit  zurflckkommen. 


Malariaparuiten  in  den  YSgeln.  433 

2)  kQnstlich  angelegte  Wiesengründe; 

3)  natQrliche  Viehweiden; 

4)  Reisfelder; 

5)  mit  Getreide  bebaote,  aber  stets  feucht  bleibende  Felder; 

6)  Hanf  und  Flachs  während  des  Mazerationsprozesses; 

7)  die  Umgebung  von  Brackwassern. 

Ich  habe  alle  Umstände,  welche  das  obenerwähnte  Material  be- 
sonders gefahrlich  macht,  in  Rechnung  gezogen;  so  weiss  man  z.  B., 
daas  Reisfelder,  welchen  man  das  Wasser  entzieht,  sehr  gefährlich 
werden,  ferner  weiss  man,  dass  der  ünrath  der  kleinen  Kanäle,  welche  die 
Wiesen  umgeben  oder  durchschneiden,  da  derselbe  meistens  aus  Vege- 
tabilien,  die  ausserhalb  des  Wassers  sterben  und  verfaulen,  besteht, 
ein  furchtbarer  Malariaherd  ist  und  die  Wiesen  ungemein  gefährlich 
nacht,  endlich  weiss  man,  um  noch  ein  letztes  Beispiel  anzuführen, 
dass  die  Sümpfe  in  den  Sommermonaten,  wenn  sie  anfangen  auszu- 
trocknen, sehr  gefährlich  sind. 

Das  erste  firgebniss  aller  dieser  vergleichenden  Studien  war,  dass 
ich  es  far  sehr  wahrscheinlich  hielt,  dass  es  Malaria  geben  kann,  auch 
ohne  Süsswasseralgen  (Florideae,  Schizophyccae,  Bacil- 
lariaceae,  Protococcoideae,  Gonfervoideae,  Conjuga- 
lae,  Sipbophyceae  und  Gharaceae). 

Die  Algen  fehlen  z.  B.  gewöhnlich  im  Hanf  und  Flachs,  wenn 
letztere  aas  der  Mazeration  genommen  und  zum  Trocknen  ausge- 
breiiet  sind;  sie  fehlen  häufig  oder  sind  doch  sehr  selten  in  sehr 
malaiischen  Gebieten.  Mithin  folgt  daraus,  dass  viele  Protozoen  und 
C&jtridJaceen ,  Parasiten  der  Algen,  nicht  mit  der  Malaria  in  Ver- 
bindong  gebracht  werden  können.  Verschiedene  Rhizopoden  und 
Heliozoen  gehören  speziell  dem  einen  oder  dem  anderen  Malaria- 
material an. 

Beständig  gegenwärtig  und  häufig  in  jedem  Ma- 
lariamaterial fand  ich  nur  die  Arten  der  Gattung 
Amoeba  und  der  sehr  nahen  Gattungen  (Hyalodiscus, 
Dactylosphaerium),  welche  einstmals  mit  der  Gattung 
Amoeba  vereinigt  waren. 

So  kommt  es,  dass  ich  durch  Ausschliessung  nach 
nud  nach  dazu  gelangte,  die  Hypothese  aufzustellen, 
dass  in  der  Gattung  Amoeba  (sensu  lato)  sich  die  Ma- 
lariaparasiten vorfinden  müssen. 

Was  nun  die  Art  anbelangt,  so  fällt  der  Verdacht  hauptsächlich 
auf  die  Amoeba  guttula,  wie  dieselbe  von  Perty  beschrieben 
wird ;  für  jetzt  halte  ich  die  in  der  III.  Note  erwähnten  Amöben  für 
junge  Exemplare  derselben.  Verdächtig  ist  auch  ein  Dactylo- 
sphaerium. Mir  scheint,  dass  nur  diese  oder  ihnen  sehr  nahe 
Formen  sich  in  genügender  Menge  und  mit  genügender  Beständigkeit 
vorfinden ,  um  erklären  zu  können ,  warum  die  bezeichneten  Orte  so 
sehr  malarisch  sind. 

Es  kam  mir  alsbald  ein  Zweifel  an  meiner  Hypothese. 

(Scblnss   folgt.) 


434  Karlioski, 


üntersachuDgen  über  die  Temperatnrsteigenuig  in 

beerdigten  Körpertheilen. 

Von 

Dr.  Jnstyn  KarUiiski 

in 

EoDjica,  Herzegowina. 

Im  VII.  Bande  No.  9  des  Centralblattes  fQr  Bakteriologie  and 
Parasitenkande  yeröffentlichte  Prof.  Schottelias  eine  karze  MH- 
theilung:  „lieber  Temperatursteigerangen  in  beerdigrteo  Pbthisiker- 
langen.'*  Der  genannte  Forscher  erhielt  als  Ergebniss  einer  dies- 
bezQglichen  Untersachang ,  dass  in  der  beerdigten  Phthisikeriange 
eine  bedeutende  Erhöhung  der  Temperatur  gegenüber  der  Boden- 
temperatur entsteht 

Durch  diese  Mittheilung  angeregt,  habe  ich  im  Anscblasse  an  mdae 
demnächst  zu  veröffentlichenden  Untersuchungen   über  das  V erhalten 
der  Typhusbacillen  im  Boden  eine  kleine  Reihe  von  Untersuchungen  an- 
gestellt, ob  in  den  der  Fäulniss  im  Boden  preisgegebenen  Theilen  eines 
au  Typhus  abdominalis  Verstorbenen  auch  eine  so  bedeutende  Tempera- 
tursteigerung vor  sich  geht  und   wie  lauge  die   in    Leichentheilen 
befindlichen  Typhusbacillen  ihre  Lebensfähigkeit   trotz   der  Fäalniss 
beibehalten.    Diesbezügliche  Untersuchungen    sind    meines  Wissens 
nur  durch  v.  Esmarch^)  angestellt  worden,    v.  Esmarch  brachte 
in  das  Innere  eines  faustgrossen,  mit  sterilem  Messer  durchschnittenen 
frischen  Fleischstücks  3—4  Oesen  Typhusbacillenreinknltur ,  wonact 
das  Fleisch  in  Zimmertemperatur  aufbewahrt  wurde.    Nach  8  Tagen 
war  das  Fleisch  oberflächlich  in   starker  Fäulniss,  im   Innern  ma- 
kroskopisch noch  ganz  frisch  aussehend.    Im  DeckglasprAparate  fand 
sich  eine  grosse  Anzahl  der  verschiedensten  Arten   von  Kokken  and 
Bacillen,  die  Rollkulturen  wurden  durch  Fäulnisskolonieen,  welche  die 
Gelatine  rasch  verflüssigten,   bald  gänzlich  überwuchert    An  einer 
anderen  Stelle  sagt  Esmarch«)  wörtlich:  „Eine  vereinzelte  TypAas- 
kolonie  aber  auf  der  Gelatineplatte   und   unter  zahllosen  Fänlniss- 
kolonieen  mit  Sicherheit  herauszufinden,  halte  ich   vor  der  Hand  für 
eine    Unmöglichkeit;    die  Bacillen  zeigen   auf  unseren    bisher  ge- 
bräuchlichen Plattennährböden  so  wenig  Charakteristisches,  so  vid 
Achnlichkeit  mit  den  Kolonieen  der  verschiedensten   anderen  Bakte- 
rienarten, dass  es  in  der  That  die  Zeit  und  Arbeitskraft  eines  Ein- 
zelnen übersteigt,  jede  Verdacht   erregende  Kolonie  herauszüfiscien 
und  auf  die  Eartoffelscheibe  zu  bringen,  wo  ja  allerdings  die  Unter- 
scheidung eine  leichtere  ist. 

Seit  nahezu  4  Jahren  beschäftige  ich  mich  fast  hauptsächlich 
mit  Typhusstudien;  ich  stimme  mit  Esmarch  überein,  dass  es  grosse 
Mühe  verursacht,  die  Typhusbacillen  aus  dem  übrigen  Bakterien- 
gemisch  herauszubekommen.    Wie  ich  dies  aber  gelegentlich  meiner 

1)  Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  VII.  Heft  1.  pag.  81. 

2)  1.  c.  Seite  6. 


UntenuchiiDgeii  über  die  Tempentarsteigernng  in  beerdigten  Körpertheilen.    435 

Tersndie  Ober  das  Verhalten  der  Typhusbacillen  im  Eothe,  BruDiien- 
rad  Cistemenwasser  dargethan  habe,  gelingt  es  doch  bei  ausreichen- 
der Uebang,  wenn  man  Zeit  und  Mühe  nicht  spart  und  eine  ent- 
sprediende  Verdünnung  des  Materiales  anwendet,  die  echten  Typhus- 
bacOIen  von  den  typhusähnlichen  zu  unterscheiden.  Freilich  kann 
aiaa  sich  \m  derlei  Untersuchungen  auf  das  mikroskopische  Aus- 
Khen  der  typhus&hnlichen  Kolonie  nicht  verlassen,  und  das  Ueber- 
impfeD  auf  Kartoffelscheiben  halte  ich  für  eine  conditio  sine  qua  non 
«Ines  einwandsfreien  Versuches.  Um  nodi  grössere  Sicherheit  zu 
l^i^bei^)  pflege  ich  seit  einigen  Jahren  neben  der  Ueberimpfung  auf 
Eartoff^n  gleichzeitig  eine  Kontrollübertragung  von  unzweifelhaften 
TTphusbaciUen  auf  Kartoffelstücke  gleicher  Provenienz  und  Sorte, 
TorzoDehmen,  da,  wie  ich  mich  sehr  oft  überzeugt  habe,  Wachs- 
thamsaotersdiiede,  je  nach  der  Kartoffelsorte,  Reaktion  und  Garsein 
sehr  oft  störend  einwirken  können.  Ich  bin  beinahe  zu  der  Ver- 
muthang  geneigt,  dass  nur  diesen  drei  Umständen  die  Abarten  des 
Typhasbacillus,  welche  kürzlich  von  Babes^)  beschrieben  wurden, 
zuzoBchreiben  sind. 

Gleichzeitig  mit  den  nachher  zu  schiidernden  Untersuchungen 
aber  die  Temperatursteigerung  in  beerdigten  Theilen  von  Typhus- 
leichen  habe  ich  noch  Untersuchungen  über  die  Temperatursteige- 
rang in  den  beerdigten  tuberculösen  und  gesunden  Lungen  ange- 
sleUt,  wie  auch  mich  über  die  Temperatursteigerung  in  den  faulenden 
Theilen  gesunder  und  kranker  Menseben  und  Thiere  zu  orientiren 
getrachtet 

Da  bis  zu  jener  Zeit,  wo  ich  die  Versuche  in  der  Stadt  Stolac 
begonnen  habe,  dort  absolut  keinerlei  Untersuchungen  über  Boden- 
temperatar  angestellt  worden  waren,  habe  ich  mir  einen  1  m  tiefen 
Schacht  aasheben  lassen,  in  den  ein  eingelegtes  genaues  Maximal- 
thermometer, das,  in  inniger  Berührung  mit  dem  Boden  stehend, 
dessen  Temperatur  anzeigte  und  regelmässig  alle  5  Tage  herausge- 
nommen und  abgelesen  wurde.  Es  ist  vielleicht  überflüssig,  wenn 
ich  noch  anführe,  dass  jedesmal  das  abgelesene  Thermometer  danach 
auf  eine  niedrigere  als  die  abgelesene  Temperatur  zurückgebracht 
wurde,  und  zwar  zu  dem  Zwecke,  um  auch  etwaige  Schwankungen 
der  Bodentemperatur  zu  erkennen.  Die  beigefügte  Tabelle  zeigt  das 
Verhalten  der  Bodentemperatur  in  den  Monaten  März  bis  Juli  1890, 
und  enthält  auch  Aufzeichnungen  über  die  gleichzeitige  abgelesene 
Lufttemperatur.  Tiefer  als  1  m  konnte  ich  aus  dem  Grunde  nicht 
dringen,  weil  dies  auch  die  grösste  Dicke  der  durchlässigen  Erdkrume 
im  Bregavaäiale  in  Stolac  ist,  welcher  alsbald  eine  feste  und  dicke 
Schicht  des  Kalkurgesteines  folgt.  Der  für  den  südherzegowinischen 
Karst  charakteristische  Mangel  an  „Erde''  ist  auch  Ursache,  dass  in 
den  Friedhöfen  die  Gräber  fast  nie  tiefer,  als  1  m  ausgehoben  wer- 
den. Auf  den  mohamedanischen  Friedhöfen  der  Südherzegowina  ist 
es  eben  keine  seltene  Erscheinung,  dass  nach  starken  Regengüssen 
die  Schädel  der  in  sitzender  Stellung  und  ohne  Sarg  begrabeneu 
Mohamedaner  aus  der  Erde  hinausragen. 


1)  ZeiUchrift  ffir  Hygiene.    Bd.  IX. 


436 

Karlinal 

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Temperat. 

Temperat. 

Temperat. 

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T«n>f»«n 

1.  III. 

10,6 

8,2 

l.IV. 

17,4  10,81;  1.  V. 

19,6  13,6 

1.  VI. 

86,1 

14,8 

1.  VII. 

w,«l  la 

5. 

16,8 

9,6 

5. 

16,8!  11,0!'       5. 

80,4 

18,8 

1 

6. 

86,0 

15,0 

5. 

8$,e|  le. 

10. 

17,4 

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10. 

1 
17,8 

ll,8i     10. 

88,8 

13,41 

10. 

87,0 

16,0 

10. 

»7,0!  XB, 

15. 

15,8 

9,8 

15. 

80,0 

11,4      15. 

W.l 

18,8 

15. 

27,1 

16,0 

16. 

Bo^ai  i«,4 

20. 

20,4 

10,6 

80. 

19,6 

11,6*     20. 

84,6 

13,9 

80. 

86,3 

15,0 

20. 

29,el  ie,i 

86. 

80,6|  10,8 

85. 

19,9 

11,9|     85. 

85,6 

14,8 

85. 

26,4 

15,4 

86. 

89,^1  16,7 

80. 

80,7   10,8 

80. 

83,4 

18,6;     80. 

83.8 

14,6 

80. 

87,1 

15,7 

80. 

80,ej  ts^^ 

Durch- 

17,7 

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19,8 

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1  schnitt 

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1 

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Versuch  I.    Am   14.  III.   1890  starb  im   k.  und    k.   Trappen- 
spitale  zu  Stolac  der  in  der  3.  Woche  des  typisch  verlaufenden  Ab- 
dominaltyphus sich  befindende  Infanterist  R.  S.    Bei  der  9  Standen 
nach  dem  Tode  vorgenommenen  Obduktion   wurde  die  etwa  3  fach 
vergrösserte  Milz  ohne  sichtbare  Verletzung  der  Kapsel  herausge- 
nommen.   Nachdem  dieselbe  durch  ^/^  Stunde  in   */ioop   Sublimat- 
iösung  gelegen  hatte,  wurde  aus  ihr  mittelst  einer  sterilen  Spritze 
1  ccm  der  breiigen  Pulpa  aufgesogen,  dann  mittelst  eines  steriletk 
Messers  ein  kleiner  Einschnitt  gemacht  und   ein   genaues  Thermo- 
meter hineingelegt.    Nachdem    dasselbe    im    Innern    der   Milz    eine 
Viertelstunde  gelegen  hatte  und  10,6  ^*  G  (gegen  14,5  ^  C  der  Obdak- 
tionskammer)    anzeigte ,   wurde    das    Thermometer   durch    ein    ge- 
naues, mit    dem  Normalthermometer    verglichenes  Mazimalthermo- 
meter  ersetzt,  dasselbe  bis  unter  die  Kapsel  hineingestochen,  die 
Milz  in  Fliesspapier  eingewickelt  und  in  einen  frisch  ausgehobenen 
Schacht  in  der  Tiefe  von  96  cm  gelegt.    26  cm  von  der  Milz  wurde 
ein  zweites  genaues  Maximalthermometer,  welches  mit  dem  sich  iu 
der  Milz  befindenden  auf  gleiche  Temperatur  eingestellt  war,   ver- 
graben, der  Schacht  mit  Erde  zugeschüttet  und  oben  festgestampft. 
Genau  3  Monate  später,  also  am  14.  VI.  1890,  wurde   der  Schacht 
von  frischem  ausgehoben,  in  dem  Papierkonvolut ,  welches  sorgfältig 
herausgenommen  ward,  wurde  in  einer  breiigen,  dunkelbraunen,  Obef 
riechenden  Masse  das  unversehrte  Thermometer  aufgefunden.    Das- 
selbe zeigte  39ß^   G,  das  zweite  Thermometer,  welches  ebenfalls 
unversehrt  aufgefunden  wurde,  zeigte   15,1^   G.    Nachdem  die  am 
10.  VI.  abgelesene  Temperatur  des  Bodens  ebenfalls  15,0  ^  G  zeigte, 
kam  es  innerhalb  der  faulenden    Milzmasse  zu   einer  Temperatur- 
steigerung von  24,1  ^  G. 

Um  mich  zu  überzeugen,  ob  nach  Smonatlichem  Verbleib  in  der 
Erde  die  Typhusbadllen,  die  in  der  Milz,  wie  dies  die  Plattenkulturen 
aus  der  mittelst  Spritze  am  14.  III.  herausgenommenen  Milzpulpa 
bewiesen,  in  derselben  reichlich  vertreten  waren,  entnahm  ich  1  ccm 
der  breiigen  Masse  und  vermengte  sie  mit  100  ccm  sterilen,  destillir- 


Uoftanachiiiigen  Über  die  Temperatursteigeraog  in  beerdigten  KSrpertheilen.    437 

I»  Wassers.  Nachdem  diese  Mischung  gehörig  geschüttelt  war, 
varde  mittelst  einer  graduirten  Pipette  0,01  ccm  entnommen  und 
Bit  Gdatine  gemengt.  Das  so  infizirte  Gläschen  wurde  zu  3  Platten- 
koteuren  verwendet  und  im  Thermostaten  bei  18,0^  C  aufbewahrt. 
Aof  gleiche  ¥^eise  habe  ich  in  diesem  Versuche  21  Plattenkulturen 
angefertigt.  Auf  diesen  21  Platten  entwickelten  sich  verhältniss- 
Bissig  wenig  Kolonieen,  freilich  gehörte  die  Mehrzahl  den  verflüssigen- 
deo  Arten  an;  bis  zum  5.  Tage  verlor  ich  keine  einzige  dieser 
Platten  darch  Verflüssigung,  und  unter  den  vielen  Eolonieen  fand 
kfa  17,  die  makroskopisch  denen  des  Typhusbacillus  glichen.  Die- 
selben wurden  auf  Kartofielscheiben  überimpft  und  7  erwiesen  sich 
als  unzweifelhaft  echte  Typhuskolonieen.  Somit  vermochten  die 
Typhusbacillen  durch  so  lange  Zeit  der  Einwirkung  der  Fäulniss- 
mikroorganismen Stand  zu  halten. 

Ich  muss  ausdrücklich  hervorheben,  dass  ich  unter  den  in  6  ver- 
schiedenen Kolonieen  repräsentirten  verflüssigenden  Organismen  die 
Proteusarten  gänzlich  vermissle. 

Versuch  II.  Zwei  Tage  nach  dem  Beginn  des  oben  erwähnten 
Versuches  hatte  ich  Gelegenheit,  die  Obduktion  eines  vollkommen 
gesunden  Selbstmörders  auszuführen.  Ich  benützte  die  gesunden 
Lungen,  Milz  und  Leber  desselben  zu  gleichem  Versuche,  welcher 
unter  ganz  gleichen  Modalitäten  ausgeführt  wurde.  Die  am  16.  III. 
eing^rabenen  Stücke  wurden  am  16.  Juni  ausgegraben.  Die  im 
Boden  eingegrabenen  Kontrollthermometer  stimmten  mit  den  am  16.  VI. 
abgelescDea  Maximalthermometern,  welche  die  Bodentemperatur  an- 
zeigten. Sie  wiesen  sämmtlich  15,0®  G  auf.  Das  Maximalthermo- 
meter, welches  in  den  total  verfaulten  Lungen  vorgefunden  wurde, 
wies  26^  ^  C,  das  in  der  Leber  26,0 ""  C,  das  in  der  Milz  27,1  ^  G 
auf,  somit  betrug  die  Temperatursteigerung  in  der  Lunge  +  11^  ®  G, 
in  der  Leber  11,0  ^^  G,  in  der  Milz  12,1  <^  G  gegen  die  gleichzeitige 
höchste  Bodentemperatur.  Der  Unterschied  in  der  Temperatur  wäh- 
rend der  Fäulniss  der  normalen  Milz  und  der  Typhusmilz  betrug 
somit  19,5  ^  G.  Man  muss  jedoch  berücksichtigen,  dass  die  Milz  des 
Selbstmörders  kaum  ein  Drittel  der  Typhusmilz  ausmachte. 

Versuch  III.  Am  25.  III.  1890  hatte  ich  Gelegenheit,  wiederum 
eine  Sektion  eines  am  9.  Krankheitstage  verstorbenen  Typhuskranken 
auszuführen.  Bei  demselben  fand  sich  neben  beginnender  Ulceration 
im  Darme  ein  kolossaler  Milztumor  und  fibrinöse  Pneumonie  der 
ganzen  rechten  Lunge  im  Stadium  der  gelben  Hepatisation.  Die 
hnke  Lunge  war  intakt.  Ich  habe  die  Milz  ohne  Verletzung  der 
Kapsel  herausgenommen,  durch  eine  Viertelstunde  in  Sublimatlösung 
gehalten,  nachher,  nach  Entnahme  einer  kleinen  Partie  der  Milz- 
pulpa mittelst  steriler  Spritze,  wurde  ein  kleiner  Einschnitt  in  die 
Kapsel  gemacht  und  ein  auf  10,0®  G  eingestelltes  Maximalthermo- 
meter eingesetzt.  Die  ganze  Milz  wurde  in  eine  dicke  Lage  Fliess- 
papier, welches  in  Sublimat  getränkt  war,  eingewickelt  und  ausser- 
dem in  einen  ebenfalls  stark  mit  Sublimat  getränkten  Leinwandsack 
und  in  eine  Pappschachtel  gethan  und  auf  oben  besprochene  Weise 
in  einer  Tiefe  von  96  cm  begraben.  Ein  Kontrollthermometer,  welches 


438  KarlinskS, 

ebenfalls  10,0^  C  vorzeigte,  wurde  in  einer  Entfernung  von  SO 
in  der  gleichen  Tiefe  untergebracht. 

Die  durchschnittene  hepatisirte  Lunge  wurde  ebenfalls  mit 
MaximsJthermometer  versehen  und  in  einer  Pappschachtel  in 
gleichen  Tiefe  wie  die  Milz  begraben.  Mit  der  gesunden  Lunge 
schah  das  Gleiche.  Eine  kleine  Menge  der  rahmigen  Flüssigkeit 
der  Schnittfläche  der  erkrankten  Lunge  wurde  mit  Agar  und  Grel&«-* 
tine  zu  Plattenkulturen  verarbeitet.  Auf  den  Platten  wuchs  einerseits 
der  Typhusbacillus ,  andererseits  der  Friedländer 'sehe  Pnettmo— 
bacillus.    Aus  dem  Milzsafte  wuchs  der  Typhusbacillus  in  Reinkultur. 

Am  25.  V.  wurde  die  gesunde  Lunge  ausgegraben ;  sie   war     in 
eine  schmierige,  breiige  Masse  umgewandelt,  in  der  das  ThermometcfV 
welches  27,6^  G  anzeigte,  lag.    Das  Kontrollthermometer,  wie  aoch 
die  am  gleichen  Tage  vorgenommene  Bodentemperatur  zeigen  14,2^   C, 
somit  kam  es  bei    der  Verwesung    der  gesunden  Lunge  zu   einer 
Temperatursteigerung  von  13,4®  G  gegenüber  der  Bodentemperatur. 

Am  nächsten    Tage    wurde    die  seiner  Zeit  hepatisirte  rechte 
Lunge  ausgegraben,   dieselbe  vollständig  verfault  aufgefunden;  das 
Thermometer  wies  32,4^  G  gegen  14,4^  Gdes  Kontrolltbermometers  • 
Es  kam  somit  in  der  hepatisirten  Lunge  zu  einer  Temperatursteige- 
rung von  18,0  ^  G  gegenüber  der  Bodenteroperatur  und  4,6  ^  G  gegen- 
über der  Temperatur  der  faulenden  gesunden  Lunge. 

Ich  habe  mich  bemüht,  in  der  Fäulnissflflssigkeit  der  seiner  Zeit 
hepatisirten  Lunge  die  früher  aufgefundenen,  pathogenen  Mikroorga- 
nismen mittelst  Plattenkulturen  nachzuweisen,  und  obwohl  ich,  Dank 
der  angewandten  Verdünnung  bis  zum  6.  Beobachtungstage,    keine 
der  21  Platten  verlor,  vermochte  ich  doch  nicht  dieselben  aufzufinden. 
In  einer  verhältnissmässig  grossen  Menge  von  Kolonieen  war  ein  fluores- 
zlrender,  arg  stinkender  Proteus  vorhanden.  Am  25.  VI.  wurde  die 
Schachtel,  in  der  sich  die  Milz  befand,    ausgegraben*,    und  daselbst 
das  Thermometer,  welches  29,4 ^G  anzeigte,   in  der  breiigen  Masse 
vorgefunden.    Die  Verwesung  der  Milz  war  im  Verhältnisse  zu  der 
im  Versuche  I  eine  bedeutend  geringere,  Stücke  der  Milzkapsel  waren 
deutlich  zu  erkennen,  ebenso  auch  die  Milzvenen.     In   dieser  Milz 
kam  es  also  zu  einer  Temperatursteigerung  gegenüber  der  der  Boden- 
temperatur von  14,0®  G.    Die  breiige  Masse  wurde  unter  Anwendung 
entsprechender  Verdünnung  zu  Platten-  und  Rollkulturen  verwendet. 
Ich  erhielt  im  Ganzen  4  aärob  und  2  anaärob  wachsende  Stäbchen- 
arten.   Der  Typhusbacillus  wurde  unzweifelhaft,  jedoch  in  sehr  ge* 
ringer  Anzahl  von  Kolonieen  vertreten,  vorgefunden.   Keiner  der  gefun- 
denen Mikroorganismen  verursachte  die  Verflüssigung  der  Gelatine. 
Ich  glaube  annehmen  zu  müssen,  dass  die  Verpackung  in  in  Subli- 
mat getränktes  Fliesspapier  und  Leinwand  einen  ziemlich  ausreichenden 
Schutz  vor  dem  Eindringen  der  Bodenmikroorganismen  bildete. 

Versuch  IV.  Am  1.  IV.  wurden  die  Lungen  eines  Patienten,  in 
denen  nebst  hochgradiger  tuberculöser  Infiltration  bedeutende  Ka- 
vernenbildung vorhanden  war,  ohne  besondere  Vorsichtsmaassregel  mit 
einem  auf  10,0^  G  eingestellten  Maximalthermometer  versehen,  und  in 
eine  Holzschachtel,  in  einer  Tiefe  von  96  cm  vergraben.  Ein  Kon- 
trollthermometer wurde  in  gleicher  Tiefe  in  einer  Entfernung  von 
30  cm  eingegraben. 


UntersachnDgen  über  die  TemperahirBtei^eniiig  in  beerdigten  Körpertbeilen.     439 

Die  Lnoge  yerblieb  in  der  Erde  genau  4  Monate  und  wurde 
am  1.  VII.  ausgegraben.  Das  Kontrollthermometer  zeigte  die  gleiche 
'taaperatur,  wie  das  Thermometer,  das  ich  in  dem  separaten  Schachte 
nr  Messung  der  Bodentemperatur  benutzte,  dasselbe  wies  16,PG 
aoC  Die  Langen  erwiesen  sich  vollständig  verfault  und  das  Thermo* 
Beter  zeigte  37,6^0,  somit  ergab  sich  eine  Erhöhung  der  Tempera- 
tKT  der  fftolenden,  tnberculOsen  Lungen  gegenüber  der  des  Bodens 
am  21,5^0.  Diese  Zahl  stimmt  somit  mit  der  von  Schottelius 
gefandenen  überein.  In  der  breiigen  Masse  vermochte  ich  in  jedem 
Prtperate  mittelst  der  Gäbet  t 'sehen  Methode  die  Tuberkelbacillen 
■achzixweisen,  ohne  dass  irgend  welche  Form  Veränderungen  an  den- 
selben oder  Unterschiede  in  ihren  tinkturellen  Eigenthümlichkeitea 
nachzuweisen  wären. 

Versuch  V.  Am  10.  IV.  wurde  im  k.  k.  Truppenspital  die  Ob- 
duktion des  Inf.  V.  K.,  der  infolge  einer  croupösen  Pneumonie  starb, 
vorgenommen.  Die  rechte,  total  hepatisirte  Lunge  wurde  durch- 
schnitten, und  nachdem  eine  kleine  Menge  der  rahmigen  Flüssigkeit 
zu  bakteriologischen  Untersuchungen  entnommen  wurde,  mit  einem 
hineingelegten  Mazimalthermometer ,  welches  die  Temperatur  10,2  ^C 
angab,  in  einem  weichen  Holzkistchen  in  einem  Schachte,  in  der 
Tiefe  von  98  cm  vergraben.  Die  linke  Lunge,  welche  nur  im  untern 
Lappen  hepatisirt  war,  wurde  mit  dem  hineingelegten  Thermometer 
in  eine  dicke  Lage  mit  Sublimat  getränkten  Fliesspapiers  einge- 
wickelt, in  einen  Leinwandsack ,  der  ebenfalls  in  Sublimat  getränkt 
war,  getban  und  in  einem  Holzkistchen  in  der  gleichen  Tiefe  wie 
die  redite  eingegraben. 

Die  wenig  vergrOsserte  Milz  wurde  mit  einem  hineingestocfaenen 
Manmalthermometer  in  einer  Pappschachtel  in  der  Tiefe  von  96  cm 
eingegraben;  das  Gleiche  geschah  mit  der  Leber* 

Die  mikroskopische  und  bakteriologische  Untersuchung  des 
Lnngensaftes  ergab  die  Anwesenheit  des  Fränkel-Weichsel- 
b au  mischen  Pneumococcus,  wogegen  die  Plattenkulturen  aus  der 
Mils  und  Leber  steril  blieben. 

Nun  wurden  die  einzelnen  Körpertheile  in  nachfolgenden  Zeitab- 
schnitten ausgegraben :  die  linke  Lunge  nach  1  Monat,  wobei  dieselbe 
noch  nicht  ganz  verfault  vorgefunden  wurde,  zeigt  die  Temperatur 
von  30,1^0,  somit  eine  Steigerung  gegenüber  der  Bodentemperatur 
um  16,3«  C. 

Die  Milz  wurde  nach  2  Monaten  total  verfault  vorgefunden,  die- 
selbe zeigt  29,4°  C,  somit  eine  Temperatursteigerung  von  14,4*^  C;  die 
Leber  und  die  rechte  Lunge  wurden  nach  3  Monaten  ausgegraben, 
wobei  die  Temperatur  der  ersten  31,4<^  C ,  die  der  zweiten  34,6^  C 
zeigte.  Somit  ergab  sich  eine  Temperatursteigerung  der  Leber 
um  15,2öC,  bei  der  Lunge  18,4®  C  gegenüber  der  Bodentem- 
peratur. Ich  muss  noch  bemerken,  dass  die  Summe  des  atmo- 
sphärischen Niederschlages  in  den  Monaten  bis  Ende  Juli  116  mm  pro 
□  m  betrug.  Nach  der  Lebensfähigkeit  der  seiner  Zeit  vorgefundenen 
Pneumoniekokken  zu  fahnden,  schien  mir  aus  dem  Grunde  über- 
flüssig, als  diese  Mikroben  ja  schon  unter  den  günstigsten  Verhält- 
nissen in  einigen  Tagen  ihre  Lebensfähigkeit  verlieren. 


440  Karlinskl, 

Versuch  VI.    Die  Milz  eines  am  26.  IV.  verstorbenen  und 
duzirten  Patienten,  der  in  der  zweiten  Woche  dem  typischen 
dominaltyphus  erlag,  und  die,  wie  dies  Platten  aus  dem  Milzsafto 
be¥riesen,  sehr  viele  TyphusbacUlen  enthielt,  wurde  ohne  besondere 
Vorsichtsmaassregel  mit  einem  Maximalthermometer,  in  einer   Holz- 
schachtel, in  der  Tiefe  von  98  cm  vergraben.    Dieselbe  wurde   nach 
1  Monat  ausgegraben ,  wobei  die  Milz  total  verfault  und  das  Maxi- 
malthermometer,  36,6^  G  anzeigend,  vorgefunden  wurde.     Es  ergab 
sich  also  eine  Temperatursteigerung  von  22,4®  G.     Diesmal  gelang^ 
es  mir  nicht,  die  spezifischen  Typhusbacillen  aus  der  faulenden  Flüs- 
sigkeit  herauszuzüchten,  die  schnell  verflüssigenden  Proteusarten 
waren  in  überwiegender  Mehrzahl  von  Kolonieen  repr&sentirt. 

Versuch  VI.  Aus  der  Leiche  eines  an  Miliartuberculose  Ver- 
storbenen wurden  am  10.  V.  die  stark  infiltrirten  Lungen,  Milz  und 
Leber  herausgenommen  und,  mit  Maximalthermometern  verseben,  io 
Holzkistchen  in  separaten  Schachten  in  der  Tiefe  von  95  cm  ver- 
graben. Die  Temperatursteigerungen  der  einzelnen  KOrpertheile  ver- 
hielten sich  folgendermaassen :  Die  Lungen  zeigten  nach  2  Monaten 
(in  der  faulen  Flüssigkeit  waren  die  Enorpelstücke  noch  deutlich  zu 
sehen)  38,2^  G,  somit  eine  Steigerung  um  22<^  C. 

Die  Milz  zeigte  nach  1  Monat  die  Temperatur  von  37,4®  G,  somit 
eine  Steigerung  um  22,4^  G.  Die  Leber  zeigte  nach  2  Monaten, 
binnen  welchen  die  F&ulniss  beendet  wurde,  die  Temperatur  37,8^  C, 
somit  eine  Steigerung  um  21,6^  G.  In  der  Flüssigkeit  sämmüicher 
Organe  Hessen  sich  bei  Anwendung  der  Gabett'schen  Methode 
spärliche  Tuberkelbacillen  nachweisen. 

Versuch  VIII.  Einem  dem  allgemeinen  Milzbrand  erlegenem 
Schafe  wurden  bei  der  Obduktion  Milz,  Lunge  und  Leber  entnommen, 
und  nachdem  kleine  Stückchen  aus  diesen  Organen  zu  bakteriologischen 
Untersuchungen  verwendet  worden  waren,  mit  dem  Maximal thermometer 
einzeln  in  der  gleichen  Tiefe  wie  bei  Versuch  VII  am  20.  IV.  ver- 
graben. Gleichzeitig  wurden  die  gleichen  Organe  eines  gesunden, 
frisch  geschlachteten  Schafes  unter  denselben  Bedingungen  vergraben. 
Sowohl  die  Milz  des  an  Milzbrand  umgestandenen,  wie  auch  die  des 
gesunden  Schafes  wurden  nach  1  Monat,  die  Leber  nach  2  und  die 
Lungen  nach  3  Monaten  ausgegraben.  Die  Maximalthermometer 
zeigten : 

Milzbrandlungen  34,3<^  G,  somit  Temperatursteigerung  um  17,7<^  C 

gesunde  Lungen  30,4<>  G,  „                   „                   „  13,8«  G 

Milzbrandmilz  38,4«  G,  „                    „                    „  29,6»  C 

gesunde  Milz  32,4^  G,  „                    „                    „  18,3«  C 

Milzbrandleber  36,4«  G,  „                    „                    „  214,«  C 

gesunde  Leber  30,7«  G,  „                    „                    „  15,1«  C 

Sowohl  die  bakteriologische  Untersuchung  der  faulenden  FlOssig- 
keit  wie  auch  die  Verimpfung  ergaben  die  totale  Abwesenheit  der 
seiner  Zeit  in  den  Organen  reichlich  und  virulent  vertretenen  Milz- 
brandbacillen. 

Versuch  IX.  Einem  ebenfalls  an  Milzbrand  umgestandenen  Schafe 
wurden  am  1.  VI.  die  gleichen  Organe  wie  beim  Versuch  VIII  ent- 


Untersaeliaogen  aber  die  TemperatnnteigeruDg  in  beerdigten  Körpertheilen.    441 

iMMnmeii  und  mit  Maximalthermometem  in  der  Tiefe  von  96  cm  ver- 
gnbeo.  Gleichzeitig  wurden  die  gleichen  Organe  eines  gesunden 
Schafes  unter  gleichen  Modalitäten  vergraben.  Nach  Imonatlichem 
Verbleib  in  der  Erde  wurden  die  verfaulten  Stücke  herausge- 
Bommen  and  es  zeigte 

die  Milzbrandlunge    81,1  <^  C,  somit  eine  Steigerung  von  15,0^  G 

„        „  „  «    11,0^0 


gesunde  Lunge  27,6^  C, 

Milzbrandmilz  HB^  G, 

gesunde  Milz  30,0«  G, 

Milzbrandleber  34,2o  G, 

gesunde  Leber  29,6«  G, 


1»        «  1» 

1»  »  r 


18,5«  G 
13,9^  G 
18,1«  G 
13,6«  G. 


Versach  X.  Ein  an  experimenteller  Hühnercholera  umgestan- 
denes Huhn  wurde  mit  einem  Maximalthermometer,  welches  in  die 
Baachhöhle  hineingelegt  wurde,  nachdem  einige  Blutproben  zur  P'est- 
stelloBg  der  bakteriologischen  Diagnose  verwendet  worden  waren, 
in  der  Erde  96  cm  tief  am  15.  VI.  vergraben.  Nach  6  Wochen 
Würde  das  Thermometer  nach  der  Ausgrabung  unter  den  Knochen 
gefanden,  und  die  Temperatur  betrug  32,4^  G,  somit  eine  Tempera- 
tarsteigerung  von  16,0«  G.  Aus  dem  mit  Fäulnissflüssigkeit  ge- 
tränkten Boden  liessen  sich  die  Hühnercholerabakterien  nicht  heraus- 
züchten, ebenso  misslang  die  üeberimpfung  des  Bodens  auf  Tauben. 

Ans  dieser  kurzen  Reibe  von  Versuchen  ergibt  sich  zur  Ge- 
nüge, 1)  dass  während  der  Fäulniss  der  im  Boden  begrabenen  Eör- 
pertbeäe  eine  Temperatursteigerung  gegenüber  der  Bodentemperatur 
zu  Stande  kommt;  2)  dass  diese  Temperatursteigerung  in  Körper- 
theilen von  Personen  und  Thieren,  die  einer  Infektionskrankheit  er- 
lagen,  viel  höher  ist,  als  in  den  gleichen  Körpertheilen  gesunder 
Menschen  und  Thiere;  3)  dass  unter  Umständen  die  Typhusbacillen 
in  der  faulenden  Milz  ihre  Lebensfähigkeit  bis  zu  3  Monaten  be- 
wahren und  nur  bei  rascher  Verwesung  und  Anwesenheit  einer 
grosseren  Menge  von  proteusartigen  Fäulnissbakterien  ihre  Vernich- 
tung zu  einem  früheren  Termine  sich  vollzieht. 

Nach  meinen  bisherigen  Untersuchuogen  über  das  Verhalten  von 
Typhnsbadllen  im  Boden  vermögen  sich  dieselben  sogar  bis  zu  5 
Monaten  lebensfähig  zu  erhalten,  und  nur  im  Boden,  der  reichlich 
durch  Begenwasser  durchfeuchtet  wird,  gehen  dieselben  in  7 — 14 
Tagen  zu  Grande.  Somit  dürfte  die  Rolle,  die  der  Boden  bei  der 
Entstehung  von  epidemischen  Krankheiten  spielt,  nicht  so  gänzlich 
zu  unterschätzen  sein,  umsomehr,  als  die  Typhusbacillen  im  Trink- 
wasser sich  nur  einer  sehr  kurzen  Lebensdauer  erfreuen. 

Konjica,  Herzegowina,  im  Februar  1891. 


442  Okada, 


üeber  einen  neuen  pathogenen  Bacillus  aus 

Fussbodenstaub. 

(Aus  dem  hygienischen  Institut  der  Universität  Berlin.) 

Von 

Dr.  med.  Okada 

ans 

Tokio. 

Durch  wiederholte  Untersuchungen  des  zwischen  den  Brettern 
des  Fussbodens  abgelagerten  Staubes  ist  es  mir  gelungen,  einen  Ba- 
cillus zu  isoliren,  welcher  bei  Versuchsthieren  äusserst  giftige  Wirkao- 
gen  zeigt.  Da  meines  Wissens  dieser  Mikroorganismus  bis  jetzt  nach 
nicht  bekannt  ist,  so  mache  ich  ihn  zum  Gegenstand  einer  beson- 
deren Mittheilung. 

Biologische  Kennzeichen. 

Wachsthum  auf  der  Gelatineplatte.  Bei  Zimmertempe- 
ratur sieht  man  nach  2—3  Tagen  weisse  runde  Pünktchen,  deren 
Aussehen  sowohl  den  Typhusbacillen-,  als  auch  Emmerich'»  F&ul- 
nissbacillenkulturen  sehr  ähnlich  ist.  Bei  schwacher  Vergrösserang 
und  durchfallendem  Lichte  sehen  die  einzelnen  Kolonieen  bellbr&un- 
lich  aus  mit  rundlichen,  leicht  gezackten  Rändern.  Das  Innere  der 
Kolonie  zeigt  körniges  Aussehen,  besonders  in  älteren  Kulturen  ist 
diese  Granulirung  oft  sehr  deutlich  zu  beobachten.  Im  Verlauf  von 
einigen  Tagen  werden  die  Kolonieen  grösser,  die  oberflächlich 
liegenden  zeigen  dann  eine  knopfartige  Erhöhung  über  das  Gelatine- 
niveau. 

In  Stichkulturen  in  Gelatine  bildet  sich  entlang  dem  Stich- 
kanal ein  dünner,  weisslicher  Faden  aus;  nach  und  nach  erscheint 
an  der  Oberfläche  eine  flache,  milch  weisse  Ausbreitung,  welche  aber 
niemals  den  Band  des  Glases  erreicht. 

Bei  Strichkulturen  auf  schräg  erstarrter  Gelatine  bilden 
sich  schön  weissliche,  etwas  über  die  Fläche  der  Gelatine  sich  er- 
hebende Kolonieen.  Dieselben  wachsen  nach  2—3  Tagen  etwas  in 
die  Breite,  zeigen  aber  nie  fadenförmige  Ausbreitungen  in  die  Ge- 
latine hinein,  wie  letzteres  bei  den  Brieg  er 'sehen  und  auch  bei 
den  Emmerich 'sehen  Bacillen  immer  der  Fall  ist. 

Es  tritt  keine  Verflüssigung  und  somit  auch  keine  Trü- 
bung der  Gelatine  ein. 

Auf  Agar-Agar.  Bei  Brüttemperatur  ist  das  Wachsthum 
sehr  lebhaft  Schon  nach  18  Stunden  sieht  man  bei  StrichkuUuren 
auf  schräg  erstarrtem  Agar  eine  fast  den  ganzen  Rand  des  Glases 
erreichende,  milchweisse  Ausbreitung  der  Kolonieen,  das  Kondens- 
wasser  verwandelt  sich  in  eine  ganz  trübe,  klebrig  fadenziehende 
Masse. 


Uebor  eiii«n  nenan  patbogenen  Bacfflas  aus  Fassbodenstaab.  443 

Bei  Agarstichkultur  ist  das  Verhalten  der  schon  beschrie- 
benen Gelaiinestichkultur  ganz  ähnlich,  nur  ist  das  Wachsthum  weit 
«ppiger. 

Aaf  Blutserum  zeigen  die  Kolonieen  glänzendes,  fast  durch- 
skhtiges  Wachsthum.  Am  Grunde  der  KondensflQssigkeit  sieht  man 
aber  weisse,  trflbe  Massen,  welche  mikroskopisch  nur  ans  den  ge- 
nannten Bacillen  bestehen. 

In  Bouillon  geht  die  Entwickelung  sehr  rasch  vor  sich.  Die 
Fllkasigkeit  wird  trüb  und  auf  der  Oberfläche  derselben   bildet  sich 

rahmbautähnliche  Zooglöa. 


Morphologisches  Verhalten. 

In  allen  Kulturen  und  in  allen  Organen  der  nach  Impfung  dieser 
Bacillen  gestorbenen  Versuchsthiere  präsentiren  sich  dieselben  mi- 
kronkopisch  als  kurze  Stäbchen  mit  leicht  abgerundeten  Enden,  etwa 
doppelt  so  lang  als  breit,  fast  so  lang  wie  Bacillus  murisepti- 
€  n  s ,  aber  etwas  dicker  als  der  letztere.  Derselbe  kommt  gewöhn- 
lich einzeln  oder  zu  zweien  verbunden  vor.  Bei  verschiedenen  Nähr- 
medien und  bei  verschiedener  Temperatur  tritt  eine  geringe  Ver- 
änderang  der  Form  und  der  Beschaflenheit  ein.  In  alten  Kulturen 
kommt  es  häufig  zur  Bildung  von  Fäden. 

Die  Färbung  gelingt  durch  gewöhnliche  Anilinfarben  sehr 
gut.  Bei  der  Behandlung  nach  Gram  werden  die  Bacillen  voll- 
kommen entfärbt. 

£ig enbewegung  ist  nicht  vorhanden. 

Sporenbildung  konnte  ich  bei  Anwendung  verschiedener  Me- 
thoden nicht  konstatiren. 

Pathogenesis. 

Impfversuche  habe  ich  an  4  Kaninchen,  5  Meerschweinchen  und 
16  Mäusen  angestellt.  Bei  Kaninchen  und  Meerschweinchen  habe 
idi  zwei  Messerspitzen  und  bei  Mäusen  etwa  zwei  Platinösen  Ton 
Veranchsstaub  in  eine  Hauttasche  geimpft.  Die  Thiere  wurden  ge- 
wöhnlich schon  nach  einigen  Stunden  sehr  matt  und  träge.  Diese 
krankhaften  Erscheinungen  dauerten  bis  zum  Tode,  welcher  nach  20 
bis  24  Stunden  regelmässig  eintrat.  Bei  der  Sektion  habe  ich  ge- 
fonden:  starke  Anschwellung  der  Lymphdrüsen,  leichtes,  subkutanes 
Oedem,  starke  Injektion  der  Kapillaren  des  Unterhautbindegewebes 
lind  der  Mesenterialgefässe,  starke  Vergrösserung  der  Milz  und  eigen- 
thfimlich  graurothe  Färbung  der  Lungen.  Mikroskopisch  waren  in 
allen  Organen  stets  die  Bacillen  in  grosser  Menge,  oft  auch  in  Haufen 
nachweisbar. 

Bei  subkutaner  Injektion  von  Vs  Spritze  Bouillonkultur  starben 
Kaninchen  und  Meerschweinchen  nach  20  Stunden  und  zeigten  den 
oben  angegebenen  charakteristischen  Sektionsbefund.  Von  Gelatine- 
und  Agarreinkulturen  genügten  2  Platinösen,  um  das  Thier  zu  tödten. 
Bei  Mäusen  genügte  dazu  immer  1  Platinöse  der  Reinkultur.  Es 
trat  ferner  schon  4  Stunden  nach  der  Impfung  starke  Sekretion  der 
Thränendrüsen  ein,  so  dass  es  gewöhnlich  nach  einigen  Stunden  zur 


444  Morbns  Brigbtii  aentns. 

vollkommenen  Verschliessung   der  Augen   kam.    Das  Thier 
sehr  matt  und  es  erfolgte  gewöhnlich  nach  20  Stunden  der  Tod. 

Aus  dem  Mitgetheilten  schliesse  ich  nun,  dass  der  von  mir 
fündene  Bacillus  mit  den  Emmerich  *schen  und  den  B  r  i  e  g  e  r  'scbeo 
Bacillen  in  manchen  Beziehungen  zwar  Aehnlichkeit  zeigt,  doch  nicht 
mit  ihnen  identisch  ist,  denn  die  letzteren  Bacillenarten  zeigen  ^uF 
dem  Kartoffelnährboden  gutes  Wachsthum,  was  bei  dem  von  tnir 
beschriebenen  nicht  der  Fall  ist.  Andere  differentielle  Merkmale  hAbe 
ich  schon  oben  gelegentlich  angegeben.  Auch  von  den  Pfeiffer- 
schen Eapselbacillen  unterscheiden  sie  sich  durch  geringes  Wacdis- 
thum  der  Kolonien  auf  den  Nährsubstraten. 

Herr  Dr.  Kitasato  hat  mich  bei  der  Anfertigung  dieser  Arbeit 
freundlich  unterstützt,  Herr  Stabsarzt  Dr.  Behring  hat  mir  gütigst 
Versuchsmaterial  überlassen  und  Herr  Stabsarzt  Dr.  Pfeiffer  hat 
sich  bemüht,  meine  Arbeit  exakt  durchzusehen.  Allen  diesen  Herren 
sei  es  mir  gestattet,  meinen  ergebensten  Dank  auszusprechen. 


Referate. 


Manaberg,   Jnl.,   Zur   Aetiologie   des   Morbus   Brightii 
acutus    nebst   Bemerkungen    über    experimentelle, 
bakteritische    Endokarditis.    (Zeitschrift  für  klin.    Med. 
Bd.  XVin.  Heft  3-4.) 
Verf.  beobachtete  in  8  Fällen  von  Morbus  Brightii  acutus  —  von 
denen  3  (mit  cronp.  Pneumonie,  Ekzem,   Syphilis)  komplizirt  waren^ 
während  5  Fälle    genuin  auftraten  — ,die  im  Centraiblatt  f.  klin. 
Med.  1888.  No.  30  ^)  erwähnten  Streptokokken  im  Harne.    Die  Kokken 
färben  sich  mit  dem  den  üblichen  Anilinfarben,  entfärben  sich  nach 
Gram  nicht,  Durchmesser  0,9  /u,  sie  liegen  oft  nur  zu  zweien  ab 
Diplokokken,  meistens  bilden  sie  aber  Ketten.    Ihre  Zahl  ist  meist 
beträchtlich,  so  dass  jeder  Tropfen  des  frischen  unsedimentirten  Harnes 
in  jedem  Gesichtsfelde  einige  Exemplare  aufweist    Die  Bakterienbe- 
funde beziehen  sich  nur  auf  den  vollständig  frischen,  unter  den  be- 
kannten Kautelen    entnommenen  Harn.    Es  kommen  Fälle  vor,  im 
welchen  ganz  zu  Anfang  der  Krankheit  die  Streptokokken  massenhaft 
im  Harn  sind;  nach  einigen  Tagen  verschwinden  die  Kokken  wieder, 
noch  ehe  die  Krankheit  ihr  Ende  erreicht.  Die  Krankheit  kann  sich 
trotzdem  verschlimmern  und  zum  Tode  führen.    Verf.  stellt  sich  vor, 
dass  die  Streptokokken  (wenn  die  Annahme  richtig  ist,  dass  dieselben 
die  Krankheitsursache  sind)  so  hochgradige  gewebliche  Veränderungen 
in  der  Niere  veranlassen,  dass  selbst  nach  vollständiger  Ausscheidung 
derselben  eine  Restitution  des  Gewebes  nicht  mehr  zu  Stande  kommt 
Die  Prognose  der  bakteritischen  Nephritis  scheint  eine  relativ  gute 
zu  sein,  von  11   beobachteten  Kranken  sind  7  geheilt,  1  gebessert 
und  3  gestorben.    Verf.  untersuchte  6  andere  Krankheitsfälle,  welche 


1)  Ceotralbl.  f.  Bakt  n.  Paras.  V.  p.  98. 


Morbm  Brightii  acatns.  —  Flalniss  und  Tnbercalose.  445 

d^i  Symptomen  nach  auch  als  Morbus  Brightii  acutus  zu  bezeichnen 
waren ;  in  di^en  Fällen  fehlten  die  Streptokokken  von  vornherein  im 
Htm,  alle  6  Fälle  gingen  in  die  chronische  hämorrhagische  Form 
über.  Der  vom  Verf.  gefundene  Streptococcus  ist  verschieden  vom 
Streptococcus pyogenes  und  Erysipelatos,  er  unterscheidet 
sich  durch  das  Wachsthum  auf  Kartoffel,  die  zähe  Verflüssigung  der 
Gelatine  und  das  eigenthümlich  strahlige  Wachsthum  in  derselben, 
er  ist    noch  nach  mehrmonatlichen  Kulturen  mit  Erfolg  abimpfbar. 

Verf.  impfte  Kaninchen,  Hunde,  Meerschweinchen,  Ratten  und 
vdsse  Mäuse.  Kaninchen  und  Hunde  subkutan  und  intravenös,  die 
kleineren  Thiere  nur  subkutan.  Die  Thiere  erkrankten  an  den  deut- 
lichen Zeichen  der  Nierenentzündung  (Eiweiss,  zahlreiche  Gylinder), 
hn  Harn  fanden  sich  die  Streptokokken.  Die  mikroskopische  Unter- 
BQctaung  der  Nieren  liess  die  charakteristischen  Veränderungen  der 
Nierenentzündung  erkennen,  Kokken  konnten  in  den  Nieren  nicht  nach- 
gewiesen werden,  öfters  wurde  bei  Kaninchen  Endocarditis  gefunden. 

Verf.  schliesst  mit  folgendem  Resum^: 

1)  In  11  Fällen  von  akutem  Morbus  Brightii  wurden  im  Harn 
zahlreiche  Streptokokken  gesehen,  welche  mit  dem  Ende  der  Krank- 
heit wieder  aus  demselben  verschwunden  sind. 

2)  Bei  anderweitig  kranken  und  bei  gesunden  Menschen  wurde 
dieser  Streptococcus  nie  im  Harne  gesehen. 

3)  Der  Streptococcus  besitzt  kulturelle  Eigenschaften,  welche 
\\in  von  den  bisher  gekannten  Streptokokken  wesentlich  unterscheiden. 

4)  Hunden  und  Kaninchen  in  relativ  geringer  Menge  in  die 
B/otbahn  gespritzt,  verursacht  er  intensive  Nephritis,  Kaninchen  auch 
Endocarditis. 

5)  Die  Kokken  vermehren  sich  in  der  Niere  nicht  und  schädigen 
dieses  Organ  durch  ihren  einfachen  Durchtritt. 

6)  Der  Autor  nimmt  jene  Streptokokken  als  die  Aetiologie  der 
betre£Fenden  Fälle  von  Morbus  Brightii  an. 

7).  Die  bakteritischen  Fälle  von  Morbus  Brightii  haben  den 
Ghari^ter,  rasch  zu  verlaufen  und  meistens  mit  Heilung  zu  enden. 

Trenkmann  (Eilsleben). 

Ko6<i|iirin  und  Erainski 9  Ueber  die  Wirkung  von  Fäulniss- 
and Tuberkeltoxinen  auf  Thiere  und  über  ihren  Ein- 
fluss  auf  den  Verlauf  der  Experimentaltuberculose. 
Vorläufige    Mittheilung.      (Wratsch.     1891.    No.    2—3.) 
[Rassisch.] 
Die  Mittheilung  der  Verff.  enthält  einen  kurzen  Bericht  über  eine 
lange  Versuchsreihe,  welche,  soviel  Ref.  ersehen  kann,  erst  begonnen, 
jedenfalls  nicht  abgeschlossen  ist.    Die  bisherigen  Ergebnisse  erlauben 
es  schon,  jedenfalls  auf  eine  reiche  Ernte  zu  hoffen.    In  Erwartung 
der  ausführlichen  Mittheilung,  welche  bald  erscheinen  soll,  will  Ref. 
hier  nur  die  Schlüsse  der  Verff.  wiedergeben: 

1)  Je  komplizirter  die  Zusammensetzung  eines  faulenden   Me- 
diums ist,  desto  giftiger  sind  die  Produkte  der  Fäulnissbakterien. 

2)  Die  stärksten  pyrogenen  und  toxischen  Eigenschaften  besitzen 
faulende  InAise   von  frischem   Fleisch;  ihnen  reihen  sich   Fleisch- 

IX  Bd.  29 


446  Fänlniss  und  Taberculose.  —  Diphtherie. 

bouiUoDs  an.    Die  letzte  Stelle  nehmen  SalzIÖBUDgeii  ein  (Nftgeli*8ch4 
Flüssigkeit). 

3)  Wasserextrakte   wirken    am  stärksten,  Alkoholextrakte 
schwächsten. 

4)  Am  bedeutendsten  ist  die  Wirkung  der  Fäulnissprodukte 
sehen  dem  3.  und  30.  Tage  der  Fäulniss;  später  beginnt  eine  all- 
mähliche Abschwächung,  doch  sind  die  nach  über  ein  Jahr  dauernder* 
Fäulniss  erhaltenen  Produkte  noch  wirksam. 

6)  Bei  subkutaner  Einführung  erhöhen  sie  die  Körpertemperatur 
schon  von  der  ersten  Stunde  an;  die  Temperatur  fällt  zur  Norm 
zwischen  der  20.  Stunde  und  dem  3.  Tage  nach  der  Injektion  zurück. 

6)  Die  Produkte  der  5 — 30tägigen  Fäulniss  erhöhen  rasch  die 
Körpertemperatur,  welche  nach  24  Stunden  zur  Norm  zurückkehrt. 
Die  Produkte  längerer  Fäulniss  erzeugen  langsame  Temperatur- 
Steigerung;  die  Bückkehr  zur  Norm  findet  am  zweiten  oder  im  Be- 
ginne des  dritten  Tages  statt 

7)  Die  Gewichtsverluste  der  Versuchsthiere  sind  der  Dauer  und 
der  Grösse  der  Temperatursteigerung  proportionell. 

8)  Die  direkte  Einführung  von  Fäulnissextrakten  ins  Blut  erzeugt 
nur  unbedeutendes  und  vorübergehendes  Sinken  des  Blutdruckes  und 
Beschleunigung  des  Pulses  und  der  Athmung. 

9)  Tuberkelextrakte  ^)  besitzen  ebenfalls  starke  pyrogene  und 
toxische  Eigenschaften,  wobei  in  den  meisten  Fällen  wlUirend  der 
ersten  Stunde  die  Temperatur  unbedeutend  (0,5^)  sinkt,  dann  steigt 
und  zwischen  der  5.  und  6.  Stunde  wiederum  sinkt. 

10)  Der  Blutdruck  sinkt  schnell  und  stark  unt«r  dem  Einflüsse 
der  Tuberkelextrakte;  Puls  und  Athmung  werden  bedeutend  be- 
schleunigt und  kehren  zwischen  der  5.  und  8.  Minute  zur  Norm 
zurück;  doch  bleibt  der  Rhythmus  der  Herzthätigkeit  auf  längere 
Zeit  stark  verändert 

11)  Die  Tuberkelextrakte  wirken  sehr  stark  und  schnell  auf  das 
Endokard  und  auf  den  Herzmuskel. 

12)  Lösungen  von  W asser extrakten  und  filtrirte  faulige  Flüssig- 
keiten können  ihrerseits  der  Fäulniss  unterliegen,  wobei  sie  an  Wirk- 
samkeit verlieren. 

13)  Tuberkel-  und  Fäulnissextrakte  können  bei  subkutaner  Ein- 
führung höchstwahrscheinlich  die  Weiterentwickelung  der  Tuberculose 
bis  zu  einem  gewissen  Grade  hemmen  und,  möglicherweise,  die  Ver- 
suchsthiere gegen  eine  neue  Infektion  immun  machen. 

14)  Die  Einführung  der  genannten  Extrakte  scheint  den  tuber- 
culösen  Prozess  zu  lokalisiren  und  erzeugt  Neigung  zu  einem  Ueber- 
gange  in  kaseöse  Massen.  Steinhaus  (W^arschau). 

Babes,  Y.,  Untersuchungen  über  den  Diphtheriebacil- 
lus    und    die    experimentelle  Diphtherie.      (Virchow's 
Archiv.  Bd.  CXIX.  Heft  3.  p.  460.) 
Verf.  •  rekapitulirt  kurz  die  aus  den  Arbeiten  früherer  Autoren 

1)  Tuberkelextrakte  nennen  die  Verff.  Extrakte  aus  taberculOsem  menschlichem 
Spntam  und  aas  tuberculdsen  Langen,  welche  80 — 60  Standen  nach  dem  Tode  der  be- 
treffenden Kranken  bei  der  Sektion  erbalten  worden  sind.     Anm.  d.  Bef. 


Diphtherie.  447 

Aber  den  Diphtberiebacillas  gewonnenen  Kenntnisse,  dass  der  Loeff- 
1  erwache  Bacillus  in  allen  F&llen  yon  Croup  und  Diphtherie  nach- 
veisbar  sei,  äusserst  selten  bei  anderen  Affektionen  oder  in  der 
normalen  Mundhöhle;  dass  er  auf  Schleimhäute  von  Thieren  über- 
iBipft,  Pseadomembranen  und  eine  Allgemeinerkrankung  hervorzurufen 
wmöge,  während  die  erstere  Eigenschaft  dem  begleitenden  Strepto- 
coccus fehle,  dass  man,  besonders  mit  alten  Kulturen,  auch  Lähmun- 
gen durch  Uin  erzeugen  könne  (Roux  und  Y er  sin)  in  Folge  der 
gebildeten  löslichen  Toxine.  Im  System  stellt  Verf.  den  Loeffler- 
Bch&k  Bacillus  zu  einer  Gruppe  „Kolben  und  Scheiben*^  bildender 
Bacillen,  zu  der  ausser  ihm  u.  A.  noch  der  Pseudodiphtheriebacil- 
las  und  der  sogenannte  Xerosisbacillus  gehören. 

Die  Arbeit  zerfällt  in  vier  Abschnitte.  Im  ersten  berichtet  Verf. 
Ober  „Versuche,  die  Rolle  der  Bacillen,  der  gelösten 
Produkte  derselben  und  der  bei  Diphtherie  gefun- 
denen Streptokokken  zu  bestimmen^S  Filtrate  von  Bouillon- 
kultaren tödteten  Kaninchen  ,Je  nach  dem  Alter  der  Kultur  und  der 
Quantität  der  eingebrachten  Flüssigkdt  in  verschieden  grossen 
Intervallen^^  (nach  subkutaner  Injektion  von  ca.  30  gr  in  24—48 
Stunden  unter  den  Erscheinungen  einer  progressiven  Lähmung  der 
HusGulatur,  der  Respiration  und  des  Herzens.  An  der  lujektions- 
8teUe  wenig  hämorrhagisches  Oedem.  Nach  nur  5-— 10  gr  Filtrat 
subkutan  Tod  meist  erst  nach  mehreren  Wochen  unter  den  all- 
mablicb  auftretenden  Erscheinungen  einer  mit  den  Hinterextremitäten 
i^e^niienden  charakteristischen  Paralyse).  Bei  der  Sektion  parenchyma- 
töse Veränderungen  von  Leber  und  Niere.  Versuche,  die  toxische 
Sabstanz  zu  isoliren,  sind  noch  nicht  abgeschlossen.  Weder  durch  das 
FUtraty  noch  das  eingeengte  Produkt  gelang  es,  Pseudomembranen  zu 
erzeugen.  Verf.  glaubt  daher,  dass  zur  Erzeugung  der  letzteren  die 
Anwesenheit  des  Bacillus  selbst  erforderlich  sei.  Da  der  begleitende 
Streptococcus  ebenfalls  keine  Pseudomembranen,  ^ohl  aber  mit- 
unter Entzündung  und  Nekrose  der  Schleimhaut  hervorzurufen  vermag, 
meint  Verf.,  dass  derselbe  wohl  nur  den  Boden  für  den  Loeff  1er- 
scb^i  Bacillus  vorbereite  und  eventuell  bei  der  Allgemeinerkrankung 
in  Frage  komme. 

Kaninchen  (besonders  junge)  gingen  meist  schon  nach  einfachem 
Bestreichen  der  kaum  verletzten  Konjunktivalschleimhaut  mitfrischen 
Kulturen  in  8—15  Tagen   unter    hohem  Fieber  und  nervösen  Er- 
regungszuständen zu  Grunde.    Auf  der  Gonjunctiva  zeigten  sie  schon 
nach  24  Stunden  einen  charakteristischen  Belag,  dessen  Ueberimpfung 
auf  die    Coiyunctiva  eines  zweiten    Kaninchens  ebenfalls    ähnliche 
Pseadomembranen  erzeugt.    Weitere  Uebertragungen  gelangen  aber 
meist  nicht  mehr.    Der  Bacillus  war  in  den  Pseudomembranen  noch 
48  Stunden  nach  der  Impfung  nachweisbar,  später  nicht  mehr.  — 
A  eitere  Kulturen  hatten  nach  ca.  15—20  Tagen  gewöhnlich  die  Fähig- 
keit, Pseudomembranen  zu  erzeugen,  verloren,  gewannen  sie  oft  aber 
durch  Debertragung  auf  frisches  Serum   wieder.    Noch  ältere  Kul- 
turen konnten  meist  auch  dadurch  nicht  mehr  virulent  gemacht  wer- 
den und  waren  oft  selbst  nicht  mehr  übertragbar.    Auch  Kulturen, 
welche   keine   Pseudomembranen   mehr   hervorriefen,   vermochten 

29* 


448  Diphtherie. 

Thiere  nach  Einbringung  geringer  Mengen  in  die  verletzte  Coojanc- 
tiva  zu  tödten.  Bei  regelmässiger  Ueberimpfung  erhielt  sich  die 
Virulenz  bis  3  Monate  lang;  oft  ging  sie  trotzdem  schon  früher 
verloren. 

Auch  bei  subkutaner  Injektion  zeigten  sich  KaDinchen  sowohl 
für  Kulturen  als  Filtrate  empfänglich.  Besonders  junge  Thiere  star- 
ben in  6—20  Tagen. 

In  einer  Versuchsreihe  wurden  Verimpfungen  mit  dem  Diphtherie- 
Streptococcus  in  die  intakte  Gonjunctiva,  intravenös  oder  in  eine  Ge- 
lenkhöhle  vorgenommen  und  dann  der  Loeffler 'sehe  Bacillus  in 
die  unverletzte  Gonjunctiva  eingerieben :  keine  MembranbilduDg.    Die- 
selben Versuche  wurden  wiederholt,  nur  dass  die  Coojunctiva  verletzt 
war.     Jetzt  erhielt  Verf.  Membranbildung.     Der  Streptococcus 
allein  machte  keine  Membranbildung.    Es  genügt  also  die  durch  den 
Streptococcus  hervorgerufene  Entzündung  nicht,  um  den  L o e f f- 
ler'schen  Bacillus  zur  Membranbildung  zu  veranlassen.      Vieimelir 
scheint  eine  Schleimhautverletzung  dazu  nothwendig. 

Von  sonstigen  Thieren  seien  am  allerempüänglichsten  Meer- 
schweinchen. Bei  Vögeln  (Tauben)  bleibe  der  Prozess  meist  länger 
lokal  (nach  Verimpfung  grosser  Mengen  Kultur  Allgemeinerkrankoog, 
selbst  Tod).  Auch  weisse  Mäuse  seien  nicht  ganz  immun;  junge 
starben  selbst  nach  subkutaner  Verimpfung  geringer  Mengen.  Grössere 
Mengen  der  toxischen  Substanz  tödteten  Meerschweinchen,  Kaninchen, 
Tauben  und  manchmal  auch  weisse  Mäuse. 

Im  zweiten  Abschnitt  behandelt  Verf.  „die  Ge  websverÄii- 
derungen  bei  den  an  Diphtheritisinfektion  zu 
Grunde  gegangenen  Kaninchen.*'  Zum  Vergleiche  zieht  er 
Befunde  von  Fällen  menschlicher  Diphtherie  heran  und  konstatirt, 
dass  sich  bei  beiden  Formen  die  gleichen  histologischen  Verände- 
rungen finden  und  durch  ihre  Eigenart  „die  Lehre  von  der  Spezifi- 
tät des  Loeffler 'sehen  Bacillus"  stützen. 

Bei  den  durch  Filtrate  oder  Extrakte  (oft  in  derselben  Zeit  wie 
durch  den  Bacillus  selbst)   getödteten   Thieren   handele  es  sich  im 
Wesentlichen  nur  um    hochgradige   parenchymatöse  Veränderungen 
mit  Kemschwund.    „Selbst  wenn  die  Endothelien  geschwollen  and 
die  Leukocyten  vermehrt  erscheinen ,  finden  sich  deren  Kerne  ver- 
blasst  und  ohne  jene  eigenthümlichen  Veränderungen,  welche  bei  den 
an  Diphtheritis  zu  Grunde  gegangenen  Menschen  und  Thieren  auf- 
fallen.'^   Gewisse  histologische  Abweichungen  bei  der  menschlichen 
Diphtherie,  welche  bei  der  experimentellen   Kaninchendiphtherie  ver- 
misst  werden,  seien  vermuthlich  auf  eine  Mischinfektion,  z.  B.  mit 
Diplococcus  lanceolatus  oder  Streptokokken   zurückzuführen. 

Der  dritte  Abschnitt  behandelt  „Versuche  über  Schutz- 
impfung gegen  Diphtherie^^  Einige  Kaninchen  überstanden 
wiederholte  conjunctivale  Infektionen,  die  Pseudomembranen  waren 
dann  das  nächste  Mal  (jedoch  nur  auf  dem  bereits  früher  infiärten 
Auge)  schwächer.  Pseudomembranen  erwiesen  sich  dabei  virulenter, 
als  Reinkulturen.  Da  die  Versuche  aber  nicht  konstante  Besaltate 
ergaben  und  nach  den  Versuchen  von  Roux  und  Yersin  hält  Verf. 
Schutzimpfungen  gegen  Diphtherie  für  aussichtslos. 


Diphtherie.  ^^Q 

Im  vierten  Abschnitt  bespricht  Verf.  einige  Versuche,  die 
Prophylaxis  der  Diphtherie  betreffend.    Durch  Vorver- 
sadie  wurde  festgestellt,  dass  es  bei  Kaninchen  nach  der   Infektion 
der  Yerletzten  Schleimhaut  nicht  mehr  gelingt,  Bildung  von  Pseudomem- 
bnmen  zu^verhflten.    Verf.  versuchte  daher  der  Infektion  vorzubeugen. 
la  eioer  orientirenden  Versuchsreihe  wurden  Serumröhren  vor  der 
Impfung  mit  antiseptischen .  Mitteln  in  wässeriger  Lösung  einige  Mi- 
Buteo  lang  behandelt.    Aufgehoben  zeigte  sich  nach  48  Stunden  die 
Enlwickelung  durch  Citronensäure   10<^/o,   Essigsäure  5<*/o,  Milch- 
sÄure  3—5  <>/o,  Kali  hypermanganicum  2  :  1000,  Sublimat  1  :  1000  bis 
2000,  stark  behindert  durch  Kali  hypermanganicum  1  :  1000,   wenig 
befaiDdert  durch  Salol  oder  Antipyrin  (konz.  Lösungen);  nur  in  der 
Kondensationsflüssigkeit  behindert  durch  Citronensäure  2^/o,  Karbol- 
säure 2 — 4^/o;  gar  nicht  behindert  durch  dick  aufgestreutes  Zucker- 
polyer,  Chlorkaliumlösung  2 — 4—8  ^/o  [soll  wohl  heissen  chlorsaures 
KalL  Bef.J  und  Weinsteinsäure.    In  einer  zweiten  Versuchsreihe  wur- 
den die  Sefumröhren  ^/j  Stunde  nach  Impfung  mit  den  antiseptischen 
Substanzen  gewaschen  (5  Minuten).    Absolut  gehindert  wurde  das 
BacUlenwachsthum    durch    Chinin    2 — 4:100,    Citronensäure   10  7o, 
Sablimat  1 :  1000—2000,  Alkohol  1 :  3,  Kali  permanganicum  2  :  1000, 
Milchsäure  10 :  1000. 

Eine  Abschwächung  der  auf  antiseptisch  behandelten  Nährböden 
gezüchteten  Kulturen  wurde  nicht  beobachtet  In  einer  dritten  Ver- 
sachsieihe  wurde  der  Efiekt  der  im  Reagensglas  erprobten  Mittel  an 
KanincheD  als  Vor-  oder  Nachbehandlung  bei  lofektion  in  die  ver- 
letzte  GoDJunctiva  studirt.  An  sich  sehr  reizend  (Entzündung,  selbst 
Membranen  erzeugend)  wirkte  auf  die  Conjunctiva  Salicylsäure,  Jodo- 
form, Essigsäure  b\  Citronensäure  10  7o,  Karbolsäure  27o.  Gut  ver- 
Iragen  wurde  Kali  permanganicum  1  :  1000,  Sublimat  1 :  4000,  Alkohol 
1  :  5,  Chloralbydrat  2^/o,  Borsäure  57o  (?)  „und  entwickelte  sich  auf 
den  mit  diesen  Substanzen  behandelten  Schleimhäuten  der  kurz  vor- 
her oder  nachher  infizirten  Thiere  keinerlei  oder  eine  nur  unbe- 
deatende  entzündliche  Reaktion  oder  Pseudomembranbildung.^' 

Es  gibt  also,  schliesst  Verf.,  Substanzen,  welche  selbst  auf  der 
sehr  empfindlichen  Conjunctivalschleimhaut  des  Kaninchens  „die  An- 
siedelung und  Entwickelung  des  Dipbtheriebacillus,  sowie  die  Bildung 
der  Pseudomembranen  und  der  Allgemeinerkrankung  hintanzuhalten 
Yennögen.^'  Da  die  Conjunctivalschleimhaut  des  Kindes  viel  weniger 
empfindlich  ist,  wird  man  bei  Kindern  also  diese  und  ähnliche  Sub- 
stanzen in  grösserer  Auswahl  und  Konzentration  mit  Erfolg  anwenden 
können.  Czaplewski  (Görbersdorf  i.  Schi.). 


CruiBOiiy  L.9  Des  conditions  de  propagation  de  la  diph- 
t6rie.  (Le  Progrfes  m6d.  XVIII.  1890.  No.  18—19,  21-22.) 
6.  bringt  die  gesammelten  Vorträge  Sevestre's  über  den 
G^enstand  unter  obigem  Titel.  Die  Mortalität  an  Diphtherie  ist  in 
Paris  während  der  letzten  60  Jahre  beträchtlich  angestiegen,  lieber 
die  mikrobische  Natur  der  Krankheit  herrscht  kein  Zweifel  mehr  uud 
in  dem  Loeffl  er 'sehen  Bacillus  wurde  der  spezifische  Krankheits- 


450  Diphtherie.  —  WurzelkndUchen  der  LegamiDOsen. 

erreger  festgestellt,  welcher  sich  aosschliesslich  in  den  Pseadomem — 
branen  findet.    Die  experimentellen  Erfahraogen  über  die  TenaciUl^ 
and  Virulenz  des  Diphtheriebacillus  werden  durch  die  klinischen  Be»-' 
obachtungen  bestätigt  und  einige  Beispiele  angeführt,  bei  welcheim 
das  Virus  nach  jahrelanger  Latenz  sich  unter  günstigen  Verh&ltDisseim 
neuerdings  entwickelte.    Hieraus  lassen  sich   die  Oscillationen   deir 
Epidemieen,  das  Auftreten  von  successiven,  durch  verschieden  lange 
Zeitperioden  yon  einander  getrennten  Herden  erklären.  —  Die  direkte 
Uebertragung  durch  Pseudomembranen  kann  man  häufig  beobachten, 
obzwar  der  unmittelbare  Kontakt  nicht  immer  zur  Infektion  führt, 
wie  die  Versuche  von  Trousseau,  Peter  und  Duchamp  zeigen, 
welchen  es  nicht  gelang,  mit  Pseudomembranen  Diphtherie  an  sich 
selbst  hervorzubringen.     Die  Uebertragung  kann  auch  durch  mehr 
oder  weniger  intimen  Kontakt  mit  dem  Kranken,  ferner  durch  die  von 
ihm  benützten  Gegenstände  bewerkstelligt  werden,   und   selbst   im 
Strassenstaub  wurde  das  Virus  nachgewiesen.    Seit  einigen  Jahren 
ist  die  Geflügeldiphtherie  als  weitere  Infektionsquelle   bekannt  ge- 
worden.   Mehrere  Fälle  werden  als  Beleg  für  die  Uebertragbarkeit 
der  Diphtherie   der  Haus-  und  Truthühner  auf  den  Menschen  mit- 
getheilt,  obzwar  die  Geflügeldiphtherie  nicht  als  identisch  mit  der 
menschlichen  angesehen  wird.  —   Die  Kontagiosität  ist  wohl  schon 
beim  Beginn  der  Krankheit  und  auch  noch  in  der  Rekonvalescenz  vor- 
handen.   Auf  der  gesunden  Schleimhaut  entwickelt  sich  der  Mikro- 
organismus nicht,  es   muss  eine  lokale  Disposition  die  Ansiedelung 
begünstigen ,  wie  sie  durch  entzündliche  Erkrankungen  des  Larjox 
und  Pharynx  gegeben  wird.    Unter  den  allgemeinen  Prädispositions- 
momenten ist  eines  der  wichtigsten  das  Alter.  Das  Frequenzmaximum 
der  Diphtherie  liegt  im  frühen  Kindesalter.  Der  Einfluss  der  Jahres- 
zeiten oder  ungünstiger  topographischer  Lage  ist  nicht  zu  verkennen. 
Ein  Antagonismus  zwischen  Diphtherie  und  anderen  Infektionskrank- 
heiten kann  nicht  angenommen  werden. 

Für  die  Diphtherieprophylaxe  gelten  im  Allgemeinen  dieselben 
Maassregeln,  wie  sie  bei  anderen  Infektionskrankheiten  ergriffen 
werden:  Isolirung  und  Antisepsis.  Die  übermässig  lange  Detention 
der  Rekonvalescenten  ist  nicht  uöthig,  aber  sie  dürfen  nur  nach 
einer  gründlichen  Desinfektion  ihres  Körpers  und  ihrer  Sachen  ent- 
lassen werden.  Kr41  (Prag). 

Beyerlnek,  M.  W.,  Künstliche  Infektion  von  Vicia  Faba 
mit    Bacillus   radicicola.       Ernährungsbedingungen 
dieser  Bakterie.     (Nach   einem  Vortrage  am   28.  Juni  1890 
gehalten  in  der  Akad.  d.  Wissensch.  zu  Amsterdam.  —  Botanische 
Zeitung.  1890.  No.  52.  S.  837—843.) 
Die  Puffbohnenpflanzen  wurden  in  besonders  konstruirten  Kultur- 
töpfen   (mit   Saughebevorrichtung    zum   Begiessen)   in    sterilisirtem 
Flusssand  gezogen.   Ein  Dutzend  solcher  Töpfe  wurde  in  vier  Gruppen, 
jede  von  3  Stück,  vertheilt  und  mit  verschiedenen  Salzlösungen  be- 
gossen.   Die  gleichfalls  sterilisirten  Puffbohnen  wurden  zunächst  auf 
einer  Gelatineschicht  zur  Entwickelung  gebracht  und  kamen  dann  in 
die  Töpfe.    Der  aus  zwei  über  einander  greifenden  Stücken  bestehende 


WunelknÜllehen  der  Legaminoaen.  45J 

hatte  in  der  Mitte  ein  weites,  mit  Baumwolle  abgeschlossenes 
Loch»  dsrch  das  die  Fabapfianze  und  die  eine  Röhre  zum  Begiessen 
reichte.  Als  alle  Pflanzen  das  zweite  Blatt  erzeugt  hatten,  begannen 
die  Veisacbe.  6  Töpfe  wurden  mit  einer  aus  den  F  a  b  a  koöllchen 
gewaDneaen,  in  sterilisirtem  Leitungswasser  aufgeschwemmtem  Kultur 
des  Bacillus  infizirt.  Die  Wurzelbacillen  waren  den  ganzen 
Winter  1889/90  sehr  üppig  auf  Nährgelatine  gewachsen  (auf  18<)/o 
Gelatiiie  mit  Absud  von  frischen  F ab  a Stengeln,  l^/o  Rohrzucker,  V^  ^/o 
PeptOB  aiccum,  ^/4^/o  Asparagin)  und  bildeten  einen  weissen,  halb« 
flfissigen  Bakterienschleim  mit  zahllosen  Schwärmern,  noch  mehr  ab- 
geatorbenen  Stäbchen  aus  einzelnen  Bakteroiden  und  „Sternen*'  (auf 
ähiiliche  Weise  wie  die  Rasen  von  Actinomvces  entstehend,  womit 
die  Wnrzelbakterien  wohl  verwandt  sind).  Es  wurde  die  eine  Hälfte 
des  Deckels  von  den  Töpfen  abgenommen  und  die  Bakterienmasse 
auf  die  Oberfläche  des  Sandes  gegossen,  so  dass  die  Flüssigkeit  die 
Stengel  der  jungen  Pflanzen  benetzte  und  diesen  folgend  die  Wurzeln 
erreichen  konnte.  Das  Resultat  war  den  Erwartungen  völlig  ent- 
sprechend. Die  Wurzeln  der  sechs  mit  Bacillus  radici- 
cola  infizirten  Pflanzen  trugen  zahlreiche  Knöllchen, 
alle  übrigen  Pflanzen  waren  davon  völlig  frei;  aus  der 
Vertheilung  der  Knöllchen  an  den  Wurzeln  konnte  die  Seite  des 
Topfes  auf  der  im  Begiessen  mit  den  Bakterien  stattgefundenen  er- 
kannt werden.  Das  Verhalten  der  mit  verschiedenen  Salzen  gedüngten 
Pflanzen  zeigte,  dass  das  Fehlen  oder  die  Gegenwart  von  Kaliumnitrat 
und  Ammonsulfat  auf  die  Infektion  ohne  Einfluss  geblieben  war. 

Verf.  ist  zweifelhaft  geworden,  ob  diese  KnöUchenbacillen  iden- 
tisch sind  mit  den  Organismen  der  „Bakterienerschöpfung"  der  KnölN 
eben.  Auch  bezüglich  der  Ernährung  des  Bacillus  radicicola  (der 
onr  da  vorkommt,  wo  sich  die  Bakteroiden  finden,  nicht  aber  die 
ganze  Pflanze  durchdringt)  haben  eingehendere  Untersuchungen  des 
Verf^s.  frühere  Ansicht  modifizirt.  Die  Fababaciilen  vermögen  bei 
Gegenwart  von  Kohlehydraten  noch  ganz  minimale  Nitrat-  und 
Ammonmengen  zu  binden.  Eine  Bindung  freien  Stickstoffs  findet 
jedoch  ausserhalb  der  Papilionaceenpflanze  in  den  Bacillenkulturen 
nie  statt.  Offenbar  häuft  der  Bacillus  in  den  Knöllchen  die  letzten 
Sparen  gebundenen  Stickstoffs  seines  Ernährungsmediums,  bei  Gegen- 
wart aus  der  Pflanze  zufliessender  Kohlehydrate,  als  Reserveeiweiss 
an  und  gibt  dabei  zu  gleicher  Zeit  Veranlassung  zu  einer  sehr  voll- 
standigen  Erschöpfung  der  nächsten  Umgebung  an  gebundenem  Stick- 
stoff. Dieser  letztere  Umstand  erscheint  dem  Verf.  gegenwärtig 
besonders  bedeutungsvoll,  er  scheint  ihm  „den  Weg  zur  tieferen  Be- 
gründung von  HellriegeTs  schöner  Entdeckung  der  Assimilation 
des  freien  Stickstoffs  durch  die  Papilionaceen  zu  bezeichnen."  Bei- 
läufig wird  bemerkt,  dass  auch  ein  anderes  mit  den  Papilionaceen 
nicht  in  Symbiose  lebendes  Mikrob,  Steptothrix  humifica  n.  sp., 
bei  Gegenwart  von  Kohlehydraten  zu  einer  völligen  Stickstoffer- 
schöpfung des  Bodens  Veranlassung  gibt. 

Bei  fehlender  organischer  Nahrung  findet  kein  Wachsthum  des 
B.  radicicola  statt.  Zur  Nitrat-  und  Nitritbildung  geben  die  Wurzel- 
bacillen keine  Veranlassung. 


452      ScfautzimpfuDg,  kfinstl.  InfektionskrankheiteD,  EntwickelongshemmiiDg  etc. 

Der   Unterschied    zwischen    den    verschiedenen    Papilionaceex^^ 
bakterien  ist  grösser,  als  Verf.  früher  annahm.    So  gehört  BacilliBS 
Ornithopodos  (Verf. schreibt  Ornithopi)  augenscheinlich  zo 
anderen  Art,  wie  6.  Fabae  (diesen  Namen  gebraucht  Verf. 
Schluss  für  B.  radicicola  var.  Fabae).     Dadurch  erklärt  sich  die 
eigenthümliche  Thatsache,  dass  in    Gärten    die   Serradelle  (O rn i  — 
thopus  sativus),  die  den  gleichen  Bacillus  wie  0.  perpusillus 
zur  Knöllchenbildung   braucht,   selbst  zwischen  knöUchentrageDdezi 
Vicia arten  frei  von  Knöllchen  bleibt.  Ludwig  (Greiz). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infelctionslcranicheiten ,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

OamaMa,  Sur  le  pouvoir  antitoxique  de  Torganisme 
animal.  (La  Semaine  m6d.  1890.  No.  56.) 
Die  Arbeit  von  Behring  und  Kitasato  über  die  Immunität 
bei  Diphtherie  und  Tetanus  veranlasst  G.,  die  Ergebnisse  analoger 
Untersuchungen  mitzutheilen ,  welche  er  unternahm  über  die  Zer- 
störung des  Giftes  Vibrio  Metschnikovi  durch  die  Gewebe  eines 
nicht  empfänglichen  Thieres.  Schon  früher  hatte  G.  gezeigt,  dass 
die  für  die  Infektion  mit  dem  Vibrio  von  Natur  nicht  empfänglichen 
Thiere,  wie  z.  B.  das  Kaninchen,  ebenso  unempfänglich  sind  filr  die 
Vergiftung  mit  dem  vom  Vibrio  erzeugten  Impftoxin.  G.  suchte 
nun  die  Frage  zu  lösen,  worauf  diese  Unempfänglichkeit  beruhe.  Er 
sammelte  den  Harn  der  Kaninchen,  welche  grosse  Mengen  sterilisirter 
Kulturen  des  Vibrio  Metschnikovi  eingespritzt  erhalten  hatten, 
und  suchte  darin  die  physiologischen  Merkmale  des  Impftoxins  nach- 
zuweisen, jedoch  vergeblich.  Er  dachte  dann,  dass  vielleicht  die 
Gewebe  dieser  unempfänglichen  Thiere  die  Eigenschaft  hätten,  das 
Toxin  zu  zerstören.  Um  diese  Hypothese  zu  prüfen,  verrieb  er  die 
Impfflüssigkeit  mit  der  Milz,  die  er  den  lebenden  Kaninchen  heraus- 
gerissen hatte.  Dieses  Gemisch  stellte  er  in  den  Brütofen  bei  37®, 
filtrirte  und  impfte  es  Mäusen  und  Meerschweinchen  ein.  Diese 
Impfungen  ergaben,  dass  die  Mischung  ihre  toxische  Wirkung  voll- 
kommen eingebüsst  hatte.  Dieselbe  antitoxische  Wirkung  hatte,  wie 
G.  nachweisen  konnte,  nicht  nur  die  Milz,  sondern,  wenn  auch  in 
schwächerem  Grade,  das  Blutserum  des  Kaninchens.  Es  ergibt  sich 
daraus,  dass  die  lebenden  Gewebe  der  unempfänglichen  Thiere  auch 
über  die  Fähigkeit  verfügen,  das  Vibriotoxin  zu  vernichten.  Bei  den 
empfänglichen  Thieren  nimmt  die  autitoxische  Wirkung  durch  die 
Impfung  nicht  zu,  wenigstens  fand  G.,  dass  bei  Meerschweinchen 
durch  die  Schutzimpfung  gegen  den  Vibrio  Metschnikovi  und 
den  Gholeravibrio  ihr  Widerstandsvermögen  gegen  die  löslichen  Pro- 
dukte dieser  Mikroorganismen  nicht  zunimmt,  während  doch  anderer- 
seits ihre  Fähigkeit,  die  Mikroben  zu  vernichten,  wächst  G.  schliesst 
daraus  auf  das  Vorhandensein  eines  gewissen  Antagonismus  zwischen 


SehatniDpliin^,  kfinatl.  Infektionskrankheiten,  EntwickeloDgshemmDng  etc.      455 

dm  ADtiseptischen  und  den  antitoxischen  Eigenschaften  dieser  Thiere. 
(Soc  de  Biol.   13.  December  1890.)        M.  Kirchner  (Hannover). 

flUnt-HUalTe,  Injections  de  s^rnm  de  sang  de  chien  dans 
Ja  trachte.  (La  semaine  m6d.  XL  1891.  No.  6.) 
Verf.  bat  im  Verein  mit  Coupard  Versuche  mit  der  Ein- 
^ritzang  von  Hnndeblutserum  in  die  Luftröhre  von  Tuberculosen 
gemacht,  nachdem  sie  vorher  festgestellt  hatten,  dass  sie  Kaninchen 
4  cem  in  2  Minuten  einspritzen  konnten,  ohne  dass  eine  Störung  der 
Athmong  oder  Husten  eintrat.  Auch  beim  Menschen  verliefen  diese 
Ifijektionen  ohne  Reizung.  Sie  brachten  einem  jungen  Menschen  in 
6  kurz  hinter  einander  folgenden  Sitzungen  4  ccm  Serum  in  die 
Trachea  ohne  jeden  üblen  Zufall.  Verf.  fügt  hinzu,  dass  unter  der 
Behandlang  mit  den  Einspritzungen  von  Hundeblutserum  zwar  die 
Bacillen  bisher  nicht  aus  dem  Auswurfe  verschwunden  sind,  wohl 
aber  das  Allgemeinbefinden  sich  gehoben,  das  Gewicht  zugenommen 
hat  und  Kehlkopfgeschwtlre  geheilt  sind.    (Soc.  de  Biol  31.  L  91.) 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Jolles,  M.  und  Ad.,  Zur  Kenntniss  der  chemischen  Natur 
des  Kochins.  (Intern,  klin.  Rundschau.  V.  1891.  No.  1.  p.  10.) 
Verff.  unterwarfen  das  Kochin  einer  chemischen  Analyse  mit  den 
folgenden  Ergebnissen :  50  ^Iq  Wassergehalt,  Abwesenheit  von  Cyan- 
veTbindungen  und  AlkaloYden,  starke  Biuretreaktion,  Absorptions- 
streifen an  der  Grenze  des  grünen  und  violetten  Feldes  zwischen 
b  and  F,  das  Absorptionsspektrum  demnach  tibereinstimmend  mit 
jenem  des  Urobilins.  Die  Albuminate  lassen  sich  mit  Gerbsfiure  als 
weiB&er  voluminöser  Niederschlag  ausfällen,  welcher  in  heissem  Wasser, 
Kochsalzlösung  und  sehr  verdünnter  Kalilauge  löslich  ist.  Die  Ele- 
mentaranalyse und  Stickstolfbestimmung  ergaben  N  6,90%,  C  35,19  Vo 
QDd  H  7,02%.  Aus  den  erhaltenen  Resultaten  lässt  sich  auf  ein 
Toxalbumin  als  wirksamen  Bestandtheil  des  Kochins  schliessen. 

Kräl  (Prag). 

Wendt,   Charles,    Observations    on  the    use   of  Koches 

lymph   in   sixteen  children.    (Philadelphia  Med.  News.  No. 

940.  1891.  p.  70.) 

Verf.  behandelte  16  Kinder  im  Alter  von  19  Monaten  bis  zu  16 

Jahren,  und  zwar  bloss  verdächtige  Fälle  mit  Koch 'scher  Lymphe. 

Die  Anfangsdosen  betrugen  0,00025  ccm.     Die  febrile  Reaktion  kam 

mitunter  erst  nach  12—18  Stunden  zur  Wahrnehmung  und  dauerte 

mitunter  zwei  Tage  an.    Die  im  Originale  ausführlicher  mitgetheilten, 

nach  den  Injektionen  aufgetretenen  Erscheinungen  entsprechen  in  der 

Mehrzahl  der  Fälle  den  bekannten  Typen.  Kr&l  (Prag). 

Teleky,  H«,  Injektion  einer  ungewöhnlich  grossen  Do- 
sis Koch'scherLymphe.    (Wien.  med.  Blätter.  Bd.  XIV.  1891. 
No.  5.  p.  65.) 
In  der  Sitzung  der  k.  k.  Gesellschaft  der  Aerzte  in  Wien  vom 

33.  Januar  berichtete  Verf.  über  einen  Fall,  bei  welchem  durch  einen 


454      ScbutsimpftiDg,  kflnstl.  lofektiootkrankheiten,  EntwickelangshemmiiBg  «te. 

Yom  Patienten  herbeigeführten  Zufall  die  enorme  Menge  von  0,4  ccm 
Koch 'scher  Lymphe  injizirt  worden  war.    Der  Kranke,  ein  36jili- 
riger  Kaufmann,  bei  welchem  1887  kleine  Infiltrate  des  linken  Ober- 
und  Unterlappens  und  seit  1889  eine  Infiltration  der  linken  Lungra- 
spitze  diagnostizirt,  ausserdem  seit  1888  Bacillen    im  Sputum  kon- 
statirt  wurden,  unterzog  sich  im  November-Dezember  v.  J.  in  Berlin 
während  28  Tagen  dem  Koch 'sehen  Heilverfahren,  das  nach  Bflek* 
kehr  des  Patienten  vom  Verf.  14  Tage  nach  der    leteten  Iiqektion 
wieder   aufgenommen    wurde.    Nach    den   5  ersten    Injektionen  be- 
trug das  mit  0,003  bis  0,02  erreichte  Temperaturmaximum  37,5.  Bei 
der  6.  Injektion  geschah  das  erwähnte  Versehen.     Während    nacb 
allen  früheren  Injektionen  massige  Reaktionen    beobachtet   wurden, 
trat  diesmal  nach  6  Stunden  heftiger  Schüttelfrost  und  die  sonstigen 
bekannten  Erscheinungen  auf,  die  Temperatur  sti^   auf  40 ',  um 
bis  zum  nächsten  Morgen  kontinuirlich  abzufallen.     Zwei   Tage  nach 
der  Injektion  war  das  Befinden  des  Kranken  dasselbe    wie  yor  der 
Injektion.  Kräl  (Prag). 

Lumniczer,  Ueber  Versuche  mit  dem  Koch^schen  Mittel. 
(Wien.  med.  Presse.  1891.  No.  5—7.) 

Verf.  behandelte  seit  Ende  November  y.  J.  16  F&lle  von  taber- 
culösen  Gelenksentzündungen,  Knochenmark-  und  Periostalerkrankun- 
gen,  Lymphomen,  Lupus,  Orchitis  und  Ulcus  cruris,  ausserdem  zum 
Zwecke  der  Difierenzialdiagnose  noch  4  Fälle  nach  Operationen  mit 
Koch 'scher  Lymphe. 

Aus  seinen  mit  dem  Koch  'sehen  Heilverfahren    bisher  erzielten 
Resultaten  scheint  nach  Verf.  hervorzugehen,  dass  die  Empfänglich- 
keit für  das  Mittel  nicht  allein  von  dem  Grade  und  der  Ausbreitang 
des  tubcrculösen  Prozesses,  sondern  auch  von  individuellen  Eigen- 
schaften, insbesondere  von  der  Widerstandsfähigkeit  des  Orgaoismus 
abhängt.    Bei  energischer   allgemeiner  Reaktion  bleibt  nicht  selten 
jede  lokale  Reaktion  aus  und  umgekehrt.    In  einem  Falle  von  Coxiös 
wurde  durch  die  Injektionen  eine  au£fallende  Besserung  herbeigeführt 
Bei  Knochen-,  Beinhaut-  resp.  Gelenksentzündung  war  der  Erfolg  ein 
sehr  überraschender,  wenn  Fistelgänge  vorhanden  waren,  die  bis  za 
dem  oder  in  den  Knochen  führten.    Die  Knochenfisteln  schlössen  sieb 
nach  4—6  Injektionen    in    14 — 21  Tagen.    Es  sollte  demnach  bei 
vorgeschrittenen,  noch  nicht  offenen   tuberculösen  Prozessen  mit  der 
Eröffnung  des  Knochenherdes  oder  der  Gelenkhöhle  und  den  daran  za 
schliessenden  Injektionen  nicht  gesäumt  werden.         Kräl  (Prag). 

Lloyd,  J.  H.,  and  Stelwagon,  H.  W«,  Preliminary  notes  od 
a  case   of   Lupus  vulgaris    treated  by  injections  ol 
Koch'slymph.   (Philadelphia  Med.  News.  No.  941.  1891 .  p.  108.) 
VerflF.  theilen  aus  ihrer  Privatpraxis  einen  Fall  von  recidiviren- 
dem  Lupus  der  linken  Wange,  einen  15jährigen  Knaben  betreffend, 
mit,  bei  welchem  bereits  nach   5  Tuberculininjektionen   eine  ausge- 
sprechen  günstige  Beeinflussung  des  Krankheitsherdes  wahrzunebmefl 
war.    Die  Dosen  von  0,001—0,002  erzeugten  erst  nach  der  3.  In- 
jektion   eine  Temperaturerhöhung.    Nach    der   1.  Injektion  masern- 


Sehntaimpfnog,  kflnstl.  lofektionskranklMitMi,  Entwiekeliuigshemmnog  etc.      455 

llmlicbes  Exanthem,  bis  zur  3.  Injektion  ansteigende  Schwellung 
«Bd  BSthang  des  Lapusherdes,  dann  Abflachung  and  langsam  ver- 
achwiDdeoder  erythematöser  Hof  um  denselben.         Kräl  (Prag). 

JUetauum ,  Y.^  II  bacillo  della  tubercolosi  nel  sangue 
degli  ammalati,  trattati  colla  linfa  diKoch.  (LoSperi* 
mmtale.  1891.  No.  2.  p.  30.) 
Verf.  fand  im  Blute  von  20  an  yerschiedenen  Formen  von  Tuber- 
ealow  erkrankten  Individuen,  die  mit  Injektionen  von  Koch 'scher 
Ljmphe  behandelt  wurden,  konstant  Tuberkelbacillen,  während  Kon- 
tFonunta-suchangen  des  Blutes  von  nicht  injizirten  Tuberculosen  ne- 
gative Resultate   lieferten.     (Guttmann    und  Ehrlich,    ebenso 
Gas  tan  i  haben  das  Blut  von  zahlreichen  dem  Koch 'sehen  Heilver- 
fahren anterzogenen  Phthisikern  untersucht  und  waren  bei  keinem  der 
F&lle  im  Stande,  Bacillen  im  Blute  nachzuweisen.    Ref.) 

Kräl(Prag). 

X4iplaee,  Emest,  Koch's  treatment  of  Tuberculosis.  (The 
Times  and  Register.  No.  645.  1891.  p.  43.) 

Verf.  weilte  als  Delegat  des  Medico-Ghirurgical  College  in  Phila- 
delphia während  des  Monates  Dezember  in  Berlin,  um  sich  mit  dem 
Koeh*8ch»  Heilverfahren  bekannt  zu  machen.  In  seinem  diesbe- 
züglichen Berichte  zunächst  eine  Beschreibung  der  Koch 'sehen 
Liymphe,  ihrer  Anwendungsweise,  Dosirung  und  der  Indikationen 
gebend,  theilt  Verf.  dann  die  Beobachtungen  mit,  welche  er  an  ver- 
scAiedenen,  mit  dem  Mittel  behandelten  Kranken  daselbst  zu  machen 
Gdegenheit  hatte. 

Die  Koch  'sehe  Entdeckung  bedeutet  eine  hervorragende  Epoche 
in  der  Geschichte  der  Therapie.  Denn  die  Substanz  übt  —  entgegen 
unseren  Ansichten  über  die  physiologische  Aktion  der  Heilmittel  — 
eine  spezifische  und  gleichzeitig  eine  elektive  Wirkung  aus.  Sie  bildet 
ein  vrerthvolles  diagnostisches  Mittel  auch  in  zweifelhaften  Fällen 
und  selbst  wenn  es  sich  in  Zukunft  erweisen  sollte,  dass  die  Lymphe 
dauernde  Heilung  der  Tuberculose  nicht  herbeizuführen  vermag ,  so 
wird  die  Entdeckung  doch  als  Richtschnur  dienen,  wie  in  Zukunft 
bei  Untersuchungen  über  wissenschaftliche  Therapie   vorzugehen   ist. 

Kr  dl  (Prag). 

Irsal,  Arthur,  Erfahrungen  über  das  Koch'sche  Mittel 
bei  Lungen-  und  Kehlkopftuberculose.  (Intern,  klin. 
Rundschau.  1891.  No.  5  u.  6.  p.  186,  226.) 

Das  vom  Verf.  mit  Koch 'scher  Lymphe  behandelte  Kranken- 
material umfasste  16  Fälle  von  beginnender,  ausgesprochener  und 
Yorgeschrittener  Lungentuberculose,  wovon  6  Fälle  mit  gleichzeitiger 
Kehlkopfaffektion,  ferner  1  Lupusfall.  Die  Reaktion  trat  häufig 
8 — 10  Stunden  nach  der  Injektion  auf  und  erwies  sich  in  ihrer  In- 
tensität und  Dauer  unabhängig  von  dem  Grade  des  tuberculösen 
Prozesses.  Lokale  Reaktion ,  anfängliche  Vermehrung  des  Sputums, 
Bacillendegeneration  und  sonstige  Befunde  stimmen  im  Wesentlichen 
mit  den  bisher  gemachten  Beobachtungen  überein. 


456  Nene  Litteratnr. 

In  einem  Falle  von  Kehlkopftuberculose  ist  Heilung,  bei  eini 
zweiten  entschiedene  Besserung  herbeigeführt  worden,  ebenso  in  eineis» 
Falle  von  Lungentuberculose.    In  2  Fällen  bewährte  sich  die  K  o  c  ii^ 
sehe  Lymphe  glänzend  als  diagnostisches  Mittel;    die  im  Kehlkopfie 
bezw.  an  der  Epiglottis  beobachteten  Veränderungen  traten  erst  naob 
den  Injektionen  zu  Tage.    Bei  2  Fällen  beginnender  Lungentuber- 
culose ohne  Bacillen  im  Sputum  konnte  diese  durch  die  Injektionen 
mit  Sicherheit  diagnostizirt  werden.    Den  Schluss  bilden  2  Sektions- 
befunde von   Prof.  Pertik  herrührend,    die    Fälle  betreffen,    bei 
welchen  Heilerfolge  im  Vorhinein  ausgeschlossen  waren. 

Kräl  (Prag> 

Dlxon,  Samuel  G^.,    Koch's  method  of  treating  Tuber- 
culosis.   (Philadelphia  Med.  News.  No.  940.  1891.  p.  58.) 
In    einem    am    8.  Januar    am   Jefferson    Medical    Coll^    ge- 
haltenen  Vortrage  berichtet  Verf.  Ober  das  Koch 'sehe  Heilmittel, 
dessen  wahrscheinliche  Zusammensetzung  und  Gewinnung,  sowie  fiber 
dessen  kurative  und  elektive  Wirkung.    Ferner  theilt  Verf.  Näheres 
über  die  Reaktionen   und  über  die  günstigen  Resultate  nach  Injek- 
tionen von  Tuberculin  bei   einigen  Fällen  Ton  Lupus,  chirui^scher 
und  Lungentuberculose  mit,  die  er  während  seines  Aufenthaltes  in 
Berlin  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte.  E  r  &  1  (Prag). 


Neue  Litteratur 

zusammengestellt  von 

Db.  Abthüb  WObzbxtbo, 

Bibliothekar  im  ITalserUdien  0«imdheitiamte  in  Berila. 


Allgremeines  über  Bakterien  nnd  Parasiten. 

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1176,  1224—1225,  1268—1271.) 

Biologie. 
(OXhrang,  Flolniss,  StoffWechselprodnkte  nsw.) 

Bard,  L.,  et  Anbert,  F.,  De  rinflaence  de  la  ßhyre  sor  le  bacillas  coli  communis.  (Gas. 
hebdom.  de  m^d.  et  de  chir.  1891.  No.  5.  p.  52 — 53.) 

Bezlehnngpen  der  Bakterien  nnd  Parasiten  zur  unbelebten  Natur« 

Lu/t^   Wasser,  Boden. 

Bnekfdorff,  V.,  Jakttagelser  om  bacteriehalten  hos  rattnet  frän  yanda  a  samt  Helsing- 
fors  Tattenledningsratten.  (Festskr.  trln  pathol.  anat.  instit.  Helsingfors.  1890. 
p.  167—206.) 

Bezlehangen  der  Bakterien  nnd  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

ffarmlote  Bakterien  und  Parasiten. 

Oradenigo,  6.,  u.  Penio,  B.,  Bakteriologische  Beobachtungen  über  den  Inhalt  der  Tron»- 
melhöhle  in  Kadavern  von  Neugeborenen  und  SSugllngen.  (Zeitschr.  f.  Ohrenheilk. 
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Neae  Littor»tar.  457 

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PL  J— 7.) 

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1S»1-  p.  «15— «7.) 


und  Faratiten  bei  Mentthan. 
A,     Infeiüßie  AUgememkfxtnkkektn, 

TpfafctSanjikrmnkheiten   in    Spanien    1889.     (VerGffenÜ.    d.    kaia.    Oesundh.-Amtes.    1891. 
Ho.  4.   p.  56.) 

Exaotheiiiatiache  Krankheiten. 
(Poekan  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Röthein,  Scharlach,  Friesel,  Windpocken.) 


,  P. ,    Les  maladies  ^vitables :    variole,  fiiyre  typhoide.     (Annal.  d'hyg.  publ. 
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del  VaJla,  D.  J. ,    Algnnas  consideraciones    sobre   la  viruela  hemorrhigica.     (Bev. 
din.  da  1.  hospit.  (Madrid).  1891.  Mo  95.  p.  1—7.) 

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ToBTdiiiiy  7,,    Considerazioni   storico-critiche  snl  viguolo   e   sul  vaccino.     (Riv.  ital.  di 
terap.  o  igiene.  1890.  p.  187,  178,  205.) 

Cholera»  Typhus,  Bohr,  Gelbfieber,  Feit 

CwmtBgham,  B.  D.,  On  milk  as  a  medictne  for  choleraic  comma-bacilli.    (Scient  Mem. 

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Wandinfektionskrankheiten. 

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Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  WondAulniss.) 

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B.    Jh/ekHöte  LokaUkrankheäen. 

Nerrensystem. 

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Yerdaaniigsorgane. 

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Harn-  und  Geschlechtsorgane. 

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Nene  Litteratur.  459 

a     EiUOMOOtitdke  Krankheiien. 
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Anehylostomom,  Trichocephalas,  Oxynris.) 

8. ,  On  paorogpermosis  follicularii.     (Joom.  of  Catan.  and  Genito-nrin.  Di- 
1891.  No.  1.  p.  7—14.) 

L  O.y   Psorospermosis.    (Joarn.    of  Catan.   and   Genito-arin.   Disease«.    1891. 
»J.  1.  p.  14-20.) 
PkwfcMMT,  Th.«  Embryonen  von  Oxynris  in  der  Nase.     (Zeitschr.  f.  Obrenlieilk.  Bd.  XXI. 
1891.  Heft  3/4.  p.  310— 318.) 

XwmmikmUerregeHde  BaMerien  und  Faraiiten  bei  MenMchem  imd  Thiertn. 

ToUwatb. 

Bstlarf  9.  W.,  Rabies  and  strongylns  tetracanthus  as  a  coincidence  in  the  horse.    (Jonrn. 

ef  Gcmipar.  Med.  and  Veter.  Arch.  1890.  p.  483—491.) 
Itranb,  M.,  Het  werk  van  Paetenr.     (Nederl.  milit.  geneesk.  arch.  1890.  p.  177—844.) 

Kraniheäserregende  Bakterien  und  ParatOen  bei  Thieren. 

Entoziootieche  Krankheiten, 
(Fumen,  Bandwürmer,    Trichinen,   Echinokokken,    Filarie,  Oestraslarve,  Ascaris, 

Anchylostomam,  Trichocephalas,  Oxynris.) 

H«t,  W.y    Die  thierischen  Ektoparasiten  der  Thiere.     (Prometheas.    1891.    No.  67,  68. 

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TfuSlobiUi,  F.,    Snr   deux    sporozoaires    nouveaux,    parasites    des   mascles    des  poissons. 

^CompK.  rand.  de  l'Acadömie  des  sciences  de  Paris.  T.  CXIL  1891.  No.  3.  p.  168—171.) 

KranJkheäterreffende  Bakterien  tand  Poroscesn  bei  Fßanxen, 

B«j«tliLftk,  IL,  W.,    Künstliche  Infektion  von  Vicia    faba    mit  BacÜlos  radicicola.     £r- 

nlhrnngsbedingongen  dieser  Bakterien.     (Botan.  Zeitg.  1890.  No.  62.  p.  887.) 
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LOB|f,  B.  A,    Plnm-leaf  blight  or  shot-hole  fungus.     ^Populär  Gardening,  Bnffalo  1890. 

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Woroniii,  K.,  Ueber  das  „Taumelgetreide'*  in  Ussurien.    (Botan.  Zeitg.  1891.  p.  81.) 
Ttomaiifl,  W.  H.,  Bean  rust  and  other  fnngons  diseases.     (Populär  Gardening,  Bnffalo, 

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Sehutzlmpflingeii,  kQnstUche  Infektionskrankheiteii,  Entwlcke- 

IlUigshemmanff  and  Yemlehtiing  der  Bakterien  mit  besonderer 

Berflcksiditlgang  der  Arbeiten  über  das  E  o  e  h  ^  sehe 

HeilTerfahren  gegen  Tubereulose« 

lowrlar,  B.,  et  HaUopeau,  H.,  Le  traitement  de  Koch  k  l'hdpital  Saint-Louis.    (AnnaU 

da  deimatol.  et  de  syphiligr.  1891.  No.  2.  p.  129—151.) 
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1891.  No.  4.  p.  146->147.) 


460 


Neao  Litteratur. 


Feliei,  F.,   Cura  dolU  laringite  tubercolare   con  la  llofa  Koch.      (Oasz.  d.  ospit.  1891. 

No.  17.  p.  ISi— 1S5.) 
ChiVoy,  Traitement  de  la  broochite  tuberculeiide  par  les  iivjectious  bypodermiqaes  d'iodo- 

forme.     (Gai.  möd.  de  Paris.   1891.  Mo.  9.  p.  108—108.) 
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berculdser  während   der  Koch'schen  Behandlaogsmethode.    (Deatache  naedic  Wochen- 

sehr.  1891.  No.  9.  p.  846—848.) 
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Hoyer,  H.,    Poglad  teoretycyny   na   prseciw   grozlicsy   s'rodek  Kocha.      (Gas.    lekanha. 

1891.  No.  2—4!  p.  85—80,  44—49,  59—68.) 
Liehreich,  0.,   Ueber  die  Wirkung  der  cantharidinsanren  Salse.    —   Heynuum,  P.,  ffot- 

maan,  O.,   Frftnkel,  B. ,    Demonstrationen  aar  Wirkung   des  ca n tharidinaanren  Kali. 

[Berlin,  medic  Ges.]     (BerUn.  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  9.  p-  238 — 248.) 

Mittheilungen  und  Besprechung  in  der  Gesellschaft  für  Natur-  und  Claillcafide  an  Drssdeo 
über  die  in  den  Dresdener  Krankenanstalten  bei  Anwendunif  des  Koch'aehea  Ver^ 
fahrens  gemachten  Beobachtungen.  (Korrspdsbl.  d.  ärxtl.  Kreis-  u.  Bes.-Ver.  im  Kd- 
nigr.  Sachsen.  1891.  No.  6.  p.  61—68.) 

Xoriti,  E.,  Die  Koch'sche  Behandlung  im  deutschen  Alezander-HospitaL  (St  Petersb. 
medic.  Wochenschr.  1891.  No.  6.  p.  47 — 60.) 


Inlialt. 


OriginslndttheilimgeiL. 


Orsfsi,  B.,  und  Feletti,  B. ,  Malariapara- 
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p.  489. 

Xarliiiski,  Jnityn,  Untersuchungen  Über 
die  Temperatursteigerung  in  beerdigten 
Körpertheilen.  (Orig.),  p.  484. 

Okada,  Ueber  einen  neuen  pathogenen  Ba- 
cillus aus  Fussbodenstaub.  (Orig.),  p.  448. 


Beferate. 

Babea,  V.,  Untersuchungen  fiber  den  Diph- 
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Beyerinek,  X.  W. ,  Kanstliche  Infektion 
▼on  Vicia  Faba  mit  Bacillus  radicieola 
Em&hrungsbedingungen  dieser  Bakterie, 
p.  460. 

Oninon,  L.,  Des  conditions  de  propagation 
de  la  diphtörie,  p.  449. 

Xof^nrin  und  Krainski,  Ueber  die  Wir- 
kung von  Fäulniss-  und  Tuberkel toxinen 
auf  Thiere  und  über  ihren  Einflnss  auf 
den  Verlauf  der  Experimentaltuberculose, 
p.  446. 

Xanaberg,  Jnl.,  Zur  Aetiologie  des  Mor- 
bus Brightii  acutus  nebst  Bemerkungen 
fiber  experimentelle,  bakteritische  Endo- 
carditis,  p.  444. 


Beiuitaimpfiiiig,   kflnatliahe  Tnfektians- 

krankheiten,  KntwiakluiigiheiHin—g 

und  Vemiehtimg  dar  Bakteriei 

und  ParaaiteB. 

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ting  Tuberculosis,  p.  466. 
Oamaleia ,    Snr  le    pouvoir  antitoxique  de 

l'organisme  animal,  p.  468. 
Inai,  Arthur,  Erfahrungen  aber  das  Koch- 

sche  Mittel   bei  Langen-  und  Kehlkopf- 

tuberculose,  p.  466. 
JoUee,  K.    und  Ad.,    Zur    KennCniss  der 

chemischen  Natur  des  Kochins,   p.  464. 
Laplaee,  Bmeit,  Kooh's  treatment  of  Tb- 

bercniosis,  p.  456. 
Liebmaim,  Y.,   II  baciUo  della  tuberooloii 

nel  sangue  degli  ammalati,  tniütti  eoiJs 

linfis  di  Koch,  p.  466. 
Uoyd,  J.  H.,  and  Stelwegon,  H.  W.,  Pn- 

liminary  notes  on  a  case  ot  Lupus  mi- 

garis    treated    by    iojections   of  Koob's 

lymph,  p.  464. 
Lumnioier,  Ueber  Versuche  mit  dem  Koch- 

sehen  Mittel,  p.  454. 
Saint-Hilaire,  Iojections  de  s4nun  de  wag 

de  chien  dans  la  trachöo,  p.  451 
Teleky,  H.,    Injektion   einer  nngewShiilieh 

grossen  Doois  Koch'scher  Lymphe,  p»  4^9- 
Weadt,  Cherlee,   ObserTadoos  ob  the  om 

of  Koch's    lymph    In   sixteeo   ciiiidren, 

p.  463. 

Nene  Litteratur,  p.  466. 


jy'rommftnnsche  Buchdruckerei  (II ermann  PoUle)  in  Jena. 


fiakteriologie   nnd  Parasitenkunde. 


In  Yerbindung  mit 

Sei.  M.  M  Dr.  LenclBirt  m  Profissor  Dr.  LoeiDer 

In  Ldpxtff  In  Orriftwald 

heransg^ebeii  von 

Dr.  O.  IJhliBrorizi  in  Cassel. 


-♦-♦- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


K.  Band. 


Jen*,  den  i6.  April  1891. 


N0.14L 


Original -Mittiiefluniien. 


Malariaparasiten  in  den  Vögeln. 

Votläafige  Mittheilungen 
der  Professoren  B.  Orassi  und  B.  Felettt 

in 

Gatania. 

(Sehlass.) 

Die  in  Bede  stehenden  Amöben  finden  sich  auch  in  Gegenden, 
die  niemals  für  malarisch  gehalten  wurden!  Allerdings  finden  sie 
achy  aber  nur  an  sehr  beschränkten  Stellen  und  in  weit  geringerer 
MeDge,  als  wie  in  den  Malariaorten  und  vielleicht  auch  in  nicht 
ganz  fdr  die^  Entwickelang  der  Malaria  geeigneten  Verhältnissen. 

Doch  wie  vorsichtig  man  sein  muss,  diesem  meinem  Zweifel  Werth 
beizulegen,  geht  aus  Folgendem  hervor: 

Ich  stellte  Nachforschungen  in  Rovellasca  an,  welches  in  der 
trockenen  lombardischen  Ebene  gelegen  und  allgemein  fßr  eine  nicht 
malarische  Gregend  gehalten  wird,  und  fand  besagte  Amöben  in  der 
Ifähe  einer  künstlich  angelegten  Wiese,  in  der  Nachbarschaft  eines 
Ueinen  Teiches  etc.  Diese  Thatsache  erschütterte  natürlich  stark  mein 
Yerirauen  auf  die  obige  Hypothese,  doch  nur  für  einen  Augenblick,  da 
ich  bald  feststellen  konnte,  dass  auch  Rovellasca  ziemlich  ma- 
lariach,  wenn  auch  nicht  für  die  Menschen ,  so  doch  für  die  Vögel 
ist.  In  der  That  fand  ich  in  nächster  Nähe  der  künstlich  an- 
gelegten Wiese  junge  Sperlinge,  die  das  Nest  erst  seit  wenigen  Tagen 
verlassen  hatten,  leicht  und  junge  Lanius  collurio  stark  infizirt. 
IX.  Bd.  30 


462  Orasii  und  Peletti, 

Sowohl  die  Sperlinge  wie  die  Lanius  waren  sehr  wahrscheinlioli    * 
dieser  Gegend  geboren. 

Die  in  Rede  stehenden  Amöben  encystiren  sich  leicht  uTid  £ 
encystirt  können  sie  sich  in  die  Luft  erheben;  man  beg^net  Ibiic 
in  der  That,  wenn  auch  sehr  selten  (dies  hängt  vielleicht  von  Ae 
Art  der  Untersuchung  ab)  sowohl  im  Than,  der  nach  der  M  o  s  c  a  t  i 
sehen  Methode  gesammelt  wurde,  wie  auch  in  den  Nasenhöhlen  dei 
Tauben,  die  für  eine  oder  mehrere  Nächte  in  Malariaorten  in  K&Ggat 
aufgehängt  gehalten  wurden. 

Somit  wäre  also  der  Cyklus  der  Malariaparasiten  folgender  r 

Gewisse  Amöben,  welche  freies  Leben  führen,  entwickeln  si 
nachdem  es  ihnen  gelungen,  in  den  Köi-per  der  Vögel  oder  MensebeD 
einzudringen,  derart,  dass  sie  in  ihrem  neuen  Wirthe  von  denen  ihrer 
Vorfahren  im  freien  Leben  etwas  verschiedene  Charaktere  annehmen 
(Dimorphie,  wie  dieselbe  z.  B.  für  die  AnguiUula  intestinalis* 
bekannt  ist). 

Es  ist  wahrscheinlich,  dass  einem  jeden  der  verschiedenen  Ma* 
lariaparasiten  eine  besondere  Amöbe  entspricht. 

Die  Amoeba  guttula  entspricht  am  besten  einer  Haema- 
moeba;  die  Amoeba  (Dactylosphaerium)  radiosa  der  I«a- 
voran ia.  Die  Geissein,  die  sich  so  leicht  aus  der  Laverania 
entwickeln,  müssten  stets  eine  pathologische  Thatsache  aasdrOcken, 
welche  jedoch  in  der  Amoeba  radiosa  ihre  Erklärung  finden 
könnte,  da  diese  ihrerseits  auch  zuweilen  dünne  Pseudopoden,  die 
sich  gleich  Geissein  bewegen,  zeigt. 

Während  die  Amöben  in  den  rothen  Blutkörperchen  leben,  passen 
sie  sich  einer  ausnahmsweise  günstigen  Lebensweise  an  und  gewöhnen 
sich  an  so  bequeme  Verhältnisse,  dass  sie,  wenn  wieder  in's  freie 
Leben  zurückgebracht,  nicht  mehr  die  Kraft  haben,  den  Kampf  nm's 
Dasein  wieder  aufzunehmen  und  zu  Grunde  gehen;  dies  ist  die  Er- 
klärung, warum  es  unmöglich  ist,  sie  im  freien  Leben  zu  kultiviren, 
wie  man  dies  mit  den  Bakterien  zu  thun  vermag. 

Fügt  man  hinzu,  dass  sie  im  Bluto  niemals  Formen  annehmen, 
welche  an  eine  Möglichkeit  von  Leben  und  sei  es  auch  nur  latentem 
Leben  ausserhalb  des  Wirthes  glauben  lassen  könnte,  so  kann  man 
mit  dieser  Thatsache  die  mangelnde  Kontagiosität  der  Malaria  in 
Verbindung  bringen. 

V. 

In  Folgendem  möchte  ich  gern  noch  einige  andere  Punkte  der 
Malariafrage  kurz  berühren: 

Erster  Punkt:  Man  fragt,  ob  es  möglich  sei,  dass  die  Malaria 
vermittelst  der  Verdauungswege  in's  Blut  eindringen  kann. 

Um  dies  Problem  zu  lösen,  Hess  ich  kräftige,  in  nicht  malarischen 
Gegenden  lebende  Personen,  welche  sich  freiwillig  dazu  hergaben, 
30— 50  g  von  nach  der  Moscati'schen  Methode  gesammeltem  Thau 
trinken.  Ich  liess  dies  Experiment  verschiedene  Male  wiederholen, 
aber  stets  mit  negativem  Erfolge. 

Negativ  waren  auch  die  Resultate,  welche  erhalten  vnirden,  wenn 
ich  kräftige,  gesunde  Menschen  Blut  von  malarischen  Individuen 
trinken  liess,  oder  wenn  ich  verschiedene  Raubvögel,  welche  voraus- 


Malariaparuiten  in  den  Vögeln.  463 

itlich   fthig  waren,  sich  mit  Malaria  infi'^iren  zu  können,   mit  von 
"iria  infizicrteD  Vögeln  fQtterte. 

Zweiter  Punkt:  Bei  verschiedenen  Vogelarten  zeigte  sich  die 
'iriainiektion  stets  sehr  beschränkt,  d.  h.  die  Malariaparasiten 
n  immer  nur  sehr  spärlich  vertreten  und  es  zeigten  sich  haupt- 
lich die  Mondsicheln  sehr  klein  (Emberiza  projer,  Passer 
Btanus,  Passer  Italiae  etc.). 

Dritter  Punkt :i)  Die  Ansteckung  durch  die  Laverania  heilt 

Menschen  im  Beginne  des  Frühjahrs.    Thatsache  ist,    dass  wir 

^   in    Catania  vom  Monat  April  bis  zum  Monat  September  auch 

it  etnen  einzigen  Fall  von  Laverania  konstatiren  konnten. 

In  denPasserflispaniolensis  begegnet  man  der  Laverania 

Monat  Februar  an.     Ende  Oktober  waren    die  noch   infizirtcn 

Inge  schon  selten  und  nach  der  ersten  Hälfte  des  Novembers 

fast  alle  vollständig  infektionsfrei. 
Von  acht,   im   Mai  infizirten  Tauben    waren  Anfangs  November 
vollständig  und  eine  fast  gebeilt.    Dagegen  sind  jene  Tauben, 
reldie  erst  im  Monat  August  oder  im  September  sich  infizirt  hatten, 
^tzi  noch  voller  Laverania.  In  der  ersten  Hälfte  des  gegenwärtigen 
roTenibennonates  nahmen  wir  zwei  junge  Strix  flammea  gefangen, 
Iche  sehr  mit  Mondsicheln  infizirt  waren  und  es  auch  heute  noch  sind. 
Alle  diese  Betrachtungen  beweisen,  dass  die  Laverania  nach 
hö^istens  ca.  6 — 7  Monaten  spontan  verschwinden. 

Betreffs  der  Möglichkeit  eines  Rückfalles  können  wir  heute  noch 
nichts  entscheiden. 

Catania,  Ende  November  1890. 

VI»). 

A.  unter  den  vielen  von  uns  in  den  Vögeln  untersuchten  Ma- 
lariafallen  hat  sich  uns  bis  jetzt  noch  kein  einziger  Fall  gezeigt, 
in  welchem  eine  einfache  Infektion  von  Haemamoeba  praecox 
stattgefunden  hätte. 

Es  ist  allerdings  wahr,  dass  dieser  Umstand,  wie  wir  bereits 
früher  Gelegenheit  zu  bemerken  hatten,  sehr  leicht  erklärbar  ist, 
ohne  deshalb  zu  der  Voraussetzung  Zuflucht  nehmen  zu  müssen,  dass 
die  Haemamoeba  und  die  Laverania  einer  einzigen  Parasiten- 
art angehören  müssen,  um  jedoch  jedweden  Zweifel  zu  vermeiden, 
wäre  es  immerhin  wünschenswert,  irgend  einen  Fall  von  reiner 
Haemamoeba  praecox  zu  finden. 

Jetzt  endlich  ist  es  uns  gelungen ,  einen  solchen  Fall  bei  einer 
Eule  (Athene  noctua)  zu  finden.  Es  ist  dabei  zu  bemerken,  dass 
dieser  Vogel,  wenigstens  hier  bei  uns  in  Sicilien  und  während  des 
Winters,  ziemlich  selten  von  der  Malaria  infizirt  wird,  was  unsere 
Erklärung,  warum  in  den  Sperlingen,  welche  fast  alle  von  Lave- 
rania infizirt  erscheinen,  keine  reinen  Fälle  von  Hämamöben  vor- 
kommen, vollständig  rechtfertigt 

1)  Diese  BeobftchtiiDg   wurde  noch   von   mir  and  meinem   Kollegen  F  e  1  e  1 1  i  zn- 
Msunen  in  CaUnia  gemacht. 

t)  Diese  Kote  wurde  im  Januar  in  der  Accad.  Oioenia  di  Catania  mitgetheilt  und 
cficMen  im  BoUetiao  dieser  Accademia  im  Monat  Februar  1891. 

80* 


464  Oraiti  und  Feletti, 

Unsere  nur  von  Haemamoeba  infizirte  Eule  wurde  am  27.  De- 
zember 1890  in  der  Nähe  von  Lentini  gefangen;  die  lofektion  war 
sehr  bedeutend  und  erhielt  sich  so  bis  zum  20.  Januar  1891;  am 
21.  Januar,  nach  sorgfältigster  wiederholter  Untersuchung  des  Blutes, 
fand  sich  keine  einzige  Haemamoeba  mehr  vor,  dasselbe  Resultat 
ergab  sich  an  jedem  der  folgenden  Tage,  bis  sich  am  29.  dessel- 
ben Monats  dieselben,  jedoch  nur  in  geringer  Anzahl,  wieder  zeigten ; 
jetzt  (12.  Februar)  sind  sie  abermals  verschwunden.  Es  ist  wohl  über«* 
flOssig,  zu  bemerken,  dass  wir  in  dieser  Eule  niemals  Mondsicheln  fanden. 

Was  nun  den  Sitz  der  Parasiten  anbdangt,  so  müssen  wir  sagen, 
dass  derselbe  weit  weniger  ausgesprochene  Vorliebe  fflr  die  Enden 
der  rothen  Blutkörperchen  zeigt,  welche  fQr  uns,  wie  frflher  erwähnt, 
der  beliebteste  Sitz  der  Haemamoeba  in  den  Sperlingen  waren. 
Die  Haemamoeba  zeigt  sich  uns  zuweilen,  hauptsächlich  wenn 
sie  sich  auf  einer  Seite  des  rothen  Blutkörperchens  entwickelt,  derart 
verlängert,  dass  sie  Aehnlichkeit  mit  einer  in  der  Entwickelung  be- 
griffenen Laverania  zeigt;  sie  wird  jedoch  niemals  zur  MondsicheL 

Man  bemerke  noch,  dass  wir  in  einer  anderen  Eule  nur  Mond- 
sicheln vorfanden ,  was  demnach  beweist ,  dass  auch  die  Eulen  von 
Mondsicheln  heimgesucht  werden  können. 

Wir  hatten  eine  von  Haemamoeba  und  Laverania  infizirte 
Fringilla  coelebs,  welcher  für  ungefähr  vierzehn  Tagen  sich 
nur  von  einer  sehr  spärlichen  Menge  von  Haemamoeba  infizirt 
zeigte  (bei  dep  Untersuchung  des  Blutes  eines  Beines);  später  ver- 
schwanden die  Hämamöben  vollständig,  und  es  erschienen  nun 
vereinzelte  Mondsicheln,  welche  sich  rasch  vermehrten  und  heute 
noch  existiren.  Es  ist  dies  ein  Fall  von  doppelter  Infektion,  vrie  ex 
schon  verschiedene  Male  im  Menschen  angetroffen  wurde  (G anal is  , 
Celli,  Marchiafava  etc.) 

B.  Bignami  und  Bastianelli  vermuthen,  dass  die  von  uns 
für  einfache  Laverania  angesehenen  Fälle  gemischte  Fälle  von 
Haemamoeba  und  Laverania  wären  und  gründen  diese  ihre 
Vermuthung  auf  ihre  Hypothese,  dass  die  Laverania  eine  De- 
generationsform der  Haemamoeba  sei. 

Nachdem  wir  viele  Vögel  geopfert,  ist  es  uns  gelungen,  von 
Neuem  zu  bestätigen,  was  wir  schon  im  vergangenen  Jahr  behaup- 
teten, nämlich,  dass  die  von  uns  für  reine  Laverania  gehaltenen 
Fälle  wirklich  solche  sind  t  Es  scheint  uns ,  es  wäre  jedenfalls  we- 
niger unrichtig,  die  Mondsicheln  für  Degenerationserzeugnisse  der 
rothen  Blutkörperchen,  als  ffir  Degenerationserzeugnisse  von  in 
keinem  Organe  auffindbaren  Hämamöben  zu  halten  I  Uebrigens  kann 
das  Unvermögen,  die  Reproduktionsweise  einer  Form  genau  festzu- 
stellen, doch  nicht  die  Hypothese  rechtfertigen,  dass  es  sich  hier  um 
eine  Degeneration  handeln  müsse,  um  so  mehr,  wenn  diese  Form 
ganz  ungemein  verbreitet  ist,  wie  gerade  die  Mondsicheln  im  Menschen 
und  besonders  in  den  Vögeln^).  Zur  Unterstützung  dieser  Hypo- 
these von  der  Degeneration  hat  die  Thatsache,  dass  die  Lave- 
rania und  die  Haemamoeba,  wenn  noch  ganz  jung,  ununter- 

1)  Man  halte  uns  hi«r  nieht  entgegen  ,  cUss  die  Geisaeltriger  aaeh  aehr  Ter- 
breitet  seien;  diese  sind  nicht  im  cirknlirenden  Blute  anmtreffsn  (Danilewskj, 
Grass!  und  Feletti). 


MalariaiMiraiiten  in  den  Vögeln.  465 

sind  um  so  weniger  Werth,  da,  wie  belcannt,  yiele  Wesen 
Embryonalzustand   nicht   von    einander   za   anterscheiden   sind, 

sie  es  erwachsen  sind^). 
C.  Um  das,  was  wir  unter  A  und  B  gesagt,  noch  weiter  zu  bekräf- 
refexiren  wir  noch  folgende,  w&hrend  der  letzten  drei  Monate 
ite,  Untersuchungen. 
Wir  machten  Milzpunkturen  bei  drei  nur  yon  Laverania  (un- 
Imftssigem  Fieber)  infizirten  Individuen  (besagte  Individuen  wunien 
▼on  HUB  gewissenhaft  untersucht),  und  zwar  während  der  Periode 
Apyrexie,  in  verschiedener  Zeitentfernung  von  der  Fieberperiode. 
dem  auf  diese  Weise  entzogenen  Blute  fanden  wir  nicht  die 
Hsemamoeba  praecox,  wohl  aber  die  erwachsene  L a v e r a n i a, 
zwar  in  weit  grösserer  Anzahl,  als  wie  im  peripherischen 
;  in  zwei  dieser  F&lle  fanden  wir  auch  sehr  kleine,  noch  nicht 
«BDentirte  Plasmodien  (junge  Amöben).  In  einem  dieser  drei 
Kue  b^egneten  wir  auch  jenen  Figuren,  welche  wir  fQr  Mond- 
adic^n  in  Segmentation  halten.  In  einem  vierten,  dem  vorstehenden 
ifariichen  Falle  unternahmen  wir  in  Gemeinschaft  mit  Herrn  Dr.  C  a- 
landraccio  ebenfalls  die  Untersuchung  des  Blutes  der  Milz  und 
trafen  nar  auf  zahlreiche  Mondsicheln  und  die  vermuthlichen  Seg- 
mentationafigiiren. 

D.  In  einem  Sperling  fanden  wir  fQr  ungef&hr  zehn  Tage  ausser 
sehr  sp&rlichen  Mondsicheln  eine  bedeutende  Anzahl  einer  neuen  Form 
Ton  Haemamoeba*)  (Haemamoeba  relicta  n.  sp.)  vor.  Wir 
hatten  diese  schon  bei  vielen  anderen  Sperlingen  gesehen,  aber  stets 
nu*  iD  sehr  geringer  Anzahl.  Sie  besitzt  mehr  oder  weniger  zahl- 
reiche Pigmentkömer  und  segmentirt  sich,  nachdem  sie  Qber  die 
trmnsversaJe  Hälfte  des  rothen  Blutkörperchens  zerstört  hat.  Der 
Kern  des  rothen  Blutkörperchens  ist  von  seinem  Platze  gerückt, 
wie  es  auch  geschieht»  wenn  dasselbe  von  Haemamoeba  prae- 
cox angefallen  ist.  Er  befindet  sich  im  üeberbleibsel  des  rothen 
Blutkörperchens,  welches  mehr  oder  weniger  entfärbt  ist,  und  er  nimmt 
meistens  wenig  oder  gar  nicht  das  Methylviolett  an.  Schliesslich 
mfissen  wir  noch  bemerken,  dass  die  von  der  in  Frage  stehenden 
Haemamoeba  eingenommenen  Blutkörperchen  gewöhnlich  etwas 
Udn  sind. 

1)  Wir  Itnden  in  keinem  Menschen  die  Verwandlang  der  Laverftni»  ma- 
larise  in  Haemamoeba  viTaz,  d.  h.  aJ»o  aus  dem  unregelmSesigen  Fieber  der 
Mondaleheln  in  wahre  Tertianfleber.  Aach  in  den  Vögeln  verschwinden  die  Mondsicheln 
▼  ollstandig,  ohne  den  HImamöben  Baum  an  geben. 

Um  die  in  Born  beobachteten  widerspreclienden  FftUe  bei  Menschen  nach  Werth  an  schUaen^ 
Uta  man  Folgendes  in  Bechnnng  sieben :  1)  können  yerschiedene  Arten  von  Malariaparasiten 
tiBammffi  existiren,  and  es  kann  f&r  eine  gewisse  Zeit  eine  Art  vorherrschend  sein  and 
dann  die  andere;  8)  mit  Tertian-,  Qnartan-  and  Mondsichelfleber  Behaftete,  deren  ans 
den  Flngerapitsen  entnommenes  Blat  dorehans  keine  Parasiten  mehr  seigte  and  die  wir  in 
Felge  deasen  fftr  ganz  geheilt  hielten ,  hatten  nach  mehreren  Monaten  Beeldive;  8)  ist 
in  Born  die  malarische  Ansteckang  so  stark ,  dass  es  viele  Fälle  von  gemischter  An- 
sfeeekong  gibt;  4)  da  der  Entwickelangscyklas  der  Haemamoeba  kfiraer,  als  der 
der  Laverania  ist,  so  ist  es  natürlich,  dass  in  der  Be^el  eine  gemischte  Ansteckang 
M  Qirem  ersten  Erscheinen  eine  sehr  grosse  Ansahl  von  Himamöben  aufweist,  wfth- 
rsnd  die  Laverania  noch  sehr  spftrlich  vertreten  ist 

1)  Weder  in  diesen,  noch  in  anderen  Hämamoeben  der  Vögel  konstetirten  wir  mit 
Sieherheit  amöboide  Bewegungen ;  es  ist  jedoch  zu  vermathen,  dass  dieselben  nicht 
vollst  fakdig  fehlen. 


^QQ  Grassi  und  Feletti,  MaUriaparasiten  in  den  Vögeln. 

Die  Schilderung  weiterer  Eigenthümlichkeiten  behalten  wir 
für  unsere  ausführliche  Arbeit  vor. 

Nach  ungefähr  zehn   Tagen   wurden   die  Hämamöben   selt^^n^ 
und  es  wuchs  die  Zahl  der  Laveranien. 

E.    Wir    kommen    nun    zu    einem  Experiment,    welches 
Dr.  Calandruccio  unternahm  und  für  dessen  Richtigkeit  wir 
kommen  Bürgschaft  leisten.     Wir  wollen   Calandruccio    selb 
sprechen  lassen. 

„Auf  Rath  des  Prof.  Grassi   wollte  ich  an  mir  selbst 
stehendes  Experiment  ausführen. 

Am    10.   Dezember   1890  entnahm  ich  vermittelst  einer 
fältig  sterilisirten  P  r  a  v  a  z  'sehen  Sy ringe  aus  einer  der  superfizieller^. 
Venen  des  linken  Armes  eines  von  reiner,  bald  einfacher,  bald  tripla 
Quartana  infizirten  Individuums  (sowohl  klinisch  wie  mikroskopisob 
genau  festgestellt)  ungefähr  ein  Gramm  Blut  und  spritzte  dasselbe 
sofort  in  das  subkutane  Bindegewebe  meines  linken  Armes  ein. 
Stichpunkt  zeigte  sich  kein  Tropfen  Blut.     Nach  einigen  Tagen 
schien  an  der  Stelle  der  stattgehabten  Einspritzung  ein  bläulicher 
Fleck,  der  später  allmählich  gelblich  wurde. 

Während  17  Tagen  befand  ich  mich  vollkommen  wohl,   später 
aber,  d.  b.  vom  28.  Dezember  1890  bis  zum  9.  Januar  1891,  wurde 
ich   manchmal   von   tripla,   manchmal  einfacher  Quartana  geplagt. 
Der  mikroskopische  Befund    bestätigte   die  Diagnose.     Das  Chinin 
heilte  bald  diese  Quartana.     Ich  muss  hier  noch  hinzufügen,  dass 
ich  früher  niemals  von  Malariafiebern  heimgesucht  worden  bin,  mich. 
auch  nicht  in  einer  malarischen  Gegend  aufhielt,  ich  mithin  mit  Be- 
stimmtheit annehmen  kann,  dass  mein  Experiment  durchaus  keinem 
Zweifel  Raum  lassen  kann.  Ich  behaupte  daher,  dass  die  Malaria  von 
Mensch  auf  Mensch  auch  durch  hypodermische  Impfung  von  malarischem 
Blute  übertragen  werden  kann;    ausserdem   trägt  mein  Experiment 
dazu  bei,  festzustellen,  dass  die  Quartana  stets  Quartana  bleibt  und 
mithin  der  relative  Parasit  eine  gute  Art  (nicht  einfache  Varietät) 
für  sich  sein  muss,  wie  dies  zuerst  von  Grassi  und  Feletti   be- 
hauptet wurde. 

Diese  meine  Schlussfolgerung  wird  noch  mehr  befestigt,  wenn 
ich  noch  bemerke,  dass  das  von  Quartana  heimgesuchte  Individuum, 
dessen  Blut  ich  zu  meinem  Experiment  benutzte,  ebenfalls  künst- 
lich infizirt  worden  war,  und  zwar  durch  das  Blut  eines  anderen 
mit  Quartana  behafteten  Individuums.'^ 

Herr  Dr.  Calandruccio  machte  noch  an  weiteren  zwei,  sich 
freiwillig  dazu  erbietenden  Individuen  subkutane  Einspritzungen  mit 
dem  Blute  eines  mit  reiner  Laverania  malariae  infizirten 
Menschen;  in  beiden  Fällen  entwickelte  sich  nur  die  reine  Lave- 
rania malariae.  Mithin  wurden  bis  jetzt  hier  in  Gatania  fünf 
Experimente  an  Menschen  gemacht,  und  genügen  sie  wohl,  um  zu 
beweisen,  dass  es  wirklich  verschiedene  Arten  von  Malariaparasiten 
giebt,  welche  auch  durch  die  klinische  Form  der  Krankheit  erkennbar 
sind.  Das  gleiche  Resultat  lieferten  auch  die  drei  in  Rom  ange- 
stellten Versuche,  nachdem  man  Sorge  getragen ,  sich  solchen  Blutes 
zu  bedienen,  welches  mit  Bestimmtheit  nur  mit  einer  einzigen  Form 
von  Malariaparasiten  infizirt  war. 


Sanaralliy  Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunit&t  gegen  den  Milzbrand.     467 

Diese  Thatsachen  und  die  Beständigkeit  der  Formen  in  den  vielen 
VDB  ans  sowohl  im  Menschen  wie  in  den  Vögeln  monatelang  be- 
itechteteo  Fällen  beweisen  ad  evidentiam  die  Mannigfaltigkeit  der 
Arten,  wenigstens  für  das  Auge  des  Zoologen.  Wer  sich  davon  über- 
jeogen  will,  miiss  nicht  nur  viele  Menschen  und  Vögel  einige  Male  un- 
tasacheD,  sondern  viele  Fälle  für  längere  Zeit  täglich  verfolgen. 

Wie  aus  den  Daten  der  vorstehenden  Noten  ersichtlich,  haben 
wir,  vor  Danilewsky,  die  Formen  unterschieden ,  welche  er  der 
akuten  Malaria  (Haemamoeba,  welche  sich  in  der,  besonders 
durch  Gel  gl  bekannten  Weise  scgmentirt)  zuschreibt. 

Dm  allen  Missverständnissen  vorzubeugen,  bemerken  wir  schon 
jeät,  dass  der  Polymitus  malariae  Danilewsky,  pro  magna 
parte  synonym  mit  unserer  Laverania  Danilewsky  ist  und 
ucht  mit  den  Hämogregarinen  oder  den  Pseudovermiculi,  wie  D  a  n  i  - 
lewsky    glaubt.    Die  Pseudovermiculi  der  Vögel  fehlen  in  Catania. 

Catania,  den  6.  April  1891. 


Die  Ursachen  der  natürlichen  Immunität  gegen  den 

Milzbrand. 

(Laboratorium  für  allgemeine  Pathologie  der  königl.  Universität  Siena, 

Direktor  Prof.  G.  Sanquirico.) 

Von 

Dr.  Giuseppe  SanarelU, 

A»»i8tenten. 


Gegenwärtiger  Stand  der  Frage  über  die  natürliche 

Immunität  gegen  den  Milzbrand. 

In  der  letzten  Zeit  hat  vielleicht  keine  andere  biologische  Frage 
so  hohes  Interesse  geweckt,  oder  ist  durch  so  viele  wissenschaftliche 
Beiträge  bereichert  worden,  wie  die,  welche  die  Ursachen  der  natür- 
lichen Immunität  gegen  die  Infektionskrankheiten  betrifft* 

Die  schönen  Versuche  des  russischen  Gelehrten  haben  gezeigt, 
welche  Bolle  die  Phagocyten  den  Krankheitsagentien  gegenüber  ein- 
odimen  und  zum  ersten  Male  einen  sicheren  Weg  eröffnet,  welchen 
alle  die  betreten  haben ,  welche  dieses  wichtige,  verwickelte  Problem 
aufzuhellen  versuchten. 

Da  nun  auf  die  wohlbekannten,  klassischen  Versuche  Metschni- 
koff's  eine  so  lebhafte  und  wohl  unterhaltene  Experimentalkritik 
folgte,  woran  fast  Alle  Theil  nahmen,  welche  sich  mit  den  biologischen 
Wissenschaften  beschäftigten,  so  kann  man  sich  nicht  wundern,  dass 
in  wenigen  Jahren  eine  grosse  Menge  von  Arbeit  gethan  und  ein 
weites  Feld  für  die  Thätigkeit  der  Betheiligten   eröffnet  worden  ist. 

Trotzdem,  und  obgleich  neue,  ausserordentlich  interessante  Be- 
soltate  gewonnen  worden  sind,  welche  einerseits  die  Thatsachen  be- 
stätigen, auf  welche  sich  die  Phagocytentheorie  stützt,  und  anderer- 
seits ihre  Wichtigkeit  vermindern  oder  zerstören,  so  ist  man  doch 


458  Saoftrelli, 

noch  nicht  so  weit  gelangt,  um  mit  Sicherheit  feststellen  zu 
welchem  unter  den  yorhandenen  Faktoren  der  Immunit&t   man 
Hauptrolle  in  der  Vertheidiguug  des  Organismus  gegen  die  Bakterie 
zutheilen  solle. 

Ich  würde  eine  nutzlose  Arbeit  unternehmen,  wollte  ich, 
nur  kurz,  Alles  anführen,  was  bis  jetzt  für  und  gegen  die  Plu^ocyt^xB— 
lehre  geschrieben  worden  ist;  die  sinnreichsten  Mittel  der  Unter- 
suchung und  die  yerschiedenartigsten  Beobachtungen  haben 
wesentliche  Veränderung  in  die  B^iffe  gebracht,  nach  denen 
die  morphologische  Wirkung  vertheidigen  und  andere  ihr  die  cb 
mische  Wirkung  entgegenstellen. 

Metschnikoff  ^),  Hess*),  Gallemaerts*),Paulowskj^^ 
Ribbert<^),  Banti<^),  Karg^),  OamaleVa»),  Danilewsky *>, 
Soudakewitsch^^)  etc.  stellen  uns  den  Organismus  als  mit  ncL^ 
tfirlichen  Yertheidigern  versehen  yor,  den  Zellen,  welchen  vor  alleom 
die  Aufgabe  zufallen  würde,  Widerstand  zu  leisten  und  gegen  dio 
Agentien  der  Infektionskrankheiten  zu  kämpfen.    Dagegen  betrachteo 
V.  Ohristmas^O»  Weigert»«),  Flügge»»),  Bitter»*),  Nat- 
tal»*),  Behring  »•),Fahrenholz»^),Czaplewsky»»),  Wolf- 
heim»»), Lubarsch*<>),  Petruschky«0>  Buchner*'),  Fin- 
ger*»), Baümgarten**)  und  Andere  die  morphologischen  Elemente 
nur  als  sekundäre  Agentien  gegenüber  den  schädlichen,  biochemischea 
Eigenschaften  der  organischen  Flüssigkeiten.    So  wird  auf  der  einen 
wie  auf  der  anderen  Seite  (mit  einigen  Ausnahmen,  wie  Bibbert^ 
Gamalela,  welche  die  Möglichkeit  anderer  antibakterischen  Ein- 

l)Virchow'8  Archiv.  Bd.  XCVL  XCVII.  1884.  Bd.  CVIL  CIX.  1887. 
Bd.  CXUL  CXIV.  1888.  —  Fortschritte  der  Medidn.  Bd.  UI.  1884.  Bd.  V.  1887. 
--  Anoales  de  rinstitiit  Pastenr.  Vol.  I.  1887.  p.  48— 8S0.  Vol.  U.  1888.  p.  804—610. 
Vol.  m.  1889.  p.  S5  und  289.     Vol.  IV.  1890.  p.  66  und  198. 

2}  Virchow's  Arohiv.     Bd.  CIX  und  CX.  1887. 

8}  Ballet,  de  TAcad.  roy.  de  Mödedne  de  Belgiqae.  1887. 

4)  Virchow'a  Archiv.  Bd.  CVIIL  1887. 

6)  Deutsche  medic.  Wochenschrift.  1886.  No.  81  und:  Der  Untergang  pathogener 
Schimmelpilie  im  Körper.    Bonn  1887. 

6)  Archivio  per  le  sciense  mediche.     Vol.  XIII.  1888.  Fase.  9. 

71  Fortschritte  der  Medidn.     Vol.  Vl.  1888.  p.  629. 

8J  Annales  de  Tlnstitat  Pastenr.  1888-  p.  229  und  617. 

9)  Annales  de  Tlnstitat  Pastenr.  1890.  p.  482. 

10)  Virchow's  Archiv.  Bd.  CXV.  1889.  p.  264. 
llj  Fortschritte  der  Medidn.  1887.  No.  13. 
121  Fortschritte  der  Medidn.   1888.  No.  21. 

18)  ZeiUchrift  für  Hygiene.  Bd.  IV.  p.  208. 
14)  Zeitoehrift  für  Hygiene.  Bd.  IV.  p.  291—97  nnd  818. 
16)  Zeitschrift  lür  Hygiene.  Bd.  IV.  p.  858. 

16)  Centralblatt  fOr  klinische  Medidn.  1888.  No.  28. 

17)  Beiträge  aar  Kritik  derMetschniko f f 'sehen Phagocytenlehre  (Inaag.-Dissert.). 
Königsberg  1889.  ,  . 

18^  Beiträge  aar  pathol.  Anatomie  und  aUgemdnen  Pathologie.  1889.  p.  47. 

19)  Bdtrige  aar  pathol.  Anatomie  and  aUgemeinen  Pathologie.  1888.  p.  408. 

20)  Centralblatt  für  Bakteriologie  und  Parasitonkunde.  Bd.  VL  1889.  p.  481. 

21)  Beiträge  aar  pathol.  Anatomie  nnd  allgemeinen  Pathologie.  1888.  p.  867. 

22)  Mttnehener  medic  Wochenschrift.  1889.  No.  2.  8 ;  and  Archiv  flür  Hygiene.  1890. 
Fase.  1.  2. 

28)  Beiträge  aar  pathol.  Anatomie  and  aUgemeinen  Pathologie.  Bd.  IV.  1889. 

24)  Zeitschrift  für  klinisohe  Medidn.  Bd.  XV.  1889.  Fase.  1.  2.  Ceneralblatt  Ar 
klinische  Medidn.  1888.  No.  29  and  Beitr.  aar  pathol.  Anatomie  and  allgem.  Pathologie. 
1889.  p.  1. 


Die  Unadien  der  natürlichen  Immanitfit  gegen  den  Milibrand.  469 

nichl;  ausschliessen)  die  Frage  der  natürlichen  Immunität  auf 
ical^orische  Weise  gestellt,  wobei  die  häufigen  Gegensätze  in  -den 
itesaitaten  von  Untersuchungen,  welche  bisweilen  auf  ganz  parallele 
WeUe  zur  Stütze  der  einen  oder  anderen  Meinung  angestellt  wurden, 
anSiallen. 

Unter  die  Zahl  dieser  letzteren  rechne  ich  unbedingt  die  zuletzt 
iPOQ  Me  tscbnikoff  und  von  Baumgarten  mit  seinen  zahlreichen 
Scbülem  ausgeführten,  welche  in  einem  kürzlich  erschienenen  Auf- 
satze Baumgarten 's  selbst,  „Ueber  experimentum  crucis  der  Pha- 
gocytenlehre^^  wieder  aufgenommen  und  ausführlich  besprochen  werden. 
In  diesen,  wie  in  so  vielen  Untersuchungen  derselben  Art  hat  man 
dabei  beharrt,  auf  die  verschiedenste  Weise  nach  den  Ursachen  zu 
SBch^,  welche  die  natürliche  Immunität  der  Frösche  gegen  Milzbrand 
bedingen. 

Gegen  die  von  Anfang  an  ausgesprochene  Hypothese  Metschni- 
k  off 's,  dass  es  nämlich  die  Leukocyten  seien,  welche  die  Zerstörung 
der  Sporen  oder  Bacillen  des  Milzbrandes  bedingen,  welche  in  den  dor- 
salen Lymphraum  des  Frosches  injizirt  «werden ,  sprechen   mit  Ent* 
acfaiedenheit  die  Folgerungen  aus  einer  zahlreichen  Beihe  von   Ar- 
beiten ,     welche    in     Baumgarten 's     Laboratorium    von     P  e  - 
trnscfaky^)  ausgeführt  worden   sind.     Dieser  Beobachter  führte 
MUzbraudbacillen    in    diffusible    Membranen    ein,«  welche    aus    den 
WändeD  der  Därme  der  Frösche  selbst  bestanden,  und  beobachtete 
ausser  dem  Uebergang  der  Unterhautlymphe  in  ihr  Inneres,  welche 
bisweilen  frei  von  Leukocyten  war,  auch  eine  wirkliche  und  eigent- 
liche Degeneration  der  eingeführten  Bacillen. 

In  einer  späteren  Arbeit  erwähnte  Metschnikoff  ^)  die  Ex- 
perimente Petruschky's;  er  schloss  ferner  Milzbrandkeime  in 
Sackchen  von  Filtrirpapier  ein  oder  impfte  sie  in  die  vordere  Augen- 
kammer des  Frosches,  und  kam  zu  entgegengesetzten  Resultaten,  denn 
er  beobachtete  immer  ein  mehr  oder  weniger  üppiges  Wachsthum  der 
Bacillen,  welche  doch  dem  Einflüsse  der  organischen  Flüssigkeiten 
ausgesetzt,  aber  der  der  Leukocyten  entzogen  waren.  Die  Dissertation 
von  Fabrenholz ^),  welche  später  in  dem  bekannten  Artikel  von 
Baumgarten  selbst  entwickelt  wurde,  diente  nur  dazu,  die  ersten 
Resultate  Petruschky's  zu  bestätigen  und  durch  die  Ergebnisse 
neuer  Untersuchungen  die  Kritik  Metschnikoff's  gegen  die  Arbeit 
des  Letzteren  zurückzuweisen. 

Wie  man  leicht  begreift,  so  bleibt  nach  allem  diesen  die  Frage 
noch  ungelöst;  einerseits  leugnet  Metschnikoff,  dass  der  Humor 
aqaeas  und  die  Lymphe  des  subkutanen  Lymphsacks  der  Frösche 
für  sich  allein  die  Entwickelung  der  Milzbrandkeime  verhindern 
könne,  und  seine  Gegner  nehmen  die  baktericide  Wirkung  dieser 
Flüssigkeiten  an  und  erklären  daraus  die  Immunität  der  Frösche 
g^en  den  MilzbrandbacUlus. 

Man  glaube  auch  nicht,  dass  das  „experimentum  crucis^S  welches 


1)  Untersachungen  über  die  Immunität  des  Frosehes  gegen  Milsbrand.  (Beiträge 
sar  pathologischen  Anatomie  und  allgem.  Pathologie.  1888.  p.  357.) 

S)  Ueber  Verbalten  der  MiUbrandbakterien  im  Organismus.  (Virchow's  Archiv. 
Bd.  CXIV.  1888.  p.  466.) 

S)  loco  dt. 


470  Baoftrelli, 

Baumgarten  an  letzter  Stelle  angerufen  hat,  irgendwie  den  bitsig^ 
Streit  geschlichtet  habe. 

Auch  abgesehen  von  der  feinen  Kritik,  welcher  Metschnikoff-^ 
dasselbe  bald  darauf  unterwarf,  so  sind  noch  immer  die  indirektexs 
von  Hindernissen  und  Gelegenheiten  zu  IrrthQmem  starrenden  1C< 
thoden  zu  bedenken,  vermittelst  deren  dieser  Beobachter  versaclm 
hat,  sich  die  Froschlymphe  zu  verschaffen,  um  sie  allein  auf  die  Spoi 
und  Bacillen  des  Milzbrandes  wirken  zu  lassen. 

Mochten  die  Keime  in  die  vordere  Augenkammer  eingefUnr^ 
oder  in  Säckchen  von  HoUondermark,  von  Darm  oder  Filtrirpapier  ein- 
geschlossen sein,  so  war  es  doch  entweder  nicht  möglich,  di 
Oegtewart  einer  grösseren  oder  geringeren  Menge  von  Leukocytoi 
auszoschliessen,  oder  man  hatte  solche  Beobachtungsbedingnngen 
schaffen,  dass  nur  das  Verhalten  gegen  Farbstoffe  das  einzige  Mittel 
darbot,  um  über  Leben  oder  Tod  der  Milzbrandbacillen  Auskunft  zi» 
erlangen.  Das  ist  eine  trügerische  Methode,  denn  das  Vorhanden— 
sein  von  schon  früher  degenerirten  Formen,  oder  die  Starke  der 
Farbstofflösung  können  dazu  führen,  dass  man  mit  Unrecht  die  bak- 
terientödtende  Wirkung  der  organischen  Flüssigkeiten  entweder  ao* 
nimmt  oder  leugnet 

n. 

Methode,  um  die  Lymphe  vollkommen  frei  von  Keimen 

und  Leukocyten  zu  erhalten. 

Ich  habe  diese  kurze  Uebersicht  über  die  neuesten  Arbdten  in 
Bezug  auf  die  Immunität  der  Frösche  gegen  Milzbrand '  voraus- 
geschickt,  weil  sich  die  hauptsächlichsten  Beweise  für  oder  ge- 
gen die  Phagocytenlehre  gerade  in  Bezug  auf  diese  Frage  ent- 
wickelt haben.  Aber  als  Resultat  von  dem ,  was  ich  kurz  berichtet 
habe,  und  von  dem,  was  von  den  genannten  Forschern  nach  einem 
bewundemswerthen  Beicbthum  von  Beobachtungen  weitläufig  be* 
schrieben  worden  ist,  bleibt  immer  noch  die  offenbare  Unzulänglich* 
keit  und  das  Trügerische  der  Mittel  übrig,  deren  man  sich  bis  jetzt 
bedient  hat,  um  an  den  Milzbrandsporen  und  Bacillen  die  Wirkung 
der  von  Leukocyten  freien  Lymphe  zu  versuchen. 

Meine  Versuche,  mir  aus  dem  Sacke  unter  der  Rückenhaut  des 
Frosches  eine  von  Keimen  und  Leukocyten  vollkommen  freie  Lymphe 
in  hinreichender  Menge  zu  verschaffen,  um  sie  anwenden  zu  können, 
ohne  zu  allen  jenen  Künsteleien  meine  Zuflucht  nehmen  zu  müssen, 
welche  die  Resultate  meiner  Vorgänger  so  bestreitbar  gemacht  hatten, 
haben  auf  befriedigende  Weise  ihr  Ziel  erreicht,  und  zwar  auf  fol- 
gende Weise: 

Ich  verschaffte  mir  Glasstäbchen  mit  abgerundeten  Enden  von 
5—6  mm  Dicke,  sterilisirte  sie  in  der  Flamme  oder  in  der  heissen 
Kammer  uod  tauchte  sie  dann  zu  wiederholten  Malen  (4— 5  mal)  in 
eine  fünQ;)rozentige  Pyroxylinlösung ,  so  dass  sie  sich  mit  einer 
schwachen  Schicht  von  Gollodium  überzogen ,  worauf  ich  sie  langsam 
und  kurze  Zeit  in  der  Wärme  trocknen  liess.  Auf  diese  Weise  er- 
hielt ich  Säckeben  von  Gollodium  mit  einer  einzigen  Oeffnung,  der» 

1)  Deaz  travaax   da  laboratoire   de  Mr.  Baamgarten  dirig^  «ontre  la  th^orie 
des  phagocytes.     (Aonales  de  rinstitnt  Pasteur.  Vol.  IV.  1890.  p.  85.) 


Om  UrMch«n  der  nattrlklMB  Immnnitit  gegen  den  Milsbrand.  47 1 

ans  wddier  das  Qlasst&bchen  herausgezogen  worden  war,  and 

achloss  kh  durch  Drehung  ▼ermittelat  einer  sterilisirten  Zange 

sicherte  den  VerscUttss  durch  HinzufQgung  neuen  CoUodiums. 

Mit  Hfllfe  einiger  Handfertigkeit,  die  man  schndl  erwiri>t,  kann 

in  kurzer  Zeit  eine  grosse  Zahl  kleiner  Cylinder  von  3—4  cm 

[e  «Mi  1 — 2  ccm  Inhalt  fabriziren.    Sie  sind  solid,  durchsehe!- 

id,  dorchaas  undurchlässig  und  vollkommen  aseptisch. 

Diese  Qylinder  aus  Gellulose  haben  mir  die  zu  meinen  Ver* 

BD   nlMhige  Lymphe  geliefert    Sogleich  nach  ihrer  Anfertigung 

Märte  ich  alle  diese  Cylinder  in  die  Rflckenlymphsftcke  yon  eben- 

snid  grossen,  kräftigen  Fröschen  ein,  und  machte  zu  diesem  Zweck 

eise    Utine   Oeflfhung  in  die  Haut,   welche  ich    nach  Einbringung 

der  Cylinder  durch  eine  einfache  Ligatur  yerschloss.     Bald  fängt 

die  Lymphe  des  Rückensacks  an,  nadi  und  nach  in  das  Innere  der 

Bfihre  durchzuschwitzen,  und  nach  8— 4  Tagen  ist  dieselbe  ungeflLhr 

zur   Hfilfte  gefQllt;    dann   mflssen    die  Gellulosecylinder  in  andere 

FMscfae    eingef&hrt  werden.    Nach    weiteren  3—4  Tagen  sind  die 

OeüidoserOhren  ganz  voll;  dann  sterilisirt  man  äusserlich  einen  Theil 

dsrselbeii,  durchbohrt  sie  mit  einer  spitzen,  sterilisirten  Qlaspipette, 

leert  sie  ganz  aus  und  bringt  ihren  Inhalt  in  sterilisirte  Qlascylinder. 

Man  muss  immer  die  Vorsicht  gebrauchen,  die  CollodiumrOhren 

inftgUchst  vor  der  Berührung  der  Luft  zu  schützen,   denn  sonst, 

mOgen  sie  nun  leer  sein  oder  Lymphe  enthalten,  verdampft  sogleich 

das  Lösungsmittel,  sie  schrumpfen  ein,  verlieren  ihre  Elasticität  und 

damit  ihre  Durchlässigkeit  für  Flüssigkeiten. 

So  ffluss  man  sie  auch  während  ihrer  Anfertigung,  da  es  unbe- 
quem wäre,  sie  einzeln  in  die  Lymphsäcke  einzubringen,  unter  einer 
hermetiseh  verschlossenen  Glasglocke  aufbewahren,  welche  zugleich 
als  feuchte  Kammer  dient 

Wenn  sie  einmal  in  den  Lymphsack  eingebracht  sind,  künnen 
de^  wenn  man  nur  Sorge  trägt,  aller  3 — 4  Tage  den  Lymphsack  zu 
wechseln,  sich  auf  unbestimmte  Zeit  erhalten,  ohne  dass  die  Elasti- 
dtftt  oder  Durchlässigkeit  der  Cylinder  oder  die  Klarheit  und  Rein- 
heit der  Lymphe  irgend  eine  Veränderung  erleidet. 

Ich  halte  es  für  überflüssig,  hinzuzufügen,  dass  es  durchaus 
nothwendig  ist,  die  Frösche  unter  den  besten  äusseren  Bedingungen 
zu  halten,  damit  keine  äussere  Ursache  die  Ernährung  derselben 
beeinflusst  oder  schädigt  Ich  hielt  sie  in  grossen ,  wohlgereinigten 
Glasglocken,  welche  nur  eine  geringe  Schiebt  Wassers  enthielten, 
soviel  als  hinreichte,  um  die  Thiere  in  einer  einfach  feuchten 
Atmosphäre  zu  erhalten.  Ausserdem  ist  es  nöthig,  die  Frösche  und 
die  Gefässe  wenigstens  einmal  in  24  Stunden  zu  waschen,  an  heissen 
Sommertagen  muss  die  Waschung  zwei  bis  dreimal  wiederholt  werden. 
Auf  diese  Weise  vermeidet  man  die  Ursachen  einer  Sterblichkeit, 
welche  ausserdem  oft  einen  vernichtenden  Einfluss  ausüben  könnte, 
and  vorzüglich  bei  Fröschen,  die  eine  Verletzung  der  Haut  erlitten 
haben,  sehr  häufig  vorkommt;  ich  habe  darüber  in  einer  andern 
Arbeit^)  berichtet. 

1)  Ueber  einen  neuen  Mikroorganisrnns  des  Wassers,  welcher  für  Thiere  mit  ver- 
iaderlieher  und  konstanter  Temperatur  pathogen  ist  (Centralbl.  f&r  Bakteriologie  and 
Paraaitenkiinde.  Bd.  IX.  1891.  p.  193.) 


472     S  a  n  A  r  e  1 1  i ,  Die  Ursacheo  der  natürlichen  ImmoniUU  gegen  den  UUsbrand. 

Mit  diesem  einfachen  Verfahren,  welches  nur  sorgfältige,  gednl— 
dige  Arbeit  erfordert,  ist  es  leicht,  sich  reine,  wasserhelle  Lyoiph^ 
zu  verschaflFen,  und  zwar  in  hinreichender  Menge,  um  eine  reichliche 
Anwendung  zu  erlauben. 

Aber  ehe  ich  diese  Flüssigkeit  zu  meinen  Experimenten  yer- 
wendete,  welche  ich  in  hinreichender  Menge,  aber  durch  ungewöhn- 
liche und  yielleicht  nicht  vorwurfsfreie  Mittel  erhielt,  wünschte  ich 
mich  zu  vergewissern,  ob  dieselbe  wirklich  ihrer  Zusammensetzung 
nach  derjenigen  entsprach,  welche  nach  unsern  gewöhnlichen  Kennt* 
nissen  sich  in  dem  lebenden  Organismus  befinden  musste. 

Was  die  Reaktion  betrifft,  so  habe  ich  sie  immer  alkalisch  ge- 
funden, ebenso  wie  die,  welche  man  erhält,  wenn  man  direkt  den 
dorsalen  Lymphsack  des  Frosches  mit  Reagenspapier  untersucht. 
Da  ausserdem  die  letzten  Untersuchungen  Büchners^)  die  Auf- 
merksamkeit auf  den  Einfluss  gelenkt  haben,  welchen  die  Salze  und 
vorzüglich  das  Ghlornatrium  auf  die  bakterientödtende  Eigenschaft 
der  organischen  Flüssigkeiten  ausüben  sollen,  so  wollte  ich  mich 
überzeugen,  ob  die  Froschlymphe  beim  Durchgang  durch  die  Wände 
meiner  Gellulosecylinder  ihre  Bestandtheile  an  Salzen  verlöre,  was 
unzweifelhaft  geschehen  würde,  wenn  der  Uebergang  der  Lymphe 
in  die  Gellulosecylinder  durch  einfache  Dialyse  erfolgte.  Aber  die 
Reaktion  mit  Silbernitrat  hat  mir  bewiesen,  dass  die  auf  oben  an- 
gegebene Weise  erhaltene  Lymphe  sehr  reich  an  Ghloriden  ist,  und 
ausserdem  haben  mich  zahlreiche  Versuche,  bei  denen  ich  die  leeren 
oder  mit  Salzlösungen  verschiedener  Art  gefüllten  Gellulosecylinder 
in  Glasgefässe  brachte,  welche  Salzlösungen  enthielten,  überzeugt, 
dass  durch  deren  Wände  von  aussen  nach  innen  und  umgekehrt  ein 
fortwährender  Austausch  von  mineralischen  und  organischen  Salzen, 
von  Alkaloiden  und  Fermenten  stattfindet.  Auf  diese  Weise  habe 
ich  durch  geeignete  Reaktionen  den  Uebergang  folgender  Substanzen 
festgestellt:  Gbloride,  Sulfate,  Jodide,  Phosphate,  Nikotin,  Strydbnin, 
Atropin,  Pepsin  und  Diastase. 

Nach  diesen  Resultaten  halte  ich  mich  für  berechtigt,  zu  be- 
haupten, dass  die  nach  und  nach  ins  Innere  der  Röhren  eingedrungene 
Lymphe  identisch  ist  mit  derjenigen,  welche  im  Körper  des  Frosches 
selbst  erzeugt  wird;  meine  Versuche  haben  auf  jede  Weise  den 
Uebergang  der  Salze  und  Fermente  durchaus  bestätigt,  von  denen 
man  in  letzterer  Zeit  am  meisten  annimmt,  dass  sie  eine  speziell 
bakterientödtende  Kraft  besitzen. 


1)  H.  Bnchner  uod  Fr.  Voit,  Untorsachangen  Über  die  bakterienfemdlichen 
Wirkungen  des  Blates.  (Archiv  f&r  Hygiene.  Bd.  X.  1890.  Heft  1)  and  H.  Bncliner 
and  M.  Orthenberger,  Versache  über  die  Natar  der  bakterient5dtenden  Sabstani 
im  Seram.     (Ebenda.  Bd.  X.  X890.  Heft.  S.) 

(Fortsetaang  folgt.) 


Sawtsehenko,  Zar  Frage  Über  die  Immanitlt  gegen  Milsbrand.  473 


Zur  Frage  über  die  Immunität  gegen  Milzbrand. 

[Ans    Prof.   W.  W.  Podwyssozki's  Institat  für  allgemeine   Pa- 
thologie an  der  Uniyersität  Kiew.] 

Von 

Dr.  J.  Sairtsehenko, 

Assistenten  am  Institute. 

Die  Veranlassung  zar  Untersuchung,  deren  Ergebnisse  den 
Gegenstand  vorliegender  Mittheilung  ausmachen,  hat  die  aus  B  a  u  m  - 
garten^s  Laboratorium  hervorgegangene  Arbeit  von  Gzaplewski: 
JTnterBachungen  über  Immunität  der  Tauben  gegen  Milzbrand''^) 


Czaplewski  spritzte  in  die  Brustmuskeln  von  Tauben  auf 
Agar-Agar  gezQchtete  MilzbrandbaciUen  ein,  wobei  er  diese  Bak- 
tenenkultor  vor  der  Injektion  in  einer  physiologischen  Eochsalz- 
Iteung  saspendirte.  Auf  Grund  seiner  Versuche  gelangt  Verf.  zu 
dem  Schlüsse,  dass  1)  erwachsene  Tauben  gegen  Milzbrand  immun 
säen,  dass  2)  MilzbrandbaciUen  im  Taubenkörper  sehr  rasch  zu 
Omnde  gehen  >)  und  dass  3)  die  Phagocytose  gar  keine  Rolle  bei 
der  Immunität  der  Tauben  gegen  Milzbrand  spiele. 

Da  die  oben  erwähnten  Folgerungen  des  Verf.'s  lange  nicht  voll- 
iconinieii  mit  den  früher  veröffentlichten  Beobachtungen  anderer  Au- 
toren (Hess)  übereinstimmten,  so  habe  ich,  behufs  Entscheidung 
dieser  Streitfrage,  eine  Reihe  von  Versuchen  zur  Erforschung  des 
If ilzbrandprozesses  bei  Tauben  angestellt. 

Als  ich  bereits  zu  einigen  der  weiter  unten  angegebenen  Resul- 
tate gelangt  war,  ist  in  den  Annales  de  Tlnstitut  Pasteur  eine  der- 
selben Frage  gewidmete  Arbeit  Metschnikoff's*)  erschienen. 
Da  Metschnikoff  in  seiner  Abhandlung  die  Czaplewski'sche 
Arbeit  einer  sehr  eingehenden  Prüfung  unterzogen  hatte,  und  da  die 
bd  meinen  Versuchen  gewonnenen  Ergebnisse  im  Allgemeinen  mit 
den  von  Metschnikoff  erhaltenen  Resultaten  übereinstimmten, 
so  habe  ich  es  damals  für  durchaus  überflüssig  erachtet,  Mitthei- 
longen über  meine  Versuche  in  der  Litteratur  zu  machen. 

Es  fährt  aber,  nach  Metschnikoff 's*)  Notiz  über  die 
Czaplewski'sche  Abhandlung,  Baumgarten  ^)  dennoch  fort, 
anf  der  Richtigkeit  der  Folgerungen  Gzaplewski 's,  betreffs  der 
Phagocytose  bei  Tauben,  zu  besteben. 

Zwar  ist  auf  die  ausführliche  Abhandlung  Metschnikoff 's 
über  diese  Frage  weder  seitens  Gzaplewski's  noch  seitens 
Banmgarten's   irgend  welche  Entgegnung   erfolgt,  doch   ist  aus 


1)  Beiträge  zur  path.  Anatomie  von  £.  Ziegler.  Bd.  VII.  1889.  Heft  1. 
t)  In  einem  der  FSUe  hat  Verf.  bereits  nach  8  Standen  keine  Knltnren  mehr  ans 
der  ImpfsteUe  erhalten. 

3)  Annales  de  l'Institnt  Pasteur.  1890.  No.  2. 

Ibidem.  1890.  No.  1. 

Jahresbericht,  herausg.  von  Baumgarten.  1890.  Heft  2. 


8 


474  Sawtsebenko, 

Baumgarte D 's  Laboratoriam  eine  Arbeit  von  A.  Levin^) 
schienen.  Levin  experimentirte  an  weissen  Ratten,  die  sich 
seinen  Versuchen  als  immun  erwiesen  haben,  und  behauptet  katogo^ 
risch,  dass  er  bei  mikroskopischer  Untersuchung  der* 
Impfstellen  niemals  Erscheinungen  von  Phagocytos^ 
zu  Gesicht  bekommen  habe. 

Impfversuche  mit  Milzbrand  sind  an  weissen  Ratten  in  unserenm 
Laboratorium  vielfach  zu  verschiedenen  Zwecken  angestellt  worden« 
Wurde  Blut  eines  an  Milzbrand  gestorbenen  Meerschweinchens  Ratteo 
eingeimpft,  so  gingen   dieselben  stets  ohne  Ausnahme  zu  Grande, 
und  die  Ergebnisse  mikroskopischer  Untersuchung  stimmten  nit  dea 
von  Metschnikoff^)  bereits  vier  Monate  vor   der  Levin'schen 
Arbeit  veröffentlichten  Resultaten  vollkommen  überein.    Metscbni- 
koff  beweist  in  seiner  Arbeit  unter  Anderem  auch  das  VorhaiideD- 
sein  von  Phagocytose  bei  weissen  Ratten ,  unter  AnfQhrung  von  Ab- 
bildungen. 

Die  von  Levin,  der  seine  Versuche  allerdings  etwas  andere 
angestellt  hatte,  gewonnenen  entgegengesetzten  Resultate  haben 
mich  bewogen,  auch  dessen  Versuche  zu  wiederholen.  Zugleich  bin 
ich  ganz  zufällig  in  Besitz  mehrerer  grauer,  wilder  Ratten  gelangt, 
welcdbe  Thiere  gegen  Milzbrand,  wenn  nicht  für  absolut,  doch  jedeo- 
falls  für  hochgradig  immun  galten. 

Obgleich  die  Versuche  an  letztgenannten  Thieren  noch  lange 
nicht  abgeschlossen  sind,  so  entsdiliesse  ich  mich  dennoch,  in  An- 
betracht dessen,  dass  die  weitere  Vornahme  derselben  von  dem  darch^ 
aus  zufälligen  Eingehen  von  Material  abhängig  ist,  diejenigen  Er« 
gebnisse  mitzutheiien ,  die  ich  bereits  gewonnen  habe,  und  zugleich 
auch  die  Versuchsresultate  an  Tauben  und  weissen  Ratten. 

Tauben. 

Zur  Kontrolle  der  Gzaplewski^schen  Versuche  wurde  Tauben 
unter  die  Haut  und  in  die  Brustmuskeln  je  Va  Pravaz'sche 
Spritze  einer  vorher  in  Fleischbrühe  suspendirten  Milzbrandkultur 
auf  Agar-Agar  eingespritzt  Sowohl  vor  der  Injektion  als  auch  nach 
derselben  wurde  die  Temperatur  beim  infizirten  und  bei  einem  nor- 
malen Kontrollthiere  in  recto  gemessen. 

Hier  gebe  ich  die  Resultate  eines  der  Versuche: 
Am  21. 1. 1890  wurden  zwei  Tauben  gleicher  Rasse  genommen.  Die 
Temperatur  der  Taube  A  misst  vor  der  Einspritzung  42,5  ^  C,  die  der 
Taube  B  unter  42,5.  Der  Taube  A  wurde  eine  Milzbrandkultur  ein^ 
gespritzt.  6  Stunden  nach  der  Einspritzung  beträgt  die  Temperatur 
bei  Taube  A  40,5  <"  C,  bei  B  (der  normalen)  42^;  nach  24  Stunden 
bei  A  41,4,  bei  B  42,5  ^ ;  Abends  am  nämlichen  Tage,  d.  h.  24  Stun- 
den nach  der  Impfung,  misst  die  Temperatur  bei  A  40,5^,  bei  B  da- 
gegen 42®.  An  den  folgenden  Tagen  begann  die  Temperatur  der 
geimpften  Taube  sich  allmählich  der  Norm  zu  nähern.    An  der  Impf- 


1)  Wratsch.  1890.  No.  88  und  89. 

2)  Annale«  de  llnstitnt  Pastenr.  1890.  No.  i. 


Z«r  Fngft  Aber  dl«  Immmiitit  gtgta  MUsbnuid.  475 

sldie  wftT  die  ganse  Zeit  nach  der  EinspritzaDg  fast  gar  kein  Oedem 
iod  eioe  Dar  unbedeutende  Indaration  za  bemerken. 

Die  Taabe  wurde  am  6.  Tage  getödtet  Auf  Fleischpepton* 
fidatiiiepkutenkiilturen  haben  der  Impfstelle  entnommene  Froben 
eCfidie  Milzbrandkolonieen  geliefert ,  Proben  aus  inneren  Organen  ein 
MgatiTes  Resultat  gegeben. 

Der  Venmch  wurde  mit  gleichem  Resultate  mehrmals  wiederholt. 
Btt  der  mikroskopischen  Untersuchung^)  von  Präparaten  aus  der 
InpbteUe  ei^ab  sich  Folgendes: 

Um  die  Einstichstelle  herum  Absterben  der  Muskelfasern,  unbe* 
teteade  G^websinfiltration  durch  Leukocyten  und  eine  mehr  oder  we- 
äger  aoagepr&gte  Entwickelung  von  Bindegewebszellen.  Dem  Einstiche 
«Ibai  eotlang  waren  Haufen  abgestorbener  (tinktionsunfftbiger)  ACilz* 
Imiidl&den  zu  sehen,  stellenweise  dagegen  H&uflein  gut  gef&rbter 
Mibbrandbacillen,  allseitig  von  dichtgedrängten  Leukocyten  umgeben, 
in  deren  Innerem  mehr  oder  weniger  häufig  Milzbrandbacillen  anzu* 
traff»  waren. 

Ueberhaupt  war  ersichtlich,  dass  das  betreffende  Virus  sich 
ungern  im  Taubenkörper  entwickelt  und  seinerseits  einen  sehr  schwa- 
chen Reiz  auf  das  umgebende  Gewebe  ausübt.  Die  abgestorbenen 
Milzbrandf&den  sind  theils  als  solche  injizirt  worden  (was  durch  eine 
ILoütroUfilrbang  des  einzuführenden  Materials  auf  einem  Deckgläschen 
erwiesoi  wurde),  grOsstentheils  sind  sie  aber,  ohne  angewachsen 
zu  sein,  iin  TaubeokOrper,  unabhängig  von  der  Phago- 
zytose, allmählich  zu  Gründe  gegangen. 

Nichtsdestoweniger  waren  aber  auch  bei  diesen  Versuchen  stets 
Aie  Erscheinungen  von  Phagocytose  zu  erkennen,  die  gerade  an  den 
Stellen  deutlicher  ausgeprägt  erschienen,  wo  noch  lebende,  gut  tingir- 
baxe  BacUlei^  reichlicher  vorhanden  waren. 

Es  dr&ngte  sich  naturgemäss  die  Frage  auf,  wie  sich  Tauben 
gegen  virulentere,  resp.  innerhalb  ihres  Körpers  entwickelungsfähigere 
Milzbrandbacillen  verhalten  wQrden. 

Eine  Virulenzsteigerung  der  Bakterien  konnte  man  zu  erreichen 
hoBen,  indem  man  Milzbrand  durch  den  Taubenorganismus  leiten, 
d.  h.  mit  anderen  Worten  die  Bakterien  gewöhnen  wQrde,  sich  in 
äuem  fOr  sie  neuen  Medium  zu  entwickeln. 

Um  aber  die  Empfänglichkeit  einer  Taube  für  Milzbrand  zu  er- 
zielen, habe  ich,  den  klassischen  Versuch  Pasteur's  mit  dem  Huhne 
mir  zum  Vorbild  nehmend,  die  Temperatur  des  Thieres  durch  Trennung 
des  unteren  Halstheils  des  Rückenmarks  herabgesetzt*). 

1)  Die  Objekte  worden  stets  in  Alkohol  oder  sacb  in  M tt II e r 'scher  PlOssigkeit 
9klrtet,  die  Firbong  aber  fol^pendemieessen  ersielt:  1)  saueres  Borkarmin,  2)  Ent- 
Orbang  in  Weigert'seher  Fl&ssigkett  (angesAoerter  70*  Spiritus),  8)  Bacillenfllrbung 
in  Anilin-Oentianaviolett,  4>  wässerige  Pikrinsftnreldsung  oder  Gram'sche  Flüssigkeit, 
i)  Bntwlsserang  in  Alkohol,  6)  Entflrbnng  In  NeikenQl. 

I)  leh  habe  diesem  Verfahren  Tor  der  Fast eur 'sehen  Methode  (Abkühlung  in 
kaltem  Wasser)  den  Vorsag  gegeben,  weil  ersteres  für  den  Experimentator  das  be- 
quemere ist ,  die  Unreinheit  des  Versuches  aber,  im  Sinne  der  Complisirtheit  der  Ein- 
wirkungen einer  derartigen  Operation,  wie  eine  Rückenmarksdurchschneidung  auf  den 
Organismus  im  gegebenen  Falle  gleichgiltig  war,  da  ich  ja  sum  Hauptswecke  hatte, 
tliis  Taube,  wie  es  aueh  sei,  für  Milsbrand  empAnglich  tu  machen. 


476  Sawtschenko,  Zar  Frage  über  die  Immanitftt  g^gen   Milabrand. 

Versuch  No.  2.    2.  /IL   1890.    Zum  Versuche  wurden  2  Taube» 
genommen.    A  eine  alte  Taube  mit  der  Temperatur    von    42"  C  in 
recto,  die  andere,  B,  jünger,  mit  der  Temperatur  von  41  »5**  C.     Der 
Taube  A  wird  das  Rückenmark  durchschnitten.     Beiden    wird    UDter 
die  Brusthaut  Blut  eines  an  Milzbrand  zu  Grunde  gegangenen  Meer- 
schweinchens gebracht.    6  Stunden   darauf  zeigt  A  eine  Temperator 
von  390  C,  B  410;  nach  24  Stunden  A  39,7 »,    B    41  o;   nach  30 
Stunden  A  36,5 «,  B  41,5.    Nach  48  Stunden  ist    die  Taube  A  todt 
mit  einem  ungeheueren  Oedem  des  gesammten   Brustunterbantzell- 
gewebes  gefunden   worden;   bei  Taube  B  ein  nur    schwach   ausge- 
prägtes Oedem  an  der  Impfstelle.    Taube  B   hat    sich    eioe   Woche 
darauf  vollständig  erholt,  und  an  der  Impfstelle  ist  bloss  eine  unbe- 
deutende  Induration   von   Erbsengrösse  zurückgeblieben.     Sie  wurde 
am  Leben  gelassen. 

Das    Blut  der  gestorbenen    Taube  wurde  einer    anderen   alteir 
Taube  mit  der  Temperatur  von  42^   C  eingeimpft.     Am    nächsten 
Tage  starkes  Oedem  an  der  Impfstelle,  Temperatur   41  ^ ,    zweimal 
24  Stunden  nach  der  Impfung  Temperatur  39  ®  und  am  dritten  Tage 
wurde  sie  todt  angetroffen. 

Indem  ich  konsekutiv  Blut  von  Taube  zu  Taube  veriropfte,  h&be 
ich  dieselben  Resultate  bei  3  Tauben  nach  der  Reihe  erhalten,  wenn 
nicht  zufällig  eine  anderweitige  Infektion  hinzugekommen  ist. 

Der  Versuch  mit  der  Rückenmarksdurchschneidung  ist  wieder- 
holt worden,  und  hat  dasselbe  Resultat  geliefert.  Von  der  gestorbei76n 
Taube  wurden  konsekutiv  6  Tauben  geimpft,  jedesmal  je  2  Tauben; 
es  sind  also  drei  konsekutive  Impfungen  gemacht  worden.  Davon 
sind  vier  2—3  Tage  darauf  an  Milzbrand  zu  Grunde  gegangen,  unter 
denselben  Erscheinungen  bezüglich  der  Temperatur,  wie  in  der 
ersten  Versuchsreihe.  Zwei  von  den  Tauben  haben  sich  hU  weniger 
empfänglich  erwiesen. 

Die  eine  davon,  No.  14,  ist,  wie  aus  dem  Versuchstagebuche  er- 
sichtlich, erst  nach  vier  Tagen,  am  fünften,  zu  Grunde  gegangen,  wo- 
bei die  Temperatur  diese  ganze  Zeit  zwischen  41,5—42  ^  C  schwankte. 
Bei  der  anderen  Taube,  No.  15,  bei  der  sich  die  Temperatur  nach 
der  Impfung  die  ganze  Zeit  auf  42-42,5^  (normal)   erhielt,  erwies 
sich   am  5.   Tage  das   Oedem    an   der  Impfstelle  bedeutend  abge- 
nommen und  durch  derberes  Infiltrat  ersetzt.    Da  den  vorhergehen- 
den Versuchen  zufolge  die  Taube  ihrer  Genesung  entgegenscbritt,  so 
wurde  sie  getödtet,  ihre  Organe  und  die  Impfstelle  gelangten  zur 
Untersuchung. 

Diesen  Versuchen  parallel  wurde  das  verstärkte  Virus  (Blut  der 
an  Milzbrand  verstorbenen  Taube)  dreien  durch  vorhergehende  Impfung 
mit  dem  Blute  eines  an  Milzbrand  gestorbenen  Meerschweinchens 
immun  gemachten  Tauben  eingeimpft.  Es  viraren  dies  jene  Tauben, 
die  bei  den  Versuchen  mit  Rückenmarksdurchschneidung  als  Kontroll- 
thiere  gedient  hatten.  Von  diesen  ist  keine  einzige  zu  Grunde  ge- 
gangen. Ihre  Temperatur  ist  die  ganze  Zeit  nach  der  IropAmg 
(wurde  bloss  bei  einer  in  dieser  Versuchsreihe  gemessen)  eine  nor- 
^  male  geblieben  (42-42,5«  C).    Das  Oedem  an   der  Impfstelte  war 


Allgemeines.  477 

anbedeutend.    Sie  wurden  zu  verschiedenen  Zeiten  getMtet  und  ge- 
tilgten zur  Untersuchung. 

(Fortsetxnsg  folgt.) 


Ref«rate. 


litt^anow,  8.  H.,  Grundzüge  einer  allgemeinen  Patho- 
logie der  Zelle.  Vorlesungen,  gehalten  an  der  k. 
Universität  Warschau.    Leipzig  (Veit  u.  Comp.)  1891. 

In  dem  vorliegenden  Buche  ist  der  interessante  Versuch  gemacht, 
ansere  Kenntnisse  von  dem  pathologischen  Leben  der  Zelle  zusam- 
menfassend darzustellen.  Verf.  grenzt  die  allgemeine  Pathologie  der 
Zelle  von  der  pathologischen  Histologie  in  folgender  Weise  ab :  „Für 
den  Histologen  als  solchen  ist  es  vor  Allem  und  hauptsächlich  daran 
gelegen,  die  morphologischen  Uesetze  zu  ergründen,  während  die  Auf- 
gabe des  allgemeinen  Pathologen  darin  besteht,  immer  und  überall 
in  erster  Linie  die  funktionellen  Gesetze,  die  Ursachen  der  Störungen 
im  Spiele  dieser  oder  jener  Mechanismen  zu  studiren.'* 

Nachdem  L.  in  den  einleitenden  Vorlesungen  das  normale  Ver- 
halten der  Zelle  in  morphologischer,  physikalisch-chemischer  und 
ftmJrtioneller  Beziehung  geschildert  hat,  geht  er  dazu  über,  die  ver- 
schiedenen pathologischen  Veränderungen  der  Zeile  ausführlich  zu 
schildern.  So  werden  die  mannigfachen  degenerativen  Prozesse 
(Schleim-,  Amyloid-,  fettige  Metamorphose  u.  s.  w.),  die  Karyokinese 
and  der  Fragmentirungsprozess  unter  pathologischen  Verhältnissen 
besprochen. 

An  dieser  Stelle  ist  besonders  die  neunzehnte  Vorlesung  hervor- 
zuheben, welche  den  intracellulären  Parasitismus  unter  pathologischen 
Verhältnissen  behandelt.   Nach  kurzer  Erwähnung  des  physiologischen 
intracellulären  Parasitismus,   wie  ihn  z.  B.  die  Symbiose  von  Algen 
mit    vielen  niederen  Thieren   zeigt,    wird  zunächst  das  Vorkommen 
von  Bakterien   innerhalb  der  Zellen  besprochen.    Hierbei  werden 
die    Phagocytentheorie    und    die    ihr    entgegenstehenden   Anschau- 
ungen   kurz   erwähnt.     Weiterhin    bespricht   L.   den   intracellulären 
Parasitismus  der  Protozoen;  bei   dieser  Gelegenheit  weist  er  auf 
eine  neue  Färbungsmethode  des  Blutes  hin,  welche  Karlinski  in 
seinem  Laboratorium   mit  gutem  Erfolge  versucht  hat  und  die  sich 
namentlich  auch   für  die  Untersuchung  auf  Blutparasiten  empfehlen 
soll.    Die  morphologischen  Blutelemente  werden   hierbei   nach   dem 
Vorgänge  von  Gaule  mittelst  kouzentrirter  wässriger  Sublimatlö- 
sung fixirt;  nachdem  letztere  auf  dem  Objektträger  einige  Minuten 
lang  auf  das  (mit  indifferenter  Flüssigkeit  vermischte)  Blut  eingewirkt 
hat,  wird  das  Präparat  in  Wasser  ausgewaschen,  einige  Minuten  mit 
Alkohol  absoL  behandelt  und  dann  mit   Wasser  wieder  abgespült; 
darauf  erfolgt  die  Färbung.    Karlinski   wendet  dabei  der  Reihe 
nach  an :  Böhme r'sches  Hämatoxylin (2  Min.)  mit  nachfolgendem  Aus- 

IX.  Bd.  81 


478  AUgemeiiies.  —  TeUnot. 

waschen  in  1  ®/o  wftssriger  Alaonlösung  und  in  destillirtem  Wasser, 
dann  Nigrosin  (1  ^/oa  wässrige  Lösung,  einige  Sekunden),  ferner 
Rose-Bengale  {Vj^  wässrige  Lösung,  5  Min.),  und  endlich  Anilin- 
gelb  (1  ^/q  wässrig-alkoholische  Lösung,  5  Min.).  Etwa  vorhandene 
Gytozoen  nehmen  hauptsächlich  Rose-Bengaie  auf,  kemartige  Ele- 
mente in  ihnen  Hämatoxylin,  so  dass  sie  sich  von  den  gelbgefiLrbten 
rothen  Blutkörperchen  gut  abheben.  Eine  ausführliche  Veröffent- 
lichung dieser  Methode  soll  später,  erfolgen. 

Verf.  betont  schliesslich,  dass  das  Verbreitungsgebiet  der  schma- 
rotzenden Protozoen  zweifellos  viel  umfangreicher  sei,  als  allgemein 
geglaubt  werde. 

Auf  den  Qbrigen  Inhalt  des  klar  und  fesselnd  geschriebenen 
Buches  kann  hier  nicht  näher  eingegangen  werden;  doch  mödite 
R<£C  nicht  unterlassen,  die  Lektüre  desselben  Jedem,  der  sich  für  die 
Fragen  der  allgemeinen  Pathologie  interessirt,  warm  zu  empfehlen. 

R.  Stern  (Breslau). 

Sanehez-Toledo,  D.  et Tettlon^  A. ,  Recherches  microbiologi- 
ques  et  exp6rimental6s  sur  le  t^tanos.  (Archives  de 
m6dL  exp^r.  et  d'anat  path.  1890.  1.11.) 

Die  Verff.  geben  eine  Geschichte  des  morphologischen  und  bio- 
logischen Verhaltens  des  Tetanusbacillus ,  zu  dessen  Studium  im 
Strauss 'sehen  Laboratorium  sie  durch  die  Obduktion  von  vier  an 
Tetanus  Oestorbenen  veranlasst  wurden.  Sie  gewannen  den  Mikro- 
organismus in  Reinkultur  nach  dem  von  Kitasato  angegebenen 
Verfahren,  dessen  Name  ihnen  jedoch  entfallen  zu  sein  scheint.  Auch 
fällt  es  dem  deutschen  Leser  auf,  dass  die  Es marc hasche  Roll- 
röhrchenmethode  unter  dem  Namen  von  Roux  erscheint.  Das 
Wachsthum  auf  der  Platte  und  in  der  Stichkultur,  das  Eigenartige 
und  die  Gasentwickelung  der  Kolonieen  werden  ganz  wie  bei  Kita- 
sato beschrieben.  Auch  in  der  Beschreibung  des  morphologischen 
Verhaltens  der  Bacillen  weichen  sie  von  den  Angaben  Kitasato 's 
nicht  ab.  Den  von  dem  Letzteren  empfohlenen  Zusatz  von  Trauben- 
zucker zur  Gelatine  scheinen  sie  nicht  fflr  erforderlich  zu  halten. 

-Um  zu  erfahren,  wieviel  Zeit  die  Bacillen  gebrauchen,  um  von 
der  Impfstelle  an  in  den  Blutstrom  einzutreten,  impften  sie  drei 
Ratten  am  Schwanzende  und  hackten  der  ersten  nach  10,  der  zweiten 
nach  20,  der  dritten  nach  30  Stunden  den  Schwanz  ab.  Alle  drei 
gingen  an  Tetanus  zu  Grunde,  und  Meerschweinchen,  die  sie  mit 
Blut  und  Organthcilen  der  beiden  letzten  Ratten  infizirt  hatten, 
starben  gleichfalls  an  Tetanus. 

Auch  durch  direkte  Einführung  von  Tetanusbacillen  in  die  Blut- 
bahn  gelangen  Infektionen  bei  Versuchsthieren.  Im  Allgemeinen 
kamen  die  Verff.  zu  der  Ueberzeugung ,  dass  die  Uebertraguog  am 
so  sicherer  gelingt,  je  unregelmässiger  oder  tiefer  die  Wunde  ist 

Die  bekannte  Ansicht  V  e  r  n  e  u  i  Ts,  dass  der  Tetanus  vom  Pferde 
herstammt,  veranlasste  die  Verff.  zu  einer  Reihe  interessanter  und 
mühsamer  Untersuchungen  über  den  etwaigen  Gehalt  von  Tetanns- 
sporen  im  Staube  der  Krankensftle,  im  Futter  und  in  den  Exkre- 


TeUniu.  479 

«en  gesaoder  Grasfresser,  Untersuchangen ,  die  zum  Theil  schon 
anderer  Stelle  berichtet  wurden  und  Aber  die  Bef.  bereits  referirt 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Tatlljurd  et  Ylneenty  Contribution  i  Tötude  du  t^tanos. 
(Travail  du  laboratoire  de  bacl6riologie  du  Val-de-Orace.]  (Annales 
de  rinstitut  Pasteur.  1891.  No.  1.  S.  1.) 

Oie  Verfil  geben  zun&chst  eine  Darstellung  der  Biologie  des  Te- 
tmaaabacOhis.     Zur  Reinkultivirung  wurde,  ähnlich  dem   Verfahren 
▼on  Kitasato,  eine  1—2  Minuten  dauernde  Erwärmung  auf  100  <^ 
im  Wasserbad,  eventuell  in  zwei-  bis  dreimaliger  Wiederholung  an- 
gewendet.   Schwierig  ist  die  Trennung  nur  vom  Bacillus  des  ma- 
UgneD  Oedems  und  von  einem  nicht-pathogenen ,  durch  nicht  voll- 
kommen endständige  Stellung  seiner  Sporen  vom  echten  unterschie- 
denen ^Pseudo-Tetanusbacillus^    Neu  ist,  dass  der  Tetanusbacillus 
auch  bei  beschränktem  Sauerstoffzutritt  gedeihen  kann  und  seine  pa- 
ÜiogeiieD  Eigenschaften  behält.    Die  Temperaturgrenzen  sind   14  bis 
43^  C.    Bei  42 — 43^   ist  das  Wachsthum  noch  ein  sehr  rasches, 
doch  erfolgt  keine  Sporenbildung  und  die  Stäbchen  zeigen  Degene- 
raüons^^cheinungen,  ohne  jedoch  ihre  Virulenz  zu  verlieren.    Kultur 
in  frisehem  Kaninchenblut  liefert  sehr  virulentes  Material.    Die  vege- 
tatiyen  Zustände  des  Tetanusbacillus  besitzen  eine  geringe  Eigen- 
bewegung. 

Die  Sporen  ertragen  in  Flüssigkeit  im  geschlossenen  Gef&ss  eine 
ßstündige  Erhitzung  auf  80®  und  werden  erst  durch  1 — 2stflndige 
Erhitzung  auf  90 "^  getödtet  Sie  ertragen  3—4  Minuten  lang  Siede- 
hitze; nach  8  Minuten  findet  man  niemals  mehr  lebende  Sporen. 
Die  trockenen  Sporen  sind  bei  Gegenwart  von  Luft  sehr  empfindlich 
gegen  die  Wirkung  des  diffusen  Tageslichtes  und  der  Sonnenstrahlen. 
Die  Wirkung  äussert  sich  bald  in  geringerer  Keimfähigkeit,  Verlust 
der  Virulenz  etc.  Nach  1 2  Tagen  waren  die  dem  Tages-  und  Sonnen- 
licht ausgesetzten  Sporen  getödtet.  Zwei  Versuchsreihen  ergaben 
identische  Resultate. 

Hinsichtlich  der  Infektiosität  bei  Thieren  bestätigen  die 
Verff.,  dass  Mäuse  und  Meerschweinchen  am  empfänglichsten,  Ka- 
niochen  resistenter  sind.  Subkutane  oder  intramusculäre  Injektion 
wirken  am  raschesten;  Injektion  unter  die  Dura  mater  nach  Trepa- 
nation ruft  die  Krankheitserscheinungen  nicht  schneller  hervor,  wohl 
aber  bewirkt  dieselbe,  wie  auch  die  peritoneale  und  intravenöse,  bald 
allgemeinen  Tetanus.  Je  nach  der  angewendeten  Dosis,  Virulenz- 
grad und  Resistenz  des  Thieres  wird  entweder  akute  oder  chronische 
Infektion  mit  bis  SOtägiger  Krankheitsdauer  und  eventuellem  Aus- 
gang in  Genesung  erzeugt  Am  Injektionsorte  findet  man  bei  der 
Autopsie  höchstens  geringe  Hyperämie  oder  noch  seltener  leichtes 
Oedem,  mikroskopisch  aber  selbst  bei  raschestem  Eintritt  des  Todes 
keine  Bacillen.  Ueberhaupt  gelangen  die  Verff.  zu  dem  Resultat, 
dass  nirgends  im  Körper  des  mit  Reinkulturen  infizirten  Thieres  Ver- 
mehrung der  Tetanusbacillen  stattfindet,  während  allerdings  beim 
spontanen  oder  durch  Inokulation  von  Erde  hervorgerufenen  Tetanus 
nach  ihrer  Ansicht  Vermehrung  erfolgt  (s.  u.). 

81* 


480  Tetunas. 

Das  Gift  des  Tetanusbacillas  gewannen  die  Verff.  aus  Pepton- 
Glycerin-Bouillonkulturen  (je  l^/o);  nach  20tjLgiger  Kultur  wurde 
durch  Filtration  hieraus  eine  Flüssigkeit  erhalten,  welche  in  Dosen 
^0°  Vifi?)  c^™  Meerschweinchen  tödtete.  Sät  man  in  dieses  Filtrat 
aufs  Neue  Tetanusbacillen,  so  erfolgt  reichliche  Vermehrung  und  man 
erhält  nach  18  Tagen  durch  Filtration  eine  Flüssigkeit,  von  der  nur 
Viso  ccro  zur  Tödtung  genügt.  Abermalige  Aussaat,  nach  HinzufQgaDg 
von  etwas  intakter  Bouillon  gibt  wieder  starke  Vermehrung,  doch 
zeigen  die  Bacillen  jetzt  Degeneration.  Nach  16  Tagen  filtrirt,  er- 
wies sich  diese  dritte  Kultur  in  Dosen  von  Viooo  ccm  für  Meer- 
schweinchen tödtlich ;  der  100.  Theil  hiervon  genügte  für  eine  Maus. 

Abweichend  von  Brieger  erklären  die  Verif.  das  tetaniscbe 
Gift  für  nahe  verwandt  dem  diphtherischen  und  sprechen  demselben 
die  Eigenschaften  eines  Enzyms  zu.  Die  filtrirten  Kulturen  werden 
in  ihrer  Wirksamkeit  bedeutend  geschwächt  durch  20  Minuten  lange 
Erwärmung  auf  62  ^  30  Minuten  bei  65*  macht  dieselben  unwirksam. 
Im  geschlossenen  Gefäss  unter  Lichtausschluss  aufbewahrt,  behalten 
die  Fil träte  lange  ihre  Wirkung,  bei  Einwirkung  von  Luft,  besonders 
aber  unter  dem  Einfluss  des  Lichtes,  verlieren  sie  rasch  an  Wirk- 
samkeit. Das  tetani&che  Gift  ist  unlöslich  in  Alkohol ;  dasselbe  kann 
wie  das  Diphtheriegift  durch  chemische  Niederschläge,  z.  B.  von 
Galciumphosphat,  mechanisch  mit  niedergerissen  und  in  diesem  Zu- 
stande ohne  Verlust  an  Wirksamkeit  getrocknet  werden.  [Für  die 
Enzymnatur  des  Tetanusgiftes  spricht  auch  die  Entdeckung  von 
ß;ehring  und  Kitasato  über  die  giftzerstörende  Wirkung  des 
Serums  tetanus-immuner  Thiere,  da  eine  solche  Wirkung  bei  Ptomalnen 
kaum  denkbar  wäre.    Ref.] 

Ausser  dem  toxischen  produzirt  der  Tetanusbacillus  bekanntlich 
auch  ein  peptisches  Enzym,  welches  Verflüssigung  der  Gelatine,  des 
koagulirten  Serums  etc.  bewirkt.  Obwohl  auch  das  letztere  durch 
Erwärmung  in  ähnlicher  Weise  seine  Wirksamkeit  verliert,  glauben 
die  Verff.  doch  nicht  an  eine  Identität  beider  Substanzen. 

Die  erwähnte  ausserordentliche  Wirksamkeit  der  filtrirten  Kul- 
turen erklärt  das  Zustandekommen  tödtlicher  Wirkungen  bei  Impfun- 
gen, obwohl  keine  Vermehrung  der  Bacillen  im  Körper  stattfindet, 
einfach  durch  das  miteingeführte  Gift.  Die  Verff.  zeigen  umgekehrt^ 
dass  junge,  sehr  bacillenreiche,  aber  giftarme  Kulturen  ohne  Schaden 
in  relativ  grosser  Dosis  injizirt  werden  können.  Ebenso  kann  1  ccm 
Sporenkultur  ohne  Nachtheil  eingespritzt  werden,  wenn  durch  20 
Minuten  lange  Erwärmung  auf  65®  das  Gift  vorher  vernichtet  ist, 
oder  wenn  die  Sporen  mit  destillirtem  Wasser  gründlich  ausgewaschen 
wurden.  Die  Sporen  vermös^en  im  Gewebe  nicht  zu  keimen  und  kein 
Toxin  zu  produziren.  Dagegen  erfolgt  Erkrankung,  wenn  die  Sporen 
gleichzeitig  mit  einer  kleinen  Menge  von  Milchsäure  beim  Meer- 
schweinchen intramusculär  injizirt  wurden,  oder  mit  etwas  Trime- 
thylamin  oder  gleichzeitig  mit  einer  Kultur  von  Bacillus  pro- 
digiosus.  Letztere  Thatsache  erscheint  besonders  wichtig  zur  Er- 
klärung des  spontanen  traumatischen  Tetanus  beim  Menschen.  Durch 
Anlegen  absichtlich  verunreinigter  Wunden  konnte  auch  beim  Thiere 
der  reine  giftfreie  Tetanusbacillus  zur  Wirksamkeit  gebracht  werden. 

B  u  c  h  n  e  r  (München). 


TeUnus.  4g  X 

TaillArd  et  Yineent,  Becherches  exp^rimentales  sur  le 
1 6  tan  OS.    (La  semaine  in6d.  XI.  1891.  No.  5.) 

IMe  Yerff.  glauben  den  Nachweis  geführt  zu  haben,   dass  Rein- 
kidtaren  des  Tetanusbacillus  nach  der  Oebertragung  auf  Yersuchs- 
thiere  in  den  Geweben  in  Folge  des  Widerstandes  des   Organismus 
und  durch  Einflüsse,  hauptsächlich  phagocytärer  Natur,  sehr  schnell 
▼ersch winden.    Wenn  diese  Impfung  zum  Tode  führt,    so  geschieht 
dies,    weil  der   überimpfte   Mikroorganismus  aus  den   Kulturen   im 
Beagensglas ,  in   dem  er  gezüchtet  wurde,  ein  sehr  mächtiges  Gift 
mit  sich  geführt  hatte,  welches  in  den  Geweben   bleibt,   wenn  der 
Mikroorganismus  verschwindet   und  für  sich  allein  den  Tod  herbei-^ 
f&hrt.     Dieses  Gift  ist  so  wirksam,  dass  die  in  einem  cmm  der  Kul- 
Uirflässigkeit  des  Tetanusbacillus  enthaltene  Menge  genügt,    um   ein 
Meerschweinchen  zu  tödten.    Wenn  man  durch  eine  geeignete  Wa- 
schung —  die  Yerff.  theilen  das  Yerfahren  selbst  nicht  mit  —  die  Te- 
tanusbacillen  von  dem  ihnen  anhaftenden  Toxin  befreit,    so  werden 
sie   nach  der  Impfung  zerstört,    bevor   sie   In  Wirksamkeit  treten 
koQDen.    Wenn  man  aber  gleichzeitig  mit  ihnen   einen  geeignet  ge- 
wählten,  nicht  pathogenen  Mikroorganismus,   z.  B.  den  Bacillus 
prodigiosus,  verimpft,  so  entsteht  eine  eiternde  Wunde,  in   der 
der  Tetanusbacillus  sich  vermehren  und  seine  tödtlichen  Wirkungen  ent- 
falten kann.    Nach  Ansicht  der  Yerff.  sind  es  also  lediglich  die  Sa- 
prophyten,  die  gleichzeitig  mit  dem  Tetanusbacillus  in  die  Wunde  ge- 
langen, durch  welche  die  Impfungen  mit  dem  Tetanusbacillus  gefähr- 
lich werden,  während  dieser  für  sich  allein  ohnmächtig  ist     (Acad. 
des  Sciences.  26.  1.  1891.)  M.  Kirchner  (Hannover). 

KeiiTers,  Zur  Aetiologie  des  Wundstarrkrampfs.  (Dtsch. 
med.  Wochenschr.  1890.  No.  32.) 

Die  Krankengeschichten  von  3  in  der  Ley  den 'sehen  Klinik  zu 
Berlin  behandelten  Tetanuskranken  regten  den  Yerf.  an,  die  bisher 
bezfiglich  der  Aetiologie  des  Wundstarrkrampfes  und  der  Biologie 
der  Tetanusbacillen  bekannten  Thatsachen  durch  einen  Yortrag  in 
dem  Berliner  Yerein  für  innere  Medizin  zusammenzufassen.  Yon 
den  3  Kranken  hätten  2  die  Keime  des  Tetanus  mit  Holzsplittern 
in  Yerletzungen ,  welche  durch  diese  hervorgebracht  waren,  aufge- 
nommen, und  zwar  wurde  der  betreffende  Fremdkörper  bei  einem 
dieser  Patienten  erst  gelegentlich  der  Sektion  in  der  Fusssohle  ent- 
deckt, ein  sehr  bemerkenswerther  Umstand,  welcher  aufs  Neue  zeigt, 
mit  welcher  Yorsicht  die  stets  wiederkehrenden  Berichte  über 
Fälle  von  sogenanntem  idiopathischen  Tetanus  aufzunehmen  sind.  Im 
dritten  Fall,  bei  welchem  die  der  Krankheit  vorausgegangene  Yer- 
letzung  nur  in  einer  Kontusion  (Wunde?)  der  Bückenmuskeln  be- 
stand, gelang  es  nicht,  die  Eingangspforte  der  Bacillen  nachzuweisen. 

Ben  vers  konnte  die  schon  von  anderer  Seite  mitgetheilte  That- 
sache,  dass  die  Tetanusbacillen  sich  nur  in  der  Wunde  selbst  finden, 
aber  im  Blute  oder  in  Organen  nicht  nachzuweisen  sind,  durch  seine 
Beobachtungen  bestätigen.  Nur  Theüe  des  Holzsplitters,  welche  die 
Ursache  der  Erkrankung  gewesen  waren,  und  des  in  seiner  unmittel- 
baren Nähe  befindlichen  Wundsekrets  führten  bei  Impfversuchen  zu 


482  MUsbnmd. 

positiven  Resultaten,  w&hrend  bereits  das  3  mm  Yon  dem  H<»1k^ 
Splitter  entfernt  liegende  und  in  entEündliehem  Znstande  befindlicbo^ 
Fettgewebe  auf  Thiere  ?erimpft  krankhitfte  Erscheinungen  nicht  her- 
vorbrachte. 

Die  übrigen  Mittheilungen  des  Vortragenden  enthalten  kannca 
etwas,  was  den  Lesern  dieser  Zeitschrift  neu  wäre.  Es  möge  in- 
dessen daraus  hervorgehoben  werden,  dass  Renvers  bei  BesprechuDfi^ 
der  Therapie  des  Tetanus  einer  Jodoformbehandlung  der  Wunde- 
warm  das  Wort  redet  und  imUebrigra  die  Anwendung  der  Narkotilut 
empfiehlt.  Endlich  sei  auch  noch  erwähnt,  dass  der  Vortragende 
das  Vorkommen  eines  nicht  infektiösen  und  lediglich  auf  iieflek— 
torischem  Wege  durch  Nervenreizung  entstehenden  Starrkrampfs  nicbfr 
in  Abrede  stellt.  Kfibler  (Oldenburg). 

Bardaeh,  Recherches  sur  la  fonction  de  la  rate  dans^ 
les  maladies  infectieuses.  (2*  Memoire).  (Annales  de  lln- 
stitut  Pasteur.  1891.  No.  1.  S.  40.) 

Die  früher  mitgetheilten  Versuche  vom  Verf.  waren  mit  intra- 
venöser Milzbrandinfektion  an  Hunden  angestellt  worden,  und  es 
hatte  sich  ergeben,  dass  von  25  entmilzten  Hunden  16  der  Infektion 
biegen  waren,  von  25  nicht  entmilzten  aber  nur  5.  Den  analogen 
Versuchen  von  Kourloff,  der  zu  anderen  Resultaten  gekommen 
war,  hält  Verf.  entgegen»  dass  es  nicht  zulässig  sei,  diese  Frage  mit 
Milzbrandinoknlationen  bei  Kaninchen  zu  entscheiden,  da  letztere  aneh 
normaler  Weise  fOr  Milzbrand  genügend  empftnglich  sind.  Das 
blosse  Hinausschieben  der  Todeszeit  sei  ein  unzuverlässiges  Kriterium. 

Seine  neuen  Versuche  hat  Verf.  auch  an  Kaninchen,  welche  die 
Exstirpation  der  Milz  gut  ertragen,  aber  mit  abgeschwächten 
Milzbrandbacillen  angestellt,  welche  in  die  Ohrvene  injizirt  wurden. 
In  35  Versuchen  ertragen  alle  normalen  Kaninchen  die  Injektion 
ohne  Nachtheil,  mit  nur  kurzem  Vaccinalfieber,  während  von  35  ent- 
milzten Kaninchen  (von  1  bis  3  Monaten  operirt)  26  an  Milzbrand 
erlagen. 

Dieses  auffallende  Resultat  könne  nur  dem  Mangel  der  Milz 
zugeschrieben  werden,  und  man  müsse  schliessen,  dass  die  Milz 
unter  den  Organen,  welche  die  Wirksamkeit  der  Schutzimpfung  be* 
dingen ,  die  Hauptrolle  spielt;  mit  anderen  Worten ,  Verf.  erklärt,, 
wie  er  dies  schon  in  seiner  ersten  Arbeit  gethan  hat,  die  Milz  für 
das  Hauptschutzorgan  des  Körpers  gegen  die  Anthraxinfektion.  [Von 
diesen  beiden  Schlussfolgerungen  ist  nach  unserem  Dafürhalten  zwar 
die  erste  unbestreitbar  und  logisch  gefordert,  nicht  so  jedoch  die 
zweite.  Verf.  hat  unzweifelhaft  bewiesen,  dass  Kaninchen,  denen  die 
Milz  exstirpirt  ist,  gegen  Milzbrand  weniger  Widerstandsfähigkeit 
besitzen.  Wir  wissen  aber  nicht,  welche  Veränderungen  im  Gesammt- 
Organismus,  speziell  etwa  im  Chemismus  der  Säfte,  nach  Verlust  der 
Milz  vor  sich  gehen,  und  wir  wissen  nicht,  ob  nicht  etwa  diese 
sekundären  Veränderungen  es  sind,  welche  die  Disposition  für  Milz- 
brand erhöhen.  Ganz  ohne  Einfluss  kann  die  Exstirpation  eines 
solchen  Organes  kaum  sein,  wenn  sich  dieselbe  auch  im  Emährunga- 
Stande  des   Thieres  nicht    äussert.     Dm   die   Widerstandsfähigkeit 


Milibrmnd.  4gg 

gogen  Infektionen  zu  steigern  oder  zu  yennindern,  braucht  es  aber 
fcme  groben  Veränderongen,  da  ein  gegen  Milzbrand  empftngUcbes 
■Bd  ^  ein  immanisirteB  Thier  sich  Ausserlich  in  keiner  Weise  unter- 
scbetden.  Die  Schlussfolgerung  yom  Verf.  besitzt  daher  nur  eine 
gewisse  Wahrscheinlichkeit,  sie  ist  nicht  zwingend.    Ref.] 

Bu ebner  (Mttnchen). 


Fisa.el,  F..  Untersuchungen  Qber  die  Milzbrandin- 
fektion bei  Fröschen  und  Kröten.  (Fortschr.  d.  Med. 
IX.  1891.  No.  2.) 

Verf.  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  die  Frage  zu  lösen,  ob  der 
feste  oder  fidssige  Antheil  des  Inhaltes  des  Rackenlyniphsackes  die 
Hsnptrolle,  oder  beide  zusammen  den  gleichen  Antheil  bei  der  Im- 
manit&t  des  Froschkörpers  gegen  eingebrachte  Milzbrandbadllen  für 
och  in  Anspruch  nehmen.    Er  verwendete  12  Laubfrösche,  von  denen 
9  ^or  der  Injektion  voigewärmt,  die  öbrigen  bei  Zimmertemperatur  be- 
obachtet wurden.  In  Ermangelung  von  Laubfröschen  musste  er  die  Ver- 
sodie  mit  Kröten  fortsetzen,  und  fand  durdi  diesen  Zufall  die  höchst 
bemerkenswerthe  Thatsache,  dass  die  Kröten  die  Immunität  der  Frösche 
nicht  thmlen;  die  22  von  ihm  geimpften  Kröten  gingen  ausnahmslos 
sa  Milzbrand  zu  Grunde.    Was  zunächst  die  Froschversuche  betriift, 
so  verwahrte  er  die  Thiere  vor  der  Impfung  2,4  bezw.  6  Stunden 
im  Brutschrank  bei  28^  G,   and  beobachtete  sie  dann  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  weiter.    Er  entnahm  8,  12,  24  bezw.  36  Stunden 
nach  der  Impfung  mittelst  Kapillarröhrchen  etwas  von  dem  Inhalt 
des  Lymphsackes  und  untersuchte  denselben  mikroskopisch,  goss  da- 
mit PJatten  und  impfte  Mäuse. 

In  den  Kaltfröschen  war  schon  3  Stunden  nach  der  Milzbrand- 
impfang  reichliche  Auswanderung  von  Leukocyten  und  Anlagern 
derselben  an  die  Milzbrandstäbchen,  niemals  Aufnahme  der  letzteren 
durch  erstere  zu  beobachten.  EMe  Stäbchen  erschienen  granulirt  nnd 
begannen  zu  zerbröckeln,  ihre  Degeneration  nahm  in  der  Folgezeit 
SU,  und  schon  36  Stunden  nach  der  Impfung  waren  zahlreiche 
Stäbchen  zu  Detritus  zerfallen.  In  den  mit  dem  Inhalt  des  Rttcken- 
lymphsackes  gegossenen  Platten  zeigte  sich  von  der  12.  Stunde 
nach  dear  Impfung  an  Abnahme  der  Wachsthumsfahigkeit ,  auf  den 
nach  36  Stunden  gegossenen  Platten  wuchsen  nur  ganz  vereinzelte 
Kolonieen.  Die  mit  dem  Inhalt  des  Rfickenlymphsackes  geimpften 
M&use  erkrankten  zwar,  starben  jedoch  nicht  und  zeigten  sich  bei 
einem  neuen  Impfversuch  immun. 

Bei  den  vorgewärmten  Fröschen  schwoll  der  Lymphsack  stärker 
an.  Die  Leukocytenauswanderuug  und  die  Aufnahme  der  Stäbchen 
durch  die  Leukocyten  begann  eigentlich  erst  12  Stunden  nach  der 
Impfung  und  war  auch  nach  36  Stunden  nur  gering.  Das  von  Pe- 
truse nky  beobachtete  Auswachsen  der  Milzbrandstäbchen  zu  „Spiru- 
linen^  konnte  Verf.  nur  ein  Mal  sehen.  Keiner  von  den  vorge- 
wärmten Fröschen  ging  an  Milzbrand  zu  Grunde. 

Die  Versuche  des  Verf.'s  weichen  also  von  denjenigen  Petruse h- 
ky's  nicht  unerheblich  ab,  weil,  wie  Verf.  vermuthet,  in  Folge  der 
kdrzeren  Daner  der  Erwärmung  und  des  niedrigeren  Grades  der  an- 


484  Milzbrand. 

gewendeteü  Temperatur  die  abschwächende  Wirkung  der  Ly^mpb" 
flüssigkeit  auf  die  Bacillen  ausgiebiger  zur  Geltung  kommen  konnte, 
als  bei  der  von  Petruschky  gewählten  Yersuchsanordnung.  I>ie 
mit  dem  Inhalt  des  Bückenlymphsacks  geimpften  Mäuse  erkrankten 
sämmtlich,  doch  starben  nur  4  und  zwar  frühestens  54  Tage  naxsh 
der  Impfung,  die  übrigen  blieben  am  Leben  und  erwiesen  sich  bei 
einem  erneuten  Impfversuch  immun. 

Verf.  schliesst  aus  seinen  Versuchen,  dass  durch  das  Vorwärmen 
der  Frösche  in  denselben  Modifikationen  in  Bezug  auf  die  Bakterien 
abschwächende  Eigenschaft  der  Lymphe  erzeugt  werden,  welche  letztere 
hierdurch  im  geraden  Verhältnisse  abnimmt,  zur  Zeitdauer  der  Vor- 
wärmung der  Frösche,  und  im  einzelnen  Falle  im  umgekehrten  Ver- 
hältnisse zunimmt  zur  Zeitdauer  nach  vollzogener  Impfung  des  Frosches. 

Bei  den  Versuchen  mit  den   Kröten,  die,  wie  schon  erwähnt, 
sämmtlich  zu  Grunde  gingen,    konnte  sowohl  in  den  vorgewärmten 
wie  bei  den  in  gewöhnlicher  Temperatur  gehaltenen   Thieren   nur 
eine  massige  Leukocytenauswanderung  und  eine  schnell  zunehmende 
Degeneration  der  Stäbchen  bis   zum  Entstehen  von   reichlichem  De* 
tritus  beobachtet  werden.    Dieser  Detritus  stammte,    wie  die  nach 
Angaben  von  Ehrlich  vorgenommene  Färbung  mittelst  eines  Ge- 
m^enges  einer  gesättigten  Aurantiaglycerinlösung  mit  einem   Zusatz 
von  Kernschwarz  und   Eosin  im  Ueberschuss  ergab,    zum   grösaten 
Theile  von  zerfallenen  Leukocyten.     Bemerkt  sei  noch,    dass  Verf. 
fand,  dass  die  schwach  alkalische   Reaktion  des  Lymphsackinhaltes 
schon  v^enige  Stunden  nach  der  Impfung  in  hohem   Grade  zunahm 
und  namentlich  nach  dem  Absterben  der  Kröten  ganz  auffällig  war, 
während  beim  Laubfrosch   eine  Aenderung  der   Reaktion  nach  der 
Impfung  nicht  eintrat. 

Durch  Impfung  und  Untersuchung  einer  grösseren  Anzahl  von 
Kröten  verschiedene  Zeit  nach  der  Impfung  konnte  Verf.  den  Nach- 
weis führen,  dass  das  Milzbrandmaterial  aus  dem  Lymphsack  auf 
die  Weise  in  den  Blutstrom  gelangt,  dass  die  Leukocyten  bei  den 
Kröten  den  Transport  keimfähiger  Sporen  von  der  Impfstelle  nach 
den  verschiedenen  Organen  besorgen. 

Die  interessanten  Einzelheiten  der  Versuche  und  die  vom  Verf. 
an  dieselben  geknüpften  Betrachtungen  sind  im  Original  nachzulesen. 
Hier  seien  nur  noch  die  Schlüsse  angeführt,  die  dem  Verf.  zulässig 
eracheinen : 

1)  „In  den  Rückenlymphsack  vorher  erwärmter  oder  auch  bei 
Zimmertemperatur  gehaltener  Laubfrösche  und  Kröten  eingebrachte 
Milzbrandstäbchen  erfahren  unabhängig  von  ihrer  Aufnahme  von  Leu- 
kocyten Veränderungen  ihrer  Struktur  und  Virulenz." 

2)  „Diese  Veränderungen  treten  um  so  langsamer  ein,  je  länger 
der  Frosch  resp.  die  Kröte  vor  der  Injektion  im  Wärmschrank  ge- 
halten wurde,  und  sind  um  so  intensiver,  je  länger  die  Mibsbrand- 
stäbchen  sich  im  Rückenlymphsack  dieser  Thiere,  ob  vorgewärmt  oder 
nicht,  befunden  haben/' 

3)  „Bereits  in  den  ersten  Stunden  nach  der  Impfung  sind  die 
Ernährungsverhältnisse  der  Leukocyten  und  des  flüssigen  Autheils 
der  Lymphflüssigkeit  der  Kröten  wesentlich  alterirt,  und  beginnt  der 


Milzbrand.  —  Abscesse.  4g5 

Zerfall  der  erstereo,  welche,  da  derselbe  auch  rasch  zunimmt,  dem- 
ladi  nur  in  der  allerersten  Zeit  nach  der  Impfung  den  Transport  des 
Impfinaterials  nach  den  entfernten  Organen  zu  besorgen  vermögen/^ 

4)  ,,Die  Leukocyten  der  Kröte  nehmen  erwiesener  Maassen  auch 
keimfiUuges  Material  zum  Transport  auf/* 

5)  „Von  dem  Fortbestande  resp.  dem  Aufhören  der  osmotischen 
yosgänge  zwischen  dem  flüssigen  Antheil  der  Lymphe  und  den  Leu- 
kocyten nach  der  Impfung  hängt  die  Immunität  resp.  die  Empfäng- 
lichkeit der  beiden  Thiergattungen  gegen  Milzbrand  ab/* 

Die  im  Prager  hygienischen  Institut  entstandene  Arbeit  lässt 
den  vermittelnden  Standpunkt  Hüppe's,  welcher  weder  den  cellu- 
Vkren  noch  den  chemischen  Standpunkt  ausschlieslich  gelten  lassen 
will,  nicht  verkennen.  M.  Kirchner  (Hannover). 


9  H«  O^«,  De  la  suppuration  aseptique  chez  le 
1  a  p  i  n.  (Journ.  des  sciences  m^d.  de  Lille.  XIII.  189U.  No.  21—24. 
pp.  481,  511,  529,  557.) 

An  Hunden  (im  Ganzen  10)  wurden  durch  subkutane  Injektion 
Ton  sterüisirtem  Quecksilber  mittelst  L  u  e  r  'scher  Spritze ,  wobei 
Verf.  die  lange  Kanüle  recht  weit  vom  Einstiche  ausmf&nden  liess» 
immer  Abscesse  gesetzt,  deren  Eröffnung  nicht  über  den  5.  Tag  hinaus 
verschoben  werden  durfte,  wollte  man  der  spontanen  Oeffnung  zuvor- 
kommen. Mikroorganismen  konnten  weder  in  dem  Eiter  noch  in 
Schnitten  aus  den  Abscesswänden  nachgewiesen  werden.  Als  sehr 
kleine  Mengen  Quecksilber  applizirt  und  in  einem  Falle  der  so  er- 
zeigte leichte,  stationär  gebliebene  Tumor  am  17.  Tage  geöffnet 
wurde,  sah  man  das  Quecksilber  in  dem  degenerirten  käsigen  Ge- 
webe eingeschlossen,  das  keine  Spur  mehr  von  flüssigem  Exsudat  ent- 
hielt In  einem  anderen  Falle  waren  die  wenigen  Tropfen  amikro- 
bischen  Eiters  eingekapselt.  Daraus  geht  hervor,  dass  die  subkutane 
Injektion  metallischen  Quecksilbers  beim  Hunde  eine  rapide,  ausge- 
dehnte und  aseptische  Eiterung  hervorbringt,  deren  Heilung  nur  dann 
möglich  ist,  wenn  sehr  kleine  Mengen  Hg  eingeführt  worden  waren. 
Analoge  Versuche  an  27  Kaninchen  (von  welchen  4  Fälle  wegen 
spontaner  Abscessöffnung  oder  zufälligen  Verunreinigungen  der  an- 
gelegten Kulturen  halber  als  nicht  ganz  einwandfrei  eliminirt  wurden) 
gaben  —  im  Gegensatze  zu  den  negativen  Ergebnissen  anderer  Unter- 
Sttcher  —  durchweg  positive  Resultate.  Der  erzeugte  Eiter  war  in 
allen  Fällen  aseptisch  und  es  konnten  in  ihm  und  in  den  Abscess- 
wanduogen  keine  Mikroorganismen  aufgefunden  werden.  Die  bak- 
teriologische Kontrolle  von  12  Fällen  durch  das  Plattenverfahren  be- 
stätigte den  mikroskopischen  Befund ;  alle  angelegten  96  Platten 
blieben  steril.  —  Die  Bildung  der  Abscesse  geht  bei  den  Kaninchen 
sehr  langsam  vor  sich.  Sie  werden  erst  nach  5 — 17  Tagen  bemerk- 
bar und  treten  häufig  in  grösserer  Entfernung  von .  der  Injektions- 
stelle auf.  Das  injizirte  Quecksilber  vertbeilt  sich  in  dem  subkutanen 
Zeilgewebe  und  erzeugt  daselbst  eine  entzündliche  Reaktion,  welche 
sich  als  Zellenproliferation  und  Diapedese  darstellt.  In  dem  Maasse, 
als  die  Menge  des  Exsudates  zunimmt,  wird  es  von  dem  Quecksilber 
in  eine  purulente  Substanz  übergeführt,  welche  ihrerseits  das  Queck- 


486      ScbatzimpfuDgi  künstl.  InfektioiiskrAnkhuteOi  EotwickelirngsheiniDaug  etc. 

Silber  einschliesst  nud  desseo  weitere  Einwirkung  auf  das  Gevirebe 
hindert  Dann  erzeugt  die  Masse  aseptischen  Eiters  eine  ge^risse 
Entzündung  der  Nachbarschaft,  es  kommt  auf  ihrem  ganzen  ümfasig^ 
zu  einer  Zellen proliferation  und  schliesslich  zur  Bildung  einer  um- 
hüllenden Membran,  die  den  Abscess  wie  einen  aseptischen  Fremd* 
körper  einkapselt.  Die  Eitermasse  unterliegt  weiterhin  einer 
siven  Fettumbildung  und  wird  hierdurch  wieder  resorbirbar. 
die  Heilung  trotzdem  selten  eintritt,  lässt  sich  aus  dem  sehr  l&n^* 
samen  Verlaufe  der  Resorption  erklären. 

Verf.  formulirt  die  Ergebnisse  seiner  Uiitersuchungen  folgender- 
maassen : 

1)  Das  Quecksilber  besitzt  pyogene  Eigenschaften  und  verursacht 
im  normalen  subkutanen  Zellgewebe  aseptische  Eiterung. 

2)  Diese  Eiterung  scheint  auf  einer  chemischen  Wirkung  zu  b«»* 
ruhen,  die  von  einer  Quecksilberverbindung  herrührt,  welche  durcli 
die  Einwirkung  organischer  Flüssigkeiten  auf  das  Quecksilber  ge- 
bildet wird. 

3)  Die  pyogene  Wirkung  scheint  bei  allen  S&ugethieren  zu  ent- 
stehen, welche  gewöhnlich  für  Thierversuche  benutzt  werden  (Hund, 
Katze,  Kaninchen,  Meerschweinchen,  Ratte). 

4)  Sie  ist  verschieden  je  nach  der  Verschiedenheit  der  entzünd- 
lichen Reaktion  der  Thierart,  rasch  beim  Hunde  und  der  Katze, 
langsam  bei  den  anderen  angeführten  Thieren. 

ö)  Wenn  die  Quantität  des  Quecksilbers  nicht  hinreichend  ist, 
um  die  pyogene  Wirkung  bei  den  Thieren  mit  energischer  Reaktion 
eine  längere  Zeit  aufrecht  zu  erhalten  und  so  zu  einer  vollständigen 
Zerstörung  der  Haut  und  einer  Ueberausdehnung  der  Tasche  za 
führen ;  oder  wenn  die  pyogene  Wirkung  eine  langsame  ist  und  wenn 
die  Quantität  der  absorbirten  Quecksilbersalze  zur  Intoxikation  des 
Thieres  nicht  hinreicht,  kann  jedesmal  vollständige  Heilung  durch 
einfache  Resorption  des  Abscesses  stattfinden. 

6)  Diese  Eiterungen  erzeugen  nie  viscerale  Mestatasen.  Sie 
können  hingegen  wirkliche  Metastasen  im  Zellgewebe  verursachen, 
da  sie  durch  die  Lymphwege  auf  weitere  Entfernungen  hin  ver- 
schleppt werden.  Kr  dl  (Prag). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infeictionsicranicheiten ,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Mosler^  F.,  Die   Behandlung  des    chronischen  Morbus 

Brightii.    (Sonder -Abdr.  aus  Verhandl.  d.  Kongr.  f.  inn.  Med. 

1890.)    Wiesbaden  (J.  F.  Bergmann)  1890. 

Gelegentlich  der  Discussion  über  das  im  Titel  genannte  Thema 

berichtet  M.  über  einen    Fall  frisch  entstandener  hämorrhagischer 

Nephritis,  bei  welchem  mittelst  lange  andauernder  Bettruhe  und  plan- 

mässiger  Nierenspülung  totale  Heilung   erzielt  werden  konnte.    M. 

legt  dieser  Behaudlungsweise  einen  grossen  prophylaktischen   Werth 


SchnUiinpfung,  kfiiutl.  InfektioiL^ankheiton,  £Dtwickelaog»b6mmttog  eto.     437 

b^  fOr  alle  nadi  akateo  Infektionskrankheiten  und  nach  Erkältung 
Msch  entstehenden  Nierenentzündungen,  die  sonst  in  der  Segel  zu 
chronischem  Morbus  Brightii  führen,  wenn  sie  sich  selbst  über- 
bleiben. Kr  dl  (Prag). 


Tlxzonl  and  Cattani,  Deber  die  Widerstandsfähigkeit 
der  Tetanusbacillen  gegen  physikalische  und  che- 
mische Einwirkungen/  (Archiv  für  experimentelle  Patho- 
logie and  Pharmakologie.    Bd.  XXVIU.  S.  41.) 

VerfT.  stellten  ihre  Versuche  zur  Erforschung  der  Widerstands- 

fUugkeit  des  Tetanusbacillus   mittelst  Kulturen  und  Impfungen  an 


Von  chemischen  Substraten,  welche  im  Stande  waren,  Tetanus- 
sporen  in  einem  kürzeren  Zeiträume  als  24  Stunden  zu  tödten,  führen 
VerfT.  der  Reihe  nach  je  nach  dem  Grade  ihrer  desinfizirenden  Kraft 
an:  l^/o  Silbernitratlösung,  Sublimatlösungen,  l^/oo  Sublimatlösung 
mit  5^/0  Karbolsäure  und  0,5 ^/o  Salzsäure,  ferner  5^/o  Kreolinlösung 
^Pearson),  Jodwasser,  5  0/0  Karbolsäure  mit  0,5  ^/o  Salzsäure,  l^/o  über- 
mangansaures Kali. 

Bevor  diese  Lösungen  das  tetanische  Virus  für  Thiere  unschäd- 
lich machen,  verändern  sie  es  so,  dass  dasselbe  nur  noch  örtliche 
and  vorübergehende  Erscheinungen  hervorruft 

Jodoformpulver,  mittelst  Tbierversuchen  geprüft,  erwies  sich  als 
unwirksam.    Die  Thiere  gingen  an  typischem  Tetanus  zu  Grunde. 

Einige  Substanzen  (1 7oo  Sublimat,  5  %  Kreolin)  machen  die  Te- 
tanassporen  für  Thiere  in  kürzerer  Zeit  unschädlich,  als  Kulturver- 
suche erfordern,  um  die  Lebenskraft  dieser  Sporen  ganz  zu  vernichten. 

Nützlich  ist  die  Zufügung  von  Säure  zu  Sublimatlösungen,  was 
bei  den  Tbierversuchen  noch  mehr  auffällt,  als  bei  Kulturen. 

Von  physikalischen  Agentien  wurden  Wärme  und  Licht  hinsicht- 
lich ihres  Einflusses  auf  Tetanussporen  untersucht 

Es  zeigte  sich,  dass  Wasserdampf,  von  100^  G  Tetanussporen 
schon  nach  2  Minuten,  trockene  Hitze  von  150  ^  C  dagegen  dieselben 
erst  nach  10  Minuten  tödtet. 

Lange  andauernde  Einwirkung  des  Sonnenlichtes  tödtet  nicht  nur 
die  Tetanuskulturen  in  durchsichtigen  Medien,  sondern  macht  auch 
die  toxische  Substanz,  welche  sie  enthalten,  unwirksam.  Diese  Wirkung 
tritt  scheinbar  ein,  wenn  zu  der  Einwirkung  des  Sonnenlichtes  auch 
die  des  Sauerstoffes  hinzutritt 

Auf  Seidenfäden  angetrocknete  Tetanussporen  leiden  auch  unter 
lange  Zeit  andauernder  Einwitkung  des  Sonnenlichtes  nicht 

Yerfi.  geben  die  Wirksamkeit  der  präventiven  Desinfektion  beim 
Tetanus  zu,  halten  aber  eine  erst  nach  dem  Ausbruch  des  letzteren 
ausgeführte  Desinfektion  nicht  für  erfolgreich. 

Zur  prophylaktischen  Desinfektion  empfehlen  Verff.  beim  Tetanus 
das  salpetersaure  Silber,  wenn  verdächtige,  mit  Erde  beschmutzte 
oder  durch  Eindringen  von  Fremdkörpern  komplizirte  Wunden  vor- 
handen sind,  für  die  weitere  Behandlung,  sowie  für  die  Desinfektion 
der  Hände  des  Chirurgen  eine  Mischung  von  1  ^/o  0  Sublimat,  5  ^/o  Phe- 


488  ^^®  Litteratar. 

Dol  uBd  0,5  7o  Salzsäure,  endlich  zur  Sterilisation  des  Verbandmato 
rials  den  Gebrauch  des  Wasserdampfes  von  100^  C. 

Dittrich  (PragO- 


Neue  Litteratur 

wiMmmengestellt  Ton 

Db.  Abthub  Wübzbübg, 

ffibUothekar  im  KaiaerUcben  Oesnadheltaaakte  in  BttHn. 


AllgemelBeB  über  Bakterien  und  Pandten. 

BenÜLoim,  H.,  Taschenbuch  flür  den  bakteriologischen  Praktikanten.     2.  Aofl.     IS^.    VX, 
56  p.     WarzbnrfT  (Adalbert  Staber)  1891.  1,60  M. 

SiMübergi  J. ,  Bakteriologische  Diagnostik.  Hilfstabellen  anm  Gebrauche  beim  prakt. 
Arbeiten.  8.  Aafl.  Nebst  einem  Anhang :  Bakteriologische  Technik,  gr.  8'.  XXXf, 
509  p.     Hamburg  (Leopold  Voss)  1891.  12  M. 

Beriehmigen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unbelebten  Katar. 

Ia^   Waster,  Boden, 

Vaamyth,  T.  G.,  Microbes  in  air,  water,  soils  and  foods  in  relation  to  infectiye  diseaaee. 

(San.  Joum.,  Glasgow  1890/91.  p.  249—268.) 
Bchwarti,  E.,   lieber   das  Vorkommen   von  Bakterien   in  kohlensäarehaltigen  WIsa«m. 

gr.  8®.     55  p.     Dorpat  (Karow)  1891.  1,60  H. 

Bezlelmngen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  belebten  Natur. 

KrankheiUtrregende  BakUrkn  und  Paratüen. 

Bireh-Hiraehfald,  7.  V.,  Ueber  die  Pforten  der  placentaren  Infektion  des  Pdtus.    (Beitr. 

a.  pathol.  Anat.  n.  s.  allg.  Pathol.  Bd.  IX.  1891.  Heft  8.  p.  888—427.) 
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Petrona,  L.  M.,  Contribuzioni  al  progresso  deli'  etiologia  dei  morbi  infettivi.    (Biy.  ▼«- 

neta  di  sdense  med.  1890.  p.  241 — 251.) 
Baatini,  L.,  Sulla  possibilitk  dl  nn'  infezione  attraverso  nna  superfloie  sappnrante.    (Bi* 

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A.    B^ektiOte  AUgemeinkrankheäen, 

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Ezanthematische  Ennkheüen. 
(Poeken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  R5theln,  Scharlach,  Friesel,  Windpocken.) 

Falabary,  M. ,  Die  Verbreitung  von  Pocken,  Masern  und  Scharlach  in  der  Schweis 
während  der  10  Jahre  1878—1887  nach  deren  MortalitfttsTerhältnissen  in  yerschiede- 
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0,50  M. 

Staal,  B.,  Bemarks  on  vaccination,  with  three  cases  of  accidental  yacclnatlon.    (Laacal. 

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WnndinfektjonBkrankheiten. 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  pumlentes  Oedem,  Pyimie,  Septiklmie, 

Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  Wnndfllnlniss.) 

Hadra,  B.  B.,  Tetanus  due  to  direct  infection.  (Kansas  City  Med.  Index.  1890.  p.  261 — 
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Nene  Litteratar.  4g9 

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In&ktioiisgeBehwfiUto. 

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LtMar,  B^  Syphilb  auf  Island.    (Arch.  f&r  Dermatol.  u.  Sypbil.  1891.  No.  1.  p.  87 — 41.) 
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T.  Watimanfwild ,   Ueber   den    Werth   der   prftrentivcn    Behandlungsmethoden   in   der 
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IMphtlieKie  und  Oroap,  Keuehhnsteo,  Grippe»  Pneomoiiie,  epidemisehe  GeoidoUne, 

Mninpi^  BflekfallBfleber,  Osteomyelitis. 


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Waibel,   Aetiologische  Beobachtungen   Aber  acuten  Gelenk-Rheumatismus  (Polyarthritis 
rheumatica).     (Mfinch.  med.  Wochenschr.  1891.  No.  5.  p.  88—85.) 

B.    Ii^dttißie  L&kalbraMisäen, 

YerdaTiimgsorgane. 

Oixod«,   Quelques   faite   d'ictbre   infectieux.     (Arch.  g6n6r.  de  m^d.   Janr.,  F^rr.  1891. 

p.  86—89,  169—194.) 
H5Uai]i,  W.,   Ein  Fall   von  primftrer  acuter  infektiöser  Phlegmone   des  Pharynx.     (St 

Petersb.  med.  Wochenschr.  1891.  No.  8.  p.  18—16.) 

0.    EfUOMOoiüehe  Krankhätm. 
(Finnen,  BandwfinDer,  Trichinen,  Echinokokken,  Fiiarla,  Oestruslarve,  Ascaris, 

Anchylostomum,  Trichocephalus,  Oxyuris.) 

Coats,  J.,  A  spedmen   of  the  prismatic  variety   of  the  teenia  saginata  (mediocanellata). 
(Glasgow  Med.  Joum.  1891.  No.  8.  p.  103—107.) 


1 


490  ^*^®  Litteratar. 

Kraikkkeüurregenäe  Bakterien  und  Paranten  bei  Ifeneehen  und  Thieren. 

IGlzbrand. 

Sohrfcbneider,  Experimentelle  UnteranchaDgen  über  die  bei  Fröschen  durch  Yenreilen 
in  höherer  Temperatar  erzeogte  Disposition  fQr  Milxbrand.  (Beitr.  zur  pathol.  An*t. 
und  Bur  allgem.  Pathol.  Bd.  IX.   1891.  Heft  S.  p.  615— 52S.) 

Aktinomyköse. 
Oobnierf  A.  J ,  A  case  of  actinomycosis.     (Med.  News.  1891.  No.  4.  p.  97 — 98.) 

KrankheUterregende  Bakterien  und  Paratiien  hei  Thieren, 

SäugeOiiere. 

A.     Jf^fektiöee  AUgememkrankheiten. 

Tabercnlose  (Perlsncht). 

Cadiot,  8Ub«rt  et  So^r,    Note  sur  la  tuberculose  du  chien.     (Compt.  rend.  de  la  foc. 

de  biol.  1891.  No.  3.  p.  20-85.) 
Wonmioff,  W. ,    Diagnose   der  Tuberculose   bei   Thieren   in  Verbindung   mit   sanitlren 

Vorbengungsmaasregeln  gegen  diese  Krankheit.     (Westnik  obsh.  veter.  1890.  p.  181, 

147t  168.) 

Krankheiteerreffende  Bakterien  und  Paratiten  bei  Pfiannen. 

Artliiir,  J.  C ,  Treatment  for  smut  in  wheat.     (Bullet,  of  the  Indiana  Agricult  ezperim. 

stat.  La  Fayette.  Vol.  II.  1890.  p.  1—10.) 
Atti   della   commissione    consultiva  per   la  fillossera.     Lessione   del  maggio  1890  eon 

annesse  relazioni  sui  vigneti  sperimentali,   sni  metodi  curativi  e  snlle  viti   amerleane. 

8^  XI,  451  p.    Roma  (Bolta)  1891.  8,60  £. 

Beadle,  D.  W.,   Tlie  apple   scab.     (Horticnltural   Art  Joom.  Bochester,   N.  T.  Vol.  V. 

1890.  p.  675.) 
Halfted,   B.  D.,    A  new  anthracnose  of  peppers.    (Bullet   of  the  Torrey  botao.  clnb  of 

New  Tork.  Vol.  XVIII.  1891.  p.  14.) 
,    Some  ftingous   diseases    of  the  spinach.     (Bullet,    of  the  New  Jersey   agricult. 

College  ezperiment  Station  New  Brunswick.  Vol.  LXX.  1890.  p.  15.) 
Lominaky,  F.,   üeber   den  Parasitismus   einiger  Krankheiten  ersengender  Mikroben  auf 

Pflanien      (Universitftts-Nachr.   der  Univers.   Kiew.  1890.    No.  10.  8®.  7G  p.  2  Taf.) 

[Russisch.] 
Kagniii,  A ,    Sixibme  note  sur  la  castration  parasitaire  prindpalement   sur  la  castration 

androgene  du  Muscari  comosum.     (Extr.  ck  Annal.  de  la  soc.  botan.  de  Lyon.  1890. 

8^  11  p.  Lyon.) 


Sehntzlmpftangen,  kfinstliehe  Infekttonskranklielteii,  Entwleke- 

lungshemmnng  und  Yernlehtung  der  Bakterien  mit  besonderer 

Berfiekslehtlgang  der  Arbeiten  Aber  das  EoehVhe 

Heilver&hren  gegen  Tuberenlose. 

Beard,  B   0,    and  Stewart,   J.   C,    The  Koch    treatment   in    Minneapolis.      An  initial 

report  of  eases.     (Northwest.  Laneet  1891.  4.  p.  54—69.) 
Besold,    Ueber  das    Verhalten    der   im  Verlaufe   von   Phthisis   pulmonum    auftretenden 

Mittelohreiterungen  unter  dem  EInfluss  der  Koch'schen  Behandlung.     (Deutsch.  Areh. 

ffir  klin.  Med.  Bd.  LIX.   1891.  Heft  5/6.  p.  622-636.) 
Bonlengier  et  de   Rechter,    Infloence   des  processus   aigus    et   des  maladies   g4n4rales 

febriles   sur   les  dermatoses    et  les   affections  chroniques.     Analogie    et  mode  d'action 

de  la  lymphe  de  Koch.     (Presse  m«d.  beige.  1891.  No.  9,  10  p.  129—184,  145—162.) 
Browne,    L.,  Koch's  remedy   in   relation    to   throat   consumption.     Ulustr.     8^-   122   p. 

London  (Bailli»re>  1891.  6  sh. 


Nene  Litteratnr.  491 

Ckiari,  H ,     'Weitere   pathologisch -anatomische  Mittheil  iingen    über   mit   Koch'schen   In- 

jeetioneEi   b«handelte  Fftlle  von  Tubercalose.     (Prag.    med.  Wochenschr.  1891.  No.   9. 

p.  101  — 106.) 
Omraunt,  JT.,    et  Dw,  L ,   Deoziirae  note  aar  la  prodaction  chez   le  lapin  de  tnmears 

blADehes   exp^rimentale«,  par  inocalation  intra-veinease  d'une  cnlture  de  baeilles  tnber- 

aüeux  mtt^na^s.     (Coropt.  rend.  de  la  soc    de  biol.   1891.  No.  7.  p.   129 — 182) 
Die  Koeh'scbe  Behandlungsmethode  in  London.  —  Desgleichen  in  Paris.  —  Desgleichen 

in    New-Tork.    (M.    Einhorn.)     (Deatsche   medic.    Wochenschrift.    1891.    No.    10. 

p.   S8Ö — 888.) 
MeraoA,  S.    tbh,  Wenn  ich  tnbercnlSs  wSre,  ich  würde  mich  nicht  mit  dem  Koch'schen 

Bfitt«!     einspritaen    lassen,   mit   einer  Fortsetanng:    Das    Koch'sche  Mittel   verorsaeht 

Tabvrcalosla,    anstatt    dieselbe    an   heilen.     Nach    der    2.    niederlftnd.  Ansg.      gr.  8^. 

54  I».       CleTe  (L.  A.  Knipping)  1891.  1  M. 

DoUflf,  S.,  Note  snr  les  r^nltats  obtenns  par  Tinocnlation  de  la  lymphe  de  Koch  chea 

les  eol^Ayes  tnberculenz.     (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1891.  No.  6.  p.  113 — 116.) 
Ihdilef  et  Bnüil,  Note  snr  nne  alt^ration  des  cellules  h^patiqnes  dans  la  diphth^rie  es- 

p^iimentale.     (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1891.  No.  7.  p.  185 — 187.) 

OitlMiin.  F.,  und  Bhrlioli,  P-,  Ueber  Anfangsbehandlung   der  Langen-  und  Kehlkopf- 
Taberenioae  mit  Koch'schem  Tubercnlin.     (Deutsch,  medic.  Wochenschr    1891.  No.  10. 
^   873  ) 
HifaMieqiie,  A.,  Injections  de  liquide  de  Koch  chex  un  singe,    suivies  de  mort.     (Compt. 

rand.   de  la  soc.  de  biol.  1891    No.  7.  p.  132—134.) 
BMeonrt,    J.,   LangloU    P ,   et  Saint-Hilaire ,    Effet   th^rapeutique    des   injections    de 
a^nun  de  ehien  (hömocyne)  ches  Thomme,  dans  le  conrs   de  la  tuberculose.     (Compt. 
r«iid.  de  la  soc.  de  biol.  1891.   No.  3.  p.  45 — 53  ) 
'EhflrassAB^ippy  Rapport  de  la  mission  m^dicale  ottomane  sur  le  traitement  de  la  tuber- 
ealose  en  g4nöral  et  de  la  phthisie  pulmonal re  en  particulier  par  la  m^thode  du  prof. 
Koch  de  Berlin.     (Gas.  ro4d.  d*Orient.   1890/91.  No.  22.  p.  1—11.) 

LuA^liaf,  Tuberculose  Gesehwulst  der  Uvea,  mit  Koch'scher  Flüssigkeit  behandelt. 
(Berl.  ktin.  Wochenschr.  1891.  No.  11.  p.  285—286.) 

ww,  J.  J.,  Kritisches  über  die  Bedeutung  des  Koch'schen  Mittels  für  die  Be- 
luuidiang  der  chirurgischen  Tuberculose.  (Wratsch.  1'891.  No.  7.  p.  193—194  ) 
[Russisch.] 

,  Mittheilung  über  das  Tubereulin.     (Deutsch,  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  11. 
p.    42S.) 
Xiddandorp»    H.    W.,    Der  Werth   des   Koch'schen    Heilverfahrens   gegen   Tuberculose. 

gr.   8®.     54  p.    Emden  (W.  Haynel)  1891.  2  M. 

Oka.  G.,  üeber  die  Wirkung  des  Koch'schen  Mittels  auf  die  Respiration.  (Deutsche 
medieiD.  Wochenschr.   1891.  No.  12.  p.  445—448) 

Peyrand,  H.,  Consid4rations  sur  le  vaccin  chimique  de  la  tuberculose  dit  lymphe  de 
Koch.     (Journ.  de  m4d.  de  Bordeaux.  1890/91.  No.  82.  p.  345—347.) 

Pieot,  Traitement  de  la  tuberculose  pulmonaire  et  de  la  pleur4sie  d*origine  tnberculeuse 
par  les  injections  hypoderroiques  de  ga'iacol  iodoform^.  (Gaz.  hebdom.  d.  scienc. 
m^d.  1891.  No.  10.  p.  112—118.) 

— f  Du  traitement  de  la  tuberculose  et  de  la  pleurösie  tnberculeuse  par  les  ix^jections 
sons-cutandes  de  gayacol  et  d'iodofome,  en  Solution  dans  l*huile  d'olives  sterilis^A  et 
la  Taseline.     (Bullet,  de  l'acad.  de  m^d.  1891.  No.  9.  p.  314—330.) 

PmI«,  J.,  Inenting  tegen  boutyuur.     (Tijdschr.  t.  yeeartsenijk.   1890.  p.  244—252.) 

Poppi,  G.,  Sul  modo  di  comportarsi  del  virus  rabico  nelle  inoculazioni  multiple  speri- 
menUli  e  neir  assorbimento  pei  linfatici.  (Bullett.  d.  sciense  med.  1890.  Die.  p.  789 — 
820.) 

Prenssen.  Erlass  des  Ministers  der  geistlichen  pp.  Angelegenheiten,  den  Vertrieb  von 
Tuberculinum  Kochii  betr.  Vom  1.  M&ra  1891.  (Veröffentl.  des  kaiserl.  Gesundh- 
Amtes.  1891.  No.  11.  p.  178—179) 

Prior,  J.,  Das  Koch'sche  Heilverfahren  gegen  Tuberculosis  in  seiner  Einwirkung  auf 
den  gesammten  Organismus  und  den  Sitz  der  Erkrankung  (Münch.  med.  Wochenschr. 
1891.  No.  8—7.  p.  87—41,  64—69,  85-88,  103—107,  125—128.) 

Biagel,  F.,  Bericht  Über  die  mit  dem  Koch'schen  Mittel  gemachten  Erfahrungen. 
(Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  11.  p.  409—412.) 

Xiegnor,  0.,  Bericht  über  meine  Erfahrungen  mit  dem  Koch'schen  Mittel  bei  chirur- 
gischer Tuberculose.     (Deutsche  medic.  Wochenschr.   1891-  No.  9.  p.  843—846.) 


492 


Neue  Lltterator. 


JLiiok,  K.  ▼.,  Dr.  Koch's  remedy.     (Therapeut  gas.  1891.  No.  2.  p.  98—99.) 

8elierk|  0.,  lieber  die  Kocb'scbe  Ii^ektioosmethode  in  der  Halleschen  Klinik.     (O^ntraJ- 

Zeitg.  f.  d.  Koch'sche  Heilverf.  1891.  No.  4,  5.  p  41—42,  54—66.) 
Scholl,  H.,  Ueber  die  heilende  Wirkung  der  Stoffvrechselprodnkte  von  Toberkelb»  ei  Hai» . 

(Wien.  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  10.  p.  181—184.) 
Bohwaan  n,  Weitere  Hittbeilnngen   Aber  einige  mit  dem  Koch'echen  Mittel    beh»ai<lelta 

Kranke.     (Deutsche  medicin.  Wochenachr.  1891.  Nr.  10.  p.  880—888.) 
Birignano,  D.,    Sul  valore   antisettico   doli'  iodoformio.    Eeperienie.    (Biv.  ciin.  a    t»rm- 

peut.  1891.  No.  1.  p.  10—14.) 
Bonuiiarfeld,    Th. ,   Die   Heilung    der    Lungenachwindsncht   und    der   tuberculoaen      Er- 

kranknng  nach  Liebreich  und  Koch,  TolksthUmlich  dargestellt,    gr.  8*^.    48  p.    '^Wh 

baden  (H.  Sadowaky)  1891.  1    Jil. 

Bnndberg,  0.,  Om  preventiF  skyddsympning  och  18ry&rf  vad  immunitet.    (Upsala 

reför.   fSrhandl.    1891.    No.  B.   p.  97 — ISO.)      üeber  Schntshnpfung  und    enrorl»4 

Immunität 
Thomor,   Einige   Erfahrungen   fiber   die  Anwendung  der   Koch'aehen   Lymphe  (ür    ^ie 

Praxis.     (Deutsche  med.  Wochenschr.  1891.  No.  12.  p.  453 — 455.) 
TomUiki,  H.,    Pasteur's  preventive   treatmont   for   hydrophobia.     (Lancet  1891.  Vol.  J. 

No.  3.  p.  141.) 
Tonelli,  Ä.,    Risultati   delle   vaccinazioni   carbonchiose   praticate   nell'   anno  1889  nellsi 

provincia  di  Bolluno.     (Giom.  di  med.  veter.  1890.  p.  870 — 875.) 
Ueber  das  Kochsche  Heilverfahren    gegen  Tnberculose.      [Aus  dem  Ver.   fttr  wissensdi. 

Heilkunde  zu  KSnigsberg  i.  Pr.]      (Deutsche  medic.  Wochenschr.    1891.  No.  10,  11. 

p.  883—885,  422-428.) 
Taualo,  O.,  e  Kontaaari,  F.,  Snll*  immunitk  contro  il  diplococeo  pneumonico  conferitai 

coir  estratto  glicerinico  di  polmone  epatissato.     (Gast.  d.  ospit  1891.  No.^19.  p.  15S 

—156.) 
WoUtf  F.,  Ueber  die  Anwendung  des  Tnberculins  bei  Lungenkranken.    (Deutsche  medic 

Wochenschr.  1891.  No.  12.  p.  448—458) 


Inhalt. 


OrlgiiuüaiittheilioigaL 

IJrasti,  B.,  und  Feletti,  B. ,  Malariapara- 
siten in  den  Vögeln.  (Orig.)  (Schluss), 
p.  461. 

Banarelli,  Oiuaeppe,  Die  Ursachen  der  na- 
türlichen Immunität  gegen  den  Milzbrand. 
(Orig.),  p.  467. 

BawtMliA&ko,  J.,  Zur  Frage  Über  die  Im- 
munität gegen  Milzbrand.  (Orig.),  p.473. 

Stferate. 

Baidaoh,  Becherches  sur  la  fonction  de  la 
rate  dans  lee  maladies  infectieuses,  p.  482. 

Fiiehel,  F.,  Untersuchungen  über  die  Milz- 
brandinfektion  bei  Fröschen  und  Kröten, 
p.  488. 

Lemitott,  M.  G.,  De  la  suppuration  asep- 
tique  chez  le  lapin,  p.  485. 

LuljaBOW,  B.  K.,  Grundzüge  einer  allge- 
meinen Pathologie  der  Zelle,  p.  477. 


Banwn,  Zur  Aetiologie  des  Wundatsurr- 
krampfs,  p.  481. 

BMiohei-Tolttdo,  D. ,  et  TtUlon,  A. ,  Be- 
cherches microbiologtques  et  exp4rniieo- 
tales  sur  le  t^tanos,  p.  478. 

Vftillurd  et  Vüieoiit,  Beoherches  exp4ri- 
roentales  sur  le  t4tano8,  p.  481. 

,  Contribution  k  Titude  du   tötanos, 

p.  479. 

Behntiimpfang ,  kttutlieha  Infektton«- 

krtnkhoitoa,  EntwieUnngilkaiiimviiff 

und  Vemiolitimg  der  Baktsrioi 

und  FftTftritOTi 

Moiler,  F.,  Die  Behandlung  des  chroniaeheo 
Morbus  Brightii,  p.  486. 

Tiuoni  und  Oattuii,  Ueber  die  Wider- 
standsfähigkeit der  Tetanusbacillen  gegen 
physikalische  und  chemische  Einwir- 
kungen, p.  487. 

Heue  Uttentur,  p.  488. 


FrovnmaiiMhe  Baohdmekanl  (HamiAiw  Pohla)  in  Jena. 


Dieser  Nummer  liegt  eine  BücheraDzeige  der  Verlags- 
buchhandlung von  Oustay  Fischer  in  Jena  bei. 


Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 

In  Verbindung  mit 

6d.  M.  M  Dr.  LeadBirt  m  Profissor  Dr.  Lomer 

In  Ldpiiff  la  ünifrwBld 

heraoBgegeben  von 

Dr.  O.  TJhlizsrorni  in  CasseL 


-M- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  In  Jena. 


ESI.  Band.       --o-       Jen»,  den  18.  April  1891.  -o-  No*  15» 


Pr«ifl  fBr  doi  Buid  (86  Vimuiitn)  14  lUik. 
Jihrlleh  oncheinon  sw«i  Binde. 
Zu  beliehen  durch  eUe  BnehhAndliingwii  und  Poetaattalten.    ic^ 


Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten^ 
k$£mii^  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte ,  etwaige 
WUmBche  um  Ideferung  van  beeanderen  Abdrücken  ihrer  Auf" 
eMage  entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  wu  woUen  oder 
direMct  an  den  Verleger,  Herrn  OusUw  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  k&nnen. 


Original -Mittheilungen. 


Zur  Frage  über  die  Immunität  gegen  Milzbrand. 

(A.US   Prof.   W.  W.  PodwyB80zki*s  Institut  für  allgemeine  Pa- 
thologie an  der  Universität  Kiew.) 

Von 

Dr.  J.  Sawtsehenko, 

Assistenten  em  Institute. 
(Portsetsang.) 

Bei  sammtlichen  Tauben  wurde  noch  bei  Lebzeiten  die  Oedem- 
flfissigkeit  aus  der  Impfstelle  auf  einem  Deckgläschen  untersucht.  Es 
wurde  dabei,  zur  Vermeidung  eventueller  Einwürfe,  dass  eine  lokale 
Beizang^gesetzt  und  dadurch  Phagocytose  hervorgerufen  werde,  die 
Flüssigkeit  auf  folgende  Weise   gewonnen.    Die  kleine   Impfwunde 

IX.  Bd.  32 


4d4  SAwtschenko, 

wurde  durch  eine  ein£Eu;he  Naht  geschlossen  und  mit  CJollodium  Ab^^"* 
gössen.  Wollte  man  Flüssigkeit  gewinnen,  so  wurde  das  Collodium" 
häutchen  mit  einer  sterilisirten  Pinzette  entfernt;  durch  leicht^ 
Drücken  ein  Tröpfchen  Flüssigkeit  direkt  auf  das  Deckgl&schen 
gefangen,  getrocknet  und  untersucht. 

Die  obenerwähnten  Versuche  und  die  Untersuchung  des  auf 
Weise  gewonnenen  Materials  lieferten  folgende  Resultate  : 

1)  Nach  der  Einspritzung  einer  selbst  grossen   Menge 
lange  ausserhalb    des    Organismus  gezüchteten    Milzbrandbakterien 
gehen  erwachsene  Tauben  nicht  zu  Grunde.    Ihre  Körpertemperatur 
sinkt  in  der  ersten  Zeit  um  1 — 1,5^   G  unter  die  Norm.    Obgl^i^'^ 
auch  die  Mehrzahl  der  Bakterien  im  Taubenkörper  unabhängig;     von 
den  Phagocyten  zu  Grunde  gehen  und  die  Bakterien  im  Tauben- 
körper  überhaupt  eine  schwache  Wachsthumsfähigkeit  entfalten  ,    so 
rufen  trotzdem  einzelne  davon,  indem  sie  sich  weiter  entwickeln,  Er- 
scheinungen von  Entzündung  und  Phagocytose  hervor.    Und  jenes 
Agens,  dem  auch  die  übrigen,  noch  entwickelungsfähigen  Bacillen 
ihren  Untergang  zu  verdanken  haben,  scheinen  auch  hier  Phagocyten 
zu  sein. 

2)  Rückenmarksdurchschneidung  macht  Tauben 
für  Milzbrand  empfänglich. 

3)  Durch  einen  geschwächten  Taubenorganismus  hindurchgeleitete 
Milzbrandbakterien  werden  für  normale  Tauben  virulent  und  ent- 
wickeln sich  in  deren  Körper  sehr  rasch. 

4)  Bei  den  an  Milzbrand  zu  Grunde  gegangenen  Tauben  wurde 
noch  bei  Lebzeiten  in  der  Oedemflüssigkeit  eine  nur  unbedeutende 
Menge  Leukocyten  beobachtet;  Bacillen  im  Innern  von  Leukocyten 
kamen  nur  ausnahmsweise  vor ;  die  ungeheure  Mehrzahl  der  Bacillen 
war  freiliegend. 

Die  Körpertemperatur  solcher  Tauben  sank  gewöhnlich  bereits 
6  Stunden  nach  der  Impfung  um  1 — 2^  C. 

Nach  dem  Tode  fand  sich  im  Blute  der  inneren  Organe  eine  Masse 
Milzbrandbacillen.  In  der  Leber  sind  die  Bacillen  häufig  in  Stem- 
zellen  eingeschlossen,  im  Knochenmarke  dagegen  in  dessen  lymphoiden 
Elementen.  Dabei  war  in  den  Knochenmarkszellen  häufig  Vi^uolen- 
bildung  um  den  verschlungenen  Bacillus  herum  zu  erkennen,  wobei 
letzterer  manchmal  seine  Tinktionsfäbigkeit  für  Anilin-Gentiana- Violett 
einbüsste.  War  aber  der  Bacillus  zur  Hälfte  ausserhalb  der  Zelle  ge- 
legen, und  befand  sich  seine  andere  Hälfte  innerhalb  einer  Vakuole 
der  Zelle,  die  ihn  verschlungen,  so  büsste  der  innerhalb  der  Vakuole 
gelegene  Bacillustheil  manchmal  seine  Tinktionsfähigkeit  (sie  war  mit 
Pikrinsäure  gefärbt)  ein,  während  sich  sein  äusseres  Glied  deut- 
lich färbte. 

5)  Bei  künstlich  immunisirten  oder  ursprünglich  selbst  gegen 
das  verstärkte  Virus  im muneif  Tauben  war,  nach  deren  Impfung  mit 
dem  Blute  einer  an  Milzbrand  verstorbenen  Taube,  die  Oedemflüssig- 
keit aus  der  Impfstelle  viel  reicher  an  Leukocyten,  als  die  Oedem- 
flüssigkeit empfänglicher  Tauben.  24  Stunden  nach  der  Impfung 
(früher  wurde  die  Untersuchung  nicht  vorgenommen)  waren  schon 
Milzbrandbacillen  innerhalb  von  Leukocyten  zu  sehen.    Und  je  längere 


Zur  Frage  Über  die  Immunitfit  gegen  Milsbrand.  496 

Zeit  seit  dem  Anfange  der  Impfung  verstrichen  war,  um  so  stärker 
w  die  Phagocytose  ausgeprägt:  es  war  manchmal  die  ungeheuere 
MriirgaM  der  Bacillen  im  Innern  von  Leukocyten  eingeschlossen,  vor- 
«iegeod  in  den  Polynukleären,  seltener  in  Makrocyten. 

Die  Körpertemperatur  solcher  Tauben  sank  gewöhnlich  nur  un- 
tedeatend  (Vg— 1^  C),  manchmal  aber  auch  gar  nicht. 

An  Schnitten  aus  der  Impfstelle  erschien  das  ZeUgewebe  ödema- 
töB  und  mehr  oder  weniger  stark  mit  Leukocyten  und  Milzbrandbacillen 
infiltiirt.  Die  Bacillen  waren  theils  innerhalb  der  Zellen,  theils  aber 
frei  gelten. 

Je  später  die  Taube  getödtet  war,  um  so  seltener  kamen  frei- 
liegeDde  Bacillen  vor  und  um  so  zahlreicher  wurden  die  in  den 
ZeUen.  Der  Prozess  war,  seinem  Charakter  nach,  stets  ein  lokaler: 
die  Bacülenanhäufnngen  waren  vom  gesunden  Gewebe  durch  eine 
Schicht  Leukocyten  abgeschieden,  in  den  späteren  Stadien  des  Pro- 
zesses vrar  aber,  besonders  wenn  die  Impfung  in  die  Muskeln  hinein 
geschah,  der  gesammte  Bacillenherd,  d.  h.  Bacillen  +  Leukocyten, 
T4Hn  gesunden  Gewebe  durch  eine  Schicht  typischer  Riesenzellen  ab- 
gföchieden.  Es  kamen  zwar  auch  jenseits  dieser  Demarkationslinie 
ab  und  zu  einzelne  Bacillenexemplare  vor,  es  waren  aber  dieselben 
meistens  im  Innern  von  Phagocyten  eingeschlossen. 

Bei  der  Untersuchung  der  inneren  Organe  und  des  Blutes  solcher 
Taoben  sind  mir  niemals  Bacillen  zu  Gesichte  gekommen;  gleich 
negative  Resultate  wurden  auch  auf  mit  Blut  oder  dem  Safte  innerer 
Organe  infizirten  Nährroedien  erhalten.  Trotzdem  zeigte  sich  in  der 
Leber  solcher  Tauben  stets  eine  im  Vergleich  zur  Norm  mehr  oder  we- 
niger scharf  ausgeprägte  Vergrösserung  der  LymphfoUikcl,  ein  Zeugniss 
AbIüt,  dass  der  Organismus  des  betreffenden  Thieres  aujf  den  lokalen 
Prozess  im  Sinne  einer  Leukocytenproduktion  reagirt  habe. 

7)  Von  diesen,  fttr  alle  dem  Versuche  unterzogenen  Tauben  gel- 
tenden Regeln  haben  zwei  Tauben  eine  höchst  lehrreiche  Ausnahme 
geboten:  sowohl  bei  der  einen  wie  auch  bei  der  anderen  war  nach 
der  Impfung  bei  Lebzeiten  eine  sehr  scharf  ausgeprägte  Phagocytose 
ZQ  beobachten,  und  dennoch  sind  sie  beide  schliesslich  zu  Grunde 
g^angen. 

No.  9  (einer  alten  Taube)  wurden  am  21.  II.  1890,  gleichzeitig  mit 
einer  anderen  jungen  Taube,  aus  einer  Kultur  gewonnene  Sporen  ein- 
geimpft, die  ihrerseits  aus  dem  Blute  einer  an  Milzbrand  gestorbenen 
Tanbe  erhalten  war.  Die  junge  Taube  ist  am  dritten  Tage  an  Milz- 
brand zu  Grunde  gegangen,  No.  9  (die  alte)  ist  mit  einem  inten- 
siven lokalen  Prozesse  davongekommen,  wobei  eine  scharf  ausgeprägte 
Phagocytose  zu  beobachten  war ,  und  es  ist,  wie  im  Versuchstagebuche 
vermerkt,  am  1.  III.  1890  an  der  Impfstelle  ein  derber  Knoten  von 
der  Grösse  einer  kleinen  Haselnuss  zurückgeblieben. 

No.  14  (eine  aus  der  zweiten  oben  angefahrten  Versuchsreihe) 
wurde  am  27.  n.  1890  mit  dem  Blute  einer  an  Milzbrand  gestorbenen 
Taube  geimpft,  hat  sich  aber  als  wenig  empfänglich  erwiesen.  Die 
Temperatur  erhielt  sich  auf  41,5—42  ^'  C ;  war  das  Oedem  auch  ein 
b^eutendes,  so  war  dennoch  die  Phagocytose  scharf  ausgeprägt,  und 
den  vorausgegangenen  Versuchen  zufolge  musste  die  Taube  genesen. 

32* 


496  Sawtschenko,  Zur  Frag«  über  die  ImmimltlU;  g«gtii  Milsbrand. 

Am  1.  III.  1890  warden  beide  Tauben  in  einen  kalten  (6— lO  ^  Ci 
und  völlig  dunklen  Raum  gesteckt.  Am  2.  III.  begann  bei  der  TslmxImi 
No.  9  sich  um  die  Indurationsstelle  herum  eine  Anschwellungr  ^*' 
entwickeln.  Am  3.  lU.  Morgens  war  bei  beiden  das  Oedem  stark 
geprägt^  und  gegen  Abend  sind  beide  zu  Grunde  gegangen. 

Bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  der  Impfetelle  ^gat> 
Folgendes : 

No.  14.  Um  die  Impfstelle  herum  sind  Leukocyteninfiltrat 
Phagocytose  stark  ausgeprägt.  Im  Bereiche,  d.  h.  im  Orte  des 
zu  Ende  des  Versuches  zur  Entwickelung  gekommenen  Oedems, 
eine  Masse  von  Milzbrandbakterien  in  den  Bindegewebsspalten  und 
zwischen  den  Muskelfasern,  die  Menge  der  Leukocyten  ist  sehr  un- 
bedeutend und  nirgends  sind  Erscheinungen  von  Phagocytose  zu  selieii. 

Noch  auffallender  kam  dasselbe  bei  Taube  No..  9  zur  Beobaeli-' 
tung.    Hier  war  der  alte,  mit  Milzbrand  infizirte  Herd  vom  gesunden 
Gewebe  stellenweise  durch  eine  Reihe  Riesenzellen,  stellenweise 
durch  eine  Schicht  Leukocyten  und  junger  Bindegewebszellen  abg^ 
schieden.    Im  Innern  des  Knotens  eine  Anhäufung  theils  noraialer, 
theils  bereits  zerfallender  Leukocyten;   hier  und  da  sind  innerhalb 
der  Leukocyten  Milzbrandbacillen  zu  sehen,  meist  in  verschiedenen 
Stadien  des  Absterbens  (Undeutlichkeit  der  Umrisse,  Körnung  etc.) 
begriffen.    An  anderen  Stellen  desselben  Knotens  sah  man  aber  ranze 
Haufen   gut   gefärbter,    dicht   zusammengedrängter   Milzbrand&den. 
Solche  Fäden  zogen  manchmal  zu  ganzen  Bündeln  gegen  die  Pe- 
ripherie des  Knotens  hin.    Jenseits  der  Demarkationslinie  aber,  d.  li. 
im  ödematösen,  den  Knoten  umgebenden  Zellgewebe,  ein  massen- 
haftes Infiltrat  von  Milzbrandfäden  und  -Bacillen,  nirgends  aber  Er- 
scheinungen von  Phagocytose.    Im  Herzblute  und  den  innren  Or- 
ganen sehr  viele  Milzbrandbacillen;  in   der  Leber  kommen  die  Ba- 
cillen, wie  auch  sonst  innerhalb  der  Sternzellen  vor. 

Es  hat  hier  offenbar  irgend  eine  beiden  Tauben  gemeinsame 
Ursache  sie  auf  einmal  für  Milzbrand  empfänglich  gemacht  Und 
höchst  interessant  ist  im  gegebenen  Falle  der  Umstand,  dass  zu- 
gleich mit  dem  Verluste  der  Immunität  auch  die  Ersdieinungen  der 
Phagocytose  ihr  Ende  genommen  hatten,  so  dass  auch  diese  beiden 
Fälle  keine  Ausnahme  bilden,  sondern  im  Gegentheil,  mit  einer  noch 
grösseren  Wahrscheinlichkeit  die  Abhängigkeit  der  Immunität  von 
der  Phagocytose  voraussetzen  lassen. 

Was  ist  aber  die  Ursache  des  Immunitätsverlustes,  ist  es  die 
Herabsetzung  der  umgebenden  Temperatur,  Lichtmangel,  oder  ist  es 
der  Einfluss  der  beiden  Bedingungen  zugleich  gewesen?  Diese 
Fragen  sind  natürlich  nur  mittelst  vollkommen  genauer  Versuchs- 
stellung zu  beantworten,  es .  ist  aber,  den  jetzt  schon  vorhandenen 
Beobachtungen  nach  (Wagner)  ^),  anzunehmen,  dass  hier  die  Herab- 
setzung der  umgebenden  Temperatur  von  nicht  zu  bezweifelndem 
Einflüsse  gewesen  ist 

1)  AnnalM  de  l'Insdtat  PAstenr.  1890.  No.  ». 

(SchluBs   folgt.) 


Sanarel  li ,  IM«  Ursachen  der  natfirliehen  ImmnnitJlt  gtgwk  den  Milsbraad.    497 


Die  Ursachen  der  natürlichen  Immonitat  gegen  den 

Milzbrand« 

iXabOTatorium  f&r  allgemeine  Pathologie  der  königl  Universität  Siena. 

Direktor  Prof.  C.  Sanqairico.) 

Von 

Dr.  Giuseppe  SanarelU, 

Aseiatenten. 
(FortaetaiiDg.) 

in. 

Ueber  die  Wirkung,  welche  die  Lymphe  auf  die 
Milzbrandsporen  und  Bacillen  ausübt. 

Eine  Beobachtung  von  grundlegender  Bedeutung  für  den  ganzen 
Gegenstand  ist  folgende:  Wenn  man  in  den  dorsalen  Lymphsack 
des  Frosches  einige  Röhren  aus  GoUodium  einführt,  welche  Theilchen 
Ton  milzbrandkranker  Milz  enthalten  und  sie  nach  8  oder  10  Tagen 
untersucht,  so  findet  man: 

1)  dass  die  Bohren  ganz  mit  durchsichtiger,  von  Leukocyten 
durchaus  freier  Lymphe  gefüllt  sind; 

2^  dass  die  Milzstückchen  sich  in  kleine,  graue,  zerreibliche  und 
et^ius  körnige  H&ufchen  verwandelt  haben,  in  welchen  die  morpho- 
logiseben  Elemente  gänzlich  zerstört  und  die  Milzbrandbacillen  fast 
sämmtlich  degenerirt  sind; 

3)  dass  die  mit  der  Lymphe  allein  ausgeführten  Kulturen  steril 
ideiben  und  die  mit  den  Milzstückchen  erhaltenen  eine  langsame 
Eotwickelung  einiger  wenigen  Milzbrandkolonieen  hervorrufen; 

4>  dass  die  Ueberimpfung  dieser  Milzbruchstücke  auf  Thiere 
ganz  ohne  Wirkung  ist. 

Die  Untersuchung  des  Degenerationsprozesses,  welchem  die 
Milzbrandbacillen  unterliegen,  lässt  sich  sehr  leicht  an  diesen  Milz- 
bruchstficken  ausführen,  welche  einige  Tage  dem  Einfluss  der  Lymphe 
ausgesetzt  waren.  Der  von  mir  angewendeten  Färbemethoden  sind 
mehrere ;  bisweilen  gebrauchte  ich  eine  einfache  wässerige  Lösung  von 
Methylenblau  oder  Vesuvin,  bisweilen  verfuhr  ich  nach  der  ursprüng- 
lichen oder  nach  der  von  Günther  modifizirten  Methode  von  Gram. 

Meine  Beobachtungen  haben  ungefähr  dasselbe  Ziel,  wie  die  schon 
angeführten  von  Metschnikoff^),  Petruschky *),  Nuttal*), 
Hildebrand^),  B  i  tt  er^)  und  die  kürzlich  erschienenen  von  Br  am*). 

1)  Ueber  die  Beziehungen   der   Phagocyten  au  Milzbrandbacillen.     (Virchow's 
AraUT.  Bd.  XCVII.  18S4.  p.  SOS.) 
9)  L.  dt. 

8)  Li.  c. 

4)  Experimentelle  Untersuchungen  Über  daa  Eindringen  pathogener  Mikroorgania- 
■len  YOD  den  Luftwegen  und  der  Lunge  aus.  (BeitrXge  aur  pathologischen  Anatomie 
und  aar  allgemeinen  Pathologie.  Bd.  III.  1888.) 

5)  Ueber  die  Verbreitung  des  Vaccine  und  über  die  Ausdehnung  des  Impfschutzes 
im  Körper  des  Impflings.   (Zeitschr.  Ar  Hygiene.  Bd.  IV.  1888.  p.  S99.) 

6)  Untersuchungen  Aber  die  Degenerationserscheinungen  paüiogener  Bakterien  in 
deetillirtem  V^asser.     (BeitrXge  aur  path.  Anat«  und  allgem.  PathoL  Bd.  VU.  1889.  p.  11.) 


498  Sanareili, 

Vor  Allem  findet  man,  dass  das  Protoplasma  der  Bacillen 
Einwirkung  der  Lymphe  anfängt,  seine  Verwandtschidft  za  den 
Stoffen  theilweise    oder  ganz  zu  verlieren.    Femer  erscheinen      die 
Filamente  nicht  mehr  homogen,  sondern  zeigen  hier  und  da  ungefärbte, 
verdünnte  Stellen  neben  sehr  stark  gefärbten,  erhalten  also,     vne 
Petruschky  sagt,  einige  Aehnlichkeit  mit  einer  Kette  von  Koklcen. 
Die  Umrisse  werden  weniger  deutlich,  erscheinen  unregelmässig  und 
wie  sägeartig,  bis  das  ganze  Filament  in  viele  Bruchstücke  zerfiLlIt^ 
welche  sich  ihrerseits  in  feine  Granulationen    auflösen    oder    der- 
maassen  wieder  anschwellen,  dass  sie  wie  zerquetscht  aussehen.  Aasser« 
dem  habe  ich  beobachtet,  dass  auch  die  im  Umriss  oder  im  Proto- 
plasma wenig  veränderten  Stäbchen  fast  immer  etwas  stärkere  Dimen- 
sionen zeigen,  als  die  normalen  und  wie  aufgequollen  aussehen. 

Diese  Thatsachen  stellen  zunächst  eine  antibakterische  Kraft  der 
Lymphe  ausser  Zweifel     Ich  halte  es  für  unmöglich,  eine  aDdre 
Ursache  zur  Erklärung  der  schnellen  Zerstörung  einer  so  enormen 
Menge  von  Bacillen  anzuführen,  wie  sie  in  einem  groben  BruchstQck 
einer  von  Milzbrand  ergriffenen  Milz  enthalten  sind. 

Aber  die  besten  Resultate  erhält  man,  wenn  man  die  Lymphe 
direkt  auf  die  Milzbrandsporen  oder  Bacillen  einwirken  lässt. 

Um  dies  zu  erreichen,  brachte  ich  in  Glascylinder,  welche  wenig- 
stens 8 — 10  ccm  Lymphe  enthielten,  eine  grosse  Menge  von  Sporen, 
welche  ich  einer  alten ,  noch  immer  virulenten  Kultur  in  Agar  ent- 
nahm, worin  keine  vegetativen  Formen  mehr  nachzuweisen  waren, 
oder  auch  das  Produkt  reichlicher  Geschabsei  einer  milzbrandkranken 
Milz.  In  dem  ersten  Falle  hatte  ich  es  also  nur  mit  Sporen  ohne 
Bacillen  zu  thun,  im  zweiten  mit  Bacillen  ohne  Sporen;  bisweilen 
operirte  ich  auch  mit  jungen  Kulturen  von  sporifizirten  Bacillen. 

Die  folgenden  Tabellen  zeigen  das  Verhalten  sowohl  der  Sporen, 
als  der  sporifizirten  oder  nicht  sporifizirten  Bacillen  gegen  die  Frosch- 
lymphe : 

Experiment  15. 

(3.  Juni.)  8  ccm  der  Lymphe  werden  mit  einer  reichlichen  Menge 
von  zum  grossen  Theil  sporifizirten,  aus  einer  frischen  Kultur  auf 
Agar  mit  Glycerin  stammenden  Milzbrandbacillen  gemischt. 

4.  Juni.  Ii^ektion  von  Yt  c*''^  obiger  Lymphe  im  1.  Meerach weincheD.   Stirbt  an  Milsbrand 

nach  36  Stunden. 

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nach  86  Standen. 

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Experiment  16. 
(3.  Juni.)    8  ccm  Lymphe  werden  mit  Milzsaft  vermischt,  wel- 
cher von  dem  Geschabsei  einer  karbunkulösen  Milz  stammt 

4.  Juni.  Einspritzung  r.  Yi  ccm  obiger  Lymphe  im  I.Meerschweinchen.  Stirbt  an  Ifilzbrand 

nach  48  Standen. 

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499 


Experiment  20. 

(16.  JuDi.)  8  ccm  Lymphe  werden  mit  Milzbrandsporen  ge- 
mischt, welche  aus  einer  alten  Kultur  auf  Agar  mit  Glycerin  stammen, 
die  keine  vegetativen  Formen  mehr  besitzt. 

17.  JobL  Binepritxaog  von  Y,  ccm  obiger  Lymphe  im  1.  Kaninehen.  Stirbt  an  Milsbrand 

innerhalb  86  Standen. 


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innerhalb  86  Stunden. 

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Experiment  25. 

(26.  Juni.)    10  ccm  Lymphe    werden    mit    Ifilzsaft   gemischt, 
welche  von  dem  Oeschabsel  einer  karbankelkranken  Milz  abstammt 

S7.  Jani.    Einspiitsnng  Ton  ^^  ccm  obiger  Lymphe  fan  1.  Kaninehen.   Bleibt  am  Leben. 

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Experiment  26. 

(26.  Juli.)    10  ccm  Lymphe  werden  mit  Milzsaft  gemischt,  welcher 
von  dem  Oeschabsel  einer  milzbrandkranken  Milz  herrührt 

97.  Jum.  Einspritsiing  ▼.  Y,  ecm  obiger  Lymphe  im  1.  Meeriehweinchen.  Stirbt  an  Milibrand 

nach  86  Standen. 


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Stirbt  an  Milsbrand 
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II               II             II 

Eine  allgemeine  Uebersicht  dieser  Resultate  bestätigt  zunächst 
die  Schnelligkeit,  mit  welcher  sowohl  die  Dauerformen,  als  die  v^e- 
tativen  Formen  des  Milzbrandes  in  der  Froschlymphe  ihre  Virulenz 
einbüssen. 

Der  Verlust  dieser  Virulenz  zeigt  sich  schon  nach  drei  bis  'vier 
Tagen  bei  Sporen  und  sporifizirten  Bacillen  und  noch  viel  schneller 
bei  sporenfreien  Bacillen.  In  Bezug  auf  letztere  ist  das  Resultat  des 
25.  Experiments  bemerkenswertb,  nach  welchem  nur  24  Stunden  ge- 
nügten, um  die  Lymphe  für  Kaninchen  vollkommen  unwirksam  zu 
machen,  während  wenigstens  zwei  bis  drei  Tage  nöthig  sind,  um  den- 
selben Grad  der  Abschwächung  für  Meerschweinchen  zu  erreichen. 
Doch  halte  ich  es  fttr  passend,  hinzuzufügen,  dass  diese  Grenzen 
nicht  immer  konstant  sind,  sondern  bisweilen  bedeutende  Schwankun- 
gen erleiden  können,  aus  Ursachen,  die  sich  leicht  vermuthen,  aber 
schwer  nachweisen  lassen. 

Ich  spreche  von  der  Abschwächung  und  nicht  von  dem  Tode  der 
Keime,  denn  in  Wirklichkeit  ist  das  Verschwinden  der  Virulenz  der 
Milzbrandlymphe  eine  Erscheinung,  welche  unabhängig  von  dem  Leben 
der  Mikrobien  oder  ihrer  Dauerformen  eintritt 


500  Sanftrelii, 

Die  Kulturen  auf  yerscbiedenen  Nährstoffen,  die  ich  fast  täglioh 
mit  verschiedenen  Milzbrandlymphen  ausfflhrte,  haben  mir  bewiesen^ 
dass,  wenn  die  Virulenz  der  Bakterien  sehr  schnell  zerstört  wird, 
ihr  Leben   dagegen   mit  grosser   Zähigkeit   fortbesteht.    AllerdiDfirs 
habe  ich  bei  sporenlosen  Bacillen  gefunden»  dass  nach  einigen  Tagten 
die  Kolonieen  auf  Platten  (ausgeführt  mit  einer  Platinschlinge,  welche 
in  den  Impfstoff  bis  zu  einer  bestimmten ,  konstanten  Tiefe  eing^e- 
taucht  wird)  im  Allgemeinen  ein   wenig  sparsamer  zu  werden  an^ 
fingen,  aber  mit  einer  an  Sporen  und  sporifizirten  Bacillen  reich  on 
Lymphe  habe  ich  immer,  auch  nach  30  und  40  Tagen,  zahlreiche 
Kolonieen  erhalten,  wiewohl  sie  ihre  Virulenz  ganz  verloren- hatte.  Dies 
scheint  mir  zu  beweisen,  dass  die  energische  Wirkung  der  Lymphe 
vorzüglich  die  Virulenz   beeinflusst    und  weniger  die  Vitalität   der 
Milzbrandkeime. 

Ich  halte  es  fQr  überflüssig,  hinzuzufOgen ,  dass  ich  mich  bei 
der  Ausführung  dieser  Versuche  vollkommen  reinen  und  mit  grösster 
Sorgfalt  behandelten  Materials  bedient  habe. 

Man  muss  die  Vorsicht  gebrauchen,  diejenigen  Röhren  mit  Milz- 
brandlymphe  zu  verwerfen,  welche  zufällig  mit  anderen  Keimen  ver- 
unreinigt worden  sind,  denn  die  Erfahrung  hat  mir  bewiesen,  dass  die 
Resultate  in  diesem  Falle  durchaus  widerspruchsvoll  ausfallen  können« 

Es  gibt  übrigens  eine  sehr  einfache  Vorsichtsmaassregel ,  am 
dergleichen  Uebelstände  zu  vermeiden:  nämlich  die,  die  Oefiässe  mit 
Milzbrandlymphe  in  Kühlapparaten  aufzubewahren,  in  welchen  die 
Tages-  und  Nachttemperatur  10—12  ^  C  nicht  überschreitet.  Bei  den 
oben  angeführten  Experimenten  habe  ich  mich  immer  dieses  Ver- 
fahrens bedient,  daher  war  die  Lymphe  für  die  Einspritzungen  immer 
ganz  klar  und  frei  von  anderen  sie  verunreinigenden  Keimen. 

So  oft  ich  Inokulationen  an  Tbieren  ausführte,  musste  ich  auch 
die  Milzbrandflüssigkeit  umschütteln,  um  immer  ein  möglichst  reich- 
liches Material^  zu  sammeln. 

Aber  verleiht  die  Abschwächung  der  Milzbrandkeime  diesen 
letzteren  eine  vaccinirende  Kraft? 

Metschnikoff^)  hat  zuerst  bewiesen,  dass  das  Blut  der 
Schafe,  welche  durch  Vaccination  seuchefest  geworden  sind»  die  Milz- 
brandbacillen  abschwächt. 

Lubarsch*)  kam  zu  denselben  Resultaten  in  Folge  ihres  Durch- 
ganges durch  den  Organismus  des  Frosches;  aber  diese  beiden 
Beobachter  behaupten,  dass  Thiere,  welche  die  abgeschwächten  Ba- 
cillen in  sich  aufgenommen  haben,  später  der  Inokulation  des  viru- 
lenten Milzbrandes  nicht  widerstehen. 

Ganz  gleich  sind  auch  meine  Resultate,  denn  auch  nach  reich- 
lichen Einspritzungen  abgeschwächter  Milzbrandlymphe  habe  ich  nie- 
mals Thieren  die  Seuchenfestigkeit  gegen  spätere  virulente  Injek- 
tionen verschaffen  können ;  und  ich  füge  meinerseits  noch  hinzu,  dass 
die  einfache  Uebertragung  von   Bacillen  auf  ein  künstliches  Nähr- 

1)  Snr  rfttUniiation  des  bmcUridies  ehMrbönneiises  dans  le  sang  d«  moatoDs  r^ 
fraeUires.    (Annales  de  llnstitat  Pastenr.  1887.  p.  42.) 

S)  Üeber  AbschwSchung  der  Milxbntndbacillen  im  Froschkorper.  (Fortschritte  der 
Hedicin.  1888.  p.  121.) 


Die  Üreacben  der  DAfcQrliciien  tmmttniUlt  gegen  den  Milsbrand.  50i 

Sitetrat  ,  welche  schon  seit  vielen  Tagen  in  Lymphe  abgeschwächt 
nareD,  neue  Kulturen  zur  Entwickelung  bringt,  welche  ihre  ursprQng- 
Bdie  Vimlenz  vollkommen  wieder  erhalten  haben.  Es  würde  sich 
also  nur  am  eine  vorübergehende  Abschwächung  von  ganz  anderer 
Art  handeln,  als  die,  welche  als  Milzbrand-Vaccine  künstlich  durch 
die  Methode  von  Paste ur  erhalten  wird. 

IV. 

Einfluss  der  Temperatur  auf  den  bakterientödtenden 

Zustand  der  Lymphe. 

Wie  Bouchard  verstehe  ich  unter  ,,bakterientödtendem  Zu- 
stand** nicht  nur  den,  welcher  die  Bakterien  tödtet,  sondern  auch 
den,  welcher  ihre  Entwickelung  und  Vermehrung  verlangsamt,  ihre 
Em&hmng  bindert  und  ihre  Wirkung  abschwächt.  Ich  werde  also 
in  der  Folge  mit  diesem  Ausdruck  immer  jene  spezielle,  abschwächende 
Eigenschaft  bezeichnen,  welche  man  nach  meinen  Versuchen  der 
Froschlyniphe  zuschreiben  muss. 

Die  letzten  experimentellen  Untersuchungen  über  die  Immunität 
dar  Frösche  gegen  Milzbrand,  und  vorzüglich  die  von  Metschni- 
koff,  Petruschky,  Fahrenholz  und  Baumgarten  bekannt 
gemachten,  sind  sehr  reich  an  Beobachtungen  und  Versuchen  über 
den  Einfluss,  welchen  die  Erwärmung  auf  die  Seuchenfestigkeit  dieser 
Thiere  ausübt;  ja  ein  guter  Theil  der  kritischen  Beweismittel,  welche 
diese  Autoren  zu  Gunsten  der  eigenen  und  gegen  die  fremden  An- 
sichten anführen,  findet  immer  seine  Stütze  in  dem  Werth,  welcher 
diesen  Temperaturwirkungen  beigelegt  wird. 

Aber  alle  diese  Erscheinungen,  welche  soviele  Streitigkeiten  ver- 
anlasst haben,  sind  nur  am  Körper  der  Frösche  selbst,  die  man 
unter  verschiedenen  äusseren  Einflüssen  hielt,  studirt  worden,  und 
in  diesen  Fällen  ist  es  niemals  möglich  gewesen,  den  einen  der  in 
Betracht  genommenen  Faktoren  zu  eliminiren.  Ich  dagegen  habe 
vorgezogen,  mich  direkt  mit  der  Lymphe  zu  beschäftigen,  und  ohne 
mi(ä  bei  den  von  Anderen  berichteten  Versuchen  aufzuhalten,  will 
iA  ohne  Weiteres  von  meinen  eigenen  sprechen. 

Bei  Versuchen  mit  dem .  hängenden  Tropfen  mit  paraffinirtem 
Deckgläschen  habe  ich  niemals  bei  einer  Temperatur  von  18—20®  C 
selbst  nach  mehreren  Wochen  ein  Keimen  der  Sporen,  mit  denen  ich 
den  Lymphetropfen  verunreinigt  hatte,  beobachtet  Dies  beweist, 
dass  die  Froschlymphe,  auch  abgesehen  von  jeder  anderen  Eigen- 
schaft, kein  passender  Boden  für  die  Entwickelung  des  Milzbrandes 
ist,  denn  in  den  Eontrollpräparaten,  in  denen  ich  die  Lymphe  durch 
peptonisifte  Fleischbrühe  ersetzt  hatte,  fand  die  Keimung  immer 
schnell  und  beständig  statt.  Dieser  Mangel  an  Keimung  findet  auch 
statt,  wenn  man  die  Lymphe  in  einer  Z  ei  ss 'sehen  Wärmekammer 
dner  beständigen  Temperatur  von  27®  G  aussetzt  Wenn  man  aber 
die  Temperatur  dieser  Wärmekammer  auf  37®  C  steigert,  so  fängt 
man  an,  eine  Keimung  der  Sporen  zu  beobachten.  Indessen  fand 
ich  in  einigen  Präparaten,  die  ich  .fünf  Tage  lang  in  der  Wärme- 
kammer bei  37®  C  gehalten  hatte,  nur  wenige  Filamente  unter  einer 


502  Sanarein, 

grossen  Menge  in  der  Lymphe  zerstreuter  Sporen ,  während  die  xk&i 
Tropfen  von  peptonisirter  Fleischbrühe  gemachten  Kontrollpräpa.r*A.t; 
schon  nach  12  Stunden,  besonders  an  der  Peripherie,  eine  äass« 
üppige  Entwickelung  von  Filamenten  zeigten. 

Es  ist  also  festgestellt,  dass  die  Milzbrandbacillen  trotz 
offenbaren  Ungunst  des  Nährbodens  sich  doch  auch  in  der  Frosclm- 
lymphe  entwickeln  können,  wenn  diese  auf  eine  passende  Teropera.t;u] 
gebracht  wird. 

Aber  tritt  in  diesem  Falle  die  Keimung  der  Sporen  nur  darum 
ein,  weil  die  Wärme  ihre  Entwickelung  besonders  begünstigt, 
weil  die  Lymphe  selbst  dabei  Veränderungen  erleidet,  welche   ihi 
bakterientödtende  Kraft  aufheben? 

Einige  zur  Beantwortung  dieser  Frage  unternommene  Versuclie 
sind  im  Stande,  uns  darüber  genügende  Auskunft  zu  geben. 

Zu  diesem  Zwecke  besetzte  ich  mehrere  Gläschen  mit  normaler 
oder  vorher  auf  60 — 80  ^  C  erwärmter  Lymphe  mit  reichlichen  Milz- 
brandsporen.  Einige  von  diesen  hielt  ich  bei  gewöhnlicher  Zimmer- 
temperatur, andere  in  der  Wärmekammer  bei  27  ^  G,  andere  ebenda 
bei  370  C. 

Schon  an  den  ersten  Tagen  war  eine  mehr  oder  weniger  deat- 
liehe  Trübung  in  dem  grössten  Theile  dieser  Gläschen  zu  bemerken, 
und  die  mikroskopische  Untersuchung  bewies,  dass  in  den  vorher 
erwärmten  und  dann  bei  Zimmertemperatur  gehaltenen  die  K&maug 
der  Sporen  schon  deutlich  war;  in  den  bei  27  °  G  behandelten  war 
sie  noch  weiter  vorgerückt ,  in  den  bei  37  ^  G  gehaltenen  war  sie 
ausserordentlich  reichlich.  Folgende  Tabelle,  welche  auch  die  mit 
der  nicht  erwärmten  Lymphe  angestellten  Beobachtungen  enthält, 
zeigt  dies  beim  ersten  Blick  aufs  deutlichste. 

Experiment  20. 

(19.  Juni.)  Ich  besetze  verschiedene  Gläschen,  welche  normale 
oder  auf  50—80^  G  erwärmte  Lymphe  enthalten,  mit  Milzbrand- 
sporen, aus  einer  alten  Kultur  auf  Agar  mit  Glycerin  stammend.  1 
Diese  Sporen  sind  notorisch  lebenskräftig  und  virulent;  die  mikrosko- 
pische Untersuchung  der  Kultur  zeigt  keinerlei  vegetative  Formen. 

A.  Bfihren    m!t    nicht    erwirmter    SO.  Juni.    Es  tritt  keine  Keimung  ein. 
Lymphe,  in  Zimmertemperatur    21.      „        „     „        ,,  „  „ 
von  18— 20°  C  gehalten.             28.       „        „     „         „           „  „ 

"^'      »I        II      j»         »»  »»  »» 

B.  Röhren    mit    nicht    erwärmter    20.  Jnni.    Es  findet  keine  Keimung  statt. 
Lymphe,  in  der  Bmtmaschine    21.      „        „       ,,         ,,  „  ,, 
bei  27  •  C  gebalten.                     23.      „        „       „         „            „  „ 

'0.  „  f,  yy  f,  ,1  ff 

C.  Röhren    mit    nicht    erwärmter    20.  Jani.    Geringe  Entwickelang  von  Fäden. 
Lymphe,  in   der  Bmtmaschine    21.      „  ,f  „  „        „ 
bei  37  <^  C  gehalten.                     28.      „       Ueppige  Entwickelang  von  Filamenten. 

80.      ,f       Aasserordentliche  Menge  von  iporifliirten 
Filamenten  and  gani  freien  Sporen. 

* 

D.  Röhren  mit  aaf  60—  80  ^  C  er*    20.  Jnni.    Es  findet  keine  Keimung  statt, 
wärmter  Lymphe,   in  Zimmer-    21.      „       Es  finden  sich  einige  wenige  Stäbchen, 
temperatur  Ton  18— 20<^  C.        28.      „        „       „         „        „  „  „ 

*^*  >»  »»  >»  »I  »»  »»  19 


r 

M  toie  Ünacliaii  ^er  natürlichep  tmmiinitit  geg«ii  den  Mi]at>rand.  ^^ 

■  £  UfacD  mit  Mf  50—80  *  C  «r-    SO.  Jani.    Raichliebe  Entwickelang  von  Filamenten. 

■  winster  Lymphe,  in  der  Brot-    Sl.      ,,  ,,  „  ,,  „ 

■  anchine  bei  87  •  G  gebalten.      83.      „  ,,  „  ,,  „ 

I  80.      f,      Beiehllche  Entwickelnng  von  Filamenten, 

davon  einige  sporifizirt. 

F.  BShren  mit  anf  50— 80«  C  er-    80.  JonL    Reichliche  Entwickelang  von  Filamenten. 
wbmter  Lymphe,  in  der  Brat-    81.      „  „  „  „  „ 

aaschine  bei  87  "*  C  gehalten.      88.      „  „  „  „  ,, 

SO.      „       Aosserordentliche  Menge  von   schon   spo- 
rifizirten  Elementen. 

Hiermit  ist  erwiesen,  dass  die  Beihülfe  erhöhter  Temperatur  in 
der  Froschlymphe  die  Keimung  der  Milzbrandsporen  beffirdert,  und 
zwar  nicht  so  sehr  durch  die  direkte  Wirkung,  welche  sie  auf  die- 
selben ausübt,  als  yielmehr  durch  eine  bio-chemische  Veränderung, 
welche  in  der  Lymphe  selbst  vor  sich  geht,  wodurch  diese  ihrebak- 
ti^ieDtödtende  Kraft  verlieren  und  sich  in  einen  vortrefflichen  Nähr- 
hod&k  verwandeln  würde.  Diese  Umbildung  würde  schon  bei  37^  G 
beginnen  und  bei  50—80®  C  ihr  Maximum  erreichen.  -  Starke  Er- 
kältung dagegen  übt  auf  die  Bakterien  tödtende  Kraft  der  Lymphe 
gar  keine  Wirkung  aus,  denn  ich  habe  dieselben  immer  unverändert 
gefunden,  auch  nach  langem  Aufenthalt  der  Lymphe  in  Kältemischungen, 
wobü  die  Temperatur  bisweilen  \0^  unter  dem  Gefrierpunkte  er- 
reicht hatte. 

Das  Licht,  welches  diese  Resultate  auf  das  werfen,  was  B  a  u  m- 
gaTten  die  „relative  Seuchenfestigkeit^^  der  Frösche  gegen  Milz- 
brand nennt,  ist  augenfällig  genug,  und  die  Schlüsse  dieses  Beobach- 
ters ,  sowie  die  seiner  Schüler  könnten  beim  ersten  Anblick  für  voll- 
kommen bestätigt  gelten. 

Es  ist  in  derThat  nicht  leicht  zu  erklären,  wieMetschnikoff 
bei  Zimmertemperatur  die  Keimung  von  Milzbrandsporen  hat  be- 
obachten können,  die  er  in  die  vordere  Augenkammer  von  Fröschen 
eingebracht  hatte,  wenn  man  nicht  annehmen  will,  dass  die  Kon- 
stitution des  Humor  aqueus  von  der  der  Lymphe  verschieden  sei,  oder 
dass  der  Traumatismus  an  und  für  sich  eine  Veränderung  hervor- 
gebracht habe,  wie  man  sich  auch  nicht  erklären  kann,  wie  bei  der- 
selben Zimmertemperatur  von  17  —20^  C  derselbe  Forscher  die  Kei- 
mung von  Sporen  festgestellt  haben  kann,  die  er  in  die  Unterhaut- 
lymphe im  Innern  von  Säckchen  von  Binsenmark  oder  Filtrirpapier 
oder  Froscbdarm  oder  unter  dem  Schutze  des  feinen  Netzes  eines 
Seidenfadens  eingebracht  hatte. 

Leichter  dag^en  begreift  man,  dass  Fahren  holz  die  Keimung 
der  Sporen  sowohl  m  der  vorderen  Augenkammer  als  unter  der  Haut 
bei  einer  Temperatur  von  15—26®  G  hat  beobachten  können ,  wenn 
man  bedenkt,  dass  er  die  Frösche  in  einer  Umgebung  hielt,  deren 
Temperatur  bei  Nadit  auf  15^  G  fiel,  während  sie  bei  Tage  gelegent- 
lich auf  30—38^  G  steigen  konnte,  also  auf  eine  solche  Höhe,  dass 
die  Keimung  der  Sporen  möglich  war. 

Auch  Petruschky  sagt,  er  habe  eine  bedeutende  Entwicke- 
lung  von  MUzbrandbacillen  bei  Fröschen  beobachtet,  die  er  bei  25 
bis  30®  G  hielt;    aber  auch  dies  ist  schon  eine  verbältnissmässig 


504  ViöMi^ 

starke  Erwärmung  f&r  Frösche,  wobei,  wie  Baumgarten  seilMS^  ul 
seiner  letzten  Arbeit  angibt,  irgend  ein  zufälliger  umstand  genilK^ 
um  jedes  Hinderniss  für  die  Vervielfältigung  der  Keime  zu  zerstören. 
Und  es  ist  in  der  That  bekannt  genug,  dass  milzbrandkranke  Fr58cli€»9 
wenn  sie  auf  37<^G  erhalten  werden,  in  wenigen  Stunden  sterbeo, 
wobei  sie  in  ihren  Geweben  und  im  Blut  eine  ungeheure  Menge 
Bacillen  zeigen. 

(SehloM  folgt.) 


Vorläufige  MittheUnng  über  einige  Fälle  von  Mycosis 

im  Menschen. 

Von 

Dr.  Bobs 

in 

Warnambool,  Victoria,  Australien. 

Nephromycosis  aspergillina. 

Soweit  ich  die  Litteratur  hier  übersehen  kann,  sind  Fälle  obiger 
Krankheit  noch  nicht  beim  Menschen  beobachtet  worden.  Es  ist  mir 
innerhalb  der  letzten  6  Wochen  2 mal  gelungen,  Sporen  von  Asper- 
gillus, wahrscheinlich  Asp.  fumigatus,  im  frisch  gelaflsenen 
Urin  zu  beobachten.  In  dem  einen  meiner  Fälle  lässt  sich  aus  den 
klinischen  Symptomen  mit  fast  absoluter  Sicherheit  die  rechte  Niere 
als  der  Sitz  des  Krankheitsprozesses  bezeichnen. 

Auch  im  anderen  Falle  sdieint  die  Niere  der  locus  morbi 
zu  sein. 

Die  Symptome  sind  in  Kürze  folgende.  Mr.  S.,  Anstreicher, 
kam  zu  mir  mit  Klagen,  die  sehr  vieldeutig  waren,  allgemeine  Mus- 
kelschwäche, Unlust  zur  Arbeit  etc.  Was  jeloch  meine  Aufmerksam- 
keit  in  Anspruch  nahm,  war  die  Angabe,  dass  sein  Urin  seit  3  Tagen 
trübe  sei  und  Blut  enthalte. 

Er  tbeilte  mir  mit,  dass  sein  Urin  beim  Stehen  einen  rothen 
Bodensatz  absetze.  Ich  Hess  ihn  mir  Urin  bringen  und  bemerkte 
nun,  dass  derselbe  trübe  war,  wie  wenn  Lehm  in  Wasser  aufge- 
schwemmt wäre.  Nach  längerem  Stehen  setzte  sich  ein  flockiger, 
rother  Bodensatz  ab,  der  Urin  war  sauer,  enthielt  Spuren  von 
Albumen.  Das  überstehende  Fluidum  änderte  die  Farbe  vom  originalen 
schmutzig-lehmartig  nicht  beim  längerem  Stehen,  wohingegen  das 
Sediment  von  Tag  zu  Tag  röther  zu  werden  schien.  Nachdem  die 
Klimax  bald  erreicht  war,  nahm  die  Farbe  allmählich  ab  und  ver- 
schwand dann  ganz.  Die  saure  Reaktion  des  Urins  hielt  sich  ab- 
norm lange. 

War  der  makroskopische  Anblick  des  Urins  schon  sehr  irrelei- 
tend zur  Diagnose  Hämaturie,  so  war  es  ein  flüchtiger  Blick  ins  Mi- 
kroskop noch  mehr.  Man  sah  rothe  Zellen  in  allen  Formen  der  Auf- 
lösung, Maulbeer-,  Stechapfelform  etc.,  selbst  Stromazellen  und  weisse 


Torlinfig«  ]iitth«Uiuig  fiber  einig«  PlUe  von  ICycosU  im  MeoMlMil.  505 

SotzeDen  schienen  vorhanden  zu  sein.  Die  yennuthlichen  Stroma- 
jdleo  machten  mich  zuerst  stutzig.  Sie  bestanden  aus  einer  dicken 
Hfiile,  leer  im  Innern.  Um  die  Sache  aufzuklären,  wurde  der  Urin 
in  sterilisirte  Beagenzgläser  aufgefangen,  nachdem  der  Urinstrahl 
die  Uretra  vorher  gereinigt  hatte  und  nun  sofort  auf  Platten  ausge- 


Im  Incubator  bei  Blutwärme  gehalten,  entwickelten  sich  bald 
Aspergillas-Kolonieen.  Ausserdem  fand  sich  noch  eine  Anzahl 
MQcroorgaDismen,  die  ich  bisher  noch  nicht  im  Urin  gesehen  habe, 
obschon  ich  mich  mit  der  Angelegenheit  bakteriologisch  längere  Zeit 
beschäftigt  habe;  vide  Austr.  Medical  Journal.  1890.  Novemb.  15. 
Ob  Badlluria  of  Roberts. 

Während  ich  noch  mit  diesem  Falle  beschäftigt  war,  kam  ein 
Mr.  F.  zu  mir.  Sein  Arzt,  so  theilte  er  mit,  hatte  die  Diagnose  auf 
NierensteiD  gestellt  und  die  Operation  angerathen. 

Seine  Klagen  liessen  an  der  Richtigkeit  der  Diagnose  fast  keinen 
Zweifel  aufkommen.  Jedoch  die  Dauer  der  Anfälle ,  die  Natur  der- 
sdben  und  das  Urinsediment  machten  mich  behutsam. 

Auf  nähere  Anfragen  theilte  er  mir  mit,  dass  der  erste  Anfall 

vor    ca.    3  Jahren  aufgetreten  sei   und  ca.  14  Tage  dauerte,  der 

zweite,  vor  18  Monaten,  dauerte  ca.  3  Wochen.    In  den  Intervallen 

blieb  der  Urin  mehr  oder  weniger  trübe,   der    letzte  Anfall,  unter 

dem  er  laborirte,  als  ich  ihn  sah,  dauerte  24  Tage.     Die  Kolik- 

anfäUe  waren  sehr  schmerzhaft,  der  rechte  Hoden  war  in  die  Höhe 

gesogen.    Es  traten  oft  Exacerbationen  auf,  jedoch  war  er  niemals 

ganz  schmerzfrei.     Die  rechte  Miere  war  schmerzhaft  auf  Druck, 

ebenso  die  Ureteren.    Die  rechte  Nierengegend  war  sehr  heiss,    er 

konnte  oft  die  Wärme  durch  seinen  Rock  hindurch  fühlen.    Im  An- 

luige  des  Anfalles  trat  Erbrechen  auf,  später  hatte  Pat.  sehr  guten 

Appetit,  jedoch  magerte  er  ab  und  wurde  stets  schwächer.     Gehen 

war  in  den  iDtervallen  der  Anfälle  absolut  unmöglich.    Im  Anfalle 

selbst  erhielt  er  Linderung,  wenn  er  das  rechte  Bein  stark  flektirte 

DDd  adduzirte.    Er  theilte  mir  mit,   dass  er  bei  verschiedenen  6e- 

k^nheiten  kleinere  und  grössere  Klümpchen  entleert  habe.     Diese 

liessen  sich  leicht  zerreiben.   Er  hatte  öfteres  Verlangen  zu  uriniren, 

doch  musste  er  oft  eine  Minute  warten,  ehe  es  anfing  zu  laufen.   Der 

Urin  bot  dieselben  Verhältnisse  dar,  wie  im  ersten  Falle. 

Ich  machte  sofort  die  Diagnose  auf  Nephromycosis  aspergfllina. 
Myoelklnmpen  den  Ureter  verstopfend. 

Grosse  Dosen  Belladonna  mit  etwas  Morphium  gaben  bald  Lin- 
denmg. 

&  gelang  mir  sehr  leicht,  Reinkulturen  zu  erzielen. 
Der  Aspergillus  ist  sehr  pathogen  für  Kaninchen.   Wässerige 
Aufschwemmungen  in  die  Vena  cava  injizirt,  tödteten  in  48  Stunden. 
Koltoren  aus  dem  Herzblute  gemacht,  blieben  steril.    Aus  Stückchen 
7on  Leber  und  Niere  wuchsen  prachtvolle  Rasen. 

Herr  Thierarzt  Desmond  von  hier  hat  seit  ca.  12  Monaten  in 
mdsem  Laboratorium  Untersuchungen  über  eine  Art  Tuberculose  beim 
Hornvieh  angestellt.  Alle  Versuche,  entweder  Eoch*s  Bacillus 
oder  Actinomyces  zu  finden,  blieben  erfolglos.    Vor  einigen  Tagen 


506    )ios B ,  VorUttflge  Mittbeiliiiig  üb«r  einige  Fillb  von  Hyoosift  im  UttMchen. 

sah  ich  eines  seiner  Präparate  und  äusserte  meine  Vermuthong^  ^ 
m^e  auch  eine  Aspergillusmykose  sein.    Er  machte  danm     ^^^^ 
mein  Anrathen  Plattenkulturen  und  entdeckte  Aspergillus 
einer  grossen  Anzahl  anderer  Mikroorganismen.    Die  Krankheit 
hier  sehr  verbreitet.    In  einer  Ochsenniere  fand  ich  eine  Anzahl 
scesse,  die  eine  Gelatinesauce-ähnliche  weisse  Masse  enthielten, 
skopisch  fand  ich  Aspergillussporen. 

Sollte  der  Prozess  beim  Menschen  ein  ähnlicher  sein,  so  möobC^e 
eine  Operation  das  einzige  Mittel  zur  Rettung  in  allen  vorgeschrittenen 
Fällen  sein. 

Sollten  nicht  auch  in  Europa  einige  Nephrotomieen,  die,  obsclion 
kein  Stein  gefunden  wurde,   in  Genesung  endeten,  auf  eine  irrigr^ 
Diagnose  hin  unternommen  worden  sein,  obschon  ich  durchaus  nioht 
abgeneigt  bin,  anzunehmen,  dass  Australien  das  zweifelhafte  Vergnügen 
hat,  Krankheiten  eigener  Art  zu  besitzen. 

Wir  haben  hier  soviel  Eigenthümliches  in  Fauna  und  Flora,  dass 
es  nicht  überraschen  kann,  wenn  vnr  mit  in  Europa  und  andersinro 
unbekannten  Krankheitsprozessen  beglückt  sein  sollten. 

Ueber  den  Weg,  die  Ursprungsstätte  des  Aspergillus  werde 
ich  mit  Herrn  Desmond  noch  weitere  Untersuchungen  anstellen. 

Pneumonomycosis  oidica. 

Im  Dezember  1889  berichtete  ich  der  Medic.  Society  of  Victoria 
(siehe  Medical  Journal.  Melbourne.  Dezember  1889)  über  einen  Fall  von 
Pneumonomycosis ,  dem  ich  damals,  auf  mikroskopische  Befunde 
allein  hin,  für  bedingt  durch  Saccharomyces  albicans  hielt. 
Vor  ca.  6  Monaten  kam  eine  Patientin,  Mrs.  D.,  zu  mir  mit  allen 
physikalischen  Symptomen  einer  Echinococcus- Krankheit,  der 
Konvexität  der  Leber.  Ohne  vorherige  Probepunktion  —  da  ich 
den  Sitz  nicht  genau  bestinunen  konnte,  fürchtete  ich  die  Lunge  perforiren 
zu  müssen  —  machte  ich  die  Resektion  der  9.  Rippe  unterhalb  des 
Schulterblattes  und  drang  nun  durch  dichtes  Gewebe  tiefer  ein. 
Probepunktionen  mit  Pravaz^scher  Spritze,  nach  den  verschiedensten 
Richtungen  hin  unternommen,  blieben  erfolglos.  Ich  vermuthete  da- 
her eine  Neubildung,  doch  zur  Vorsicht  Hess  ich  die  Wunde  offen. 
Nach  einigen  Tagen  trat  blutig  gefärbtes  Sputum  auf,  nach  weiteren 
2  oder  3  Tagen  entleerte  sich  durch  die  Resektionswunde  eine  grosse 
Masse  dicker  Flüssigkeit.  Zur  selben  Zeit  trat  reichliche  l^pek- 
toration  mit  Besserung  des  Allgemeinbefindens  aul  Da  die  Patientin 
weit  von  mir  entfernt  wohnte,  Hess  ich  mir  Sputum  senden  und  fand 
nun  Saccharomyces  albicans. 

Plattenkulturen  lieferten  bald  Reinkulturen.  Li  Gelatinestich- 
kulturen zeigte  er  ganz  schön  die  fadenförmigen  Auswüchse. 

Mikroskopisch  untersucht,  enthalten  diese  Auswüchse  dieselben 
hyphenartigen  Gebilde,  die  ich  im  Sputum  fand.  Wenn  Sauerstoff 
freien  Zutritt  hat,  entwickeln  sich  die  Zellen  wie  Hefezellen. 

Die  Kulturen  sind  sehr  pathogen.  Eine  Au&chwemmung,  in  die 
Vena  cava  injizirt,  tödtet  Kaninchen  in  weniger  lüs  ^  Stunden.  Im 
Gegensatz  zum  Aspergillus,  erhielt  ich  zahhreiche  Kolonieen  aas 


AÜu  der  BakCariankand« .  507 

&richprft{>arateD  vom  Herzblute.    Eine  Uumenge  findet  sich  in  Leber 
■od  Nieren. 

Da  die  feineren  histologischen  Verhältnisse  noch  nicht  näher  be- 
schrieben sind ,  werde  ich  dieses  Gebiet  weiter  bearbeiten.  Zugleich 
werde  ich  meine  Aufmerksamkeit  den  Krankheitserscheinungen  und 
der  pathologisch-anatomischen  Erforschung  der  tuberkeläJinlichen  6e- 
büde  im  Hornvieh  zuwenden. 

Dass  durch  den  Genuss  mit  Aspergillus- Herden  durchsetzten 
Fleisches  eine  Mycosis  im  Menschen  erzeugt  werden  kann,  ist  doch 
wohl  anzunehmen.  Jedoch  bin  ich  eher  zu  der  Annahme  geneigt, 
dass  Mensch  und  Vieh,  denselben  EinflQssen  und  Einwirkungen  aus- 
gesetzt, die  Krankheit  auf  demselben  Wege  acquiriren. 

Im  September  1891  findet  in  Sjdney,  New-South-VVales,  Australia, 
ein  interkolonialer  medizinischer  Kongress  statt,  und  hoffe  ich  bis  da- 
hin die  Angelegenheit  zum  Abschluss  gebracht  zu  haben,  wenigstens 
so  weit  das  histologische  Detail  in  Betracht  kommt. 

Ende  Januar  1891. 


Rirftorats. 


Fraenkel,  €•  und  Pfeiffer, B«,  Mikrophotographischer  Atlas 
der  Bakterienkunde.  Lieferung  9  und  10.  Tfl.  XLII— LI 
mit  Text.  8«.  Berlin  1891. 
Die  uns  vorliegende  Lieferung  ist  dem  Cholerabacillus  gewidmet. 
Wir  sehen  ihn  in  Fig.  84  und  85  im  Darminhalt  des  Menschen  theils 
▼erhiltnissmässig  sp&rlich,  theils  in  dichten  Schwärmen,  und  neben 
den  charakteristisch  gebogenen  zahlreiche  gestreckte  Elemente.  Ein 
8chnitti)rftparat  vom  Darm  einer  Gholeraleiche  zdgt  ihn  im  Innern 
der  tubulösen  Drüsen  zufällig,  nicht  zwischen  Epithel  und  Basal- 
membran, wie  man  es  sonst  nach  R.  Koch  häufiger  sieht  Die 
4  nächsten  Abbildungen  führen  das  Wachsthum  des  Vibrio  auf  der 
Gelatineplatte  nach  18,  24,  30  und  48  Stunden  vor.  Die  nnregel- 
mässig  rundlichen,  krümelig-brOckeligen  Kolonieen  mit  der  Ver- 
flOssigungszone  und  den  eigenartigen  Lichtreflezen  in  ihrer  Umgebung 
sind  in  vorzüglicher  Weise  wiedergegeben.  Auf  Fig.  91-~^93  sehen 
wir  die  Stichkultur  in  Nährgelatine  nach  2 ,  3  und  6  Tagen  in  na- 
tOrticher  GrOsse.  Das  relativ  langsame  Wachsen  der  Kultur,  die  zu- 
nehmende Verflüssigung  und  die  Bildung  der  Gasblase  im  obersten 
TheOe  des  Verfiüssigungstrichters  treten  anschaulich  zu  Tage.  Es 
folgen  Abbildungen  von  Ausstrichpräparaten  der  Bakterien  in^Rein- 
kultur,  auf  Fig.  94  von  Nährgelatine ,  auf  Fig.  95  in  Bouillon ,  dort 
die  Vibrionen  meist  einzeln  oder  zu  zweien,  vielfache  Sporen  bil- 
dend, hier  mehr£Eich  zu  langen  Verbänden  (Spirillen  ?)  ausgewachsen. 
Fig.  96  zeigt  die  Geissein,  auf  einem  nach  Loef  fler  gefib*bten  Prä- 
parat, und  zwar  meist  nur  eine  an  einem  Ende  des  Vibrio.  Fig.  97 
führt  die  Involutionsformen  vor,  wie  wir  sie  in  mehrere  Wochen 
alten  BeuiUonkulturen  zu  sehen  bekommmi.    Fig^98  endlich  führt 


I'l 


508  ^^*«  ^"  Bakteri«i>kande.  —  ToUwath. 


eine  Reinkultur  auf  gestärkter  Leinwand  vor;  wir  sehen  die  MilcrO'- 
Organismen  so  dicht  gedrängt,  als  hätten  wir  ein  KlatschpräpAr^t 
von  einer  Kolonie  von  der  Platte  vor  uns. 

Fig.  99—101  fahren  den  Fink  1er -Prior 'sehen  Vibrio  vor    in 
der  Kolonie  auf  der  Gelatineplatte,    im  Ausstrichpräparat  in   Rein-    - 
kultur  und  in  der  Stichkultur.    Die  Bilder  bringen  die  Unterschiede 
zwischen  diesem   Stiefbruder  des  Choleravibrio   und   dem  letzteren 
selbst  vorzüglich  zur  Anschauung. 

Fig.  102—104  stellen  den  Vibrio  Mets chnikoff  dar,  dessen 
Aehnlichkeit  mit  dem  Koch 'sehen  Kommabaciilns  allerdings  eine 
viel  grössere  ist.  Immerhin  erscheinen  die  Formen  kQrzer,  plamper 
und  stärker  gekrümmt,  namentlich  im  Darminhalt  der  Taube,  während 
die  Beinkultur  auf  der  Platte  auch  der  geübteste  Beobachter  von 
der  des  Choleravibrio  nicht  unterscheiden  könnte.  Das  Wachsthum 
in  der  Stichkultur  ist  dem  des  Choleravibrio  gleichfalls  wohl  ähnlich, 
nur  geht  es  schneller  von  statten. 

Das  letzte  Bild  der  Doppellieferung,  Fig.  105,  zeigt  die  Lew  es  - 
sehen  Zahnschleim-Kommabacillen ,  die  beluinntlich  auch  als  Gegner 
der  Koch 'sehen  Cholerabacillen  ins  Feld  geführt  worden  sind,   ein 
Irrthum,  der  allein  schon  durch  den  Umstand  hätte  unmöglich  ge- 
macht werden  sollen,  dass  die  Lowes 'sehen  Vibrionen  auf  unseren 
Nährböden  nicht  gedeihen.     Eine  Verwechselung   hätte   nur  statt* 
finden  können,  wenn  man  hätte  annehmen   wollen,  dass  die  Mund- 
schleim-Vibrionen  plötzlich  toll  geworden  wären,  um  Cholera  zu  er- 
zeugen und  gleichzeitig  mit  der  Virulenz  die  Fähigkeit  bekommen 
hätten,  auf  Bouillon,  Gelatine,  Agar-Agar,  Kartoffeln  etc.  in  üppiger 
Weise  zu  gedeihen.    —  Der  Vollständigkeit  halber  hätte  vielleicht 
noch  eine  Abbildung  des  De neke 'sehen  Bacillus  gegeben  werden 
können. 

Die  Auswahl  der  Präparate  zeigt  das  Charakteristische  im  mor- 
phologischen und  biologischen  Verhalten  des  Gholeravibrio  und  seiner 
Konkurrenten  in  einer  solchen  Vollständigkeit  und  Schönheit ,  wie 
wir  es  noch  nirgends  gesehen  haben.  Die  Ausführung  der  Bilder 
lässt  an  Schärfe  und  Klarheit  nichts  zu  virünschen  übrig.  Der  be- 
gleitende Text  hat  die  aus  den  früheren  Lieferungen  rühmlichst  be- 
kannte Klarheit  im  Ausdruck  und  in  der  Darstellung. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

BomMoei,  €1^.,  Sulla  virulenza  delle  capsule  surrenali 
del  coniglio,  nella  rabbia.     (La  Biforma  med.  VI.  1890. 
No.  79.  p.  471.) 
Verf.  suchte  die  Frage,  ob  in  den  Nebennieren  eine  Lokalisation 
des  Wuthgiftes  zu  Stande  komme,  in  definitiver  Weise  zu  lösen.   Die 
Nebennieren  wurden  Kaninchen  entnommen,   bei  welchen  Impfwuth 
durch  subdurale  Injektion  von  Virus   fixe  oder  durch  Impfung  mit 
Strassenvirus  in  die  vordere  Augenkammer  ausgelöst  worden  war. 
Alle  Kaninchen,  die  mit   einer  ans  solchen  Nebennieren  bereiteten 
Emulsion  infizirt  wurden,  gingen  unter  den   charakteristischen  Er- 
scheinungen der  Wuth  nach!  kürzerer  oder  längerer  Zeit  zu  Grunde, 
wobei  die  Diagnose  durch  erfolgreiche  Weiterimpfung  auf  Kontroll- 


ToUwnth.  —  Purpura  bMmorrhagica.  —  Thierischo  PuruiUn.  50d 

tkiere  ihre  Bestätigung  fand.  Im  Allgemeinen  war  das  durch  die 
bfektion  mit  Nebennieren  wuthkranker  Thiere  hervorgebrachte  Krank- 
hdtsbild  ein  milderes,  verzögerteres,  als  es  bei  Verimpfung  des  Bulbus 
erhalCen  zu  werden  pflegt  In  einzelnen  Fällen  war  die  Inkubations- 
leit  eine  längere,  als  die  gewöhnliche,  dagegen  die  paralytischen  Er- 
gdmouDgen,  welche  dem  Tode  vorangehen,  von  sehr  kurzer  Dauer. 
Ein  wesentlicher  Unterschied  in  den  Symptomen  der  mit  Nebennieren 
eneagten  Wuth  konnte  nicht  sichergestellt  werden,  ob  nun  die  Neben- 
BiereD  von  getödteten  oder  spontan  gestorbenen  Thieren  herstammten, 
ob  de  anmittelbar  oder  nach  verschieden  langer  Zeit  nach  dem  Tode 
entnommen  wurden. 

Aus  den  Ergebnissen  seiner  Untersuchungen  schliesst  Verf.,  dass 
die  Nebennieren  bei  Wuth  virulent  sind  und  dass  diese  Virulenz  von 
einer  etwaigen  post  mortem  eintretenden  Diffusion  des  Wuthgiftes 
unabhängig  ist.  Die  Milde  und  der  langsame  Verlauf  der  mit  Neben- 
nieren erzeugten  Krankheit  lassen  sich  aus  dem  —  gegenüber  jenem 
des  centralen  Nervensystems  —  geringeren  Virusgehalt  der  Neben- 
nieren erklären.  Kr  dl  (Prag). 


Hanot,  Y.  et  Luzet»  Gh.,  Note  sur  le  purpura  ä  strepto- 

coques    au    cours   de  la    möningite  c^röbro-spinale 

streptococcienne.     Transmission  du    purpura  de  la 

m&re  au  foe  tus.    (Archives  de  m^decine  exp^rimentale  et  d'ana- 

tomie  pathologique.  1890.  No.  6.) 

Eine  schwangere  Frau  erkrankte  aus  unbekannter  Ursache  an 

einer  eiterigen  Meningitis  cerebrospinalis,    wurde    septikämisch  und 

bekam  während  dieser  Zeit  eine  Purpura  haemorrhagica  an 

den  unteren  Extremitäten.     Der  intrauterin   infizirte   Fötus  wurde 

todt  geboren.    Die  Mutter  starb  4  Tage  nach  dem  Auftreten  der 

Krankheitserscheinungen. 

Beim  Fötus  fanden  sich  die  Ekchymosen  nur    in  den  serösen 

Häuten  und  in  der  ThymusdrQse  vor.    Dieselben  enthielten  sämmt- 

lich  Streptokokken.    Letztere  wurden  auch  in  der  Leber  konstatirt. 

Bei  der  Mutter  wurden  die  Streptokokken  im  Meningealexsudate, 

in  der  Leber,  in  der  Milz  und  im  Uterus  nachgewiesen. 

Um  welche  Art  von  Streptokokken  es  sich  gehandelt  hat,  wurde 
nicht  ermittelt. 

Bef.  vermisst  mit  Rücksicht  auf  die  Untersuchungen  der  letzten 
Zeit  hinsichtlich  der  Frage  nach  dem  Uebergange  von  Infektions- 
keimen von  der  Mutter  adf  den  Fötus  die  Untersuchung  der  Pia- 
centa,  namentlich  betreffs  etwaiger  Blutungsherde. 

Dittrich  (Prag). 

Van  Beneden,  P.  J«,  Un  Nematode  nouveau  d'un  Galago 
de   la   cote   de   Guin6e.    (Bulletin  de  TAcadömie  royale  de 
Belgique.  S6r.  UL  T.  XIX.  1890.  p.  389—393.  Mit  1  Taf.) 
Verf.  beschreibt  einen  neuen  Nematoden,    der    im  Darm   von 

Otolicnus  peli  Temminck,  einem  Maki  Guinea's,  gefunden  ist. 

Des  Verf.'s  Ansicht,  dass  dies  der  erste  helminthologische  Fund  in 
IX.  Bd.  33 


510  Thieriache  Paraslton. 

Lemuriden  sei,  muss  Ref.  dahin  berichtigen,  dass  Fourment^)  eine 
Filaria  aus  Lepilemur  und  Poirier*)  ein  Distomum  aus 
Nycticebus  beschrieben  hat. 

Der  Wurm  ist  15  mm  lang  und  */4  mm  dick;  nach  der  Abbil- 
dung zu  schliessen,  bezieht  sich  diese  Maassangabe  aber  nur  auf  das 
Weibchen,  das  Männchen  ist  etwas   kürzer  und  bedeutend  dünner. 
Die  unbewaffnete  Mundöffnung  ist  endständig  und  führt  in    einen 
recht  musculösen  Oesophagus,  der  sich  mit  einer  bulbösen  Anschi^el- 
lung  gegen  den  Darm    absetzt.    Letzterer  durchzieht  den  Körper- 
schlauch in  gerader  Linie  und  mündet  in  nicht  grosser  Entfernung 
von  der  Schwanzspitze  nach  aussen.    Beim   Männchen  ist  der  After 
noch  rechts  und  links  von  einem  Hautsaume  begrenzt,  auf  dem  fönf 
Papillen  (oder  „Chitinrippen^^  meint  der  Verf.)  sichtbar  sind,  die  aber 
den  Rand  des  Saumes  nicht  erreichen.    Will  man  Schneider 's  Art 
der  Gharakterisirung  beibehalten,  so  muss  man,   da  nach  ihm   die 
postanaJen  Papillen  nicht  konstant  sind,  die  Zahl  der  präanalen  an- 
geben, die  sich  in  unserem  Falle  auf  drei  beläuft.    Mit  dem  After 
vereinigt  findet  man  beim  Männchen  auch  die  Genitalöffnung.    Die 
Begattungsstücke  bestehen  aus  zwei  sehr  langen  gleichen  Spicolis 
und  einem  bedeutend  kleineren  accessorischen  Stücke.    Die  weibliche 
Geschlechtsöffnung  befindet  sich  ungefähr  in  der  Mitte  des  Körpers, 
vielleicht  ein  wenig   mehr   nach   hinten   zu.    Aber  auf  jeden  Fall 
scheint  sie  mir  nicht  so  weit  nach  hinten  zu  liegen,  dass  sie  bei 
einer   femrohrartigen   Einstülpung  des  hinteren  Schwanzendes,  die 
Verf.  beim  Weibchen  mehrfach  beobachtet  hat,  auf  den  Rand   des 
durch  die  Einstülpung  entstandenen  Trichters  oder  gar  in  denselben 
hinein  zu  liegen  käme,  wie  man  das  aus  Analogie  schliessen  möchte, 
da   Schneider   bei    Formen,    deren    weibliches   Schwanzende   ein 
gleiches  Verhalten  zeigte  (Strongylus   hypostomus  und  in* 
vaginatus),  die  Vulva  nicht  weit  vom  After  nachweisen  konnte 
und  daher  die  Vermuthung  aussprach,  die  Einstülpung  möchte  beim 
Begattungsakte  einen  gewissen  Vortheil  bieten. 

Die  Stellung  im  System  muss  unserm  Nematoden  erst  noch  an- 
gewiesen werden,  denn  zum  Oenus  Strongylus,  dem  er  von  v.  Be- 
neden als  Str.  Otolieni  zugezählt  wird,  gehört  er  jedenfalls  nicht 
Charakteristisch  für  die  Strongyliden  ist  vor  allem  die  männliche 
Bursa,  die  geschlossen  zu  nennen  ist  und  die  Schwanzspitze  ganz  in 
sich  aufnimmt  Auch  fehlen  die  typischen  Rippen  bei  unserer  Form 
gänzlich;  wenn  auch  die  Papillen  etwas  verlängert  sind,  so  halten 
sie  mit  den  Rippen  der  Strongylus-Bursa  doch  keinen  Vergleich  aus. 
Ref.  meint,  wir  haben  es  in  unserer  Form  mit  einem  neuen  Oenus 
zu  thun.  O.Brandes  (Halle  a  S.). 

Sagarra,  Y.,  Un  caso  de  distoma  hepätico  en  el  hombre. 
(Revista  de  med.  y  cir.  prdct.  1890.  No.  22.) 
Verf.  veröffentlicht  eine  brieflich  an  ihn  gerichtete  Mittheilung 
eines  seiner  vormaligen  Schüler  über  die  Krankheit  eines  42jährigen 

1)  Fourment,  Soc.  de  Biologie.  Paris  1883. 

2)  Poirier,   Trämatodes   noav.     (Bulletin    soc    philomat    t.  X.    Paris   1885-^ 
1886.  pag.  7—8.  pl.  II.) 


ÜntertttehangniMthoden,  Instnimente  etc. 


511 


Bauern,  die  Tier  Monate  lang  allen  Diagnoseversuchen  getrotzt  hatte, 
da  bei  Anasarka,  Durst,  Appetitlosigkeit,  Verstopfung  (mit  Durchfall 
alle  5 — 6  Tage),  keinerlei  Organerkrankung  zu  entdecken  war  und 
das  leichte  Kitzelgef&hl  in  der  Gallenblasengegend  keiner  Beachtung 
verth  schien.  Da  erfuhr  der  behandelnde  Arzt  zufällig,  dass  tin  dem 
Orte  viele  Schafe  an  der  Gonvalia  zu  Grunde  gingen,  die  von 
den  Armen  verzehrt  wurden;  er  untersuchte  nun  mehrere  gefallene 
Schafe,  und  fand,  dass  die  Krankheit  von  Distoma  hepaticum 
herrfthrte.  Der  Kranke  erkl&rte  auf  Befragen,  dass  er  öfters  von 
solchem  Fleische  gegessen  hätte  und  erhielt  nun  während  einer  Ver- 
stopfangsperiode  Ricinusöl,  worauf  denn  auch  in  dem  reichlichen 
galligen  Stuhlgange  vier  deutlich  ausgebildete  Distomen  gefunden 
worden,  von  denen  ein  Exemplar  an  Verf.  (Professor  der  Operations- 
lebre)  zur  Untersuchung  geschickt,  als  Distoma  hepaticum  er- 
kannt and  als  mikroskopisches  Präparat  aufbewahrt  wurde.  Unge- 
achtet der  Kranke  sich  sowohl  nach  spontaner  Diarrhöe,  als  nach 
AbfQhrmitteln  erleichtert  fQhlte,  nahmen  allmählich  doch  das  Ana- 
sarka,  die  ikterische  Färbung,  die  Stomatitis  ulcerosa  immer  mehr 
zu,  bis  schliesslich  nach  18  Monaten,  unter  den  Erscheinungen  des 
Langenödems,  der  Tod  eintrat.  Dieser  Fall  scheint  der  erste  in 
Spanien  beobachtete  oder  doch  als  solcher  erkannte  Fall  von  Leber- 
c^linfektion  beim  Menschen  zu  sein.         Sentinon  (Barcelona). 

SoBÜrworth ,  E.  H.,  A  new  Hollyhock  disease.  (Journ.  of 
Mycology.  Washington.  Vol.  VI.  1890.  No.  H.  p.  45—50.  PI.  III.) 
Eine  neue  Malvenkrankheit  ist  seit  5—6  Jahren  in  New- York, 
New-Jersey,  Washington  beobachtet  worden,  welche  alle  Theile  der 
Gartenmalven  befällt  und  diese  gänzlich  zu  Grunde  richtet.  Die  ür- 
Mche  der  Krankheit  ist  ein  Verwandter  des  Colletotrichum 
Lindemuthianum  (Sacc.  et  Magn.),  welcher  die  bekannte  Flecken- 
krankheit der  Bohnen  erzeugt.  Verf.  beschreibt  ihn  unter  dem  Namen 
Colletotrichum  Althaeae  n.  sp.  Ludwig  (Greiz). 

Krefeld,  0.,  Recent  investigations  of  smut  fungi  and 
smut  diseases  (1.  c.  p.  59—71.) 
Abdruck  des  hier  schon  besprochenen  Aufsatzes  aus  den  Nachr. 
aus  d.  Klub  d.  Landwirthe  zu  Berlin  No.  220—222.    Forsetzung. 

Ludwig  (Greiz). 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Heller,  J.,  Der  Harn  als  bakteriologischer  Nährboden. 
(Berl.  klin.  Wochenschr.  1890.  No.  39.) 
Gründe  der  Sparsamkeit  und  angebliche  Mängel  der  Fleisch- 
wasserpeptongelatine,  vor  allem  die  Langsamkeit  der  Präparation  der 
letzteren,  welche  das  Eindringen  zahlreicher  und  schwer  zu  vernich- 
tender Keime  in  die  Gelatine  gestattet,    die  Nothwendigkeit  und 

38» 


512     SchotzimpAiog,  kiUutl.  Infokttonskraokheitoni  Entwickeliiiigaheiiiiiniiig  «te. 

Schwierigkeit  der  Filtration,  welche  sehr  zeitraubend  ist,  haben 
veranlasst,  statt  des  Fleiscbwassers  den  Harn  zur  Herstellung 
Nährgelatine  zu  verwenden,  der  billig  und  in  seiner  Zusammensetza ; 
derjenigen  des  Fleischwassers  verwandt  ist.     Er  ist  in  sterilisirtexa 
Gefässen  aufgefangen,  als  keimfrei  zu  betrachten,  hat  den  grosft^D 
Vorzug,  eiweissfrei  zu  sein  und  ist  leicht  zu  neutralisiren.    Ausseir^ 
dem  ist  er  bekanntlich  ein  guter  Nährboden  für  Bakterien.    H.  ^katg% 
Harn  in  sterilisirten  Gefässen  auf,  bringt  sein  spezif.  Gewicht  dorcb 
Verdünnen  mit  Wasser  auf  1010,  macht  ihn  schwach  alkalisch  dorolm 
Sodalösung  und  filtrirt ;   dann  setzt  er  1  7o  Pepton ,  1 7o  Kodisal^, 
5— 10®/o  Gelatine  oder  1— 2^/o  Agar-Agar,  wenn  erforderlich  Gly- 
zerin, Traubenzucker  u.  dgl.  m.  hinzu,  kocht,  filtrirt,  füllt  den  N&hr- 
boden  in  Gläschen  und  sterilisirt     Eine  einmalige  Sterilisation  ge* 
nOgt.    Will  man  ganz  besonders  gut  entwickelte  Kulturen   erzielen, 
so  kann  man  durch  Thierkohle  einen  Theil  der  Hamfarbstoffe  ausfällen. 
H.  fand  seinen  Nährboden  sehr  haltbar  und  entschieden  durchsich- 
tiger und  klarer,  als  die  Fleischwasserpeptongelatine. 

Verflüssigung  und  Farbstoflfbildung  in  Harngelatinekulturen  geht 
ebenso  vor  sich,  wie  in  der  bisher  üblichen  Gelatine,  ebenso  ist  die 
äussere  Form  der  Kolonieen  und  Kulturen  die  gleiche.     H.  züchtete 
5  verschiedene  Schimmelpilzarten,  mehrere  Hefen,  6  saprophytische 
und  8  pathogene  Bakterien  auf  seinem  Nährboden,  die  alle  vorzüglich 
gediehen,  die  letzteren,  wie  H.  besonders  hervorhebt,  ohne  ihre  Viru- 
lenz einzubüssen.     W'eniger  gut  gediehen  einige  Bakterien  insofern, 
als  z.  B.  der  B.  violaceus  seinen  Farbstoff,  der  B.  fluorescens 
seine  Fluorescenz  auf  der  Harngelatine  nicht  in  der  bekannten  üppigen 
Weise  zeigten.     Tuberkelbacillen  gediehen  auf  dem  Hamnährboden 
sehr  kümmerlich,  die  Züchtung  des  Gonococcus  misslang  völlig. 
H.  empfiehlt  mit  Recht  weitere  Versuche  mit  seinem  Nährboden  und 
schliesst  seine  Arbeit  mit  der  gewiss  allseitig  gebilligten  Mahnung: 
„Ist  der  Harn  ein  guter  Nährboden  für  fast  alle  Infektionsträger,  so 
ist  sorgfältige  Desinfektion  des  Harns  bei  allen  Infektionskrankheiten 
eine  hygienische  Forderung.^^  M.  Kirchner  (Hannover). 


8«hiüi,  H.  X.,  Die  Bereitang  der  Nfthrmedien  f&r  MUcroben.    (Wratsch.  1891.  No.  1—3. 
p.  8—4,  87—38;  68—66.)    [Bussiscb.J 


Schutzimpfung ,  künstliche  Infelctionslcranlchelten ,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Lubarsch,  O«,  Untersuchungen  über  die  Ursachen  der 
angeborenen  und   erworbenen  Immunität.    (Sep.-Abdr. 
aus  der  Zeischrift  für  klinische  Medicin.  163  S.  Berlin  1891.) 
Die  umfangreiche  Abhandlung  besteht  aus  einer  historischen  Ein-* 


SelmUlmp^uogi  künstl.  InfektiotiskrtokheUen,  KiitwickelongAliammtlog  etc.      5lä 

latang,  einem  allgemeinen   kritisch-experimentellen  und  einem  spe- 
siell-ezperimentellen  Theil. 

In  dem  historischen  Theil  gibt  L.  nach  einigen  Gitaten  aus 
Altertham  und  Mittelalter  einen  kurzen  Ueberblick  über  die  Hypo- 
thesen, welche  in  neuerer  Zeit  Ober  das  Zustandekommen  der  ange- 
borenen nnd  der  erworbenen  Immunität  aufgestellt  worden  sind.  In 
dem  zweiten  Theil  unterzieht  er  die  hauptsächlichsten  dieser  Hypo- 
thesen —  Verf.  bezeichnet  sie  durchweg  als  Theorieen  —  einer  noch- 
maiigeo,  ausführlicheren,  kritischen  Besprechung,  wobei  er  auch  eigene 
dieabezQgliche  Experimente  anfahrt,  die  sich  indes  grösstentheils  auf 
Wiederholung  resp.  Nachprüfung  der  Versuche  anderer  Autoren  be- 
schränken; die  eigenen  Versuche  von  L.  beziehen  sich  übrigens  aus- 
schliesslich auf  den  Milzbrand. 

Zunächst  bespricht  der  Verf.  die  Erschöpfungstheorie 
(Pasteur,  Klebs).  Bereits  vor  einiger  Zeit  hat  Bitter  nach- 
gewiesen, dass  bei  Milzbrand,  Schweinerothlauf,  Hühnercholera  von 
dner  Erschöpfung  des  Nährbodens  im  infizirten  Thierkörper  nicht 
die  Bede  sein  kann.  Die  Versuche  mit  Milzbrand  hat  nun  L.  wieder- 
holt, zum  Theil  an  anderen  Thierarten,  und  ist  zu  demselben  Resultat 
gekommen,  wie  Bitter.  Auch  im  lebenden,  mit  Milzbrand  infizirten 
Thiere  sah  er  Milzbrandsporen  zu  Bacillen  auswachsen. 

Im  Anschluss  an  die  Erschöpfungstheorie  bespricht  L.  die  neuer- 
^ngs  namentlich  von  Baumgarten  und   seinen   Schülern   (Pe- 
iTuschky,     Braem)    vertretene   „A ssimilationstheorie'^ 
Die  Versucbsergebnisse   Braem 's,    dass    sporenhaltige  Milzbrand- 
bacillen    in    Wasser    und    0,6  ^/o    Kochsalzlösung    verbal tnissmässig 
rasch  (in  etwa  12  Tagen)  untergehen,  konnte  L.  nicht  bestätigen; 
in  seinen  Versuchen  waren  selbst  nach  Verlauf  von  2  Vi   Monaten 
im  Wasser  noch  ungefähr  die  Hälfte  der  eingebrachten  Sporen  vor- 
handen, in  der  Kochsalzlösung  war  überhaupt  keine  Abnahme  zu 
konstatiren.    Verf.  führt  dann  näher  aus,  dass  sich  die  Milzbrand- 
bacillen  im  lebenden  Froschkörper  durchaus   anders  verhalten,  wie 
in  nahrungsarmen  Medien  u.  ähnl.  m.,  dass  es  jedoch  auch  beim 
Milzbrand  nach  seinen  Versuchen  einen  Fall  gibt  (Ascidien),  für  den 
Baumgarten 's  Auffassung  völlig  zuzutreffen  scheint 

Alsdann  werden  die  „localistische*^  Theorie  (Buchner, 
Wolffberg),  die  Leukocytentheorieen  (Metschnikoff, 
Ribbert),  die  Anpassungstheorie  (Orawitz)  und  die 
^cellulär-chemischen'^  Theorieen  kurz  besprochen.  Zu  den 
letzteren  rechnet  Verf.  merkwürdigerweise  auch  die  Anschauung, 
dass  die  bakterientödtenden  Eigenschaften  des  zellenfreien  Blut- 
serums für  die  Erklärung  der  Immunität  in  gewissen  Fällen  ver- 
wendet werden  könne.  Die  Anhänger  dieser  Anschauung  nehmen 
eine  bakterientödtende  Wirkung  der  Zellen  gar  nicht  an,  man 
kann  daher  diese  Theorie  nicht  zu  den  „cellulär  -  chemischen*^ 
zählen. 

Verf.  wendet  sich  weiter  zu  der  Retentionstheorie(Ghau- 
veau,  Wernich);  er  schliesst  sich  hier  der  früher  von  Flügge 
aasgesprochenen  Ansicht  an,  dass  in  den  Körpersäften  lösliche  Stoffe 


5l4     dchntsimpfung,  kfinstl.  iDfoktionskranktieiteD,  Eotwickelaofts^emmiiiig  db. 

wohl  nicht  so  lange  im  Körper  zurückbehalten  werden  könnten, 
dies  zur  Erklärung  der  langen  Dauer  des  Impfschutzes  nöthig 
L.  meint,  dass  durch  diese  Ueberlegung  die  Retentionshypothese 
„unter  allen  Umständen  ihren  Todesstoss  empfängt'*  (S.  47).  Indes 
ist  das  nicht  sein  letztes  Wort  in  dieser  Angelegenheit.  Denn  in 
einem  Nachtrage  zu  der  vorliegenden  Arbeit,  welcher  sechs  Mon&te 
später  datirt  ist,  als  diese,  bezeichnet  er  die  neuen  Entdeckungen 
von  Behring  und  Kitasato  auf  dem  Gebiete  der  Immunitätslebre 
als  „eine  fundamentale  Thatsache,  welche  die  Retentionshypothese 
zum  entscheidenden  Siege  zu  führen  scheint'*  (S.  Iö2). 

Unbefriedigt  von   den  bisher  aufgestellten  Hypothesen,  wendet 
sich  L.  nunmehr  in  dem  dritten  Theil  seiner  Arbeit  dazu,  den  Milz- 
brand —  als   eine  der  bestgekannten  Infektionskrankheiten  —  bei 
empfänlichen,  sowie  bei   natürlich  und  künstlich  immunen  Thieren 
näher  zu  untersuchen.    Hierbei  definirt  er  als  absolut  immun  den- 
jenigen Organismus,  „in  welchem  eine  Vermehrung  der  eingedrungenen 
Infektionserreger  nicht  stattfinden  kann"^^)  (S.  50). 

Diese  Definition  ist  offenbar  unzureichend.  Denn  der  Begriff 
der  Immunität  war  nicht  nur,  wie  L.  anführt,  ursprünglich  ein 
klinischer,  sondern  er  ist  es,  dem  allgemeinen  Sprachgebrauche 
zufolge,  auch  heute  noch:  nicht,  ob  die  eingedrungenen  Infektions- 
erreger sich  vermehren,  sondern  ob  der  Organismus  in  Folge  des 
Eindringens  derselben  erkrankt,  ist  das  Wesentlicha  Auffallender* 
weise  widerspricht  aber  L.  selbst  an  einer  späteren  Stelle  der  yor- 
liegenden  Abhandlung  jener  eigens  von  ihm  aufgestellten  Definition 
völlig;  denn  auf  S.  119  stellt  er  vier  Möglichkeiten  für  die  Immu- 
nität gegen  Milzbrand  auf,  von  denen  nur  die  erste  darin  besteht, 
dass  sich  die  im  Thierkörper  eingedrungenen  Bacillen  nicht  ver- 
mehren. 

Lubarsch  bespricht  dann  zunächst  einige  Schutzvorrichtungen, 
durch  welche  der  thierische  Organismus  an  den  Invasionsstätten  der 
pathogenen  Mikroorganismen  das  Eindringen  derselben  unter  Um- 
ständen zu  verhindern  vermag.  Diese  Vorrichtungen  (Plattenepitbel 
der  Mundhöhle,  Säuregehalt  des  Magensaftes  etc.)  fasst  er  unter  der 
Bezeichnung  „lokale  Immunität'^  zusammen.  Ausführlicher  beschäftigt 
er  sich  mit  der  Infektion  von  der  Lungenoberfläche  und  von  der 
Hornhaut  aus.  Auf  welchen  Gründen  die  thatsächlich  bestehende 
Schwierigkeit,  Thiere  von  den  beiden  letztgenannten  Stellen  aus  mit 
Milzbrand  zu  infiziren,  beruht,  vermag  L.  nicht  mit  Sicherheit  zu 
entscheiden.  Im  Anschlnss  hieran  werden  einige  Versuche  über  den 
Einfluss  der  Entzündung,  Eiterung  und  Nekrose  auf  die  Infektion  mit 
Milzbrand  mitgetheilt. 

Weiterhin  folgt  eine  ausführliehe  Besprechung  des  Milzbrandes 
bei  den  verschiedenen  Thierklassen :  bei  Wirbellosen,  Fischen,  Am- 
phibien, Vögeln,  Ratten,  Katzen,  Hunden,  beim  Menschen  und  schliess- 
lich bei  den  absolut  empfänglichen  Thieren  (Meerschweinchen,  weissen 


1)  Als  relatir  iramnn  beseichnet  L.  denjenigen  Organismus,  in  welchem  ifSwar 
lolial  eine  beschrftnkte  Vennehrung  der  Infektionserreger  stattfinden  kann,  ohne  dass  et 
jedoch  SU  einer  AUgemeinerkranknng  kommt". 


dchvtnniFtiinjf,  kBostl.  InfektionskrankheUen,  feiitwick«inogftheininaDg  eio,      5l& 

Mäiseii,  manchen  Kaninchen).  Eine  ausführliche  Inhaltsangabe  dieses 
Abschnitts  würde  die  Ausdehnung  dieses  Referats  zu  sehr  vergrössern; 
aoch  bringen  die  Versuche  und  Erörterungen  des  Verf.'s  nur  wenig 
Neues.  Die  im  Laboratorium  der  zoologischen  Station  in  Neapel  an- 
gestellteii  Versuche  mit  Ascidien,  Torpedos  und  Haifischen  bat  Verf. 
s.  Th.  bereits  früher  in  diesem  Centralblatt  Bd.  VI.  (1889.  S.  530  ff.) 
poblizirt.  —  Auch  in  diesem  „speziell-experimentellen'*  Theile  finden 
wir  übrigens  durchaus  nicht  nur  Beobachtungen  und  Versuche,  sondern 
wiederuni,  wie  in  den  fr&heren  Abschnitten,  längere  kritisch-polemische 
Auseinandersetzungen,  die  sieh  naturgemäss  nicht  in  Kürze  wieder- 
geben lassen. 

Nach  einigen  Betrachtungen  über  die  „Theorie  der  Milzbrand- 
krankheit'^  folgt  dann  ein  nochmaliger  längerer  Exkurs  über  die 
Phagocytose.  L.  kommt  schliesslich  zu  der  Ansicht,  dass  in  der- 
selben eine  wesentliche  Ursache  der  Immunität  nicht  zu  sehen 
sei,  doch  könnte  die  Phagocytose  „hie  und  da  von  Bedeutung  für 
die  Vernichtung  der  Bakterien  sein,  wenn  dieselben  bereits  ausser- 
halb der  Zellen  durch  die  Zellen  in  einen  Zustand  versetzt  sind,  in 
dem  sie  ausser  Stande  sind,  die  Zellen  zu  schädigen,  und  wenn 
auch  innerhalb  der  Zellen  die  Stofifwechselvorzüge  derselben  eine 
^eiterentwickelung  der  Bakterien  verhindern''. 

Weiterhin  bespricht  L.  die  —  bisher  nicht  mit  Sicherheit  fest- 
gestellte —  Bedeutung  der  Milz  fQr  die  Immunität  und  wendet  sich 
acUiesslich  zu  den  bakterientödtenden  Eigenschaften  des  Blutserums. 
Flügge  hat  bekanntlich  nachgewiesen,  dass  das  Blut  eines  mit  Milz- 
brand infizirten  Kaninchens  bereits  zu  einer  Zeit  seine  bakterien- 
tddtende  Eigenschaft  verliert,    zu  welcher  in  den  grossen  Gefässen 
Bacillen  noch  nicht  nachweisbar  sind.     L.  hat  diesen  Versuch  mehr- 
mals und  stets  mit  dem  gleichen  Resultat  wiederholt.    Er  ging  dann 
weiter  daran,    das  Verhalten  der  bakterientödtenden  Wirkung  des 
Blutserums   bei  immunisirten  Thieren  zu  untersuchen.     L.  experi- 
mentirte  an  einigen  Kaninchen  und  zwei  Hammeln,  hatte  jedoch  öfters 
Mißerfolge;  so  starben  manche  Kaninchen  bereits  nach  der  Impfung 
mit  Vaccin  II,  der  eine  Hammel  sogar  schon  nach  der  Impfung  mit 
Vaeein  I  (wahrscheinlich  in  Folge  starken  Blutverlustes  bei  der  Blut- 
entnahme).   Aber  auch  in  den  übrigen  mitgetheilten  Versuchen  wurde 
eine  dauernde  Immunität  fast  nie  erzielt;  sie  sind  ausserdem   an 
Zahl  80  gering,  dass  aus  ihnen,  wie  auch  Verf.  selbst  zugibt,  sichere 
Schlosse  nicht  gezogen  werden  können ;  doch  ergibt  sich  in  den  meisten 
Versuchen  eine  mehr  oder  minder  starke  Vermehrung  der  bak- 
terientödtenden Kraft  des  Blutes  nach  der  Impfung  mit  den  Vaccins 
und  besonders,    nachdem  die  mit  den  Vaccins  behandelten  Thiere 
schliesslich  mit  virulentem  Milzbrand  geimpft  wurden.    In  den  Ver- 
suchen mit  Hammelblut  zeigte  sich  nach  der  Impfung  mit  Vaccin  II 
gleichzeitig  mit  der  Zunahme  der  bakterientödtenden  Wirkung  des 
Blutserums  auch   eine  erhebliche  Vermehrung  der  Alkalescenz  des- 
sdben. 

Auffällig  sind  die  sich  völlig  widersprechenden  Ansichten, 
welche  L.  Qber  die  Bedeutung  der  bakterientödtenden  Eigenschaft  des 
Blates  äussert.  Bereits  in  seiner  oben  citirten,  in  diesem  Centralblatt  er- 


5ig      Schutzimpfung,  künstl.  Infektionskraukiieiten,  fentwicketnogstiemmüDg  etb. 


BchieDenen  Arbeit  bat  er  einige  Versuche  mitgetheilt,  wonacb  die 
MilzbrandbacilleD ,  welche  genügt,   um   Kaninchen  und  Katzen 
intravenöser  Injektion  zu  tödten,  erbeblich  kleiner  sein  kann,  als  die- 
jenige, welche  das  extravascuiäre  Blut  derselben  Thiere  zu  vernichtesm 
im  Stande  ist.    L.  scbliesst  hieraus  (1.  c.  S.  491),  dass,   wenn  das 
circulirende  Blut  dieser  Thiere  überhaupt  bakterientOdtende  Eigen-* 
Schaft  besitze,  was  er  nach  keiner  Richtung  hin  bestreiten  wolle* 
diese  Eigenschaft  weit  geringer  sein  müsse,  als  beim  extravascul&rexm 
Blute.    Ref.  hat  bereits  an  anderer  Stelle  (Zeitschrift  f.  klin.  Bf edL. 
Bd.  XVIII.  S.  66  Anmerk.)  gezeigt,  dass  ans  den  Versuchen  von  L.  jener* 
Schluss  durchaus  nicht  mit  Nothwendigkeit  gezogen  werden  mass. 
In  dem  Nachtrag  zu  der  vorliegenden  Arbeit  erklärt  nun  L.  gegen- 
über den  vom  Ref.  erhobenen  Einwänden:   „Diese  bakterientOdtende 
Eigenschaft  des  circulirenden ,  nun  gar   zellfreien  Blutes  ist  bis 
jetzt  durch  nichts  bewiesen^^  (S.  150).     Ebenso  äussert  er  sich    in 
einer  kurz  vorher  in  den  „Fortschritten  der  Medizin*'  erschienenen 
Publikation  (cf.  das  Referat  in  diesem  Gentralblatt.  Bd.  IX.  No.  !>• 
Dagegen  lesen   wir  noch  auf  S.  59  der  vorliegenden  Arbeit:    „Ich 
habe  ja  speziell  für  Kaninchen   und  Katzen  nachgewiesen,  dass  vom 
lebenden  Blute  selbst  2—3000  Bacillen  vernichtet  werden  können.'*  — 
Der  Verf.  glaubt  das  Qesammtergebniss  seiner  Arbeit  in  folgende 
Sätze  zusammenfassen  zu  können: 

„1.  Die  angeborene   absolute  Immunität   kann   auf  dem   Mangel 
an  assimilirbarem  Nährmaterial  beruhen  (Ascidien). 

2.  Sie  kann  aber  auch  bewirkt  sein  durch  eine  Reaktion  seitens 
der  Körperzellen,  welche  durch  den  Reiz  der  eindringenden  Orga- 
nismen ihre  antiparasitären  Eigenschaften  in  verstärktem  Maasse  ent- 
falten (Frösche,  graue  Ratten,  Hunde  u.  s.  w.) 

3.  Bei  der  relativen,  natürlichen  Immunität  wird  die  Verstärkung 
der  antiparasitären  Zelleigenschaften  erst  durch  eine  ausgedehnte 
lokale  Vermehrung  der  eingedrungenen  Bakterien  erreicht.  Zwischen 
dieser  Immunität  und  der  absoluten  Empfänglichkeit  bestehen  allerlei 
Uebergänge. 

4.  Die  erworbene  Immunität  wird  durch  die  chemischen  Stoff- 
wechselprodukte der  Bakterien  in  Gemeinschaft  mit  Zellprodnkten 
erzeugt. 

5.  Durch  die  Bildung  dieser  Stoffe  wird  eine  totale  Umwandlung 
des  Stofilwechsels  der  2Sellenterritorien  erreicht,  welche  jedesmal  ihren 
Höhepunkt  zu  erreichen  scheint,  wenn  die  virulenten  Bakterien  der 
gleichen  Art  von  Neuem  eindringen.*^  R.  Stern  (Breslau). 

Strans,  Chambon  et  IMnard,  Recherches  exp^rimentales 
sur  la  Vaccine  chez  le  veau.  (La  Semaine  möd.  1890.  No.  57.) 

Die  Verff.  stellten  seit  zwei  Jahren  Untersuchungen  über  die 
Impfpocken  beim  Kalbe  an,  bei  denen  sie  zu  einigen  bemerkens- 
werthen  Ergebnissen  gelangten. 

1.  Impfung  der  Vaccine  in  die  Hornhaut.  Sie  impften  mit 
einer  mit  Lymphe  beschickten  Lanzette  in  die  Mitte  der  Hornhaut 
eines  Kalbes,  nachdem  das  Auge  unmittelbar  vorher  cocalnisirt  worden 
war.    Der  Stich  drang  nur  ins  Epithel  und  die  dicht  darunter  liegen- 


Seiiiitmipfniig,  kfinstl.  tofektionskrankheiten^  kntwickelungslieininuog  eie.      5l? 

Hornhaatschichten  ein.  Nach  6—7  Tagen  wurde  das  Hornhaut- 
eentram  trübe,  Id  den  nächsten  Tagen  breitete  der  Fleck  sich  aus, 
^Qcfazeitig  entstand  eine  lebhafte  Conjunctivalreizung ,  Lichtscheu 
«ad  ünrahe.  Dieselbe  Operation  mit  derselben  Lymphe  verlief  bei 
eisem  Kalbe,  das  schon  früher  durch  Hautimpfung  immun  geworden 
waxj  ohne  jede  Reaktion.  3  Kälber  wurden  in  der  beschriebenen 
Weise  in  die  Hornhaut  geimpft,  alle  mit  nachfolgender  Homhaut- 
eatzQndung.  Hierauf  wurden  sie  nochmals  in  die  Haut  des  Bauches 
geampft,  und  zwar  das  eine  nach  28,  das  zweite  nach  25,  das  dritte 
nach  12  Tagen.  Nur  bei  dem  dritten  war  die  zweite  Impfung  von 
Erfolg.  Die  Homhautimpfung  ist  also  im  Stande,  die  Thiere  immun 
tu  machen,  allerdings  langsamer,  als  die  Impfung  von  der  Haut  aus. 

Die  Impfung  in  die  vordere  Augenkammer,  welche  eine  lebhafte 
Rq^bogen-  und  Hornhautentzündung  erzeugt,  wirkt  ebenso  sicher 
und  fast  ebenso  schnell,  wie  die  subkutane  Impfung. 

2.  Intravenöse  Injektion  der  Kuhpockenlymphe.  Chauveau 
hat  bekanntlich  gefunden,  dass  die  intravenöse  Einspritzung  der  Kuh- 
pockenlymphe  beim  Pferde  ebenso  sicher  immun  macht,  wie  die  Haut- 
impfdng,  nicht  aber  beim  Rind.  Die  Verff.  dagegen  wiederholten  den 
Versuch  bei  4  Bindern  mit  positivem  Ergebniss.  Sie  wendeten  von 
2 — 3  ccm  bis  zu  einem  Bruchtheil  eines  Tropfens  an  und  vermieden 
jede  Berührung  des  Zellgewebes  in  der  Umgebung  des  Gefässes.  Die 
nach  10,  15  bezw.  20  Tagen  nach  dieser  Operation  vorgenommene 
\mphmg  von  der  Haut  aus  war  bei  allen  4  Bindern  erfolglos. 

3.  Transfusion  von  Kälberblut  auf  der  Höhe  der  Euhpocken. 
Hierüber  liegen  schon  frühere  Untersuchungen  vor,  jedoch  mit 
widersprechenden  Ergebnissen,  ühauvean  nahm  von  2  Pferden, 
wdche  eine  sehr  seltne  Pockeneruption  zeigten,  1000  bezw.  500  g 
Blut  und  spritzte  es  2  jungen  und  gesunden  Pferden  in  die  Adern. 
Die  Ergebnisse  waren  negativ,  und  die  später  vorgenommene  Haut- 
impfung  war  bei  beiden  Pferden  von  Erfolg.  M.  Baynaud  entnahm 
einer  Ziege  auf  der  Höhe  der  Eruption  am  6.  Tage  250  g  Blut  und 
brachte  es  einem  Kalbe  in  die  Drosselader.  14  Tage  später  impfte 
er  das  Kalb  zur  Probe,  doch  ohne  Erfolg.  Später  muss  Baynaud 
entgegengesetzte  Erfahrungen  gemacht  haben,  denn  er  schrieb:  „Die 
Transfosion  von  Impfblut  in  selbst  massigen  Mengen  hat  in  der  Mehr- 
zahl der  Fälle  keine  Impf  Wirkung;  nach  wie  vor  der  Transfusion 
bMbt  das  Thier  empfänglich  für  die  Impfung.^' 

Die  Verff.  verfuhren  folgendermaassen :  Sie  banden  die  beiden 
Kälber  auf  dem  Impftische  fest  und  führten  ein  Glasrohr  in  die 
Carotis  des  einen  und  ein  zweites  in  die  Jugularis  des  gesunden 
Kalb^L  Beide  Bohren  wurden  durch  ein  Kautschukrohr  von  1  m  Länge 
und  etwa  1  cm  Durchmesser  mit  einander  verbunden.  Die  Kanülen 
und  das  Bohr  wurden  unmittelbar  vorher  sterilisirt,  und  die  Operation 
wurde  so  antiseptisch  wie  möglich  ausgeführt.  Um  die  Menge  des 
tiansfundirten  Blutes  zu  bestimmen,  wurde  das  erste  Kalb  vor  und 
nach  der  Transfusion  gewogen.  Beim  ersten  Versuch  wurden  von 
einem  Kalbe,  das  sich  am  7.  Tage  der  Impferuption  befand,  350 
—  400  g  Blut  auf  ein  gesundes  Kalb  übertragen.     Dieses  wurde 


5l8      ^cbutzimpi^ong,  kflnstl.  infektionskrunklieiten,  iSntwickeioilgshemiDilog  aic 

14  Tage  später  in  der  gewöhnlichen  Weise  geimpft  und  bekam 
regelrechte  Pockeneruption. 

;:  Bei  3  anderen  Versuchen  wurde  die  Transfusion  mit  viel 
sehnlicheren  Mengen  Blut  gemacht  (4  kg,  4 — ö  kg,  bezw.  beinahe^6 
Die  Kälber  ertrugen  den  Eingriff  gut,   und  die  nach  2 — 3 
gemachte  Hautimpfung  blieb  ohne  Resultat    Wenn  also  die 
fusion  von  Erfolg  sein  soll,  so  muss  sie  mit  sehr  ansehnlichen 
mengen  gemacht  werden. 

4.  Transfusion  von  Blut  von  einem  nach  Impfung  immimeJi 
Kalbe  auf  ein  anderes.  Von  einem  Kalbe,  das  am  2.  IV.  1890  wxmIC 
Erfolg  geimpft  worden  war,  wurden  am  16.  V.  1890  6Vt  kg 
einem  gesunden  Kalbe,  dem  kurz  vorher  ein  Aderlass  von  etwa  3 
Blut  gemacht  war,  in  die  Ader  gespritzt.  Es  überstand  den  Elia^ 
griff.  Am  13.  VI.  wurde  es  in  die  Haut  geimpft,  und  zwar  mit  Er- 
folg. Also  selbst  eine  so  kolossale  Trtinsfusion  von  immunem  Blix^ 
vermag  die  Immunität  nicht  mit  zu  übertragen. 

6.    Hautimpfung  mit  filtrirter  Knhpockenlymphe.     Verfl.   ver— 
mischten    5  ccm   frisch  gesammelter  K&lberlymphe   mit   ebensoviel 
steriler  Bouillon  und  filtrirten  dies  Gemisch  mit  Hülfe  der  Luftpumpe 
durch  ein  Gypsfilter.    Sie  injizirten  dann  4  ccm  des  Filtrats  einem 
Kalbe  ins  Dnterhautzellgewebe ;  es  erfolgte  keine  lokale  Reaktion  und 
die  11  Tage  später  gemachte  Hautimpfung  war  erfolgreich.    Ob  der 
Schluss,  dass  die  subkutane  Injektion  keinen  Impfschutz  verleiht,  den 
die  Vei^.  aus  diesem  Versuche  ziehen,  richtig  ist,  und  ob  nicht  an- 
zunehmen ist,  dass  dieser  Impfschutz  aoch  eingetreten  wäre,  wenn  sie 
länger  gewartet  hätten,  erscheint  dem  Ref.  doch  der  Erwägung  werth. 
[Soc  de  BioL  20.  Xn.  1890.]  M.  Kirchner  (Hannover). 

Etemod,  A.  et  Hacciers,  Ch.^  Note  sur  des  recherches  con-- 
cernant  la  variolo-vaccine.  (La  Sem.  m6d.  X.  1890.  No.  58.) 

Bei  den  Versuchen,  welche  die  Verff.mit  Ueberimpfung  von 
Menschenpocken  auf  Kälber  gemacht  haben,  sind  sie,  ebeoso  wie 
Fischer  in  Carlsruhe,  zu  der  Ueberzeugung  gelangt,  dass  die  Men- 
schen- und  Kuhpocken  durch  dasselbe  Virus  erzeugt  werden.  Sie 
schabten  die  Haut  an  der  Bauchfläche  in  der  Ausdehnung  von  meh- 
reren Q  cm  ab,  wuschen  die  Stelle  gehörig  und  ritzten  die  entblösste 
Oberfläche  vermittelst  eines  mit  dem  Virus  beschickten  Spatels,  ganz 
so,  wie  es  Fischer  zu  thun  pflegt.  Das  Pockengift,  welches  sie 
anwandten,  war  von  verschiedener  Abstammung.  Ein  Impfstamm 
rührte  von  schwarzen  Pocken  her,  ein  anderer  von  konfluirender  Va- 
riola, auch  einfache  Pocken  benutzten  sie  zur  Abimpf ung. 

Das  erste  Mal  erhielten  sie  jedesmal  nur  wenige  Pusteln  an  Ort 
und  Stelle  von  wenig  typischem  Aussehen.  Wurde  von  diesen  weiter 
geimpft,  so  ergab  schon  die  zweite  und  noch  mehr  die  dritte  Grene- 
ration  mehr  und  mehr  typisch  werdende  Pusteln.  Schon  von  der 
dritten  Generation  ab  würde  nach  Ansicht  der  Verff.  auch  ein  ge- 
wiegter Spezialist  diese  Pusteln  von  echten  Kuhpocken  nicht  haben 
unterscheiden  können,  i  ie  mit  Menschenpocken  geimpften  Thiere 
wurden  zur  Kontrolle  mit  Kuhpocken  nacbeeimpft,  sämmtlich  ohnq 
Erfolg.    Die  Verff.  stellen  folgende  Sätze  auf: 


f    Scbatzunp^ODg,  kttnstl.  tnfektioRskrankheiteo,  ^Üntwickelaogsliemmung  etc.      5ld 

1.  ,^ie  Variola  kann  mit  Sicherheit  auf  Rinder  überimpft  werden, 
wenn  ein  gatea  Impfverfahren  angewendet  und  das  Virus  zu  einer 
geeigoeteD  Zeit  gesammelt  wird/^ 

2.  „Die  Impfung  der  Variola  auf  das  Kalb  stellt  eine  werthvoUe 
Quelle  von  neuen  Stammen  für  die  thierische  Lymphe  dar.  Dies 
kann  eine  grosse  praktische  Bedeutung  haben,  nicht  nur  für  die 
Impfanatalten  Europas,  sondern  auch  für  die  heissen  Länder,  wo 
die  Pocken  leicht  endemisch  werden  und  wo  die  Generationen  der 
Vaccine  die  Neigung  haben,  schnell  zu  verderben/' 

3.  „Auf  das  Kalb  überimpft,  verwandelt  sich  die  Variola  in  die 
Vaccine  im  Verlauf  einiger  Generationen  dadurch,  dass  sie  den  Körper 
des  Thieres  passirt.    £s  gibt  keine  Dualität/' 

4.  ,,Unsere  praktischen  Schlussfolgerungen  würden  die  Ansichten 
bestätigen,  welche  Depaul  1853  der  Pariser  Acad^mie  de  M6decine 
vorgelegt  hat"  M.  Kirchner  (Hannover). 

BeBU»!,  L.9  e Bnsso  Travali,  G.»  Risultati  statistici  delle 
vaccinazioni  antirabiche  nelT  Istituto  di  Palermo. 
(La  Riforma  med.  VI.  1890.  No.  115.  p.  686.) 

Verff.  bringen  eine  wohlgeordnete  Statistik  der  während  des 
dritte  Institutsjahres  präventiv  behandelten  Lyssafälle,  welch'  letztere 
trotz  der  namhaften  Frequenzsteigerung  ausnahmslos  mit  gutem  Er- 
folge verliefen.  Erwähnenswerth  ist  ein  Fall  von  nicht  experimen- 
teller Wuth  bei  zwei  jungen  Kaninchen,  die  sie  wahrscheinlich  durch 
Batteübbs  acquirirt  hatten.  Kr 41  (Prag). 

Bmsehettini 9    Alexander,    Sur  la  mani^re  dont  se  com- 
porte   le    virus    de  la  rage  dans  le  vide  et  dans  plu- 
siears  gaz.  (Annale« de Micrographie.  T. III. No .1.  Octobre  1890.) 
Es  war  bisher  unbekannt,  in  welcher  Weise  sich  das  Virus  der 
ToUwath  im  luftleeren  Baum  und  in  einigen  Gasen  verhält,  was  so- 
wohl dafür  von  Wichtigkeit  ist,  dass  neue  Eigenschaften  von  ihm  ent- 
deckt werden,  als  auch  dafür,  dass  man  daraus  sein  Wesen  abzu- 
leiten im  Stande  ist.    Denn  der  Verfasser,  welcher  eine  andere  Mög- 
lichkeit, als  die,  dass  dem  Virus  ein  Mikrobion  zu  Grunde  liegt,  gar 
nicht  erwähnt,  erwartet  auf  diese  Weise  die  Frage  zu  lösen,  ob  es 
sich  um  einen  aeroben  oder  anaäroben  Mikroorganismus  handelt,  und 
in  welcher  Weise  sich  die  Abschwächung  nach  der  Pasteu raschen 
Methode  vollzieht. 

Die  einzige  über  diesen  Gegenstand  handelnde  Arbeit  von  D  e  B  la  s  i 
und  Bu SRO  Travali  hat  zum  Ergebniss,  dass  die  Abschwächung  des 
Giftes  der  ToUwuth  allein  durch  die  Temperatur  zu  Stande  kommt, 
doch  vermisst  der  Verl  an  der  Methode  die  erforderliche  wissenschaft- 
liche Schärfe  und  weist  nach,  dass  De  Blasi  und  Russe  Travali  von 
der  falschen  Voraussetzung  ausgingen,  dass  die  Einwirkung  des  Queck- 
silbers (zur  Absperrung  der  Luft)  bei  gewöhnlicher  Temperatur  und  bei 
55°  die  gleiche  sei.  Der  Verf.  wählte  zu  seinen  Versuchen  Emulsionen 
von  Rückenmark  an  ToUwuth  verendeter  Kaninchen  in  gleichen  Theilen 
Glycerin  und  Fleischpeptonbouillon ,  von  denen  eine  Partie  der 
Röhrchen  zur  Kontrolle  einfach  mit  Watte  verschlossen  wurde,  wäh- 


rend  eine  andere,  mit  doppelter  Oeffnung  zum  Stadium  der 
schiedenen  Gase  benutzt  wurde.    Um  die  Luft  Tollständig  aas 
Emulsion  zu  vertreiben,   wurden  die  Oase  eine  halbe  Stunde 
hindurch  brodeln  gelassen  und  dann  beide  Oeffnungen  zugeschmolzei 
Die   verwendeten  Gase  waren   Wasserstoff,   Stickstoff,  Kohlens&ai 
welche  auf  gewöhnliche  Weise,  die  noch  näher  beschrieben  wird,  dar— 
gestellt  wurden.    Zu  dem   Versuch   in  luftleerem  Raum  wurde   di^ 
Luft  aus  dem  entsprechend  hergestellten  Gefäss  soweit  mittelst  einer* 
Quecksilberluftpumpe  ausgepumpt,  dass  die  Flüssigkeit  schon  darcb 
die  Wärme  der  Hand  kochte.    Mit  den  auf  diese  Weise  behandelteoi 
Stoffen,  sowie  mit  den  zur  Kontrolle  aufbewahrten  Emulsionen  worden 
dann  Impfungen  an  Kaninchen  gemacht,  ebenso  auch  mit  in  dieser 
Weise  behandelten,   aber  im  Brütofen  bei  verschiedener  Temperatar- 
gehaltenen  Emulsionen.    Aus  den  Resultaten  derselben  zieht  der  Verf. 
folgende  Schlüsse: 

I.  In  Wasserstoff,  Stickstoff  und  im  luftleeren  Raum  bewahrt  das 
Gift  der  Tollwuth  seinen  pathogenen  Charakter  während  einer  ver- 
hältnissmässig  langen  Zeit 

IL  In  Kohlensäure  ist  das  Gift  vollständig  nach  13  Tagen  zerstört. 

IIL  Das  Verschwinden  der  pathogenen  Eigenschaft  unter  dena 
Einfluss  der  Kohlensäure  ist  nicht  durch  Abschwächung  bedingt, 
sondern  durch  eine  Zerstörung  des  Virus. 

IV.  In  Wasserstoff  bewahrt  das  Gift  der  Tollwuth  seine  Virulenz 
selbst  bei  einer  Temperatur  von  35®  während  5  Tagen. 

V.  Im  Allgemeinen  ist  die  Temperatur  die  Hauptursache  der  Ab- 
schwächung des  Virus  der  Tollwuth.  Migula  (Karlsruhe). 


Neue  Litteratur 

znsanuMiigesteltt  von 

Db.  AbTEÜB  WtlBZBÜSOy 
VMMMktt  Im  KalwrHch«a  GfMmdhdtmito  In  Bwlfa. 


Morphologie  und  BytUmaÜk. 

Bnaqnet,  0.  F.,  Elade  morphologiqne  d'ane  forme  d'Acborion  r  l'Aehorion  Arloin!  chun« 
pignon  da  favas  de  1«  sonrie.     (Annal.  de  mierogr.  1891.  No.  1,  S.  p.  % — 1\,  68 — 7S.) 
Bidtel,  F.,  Uredineen  aas  dem  Himalaya.     (Hedwigia.  1890.  Mo.  5.) 
Thomai,  F.,  Weiteres  über  Cecidomyia  pseadococcus  Thomas.     (Siteber.  d.  k.  k.  sool.- 
botan.  Gesellsch.  in  Wien.  Bd.  HL.  1890.  p.  66—67.) 

Bedehnngen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  unMebten  Katar« 

Nahnrngt-  und  OemtsfmiUdj  OebrauehsgegonsUSnde, 

de  Frendenrelek,  S. ,    Sur  an  nouveaa   bacille   troavö   dans  des  fromages  bonrsoofl^s 
(badllas  Schaffen).     (Annal.  de  mierogr.  1891.  No.  4.  p.  161—177.) 

Beztehungen  der  Bakterien  nnd  Parasiten  snr  MeVten  Katar. 

Kramkk€it$erTegmde  BaMonon  umd  Barantm  bei  Menedkmu 

A,     MfehUöu  AUgemenJkrankheHetL 

Arldiif  ,  L'extinction  des  «pid^mies.    (Rer.  scientif.  T.  XLVI.  1890.  No.  28.  p.  715—728.) 


Nrae  Littorator.  52j[ 

Malaxiakrankheiten. 

A.,   e  BttttiaiMlli,  O.,    Ossarvasioni   solle   febbri   malariehe   estive-aotunnali 
(KfonM  med.  1890.  p.  1884,  1840.) 

Emitlifliiiatitche  EraiiklieiteiL 

(Poeken  [Impftuig],  Flecktyphus,  Masern,  Böthein,  Scharlach,  Friesel,  Windpocken.) 

Cmteat  Ä-  f  Verslag  van  de  werksaamheden  der  afdeelingen  van  de  vereeniging  van 
koepokinrichUngen  in  Nederland,  gedurende  het  jaar  1889.  (Nederl.  Tijdsohr.  v.  Ge- 
aeeak.  U.  1890.  No.  22.  p.  717—720.) 

ZipAi,  A.  A^  Pockenepidemie  in  Petersbnrg.  (WraUch.  1890.  No.  44,  47.  p.  1008— 
10O5,  1071—1072.)    [Bnssisch] 

Cholera,  Typhus,  Bohr,  Gelbfieber,  Pest 

Mig^iU»,  F.,    Snl  valore  diagnostico  delle  ricerche  batteriologiohe  nel  tifo  addonlnale. 

(Biforma  med.  1890.  p.  1481,  1486.) 
YiUIoB,  A.,  et  Jajla,  F.,   Pr^senoe  da  baeterinm  coli  commnne  dans  un  abe^  dysen- 

t£riqiie  da  foie.    (Compt  rend.  de  la  soe.  de  biol.  1891.  No,  1.  p.  8—4.) 

WimdmfektiolukraiikheiteiL 

£jtemng,  Phlegmone,  Erysipel,   aeotes  parnlentes  Oedem,  Pyfanie,  Septikimie, 
Tetanos,  Hospitalbrand,  Paerperalkrankheiten,  Wondaolnias.) 

IK  O.,  Erysipelas.     (Maryland  Med.  Jonrn.  1890.  p.  647—849.) 
,  e.  E.,  De  U  soppnration.     (Bev.  de  chir.  1890.  No.  12.  p.  941—964.) 

Infektioiugeschwfllite. 
(Lepra,  Tabercoloae  [Lnpns,  Skrophalose],  Syphilis  [and  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

r,  L.  W.,  Ueber  Lepra  in  Norwegen.     (Wratsch.  1890.  No.  50,  61.  p.  1182<^1134. 
11^4-.il86.)     [Bassisch.] 
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traody  ehlewnej.     (Wiadom.  lekarskie.  1890.  No.  6.  p.  181—184.) 

Tmmmr,  W.,  Das  Contagiam  des  weichen  Schankers.  (Orvosi  hetiUp.  1890.  No.  49.) 
rOngari«5h.]  . 

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Watraaiewald ,    O  wartosci  metod  zapobiegawcsyoh  w  leczenia  przjrmiotu.    (Medycyna. 

1891.  No.  4,  6.) 

W^y],  T.,  Zur  Chemie  and  Toxikologie  des  Tuberkelbadllos.  (Deatsche  medic.  Wochen- 
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D^h^erie  und  Group,  Eenchhiuteii,  Gijppe,  Pnemnoiiie,  epidemisehe  Genickstarre, 

Mumps,  BUckfallsneDer,  OsteomyelitiB. 


I»  a. ,    Bapport   sor   r^pid4mie   de   grippe   k  Marseille  pendant  l'hiver  1889/90. 

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Hodges,  J.  A.,  La  grippe.     (North  Carolina  Med.  Journ.  1890.  p.  627—681.) 


52ä  ^^^^  Litterttnr. 

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Ulrik,  A.,  Den  Danske  faellesfonkning  angaaende  inflaenaa-epidemieu.     (Bibl.  f.  laes^sr. 

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B.    h^ektiöu  LokaJbttuMeäeH. 
Haut,  Moskelii,  Enoehen. 

JakltflL,  B. ,    Zur  Lehre   von   der  Periostitis  albuminosa.    (Wiener  medic.  Wocbenaelir. 

1890.  Mo.  49.  p.  2097—2101.) 

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Holt,  L.  E.,  and  Tan  Oieeen,  J.,  A  case  cf  tpina  bifida  with  «apparative  spinal  mftniiB- 
gitis  and  ependymitis,  due  to  baeteria  entering  the  wall  of  the  sae.  (Joarn.  of  Jüerr. 
and  Ment  Disease.  1890.  No.  12.  p.  778—781) 

Augen  und  Ohren. 

Oroümaiin,  K.,  On  the  prevention  of  infantile  Ophthalmia.    (Brit.  Med.  Journ.  No.  1571. 

1891.  p.  281.) 

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Behapfinger,  A. ,  Ueber   Vaccine-Blepharitis.    (Medic  Monatsschr.  (New  York).    Bd.  II. 

1891.  No.  11.  p.  524—628.) 

0.     Entonootüdu  Krankheiten. 
(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  Filaria,  Oestmslanre,  Ascaris, 

Anchylostomnm,  Trichoceplialus,  Ozyuris.) 

Bergmuia,  W. ,    Ueber  den  Beftind   eines  Ascaris  lombricoides   in   der  Peritonealhöhle. 
(Prager  medic.  Wochenschr.  1890.  No.  60.  p.  617—618.) 

Krmikheitierregende  Bakterien  und  Pa$tuiten  bei  Menedken  und  Thieren. 

Milzbrand  und  Aktinomyköse. 

Sibirische   Pest   und  Aktioomykose   in  Rassland.     (VerSffentl.  d.  kais.  Gesandh .-Amtes. 
1890.  No.  49.  p.  778.) 

ToUwuth. 

Oordon,  C.  A.,  Some  debatable  points  relating  to  rabies  and  hydrophobia.     (Med.  Press 

and  Circ.  London.  1890.  p.  203,  227.) 
Preassen  and  Niederlande.    Vereinbarung,  betr.  die  Bekämpfung  der  Tollwuth  unter  den 

Hunden   in   den  Grenzbezirken.     (Veröffentl.   d    kais.  Gesundh.- Amtes.  1890.  No.  50. 

p.  798.) 
Bpeneer,  W.  O.,    Death  of  a  child  from  hydrophobia  two  years  and  four  months  aftar 

being  bitten  by  a  rabid  dog.    (Brit.  Med.  Journ.  No.  1571.  1891.  p.  277—278.) 


«iMf  Paraeiten  bei  Tkieren, 
SäugeOdere. 
A.    InfeMiöte  AUgemeinbrankkeiten, 

Sfudakewitioli,  J.  B.,  Typhus  recurrens  bei  entmilsten  Thieren.    (Wratsch.  1890.  No.  50. 
p.  1181—1182.)    [Bossiscb.] 


Ken«  Litterafur.  523 

der  ThienenclMn   in   der  Schweiz   im   3.  Vierteljahr  1890.     (Veröffentl.  d.  kais. 
Gasmadb- Amtes.  1890.  No.  49.  p.  779.) 

in  Portugal  w&hrend   des  2.  Vierteljahrs  1890.     (Veröffentl.  d.  kais.  Ge- 
A^Amtes.  1891.  No.  7.  p.  110.) 

Pocken. 

iMm  et  lUnmrd,   Becherches  exp^rimentales   sur   la  Vaccine  clres   le  veaa. 
(Coopt  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1890.  No.  38.  p.  721—797.) 

Krankheiten  der  Einhnfer. 

(Typhös»  Influensa,  Besch&lkrankheit,  Septik&mie,  Druse.) 

Bi.  W. ,    Malarial    fever   among   horses   in   India.     (Veterin.  Joarn.  1890.  June, 
p.  39S--400.) 
TenMoil,  A. ,    Le  cheval   t^tanif%re.     (Gas.  hebdom.  de  möd.  et  de  chir.  1890.  No.  50. 
p.  59t>-595.) 

KrankheiteB  der  Yiellrafer. 
(Bothiauf,  Schweinesencbe,  Wildsenche.) 

fcltiT,  y.,  La  pnenmo-ent^rite  infeetieose  du  porc  est  bien  röellement  transmissible  k 
d'antres  esptees  animales  et  notammeut  au  mouton  et  k  la  ch^vre.  (Becueil  de  möd. 
T^Kr.  1890.  No.  28.  p.  678^681.) 

C,     Entosuxftische  Krankheüen, 
(Finnen,  Bandwürmer,   Trichinen,   Echinokokken,    Filarie,  Oestrnslarve,  Ascaris, 

Anchylostomam,  Trichocephalus,  Oxyaris.) 

Xliieiliz,  C,  Bor  un  nömatode,  nonvean  parasite  da  poumon  chez  le  danphin.  (Filaria 
scni-iBdiisa  [nov.  sp.])    (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1890.  No.  35.  p.  661 — 664.) 

Fische. 

TMfafcair,  F.,  Snr  deoz  sporozoaires  noaveaux,  parasites  des  muscles  des  poissons. 
(CompC  rend.  de  la  soo.  de  biol.  1891.  No.  2.  p.  27—29.) 

KroHikeäterregende  Bakterien  und  Paraeüen  bei  Ffianaen, 

MDienx,   B.,    La  poorriture  da  ccenr   de   la   betterave.     (Ballet,  de  la  soc.  boten,  de 
Fnuice.  1891.  T.  XXXVIIL  p.  48.) 

.,   On  some  Japanese  peronosporeae.     (Boten,  magaz.   Tokyo  1890.   p.  26.) 
[Japanisch.] 

— ,  Gn  the  generic  name  of  red-rust-fongos  (Akasabi)  of  the  malberry  tree.   (Boten. 
.  Tokyo  1890.  p.  27.)   [Japaniseh.] 


Sdiutsslmpfliiigen,  kflnstllehe  Infektionskranklielteii,  Entwieke- 

lungsheiiimaiig  und  YernlehtuiiK  der  Bakterien  mit  1>esonderer 

Berileksiditigang  der  Arbeiten  Aber  das  Koeh^sehe 

HeUrembren  gegen  Tubercnlose. 

Blieeener,   Die   Desinfektion   von    Trinkwasser   darch    gallertartigen   and   osonhaltigen 

Magneeiabrei.     (Deutsche  militfirärztl.  Zeitschr.  1890.  No.  12.  p.  760—768.) 
Bnmi,  H.,   üeber   das  Eoch'sche  Heilverfahren   gegen   Tubercalose.     (Deatsche  medic. 

Woehenschr.  1891.  No.  11.  p.  412—415) 
Biowne,  L.,  Das  Koch'sche  Heilmittel   in  specieller  Beziehung   zur  Eehlkopfs-Schwind- 

ftoeht.    Autor.  Uebers.  von  M.  Laves.  Mit  50  Abbild.  Berlin  (Karger)  1891.      8  M. 
IHxflii,  8.  G.,  Gare  in  the  use  of  tubercle  badllus  as  a  remedy  in  tubercolosis.    (Times 

aud  Register.  1891.  No.  9.  p.  172.) 
Fer8;vMon   and  DiagwaU,   Report   of  cases  ander  Dr.   Koch 's   treatment.      [Ghalmers 

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Oemaltfut,  H.,  Sur  le  traitement  de  la  tnberculose  par  la  m^thode  de  Koch.    (Areh.  de 

m<M.  exp^rim.   1891.  No.  2.  p.  262-276.) 


624 


N«n0  Littoratar. 


Or&neher,  J.,   et  Ledonz-Leterd,   Stades  snr  la  tabercalose   expöriment«!«  dn    l*P^v  i 

(Archiv,  de  mM    exp^rim.  1891.  No.  8.  p.  147— 158.) 
Chraneher,  J.,  Xaitiii,  H.,  et  Ledonz-Lebazd,  Recherches  bot  la  tubercaloee  axp^iaciAa] 

tale.     (Compt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1891.  No.  6.  p.  111 — 118.) 
Hamerle,   J.,    Untersachangen    des   Blutes   auf  Taberkelbadllen    oaeh  Koch'schen      Xca 

jektionen.     (Prag,  medio.  Wochenschr.  1891.  No.  9.  p.  106 — 107.) 
Jaeobi,  A,  InocnlatioDS  with  profassor  Koch's  tabercalin.  (Med.  Reeord.  1890.  No.  0»    1.0, 

p.  249-254,  277—282.) 
Jaeontini,  6.,  Le  ioiezioni  ipodermiebe  di  sublimato   nella  searlattlna    e  nalla  ^tborit^^ 

(Morgagni.  1890.  No    11.  p.  718—720.) 
▼.  JasintÜ,  S.,  Zar  Behandlang  der  Knoehentaberculose  mittels  der  Koch'sehan  PlGmsiflE'' 

keit.     (Deutsche  medie.  Wochenschr.  1891.  No.  11.  p.  415—420.) 
Kranie,  H.,   Ein  Fall  von  Lupus   der  Nase  und  Schleimhfiate    nach  IftnfiröcbenUiotsair 

Behandlung  mit  Koch'schem  Tubereulin.    (Deutsche  medic  Wochenschr.  1891.  Mo.    1.1.. 

p.  420—421.) 
Loomii,  H.  F.,   Beport  of  a  case  of  general   tubereulosis  treated   with  Koeh'a  lyiapfi, 

with  autopsy.     (Med.  Reeord.  1891.  No.  10.  p.  282—888) 
Makara,  L.,    lieber   die   au   der   1.  chir.   Klinik  in   Budapest  vollsogenen  Impfanswaa. 

(Gyogyassat  1891.  No.  10.)  [Ungarisch.] 
XaiiBi,  O.,  La  linla  di  Koch  neUa  laringito  tubercolare.     (Oaai.  d.  ospit  1891.  Mo.    AS. 

p.  147. 
Kilniliei,  Die   bisherigen  Erfolge  des    Koch'schen    Heilver&hrens   gegen  Taberculose. 

(Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  10.  p.  878 — 880.) 
Müller,  S ,  Traitement  de  quelques  phtisiques   par  la  lymphe  de  Koch.    (Gas.  m6d.    de 

Strasbourg.  1891.  No.  8.  p.  82—88.) 
Fhisalix,  0.,  Nouvelles  recherches  sur  la  maladie  charbonnense ;  production   ezpirimoo- 

tale  d'un  charbon  chronique.     (Arch.  de  m^d.  ezp4rim.    1891.  No.  2.   p.  159 — 19S.> 


Inhalt. 


OriginalmitthailitiigaiL. 

Vorläufige  Mittheilung  Über  einige 
F&Ue  von  Mycosis  im  Menschen.  (Orig.), 
p.  504. 

Saaarellif  Oiofappa,  Die  Ursachen  der  na- 
türlichen ImmunitHt  gegen  den  MUsbrand. 
(Orig  )    (Portsetz.),  p.  497. 

Bawtsehenko,  J.,  Zur  Frage  über  die  Im- 
munität gegen  Milzbrand.  (Orig.)  (Forts.), 
p.  498. 

Befarate. 

Bombioei,  O.,  Sulla  virulenza  delle  capsule 
snrreuali  del  coniglio,  nella  rabbia,  p.  508. 

Brefald,  0.,  Reeent  investigations  of  smut 
fungi  and  smut  diseases,  p.  511. 

Traankel,  C,  und  Pfeiffer,  S.,  Mlkropho- 

togr»phischer  Atlas  der  Bakterienkunde. 

Lief.  9,  10,  p.  507. 
Hanot,  ▼.,  et  Luiat,  Ch„  Note  sur  le  pur- 

pura  k  streptocoques  au  cours  de  la  m^- 

ningite   c4r4bro- spinale  streptococcienne. 

Transmission  du  purpura  de  la  mbre  au 

foetus,  p.  509. 
Bagana,  ¥.,  Un  caso  de  distoma  hep4tico 

en  el  hombre,  p.  510. 
Bouthworfht  S.  H.,   A  new  HoUyhock  dl- 

sease,  p.  511. 


Yan  Benedan,  P.  J.,  Un  Nematode  nonv 
d'un  Oalago  de  la  cote  de  Guinde,  p.  009. 

Untemebimgimothodan,  Initnunaiita  «le. 

Hellar,  J.,  Der  Harn  als  bakteriologischer 
Nährboden,  p.  511. 

Mmtiimpftuig ,  künttUolie  Tifafctiqn>» 

krankhaitan,  BatwieklviigahMBmvsig 

und  ▼amiahtoag  dar  Baktaiiee 

und  Paraaitan. 

Bnuehattüii,  Alazandar,  Sur  la  mani^ra 
dont  se  comporte  le  virus  de  la  rage 
dans  le  vide  et  dans  plusieara  gaa, 
p.  519. 

Da  Blail,  L.,  e  Buato  Trarali,  O.,  Riaal- 
tati statistici  delle  vacdnazionl  antira- 
biche  nell*  Istituto   di  Palermo,    p.  519. 

Steraod,  A.,  et  Haoeiara,  Gh.,  Note  aar 
des  recherches  coucernant  la  variolo-vac- 
cine,  p.  518. 

Lubanah,  0.,  Untersuchungen  über  die  Ur- 
sachen der  angeborenen  und  erworbanan 
Immunität,  p.  612. 

Btrani,  Chamban  et  M4iiard,  Recherebas 
exp4rimentale8  sur  la  Vaccine  ehez  la 
veau,  p.  516. 

Vw  Littaratur,  p.  520. 


FvonuiMnnicbe  Buchdrucker«!  (HcnoMiui  Fohle)  In  J«na, 


Bakteriologie   und  Farasitenkunde. 

In  Yerbindiuig  mit 

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J&hrlich  ersebeiuen  swei  Bind«. 
Za  bttsiehen   durch   alle  Bachhaudloogen   and  PosUnstalten.    |«*- 


Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kund^  richtet  an  die  Herren  Äßtarbeiter  die  ergebene  Bitte ,  etwaige 
Wünsche  utn  lA^erung  van  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf" 
eäize  entweder  auf  das  Manuskript  sehreiben  zu  wollen  oder 
direiki  an  den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  kännen. 


Original -Mittbeilungen. 


Die  Bestimmang  von  Maltose,  Dextrose  und  Dextrin 
in  Bierwürze  und  Bier  mittelst  Beinkaltaren  von 

Gahrangs-Organismen. 

Von 

Dr.  H.  Elton 

in 

Botterdam. 

In  dieser  Zeitschrift  (Bd.  IX.  S.  99,  ICD)  erschien  ein  Beferat 

über  eine  Arbeit  von  Bau:   „Ueber  die  scheinbare  Zunahme  des 

Deztringehaltes  in  Bierwürzen  w&hrend  der  Gährung,  sowie  über  die 

Bestimmang  der  Dextrose  und  des  Dextrins  in  ihnen^S  welches  mich 

zu  einigen  Bemerkungen  yeranlasst 

IX.  Bi.  84 


526  Ellon, 

Bekanntlich  wurde  die  Malto8e-Bfl8timBuing  in  BienrUrse  ao 
Bier  bis  vor  kurzer  Zeit  so  ausgeführt,  dass  das  Baduktionsvermflge 
mittelst  Fehl ing 'scher  LOsuDg  bestunmt  und  kurEWQg  in  Ifaltoe 
umgerechnet  wurde.  Die  auf  diese  Weise  erhalteneo  Zälen  weiehei 
aber,  wie  ich  nachgewiesen  habe^),  so  bedeutend  Ton  der  wirklid 
vorhandenen  Maltose  ab,  dass  die  Bestimmung  mit  Fehlin g^sclMi 
L(touDg  als  völlig  unbrauchbar  betrachtet  werden  mnss.  Wflrae  z*  B. 
die  61^/0  wirklicher  Maltose  im  Extrakt  enthielt,  ergab  mit  F e ti- 
li ng'scher  Lösung  70<^/o,  Bier  mit  9^/o  wirklicher  Maltose  im  EztraU 
ergab  mit  Fehlin g'scher  Lösung  nicht  weniger  als  27®/». 

Bei  der  von  mir  angegebenen  Methode  wird  die  Maltose  durch 
Gährproben  mit  Beinkulturen  von  Saccharomyces  cereYisiae 
bestimmt,  von  welchen  eine  Spur  in  ein  bestimmtes  Gewicht  Wfirze 
oder  Bier  ausgesäet  wird.  Selbstverstftndlich  wird  so  gearbeitet,  das 
sich  keine  anderen  Organismen  entwickeln  können. 

In  der  betreffenden  Abhandlung  habe  ich  nachgewiesen, 

1.  dass  die  Maltose  vollständig  vergährt; 

2.  der  vergohrene  Zucker  fast  ausschliesslich  aus  Maltose  besteht 

Der  letztere  Satz  fordert  einige  Aufklftrung.    Bdumntlidi  sind 
von  mehreren  Forsdiem  andere  Zuckerarten,  wie  Bohrzucker  u.  s.  w^ 
im  MiJz  nachgewiesen,  diese  müssen  also  entweder  unverftndert  oder 
invertirt  auch  in  der  Würze  vorkommen.     Hauptsächlich  um  den 
Einflnss  dieser  Zuckerarten  zu  bestimmen,  habe  ich  nicht  nur  die 
durch  Gährung  verursachte  Verminderung  des  £bd;raktes,  sondern  zu 
gleicher  Zeit  auch  das  Beduktionsvermögen  und  die  mit  Salzs&oie 
gebildete  Dextrose   vor  und   nach   der  Gfthrung   bestimmt    Dabei 
stellte  es  sich  heraus,  dass  das  Beduktionsvermögen  und  die  mit 
Salzsäure  gebildete  D^trose   des    durch  Gährung   verschwundenen 
Zuckers  fast  der  Maltose  entsprach  und  demzufolge,  bei  den  von  mir 
untersuchten  Würzen ,  der  durch  Gährung  verschwundene  Stoff  Ast 
ausschliesslich  aus  Maltose  bestehen  musste.     Hätten  sich  m  der 
Würze  neben  der  Maltose  bedeutende  Mengen  anderer  Zuckerarten, 
z.  B.  Dextrose  oder  Invertzucker,  vorgefunden,  so  würden  sich  diese 
nicht  allein  sofort  verrathen  haben,  durch  meine  Methode  wäre  jedoch 
auch  zu  gleicher  Zeit  das  Mittel  angegeben,  diesen  Zucker  annähernd 
zu  bestimmen. 

Bei  den  von  mir  untersuchte  Würzen  war  dies  keineswegs  der 
Fall,  es  könnten  deshalb  andere  Zuckerarten,  obgleich  ihre  Anwesenheit 
in  kleiner  Menge  nicht  als  ausgeschlosse  betrachtet  wurde,  unbe- 
rücksichtigt bleiben  und  die  durch  Gährung  verursachte  Yermio- 
derung  des  Extraktes  als  Maass  für  die  Maltose  angenonmien  werden 

Dass  hiermit  nicht  absolut  reine  Maltose  gemeint  wurde,  ist  selbst- 
verständlich, es  können  sich  dabei,  wie  bemerkt,  auch  kleine  MeDgen 
anderer  Zuckerarten  befinden.  Genau  genommen,  wird  auf  diese 
Weise  nur  das  Gewicht  des  gährungsfähigen  Zu<&ers  bestimmt,  die 
Kenntniss  dieses  Werthes  hat  aber  gerade  für  die  Praxis  die  hlichste 
Bedeutung,  indem  die  Frage ,  ob  der  Zucker  ausschliesslich  Maltose 


1)  Zeitschrift  für  angewandte  Chemie.  1890.  S.  S91  n.  8tl. 


Die  Baatimmuig  von  Maltose,  Dextros«  uod  Dextrin  in  Blerwfine  et«.        527 

H  oder  für  einen  TerhftltDi8amS88ig  kleinen  Theil  auch  andere  Zucker- 
vie&  dabei  yorkommen,  erst  in  zweiter  Linie  Beachtung  verdient. 

Nachdem  der  Zucker  aus  der  Ltaung '  durch  6&hrung  entfernt 
14  können  selbBtverst&ndlich  auch  die  nicht  gfihrungfidfähigen  Deztrine 
krfmint  werden.  Diese  Aufgabe  war  daher  mit  der  von  mir  ange- 
pbenen  Maltose-Bestimmung  gleichzeitig  als  gelOst  zu  betrachten, 
Hher  dagegen  war  die  Dextrin-Bestimmung,  welche  von  der  Maltose- 
BBBttmmnng  abhing,  in  hohem  Grade  fehlerhaft  Auch  habe  idx 
iataxd  aufmerksam  gemacht,  dass  bei  der  Gährung  in  vielen  F&Uen, 
«BD  andi  nicht  immer,  die  Deztrinmenge  scheinbar  etwas  zunimmt. 
Da  die  Diflerenzen  nur  klein  waren  und  sehr  wohl  durch  die  Ver- 
sadisfldiler  erklärt  werden  können,  habe  ich  di^ben  vorl&ufig  un- 
hrtdraichtigt  gelassen. 

Bau  hat  nun  diese  Deztrinzunahme  zum  Gegenstand  einer  Un- 
temichiing  gemacht,  und  er  sucht  dieselbe  durch  die  neben  der 
Maltose  vorkommende  Deztrose,  Lävulose  etc.  zu  erklären.  In  der 
Aibdt,  von  wdcher  im  Referat  die  Rede  ist,  hat  Bau  meine  Gähr- 
T€fsadie  mit  der  Abänderung  ausgefOhrt,  dass  er  statt  Saccha- 
romyces  cerevisiae  eine  Reinkultur  eines  der  von  Hansen 
TorgesdilageDen  Mikroorganismen,  nämlich  Sacch.  apiculatus 
besätet,  am  auf  diese  Weise  die  Gesammtmenge  der  Deztrose,  Lävulose 
etc.  zu  bestimmen.  Hansen  theilt  nämlich  mit  ^),  dass  verschiedene 
QigaaismCT,  wie  Sacch.  apiculatus,  Sacch.  eziguus, 
Torula  etc.  in  gehopfter  Bierwürze  (14— lÖ^Vo  Balling),  1—1,3  vol.  Vo 
Alkohol  entwickeln  und  Maltose  nicht  vergähren.  Der  aus  der 
Wfirze  veiigohrene  Zucker  kann  daher  nicht,  wie  Hansen  glaubt, 
Maltose  sein.  Da  Sacch.  cerevisiae  in  dieser  Würze  4—6  voL  ^^ 
Alkohol  lieferte,  würde  darin,  nach  Hansen,  eine  sehr  beträchtliche 
MeDge  anderer  Zuckerarten  neben  Maltose  vorkommen  müssen. 

In  den  von  mir  untersuchten  Würzen,  die  aus  normalem  Malz 
hergestellt  waren,  war  das  Verhältniss,  wie  schon  bemerkt,  ein  ganz 
anderes.  Auch  spätere  Untersuchungen  haben  dieses  Resultat  be- 
stiligt  Ob  nun  Würze  mit  so  grosser  Menge  Deztrose  etc.  vor- 
kommen kann,  sei  vorläufig  dahingestellt,  jetzt  wünsche  ich  nur  die 
Frage  zu  behandeln,  ob  durch  die  Versuche  von  Hansen  genügend 
iotgesetzt  ißt,  dass  Maltose  auch  in  Bierwürze  durch  die  genannten 
Organismen  nicht  vergährbar  ist,  und  ob  diese  letzteren  für  derartige 
Gährproben  geeignet  erscheinen. 

Hansen  theilt  über  seine  Versuche ,  durch  welche  er  beweisen 
wollte,  dass  Maltose  nicht  vergährt,  nur  wenig  mit  Seiner  Angabe 
nach  (L  c  S.  144),  dass  eine  Lösung  von  Zucker  in  Wasser  be- 
nutzt wurde,  wenn  nicht  anders  angegeben,  scheint  es,  dass  Hansen 
die  Versuche  mit  einer  Lösung  von  Maltose  in  Wasser  anstellte. 
Wie  vorsichtig  man  aber  mit  Schlussfolgerungen  in  Bezug  auf  Gäh- 
rongsfiUiigkeit  sein  muss,  zeigen  u.  a.  die  Versuche  von  Hansen 
seltet  mit  Monilia  Candida,  welche  Maltose  in  Wasser  nicht 
vergihrte,  wohl  aber  Maltose  in  Hefewasser.  Auch  sei  daran  er- 
innert, wie  sehr  z.  B.  über  die  GährungsfiLhigkeit  von  Galaktose  die 


1)  M«ddel«lMr  fr»  Cwlsberg  Laboratoriei   (B^unö  fran^aU.)  Bd.  H.   S.  143—167. 

84* 


528  Sj^wiachenko, 

Meinungen  getheilt  sind.  Die  Versuche  von  Stone  und  Tollens^) 
mit  diesem  Zucker  haben  bewiesen,  dass  auch  hierbei  die  Nähr- 
lösung eine  Rolle  spielt.  Es  dQrfte  daher  gewagt  erscheinen,  auf 
Grund  von  Versuchen,  die  bei  sehr  bestimmten  Verhältnissen  ein 
negatives  Resultat  lieferten,  auch  die  Gährungsunfähigkeit  in  sehr 
davon  abweichenden  Verhältnissen  als  bewiesen  anzunehmen. 

Dazu  kommt  noch,  dass  bei  den  Hansen 'sehen  Versuchen 
sämmtliche  hier  besprochenen  Organismen  nicht  nur  eine  schwache, 
sondern  auch  eine  sehr  unregelmässige  Gährung  zeigten.  Sacch. 
exiguus  z.  B.  gab  in  Lösungen  von  10  und  15  ^/o  Dextrose  in  Hefe- 
wasser, nach  14  Tagen,  6,4  resp.  8  vol.  ^/o  Alkohol.  Nach  einem 
Monat  war  die  Menge  Alkohol  in  beiden  Fällen  noch  dieselbe. 
Sacch.  apiculatus  gab  in  zwei  Proben  mit  10  und  15^/« 
Dextrose  in  Hefewasser  nach  15  Tagen  bei  25  <^  C  2,6  resp.  2,8 
vol.  ^/q  Alkohol,  nach  1^/s  Monat  etwas  mehr  als  3^A,  nach  drei 
Monaten  hatte  die  Alkoholmenge  nicht  mehr  zugenommen,  trotzdem 
noch  Zucker  vorhanden  war.  Eine  andere  Probe  dagegen  mit  eben- 
falls 10  7o  Dextrose  in  Hefewasser  gab  bei  derselben  Temperatur  nach 
15  Tagen  3,7,  nach  25  Tagen  sogar  4,3  vol.  ^U  Alkohol. 

Wenn  nun  in  scheinbar  völlig  gleichen  Proben  mit  Sacch. 
apiculatus  einmal  im  Maximum  S^/q,  das  andere  Mal  4,3%, 
also  eine  40  ^/o  grössere  Menge  entstent,  sind  die  Versuche  von 
Hansen  wenig  geeignet,  die  Gährprobe  mit  Sacch.  apiculatus 
für  quantitative  Zuckerbestimmungen  als  zuverlässig  erscheinen  zu 
lassen.  Auch  diese  Versuche  beweisen,  dass  bei  Hansen  unter 
noch  nicht  bekannten  Bedingungen,  sogar  mit  unzweifelhaft  gährungs- 
filhigem  Zucker  und  mit  Benutzung  einer  NäJhrlösung  die  Gährung 
mit  SaccL  apiculatus  gehemmt  werden  konnte,  und  dass  jeden- 
falls ein  eingehendes  Studium  wird  vorangehen  müssen,  bevor  der- 
artige Organismen  für  die  Analyse  in  Betracht  kommen  können. 

Rotterdam,  im  März  1891. 


Zur  Frage  über  die  Immunität  gegen  Milzbrand. 

[Aus  Prof.  W.  W.  Podwyssozki's  Institut  für  allgemeine  Pa- 
thologie an  der  Universität  Kiew.] 

Von 

Dr.  J.  SawtschenkOy 

Assistenton  am  Institnto. 
(Sehlms.) 

Ratten. 

Die  Versuche  an  weissen  Ratten  wurden  ebenso  angestellt,  wie  es 
Levin*)  gethan  hatte.    Es  erwies  sich,  dass  die  Ratten  thatsäch- 


1)  Annalen  der  Chemie.  Bd.  CCIL.  8.  t67. 

2)  Unter    die    Hent    des    Banchei    der    Ratte    wurde    mit    der    PraTfti'solMB 
Spritie   die  Koltor  der  anf  dem  Agar-Agar  ausgewachsenen  MUsbrandbakterien  injiairt 


2»  Frage  über  die  immnniUU  gegen  llüibrand.  52^ 

ich  inunim  gegen  Milzbrandkulturen  aus  Agar-Agar  seien,  obgleich 
fedben  Kulturen  ein  Meerschweinchen  mit  Leichtigkeit  nach  zwei 
iMgeB  tOdteten. 

Bei  den  Ratten  kam,  wie  auch  in  Levin's  Versuchen,  bloss  ein 
lokales  Oedem  zur  Beobachtung.  Es  haben  sich  aber  die 
Aesuttate  der  mikroskopischen  Untersuchung  diametral  entgegengesetzt 
jocD  ergeben,  wie  sie  Leyin  in  Baumgarten's  Laboratorium  er- 
haiteD  hatte. 

Es  ist  an  topographischen  Schnitten  aus  der  Impfstelle  und  dem 
aie  umgebenden  Gewebe  zu  sehen,  dass  sich  die  Milzbrandbacillen 
lodit  if eit  von  der  Impfstelle  verbreiten.  Anhäufungen  von  Milzbrand- 
bacillen sind  stets  mehr  oder  weniger  streng  lokalisirt,  um  sie  herum 
ist  aber  äne  Oewebsinfiltration  mit  Leukocyten  zu  beobachten.    Je 
vetter  von  der  Impfstelle,  um  so  weniger  Leukocyten,  Bacillen  fehlen 
aber  gänzlich,  obgleich   das  Gewebe  im   höchsten  Grade  ödematös 
eracheint.    Es  zeigte  sich  auch  hier,  ebenso  wie  bei  den  nach  C  z  a  p- 
lewski  mit  einer  fflr  sie  nicht  virulenten  Kultur  geimpften  Tauben, 
eine  nor   unbedeutende  Vermehrung   der  Bakterien.    Dennoch  war 
aber  bereits  nach  24  Stunden,  wenn  auch  selten,  Phagocytose  zu 
sehen,  and  je  später  nach  der  Impfung  eine  Ratte  getödtet  wurde, 
maü  so  st&rker  war  die  entzündliche  Gewebsinfiltration  mit  Leuko- 
cjtm  ausgeprägt,    und    um    so    häufiger    fanden    sich    Milz- 
brandbacillen im  Innern  von  Zellen. 

In  einem  der  Fälle  ist  es  sogar  bereits  am  4.  Tage  schwierig 
gewesen,  freiliegende  Bacillen  zu  finden ;  die  ungeheuere  Mehrzahl  der- 
selben war  in  Mikrophagen  und  auch  in  Makrophagen  eingeschlossen, 
wobei  sie  in  letzteren  in  ganzen  Häufchen  lagen.  In  beiderlei  Zellen 
üessen  sich  die  Bacillen  zum  Theil  noch  gut  färben,  theils  boten  sie 
Terschiedene  Zerfallsstadien  dar.  Nie  sind  mir  beweisendere  Präpa- 
rate zu  Gesichte  gekommen,  in  denen  die  Abhängigkeit  der  Genesung 
von  der  Phagocytose  so  auffällig  hervortraten  und  keinerlei  Kom- 
mentars bedurften. 

Warum  hat  denn  Verf.  keine  Milzbrandbacillen  im  Innern  von 
Zellen  gesehen? 

Das  Einzige,  wodurch  dieses  Missverständniss  zu  erldären  wäre, 
ist,  dass  Verf.,  wie  aus  seiner  Arbeit  ersichtlich,  indem  er  sich  das 
Studium  der  Genese  des  Entzündungsprozesses  zur  Aufgabe  gestellt 
hatte,  sich  bei  seiner  Untersuchung  vorzugsweise  der  Härtung  in 
Flemming'scher  Flüssigkeit  und  der  Färbung  mit  Safranin  bediente. 
In  der  That  (me  man  sich  leicht  überzeugen  kann)  lassen  sich 
bei  solcher  Behandlungsmethode  innerhalb  der  Leukocyten  gelegene 
Bacillen  schwer  färben,  und  haben  sie  sich  auch  zum  Theil  ge- 
fiurbt,  so  sind  sie  schwer  von  Ghromatinsubstanztrümmem  zu  unter- 
sdieiden,  und  nur  wenn  man  sicher  weiss,  dass  es  im  betreffenden 
Präparate  Bacillen  innerhalb  der  Leukocyten  giebt,  sind  ein- 
zelne der  geftrbten  Gebilde  als  Milzbrandbacillen  zu  erkennen. 
Zu  solchen  Resdtaten  gelangt  man  wenigstens,  wenn  man  Präparate 


Bakterien  wurden  in  einer  physiologischen  Kochsalslöenng  suspendirt^  wobei  nicht 
über  0,06  der  Flflssigkeit  iqjisirt  wurde. 


530  dawtschenko, 

unter  einander  vergleicht,  die  demselben  Thiere  entDommen ,  abei 
nach  verschiedenen  Methoden  behandelt  werden,  euerseits  P 1  e  m  * 
ming'sche  Flüssigkeit,  Safranin,  andererseits  Alkohol  C^>Aet 
Müller 'sehe  Flüssigkeit),  Karmin,  Gram 'sehe  Methode. 


Nebst  den  Versuchen  an  weissen  Ratten,  die  bloss  zur  Kontrolle 
der  von  Levin  erhaltenen  Resultate  unternommen  wurden,      sind 
auch  Versuche  an  zufälligem,  doch  interessantem  Materiale,  graiien 
wilden  Ratten,  angestellt  worden,  welche  Thiere,  wenn  nicht  fftr  ab- 
solut, so  doch  für  hochgradig  immun  gegen  Milzbrand  gelten  ^). 

Da  die  vorhergegangenen  Versuche  an  Tauben  erwiesen  hatten, 
dass  man  durch  allmähliche  Gewöhnung  eines  Virus,  im  Körper  eines 
dagegen  immunen  Thieres  zu  leben,  dieses  Virus  verstärken  und  ein 
solches  erhalten  kann,  welches  das  betreffende  Thier  mit  Leichtig- 
keit zu  tödten  vermag,  so  war  es  natürlich,  die  gleichen  Resultate 
auch  bei  grauen  Ratten  zu  erwarten. 

Und  in  der  That,  die    Einimpfung  von  einem  mit  Sporen  von 
äusserster  Virulenz   ftir  Meerschweinchen    und  Kaninchen  (welche 
Thiere  nach  26-— 48  Stunden  zu  Grunde  gingen)  infizirten  Seiden- 
faden gab  bei  der  grauen  Ratte  ein  negatives  Resultat    Bd  einer 
jungen  und  erschöpften    Ratte   ist   es   aber   doch   gelungen,   durch 
Impfung  mit  dem  Blute  eines  an  Milzbrand  zu  Grunde  gegangenen 
Meerschweinchens  eine  Infektion  zu  erzielen.    Das  Thier  ist  nach 
3  mal  24  Stunden   zu  Grunde  gegangen.    Blut  und  ein  Stückchen 
Lunge  der  gestorbenen  Ratte  wurden  einer  anderen  Ratte  unter  die 
Haut  eingeimpft    Letztere  ist  ebenfalls  nach  3  mal  24  Stunden  am- 
gekommen.    Eine  dritte  kam  unter  denselben  Bedingungen  nach  zwd 
Tagen,  am  dritten,  um.  Nach  ungefähr  derselben  Zeit  sind  auch  noch 
zwei  weitere  zu  Grunde  gegangen.    Von  der  fünften  Ratte  nach  der 
Reihe  wurden,  aus  einer   Kultur  auf  Agar-Agar,  Sporen  erhalten. 
Solches  verstärkte  Virus,  unter  die  Haut  einer  neuen  grauen  Ratte 
gebracht,  hat  sie  nach  4  Tagen,  am  fünften  getödtet,  es  wurde  also 
auf  dem  Wege  konsekutiver  Durchleitung  durch  den  Rattenorganismus 
ein  Virus  erhalten,  welches  im  Stande  ist,  die  graue  Ratte  zu  tödten, 
obgleich  langsamer,  als  das  einem  Thiere  der  gleichen  Spezies  un- 
mittelbar entnommene. 

Bei  der  Untersuchung  der  gestorbenen  Thiere  ergab  sich  bei 
sämmtlichen  folgendes: 

Das  Oedem  an  der  Impfstelle  ist  nicht  gross,  manchmal  auch 
ganz  unbedeutend.  In  der  Bauchhöhle  zuweilen  eine  unbedeutende 
Menge  serösen  Transsudates,  manchmal  fehlt  dasselbe  aber  auch 
gänzlich.  Milz  und  Leber  sind  nicht  vergrössert  *).  Die  Pleura- 
höhlen der  Brusthöhle  waren  stets  mit  serösem  Transsudate  ausge- 

1)  Bei  Hess  (Virchow's  Arcb.  Bd.  CIX)  gingen  graue  Ratten  an  Milsbraad  tii 
Grande,  und  er  hftlt  sie  für  relativ  immnn;  bei  Labarsoh  (Gentralblatt  fttr  Bakte- 
riologie, 18S9.  S.  640)  dagegen  baben  in  vier  Fftllen  selbst  Hatten  eingdmpAe  Milt- 
brandsporen  nicht  gekeimt 

8)  Hess  (loco  cit.)  weist  auch  daraaf  hin,  dass  die  Mili  bei  einer  an  Milibrand  m 
Grunde  gegangenen  wilden,  grauen  Ratte  nicht  yergrössert  gewesen  ist. 


Zur  Frage  Über  di«  Immanitftt  gegen  Kilsbrmnd.  531 

;  die  Langen  komprimirt,  kompakt,  anämisch,  durch  und  durch 
■il  Flüssigkeit  getränkt  und  beinahe  luftleer.  Im  Herzblute  ist  die 
ftttiUenzahl  sehr  gering:  im  Blute  einiger  der  Ratten  waren  auf 
anem  ganzen  Deckgläschen  nur  2—3  Bacillen  zu  finden.  Eine  grössere 
Menge  Bacillen  findet  sich  in  der  OedemflQssigkeit  aus  der  Impf- 
steDe,  und  zwar  einige  dayon  im  Innern  von  Leukocyten.  In  der 
IGlz  kommen  die  Bacillen  bald  in  Häufchen,  bald  vereinzelt  vor; 
viele  dayon  im  Innern  von  Milzpulpazellen.  In  den  Blutgefässen 
der  lieber  treten  die  Bacillen  meistens  als  vereinzelte  Exemplare  auf, 
manchmal  im  Innern  von  Leukocyten ;  oft  sind  auch  Stäbchen  inner- 
halb der  Stemzellen  zu  sehen. 

Im  Allgemeinen  sind  aber  sowohl  im  Blute,  als  auch  in  den 
oben  erwähnten  inneren  Organen  die  Bacillen  so  spärlich  vertreten, 
die  Phagocytose  dagegen  so  scharf  ausgeprägt,  dass  man  sich  wun- 
derty  wamm  das  Thier  zu  Grunde  gegangen  ist 

Das  Bäthsel  erklärt  sich  bei  der  Untersuchung  der  Lunge.  Be- 
reits in  einem  auf  einem  Deckgläschen  hergestellten  Strichpräparate 
tet  eme  grosse  Menge  Bacillen  zu  sehen.  Bei  der  Untersuchung  von 
Schnitten  stellt  es  sich  heraus,  dass  die  Lungenkapillaren  an  vielen 
Stellen  durch  Milzbrandbakterien  verstopft  sind,  die  hier  in  Gestalt 
langer  Fäden  oder  einzelner  Bacillen  gelagert  sind.  Innerhalb  der 
Brondiial-  und  Alveolarlumina  sind  keine  Bakterien  vorhanden  ^). 

Es  stellt  ofifenbar  das  Lungengewebe  bei  der  Ratte,  um  einen 
alten  Terminus  zu  gebrauchen,  jenen  locus  minoris  resistentiae  gegen 
dea  Mibbrand  dar,  wo  die  Milubrandbakterien  entweder  gar  keinem 
oder  bloss  einem  sehr  schwachen  Widerstände  für  ihre  Entwickelung 
bq^egnen.  In  die  Lunge  gelangt  und  sich  hier  ziemlich  rasch  ver- 
märend,  verstopfen  sie  die  Lungenkapillaren  und  führen,  indem  sie 
Lnngenödem  hervorrufen,  den  Tod  des  Tbieres  herbei. 

Es  fragt  sich  nun,  wodurch  diese  Erscheinung  zu  erklären  sei? 
Warum  bieten  die  sonst  für  Bülzbrand  so  wenig  empfänglichen  Ratten 
eine  so  grosse  Empfänglichkeit  in  bloss  einem  ihrer  Organe,  der 
Longe,  dar?  Wenn  der  die  Bakterien  tödtende  Stoff  im  Blute  cir- 
kolirt,  weshalb  fehlt  er  denn  in  den  Lungen?  Von  diesem  Stand- 
punkte aus  lässt  sich  das  sonderbare  Faktum  am  allerwenigsten  er- 
klären. Eine  Deutung  dieser  Tbatsache  werde  ich  mir  nachher,  nach 
Beendigung  der  Versuche,  zu  geben  erlauben. 


Es  wird  durch  die  oben  angeführten  Fakta  von  neuem  bestätigt : 
1)  Dass  es  völlige  Immunität  gegen  Milzbrand  kaum  gibt;  durch 
allmähliche  Gewöhnung  der  Bakterien,  sich  in  einem  für  sie  neuen 
Medium  zu  entwickeln,  lässt  sich  ein  Virus  erhalten,  das  ein  sonst 
gegen  Milzbrand  immunes  Thier  tödtet 

1)  Es  waren  bei  der  am  5.  Tage  naeh  der  Impfdng  mit  Sporen  la  Gmnde  ge- 
gangenen Ratte  an  der  ImpfeteUe,  auf  dem  Wege  der  mikroskopisoben  Untersachnng, 
kefafte  KnabrandbacUlen  nacbsaweisen.  Der  lokale  Proaets  war  beinahe  abgelanfen,  und 
es  war  dort  blon  eine  beträchtliche  Entwkkelong  jnnger  Biodegewebsiellen  au 
beobachten.  Bakterien  waren  im  Blute  nnd  in  den  inneren  Organen  spärlich  vertreten^ 
tu  der  Lunge  dagegen  die  oben  geschilderten  Veränderungen  au  sehen. 


532  Sanareili, 

2)  Obgleich  bei  einigen  lliieren  (Taube,  Ratte)  viele  yod  den 
ausserhalb  des  Organismus  gezüchteten  Milzbrandbakterien  auch  un- 
abhängig von  den  Phagocyten  zu  Grunde  gehen,  so  ist  doch  der 
entscheidende  Faktor  in  der  Genesung  des  Thieres  die  Phagacytose. 

3)  Bei  der  Impfung  eines  gegen  gewöhnliches  Virus  immnneo 
Thieres  mit  verstärktem  Virus  hat  sich  letzteres  so  rasch  entwickelt, 
dass  es  zu  keiner  lokalen  Reaktion  kommt,  und  obgleich  sich  die 
Phagocyten  des  Thieres  auch  als  fähig  erweisen,  die  dafür  virulenten 
Bakterien  zu  verschlingen  und  der  Organismus  gegen  die  Infektion 
kämpft  (Phagocytose  in  Milz,  Leber,  Knochenmark),  das  Tbier  zu- 
letzt dennoch  der  Allgemeininfektion  unterliegt 

4)  Es  ist,  von  den  Erscheinungen  der  „Chemotaxis'^  ausgehend 
(Pfeffer,  Gabritschewsky  u.  A.),  anzunehmen,  dass,  damit  die 
Phagocytose  deutlich  in  Erscheinung  trete,  und  das  Thier,  Dank  der- 
selben Genese,  die  Bakterien  eine  genügende  Menge  der  die  Phago- 
cyten chemotaktisch-positiv  beeinflussenden  Substanz  produziren  und 
sich  zugleich  nicht  dermaassen  rasch  entwickeln  müssen,  dass  die 
Phagocyten  nicht  die  Zeit  haben,  sie  zu  bekämpfen. 

Kiew,  im  Februar  1891. 


Die  Ursachen  der  natürlichen  Immnnität  gegen  den 

Milzbrand. 

(Laboratorium  für  allgemeine  Pathologie  der  königl.  Universität  Sieoa, 

Direktor  Prof.  G.  Sanquirico.) 

Von 

Dr.  C^lnseppe  Sanarelü, 

Assistenteii« 
(SchluM.) 

Uebrigens  leiden,  wie  ich  schon  im  Anfang  gesagt  habe,  diese 
Thatsachen  und  noch  andere  mehr,  bei  denen  ich  mich  der  Kflrze 
wegen  nicht  aufhalten  will,    zu  sehr  unter  der  Unvollkommenbeit 
der  Methoden,  mit  denen  sie  angestellt  wurden,  um  jeden  Zw&fd 
über  ihren  absoluten  Werth  ausschliessen  zu  können.    Zugleich  habe 
ich  mich  durch  vidfache  Beobachtungen  überzeugt,  dass  die  normale 
Froschlymphe  weder  bei    27^0,    noch   bei   geringerer  Temperatur 
irgend  eine  Entwickelung  der  Milzbrandkeime  zulässt     Das  wird 
auch  dadurch  bewiesen,  dass   die  Frösche  selbst,  wenn  sie  in  der 
Brütmaschine  konstant  bei  eben  dieser  Temperatur  gehalten  werden, 
ohne  Schwierigkeit    die    kräftigsten    und    wiederholten   Mi/zbraod- 
injektionen  vertragen.  Ich  habe  weiter  oben  gesagt,  dass  die  mit  Milzbrand 
inokulirten  Frösche,  wenn  sie  in  hoher  Temperatur  gehalten  werden 
(gewöhnlich  bei  27^  C),  schnell  sterben  und  im  Blut  und  den  Or- 
ganen eine  ausserordentliche  Menge  von  Milzbrandbacillen  aufweisen. 


IHe  Ursaehea  der  natfirliehen  Immanitftt  gegen  den  Milzbrand.  533 

Dieser  UmstaDd  ist  aDen  Beobachtern  wohlbekannt,  welche  den 
finmd  der  Immonität  der  Frösche  gegen  diese  Infektion  untersucht 
kbGi,  und  man  hat  für  ihn  eine  sehr  klare  Ursache  gefunden,  denn 
sn  hat  sich  gesagt,  dass  die  Frösche  unter  dem  Einfluss  hoher 
Temperaturen  ihren  natürlichen  Schutz  verlieren,  von  welcher  Art 
^^T  auch  sei,  und  am  Milzbrand  sterben. 

Aber  einige  auf  meine  Untersuchungen  gestützte  Betrachtungen 
idaasen  mich,  diese  Annahme,  dass  bei  37  ^  C  gehaltene  Frösche 
wiikfich  am  Milzbrand  sterben,  nicht  ohne  starken  Vorbehalt  anzu- 
■dunen. 

In  der  That  habe  ich  beobachtet,  dass  bei  dieser  Temperatur 
aodi  gesande  Frösche  regelmässig  und  in  derselben  Zeit  sterben,  wie 
infizirteiL 


Ansserdem  sagt  Petruschky  selbst^),  dass  die  im  Köii)er 
enr&imter  Frösche  entwickelten  Bacillen  „eine  etwas  geringere  Viru- 
ksa^  b^tzen,  denn  sie  tödten  Mäuse  erst  nach  zwei  Tagen  und  Ka- 
lindien  nach  vier  Tagen.  Ich  meinerseits  vermag  noch  hinzuzufügen, 
dass  Milzbrandbacillen,  auch  wenn  sie  sich  in  normaler  Froschlymphe, 
die  im  Brutofen  bei  37*  C  gehalten  wurde,  entwickelt  haben,  ihre 
Yirnlenz  vollkommen  verlieren. 

Einige  an  Kaninchen  mit  Röhrchen  von  der  Lymphe  C,  welche 
bei  Experiment  20  erwähnt  werden,  ausgeführte  Inokulationen,  worin 
eine  üppige  Keimung  der  eingeführten  Sporen  erfolgt  war,  haben 
mich  schinell  davon  überzeugt 

Barin  sehe  ich  übrigens  keinen  wesentlichen  Unterschied  zwischen 
den  IZesiiJtaten  Petruschky's  und  den  meinigen.  Petruschky 
sagt  uns  nicht,  wie  lange  nach  dem  Tode  der  milzbrandkranken 
Frösche  er  mit  ihrem  Material  die  Mäuse  und  Kaninchen  geimpft 
hat,  aber  man  kann  fast  mit  Sicherheit  annehmen,  dass  er  diese 
Inokulationen  sogleich  oder  kurze  Zeit  nach  dem  Tode  der  Frösche 
ausgeführt  hat,  also  wenige  Stunden  nach  ihrer  Infektion.  In  diesem 
Falle  kann  man  sich  nicht  wundern,  wenn  nach  so  kurzem  Aufent- 
halt in  dem  Körper  dieser  seuchenfesten  Thiere  die  Milzbrandbacillen 
nur  wenig  von  ihrer  ursprünglichen  Virulenz  verloren  haben,  im 
Gegentheil  scheint  mir  die  Thatsache  selbst,  dass  man  diesen  in  so 
kurzer  Zeit  erfolgten  Verlust  abschätzen  kann,  nicht  ohne  ein  ge- 
wisses Interesse  zu  sein. 

Dagegen  habe  ich  die  Inokulation  von  Kaninchen  mit  Milzbrand- 
lymphe ausgeführt,  welche  in  der  Wärmekammer  bei  37  ®  G  mehrere 
Tage  lang  geblieben  war,  also  zu  einer  Zeit,  in  welcher,  wie  ich  mich 
vollkommen  hatte  überzeugen  können,  normale  Froschlymphe,  welche 
bei  dieser  Temperatur  gehalten  worden  ist,  die  Sporen  nicht  hindert, 
üppig  zu  keimen ;  man  begreift  also,  dass  die  geringe  Abschwächung, 
welche  Petruschky  schon  nach  wenigen  Stunden  beobachtete, 
nach  so  langer  Zeit,  wie  in  meinem  Falle,  vollständig  werden  konnte. 
Ein  anderer  Umstand,  welcher  vielleicht  auch  Manchem  nicht 
entgangen  sein  wird,  mir  aber  von  Bedeutung  zu  sein  scheint,  ist 
folgender : 

1)  loco  cit  p.  880. 


g34  Sanareliij 

Wenn  man  mit  Milzbrand  infizirte  und  'm  der  WärmekaJume 
bei  37  <^  G  gehaltene  Frösche  sogleich  nach  ihrem  Tode  nntersucbt 
so  erstaunt  man  über  die  grosse  Schlaffheit,  welche  ihre  Qe^reb^ 
darbieten.  Die  Haut  gibt  dem  geringsten  Zuge  nach,  die  Maskei- 
massen sind  teigig  und  haben  ihr  gewöhnliches  Ansehen  verloren. 
Wenn  man  mit  einer  Zange  diese  Muskelmassen,  sowie  auch  die  Ein- 
geweide und  besonders  das  Herz  anfasst ,  so  geben  diese  Geinrebe 
sogleich  dem  Drucke  nach,  als  wären  sie  vorgeschrittener  F&alnisfl 
anheimgefallen.  Alles  dieses  findet  man  nicht  bei  Fröschen,  «reiche 
bei  gewöhnlicher  Zimmertemperatur  gestorben  oder  getödtet  worden 
sind,  darum  muss  man  wohl  annehmen,  dass  die  Wärme  des  BrQt* 
ofens  auf  die  Gewebe  des  Frosches  eine  starke  und  schnelle  Auf- 
lösende Wirkung  ausübt,  und  diese  Thatsache  könnte,  eher  als  Jede 
andere,  als  die  Todesursache  des  Thieres  betrachtet  werden. 

Mussten  wir  in  diesem  Falle  die  Gegenwart  der  Milzbrandbacillen 
im  Blute  und  in  den  Eingeweiden  als  von  einer  wirklichen,  echten 
Entwickelung  des  Infektionsvorgangs  herbeigeführt  betrachten? 

Die  offenbare  Abschwächung  des  Virus  sowohl  in  der  Lymphe, 
als  im  Körper  des  auf  37  ^  G  gehaltenen  Frosches  würde  diese  Hy- 
pothese wenig  unterstützen,   daher  würde  ich  nicht  ansteheo,    zu 
glauben,  dass  die  in  einem  erwärmten  Frosche  entwickelten  Bacillen 
nicht  eine  wirkliche  Infektion  darstellen,  sondern  ihre  einfache  Ver- 
mehrung in  einem  Substrat,  welches,  obgleich  noch  mit  seinen,    in 
Bezug  auf  den  Milzbrand  abgeschwächten  Eigenschaften  ausgestattet, 
sich  doch  durch  die  Wirkung  der  Temperatur  in   einen  guten  N&hr- 
boden  für  die  Bakterien  umgewandelt  hat,  wo  diese  letzteren    sieb 
mehr   als    Saprophyten,    wie   als   pathogene    Mikrobien    entwickelt 
haben.    Es  würde  also  dies  nicht   eine    einfache  Modifikation    des 
bakterientödtenden  Zustandes  sein,  den   die   hohe  Temperatur   im 
Organismus  des  Frosches  hervorgebracht  hätte,  sondern   eine  wirk- 
liehe  Veränderung  aller  Funktionen  und   Gewebe,  weil  auch  unab- 
hängig Yon  der  Vermehrung  der  Milzbrandbacillen  das  Leben  dieser 
Thiere  in  jedem  Falle  im  höchsten  Grade  gefährdet  sein  würde. 

V. 

Ueber  die  wahrscheinlicheNatur  der  Substanz,  welche 
der    Lymphe    die    bakterientödtende    Eigenschaft 

verleiht. 

Nachdem  in  der  Froschlymphe  eine  spezielle  Eigenschaft  fest- 
gestellt worden  ist,  welche  die  Abschwächung  der  Milzbrandkeime 
bedingt,  so  macht  sich  eine  andere  direkte  Untersuchung  nothwendig, 
um  die  Ursachen  dieser  Eigenschaft  zu  erklären. 

Von  allen  Autoren,  welche  sich  mit  Untersuchung  der  wahr- 
scheinlichen Natur  dieser  Substanz  beschäftigt  haben,  welche  den 
organischen  Flüssigkeiten,  eine  mikrobientödtende  Eigenschaft  ver- 
leihen   würde,    haben    nur    NuttaP),     Behring*),     Verf.«), 

1)  Loco  dt. 

2)  üeber  die  Ursache  der  Immonitftt  von  Ratten   gegen  den  MUsbrand.    (Central- 
blatt  mr  klin.  Medidn.  1888.  No.  28.) 

3}  Sulla  infesione  monrosa.   (Atti  deUa  B.  Accademia  di  Fisiocritid.  Ser.  IV.  1889, 


Di«  ürsMhen  der  natflrliohen  ImmnniUU  gegen  den  Milzbrand.  535 

Bachner  and  Orthenberger^)  und  kürzlich  Fodor*)  Theorien, 
Avdi  Experimente  gestützt,  aufgestellt,,  welche  die  grösste  Aufmerk- 
Mnkeit  yerdienen. 

Der  Erste  hat  beobachtet,  dass  mit  Milzbrandbacillen  infizirtes 
Kaninchenblat  eine  bakterientödtende  Wirkung  ausübt,  welche  ent- 
weder nach  kurzer  Zeit  yon  selbst  oder  nach  einer  Erwärmung  auf 
S(^55®  C  verschwindet,  und  ist  der  Meinung,  diese  Eigenschaft 
Uene  nur  von  einem  sehr  flüchtigen,  unbeständigen  Stoffe  herrühren, 
ider  wahrscheinlicher  yon  einer  Diastasewirkung. 

Behring')  geht  von  der  Deberzeugung  aus,  die  Ratten  seien 
gegen  Milzbrand  durchaus  immun;  er  stellte  Untersuchungen  über 
ihr  Blutserum  an,  fand  es  zu  stark  alkalisch  und  darum  zur  Kultur 
des  Bacillus  anthracis  ganz  ungeeignet.  Die  Schlüsse,  zu  denen 
er  durch  diese  Resultate  geführt  wurde,  Hessen  ihn  im  Battenblute 
äne  noch  unbekannte  organische  Basis  annehmen,  welche  kräftige 
intiseptische  Eigenschaften  besitzen  soll. 

Nachdan  ich  festgestellt  habe,  nicht  nur,  dass  Thiere  um  so 
immuner  gegen  Botzinfektion  sind,  je  sauerstoffreicher  ihr  Blut  ist, 
sondern  auch,  dass  die  so  leicht  abzuschwächenden  Botzbacillen  ihre 
Ybrolenz  viel  länger  behalten,  wenn  sie  vor  der  Berührung  mit  Sauer- 
stoff geschützt  sind,  glaube  ich  auch  in  diesem  Gas  einen  vielleicht 
mcht  unwichtigen  Faktor  des  verwickelten  Phänomens  der  Immunität 
sehen  zu  müssen. 

Büchner  und  Orthenberger,  nachdem  der  Erstere  zu- 
sammen mit  Voit  die  bakterientödtende  Wirkung  des  Serums  auf 
verscfaiedene  Mikroorganismen  bewiesen  hatte,  haben  weitere  Unter- 
suchungen angestellt,  um  zu  bestimmen,  welchem  Bestandtheil  des 
Serums  diese  Eigenschaft  zuzuschreiben  sei;  sie  haben  gefunden, 
dass  es  die  Eiweisssubstanzen  in  Verbindung  mit  einer  gewissen 
Menge  von  Salzen  sind,  welche  so  kräftig  auf  die  Bakterien  einwirken. 
Die  neuen  Resultate  Fodor's  nähern  sich  zum  Theil  den  von 
Behring  erhaltenen,  insofern  sie  bewiesen  haben,  dass  besonders 
das  Cblomatrium  die  bakterientödtende  Eigenschaft  des  Blutes  der 
Kaninchen  bedingt,  und  dass  man  durch  starke  Dosen  von  Alkalien 
(doppeltkohlensaures  Natron)  die  Widerstandskraft  der  Kaninchen 
gegen  die  Milzbrandinfektion  verstärken  kann. 

Die  verhältnissmässig  geringe  Menge  von  Lymphe,  über  die  ich 


Vol  L  1S89)  und  I  fattori  delU  immanitli  fisiologica  neUa  infesione  moirosa.  (La  rifonna 
medica.  18S9.  GingDO.) 

1)  loco  dt. 

t)  Nem  Untenacbnngen  Aber  di«  bakterientödtende  Wirkung  des  Blutes  and  aber 
Immimiiation.  (Gentralblatt  für  Bakteriologie  nnd  Parasitenkande.  Bd.  VII.  1890.  No.  24.) 

3)  Abgesehen  Ton  irgend  einem  Urtheil  über  die  Besnltate  Behring's  möge 
daran  erinnert  werden,  dass  zuerst  L'oeffler  (MittheiluDgen  des  k.  Gesundheitsamtes. 
1881.  p.  16S),  dann  Stranss  (Le  eharbon.  1887.  p.  168),  Lubarsch  (Gentralblatt 
für  Bakteriol.  und  Paraeitenk.  Bd.  VL  1890.  No.  18 — 19)  und  vor  Knrsem  Metschni- 
koff  (Annales  de  l'Instltat  Pasteur.  April  1890)  bewiesen  haben,  dass  weisse  Ratten 
eine  relative  Immnnitftt  gegen  Milzbrand  besiteen,  obgleich  viele  von  ihnen  der  In- 
fektion unterliegen.  Der  Letztere  (Le  eharbon  des  rate  blancs.  Troisibme  memoire 
des  Stades  sur  rimmunlt^  eto.)  glaubt  bewiesen  zu  haben ,  dass  aueh  in  den  Fällen 
von  Heilung  die  Phagocyten  eine  sehr  wichtige  Rolle  spielen ,  indem  sie  die  lebenden 
Bedllen  zerstören. 


536  Sanarelli, 

ZU  meinen  Versuchen  verfügen  konnte,  haben  mir  nicht  erlaubt «    die 
Untersuchungen  zu  unternehmen,  welche  die  oben  genannten  Forscber 
zu  so  wichtigen  Folgerungen  führten ;  aber  da  die  von  mir  erbalteo^o 
Resultate,  besonders  beim  Studium  des  Einflusses  der  Wärn»e   aaf 
die  bakterientödtende  Eigenschaft  der   Lymphe,  viel  Analogie    mit 
dem  Obigen  darbieten,  so  stehe  ich  nicht  an,  ebenfalls  die  Substanz^ 
welche  der  Froschlymphe  ihre  bakterientödtende  Kraft  verleiht,   mit 
aller  Wahrscheinlichkeit  für  eine  organische  Basis  zu  halten,  unbe- 
ständig und  fähig,  bei  hoher  Temperatur  verändert  und  unwirksam 
gemacht  zu  werden. 

Die  Widersprüche  und  die  Dunkelheit,  welche  bis  jetzt  die  Frage 
nach  der  keimtödtenden  Kraft  der  oi^anischen  Flüssigkeiten  ver- 
wirren, kann,  wie  ich  glaube,  vorläufig  keine  anderen  Vermuthung^en 
erlauben,  welche  sich  von  einem  Augenblick  zum  andern  als  un- 
richtig und  voreilig  ausweisen  könnten. 

VI. 

Biophagismus  oder  Nekrophagismus? 

Den  neuen  starken  Antrieb,  welchen  in  neuerer  Zeit  die  Unter- 
suchungen Aber  Seuchenfestigkeit  erhalten  haben,  verdanken  wir  fast 
ganz  den  klassischen  Experimenten  des  russischen  Gelehrten  und 
der  Erklärung,  die  er  über  den  Kampf  um^s  Leben  zwisdien  den 
Parasiten  und  den  Zellen  des  Oi|;anismus  gegeben  hat. 

Aber  obgleich  der  Erfinder  der  Phagocytentheorie  mehrere  Male 
wiederholt  hat,  „die  Immunität  gegen  die  infizirenden  Agentien  müsse 
als  ein  zusammengesetztes  Phänomen  betrachtet  werden,  von  phy- 
sischen, chemischen  und  biologischen  Ursachen  abhängend,  oder  sei 
in  manchen  Fällen  das  Produkt  der  Verbindung  dieser  verschiedenen 
Faktoren'',  ^ )  so  haben  doch  die  Gegner  seiner  Lehre  dieselbe  fast 
immer  für  absolut  und  einseitig  erklärt     Die   unzähligen  Kritiken, 
mit  denen  die  heutige  wissenschaftliche  Litteratur  erfüllt  ist,  haboi 
daher  von  der  Metschniko  ff 'sehen  ganz  verschiedene  lUchtungen 
verfolgt,  ohne  dass  die  Resultate  derselben  darum  weniger  absolut 
und  einseitig  ausgefallen   wären.    Dem ,   was  man  fftr  eine  Zellen- 
theorie erklärte,  hat  man  eine  chemische  Theorie  gegenübergestellt. 

Selten  hat  man  eine  gemischte  Theorie  angenonmien,  d.  h.  eine 
Verschmelzung  der  beiden  wichtigen  Faktoren  der  Immunität :  Zellen- 
energie und  chemische  Ungunst  des  Substrates ;  aber  audi  in  diesem 
Falle  nahm  man  den  Phagocytismus  in  dem  Sinne  an,  dass  die  Zellen 
sich  der  schon  abgestorbenen  Parasiten  bemächtigen,  also  recht  eigent- 
liche Gräber  darstellen.  Mehr  oder  weniger  ist  dies  die  Ansicht, 
welche  die  Gegner  der  Phagocytentheorie  uns  von  der  Thätigkeit 
der  Zellen  geben. 

Meine  Untersuchungen  sind  ohne  jedes  Vorurtheil  für  die  eine, 
oder  die  andere  Ansicht  begonnen  und  ausgeführt  worden,  aber  da 
ich  sie  nun  zu  Ende  gebracht  habe,  halte  ich  es  für  zweckmässig, 


1)  Immonit^  des  lapins  contre  Ic  baciUe   du   roaget   des   pores.     (Ann.    de  Tlnst 
Paatenr.  1889.  p.  289. 


Die  ünach«!!  d«r  natürlicben  Immiinitit  g«g«ii  den  Milsbrand.  537 

fai  Tqrhjjltitissmftgsigen  Werth  der  beiden  Theorieen  über  das  Ph&- 
MDeD  der  natflrlichen  Immunität  zu  bestimmen. 

Ich  will  sogleich  Yorausschicken ,  dass  ich  in  meinen  Resultaten 
äe  D^ltbigen  Grundlagen  gefunden  habe,  um  die  Verschmelzung  beider 
Ibeorieen  anzunehmen  und  zu  erklären. 

Vor  Allem  steht  die  von  mir  bewiesene  Wirkung  der  Frosch- 
lymphe  auf  die  Milzbrandbacillen  fest,  und  diese  Wirkung  wird  in 
<m  Stärkegraden  ausgeQbt.  Der  erste  Orad  beschränkt  sich  nur 
\  das  Sprossen  und  die  Entvrickelung  der  Keime  aufzuhalten, 
zweite  bewirkt  die  Abschwächung  derselben  und  der  höchste 
Bach  und  nach  ihre  yoUständige  Zerstörung. 

Aber  wenn  wir  einerseits   in  Betracht  ziehen,    dass  die  Ab- 
scbw&chung  der  Sporen  und  Bacillen  sich  nicht  in  weniger,  als  3—4 
Tagen  vollzieht  und  dass  ihre  vollkommene  Zerstörung  erst  nach  viel 
ÜBgerer  Zeit  eintritt,  und  dass  andererseits  nach  Inokulation  des 
Milzbrandes  in  den  Lymphsack  oder  in  das  Blut  des  Frosches  sich 
Baidlleii  in  Menge  in  den  Zellen  schon  nach  drei  Stunden^)  vorfinden, 
sand  wir  genöthigt,  zuzugeben,  dass  nicht  ansschUesslich  der  chemi- 
schen Zusammensetzung  des  Substrats  die  Aufgabe  zufällt,  das  Agens 
der  hifektion   zu  zerstören,   sondern  dass  die  beiden  Kräfte,   die 
ehemisehe  und  die  der  Zellen  wenigstens  neben  einander  auftreten. 
Ganz  ausgeschlossen  ist  der  hindernde  Einfluss  der  niedrigen 
Temperatur  des  Froschkörpers,  welche  von  Einigen  geltend  gemacht 
wird,  denn  auch  bei  18 — ^20^0  keimen  die  Mihsbrandsporen  gut  ge- 
jkng  aaf  den  gewöhnlichen  künstlichen  Nährböden,  während  sie  in 
der  Lymphe  und  dem  Körper  der  Frösche,  auch  wenn  sie  beständig 
bei  27^0  erhalten  werden,  unthätig  bleiben.     Ausgeschlossen  ist 
auch  die  Armuth  an  Nahrungsstoff,  die  Andre  anfahren,  denn    die 
auf  37^  C  erwärmte  und  dabei  erhaltene  Lymphe  erlaubt  nicht  nur 
eine  ttppige  Entwickelung  der  Keime,  sondern  es  ist  auch  sonst  be- 
kamt,  dass   das  Wachsthum  der  Milzbrandbacillen  auch  in  Sub- 
straten von  weniger,  als  mittelmässigem  Nährwerth  vor  sich  geht, 
wie  in  Aufgüssen  von  Stroh,  Heu  und  dergleichen. 

Nach  diesen  Anf&hrungen  wird  der  Mechanismus  der  natür- 
lichen Immunität  unendlich  vereinfacht  und  die  respektive  Wichtig- 
keit der  organischen  Flüssigkeiten*  und  der  morphologischen  Elemente 
scharf  festgestellt. 

Wenn  die  Sporen  und  Bacillen  des  Milzbrandes  mit  der  Lymphe 
oder  dem  Blute  seuchenfester  Thiere  in  Berührung  kommen,  so  befinden 
sie  sich  sogleich  unter  dem  Einfluss  bestimmter  Stofle,  welche,  wenn 
sie  auch  nicht  unmittelbar  die  Wirkung  eines  kräftigen  Antisepti- 
cums  auf  dieselben  ausüben,  doch  hinreichen,  um  sogleich  ihre  wich- 
tigsten Emährungsvorgänge  zu  verändern,  ihre  weitere  Entwickelung 
zu  veriiindem  und  ihre  Virulenz  und  dann  auch  ihr  Leben  zu  zer- 
stören. 

Es  ist  leicht  zu  begreifSen,  dass  die  Milzbrandbacillen  sich  unter 
diesen  Verhältnissen,  selbst  unmittelbar   nach  ihrem  Eindringen  in 


1)  Hess,  Untenaohangen  lur  Pbagocytenlehre.    (Virchow's  Archiv.    Bd.  CIX. 
1887.)  und  Weitere  Untenachmigeii  inr  PhagoeTtenlehre.  (Ibid.  Bd.  CX.  1887.) 


588  Sftnmrelli, 

den  Organismiis  seuch^fester  Thiere ,  wenn  also  ihre  Virulenz  noch 
ganz  unverändert  ist,  gegen  die  Gewebe  im  Allgemeinen   und  gegen 
die  Leukocyten  im  besondem  wie  wirkungslose  Elemente   verbalten, 
welche  unfähig  sind,  sei  es  durch  die  Produkte  ihres  Stoffwechsels, 
sei  es  auf  irgend  eine  andere  Weise  g^en  die  phagocytischen  Eig^- 
schaften  der  Zellen  zu  reagiren.     Diese  Eigenschaften   würden  in 
diesem  Falle  nichts  Spezifisches  oder  Aggressives  haben,  sondern  sich 
auf  normale  Weise  selbst  gegen  virulente  Bacillen  ebenso  verhalten,  als 
wenn  es  Karmin  oder  Kohlekömchen  wären.     Mit   andern  Worten: 
die  Zerstörung  der  Parasiten  in  den  seuchenfesten  Organismen  wird 
kumulativ  sowohl  von  den  einen,  als  von  den  andern  Faktoren  be- 
wirkt ;  die  Bakterien  brauchen  nicht  todt  zu  sein,  um  von  den  Zellen 
aufgenommen  zu  werden,  sondern  letztere  können  sich  der  ersteren 
bemächtigten,  wenn  dieselben,  obgleich  noch  virulent  und  lebens- 
kräftig, unter  gewissen  Einflüssen  in    die  Unmöglichkeit    versetzt 
worden  sind,  zu  schaden  oder  zu  reagiren. 

Einige  Beobachtungen  von  Golgi^)  über  das  Blut  der  Malaria- 
kranken scheint  diese  Hypothese  besonders  zu  bestätigen.  Er  hat 
nämlich  beobachtet ,  dass  während  jedes  Fieberanfalls ,  vielleicht  in 
Folge  der  Temperaturerhöhung,  die  weissen  Blutkörperchen  die  Zer- 
störung einer  bedeutenden  Zahl  von  Malaria-Parasiten  besoigen,  und 
dass  man  ausserdem  weisse  Blutkörperchen  finden  kann,  welche  reife 
Parasiten  enthalten,  und  dass  diese  innerhalb  des  Protoplasmas  des 
Eügelchens  selbst  ihren  Theilungsprozess  durchführen. 

Auf  diese  Weise  wird  jene  Idee  des  Phagocytismus ,  welche 
Bizzozero*)  schon  vor  mehr  als  20  Jahren  in  seinen  Studien  Ober 
das  Knochenmark  und  über  die  Endogenese  des  Eiters  deuth'ch  uod 
nachdrücklich  entwickelt  hatte,  einfach  erweitert 

Die  von  dem  russischen  Oelehrten  jetzt  klar  bewiesene  intereef- 
luläre  Verdauung  der  Mikroorganismen,  aber  ohne  jene  Idee  ^n  An- 
griff und  Kampf,  welche  sich  in  Wirklichkeit  in  dem  wahren  Geiste 
der  Gellularpathologie  nicht  findet ,  würde  also  nichts  weiter  sein, 
als  die  moderne  Erklärung  eines  Prozesses,  durch  welchen  der 
italienische  Gelehrte  schon  vor  vielen  Jahren  die  intercellulftre  Ver- 
dauung der  rothen  Blutkörperchen  und  der  Eiterzellen  erklärte. 

So  und  nicht  anders  scheint  es  mir,  müssen  die  Besultate  meiner 
Untersuchungen  betrachtet  werden,  diese  lassen  sich  folgendennaassen 
kurz  zusammenfassen: 

1)  Die  keim-  und  leukocytenfreie  Froschlymphe 
schwächt  das  Milzbrandvirus  ab.  Diese  Abschwfichmv 
zeiget  sich  schon  nach  drei  bis  vier  Tagen  an  Sporen  und  sporifizirten 
BacUlen,  viel  schneller  an  sporenfreien  Bacillen. 

2)  Der  Verlust  der  Virulenz  ist  nicht  gleichbe- 
deutend mit  dem  Tode  der  Sporen  und  Bacillen, 
welche  mit  der  Lymphe  in  Berührung  gekommen  sind, 
denn  ihre  einfache  Uebertragung  auf  künstliche  Nährböden  bedingt 
die  Entwickelung  neuer,  virulenter  Milzbrandbacillen. 

1)  II  fagodtismo  ntlV  infeiione  maUrica.   (La  Rlforma  medica.  Maggio  1888.) 
%)  Snl  midoUo  deUe  ossa.     (Gassetta  medioa  Lombard.  186S)  und  SaU«  eon  dettt 
endogene!  del  pos.   (Gase,  medica  italiana.  187S.) 


I^e  UTsaehen  der  natfirliehen  Immtinit&t  gegen  den  Milzbrand.  539 

3)  Das  darch  Froschlymphe  abgeschwächte  Milz- 
brandvirus  erwirbt  die  Eigenschaften  der  Vaccine 
licht,  denn  die  Inokulation  reichlicher  Mengen  von  abgeschwächter 
Mjbbrandlymphe  auf  Kaninchen  und  Meerschweinchen  verleiht  diesen 
käue  Immunität  gogen  spätere,  virulente  Inokulationen. 

4)  Die  Milzbrandsporen  keimen  in  der  normalen  Lymphe  nicht 
bei  Zimmertemperatur  (18— 20<>C),  noch  auch  bei  27  «C.  Dagegen 
keimen  sie  ziemlich  gut  bei  37  <>  G. 

5)  Die  Erwärmung  auf  hohe  Temperatur  entzieht 
der  Lymphe  die  Eigenschaft,  die  Keimung  der  Milz- 
brandsporen zu  verhindern.  In  diesem  Falle  können  diese 
iHxt^-en  schon  bei  Zimmertemperatur  keimen  und  schon  bei  27<>  C 
fingt  die  Keimung  an,  reichlich  zu  werden. 

6)  Starke  Erkältung  übt  durchaus  keinen  Einfluss 
auf  die  bakterientödtende  Eigenschaft  der  Frosch- 
lymphe ans. 

7)  Die  in  erwärmter  Lymphe  (37^  G)  entwickelten  Milzbrand- 
btdUen  haben  ihre  Virulenz  ganz  eingebüsst,  ab^  ihre  Debertragung 
auf  künstliche  Nährböden  bringt  neue,  virulente  Milzbrandkolonieen 
hervor. 

8)  Frösche,  welche  bei  37<^  C  gehalten  werden,  mögen  sie  geimpft 
sein  oder  nicht,  sterben  nach  wenigen  Stunden,  bleiben  aber  bei 
27«C  am  Leben. 

9)  Die  Froschlymphe  übt  auf  Milzbrandbadllen  eine  deutliche, 
desrenenitive  Wirkung  aus,  unabhängig  von  jedem  Einfluss  von  Leu- 
kocyten. 

10)  Die  Zellen  seuchenfester  Organismen  können  sich  der  Para- 
siten bemäditigen  und  sie  zerstören,  auch  wenn  diese  ihre  Viru- 
lenz and  Lebenskraft  behalten. 

Die  gegenwärtige  Arbeit  wurde  im  Laboratorium  des  Prof.  Golgi 
in  Pavia  begonnen  und  in  dem  des  Prof.  Sanquirico  in  Siena 
fortgesetzt  und  beendigt.  Ich  fOhle  mich  verpflichtet,  diesen  meinen 
thenem  und  verehrten  Lehrern  meinen  lebhaften,  aufrichtigen  Dank 
f&r  ihre  Rathschläge  und  für  das  wissenschaftliche  Material  auszu- 
sprechen, welches  sie  immer  so  reichlich  zu  meiner  Verfügung  ge- 
stellt haben. 

Siena,  25.  Juli  1890. 


Referate. 


Cfiiinti,  M.9  üeber  die  Wirkung  des  Lichts  auf  die  Essig- 
g&hrung.    (Le  Stazioni  Speriment.  Agrar.  Ital.  XVm.  S.  171.) 

Tolomei,  Cf«,  Einwirkung  von  Elektrizität  auf  die  Essig- 
gährung.    (L'Orosi.  XIIL  S.  401—409.) 

Ad.  1.   Direktes  Sonnenlicht  hindert  die  Entwicklung  von  Myco - 

derma  aceti  und  damit  die  Essiggährung.  Schon  zerstreutes  Tageslicht 

wirkt  hemmend,  wenn  die  Oberfläche  der  Flüssigkeit  nicht  beschattet 


540  Gfthmog.  —  Bakterien  in  Muskeln. 

ist.   Jedoch  genügt  ein  langes  Bescheinen  durch  die  Sonne    mcbt,   tu 
die  Flüssigkeit  zu  sterilisiren. 

Ad.  2.  Wenn  elektrische  Fanken  aus  einem  tLumkor-  tf\söbe 
Apparat  nahe  der  Oberfläche  der  gährenden  Flüssigkeit  übersprinerei 
so  wird  ein  Stillstand  in  der  Mycoderma-Entwickelungr  .^P'^  '^ 
ziemlich  starken  Entladungen  beobachtet,  die  Flüssigkeit  dabei  Jedocl 
nicht  sterilisirt;  denn  nach  Aufliören  der  elektrischen  Entladiui£r  wiix 
wieder  die  Gährthätigkeit,  wenn  auch  in  schwächerem  GrAde,  be- 
obachtet. Loew  (MOoclienX 

Sostegnl  und  Sannlno»  lieber  die  Entstehung  von  Seh  iref  el- 
Wasserstoff  bei  der  Alkoholgährung.  (Le  Stazioni  Speri* 
ment  Agrar.  Ital.  XVm.  S.  437.) 
Wird  sterilisirter  Traubenmost  mit  fein   verriebenem  und    ge-- 
waschenem  Schwefel  und  Weinhefe  versetzt,  so  lassen  sich   bei  der 
Gährung  geringe  Mengen  Schwefelwasserstoff  beobachten  ^). 

Loew  (München). 

Trla,  C^lacomo,   Sul  modo   di  comportarsi  del   tessuto 
muscolare  in  alcune  infezioni.    Contributo  allo  s t a- 
dio  delle  influenze  battericide  esistenti  nelT  orga- 
nismo  sano.    (Rend.  della  R.  Accademia  delle  scienze  fisiche   e 
matematiche.  1890.  Sett.,  Ott.  e  Nov.) 
Verf.,  der  unter  Leitung  von   Manfredi  im  physiologischen 
Institut  zu  Neapel  arbeitete,  berichtet  zunächst  über  vergleichende 
Zahlenbestimmungen  der,  bei  verschiedenen  experimentellen  Infektions- 
prozessen im  Muskelgewebe  enthidtenen  Bakterien  gegenüber  jenen 
aus  anderen  Organen;  in  weiteren  Versuchen  wurde  dann  der  bak- 
terienfeindliche Einfluss  des  aseptisch  gewonnenen  Muskei- 
Saftes   geprüft.     In   der   ersten   Versuchsreihe    wurde  bei  Meer- 
schweinchen und  Kaninchen  der  betreffende  Infektionserreger  (MUss- 
brand,    Staphylococcus   aureus,    M.   tetragenus)   in   die 
Jugularis  injizirt,  entweder  der  Tod  des  Thieres  abgewartet  oder 
letzteres  durch  Chloroform    getödtet,    und   nun    unter    aseptischen 
Eautelen  kleine  Muskelstückchen  aus  dem  Glutaeus  und  kleine  Milz-, 
Leber-    und    Nierenstückchen    entnommen.     Diese   Organstückchen 
kamen  in  starkwandige  Proberöhren  mit  5  ccm  sterilen  Wassers  und 
etwas  Glaspulper,  wurden  hier  mit  einem  Glasstab  in  feinste  Partikelchen 
zerrieben  und  zu  Plattenkulturen  verwendet    In  11  Einzelversuchen 
ergab  sich,  dass  stets  die  Keimzahl  in  den  Muskeln  viel  geringer 
war,  als  in  den  anderen  Organen,  manchmal  fanden  sich  die  Muskeln 
(Milzbrand  und    Staphylococcus   aureus)    ganz  bakterienfrei. 
Es  wurde  auch  beobachtet,  dass  anfangs,  1  Stunde  nach  der  Injektion 
in  den  Kreislauf  die  Bakterienzahl  im  Muskel  beträchtlich  war,  während 
später,   nach  8  Stunden   bei   einem  analog  behandelten  Thier  die 

1)  Es  wSre  jedenfalls  interessant,  genaa  festzustellen,  wie  diese  Sehwefelwasserstoff- 
entwickelnng  za  Stande  kommt,  da  nasdrender  Wasserstoff  bei  der  Weingihning  nicht 
entsteht  und  der  Schwefel  wegen  seiner  absoluten  Unlöslicbkeit  in  Wasser  auch  nicht 
in  das  Protoplasma  der  Hefeiellen  gelangen  kann,  somit  der  direkten  Zellenthltigkeit 
entrfickt  ist.     D.  Ref. 


Bakterien  in  Miukeln.  —  Beo.  pyoeyanetta.  541 

Maskdn  keine  lebenden  Keime  mehr  enthielten.  Diese  bakterien- 
tSdtende  Wirkung  des  Moskelgewebes  konnte  auch  bei  nicht-pathogenen 
Bakterien  nachgewiesen  werden. 

Za  den  weiteren  Versuchen  diente  Muskelsaft  vom  Hunde, 
Kaninchen  und  Pferde.  Die  Thiere  wurden  durch  Verbluten  ge- 
tOdtet,  das  Fleisch  von  verschiedenen  Körperregionen  unter  aseptischen 
Maassregeln  entnommen,  in  kleine  StQcke  zerschnitten  und  mit  einer 
sterilisirten  Presse  ausgepresst  Es  gelang  bei  einiger  Uebung  leicht, 
den  Mnskelsaft  steril  zu  gewinnen.  Die  Versuche  über  bakterien- 
fdndliche  Wirkung  desselben  wurden  nach  dem  von  Ref.  einge- 
Khlagenen  Verfahren  mit  Typhusbacillen  und  Gholeravibrionen  aus- 
gefllhrt  und  ergaben  fQr  den  Muskelsaft  der  genannten  drei  Species 
tödtende  Wirkung;  am  stärksten  war  dieselbe  beim  Muskelsaft  des 
Hnndea,  in  drei  Versuchen  wurde  hier  binnen  4  Stunden  vollständige 
Vemichtong  aller  ausgesäten  Bakterien  erzielt.  Die  tddtende  Wirkung 
zeigte  sich  übrigens  von  der  Aussaatgrösse  abhängig,  indem  sie  bei 
gitteserer  Aussaat  meist  nach  einigen  Stunden  erlosch  und  von  einer 
^iederzunahme  der  Keimzahl  gefolgt  war.  Bei  einer  4-tägigen  Auf- 
bewahrung des  Muskelsaftes  vom  Hunde  zeigte  sich  die  bakterien- 
ti&dtende  Wirkung  desselben  kaum  vermindert  [analog  dem  Blut- 
fienim  Bef  .] 

Man  könnte  denken,  dass  die  saure  Reaktion  des  Muskelsaftes 
bei  der  tödtenden  Wirkung  betheiligt  sei.  Verf.  weist  indess  nach, 
dass  unveränderter  und,  mit  Sodalösung  neutralisirter  Muskelsaft 
anniherad  gleich  stark  auf  Bakterien  wirken.  Ebenso  zeigt  Ver£, 
gestützt  auf  die  Versuche  von  Ref.,  dass  die  höhere  Konzentration  des 
Ib&skelsaftes  nicht  als  Ursache  der  Bakterientödtung  in  Betracht 
kommen  könne,  er  schUesst  sich  vielmehr  der  Anschauung  von  Ref.  an, 
wonach  eigentfaamliche  Modifikationen  oder  Zustände  von  Eiweiss- 
köipern  als  das  wirksame  Prinzip  zu  betrachten  sind. 

Buchner  (München). 

fiessard.  Des  races  du  bacille  pyocyanique.    [Travail  du 

laboratoire  de  chimie  biologique  de  la  Sorbonne,  k  Tlnstitut  Pasteur.] 

(Annales  de  l'Institnt  Pasteur.  1891.  No.  2.  S.  65.) 

In  einer  früheren  Arbeit^)  hatte  Verf.   den  Nachweis  geliefert, 

dass  die  Farbstofiproduktion   des  B.  pyocyaneus  zunächst   vom 

N&brsubBtrat  abhängt,  indem  bei  blosser  Eiweissnahrung  kein  Pyo- 

cyanin,  sondern  vorwiegend  nur  der  grüne  fluoreszirende  Farbstofi 

gebildet  wird,  während  Bouillon  sich  indifferent  verhält,  reines  Pepton 

aber  für  die  Produktion  des  Pyocyanins  sich  am  günstigsten  erweist. 

[Von  Ref.  bestätigt] 

Zweitens  hängt  nun  die  Farbstofiproduktion  auch  ab  von  den 
Eigenschaften  des  Mikroben.  Aus  dem  normalen  B.  pyocyaneus 
geUing  es  durch  34  Uebertragungen  in  Albumin,  welche  mehr  als  ein 
Jahr  in  Anspruch  nahmen,  eine  Rasse  zh  erzielen,  welche  in  Bouillon 
vorwiegend  und  bei  wiederholten  Passagen  Pyocyanin  bildete,  was 
sonst  nicht  der  Fall  ist.    Durch  5  Minuten  lange  Erwärmung  auf 

1)  BeC  1.  Centralbl.  f.  Bakt.  lu  Par.  Bd.  VIL  S.  740. 
n.  Bd.  36 


\ 
I 

f 


542  '     ^'^'  pyocyAneiu.  —  Cbolerft  infaDtiim. 

Ö7  ^  wurde  ferner  aus  dem  normalen  Bacillus  eine  andere  Rasse  ge- 
wonnen, mit  ausschliesslicher  Bildung  des  grün  fluoreszirenden  Farb- 
stoffs in  Bouillon,  während  die  erst  erwähnte  dieser  beiden    künst- 
lichen  Rassen   bei    der  nämlichen  Erwärmung  eine  weitere    Rasse 
lieferte,  die  alle  Farbstoffbildung  verloren  hatte.    Alle  diese   künst- 
lichen Elassen  konnten  schliesslich  durch  Kultur  in  Pepton-Glycmn- 
Agar,  dem  fdr  Bildung  des  Pyocyanins  günstigsten  Medium,  wieder 
auf  den  normalen  Bacillus  zurückgeführt  werden.    Aehnliche    Rassen 
mit  theilweisem  oder  gänzlichem  Verlust  des  chromogenen  Vermdgens 
wurden  auch  gewonnen  durch  Passage  im  Thierkörper. 

Verf.  schliesst  hieraus,  dass  die  Wirkungen  einer  Mikrobeoart 
zunächst  von  dem  Nährsubstrat  und,  bei  gleichbleibendem  Substrat, 
von  den  Rassen  abhängen,  welche  jede  Spezies  zu  bilden  im 
Stande  ist 

In  einer  Anmerkung  gibt  Verf.  folgende  Vorschrift  zur  raschen 
Bereitung  des  zum  Studium  des  Pyocyaninbildung  wichtigen  Pepton- 
Agar  :  Fein  gehacktes  Agar-Agar  wird  zu  je  0,25  g  in  Proberöhren 
eingefüllt,  unter  Zugabe  von  je  5  ccm  neutraler  2prozent.  Peptoii- 
lösung  und  5  Tropfen  Glycerin.  Die  Röhren  werden  zuerst  einige  Zeit 
im  kochenden  Wasserbad  erhitzt,  um  die  Luft  aus  dem  Agar-Agar 
zu  vertreiben,  dann  im  Autoclav  5  Minuten  bei  120^  sterilisirt. 
Man  lässt  schiefliegend  erstarren.  Bu ebner  (München). 


Ba^nsky,  A.,  üeber  Cholera  infantum.    (Berliner  kliniscAe 
Wochenschrift.  1889.  No.  46,  47  und  49.) 

Verf.  erörtert  den  ätiologischen  Zusammenhang  der  Temperatur- 
und  Emährungsverhältnisse  mit  dieser  Krankheit  und  befasst  sich 
dann  vornehmlich  mit  der  Frage,  ob  es  sich  bei  der  Cholera  infantum 
um  eine  spezifische  Krankheitsform,  verursacht  durch  einen  spezi- 
fischen Krankheitserreger,  oder  lediglich  um  die  Wirkung  von  Sapro- 
phyten  handle. 

B.  hat  die  Fäces  cholerakranker  Kinder  bakteriologisch  unter- 
sucht und  mehrere  Pilzformen  in  denselben  nachgewiesen.  Es  fan- 
den sich  darin:  das  Bacterium  lactis  aecogenes  (Esche- 
rich), vom  Autor  Bacterium  aceticum  genannt,  das  Bacte- 
rium coli,  wahrscheinlich  identisch  mit  dem  sog.  Neapler  Bacillus, 
ein  die  Gelatine  rasch  verflüssigendes,  von  B.  als  weisses  ver- 
flüssigendes Bacterium  bezeichnet,  dessen  unzweifelhaft  pathogene 
Wirkung  feststeht,  der  B.  Proteus  (Haus er),  der  schon  von 
Escherich  beschriebene  weisse,  verflüssigende  Staphylococcas, 
ein  diesem  ähnlicher,  gelb  wachsender  und  langsam  verflüssigeador 
Mikroorganismus.  Femer  kommen  vor  das  Bacterium  der  rotheo 
Milch  (Hueppe  und  Grotenfeld),  ein  grünlich  fluoreszirender 
Bacillus,  eine  von  B.  plumper  Bacillus  genannte  Form,  weiter- 
hin ein  Coccus,  der  vielleicht  mit  dem  E  seh  er  ich  "sehen  Porzellan- 
coccus  identisch  ist,  der  Bacillus  erythrosporus,  ein  der 
Sarcine  ähnlicher  Coccus,  und  endlich  8  Hefeförmen. 

Da  auch,  worauf  der  Autor  schon  früher  aufmerksam  gemacht 
hatte,  der  Leichenbefund  eine  gewisse  Mannigfaltigkeit  der  Pilzformen 


Gholur»  infantum.  —  Saprog.  Darmbaktarien.  543 

orkennen  lässt,  glaabt  er  keiner  dieser  Mikroorganismen-Arten  etwas 
Spedfiscbes  zuschreiben  zu  dürfen,  sondern  annehmen  zu  müssen,  dass 
ik  Cholera  iDfantom  eine  echte  saprogene  Krankheit  sei.  Die  in  dieser 
Bkhtnng  angestellten  Untersuchungen  mit  dem  grünlich  verflüssigen- 
den BaciUas  auf  steril  gemachtem  Fleisch  ergaben,  dass  es  unter 
dessen  Einwirkang  zur  Entwickelung  von  Ammoniak  einerseits,  zur 
fildnng  einer  Ptomalnart  andererseits  kommt,  die  eine  intensive  Oüt- 
«irkuDg  zu  entfalten  im  Stande  ist,  und  da  es  B.  schon  früher  ge- 
lingen war,  in  frischen  Fäces  cholerakranker  Kinder  neben  Indol 
nsd  Phenol  auch  reichliche  Mengen  von  NH3  nachzuweisen,  hält  es 
B.  Ar  zulässig,  jene  schweren  Symptome,  wie  sie  bei  der  Cholera  in- 
tuBtum  beobachtet  werden,  auf  eine  Intoxikation  mit  NH«  und  den  Stoff- 
lechselprodokten  der  zahlreichen  Bakterien  zu  bezieben.  Auch  die 
klinischen  Erfahrungen  stehen  mit  den  Resultaten  der  bakterio- 
logischen and  chemischen  Untersuchung  so  ziemlich  im  Einklang. 

Die  Frage,  warum  hauptsächlich  das  Kindesalter  von  Cholera 
MStras  befallen  wird,  lässt  sich  durch  die  Ernährungsweise  der  Kin- 
der, sowie  durch  die  anatomischen  und  physiologischen  Verhältnisse 
des  kindlichen  Darmtractus  am  besten  beantworten ,  wozu  noch  die 
Eiiihrungsthatsache  kommt,  dass  der  kindliche  Organismus  den  Pro- 
dukten der  Fäulniss  weniger  widersteht. 

Der  Aator  bespricht  femer  einzelne  wichtigere  klinische  Symptome, 
sowie  die  ihn  bei  der  Therapie  leitenden  Gesichtspunkte. 

Limbeck  (Prag). 

Badnsky,  Adolf  und  Stadthagen,  Max,  Ueber  giftige  Pro- 
dukte   saprogener    Darmbakterien.    (Berliner   klinische 
Wochenschrift.  1890.  No.  13.) 
Im  Anschluss  an  obige  in  der  Berl.  klin.  Wochenschr.  1889.  No.  46 
Terdffentlichte    Mittheilung    zur    Pathologie  der    Cholera    infantum 
laben-  die    Autoren  weitere   Nachforschungen    nach    giftigen    Stoff- 
wechselprodukten der  saprogenen  Darmbakterien  angestellt  und  hierzu 
das  von  ihnen  aus  dem  Darmkanal  cholerakranker  Kinder  gezüchtete, 
als  „weisses  verflüssigendes^*  bezeichnete  Bacterium  benutzt.  Das- 
selbe, auf  Pferdefleisch  yerimpft,  erzeugte  einen    Körper,    welcher 
lahrscheinlich  mit  der  von  B rieger  aus  faulem  Pferdefleisch  dar- 
gestellten Base  G^N^fNOt  identisch  ist. 

Durch  eigene,  sowie  von  anderen  Forschern,  wie  Virchow  und 
Pannm,  gewonnene  Anschauungen  wurden  B.  und  St.  auf  den  Ge- 
danken geleitet,  dass  jene  bei  den  Gholeraanf&llen  zu  Tage  tretenden 
foudroyanten  Erscheinungen  durch  Giftstoffe  eiweissartiger  Natur 
hervorgerufen  werden,  und  nahmen  ihre  Untersuchungen  mit  Pferde- 
fleisch und  dem  genannten  Bacterium  nach  dieser  Richtung  hin  wie- 
aal Es  gelang  ihnen,  einen  Körper  darzustellen ,  welcher  in  wässe- 
ngw  Lösung  alle  Eigenschaften  von  Peptonlösungen  zeigte  und 
Hansen  subkutan  injizirt,  den  Tod  der  Thiere  nach  2—3  Tagen  zur 
Folge  hatte.  Die  Sektion  dieser  Thiere  ergab  nebst  grosser  blut- 
reicher, morscher  und  weicher  Leber  und  Milz,  Hyperämie  des  ganzen 
Darmtractus,  reichliche  Mengen  einer  rothbraunen  Flüssigkeit  im 
Dünndarm.    Dass  die  zur   Injektion  benutzte  Masse  keine  lebens- 

36* 


544  Tub«roiiloB6.  —  Diphtheritis.  —  Aktinomykoie. 

fähigen  Bakterien  enthielt,  war  durch  KontroUversacbe  festgestellt 
worden* 

Durch  Einwirkung  desselben  Bacteriums  auf  Milch  entstand 
ein  ähnlicher  peptonartiger  Körper.  Limb  eck  (Prag). 

Schnirer,  M«  T«,  Zur  Frage  nach  der  Verbreitung    der 
Tuberkelbacillen  ausserhalb  des  Körpers.  (Wien.  med. 
Presse.  1891.  No.  1.  p.  3.) 
Verf.    injizirte   im  Laboratorium  des  Prof.  Weichselbaum 
Anfangs  September  1888  je  10  ccm  eines  Wassers,  in  welcbem  stark 
mit  Strassenstaub  verunreinigte  Weintrauben    abgewaschen  wordeo 
waren,  intraperitoneal  an  3  Meerschweinchen.   Eines  der  Thiere  gin^ 
nach  2  Tagen  an  Peritonitis  zu  Grunde.   Die  beiden  anderen  erlagen 
nach  45  bezw.  58  Tagen  einer  exquisiten  Impftuberculose,  deren  Ent* 
stehung  woU  nur  auf  den  Tuberkelbacillengehalt  des  auf  den  Wein* 
trauben  deponirten  Strassenstaubes  zurückgeführt  werden  konnte. 

Verf.  betont,  dass  die  Uebertragung  von  Tuberkelbacillen  demnaidi 
auch  durch  Obst  erfolgen  kann.  Mit  dem  Vorkommen  von  lebens- 
fähigen Tuberkelbacillen  im  Strassenstaube  sei  auch  in  der  Praxis 
zu  rechnen.  Eine  systematische  Untersuchung  wäre  nach  dieser  Rich- 
tung hin  wünschenswerth,  überdies  für  die  Pathogenese  der  Taber* 
culose  von  Wichtigkeit.  Kr&l  (Prag). 

Plsarzewski,    Ein    Fall    von   Diphtheritis,   komplizirt 
durch  Erysipelas.  (Przeglad lekarski.  1891.  No.  1.)  [Polnisch. J 

Verf.  behandelte   ein  2-j&hriges  Kind  wegen  Diphtheritis  und 
Croup.    Trotz  energischen  Eingriffen  verschlimmerte  sich  der  Zustand 
immer  mehr,  so  dass  er  zur  Tracheotomie  griff.  Die  Operation  hatte 
jedoch  den  erwünschten  Erfolg  nicht:  die  Athmung  blieb  erschwert, 
Temperatur  am  Abend  nach  der  Operation  41,4<^  G. 

Am  nächsten  Tage  fand  V^.  zu  seiner  grossen  Ueberraschung 
bedeutende  Besserung:  ruhige  Athmung,  Pseudomembranen  in  Form 
von  wenigen  kleinen  grauen  Flecken  an  den  Mandeln  und  an  der 
Uvula;  die  Körpertemperatur  war  dennoch  —  41,1^  G.  Diese  Tem- 
peratursteigerung fand  ihre  Erklärung  in  einer  typischen  Erysipelas 
der  vorderen  Brustfläche. 

Erst  am  nächsten  Tage  leitete  Verf.  eine  Kur  gegen  die  Erysi- 
pelas, die  sich  nicht  allzusehr  ausbreitete,  ein.  Erysipelas  und  IMph- 
theritis  heilten  dann  in  kürzester  Zeit  vollständig. 

Ohne  in  diesem  Falle  der  Erysipelas  die  Heilung  der  Diphtheritis 
zuzuschreiben,  glaubt  jedoch  der  Verf.  seine  Beobachtung  als  An- 
regung zum  experimentellen  Studium  der  Frage  betrachten  zu  sollen. 

Steinhaus  (Warschau). 

Schneidemtthl ,  Ueber  Strahlenpilzerkrankungen  bei 
Mensch  und  Thier.  (Münch.  med.  Wochenschr.  1890.  No.  37.) 
Der  in  Kiel  gehaltene  Vortrag  enthält  in  gedrängter  Form  alles 
Wesentliche,  was  bisher  über  die  Aktinomykose  bekannt  wurde.  Nach 
einigen  geschichtlichen  Bemerkungen  über  die  Entdeckung  der  Krank- 
heit und  des  sie  verursachenden  Strahlenpilzes  vrird  der  letztere 


Aktinomykose.  —  EchinoeoeciiB.  545 

olher  beschrieben.  Dann  wendet  sich  der  Vortragende  zu  den  Ueber- 
tragongsTersachen^  and  betont,  dass  die  Infektion  auf  kanstliche 
Wdse  bisher  nur  durch  Impfung  unter  die  Haut,  in  die  Körper- 
hsUen  oder  in  die  Blutgefässe,  dagegen  nicht  durch  Verftttterung 
gelang.  Dagegen  kommt  unter  natürlichen  Verhältnissen  die  Auf- 
nahme des  Giftes  in  den  Körper  hauptsächlich  in  den  Verdauungs- 
orgioen  zu  Stande.  Die  grössere  Ausbreitung  der  Kranldieit,  welche 
nter  dem  Viehbestande  in  einzelnen  Gegenden  nach  grösseren  Ueber- 
achwemmangen  beobachtet  wurde,  scheint  darauf  hinzudeuten,  dass 
der  Pilz  besonders  gut  auf  feuchtem  Viehfutter  gedeiht ,  mit  diesem 
ii  den  Verdauungskanal  gelangt  und  sich  in  Verletzungen ,  welche 
stachlige  Futtertheile  in  den  Schleimhäuten  leicht  hervorbringen, 
andedät. 

Auch  beim  Menschen  liegt  die  Eingangspforte  für  den  Pilz  be- 
sonders in  dem  Verdauungskanal,  und  zwar  yorwiegend|in  der  Mund- 
UUe  (kariöse  Zähne,  Tonsillen).    Dennoch  ist  es  nicht  gelungen, 
im  Beweis  zu  erbringen,  dass  der  Genuss  des  Fleisches  von  tkü- 
Domrkotischen  Thieren  die  Krankheit  beim  Menschen  hervorbringen 
lomn.    Deberhaupt  sind  die  Fälle,  in  denen  die  Uebertragung   der 
Krankhdt  vom  Thier  auf  den  Menschen  nachgewiesen  ist,  sehr  ver- 
dnielt.    Es  scheint  vielmehr,  als  ob  auch  beim  Menschen  die  Ein- 
schleppung  des  Pilzes  durch  vegetabilische  Nahrnngsstoffe  erfolgt. 
Brazola  fand  im  Zahnfleisch  von  Patienten  Haufen  des  Pilzes  auf 
BruchsUlcken  von  Mauergerste  (Hordeum  muriaceum). 

Nach  einigen  Bemerkungen  über  die  Symptome,  den  Verlauf  und 
die  meist  ungünstige  Prognose  bei  Erkrankung  durch  Actinomyces 
bespricht  der  Vortragende  die  Therapie  und  erwähnt  dabei,  dass 
^DStüge  Erfolge,  abgesehen  von  operativen  Eingriffen,  durch  Injek- 
tionen von  Ferrum  sulfuricum,  Tinctura  Jodi,  Karbolsäure  und 
Sublimat,  durch  Aetzungen  mit  Chlorzink  und  durch  innerliche  An- 
wendung von  Kalium  jodatum  erzielt  wurden. 

In  prophylaktischer  Beziehung  empfiehlt  Schneidemühl,  die 
£rDährung  des  Viehes  mit  stacheligem  und  feuchtem  Futter  zu  ver- 
meiden, alle  aktinomy kotisch  erkrankten  Organe  von  Schlachtthieren 
zu  ?emichten  und  der  Mundpflege  die  gr(>sstmögliche  Sorgfalt  zu 
widmen.  Kühler  (Oldenburg). 

LaDgenlmeh ,  Carl,  Der  Leberechinococcus  und  seine 
Chirurgie,   gr.  8.  169  p.  mit  19  Abbild,  im  Texte.   Stuttgart  1890. 

Der  Schwerpunkt  des  Buches  liegt  in  der  Therapie,  welche  na- 
tfirlich  fast  nur  chirurgisch  sein  kann.  Auf  fast  100  Seiten  sind  die 
verschiedenen  Methoden  mit  einer  Ausführlichkeit  und  Sorgfalt  be- 
sprochen, welche  nichts  zu  wünschen  übrig  lässt  Wer  den  Umfang 
der  Echinococcus  -Litteratur  kennt,  wird  sich  nicht  wundem,  dass 
dem  Autor  Manches  entgangen  ist  Ref.  selbst  befasste  sich  seit  10 
Jtihren  mit  dieser  Spezifität  und  zählt  ausser  mehr  als  tausend 
Journalauf^tzen ,  unter  anderen  gegen  130  deutsche  Dissertationen 
^70  Pariser  Thesen,  dazu  eine  Anzahl  von  Monographieen. 

Die  Naturgeschichte  des  £.  ist  nach  R.  Leuckart  in  bün- 
(ü([er  Weise  dargestdlt.    Die  geographische  Verbreitung  ist  ziemlich 


546  Echinoeocens.  —  Serehkrankheit 

erschöpfend  behandelt,  nur  die  Monographie  von  John  Davies 
Thomas  (Adelaide  1883)  ist  dem  Verf.  entgangen.  Aas  dieser 
hätte  er  entnehmen  können,  dass  das  Vorwiegen  des  $  Geschlechtes 
für  grosse  Bezirke,  z.  B.  Victoria,  keine  Geltung  hat  Die  unter 
Mosler'sEinfluss  entstandenen  Arbeiten  über  Nenvorpommem  h&tten 
volle  Berücksichtigung  verdient 

Bezüglich  des  Vorkommens  des  £.  im  menschlichen  Körper 
wäre  die  Statistik  von  John  Davies  Thomas  mit  1897  Fällen 
zu  benutzen  gewesen,  femer  die  stattlichen  Thtees  von  Marg^uet, 
Gangolphe,  Masseron,  Hearn,  Dardel,  welche  Autoren 
für  die  Hydatiden  der  Muskeln,  Knochen,  des  Bauchfells,  der  L^iiDgen, 
der  Schilddrüse  viel  grössere  Zahlen  angeben. 

Das  Kapitel  über  die  klinischen  Erscheinungen  ist  vortrefiSich 
bearbeitet  Seit  Frerichs  wird  kaum  etwas  Besseres  hierüber  ge- 
schrieben worden  sein.  — 

Zum  Schluss  einige  kleine  Bemerkungen  über  das  Naturhistorische 
und  Litterarische. 

Pag.  3  wird  Felis  concolor  als  Wirth  der  Taenia  Echi- 
nococcus genannt  Es  soll  wohl  die  Taenia  oligarthros  ge- 
meint sein,  die  bei  Linsto  w  erwähnt  ist  —  Böll  (p.  4)  hat  nicht 
1752,  sondern  1852  die  fragliche  Taenia  beschrieben. 

Warum  sich  der  Verf.  mit  der  unbedeutenden  Arbeit  von  Döring 
so  viel  abgibt  und  dieselbe  sogar  stellenweise  kopirt,  ist  dem  Bef. 
nicht  erfindlich.  Die  wichtigen  Studien  Küchenmeister *s(Bohlf8 
Archiv  III)  wären  doch  unendlich  bessere  Bezugsquellen  gewesen. 
Die  auf  p.  8  gegebene  Darstellung  ist  etwas  verworren.  Dass  Livoia 
schon  800  Fälle  von  E.  gesehen  habe,  konnte  Bef.  in  dessen  Schrift 
nicht  finden. 

Zu  p.  101  bemerkt  Bef.,  dass  der  Fall  Ferrings  von  £.  der 
Nebenniere  kein  multiloculärer  war.  Dass  die  in  der  Dissertation 
von  Lehmann  (München  1889  praeside  Bollinger)  angeführte, 
relativ  glücklich  verlaufene  Operation  eines  E.  multilocularis 
übersehen  wurde,  wollen  wir  dem  fleissigen  Verf.  nicht  hoch  anrechnen. 

Ein  bibliographischer  Index  wäre  sehr  zu  wünschen,  ebenso  ein 
alphabetisches  Sachregister.  J.  Gh.  Huber  (Memmingen). 

May^  Walter,    Die  Bohrzuckerkulturen  auf  Java  und 
ihre    Gefährdung   durch    die  Serehkrankheit.     (Bo- 
tanische Zeitung.  1891.  No.  1.  p.  10—15.) 
Nach  dem  Verf.  würde  die  Zuckerrohrkultur   auf  Java  wahr- 
scheinlich in  bedeutendem  Umfange  auch  auf  die  bisher  dafür  nicht 
in    Anspruch   genommenen  Theile   der  Landes   ausgedehnt  woraen 
sein,   hätte  sieb  nicht    die    mit  dem  javanischen    Worte   „Sereh*' 
bezeichnete  Krankheit  eingestellt,    deren  erste    Spuren  1879  oder 
1888  aufgefunden  wurden.     Die  Krankheit    hat  in  den  letzten  5 
Jahren  in  beunruhigender  Weise  zugenommen.     Vom   Westen   (der 
Besidentschaft  Gheribon)  hat  sich  die  Serehkrankheit  schnell  bis  zur 
äussersten  Ostspitze  der  Insel  verbreitet,  nur  hie  und  da  einzelne 
Striche  überspringend.    In  Mitteljava  hat  sich  durch  sie  die  Zucker- 
rohrproduktion    1888  um    annähernd   |    der  Ernte,    1889   um   | 


t^danzenkrankbeiteiii  547 

der  Ernte  von  1887  vermindert  (was  einen  Werthyerlast  von  2{ 
Ib8  5  Millionen  holl.  Gulden  gleichkommt).  In  Wesljava  hat  sich 
1889  die  Krankheit  etwas  vermindert. 

Die  Krankheit  äussert  sich  zunächst  darin,  dass  die  Intemodien 
tatfz,  die  Blätter  dicht  an  einander  gedrängt  bleiben.  Es  werden  zahl- 
reiche Saftwurzeln  und  oberirdische  Seitentriebe  gebildet,  im  ärgsten 
Stadium  wird  überhaupt  kein  Rohr,  sondern  es  werden  nur  Blätter  her- 
forgebracht.  Gewisse  Gewebepartieen  des  Stockes  werden  stark  geröthet 
Kecklinge,  aus  solchen  Pflanzen  geschnitten,  zeigen  bei  Auspflanzung 
vennehrte  Röthung  und  verrotten  schliesslich.  Ein  niedriger  Zucker- 
gehalt und  eine  geringe  Qualität  des  Saftes  sind  die  Folgen  der  Sereh- 
krankheit,  yon  der  man  die  Ursache  noch  nicht  genau  kennt  Die 
eiBen  betrachten  Nematoden,  andere  Bakterien  als  die  Urheber  der 
Krankheit;  sekundär  werden  die  Pflanzen  von  zahlreichen  thierischen 
und  pflanzlichen  Schmarotzern  befallen.  Auf  dem  im  Februar  1889  in 
Samarang  abgehaltenen  Kongress  der  Zuckerinteressenten  Javas  hatte 
man  beschlossen,  einen  europäischen  Pflanzenpathologen  zur  Unter- 
sadmng  der  Serehkrankheit  kommen  zu  lassen ;  da  indessen  anstatt 
da  fto  nöthig  befundenen  Summe  von  20000  Gulden  nur  1360Q 
Golden  einkamen,  wurde  der  Plan  aufgegeben.  Die  Versuche,  die 
Kiankh^t  durch  Einführung  anderer  Zuckerrohrvarietäten  zu  besei- 
tigen, sind  bisher  misslungen.  Ludwig  (Greiz). 

KeUennan,  W.  A.,  and  Swlngle,  W.  T.,  Preliminary  report 
onsmat  in  oats.  (Experiment  Station  of  the  Kansas  State Agri- 
coltnral  College,  Manhattan,  E.  Bulletin  No.  8.  October  1889.  Topeka 
1889.  p.  91—104.  PL  I— IV.) 

,  Preliminary  experiments   with    fungicides    for 

stinking  smut  of  wheat.    (1.  c.  Bull.  No.  12.  August  1890. 
Topeka  1890.  p.  27—50.  P.  I.) 

,  Report  on  the  loose  smoots   of  cereals.    (Second 

Annual  Report  of  the  Exp.-Station,  Kansas  State  Agr.  GoU.  Man- 
hattan,   K.  For  the  Year  1889.  Topeka  1890.  p.  213—288.  PL 
I-IX.) 
Die  besonders  für  den  Landwirth  wichtigen  Abhandlungen  be- 
schäftigen sich  eingehend  mit  den  amerikanischen  Brandkrankheiten 
lex  Getreidearten,  ihrer  Verbreitung,  der  Entwickelung  ihrer  Urheber- 
pihe  und  ihrer  Bekämpfung. 

Die  in  Amerika  verbreiteten  Brandpilze  der  Cerealien  sind  haupt- 
sächlich: 

UBtilago    Ayenae   (Pers.)   Jensen,    ,,Oat  Smut",   der    1888/89  um 
Manhattan    11  ^/s    ^/^   der    Haferernte    zunichte    machte   und   einen 
Schaden  yon  jährl.  über  eine  Million  Dollar  im  Staate  yerursachte« 
Yon  ihm  wird  eine  neue  Varietät  UstilagoAyenae   yar.  laeyis 
Kellerm.  et  Sw.  beschrieben. 
^  Hordei  (Pers.)  Kell  er  m.  et  Sw.,  ,,the  coyered  Barley  Smut'S 
^  Tritici  (Pers.)  Jensen,  „the  loose  Smut  of  Wheat", 
—  nuda  (Jensen)  Eellerm.  et  Sw.,  „the  naked  Barley  Smut'', 

und  ausser  diesen  Arten  yon  Flugbrand  noch  zwei  Arten  yon  Schmier- 
brand,   Tilletia   foetens  (B.  et  C.)    Trelease  und    Tilletia 


548      Sehatzimpfang,  künstl.  InAktionskrankheiten,  Entwickefaiiigshemiimiig  etc. 

Tritici  (Bjerk.)  Winter,  die    häufig  die  Hüfte  oder  drei  Viertel 
der  Ernte  vernichten. 

Meist  wird  der  Brandkrankheit  vorgebeugt,  wenn  man  die  Saat- 
kömer  15  Minuten  in  Wasser  von  132®  F.  einweicht. 

Zu  den  natürlichen  Feinden  der  Brandpilze,  insonderheit  des 
Haferbrandes,  die  jedoch  von  geringer  praktischer  Bedeutung  sind, 
gehören  von  Pilzen: 

Fusarium  üstilaginis  n.  sp.  („the  white  Mould"),  Macro- 
sporium  n.  sp.  („the  black  Mould^')  und  eine  Bakterienart  („Bliebt, 
Bacterial  Disease^^),  von  Insekten  Phalacrus  sp.  (Ph.  politus 
oder   penicillatus)  und  Brachytarsus    variegatus    Say. 

Ludwig  (Greiz). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infeldionslcranlcheiten,  Entwick- 
lungsheffloiung  und  Vernichtung  der  Balcterien  etc. 

Seln^  0.9  Zur  Asepsis  bei  Laparotomieen.    (Gentralbl.  f. 
Gynäkologie.  1890.  No.  9.) 
Verf.,  Direktor  der    geburtshülflich  -  gynäkologischen  Klinik   zu 
Kiew,  beobachtete  unter  den  Todesfällen,  die  nach  Laparotomieen 
eintraten,  zwei,  die  möglicherweise  nach  Karbolvergiftung,  und  einen, 
der  vielleicht  nach  Sublimatintoxikation  eingetreten  war.    Er  wurde 
daher  seit  1887  in  der  Anwendung  der  Antiseptik  vorsichtiger,  als 
früher  und  wendet  seit  Winter  1888  eine  möglichst  strenge  Aseptik 
an.    Er  hat  einen  eigens  für  Laparotomieen  bestimmten  Operations- 
saal, dessen  Wände  mit  weisser  Oelfarbe  angestrichen  sind,  und  der 
mit  Warmwasserheizung,  guter  Ventilation  und  reichlicher  Zufiihr 
von  warmem  und    kaltem  Wasser  versehen  ist.    Abends  vor  jeder 
Operation  wird  die  innere  Oberfläche  desselben   und  die  Möbel  ab- 
gebraust.   Instrumente,  Verbandstoffe,  Wäsche,    Operationskieider, 
Ligaturen  etc.  werden  mit  feuchter  bezw.  trockener  Hitze  sterilisirt 
Die  Hände  des  Operateurs  und  der  Assistenten,  sowie  die  Bauch- 
decken der  zu  Operirenden  werden  nach  Fürbringer  desinfizirt. 
Die  Schwämme  werden  ausgekocht.    Von  den  60  nach  dieser  Me- 
thode ausgeführten  Laparotomieen  endete  eine  "==  1*6^/0   tödtlich, 
in  Folge  von  Kothperitonitis  nach  ungeheilter  Darmwunde  (es  hatte 
sich  um  Resektion  eines  Cystocarcinoms  gehandelt,  wobei  die  Dann- 
wand eingerissen  war).    Unter  den  57  geheilten  Operirten  war  die 
höchste  Temperatur  nach  der  Operation  bis  37  ^  bei  5,  37,6  bei  26, 
38  bei  46,  mehr  als  38^   nur  bei  11   Operirten.    Es  stellten  sich 
keinerlei  lokale  Störungen  ein,  und  das  Allgemeinbefinden  war  im 
Ganzen  besser,  als  nach  den  antiseptischen  Laparotomieen. 

Unter  Leitung  von  Janowsky  stellte  Pissemsky  bakterio- 
logische Untersuchungen  der  Ligaturen,  Schwämme,  Verbandstoffe  etc. 
kurz  vor  bezw.  nach  der  Operation  an,  aus  denen  sich  ergab,  „dass 
die  ganze  Umgebung  der  Wunde  in  den  von  R.  operirten  Fällen 
meistentheils  ganz  steril  war,  auch  das  8 — 9  Tage  nach  der  Ope- 


Sdwrtampftmg,  kflnstL  Infektionskrankheiteii«  Entwickelnngshemmittg  ete.     549 

ntioa   antersuchte  Verbandmaterial  erwies  sich  als  steril/*  Die  Unter- 
sndiimgeii  Pissemsky's  werden  detaillirt  veröfTentlicht  werden. 

M.  Kirchner  (Hannoyer). 


'9  C,  üeber  Gatgutinfektion.    (Beiträge  zur  klinischen 
Chirurgie.  Band  VI.  Heft  1.  S.  98—194.) 

Verl  gibt  eine  höchst  lesenswerthe  Zusammenstellang  der  bisher 
poblizirten  Fälle  von  Gatgutinfektion ,  die  er  zugleich  einer  ruhigen 
Bod  sachgemässen  Kritik  unterzieht  und  die  ihn,  wie  gleich  vorweg 
bemerkt  sein  mag,    zu  der  Ueberzeugung  gebracht  haben,  dass  zur 
Zeit    eine  Verbannung  des  Gatgut  zu  Gunsten  der  vorgeschlagenen 
Ersatzmittel  wohl  einer  Vereinfachung  des  antiseptischen  Apparates, 
aber    gewiss  keinem   Fortschritt   in  der  Antiseptik    gleichbedeutend 
näre.     Sehr  dankenswerth  ist  die  genaue  Beschreibung  des  Rohma- 
mateiials  und  der  verschiedenen  Arten  der  Präparation  und  Konser- 
virung  des  Gatgut,  die  Verf.  seiner  Abhandlung  vorausschickt,    und 
die  im  Originale  nachgelesen  zu  werden  verdienen.     Lister's  Kar- 
bolöl-,  L  i  8 1  e  r  's  Ghromsäure-,  K  o  c  h  e  r  's  Juniperusöl-,  R  0  u  x'  Terpen- 
tinöl-,   KümmeTs  Sublimatcatgut ,  sowie  einige  kombinirte  Desin- 
fekftionsmethoden  des  Gatgut,  namentlich  die  von  Zwei  fei,  Braatz 
imd  Reverdin,  werden  eingehend  .>.  beschrieben ;    dann  bespricht  B. 
die  mit  Gatgut  gemachten    Uinischen  Erfahrungen.     Um  möglichst 
reichen  Material  zu  bekommen,   wandte  sich  Verf.  an  verschiedene 
Gynäkologen,  Ghirurgen,  Krankenhausdirektoren  und  Privatärzte  mit 
der  Bitte,  ihm  ihre  mit  dem  Unterbindungsmaterial,  speziell  der  Gat- 
gotljgatnr  gemachten  Erfahrungen  mitzutheilen.    1881  veröffentlichte 
Kocher  zuerst   einen  Fall  von  Strumaexstirpation ,  der  an  akuter 
&p8is  zu  Grunde  ging,  angeblich  in  Folge  der  Zersetzung  des  Kar- 
bolöls ,  in  welchem  das  Gatgut  aufbewahrt  war.     1888  sah  Kocher 
wahrend  eines  Zeitraumes  von  7  Wochen  unter   31  grossen  Opera- 
tionen 22  Fälle  zweifelloser,  zum  Theil  sehr  schwerer  Infektionen, 
die  er  nur  auf  das  verwendete  Juniperusöl   bezw.  Sublimat-Gatgut 
zurQckfahren  zu  müssen  glaubte.     1879  sah  Zweifel  in  Erlangen 
am    zvrölften  Tage  nach  der  Operation  einer  kleinen   Scheidenfistel 
Pyämie  eintreten,  welche  tödtlich  endete.    In  dem  verwendeten  Gat- 
gut   fand  sich  Bakterienvegetation.     Volk  mann  theilte  1877  zwei 
Fälle  von  Milzbrandkarbunkel  nach  Gatgutnähten  mit.      Mosetig- 
Moorhof    sah    1887    nach  der  Naht    mit    Karbolcatgut   schwere 
Eiterung,  1888  tödtliche  Peritonitis  in  je  einem  Falle.    Schede  da- 
gegen  sah   wohl  zuweilen  bei  Verwendung  von   Gatgut  von  jedem 
Stichkanal  aus  Entzündung  und  Eiterung  sich    verbreiten,   jedoch 
nicht  öfter,  als  bei  Verwendung  von  Seide,  auch  fielen  die  von  ihm 
häufig  gemachten    Kulturversuche   mit   soeben  verwendetem  Gatgut 
negativ  aus.    Schede  spricht  sich  daher  unzweideutig  dahin  aus: 
„Kurz  ich  glaube  von  der  ganzen  Gatgutinfektion  kein  Wort,  ehe  mir 
bewiesen  wird,  dass  sorgfältig  präparirtes  Gatgut  —  ich  beziehe  mir 
das  Rohmaterial   und  besorge  mir  die  Präparation  selber  —    noch 
keimfähige  Mikroorganismen  enthält.^^      Ganz  ähnlich  sprechen  sich 
Kappeier  in  MQnsterlingen,  Socin  in  Basel,   Neuber  in  Kiel, 
Qaserny,     Bruns    in    Tübmgen,     Riedinger    in    Wfirzburg, 


550  ^«.SohatiimpftUigy  kfinstl.  Infektlonskruikiieiten,  Bntwicketiingsiienuiinnir  «^ 

Lossen  in   Heidelberg,   Thiersch   in    Leipzig,    Stelzner  in 
Dresden,  Schinzinger  in  Freiburg,  Lücke  in  StrasBbiug,  Mi- 
kulitsch  in  Krakau,  v.  Bergmann  in  Berlin,  Breisky  in  Wien 
aus.    Alle  bereiten  ihr  Gatgat  selber  und  keiner  derselben  weiss  von 
schlechten  Erfahrungen  Mittheilung  zu  machen.     H  a  f  t  e  r  in  Franen- 
felt  sah  1879  bei  einer  WOchnerin  tödtliche  Sepsis,    welche  er  auf 
ein    aus    Schaffhausen    bezogenes    Karbolcatgat    zurQckfthren 
musste.     Seitdem  präparirt  er  das  Gatgut  selbst  und  hat  nie  wieder 
etwas  Unangenehmes  darnach  erlebt     Auch   die   Mittheilangen  ron 
Wiesmann  in  flerisau,  y.  Moudach  in  SchafFhausen,  y.  Muralt 
und  Wyder  inZürich,  Fritzsche  inGlarus,  Oarr^  in  Tübingen, 
Hoffmeier  in  Berlin  hatten  sehr  zufriedenstellende   Besoltate  mit 
dem   Gatgut  und   erlebten  niemals  schwere   Wundinfektionen  nach 
Verwendung  desselben.    —  Des  weiteren  geht  Verl   dazu  über,  die 
Erfahrungen   der    Züricher   KrOnlein'schen    Klinik    mitzuthefleD. 
Weder  mit  dem  Karbolölcatgut ,  welches  in  den  Jahren  1881—^ 
noch  mit  dem  Sublimatcatgut ,  welches  seitdem   ausschliesslich  yer- 
wendet  wurde,  wurden  Beobachtungen  gemacht,  welche    mit  einiger 
Wahrscheinlichkeit   darauf  hingewiesen  hätten,    dass  eine  Wundin- 
fektion durch  Gatgut  yeranlasst  worden  sei.     Zur  Erhärtung  dieses 
Urtheils  gibt  B.  eine  Zusammenstellung  grösserer  Operationen,  ans 
den  Jahren  1885 — 1888,  mit  genauen  Notizen  über  den   Wundver- 
lauf.   Von  74  Hemiotomieen  verliefen  9  tödtlieh.     Der    Grund  war 
Kollaps,  Delirium  tremens,  Pneumonie,  Perforationsperitonitis,  Kollaps, 
Magenkrebs,  Blutung  aus  eingerissenen  NetzgefiLssen,  DarmperforatiOD, 
Gollaps  in  je  einem  Falle;  niemals  fand  sich  bcd  der  Obduktion  eine 
irgend  nennenswerthe  Eiterung  in    der  N&he  der   Catgutn&hte.    50 
Kropfoperationen  verliefen  ganz  oder  fast  g&nzlich  fieberfrei.     Von 
26  Laparotomieen  endeten  4  tödtlieh.    Der  Grund  war  Krebs  in  eioem, 
Kollaps  in  den  drei  andern  Fällen ;  aber  auch  in  diesen  wie  in  sämmt- 
lichen  übrigen  Fällen  war  die  Wunde  reaktionslos  geblieben.    B.ür- 
theilt  daher:  „Dem  verwendeten  Gatgut  fiült  weder  Infektioo  nodi 
Nachblutung  zur  Last^^ 

B.  stellt  nun  39  Fälle  von  Kaiserschnitten  aus  der  Litterator 
zusammen,  unter  denen  sich  5  tödtliche  befinden.  Der  Tod  erfolgte 
an  Septikämie  nach  Endometritis,  an  Dysenterie,  an  Perforaüoos- 
peritonitis,  an  Peritonitis  nach  Dteruscarcinom ,  an  allgemeiner  Peri- 
tonitis; doch  konnte  in  keinem  dieser  39  Fälle  die  Anwendung  vod 
Gatgut  zur  Uterusnaht  als  die  Quelle  einer  Infektion  nachgewiesen 
werden. 

Was  nun  die  wenigen  zweifellosen  Fälle  von  Gatgutinfektion  be- 
trifft, welche  bei  genauer  Kritik  übrig  bleiben,  so  sind  dieselto 
sämmtlich  durch  Karbolölcatgut  yeranlasst  worden.  Mit  dem  Sohfi- 
matcatgut  hat  ausser  Kocher  Niemand  ungünstige  Erfahrungen  ge- 
nuicht 

Verf.  gibt  dann  noch  eine  Reihe  dankenswerther  Notizen  über  die  Be- 
sorbirbarkeit  und  Qualität  verschiedener  Gatgutpräparate.  Ein  wes^t- 
licher  unterschied  in  der  Resorptionszeit  der  verschiedenen  GatgatprftpA- 
rate  trat  bei  seinen  Versuchen  nicht  zu  Tage,  üebereinstimmend  nüt 
B  r  u  n  s  und  L  e  s  s  e  r  fand  er  eine  bedeutende  Beschleunigung  desAmh 


toiattimpfluig,  kttnsti.  InfoktioDsknuikheitan,  Entwiekelnngsiiemiiiiiiig  tte.      55l 

aagiprosQBses  aller  Präparate  bei  Eiterong.  Die  PrOfdng  der  Qualität 
uJuD  er  in  der  Weise  vor,  daas  er  dnrcli  Anhängen  von  Gewichten 
and  durch  Zog  Termittelst  eines  Federdynamometers  die  Grenze  der 
Dehnbarkeit  bei  den  yerschiedenen  Präparaten  bestimmte.  Es  ergab 
sidi  eine,  wenn  aoch  nicht  erheblidie,  so  doch  deutliche  Vermin- 
deniDg  der  Besistenz  säountlicher  präparirter  Catgutsorten  gegenüber 
dem  Bohcatgut  Dnter  den  einzelnen  Präparaten  selbst,  ertrugen  die 
grtaate  Belastung  das  Chromsäure-  und  Beverdin'sche  Gatgut 

Von  besonderem  Interesse  sind  die  Resultate  der  bakteriologischen 
üateraachangen  des  Gatgut.  Hallwachs  sah  1879  in  den  Spidten 
ffickerer  Oatgutsorten  Stäbchen,  Zellen  und  Trümmer  von  solchen,  die 
er  als  pflai^che  Gebilde  ansprechen  zu  sollen  glaubte.  Tayel 
fand  das  Juni^ruscatgut,  Roux  und  Garr£  das  Terpentinölcatgut 
dorchw^  stml.  Beverdin  dagegen  konnte  im  Juniperuscatgut 
Bakterien  nachweisen,  als  den  Staphylococcus  aureus,  die 
Sarcina  lutea,  den  Bacillus  megaterium,  Bacillus  sub- 
tilis  n.  s.  w.  Benckisser  infizirte  kleine  rohe  Gatgutfäden  mit 
Bankoltaren  der  Eiterstaphylokokken  und  desinfizirte  sie  dann  auf 
£e  TerscUedenen  Arten.  Unter  20  mit  JuniperusAl  in  der  yorge- 
flchriebenen  Weise  infizirten  Fäden  ergab  sich  doch  ein  Mal  eine 
Kultar  der  betreffenden  Staphylokokken.  Thomson  und  Schede 
fuiden  niemals  Mikroorganismen  im  Gatgut. 

Die  Untersuchungen,  welche  B.  selbst  anstellte,  hatten  folgendes 
Beaultat  Die  mit  25  verschiedenen  Proben  von  Sublimatcatgut  an- 
gelegten Kulturen  (etwa  900)  blieben  sämmtlich  steril.  Von  zwölf 
Proben  Earbolcatgut  zeigten  die  Kulturen  bei  sieben,  von  sieben 
I^ben  Ghromsäurecatgut  bei  vier,  endlich  von  acht  Proben  Juniperus- 
Qkatgnt  bei  dreien  derselben  deutliches  Wachsthum.  Es  gelang  B. 
ans  diesen  Kulturen  einen  Bacillus  reinzuzüchten ,  welcher  dreimal 
80  lang  als  brät  war,  Eigenbewegung  zeigte,  Sporen  bildete  und  die 
Gdsüne  verflüssigte.  Derselbe  wnchs  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
airf  allen  gebräuchlichen  Nährböden  und  fiUrbte  sich  leicht  mit  Anilin- 
brben.  B.  hält  ihn  für  einen  Kartoffelbacillus ,  der  bei  Thierver- 
suchen  kaum  pathogen  war  und  jedenfalls  keine  Eiterung  erzeugte. 
B.  schliesst  daher,  dass  dem  untersuchten,  nicht  steril  erfundenen 
Gatgut  infektiöse  Eigenschaften  nicht  innewohnen. 

B.  ging  aber  noch  weiter.  Er  stellte  sich  Gutgut  dar  aus  den 
Dännoi  von  Thieien,  welche  er  mit  Milzbrand  geimpft  hatte.  Durch 
Verwendung  dieses  Catgnts  in  rohem  Zustande  konnte  er  Thiere  mit 
Ifilzbrand  infiziren,  das  mit  Sublimat  l'/ooi  sowie  das  mitKarbolöl 
präparirte  Gatgut  dagegen  erwiesen  sich  im  Beagensglas  sowohl  wie 
im  thierischen  Körper  ais  steril. 

Verl  schliesst  aus  seinen  Versuchen  mit  Becht,  „dass  wir  jedes 
Bohcatgut  durch  die  uns  gebotenen  Desinfektionsmittel  leicht  und 
sicher  aseptisch  zu  machen  im  Stande  sind^\  Als  beste  Präparations- 
weise empfiehlt  er:  „Das  Bohcatgut  wird  mit  Kaliseife  abgebürstet, 
dann  direkt  oder  nach  einem  halbstündigen  Aufenthalt  in  Aether 
12  Stunden  in  wässerige  Sublimatlösung  1 :  1000  gelegt.  Konservirt 
in  Sublimat  1,0,  Alkohol  absol.  900,0,  Glycerin  100,0.  Unmittelbar 
Tor  dem  Gebrauch  nochmals  durch  wässerige  Sublimatlösung  zu  ziehen.^ 


552  ^«^«  Litteratar. 

Zum  Schlass  seiner  höchst  interessanten  und  fleissigen  Arbeit 
werden  die  Ersatzmittel  der  Gatgutligatur  —  Seide,  Leinenzwirn  — 
besprochen  und  der  Nachweis  gefQhrt ,  dass  sie ,  weil  nicht  resorbir- 
bar  und  reizend  gegenüber  den  Geweben,  dem  Gatgat  entschieden 
nachstehen.  M.  Kirchner  (ELannover). 

Boer,    Ueber    die   Leistungsfähigkeit    mehrerer   che- 
mischer  Desinfektionsmittel    bei    einigen    für  den 
Menschen  pathogenen  Bakterien.    [Aus  dem  hygienischen 
Institut  zu  Berlin.]    (Zeitschrift  für  Hygiene.     Bd.  IX.  Heft  3.) 
Boer  untersuchte  Salzsäure,  Natronlauge,    Schwefelsäure,  Am- 
moniak, Quecksilberoxycyanid,  Goldchlorid,  Silbemitrat,  arsenigsaares 
Natron,  Karbolsäure,  Kreolin,  Lysol,  Malachitgrün   und  Methylviolett 
auf    ihre    Leistungsfähigkeit    gegenüber    (sporenfreien)    Milzbrand-, 
Typhus-,  Diphtherie-,  Botzbacillen  und  Cholerabakterien  in  gewöhn- 
licher,  mit  Pepton   und  Kochsalz    zubereiteter    Rinderbouillon  von 
schwach  alkalischer  Reaktion.    Geringe  Aenderungen  in  der  Reaktion 
der  Bouillon  beeinflussten  die  Untersuchungsergebnisse  meistens  we- 
sentlich. Di tt rieh  (Prag). 


Neue  Litteratur 

ntanmeiiCMtent  toü 

Da.  Asthub  Würzbubo, 

BUdlofhakar  Im  Kaiterttchea  OaumdhclteHnte  ia  Berttn. 


AllgremeinM  über  Bakterien  vnd  Parasiten. 

Holit,  A.,  Ueberiicht  Aber  die  Bakteriologie.     Aatoris.  Ueben.  ron  O.  Beiher,    gr.  B: 

SIC  p.     BMel  (SaUmmnn  &  Bonacker)  1891. 
Kontl,  A.,  La  patologia  cellnlare  e  la  patologia  parassitaria.  8®.  MilaDO  1891.   1,15  L. 

BioUtffU, 
(Gfthmng,  Flulniss,  StoifVrechselprodiikie  usw.) 

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p.  874—484.)   [RasBiseh.] 

BesdehimgeB  der  Bakterien  und  ParasiteB  zur  nnbelebten  Kator. 

Nahnmg^  und  GenusswntUl,  CMrauehMjfegmutäiuh. 

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No.  1.  p.  111—185.) 

BezlehiuigeB  der  Bakterien  and  ParasiteB  zur  belehtea  Ifalor. 

KratMeitmrregmd»  Bakterim  und  Patantem  bei  Mengchm. 
A.     brfektißte  Aügemamkrunikknten. 

Oadtt  da  ChMiiMiirt,  De  la  contagion  des  maladies  Infectieases  ches  les  enftnts.    (HM. 
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Nene  Littorfttar.  553 

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Diphtherie  und  Gronp^  Kwehhurtwi,  GiimM^  Ptteamoiiie,  epidenfsdift  Gemehitera, 

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AühiminfeioiganeL 

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Ham-  und  GaMUeditBorgaiie. 

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O. 

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Nene  Littorator.  556 

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SämßeJhiffc. 

A,     hrfAtUiM  AUff0mMiiknuM«ken. 

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Kmil&flitaD  dar  Wiedeikiiier. 
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J.  A.,  Searlatina  in  the  cow.     (Praetitioner.  1891.  Febr.  p.  108—110.) 

KnnUbeitoii  der  Biahiifer. 

(Typhus,  Inflnenia,  BeschUkrankheit,  Septikinie,  Dmse.) 

lf«ek]«&biii)g>-8chwerin.    Erlasse ,   betr.   die   Inflaensa  mnter  Pferden.     Vom  5.  Febmar 
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HeilyerfUiren  gegen  Taberenlose. 


and  Orookihaakf    Tnbercnlons    guinea-pigs  ander  Koch's  treatment     (PathoL 

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656 


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(Wiadom.  lekarskie.  1891.  No.  10|ll.  p.  806—810.) 
,  Nignowsse  orzeczenia  o  skutkach  nsywania   limfy  B.  Kocha  w  lesenia  gnuliey. 

(Wiadom.  lekarskie.  1891.  No.  10|ll.  p.  301—306.) 


Inhalt. 


MginalmittheilimgaiL 

Xlion,  H.,  Die  Bestimmung  von  Maltose, 
Dextrose  und  Dextrin  in  Bierwfirse  und 
Bier  mittelst  Beinknlturen  von  Gährungs- 
Organismen.    (Orig.),  p.  525. 

Banarem,  Ginieppa,  Die  Ursachen  der  na- 
tftrlichen  Immunität  gegen  den  Milzbrand. 
(Orig.)    (Schluss),  p.  682. 

BawtMhfliiko,  J.,  Zur  Frage  über  die  Immu- 
nität gegen  Milzbrand.  (Orig.)  (Schluss), 
p.  528. 

BagiBtkj ,  A. ,    üeber   Cholera  inAmtum, 

p.  542. 
Baglniky,  Adolf,   und   8tadthag«B,  Max, 

üeber  giftige  Produkte  saprogener  Darm- 
bakterien, p.  543. 
Oefiard,  Des  races  du  bacille  pyocyanique, 

p.  541. 
Giimti,  M.,  üeber  die  Wirkung  des  Lichts 

auf  die  Essiggährung,  p.  539. 
KallttrmfliL,  W.  A.,  and  Bwingle,  W.  T., 

Preliminary    report    on    smut   in   oats, 

p.  547. 
—  — ,   Preliminary  experiments  with  fnn- 

gicides    for   stinking    smut    of    wheat, 

p.  547. 
,  Beport  on  the  loose  smoots  of  ce- 

reals,  p.  547. 
Laagvnbiieh,  Carl,  Der  Leberechinococcus 

und  seine  Chirurgie,  p.  545. 


Kay,  Walter,  Die  Bohrzuckerkultnren  auf 
Java  und  ihre  GMährdung  durch  die 
Serehkrankheit,  p.  546. 

Piaanewaki,  Ein  Fall  von  Diphtheritls, 
komplizirt  durch  Eryslpelas,  p.  ^44. 

Bohneidamfilil ,  Ueber  StrahlenpOzerkima- 
kungen  bei  Mensch  und  Thier,   p.  544. 

Behnirer,  M.  T.,  Zur  Frage  nach  der  Ver- 
breitung der  Tuberkelbacillen  aoiserhalb 
des  Körpers,  p.  544. 

Boitegni  und  flaiiTiliio,  üeber  die  Entste- 
hung von  Schwefelwasserstoff  bei  der 
Alkobolgährung,  p.  540. 

Tolomei,  O.,  Einwirkung  von  Elektrizität 
auf  die  Essiggährung,  p.  589. 

Tria,  OiaooiBOf  Bul  modo  di  oomportarsik 
del  tessoto  mnscolare  in  alcune  infesioni, 
p.  540. 

Behutiiiiipfkmg ,  Mnrtliaha  TuMktimia" 

krankheiteiL,  BntwiftMiragihmniHHiig 

und  Vemiehtmig  dar  Bakterin 

und  PuradteiL 

Boer,  Ueber  die  Leistungsfähif^eit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsniittel  bei 
einigen  flUr  den  Menschen  patiiogeaen 
Bakterien,  p.  552. 

Bnumer,  0.,  Uebar  CatgntinfSsktioo,  p.549. 

Bein,  O.,  Zur  Asepsis  bei  Li^MtfotomieeD, 
p.  548. 

Neue  Uttentor,  p.  552. 


FromMuuMoh«  Baohdrockerei  CBenauum  Fohl«)  in  Jen«, 


für 


Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 

In  Yerbindnng  mit 

6elL  M.  M  Dr.  IMart  im  Misor  Dr.  LoeOer 

IB  Ulpxir  IB  tinifnrald 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  Uhl-arorin  in  Oassel. 


-M- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


DL.  Band.        -o-         Jen»,  den  4.  Mai  1891.  -<>-         No.  17< 


Original  -  RMttheHungen. 


üeber  die  Bakterien  der  hämorrhagisohen  Septikamie 
(Hneppe),  Hog-Oholera  (Salmon),  Swineplague  (Bil- 
iings),  Swinepest  (Selander),  amerik.  Emderseuche 
(Billings),  Büffelseuohe  (Oreste-Armanni),  Mar- 
seille'sche  Schweineseuche  (Jobert,  Eietsoh),  Frett- 

chensenche  (Eberth). 

(Aus    der    hygienisch-bakteriologischen   Abtheilung   des   chemischen 

Laboratoriums  Fresenius  zu  Wiesbaden.) 

Von 

Dr.  Oeorg  Caneva 

in 

Genua. 

Ich  mochte  mir  im  Folgenden  erlauben,  die  Ergebnisse  von  ver- 
gldchenden  bakteriologischen  Untersuchungen  über  die  verschiedenen, 
namentlich  in  der  letzten  Zeit  vielfach  erwähnten  Wild-  und  Haus- 
thierseuchen  mitzutheilen,  Untersuchungen,  die  ich  auf  Anregung  von 
Prof.  H  u  e  p  p  e  vor  mdir  als  zwei  Jahren  unternahm.  Trotzdem  die- 
selbm  nicht  völlig  abgeschlossen  sind  und  deshalb  keinen  Anspruch 
auf  Vollständigkeit  erheben  können,  glaube  ich  doch,  dass  das  bisher  Ge- 
fundene gent^endes  Interesse  bieten  dürfte,  um  eine  kurze  Publi- 
ii.Bd.  86 


558  C»nevÄ, 

kation  zu  rechtfertigen.    Meine  Untersuchungen    erstreckten  sidi  aul 
folgende  mir  von  Prof.  Hueppe  liebenswürdiger  Weise  in  Bainkul- 
turen  zur  Verfügung  gestellte  Bakterienarten :  Wildseuche,  Schweine- 
seuche  (Schütz),  Eaninchenseptikämie,  Rinderseuche  (aus  einer  von 
Prof.  Kitt    im   Jahre  1889   bei    München  beobachteten   Epidemie 
stammend),  Büffelseuche  (sogen.  Mal  Barbone  dei  Buffali  Oreste  Ar- 
mann i),  dann  Kulturen  aus  einer  Epidemie  des  Peres  von  MarseiUe 
(Rietsch,  Job  er  t,  Martinaud),  Swineplagae  (Billings),  Hog- 
Gholera  (Salmon),    Swinepest  (Solan der);    ausserdem   standen 
mir  zur  Verfügung  Kulturen  von  einer  Rinderkrankheit  (Billings' 
Texasfieber?)  und  von  Frettchenseuche  (Eberth).    Ich  möchte  gldch 
hier  erwähnen,  dass  Originalkulturen  von  Swineplague  von  Billings 
von  zwei  verschiedenen  Sendungen  sich  immer  vollkommen  gleich 
verhielten,  wie  auch  von  Hog-Cholera  aus  zwei  verschiedenen  Quellen. 
.  Den  genannten  sämmüichen  Mikroorganismen  kommt  die  gemein- 
schaftliche Eigenschaft  zu,  dass  sie  die  Gelatine  nicht  verflüssigeo, 
keine  Endosporen  bilden,  nach  Gram  nicht,  aber  mit  einer  wässerigen 
Methylenblaulösung  stärker  oder  schwächer  in   mehr   oder  weniger 
grosser  Anzahl  bipolar  sich  färben  lassen.    Auf  der  anderen  Seite 
ergaben  sich  mancherlei  Unterschiede.    Selbst  wenn  wir  von  gewissen 
Einzelheiten ,  wie  der  grösseren  oder  geringeren  Länge  und  Breite 
der  mehr  oder  minder  regelmässigen  Form  der  St&bchen,  sowie  ihrem 
Verhalten  in  Bouillon  als  zu  wenig  charakteristisch  absehen,  blerben 
uns  immer  genügende  Unterscheidungsmerkmale. 

Die    Bakterien    der   sogenannten    hämorrhagischen    Septikämie 
(Hueppe)  resp.  Wildseuche,  Kaninchenseptikämie,  Schweine-,  Ander-, 
Büffelseuche  unterscheiden  sich  bekannüich  von  den  anderen  dadurch, 
dass  sie  nur  oscillirende,  passive  Bewegung  besitzen  und  dass  sie  aof  Ge- 
latine und  Agar  ein  langsameres  und  weniger  üppiges  Wachsthum,  abge- 
sehen von  sonstigen  Verschiedenheiten,  zeigen.    Auf  Kartoffeln  Yon  den 
verschiedensten  Sorten,  neutral  oder  alkidisch,  mehr  oder  weniger  ge- 
kocht, gelang  es  mir  niemals,  sie  zu  züchten.    In  sterilisirter  Milch  ge- 
deihen sie  sehr  kümmerlich,  ohne  irgend  eine  wahrnehmbare  Aenderang 
in  dem  Aussehen  der  Flüssigkeit  zu  bewirken.    Kaninchen,  mit  kleinen 
Oesen  einer  Bouillonkultur  am  Ohr  geimpft,  sterben  binnen  1—3  Tagen. 
Von  besonders  heftiger  Wirkung  ermesen  sich  Kulturen  von  Rinder- 
seuche und  von  Büffelseuche,    die    wir  der  Liebenswürdigkeit  von 
Prof.  Kitt  und  Prof.  Gantani  verdanken.    Kaninchen  mit  einer 
kleinen  Oese  von  den  Bouillonkulturen  subkutan  geimpft,  starben  in 
weniger  als  21  Stunden.    Nicht  so  heftig  wirkten  Kulturen  der  Ka- 
ninchenseptikämie und  Schweineseuche.     Lokale  Reaktion  habe  ich 
nie  oder  nur  sehr  unbedeutend  beobachten  können.    Bei  der  Obduk- 
tion fehlten  nie  die  trachealen  Hämorrhagieen,  die  sich  oft  bis  in  die 
Bronchien  erstreckten.      Milztumor  war  nie  vorhanden.     In  Blat- 
Präparaten  fanden  sich  immer  mehr  oder  weniger  zahlreiche  Bakterien; 
einige  lagen  in  weissen  Blutkörperchen,  einige  anscheinend  auch  in 
den  rothen.     In  Gewebsschnitten    zeigten   sich    zerstreute  Bacillen 
innerhalb  der  Blutgefässe  und  Gewebslücken ,  bei  der  BüßeJaeacbe 
manchmal  ausnahmsweise  ausserdem  kleine  kapillare  Embolieen. 

In  einer  zweiten,  sich  von  der  eben  genannten  unterscheidenden 


0«lMr  die  Bakterien  der  himorrliiigischen  Septik&mic,  Hog-Cholers  et6.        559 

finippe,  die  aber  nach  den  bisherigen  Untersuchungen  nicht  so  auf- 
pftsst  werden  kann,   wie  Hueppe  die  oben  beschriebene  der  hä- 
iwrrhagischen  Septikämie  auffasst,  lassen  sich  die  folgenden  Formen 
iwemigen:  Swineplague  (Billings),  £pid6mie  des  Porcs  von  Mar- 
ad]e(Rietsch,  Jobert  und  Martinaud),  die  neue  Rinderkrank- 
heit (Bill  in  gs)    und  die  Frettchenseuche   (Eberth).     Dieselben 
iBterscheiden  sich  von  der  vorherigen  Gruppe  zunächst  betreffi  ihrer 
aktiven   Beweglichkeit    von   der  Swinepest  (Seiander)    und    von 
Hog-Cholera  (Salmon)  dadurch,  dass  sie,  obwohl  ziemlich  lebhaft, 
doch  erheblich    weniger  beweglich  sind,  als  jene.    Das  Wachsthum 
isf  Gelatine   erfolgt  viel  schneller ,  als  bei  den  der  hämorrhagischen 
Septik&mie   und    erinnert  lebhaft  an  die  dem  Typhusbacillus  nahe 
lerwandten   B.    neapolitanum    (Emmerich),    B.  coli  com- 
mane,    B.    pyogenes   foetidum    (Passet),    Hueppe's  B. 
(Cholerinefall  von  Frankfurt)  etc.     Auch  auf  Agar  gedeihen  sie  viel 
üppiger  mit   Gasbildung  und  der  Impfstrich  hat  ein  ganz  anderes 
Änssehen,   als  bei  der  Wildseuche.    Auf  Kartoffeln  bilden  sie  einen 
nemlich  dicken  Belag,  doch  finden  hier  einzelne  Differenzen  in  der 
Farbe  unter   einander  statt.    Die  Milch  bringen  sie  bei  Bruttempa- 
ratur  von  37®  in  zwei  Tagen  unter  Säurebildung  zur  Gerinnung,  ohne 
dieselbe  nachträglich  zu  lösen.    Weisse  erwachsene  Mäuse,  subkutan 
mit  Mar  sei  He' sehen  Bakterien  geimpft,  gingen  nicht  zu  Grunde, 
»agVen  aber    an   der  Impfstelle  einen  grossen  Abscess,  mit  dickem 
Eiter  erfQllt,  in  dem  spärliche  Bacillen  vorhanden  waren.    Im  Blute 
imden  sich  bei  direkter  mikroskopischer  Untersuchung  keine  Bacillen, 
iDdesBen  liesaen  sich  solche  durch  Killuren  nachweisen.    In  den  Ge- 
^^bnchnitteD  yon  einer  jungen  Maus  zeigten  sich  die  Mikroorganismen 
Dicht  zerstreut  liegend,  sondern  nur  embolieenweise  in  den   kleinen 
Kapillaren.      Subkutane    Impfungen    von    Swineplague  (Bill in gs), 
Frettchenseuche,    Rinderseuche  (Billings)   in    Kaninchen,    Meer- 
schweinchen,   weisse    Ratten   und  Mäuse  ergaben   nur   mehr  oder 
leidger  ausgesprochene  lokale  Erscheinungen.     Fütterungsversuche, 
iBsbesonders  mit  den  Billings'schen  Bakterien  blieben  stets  erfolglos. 
Als  eine  dritte  Gruppe  möchte  ich  Hog-Gholera  (Salmon)  und 
Swinepest  (S  e  1  a  n  d  e  r)  hinstellen.   Während  diese  durch  verschiedene 
gemeinschaftliche  Merkmale  von  den  vorher  erwähnten  sich  unter- 
Bchäden,  weichen  sie  doch  auch  in  manchen  Punkten  von  einander 
^.    Zunächst  sind   sie  lebhafter   beweglich,    als  die  vorigen.    Ihr 
Wachsthum  auf  Gelatine  ist,  was  Ueppigkeit,  Farbe,  Regelmässigkeit 
betrifft,    sehr    verschieden    von  dem  der  Wildseuche  resp.  hämor- 
T«^8chen  Septikämie,  insofern  als  sie  üppiger,  schneller,  regelmässiger 
gedeihen.    Die  Kolonieen  zeigen  unter  schwacher  Vergrösserung  eine 
gelbliche,  braune  Farbe,  die  den  anderen  fehlt.    Ausserdem  erinnern 
sie  durchaus  nicht  an  typhusähnliche  Arten.    Auch  auf  Agar  wachsen 
sie  gut,  flppig  in  Form  eines  weissen ,  ziemlich  dicken  Belags  ohne 
Gasbildung.    Auf  Kartoffeln   wachsen   die  Selander'schen  Bakte- 
lien  wie  die  von  Typhus,  während  die  Salmon 'sehen  einen  ziem- 
^^^  regelmässigen,  dicken,  weisslichen  Belag  bilden.    Bemerkenswerth 
ist  das  Verhalten  beider  in  Milch;   dieselbe  wird  nach   zweiwöchent- 
Kchero  Aufenthalt  im  Brutofen  bei  37  <^  langsam  gelöst,  und  zwar  ohne 

86» 


560    C  A  n  •  y  ft ,  Heber  die  Bakterien  d.  hJUnorrhag.  SeptikAmie,  Hcv-C^ioJ«»  «to. 

dass  vorher  Gerinnmig  eintritt,  was  sonst  der  Fall  ist.     Diese  ^en 
thttmliche  Erscheinung,  die  ich  für  ausserordentlich  charakteristiBd 
halte  und  die  bei  keinem  anderen  Mikroorganismus,  soweit  mir  bekamit, 
beschrieben  worden  ist,  habe  ich  in  zahlreichen  angestellten  Versachen 
sich  immer  wiederholen  sehen.    Kaninchen  subkutan    am  Ohr  mit 
kleiner  Oese  von  Hog-Cholerabouillonkultur  geimpft,    sterben  binnen 
4—8  Tagen  ohne  lokale  Erscheinung   an  der  Impfstelle.     Tracheale 
Hämorrhagieen   und  Milztumor  sind  nicht  konstant.     In  BJutstrich- 
pr&paraten   finden  sich  nur  sehr  sp&rliche  Bakt«ien;    in    Gewebs- 
schnitten  liegen  sie  als  Embolieen  nur  in  den  kleinen  KapilU^gefitaseiL 
Weisse  Mäuse  gehen  ebenfalls  innerhalb  4 — 8  Tagen  nach  der  sub- 
kutanen ImpÄiDg  zu  Orunde.    Auch  bei  Mäusen    befinden  sich  die 
Bakterien  in  Gewebsschnitten  embolieenweise.    Anders  verhalten  si^ 
die  Solan  der 'sehen.     Subkutane  Impfungen  blieben  bei  Eaoindieii 
erfolglos,  dagegen  gingen  weisse  Mäusse  innerhalb  6 — 8  Tagen  mit 
starken  lokalen  Erscheinungen  an  der  Impfstelle    zu   Grunde.     Die 
Untersuchung  von  Blut  und  Organen  auf  Bacillen  fiel  negatir  ans. 

Was  nun  überhaupt  die  verschiedenen  Schweineaenchen  betrifft» 
so  tritt  aus  dem  Gesagten  deutlich  hervor,  dass   Salmon's  Hiog- 
Cholera  uod  Billing*s  Swineplague  verschiedene  Krankheiten,  dass 
hingegen  Billings' Swineplague  und  die  Marseille 'sehe Schweiod- 
Seuche  von  Jobert  und  Biet  seh   höchstwahrscheinlich  idenüad^ 
sind;    dass   endlich   die  Solan  de  raschen  Swinepestbakterien ,  dk 
übrigens  offenbar  der  Hog-Gholera  ziemlich  nahe  stehen,  eine  ge- 
sonderte Stellung  einnehmen;  schliesslich,  dass  keine  der  genannten 
Schweineseuchen  mit  der  deutschen  Schweineseuche  von  Loeffler 
und  Schütz  zu  thun  haben.    Die  von  Hueppe  ausgesprodiMien 
Ansichten  über   die   der    hämorrhagischen  Septikämi^gmppe  aage- 
hörigen  Formen ,  d.  L  dass  sie  eine  identische  Gruppen  bilden,  siod 
schon  zu  vielseitig  angenommen  worden,  um  in  meinen  allerdi%8  ta 
wenig  zahlreichen  Untersuchungen  eine  neue  Dnterstfitzung  finden  za 
müssen.    Zur  gleichen  Gruppe  gehören  sicherlich  auch  die  BOffd- 
Seuchebakterien,  wie  sich  auch  im  selben  Sinne  Oreste  und  Ar- 
mann i  ausgesprochen  haben.    Ausschlaggebende  MerkmiUe  der  von 
mir  studirten  Formengruppen  unter  sich  sind  in   erster  Linie  daß 
Verhalten  derselben  in  der  Milch,  dann  die  Beweglichkeit,  das  Wadis- 
thum  auf  Gelatine,   Agar  und  Kartoffeln.     Auch  dass  einige  von 
ihnen  in  den  Geweben  entweder  in  zerstreuter  Weise  oder  embolieen- 
weise auftreten,  ist  sehr  bemerkenswerth.   In  der  Reihe  der  bekaooteo 
mehr  oder  weniger  pathogenen  Bakterien  möchte  idi  gern  die  der 
zweiten  Gruppe  angehörigen,   d.  i.  die  Marseille' sehen,  die  voa 
Billin gs,    der  amerikanischen  Binderseuche,   die  der  Frettchen- 
seuche neben  die  dem  Typhus  nahe  verwandten  Formen  B.  neano- 
litanum,  coli  commune,  pyogenes  foetidum  etc.  stefieo. 
Damit  haben  sie  folgende  Eigenschaften  gemein :  Die  Bew^lichkeii 
das  typhusähnliche  Wachsthum  auf  Gelatine,  das  yfachstbam  am 
Kartoffeln  und  auf  Agar,  letzteres  begleitet  von  Gasblasenbildong; 
die  Milchgerinnung  unter  Säurebildung.    Durch  meine  üiierezperi- 
mente,  die  allerdings  fast  nur  in  Form  von  subkutanen  Impftmgen 
unternommen  wurden,  glaube  ich  die  Beobachtung  machen  zu  Vkiaea, 


Ludwig,  Üeber  die  t^hosphorMceos  von  OrjUctalp*  vulgaris. 


561 


<H 


S«|»tikJuni«    Beweglich-       ^,  ^ 
ppe)  Mi  ^^^^ 


Kartoffeln        Milch         In  Oewehen 


(Hueppe) 

(Schflits) 
taimie 
(Kitt) 
ich«  <Oreste-Ar 
maaii  i) 


Weniger 

schnelleres    n. 

Nicht       ÖPP^K     Wach- 

)8en,  als  die  an- 

bewegliehjderen   u.   ver- 

I  schieden,  nicht] 

^  typhnsXhnlich. 


Wachsen 
nicht. 


[Nicht  ver- 
ändertes 
kfimmerl. 
Wachs- 
thum. 


Liegen  in 

[BlntgefXssen  n. 

GkwebelÜcken 

verstreut. 


lehe  (Marseille, 
Xieftseh)  siemJioh 

:a«   (Billings)        l  uu  Ä  V 
«dt^uche    (Bil.  («•bhaftbe. 

liBS»)  I  wegUch.    I 

(Eberth)  j  j 


I  Typhnsfthnl. 
Wachstbum. 


Wachsen 
üppig. 


^  I  pillaren-Embo- 
unter  8Su-V  lieen;  nicht 

.«ivii^  —  I  »erstreut    in 
rebUdnng.|     q,^,^^„ 


)]  ^*^P*«~  "^^  1    WÄchst 
lebhaft  «hneUes      }    flppig. 

>  Wachsthum,  { 
bewegUch.f    ^^^^  ^.^^^    »wichst  w. 
jtyphuslhnlich./  TTP^«»^ 


(8  elander) 


DirecteLd-l 

[sung  (Pep- 

^tonisirung) 

ohne  vor 

gegangene 


'  Gerinnung,  j 


Kleine    Kapil- 

laren-Embo- 

lieen;   nicht 

Berstreut  in 

Geweben. 


dass  wahrscheinlich  unter  ziemlich  gleichen  Bedingungen  die  Bakterien 
der  zweiten  Gruppe  am  schnellsten  an  Virulenz  einbüssen,  dann  käme 
die  8  elander 'sehe,  schliesslich  die  von  Salmon.  Am  besten 
schjünen  die  der  hämorrhagischen  Septikämie  ihre  Virulenz  zu  be- 
walireii. 

An  vorstehender  Tafel  werden  solche  Hauptdifferenzen  und  die 
mögliche  Gmppirung  besser  ersichtlich. 

Frankfurt  a.  M.,  September  1890. 


Uelwr  die  Fhosphorescenz  von  Giyllotalpa  vulgaris. 

Von 

Prof.  Dr.  F.  Ludwig 

in 

Greiz. 

Im  Herbst  des  vorigen  Jahres  beobachteten  zwei  meiner  Schüler 
(H.  Beutel  und  W.  Weitze)  an  einer  Maulwurfiagrylle  (um 
Greiz  ,,Wiesenkreb8'*  genannt)  einen  im  Dunkeln  mit  grfinlich-weissem 
Lichte  leuchtenden  Fleck,  der  nach  ihrer  Angabe  so  helles  Licht 
ausstrahlte,  dass  er  auch  bei  Tage  in  einer  dunklen  Zimmerecke, 
unter  einem  Tuche  etc.  wahrgenommen  werden  konnte.  Das  Thier 
wurde  in  einem  Glas  mit  Erde  gehalten  und  es  war  von  ihm  an 
halb  dunklem  Orte  nichts  als  die  unregelmässig  umgrenzte  unsymme- 
trisch an  der  rechten  Seite  des  KOrpers  hinter  dem  Kopfe  gelegene 
hellleuchtende  Stelle    zu  sehen.     Die  Mittheilung  über    diese  Be- 


562  Ludwig,  Ueber  die  Phosphorescenz  von  Qryllotftlpa  viilgans. 

obachtung  warde  mir  leider  erst  gemacht,   nachdem  das  Thier  e: 
flohen  war. 

In  seiner  Abhandlang  „Ueber  das  Leuchten  der  Thiere'^  Bresl^^ix 
1888,  in  welcher  eine  sehr  umfangreiche  Litteratur  über  tbierisclxe 
Phosphorescenz  aufgeführt  wird,  hat  RudolfDittrichdieGryll  o  — 
talpa  vulgaris  unter  den  Leuchtthieren  mit  einem  Fragezeich evi 
notirt,  ohne  weitere  Quellenangabe.    Auf  meine  Anfrage  theilte  loif 
derselbe  kürzlich  mit,  dass  seine  Angabe  aus  Kirby  und  Spence  , 
Einleitung  in  die  Entomologie,  Deutsche  Uebersetzung.  Stuttgart  1824 
entnommen  sei,  wo  sich  Bd.  IL  p.  471  folgende  Stelle  findet:  „Dr.  S  u  1  - 
ton  vonNorwich  erzählt,  dass  zu  Ickleton  in  Gambridgeshire  eine 
Gryllotalpa  als  leuchtender  Irrwisch  niedergeschlagen  worden  sei.^ 
Auch  6.   de  Kerville    (Les  insects    phosphorescents)    führt    bei 
Gryllotalpa  nur  diese  Stelle  aus  Kirby  and  Spence  (An  Intro- 
duction  to  Entomology,  or  Elements  of  the  Natural  History  of  Insects. 
London.  7^^  ed.  1860.  p.  503.  Letter  XXV.  On  luminous  Insects)  an, 
mit  der  Bemerkung :  „Gette  assertion  doit  etre  compl^tement  erron^e/' 

Die  im  Dunkeln  leuchtende  Stelle    des  bei  Greiz    gefundenen 
Exemplars  sah  bei  Tag  weisslich  aus.     Dieser  Umstand,  wie  auch 
das  unsymmetrische  einseitige  Auftreten  der  Phosphorescenz,  lassen 
kaum  einen  Zweifel  übrig,  dass  das  Leuchten  durch  einen  photogenen 
Pilzparasiten  verursacht  wurde.    Ohne  Zweifel  handelt  es  sich    um 
einen  solchen  auch  bei  anderen  Thieren,  die  nur  gelegentlich  phosphores- 
cent  gefunden  wurden,  so  bei  Gammarus  pulex,  Astacus  flu- 
viatilis,  Thyreophora  cynophila,  Chironon(ias  tendens 
(vgl.  Dittrich),  bei  Eidechseneiern  etc.    Auch  Placidus  Hein- 
rich, dessen  Werk  wohl  daa   bedeutendste  über  organische  Phos- 
phorescenz  ist  (Die  Phosphorescenz  der   Körper.    Nürnberg  1811 — 
1820.  5  Abthlgn.),  das    aber  von  Dittrich    nicht  benutzt  wurde, 
führt  eine  Anzahl  solcher  Thiere  an. 

Hier  wären  neuere  Untersuchungen  erwünscht.  Auch  bei  den 
Süsswasserthieren,  deren  Phosphorescenz  als  eine  den  Thieren  eigen- 
thümliche  bisher  angenommen  worden  ist,  wie  beiCeratium  cor- 
nutum,  Cyclops  brevicornis  etc.,  dürften  neuere  Untersuch- 
ungen nöthig  sein,  nachdem  Giard  u.  A.  nachgewiesen  haben,  dass 
solche  Leuchtbakterien  bei  kleineren  Krebsen  des  Meeres  pathogen 
auftreten  können,  und  dass  auch  bei  Pholas  etc.  das  Leuchten  auf 
einer  Symbiose  mit  Photobakterien  beruht. 

Sind  die  Urheber  der  Phosphorescenz  unserer  Landthiere  und 
Süsswasserthiere  auch  Bakterien  oder  höhere  Pilze?  Gibt  es  über- 
haupt nichthalophile  Bakterien?  Beide  Fragen  harren  noch 
der  Beantwortung. 


Kühn,  Neuere  Versncbe  mr  Bek&mpfang  der  RUbennematoden.  5g  3 


Nenere  Versuche  zur  Bekämpfnng  der  Rübennematoden. 

Von 

Geh.  Reg.-Rath  Prof.  Dr.  Julius  Kflhn, 

Director  des  landwirtbachaflltehen  Inatitnts  der  UniTersitlt  Halle  a.  8. 

Von  den  zur  Bekämpfung  der  RQbennematoden    angewandten 
Methoden   hat  sich  die  auf  Grund  den  Studiums  der  Entwickelungs« 
geschiebte  dieser  argen  Feinde  der  Zuckerrüben  von  mir  empfohlene 
Ansaat  von  Fangpflanzen  bis  jetzt  am  besten  bewährt.    Ich  ent- 
deckte anierst,  dass  die  Embryonen  der  Nematoden  die  RQbenwurzel 
nicht,  wie  man  früher  glaubte,  von  aussen  ansaugen,  sondern  in  das 
Innere  der  Wurzel  eindringen.    Ich  stellte  gleichzeitig  fest,  dass  sie 
hier  nach   kurzer  Zeit  ihre  Wurmform  verlieren  und  flaschenförmig 
anschwellen.    In  diesem  Zustande  haben  sie  ihr  Bewegungsvermögen 
rarloren,  bedürfen  aber  noch  vieler  Nahrung,   um  zum  geschlecht- 
lichen Thiere  sich  entwickeln  zu  können.   Wird  in  diesem  Zeitpunkte 
die  N&hrpflanze  zerstört,  so  müssen  die  angeschwollenen  Larven  ab- 
sterben, da  sie  keine  neue  Nährpflanze  aufsuchen  können.    Es  ist 
also    die  Aufgabe,    die  Würmer   durch    geeignete  Nähr- 
pflanzen gleichsam  einzufangen,  um  sie  dann  durch 
Zerstörung    derselben   mit   zu    vernichten.     Als    beste 
Fangpflanze  hat  sich  seiner  zarten  Wurzelbildung  wegen  der  Som- 
merrflbsen  bewährt.  Werden  vier  Fangpflanzensaaten  nach  einander 
während  eines  Jahres  angesäet  und  rechtzeitig  in  vorschriftsmässiger 
Weise  zerstört,  dann  sind  die  Nematoden  in  soU^hem  Grade  vermin- 
dert^   dass  Aecker,   welche  bei   stärkster  Düngung  nur  60  Gtr.  oder 
noch   weniger  Zuckerrüben   pro  Morgen  trugen,  schon  im  nächsten 
Jahre  nach  Anwendung  der  Fangpflanzen  eine  Ernte  an  geputzten 
zockerreichen  Rüben  von  185  Gtr.  und  mehr  pro  Morgen  lieferten, 
wie  sie  dem  Ertrage  rübensicherer  Böden  der  betreffenden  Feldlage 
und  des  betreffenden  Jahrganges  entsprachen.    Durch  Nematoden 
extrem   rübenmüd    gemachte   Böden    erlangten    also 
plötzlich  mittelst  der  Fangpflanzenmethode  ihre  frü- 
here Ertragsfähigkeit  wieder.    Auch  wenn  mit  dem  dritten 
Jahre  die  Zuckerrüben  wiederkehrten»  war  ihr  Ertrag  ein  noch  sehr 
gater.  —  Durch  dieses  Bekämpfungsverfahren  werden  die  Nematoden 
aber  nicht  gänzlich  vernichtet  und  die  verbleibenden   Reste  geben 
um  80  mehr  Veranlassung  zu  neuer  Vermehrung,  als  die  sämmtlichen 
Halmgetreidearten  und  zahlreiche  Unkräuter  ebenfalls  zu  den  Nähr- 
pflanzen dieser  Schmarotzer  gehören  und  ihre  Entwickelung  in  hohem 
Maasse  begünstigen  können.     Es  ist   deshalb    erforderlich,    nach 
einem  Jahre  gründlicherer  Reinigung  auch  später  noch  das 
Niederhalten  der  Nematoden  durch  geeignete  Maassnahmen 
zu  bewirken.    Ein  Versuch,  dieses  Ziel  dadurch  zu  erreichen,  dass 
in  die  Stoppeln  des  nach  den  Rüben  folgenden  Getreides  bald  nach 
der  Ernte  eine  Herbstfangpflanzensaat  ausgeführt  wurde,  führte  nicht 
sieber  zum  Ziel.    Der  Ausfall  des  Getreides  läuft  häufig  früher  auf, 


564  Kühn, 

als  der  Rübsen.    Zerstört  man  nun  erst,  wenn  die  Entwickelung  der 
Nematoden  den  geeignetsten  Zeitpunkt  in  den  Rübsenwarzeln  erreicbt 
hat,  dann  sind  diese  Schmarotzer  an  den  Wurzeln  des  Getreideaus- 
falles  schon  zu  weit  ausgebildet  und   f&hren  zu    einer   theilweisen 
Vermehrung  derselben ;  bricht  man  das  Feld  aber  früher  um ,  dann 
ist  die  Rübsensaat  vergebens  ausgeführt  und  der  Elffekt   zu  gering. 
Ich  schlug  deshalb  einen  andern  Weg  ein,  indem  ich  yersucbte,  den 
Zweck    durch     den    Anbau    des    Hanfes    zu    erreichen.      Dieser 
kann  noch  Ende  Mai  gesäet  werden,  es  ist  daher  möglich,  vor  seiner 
Aussaat  eine  Frühjahrsfangpflanzensaat  zu  zerstören.     Der  Hanf  ge- 
dieh auch  bei  diesem  Verfahren  vortrefflich,  und  als  nach  zweimaligem 
Hanfbau  im  dritten  Jahre  (1886)  Zuckerrüben  folgten,  ergaben  diese 
auf  der  einen,   zu  Hanf  mit  Stallmist  gedüngten  Parzelle  210,93  Gtr 
pro  Morgen    bei  17,62  ^/o  Zucker  im  Saft,   und    auf   einer  andero, 
zu  Hanf  mit  künstlichen  Düngemitteln  gedüngten  Parzelle  182,59  Gtr 
bei  16,85  ^/o  Zucker  im  Saft.  —  Im  Jahre  1889  wurden  nach  zwei- 
maligen  vortrefflichen  Hanfernten,  denen  im  Frühjahr  jeden  Jahres 
eine  Fangpflanzensaat  voranging,  220  Gtr  44  Pfd  Zackerrüben  mit 
17,7  ^/o  Zuckergehalt  gewonnen.    Es  ist  somit  in  der  That  möglich, 
durch  gelungene   Fangpflanzensaaten,   die  im   Frühjahr   dem  Hanf 
vorangehen,  die  Nematoden  in  solchem  Maasse  niederza- 
halten,   dass  normale  Rübe'nernten  gewonnen  werden 
können. 

Es  gelang  aber  bis  jetzt  nicht,  eine  befriedigende  Verwerthung 
des  Hanfes  zu  erzielen.    Die  gewöhnlichen  Zubereitungsmethoden  des 
Hanfes  sind  in  dem  Grossbetriebe  der  Zuckerrüben wirthschaften  nicht 
durchführbar  und  werden  auch  hier  zu  kostspielig.     Die  Versuche^ 
durch  Maschinen  ohne  vorheriges  Rösten  die  Bearbeitung  des  Hanfes 
auszuführen,  blieben  bisher  ohne  praktisch  verwerthbares  Resultat 
Es  steht  jedoch,  wie  es  scheint,  die  Lösung  der  Frage  bevor.   Herr 
Max  Raabe  in  Oomeral   in  England    konstruirte   eine  Maschine, 
welche  zunächst  für  Ram6  bestimmt,  auch  für  Bearbeitung  des  Haoies 
benutzt  werden  kann.    Eine  dem  auf  unserm  Versuchsfelde  erbauten 
Hanf  entnommene  und  nach  Gomeral  gesandte  Probe  wurde  in  sehr 
befriedigender  Weise  entfasert.   Die  Maschine  zu  erlangen,  dürfte  aber 
erst  möglich  sein,   wenn  der  Erfinder  sein  Patent  verwerthet  haben 
wird.    Dann  wird  auch  der  Anbau  des  Hanfes  wieder  zur  Mitanwendang 
kommen  können  beim  Niederhalten  der  Nematoden.     Die  bisherigen 
ungünstigen  Erfahrungen  mit  dessen  Verwerthung  veranlassten  mich 
aber,  nach  weiteren  Pflanzen  zu  suchen,  welche  vor  ihrem  Anbau  eine 
Frühjahrsfangpflanzensaat    zulassen.      Zunächst    versuchte    ich  die 
Kultur  des  Spätleines.     Die  Qualität  des  hier  in  der  Provinz 
Sachsen  bei  Maisaat  gewonnenen  Leines  war  jedoch  nicht  befriedigend. 
Um  so  mehr  war  ich  erfreut,  als  ich  auf  einen  günstigeren  Ausweg 
durch  eine  im  Jahre  1889  gemachte  Erfahrung  aufmerksam  wnrda 
Ein  Stück  älterer  Luzerne  hatte  über  Winter  nicht  unerbeblicli  ge- 
litten, und  als  die  Hofl'nung,  es  möchte  sich  bei  günstiger  FrQbjahrs- 
witterung  wieder  erholen,  fehl  zu  gehen  schien,  entschloss  icfa  micli 
zum  Umbruch  mit  Doppelpflügen  und  brachte  am  16.  Mai  auf  dies 
Land  das  vom  Kartoffelsortiment   übrig   gebliebene  Saatgot,    D^^ 


Kenare  Varsneha  siir  bekKmpfang  der  Rabennematodan.  ^60 

Kartoffeln   entwickelten  sieb  gut  uud  ergaben   durchschnittlich  pro 

Mofgeo  84,24    Ctr.     Die  Qualität    war  bei    den   frfihen    wie    bei 

deo  sp&ter  reifenden   Sorten    eine   ganz    befriedigende.     Dies  Be- 

fliltit  ffihrte    mich   zo  dem    Gedanken:     Frühkartoffeln  als  Sp&t- 

hrtoffeln  zu  bauen,  d.  h.  Sorten  mit  kürzerer   Entwicke- 

loDgszeit  ap&t  auszulegen,  um  vorher  eine  Fangpflanzensaat 

leFBtören  zu  können.    Ich  stellte  im  Jahre  1890  zur  Prüfung  dieser 

Uee  einen  Versuch  auf  einer  Flftche  von  8  Morgen  an.    Die  Fang- 

pflanzen  worden  am  26.  März  gesäet  und  am  16.  Mai  zerstört.  Das 

AtBiegen  der   Kartoffeln  erfolgte  am  22.   Mai  auf  eben  geeggtem 

Lude  mit  dem  Spaten.  Darauf  ward  sogleich  eine  zweite  Fang- 

pflanzensaat  ausgeführt,  die  zum  geeignetsten  Zeitpunkte  durch 

TuTcheneg^eD    und  Handhacken,  sowie  zum  Theil  durch  Aufnehmen 

der  Pflänzchen  mit  der  Hand  vernichtet  ward.  In  diesem  Zeitpunkte 

(im  21.  Juni)  hatten  die  aufgelaufenen  Kartoffeltriebe  eine  Höhe  von 

ea.  10  cm    erreicht     Bei    diesem  Versuch    wurden  64  Sorten    in 

Ven^eich  gezogen,  und  zwar  34  frühe  und  mittelfrühe,  10  mittel- 

sp&te  und   10   Spätkartoffeln.     Die  erstere   Oruppe  war   zur  Zeit 

der  Ernte  zum  Theil  gänzlich  abgestorben,  zum  Theil   stark  ab- 

pidkt    Die   zweite   Gruppe   zei^e  welkes  oder  halbwelkes,  die 

dritte  Gruppe    noch  grünes  Laub.    Die  einzelnen  Sorten  verhielten 

sich  bei  diesem  späten  Auslegen  nicht  gleichmässig  in  ihrem  Ertrage. 

Ich  werde  darüber  im  8.  Hefte  der  „Berichte^*  unseres  landwirth- 

^chafüidien    Instituts  ausführliche  Mittheilung   machen,   hier   führe 

ich  nur  diejenigen  auf,  welche  die  günstigeren  Resultate  gaben,  und 

nenne  firtnigszahlen  pro  Morgen  nur   bei  solchen  Sorten,  welche 

mindestens  auf  einer  Fläche  von  6  Ar  zum  Anbau  gelangt  waren. 

Einen  besonders  günstigen  Ertrag  gab  Paulsen's  Rosalie,  pro 
Morgen  127,65  Ctr  bei  9,1  «/^  kranken  Knollen  und  15,1  <>/,  Stärke- 
gebnlt,  was  pro  Morgen  eine  Stärkeprodnktion  von  1927|5  Pfd  er- 
i^bt  Es  ist  dies  eine  mittelfrühe  Sorte  von  gutem  Geschmack,  also 
als  Speisekartofiel  brauchbar. 

Hortensie,  eine  wohlschmeckende  mittelfrühe  Speisekartoffel, 
ergab  109,78  Ctr  pro  Morgen  bei  3,4  ^U  kranken  Knollen  und  14,5 
Ins  17,1,  im  Mittel  von  vier  Bestimmungen  =  16,1  ^/o  Stärke,  was 
1161,4  Pfd  Stärke  pro  Morgen  ergiebt. 

DiegelbeRose,  eine  sehr  gute  Speisekartoffel,  ergab  92,76  Ctr 
}io  Morgen  mit  8,58  <>/o  kranken  Knollen  bei  16,2  «/o  Stärke,  mit- 
bin 1502,7  Pfd  Stärkeproduktion  pro  Morgen. 

Die  Alpha,  eine  wohlschmeckende  Speisekartoffel,  am  frühesten 
gestorben,  zeigte  keine  kranken  Knollen  und  ergab  77,65  Ctr  pro 
Morgen  bei  15,4  V«  Stärke.  Paulsen  gibt  für  diese  Sorte  den  Er- 
trag pro  1890  bei  normaler  Auslegezeit  pro  ha  zu  32666  Pfd  an, 
wag  83,4  Ctr  pro  Morgen,  also  nicht  viel  mehr  austragen  würde. 

Die  frühe  Nassengrunder  ergab  zwar  noch  70,2  Ctr  pro 
Morgen  bei  einem  mittleren  Stärkegehalt  von  19,9  <Vo,  aber  sie  lieferte 
j)     Wh  kranke  Knollen,    ist    dtüier  zum  Spätauslegen  wegen  dieser 
Neigung  zu  leichtem  Erkranken  nicht  zu  empfehlen. 

Von  frühen  und  mittelfrühen  Sorten  zeigten  sich  noch  relati?  günstig 
iffl£rtrage:  Paulsen's  Juli,  Paulsen's  Rothhaut,  Fifty  fold. 


566  Bakterien  im  Aaitmr^. 

frühe  Rose,  Richter's  frühe  Zwiebel,  Richter's  ov  &  le 
frühblaue,  Heine's  Delicatesse,  frühe  Maus,  Schnee* 
flocke,  Silberhaut,  Braunschweiger  Zuckerkartoff el« 
Early  Sunrise,  Pauline  Lucca,  Regent,  Alkohol,  Chan- 
cellor. 

Von  mittelspäten  und  späten  Sorten  ergaben  folgende   relativ 
gute  Erträge: 

P  a u  1  s  e  n*s  M  a  t  a  d  or  pro  Morgen  111,9  Ctr  bei  2,6 o^  kranken 
Knollen  und  11,99— 14,ö<tA)  Stärkemehlgehalt 

Paulsen'sAnderssen  ertrug  pro  Morgen  92,33  Ctr  bei0,74.^/o 
kranken  Knollen  und  19,9  ^/o  Stärke,  was  pro  Morgen  einen  St&rke- 
ertrag  von  1837,4  Pfd  ergibt.  Paulsen  fand  in  demselben  Jahr- 
gange  bei  frühem  Auslegen  33500  Pfd  Ertrag  pro  ha  und  20,7  ^/« 
Stärke,  was  1770,3  Pfund  Stärkeproduktion  pro  Morgen  entspricht, 
also  der  auf  unserm  Versuchsfelde  gewonnenen  Stärkemenge  sehr 
nahe  kommt. 

Die  späte  Sorte  Hermann  ergab  89,09  Ctr  pro  Morgen  bei 
2,46  ^/o  kranken  Knollen  und  einem  Stärkegehalt  von  20,7  ^Z«,  somit 
einen  Ertrag  an  Stärke  pro  Morgen  von  1844,2  Pfd. 

Paulsen'sOdin  gab  79,99  Ctr  pro  Morgen  mit  2,44 ^/o  kranken 
Knollen  und  17,1  <>/o  Stärke; 

Paulsen's  Aurelie  78,29  Ctr  bei  7,5  %  kranken  Knollen  and 
17,6%  Stärke; 

Paulsen 's  Juno  74,96  Ctr  bei  1,27  ^/^  kranken  Knollen  und 
19,4%  Stärke; 

Die  weissfleischige  Zwiebel  63,88  Ctr  bei  22,96 ^/o 
kranken  Knollen  und  20,1  ^/(^  Stärke. 

Von  sonstigen  späten  und  mittelspäten  Sorten  zeigten  noch  be- 
friedigende Erträge:  Elephant,  Magnum  bonum,  Deutscher 
Reichskanzler,  Charlotte,  Amaranth,  Athene,  Frigga, 
Fürst  Lippe. 

(Schlius  folgt.) 


Referate. 


Panslni,  8.,  Bakteriologische  Studien  über  den  Aus- 
wurf. [Aus  dem  bakteriologischen  Laboratorium  der  Zoologischen 
Station  zu  Neapel.]    (Virchow's  Archiv.  Bd.  CXXU.  1890.) 

Während  es  an  Untersuchungen  nicht  mangelt,  die  sich  mit  der 
genauen  Beschreibung  der  im  Wasser,  in  der  Luft  etc.  vorhandenen 
Bakterien  beschäftigen,  fehlte  es  bis  vor  Kurzem  an  einer  syste- 
matischen Bearbeitung  der  Mikroorganismen  des  Sekretes  der  Luft- 
wege. Theilweise  wurde  diese  Lücke  durch  v.  Besser  ausgefüllt, 
der  die  Bakterien,  welche  Trachea  und  Bronchien  im  normalen  Zu- 
stande enthält,  bestimmte.  Eine  solche  üntersuchang  war  nur  am 
Kadaver  anzustellen,  für  die  pathologischen  Sekrete  der  Luftwege  Hess 


idaktori«n  itn  Ans  war/.  5Ö? 

sieh  die  Methode  selbstverständlich  nur  in  beschränktem  Maasse  be- 
folgen; dem  Verf.  stand  zudem  nur  der  eine  Weg  offen,  den  Aus- 
warf zu  examiniren. 

IMe  Untersuchung  geschah  in  dreierlei  Weise,   durch  Präparate 
des  Sputums,  durch  Verimpfung  desselben  auf  Thiere  und  durch  An- 
fortigiuig  Yon  Kulturen.    Die  ersten  beiden  Methoden,  die  ja  auch 
sdiOD   irielfach  geübt  worden  sind,  versprechen  von  vornherein  keine 
weaentlich  neuen  Resultate.  Selbst  von  den  bekannten  Bakterien  ist  es 
eigentlich  nur  der  Tuberkelbacillus,  der  sich  im  mikroskopischen  Prä- 
parate mit  Sicherheit  erkennen  lässt.  Nicht  einmal  derPneumonie- 
coccns  ist  genflgend  charakterisirt,  um  eine  gewisse  Diagnose  zu  ge- 
alJitteD ;   denn  erstens  ist  die  Kapsel  und  die  Lanzettform  bei  dem- 
selben  oft  sehr  wenig  oder  gar  nicht  ausgeprägt,  zweitens  gibt  es 
andere  Kapselbakterien,  die  unter  demselben  Bilde  erscheinen  können. 
Verf.   hat  selbst  ausser  schon  bekannten  einen  neuen  derartigen  Or- 
gamsmuB  isoliren  können,    den   Bacillus   tenuis  sputigenes. 
Derselbe   tritt  als  Diplococcus  oder  Diplobacillus  auf,  der 
sich   nach  der  Gram 'sehen  Methode  färben  lässt,  in  Grelatine  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  wächst,  auf  der  Oberfläche  derselben  aber 
krine    nagelkopfartige  Anschwellung  bildet,    wie  Friedländer's 
Bacillas,  sondern  sich  flach  ausbreitet    Auch  auf  Kartoffeln  findet 
öppige  Entwickelung  statt,  Milch  wird  unter  Säurebildung  koagulirt 
Dieses  Bacterium  ist  pathogen  fQr  Kaninchen  und  weisse  Ratten, 
nicht  fbr  Meerschweinchen  und  (in  kleinen  Dosen)  fQr  weisse  Mäuse. 
Die  ersteren  sterben  nach  Einimpfung  von  ^Z, — 1  ccm  Bouillonkultur 
in   1 — 2  Tagen  unter  dem  Bilde  der  Septikämie.    Zahllose  Kapsel- 
bakterien zeigen  sich  im  Blute. 

Das  Thierexperiment  mit  direkter  Inokulation  des  Auswurfs  er- 
gab bei  4  pneumonischen  Sputis  den  Tod  der  Kaninchen  durch  den 
Pneumoniecoccus,  von  10  Kaninchen,  die  mit  Auswurf  von 
Phthisikern  (3—4  ccm)  geimpft  wurden,  starben  3  ebenfalls  an  der 
bekannten  Septikämie,  3  an  fauligen  Abscessen,  die  übrigen  viel 
später  an  Tubercuiose.  Von  30  Meerschweinchen,  die  ebenfalls  mit 
phthisischem  Sputum  (2  ccm)  subkutan  infizirt  wurden,  gingen  6  in 
2 — 6  Tagen  an  putriden  Abscessen  zu  Grunde,  die  übrigen  an  Tuber- 
cuiose. Hühner  erwiesen  sich  refraktär  gegen  Einimpfung  desselben 
Spatums  oder  bekamen  theils  Abscesse,  theils  lokale  Tubercuiose.  Die 
Aetiologie  all  ^eser  Abscesse  konnte  nicht  genügend  aufgeklärt  werden : 
Yon  den  durch  Platten  aus  dem  Bakteriengemisch  isolirten  Mikro- 
organismen besass  keiner  die  Fähigkeit,  in  Reinkulturen  Eiterung  zu 
erzeugen.  Nur  in  einem  Falle  war  der  eitrige  Inhalt  so  virulent, 
daas  er  in  der  Menge  von  einer  PlatinOse  auf  2  Meerschweinchen 
saccessiv  verimpft,  wieder  dieselbe  Eiterung  hervorrief. 

Das  Hauptgewicht  der  Arbeit  hat  Verf.  auf  die  Beinzüchtung 
der  im  Auswurf  vorhandenen  Mikroorganismen  gelegt.  In  52  Fällen 
wurden  Agarplatten  gegossen,  von  denen  nach  1 — 2-tägigem  Aufent- 
halte im  Brütofen  die  differenten  Kolonieen  isolirt  wurden.  (In  30  Fällen 
fertigte  Verf.  Gelatineplatten  an :  die  Resultate  wichen  wesentlich  nur 
darin  ab,  dass  die  den  Pneumoniekokken  ähnlichen  Bakterien  auf 
diesen  nicht  erschienen.)    Die  52  Fälle  erstreckten  sich  auf  45  In- 


568  Bakterien  im  AasWitrf 

dividuen,  von  denen  24  an  Phthisis  in  den  verschiedeDaten  Stadien« 
4  an  fibrinöser,  1  an  katarrhalischer  Pneumonie,  2  an  Bronchitis,  8  JUi 
Influenza  litten  und  6  sogenannte  „Gesunde'*  in  den  Morgenstunden 
im  Stande  iivaren,  durch  Husten  einiges  Sekret  zu  Tage  zu  fördern. 
In  einigen  Fällen  wurde  der  Auswurf  desselben  Individuums  an  Ter- 
schiedenen  Tagen  untersucht. 

In  einem  Punkte  —  das  ist  das  Hauptergebniss   der 
Arbeit  —  stimmten  die  Befunde  in  allen  52  F&Uen  flberein:    die 
Grundlage  der  Agarplatten  war  überall  durch  kleine  Kolonieen  ge- 
bildet, die  denen  des  Fraenkel-Weichselbaum'schen  Pnea- 
moniecoccus  glichen.    Bei  genauerer  Untersuchung  stellte    sieb 
heraus,  dass  sie  derjenigen  Gruppe  von  Mikroorganismen  angehörten, 
dieBef.  mit  dem  Namen  Schleimhautstreptokokken  bezeichnet 
hat  (dieses  Centralbl.  Bd.  VII.   S.  663),  deren  wichtigster  Vertreter 
allerdings  der  Diplococcus  der  Pneumonie  ist.    Verf.  konnte  zu 
den  5  in  den  „Influenzastudien^^  des  hiesigen  Laboratoriums  (a.  a.  O. 
S.  662)  unterschiedenen  Arten  3  neue  hinzufügen,  von  denen  die  erste, 
No.  6,  dadurch  diarakterisirt  ist,  dass  die  Kolonieen  auf  Agar  zo 
einem  gleichmässigen  Ueberzug  zusammenfliessen,  die  zweite,  No.  7, 
im  Gegensatz  zu  den  vorhergehenden,  nicht  in  wenigen  Tagen  abstirbt, 
sondern  sich  2  Monate  auf  Agar  lebensfähig  erh&lt,  ferner  die  Milch 
nicht  koagulirt,  die  dritte,  No.  8,  ebenfalls  lange  Zeit  resistirt^  aber 
die  Milch  koagulirt,  No.  6—8  sind  nicht  pathogen.    [Verl  lAsst  sich 
auf  die  Frage  nicht  ein,  in  welchem  Verhältnis  die  Schleimhaut- 
Streptokokken  zu  einander  stehen,  ob  sie  etwa  alle  oder  zum  Tb&l 
in  einander  überzuführen  sind.    Weitere  Versuche  werden  darüber 
Auskunft  geben.]  Bemerkt  werden  muss,  dass  über  die  Frequenz  der 
einzelnen  Arten  oder  Varietäten  keine  präcisen  Angaben  gemacht 
werden  konnten,  da  die  Thatsache  mehrfach  konstatirt  wurde,  daas 
verschiedene  Formen  neben  einander  auf  derselben  Platte  vorkamen, 
obwohl  keine  sichtbaren  Differenzen  der  Kolonieen  bestanden. 

Im  Gegensatz  zu  diesen  regelmässigen  Bewohnern  des  Auswurfe 
wurde  keiner  der  übrigen  Mikroorganismen  konstant  gefunden.  Im 
Ganzen  wurden  21  Arten  Bacillen,  10  Arten  Kokken  (ausser 
den  obigen  Schleimhautstreptokokken)  und  3  Pilze  isolirt 

Von  bekannten  pathogopen  Bacillen  fanden  sich  2 mal  der 
Bacillus  pyocyaneus  (bei  Phthisikern),  3mal  der  Bacillus 
pneumoniae  Friedländer  (ebenfalls  bei  Phthisikern).  Ein  neuer 
pathogener  Organismus,  der  2 mal  bei  Phthisikern  und  Imal  bei 
katarrhalischer  Pneumonie  vorkam,  ist  der  oben  schon  charakterisirte 
Bacillus  tenuis  sputigen  es.  Von  den  übrigen  Bacillen  ge- 
hören die  verflüssigenden  theils  zu  der  Gruppe  des  Bacillus  sub- 
tilis,  theils  zu  der  des  Proteus  vulgaris,  ohne  doch  in  allen 
Charakteren  mit  diesen  übereinzustimmen.  Die  meisten  waren  ganz 
unschädlich,  auch  wenn  sie  in  grossen  Dosen  den  VemuchsUiieren 
einverleibt  wurden,  nur  einige  wenige  entfalteten  eine  Giftwirkung. 
Pigmentbildner  sind  ausser  dem  Bacillus  pyocyaneus  der 
Bac.  aureus,  Bac.  coccineus,  Bac.  squamosus,  Bac.  No.  11, 
No.  12,  Bac.  fluorescens  putridus,  Bac.  fluorescens  noH 
liquefaciens. 


Bftkterien  im  Spatum.  —  Eitrig«  Paerperaterkrankangen.  569 

Unter  den  Kokken  (abgesehen  von  den  Schleimhautstrepto- 
kokken) waren  3  pathogene  Arten  vertreten:  der  Streptococcus 
pyogenes  (4mal),  der  Staphylococcus  pyogenes  aureus 
(3nal),  der  Staph.  pyogenes  albus  (Imal).  Alle  diese  Eite- 
rangserreger  wurden  bei  Phthisikem  gefunden.  Auffälliger  Weise 
konnte  der  Micrococcus  tetragenus  nicht  ein  einziges  Mal 
nachgewiesen  werden.  Von  den  übrigen  unschädlichen  Arten  wurden 
liemlich  häufig  konstatirt  der  Micrococcus  albus  liquefaciens 
▼on  Besser,  der  Micrococcus  versicolor  und  verschiedene 
Sardnen.  Sehr  gemein  war  eine  bisher  nicht  beschriebene  Art,  die 
Verf.  Sarcina  variegata  nennt,  weil  sie  in  Grelatinekulturen  6ra- 
Dola  bildet,  welche  —  in  demselben  Impfstich  —  bald  eine  weisse, 
bald  eine  gelbe  oder  rothe  Farbe  zeigen,  ohne  dass  eine  Regel  zu  er- 
kennen wäre. 

Von  Pilzen  wurde  in  4  Fällen  der  Soorpilz,  Saccharomyces 
albieans,  ausserdem  einige  Male  2  Oi  diu  märten  gefunden,  die 
bisher  noch  nicht  beschrieben  waren. 

Was  die  relative  Häufigkeit  der  verschiedenen  Mikroorganismen 
in  den  Spntis  anbetrifft,  so  ist  eine  Thatsache  nicht  zu  verkennen. 
Die  Bacillen  sind  entschieden  reichlicher  vertreten  in  den  Auswürfen 
von  Phthisikem,  namentlich  solchen,  bei  denen  schon  Kavernen  nach- 
weisbar sind.  Dass  diese  Bacillen  übrigens  wesentlich  unschädlicher 
Natar  and,  wurde  oben  schon  bemerkt.  Die  Zahl  der  Fälle,  in  denen 
Eitennikroorganismen  gefunden  wurden,  ist  auffällig  gering.  [Seit 
dem  Abschluss  dieser  Arbeit  hat  eine  Reihe  von  Untersuchungen,  die 
vom  Ref.  gemeinsam  mit  dem  Verf.  ausgeführt  worden  sind,  ergeben, 
dass  die  Schleimhautstreptokokken  es  sind,  die  für  eine  eitrige  Be- 
schaffenheit des  Auswurfs  verantwortlich  gemacht  werden  können, 
indem  es  in  zahlreichen  Fällen  gelungen  ist,  durch  Reinkulturen 
dieser  Organismen  subkutane  Eiterungen  bei  Versuchsthieren  zu  er- 
zielen.] W.  Kr use]^ (Neapel). 

Svbeska,  W.,  Beiträge  zur  Pathogenese  eitriger  Puer- 
peralerkrankungen  und  insbesondere  solcher  Peri- 
tonitiden.  (Gasopis  ceskych  l^k.  1891.  No.  1  und  2.)  [Böhmisch.] 

Es  ist  bereits  allgemein  anerkannt,  dass  die  Puerperalerkrankungen 
infektiösen  Ursprunges  seien,  und  sie  werden  daher  in  eine  Reihe 
mit  den  accidentellen  Wunderkrankungen  gestellt.  In  den  Lochien 
schwer  erkrankter  Wöchnerinnen  wurden  Streptokokken ,  zumeist 
aDein,  mitunter  auch  neben  anderen  Bakterien  nachgewiesen,  weshalb 
sie  für  die  Erreger  von  Erkrankungen  der  ersten  Wege  als  Puer- 
peralgeschwüre,  puerperale  Endometritiden  angesehen 
werden  müssen.  R  wies  femer  den  Streptococcus  pyog.  auf 
seinem  weiteren  Eindringen  in  den  Organismus,  das  heisst  in  eitrigen 
parametritischen  Exsudaten  nach.  In  5  einschlägigen  Fällen 
war  der  Kettencoccus  4  mal  in  Reinkultur ,  1  mal  in  Gemeinschaft 
mit  Staphylococcus  pyog.  aur.  vorhanden. 

In  2  Fällen  eitriger  Perimetritiden  fanden  sich  1  mal  Strepto- 
kokken, das  andere  Mal  Staphylokokken  vor. 


570  Paerperal«rkr«nkangeD.  —  AktlnonykoM, 

Von  weiteren  Puerperalerkrankungen  hat  R.  noch  9  zur  Sektion 
gelangte  Fälle  von  allgemeiner  Peritonitis,  von  welchen    7 
nach   Laparotomieen   und   anderen    Operationen     entstanden    sind, 
bakteriologisch  untersucht  und  in  sämmtlichen ,  aus  was  für   Ur- 
sachen entstandenen  peritonitischen  Exsudaten  ausnahmslos  enorme 
Mengen  yon  Kettenkokken  neben  kürzeren  und   längeren  Stäbchen 
und  2  mal  in  Gemeinschaft  mit  Staphylokokken  nachgewiesen.     Die 
Bacillen  waren  «^der  Mehrzahl  nach  nicht  patbogen'S    [Genauere  An- 
gaben fehlen.    Bef.]     Auf  Grund  dieser,  sowie  der  Ergebnisse  an- 
derer Forscher  gelangt  Verf.  zu  dem  Schlüsse,  dass  sämmtliche 
Puerperalerkrankungen  in  der  Begel  durch  denStrep- 
tococcus  pyogen  es,  sdtener  durch  den  Staphylococcus  er- 
zeugt werden,  wenn  auch  zugegeben  werden  mag,   dass  in  seltenen 
Ausnahmsfällen  auch  andere  pathogene  Bakterien,   z.  B.  Tetanus- 
bacillen,   zu  Erkrankungen  während  des  Puerperiums  Veranlassung 
geben  kOnnen.     Dann   sind  die  letzteren  aber   Erkrankungen   sui 
generis  und  vom  gewöhnlichen  Puerperalfieber  zu  unterscheiden. 

Kamen  (Gzernowitz). 

Bostroem»  Untersuchungen  über  die  Aktinomykose  des 
Menschen.    (Ziegler 's  Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie 
und  zur  allgemeinen  Pathologie.  Bd.  IX.  Heft  2.) 
Bostroem  verfQgt  über  zwölf  eigene  Beobachtungen  yon  Aktino- 
mykose des  Menschen,  welche  er  einer  eingehenden  anatomischen  und 
bakteriologischen  Untersuchung  unterzogen  hat.    Sitz  der  Erkrankung 
waren  Oberkiefer,  Unterkiefer,  Hals,  Wirbelsäule,  hinteres  Mediastinum 
und  Thorax,  Lungenparenchym  (mit  Propagation  auf  die  Brustwand), 
endlich  in  2  Fällen  der  Unterleib.    Die  Infektion  war  theils  yon  der 
Mund-Bachenhöhle,  theils  vom  Respirationstractus,  theils  vom  Darm- 
tractus  aus  erfolgt. 

Die  Actin omyceskörner  haben  eine  weisslichgraue ,  opake 
Färbung.  Daneben  findet  man  aber  auch  solche  yon  grau  gallertiger 
wie  glasiger  Beschaffenheit,  die  fast  zerfliessen.  Diese  letzteren  sieht 
Bostroem  als  die  jQngsten  Actinomyceskolonieen  an,  weil  sie 
bloss  aus  locker  gefQgten,  yerzweigten,  fadenförmigen  Pilzelementen 
bestehen  und  keine  grösseren  Kolben  und  Keulen  enthalten.  Bei 
reichlicher  Anwesenheit  derselben  findet  man  eine  starke  VerflQssigung 
des  Gewebes.  Die  etwas  älteren  Kolonieen  sind  opak  weiss,  die 
noch  älteren  gelblich,  gelbbräunlich  oder  gelbgrünlich.  Mikroskopisch 
findet  man  an  frischen,  zerdrückten  Actinomyces körnem :  1)  keu- 
lenförmige Gebilde,  2)  ein  central  gelegenes  Faden  werk,  3)  feine, 
yerschieden  grosse,  kokkenähnliche  Körperchen.  Es  kann  aber  der 
eine  oder  andere  Bestandtheil  yoUständig  fehlen. 

Die  Mehrzahl  der  kleineren  kolbigen  Anschwellungen  besitzt  eine 
homogene  und  gleichmässige  Struktur.  Die  glänzende  .Substanz  der 
Kolben  zei^t  bei  guter  Isolirung  der  letzteren  mit  starker  Vergrösse- 
rung  eine  zierliche,  konzentrische  Streifung.  Das  Gentrum,  um  welches 
diese  Schichtung  erfolgt,  wird  yon  einem  mit  dem  centralen  Pilz- 
geflecht der  Druse  zusammenhängenden  Pilzfaden  gebildet.  Die 
äussere  Gestalt  des  starren,  geschichteten,  sich  nur  diffus  färbenden 


AktinomjkoM.  571 

Edbeos  entspricht  immer  der  Gestalt  des  central  in  ihm  verlaufen- 
em Pilzfadens.  Die  central  in  den  Kolben  verlaufenden  Pilzfäden 
and  theils  vollkommen  gleichmässig  glashell,  wie  gequollen,  theils 
noch  heller  und  durchsichtiger.  In  diesen  letzteren  findet  man  runde, 
stark  glänzende,  farblose,  perlenartige  Eügelchen  in  bestimmten  Ab- 
stiaden  von  einander.  Bostroem  sieht  diese  KQgelchen  als 
Sporen  an. 

Qaertheilung  hat  Bostroem  an  den  Actinomyceskeulen  wie- 
derliolt  beobachtet.  Die  Kolben  bilden  keineswegs  Fruktifikations- 
ofgane»  sondern  Degenerationsformen,  die  durch  regressive  Metamor- 
phoaeD  an  der  PUzscheide  entstehen.  Bostroem  vermuthet,  dass 
es  sich  wahrscheinlich  um  eine  Vergallertung  der  Pilzscheide  handelt. 
E^  kann  hier  auf  die  Details  der  Untersuchungen  des  Autors 
nicht  näher  eingegangen  werden. 

Das  Restitat  seiner  Untersuchungen  hinsichtlich  der  Morphologie 
MDd  Bi<dogie  des  Actinomyces  fasst  Bostroem  in  folgender 
Weise  zusammen. 

Der  Actinomyces  ist  ein  verzweigter  Fadenpilz;  die  Verzwei- 
gUBg  ist  eine  echte.  Die  Zweige  bestehen  zunächst  aus  soliden,  gleich- 
massigen  Fäden;  diese  theilen  sich  durch  fortgesetzte  Quertheilung 
in  längere  Fäden,  lange  und  endlich  ganz  kurze  Stäbchen  und  diese 
gehen  durch  weitere  Quertheilung  in  kleine,  rundliche,  mikrokokken- 
artige  Gebilde  über.  Die  einzelnen  Fäden  oder  Theile  derselben  sind 
stets  mehr  oder  weniger  stark  wellig  gebogen ;  es  kommen  aber  auch 
exquisite  Spirillen-  und  spirochätenartige  Schraubenbildungen  vor,  für 
die  äussere  Ursachen  formbestimmend  sind.  Der  Actinomyces 
gdiört  zu  den  pleomorphen  Bakterien. 

Da  die  mikrokokkenartigen  Bildungen,  aus  den  Scheiden  ausge- 
treten, zunächst  wieder  zu  kurzen,  dann  langen  Stäbchen,  endlich  zu 
IsDgeren  und  auch  verzweigten  Fäden  heranwachsen,  so  müssen  die- 
selben als  Sporen  bezeichnet  werden ;  ob  es  sich  um  arthrospore  oder 
endogene  Sporen  handelt,  konnte  nicht  entschieden  werden.  Jeder 
Tbeil  eines  Fadengeflechtes  kann,  abgetrennt,  sich  weiter  entwickeln. 
In  Folge  einer  eigenthümlichen  Degeneration  der  Pilzscheide,  welche 
vorläufig  als  eine  Vergallertung  aufgefasst  wurde,  kommt  es  sowohl 
im  Verlauf  der  Fäden,  als  ganz  besonders  an  den  Enden  derselben 
za  Anschwellungen,  den  sog.  Kolben;  innerhalb  derselben  kann  ent- 
weder ein  solider  oder  aus  Stäbchen  zusammengesetzter  oder  in  seinem 
Innern  mit  Sporen  erfüllter  Pilzfaden  zunächst  noch  erkannt  werden. 
Die  supponirte  Crallertsubstanz ,  zuerst  weich  und  biegsam  und  in 
Wasser  löslich,  nimmt  mit  dem  Alter  eine  immer  festere  Konsistenz 
an ;  es  treten  in  derselben  deutliche  Schichtungsgrenzen  auf,  und  der 
central  gelegene  PUzfaden  sowie  seine  Bestandtheile,  zuletzt,  wie  es 
scheint,  die  Sporen  gehen  zu  Grunde.  Der  aus  dem  Kolben  hervor- 
ragende, die  Verbindung  derselben  mit  der  Pilzkolonie  herstellende 
Pilzfaden  geht  dann  auch  zu  Grunde,  der  Kolben  wird  von  dem  Pilz- 
verbande abgeworfen ;  diese  freien  Kolben  sind  am  unteren  Ende  stets 
quer  abgestutzt.  Oflenbar  in  Folge  von  Feuchtigkeitsdifferenzen  be- 
kommt die  immer  härter  und  spröder  gewordene  Substanz  dieser 
Kolben  Sprünge,   wodurch   unter  Auflockerung  und  Entfaltung  der 


572  AktuoDykMi. 

Schichten  an  der  zuerst  glatten,  einfachen  Oberfl&che  asahlretche 
förmige  Fortsätze  auftreten ;  hierdurch  erhalten  die  Kolben  Hand- 
Spargelkopfformen ;  ist  die  Auflockerung  der  Substanz  auf  die 
Kolbenoberfläche  ausgedehnt,  so  kommen  tannenzapfenartige  Gebilde 
zu  Stande.    Diese  Vorgänge  sind  früher  als  Sprossungen  der  Kolben 
bezeichnet  worden;  diese  ezistiren  als  solche  nicht,  ebensowenig  wie 
eine  nachträgliche  quere  Segmentirung  der  Kolben ;  eine  solche  quere 
Gliederung  der  Kolben  kommt  allerdings  vor,  findet  ihre  EMämng 
aber  in  einer  ungleichmässig  auftretenden  Degeneration   der   Pil2* 
scheide;  die  dadurch  entstandenen  Segmente  werden  nach  Degraie* 
ration  oder  Zerstörung  des  sie  verbindenden  centralen  Pilzfadens  fi^. 
Die  ausgebildeten  Kolben  sind  todte,  nicht  mehr  entwickelungsfähige 
Gebilde. 

Der  Actinomyces  bildet  in  sich  geschlossene  Verbände,   die 
Drusen.  Wenn  nicht  ausserhalb  liegende  Störungen  auf  ihr  Wachsthum 
einwirken,  so  sind  dieselben  nach  einem  bestimmten  Typus  gebaut.   Sie 
haben  die  Gestalt  von  Hohlkugeln,  deren  Kugelmantel  an  ein^  Stelle 
eine  Oefihung  hat;  aus  dieser  wächst  das  Wurzelgeflecht  der  Kolonie 
nadi  aussen  in  das  Gewebe  hinein.    Der  Kugelmantel  besteht  aus 
dem  durch  dichteste  Verfilzung  des  Pilzes  gebildeten   Keimlager; 
dieses  entsteht  durch  eine  in  allen  Richtungen  erfolgende,  ununter- 
brochen dichotomische  Theilung  der  Fäden  und  durch  die  Anhäufung 
von  Sporen.    Das  Innere  der  Kugel  besteht  aus  weniger  verzweigten, 
regellos  angeordneten  Fäden.    Von  dem  Keimlager  erheben  sich  die 
Fäden  in  Form  von  zunächst  wenig  verzweigten,  schlank  in  die  Höhe 
strebenden,  später  reichlicher  verzweigten  Strahlenbüscbeln.    Ganz 
aussen  liegt  die  Kolbenschicht,  welche  meist  aus  abgeworfenen  Kolben 
besteht;  manchmal  ragen  einzelne  gewundene  oder  spiralige  Pilzfäden 
oder  ganze  Strahlengruppen  über  die  letztere  hinaus.   Mit  dem  Alter 
der  Drusen  und  bei  fortschreitender  Degeneration  nimmt  der  fäd^e 
Theil  derselben  immer  mehr  ab,  die  Kolbenmasse  immer  mehr  zu; 
die  abgestorbene  Druse  besteht  aus  Kolben  und  degenerirten  Fäden, 
an  welchen  der  ursprüngliche  Bau  der  Druse  im  günstigsten  Falle 
in  einfachster  Form  noch  zu  erkennen  ist    Die  abgestorbenen  Theile 
der  Druse  können  verkalken;  da  die  Veigallertung  der  Fäden  von 
aussen  nach  innen  fortschreitet,  nimmt  die  Verkalkung  denselben  Weg. 

Einfache  und  verzweigte  Pilzfäden,  auch  mit  Sporen,  werden 
nicht  selten  innerhalb  von  Rundzellen  angetroffen;  unter  Aufquellong, 
fortschreitender  Nekrose  des  Zellprotoplasmas  und  Untergang  des 
Zellkerns  werden  die  Pilzfäden  frei;  ob  eine  Verschleppung  des  Pilzes 
durch  die  Zellen  stattfindet,  ist  nicht  erwiesen,  jedoch  wahrscheinlich. 

Der  Actinomyces  ruft  in  dem  befallenen  Gewebe  eine  Entzün- 
dung hervor ;  innerhalb  der  entzündlichen  Gewebsneobildung  tritt  ent- 
weder ein  schnell  um  sich  greifender  nekrobiotischer  Zerfall  ein,  der 
zur  Bildung  von  Erweichungsherden  führt;  sie  eröffnen  sich  gerne 
nach  aussen  oder  in  benachbarte  Hohlorgane,  oder  es  kommt  zur  Eot- 
wickelung  eines  ausgedehnten  entzündlichen  Granulationsgejvebes,  durch 
welches  der  Pilz  in  seiner  Entwickelung  gehemmt  werden  kann,  iodem 
dann  die  Degeneration  der  Pilzfäden  mehr  um  sich  greift.  Das 
entzündliche  Granulationsgewebe   geht,  wenn  der  Entzündungsreiz, 


IktliiomykoM.  57S 

•fcgMdi  abgeschwächt,  bestehen  bleibt,  in  Schwielenbildang  über; 
Mtt  der  Entzündongsreiz  fort,  so  bildet  sich  oft  eine  der  OrOsse  des 
Untgilndupgsherdes  kaum  entsprechend  grosse,  glatte  Narbe. 

Der  Actinomyces  veranlasst  keine  Eiterang|iind  keine  Lymph- 
diftaenmetaatasen.  Wo  der  Pilz  vegetirt,  ist  Entzündung  und  Er- 
veidioiig  des  entzündlichen  Grewebes  vorhanden];  wo  seine  Entwicke- 
ISehemmt,  oder  wo  derselbe  abgestorben  ist,  bildet  sich  vorzags« 
an  entzündliches  Granulationsgewebe,  welches^in  {Bindegewebs- 
bildons  übergeht 

Die  Äktinomykose  kann  daher  nicht  zu  der  Gruppe  der  infektiösen 
OranulatioDsgeschwülste  gerechnet  werden. 

Bostroem  rechnet,  ebenso  wie  andere'f Autoren,  den  Actino- 

n  y  c  e  8  -pilz  zu  der  Gruppe  der  „G 1  a  d  o  t  h  rj  x^',  also  zu  den  Spaltalgen. 

S&mmtliche  Versuche,    den  Pilz   auf  gesunde   Thiere  (Kälber, 

Schweine,    Kaninchen,    Meerschweinchen)   zu   übertragen,    blieben 

erfdlfdos. 

Bei  der  Kultivirung  des  Pilzes  auf  künstlichen  Nährböden  hält 
Bostroem  das  Zerdrücken  der  Actinomyceskolonieen  zwischen 
zwei  Glasplatten  für  sehr  zweckmässig.  Doch  ist  es  nöthig,  reichliche 
Mengieji  von  Körnern  und  von  Erweichungsflüssigkeit  zu  verwenden 
und  eine  grosse  Zahl  von  Kulturen  anzulegen. 

Zuweilen  wachsen  die  Kolonieen  schon  bei  Zimmertemperatur 
auf  Gelatine  und  auf  Agar  aus;  besser  geht  die  Entwickelung  auf 
Agar  und  auf  Blutserum  bei  höherer  Temperatur  vor  sich. 

Während  die  bei  Anlegung  von  Kulturen  miteingeführten  Kolben 
keiDe  vegetativen  Vorgänge  erkennen  lassen,  wächst  der  fädige  Theil 
der  Actinomycesdrusen  aus. 

Der  Actinomyces  gehört  unter  die  fakultativen  Aoaörobien. 
Dem  Eintrocknen  gegenüber  ist  er  sehr  widerstandsfähig. 

In  einigen  Fällen  konnte  Bostroem  mitten  in  einem  aktino- 
nykotisdien  Erweichungsherde  einen  Theil  einer  mit  Actinomyces- 
kolonieen  besetzten  Getreidegranne  konstatiren.  Er  ist  der  Ansicht, 
daas,  ebenso  wie  beim  Thiere,  so  auch  beim  Menschen  der  Prozess, 
dorcli  infizirte  Getreidegrannen  hervorgerufen  werde. 

Konnte  hier  nur  ein  Theil  des  Inhaltes  der  Bostroem 'sehen 
Arbeit  in  groben  umrissen  wiedergegeben  werden,  so  müssen  alle 
jeoe,  welche  sich  mit  dem  Studium  der  Äktinomykose  eingehender 
beschäftigen  wollen,  auf  die  Originalarbeit  verwiesen  werden,  aus 
wdcher  sie  zumal  an  der  Hand  der  zahlreichen,  trefflich  ausgeführten 
Abbildungen  manche  bisherige  Lücken  auf  diesem  Gebiete  werden 
ausgefüllt  finden,  wobei  allerdings  zugegeben  werden  muss,  dass 
wofal  spezidl  nach  der  kritischen  Seite  hin  vielleicht  der  subjektiven 
Anschauung  und  Deutung  des  Verf. 's  manche  bisherige,  vielfach 
verbreitete  Ansichten  zum  Opfer  gefallen  sind.  Inwieweit  dies 
als  berechtigt  anzusehen  jst,  können  erst  fernere  Nachuntersuchungen 
zeigen.  ~  Dittrich  (Prag). 

BarCh,  Ueber  Bauchaktinomykose.  (Dtsch.  med.  Wochenschr. 
1890.  No.  33.) 
Die  vier  vom  Verf.  mitgetheilten  Krankengeschichten  haben  das 

U.B4.  87 


574  Aktinomykose.  ^  GregiriiiM. 

Gemeinsame,  dass  bei  jedem  der  betreffeDden  Patienten  die  Em— 
gangspforte  für  die  Aktinomykose  im  Goecam  bez.  im  Processm^ 
vermiformis  gefunden  wurde.  In  zwei  Fällen  war  die  Krankheit,  ver* 
muthlich  in  Folge  einer  Miscbinfektion  mit  Staphylokokken,  wesent- 
lich unter  dem  Bilde  der  eitrigen  Paratyphlitis  yerlaofen,  w&hrend 
in  den  beiden  anderen  Fällen  grössere  GeschwQlste  entstanden,  die 
sich  in  der  Bauchhöhle,  später  in  den  Bauchdecken  nachweisen 
liessen  und  schliesslich  in  verschiedene  Organe  übergingen.  Die  be- 
züglichen Mittheilungen  des  Verf.'s  beanspruchen  vorwiegend  €sin 
klinisches  Interesse.  Kubier  (Oldenburg). 


Wolters,  Max,  Die  Konjugation  und  Sporenbildung  bei 
Gre  gar  inen.     (Archiv  für  mikroskop.  Anatomie.    Bd.  XXXVIL 
pag.  99—138.    Mit  4  Tfln.) 
Nach  kurzer  Darlegung  der  über  Konjugation  und  Sporenbildung 
bei  Gregarinen  beobachteten  Thatsachen  geht  Kef.  zu  seinen  eigenen 
Untersuchungen  über,  die  in  erster  Linie  darauf  gerichtet  sind,    das 
Verhalten  des  Kernes  vor  und  während  der  Kopdation  und  Sporen- 
bildung  bei  Monocystis  magna  und   agilis,   Clepsidrina 
Blattarum  und  Klossia  zu  klären. 

Bei  den  Monocystideen  des  Regenwurmhodens  wurde  am  frischen 
wie  am  gehärteten  Objekt  eine  Konjugation  der  einen  schönen  Kern 
führenden  Gregarinen  nachgewiesen.  Dieser  macht,  was  seine  Kern- 
körper,  deren  Gruppirung  und  Zahl  anlangt,  Veränderungen  durch, 
die  als  Vorstadien  der  Theilung  angesehen  werden  müssen.  Diese 
Stadien  liessen  sich  auch  in  den  encystirten  Syzygiten  nachweisen. 
Die  Kerne  rücken  nach  der  Peripherie,  wenn  die  CystenhüUe  gebildet 
ist,  und  geben  einen  Richtungskörper  ab.  Nach  der  durdi  Ver- 
schmelzung der  Leiber  gebildeten  Verbindungsbrücke  beider  Thiere 
hingewandert,  vereinigen  sich  beide  Kemreste.  Das  darauf  folgende, 
wirklich  beobachtete  Stadium  zeigte  nahe  der  Verbindungsbrücke  in 
jedem  Syzygiten  eine  grosse  Kemspindel,  und  Verf.  weist  ausdrück- 
lich auf  die  Lücke  hin,  die  durch  spätere  Beobachtung  zmschen 
diesen  bis  jetzt  bekannten  Phasen  der  Entwickelung  auszufüllen  sein 
wird.  Es  muss  nämlich  noch  die  erste  Theilung  der  konjugirten 
Kerne  aufgefunden  werden.  Die  mitotische  Theilung  geht  weiter 
und  die  daraus  entstehenden  Produkte  wandern  nach  der  Peripherie, 
wo  sie  durch  fortgesetzte  indirekte  Theilung  sich  vermehren.  So 
bilden  sie  die  Sporoblasten ,  welche  in  Folge  ihrer  fortschreitenden 
Vermehrung  die  immer  an  Masse  abnehmenden  ursprünglichen  Thier- 
leiber  einbuchten  und  deren  Substanz  zum  Aufbau  ihres  Protoplasma- 
leibes verwerthen. 

Ist  die  ursprüngliche  Leibessubstanz  völlig  oder  bis  auf  Sparen 
verbraucht,  so  sistirt  die  Zelltheilung  an  der  Peripherie.  Verlasser 
benennt  jetzt  die  peripheren  Zellen  Sporogonien.  Das  Sporogon  um- 
gibt sich  mit  einer  Hülle  und  wird  zur  Sporocyste.  Nunmehr  be- 
ginnt eine  mitotische  Theilung  des  Kernes  der  encystirten  Sporogonien 
und  es  entstehen  8  kleinere  Kerne,  um  welche  sich  das  Protoplasma 
in  der  Weise  gruppirt,  dass  8  sichelförmige  Keime  entstehen,   die 


QregAriiitB.  576 

typisch  den  mrflckbleibenden  Rest  (noyau  de  reliqaat),  das  Sporo- 
plMNr,  umgeben.  Sporenbildung  vor  Verschmelzung  der  Thierleiber 
sowie  bei  intaktem  Kerne  wurde  nicht  beobachtet  Verf.  glaubt,  dass 
die  so  gebildeten  Sporocysten  ausgestossen  werden,  sich  ausserhalb 
des  Thierkörpers  weiter  entwickeln  und  ihre  Sporen  frei  machen, 
die  dann  ▼<»  Neuem  eine  Infektion  verursachen  können.  Der  .Theorie 
der  permanenten  Selbstinfektion  stimmt  er  nicht  zu. 

Bei  Clepsidrina  Blattarum  bemerkte  der  Verf.  Streifungen 
der    Catieola;  diese  erwiesen  sich  auf  Serienschnitten  als  Leisten - 
bOdangen,  welche  erheblich  über  das  Niveau  der  Guticula  hervor- 
ragen.    Im  weiteren  werden  Beobachtungen  am  Kerne  von  encystir- 
ten ,  .  konjugirten   und   freien    Glepsidrinen    beschrieben ,    die   Verf. 
woU   mit  Becht   als  Vorstadien    zur   Theilung    ansieht    Die   we- 
Btgen,  zuerst  grossen  Kemkörper  zerfallen  und  ordnen  sich  rosen- 
krmnzartig  an,  um  dann  diese  Ordnung  zu  lOsen  und  sich  regel- 
los  im  Kerne  zu   zerstreuen.    Dieser   verliert   hierauf  seine   feste 
Membran  und  geht  mit  Fortsätzen  in  das  Protoplasma  des  Thier- 
leibes   über.     Diese  letzte  Kernform  fand  sich   nur  bei  kopulirten 
QDd  encyBtirten  Thieren.     Sporenbildung  an  der  Peripherie  bei  in- 
taktem Kern  kam  nicht  zur  Beobachtung.      Sporenhaltige  Cysten 
zeigten  die  Sporen  theils  in  der  Mitte  angeordnet,  theils  in  dicken 
Strängen  gelagert    Da  jüngere  Cysten  ebenso  wie  ältere  im  Vorder- 
nnd  Hinterdarm  vorkamen ,  so  scheint  es ,  als   ob  die  Cyste   nach 
ihrer  Ausbildung  entleert  würde,  um  im  Kothe  oder  in  einem  anderen 
Wirtbe  ihre  Weiterentwickelung  durchzumachen.    Die  Infektionsver- 
sacbe  Bütschli's  glaubt  W.  als  nicht  beweisend   betrachten   zu 
BoBen,  da  Exemplare  der  Periplaneta»  obwohl  makroskopisch   keine 
Yaneiten  nachweislich  waren,   doch  in  den  mit  schönen  Flimmern 
besetzten  Zellen  des  Mitteldarmes  zahlreiche  Zellschmarotzer  bergen, 
die  in  den  verschiedenen  Stadien  bis  zur  ausgebildeten  Clepsidrina 
ab  die  jüngsten  Formen  anzusehen  sind.     Die  von  Bütschli  be- 
nntsten  Thiere  können  also  schon  vor  dem  Versuch  infizirt  gewesen 
sein ,  und  der  Befund  von  ganz  jungen  Stadien  beweist  nicht,  dass 
diese  durch  die  VerfQtterung  von  Cysten  in  den  Darm  gelangt  sind. 
Wo  die  Entwickelung  der  Cysten,  der  in  ihnen  enthaltenen  Sporo- 
cysten und  Sporen  stattfindet,  ist  noch  eine  offene  Frage. 

An  den  Nierenepithelien  derHelix  hortensis,  sowohl  an  nor- 
malen wie  an  Parasiten  bergenden,  wies  W.  einen  Borsten-  und  Flimmer- 
besatz  nach,  wie  ihnNussbaum  und  nach  ihm  andere  bei  den  Drüsen- 
zellen vieler  Thiere  gefunden.    Es  ist  damit  der  Schlüssel  gegeben  zu 
dem  bisher  unerklärten  Verhalten  der  Epithelzellen  der  Helix,  deren 
Borstenbesatz  bisher  angesehen  wurde,  als  sei  er  durch  die  Infektion 
mit  dem  Parasitenkeime  hervorgerufen.    Die  jQngsten  Formen  führen 
einen  deutlichen  Kern  mit  Eernkörper,  der  wie  bei  den  vorerwähnten 
Gattungen  verschiedene  Veränderungen  durchmacht  und  zuletzt  auch 
nach  Verlust  seiner  festen  Membran  durch  Ausläufer  in  das  Proto- 
plasma des  Thierkörpers  hineinragt.  Typische  Theilungsfiguren  fehlten 
anch  hier,  doch  glaubt  Verf.  in  der  letztbeschriebenen  Kernform  eine 
solche  erblicken  zu  sollen  oder  doch  eine  direkte  Vorstufe  dazu. 
Dass  eine  Theilung  des  Kernes  stattfindet,  bewiesen  Cysten,  die  wohl 

87* 


576  BamnkrankhtiCen  daroh  Tftpluriiuk. 

verschiedene  kleinere  Kerne  an  der  Peripherie,  aber  keinen  mehr    € 
Gentram  zeigten.    Diese  peripher  gelagerten  Theilangsprodakte 
mehren  sich  durch  fortgesetzte  Karyokinese.     Erst  wenn  dieser 
zess  beendet  ist,  theilt  sich  auch  das  Protoplasma  des  ThierIeil>oa^ 
indem   seichte  Einbuchtungen  um    die  Kemchen  bis   zum  Centrozo 
durchschneiden.     Es  entstehen  auf  diese  Art  bimfSrmige  Gebildo, 
welche  ihre  Verbindung  mit  dem  Gentnim   lösen   und  kugelig   zu-- 
sammengezogen  die  Sporogonien  darstellen.    Nachdem  sie  eine  HO.II0 
bekommen  haben   und  so  zur  Sporocjrste  geworden  sind,    findet    in 
ihnen  wieder  eine  Theilung  statt.     Deren  Resultat  bilden  6  wurm-- 
förmige  Keime,  welche  um  einen  Restkörper,  den  Sporophor,  liepr^n. 
Auch  hier  scheint  es  dem  Verf.,  dass  keine  fortwährende  Selbstin- 
fektion statt  hat,  sondern  dass  die  Sporocysten  ausserhalb  der  Schneclre 
sich  weiter  entwickeln,  ihre  Sporen  frei  machen  und  diese  von  Neuen» 
eine  Infektion  hervorrufen.  M.  Wolters  (Bonn). 

Sadebeck,  B.,  Kritische  Untersuchungen  über  die  durch 
Taphrina- Arten     hervorgebrachten    Baumkrank- 
heiten.    Jahrbuch    der    hamburgischen    wissenschaftlichen    An- 
stalten. Vm.    (Arbeiten  des  botanischen  Museums.)    1890.  37  p. 
mit  5  Taf. 
Die  Gattung  Taphrina  (d.  i.  der  ältere  Friesische  Name 
fSr  Exoascus)  umfasst  „alle  diejenigen  parasitischen  Ascomyceten, 
deren  Asken  zu  einem  Fruchtkörper  nicht  vereinigt  sind,   sondern 
frei  und  in  grosser  Anzahl  und  oft  dicht  an  einander  gedrängt  die 
Blätter    oder    BlQten   des  befallenen  Pflanzentheiles  bedecken  und 
von  einem  das  Gewebe  des   befallenen  Pflanzentheiles  intercellular 
oder  subcuticular   durchziehenden,   niemals  aber   die   Zellen  selbst 
durchbohrenden  Mycelium  ihren  Ursprung  nehmen.    Mycellose  As- 
comyceten,  wie  z.  B.  Ascomyces  endogenus  Fisch.,  gehören 
also  nicht  zur  Gattung  Taphrina,  deren  Entwickelungsgeschichte 
eben  durch  das  der  Bildung  der  freistehenden  Asken  vorangehende 
Mycelium    deutlich    charakterisirt  ist.**     Die  Gattung    besitzt  eine 
viel  grössere  Verbreitung,   als   man   bis  jetzt   angenommen  hatte, 
scheint  aber  die  tropischen  Gebiete  gänzlich  zu  meiden.    Im  Gan- 
zen sind  bis  jetzt  bekannt  35  Arten  und  2  noch  nicht  bestimmte. 
Kritisch    besprochen    werden  davon    16  Arten,  darunter  5    neue. 
Verf.  schildert  uns   femer   eine  Reihe   von  jahrelang  fortgesetzten 
Infektionsversuchen    und    -Kulturen,  namentlich    mit    Taphrina 
Grataegi  n.  spec  und  T.  bullata  (Berk.  et  Br.)  Sadeb.  auf  Pi- 
rus  communis  L.   und   Crataegus  Oxyacantha  L.,   sowie 
von  T.  epiphylla  Sadeb.  auf  Alnus  incana  Gärtn.;  die  letz- 
teren brachten  den  experimentellen  Beweis,  dass  durch  diese  Ta- 
phrina -  Art  die  Hexenbesenbildung  der  Grauerle  direkt  erzeugt  wird. 
Eine  Uebersicht   der    bis  jetzt   bekannten    Taphrina- Arten 
nebst  ihren  Nährpflanzen  gestaltet  sich  folgendermassen : 

I.     Die  Anlage  der  Asken  erfolgt  nur  subcutioalar. 
A.   Die  Erhaltung  der  Art  ist  ausser  durch  die  Infbktion  durch 
Sporen  auch  durch  ein  perennirendes  Myoel  gesichert 

1)  Taphrina  Frnni  (Fookel)  Tul,,  auf  dem  Fruditknoten  von 


äaninkrankheit^n  diareh  tiphrinA.  577 

Praams  domestiea  L.;  Pr.  Padus  L.;  Pr.  yirginiana  L.  (und 
Wftbradiaiiilick  auch  anderen  Prunus- Ar ten,  s.  B.  Pr.  tpinosa  L.) 
Dolbrmatioiien  harrcnrufend. 

2)  T.  Farlowii  noY.  speiv,  auf  den  Fruchtknoten  Ton  Prunus 
B«rotina  Ehrh.  Deformationen  eneugend 

3)  T.  Crataegi  noT.  speo.,  auf  Crataegus  Oxyaeantha 
L.  Iji£ektion  einzelner  Blätter ,  seltener  auch  ganzer  Zweige  (Hexen- 
fceeon)  Teranlassend ;  die  Blätter  erhalten  mehr  oder  weniger  grosse, 
hinfig   zothlich  geförbte  Aufbreibungen  und  Flecken. 

4)  T.  Insititiae  Sadeb.,  auf  Prunus  Insititia  L.  und  Pr. 
don&eatiea  L.  Hezenbesenbildungen  bewirkend.  An  den  Pflaumen- 
bäiuDen  finden  sieh  dieselben  oft  in  grosser  Menge,  so  dass  dadurch 
Unfiruolitbarkeit  nicht  nur  der  befallenen  Aeste,  sondern  häufig  auch 
das  gmaaen  Baumes  yerursacht  wird.  Heilung  durch  Zurüoksohneiden 
biia  unterhalb  der  angeschwollenen  Infektionsstelle. 

5)  T.  minor  noT«  spec,  auf  Prunus  Ghamaecerasus  Jaoq. 
sehirmehblaflige  Auftreibungen  der  Blätter  und  Beifbüdung  auf  der  Unter- 
seite derselben  erxeugend. 

6)  T.  deformans  (Berk.)  Tul.,  auf  Persica  vulgaris  Hill. 
die  Slräuaelkrankheit  der  Blätter  herromifend. 

7)  T.  Cerasi  (Fuckel)  Sadeb.  erzeugt  Hexenbesen  auf  Prunus 
erium  L.  und  Pr.  Cerasus  L. 

8)  T.  purpurascens  Robins.  inficirt  ganze  Zweige  oder  ein- 
selne  Blätter  Ton  Bhus  copalina  L.,  welche  Aaftreibungen  und 
Kräoselungen  erfahren  unter  gleichzeitiger  dunkelrother  Färbung. 

9)  T.  Garpini  Bostrup  verursacht  Hexenbesen  auf  G a r  p i  - 
nuB  Betulus  L. 

10)  T.  Tosquinetii  (Westend.)  P.  Magnus  deformirt  junge 
Zweige  und  einzelne  Blatttheile  von  Alnus  glutinosa  Gärtn.  und 
A  glutinosa  X  inoana. 

11)  T.  epiphylla  Sadeb.  ruft  an  Alnus  incana  D.G.  Flecken 
and  Beifbüdung  auf  den  Blättern  und  blasige  Auftreibungen  derselben 
hervor,  deformirt  die  jungen  Zweige  derselben  und  erzeugt  Hexenbesen. 

Yar.  maculans  Sadeb.  verursacht  grauweisse,  runde  Flecken 
auf  den  Blättern  von  Alnus  glutinosa  Oärtn. 

12)  T.  betulina  Bostrup,  auf  Betula  pubescens  Ehrh.  De- 
formationen ganzer  Sprosssysteme  und  Hexenbesenbildungen  erzeugend. 

18)  T.  turgida  Sadeb.,  auf  Betula  verrucosa  Ehrh.  grosse 
Kex^nbesen  (bis  zu  2  m  Durchmesser)  hervorrufend 

14)  T.  nana  Johans.  Deformationen  junger  Zweige  von  Betula 
nana  L.  veranlassend. 

15)  T.  bacteriosperma  Johans.  deformirt  an  Betula  nana  L. 
einzelne  Sprosse  oder  Sprosssysteme. 

16)  T.  alpina  Johans.  ruft  an  Betula  nana  L.  Deformationen 
ganzer  Sprosssysteme  und  Hexenbesenbildungen  hervor. 

17)  T.  Ulmi  Fuckel  inficirt  auf  Ulm  us- Arten  einzelne  Blätter  und 
aueh  ganze  Zweige,  deren  Blätter  mehr  oder  weniger  grosse,  blasige 
Auftreibungen  und  Flecken  erhalten. 

18)  T.  Geltis  nov.  spec.  inficirt  einzelne  Blätter,  selten  auch  ganze 


578  JUaiimkrÄnkheiteii  dnrcb  t^apynA* 

Zweige  von   Geltis  auBtralis  L.;   die  Blätter   erhalten   mehr 
weniger  grosse,  sich  bald  braun  flürbende  Flecken. 

B,  Ein  perennirendes  Mycel  fehlt  nach  den  bisherigen  Untersachun^ren. 
Die  Erhaltung  der  Art  erfolgt  nur  durch  die  Infektion  durch  die  Spore 

19)  T.  coerulescens  (Desm.  et  Moni)  Tul.,  auf  Queroufl 
pubescens  Willd.  und  Qu.  Bobur  L.  mehr  oder  weniger  grosse 
Flecken  erzeugend. 

20)  T.  aurea  Fr.,  auf  Fopulus  nigra  L.  und  F.  pyrami- 
dalis itoz.  blasige  Auftreibungen  der  Blätter  und  gelbe  Flecken  mja£ 
denselben  herrorrufend. 

21)  T.   Johansonii    noy.    spec,   auf    Fopulus    tremula    Is» 
hypertrophische  Deformationen  der  Fr&chte  yeranlassend. 

22)  T.    rhizophora  Johans.     Dasselbe  bei    Fopulus   alba    I«. 

23)  T.  bullata  (Berk.  et  Br.)  Sadeb.  erzeugt  blasige  Auftreibao^en 
und  Flecken  auf  den  Blättern  von  Firus  communis  L. 

24)  T.  polyspora  Sorokin  ruft  dunkle  Flecke  und  blasige  Auftrei- 
bungen auf  den  Blättern  von  Acer  tataricum  L.  herror. 

25)  T.  Umbelliferarum  Eostr.  erzeugt  Auftreibungen  und  dunkle 
Flecken  auf  den  Blättern  Tcrschiedener  XJmbelliferen. 

26)  T.  Sadebeckii  Johans.  in  gelben  Flecken  auf  den  BlSttem 
von  Alnus  glutinosa  Gärtn. 

27)  T.  Alni  incauae  J.  Kühn  bewirkt  Deformationen  an  den 
weiblichen  Kätzchen  von  Alnus  glutinosa  Gärtn.  und  A.  incana  D.G. 

28)  T.  Betulae  Fuckel  ruft  weisse  bis  gelblichweisse  Fleekea 
auf  den  Blättern  von  Betula  rerrucosa  Ehrh.  hervor. 

29)  T.  carnea  Johans.,  auf  Betula  odorata  Bechsi.,  in- 
termedia Thom.  und  nana  L.  blasige  Auftreibungen  der  Blätter  ver- 
anlassend. 

30)  T.  Ostryae  Massalongo,  bräunliche  Flecken  auf  den  Blättern 
von  Ostrya  carpinifolia  Scop.  erzeugend. 

31)  T.  filicina  Eostr.,  blasige  Auftreibungen  auf  den  Blättern 
Ton  Aspidium  spinulosum  Sw.  bewirkend. 

U«  Die  Anlage  der  Asken  erfolgt  zwischen  den  Epidermiszellen 
oder  intercellular  noch  tiefer  im  Innern   des  Gewebes   der  Nährpflanze 

32)  T.  flava  Farlow,  in  intensiv  gelben  Flecken  auf  den  Blättern 
von  Betula  verrucosa  Ehrh. 

33)  T.  Fotentillae  Farlow,  auf  Föten  tili  a- Arten  blasige, 
oft  röthliche  oder  gelbliche  Auftreibungen  auf  den  Blättern  verur- 
sachend. 

Unvollständig  bekannt  sind  bis  jetzt  noch: 

34)  T.  Quercus  Cooke  auf  Quercus  cinerea  Mchz. 

35)  T.  (?)    candicans  Sacc.  auf  Teucrium   Chamaedrys   L. 

36)  T.  spec,  auf  Fopulus  tremuloides  Mchx.  Hypertrophie 
der  Früchte  hervorrufend. 

37)  T.  spec.  auf  Aesculus  californica  Nutt. 

Brick  (Karlsruhe). 


üntersvchiisgsinetlBodeB,  InstrnlDettte  etci.  579 


Untersuchungsmettioden,  Instrumente  etc. 

B^Jlrld,  Odo,  Die  Darstellungsweise   des  Tuberculins. 
(Gazeta  lekarska.  1891.  No.  4.)  [Polnisch.] 

Der  Verf.  unternahm  eine  Reihe  von   Untersuchungen,  um  die 
Koch  *sche  Lymphe  aus  den  Reinkulturen  von  Tuberkelbacillen  dar- 
zustellen.   Die  Untersuchungen  wurden  einige  Wochen  vor  dem  £r- 
acheinen   der  zweiten  Publikation  Koch 's  unternommen   und  zwei 
Wochen  vor  dem  Erscheinen  derselben  so  weit  beendet,  dass  die 
Versacbe  mit  dem  dargestellten   Produkte,   welchem   Bujwid   den 
Namen  „Tuberculin^'  gibt,  an  Patienten  vorgenommen  werden  konnten. 
B.  züchtete  die  Tuberkelbacillen  in  Glycerinbouiilon   bei  Temperatur 
von   38  ®   G,  und  nachdem   dieselben   während  3  Wochen  gut  ge- 
wachsen waren,  sterilisirte  er  die  Kulturflüssigkeit  durch  3  maliges, 
10  Minuten  dauerndes,  je  alle  6  Stunden  wiederholtes  Verweilen  im 
trömenden  Dampfe  bei  Temp.  100  ^  Ü.    Nachher  filtrirte  er  dieselben 
durch  den  von  ihm  modifizirten  P  a  s  t  e  u  r  'sehen  Filter  und  dickte  die 
Flüssigkeit  im  Wasserbade  bei  vermindertem  Drucke  ein.    Der  Siede- 
punkt der  Flüssigkeit  schwankte  beim  Drucke  von  20  mm  zwischen 
^  ü.    Nachdem  die  Flüssigkeit  bis  zu  ^U  des  Volumens  ein- 
worden war,  bildete  sich  ein  sehr  feiner  Niederschlag,  welcher 
abSlUiri  wurde,  w&hrend  die  Flüssigkeit  bis  zur  Konsistenz  eines  Syrups 
eingedickt  wurde.    Die  so  gewonnene  Flüssigkeit  war  etwas  dünner 
and  lichter,  als  die  Koch'sche  Lymphe.    Es  wurden  nun  Versuche 
am  gesunden  und  tuberculösen  Meerschweinchen  angestellt,  wobei 
sich  herausstellte,  dass  die  ersteren  anstandslos  den  halben  ccm  der 
Flüssigkeit  vertrugen,  während  die  TuberculöseL  fieberten  und  die 
lokale  Reaktion  an  den  Stellen  zeigten ,  welche  in  Folge  der  vor  2 
Wochen  vorhergegangenen  Einimpfung  des  tuberculösen  Sputums  ge- 
schvrürig  waren.    Bei  2  mit  Lupus  behafteten  Patienten,  die  bereits 
mit  Kochin  behandelt  worden  waren,  trat  nach  der  Injektion  von 
10  mg  die  charakteristische  Reaktion  ein,  jedoch  ohne  Temperatur- 
steigerung.   Der  Verf.  hält  die  von  ihm  hergestellte  Flüssigkeif   für 
am  die  Hälfte  schwächer,  als  das  Köchin  und  glaubt  nicht ,  dass  sie 
ein  Toxalbumin  sei,  eher  ist  er  geneigt,  sie  für  ein  Ptomaln  oder  ein 
Mittelding  zwischen  Ptomaln  und  Enzym  zu  halten. 

[Angeregt  durch  diese  Publikation  Bujwid 's  unterzog  der 
Referent  eine'  3  Vs  Wochen  alte  Glycerinbouillonkultur  von  Tuberkel- 
iMScillen  der  gleichen  Prozedur,  wobei  jedoch  aus  äusseren  GrQnden 
von  der  Abfiltrirung  durch  den  Pasteur'schen  Filter  Abstand  ge- 
nommen wurde.  Die  auf  ^/5  des  Volumens  abgedampfte  Flüssigkeit 
wurde  von  dem  Niederschlage  befreit,  wobei  sie  sich  als  gelbliche, 
etwas  dickliche,  jedoch  dünnflüssiger  als  die  unverdünnte  Koch  'sehe 
Lymphe  präsentirte.  Ein  ccm  der  1  ^1^  Lösung  erzeugte  bei  einem 
mit  Kehlkopftuberculose  behafteten  Manne,  welcher  auf  gleiche  Menge 
der  Koch 'sehen  Lymphe  mit  stürmischen  Allgemeinerscheinungen 
und  Temperatursteigerung  reagirte,  ebenfalls  Temperatursteigerung 


58Ö        ^akteriol.  vom  IL.  iiiteniationat«o  me^ietoiseiieii  Itongrasse  zu  6«riin. 

bis  za  S9,4^  ü  und  energische  Röthung  und  Schwellung  des 
schwürgrundes  am  Kehlkopf.    Während   derselbe  nach   einwöchenC; 
Hoher  Behandlung  auf  10  mg  Kochins  nicht  mehr  reagirte,  wäre: 
die    Temperatursteigerungen  nach  Anwendung  gleicher  Menge    de: 
nach  Bujwid  hergestellten  Lymphe  noch  immer  bemerkbar.] 

Karlinski  (Konjica) 


Originalbericilte  über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  mtemationalen  medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(FortMtsang.) 

Aus  den  AbtheilimgB-SitKmigeii. 

XY.  Abfheilimg:  Hygiene* 

Herr  Sonoani  (PaviaX  U e b e r  Aetiologie,  Pathogenese  and 
Prophylaxe  des  Tetanus. 

Von  allen  antiseptischen  Mitteln,  welche  die  Ghirargen  zur  Des* 
Infektion  der  Wunden  benützen,  verdient  des  Jodoform  da  den  Voraog, 
wo  es  sich  um  den  Verdacht  einer  Tetanusinfeiction  handelt  Die 
Tetanussporen  können  in  den  gewöhnlichen  Desinfektionslösungen, 
wie  Karbol-,  Salicyl-,  Bor-  und  Schwefelsäure,  Kreolinlösnng,  Alkohol, 
Aether  etc.  1,  2  und  mehr  Tage  verbleiben ,  ohne  etwi»  an  ihrer 
Virulenz  zu  verlieren.  Angesäuerte  Sublimatlösung  muss  einen  2  %  o 
Sublimatgehalt  besitzen,  um  genügend  zu  wirken.  Das  Jodoform  dar 
gegen,  welches  durch  die  Einwirkung  der  anaöroben  Mikroorganismen 
zersetzt  wird,  tödtet  den  Tetanusbacillus  mittelst  des  frei  w^denden 
Jodes.  Deshalb  sollten  alle  mit  Erde  oder  Fäces  verunreinigten 
Wunden,  oder  solche,  welche  Fremdkörper  enthalten,  von  weldien 
eine  Tetanusinfektion  zu  befürchten  wäre,  so  rasch  als  mög^idi  und 
immer  vor  dem  Auftreten  der  Tetanuserscheinungen  gereinigt,  aus- 
geschabt, mit  einer  starken  Sublimatlösung  gewaschen  und  mit  Jodo- 
form bestreut  werden.  Bei  derart  behandelten  Wunden  wird  jedes 
spätere  Entstehen  von  Tetanus  vermieden,  ohne  die  Heilung  per  pri- 
mam  zu  hindern.  Die  Reinheit  der  Instrumente  und  fflUide  der 
Thierärzte,  die  Desinfektion  der  Haut  der  Operationsgegend  und  die 
Medikation  der  Wunden  in  der  empfohlenen  Weise  bilden  die  Vor- 
beugungsmaassregeln  gegen  Tetanus  bei  Hausthieren.  Die  Prophylaxe 
soll  darin  bestehen,  dsas  man  die  Beinhaltung  des  Bodens,  der  Plätze, 
Strassen  und  des  Fussbodms  der  Wohnungen  möglichst  zu  erreichen 
sucht  Auf  gedüngten  Feldern,  auf  Strassen  mit  starker  Thierfrequenz 
und  in  den  Ställen  selbst  wird  das  Virus  nicht  gänzlich  beseitigt 
werden  können,  weil  die  hierzu  erforderlichen  Maassregeln  praktisch 
nicht  durchführbar  sind.  Die  wichtigste  und  vertrauenswürdigste 
Prophylaxe  des  Tetanus  bleibt  jedoch  immer  die  chirurgische  Propby- 


Baktariol.  vom  X  inteniAtioiiAlcB  madleinitcheii  Kongresse  an  Berfin.         581 

Twan^resetzt ,  dass  sie  noch  zur  richtigen  Zeit  in  Anwendung 
gebmcht  W€»rden  kann. 

XVL 

Herr  PekelhariBg  (Utrecht).     Ueber  Beri-Beri  vom  Stand- 
punkte der  Aetiologie  und  Therapie  beurtheilt 

Ueber  die  Aetiologie  der  erst  in  den  letzten  Jahrzehnten  näher 
vnCersuchten,  den  tropischen  und  subtropischen  Gebieten  ausschliess- 
lich angehörenden  Krankheit  wurden  die  verschiedensten  Ansichten 
ausgesprochen,  Boden,  Luft,  Nahrung,  Temperaturwechsel,  Eingeweide- 
würmer u.  a.  m.  als  die  Ursache  derselben  hingestellt. 

Beri-Beri  kommt  in  vielen  Gegenden  —  in  tropischen  dauernd, 
in  sobtropischen  w&hrend  der  warmen  Jahreszeit  —  endemisch  vor, 
aber  noch  mehr  ist  sie  an  bestimmte  Gebäude,  als  an  bestimmte 
Landstriche  gebunden.  Deutlich  tritt  dies  in  Java  zu  Tage,  wo  Ge- 
fiLngnisse  und  Kasernen  an  Orten,  wo  sich  unter  der  Bevölkerung 
keine  Fälle  von  Beri-Beri  zeigen,  regelmässig  ein  Kontingent  von 
Kranken  liefern.  So  wird  auch  nicht  selten  die  Bemannung  gewisser 
SchiflFe  befiedlen,  während  auf  anderen  in  denselben  Gewässern  fahren- 
den Schiffen  kein  einziger  Fall  beobachtet  wird.  Es  muss  also  in 
^eaen  Gteb&nden  und  in  diesen  Schiffen  irgend  ein  Umstand  vor- 
handen sein,  der  unter  Begünstigung  des  Klimas  Beri-Beri  erzeugt. 
Beim  Suchen  nach  einem  solchen  Umstände  könnte  an  eine  schädliche 
Wirkung  der  Nahrung  gedacht  werden.  Mangel  an  Nahrung  kann 
aber  hierbei  nicht  als  Hauptursache  in  Betracht  kommen.  Eher  ist  es 
denkbar,  dass  die  Krankheit  durch  ein  Gift  in  die  Nahrung  hervor- 
gerufen werde.  Die  Hauptnahrungsmittel  in  warmen  Ländern,  wo 
Beri-Beri  herrscht,  sind  Reis  und  Fisch.  Man  wollte  einen  Zusammen- 
hang zwischen  dem  Vorkommen  von  Beri-Beri  und  dem  Genüsse  von 
Beis  und  Fisch  geringerer  Qualität  finden,  kam  aber  nicht  Aber 
bloBse  Yermnthnngen  hinaus.  Dass  in  verdorbenem  Reis  oder  Fisch 
ein  Gift  vorkommen  sollte,  das  als  Ursache  der  Beri-Beri  betrachtet 
werden  dQrfte,  ist  eine  Unterstellung,  der  bisher  ebenfalls  jede  that- 
Grundlage  fehlt. 

Neben  der  Hypothese  der  Intoxikation  und  der  der  Invasion 
dnreb  thierische  Parasiten  wurde  die  Hypothese  der  Infektion  durch 
Manismen  aufgestdlt. 

In  der  That  besteht  wohl  einiger  Grund,  um  die  Beri-Beri  unter 
die  Infektionskrankheiten  zu  stellen.  Das  endemische  Herrschen  in 
Ölenden,  wo  Wärme  und  Feuchtigkeit  das  Wachsthum  von  Mikro- 
organismen begünstigen,  und  das  Vorkommen  der  Krankheit  in  Ge- 
fängnissen und  Kasernen  an  sonst  seuchefreien  Orten  liess  an  die 
Möglichkeit  denken,  dass  im  Boden  oder  in  den  Wohnungen  zur 
Entwiekelung  gekommene  Bakterien  in  den  menschlichen  Körper  ein- 
dringen und  die  Krankheit  erzeugen.  Von  Kontagiosität  im  Sinne 
einer  direkten  Uebertragung  von  Person  auf  Person  ist  kein  einziges 
gut  konstatirtes  Beispiel  bekannt.  Doch  lehrte  die  Erfahrung,  dass 
die  Krankheit  von  einem  Orte  nach  einem  anderen  übertragen  werden 
kann«  Auf  Fahrzeugen,  auf  denen  seit  langer  Zeit  Niemand  an  Beri- 
Beri  gelitten  hatte,  brach  die  Krankheit  häufig  aus  nach  einem 
Aufenthalte  an  einer  Küste,  wo  sie  herrschte. 


5S2         Bakteriol.  vom  X.  iDternationalen  mediciniscben  Kongresse  za  Berlin. 

De  Lacerda  und  Ogata  waren  die  ersten,  welche  im  Blute 
und  in  verschiedenen  Organen  Beri-Beri-Kranker  niedere  Organismen 
nachgewiesen  hatten,  die  pathogene  Eigenschaften  besassen.     Danach 
konnten  Winkler  und  ich  bei  unseren  in  Niederländisch-Indien  an- 
gestellten Untersuchungen    gleichfalls   Mikroorganismen    nachweisen, 
während  gleichzeitig  Van  Eecke  auf  Buitenzorg  in  Java  zu    einem 
übereinstimmenden  Resultat  gelangte.    Winkler  und  ich  fanden  im 
Blute  von  Beri-Beri-Kranken  mit  dem  Mikroskop  Mikrokokken  und 
Bacillen,  meist  gemischt,  während  wir  in  12  von  den  15  F&Uen,    in 
denen  ein  positives  Resultat  gewonnen  wurde,  Kulturen  von    Mikro- 
kokken aus  dem  Blute  erhielten,  in  den  anderen  3  Fällen  Kulturen 
von  Bacillen.    Wir  haben  nur  die  am  häufigsten  gefundenen   Mikro- 
kokken genauer  untersucht  und  sind  dabei  zu  der  Ueberzeugung  ge- 
kommen ,  dass  diese  in  der  That  als  Ursache  von  Beri-Beri  betrachtet 
werden  müssen.    Wir  konnten  nachweisen,  dass  diese  Mikrokokken 
im  Stande  sind,  Entartung  verschiedener  Nerven   bei  Hunden    nnd 
Kaninchen  hervorzurufen. 

In  einer  primären  Degeneration  peripherischer  Nerven  liegt  nnn, 
nach  unserer  Meinung,   das  Eigenthümliche  der  Beri-BerL      Darch 
klinische  und  anatomische  Untersuchung  sind  wir  zu  einer  vollkom- 
menen Bestätigung  der  schon  von  Balz  und   von   Scheube  ver- 
theidigten  Auffassung  gekommen,  derzufolge  Beri-Beri  als  Poljneu- 
ritis  peripherica  zu  betrachten  ist.    Wenn  also  Bakterien  die  Ursache 
von  Beri-Beri  sind,  muss  von  diesen  vorausgesetzt  werden,  dass  sie 
Nervenentartung  hervorrufen  können.    Unsere  diesbezüglichen  Unter- 
suchungen gaben  ein  positives  Resultat,  weshalb  wir  uns  zu  dem 
Schlüsse    berechtigt    glaubten,    dass    diese   Mikrokokken   auch    im 
Körper  des  Kranken,  aus  dem  sie  gezüchtet  waren ,  Anlass  zur  Zer- 
störung von  Nervenfasern  gegeben  haben,  also  Beri-Beri  verursachten. 
Allerdings  werden  in  den  Nerven  normaler  Thiere  auch  degenerirte 
Fasern  angetroffen,  aber  bei  unseren  Versuchsthieren  war  die  Anzahl 
entarteter  Fasern  sehr  viel  grösser,  als  je  bei  den  normalen.    Ferner 
wurde  eingewendet,  dass  der  Befund  einer  pathologischen , Nervenent- 
artung bei  den  Versuchsthieren  noch  nicht  beweist,  dass  diese  an  Beri- 
Beri  litten.    Die  Frage,  auf  die  es  ankommt,  ist  jedoch  diese:  ist  der 
Micrococcus,  den  wir  aus  dem  Blute  Beri-Beri-Kranker  züchteten, 
als  Ursache  der  Krankheit  zu  betrachten,  m.  a.  W.  im  Stande,   im 
Blute  lebend  Nervenentartung  zu  verursachen  ?  Diese  Frage  ist  durch 
unsere  Versuche  unzweideutig  in  bejahendem   Sinne  gelöst  worden. 
Nur  dann  würde  unsere  Schlussfolgerung  unrichtig  sein,  wenn  man 
nachweisen  könnte,  dass  wir  entweder  unrichtigerweise  das  eigent- 
liche Wesen  der  Beri-Beri  in  einer  primären  Polyneuritis  suchten, 
oder  dass  wir  das  Recht  nicht  hätten,    die  bei  unseren  Versuchs- 
thieren gefundene  Entartung   von  Nervenfasern  der  Infektion  mit 
unseren  Mikrokokken  zuzuschreiben. 

Um  mit  diesen  Mikrokokken  bei  Thieren  Nervenfasern  in  grösserer 
Zahl  zur  Entartung  zu  bringen,  bedienten  wir  uns  häufig  wieder- 
holter Infektion,  weil  auch  beim  Menschen  Beri-Beri  nur  entsteht  bei 
solchen,  die  lange  Zeit  dem  schädlichen  Einflüsse  ausgesetzt  waren, 
und  in  Uebereinstimmung  hiermit  fanden  wir  die  Bakterien  nur  im 
Blute  solcher  Kranker. 


Bakteriol.  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  in  Berlin.         583 

Dies  Alles,  zusammen  mit  dem  Ergebniss,  dass  wir  die  Bakterien 
ia  den  Geweben  nicht  nachweisen  konnten,  führten  zu  der  Auffassung, 
dsss  onaer  Micrococcus,  im  Boden  oder  der  Wohnung  zur  Entwicke- 
I511K  gekommen,  in  den  menschlichen  Körper  eindringt  —  wahrschein- 
fich  durch  die  Athemwege  — ,  sich  anfangs  im  Blut  vermehrt,  aber 
bald  darin  zu  Grunde  geht,  nachdem  er  jedoch  Anlass  gegeben  hat 
sar  Entstehung  von  Stoffen,  die  zerstörend  auf  Nervenfasern  wirken. 

Nach  dieser  Auffassung  würde  also  die  Beri-Beri  eine  toxische 
Pol3rneuritis  sein,  vergleichbar  derjenigen,  welche  durch  chronische 
Einwirkung  von  Blei  oder  Alkohol  entsteht,  mit  dem  Unterschiede, 
dass  das  Gift  bei  Beri-Beri  nicht  als  solches  eingeführt,  sondern 
erst  durch  die  Wirkung  im  Blut  lebender,  aber  immer  wieder  zu 
Grande  gehender  Bakterien  gebildet  wird.  Ebenso  nun  wie  Blei  und 
Alkohol  nur  bei  häufig  wiederholter  Zufuhr  merkbare  Erscheinungen 
Ton  Nervendegeneration  hervorrufen  können,  muss,  um  Beri-Beri  zu 
erzeugen,  das  Gift  immer  wieder  durch  neue  Zufuhr  von  Bakterien 
aofs  Neue  gebildet  werden.  Ist  diese  Auffassung  richtig,  dann  ist 
es  auch  nicht  zu  verwundern,  dass  aus  dem  Blut,  worin  mikroskopisch 
Bakterien  gefunden  wurden,  nur  in  einer  verhältnissmässig  kleinen 
Zahl  von  Fällen  Kulturen  erhalten  wurden  und  ebensowenig,  dass 
eine  einzelne  Einspritzung  von  Blut  eines  Beri-Berikranken  in  die 
fiaoehhöhle  eines  Thieres  keine  Krankheitserscheinungen  hervorrief. 

Ich  meine  demnach  annehmen  zu  müssen,  dass  Beri-Beri  wirk- 
licYi  zu  den  Infektionskrankheiten  gehört,  aber  dass  sie  darunter 
eioeD  eigenthümlichen  Platz  einnimmt.  Während  nämlich  bei  den 
übrigen  näher  bekannten  Infektionskrankheiten  die  Entwickelung  der 
Krankheitskeime  im  Körper  eine  sehr  erbebliche  Höhe  erreichen  kann, 
wftrde  dies  bei  Beri-Beri  nur  in  geringem  Grade  der  Fall  sein.  Der 
Unterschied  ist  jedoch  quantitativ,  nicht  qualitativ. 

In  Bezug  auf  die  Therapie  hat  die  Erfahrung  gelehrt,  dass  das 
beste  Mittel,  um  einen  Beri-Beri- Kranken  zu  heilen,  darin  besteht, 
dass  er  in  eine  Umgebung  gebracht  wird,  in  der  die  Krankheit  nicht 
herrscht  Ferner  ist  gute  Ernährung  und  Vermeiden  übermässiger 
Anstrengung  und  jener  Umstände,  die  zu  sogenannter  Erkältung  Ver- 
anlassnng  geben,  ohne  Zweifel  von  grosser  Wichtigkeit.  Aber  auch 
die  beste  Sorge  für  die  Gesundheit  schützt  nicht  sicher  vor  dem 
Ausbrechen  der  Krankheit  bei  Personen,  die  an  einem  Orte  leben, 
wo  Beri-Beri  herrscht  und  die  nicht  durch  Rasse,  Geschlecht  oder 
andere  unbekannte  Umstände  Immunität  besitzen. 

Um  mit  gutem  Erfolge  die  Beri-Beri  bekämpfen  zu  können, 
müssen  die  Waffen  in  erster  Linie  gegen  ihre  Ursache  gerichtet 
vrerden.  Es  sollen  demnach  die  schädlichen  Bakterien  soviel  wie 
möglich  aus  der  Umgebung  des  Menschen  fem  gehalten  werden. 
Vieles  spricht  für  die  Annahme,  dass  die  Krankheitserreger  mit  der 
Lnit  in  den  Körper  des  Menschen  aufgenommen  werden.  In  Batavia 
brachten  wir  einem  Kaninchen  ein  Gemisch  von  Bakterien  aus  der 
Luft  einer  Kaserne ,  in  der  Beri-Beri  herrschte ,  in  die  Bauchhöhle. 
Ans  dem  Blut  dieses  Thieres,  das  mit  Nervendegeneration  zu  Grunde 
ging,  konnten  wir  denselben  Micrococcus  züchten,  den  wir  aus 
dem  Blute  Beri-Beri-Kranker  erhielten.  In  Utrecht  habe  ich  wiederholt 


584  ^^^^  LHteratar. 

Kaninchen  anter  Nervenentartong  eingehen  sehen  in  Behdltem,  die  mit 
unserem  Micrococcus  infizirt  waren,  während  bei  Kaninchen,  die 
Monate  lang  in  ganz  gleichen,  aber  nicht  mit  diesen  Bakterien  infi- 
zirten  Käfigen  gelebt  hatten,  nur  bei  sehr  genauer  PrCtfang,  ganz  wie 
in  der  Norm,  hier  und  da  eine  vereinzelte  entartete  Faser  gefanden 
wurde.    In  Gebäuden  in  (regenden,  wo  Beri-Beri  sonst  nicht  herrsdit, 
scheint  es  möglich,  durch  sorgfältige  Desinfektion  die  Krankheit  zu 
vertreiben.    Anders  ist  es  in  Gegenden,  wo  die  Krankheit  in  dnem 
ganzen  Landstrich  wttthet  und  wo  man  somit  Ursache  hat  anznnehmen, 
dass  die  pathogenen  Bakterien  auch  im  Boden  wuchern.     Da  muss 
grosses  Gewicht  gelegt  werden  auf  Drainiren  des  Bodens,    Abwehr 
von  CeberstrOmungen  und  auf  solche  Maassregeln,    die    den  Boden 
verhindern,  eine  Brutstätte  von  immer  wieder  durch  Verst&abang  in 
die  Luft  kommenden  Bakterien  zu  bleiben.  Dass  aber  auch  hier  eiiie 
von  Zeit  zu    Zeit    wiederholte   Desinfektion    der    Wohnungen    dne 
günstige  Wirkung  haben  kann,  dafür  sprechen  die  in  Atzin  gemachten 
Erfahrungen. 

Herr  Wemieh  (Göslin).  Korreferent  beschränkte  sich  darauf 
die  Identität  der  Beri-Beri-Varietäten  an  den  verschiedenen  Schao- 
platzen  festzustellen,  die  Eigenthümlichkeiten  der  älteren  humoral- 
pathologischen  Auffassung  und  ihre  Berührungspunkte  mit  der  jetzigen 
neuropathologischen  zu  beleuchten,  und  ging  schliesslich  auf  die 
beiderseitigen  Heilerfolge  unter  Hinweis  auf  die  Nothwendigkeit  des 
wechselseitigen  Belehrens  und  Befruchtens  näher  ein. 


Neue  Litteratur 


Da.  AxiHüB  WüBEBüBe, 

wKHft^irM.  iB  KiiMrticlMn  Gcnmibcitnmto  in  BeittB. 


Allgemefaies  über  Bakterien  nnd  Parasiten. 

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Morpholoffie  und  SfftUmaUk. 

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Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  WundAulniss.) 

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O,     EnUmooHtdu  üjrankheiten, 
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Anchylostomum,  Trichocephalus,  Oxyuris.) 

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8äugeikiere, 
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Inngshemmnng  und  Yemlehtung  der  Bakterien  mit  besonderer 

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805—810.) 
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Wochenschr.  No.  18.  p.  SOS— 804.) 

Inhalt. 

OzigiBalniltthtilimgea.  |       eitriger  Puerperalerkranknngen  und  ins- 

#1...^-.    " TT^iv^-   Ai^  T1..1-*    •      j  1       besondere  solcher  Peritonitiden,   p.  569. 

Cner«,  0«wg,   Ü.W   die  B^n«.  d.r  ,   ,^^^    ^      ^Htfach.   DntonJ^uc«» 

htoonrh.Bud..n  8ept.ktaü.(Hnepp.),  i  ^       ;„^  Taphrin-Art«  l-r^- 

Bog -Cholera  (Salmon),    Swineplague  t      v*      i>       i.  I  uu^*  k«a 

(Billings),  Swinepest  (SelandTo,  w^'^w^  T^Jr  •  ^'i'  *"  J^^^ 
amerik.  Wnderseuche  (B  i  1 1  i  n  g  s),  Büt  ^^*??i  "^?S  ^«2°*  ;?^*  ^^ 
felseuche    (Oreste-Armanni),    Mar-  renbildung  bei  Greg.ri.en,  p.  574. 

seiUe'sche    Schweineeeuche     (Job er t,   i  UnterraohimgimeOiodeB,  InitnuBflBte «te. 

Biet  seh),   Frettchenseuche  (Eberth).  i  «  ._jj    äji^     rki     v^     ^  h.  j 

.Q.    V    .557  j  Bigwid,  Odo,   Die  Darstellungsweise    des 

Xflim,  Julius,   Neuere  Versuche  cur  Be- 


kämpfung der  Rübennematoden.  (Orig.), 
p.  568. 
Ludwig»  lt.,  Ueber  die  Phosphorescens  von 
Gryllotalpa  vulgaris.    (Orig.),  p.  561. 

Beferate. 


Tnberculins,  p.  579. 


Originalberiehte  über  KoogreMe. 

Bakteriologisches   vom  X.  inter- 
nationalen medicinischen 
Kongresse  au  Berlin, 
4. — 9.  August  1890.    (Schluss.) 


BortNWl,  ÜDtersnchnngen  Ober  die  Aktino-   1       P™?^^,  *"  ;^**">^ogf»  «<>  T»»»!»«  «>► 


mykose  des  Menschen,  p.  570. 
Pamiiii,  S.,  Bakteriologische  Stadien  über 

den  Auswurf,  p.  566. 
Bttbeika,  W. ,    Beiträge   zur   Pathogenese 


urtheilt,  p.  581. 
Bomutai,   lieber   Aetiologie,    Pathogenese 
und  Prophylaxe  des  Tetanus,  p.  580. 

Neue  Litfeeratnr,  p.  584. 


Frommannsehe  Bvcbdruekerei  (Hemuknii  Fohle)  in  Jana. 


Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 

In  Yerbindong  mit 

QfilL  M.  M  Dr.  IMart  m  Frofisur  Dr.  Loeliff 

1^  Lripxiff  In  OnilinrBl« 

heiaiisg^gebeii  toq 

Dr.  O.  TTU-srorm  in  Cassel. 


-M- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 

UL'  Band.     -<>-         Jeu,  den  ii.  Mai  1891.  ^>-     No.  18/19. 


Fz«is  Ar  d«ii  Band  (26  Vuinmeni)  14  Kark« 

Jährlich  erscheinen  swei  BSnde. 

'^    Za   beziehen    durch    alle   Bnchhandlangen    nnd  Postanstalten.     I«*- 


Die  Redaktion  des  „Centralblafts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kundef  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
Wün»ehe  um  lAeferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf' 
eäbse  entweder  a/af  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
dtr^et  an  den  Verleger 9  Herrn  Chistav  Fischer  in  Jentt,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  Mnnen* 


Original  -  MitlheHuiiQeii. 

EajöllarhebenmkroskopiiiTopfiBnflasche. 

Von 

Prof.  H«  W.  Beyerinck. 

mt  1  AbbUdimg. 

Zar  Herstellung  dieser  kleinen,  aber  beim  Mikroskopiren  sehr 
nützlichen  Einrichtung  verfährt  man  wie  folgt: 

Aus  einer  gewöhnlicbeoi  Spritzfiaache  mit  Kork  (i)  entfernt  man 
das  Autf  ussrohr  und  setzt  an  die  Stelle  desselben  einen  ,,Eapillar- 
heber^'  {c\  welcher  durdti  Reibung  im  Korke  zurückgebalten  wird  und 
sich  leidit  auf-  und  abschieben  lässt.  Letzterer  hat  die  Gestalt  eines 
gewöhnlichen  Hebers,  wovon  aber  das  eine  Bein  in  eine  EapillarrOhre 
ausläuft,  so  dass  der  mit  Flüssigkeit  angefüllte  Heber,  selbst  in 
relativ  schiefer  Lage,  die  Flüssigkeit,  in  Folge  der  Oberfiächenspan- 

a.  B4.  88 


590 


Beyerinek,  Die  Kapillarhebermikroekoplrtropfenfiascbe.' 


DUDg  an  der  feinen  Ocffouog,  zurückhält.  Berührt  man  die  Oeflbooj 
aber  mit  irgend  einem  Gegenstand,  z.  B.  mit  einem  Objektträger,  » 
fliesst  sofort  ein  Tropfen  aus,  dessen  Grösse  man  willkflrlich  regeb 
kann.  Stellt  man  die  Flasche  sehr  schief,  —  wofür  sich  zweckm&s8i( 
ein  Kartonring  verwenden  lässt,   —  oder  drückt   das   Abflussrohi 

durch  den  Kork  Dach  unten,  so  finde 
man  bald  einen  Stand,  worin  der  Hebei 
von  selbst  zu  arbeiten  anfängt,  derweise, 
dass  ein  Strom  von  Tropfen  in  belie- 
bigem Tempo  herausfliesst,  was  bdm 
Auspinseln  von  mikroskopischen  Prä- 
paraten nützlich  ist.  Das  Anf&Ueo  des 
KapiUarhebers  geschiebt  durch  Blasen 
in  das  zweite  Rohr  (&). 

Durch  Schiefstellung  der  Flasche 
nach  rückwärts  fängt  der  Heber  im  ent- 
gegengesetzten   Sinne    zu    wirken  an. 
Nimmt  man  deshalb  die  Flasche  in  die 
Hand  und  taucht  die  KapiIIarspitze  in 
einer  Flüssigkeit  unter,  so  kann  man 
beliebig    diese    Flüssigkeit    einsangen 
oder  die  Flüssigkeit  aus  der  Flasche 
auslaufen  lassen.     Dieses  Spiel  eignet 
sich  vorzüglich  für  das  Einfangen  von 
Infusorien  und  anderen  kleinen  Wasser- 
thieren  aus  Uhrgläsem,  ferner  für  das 
e  K.puiarheber.  h  Bohr  .nm  An-  Anfüllen  der  Kapillarröhre  mit  farbigen 
AHen  des  Kapüiarheben  durch  Blasen.  Lösungen  zur  Vertheilung  sof  den  Od- 
t  Kork.  jektträger.    Füllt  man  dabei  das  Ka- 

pillarrohr nur  theilweise  an,  so  lasst 
der  Farbstoff  sich  daraus  gründlich  durch  die  direkte  Heberwirkung 
entfernen,  ohne  dass  die  Flüssigkeit  im  Kölbcben  verunreinigt  wird. 
Diese  Einrichtung  entstand  aus  dem  Wunsche,  von  einer  Bak- 
terienkultur in  einem  Kölbcben,  ohne  Vermischung,  und  von  jedem  be- 
liebigen Niveau  Material  Äir  Mikroskopie  und  Aussaat  entnehmen  za 
können.  Da  auch  dieser  Zweck  sehr  gut  erreicht  wird ,  könnte  der 
Apparat  auch    heissen   das    „Kapillarheberbakterienkultnrkölbcben". 

Delft,  im  April  1891. 


Eine  Bericbtigang. 

Voll 

Dr.  J.  Earliiiskl. 

Beim  gründlichen  Durchstudiren  des  im  vergangenen  Jahre  er- 
schienenen Lehrbuches  von  Prof.  Dr.  K.  B.  L  e  h  m  a  n  n ,  „Die  Me- 
thoden der  praktischen  Hygiene"  0,  fand  ich  auf  Seite  562  folgendö» 
Satz:   „Als  Karliiiski   einer  Cisterne  150  ccm  TyphnsstaU  0«- 


1)  Vergl.  das  Referat  aaf  p.  638  d.  Ceotralbl. 


Karlinski,  Eine  Berichtigung.  59]^ 

jusebte,  Hessen  sich  12  Tage  lang  Typhusbacillen  DachweiseD. 
(Areh.  1  Hyg.  X.)  Dieser  Satz  soll  offenbar  einen  Nachtrag  zu  den 
isf  Seite  237  wiedergegebenen  Ergebnissen  der  Untersuchungen 
Baeppe's,  Gärtner's,  Hochstetter's,  Emmerich's  und  der 
BODigen  sein.  Mit  diesem  Satze  hat  Prof.  Lehmann  bewiesen, 
<ass  er  meine  im  X.  Bande  des  Arch.  f.  Hyg.  erschienene  Arbeit: 
J2n  Beitrag  zur  Eenntniss  des  Verhaltens  des  Typhusbacillus  im 
Trinkwasser"  missverstanden  hat.  Der  oben  citirte  Satz  Prof.  L  e  h  - 
m  a  n  n  ^s  muss  jedem  Unparteiischen  wie  ein  Widerspruch  gegen 
meine  und  Prof.  Emmerich 's  Versuche  „Ueber  das  Verhalten  des 
Typhusbacillus  im  Brunnen wasser'S  welche  Prof.  Lehmann  auf 
Seite  237  anführt,  erscheinen.  Indessen  ergaben  meine  Untersuchun- 
gen in  der  Frage  über  das  Verhalten  der  Typhusbacillen,  die  mit 
typhösen  Stühlen  ins  Cistemenwasser  eingeführt  wurden,  gerade  die 
Bestätigung  meiner  früheren  Ergebnisse,  also  das  Gegentheil  von 
dem ,  ^as  Prof.  Lehmann  irrthümlicherweise  angibt.  Auf  Seite  478 
im  X.  Bd.  des  Arch.  f.  Hyg.  habe  ich  Folgendes  gesagt:  „Zum  5. 
Versuche,  zu  welchem  ich  nach  sorgfältigem  Auspumpen  und  Reinigen 
der  Cisterne  geschritten  bin,  verwendete  ich  3  hl  Brunnenwasser, 
welches  dem  einzigen  in  Stolac  befindlichen  Brunnen  entnommen 
wurde.  Die  chemische  Zusammensetzung  des  verwendeten  Wassers 
war  folgende: 

Gesammtrückstand       .    300 

Chlor 4 

Salpetersäure      ...      20 
Salpetrige  Säure     .    .      —  ^  in  1  1  Wasser  in  mg. 
Ammoniak .    .    ,    .    .      — 
Sauerstoffverbrauch     .        6 
Eeimgehalt  pro  ccm    .    136 
Nun  wurden  je  am  4.  Tage  150  ccm  Typhusstuhles»  welcher 
zahlreiche  Typhusbacillen  enthielt,  zugegeben,  und  die  chemisch-bak- 
teriologische Untersuchung  durch  20  Tage  geführt.    Die  beigegebene 
Tafel  zeigt  die  Schwankungen  in  Zusammensetzung  und  Eeimgehalt, 
vobei  bemerkt  werden  muss,  dass  die  Typhusstuhlzugabe  am  1.,  4, 
8.  and  12.  Beobachtungstage  geschah.    Die  Temperatur  des  Wassers 
betrug  durchschnittlich  11  <^  C,  vor  jeder  Probeentnahme  wurde  das 
Wasser  umgerührt,  und  an  jenen  Tagen,  wo  die  Typhusstuhlzugabe 
stattfand,  wurden  die  entsprechenden  Proben  nach  1  Stunde  ent- 
nommen. 

Die  Typhusbacillen,  welche  mit  dem  Eothe  eingeführt  wurden, 
Hessen  sich  in  den  ersten  12  Beobachtungstagen  mit  aller  Sicherheit 
nachweisen,  von  dem  Momente  aber,  wo  die  saprophy tischen  Bakte- 
rien durch  ihre  rapide  Vermehrung  die  Oberhand  gewannen,  ver- 
schwanden sie  vollkommen  aus  dem  Wasser,  so  dass  sie  bereits  24 
Stunden  nach  der  letzten  Stuhlzugabe  nicht  mehr  zu  finden  waren. 
Ich  habe  die  Mühe  nicht  gescheut,  die  in  den  täglichen  Proben  vor- 
kommenden Typhuskolonieen  nachzurechnen,  und  obwohl  ich  den  ge- 
fundenen Zahlen  keinen  allzugrossen  Werth  beimesse,  führe  ich  sie 
an  zur  Illustration  der  täglichen  Abnahme.  Während  24  Stunden 
nach  der  ersten  Eingabe  in  1  ccm  Wasser  26  Typhuskolonieen  vor- 

88* 


592 


Karliiiski,  Eine  B«riehtigiuig. 


kamen,  waren  nach  48  Standen  nur  16,  nach  72  Standen  6  Eolomee 
vorhanden.  Dagegen  waren  am  4  Beobachtangstage ,  wo  die  swot 
Zugabe  stattfand,  22,  am  5.  20,  am  6.  12,  am  7.  7,  am  8.  17,  ai 
9.  11,  am  10.  5,  am  11.  6,  am  12.  9  TyphuskolonieM  zu  konstatim 

In  1  1  Wasser  waren  in  mg 


Zeit 

1 
•8 

■ 

1 

Chlor 

} 

Salpetrige 

1 

Sinre 

Ammoniak 

L 

11 

I 

885 

8 

26 

deutliche  Sporen 

deutUche  Sparen 

9,6 

19OO0 

+ 

II 

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11 

27 

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89000 

— 

Ich  überlasse  es  einem  jeden  Unparteiischen ,  sich  in  dem  Wider- 
spruche, welcher  zwischen  dem  oben  zitirten  Satze  Prof.  Leh- 
mann's  and  dem  soeben  angeführten  Versuche,  auf  welchen  sich 
devselbe  angeblich  beziehen  soll,  zurecht  zu  finden. 

In  dem  ersten  Hefte  der  als  Erg&nzung  der  Eulen  barg 'sehen 
Bealencyklopädie  der  gesammten  HeUkunde  erscheinenden  „encyUo- 
pädischen  Jahrbücher^  (Bd.  I,  Lief.  1,  1891)  finde  ich  in  den  Ka- 
pitel „Abdomlnaltyphus^^  von  Prof.  Fürbringer  unter  Anführung 
meines  Namens  den    Satz    „in    künstlich   infizirtem  Brunnenwasser 
schwinden  sie  (d.  h.  die  lyphusbacillen)  nach  etwa  2  Wochen.^^  Zu 
solchen  Ergebnissen  bin  ich   in    meinen  Untersuchungen  über  die 
Lebensdauer  der  Typhusbacillen  im  Wasser  nie  gelangt,  im  O^gen- 
theil  fand  ich ,  dass  die  längste  Lebensdauer  derselben  im  Wasser, 
welches  nicht  sterilisirt  war,  und  die  für  Trinkwasser  zal&eige  Tem- 
peratur zeigte,  nie  mehr  als  6  Tage  und  oft  bedeutend  weniger  be- 
trug.   Um  ferneren  irrthümlichen  Citaten  vorzubeugen,  sah  ich  mich 
g«i5thigt,  diese  Berichtigung  dem  meist  yerbreiteten  Fachblatte  zu 
übergeben. 

Konjica,  im  März  1891. 


Kfilm,  NcQ«re  Yenaohe  zur  BekämpAxng  der  BflbennemfttodeD.  593 


Heaere  Yersaohe  zur  Bekämpfung  der  Bübennematoden. 

Von 

Geb.  B«-Bafh  Prof.  Dr.  Juliu  Kftha, 

I>irektor  des  lAsdwirtiiaehftmMheii  Institate  der  UniTereität  Halle  a.  8. 

(BehlnM.) 

Dafis  unter  den  mittelspäten  und  spätreifen  Sorten  einzelne  für 
erliegenden  Zweck  besondere  Beacbtung  fordern  dürfen,  zeigen  für 
iBSer  Versacbsfeld  und  den  Jabrgang  1890  die  beiden  Sorten  A  n  - 
dersaea  und  Hermann,  welche  beide  als  Speisekartoffeln  wie 
für  Brennerei  and  Stärkefabrikation  werthyoU   sind,  und    die   hier 
in  Konkurrenz   treten   dürfen    mit  den  einträglichsten  frühen  und 
rnttoUrühen  Sorten.      Diese   Tbatsache   ist   das  Auffallendste   bei 
diesem    bedeutsamen   Versuch.      Ich   fürchtete,    dass  der  Stärke* 
mdilgefaalt  in  Folge  des  späten  Auslegens  im  Allgemeinen  etwas 
geringer  sein  würde,  als  es  bei  normaler  Auslegezeit  der  Fall  ist, 
BamentUch  aber  erwartete  ich  bei  den  mittelspäten  und  spätreifen 
Sorten   auffalleode  Differenzen.    Dies  hat  sich  aber  durchaus  nicht 
bestätigt.    Nur  ganz  vereinzelte  Sorten  zeigten,  spät  ausgelegt,  eine 
geringe  Verminderung  des  Stärkegehaltes.     So  hat  die  Juno  beim 
Auslegen  im  Mai  einen  Stärkegehalt  von  19,4  ^/o,  beim  Auslegen  im 
Ajiri]  von  20,5  ^/n.      Bei  den  wdtaus  meisten  Sorten  ist  dagegen 
der  Starkegebalt  bei  dem  Auslegen  im  Mai  etwas  höher,  als  bei 
dem  Auslegen  im  April.     So  zeigte  die  Anderssen  bei  frühem 
Ausixen  18,8  ^/o,  bei  spätem  19,9%;  Rosalie  entsprechend  14,9 
Bod   15,1%;    Alpha  13,6  und  16,4%;   die  weissfleischige 
Zwiebel  19,2  und  20,1  ^/q.    Es   ist  auf  solche  Schwankungen  um 
wenige  Prozente  nicht  Tiel  Werth  zu  legen,  da  sie  aber  bei  der 
weitaus   grüssten  Zahl  der  Fälle   zu  Gunsten   des  Spätaus- 
lege ns  sich  stellen,  so  ist  darin  für  die  in  Frage  stehende  Methode 
immerhin  ein  günstiger  Umstand  zu  erblicken.    Es  haben  sonach  die 
Kartoffeln  bei  dem  Anbau  nach  Zerstörung  zweier  Fang- 
pflanzensaaten bei  einer  grösseren  Zahl  von  Sorten  in  Bezug 
auf  Quantität  eine  befriedigende  und  in  Bezug  auf 
Qualität     eine     durchaus     normale    Ernte     ergeben. 
Allerdings  stützt  sich  diese  Schlossfolgerung  nur  auf  die  Resultate 
eines  Versnchsjahres  und  einer  einzigen  Oertlichkeit  —  es  muss 
dies   Verfahren  noch  durch    mehrere  Jahre  hindurch  in  möglichst 
vielen  OertUchkeiten  geprüft  werden  und  deshalb  möchte  ich  mich 
an  alle  diejenigen  Herren,    welche  die  Bübennematoden  auf  ihren 
Feldern  zu  fürchten  haben ,  mit  der  Bitte  wenden,  schon  in  diesem 
Jahre  womöglich  einen  Versuch  zu  machen,  und  wäre  es  auch  nur 
auf  einem  einzigen  Morgen  Land.    Die  Aussaat  des  Sommerrübsens 
erfolgt  am  zweckmässigsten  gegen  den  10.  April.     Frühere  Aussaat 
bewirkt  nur  höheren  Wuchs  des  Rübsens,  ist  aber  auf  den  Zeitpunkt 
der  Zerstörung  erfahrungsmässig  ohne  wesentlichen  Einfluss.     Nach 
Zerstörung  der  Fangpflanzen  muss  das  Auslegen  der  Kartoffeln  und 


594  Kühn, 

Aassäen  einer  zweiten  Fangpflanzensaat  alsbald  erfolgen.    Yortheil- 
hi^t  ist  es,  die  Kartoffeln  18  Zoll  oder  0,47  Meter  im  Quadrat  aas- 
zulegen; es  ist  dann  das  Zerstören  der  zweiten   Fangpflanzensaat 
durch  kreuzweises  Befahren  mit  der  Furchenegge  um  so  besser  aas- 
zuführen,  doch  muss  in  der  Nähe  der  aufgelaufenen  Kartoffeltriebe 
mit  der  Handhacke,  event   durch  Ausziehen  der  Bübenpflänzchen 
mit  der  Hand  nachgeholfen  werden,  und  zwar   so,  dass  auch  alle 
etwa  vom  Boden  nur  bedeckten  Pflänzchen  beseitigt  werden.    Ein 
etwas  enger  Stand  der  Kartoffeln  ist  bei  dem  späten  Auslegen  zor 
Gewinnung  eines  befriedigenden  Quantums  räthlich.    Es  wfirde  sich 
empfehlen,  alle  in   der  betreffenden  Oertlichkeit  bewährten  Sorten 
bei  dem  vergleichenden  Versuch  mit  zu  verwenden,  da  obige  Angaben 
zeigen,  dass  auch  später  reifende  Sorten  zum  Theil  bei  dem  Aas- 
legen im  Mai  sich  bewähren  können.  —  Ich  bitte  angelegentlichst 
um  Mittheilung  der  Versuchsresultate  und  glaube  hoffen  zu  dürfen, 
dass  sie  günstig  sein  werden.    Wenn  sich  dies  bestätigt,  dann  ist  die 
Frage  über  die  Nematodenvertilgung  zum  endlichen 
Abschluss  gebracht.    Dass  ein  Brachjahr  mit  4  Fangpflanzen- 
saaten die  Nematoden   hinreichend  zu  vermindem  vermag,  um  aach 
auf  dem  rübenmQdesten  Lande  alsbald  wieder  normale  Rübenernten 
gewinnen  zu  können,  ist,   wie  oben  bereits  hervorgehoben  wurde, 
durch  frühere  Versuche  zweifellos  entschieden  worden.    Ich  möchte 
hier  aber   noch  an  eine  besonders   bemerkenswerthe  Thatsache  er- 
innern.   Auf  dem  Felde,  das  ich  von  der  Halle'schen  Zockersiederei- 
kompagnie  erpachtete,  um  die  Zerstörung  der  Fangpflanzen  zum  ersten 
Male  mit  Pferdeinstrumenten  auszuführen,  waren  nach  Ausweis  der 
Rechnungsbücher  der  Kompagnie  in  Folge  des  Nematodenreichthums 
dieses  Ackers  pro  Morgen  nur  47,5  Centner  Zuckerrüben  geerntet 
worden  und  dieser  äusserst  geringe  Ertrag  rechtfertigte  vollkommen 
die  Aeusserung  des   derzeitigen  Wirthschaftsdirigenten  der  Zacker- 
siedereikompagnie :  „Hier  können  nie  wieder  Rüben  gebaut 
gebaut  werden!''    Durch  ein  Bracbjahr  mit  4  Fangpflanzensaaten 
gelang  es  mir  aber,  schon  im  folgenden  Jahre  eine  nor- 
male Ernte  von   185  Ctr  34  Pfd  pro  Morgen  auf  diesem 
Felde  zu  erzielenl    Zu  gleich  günstigen  Resultaten  gelangte  die 
anhaltische  Versuchsstation  in   Bernburg.     Nach  einem  Referat  in 
der  Magdeb.  Ztg.  schloss  der  Leiter  derselben,  Herr  Prof.  Dr.  Hell- 
r  i  e  g  e  1 ,  seinen  Bericht  über  die  dortigen  Versuche  in  der  Versamm- 
lung  des  Anhaltischen  Zweigvereines   für  Rübenzuckerindustrie  am 
15.  Januar  d.  J.  mit  den  Worten:    „Der  von  Prof.  Jul.  Kuhn- 
Halle  a.  S.    gegen    die  Nematoden  empfohlene  Fang- 
pflanzenbau ist  demnach,   wenn  er  sorgfältig  mit  dem 
Mikroskop    überwacht    und    nur    einigermaassen  von 
der  Witterung  unterstützt  wurde,  von  dem  grössten 
Erfolge  und  hält  auch,  wie  sich  aus  diesen  Resultaten 
ergab,   eine  längere  Reihe  von  Jahren  vor."  —  Da  ^^^ 
die  Gefahr,  dass  die  Nematoden  sich  wieder  in  zu  hohem  Maasse 
vermehren  können,  nicht  zu  unterschätzen  ist,  so  ist  es  von  ausser- 
ordentlicher Bedeutung,  dass  wir  nach  den  oben  mitgetheilten  neueren 
Versuchsergebnissen  die  Möglichkeit  in  Aussicht  haben,  durch  den 


Neaare  Ver&ache  sur  Bttk&mpfaos^  der  B&benneiiiatodeii.  595 

Kartof  f  elbaa  nach  zwei  Frühjahrsfangpflanzensaaten 
4ie  EntwickeluDg  der  Nematoden  dauernd  beschränken  and  ihre 
Tsinehrong  ausreichend  niederhalten  zu  können,  um  alle 
drei  Jahre  eine  nach  Quantität  und  Qualität  volle 
Bormale  Rübenernte  zu  gewinnen.  —  Nur  darf  man  nicht 
Terlangeo ,  dasa  nur  durch  die  vor  den  Kartoffeln  auszuführenden 
iwd  Fangpflanzensaaten  ein  stark  rübenmüder  Acker  wieder  völlig 
robttisicher  werden  solle.  Wo  die  Rübenerträge  pro  Morgen 
bis  zu  100  Gtr  und  darunter  gesunken  sind,  da  ist  das 
Opfer  eines  Brachjahres  mit  4  Fangpflanzensaaten 
«nerlässlich.  Erst  nach  solcher  gründlichen  Reinigung  wird  das 
neu  empfohlene  Verfahren  mit  Erfolg  zur  dauernden  Sicheruung  der 
BUbenerlräge  anzuwenden  sein.  Wo  aber  die  Nematoden  noch 
weniger  am  sich  gegriffen  haben,  wo  die  Erträge  sich  verminderten, 
aber  noch  nicht  so  tief,  wie  eben  angegeben  wurde,  gesunken  sind, 
da  wird  sich  höchst  wahrscheinlich  durch  Kartoffel- 
bau  mit  2  Frühjahrsfangpflanzensaaten  allein  schon 
nicht  nur  weiteres  Sinken  der  Erträge  verhüten,  son- 
dern allmählich  die  volle  normale  Ertragsfähigkeit 
zarückgewinnen  lassen. 

Ueber  diese  neueren  Versuche  habe  ich  bereits  am  7.  Februar 
d.  J.  in  der  Vorstandssitzung  der  Nematodenvertilgungsstation  be- 
richtet.   Id  einem  am  13.  Februar  gehaltenen  Vortrage,  über  den  in 
mehreren   landwirthschaftlichen  Zeitungen  berichtet  wurde,   gedenkt 
auch  Herr  Dr.  Wilfarth- Bern  bürg  des  Anbaues  von  Frühkartoffeln 
nach  Fangpflanzen.     Wenn   derselbe  dabei  äussert:    „Nur  die  erste 
Fangpflanzensaat,  die  viele  Nematoden   zu  Tage  fördert,  ist  ent- 
schieden beizubehalten,  die  Nachfangpflanzensaaten  sind  dagegen  weg- 
zolassen^S  so  ist  dies  ein  wenig  sachgemässer  Rath.    Abgesehen  von 
der  eben  erwähnten  Unentbehrlichkeit  eines  Bracbjahres  mit  4  Fang- 
yflanzensaaten  bei   extrem   rübenmüden  Böden  muss  auch  bezüglich 
des  späteren  Niederhaltens  oder  der  Verhütung  weiteren   Umsich- 
greifens bei  noch  weniger  intensivem  Auftreten  der  Nematoden  her- 
vorgehoben werden,  wie  im  Vergleich  mit  der  Hanfkultur  es  gerade 
ein  Vorzug  des   von  mir  zuerst  empfohlenen   und  versuchten   Ver- 
fahrens, Frühkartoffeln  spät  auszulegen,  ist,  dass  dabei  zwei  Früh- 
jahrspflanzensaaten    in  Ausführung   kommen    können.      Wer 
jemals  bei  mehreren  auf  einander  folgenden  Fangpflanzensaaten  die 
Untersuchung  auf  Nematoden  selbst  ausgeführt  hat,  wird  gefunden 
haben,   dass  auf  einem  nematodenreichen  Felde  in  der  zweiten  Saat 
^er  noch  mehr  Larven,  als  in  der  ersten  sich  finden,  weil  die  zweite 
Saat  gerade  in  die  wegen  der  grösseren  Bodenwärme  für  die  Nema- 
toden günstigste  Entwickelungszeit  fällt,   was  deren  Einwanderung 
in  die  Wurzeln  fördert    Man  begnüge  sich   daher  ja  nicht 
mit  einer  Fangpflanzensaat,   wo  deren   zwei  im  Früh- 
jahr ausgeführt  werden  können. 

Wenn  ferner  die  Ansicht  ausgesprochen  worden  ist,  die  Fang- 
pflanzenmethode komme  zu  theuer  zu  stehen  und  könne  auf  grösseren 
Flächen  nicht  wohl  ausgeführt  werden,  so  beruht  dies  auf  einer 
irrigen  Auffassung.    Bei  der  im  Frühjahr  vorigen  Jahres  mit  Fang- 


596  Kfihn,  Neaere  Vennche  cor  B«kAmpfaDg  der  Bfibennanatoden. 

pflanzen  besäeten  Fläche  von  8  Morgen  erforderte  die  normale  Zer« 
Störung  einer  Fangpflanzensaat,  das  dann  erfolgende  Pflogen  des 
Landes  zur  vollen  Tiefe  mit  Scbalsech  und  die  Bestellung  der  neoeo 
Saat  pro  Morgen  im  Ganzen  4  Pferdetage  von  10  Stunden  Arbeits- 
zeit.   Ein  Bracbjabr  mit  vier  Fangpflanzensaaten   würde  daher  die 
Arbeitsleistung  von  16  Pferdetagen  k  10  Stunden    erfordern.    BQw- 
nach  vermag  jeder  Landwirth  die  Kosten  für  seine  Oertlichkdt  zu 
berechnen  —  sie  stellen  sich  nicht  erheblich  höher,  als   bei  einer 
schwarzen  Brache,    bei  welcher  ausser  der  Herbstftirche  noch  im 
Brachjahre  mindestens  4  Furchen  gegeben  und  in  der  Zwischenzeit 
so  oft  geeggt  werden  müssen,  dass  die  Begrünung  der  Brache  verhütet 
wird.   Da  früher  tausende  von  Morgen  mit  schwarzer  Brache  behan- 
delt wurden,  so  wird  wohl  auch  dn  nicht  viel  mehr  Arbeit  erforderndes 
Fangpflanzenbrachjahr    in    der    Gegenwart    praktisch    durchfQhrbar 
sein,  und.  zwar  um  so  mehr,  als  die  Oespannhaltung  in  Zuckerrüben- 
wirthschiiten  bei  weniger    ausgedehntem  Getreidebau    eine   relatir 
bedeutendere  ist  und  die  Zerstörung  der  Fangpflanzen  zwischen  die 
Frühjahrs-  und  Herbstbestellung  fällt  Die  Kosten  des  Bübsensimens 
werden  durch  die  düngende  Wirkung  der  zerstörten  Fangpflanzen 
kömpensirt  und  die  Bearbeitungskosten   sowie  die  verlorene  Pacht 
des  Fang^anzenbrachjahres  deckt  der  zu  seiner  normalen  Ertrags- 
fl^igkeit  zurückgeführte  Acker  durch  den  Mehrertrag  einer  einzigen 
vollen  Zuckerrübenernte  mehr  als  ausreichend.  —  Was  aber  das  oft 
geäusserte  Bedenken  bezüglich   der    mikroskopischen  Untersnchung 
anlangt,  so  ist  dieses  völlig  unbegründet.    Ich  habe  wiederholt  zu 
konstatiren  Gelegenheit  gehabt,  wie  die  in  den  Zuckerrfibeowirth- 
schaften  während  der  Vegetationsperiode  minder  dringend  beschäf- 
tigten Chemiker   und  Fabrikdirigenten    die   mikroskopische  Unter- 
suchung der  Fangpflanzen  aufs  Exakteste  auszuüben  verstehen,  die 
bei  Anwendung  von   etwas  Jodlösung  auch  zu  den  durchaus  nicht 
schwierigen  mikroskopischen  Arbeiten  gehört.    Der  Vorsteher  der  dem 
hiesigen  landwirthschaftlichen  Institut  angeschlossenen  Nematoden- 
Vertilgungsstation,  Herr  Dr.  Hollrung,  der  in  vielen  Wirthschaften 
an  Ort  und  Stelle  die  Ausführung  der  mikroskopischen  Untersuchnng 
von  Fangpflanzen  kontrolliren  konnte,  versicherte  mir  gleichfalls,  dass 
dieselbe  in  der  Regel  mit  grösster  Sorgfalt  bewirkt  werde.    Wenn 
dennoch  zuweilen  nicht  günstige  Resultate    bei  der  Fangpflanzen- 
methode  gewonnen  wurden,  so  hat  es  nicht  an  der  mikroskopischen 
Untersuchung,   sondern   an   der    mangelhaften    praktischen 
Ausführung  der  Zerstörung  der  Fangpflanzen  gelegen.   Es 
kommt  zuweilen  vor,  dass  die  Herren  Wirthschaftsbeamten  klflger 
sein  wollen,  als  der  Professor  Kühn  in  Halle,  und  diese  glanben 
dann  nicht  nöthig  zu  haben,  seine  Instruktion  zu  befolgen,  sind  auch 
Über  die  Anwendung  des  von  ihm  für  diesen  Zweck  konstruirten 
Grubbers  und  über  die  Anwendung  des  auch  für  andere  Zwecke  sehr 
praktischen  Schäl-  oder  Scharseches  weit  erhaben,  obgleich  doch  der 
Professor  Kühn  am  besten  wissen  muss,  was  wirklich  erfordert  wird, 
um  den  Zweck  sicher  zu  erreichen  und  er  auch  aus  eigener  langjfthriga* 
Erfahrung  im  Grossbetriebe  recht  wohl  zu  beurtheilen  vermag,  was 
in  demselben  durchgeführt  werden  kann,   wenn  man  nur  ernstlich 


Ogata,    Uebtr  die  bakterienfeindliehe  Substanz  des  Blates.  597 

vill.  Doch  das  ist  eine  vorübergeheode  EDtwickeluDgsperiode.  So 
jat  wie  man  vor  40  Jahren  einem  Vorurtheile  gegen  die  Anwendung 
4er  Drillmaschinen  begegnete,  während  die  jüngere  Generation  keine 
Ahnuiig  mehr  davon  hat,  so  wird  sich  auch  die  Fangpflanzenmethode 
aehr  und  mehr  Bahn  brechen  und  ihre  praktische  Ausführung  wird 
Khliesalich  ganz  allgemein  eine  exakte  und  gut  wirksame  werden 
xur  daaernden  Sicherung  unserer  Rübenzackerindustrie  und  damit 
auch  zur  Förderung  der  allgemeinen  Wohlfahrt. 

Halle,  den  14.  März  1891. 


Heber  die  bakterienfeindliehe  Substanz  des  Blates. 

Vorläufige  Mittheilung 

▼on 

Prof.  M.  Ogate 

UD  hygienitohen  Institut  in  Tokio. 

Ich  habe  früher  mit  Herrn  Jasuhara  den  Einfluss  einiger 
Thierblutarten  auf  Milzbrandbacillen  und  Mäuseseptikämiebacillen 
stadirt,  und  gefunden,  dass  das  Blut  oder  Blutserum  des  milzbrand- 
beziw.  mäuseseptikämie-immunen  Thieres  bei  für  jene  Krankheiten 
empfänglichen  Thieren  als  prophylaktisches  und  therapeutisches 
Mittel  verwendbar  ist,  wenn  es  den  Versuchs  thieren  vor  oder  nach 
Impfung  der  Milzbrand-  bezw.  Mäuseseptikämiebacillen  subkutan  in- 
jizirt  wird«  Das  Genauere  darüber  steht  in  den  „Mittheilungen  d.  med. 
Fakultät  der  Kaiserl.  jap.  Universität  Tokio.  Bd.  I.  No.  4.  Unsere 
Arbeit  über  Milzbrand  hat  Herr  Prof.  Loeffler  in  No.  1  dieses 
Centralblattes.  1891  genau  referirt  (S.  25.  IX.  Bd.). 

Wir  wussten  damals  noch  nicht,  auf  was  für  eine  Substanz  wir 
jene  immun  machende  Eigenschaft  zurückführen  sollten.  Wir  wussten 
nur,  dass  die  immun  machende  Wirkung  des  Blutes  durch  die  Ver- 
danungssäfte  des  Versuchsthiers  sowie  durch  1 — 2-stündIiches  Er- 
wärmen auf  45^  G  aufgehoben  wird. 

Nach  vielen  vergeblichen  Versuchen  ist  es  mir  nun  schliesslich 
gelungen,  aus  Hunde-  und  Hühnerblutserum  einen,  freilich  bis  jetzt 
nicht  chemisch  reinen,  Körper  zu  isoliren,  welchem  jene  immunisirende 
Eigenschaft  zukommt. 

Zu  dem  obigen  Zwecke  habe  ich  1)  Serumglobulin  aus  Hunde- 
blutserum (10  ccm  Serum)  durch  Verdünnen  mit  Wasser  und 
CO^-einleitung  dargestellt  und  dasselbe  in  2  ccm  mit  kohlens.  Natron 
schwach  alkidisch  gemachten  Wasser  gelöst.  Von  der  letzteren 
Lösung  habe  ich  je  2  Tropfen  2  Mäusen  unmittelbar  vor  der  Milzbrand- 
impfung subkutan  durch  eine  Pravaz'sche  Spritze  injizirt  und  an- 
dererseits Kontrollimpfung  bei  einer  Maus  gemacht.  Alle  drei  Mäuse 
starben  ohne  Unterschied  nach  2  Tagen  durch  Milzbrand. 

2.  Ich  habe  10  ccm  Hundeblutserum  im  Scheidetrichter  aufge- 
nommen und  2  Tropfen  kohlens.  Natron  zugesetzt,   darauf  10  ccm 


598  OgatR, 

Aether  hinzugefügt  und  stark   geschttttelt.     Nach   der   Sch^donfi 
beider  Flfissigkeiten  habe  ich  die  ätherische  Lösung  gesondert  in  efn 
Uhrfflas  gebracht  und  in  der  Luft  verdunsten  lassen.     Zu   der    sa- 
rückbleibenden  Masse  habe  ich  ^/^  ccm  Aq.  dest.  hinzugefagt,  e^elöc* 
und  filtrirt.    Von  dem  Filtrate  habe  ich  2  M&usen  je  2  Tropfen  and 
von  unter  Aether  gestandenem  Blute  2  Mäusen  je  1  Tropfen  subkn- 
tan  kurz  vor  der  Milzbrandimpfung  injizirt,  andererseits  a,udb    hei 
einer  Maus  Kontrollimpfung  gemacht.   Die  beiden  mit  Aetherextrakt 
injizirten  Mäuse  und  die  Kontrollmaus  gingen  nach  2  Tagen  durch 
MUzbrand  zu  Grunde,  während  die  mit  Blut  injizirten  gesund  bliebep. 
Diese  Versuche  zeigen,  dass  jene  Substanz  durch  schwache  Alkalisi- 
rung  und  Aether  nicht  zerstört  wird  und  nicht  im  Aether  aufhehm-* 
bar  ist. 

3)  Nach  weiteren  Misserfolgen  habe  ich  25  ccm  Hundeblutsemm 
durch  200  ccm  absol.  Alkohol  gefällt,  24  Stunden  stehen  lassen,   dann 
vom     über     dem    Niederschlag     stehenden     Alkohol    einige     ccm 
im  Reagenzglase  aufgenommen  und  gleiche  Menge  Aether  hinzugef&gt, 
wodurch  ein  weisser  Niederschlag  entstand.    Sodann    habe  ich   die 
Flüssigkeit  ins  ursprüngliche  Gefltes  zurückgegossen,  wieder  200  ccm 
Aether  neu  hinzugefügt  und  12  Stunden  stehen  lassen.    Dann  habe 
ich  abfiltrirt  und  den  Niederschlag  in  der  Luft  getrocknet  und  pol- 
verisirt.    Zu  der  pulverisirten  Masse  habe  ich  10  ccm  lauwarmes 
dest.  Wasser  zugesetzt  und  nach  fünfminutigem  Stehen  filtrirt 

Vom  letzten  Filtrat  habe  ich  einerseits  je  3  Tropfen  2  Mäusen 
subkutan  kurz  vor  der  Milzbrandimpfung  injizirt  und  bei  einer  an- 
deren Maus  die  Kontrollimpfung  gemacht;  alle  3  Mäuse  starben  nach 
2  Tagen. 

Bei  der  Sektion  ergab  sich  mikroskopisch  die  sehr  aufifallende 
Thatsache,  dass  bei  den  Mäusen,  welche  obiges  Filtrat  bekommen 
hatten,  weder  im  Blute,  noch  in  den  inneren  Organen  wie  Leber, 
Milz,  Nieren  u.  s.  w.  Milzbrandbacillen  zu  finden  waren,  während  bei 
dem  KontroUthiere  im  Blute  und  in  den  inneren  Organen  mass^ihaft 
die  Milzbrandbacillen  enthalten  waren.  Daher  vermuthete  ich,  dass 
jene  wirksame  Substanz  in  dem  Filtrate  enthalten  sein  müsse,  wenn- 
gleich die  Versuchsmäuse  zu  Grunde  gingen. 

Andererseits  entstand  bei  dem  noch  übrigen  Filtrate  durch  Zu- 
satz von  absolutem  Alkohol  und  Aether  (100  ccm)  ein  voluminöser 
flockiger  Niederschlag.  Ich  habe  nach  klarem  Absetzen  desselben 
filtrirt  und  in  der  Luft  den  Niederschlag  getrocknet  Da  derselbe 
zu  spärlich  war,  um  ihn  vom  Filtrirpapier  zu  lösen,  so  habe  ich  auf 
letzteres  direkt  6  ccm  Gemisch  von  Glycerin  und  Wasser  (aus 
gleichen  Theilen)  aufgegossen  und  filtrirt.  So  bekam  ich  ungefithr 
4  ccm  ganz  klares,  farbloses  Filtrat. 

Mit  dem  letzteren  Glycerinextrakt  (Filtrate)  habe  ich  verschie- 
dene Thierversuche  mit  Milzbrandimpfung  angestellt. 

Hier  sei  auch  noch  zu  merken,  dass  ich  zu  meinen  Versuchen 
stets  Milzbrandbacillen  aus  den  Organen  von  durch  Milzbrand  ge- 
storbenen Mäusen  benutzt  habe. 


Ueber  die  bakterieiifeindliche  Snöitanz  des  Blutes.  599 

1.  Mäuse. 

a>  Als  ich  2  Mäusen  je  1  Tropfen  obigen  Glycerinextraktes 
ioppdt  mit  dest  Wasser  Terdünnt  kurz  vor  der  Milzbrandimpfung 
subkutan  injizirte,  starb  eine  Maus  nach  2  Tagen,  während  die  an- 
iere  gesund  blieb. 

Bei  der  Sektion  der  gestorbenen  Maus  fand  ich  nur  spärliche 
Milzbrandbacillen  in  den  inneren  Organen,  die  ein  bischen  kleiner  zu 
sein  scheinen,  als  die  Milzbrandbacillen  in  den  Organen  der  KontroU- 


b)  2  Mäusen  wurde  je  Va  Tropfen  obigen  Glycerinextrakts  mit 
Wasserverdünnt  kurz  vor  der  Milzbrandimpfung  subkutan  injizirt; 
bdde  Mäuse  bleiben  gesund. 

c)  2  Mäusen  wurde  wieder  je  ^/s  Tropfen  Glycerinextrakts  kurz 
¥or  der  Milzbrandimpfung  subkutan  injizirt.  Beide  bleiben  gesund. 
(Wiederholung  des  Versuchs  b.)  Eine  dieser  Mäuse  warf  nach  12 
Stunden  ohne  schwere  Erkrankung  2  Stück  Junge  und  diese  blieben 
ebenfalls  gesund. 

d)  2  Mäusen  wurde  je  ^/^  Tropfen  Glycerinextrakt  mit  Wasser 
TerdOnnt  kurz  vor  der  Milzbrandimpfung  subkutan  injizirt.  Es  starb 
eine  Maus  mit  Befund  wie  unter  a,  während  die  andere  gesund 
bleibt. 

Alle  Kontrollmäuse  zu  a,  b,  c,  d  sind  nach  2  Tagen  durch 
Müzbrand  gestorben  und  ich  fand  sehr  reichliche  Milzbrandbacillen 
im  piüte  und  den  inneren  Organen. 

2.  Meerschweinchen. 

2  kleinen  Meerschweinchen  wurden  2Va  Tropfen  obigen  Glycerin- 
extrakts mit  Aq.  dest  verdünnt  kurz  vor  Milzbrandimpfüng  subkutan 
injizirt.  Es  erkrankte  ein  Meerschweinchen  1—2  Tage  nach  der 
Impfung,  erholte  sich  aber  wieder  und  jetzt  sind  beide  gesund. 

Das  Kontrollmeerschweinchen,  ebenso  klein  wie  die  Versuchs- 
thiere,  ist  nach  2  Tagen  durch  ausgesprochenen  Milzbrand  zu  Grunde 
g^^gen. 

Aus  obiger  Versuchsreihe  kann  man  schliessen,  dass  die  gegen 
Milzbrand  immun  machende  Substanz  im  Glycerinextrakt  enthalten 
ist  und  V2  Tropfen  davon  bei  Mäusen,  2,5  Tropfen  bei  Meerschwein- 
chen wirksam  sind. 

Auf  ganz  dieselbe  Weise  wie  das  Hundsblutserumglycerinextrakt 
wurde  ein  ExtraJ^t  aus  dem  Hühnerblute  bereitet,  und  zwar  aus  20 
ccm  defibrinirten  Blutes.  Die  Menge  des  Glycerinextraktes  betrug 
5  ccm.  Damit  wurden  folgende  Versuche  mit  Mäuseseptikämiebacillen 
angestellt : 

1.  Mäuse. 

2  Mäusen  habe  ich  je  V4  Tropfen,  2  Mäusen  je  Vs  Tropfen 
und  2  Mäusen  je  1  Tropfen  obigen  aus  Hühnerblut  bereiteten  Gly- 
cerinextrakts dicht  vor  Mäuseseptikämieimpfung  injizirt  und  anderer- 
seits eine  Kontrollimpfung  ohne  Glycerinextraktinjektion  gemacht. 
Es  starben  die  Mäuse,  welche  V^  und  V,  Tropfen  Glycerinextrakt 


600  Ogata, 

bekommen  hatten,  durch  Mäuseseptikämie  nach   3  Tagen,   während 
die  mit  1  Tropfen  behandelten  beiden  Mäuse  gesund  blieben. 

Die  beiden  KontroUversuchsmäuse  gingen  ebenfalls  durch  M&uae- 
septikämie  nach  3  Tagen  zu  Grunde. 

2.  Tauben. 

2  Tauben  je  2  Tropfen  obigen  Glycerinextrakts  aus  Hfihnerblut 
mit  Aq.  dest.  verdünnt  dicht  vor  Mäuseseptikäoiieimpfung  subkutan 
injizirt,  und  andererseits  eine  Eontrollimpfung  ohne  solche  Injektion 
bei  einer  Taube  gemacht.  Beide  Tauben,  die  Glycerinextrakt  be- 
kommen haben,  blieben  gesund,  während  die  Kontrolltaube  nach 
5  Tagen  durch  Mäuseseptikämie  zu  Grunde  ging. 

Daraus  geht  hervor,  dass  auch  im  Glycerinextrakt  aus  Hahner- 
blut  jene  gegen  Mäuseseptikämie  immunmachende  Substanz  enthalten 
ist,  und  zwar  ist  1  Tropfen  des^Extrakts  bei  Mäusen,  2  Tropfen  bei 
Tauben  wirksam.  { 

Weitere  Versuche  mit  Glycerinextrakt   (aus   flunde- 
blutserum,  Hühnerblut)  und  Hundeblutserum. 

1.  Liess  ich  1  Tropf.  Glycerinextrakt  aus  Hundeblut  auf  im  Beagenz- 
glase  befindlichen  Stärkekleister  sowie  entalkoholtes  Fibrin  (bei  schwach- 
saurer und  alkalischer  Beiü^tion  durch  Salzsäure  und  kohlensaures 
Natron)  einwirken,  so  zeigte  derselbe  nach  1  Tage  weder  Pepton- 
noch  Zuckerreaktion. 

2.  Ich  habe  Glycerinextrakt  aus  Hundeblutserum  im  Wasserbade 
eine  Stunde  auf  45®  G  erwärmt,  wie  ich  froher  bei  den  Milzbrand- 
versuchen ^)  das  Blutserum  des  Hundes  auf  dieselbe  Temperatur  brachte, 
und  2  Mäusen  je  0,5  Tropfen  dicht  vor  der  Milzbrandimpfung  sub- 
kutan injizirt.  Beide  Mäuse  starben  ebenso  wie  das  KontroUimpfuiigs- 
thier  nach  2  Tagen  durch  Milzbrand,  während  die  mit  nicht  erwärmtem 
Blutserum  iqizirten  Mäuse  gesund  blieben. 

3.  2  Mäusen  habe  ich  1  Tropfen  Hundeblutserum,  dem  Karbol- 
säure im  Verhältniss  von  0,5  ®/o  zugesetzt  war,  subkutan  kurz  vor  der 
Milzbrandimpfung  injizirt,  femer  eine  Kontrollimpfung  gemacht,  alle 
Thiere  starben  durch  Milzbrand  nach  2  Tagen. 

4.  Als  ich  2  Mäusen  1  Tropfen  Hundeblutserum,  das  mit  Salz- 
säure bis  zur  schwachsauren  Reaktion  versetzt  war,  dicht  vor  der 
Milzbrandimpfung  subkutan  injizirte  und  andererseits  eine  Kontroll- 
Impfung  bei  einer  Maus  (ohne  Injektion)  machte,  starben  alle  drei 
nach  2  Tagen  durch  Milzbrand.  Ebenso  war  das  Blutserum,  durch 
das  2  Stunden  lang  GO^  geleitet  war,  unwirksam,  als  ich  2  M&usen 
0,5  Tropfen  dicht  vor  Milzbrandimpfung  subkutan  injizirte ,  während 
mit  kohlensaurem  Natron  schwach  alkalisch  gemachtes  Blutserum 
sich  wirksam  zeigte. 

5.  Obige  Glycerinextrakte  aus  Hundeblutserum  und  flahnerblut 
wurden  mit  1:4  Aq.  dest.  verdünnt,  so  dass  also  der Glyceringehalt 
beider  Extrakte  1 : 8  war.    In  diese  beiden  Flüssigkeiten  wurden  aus 

1)  MittheUongen  d.  med.  FakultXt  der  kaiserl.  jap.  Universitfit  Bd.  1.  No.  4.  8.  H3. 


Ueber  die  bakterienfeindliche  Substanz  des  Blntes.  gQX 

OBer     Nährgelatinekultur    Gholerabacillen    (Kommabacillen    v. 
Koch)  durdb  eine  PlatiDöse reichlich  übertragen,  durch  Umrühren  gut 
gemi&äit    ond  unmittelbar  danach  Plattenkulturen  nach  Esmabch- 
scher  Methode  gemacht,  indem   ich   durdi  eine  grosse  Platinöse  ein 
Tröpfchen  davon  auf  den  vorher  erwärmten  und  verflüssigten  Gelatine- 
Bfthrboden  übertrug.    Es  entwickelten  sich  nach  3  Tagen  unzähl- 
bare reichliche  Kolonieen  von  Gholerabacillen  in  beiden 
Plattenkulturen.    Als  ich  sodann  3  und  5  Stunden  nach  der  Bereitung 
obiger    Mischung  von   Gholerabacillen  wiederum  beide  Flüssigkeiten 
mit  Platindraht  stark  umrührte  und   auf  genau  dieselbe  Weise  wie 
obeB  neue  Plattenkulturen  damit  anlegte,  entwickelte  sich  nur  eine 
einzige  Kolonie  von  Gholerabacillen  in  der  Plattenkultur 
ans  Hnndeblutserumextrakt,  das  ich  nach  6  Stunden  genommen  hatte, 
während   die  beiden   nach  3  Stunden  gemachten  Kulturen  und  die 
nach  5  Stunden  aus  Hühnerblutextrakt  gemachten  steril  blieben. 
Obige  Olycerinextrakte  aus  Hundeblutserum  wurden  wieder  mit 
1:4  Aq.  dest  verdünnt.     In   diese  Flüssigkeit  wurden   Typhus- 
bacillen  reichlich  übertragen,   durch  Umrühren  gut  gemischt  und 
anf  genau  gleiche  Weise  wie  oben  Plattenkulturen  gemacht.   Es  ent- 
wickelten  sich   reichliche  Typhusbacillenkolonieen    nur 
in  Plattenkultur,  die  ich  unmittelbar  nach  Uebertragung  von 
Typhnsbadllen  anlegte,  während  nach  3  und  5  Stunden  gemachte 
Knltnren  ebenfalls  steril  blieben. 

Aus  diesen  Versuchen  schliesse  ich,  dass  jene 
Substanz,  welche  für  Milzbrand  und  Mäuseseptikämie 
empfängliche  Thiere  gegen  diese  Krankheiten  immun 
macht,  auf  ein  in  dem  Blute  immun  er  Thiere  enthaltenes 
Ferment  zurückzuführen  ist. 

Da  dieses  Ferment  auch  die  Eigenschaft  hat,  Gholera- 
bacillen und  Typhusbacillen  in  ihrer  Entwickelung  zu  stören, 
so  ist  es  mir  wahrscheinlich,  dass  die  von  Fodor>)  gefundene  und 
von  Nnttall'),  Buchner'),  Voit  u.  a.  genauer  studirte  desin- 
fizirende  Wirkung  des  Blutes  auf  demselben  Stoffe  beruht 
Wenn  ich  kurz  die  Eigenschaften  der  im  Blute  enthaltenen, 
immun  machenden  Substanz  (Ferment)  zusammenfasse,  so  sind  sie 
folgende : 

1.  Die  Substanz  ist  in  Wasser  und  Glycerin  leicht 
löslich,  dagegen  unlöslich  in  Alkohol  und  Aether. 
Durch  Zusatz  von  Alkohol  und  Aether  wird  sie  nicht 
zerstört. 

2.  Die  Wirksamkeit  wird  durch  schwache  Alkalien 
nicht,  wohl  aber  durch  wenige  Karbolsäure  und  Salz- 
säure ganz  aufgehoben. 

3.  Sie  ist  unwirksam  bei  Gegenwart  von  Verdau- 
ungssäften, sowie  bei  Erwärmen  auf  45^  G. 

4.  Die    Substanz   hat   sowohl   immunisirende,   als 


1)  Archiv  für  Hygiene.  B.  IV.  S.  129. 
S)  Zeitschrift  fOr  Hygiene  B.  lY.  S.  865. 
3)  Archir  f&r  Hygiene.  B.  X.  S.  84 


602  GÄhrung. 

auch  desinfizirende  Eigenschaften  und  behält  durcli 
den  Glycerinzusatz  ihre  Wirksamkeit  lange  Zeit  ohne 
merkbare  Veränderung. 

5.  Sie  zeigte  nicht  die  Eigenschaft,   das  Fibrin  in 
Pepton,  Stärkekleister  in  Zucker  zu  verwandeln. 

Ich  bereite  das  Ferment  in  folgender  Weise: 

Zu  einem  Theüe  Blut  oder  Blutserum  füge  ich  10 — 15  Theile 
eines  Gemisches  von   absolutem  Alkohol  und   Aether  (zu  gleichen 
Theilen),  lasse  es  1 — 2  Tage  stehen,  filtrire,  sammle  den  Niederschlag 
auf  Filtrirpapier  und  trockne  an  der  Luft.    Die  trockne  Masse  wird  im 
Mörser  pulverisirt  und  zu  derselben  lauwarmes  Wasser  oder  ein  Ge- 
misch von  Glycerin    und  Wasser   (zu  gleichen   Theilen)  in  halber 
Menge  des  Blutes  gefügt.  Nach  3—4  Minuten  langem  .Stehenlassen  wird 
dann  rasch  durch  Leinwand  oder  ein  baumwollenes  Tuch  koUirt  und 
filtrirt  mittels  eines  Faltenfilters  oder  durch  Saugvorrichtung.   Zu  dem 
letzteren  Filtraten  setze  ich  wieder  die  lOfache  Menge  eines  Gemiscbeg 
von  Alkohol  und  Aether,  lasse  es  einen  Tag  stehen,  filtrire  den  Nieder- 
schlag und  trockne.    Die  trockne  Masse  wird  wieder  in  ^/^  Thdle 
(der  ursprünglichen  Blutung)  Wasser  gelöst  und   filtrirt,  dann  V« 
Theil  Glycerin  hinzugefügt,  oder  in  Vs  Theile  Gemisch  von  Glycerio 
und  Wasser  gelöst  und  filtrirt.     Das  letztere    Glycerinextrakt  ist 
ebenso  wirksam  wie  das  frühere  aus  Hundeblutserum  und  Hühnerblut 
dargestellte.    Die  wirksame  Dosis  muss  aber  jedesmal  nach  der  Be- 
reitung bei  Versuchsthieren   festgestellt  werden,    da  die  im  Blute 
enthaltene  F  e  r  m  e  n  t  m  e  n  g  e  je  nach  der  Bereitung  und  dem  Körper- 
zustande  des  Thiers  verschieden  sein  kann. 

Tokio,  15.  März  1891. 


Referate. 


Jörgensen,  Alfred,  Zur  Analyse  der  obergährigen  Hefe 
in  Brauereien  und  Brennereien  nach  Hansen's  Me- 
thode.   (Zeitschr.  f.  d.-ges.  Brauwesen.  München  1891.  No.  2.) 
Hansen  hat  bekanntlich  eine  Reihe  von    sehr  verschiedenen 
Charakteren  für  die  Saccharomyceten  gefunden,  vermittelst  welcher  es 
möglich  ist,  die  Arten  zu  beschreiben  und  die  Hefen  zu  analysiren. 
Hierzu  gehören  auch   die  Merkmale,  welche  er  für  Vegetationen  auf 
Nährgelatine  nachgewiesen  hat  (diese  Zeitschrift.  Bd.  IL  1887.  p.  118); 
ich  citire  speziell  diese  Arbeit,  weil  sie  gewöhnlich  übersehen  wird. 
Bei  der  Analjse  der  Brauereihefe  wird  in  der  Regel  zu  weitläufig 
werden,  diese  in  alle  ihre   einzelnen  Bestandtheile  aufzulösen,  um 
eine  Reinkultur  jeder  Art  für  sich  darzustellen.    Hansen  hat  daher 
eine  Methode  mit  Hülfe  der  Sporenbildung  angegeben,  wodurch  man 
im  Stande  ist,  Mischungen  direkt  und  in  kurzer  Zeit  zu  untersuchen. 
Das  Prinzip  der  Methode  ist  dieses,  dass  die  wilden  Hefen  bei  ge- 
wissen Temperaturen  ihre  Sporen  früher  entwickeln,  als  die  Kultur- 


Gährung.  — -  Nitrifikation.  603 

lififoB  und  dass  der  anatomische  Bau  der  Sporen  dieser  zwei  Gruppen 

von  Hefen  gewöhnlich  deutlich  verschieden  ist.    Ref.  fand,  dass  diese 

iilr  die  Analyse  der  untergährigen  Hefe  allgemein  angewendete  Me- 

Üiode  auch  Ar  die  obergfilrigen  Hefen  ohne  irgend  welche  Verände- 

nmg  zu  benutzen  ist.    Die  meisten  obergährigen  Kulturhefen  zeigen 

sich  dadurch  von  den  untergährigen  verschieden,  dass  sie  in  den  Gyps- 

biockkultoren  eine  viel  grössere  Menge  von  sporentragenden  Zellen 

entwickeln.    Viele  dieser  Arten    geben  bei  25^  C  Sporen  ungefähr 

zu  derselben  Zeit  wie  die  wilden  Hefen;  bei  15^  G  kommt  dagegen 

die  Sporenbildung  später,  bei   einigen  Arten  bedeutend  später;  bei 

12^  C  wird  der  Zeitunterschied  noch  grösser  sein.    Aber  selbst  in 

solchen  Fällen  oder  bei  solchen  Temperaturen,  wo  die  Zeitunterschiede 

sehr  gering  sind,  wird  der  Unterschied  im  anatomischen  Baue  der 

Sporen    Anhaltspunkte  zur  Bestimmung  etwaiger  Verunreinigungen 

durch  wilde  Hefen  geben  können.       Jörgensen  (Kopenhagen). 

Iflnogradsky,  Recherches  sur  les   organismes  de  la  ni- 

trificaltion.  IV.  (Annales  de  Hnstitut  Pasteur.  1891.  No.  2.  S.  92.) 

Während   Verf.  bisher    als  „Nitromonas^^    eine    einheitliche 

nitrifizirende  Bakterienart  bezeichnete,  hat  sich  derselbe  durch  ünter- 

SQChangen  verschiedenartigen  Materials  nunmehr  überzeugt,  dass  bei 

den  nitrifizirenden  Bakterien  wesentliche  morphologische  Dififerenzen 

vorkommen,  weshalb  er  dieselben  jetzt  als  eine  physiologische  Gruppe 

unter  der  Bezeichnung  „Nitrobakterien'^   zusammenfasst.    Das 

gemeinsame  Gharakteristicum  ist  die  Oxydation  des  ammoniakalischen 

StickstoSs. 

Nachdem  alle  bisherigen  Isolirungs versuche  und  auch  das  Ver- 
dQnnungsverfahren  wenig  befriedigende  Resultate  geliefert  hatten,  ist 
es  Verf.  neuerdings  gelungen,  diese  Nitrobakterien  auf  festem 
Nährboden  zu  kultiviren.  Zunächst  wurde  versucht,  eine  für 
Nitrobakterien  geeignete  Nährgelatine  resp.  Nähragar  zu  konstruiren. 
Verf.  ging  dabei  von  der  Absicht  aus,  die  Ernährungsbedingungen 
far  Nitrobakterien  möglichst  zusagend,  für  andere  Arten  möglichst 
angünstig  zu  machen;  er  wählte  als  Zusatz  nur  mineralische  Salze 
und  Ammonsulfat  Der  Erfolg  war  ganz  unbefriedigend ;  die  Nitro- 
bakterien kamen  gar  nicht,  die  verunreinigenden  Arten  stark  zur 
E^twickelung.  Verf.  verwarf  deshalb  die  organischen  Substanzen 
bei  Konstruktion  des  festen  Nährbodens  und  ging  zu  Versuchen  mit 
dem  von  W.Kühne  zu  diesem  Zweck  empfohlenen  Kieselsäurehydrat 
über.    Das  Verfahren  ist  folgendes: 

Käufliches  Wasserglas,  das  gewöhnlich  eine  dickliche  Konsistenz 
besitzt,  wird  mit  dem  3 fachen  Volum  Wasser  verdünnt.  100  ccm 
dieser  Flüssigkeit  werden  unter  Schütteln  mit  50  ccm  verdünnter 
Salzsäure  gemischt  und  in  einen  Dialysator  gegeben,  der  für  24  Stunden 
in  laufendem,  alsdann  2  Tage  in  oftmals  erneuertem  destillirtem 
Wasser  belassen  wird.  Die  Beendigung  der  Dialyse  erkennt  man 
an  dem  völligen  Klarbleiben  bei  Zusatz  von  Silbemitrat.  Nun  kann 
die  Lösung  durch  Kochen  sterilisirt  und  in  einem  mit  Watte  ver- 
schlossenen Kolben  aufbewahrt  werden.  Verf.  bemerkt,  es  sei  ganz 
unnöthig,    eine  Silicatlösung   von  bestimmtem  Gehalt   anzuwenden. 


g04  Nitrifikation. 

Dieselbe  müsse  nur  mit  entschieden  saurer  Reaktion  auf  den  I>ialj- 
sator  kommen  und  femer  so  verdünnt  sein,  um  dortselbst  nicht  spontan 
zu  gerinnen. 

Als  Mineralsalzlösung  wurde  angewendet: 

Ammonsulfat  0,4 

Magnesiumsulfat  0,05 

Kaliumphosphat  0,1 

Galciumchlorid  Spur 

Natriumkarbonat  0,6—0,9 

Dest.  Wasser  100. 

Die  Sulfate  und  das  Galciumchlorid  einerseits,  andererseits  die 
Phosphate  und  Karbonate  werden  für  sich  gelöst  und  sterilisirt,  die 
Lösungen  nach  dem  Erkalten  gemischt 

Zu  den  Kulturen  dienten  Glasschalen.  Zuerst  wird  die  Silicatlösaog 
in  einem  Kolben  bis  etwa  auf  die  Hälfte  eingedampft,  bis  2—3  Tropfen 
derselben  mit  einem  Tropfen  der  obigen  Salzlösung  binnen  5  MinuteD  ^- 
latiniren.  In  10 — 15  Minuten  muss  die  Probe  fest  genug  sein,  um  beim 
Darüberstreichen  nicht  zu  zerreissen.    Bei  diesem  Konzentrationsgrad 
unterbricht  man  das  Eindampfen,  vertheilt  die  Silicatlösung  mittelst  Pi- 
pette in  die  einzelnen  Schäleben  und  bewirkt  hier  durch  Zusatz  der  Salz* 
lösung  das  Gelatiniren.    Die  Menge  der  letzteren  soll  je  nach  dem  ge- 
wünschten Festigkeitsgrad  die  Hälfte  oder  ein  Drittel  der  Silicatlösoog 
betragen.    Beide  müssen  gut  gemischt  werden.     In  einigen  Minnteo 
macht  sich  die  Gerinnung  durch  schwache  Opalescenz  bemerkbar. 

Die  Aussaat  wird  entweder  durch  Mischung  des  betreffenden 
Materials  mit  der  Salzlösung  vor  der  Erstarrung  bewerkstelligt,  oder 
man  macht  Impfstriche  auf  dem  fertigen  Nährboden.  Das  Natrium- 
karbonat kann  in  der  Salzlösung  auch  durch  Magnesiumkarbonat 
ersetzt  werden;  die  Durchsichtigkeit  leidet^  aber  da  rings  um  die 
J^olonieen  die  Körnchen  von  Magnesiumkarbonat  aufgelöst  werden, 
so  entsteht  ein  heller  Hof,  welcher  die  Kolonieen  besonders  deutlich 
hervortreten  lässt. 

Die  tiefliegenden  Kolonieen  der  Nitrobakterien  in  diesem  Nährbod^ 
bleiben  sehr  klein,  die  oberflächlichen  entlang  der  Impfstriche  dagegen 
bilden  eine  weisse,  ziemlich  dicke  Kruste;  bei  schwacher  Vergrösse- 
mng  bieten  beide  Arten  von  Kolonieen  ein  sehr  charakteristisches 
Ansehen,  das  jede  Verwechslung  mit  anderen  ausschliesst,  abgesehen 
davon,  dass  andere  Arten  auf  diesem  Nährboden  zwar  gedeihen, 
jedoch  nur  kümmerlich,  indem  ihr  Wachsthum  bald  zum  Stillstand 
gelangt.  Die  Kolonieen  der  Nitrobakterien  dagegen  wachsen  zwar 
langsam,  aber  Wochen  hindurch. 

Als  Aussaat  zur  Gewinnung  der  Nitrobakterien  kann  direkt  Erde 
verwendet  werden.  Besser  ist  es  jedoch,  zuerst  in  einer  wässerigen 
Salzlösung  durch  eine  Spur  Erde  die  Nitrifikation  einzuleiten  und 
von  hier  aus  die  üebertragung  auf  den  festen  Nährboden  zu  be- 
werkstelligen. Dann  entstehen  fast  lauter  gleichartige  Kolonieen. 
Zum  Beweise,  dass  es  Nitratbildner  sind,  braucht  man  nur  ein  kleines 
Stück  des  Nährbodens  zur  Salpetersäurereaktion  mit  Diphenylamin 
zu  verwenden,  welche  stets  kräftig  ausfallt. 


AUgemeines  Über  pathogene  Mikroorganismen.  ß()5 

Die  morphologischen  Verhältnisse  der  Nitrobakterien  will  Verf. 
in  einer  nächsten  Mittheilung  schildern.  [Bef.  hatte  Gelegenheit,  die 
oben  geschilderten  Kulturen  der  „Nitrobakterieu''  durch  den  Herrn 
VerfiASser  demonstrirt  zu  erhalten  und  sich  Ton  der  kräftigen  Nitrat- 
Seaktion  zu  überzeugen.]  Buchner  (München). 

Banmgarten,  P«,  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  in 
in  der  Lehre  von  den  pathogenen  Mikroorganismen 
umfassend  Bakterien,  Filze  und  Protozoen.  Unter  Mit- 
wirkung von  Fachgenossen  bearbeitet  und  herausgegeben.    Jahr- 
gang V.    1889.    8».    632  p.    Braunschweig  (H.  Bruhn)  1890. 
Wie  ein  alter  lieber  Bekannter  und  ein  unentbehrlicher  treuer 
Hitarbeiter  erscheint  der  B.'sche  Jahresbericht  dem  Bakteriologen  von 
Fadi;  bat  er  auch  die  Mehrzahl  der  besprochenen  Arbeiten,   sei  es 
im  Originale,  sei  es  in  Referaten,   schon  im  Laufe  des  Jahres  ken- 
nen gelernt,  die  systematische  Zusammenfassung  derselben,  ihre  Zu- 
Bammenstellnng  nach  bestimmten  Gesichtspunkten,  wie  er  sie  in  dem 
Jahresbericht  findet,  ist  für  ihn  doch   von  unschätzbarem  Werthe. 
Beim  litterarischen  Arbeiten  erleichtert  er  die  Aufsuchung  des  Quel- 
lenmaterials in  hohem  Grade ;  beim  Experimentiren  bewahrt  er  durch 
Aufzeigung  des  schon  Gefundenen  davor,  alte  Funde  noch  einmal  zu 
machen  und  in  dem  Ueberschauen  des  Geleisteten  treten  die  Lücken 
in  unserem  Wissen  deutlicher  hervor,  die  auszufüllen  durch  weitere 
FoTSchong  ein  dankbares  Unternehmen  ist.    So  wirkt  das  Werk  nach 
mehr  als   einer   Richtung  hin   förderlich.    Der  neue  Jahrgang  ist, 
wie  der  vorige,  nicht  ein  Werk  des  Herausgebers  allein,  es  würde 
auch  die  Kraft  und  —  die  Geduld  eines  einzigen  Arbeiters  über- 
steigen, alle  diese  Referate  zu  verfassen.  B.  hat  es  verstanden,  nicht 
nur  seine  alten  Mitarbeiter  sich  vollzählig  zu  erhalten  —  nur  einen 
vermissen  wir  schmerzlich,  den  durch   die  Influenza  dahingeraflRien 
Dr.  Hild  ehr  an  dt- Königsberg  —  sondern  noch   19  neue  hinzuzu- 
gewinnen,  darunter  Gelehrte  ersten  Ranges,  eine  Zierde  seines  Werks 
und  der  bakteriologischen  Wissenschaft. 

Der  Umfang  des  Werks  zeigt  wieder  eine  erfreuliche  Zunahme 
gegen  das  vorige  Jahr,  ein  ber^tes  Zeichen  für  den  unermüdlichen 
Fleiss  der  Forscher.  Nicht  weniger  als  1017  Arbeiten  finden  wir 
besprochen.  Die  Eintheilung  des  Stoffs  ist  die  frühere,  die  sich 
offenbar  bewährt  hat.  Ein  vorzügliches  Namen-  und  Sachregister 
erleichtert  die  Auffindung  des  besprochenen  Stoffes. 

Höchst  erfreulich  ist  die  Ankündigung,  dass  der  6.  Jahrgang 
—  1890  —  in  Arbeit  ist  und  in  kürzester  Frist  erscheinen  wird. 
An  zahlreichen  Freunden,  die  seiner  Ankunft  mit  Ungeduld  entgegen- 
sehen, wird  es  ihm  nicht  fehlen,  ebenso  wenig  wie  dem  5.  Jahrgang, 
dem  wir  die  günstigste  Prognose  mit  auf  den  Weg  geben  können. 
Dürfen  wir  an  den  mit  Arbeit  überhäuften  Herausgeber  eine 
Bitte  richten ,  so  ist  es  die ,  über  die  ersten  fünf  Jahrgänge  ein  zu- 
sammenfassendes Inhaltsverzeichniss  herausgeben  zu  wollen.  Eine  der- 
artige Arbeit  ist  ja  trocken  und  mühsam  und  ihm  kaum  zuzumuthen, 
aber  sie  würde  gewiss  ein  vielseitig  empfundenes  Bedürfniss  befriedigen. 

M.  Kirchner  (Hannover). 
IX.  Bd.  89 


gOg  VarUbilitftt  pathogener  Organismen.    (Hog-Cholera.) 

Smifh,  Theabald,  Observations  od  the  yariability  of 
disease  germs.  (The  New  York  Medical  Journal.  1.  Nov. 
1890.) 

Verf.  bringt  die  auf  das  Thema  bezüglichen  Probleme  in  drd 
Gruppen:  1)  Veränderlichkeit  einer  bestimmten  Art,  welche  absicht- 
lich im  Laboratorium  durch  verschiedene  Bedingungen  herbeigeführt 
wird.  Dieselben  sind  charakterisirt  durch  Untersuchungen,  wie  die- 
jenigen Pasteur's  über  Impfungen  mit  Anthrax  etc.  2)  Die  beobachtete 
Veränderung  einer  bestimmten  Art  in  der  Natur.  Hierunter  rechnet 
der  Verf.  die  von  ihm  beobachteten  Verschiedenheiten  der  Virulenz 
von  Schweineseuchebakterien  bei  verschiedenen  Seuchen.  3)  Die  Be- 
ziehungen derjenigen  Bakterien  unter  einander,  welche  sich  zwar  mit 
unsern  gegenwärtigen  Hilfsmitteln  nicht  unterscheiden  lassen,  abc»* 
bei  verschiedenen  Arten  von  Thieren  Krankheiten  erzeugen. 

Die  Beobachtungen  des  Verf.'s  beziehen  sich  im   Wesentlichen 
auf  die  Organismen  einer  Form  der  Schweineseucbe  (Hog-cholera). 
Vor  einigen  Jahren  hatte  der  Verf.  bereits  eine  Varietät  der  Orga- 
nismen der  Schweineseuche  beschrieben,  welche  die  seltenere  Eigen- 
schaft besassen,  auf  der  Oberfläche  flüssiger  Nährmedien  bald  eine 
Haut  zu  bilden,   was  die  im  Jahre  1885  vom  Verf.  gefundenen  Or- 
ganismen der  Schweineseuche  nicht  thaten.    Im  Jahre  1889  kam  eine 
Seuche  zur  Beobachtung  des  Verf.'s,  bei  welcher  er  einen  noch  mdir 
vom  Typus  abweichenden  Bacillus  erhielt.  Diesen  nennt  er  Bacillus  /^, 
um  ihn  von  dem  im  Jahre  1885  von  ihm  gefundenen  als  B  a  c  il  1  u  s  o 
bezeichneten  Typus  der  Art  zu  unterscheiden.     Ausdrücklich  wird 
hervorgehoben,  dass  diese  Bacillen  nichts  mit  den  Organismen  der 
eigentlichen  Schweineseuche  (Swine-plague)  zu  thun  haben,  sondern 
von  jenen  völlig  verschieden  sind. 

Der  Unterschied  zwischen  dem  Bacillus  a  und  dem  Bacillus/^ 
ist  im  Allgemeinen  dadurch  gekennzeichnet,  dass   der  letztere  mefar 
saprophytische  Eigenschaften  besitzt,  als  der  erstere.    Auf  Gelatine- 
platten  wächst  ß  rascher,  seine  Kolonieen,  in  der  Tiefe  sowohl  als 
an  der  Oberfläche,  erreichen  grössere  Dimensionen  und  in  alkalischer 
Peptonbouillon  bewirkt  er  eine  starke  Trübung,  während  a  dieselbe 
kaum  nennenswerth  trübt.    Auf  Thiere  übt  a  eine    viel   heftigere 
Wirkung  aus ;  die  mit  ihm  geimpften  gehen  in  der  Regel  zu  Grunde, 
während  die  mit  ß  geimpften  zwar  erkranken,  aber  nach  einer  Woche 
wieder  gesund  werden,  auch  mussten  von  dem  letzteren  viel  grössere 
Mengen  der  Kultur  injizirt  werden.    Bei  dieser  verschiedenen  Wirkung 
musste  natürlich  die  Frage  sich  aufdrängen,  ob  es  sich  bei  dem  Ba- 
cillus ß  auch  wirklich  um  Hog-cholera  handelte,  oder  um  eine  andere 
Krankheit.    An  dem  Schwein,  von  welchem  der  letztere  Bacillus  er- 
halten war,  hatten  sich  dieselben  Symptome,  wie  bei  der  gewöhnlichen 
Hog-cholera  gezeigt.  Eine  Anzahl  Experimente,  deren  nähere  Ausführung 
nicht  beschrieben  wird,  zeigten  jedoch,  dass  es  sich  thatsächlich  nur 
um  eine  weniger  virulente  Form  der  Hog-cholera  handelte.    I)  Wenn 
der  B  a  c  i  1 1  u  s  a  durch  Hitze  so  abgeschwächt  wurde,  dass  er  eine  lang- 
samer verlaufende  Krankheit  erzeugte,  so  wurden  dieselben  Verletz- 
ungen durch  ihn  erzeugt,  wie  durch  den  Bacillus  /?.    2)  Wenn  die 
durch  a  hervorgerufene  Erkrankung   dadurch    zu  einer  langsamer 


OiftwirkuDg  dastill.  Wassers  (PflaDsenkrankhaitan).  —  Bakterien  im  Wasser.    QffJ 

ferlaafenden  gemacht  wurde,  dass  die  Emp&Dglichkeit  durch 
▼orheiige  Impfang  mit  ß  verringert  wurde,  fanden  sich  die  gleichen 
VeTinderungen  in  den  Eingeweiden.  3)  Durch  eine  Reihe  von  Ver- 
suchen wurde  festgestellt,  dass  eine  zweimiJige  Impfung  mit  Ba- 
cillas  ß  Immunität  gegen  Bacillus  a  erzeugte. 

Auf  diese  Tendenz,  zu  varüren,  fahrt  der  Verf.  die  Missverständ- 
idsse  zwischen  Forschem  verschiedener  Gebiete  eines  Landes  zurück , 
der  eine  mag  diese  und  der  andere  jene  Varietät  finden.  Noch 
schwieriger  gestalten  sich  dann  die  Fälle,  in  denen  das  Thierexpe- 
riment  im  Stich  lässt,«wie  beim  Typhusbacillus,  welcher  beim  Menschen 
ähnliche  Veränderungen  in  den  inneren  Organen  herbeigeführt,  wie 
der  Bacillus/9  bei  Schweinen.  Diesem  letzteren  werden  übrigens  vom 
Verf.  sehr  nahe  Beziehungen  zu  dem  allgemein  verbreiteten  Bewohner 
d^  Darmkanals,  Bacillus  coli  commune  zugeschrieben,  er  soll 
in  der  Mitte  zwischen  dem  letzteren  und  dem  Bacillus  a  stehen. 

Migula  (Karlsruhe). 

Loewi  0.,  Ueber  die  Giftwirkung  des  destillirten  Was- 
sers. (Landwirthschaftliche  Jahrbücher.  Bd.  XX.  1891.  p.  235.) 
Die  von  C.  Aschoff  (vergl.  Landwirth.  Jahrbücher.  1890.  p. 
115)  mitgetheilte  Angabe,  dass  sich  Phaseolus  vulgaris  in 
lüilxrstofflösungen,  die  durch  Auflösen  der  betrefifenden  Nährsalze  in 
reinem  destillirten  Wasser  hergestellt  sind,  in  gesunder  Weise  nicht 
entwickelt,  sondern  dass  die  Pflanze  durch  das  noch  nicht  näher  be- 
kannte sogenannte  „Gift^*  des  destillirten  Wassers  frühzeitig  zu  Grunde 
gebt,  findet  nach  Verf.,  mit  Berücksichtigung  früherer  Untersuchungen 
von  Nägeli,  wahrscheinlich  darin  seine  Erklärung,  dass  es  Spuren 
von  Kupfer  in  dem  destillirten  Wasser  sind,  die  ursprünglich  aus  den 
kapfernen  Destillationsgeiässen  stammen,  welche  diese  Giftwirkung  auch 
aofPhaseolus  ausüben,  da  nach  den  Untersuchungen  von  Nägeli 
schon  ein  Zehnmillionstel  eines  Eupfersalzes  im  Kulturwasser  hin- 
reicht, um  Spirogyren  nach  1  bis  2  Tagen  zu  tödteo.  Da  bei  In- 
f^rien  auch  das  nochmals  aus  Glasgefässen  destillirte  Wasser  tödtlich 
wirkt,  so  dürfte  nach  Verf.  hier  der  Grund  in  der  Entziehung  von 
Nährsalzen  zu  suchen  sein,  welche  das  destillirte  Wasser  im  Gegen- 
satz zu  dem  kalkhaltigen  Quellwasser  begünstigt.      Otto  (Berlin). 

Lortet  et  Despeignes,  Recherches  sur  les  microbes  patho- 
g^nes  des   eaux  potables    distribu6es  k  la  ville  de 
Lyon.    (Rev.  d'hygifene.  T.  XII.  1890.  Nr.  6.) 
Das  Rhonewasser,  mit  welchem  die  Wasserleitung  von  Lyon  ge- 
speist wird,  wird  vor   dem  Eintritt  in  dieselbe  durch  aufsteigende 
Filtration  gereinigt,  in  grossen  Gallerieen,  die  am  rechten  Ufer  der 
Rhone  in  dem  dort  von  dem  Fluss  angetriebenen  Kies  ausgegraben 
Bind.    Nach  den  Untersuchungen  von  Arloing  und  Chauveau 
enthält  das  Rhonewasser  vor  der  Filtration  mindestens  51 000  Keime 
im  Liter,  das  der  Wasserleitung  dagegen  nur  7000.    Die  Verff.  haben 
mit  diesen  Keimen  Impfversuche  angestellt,  die  zu  bemerkenswerthen 
Ergebnissen  geführt  haben.    Chamberland'sche  Kaolinfilter,  die 
sie  an  Zapfistellen  befestigten,  bedeckten  sich  in  wenigen  Tagen   mit 

89* 


gQg  Bakterien  im  Wasser. 

einer  dichten  Schicht  schmierigen  Schlammes,  der  sehr  z&h  und  von 
starkem  Eisengehalt  gelbbraun  gefärbt  war.    Derselbe  wimmelte  tod 
Bakterien.    Die  Verff.  schwemmten  diesen  Schlamm  in   sterilisirtem 
Wasser  auf  und  injizirten  Meerschweinchen  1  g  dieser  Mischnng  auf 
100  g  des  Versuchsthieres  unter  die  Haut.    Die  Thiere  gingen    der 
Mehrzahl  nach  in  kürzester  Frist  zu  Grunde  und  zeigten  bei  der  Ob- 
duktion Ergüsse  ins  Bauchfell  und  die  Brusthöhle  und  fast    stets 
Leber-  und  Lungeninfarkte,    üebertragung  von  Blut,  das  yon  Mikro- 
organismen wimmelte,  auf  andere  Thiere  wirkte  septisch.    In    einem 
Fall  entstand  an    der  Impfstelle  eine  maligne  Neubildung,    welche 
den  Tod  in  wenigen  Wochen  herbeiführte.    In  einer  anderen  Ver- 
suchsreihe   entstanden     durch    die    Impfung    Geschwüre    an     den 
Peyer' sehen  Haufen   und  solitären  Follikeln  des  Darms,  die    mit 
typhösen  Veränderungen    die  grösste  Aehnlichkeit  hatten  und    den 
Tod  der  Versuchsthiere    in  durchschnittlich   2  Tagen  veranlassten. 
Vom  Magen  aus  wirkte  der  Filterschlamm  nicht  pathogen. 

Aber  nicht  nur  in  den  Chamberlan  duschen  Filtern,  sondern  auch 
auf  den  Wänden   und  am  Boden  der  grossen  Filtergallerieen  fanden 
die  Verff.   unzählige  pathogene  Mikroorganismen,  durch   deren  Ver- 
impfung  sie  schnelltödtliche  Scptikämie-Abscesse  an  der  Impfstelle, 
Pjämie  mit  Leberabscessen,  Lungenabscesse  u.  s.  w.  erzeugen  konnten. 
Auf  Grund  dieser  Beobachtung  werfen  die  Verfi.  die  Frage  aaf,   ob 
nicht  die  z.  B.  in  Zürich,  Berlin  u.  a.  a.  O.  eingeführte  absteigende 
Filtration,  bei  der  die  obersten  Schichten  des  filtrirenden  Sandes  von 
Zeit  zu  Zeit  abgehoben  und  gereinigt  werden  können,  der  aufsteigen- 
den Filtration,  bei  welcher  die  Filterschicht  in   ihrer  ganzen  Dicke 
infizirt  wird ,   vorzuziehen  sei.    Diese  in   der  Filterschicht  sich  an- 
siedelnden Bakterien  erscheinen  ihnen  besonders  gefährlich  zu  Zeiten, 
wo  die  Filtration  aus  irgend  einem  Orunde  beschleunigt  werden  musa, 
wo  dann  das  Wasser  durch  den  mitgerisssenen  Kies   trübe  und,  wie 
die  Erfahrung  zeigt,  auch  bakterienreicher  wird. 

Bekanntlich  nimmt  der  Bakteriengehalt  fliessenden  Wassers  all- 
mählich ab,  hauptsächlich  dadurch,  dass  die  Bakterien  sich  zu  Boden 
senken.  Die  Bakterien  aber  gehen,  wie  die  Verff.  des  Weiteren  ge- 
zeigt haben,  selbst  in  grossen  Tiefen  nicht  zu  Grunde,  sondern  be- 
wahren ihre  Infektiosität.  Sie  Hessen  sich  Schlamm  aus  dem  Oenfer- 
see  schicken,  der  aus  Tiefen  von  40 — 50  m  entnommen  war  und 
machten  damit  Impfversucho.  Die  Thiere  gingen  in  ^—48  Stunden 
an  malignem  Oedem  zu  Grunde.  In  einigen  Fällen  entstanden  nur 
lokale  Abscesse.  Diese  Thatsache,  dass  der  Boden  des  Genfersees 
mehrere  km  vom  Ufer  entfernt  in  so  beträchtlichen  Tiefen  Bakterien 
von  solcher  Infektiosität  enthält,  scheint  den  Verff.  die  bekannte  Be- 
obachtung zu  erklären,  dass  Trockenlegung  von  Seeufem  so  häufig 
Krankheiten,  namentlich  Malaria,  nach  sich  zieht. 

Diese  theoretisch  sehr  interessanten  Untersuchungen  der  Verff. 
haben  für  die  Praxis  wohl  keine  weitere  Bedeutung,  als  dass  sie  die 
schon  bekannte  Noth wendigkeit  bestätigen,  die  Filtration  nicht  über 
ein  bestimmtes  Maass  zu  steigern.  Die  von  ihnen  geäusserte  Ansicht 
von  den  Nachtheilen  der  aufsteigenden  Filtration  erscheint  beachtens- 
werth.  M.  Kirchner  (Hannover). 


r 


Bakterien  im  Wasser.  —  Cholerabacillen  im  Kothe.  g09 

6<r^  CoDtribution  ä  Tötude  des  eaux  d'AIger.    (Annalea 
de  rinstitut  Pasteur.  1891.  No.  2.  S.  79.) 

Der  Abdominaltyphus  ist  endemisch  in  Algier  und  tritt  alljähr- 
Seh  im  Augast,  September  und  Oktober  in  ziemlicher  Ausdehnung 
imd  Intensität  dort  auf.  Verf.  gibt  eine  Beschreibung  der  Wasser- 
besugaquellen,  bei  denen  er  schon  durch  Chlorbestimmungen  eine 
wahrend  des  Laufes  eintretende  Verunreinigung  konstatiren  konnte. 
Bakteriologisch  sollte  nach  dem  B.  coli  commune  und  Ty- 
pbusbacillus  gefahndet  werden  und  zwar  nicht,  wie  gewöhnlich,  mit 
Verwendung  kleiner  Wasserproben,  sondern  mit  möglichst  grossen 
Mengen.  Das  Verfahren  ist  folgendes:  In  einen  Messkolben  zu  1  1 
kommen  100  ccm  neutrale,  sterile  Rindsbouillon ,  50  ccm  neutrale, 
sterile,  lOprozent  Peptonlösung  und  600 — 700  ccm  des  zu  unter- 
suchenden Wassers ;  ferner  20  ccm  einer  5  prozent  Lösung  von  reiner 
Karbols&ure;  schliesslich  wird  mit  dem  zu  untersuchenden  Wasser 
bis  zur  Marke  aufgefüllt  Im  Liter  sind  dann  1  g  Karbolsäure  und 
830  ccm  des  zu  prüfenden  Wassers.  Das  Ganze  wird  in  10  sterile, 
mit  Watte  verschlossene  Kolben  vertheilt  und  bei  32 — 36^  (nicht 
darüber!)  kultivirt. 

Falls  eine  der  beiden  erwähnten  Arten  zugegen  ist,  tritt  Trübung 
an  —  um  so  früher,  je  grösser  die  Verunreinigung  —  gewöhnlich 
zwischen  15 — 20  Stunden,  bei  sehr  geringer  Verunreinigung  erst 
gegen  die  30.  Stunde.  Nach  deutlich  eingetretener  Trübung  wird 
eine  Platinöse  voll  in  gewöhnliche  sterile  Bouillon  übertragen,  wobei 
man  oft  bereits  eine  Reinkultur  des  B.  coli  commune  oder  Ty- 
phusbacillus  oder  von  beiden  gemischt  erhält  Um  sicher  zu  Rein- 
kulturen zu  gelangen,  empfiehlt  sich  2 — 3 malige  wiederholte  Aus- 
saat in  die  obige  karbolisirte  Bouillon. 

Mit  diesem  Verfahren  wurde  in  allen  Trinkwässern  von  Algier 
ß.  coli  commune  nachgewiesen,  was  Verf.  auf  Verunreinigung 
durch  Fäkalien  bezieht.  In  zwei  Fällen  gelang  auch  der  Nachweis 
des  Typhusbacillus.  üeber  den  genauen  Gehalt  der  betreffenden 
Wasserproben  an  Keimen  konnte  bei  Anwendung  der  beschriebenen 
Methode  natürlich  nichts  ermittelt  werden,  doch  hält  Verf.  dies  vom 
hygienischen  Standpunkt  aus  für  irrelevant,  da  der  Nachweis  der 
Verunreinigung  zur  Verurtheilung  des  Wassers  genüge. 

Buchner  (München). 

Kaape,   Untersuchungen    über    die    Lebensdauer   der 

Cholerabacillen    im    menschlichen    Koth.     [Aus    der 

bygieo.  Untersuchungsstelle  des  X.    Armeekorps    zu   Hannover.] 

(Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IX.  Heft  3.) 

Verf.  vermengte   nicht  sterile  Fäces  mit  Bouillonkulturen  von 

Cholerabacillen.    Die  Reaktion  dieses  künstlichen  Gholerastuhles  war 

in  allen  Fällen  sauer.    Die  Proben  wurden  bei  einer  Temperatur  von 

12—15  0  C  gehalten. 

Nach  24  Stunden  waren  in   den  Fäcesmischungen    keine  ent- 
wickelungsfähigen  Choleridseime  mehr  nachzuweisen. 

Für  das  schnelle  Abstebern   der   Cholerabacillen   macht  Verf. 
haaptsächlich  die  sauere  Reaktion  der  Fäces  verantwortlich. 


610  SommerdiuTh$e.  —  T«xMfieber  (Thierkrankheiten). 

Bei  VermenguDg  von  Cholerabacillenkultureii  mit  sterilen  Fftces 
konnten  erst  nach  11  Tagen  keine  Gholerabadllen  mehr  nachgewiesen 
werden. 

Hierfür  sucht  Verf.  die  Ursache  hauptsächlich  darin,  dass  durch 
das  Sterilisiren  die  Wirkung  der  in  den  nicht  sterilisirten  Faces  ent- 
haltenen Saprophjten  aufgehoben  war. 

Als  praktische  Folgerung  will  Verf.  aus  seinen  Untersuchungen 
entnehmen,  dass  nach  Ablauf  von  4  Tagen  eine  Infektionsgefahr 
durch  Koth  so  gut  wie  ausgeschlossen  ist  Dittrich  (Prag). 


Tomklns,  H«,  Beport  of  the  inquiry  into   the  etiologj 
of    Summer    diarrhoea.     (Becent   reports    to    the   scientific 
grants  commitee  of  the  British  med.  Association  1891.) 
Veranlassung  zu   der  folgenden   Untersuchung   bot  das  mehr- 
malige Auftreten  von  Epidemieen  von  Sommerdiarrhöe  in  der  Stadt 
Leicester,  welche  vermuthen  liess,  dass  das  Krankheitsagens  ent- 
weder im  Boden,  dem  Wasser  oder  der  Luft  gelegen  sei.    T.  richtete 
das  Hauptaugenmerk  bei   seinen   bakteriologischen   Untersuchongen 
auf  die  Luft,  und  fand,  dass  dieselbe  (Sommer  1886)  2 — 3  mal  so  yiel 
Mikroben  und  Sporen  enthielt,  als  sonst.    In  den  von  der  Krankheit 
am  stärksten  befallenen  Stadttheilen  war  die  Zahl   der  Mikrooi^a- 
nismen  der  Luft  oft  4 mal  so  gross,  als  in  den  minder  betroffenen. 
Dieselben  zeichneten  sich  durch  rasches  Wachsthum  und  rapide  Ver- 
flüssigung der  Nährgelatine  aus.    Im  Sommer  1888  trat  die  Epidemie 
in  milderer  Form  auf,  dem  entsprechend  war  auch  die  Luft  ärmer 
an  Keimen.    Aehnliche  Besultate  ergab  die  Untersuchung  des  Bo- 
dens.   Bei  der  ZtLchtung  von  Mikroorganismen  aus  den  Eingeweiden 
Yon  an  Sommerdiarrhöe  Verstorbenen  Hessen  sich  mehrere  Arten  ge- 
winnen, welche  sich  sämmtlich  durch  rasches  Wachsthum,  Verflflssi- 
gung  der  Gelatine  und  einen  auffällig  üblen  Geruch  der  Kulturen 
auszeichneten,  welch  letzteres  übrigens  auch  den  aus  der  Lnft  und 
dem  Boden  gezüchteten  Mikroorganismen  eigentümlich  war.    Als  be- 
sonders günstiger  Nährboden  erwies  sich  Milch.    Verf.  glaubt  diesen 
Befunden  vor  der  Hand  keine  besondere  Bedeutung  beimessen  zu 
dürfen,  bevor  es  ihm  nicht  gelungen  sein  würde,  einen  oder  mehrere 
bestimmte  Mikroorganismen  oder  ihre  Stofiwechselprodukte  als  eigent- 
liche Erreger  der  Sommerdiarrhöe  zu  erkennen. 

Limb  eck  (Prag). 

Smith,  Theohald,  Preliminary  observations  on  tbe  mi- 
croorganism  of  Texas  fever.     (Philadelphia  Med.  News. 
1889.  21.  Decemb.  Sonderabdr.) 
Verf.  hatte  1886  und  1888  verschiedene  Organe  von  an  ent- 
fernteren Orten  an  Texasfieber  zu  Grunde  gegangenen  Rindern  onter- 
sucht  und  es  war  ihm  nicht  gelungen  —  entgegen  den  positiven 
Besultaten  Billings^  und  Anderer  —  einen  spezifischen  Mikroor- 
ganismus zu  isoliren.     Nur  einmal  konnte  mikroskopisch  in  den 
rothen  Blutkörperchen   das  Vorhandensein  kokkenähnlicher  Formen 
konstatirt  werden. 


TezAsfieber.  —  Inflaensa.  Qll 

Im  Sp&tsommer  1889  erkrankte  eine  Anzahl  einheimischer  Rinder 
ao  südlicher  Rindersenche,  welche  gegen  Ende  Juni  gleichzeitig  mit 
uideren  aus  Nordkarolina  zugefflhrten  Rindern  in  einem  kleinen 
emgehegten  Weideplatz  der  Versuchsstation  des  Bureau  of  Animal 
Industay  in  Washington  untergebracht  worden  waren.  Bis  Ende 
Oktober  erlagen  19  einheimische  Thiere  der  Krankheit,  während  die 
aas  dem  SQden  stammenden  verschont  blieben.  Die  Krankheit  ver- 
breitete sich  nicht  Ober  das  Gehege  hinaus. 

Hit  diesem  in  der  nächsten  Nähe  des  Laboratoriums  zur  Ver- 
fttgong  stehenden  Materiale  nahm  Verf.  seine  Untersuchungen  wieder 
auf  und  konnte  die  intraglobulären  Körperchen,  die  sich  als  nicht 
kidtivirbar  erwiesen,  diesmal  in  allen  tödtlich  verlaufenen  Fällen  von 
Texasfieber  beobachten.     Am  häufigsten  und  in  der  Regel  kommen 
diese    Körperchen    in  Milz    und  Leber,    seltener  im  zirkulirenden 
Blate  vor  und  stellen  sich  als  runde,  farblose,  mit  wässerigen  Anilin- 
farben gut  tingirbare  Gebilde  dar,  die  innerhalb  des  rothen  Blut- 
körperchens etwas  exzentrisch  gelagert  und  einzeln,  gewöhnlich  zu 
zweien,  sehr  selten  zu  dreien  daselbst  vorhanden  sind.    Bei  den 
paarweise  vorkommenden  Körperchen  herrschen  ovale  Formen  vor, 
die  auf  Theilungsvorgänge  hindeuten  mögen.    Uebertragungsversuche 
auf  Kaninchen  blieben  erfolglos.  Kral  (Präg). 

Visekel»  Friedrich,  Eine  bakteriologisch-experimentelle 
Studie  aberinfluenza.  (Zeitschr.  f. Heilkunde.  Bd.  XIL189L) 

Verf.  entnahm  unter  den  üblichen  Kautelen  6  an  Influenza 
ohne  Prodromalsymptome  unter  schweren  nervösen  Erscheinungen 
erkrankten  Individuen  frühestens  ^/^— 2  Stunden  nach  Eintritt  des 
Schüttelfrostes ,  mit  welchem  die  Erkrankung  begann  (dreimal  noch 
während  des  Frostes),  von  der  Volarfläche  der  Vorderarmes  Blutproben, 
die  er  in  allen  Fällen,  mit  wässerigen  Anilinfarben  gefärbt,  mikrosko- 
pisch und  in  zwei  Fällen  mittelst  des  Kulturverfahrens  untersuchte. 

In  jedem  dieser  beiden  Fälle  wurden  zwei  durch  ihr  kulturelles 
Verhalten  und  ihr  Verhalten  im  Thierkörper  sich  von  einander  und 
von  den  bisher  beschriebenen  Mikroorganismen  unterscheidende  Kokken 
nachgewiesen.  Die  mikroskopischen  Befunde  der  übrigen  vier  Blut- 
proben ergaben  ebenfalls  Kokken.  Die  Mikroorganismen  bezeichnet 
der  Autor  mit  I  und  II. 

Der  Mikroorganismus  I  bildet  isodiametrische  Zellen  von  0,76— ^/,  fi 
Durchmesser.  Die  Kokken  sind  häufig  zu  zweien  gelagert,  doch  auch 
einzeln  und  zu  grösseren  Verbänden  angeordnet  Nach  Gram  werden 
die  Mikroorganismen  nicht  entfärbt. 

InGelatineplatten  bildet  Mikroorganismus  I  erst  nach  48  Stun- 
den runde,  kontourirte,  glattrilndige,  durchscheinende,  mikroskopisch 
kleine  Kolonieen  von  brätintki&gelber  Farbe,  die  nach  3  Tagen 
nur  sehr  massige  WachsthumäzMahme  und  sodann  eine  weitere  Grössen- 
zunahme  nicht  mehr  erkennen  lassen. 

In  Agarplatten  sind -bereits  nach  24  Stunden  mikroskopisch 
kleine  Kolonieen  gewachsen  Und  sind  nach  4  Tagen  makroskopisch 
als  zarter,  schleierartiger,  im  auffallenden  Licht  kaum  wahrnehmbarer 
Beschlag  zu  erkennen. 


v 


Q\2  Influenza. 

ImGelatinestich  zeigt  der  Mikroorganismus  sehr  langsames 
und  diskretes  Wachsthum  in  der  Tiefe  des  Impfstiches^  an  der  Ober- 
fläche erst  spät  eine  geringe  Auflagerung.  Er  verflüssigt  Gelatine  nicht. 

Auf  schräg  erstarrtem  Agar  bildet  er  einen  dOnneUf  im 
auffallenden  Licht  schwer  wahrnehmbaren  Belag,  der  im  durcbfallefl- 
den  Licht  wie  aus  konfluirendeu  Tröpfchen  bestehend  erscheint.  Im 
Kondensationswasser  findet  sich  sehr  massiger  Bodensatz. 

Auf  Kartoffelscheiben  bei  37 <^  C  ist  erst  am  12.  Tage 
ein  wachsglanzartiges  Aussehen  zu  bemerken;  das  Gewebe  der  Kar- 
toffel bietet  zu  dieser  Zeit  der  Platinnadel  einen  grösseren  Wider- 
stand, es  erscheint  dichter. 

Auf  Kartoffelscheiben  bei  Zimmertemperatur,  auf  Bübea- 
schnitten  bei  37®  C,  auf  KräTschen  Reisscheiben  bei 
37®  C  findet  eine  Vermehrung  der  Aussaat  selbst  nach  12täg]ger 
Beobachtung  nicht  statt 

In  Bouillon  bildet  sich  bei  37  ®  G  nach  24  Stunden  massige 
Färbung,  massiger,  leicht  vertheilbarer  Bodensatz  von  grauweisslicher 
Farbe,  der  bis  zum  5.  Tage  zunimmt;  am  7.  Tage  ist  die  Boaillon 
klar,  eine  Vermehrung  des  Bodensatzes  findet  nicht  statt. 

In  flüssigem  Blutserum  bei  37®  G,  in  sterilisirter 
Milch  bei  37®  G  war  bei  10  tägiger  Beobachtung  ein  Wachsthum 
nicht  wahrnehmbar.  Der  Mikroorganismus  erwies  sich  als  fakultati? 
anaßrob. 

Zahlreiche  Thierversuche  an  Kaninchen  (subkutan,  in- 
travenös und  intratracheal)  sowie  an  Hunden,  einem  Pferde  (intra- 
venös),  an  Hühnern  (Einspritzen  in  die  exkoriirte  Nasenschleimhaut) 
ergaben,  dass  der  Mikroorganismus  I,  aus  dem  Blute  Influenzakranker 
rein  gezüchtet,  für  diese  Thiere  pathogene  Eigen- 
schaften nicht  besitzt,  event.  dass  seine  Lebensfähig- 
keit bei  seinem  Durchgang  durch  den  Thierkörper 
wesentliche  Einbusse  erleidet.  Zu  letzterem  Schluss  ge- 
langt der  Autor  dadurch,  dass  es  ihm  zwar  gelungen  ist,  in  mit 
Blut  der  Versuchsthiere  gegossenen  Agarplatten  bei  37  ^  die  Ent- 
wickelung  mikroskopisch  kleiner  Kolonieen  zu  beobachten,  dass  aber 
bei  Uebertragung  kleiner  Fensterchen  aus  den  Agarplatten  in  Bouillon 
in  dieser  keine  Vegetation  auftrat. 

Der  Mikroorganismus  II  hat  eine  Grösse  von  1—1,25  ^, 
die  Kokken  meist  zu  zweien,  doch  auch  einzeln  oder  in  grösseren 
Verbänden  gelagert.    Derselbe  wird  nach  Gram  nicht  entfärbt 

Auf  Gelatineplatten  zeigt  er,  aus  dem  Blute  des  Menschen 
oder  der  Versuchsthiere  übertragen, ,  mikroskopisch  kleine  Kolonieea, 
die  nach  3  Tagen  eine  geringe  Wachsthumszunahme  erkennen  lassen, 
aber  immer  mikroskopisch  klein  bleiben. 

Auf  Agarplatten  bei  37»  C  bilden  nach  6  Tagen  die  Ober- 
flächenkolonieen  milchtropfen&hnliche  Auflagerungen. 

Auf  schrägem  Agar  bei  37  <>  ist  nach  3  Tagen  eine  ziem- 
lich üppige  Auflagerung,  namhafte  Trübung  im  Kondensationswasser. 

ImGelatinestich  bereits  nach  42  Stunden  aussergewöhnlicü 
üppige  milch  weisse  Auskleidung  des  Impfstiches,  nach  4  Tagen 
Beginn  der  Verflüssigung,  die  nur  sehr  langsam  fortschreitet. 


Influensa.  gl  3 

Attf  Kartoffelscheiben  bei  37^  ist  nach  8  Tagen  eine 
fiadie,  1  cm  grosse,  glänzende  Auflagerung  von  gelblich  weisser  Farbe 
gewaehsen.    Auf  Kartoffeln  bei  Zimmertemperatur  keia  Wachsthum. 

Auf  Bfiben schnitten  bei  87^  zarte  Auflagerung  mit  r5th- 
MehiFioletter  Yerfiü'buBg  des  Rübengewebes. 

Auf  Kr&rschen  Reisscheiben  bei  37^  nach  5  Tagen 
rieiiilich  dichter,  in  der  Farbe  vom  Nährboden  sich  nicht  unterschei- 
taider,  prominirender  Rasen  mit  Wachsglanz. 

In  Bouillon  bei  37 <>  nach  12  Stunden  starke  TrQbung,  die 
tate  zam  3.  Tage  zunimmt,  während  von  da  ab  die  Bouillon  klar 
wird.  Der  Bodensatz  beim  Schütteln  als  Faden  aufsteigend,  der  sich 
in  ftlteren  Bouillonkulturen  auch  bei  sehr  energischem  Schütteln  nicht 
Terthedlen  lässt. 

In  flüssigem  Blutserum  und  Milch  kein  Wachsthum 
wahrnehmbar. 

In  sterilisirtem  Wasser  geht  der  Mikroorganismus  bereits 
nach  8  Stunden  zu  Grunde. 

Mit  diesem  Mikroorganismus  wurden  7  Kaninchen  intravenös 
gdmpft,  bei  3  Thieren  wurde  die  Bouillonkultur  subkutan  injizirt. 
Nach  4  Tagen  waren  in  den  gefärbten  Blutausstrichpräparaten  die 
Kokken  nicht  mehr  nachweisbar,  die  Fähigkeit  der  Farbenaufnahme 
nahm  vom  2.  Tage  gradatim  ab. 

AuBserdem  erhielten  11  Hnnde  von  einer  3  Tage  alten  Bouillon- 
kttltur  je  nach  der  Grösse  3—4  ccm  intravenös  injizirt. 

Bei  allen  Thieren  kam  es  unter  Temperatursteigerung  zu  katarrha- 
fischer  Conjunctivitis,  bei  einigen  auch  zu  Keratitis  interstitialis  und 
sup^fdalis.  Bei  einigen  Hunden  kam  es  nebstdem  zu  einem  sehlei- 
nigen  Ausfluss  aus  dem  Präputialsack.  Im  Blute  der  Hunde,  das 
tä^ch  in  Ausstrichpräparaten  untersucht  wurde,  waren  die  Kokken 
vom  4.  Tage  ab  nicht  mehr  nachweisbar. 

RoUröhrchen,  mit  dem  Präputialsekret  dargestellt,  Hessen  den- 
selben Mikroorganismus  in  Reinkultur  nachweisen. 

Bei  einer  weiteren  Versuchsreihe  injizirte  der  Autor  beide  Mikro- 
organismen nach  einander,  sowohl  bei  Kaninchen,  als  bei  Hunden. 
Während  bei  Kaninchen  ebenso  wie  bei  der  Injektion  der  einzelnen 
Mikroorganismen  keinerlei  Erkrankungserscheinungen  beobachtet  wur- 
den, traten  bei  den  Hunden  jene  Erscheinungen  auf,  wie  sie 
bei  der  Injektion  des  Mikroorganismus  II  allein  be- 
obachtet wurden. 

Sämmtliche  Versuchsthiere  waren  vor  der  Injektion  durch  ö  Tage 
in  Bezug  auf  ihre  Gesundheitsverhältnisse  beobachtet  worden. 

Nach  intravenöser  Injektion  von  40  ccm  einer  Bouillonkultur 
trat  bei  einem  sonst  gesunden  21jährigen  Pferde  unter  Tempera- 
tursteigeruDg  ikterische  Verfärbung  der  Maul-  und  Conjunctival- 
schleimhaut  sowie  die  Entwickelung  eines  Oedems  der  rechten  Hais- 
und Brustseite,  am  5.  Tage  der  Tod  ein.  Die  2  Stunden  nach  dem 
Verenden  vorgenommene  Sektion  ergab:  Hyperämie  des  Gehirns  und 
seiner  Häute,  lobuläre  Verdichtungen  der  Lungen,  Oedem  des  sub- 
kutanen Zellgewebes  am  Halse  und  Brustkorb. 


QX4  InfluenuL 

In  Ausstrichpräparaten  aller  GewebbflOssigkeiten    waren  Kokken 
äusserst  zahlreich  nachweisbar. 

Mit  dem  Blute  aus  Lunge,  Leber,  Milz,  Niere  wurden  Gelatine- 
platten gegossen.  Nur  in  den  Lungenplatten  war  nach  24  Standen  makro- 
skopisch eine  Trübung  wahrnehmbar,  in  den  übrigen  Platten  waren 
nach  dieser  Zeit  mikroskopisch  kleine  Kolonieen  gewachsen,  die  trotz 
angelegter  Verdünnungen  weder  zu  makroskopisch  wahrnehmbarer 
Grösse  heranwuchsen,  noch  bei  Uebertragung  auf  Bouillon,  schräg 
erstarrtem  Agar  oder  schräg  erstarrtem  Blutserum  zu  einer  Vermehrung 
der  Aussaat  führten.  Nachdem  es  nicht  gelungen  war,  aus  einer  der 
Gelatineplatten  durch  Uebertragung  der  mikroskopisch  kleinen 
Kolonieen  diese  zur  weiteren  Entwickelung  zu  bringen,  wurden  ans 
den  in  Kapillaren  eingeschlossenen  Gewebssäften  Agardauerplatten  dar- 
gestellt und  bei  Brutofentemperatur  gehalten. 

Von  diesen  aus  gelangen,  nachdem  wegen  der  übergrossen  Zahl 
von  Keimen  Verdünnungen  angefertigt  worden  waren,  Uebertragungen, 
die  nach  ihrem  kulturellen  Verhalten  sich  als  der  dem  Pferde  injizirte 
Mikroorganismus  II  erwiesen. 

Aus  Lunge,  Leber,  Milz  und  Niere  wurden  Schnitte  SLDgefertigL 
In  dem  Gewebe  derselben  war  überall  der  gleiche  Mikroorganismus 
nachweisbar. 

Ein  zweites  Pferd,   17  Jahre  alt,  erhielt   100  ccm  3  Tage  alter 
Bouillonkultur  intravenös  injizirt.    Dasselbe  zeigte  unter  Temperatur- 
steigerung starke  Injektion  beider  Conjunctivae.    Oedem, 
besonders  des  rechten  oberen  Augenlides,  die  Hornhaut  dieser 
Seite  im  unteren  Bereich  beträchtlich  getrübt,    in   der  vorderen 
Augenkammer    dieser   Seite    fibrinöses  Exsudat.      Das   Thier   steht 
traurig  mit  auf  dem  Futtertrog  gestütztem  Kopf.     Beim  Gehen  zeigt 
das  Thier  eine  auffallende  Steifigkeit  der  Hinterbeine 
und  einen   schwankenden  Gang.    Nach  einer  Woche  sind,  bis 
auf  gelbliche  Tingirung  der  Bindehäute,  die  Krankheitserscheinangen 
geschwunden. 

Die  aus  dem  Blute  dieses  Pferdes  angefertigten  Gelatineplattea 
zeigten  Kolonieen,  welche  identisch  waren  mit  den  Kolonieen  des 
Mikroorganismus  II,  wie  sie  durch  Aussaat  von  Gewebssäften  er- 
halten worden  waren. 

Auf  Grundlage  dieser  Thierexperimente  im  Vergleiche  mit  dem 
klinischen  Bilde,  wie  es  von  Hertwig,  Schneidemühl,  Möller, 
Pütz  für  die  Hundestaupe  aufgestellt  wird,  kommt  Verf.  zu  dem 
Schlüsse,  dass  die  durch  die  intravenöse  Injektion 
des  Mikroorganismus  II  bei  10  Hunden  ausgelösten 
Krankheitserscheinungen  dem  Bilde  der  katarrha- 
lischen Form  der  Staupe  entsprechen  und  dass  dieses 
Bild  bei  einzelnen  der  Hunde  noch  durch  heftige  DarmerscheinuDgeo, 
Antheilnahme  der  Präputialschleimhaut  und  Nasenschleimhaut  ver- 
vollständigt wurde. 

Im  Anschluss  an  diese  Erwägungen  gibt  der  Autor  einen  zu- 
sammenfassenden Bericht  über  die  bakteriologischen  Befunde,  die  bei 
Hundestaupe  beobachtet  wurden. 

Fisch el  glaubt  auf  Grund  des  Vergleiches  des  Obduktionsbe- 
fundes des  umgestandenen  Pferdes  und  des  Vergleiches  des  KrankheitS' 


Infineoza.  g]^5 

Verlaufes  bei  dem  zweiten  Pferde  mit  dem  von  Diekerhoff^  Pütz 
und  Cb  okor  festgestellten  klinischen  Bild  der  Pferdestaupe  annehmen 
zp  dfirfen,  bei  beiden  Pferden  durch  Injektion  des  Mikroorganismus  II 
die  Erscheinungen  der  Pferdestaupe  ausgelöst  zu  haben. 

An  die  Anführung  der  Thierexperimente  anschliessend,  lässt  der 
Autor  einen  Ueberblick  über  die  gesammte,  bis  Juni  1890  erschienene 
litteratur  der  Bakterienbefunde  bei  Influenza  folgen,  und  gelangt 
darch  Yergleich  der  Resultate  der  Thierexperimente  mit  den  Mit- 
th^angen  aus  der  neuesten  Influenzalitteratur  zu  dem  Schlüsse: 
„Die  Influenza  des  Menschen  steht  möglicherweise  in  einer  nahen 
Beziehung  zur  Hundestaupe,  wenn  sie  mit  derselben  nicht  vielleicht 
identisch  isf 

Fischel  hat  auf  Grund  des  häufigen  Auftretens  ganz  ähnlicher 
Komplikationen  bei  der  lofluenza  des  Menschen  und  der  Staupe  der 
Hunde  und  Pferde  mit  dem  Mikroorganismus  II  weitere  Versuche 
angestellt  und  gefunden,  dass  dieser,  der  doch  aus  dem  Blute  In- 
fluenzakranker stammt  und  bei  Hunden  und  Pferden  staupeoähnliche 
Erscheinungen  hervorruft,  die  Eigenschaft  besitzt,  künstliche  Nähr- 
>)oden  für  andere  Infektionserreger  vorzubereiten ;  so  wächst  der  P  n  e  u  - 
moniebacillus  Friedländer  in  einer  durch  4Vs  Monate  vom 
Mikroorganismus  U   ausgenutzten    sterilisirten    Bouillonkultur    weit 
üppiger,  als  in  frischer  Bouillon,  und  Streptococcus  pyogenes 
aureus   produzirt  in  der  sterilisirten,  i^j^   Monate   vom    Mikro- 
organismus II   bewachsenen  Bouillon   viel  grössere,  wenn   auch  der 
Zahl  nach  gleiche  Kolonieen,  als  in  frischer  Bouillon. 

Das  Resultat  seiner  Arbeit  fasst  der  Autor  in  folgenden  Sätzen 
zusammen : 

1.  Der  aus  dem  Blute  zvireier  Influenzakranker  gezüchtete  Mikro- 
organismus II  ist  für  Hunde  und  Pferde  pathogen  und  löst  bei  diesen 
Thieren  Erscheinungen  aus,  die  jenen  der  Staupe  dieser  Thiere  sehr 
ähnlich,  wenn  sie  mit  dieser  Erkrankung  nicht  vielleicht  identisch  sind. 

2.  Dieser  Mikroorganismus  büsst  im  Blute  der  Versuchsthiere 
seine  saprophytische  Wachsthumsfähigkeit  rasch  ein. 

3.  In  alten  sterilisirten  Bouillonkulturen  des  Mikroorganismus  II 
gedeihen  der  Bacillus  pneumoniae  Friedländer  und  der 
Streptococcus  pyogenes  üppiger,  als  in  frischer  Bouillon. 

4.  Der  Mikroorganismus  U  stirbt  in  sterilisirtem  Wasser  rasch 
ab,  während  er  im  Stande  ist,  in  den  eigenen  ausgenützten  und  dann 
sterilisirten  Bouillonkulturen  noch  gut  zu  gedeihen. 

Dittrich  (Prag). 

Slrehner,  Bakteriologische   Untersuchungen  über  In- 
fluenza.   [Aus  der  hygien.  Untersuchungsstelle  des  X.  Armee- 
Corps  in  Hannover.]    (Zeitschrift  für  Hygiene.  Band  IX.  Heft  3.) 
Da  in  den  vom  Verf.  beobachteten  Fällen  meistens  die  Erschei- 
nungen des  Bronchialkatarrbs  in  den  Vordergrund  traten,  so  lenkte  er 
seine  Aufmerksamkeit  besonders  auf  den  Lungenauswnrf,  in  zweiter 
Linie  aber  auch  auf  das  Blut. 

Konstant  fand  Verf.  in  frischen  Fällen  im  Sputum  einen  Kapsel- 
diplococcus,  häufig  allein,  zuweilen  neben  anderen  Mikroorganismen. 


Q\Q  Inflaenza.  —  Dermatitis  gaograinoea.  —  Xerosis  coigiuietiTae. 

Der  vorgefuDdene  Diplococcus  unterschied  sich  wesratlich  vm 
dem  Diplococcus  pneumoniae.  Letzterer  wurde  in  keinem 
dnzigen  Falle  vorgefanden.  Kirchner^s  Diplococcus  waehennr 
bei  höherer  Temperatur.  Er  wurde  auch'  bei  Komplikationen  sowie 
in  einigen  Fällen  im  filute  nachgewiesen. 

Ausser  in  den  Influenzafftllen  konnte  Verf.  diesen  Diplococcus 
trotz  dabin  gerichteter  Untersuchungen  niemals  koDStatiren. 

Nach  den  sp&rlichen  Impfversuchen,  die  Verf.  angestellt  hat, 
scheint  der  Diplococcus  fQr  Thiere  nur  sehr  geringe  jMtthcgene 
Eigenschaften  zu  besitzen.  Verf.  gedenkt,  die  Thierversuche  fortan- 
setzen.  Dittrich  (Prag). 

Kollinger,  A«,    Dermatitis  gangraenosa.      (Casopis  ceskjch 
16k.  1891.  No.  1.)    [Böhm.] 
Verf.  hatte  Gelegenheit,  einen  Fall  dieser  seltenen,   in  Eraption 
variola&hnlicher ,   später    zu   gangränösen  Geschwüren    zerfaUender 
Efflorescenzen,  Furunkel-  und  Abscessbildung  bestehenden,  mit  an- 
haltend hohem  Fieber  und  rapidem  Kräfteyerfoll  verbundenen  AfeJr- 
tion  zu  beobachten,    welche  a  priori    für   eine    durch   EindriDgeo 
pyogener  Mikroorganismen,  wahrscheinlich  Staphylokokken,  bedingte 
mykotische  Erkrankung  erklärt  werden  konnte.     Von  5  mit  dem  In- 
halte eines  gangränösen  Geschwüres  beschickten  Platten  (3  Gelatine- 
und  2  Agarplatten)  blieben  4  steril,  auf  der  einen  Agarplatte  kamen 
hingegen  zwei  Kolonieen   von  Staphylococcus   cerens  albas 
zur  Entwickelung.  Kamen  (Czernowitz). 

Brannschweig,  P.^  Zur  Kenntniss  der  infantilen  Xerosis 
conjunctivae.    (Fortschr.  d.  Med.  1890.  Nr.  23.) 
Verf.  veröffentlicht  aus    der  Universitätsklinik    zu   Halle  a.  S. 
5  Fälle  von  Bindehautxerose,  bei  denen  die  Augen,  das  Blut  und  die 
inneren  Organe  bakteriologisch  untersucht  wurden.    Es  handelte  sich 
um  ganz  junge  Kinder,  von  denen  eins  11  Wochen,  zwei  5,  eins  6 
Monate  und  eins  2'/^  Jahre  alt  waren  und  die  alle  unter  allgemeioem 
Marasmus  zu  Grunde  gingen.    Bei  einem  derselben  fanden  sich  in  den 
weisslichen  Flecken  auf  der  Coiyunctiva  die  bekannten  Xerosebakterioi, 
bei  einem  zweiten  ausser  diesen  der  Staphylococcus  pyogenes 
aureus.  In  den  Augäpfeln  selbst  und  in  den  inneren  Organen  konnten 
bei  der  Obduktion  bei  keinem  einzigen  der  Kinder  Mikrooiiganismeo 
nachgewiesen  werden.    Verf.  hält  daher  einen  Zusammenhang  zwischen 
der  fidlgemeinen  Erkrankung  und  der  Augenafiektion  für  ausgeschlossen, 
unserer  Ansicht  nach  mit  Recht.    Die  andere  Frage,  ob  ein  Zusammen* 
hang  besteht  zwischen  der  Augenkrankheit  und  den  Xerosestäbcben, 
beantwortet  B.  nicht,  scheint  aber  einen  solchen  Zusammenhang  nicht 
für  wahrscheinlich  zu  halten,  da  die  Stäbchen  nur  im  Epithel  ent^- 
halten  sind,  sowohl  in  den  tieferen,  relativ  gesunderen  Lagen,  als  auch 
in  den  abgestossenen  oder  in  Abstossung  begriffenen,  mortifizirten, 
oberflächlichen  Schichten,  und  da  auch  nach  völliger  Beseitigang  der 
leicht  entfernbaren  Bacillenansiedlungen  der  nekrotische  Prozess  nicht 
zum  Stillstande  kommt. 


XeroaiB  conjanctiTM.  —  Mikrob«ii  der  Mundhöhle.  g^7 

Bjü  Dorchsieht  aller  in  der  H/schen  Klinik  beobachteten  Fälle 
m  kindlicher  Eeratomalade  fand  B^  dass  nicht  alle  mit  Gonjunc- 
trndxerose  TerBefen,  sondern  dass  die  letztere  bei  etwa  V4  der  F&lle 
Wilte.  Beide  zoBaimnen  kamen  im  Oaneen  16mal  unter  30000  Aagen- 
kianken  vor,  seit  ErOflfhung  der  Klinik  am  1.  IV.  1884,  von  denen 
11  M&dchen  and  nur  5  Knaben  betrafen. 

Nach  seinen  Untersuchungen  ist  B.  geneigt,  Baumgarten's 
Ajisicht  beizupflichten,  dass  der  Xerosebadllus  an  der  allgemeinen 
ErkraDkuDg  nicht  schuldig  und  vielmehr  ein  accidenteller,  harmloser 
Ansiedler  auf  vorher  bereits  erkranktem  und  zerfallendem  Gewebe 
ist     Thierversuche  mit  Beinkulturen  hat  B.  bedauerlicherweise  nicht  ^ 

M.  Kirchner  (Hannover). 


P^dMelsUy^  A«9  Untersuchung  der  Mikroben  der  Mund- 
hohle  von  Erwachsenen  und  Kindern  im  gesunden 
Zustand.  Mit  3  Taf.  (Doktor-Dissertation).  8^.  124  pag.  Kazan 
1690.  [BuBsisch.] 

Den  Anfiang  bildet  eine  weitlftufige,  über  ein  Drittel  der  ganzen 
Arbeit  ausmachende  LitteraturQbersidit,  in  der  sämmtliche  Arbeiten 
Aber  die  Bakterien  der  Mundhöhle  und  insbesondere  di^enigen  von 
Y  i  g n  al  und  Miller  ausführlich  resumirt  werden.    Hieran  schliesst 
äch  die  Darlegung  der  vom  Verf.  eingeschlagenen  Untersuchungs- 
methode.    Verf.  untersuchte  Material   von  50  Personen  (mit  zum 
Tbeü  cariteen  Zähnen),  worunter  25  Erwachsene  und  25  Kinder  (bis 
xa  dnem  Alter  von  5  Monaten  hinab).    Der  Speichel  wurde  mit  dem 
ZojBigeDbel^  und  dem  Zahnbeleg  vermischt;   nachdem  zunächst  ein 
tingirtes  Präparat  angefertigt  worden  war,  wurden  die  Bakterien  auf 
die  gewohnliche  Weise  isolirt  und  jede  Form  unter  verschiedenen 
Bedingungen   kultivirt.    Die  Beinkulturen   einiger  Formen   wurden, 
zur  Prüfung  auf  eventuelle  pathogene  Eigenschaften,  Thieren  injizirt. 
Wie  viele  und  welche  Formen  bei   den  einzelnen  Personen  gefunden 
wurden,  gibt  Verf.  nicht  ui. 

Folgende  4  Formen  wurden  nicht  in  Kultur  erhalten,  sondern 
nur  in  den  tingirten  Präparaten  beobachtet: 

1)  Spirochaete  buccalis.  Fehlte  nur  bei  9  Kindern  im 
Alter  von  5  bis  14  Monaten. 

2)  Leptothrix  buccalis.  Beobachtet  in  39  Fällen,  fehlte 
in  11  Fällen,  welche  sämmüich  auf  Kinder  bis  zu  7  Jahren  entfallen. 

3)  Lewis'  Kommabacillus,  gefunden  in  26  Fällen. 

4)  Oerade  Stäbchen  mit  stark  abgerundeten  Enden,  gefunden  in 
15  Fällen.  Dieselben  fanden  sich  fast  ausschliesslich  in  abgelösten 
Epitheliidzellen. 

Nun  folgt  die  Aufzählung  deijenigen  Formen,  die  in  Beinkulturen 
•ehalten  wunlen.  Bei  jeder  Form  wird  angegeben:  Glestalt,  Wuchs- 
form und  Grösse  (nach  getrockneten  und  tin^rten  Präparaten); 
Verhalten  im  hängenden  Tropfen  (Beweglichkeit,  Sporenbildung); 
Färbbarkeit  durch  schwache  wässrige  Lösungen  von  Anilinfarben; 
Anzahl  der  Fälle,  in  welchen  die  Form  gefunden  wurde;  Beschreibung 
und  Verhalten  der  Kolonieen  bei  Plattenkulturen  auf  Gelatine,  Be- 
schreibung und  Verhalten  der  Stich-  und  Strichkulturen  auf  Gelatine, 


618  Mikroben  der  Mundhöhle. 

der  Kulturen  auf  Agar-Agar,  auf  Blutserum,  in  Kalbsbouilloo,  auf 
Kartoffelscheibeu,  auf  Noeggerath' scher  gefärbter  Gelatine  (nicht 
bei  allen);  endlich  das  Resultat  eventueller  Pi-üfÜDg  auf  pathogeoe 
Eigenschaften.  Die  Mehrzahl  der  Formen  ist  aaf  den  3  schön  aus- 
gefQhrten  farbigen  Doppeltafeln  abgebildet,  von  denen  die  erste  die 
Mikroben  im  getrockneten  und  gefärbten  Zustande  bei  starker  Ver- 
grösserung,  die  zweite  deren  Kolonieen  auf  (relatine-Plattenkulturen 
bei  schwacher  Vergrösserung,  die  dritte  Strich-  und  Stichkulturen  in 
Reagenzgläsern  darstellt. 

Die  beschriebenen  Formen  sind  nur  zum  geringeren  Theil  mit 
Speziesnamen  bezeichnet ;  bei  diesen  pflegt  der  Verf.  im  Allgemeinen 
nicht  anzugeben,  ob  diese  Formen  von  ihm  neu  unterschieden  oder 
schon  bekannt  sind ;  ebenso  finden  wir  meist  keine  Andeutung  darQbor, 
ob  die  übrigen,  nur  mit  Buchstaben  bezeichneten  Formen  sich  etwa  mit 
solchen  identifiziren  lassen,  die  schon  von  anderen  Autoren  in  der 
Mundhöhle  aufgefunden  und  beschrieben  worden  sind. 

Auch  ist  man  berechtigt  zu  zweifeln,  ob  die  zahlreichen  Formen, 
die  nur  ein  oder  wenige  Male  erhaJten  wurden,  wirklich  aus  der 
Mundhöhle  stammen.  Verf.  hat  zwar  neben  den  zur  Isolirung  d&r 
Bakterien  dienenden  Gelatineplatten  auch  nicht  infizirte  EontroU- 
platten  verwendet;  aber  er  hat  die  auch  auf  letzteren  auftretenden, 
also  offenbar  aus  der  Luft  stammenden  Formen  nicht  immer,  sondern 
nur  „gewöhnlich"  ausgeschlossen. 

Da  es  zu  weit  führen  würde,  hier  die  vollständige  Diagnose  aller 
beschriebenen  Formen  zu  geben,  so  seien  dieselben  nur  kurz  suf^ 
zählt,  unter  Anführung  desjenigen,  was  dem  Ref.  bemerkenswerther 
schien. 

Kokken,  welche  die  Gelatine  verflüssigen. 

5)  Ck>ccus  A  (in  2  Fällen  gefunden). 

6)  Coccus  B  (in  1  Fall).    Chromogen,  gelblich. 

7)  Coccus  C  (1  Fall). 

8)  Coccus  D  (1  Fall,  bei  einem  7  Monate  alten  Kinde). 

9)  Coccus  £  (2  Fälle> 

10)  Sarcina  lutea  (14  Fälle). 

11)  und  12)  Staphylococcus  pyogenes  aureus  (1  Fall) 
und  Staphylococcus  pyogenes  albus  (2  Fälle).  Beide  bä 
Personen  mit  cariösen  Zähnen. 

Kokken,  welche  die  Gelatine  nicht  verflüssigen: 

13)  Tetracoccus  (20  Fälle). 

14)  Coccus  F  (6  Fälle).    Vielleicht  identisch  mit  Micrococcus 
andicans  Flügge. 

15)  Streptococcus  (1  Fall  bei  einem  7  Monate  alten  Kinde). 
Stäbchen,  welche  die  Gelatine  verflüssigen: 

16)  BacUlus  G  (1  Fall,  bei  einem  6  Monate  alten  Kinde).  Voll- 
führt nur  pendelartige  Bewegungen.  . 

17)  Bacillus  H   (4  Fälle,  bei  Kindern  von  5  bis  12  MonateD). 
Unbeweglich,  sporenbildend,  auf  Agar-Agar  zu  Fäden  auswachsend. 

18)  Bacillus  I  (2  Fälle  bei  älteren  Kindern).    Beweglich. 


}  Mikroben  der  Mundhöhle.  619 

19)  Bacillus  luteus  (2  Fälle  bei  halbjährigen  Kindern). 
Beweglich.    Kulturen  blassgelb  bis  orange. 

20)  Bacillus  radiciformis  Eisenberg  (1  Fall). 

21>  Bacillus  subtilis  (10  Fälle).  Nach  der  (wie  auch  sonst) 
Bsgenagenden  mikroskopischen  Beschreibung  bleibt  es  sehr  zweifelhaft, 
ob  es  sich  um  den  echten  B.  subtilis  oder  nur  um  eine  ober- 
fläcblich  ähnliche  Form  handelt;  letzteres  ist  wahrscheinlicher,  da, 
soweit  man  ersehen  kann,  der  Bacillus  Sporen  bildet,  ohne  vorher  zu 
Fäden  auszuwachsen. 

22)  Bacillus  subtili  similis  (3  Fälle,  bei  Kindern).  Kleiner, 
ah  der  vorige,  beweglich ;  Sporenbildung  wird  nicht  angegeben.  Nach 
Verf.  irielleicht  eine  Varietät  des  vorigen. 

Stäbchen,  welche  die  Gelatine  nicht  verflüssigen: 

23)  Bacillus  J  (2  Fälle,  bei  Kindern  von  6—12  Monaten),  be- 
weglich. 

24)  B  a  c  i  1 1  u  s  K  (6  Fälle,  bei  Erwachsenen).  Zeigt  nur  wackelnde 
Bewegung. 

25)  Bacillus  L  (2  Fälle).  Zeigt  ebenfalls  nur  wackelnde  Be- 
w^ong. 

26)  Bacillus  M  (1  Fall,  bei  einem  7-jährigen  Kinde).    Ebenso 

27)  Bacillus  N  (5  Fälle).  Beweglich.  Sporen  bilden  sich  in 
deTi  einzelnen,  etwas  anschwellenden  Stäbchen. 

28)  Bacillus  fluorescens  non  liquefaciens  (2  Fälle 
bei  Frauen).    Zeigt  lebhafte  wackelnde  Bewegung. 

29)  Bacillus  ruber  (6  Fälle).  Zeigt  nur  schwache,  vielleicht 
molekulare  Bew^[ung.  Die  Kulturen  werden  nach  10  oder  mehr 
Tagen  rosa  bis  intensiv  roth. 

30)  Bacillus  viridiflavus  (2  Fälle,  bei  Kindern).  Lebhaft 
beweglich.  Die  Kulturen  ertheilen  dem  Substrat  eine  hellgrüne  oder 
gelbgrfine  Farbe,  während  sie  selbst  farblos  bleiben. 

31)  Proteus  Zenkeri  Hauser  (2  Fälle  bei  Kindern). 

Andere  Bakterien. 

32)  Vibrio  0  (1  Fall).  Hin-  und  hergebogene,  flexile,  langsam 
bewegliche  Stäbchen  oder  kurze  Fäden.  Verflüssigt  die  Gelatine 
nicht.    Die  Kulturen  gingen  bald  zu  Grunde. 

33)  Vibrio  P  (1  Fall,  bei  einem  Mann  mit  cariösen  Zähnen). 
Verschiedenartig  gekrümmte,  unbewegliche  Stäbchen  oder  kurze 
Fäden.    Die  Kulturen  gingen  ebenfalls  bald  zu  Grunde. 

34)  Cladothrix  dichotoma  Gohn  (5  Fälle).  Verbogene 
und  yerfilzte,  kurze,  unbewegliche  Fäden,  mit  meist  unter  rechtem 
Winkel  abgehenden  Zweigen.  Enthält  stellenweise  glänzende,  sporen- 
ähnliche Gebilde.    Verflüssigt  die  Gelatine. 

Diese  Beschreibung  und  ebenso  die  Abbildung  lehren  mit  voller 
Evidenz,  dass  die  beschriebene  Bakterie  mit  Cladothrix  nicht  das 
Geringste  zu  thun  hat.  Verf.  hat  offenbar  nie  eine  Cladothrix, 
noch  eine  Abbildung  derselben  gesehen,  ja  nicht  einmal  eine  zuver- 
lässige Beschreibung  derselben  gesehen;  Cohn  dtirt  er  nicht  aus 
erster  Hand,  sondern  nach  einem  englischen  bakteriologischen  Werk. 


620  Mikrobfln  der  Handhöhle. 

—  Dieses  und  noch  so  manches  andere  Beispiel  aus  dieBer  und  ans 
anderen  Arbeiten  liefert  ein  trauriges  und  beredtes  Zeugniss  von  den 
bakteriologischen  Kenntnissen  vieler  „BAkteriologisirender^,  wdche, 
anstatt  zum  Fortschritt  der  Wissaischaft  beizutragen,  nur  das 
Chaos  in  d»  Bakteriologie  immer  mehr  yergrössem. 

Andere,  nicht  zu  den  Bakterien  gehörige  Mikro- 
organismen: 

35)  „Weisse  Hefe  (Torula)''  (8  Fälle).  Meist  in  unregelmfimgen 
Haufen  liegende,  runde  oder  ovale  ZeUen,  welche  schwache  rotinsaie 
Bewegung  zeigen.  Von  Vermehrung  durch  Sprossung  wird  nichts 
gesagt.  Jedenfalls  genügt  sdion  die  Thatsache  der  Beweglichkeit,  am 
zu  zeigen,  dass  der  fragliche  Organismus  weder  mit  den  HefepQzen, 
noch  mit  Torula  etwas  zu  thun  hat. 

36)  Saccharomyces  cfaromogenes  (1  Fall,  bei  einem  ein- 
jährigen Kinde).  Zellen  von  sehr  variabler  Form,  mit  deutiicher 
Membran ;  vermehren  sich  anscheinend  sowohl  durch  Sprossong  als 
durch  Quertheilung.  Die  Kulturen  sind  Anfangs  weiss,  nehmen  abor 
albnählich  (meist  erst  nach  einige  Wochen)  eine  bellgelbe  bis  rosa- 
orange Farbe  an.  Die  Gelatine  wird  langsam  verflüssigt  —  Die 
starke  Zweifel  Obrig  lassende  Beschreibung  wird  durch  eine  Abbildoog 
vervollständigt,  welche  etwas  ganz  Undefinirbares ,  jedeujhlls  aber 
keinen  Saccharomyces  darstellt. 

Ferner  suchte  Verf.  durch  Kultur  in  einer  Wasaerstoffatmosphace 
aus  Speichel  und  Zahnbeleg  von  4  Persona  ana^ofaiontische  Formen 
zu  isoliren.  Gelatineplatten  bei  22^  blieben  steril,  auf  Agarplatteo 
bei  37 <^  erhielt  Verf.  hingegen  2  fakultative  Anaerobtonten,  nämlich: 

37)  Bacillus  butyricus  (1  Fall,  bei  einem  Manne  mit  ca- 
riösen  Zähnen).  Im  hängenden  Tropfen  ziemlidi  lebhaft  bewcgiicbe 
Stäbchen,  bilden  in  d^  Mitte  oder  an  einem  Ende  eine  Sporen  ^o 
dieser  Stelle  etwas  anschwellend.  Verflüssigt  die  Gelatine.  —  Falk 
Verf.  Prazmowski's  Clostridium  butyricum  gemeint  hat, 
so  ist  er  hier  wieder  im  Irrthum. 

38)  Streptococcus  giganteus  (2  Fälle). 

Annähernde  Bestimmung  der  Menge  der  Mikro- 
organismen in  l  ccm  Speichel. 

Der  Versuch  wurde  mit  dem  Speichel  dreier  Personen  angestellt 
1  ccm  (soll  jedenfalls  heissen:  Vio  <^o(i,  Ref.)  Speichel  wurde  mit 
verflüssigter  Gelatine  vermengt,  und  diese  in  Plattai  ausgegossen, 
welche  bei  22®  gehalten  wurden.  Nach  3 — i  Tagen  ergab  die  ZäUnog 
123750,  586460,  246  850  Kolonieen  pro  ccm  Speichel,  —  Mern, 
welche  jedenfalls  noch  zu  niedrig  sind,  da  ja  manche  Bakterien  der 
Mundhöhle  unter  diesen  Bedingungen  sidi  nicht  entwickeln. 

Pathogene  Eigenschaften  der  Mikroorganismen  der 

Mundhöhle. 
Die  an  Kaninch^  und  anderen  Thieren  ausgrführten  subkutanefl 
Injektionen  von  Beinkulturen  verschiedener  Mundhöhlenbaktmen  e^ 
gaben  folgende  Resultate: 


Mikroben  der  Mundhöhle.  Q21 

Als  pathogen  erwiesen  sich  (unter  den  vom  Verf.  isolirten  Formen) 

Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  albus. 

Nor    unbedeutende  lokale  und  nach  einigen  Tagen  spurlos  vor- 

llberigehende   Wirkung  hatten:   Tetracoccus,  Streptococcus, 

Bacillas  G,   Bacillus  J,   Proteus  Zenkeri,   Cladothrix 

dichotoma  und  Streptococcus  giganteus. 

^  Nicht  pathogen  zeigten  sich :  Sarcina  lutea,  Bacillus  sub- 
tilis,  Bacillus  subtili  similis,  Bacillus  radiciformis, 
Bacillus  H. 

Ausserdem  injizirte  Verf.  Kaninchen  und  Mäusen  direkt  Speichel, 
Temuscht  mit  dem  Zahnbeleg  von  10  gesunden  Personen.  In  6  Fällen 
rief  die  subkutane  Injektion  von  0,4 — 1,5  ccm  (Kaninchen)  resp.  0,1  ccm 
(M&ose)  Speichel  von  Personen  mit  theils  gesunden,  theils  cariösen 
Zähnen  entweder  keine  merkliche  Reaktion  hervor,  oder,  es  ent- 
stand zwar  an  der  Injektionsstelle  eine  Geschwulst  von  mitunter  be- 
doitenden  Dimensionen,  und  die  Körpertemperatur  des  Thieres  stieg 
teträchtlich ,  aber  diese  Erscheinungen  verschwanden  nach  einigen 
Tagi^  ^51Iig.  In  einem  dieser  Fälle  wurde  die  Geschwulst  aufge- 
schnitten :  die  mikroskopische  Untersuchung  des  Eiters  ergab  die  An- 
wesenheit von  Kokken,  von  Leptothrix  buccalis  und  Spi- 
rochaete  buccalis;  auf  Agar-Agar  wurde  Staphylococcus 
pyogenes  aureus  isolirt. 

In  einem  7.  Falle,  wo  über  das  Verschwinden  der  Krankheits- 
symptome  nichts  gesagt  ist,  wurde  aus  dem  Eiter  ebenfalls  Sta- 
phylococcus pyogenes  aureus  isolirt. 

In  den  übrigen  3  Fällen  waren  die  anfänglichen  Erscheinungen 
dieselben  wie  oben,  sie  traten  mehr  oder  weniger  schnell  ein.  Im 
8.  Falle  (0,5  ccm  Speichel  einem  Kaninchen  injizirt)  wurden  im 
Eiter  ausser  den  bereits  genannten  Formen  noch  kurze  Stäbchen 
und  lanzettförmige  Diplokokken  gefunden;  isolirt  wurden  Bacillus 
radiciformis  und  Staphylococcus  pyogenes  albus,  sowie 
eine  durch  fremde  Kokken  verunreinigte  Kultur  von  FraenkeTs 
lanzettförmigem  Diplococcus.  Nach  der  Oeffnung  des  Abscesses 
bildeten  sich  deren  noch  mehrere  an  anderen  Stellen ;  nach  8  Wochen 
starb  das  Versuchsthier.  —  Eine  Injektion  von  1,0  ccm  Speichel  der 
n&mlichen  Person,  nachdem  dieselbe  im  Laufe  eines  Tages  den  Mund 
mit  Kaliumhypermanganat  (1  :  48)  gespült  hatte,  rief  keine  Reaktion 
hervor. 

Im  9.  Falle  (1,0  ccm  Speichel  einem  Kaninchen  injizirt)  starb  das 
Versuchsthier  nach  60  Stunden.  Die  inneren  Organe  erwiesen  sich  zum 
Theil  als  beträchtlich  affizirt.  Im  Eiter  fanden  sich,  neben  kurzen 
Stäbchen  und  runden  Kokken,  namentlich  viele  lanzettförmige  Diplo- 
kokken. Die  letzteren  fanden  sich  auch  im  Blut,  in  der  Leber, 
Longen,  Nieren  und  Milz.  Aus  dem  Blute  wurde  eine  etwas  ver- 
anreinigte  Kultur  des  lanzettförmigen  Diplococcus  erhalten. 

Im  10.  Falle  (2,0  ccm  Speichel  einem  Kaninchen  injizirt)  starb  das 
Versuchsthier  nach  53  Stunden,  und  der  Befund  war  im  Wesentlichen 
der  gleiche.  Nach  Injektion  eines  Tropfens  Blut  des  kranken  Thieres 
einem  weiteren  Kaninchen,  starb  dieses  nach  36  Stunden  unter  den 
gleichen   Krankheitssymptomen    und   ergab    den    gleichen  bakterio- 

IX.  Bd.  40 


g22  Krankheiten  der  Verdaonngsorgane. 

logischen  Befund.    Das  nämliche  Resultat  ergab  auch  die  lojektioii 
einer  unreinen  Bouillonkultur  des  lanzettförmigen  Diplococcus. 

Verf.  fasst  seine  Resultate  in  12  Sätzen  zusammen,  die  hier  an- 
geführt sein  mögen,  mit  Ausnahme  deijenigen,  die  sich  schon  ans 
dem  Angeführten  ergeben.  Mehrere  von  diesen  Sätzen  betr^eD 
Fragen,  die  ausser  in  dem  R6sum6  überhaupt  in  der  Arbeit  nicht 
berührt  worden  sind,  so  der  5.  und  6.  Satz;  der  letztere  stützt  sich 
jedenfalls  bloss  auf  Vermuthung. 

1)  Die  Mundhöhle  der  Erwachsenen  und  Kinder  enthält  eine 
auffallend  grosse  Menge  Mikroben  und  dabei  der  yerschiedensten 
Formen. 

2)  Bei  Kindern  bis  zu  IVa  Jahren  ist  die  Menge  und  Formen- 
mannigfaltigkeit  der  Mikroben  geringer,  als  im  späteren  Alter. 

3)  Spirochaete  ist  bei  noch  zahnlosen  Kindern  ziemlich  selteo. 

4)  Die  Koch' sehen  Tuberkelbacillen  fehlen  in  der  Mundhöhle 
gesunder  Personen  (Verf.  hat  bei  allen  untersuchten  Personen  nach 
denselben  gesucht). 

5)  Peptonisirende  Wirkung  (in   welchem   Grade?  Ref.)    zeigen 
folgende  der  untersuchten  Bakterien:   die  Kokken   A,   B,  C,  D,  E^ 
Staphylococcus  pyogenes  aureus  und  albus,    Sarcina 
lutea,  die  Bacillen  6,  H,  I,  luteus,  radiciformis,  subtili«, 
subtili  similis,  butyricus. 

6)  Die  Mikroben  gelangen  in  die  Mundhöhle  aus  yerschiedenen 
Medien;  z.  B.  Bacillus  subtilis  und  Sarcina  lutea  aus  der 
Luft;  Bacillus  fluorescens  und  Gladothrix  diehotoma 
aus  dem  Wasser;  die  „weisse  Hefe^^  und  Proteus  Zenker/  aus 
der  Nahrung. 

7)  Spirochaete  kann  im  thierischen  Gewebe  bis  zulOTageo 
leben,  wobei  sie  sich  in  den  ersten  5  Tagen  ziemlich  energisch  ver- 
mehrt. Rothert  (Kazan). 

Leo,  Hans 5  Diagnostik  der  Krankheiten  der  Verdau- 
ungsorgane. Berlin  (A.  Hirsch wald)  1890. 
In  dem  vorliegenden,  durch  Kürze  und  Vollständigkeit  ausge- 
zeichneten Lehrbuche  finden  auch  BsJ^teriologie  und  Parasitenkunde 
sachgemässe  Berücksichtigung.  Verf.  hat  die  Untersuchung  der  Fäces^ 
des  Harns  und  der  Punktionsflüssigkeiten  bei  Krankheiten  der  Ver- 
dauungsorgane in  einem  besonderen  Abschnitt  zusammengestellt,  was 
sehr  zweckmässig  ist,  da  hierdurch  Wiederholungen  bei  der  Schilderung 
der  einzelnen  Krankheiten  möglichst  vermieden  werden. 

Unter  den  „spezifischen  Bakterien^^  der  Fäce.8  wird  ausser  den 
Bacillen  der  Tuberculose,  der  Cholera  und  des  Typhus  auch  der 
Finkler-Prior' sehe  Bacillus  unter  der  Ueberschrift  „Bacillus 
der  Cholera  nostras^'  geschildert.  Es  ist  indes  durch  neuere  Unter- 
suchungen genügend  sichergestellt,  dass  dieser  Bacillus  irgend  welchen 
ätiologischen  Zusammenhang  mit  der  Cholera  nostras  nicht  hat,  viel- 
mehr als  wohl  völlig  harmloser  Saprophyt  zu  betrachten  ist.  Grössere 
Berechtigung,  an  dieser  Stelle  kurz  angeführt  zu  werden,  hätten 
jedenfalls  der  Milzbrandbacillus  und  der  Bacillus  enteritidis 
(Gärtner)  gehabt.    Im  Uebrigen  sind  die  verschiedenen  bakteriolo- 


rScbweineseuche.  g2  3 

nchen  UntersochungsmethodeD,  soweit  sie  hier  in  Betracht  kommcD« 
idi  VerhältBiss  zu  der  sonstigen  Kürze  der  Darstellung  recht  aus- 
führlich auseinandergesetzt ;  und  so  dürfte  wohl  das  Yorliegende  Buch 
Qiiter  den  Lehrbüchern  der  klinischen  Diagnostik  eines  der  ersten 
sein,  welches  der  Bakteriologie,  speziell  den  Methoden  Koch 's,  den- 
jenigen Baam  gewährt,  welchen  sie  entsprechend  ihrer  Bedeutung  be- 
mnspruchen  dflifcn. 

Die  Abbildungen  der  thierischcn  Darnnparasiten  sind  gut;  von  den 
Bakterienbildern  lässt  sich  dies  nicht  behaupten. 

fi,  Stern  (Breslau). 

Froseh,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Ursache  der 
amerikanischen  Schweineseuche  und  ihrer  Be- 
ziehung zu  den  bakteriologisch  verwandten  Pro- 
zessen. (Zeitschrift  für  Hygiene.  Bd.  IX.  Heft  2.  S.  235—281.) 
£in  der  Wissenschaft  noch  keineswegs  vollkommen  erschlossenes 
Gebiet  stellte  die  amerikanische  Schweineseuche  vor.  Salmon  hatte 
1886  die  Behauptung  aufgestellt,  dieselbe  müsse  in  zwei  nach  Ur- 
sache und  Erscheinung  sehr  verschiedene  Krankheiten  getrennt  wer- 
den, nftmlich  in  die  „hog  cholera'^  und  „swine-plague";  letztere  sei 
mit  der  deutschen  Schweineseuche  identisch.  Diese  Angaben  wurcTen 
auf  das  Aeusserste  bestritten  von  Frank  Billings,  welcher  so- 
wohl die  Trennung  der  Seuche  in  zwei  Formen  für  unzulässig  er- 
klarte, als  auch  jeder  der  beiden  von  Salmon  gefundenen  Bakterien- 
arrten eine  ätiologische  Bedeutung  absprach,  ein  von  ihm  entdecktes 
Bacterium  dagegen  als  die  alleinige  Ursache  der  Seuche  be- 
zeichnete. Die  S  a  1  m  o  n  'sehen  Hog-cholerabakterien  wurden  im  Jahre 
1888  von  V.  Esmarch  im  hygienischen  Institute  zu  Berlin  einer 
Kach Prüfung  unterzogen,  v.  Esmarch  fand,  dass  diese  Bakterien 
keinem  der  zu  dieser  Zeit  für  Schweine  bekannten  Infektionserreger 
entsprach  und  dass  die  Angaben  Salmon 's  den  Hauptpunkten  nach 
zQtreffend  waren.  Diesem  Beispiele  folgte  Billings,  indem  er 
ebenfalls  Kulturen  der  von  ihm  entdeckten  Bakterien  dem  hygieni- 
schen Institute  zur  Verfügung  stellte.  Verf.  wurde  nun  durch  Herrn 
Geheimrath  Koch  mit  der  Aufgabe  betraut,  die  Billings'schen 
Bakterien  mit  den  bekannten  pathogenen  Gliedern  dieser  Gruppe  zu 
Yergleichen.  Nach  einer  eingehenden  kritischen  Beleuchtung  der  Ar- 
beiten von  Salmon  und  Billings  kommt  Verf.  zu  dem  Schlüsse, 
dass  Salmon's  swine-plague-Bacterium  als  ein  zufälli- 
ger Befund  in  chronisch  hog-cholerakranken  Schwei- 
nen anzusehen  sei. 

Die  erste  Untersuchung  mit  den  von  Billings  übergebenen  Kul- 
turen galt  der  Frage,  wie  sich  das  Billings  'sehe  Bacterium  der 
8wine- plague  zu  dem  Salmon'schen  Hogcholera-Bacterium  verhalte. 
Die  Ergebnisse  dieser  Untersuchung  sprachen  für  vollkommene  Iden- 
tität der  beiden  Bakterien.  Sie  besitzen  dieselbe  Gestalt,  aktive  Be- 
weglichkeit, dasselbe  eigenthümliche  Verhalten  gegen  Farbstoffe, 
femer  Uebercinstimmung  im  Wachsthum  auf  den  verschiedenen  Nähr- 
böden bei  verschiedenen  Temperaturen  und  die  gleiche  Pathogenität. 
In  letztgenannter  Hinsicht  sind  nach  Verf.  die  geringe  lokale  Reak- 

40» 


ß24  Schweioeseuche. 

tion  bei  allen  Thieren  und  die  multiple  Koagulationsnekrose 
der  Leber  bei  KaDioctaen  und  Mäusen  als  bemerkenswerthe  Ueber- 
einstimmungspunkte  anzusehen.    Mithin  haben  wir  es  bei  der  ameri- 
kanischen Schweineseuche  mit  einem  und  demselben  Erreger  zu  thun. 
Die  zweite  Versuchsreihe  befasste  sich  mit   dem  Vergleidi  des 
amerikanischen  Schweineseuchebacteriums  mit  den   anderen  Gliedern 
dieser    Gruppe.     Nachdem    Verf.  die    Besprechung    von    Vorsicbts- 
maassregeln  vorausgeschickt  hatte,  welche  hinsichtlich  der  Prfiftmg  auf 
Beweglichkeit  und  bei  vergleichender  Untersuchung  der  Pathogenität 
der  verschiedenen  Infektionserreger  sehr  zu  beachten  sind,  wendet  er 
sich  zunächst  dem  Vergleich  des  B  i  1 1  i  n  g  s  'sehen  Bacteriumsmit 
demjenigen  der  deutschen  Schweineseuche  ^)  zu.     Das  SchQtz'sehe 
Bacterium  der  deutschen  Schweineseuche  ist   unbeweglich,  zeigt 
weder  bei   +  8^   im  Eisschrank,  noch  bei  42^    C  im   d'ArBOoyal 
Wachsthum,  wie  das   Billings'sche  Bacterium;  ferner  besteht 
eine  beständige  Differenz  im  Aussehen  der  verschiedenen  Kulturen 
auf  Agar,  Gelatine,  Blutserum  und  in  Bouillon.    Gemeinschaftlich  ist 
beiden  die  NichtVerflüssigung  der  Gelatine.    Das  deutsche  Bacterinm 
gedeiht  nur  bei  schwach  alkalischer  Reaktion  auf  Kartoffeln,  das 
amerikanische  bei  jeder  Reaktion.    Beide  wachsen  bei  Luftabschloss. 
Auf  gefärbten  Agamährböden  bewirkte  das  amerikanische  Bacterinm 
schnell  und  deutlich  eine  Entfärbung  der  mit  indigoschwefelsaurem 
Natron  und  Lakmoid  gefärbten  Röhrchen,  das  Schütz'sche  da^eo 
nicht.    Das  amerikanische  Bacterium  bildet  weder  Phenol  noch  Indol, 
während  beide  Körper  zu  den  Stoffwechselprodukten   des  dentscheo 
Bacteriums  gehören  sollen.    Das  Bacterium  der  swine-plagae  bildet 
im  Allgemeinen  gröbere  Formen,  als  das  Schütz'sche.    Hinsicht- 
lich der  Pathogenität  der  beiden  Bakterienarten  bezeichnet  Verf.  das 
Meerschweinehen  als  ausserordentlich    empfänglich    für   das  ameri- 
kanische Bacterium,  während  dasselbe  Thier  dem   deutschen  Bsete- 
rium  gegenüber  eine  gewisse  Widerstandsfähigkeit  zeige.    Umgekehrt 
verhalten   sich  die  Tauben.    Mäuse,  Kaninchen   und  Ratten  lasseo 
Unterschiede  im  Verhalten  nicht  erkennen.    Nach  Verimpfting  kleiner 
Mengen   trat   bei   allen   empfänglichen    Thieren    der   Tod   aaf  das 
Schütz'sche  Bacterium  durchgehend  2— 3  Tage  früher  ein,  ab 
auf  das  Billin gs'sche.    Ein  unterscheidendes  Merkmal  von  hohem 
diagnostischen  Werth  ist  das  Verhalten  der  Impfstelle  bei  soblni- 
taner  Applikation  des  Virus.    Schon  die  kleinste  Menge  des  Schatz- 
sehen  Bacteriums  erzeugt  schwere  Veränderungen  an  der  Impf- 
stelle, während  dieses  bei  dem   amerikanischen  nicht  der  Fall  ist 
Das  letztere  erzeugt  in  der  Leber  multiple,  koagulationsnekrotiacbe 
Herde;  bei  den  mit  deutscher  Schweineseuche  geimpften  Thieren  da- 


1)  Die  „Sehweinesencha"  bt  von  mir  als  eigenartige  Kreokbeit  gegtn&ber  dem 
„Sohweine-BoUilaiir«  aufgestellt  worden  auf  Gmnd  einer  am  86.  October  1888  ron  mir 
gemachten  Beobachtung.  An  jenem  Tage  wurde  mir  auf  dem  Schweineriebhofe  in 
Bammelsburg  von  dem  Herrn  Kreisthierarzt  Eggeling  ein  Schwein  sar  Verfügung 
gestellt,  welches,  wie  er  glaubte,  soeben  an  ,,Rothlauf<*  eingegangen  war.  Die  Unter- 
suchung ergab,  dass  in  dem  Kadaver  dieses  Schweines  Bakterien  roAündw  wireo, 
welche  gftnslich  von  den  von  mir  beim  Schweinerothlauf  entdeckten  Bseillen  Tersehieoei 
waren.  Herr  Prof.  SchUti  hat  dann  mehrere  Jahre  spater  auf  der  Basis  meiner 
Untersuchungen  stehend  eingehendere  Forschungen  Über  den  Schweineroth/saf  «ne  ooer 
die  Schweineseuche  angestellt.  Loeffler. 


i 


Schweineseuche.  —  Cysticercns  racemosus.  g25 

gegen  zeigt  die  Leber  Neigung  zu  fettiger  Metamorphose.  Verschie- 
den ist  endlich  noch  die  Vertheilung  der  beiden  Bakterienarten  bei 
des  daran  zu  Grunde  gegangenen  Impfthieren.  Bei  der  swine-plague 
pAegt  das  Blut  der  Ventrikel  und  Vorhöfe,  sowie  dasjenige  der 
Hanptge&ssstämme,  im  Gegensatz  zu  der  deutschen  Schweineseuche, 
▼ertiütnissrnftssig  arm  an  Bakterien  zu  sein.  Ferner  zeichnet  sich  die 
itgenannte  Krankheit  dadurch  aus,  dass  die  Bakterien  in  den 
m  herdförmig,  dicht  in  den  Kapillaren  liegen,  während  bei  dem 
Schütz 'sehen  Bacterium  eine  mehr  gleichmässige  Vertheilung 
atatthat.  Das  Schütz'sche  Bacterium  findet  sich  ausserdem  bei- 
naiie  in  Beinkultur  in  dem  entzündlichen  Oedem  der  Impfstelle,  das  Bil- 
lings'sche  Bacterium  dagegen  ist  daselbst  so  spärlich  vorhanden, 
dass  es  oft  nur  durch  das  Plattenverfahren  nachgewiesen  werden  kann. 
Die  Gesammtergebnisse  seiner  Arbeit,  welche  des  Weiteren  die 
Beziehungen  des  Billings'schen  Bacteriums  zu  den  Bakterien 
der  Wild-  und  Rinderseudie ,  der  Htthnercholera  und  Kaninchen- 
8ei>tikftmie,  sowie  die  von  Hueppe  angeregte  Frage  der  Identität 
der  letztangeführten  Krankheiten  erörtert  und  zum  Schlüsse  noch 
das  VerhiUtniss  zwischen  dem  Billin gs'schen  Bacterium  und 
den  Bakterien  der  Sei  and  er 'sehen  Schweinepest  und  der  Frettchen- 
seaehe  eiperimentell  prüft,  fasst  Verf.  in  folgende  Sätze  zusammen: 

1)  Das  Bakterium  der  bog  Cholera  Salm on 's  und  das  der 
swine-plague  Billin gs'  sind  identisch. 

2)  Dasselbe  ist  als  die  Ursache  der  amerikanischen  Schweine- 
aeoche  anzusehen,  während  der  Beweis  für  eine  ätiologische  Be- 
ziebuBg  zu  dieser  Seuche  für  das  Salmon'sche  Bacterium  der 
swine-plague,  beziehentlich  für  die  Existenz  einer  zweiten,  in  gleicher 
Verbreitung  auftretenden  Seuche  ein  wandsfrei  bisher  nicht  erbracht  ist. 

3)  Das  Bacterium  ist  ferner  identisch  mit  dem  S  e  1  a  n  d  e  r  'sehen 
Schweinepestbacterium ,  jedoch  verschieden  von  den  Bakterien  der 
dentaehen  Schweineseuche,  Wildseuche,  Hühnercholera,  Kaninchen- 
septil^mic  und  Frettchenseuche. 

4)  Von  den  letztgenannten  stellt  das  Bacterium  der  Frettchen- 
seache  eine  Art  für  sich  dar,  während  die  Identität  der  übrigen  noch 

als  erwiesen  angesehen  werden  kann.      Ostertag  (Berlin). 


Bttot  et  Sabrazte^  £tude  sur  les  cysticerques  en  grappe 
de  renc6phale  et  de  la  moälle  chez  Thomme.  (Ga- 
zette m6d.  de  Paris.  1890.  No.  27—30.  32—34.) 

Nächst  der  klassischen  Arbeit  F.  A.  von  Zenker 's  (Bonn 
1882)  ist  vorstehende  Studie  das  Ausführlichste,  was  bisher  über  den 
Cysticercus  racemosus  geboten  wurde. 

Nach  allgemein  helminthologischen  und  historischen  Bemerkungen, 
wobei  sich  eine  treffliche  Kenntniss  der  deutschen  Litteratur  zeigt, 
folgt  eine  kritische  Uebersicht  sämmtlicher  bisher  publizirten  Fälle. 

Die  Priorität  der  Beobachtung  einer  Traubenbydatide  vindiziren 
die  Vcrff.  ihren  Landsleuten  Louis  (P.C.  A.)  und  A  r  a  n  (Archiv, 
g^nöral.  1841).  Bei  ersterem  (Recherches  sur  la  phtbisie.  pag.  165 
(nicht  161),  ist  ein  Fall  von  Hirncysticerken  beschrieben ,  von  denen 
mehrere  mit  einer  Maulbeere  Aehnlichkeit  hatten  (ce  qui  donnait  k 
quelques  unes  d'entre  elles  Taspect  d'une  müre). 


326  Cysticercas  rAcemosus. 

Das  sorgfältigere  Studium  der  räthselhaften  Gebilde  beginut  mit 
Yirchow,  der  1860  im  XVIII.  Bande  des  Archivs  ibnen  den  ,^om 
pittoresque  de  Traubenhydatiden'^  gab.  Westphal,  Uottlieb 
Merkel,  Klob,  besonders  aber  Marcband  und  vor  allen  F.  A. 
von  Zenker  haben  sich  um  die  Sache  verdient  gemacht. 

In  den  „Expose  critique^*  wird  zunächst  der  6.  Fall  von  v.  Zen- 
ker's  als  dubiös  hingestellt.  Auch  Fälle  von  Yirchow  (cfr.  v. 
Zenker,  pag.  8),  Dupuytren,  LcQons  orales.  1839.  I.  479  etc. 
und  Forget,  Gaz.  mM.  1846  werden  dem  Ostracismus  geweiht 

Nun  folgt  die  Reihe  der  16  in  v.  Zenker's  Monographie  er- 
wähnten Fälle  (Fall  6  wurde  als  apokryph  weggelassen),  dann  die 
oben  zitirten  Fälle  von  Louis  und  Ar  an  (Fall   XVII  und  XVIII). 

Nun  kommen  zwei  neue  Fälle. 

Obs.  XIX  (beobachtet  von  Chabrely  in  Bordeaux). 

Ein  Zimmermann  von  75  Jahren  leidet  an   partieller  Epilepsie, 
besonders  der  linksseitigen  Gliedmaassen.  Die  Autopsie  zeigte  mehrere 
Erweichungsherde  der    rechten   Hemisphäre.    Ausserdem  fand  man 
an  der  Basis  „Kystes  blanchätres    de  la  grosseur   d'un    grain  de 
raisin,  passant  en  cheval  sur    ces  vaisseaux   (art.   foss.    Syi?.)  et 
groupös  deux  par  deux  ä  la  fagon  d'haltöres^S    Die  erste  Cyste  war 
10  cm  lang,  gefaltet,  durch  ein  5  mm  dickes  Band   in   zwei  TlieiJe 
abgetheilt.    Die  zweite  Cyste  ist  unregelmässiger,   bildet  theilweise 
,,une   masse  enorme  lobul^e  de  3  ä  4  cm  de  diamdtre,  avec  5  di- 
latations  irreguli^res ,   s^paröes    par    des    6tranglements  profonds^'. 
Scolices  wurden  nicht  gefunden  (Abbildung  4). 

Auf  Schnitten  zeigt  sich  die  Cystenwand  V«  ™^  ^^^^t  ^'^  ^'i^' 
hält  ziemlich  grosse,  glänzende  Körner,  die  in  Säuren  unlöslich  sind. 
Die  eine  Fläche  zeigt  keine  scharfe  Begrenzung,  die  andere  bat  ein 
papillöses  Aussehen,  indem  sie  mit  einer  Menge  cylindrischer  oder 
rundlicher  Fortsätze  versehen  ist. 

Obs.  XX  (von  Bitot).  Seemann  von  47  Jahren.  Hemiplegie 
rechts,  Aphasie,  Meningo  -  Encephalitis.  Seit  3  Jahren  psychisch 
schwach,  Verfolgungswahn. 

Die  Autopsie  ergab  mehrfache  Cysten  der  Hirnbasis.  Eine  da- 
von sass  auf  der  inneren  Seite  des  linken  Sphenoidallappens  ?oni, 
kirschengross ;  eine  zweite  im  Grund  der  Sylvius 'sehen  Spalte,  nuss- 
gross;  zwei  andere  zwischen  den  Pedunculis,  kirschengross.  Die 
Cysten  hängen  mit  der  Arachnoidea  nicht  zusammen. 

In  einer  der  kleineren  Cysten  fand  sich  ein  Scolex,  welcher  nacii 
der  Auffassung  der  Herren  De  Nabias  und  W.  Dubreuilh  zur 
Taenia  saginata  gehört.  Der  Kopf  hat  einen  Durchmesser 
von  0,001  ,  besitzt  4  Saugnäpfe,  pigmentirt,  weder  Bostellum  noch 
Haken  sind  vorhanden  (eine  recht  mittelmässige  Zeichnung  ist  bei- 
gegeben). Der  Hals  ist  kurz,  glänzende  Körper  (corps  refringeots) 
sind  verbreitet.  Die  bei  Fall  XIX  beschriebenen  papillöseo  Fort- 
vätze  finden  sich  auch  hier,  aber  viel  weniger  entwickelt.  Zusatz 
non  Säuren  bewirkt  bei  obigen  Körpern  keine  Lösung.  In  dem  gra- 
sulösen  Gewebe  sieht  man  viele  ovale  Körper,  welche  wie  durch- 
sichtige Bläschen  aussehen,  theils  leer,  theils  mit  granulösem  Inhalte. 

Eine  tabellarische  Uebersicht  zeigt  die  näheren  Lokalisationen 
bei  den  20  Fällen,  von  denen  bei  dem  Fall  von  Klob  der  Sitz  in 


Gregarinen.  g27 

S^tenventrikel  war.  Die  Blasen  waren  meistens  unter  der 
Arachnoidea  and  frei  von  Adhäsionen,  18  an  der  Uirnbasis.  Der 
Scolex  (resp.  Kopf)  wurde  in  12  Fällen  gefunden;  die  sterilen  Fälle 
nnen  die  Verff.  ,,Acephalocystes^\  ein  Ausdruck,  der  bisher  fast 

f&r  sterile  Echinokokken  gebraucht  wurde.  Die  Eigenthttmlich- 
keit  der  Bildung  erklärt  sich  aus  den  anatomischen  Verhältnissen 
der  Hirnbasis  und  stimmen  die  Verfi.  ganz  überein  mit  der  geist- 
reichen Erklärung  Zenker 's. 

Bezüglich  der  Folgen  wird  auf  die  begleitende  Arachnitis  chro- 
nica and  den  inneren  Hydrocephalus  mit  Recht  besonderes  Gewicht 
gelegt,  femer  auf  die  relative  Häufigkeit  der  Mors  subita. 

Das  Wichtigste  in  dem  Artikel  ist  die  Mittheilung  des  Vor- 
kommens des  Saginata-Cysticercus  im  Leibe  des  Menschen.  Ob 
sieb  diese  Beobachtung  bestätigen  wird,  ist  wohl  noch  zweifelhaft. 
Dass  bei  Cysticercus  cellulosae  oft  die  Haken  ausfallen,  ist  be- 
kannt und  beweist  sonst  nichts;  bedeutsamer  ist  der  Defekt  des 
Bfistellums.  —  Ref.  möchte  noch  an  folgende  Fälle  erinnern:  Nach 
Heller  hat  auch  Colberg  einen  von  Völkers  aus  einem  Auge 
entfernten  Blaseuwurm  hakenlos  gefunden  und  als  sagin  ata  bestimmt 

Arndt  (Halle)  hat  einen  Fall  von  Hirncysticerken  mitgetheilt, 
welche  er  hakenlos  fand  und  als  zur  Taenia  saginata  gehörig 
bestimmte  (Zeitschrift  f.  Psychiatrie.  XKIV). 

J.  Ch.  Hub  er  (Memmingen). 

Hannegay,  F.,  Formation  des  spores  de  la  Gregarine 
du  Lombric.  (Annales  de  Micrographie.  1888.  Av.  1.  pl.) 
Die  in  Deutschland  fast  gar  nicht  bekannte  Arbeit  Henneguy's 
wurde  Bef.  vor  kurzem  durch  die  Güte  des  Verf.'s  zugänglich. 
Derselbe  hat  durch  Serienschnitte  versucht,  die  Verhältnisse  der 
Sporenbildung  bei  den  Monocystis- Arten  aufzuklären.  Im  Anfange 
der  Abhandlung  finden  sich  Untersuchungen  über  die  Struktur  und 
die  chemische  Beschaffenheit  der  „Gregarinenkörner^' ,  die  H.  mit 
Maupas  für  Zooamylum  hält,  nicht  wie  Bütschli  für  Paragly- 
kogen.  Er  erwähnt  die  Kreuzzeichnung  in  denselben,  welche  bei 
polarisirtem  Licht  deutlich  werde,  ebenso  bei  Färbung  mit  Gentiana- 
yiolett  nach  der  Ehrlich^schen  Methode.  Der  Autor  beobachtete 
an  den  Cysten  zwei  Hüllen,  doch  geht  er  auf  die  Entstehung  der- 
selben nicht  ein.  Um  den  Kern  herum  sah  H.  eine  von  grossen 
Körnern  freie  Zone.  Der  Nucleolus  zeigt  später  Vakuolen,  dann  zer- 
bricht er  und  der  Kern  beginnt  sich  mitotisch  zu  theilen.  Einige 
Stadien  der  Theilung  wurden  beobachtet.  Neben  der  Kernspindel 
lag  noch  chromatische  Substanz,  die  als  nach  dem  Zerbrechen  des 
Nadeoltts  oder  im  Momente  der  Spindelbildung  ausgestossen  gedeutet 
-wird,  und  von  welcher  der  Verf.  meint,  es  könne  sich  dabei  um 
Nebenkeme  handeln.  In  späteren  Stadien  findet  er  sie  nicht  mehr. 
Die  Sporenbildung,  glaubt  H.,  vollziehe  sich  nach  zwei  Typen: 

1)  Der  Inhalt  der  Cyste  theilt  sich  nicht,  die  Kerne  vermehren 
sich  durch  Karyokinese,  wandern  an  die  Oberfläche,  umgeben  sich 
mit  Protoplasma  und  hüllen  den  Gysteninhalt  ein.  Eine  Anzahl 
Kerne  bleibt  in  dem  Inhalt  liegen,  wo  sie  später  degeneriren. 


g28  Greg&rinen.  —  Entovalva  mirabilis. 

2)  Der  Inhalt  der  Cyste  zerfällt  in  eine  beschränkte  Zahl  gros* 
serer  Theile.  Die  Sporenbildung  bleibt  die  gleiche,  die  Kerne  ver- 
mehren sich  mitotisch  und  treten  an  die  Oberfläche  dieser  grdaseren 
Theilprodukte ,  in  deren  Inneren  wieder  einige  Kerne  zurückbleibea 
und  degeneriren. 

Eine  völlige  Theilung  des  Cysteninhaltes  in  Sporen  bestreitet 
Verf.,  da  es  immer  einen  Zeitpunkt  gebe,  wo  noch  Protoplasmamasse 
im  Centrum  liege,  die  zum  Aufbau  der  Sporen  diene,  wie  die  Um- 
bildung und  Auflösung  der  Kömer  zeige.  Cysten,  die  keine  solche 
Frotoplasmareste  mehr  darböten,  seien  eben  völlig  reife,  in  denen 
alle  Substanz  resorbirt  sei. 

Verf.  beobachtete  an  Makro-  und  Mikrosporen  die  gleichen,  eben 
geschilderten  Vorgänge  und  ist  geneigt,  dieselben  als  nicht  zu  einer 
Gattung  gehörig  anzunehmen. 

Beide  Sporenarten  haben  einen  grossen  Kern,  der  sich  durch 
Karyokinese  theilt,  wovon  einige  Phasen  zur  Beobachtung  kamen. 
Jeder  der  entstandenen  Kerne  zieht  sich  an  den  entgegengesetzten 
Pol  zurück,  wo  er  nach  einander  zwei  Theilungen  erleidet.  Die  Theil- 
produkte wandern  nach  der  Mitte  hin,  umgeben  sich  mit  Protoplasma 
und  bilden  die  acht  sichelförmigen  Körper,  welche  um  den  noyaa 
de  reliquat  herumgelagert  sind,  der  als  Nährmaterial  für  sie  dient. 

Der  wesentliche  Inhalt  und  die  Bedeutung  der  Arbeit  Henne- 
guy's  besteht  somit  in  der  Auffindung  der  Karyokinese  bei  der 
S  p  0  r  e  n  bildung  der  Gregarinen  des  Regen wurmhodens. 

M.  Wolters  (Bonn). 

Yoeitzkow,  A.,  Entovalva  mirabilis,  eine  schmarotzende 
Muschel  aus  dem  Darm  einer  Holothurie.    (Zool.  Jahr» 
bücher.  Abtheilg.  f.  Systematik  etc.    Bd.  V.  Hft.  4.  p.  619— 62& 
Mit  1  Tafel.) 
Verf.  fand  an  der  Nordküste  von  Sansibar  in  dem  Darm  einer 
Synapta — wenn  nicht  identisch,  so  doch  nahe  verwandt  mit  S  y  n  a  p  t  a 
inhaerens  Düb.  Kor.  —  dicht  hinter  dem  Schlundring  eine  2 — 3  mm 
lange  Muschel,  die  sich  vermittelst  eines  am  Fusse  befindlichen  Saug- 
napfes (VerL  vermuthet  in  ihm  ein  Byssusorgan)  kriechend  herumbe- 
wegt.   Die  weitklaffenden  Schalen  bedecken  nur  zum  kleinern  Theile 
den  grossen  Mantel,  der  unten  in  der  Mittellinie  bis  auf  den  Foss- 
schlitz  zusammengewachsen  ist,  nach  vorn  sich  zu  einem  hornartigen 
Fortsatze  hochwölbt,  nach  hinten  aber  ein  eigenthümliches,  hohles, 
glockenförmiges  Organ  bildet,  das  sich  fortwährend  wie  ein  Hand- 
Schuhfinger    ein-  und    ausstülpt.    In   dessen   Höhlung    münden  die 
zwittrigen  Geschlechtsorgane,   welche  als  lang  gestreckte,  mehrfach 
gelappte   Schläuche  fast  den    ganzen  Fuss  durchziehen.    In  diesen 
Raum  hinein   werden  auch  die  reifen  Eier  entleert  und  in  ihm  eot- 
wickeln  sich  diese  bis  zu  einem  Embryo  mit  beweglichem   Velum. 
Verf.  spricht  diesen  Hohlraum  daher  als  Brutraum  an.    Wie  die  Eier 
von  hier  in's  Freie  kommen,  hat  Verf.  nicht  ermitteln  können,  eine 
Oeffnung  nach  aussen  besitzt  der  Brutraum  nicht,  jedoch  berstet  seine 
Wandung  bei  einem  etwas  stärkeren  Drucke,  und  die  Embryonen  treten 
dann  lebhaft  schwimmend  nach  aussen,  sterben  aber  bald  ab.    Verf. 
hat  niemals  Stadien  der  Muschel  beobachten  können,  die  zwischen 


Kntovaiya  mirmbilis.  —  ^ilasymbiose  der  Leguminosen.  ^29 

primitiven  Embryo  und  den  jüngsten  Entovalven,  die  äuaserlieh 
■ar  noch  durch  ihre  geringe  Grösse  von  den  geschlechtsreifen  ab- 
weicheD,  vermittelt  h&tten;  er  vermuthet  daher,  dass  die  Embryonen 
längere  Zeit  ein  freies  Leben  im  Meere  führen  und  erst  als  ausge- 
bildete Tbiere  in  die  Holothurie  einwandern.  Wie  die  Einwanderung 
geschehen  dürfte,  zeigen  Versuche,  die  Verf.  mit  aus  dem  Darm  be- 
fraten  Thieren  anstellte.  Wurden  diese  mit  einer  S  y  n  a  p  t  a  zusammen* 
gebracht,  so  setzten  sie  sich  in  der  Nähe  der  Tentakel  fest,  die  dann 
schleunigst  eingezogen  wurden.  Wurden  dieselben  nach  einer  Weile 
wieder  herausgestreckt,  so  schob  sich  die  Muschel  mit  einem 
schnellen  Kuck  weiter  yor,  die  Tentakel  wurden  wieder  eingezogen, 
and  dieses  Spiel  wiederholte  sich  so  lange,  bis  die  Entovalva  mit 
den  Tentakeln  im  Innern  verschwand.  Die  Muschel  nährt  sich  von  Dia- 
tomeeo  und  andern  Algen,  die  den  Darm  gelblich  durchschimmern 
lassen.  Von  den  übrigen  Organen  des  Thieres  hat  der  Verf.  noch  die 
Kiemen,  das  Herz,  die  doppelte,  lappige  Leber  und  das  Nervensystem 
beobachtet,  das  entsprechend  dem  zeitweise  freien  Leben  ziemlich 
hochentwidcelt  ist.  Neben  dem  Schlundganglion  findet  sich  ein  deut- 
liches Pedalganglion  mit  angelagertem  Otolithen. 

Im  Darm  desselben  Thieres  fand  Verf.  auch  noch  eine  parasitische 
Schnecke,  die  er  aber  nicht  benennt,  weil  er  nicht  mit  Bestimmtheit 
weiss,  ob  dieselbe  noch  unbeschrieben  ist.  Während  die  Entovalva 
nur  als  Kommensalist  zu  betrachten  ist,  da  sie  ja  derSynapta  nur 
die  Diatomeen  etc.  wegfrisst,  ist  diese  Schnecke  ein  wirklicher  Parasit, 
der  die  mühsam  bereiteten  Säfte  des  Wirththieres  verzehrt.  Er  bohrt 
den  Eflssel  aber  nicht,  wie  die  meisten  der  bekannten  parasitischen 
SchneckeD,  durch  die  äussere  Körperbedeckung  des  Wirththieres,  sondern 
siedelt  sich  im  Magen  aD,  um  von  hier  aus  den  langen,  am  vorderen 
Theile  mit  kurzen  Stacheln  bewehrten  Rüssel  durch  die  Magen- 
wandung in  die  Leibeshdhle  einzuführen.  Wie  die  vorher  beschriebene 
Mnachel  scheint  auch  diese  Schnecke  erst  seit  kurzer  Zeit  sich  an 
ein  parasitisches  Leben  angepasst  zu  haben,  denn  sie  hat  noch  eine 
(2 — 3  mm  lange)  Schale  mit  3—4  Windungen,  einen  wohlausgebildeten 
flimmernden  Fufi»,  ein  paar  lange  Tentakeln  und  am  Grunde  derselben 
ein  paar  deutliche  schwarze  Augen.  Betreffs  ihrer  systematischen 
Stellung  schreibt  Verf.  nichts,  sie  wird  aber  jedenfalls  bei  den  Taenio- 
gloBsen  unterzubringen  sein.  6.  Brandes  (Halle  a.  S.). 

Frank,  B.,  üeber  die  Pilzsymbiose  der  Leguminosen. 
(Landwirtbschaftliche  Jahrbücher.  Bd.  XIX.  Heft  4  p.  523  ff.) 

Verf.  gibt  hier  in  voller  Ausführlichkeit  die  Resultate  seiner 
mehrjährigen  Arbeiten  über  die  WurzelknöUchen  der  Leguminosen, 
aber  welche  er  in  vorläufigen  Mittheilungen  schon  mehrmals  re- 
ferirt  hat 

Mit  einer  Uebersicht  über  den  historischen  Gang  und  die  Ent« 
Wickelung  unserer  Kenntnisse  über  die  bekanntlich  in  der  verschie- 
densten Weise  gedeuteten  KnöUchenbildungen  beginnend,  bespricht 
der  Verf.  in  9  Kapiteln  unter  den  resp.  Uebersd^ften  die  Fragen, 
welche  sich  aus  seinen  Untersuchungen  über  den  Inhalt  der  Knöll* 
dien  ableiten:  Die  Einwanderung  des  Bewohners  der  Knöllchen  in 
die  Pflanze,  die  Deutung  desselben,  die  Betheiligung  der  Pflanze  M 


630  PilssymbioM^der  Legominosiil. 

der  Infektion,  die  Bakteroiden  und  ihre  Beziehungen  zar  Pdan^e  so^ 
wohl  wie  zu  dem  Mikroorganismos  der  Endlichen,  die  Beinkoltar  dea 
letzteren»  seine  Wirkungen  auf  die  Pflanze,  sein  Vorkomme  in  den 
natürlichen  Bodenarten,  die  Beschaffenheit  der  Böden,  welche  L.egu- 
minosen  ohne  KnöUchenbildung,  also  ohne  Infektion  normal  zu  er- 
nähren vermögen,  endlich  die  prid^tisch  wichtige  Frage»  ob  man  die 
Leguminosenkultur    auf    vorher  unbebauten  Fl&chen  durch  Einver- 
leibung des  Mikroorganismus  in  dieselben  zu  heben  im  Stande   ist. 
Eine  Zusammenstellung  der  Resultate  schliesst  die  von  12  Tafeln, 
wovon  9  Habitusbilder    der   unter  verschiedenen  Bedingungen    ge- 
züchteten, theils  EnöUchen  führenden,  theils  davon  freien  Pflanzen 
geben,  begleitete  Arbeit 

Den  Mikroorganismus,  welcher  nach  Frank's  Untersuchongen 
als  zweifdlose  Ursache  der  Knöllchenbüdung  anzusehen  ist,  und  der 
in  den  KnöUchen  lebt,  nennt  er  Rhizobium  leguminosarura. 
Derselbe  gehört  zu  den  Spaltpilzen  und  ist  von  dem  Verf.  unter  den 
gehörigen  Kautelen  aus  dem  Inhalte  der  KnöUchen  isolirt  und  nach 
den  bakteriologischen  Methoden  weiter  kultivirt    Anfilnglich  wurde, 
um  genaue  und  stetige  Kontrolle  ausüben  zu  können,  die  Kultur  im 
h&ngenden  Tropfen  gewählt.    In   diesem  wurde  an  den  bakterien- 
fthnlichen  Inhaltskörpem  der  KnöUchenzellen ,  den  Bakteroiden,  nach 
kurzer  Zeit  eine  Differenzirung  in  eine  homogene  Orundmaase  mit 
darin   meist   in    einer    Reihe  gelagerten   kokken&hnlichen  Körpern 
sichtbar,  was  sonst  nur  bei  Kalibehandlang  geschah.    Aus  letzteren 
gehen  bisweilen  schon  nach  1,  sicher  nach  5  Tagen  sehr  kleine,  leb- 
haft bewegliche  Bakterien  hervor,  Schw&rmerzustände,  deren  Gestalt 
eine  rundliche  bis  längliche  ist,  und  deren  Grösse  0,9—1,3  /tt  nicht 
überschreitet.    Die  Bakteroiden,  welche  frühere   Beobachter,  z.  B. 
Prazmowski  und  Beyerinck,  für  den  Mikroorganismus  hielten, 
sind  viel  grösser,  3—5,5  fi  lang.    Neben  den  schwärmenden  Bakte- 
rien kommen  auch  ruhende  vor.    Cilien  waren  an  den  kleinen  Orgit- 
nismen  nicht  nachzuweisen.    Besonders  bei  Tinktionen  waren  Semmel- 
formen, in  der  Mitte  mehr  oder  weniger  eingeschnürte,  sicher  als 
Theilangszustände  aufzufassende  Formen  häufig  nachzuweisen.   Femer 
kommen  Zooglöen  vor,  unter  denen  besonders  eine  eigenthümliche 
Form  auffiel,  die  wiederholt  bei  der  Kultur  des  Milo^oorganismus  aus 
Lupinen  sich  einstellte.    Die  in  einer  Reihe  gelagerten  Bakterien  um- 
gaben sich  mit  gemeinsamer  Gallerte  und  wurden  durch  fortgesetzte 
Theilung  zu  sehr  kurzen,  beiniAe  kokkenfSrmigen  Körpern  von  0,2  fi 
(geschätzt)  Grösse,  während  zugleich  das  ganze  Gebilde  durch  Wachs- 
thum  in  die  Dicke  wurstförmig  wurde.    Sporenbildung  wurde  nicht 
beobachtet. 

Aus  dem  hängenden  Tropfen  auf  Gelatine  übertragen,  erwuchsen 
nach  3—4  Tagen  in  jedem  Impfetrich  kleine  Pünktchen,  die  weiter- 
hin sehr  langsam  —  nach  wochenlanger  Kultur  erreichten  die  Kolo- 
nieen  erst  1  mm  Durchmesser  —  zu  kleinen,  rundlichen  bis  elliptischen, 
etwas  über  die  Platte  erhabenen,  meist  blassgelblichen  Gallerthäof- 
chen  heranwuchsen.  Hin  und  wieder,  aber  nicht  r^elmässig,  ve^ 
mochte  das  Bacterium  die  Gelatine  zu  verflüssigen. 

Nach  diesem  Befunde  sind  also  die  Bakteroiden,  deren  Entstehung 
l^ua  dem  Protoplasma  der  KnöUdienzellen  man  schon  länger  kannte. 


^Uitymbiose  ^«r  LegmnlQOMii.  g^i 

liiclit  rcbe  Organe  des  L^uminosenplasmas,  wie  Brunchorst  be- 
fcsoptete,  aber  auch  nicht  reine  Fremdorganismen  (Prazmowski, 
Beyerinck),  vielmehr  sind  sie,  wie  schon  das  noch  ondifferenzirte 
(üoeh  nicht  in  Bakteroiden  zerlfallene)  Plasma  der  EnOUchenzellen, 
ans  dem  ^  diesem  Thatbestande  entsprechend  Frank  ebenfalls  den 
eharakteristischen  Mikroorganismus  erzog,  zusammengesetzt  aus  Legu- 
minosenplasma  und  aus  dem  Mikrobium,  dem  Pilz,  weshalb  Frank 
dafftr  den  Namen  Mykoplasma  verschilft.  Auch  durch  seine  Licht- 
brechang  unterscheidet  sich  das  Mykoplasma  schon  von  dem  gewöhn- 
Uchen  reinen  Leguminosenplasma  der  nicht  infizirten  Zellen,  und  der 
Kern  scheint  in  ihm  eben&lls  alterirt. 

Bezflglich  des  Eindringens  des  Mikroorganismus  in  seine  Nähr- 
pflanze,  das  natürlich  durch  die  Oberhaut  der  Wurzeln  geschehen 
rnnss,  unterscheidet  Frank  eine  direkte  Infektion  von  einer  Infektion 
mit  Hülfe  einea  Infektionsüädens.    Infektionsfaden  ist  der  früher  theils 
als  Plasmodiumstrang,  theils  als  Pilzhyphe,  theils  (von  B  eye  r i nk)  gar 
als  Beet  der  mitotischen  Eernfigur  (Kerntonne)  aufgefasste  Faden,  der 
in  vielen  Endlichen  die  Zellen  quer  durchsetzt  und  von  einer  zur  andern 
Zelle  sich  fortzieht.  Unter  dem  Einfluss  von  Reagentien  (besonders  Kali- 
hoge)  zeigte  derselbe  Frank  ebenso  wie  die  Bakteroiden  und  diu 
Mykoplasma  eine  Zusammensetzung  aus  dem  Mikrobium  und  einer 
homogenen  Grundmasse.    Verf.  fand  die  jüngsten  Stadien  desselben 
in  Wnrzelhaaren,  wo  er  einerseits  der  Zellwand  ansass  und  mit  seinem 
andern  Ende  ohne  Grenze  in  das  Plasma  der  Zelle  überging.    An 
der  Stelle  der  Wand,  wo  der  Faden  beginnt,  siüi  Frank  aussen  meist 
ein  Häufchen  von  kokkenähnlichen  Mikroorganismen,  die  er  für  identisch 
mit  seinem  Rhizobium  hält.    Nach  diesen  Beobachtungen  nimmt 
Frank  f&r  die  homogene  Grundsubstanz  des  Infektionsfadens  die 
Zugehörigkeit  und  den  Ursprung  aus  dem  Leguminosenplasma  an.  — 
Bä  den  wenigen  Leguminosen  ohne  Infektionsfaden  (Bohne,  Lupine) 
fimd  er  dieselben  Ansammlungen  über  den  Epidermiszellen  der  Wurzeln 
ond  beobachtete  häufig  ein  Hinwachsen  der  direkt  unter  der  Epidermis 
li^;enden  Bindenzellen  nach  diesen  Anhäufungen.    Die  Endlichen  ent- 
stehen nach  dem  Verf.  bei  den  letzteren  Leguminosen  aus  dem  dicht 
unter  der  Epidermis  gelegenen  Rindenparenchym  der  Wurzeln,  bei  den 
ersteren,  mit  Infektionsfaden  versehenen  dagegen  aus  sehr  viel  tiefer 
gelegenen  Bindenschichten.    Er  hält  deshalb  den  Infektionsfaden  für 
eine  charakteristische    und  zweckmässige  Einrichtung   der  meisten 
Familienangehörigen,  mit  Hülfe  deren  dieselben  das  Mikrobium  in  ihre 
inneren  Rindenzellen  sich  selbst  einholen   und  sicher  hineinführen, 
wfthrend  im  andern  Falle  die  Einrichtung  durch  die  exponirte  Lage 
der  zu  infizirenden  Rindenzellen  überflüssig  erscheint.   In  beiden  Fällen 
werden  die  infizirten  Zellen  zu  lebhafter  Vermehrung  angeregt,  die 
eben  die  Entstehung  des  Knöllchens  zur  Folge  hat. 

Schon  die  allbekannte  Erfahrung,  dass  bei  der  Kultur  im  natür- 
lichen Boden  alle  Leguminosen  auch  unter  sonst  ganz  abweichenden 
Umständen,  z.  B.  fern  von  ihrer  natürlichen  Heimath,  wie  die  Tropen- 
pflanzen bei  uns,  stets  KnöUchen  ansetzen,  lehrt  die  Identität  des 
Mikrobs  für  lUle  Leguminosen  ebensowohl  wie  das  für  gewöhnlich 
saf rophytische  Vorkommen  desselben  in  allen  Bodenarten,  was  auch 


g33  t^iiuytnbiose  dor  L«giumnos^. 

F  r  a  D  k '  s  Versuche  bestätigtea.  Seine  ErfahruDgen  lehren  allerdiiigd 
dass  dieses  Vorkommen  ein  verschieden  häufiges  ist,  insofern  dei 
Mikroorganismus  in  Boden,  auf  dem  Leguminosen  längere  Zeit  ge- 
züchtet  sind,  natürlich  in  grösster  Masse  vorhanden  ist.  Für  offec 
hält  Verf.  übrigens  trotz  der  zweifellosen  Identität  des  KnöUcben- 
pilzes  für  alle  Leguminosen  noch  unter  Anderem  die  Frage,  ob  sich 
nicht  eventuell  unter  dem  Einfluss  der  schon  so  lange  fortgesetzten 
natürlichen  Züchtung  des  Bacteriums  in  einer  bestimmten  Pflanze 
eine  besondere  Infektionstüchtigkeit  desselben  für  diese  herausge- 
bildet hat. 

Durch  Eulturversuche  auf  humusarmen,  sterilisirten   und  theils 
mit  geringen  Quantitäten  bakterienhaltigen  Naturbodens   geimpften, 
theils  ungeimpft  gelassenen  Bodenarten  ergab  sich  in  Betreff  der  Be- 
deutung des  Bacteriums  für  die  Pflanze  sofort  eine  Verschiedenheit 
in  der  Leguminosenreihe,  insofern  als  die  ganz  gleichmässige,  äusserst 
kümmerliche  Entwickelung  der  Bohne  in  beiden  Fällen  die  vollständige 
Nutzlosigkeit  der  KnöUchen  für  die  Pflanze  deutlichst  zeigte.    Das 
Mikrobium  ist  also  für  die  Bohnenpflanze  ein  reiner  Parasit     Dagegen 
ist  für  Erbse  und  Lupine  die  Infektion  mit  dem  Bacterium  eine  Notb- 
wendigkeit    auf  humusarmen  Böden.    Im   ungeimpften,  sterilisirten 
Sandboden,  also  ohne  KnöUchenbildung,  wurde  die  normale  Entwicke- 
lung nie  erreicht,  auch  nicht  bei  Nitratdüngung.    Frank  fasst  den 
dies  bedingenden  Vorgang  als  eine  Kräftigung  der  ganzen  Pflanze 
in  allen  ihren  Funktionen  infolge  der  Infektion  mit  dem  Mikrobium 
auf.  Wachsthum  und  Chlorophyllbildung  werden  gefördert,  die  Kohlen- 
stofiiassimilation  wird  ebenso  wie  die  Assimilation  des  jfreien  Stick- 
stofis,  welche  Verf.  schon  früher  als  allgemeine  Eigenschaft  grüner 
Pflanzen  nachgewiesen  hat,  energischer,  endlich  wird  infolge  alier 
dieser  Erscheinungen  auch   die  Gresammtproduktion  gesteigert    In 
Humusböden    dagegen  entwickelten  sich  Erbse  und  Lupine  sowohl 
mit  wie  ohne  Wurzelknöllchen  ganz  normal. 

Danach  ist  also  das  Zusammenleben  des  Bacteriums  mit  den 
meisten  Leguminosen  aufzufassen  als  eine  Anpassung,  welche  den 
letzteren  die  Existenz  und  normale  Entwickelung  auch  unter  den  sonst 
höchst  ungünstigen  Bedingungen  eines  humusarmeu  Standorts  er- 
möglicht ;  auf  solchen  ist  das  gegenseitige  Verhältniss  der  beiden  ein 
symbiontisches.  Die  Leguminose  liefert  dem  Püz  eine  Brutstätte,  über- 
nimmt seine  Ernährung  und  zieht  dafür  aus  ihm  den  erwähnten 
Nutzen  einer  Entfaltung  all  ihrer  normalen  Eigenschaften  zur  grössteo 
Energie.  Auf  humusreichen  Böden,  sowie  ganz  allgemein  bei  Plia- 
seolus  ist  der  Pilz  reiner  Parasit. 

Was  die  Verbreitung  desRhizobiumsin  den  Organen  der  Legu- 
minosen angeht,  so  traf  Frank  es  nicht  nur  auf  die  WurzelknöUc^ 
beschränkt,  sondern  auch  im  (jewebe  der  Wurzeln  und  sogar  io  den 
oberirdischen  Organen  von  Bohne,  Erbse  und  Lupine,  und  zw&r  in 
Form  der  charakteristischen  Bakteroiden,  die  aber  dort  nur  zerstreut 
im  Plasma  der  Zellen  sich  finden,  während  sie  in  den  Bakteroiden- 
zellen  der  KnöUchen  die  ganze  Zelle  erfüllen.  Bei  der  Erbse  wareo 
sie  bis  ins  Meristem  der  Stammspitze  zu  verfolgen,  fehlten  aber  in 
den  Blättern  und  im  Gewebe  der  Frucht    In  letzterem  und  sogar  in 


Üntersvcfiangsmetfioden,  Tosfnimeni«  et<*.  ß33 

den  Zelleii  der  jangen  Samen  fand  Frank  sie  bei  der  Baschbohne, 
die  dementsprechend  auch  in  sterilisirten  Böden  Wurzelknöllchen 
produzirt. 

Das  Material  zur  Bildung  der  Bakteroiden,  wenigstens  ihres  vor« 
wiegenden,  eiweissartigen  Bestandtheils  liefert  in  den  Knöllchen  zwei- 
fellos eioestheils  die  darin  fast  stets  zagleich  gespeicherte  Stärke, 
ferner  aber  das  darin  nachgewiesene  Asparagin,  das  nach  Frank  in 
deD  Blättern  durch  die  Assimilation  des  freien  Stickstoffs  entstanden 
ist  und  von  hier  nach  dem  Speicherungsort  des  Eiweiss   hinwandert. 
Besondere  Versuche  widmet  der  Verf.   dann  noch   der  praktisch 
wichtigen  Frage,  ob  durch  Impfung  mit  bakterienhaltigem  Boden  sich 
die  Ijeguminosenproduktion  auf  einem  bis  dahin  kulturlosen  Boden 
heben  lässt,   was   besonders  fQr  die  unkultivirten  Heide-  und  Moor- 
strecken Deutschlands  in  Betracht  gezogen  zu  werden  verdient.    Leider 
blieben  sowohl  Feld-  wie  Topfversuche  ohne  unzweideutiges  Resultat. 
Nor  unter  ersteren  scheint  eine  Impfung  mit  Lupitzer  Lupinenboden 
den  Ertrag  auf  einem  leichten  Sandboden   gesteigert  zu  haben.    Da 
indes  auch  im  Parallelversuch  auf  der  ungeimpften  Parzelle  die  Lu- 
pinen Knöllchen  gebildet  hatten,   so  ist  dieser  Versuch  nicht  ent- 
scheidend.   Dagegen  ist  Verf.  geneigt,  in  gewissen  Erfahrungen,  welche 
man  in  Mainz  auf  einem  durch  relativ  neue  Anschwemmung  entstan- 
denen Sandboden  mit  Lupinenkultur  gemacht  hat,  gewissermaassen 
ein  unfreiwilliges  Experiment  in   der  Frage  zu  erblicken.    Während 
Obstkaltor  dort  nämlich  reichen  Ertrag  geliefert  hatte,  wuchsen  Lu- 
pinen nur  sehr  kflmmerlich ;  sie  erwiesen  sich  zum  grossen  Theil  als 
knöllchenfrei,  und  fQhrt  Frank  auf  den  Mangel  an  Rhizobium  in 
jenem  Boden  die  schlechte  Lupinenvegetation  zurück,  indem  er  hier 
von  Impfungsversuchen  ein  günstiges  Resultat  erhofft. 

Ueber  die  Vegetationsphasen,  in  welchen  die  Leguminosen  der 
Infektion  zugänglich  sind,  wurde  ermittelt,  dass  dieselbe  jederzeit 
gelingt.  Behrens  (Karlsruhe). 


Untersttchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Lelunann,  K.  B.,  Die  Methoden  der  praktischen  Hy- 
giene. Anleitung  zur  Untersuchung  und  Beurthei- 
lung  der  Aufgaben  des  täglichen  Lebens.  Für  Aerzte, 
Chemiker  und  Juristen.    8®.    594  S.    Wiesbaden  1890. 

Das  vorliegende  Werk  erfüllt  die  Aufgabe,  die  es  sich  gestellt 
hat,  „dem  Anfänger  auf  dem  Gebiete  der  hygienischen  Untersuchung 
eine  ausführliche,  möglichst  vollständig  gehaltene,  aber  doch  streng 
wissenschaftliche  Anleitung  bei  seinen  Untersuchungen  zu  liefern,''  in 
vortrefflicher  Weise.  Die  allgemeine  Methodik  —  die  chemisch-phy- 
sikalische, die  bakteriologische  und  die  hygienisch-toxikologische  — 
werden  in  der  I.  Abtheilung  besprochen.  In  der  IL  folgen  die  spe- 
ziellen Untersuchungen,  soweit  sie  sich  auf  die  Luft,  den  Boden,  das 
Wasser,  die  Nahrungsmittel,  die  Kleidung,  Wohnung  und  die  Gebrauchs- 


634  ünUrfachangsmethoden,  tnstnime&fce  «io. 

gegenstände  beziehen.  In  zwei  besonderen  Abschnitten  werden  daon 
noch  die  „Gesichtspunkte  bei  der  Erforschung  der  Ursachen  einer 
Epidemie''  und  die  „Untersuchung  und  Beurtheilung  von  Desinfektions- 
mitteln und  Desinfektionsapparaten''  besprochen.  Ueberall  ist  auf 
das  unmittelbar  praktische  Interesse  Rücksicht  genommen.  Ein  recht 
sorgfältiges  Sachregister  —  ein  Autorenregister  fehlt  leider  —  er- 
leichtert die  Auffindung,  zahlreiche  vorzügliche  Abbildungen  kommen 
dem  Yerständniss  in  dankenswerther  Weise  zu  Hülfe. 

Uns  interessirt  hauptsächlich  der  bakteriologische  Theil.    In  der 
Methodik  ist  alles  Wissenswerthe  kurz  und  klar  zusammengestdlt, 
die  Methoden  und  Apparate  sind  yerständlich  beschrieben,    so  dass 
man   woU  einen  Begriff  von  dem  bekommt,   worauf  es  ankommt 
Einzelheiten  weichen  von  der  Erfahrung  des  Ref.  ab.    Dass    es  em- 
pfehlenswerth  sein   sollte,  im  Allgemeinen  bei  gefärbten  Prfiparaten 
den  Hohlspiegel,  bei  ungefärbten  den  Planspiegel  anzuwenden  (S.  39), 
kann  Rel  z.  B.  nicht  finden.    Die  Anwendung  des  Hohlspiegels  ist 
vielmehr  sehr  beschränkt,  bei  Bidtterienuntersuchungen  und  bei  offe^ 
nem  Kondensor  überhaupt  zu  vermeiden;  nur  bei  schwachen  Yer- 
grOsserungen  und  engen  Blenden,  also  bei  Betrachtung  von  ungefiürbten 
Präparaten,  Platten  u.  dgl.,  hat  ihn  Ref.  mit  Vortheil  anwenden  sehen. 
Unter  den  zusammmengesetzten  Farbstoffen  hätte  das  Kühne 'sehe 
Karbolmethylenblau  Erwähnung  verdient.     Die  B.  Fraenk einsehe 
vereinfachte  Tuberkelbacillenfärbung  schliesst  sich  nicht  der  Koch- 
Ehr lichtscheu,  sondern  der  Ziohl-Neelsen'schen  Methode  an. 
Die  Schilderung  der  Gram'schen  Methode  verführt  zu  dem  Irrtbum, 
dass  sie  sich  nur  für  Schnittfiärbung  eignet,  während  sie  doch  auch 
bei  Deckglaspräparaten  vorzügliche  Resultate  gibt.    Bei  den  Kartoffel- 
kulturen  hätte  Schröter 's  Name  Erwähnung  verdient.    Die  Vor- 
züge der  festen  durchsichtigen  Nährböden  hätten  noch  stärker  betont 
werden  können. 

Die  systematische  Zusammenstellung  der  wichtigsten  Spaltpilz- 
arten ist  vortrefflich.  Bemängeln  möchte  Bef .,  dass  die  L  e  p  t  o  t  h  r  i  x-, 
Beggiatoa-,  Crenothrix- und  Cladothrixarten  zu  den  Bakte- 
rien gerechnet  werden,  die  doch  zu  den  Algen  gehören.  Sehr  dankens- 
werth  sind  Zusammenstellungen  einmal  von  solchen  Bakterien,  die  aaf 
Gelatine  bei  20^  und  darunter,  dann  von  solchen,  die  erst  über  20* 
oder  überhaupt  nicht  auf  Gelatine  wachsen,  dann  von  den  bekanntesten 
Anaäroben,  unter  denen  jedoch  der  Tetanusbacillus  noch  fehlt.  Im 
Anhang  an  die  Bakterien  werden  die  Schimmelpilze  und  die  Proto- 
zoen besprochen. 

Im  speziellen  Theile  ist  bei  jedem  einzelnen  Abschnitt  auf  die 
bakteriologische  Untersuchung  Rücksicht  genommen,  doch  möchte 
Bef.  sich  die  Frage  gestatten,  ob  dies  nicht  bei  der  Bedeutung  der 
Mikroorganismen  etwas  ausgiebiger  hätte  geschehen  können.  Wie  die 
Bakterien  z.  B.  in  die  Luft  gelangen  und  was  sie  in  derselben  be* 
deuten,  tritt  nicht  klar  genug  zu  Tage,  auch  beim  Boden  würde  Bef. 
sich  ausführlicher  ausgesprochen  haben.  Die  bakteriologischen  Bodeo- 
Untersuchungen  fordern  ja  eine  Besprechung  der  Bodentheorie  der 
Infektionskrankheiten  geradezu  heraus,  auf  die  Verf.  jedoch  gar  nicht 
eingeht.    Bei  der  bakteriologischen  äsurtheilung  des  Wassers  \am 


ÜntoniicliaiigiiiiciliodeD,  Instromenie  eic.  ^5 

Be£  im  Allgemeinen  mit  dem  Verl  einverstanden  sein.  Der  Haupt- 
satz: ,,Wenn  sich  irgend  ein  patb(^ener  Spaltpilz  im  Wasser  nach- 
weiseii  lässt,  ist  es  unbrauchbar  und  erst  wieder  in  Gebrauch  zn 
nehmen,  wenn  die  pathogenen  Pilze  wieder  verschwinden,  und  thun- 
Bebst  die  Gel^enheit  zu  einer  erneuten  Infektion  beseitigt  isV\ 
spricht  ffir  sich  selbst;  doch  scheint  ihn  Verf.  schweren  Herzens 
aufgesteUt  zu  haben;  er  hält  es  für  nöthig,  sich  deswegen  in  einer 
Anmerkung  halb  und  halb  zu  entschuldigen,  da  ja  „noch  nicht  fest- 
gestellt ist,  dass  die  in  Frage  stehenden  Spaltpilze,  z.  B.  die  Typhus- 
badllen,  überhaupt  nicht  vom  Magen,  sondern  z.  B.  nur  von  der  Lunge 
aus  wirken  können'S  Dies  chantkterisirt  den  Standpunkt  des  Ver- 
fassers :  ,,ex  ungue  leonem/* 

Die  Betonung,  dass  an  Gebrauchswasser  der  Hauptsache  nach 
dieselben  Anforderungen  zu  stellen  sind,  als  an  Trinkwasser,  ist  sehr 
riditig  und  dankenswerth.  Eingehend  sind  die  bei  der  Beurtheilung 
des  Fleisches  in  Betracht  kommenden  Bakterienkrankheiten  der  Ge- 
nnssthiere  besprochen,  Yorzflglich  ist  auch  der  Abschnitt  „Mikroor- 
ganismen in  der  Milcht  Sehr  viel  eingehender  hätte  wieder  nach 
Anseht  des  Ref.  die  Besprechung  der  bakteriologischen  Untersuch- 
ungen bei  Infektionskrankheiten  sein  sollen,  die  ja  doch  nun  einmal, 
man  mag  sich  dagegen  sträuben,  so  viel  man  will,  vorläufig  nur 
auf  diesem  Wege  am  sichersten  aufgeklärt  werden  können.  Ein  Gang 
der  Untersuchung  bei  den  verschiedenen  Krankheiten  —  nirgends 
ist  mehr  wie  hier  Individualisirung  am  Platze  —  wäre  recht  dankens- 
werth gewesen.  Auch  das  Kapitel  der  Desinfektion  dürfte  ein  wenig 
sCieftnfltterlich  behandelt  sein. 

Die  kleinen  Ausstellungen,  die  Ref.  sich  erlaubt  hat,  sind  indessen 
nicht  geeignet,  den  hohen  Lehrwerth  des  vorliegenden  Werkes  geringer 
erscheinen  zu  lassen.  Die  Klarheit  der  Sprache,  die  Prägnanz  der 
Beschreibungen,  die  GQte  der  Abbildungen  sichern  ihm  Anerkennung 
and  Beachtung  in  weiten  Kreisen.        M.  Kirchner  (Hannover). 

Meyer,  B.,  Der  Nachweis  der  Tuberkelbacillen  in  den 
Se-   und    Exkreten    Tuberculöser    mit   besonderer 
Berücksichtigung  der  Untersuchung  bei  der  Koch- 
schen  Behandlungsmethode,    (üentralbl.  f.  klin.  Medicin. 
1891.  No.  6.) 
M.  theüt  seine  Erfahrungen  mit,  welche  er  bei  der  Untersuchung 
der  Se-  und  Eikrete  TuberculOser,  speziell  des  Auswurfs,  der  pleu- 
ritisdien und  peritonitischen  Exsudate,  des  Harnes  und  des  Ohreiters 
gesammelt  hat. 

Das  Sputum  färbt  er  nach  der  G ab bet 'sehen  Methode.  Ist 
das  Resultat  ein  negatives,  so  bedient  er  sich  des  Bieder  tischen 
Sedimentirungsverfahrens.  (Zu  eiüem  Esslöffel  Sputum  setzt  man  7—15 
Tropfen  Natronlauge  und  2  Esslöflel  Wasser,  kocht  bis  zur  Ver- 
flüssigung, fügt  dann  noch  4—6  Esslöfiel  Wasser  hinzu  und  kocht 
noch  einmal,  bis  das  Ganze  eine  dünne,  gleichmässige  Flüssigkeit 
bildet.  Diese  in  ein  Spitzglas  gegossene  Menge  bleibt  24—48  Stun- 
den, aber  nicht  länger,  stehen.  Von  dem  auf  dem  Boden  des  Glases 
gebildeten  Sedimente  werden  einige  Partikelchen  auf  ein  Deckglas 


636      Sdiutzlmpfung,  IcflnsU.  Infektionskrankhetton,  EotwickeliiiigslMiniiiaDg  etc. 

gebracht  und  wie  üblich  writer  behandelt)   In  Folge  der  Einwirkoi^ 
der  Natronlauge  werden  die  Bacillen  etwas  plumper  und  dicker. 

Gibt  auch  diese  sehr  erfolgreiche  Methode  noch  keinen  sicheren 
Aufschlttss,  80  bleiben  schliesslich  nur  noch  die  Thieriropfungen  mit 
dem  Sputum  übrig,  welche  Yon  M.  bei  der  Behandlung  mit  Tuber- 
culin  alsdann  stets  geübt  werden. 

Pleuritische  und  peritonitische  Exsudate  werden 
ebenfalls  nach  dem  Bieder  tischen  Einengungsverfahren  untersucht; 
die  serösen  und  hämorrhagischen  gleich  dem  Sputum;  die  b&mor- 
rhagischen  vor  der  Gerinnung,  es  wird  ihnen  vorher  ein  Alkali  zu- 
gesetzt Die  eitrigen  Exsudate  lassen  sich  ebenfalls  nach  Biedert 
behandeln;  doch  ist  es  gut,  ein  grösseres  Quantum,  ca.  1  Liter, 
wiederholt  sedimentiren  zu  lassen,  bis  das  Sediment  aus  dickem, 
rahmigem  Eiter  besteht. 

Die  Urogenitaltuberculose  wird  nach  verschiedenen 
Methoden  erwiesen.  Es  wird  ein  Eiterpartikelchen  oder  Bröckelcben 
entnommen  und  auf  dem  Deckglase  wie  gewöhnlich  weiter  behandelt. 
Im  Falle  des  Nichtgelingens  greift  man  zur  Sedimentirungs-  und 
Filtrirmethode.  Den  mit  Thymollösung  versetzten  Harn  l&sst  man 
24  Stunden  in  einem  Spitzglase  sedimentiren  und  entnironat  dann 
vom  Sediment.  Bei  klarem  oder  nur  wenig  getrübtem  Harne  mit 
massigem  oder  fehlendem  Eiweissgehalt  wird  man  mit  obiger  Methode 
nicht  zum  Ziele  kommen. 

Für  solche  Fälle  wird  der  mit  Thymollösung  gemischte  Harn 
auf  ein  kleines  Filter  in  geringen  Quantitäten  aufgegossen.  Von 
dem  Rückstande  wird  dann  das  Deckgläschen  bestrichen,  das  Sedi* 
roent  eingetrocknet  und  untersucht. 

Die  diarrhöischen  Stühle  werden  nach  der  6a bbet 'sehen 
Methode  behandelt,  die  vollständig  genügt. 

Für  die  tuberculöse  Mittelohrentzündung  genügt  der 
Nachweis  der  Bacillen  im  Sekrete  ebenfalls  mit  der  Gabbet^schen 
Methode.  [M.  verfügt  allerdings  nur  über  einen  Fall  der  letzteren. 
Ref.]  Kronacher  (München). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infeictionsicranicheiten ,  Entwiclt- 
lungshemmung  und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Behring,  Ueber  Desinfektion,  Desinfektionsmittel  und 
Desinfektionsmethoden.  [Aus  dem  hygienischen  Institut 
der  Universität  zu  Beriin.]  (Zeitschrift  für  Hygiene.  Band  IX. 
Heft  3.) 

Bei  der  Besprechung  der  Desinfektion  von  sporenfreiem  InfditioDS- 
material  geht  Verf.  von  milzbrandhaltigem,  sporenfreiem  Material  als 
Desinfektionsobjekt  und  von  Quecksilbersublimat  als  Desinfektionsmittel 
aus.  Zur  Prüfung  des  Einflusses  eines  Desinfektionsmittels  auf  Id- 
fektionsmaterial  eignet  sich  das  Kulturveifahren  desw^en  besser,  als 


fiebnIxiapAing)  kfirotl«  Inf^ktionskrAnklieiteii,  Entwlckelanj^skcminang  «te.     g37 

Thierexperiment,  weil  bekanntlich  Bakterien,  trotzdem  sie  noch 
kbensfUiig  sind,  ihre  Virulenz  verloren  haben  können. 

Wichtig  fftr  die  Wirkung  eines  Desinfektionsmittels  ist  die  cbe- 
nische  Zusammensetzung  des  Mediums,  in  welchem  die  Bakterien 
zu  tödten  sind,  femer,  speziell  für  die  Wirkung  des  Sublimats,  die 
Starke  der  Lösungen,  da  bei  gewissen  Konzentrationen  durch  Eiweiss- 
fidlmigeii  ein  Hindemiss  fQr  die  gleichmässige  Vertheilung  des  Mittels 
im  Gewebe  und  dadurch  für  die  Wirksamkeit  desselben  abgegeben  werden 
kann.  Letzterem  Uebelstande  kann  durch  Beimengung  von  Kochsalz 
und  anderen  Salzen  zur  Sublimatlösung  abgeholfen  werden.  Durch 
Zusatz  TOD  Chloriden  werden   die  Sublimatlösungen  auch  haltbarer. 

Bezüglich  der  Wirksamkeit  ist  es  so  ziemlich  gleichgültig,  welches 
Qoecksilberpräparat  man  anwendet,  wenn  man  nur  im  Stande  ist,  es 
io  Lösung  zu  bringen.  Von  grossem  Einflüsse  ist  die  chemische  Be- 
schaffenheit des  Desinfektionsobjektes;  jede  Quecksilberlösung  ist  in 
dweisshaltigen  Flüssigkeiten  weniger  wirksam,  als  in  eiweissfreien. 
Je  kürzer  die  Einwirkung  eines  Mittels  ist,  um  so  grösser  muss  die 
Meuf^e  desselben  sein  zur  Erreichung  desselben  Desinfektionseffektes. 
Der  Desinfektionseffekt  ist  um  so  energischer,  je  höher  die  Temperatur 
ist,  bei  welcher  man  das  Desinficiens  einwirken  lässt.  Bei  dem  Tempe* 
raturoptinum  für  die  verschiedenen  Bakterien  werden  wachsthums- 
schädigende  Faktoren  leichter  überwunden.  Je  weniger  Bakterien 
vorhanden  sind,  um  so  geringer  ist  ceteris  paribus  die  zur  Desinfektion 
nothwcsidige  Menge  eines  Mittels.  Bei  der  Desinfektion  von  Kultur- 
flOssigkeiten  kommt  auch  die  Menge  der  Stofiwechselprodukte  in  Be- 
tracht. Yon  Bedeutung  sind  femer  die  Herstammung  und  das  Alter 
der  Kulturen  sowie  der  umstand,  ob  vor  dem  Desinfektionsversuche 
schon  andere  schädigende  Momente  eingewirkt  haben. 

Die  wichtigsten  Momente  sind  nach  Behring  für  die  Bestim- 
mnng  des  Desinfektionseffektes  folgende:  1)  die  einwandsfreie  Fest- 
stellung der  gelungenen  Desinfektion,  d.  h.  der  thatsächlich  erfolgten 
Ahtödtung,  2)  die  chemische  BeschafTenheit  des  Desinfektionsobjektes, 
3)  die  Bakterienart,  4)  die  Dauer  der  Einwirkung  des  Desinfektions- 
mittels, 5)  die  Temperatur,  bei  welcher  das  Desinficiens  einwirkt, 
6)  die  Zahl  der  Bakterien. 

Verf.  gruppirt  die  antiseptisch  und  desinfizirend  wirksamen  Mittel 
in  folgende  Gruppen: 

1)  Metallsalze  (Sublimat  und  andere  Qoecksilbersalze ;  Silber- 
nitrat und  solche  Silberverbindungen,  deren  Lösungen  mit  Eiweiss 
keine  Fällung  geben ;  Goldkaliumcyanid,  Thalliumkarbonat ;  Kupfer-, 
Palladium-  und  Platin  Verbindungen. 

2)  Alkalien  und  Säuren  (Aetzkalk,  Natronlauge,  Kalilauge 
u.  a. ;  Schwefelsäure,  Salzsäure). 

3)  Verbindungen  aus  der  aromatischen  Reihe  der 
organischen  Chemie  (Karbolsäure,  Kreolin,  Lysol,  Farbstoffe 
aus  der  Gruppe  der  Thriphenylmethane,  insbesondere  Malachitgrün). 

4)  Flüssige  Desinficientien,  die  im  Wasser  unlös- 
lich oder  schwer  löslich  sind  (Chloroform,  ätherische  Ocle). 

5)  In  festem  Zustande  wirksame  Mittel  (Goldpräparate, 
Silberpräparate  u.  a.). 


038     SchatilmpfoDgi  ktUisU.  InfektioiiskriuikhcitAii,  EnMckalniigitimmDitiig  MOi 

6)  Desinfektionsmittel  in  gasförmigem  Zustande. 

7)  Stoffwechselprodukte  von  Mikroorganismen. 

8)  Bakterientödtende  Körper  im  thierischen  und 
menschlichen  Organismus. 

Dauerformen  von  Bakterien  werden  nur  durch  wenige 
chemische  Agentien  getödtet.  Auf  Grund  seiner  mit  Milzbrandsporen- 
fäden  angestellten  Versuche  führt  Verf.  an:  Jodtrichlorid,  SabUmAt, 
saure  Karbolsäure-  und  Krc^ollösungen,  Chlor,  Brom,  Jod,  Chlorkalk. 

Die  folgenden  Kapitel  behandeln  die  relative  Giftigkeit  der  Des* 
infektionsmittel,  die  Desinfektion  am  lebenden  Thiere,  die  desinfizi- 
renden  Eigenschaften  des  thierischen  Blutes  ausserhalb  des  GefiEtes- 
Systems. 

Es  kann  hier  auf  die  gründlichen  Untersuchungen  Behring^s 
nicht  näher  eingegangen  werden.  Dieselben  besitzen  entschieden  einen 
hohen  praktischen  Werth.  Möge  jeder,  der  nicht  nur  Desinfektions- 
mittel anwenden,  sondern  fiberall,  wo  es  nöthig  ist,  auch  wiridich 
desinfiziren  will,  Einblick  in  die  Originalarbeit  nehmen. 

Dittrich  (Prag). 

Seydel,  Ueb  e  r  W  un  ds  t  eri  li  si  run  g.  (Mflnchener  med.  Wochenachr« 
1890.  No.  47.) 

Die  Ueberschrift  des  kurzen  Aufsatzes  ist  nicht  ganz  richtig  ge- 
wählt, denü  Yon  einer  Sterilisirung  der  Wunden  ist  bei  dem  Ver- 
fahren, welches  Verf.  mit  Genehmigung  des  Kgl.  bayrischen  Eriegs- 
ministeriums  im  Gamisonlazareth  Mfinchen  eingeffihrt  hat,  eigentlich 
nicht  die  Rede.  Es  handelt  sich  dabei  lediglich  um  die  Anwendung 
der  Asepsis  statt  der  Antisepsis  des  Verbandes.  Die  Wunde  sdbst 
wird  höchstens  mit  5®/o  Kochsaklösung  ausgespült,  dagegen  erfiUirt 
ihre  Umgebung,  beziehentlich  bei  chirurgischen  Eingriffen  das  Opera- 
tionsfeld eine  gründliche  Beinigung  durch  Seife,  Bürste  und  Alkohol. 
Die  Verbandstücke  bestehen  in  Br uns' scher  Watte  und  hydrophiler 
Gaze  und  sind  vor  der  Anwendung  in  einem  dem  Koch' sehen 
Dampfkochtopf  ähnlichen  Apparat  sterUisirt.  Nach  ihrer  Abnahme 
von  der  Wunde  werden  sie  in  fliessendem  Wasser  gereinigt,  mit 
Kalilauge  und  Seife  gekocht,  getroclmet  und  wieder  sterilisirt,  um 
dann  von  Neuem  in  Gebrauch  genommen  zu  werden. 

Um  das  Verkleben  der  Verbandstücke  mit  der  Wunde  zu  ver- 
hindern, legt  Verf.,  wie  ehemids  Lister,  zwischen  beide  ein  Stück- 
chen Silk,  ein  Verfahren,  welches  man  früher  avdigab,  weil  dadurch 
die  Aufsaugung  der  Wundsekrete  durch  die  hydrophilen  Verband- 
stücke vermindert  wird. 

Dass  die  Erfolge  dieser  Verbandmethode  bei  einfachen,  nicht  in- 
fizirten  Wunden  sehr  gut  sind,  ist  leicht  verständlich.  Schwieriger 
ist  es,  dem  Verf.  zu  glauben,  dass  auch  Eiterungen  unter  seiner 
Behandlung,  welche  auf  eine  Desinfektion  der  Wunde  gänzlich  ver- 
zichtet, günstiger  verlaufen  sollen,  als  bei  der  Anwendung  von  anti- 
septischen Mitteln,  lieber  die  Erfolge  seines  Verfahrens  bei  schwerer 
Wunderkrankung  (Phlegmone  u,  dgl.)  spricht  sich  Verf.  überhaupt 
nicht  aus. 


MratikipfoBg,  kfinsti.  tnfektionskriuikheiteti,  Entwkkelniigshtmaiwig  «tc.      g39 

FOr  die  Privatprazis  räth  Seydel,  bei  dem  alten  bewährten 
Verfahren  der  antiseptischen  Wundbehandlung  zu  bleiben,  da ,  Jeder- 
mann weiss,  wie  schwer  es  hier  unter  Umständen  ist,  nur  streng 
antiaeptisch  vorzugehend  Kttbler  (Oldenburg). 

Fbelier,  üeber  Variola  und  Vaccine  und  Züchtung  der 
Variola-Vaccine-Lymphe.  (Münch.  med.  Wochenschrift. 
1890-  No.  43.) 

Die  Möglichkeit,  durch  Verimpfung  des  Giftes  der  wahren 
Menschenpocken  bei  Kühen  die  bekannten  Euhpocken  zu  erzeugen, 
aus  denen  dann  animale  Lymphe  für  die  Präservativimpfungen  an 
Menschen  zu  gewinnen  ist,  wird  auch  in  der  gegenwärtigen  Zeit 
nidit  Yon  allen  Seiten  zugegeben  und  wurde  erst  kürzlich  von  Layet 
in  seinem  Buche:  „Trait6  pratique  de  la  vaccination  animale^'  be- 
stritten. Die  positiven  Ergebnisse,  welche  Ceely  und  Voigt  mit 
diesbezüglichen  Versuchen  erzielten,  wurden  damit  erklärt,  dass  diese 
Forscher  auf  den  betreffenden  Versuchsthieren  gleichzeitig  Vaccine 
gezüchtet  hätten. 

Dem  Verf.  ist  es  nun  gelungen,  zwei  Mal  durch  Verimpfung  des 
Sekrets  von  Menschenblattern  bei  Kälbern,  welche  weder  vorher  noch 
g;leichzeitig  mit  Vaccine  geimpft  wurden  und  sich  in  sorgfältig  des« 
infizirten  Ställen  befanden,  Kiüipocken  zu  erzengen  und  durch  Weiter- 
impfung von  diesen  auf  andere  Kälber  schliesslich  eine  Vaccine  zu 
gewinnen,  wdche  sich  für  die  Schutzpockenimpfung  als  vorzüglich 
brauchbar  erwies.  Den  günstigen  Ausfall  seiner  Versuche  führt  er 
gegenüber  den  negativen  Resultaten  Anderer  darauf  zurück,  dass  es 
ihm  gdang,  das  menschliche  Pockengift  zur  Zeit  seiner  höchsten 
Virulenz  auf  die  Thiere  zu  übertragen.  Er  entnahm  zur  Erreichung 
dieses  Zweckes  das  Blattemsekret  an  mehreren  Tagen  hintereinander 
¥on  dem  Augenblick  an ,  wo  die  Pusteln  sich  bei  den  Kranken  zu 
bilden  be^punnen,  und  mischte  die  verschiedenen  Proben  mit  einander 
in  Glycerin  durch  Verreiben  zwischen  zwei  Objektträgern.  Mit  der 
anf  solche  Weise  erhaltenen  Lymphe  impfte  er  die  Kälber,  worauf 
es  bei  diesen  zur  Entwickelung  der  charakteristischen  Blattern  an 
der  Impfstelle  kam,  ohne  dass  sich  Krankheitserscheinungen  des 
übrigen  Körpers  zeigten. 

Hierdurch  hat  Verf.  einerseits  den  Beweis  erbracht,  dass  die 
Menschenblattem  und  Kuhpocken  eine  auf  gleicher  Ursache  beruhende 
Krankheit  sind,  und  andererseits  ein  Verfahren  gezeigt,  durch  welches 
eine  häiülge  Regeneration  der  Vaccine  ermöglicht  wird. 

Kühler  (Oldenburg). 

Teuseher^  Beiträge  zur  Desinfektion  mit  Wasserdampf. 
[Aus  dem  hygienischen  Institut  der  Universität  Jena.]    (Zeitschrift 
ifür  Hygiene.    Band  IX.  Heft  3.) 
Teuscher  fasst  die  Hauptergebnisse  seiner  Versuche  in  fol- 
genden Punkten  zusammen: 

1.  Stark  überhitzter  Dampf  ist  für  die  Desinfektionspraxis  nicht 
zu  empfehlen.    Dagegen  ist  eine  geringe  Ueberhitzung  des  Dampfes 

einwandsfrei. 

41? 


340      Be1iutBiinpf\ingj  kfinstf.  lofektionskraokliaiteiii  EntwickelangstiMniniiog  ef«. 

2.  Apparate,  in  welche  der  Dampf  von  oben  einströmt,  sind  in 
ihrer  Wirkunfi^  ungleich  sicherer  und  schneller,  als  andere,  wo  dies 
nicht*  der  Fall  ist  Man  hat  bei  der  Konstruktion  von  Desinfektions- 
apparaten und  beim  Einbringen  der  Objekte  in  dieselben  darauf  zu 
achten,  dass  Luft  und  Dampf  ungehindert  nach  unten  entweichen 
können. 

3.  Durch  Vorwärraung  der  Apparate  wird  die  Desinfektion  b€5- 
schleunif;;t. 

4.  Die  schnellste  Desinfektionswirkung  wird  durch  gespannten, 
strömenden  Dampf  erzielt. 

5.  Desinfektionsobjekte,  welche  mit  fettigen  oder  öligen  Sab- 
stanzen  in  Berührung  gekommen  sind,  bedürfen  einer  längeren  Des- 
infektionszeit, als  andere. 

6.  Um  eine  wirksame  Desinfektion  zu  erzielen,  ist  nicht  nur  eine 
möglichst  vollkommene  Austreibung  der  Luft  aus  den  Objekten,  son- 
dern auch  eine  genügende  Kondensation  des  Dampfes  erforderlich. 

7.  Die  Kondensatio^n  des  Wasserdampfes  in  den  Desinfektions- 
objekten schreitet  in  einer  scharfen  Linie  von  der  Peripherie  vorwärts. 

8.  Die  zur  Erzielung  der  Desinfektion  erforderliche  Temperatur 
findet  sich  nur  in  der  Zone,  wo  die  Kondensation  bereits  stattge- 
funden hat 

9.  Fast  unvermittelt,  nur  wenipe  Centimeter  von  der  100®  hal- 
tenden Zone  entfernt,  befinden  sich  —  bei  unvollständiger  Desin* 
fektion  —  Gebiete,  welche  40  und  mehr  Grade  unter  dem  Siedepunkt 
liegen. 

10.  Zufälligkeiten,  z.  B.  Falten  im  Gewebe,  Herunterlaufen  eines 
Wassertropfens  können  Temperaturen  erzeugen,  welche  weit  höher 
sind,  als  die  der  nächsten  Umgebung. 

11.  Es  ist  noth wendig,  den  Wasserdampf  längere  Zeit  auf  gros- 
sere Objekte  einwirken  zu  lassen,  wenn  man  der  vollen  Desinfdction 
sicher  sein  will. 

12.  In  reiner,  nicht  wasserhaltiger,  verflüssigter  Karbolsäure 
hielten  sich  die  angewendeten  Milzbrandsporen  bei  Brüttemperatur 
bis  zu  4V,  Tagen  entwickelungsfähig. 

13.  Salzlösungen  als  Siedefiüssigkeit  in  Desinfektionsapparaten 
sind  für  die  Praxis  vorläufig  nicht  zu  empfehlen. 

14.  Die  von  einigen  Forschem  beobachteten  Temperaturen  über 
100"  C  bei  Anwendung  von  ungespanntem  Dampfe  lassen  sich  viel- 
leicht aus  der  zufälligen  Anwesenheit  von  Salzen  in  den  Desinfektions- 
objekten erklären.  Dittrich  (Prag). 

Neisser,  A.,  lieber  die  Mängel  der  zur  Zeit  üblichen  Pro- 
stituirtenuntersuchung.  (Deutsche  med. Wochenschr.  1890.) 
In  der  Einleitung  seines  in  der  hygienischen  Sektion  des  X.  intemat. 
med.  Kongresses  gehaltenen  Vortrages  erklärt  sich  Verf.  für  einen 
entschiedenen  Vertheidiger  einer  staatlich  und  gesetzlich  ge- 
regelten Beaufsichtigung  der  Prostitution,  in  der  er  mit  Recht 
die  Hauptverbreiterin  der  venerischen  Krankheiten  sieht  Für 
die  Kontrolluntersuchung  hält  er  die  Untersuchung  der  Genitalien 
unter  Zuhülfenahme  des  Speculums,  der   Analgegend,  der  Mund- 


deliaUunpAiag,  küns«!«  Infektionskrankliaiteiii  feotwickelaiigslieintKittog  etc.      g41 

liAhle  und  des  Halses,  letzteren  wegen  des  allerdings  nicht  gerade 
häiitigeu  Leukoderma  syphiliticum,   für  unabweisslich.      Eine  Unter- 
suchung   des    ganzen  Körpers  in   unbekleidetem  Zustande   hält   er 
fOr  nicht  erforderlich«    £r  empfiehlt  aber  sehr  warm,  die  polizeilich 
Torgeschriebene    KontroUuotersuchung    zu    einer    Art    poliklinischer 
Sprechstunde  auszugestalten,    in  denen  die  Prostituirten ,    die   ja 
zwangsweise  erscheinen  müsseu,  gleichzeitig  behandelt  werden.    Die 
hygienischen  Vortheile  dieser  Behandlung  fallen  in  die  AugeD.    N.  ist 
dabei  der  Ansicht,  dass  die  Behandlung  der  Prostituirten,   auch  im 
Hospitale,  gratis  geschehen  solle,  einmal,  weil  manche  Prostituirte 
aus  Furcht  vor  den  Kosten  die  ärztliche  Behandlung   zu  spät  auf- 
sucht,  und  zweitens,  weil  erfahrungsgemäss  die  Kurkosten  von  den 
Prostituirten  nur  zu  einem  ganz  verschwindenden  Bruchtheile  einzu- 
treiben sind.     In  Breslau  gingen  z.  B.  von  den  im  Jahre  1881/82 
erwachsenen  derartigen  Kosten  im  Betrage  von  18417  M.  nur  430  M., 
also  kaum  2,3  X  thatsächlich  ein,  der  Rest  war  uneinziehbar.    Gegen 
Bezahlung  der  Hospitalbehandlung  führt  N.  noch  an,   einmal,  dasd 
bei  freier  Behandlung  der  Arzt  den  Hospitalaufenthalt  der  Kranken 
ohne  Härte  genügend  lange  bemessen  kann,  und  zweitens,  dass  bei 
nicht  freier  Behandlung  Härten  in  der  Eintreibung  der  Beträge  manche, 
die  dem  Laster  Valet  gesagt  haben  würde,   der  Prostitution  wieder 
in  die  Arme  trieben. 

Für  die  Untersuchung  auf  Gonorrhöe  hält  N.  die  mikroskopische 
Untersuchung  des  Urethral-  und  Gervicalsekretes  auf  Gonokokken 
für  onerlässlich,  weil  ohne  eine  solche  die  Mehrzahl  der  Gonorrhöen 
bei  den  Puellis  publids  unentdeckt  bleibe,  da  diese  sich  regel- 
mässig vor  der  Untersuchung  eine  Scheidenausspülung  machen.  Be- 
vor N.  das  Sekret  mikroskopisch  untersuchte,  fand  er  bei  den  Kon- 
trolluntersuchungen stets  nur  wenige  Gonorrhöen.  Zweimal,  im 
Jan.  88  und  Febr.  89  machte  er  mit  seinen  Assistenten  mikroskopische 
Untersuchungen,  indem  er  mit  einem  laugen,  etwas  abgestumpften 
Volkmann' sehen  Löffel  das  Urethral-  und  Cervicalsekret  von  der 
Schleimhaut  abkratzte  und  untersuchte.  Im  Jan.  88  fand  sich  unter 
572  auf  diese  Weise  Untersuchten  bei  216  =  37,76  ^/o  zweiffellos 
oder  höchst  wahrscheinlich  eine  Gonorrhöe,  im  Februar  89,  wo  nur 
das  Urethralsekret  untersucht  wurde,  ward  trotzdem  unter  679  Unter- 
suchten bei  110  =  19  ^/o  Gonorrhöe  gefunden.  Bemerkenswerth 
war,  dass  von  188  bzw.  löö  im  Arbeitshause  intemirten  Dirnen  nur 
8  bez.  3  sicher,  57  bzw.  13  wahrscheinlich  Gonorrhöe  hatten. 

Freilich  ist  die  mikroskopische  Untersuchung  zeitraubend  und 
auch  kostspielig,  aber  absolut  sicher,  deswegen  empfiehlt  N.  hierzu 
die  Assistenten  der  Hospitäler  heranzuziehen.  N.  beobachtete  mit 
Einführung  derartiger  genauerer  Untersuchungen  in  Breslau  eine  Zu- 
nahme der  Gonorrhöen  und  trotzdem  eher  eine  Ab-  als  Zunahme  der 
sypüitischen  Erkrankungen  unter  den  Prostituirten.  Als  Ort  der 
KontroUuntersuchungen  empfiehlt  N.  das  Hospital,  als  geeignetste 
Persönlichkeiten  für  dieselbe  den  Chefarzt  der  Syphilisabtheilung 
imd  dessen  Assistenten.  Schliesslich  fasst  N.  seine  Ansichten  in 
folgenden  Sätzen  zusammen: 

„1)  Die  bisherige,  in  einfacher  Inspektion,  Speculumuntersuchung, 


§4ä     äctiatsimp^unf,  känsÜ.  Wektiontknuikiieiteii,  fcntwibkeiimgiliintnUiig  Mto. 

Mondhöhlenbesiditigimg  bestehende  Untersuchung  ist  zu  yotoII- 
ständigen  durch  die  mikroskopische,  auf  Gonokokk^  gerichtete  Unter- 
suchung  des  Urethral-  und  Cenricalsekrets. 

,^)  Die  ärtztliche  Thätigkeit  in  den  Untersuchungsstunden,  zu. 
welcher  sich  die  Prostituirten  zwangsweise  einzufinden  haben,  soll  nicht 
bloss  eine  einfach  untersuchende  sein,  sondern  zugleich  eine  ambulatorisch 
behandelnde,  und  zwar  gleichermaassen  aus  1)  hygienischen  und 
prophylaktischen  Gesichtspunkten,  2)  wie  aus  BQ(&icht  auf  die 
finanzielle  Belastung  der  die  Kosten  der  Sanitätspolizei  tragenden 
Kommunen.^' 

Die  Ansicht  des  Verf.'s,  dass  die  Kontrolle  nicht  genau  genuer» 
die  Behandlung  der  Prostituirten  selbst  aber,  die  ja  häufig  wirklich 
so  sehr  hOlfsbedfirftig  sind,  nicht  human  genug  sein  kann,  verdient 
jedenfalls  die  grösste  Beachtung.  Bei  der  wachsenden  Kenntniss  der 
bakteriologischen  Untersuchungsmethoden  unter  dem  ärztlichen  Nach- 
wuchs ist  an  der  Durchführbeit  der  N/schen  Vorschläge  auch  an 
Orten,  wo  keine  Universität  sich  befindet,  wohl  nicht  zu  zweifehi. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Hosler,  F.^  Die  Behandlung  der  Empyeme.    Sonder-Abdr. 

aus  Verhandl.  d.  Kongr.  f.  inn.  Med.    1890.    Wiesbaden  (J.  F. 

Bergmann)  1890. 
Bei  der  Behandlung  der  Empyeme  ist  neben  den  individuellen 
und  anderen  Verhältnissen  auch  besonders  die  Aetiologie  der  Eite- 
rung zu  berücksichtigen.  Befriedigende  Ergebnisse  wurden  mit  der 
Aspiration  bei  serösen  und  fibrinösen  Exsudaten  erzielt  In  Fällen 
eitriger  Pleuritis  sind  die  Besultate  um  so  gtinstigere,  je  frOhzeLtiger 
zum  operativen  Eingriff  geschritten  wird.  In  einem  Falle  von  In- 
fluenza mit  linksseitiger  Pneumonie,  Pleoritis  und  Pericarditis  hatte 
Loeffler  im  Exsudate  das  massenhafte  Vorkommen  von  Strq[»to* 
kokken  nachgewiesen,  welche  die  Bösartigkeit  der  Krankheit  bedingt 
haben  mochten. 

Eine  prophylaktische  Therapie  der  Empyeme  könne  vielleicht 
angestrebt  und  bei  den  Pleuritiden  es  versucht  werden,  den  Ueber- 
gang  von  seröser  Pleuritis  in  eitrige  durch  Abhaltung  der  Eiterkokten 
zu  verhindern.  Vorläufig  kann  man  die  Bakterien  nur  an  den  Ein- 
gangspforten des  Körpers  aufsuchen  und  von  da  entfernen.  In  M.*8 
Klinik  werden  daher  die  Kranken  angehalten,  des  Morgens  und  Abends 
Mund,  Rachen  und  Nasenhöhle  gründlich  zu  reinigen  und  zudesinfiziren. 

Kräl  (Prag). 

Sansoni,  L.,  Beobachtungen  und  Erfahrungen  über  die 
pharmakologischen  und  therapeutischen  Wirkungen 
der  Euphorine.    (Therap.  Monatssch.  1890.  Si^t.) 
Euphorine  ist  das  Phenylureüian,  welches  entsteht  durch  Ein- 
wirkung   von    chlorkohlensaurem    Aethyläther   auf   Anilin.     Kleine 
Mengen  werden  vom  Menschen  und  den  höheren  Thieren  gut  ver- 
tragen.   5  g,  vermittelst  Schlundsonde  in  den  Magen  eines  1,8  kg 
schweren  Kaninchens  eingeführt,  tödteten  es  durch  Kollaps  in  5  Stunden. 
Pas  Mittel   hatte  ausgesprochen   antithermische ,  antirhenmatischei 


SeliiilsiiDplaBg,  kiiB8ti.  UektlontkraDkiietten,  ^ntwIckelaiigitiMDkianl^  eic      64S 

utalystisdie  und  antiseptische  Wirkungen.  Die  letzteren  wurden 
gBprdft  auf  Grund  der  Beobachtung,  dass  in  einer  alkalischen  Eupho- 
xinelteiuig  bei  Gegenwart  von  Gewebsstflcken  bei  37^  C  Phenol 
entsteht.  In  Pulyerform  auf  hartnäckige  alte  Geschwüre  gestreut 
und  in  chronischen  Ophthalmieen  soll  es  die  Eiterung  schnell  be- 
seitigt und  die  Heilung  stärker  beschleunigt  haben,  als  irgend  ein 
anderes  Mittel.  Bakteriologische  Untersuchungen  wurden  nicht  gemacht. 
Fmbrizirt  wird  das  Präparat  von  Dr.  N.  F.  y.  H  e  y  d  e  n  in  Radebeul 
bei  Dresden.  M.  Kirchner  (Hannover). 


J.  et»,  lieber  Ichthyol  firnisse.  (Monatshefte  f.  prakt. 
Dermatologie.  Bd.  XU.  1891.  No.  2.) 
Verl  yennisste  für  die  ambulante  Behandlung  umschriebener 
Haaüeiden,  namentlich  im  Gesicht,  eine  Anwendungsform  des  Ich- 
thyols, die  sich  aufpinseln  lässt,  leicht  trocknet  und  in  Wasser  lös- 
lich ist.  Eine  solche  hat  er  zusammen  mit  Dr.  Helmers  in  Form 
der  Firnisse  gefunden.  Er  stellt  sie  dar  durch  Zuquellen  von  Stärke, 
der  er  entweder  etwas  Albuminlösung  oder  Karbolsäure  zusetzt. 
Namentlich  das  letztere  Heilmittel  —  Ichthyol  %,  Karbolsäure  2,5, 
Stärke  50  und  Wasser  22,5  —  soll  yorzflgliche  antiseptische  Wir- 
kungen entfalten.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Seitauum  und  SehSnaaer,  Zur  Ichthyolbehandlung  yon 
Frauenkrankheiten.  (Wiener  klin.  Wochenschr.  1890.  No.  38.) 
Nach  dem  Vorgange  Freund 's  behandelten  die  Verff.  eine 
grössere  Anzahl  entzflndUcher*  Leiden  der  weiblichen  Sexualorgane 
mit  Ichthyolpräparaten  —  Tampons,  Pinselungen,  Suppositorien  — 
und  erzielten  in  34 ^/o  der  Fälle  vollständige  Heilung,  in  39 Vo  be- 
deutende Besserung,  in  15  Vo  geringe  Besserung,  nur  in  12  ^/o  hatten 
sie  keinen  Erfolg.  Die  hauptsächlich  den  Gynäkologen  interessiren- 
den  Einzelheiten  mögen  im  Originale  nachgelesen  werden. 

M.  Kirchner  (Hannover). 

Kubli,  Anilinfarbstoffe  bei  Augenkrankheiten.  (St. 
Petersburg,  median.  Wochenschr.  1890.  No.  39.) 
Der  B^cht  über  die  Erfolge  des  Pyoktanins  an  500  Augen- 
kranken, welche  vom  Verf.  in  der  Ambulanz  des  Kreuzerhöhungs- 
stiftes barmherziger  Schwestern  zu  St.  Petersburg  behandelt  worden 
sind,  bestätigt  die  nicht  gerade  günstigen  Ergebnisse  der  meisten 
Nachprüftmgen,  welchen  jenes  von  S  t  i  1 1  i  n  g  als  vorzügliches  Anti- 
septikum gepriesene  Mittel  von  den  verschiedensten  Aerzten  unter- 
zogen worden  ist.  VerL  wandte  das  Pyoktanin  bei  den  mannigfach- 
sten Erkrankungen  der  Lider,  der  Bindehäute,  der  Hornhaut,  der 
R^enbogenhaut  und  der  Thränrawege  an  und  überzeugte  sich,  dass 
das  Mittel  in  leichten  Fällen ,  weli£e  unter  Umständen  auch  ohne 
Behandlung  günstig  verlaufen,  jedenfalls  nicht  besser  wirkte,  als  an- 
dere P^parate,  d^  es  dagegen  ernstere  Fälle  längst  nicht  so  kräf- 
tig beeinflusste,  wie  die  gebräuchlichen  Aetzmittel  und  Antiseptika. 
B^  akuten  Eiterungen  des  Auges  angewandt,  verursachte  es  aller- 
düigs  anscheinend  eine  Verringerung  der  Sekretion  ^  diese  wurd^ 


344     Scbutsimpfuiig,  kilofttU  Infektionakranktieiten,  fintwickeiongsliemiDliiig  dtc 

jedoch,  wie  sich  bald  ergab,  nur  dadurch  vorgetäuscht,    dass 
£iter  etwas  festere  und  zähere  Konsistenz  annahm,   während 
Verlauf  der  Krankheit  weder  eine  Abkürzung  noch  überhaupt  irgend- 
welche Beeinträchtigung  erfuhr. 

Kubli's  Beobachtungen  haben  um  so  grösseren  Werth,  als    big 
stets  gleichzeitig  durch  andere  Fälle,  welche  den  zur  Probe  aos^e- 
wählten  möglichst  ähnlich  waren  und  theils  gar  nicht,  theils  nnit  an- 
deren Mitteln  behandelt  wurden,  zu  kontrolliren  waren.   In  mehreren 
Fällen  eitriger  Bindehautentzündung  beider  Augen  behandelte   der 
Verf.  das  eine  Auge  mit  Pyoktanin,  das  andere  mit  Höllenstein.    Die 
Besserung  trat  in  dem  auf  letztere  Weise   behandelten  Auge  so  viel 
schneller  ein,  dass  die  Patienten  stets  nach  kurzer  Zeit  baten,   die 
Pyoktaninbebandluug   des   anderen  Auges   gegen   die  Beizung    mit 
Höllenstein  zu  vertauschen.  Kubier  (Oldenburg)« 

Nordtmeyer,  H«,  Ueber  Wasserfiltration  durch  Filter 
aus  gebrannter  Infusorienerde.  (Zeitschr.  f.  Hyg.  Bd.  X. 
1891.  p.  145.) 

Das  reine  Blau  des  Grundwassers  in  den  Kieseiguhrgruben  bei 
Unterlüss  in  der  Lüneburger  Haide  im  Gegensatz  zu  dem  gelben 
Moorwasser  der  nächsten  Nachbarschaft  hatte  N.  schon  vor  längeren 
Jahren  auf  die  hervorragende  Bedeutung  der  dort  abgelagerten  Dia- 
tomeenreste für  Zwecke  der  Filtration  aufinerksam  gemacht  Die 
ausserordentlich  geringe  Grösse  dieser  Kieselpanzer  selbst,  sowie  der 
Umstand,  dass  keines  dieser  Skelette  einen  gleichmässig  b^renzten 
Körper  bildet,  sondern  vielfach  durchbrochen  und  zart  gegU^ert  ist, 
liess  es  nicht  zweifelhaft  erscheinen,  dass  ein  aus  Kieseiguhr  herge- 
stellter fester  Körper  ausserordentlich  zahlreiche  und  feine  Poren 
enthalten  muss.  Es  gelang  jedoch  bisher  nicht,  aus  dem  spröden 
Material  feste,  zur  Filtration  geeignete  Körper  herzustellen.  Nach- 
dem dies  neuerdings  geglückt  war,  hat  N.  mit  aus  Kieseiguhr  her- 
gestellten, einseitig  geschlossenen  Hohlcylindern  Filtrationsversuche 
ausgeführt.  Die  günstigen  Resultate  bewogen  Herrn  W.  Berke- 
feld  in  Celle,  den  Besitzer  der  oben  genannten  Kieseiguhrgruben, 
Filterkörper  aus  besonders  präparirtem  Kieseiguhr  zu  brennen. 

Die  Cylinder  werden  in  verschiedener  Ausführung  hergestellt, 
erstens  solche  von  dichtem,  festem  Gefüge  mit  einem  spezifischen 
Gewicht  von  0,9,  dann  mehr  lockere  mit  einem  spezifischen  Gewicht 
von  0,72.  Das  spezifische  Gewicht  der  festen  Masse  mit  Ausschluss 
der  Poren  beträgt  unge&hr  2,1,  so  dass  für  die  lockeren  Filter  ein 
Porenvolumen  von  65,7  ^/o  resultirt. 

Der  Dünnschlifi  zeigt,  dass  diese  zahlreichen  Poren  meist  ausser- 
ordentlich fein,  zum  Theil  aber  auch  von  bedeutenderer  Grösse  sind, 
so  dass  eine  reichliche  Durchlässigkeit  erwartet  werden  kann.  Die 
Poren  erscheinen  immer  umgrenzt  von  länglichen,  stäbchenförmigen 
Elementen,  die  sich  vielfach  durchkreuzen  und  eine  Art  von  überaus 
feinem  Gewebe  bilden,  so  dass  andererseits  auf  eine  Zurückhaltung 
feinster  Körper  zu  schliessen  war. 

Trotz  des  lockeren  Gefüges  ist  der  ganze  Körper  spröde,  er 
gibt  beim  Anklopfen  einen  hellen  Klang  und  muss  mit  Vorsicht  aus 


Scbotsiinpfimg,  kfinstl.  Infektionskrankheiten,  Entwickelangshenimang  etc.      64& 

der  Hand  gelegt  werden.  Die  Leitungsfähigkeit  für  Wärme  ist  sehr 
geling,  weshalb  es  rathsam  ist,  die  Filterkörper  nicht  plötzlich  zu 
erhitzen.  Schon  die  Wärme  des  Dampfbades  gefährdet  denselben, 
wenn  er  trocken  eingesetzt  wird.  Am  bequemsten  lässt  er  sich  sie- 
riÜBiren,  indem  man  ihn  mit  kaltem  Wasser  ansetzt  und  '/^  Stunden 
kochen  lässt 

Bei  Versuchen,  welche  N.  mit  derartigen  Filtern  ausführte, 
werden  folgende  Vorzüge  konstatirt: 

1)  geben  sie  für  längere  Zeit  ein  zuverlässig  keimfreies  Filtrat ; 

2)  sind  sie  durch  '/^-stündiges  Kochen  in  Wasser  sicher  zu 
storiliairen ; 

3)  die  im  Filtrate  auftretenden  Keime  rühren  von  durchwach- 
saiden  Saprophyten  her  und  lassen  sich  durch  kräftiges  Spülen  auf 
ein  Minimum  reduziren; 

4)  liefern  sie  eine  Filtratmenge  von  durchschnittlich  2  Liter  pro 
Minute,  eine  quantitative  Leistung,  welche  die  der  anderen  keimfrei 
filtrirenden  Hausfilter  bei  weitem  übertrifft; 

5)  sind  sie  durch  mechanische  Reinigung  stets  wieder  auf  die 
durchschnittliche  Leistung  zu  bringen,  so  dass  sie  selbst  für  sehr 
trübes  Wasser  dauernd  brauchbar  sind. 

Die  Filter  dürften  somit  den  Anforderungen  an  ein  Hausfilter 
auf  das  Vollkommenste  entsprechen,  ausserdem  aber  auch  in  der 
Industrie  und  bei  wissenschaftlichen  Arbeiten  zweckentsprechende 
Verwendung  finden.  Prausnitz  (München). 

Bftter,  B«,  Die  Filtration  bakterientrüber  und  eiweiss- 
haltiger  Flüssigkeiten  d  urch  Kieselguhrfilte  r.  (Zeit- 
schrift f.  Hygiene.  Bd.  X.  p.  163.) 
B.  untersuchte,  ob  sich  die  von  Kordtmeyer  angegebenen 
Kieseiguhrfilter  (s.  das  vorhergehende  Referat)  auch  zur  Filtration 
stark  bakterientrüber  und  besonders  eiweisshaltiger  Flüssigkeiten 
eignen.  Er  verwandte  zu  seinen  Versuchen  sehr  trübe,  faule  Bouillon, 
Blutserum  und  Milch,  und  fand,  dass  sich  die  Filter  zu  Laboratoriums- 
zwecken ganz  vorzüglich  verwenden  lassen.  Filtration  von  Kulturen  in 
flüssigem  Nährsubstrat  behufe  Isolirung  von  Stofifwechselprodukten  der 
Bakterien  lässt  sich  mittelst  derselben  in  kürzester  Zeit  ohne  Mühe 
in  jeder  Quantität  bewirken.  Von  ganz  besonderem  Vortheil  sind  die 
Kieseiguhrfilter  ferner  für  die  Gewinnung  steriler  eiweisshaltiger  Nähr- 
snbstrate,  welche  sich  bis  dahin  eigentlich  nur  auf  dem  umständlichen 
Wege  der  häufig  wiederholten  Erhitzung  auf  eine  Temperatur  von 
56---60^  zuverlässig  keimfrei  gewinnen  Hessen.  Mit  einer  Kiesel- 
guhrkerze  grösserer -Art  lassen  sich  in  einer  Stunde  mindestens  1000 
ccm  keimfreies  Blutserum  gewinnen.  Prausnitz  (München). 

Mikrotherapie,    die    Behandlung    der    Erkrankungen 
des  Menschen  mit  Alkaloiden.    Von  einem  älteren  prakti- 
schen Arzte.    S"".  40  p.  Hamburg  1889. 
Wie  eine  Offenbarung  aus  alter  Zeit,  als  Stahl  und  Hof  mann 
noch  als  einzige  Docenten  an  der  Universität  die  ganze  Heilkunde 
und  ihre  Hülfswissenschaften  vortrugen,  gemahnt  das  vorliegende,  aus 


546  ^^^  Litteratar. 

einer  Anzahl  dunkler  philosophischer  Abstraktionen,  kurz   gefasster 
Dogmen  und  einer  Unzahl   von  Fragesätzen  bestehende  Schriftchen, 
in  dem  ein  alter  Praktikus  wie  eine  Art  Yennächtniss   alle  seine 
medizinischen  Gedanken  und  Zweifel  niedergelegt  und  die  ganze  all- 
gemeine und  spezielle  Pathologie  und  Therapie  in  nuce  abgehandelt 
hat     Die    „physiologische^^    dann    die    „pathologische   Basis^    der 
„Mikrotherapie^S  dann  diese  selbst,  die  mikro-therapeutischen  Heil- 
mittel, ihre  Indikationen  und  Dosen,  und   schliesslich   die   Verhü- 
tung  der  Krankheiten   werden  der    Beihe    nach    besprochen.    Auf 
die  Einzelnheiten   kann  hier  nicht  eingegangen  werden.     Verf.,  der 
von  den  bösen  Bakterien  hat  läuten  hören,   ohne   recht  zu  wissen, 
was  es  damit  auf  sich  hat,  glaubt  dem  Leser  gelegentlich  einige 
boshafte  Seitenblicke  auf   dieselben  schuldig  zu    sein,  ebenso  aof 
die  „hygienischen  Baumeister^S  die  „hygienischen  Schulmeister^  und 
die  „hygienischen  Cholerameister''  (sie!).    Ref.  glaubte  das  abstiiise 
Werkchen  wenigstens  erwähnen  zu  sollen  zum  Heil   und   Frommen 
Dei jenigen,  die,  durchdrungen    von  den  Erfolgen    der    bakteriolo- 
gischen Forschung,  etwa  wähnten,   dass   die  Bedeutung   derselben 
bereits  ins  Volksbewusstsein  eingedrungen  wäre.     Das  ist  nicht  ein- 
mal bei  allen  Aerzten  der  Fall.    Fragte  doch  noch  vor  zwei  Jahren 
ein  angesehener  Berliner  Arzt  den  Rä  ganz  im  Vertrauen:  „Sagen 
Sie  ehrlich,  Herr  Kollege,  gibt  es  denn  wirklich  Bakterien?" 

M.  Kirchner  (Hannover). 


Neue  Litteratur 

xoMmmengeitellt  von 

Dr.  Abthüb  Wübzbübo, 

Bibliothekar  im  Katwrlichen  üesundheitMmte  in  BerUn. 

t 

Bezieliimgen  der  Bakterien  und  Parasiten  zur  ubelebten  Katar. 

Luß^    WasteTj  Boden. 

TM,   Contribation   k  T^tude    des    eaus  d' Alger.     (Annal.  de  llnstitut  Puteur.    1891. 

No.  2.  p.  79—91.) 
Winogradaky,  S.,  Becherches  sur  les  organismes  de  la  nitrification.     (AnnaJ.  de  rinsti- 

tat  Pasteur.  1891.  Ko.  2.  p.  92—100.) 

Nahrung9-  wul  OßnuttmüUl,  GebrauchageffenMände. 

Triij,  8.,  og  LeTiion,  F.,  Om  faren  ved  at  nyde  kiod  og  maelk,  der  bidrare  fra  tuber- 
kolnse  dyr.  (Biblioth.  f.  laeger  1890.  p.  458—463.)  [(Jeher  die  durch  den  Oenus 
des  Fleisches  and  der  Milch  tabercalöser  Thiere  entstehenden  Gefahren.] 

ChdliMTi  A.,  Des  veutes  d'animaux  de  Tesp^ce  bovine  en  g^n^ral  et  de  la  ttthercuioM 
en  particaUer.     (Recaeil  de  m^d.  T^t^r.  1891.  No    8.  p.  124—138.) 

Beziehmigen  der  Bakterien  nnd  Parasiten  zur  belebten  Xatiir. 

Krankkeüterreffende  Bakterien  und  Paranten  bei  Menechen. 
A.     Infehtißt  AUgemeinhrankheüen, 

Xooro,  W.,  The  klng  of  causes  of  disease— chill.  (Provinc.  Med.  Jouro.  1891.  No.  111> 
p.  180—134.) 


Neue  Litteratur.  g^7 

IMri,  Vanache  fiber  das  Verhalten  der  Bakterien  des  Milabrands,  der  Cholera,  des 
Tjphus  und  der  Tuberealose  in  beerdigten  Thierleichen.  (Arb.  a.  d.  kaiserl.  Oe- 
sudh«lt8-Amte.  Bd.  VIL  1891.  Heft  1.  p.  1—31.) 

MakiuüuraDkheiten. 

lATcrao,  A.,  Da  palndisme  et  de  son  h^matosoaire.  Avec  6  pU  8*.  Paris  (G.  Massen) 
18»1.  10  fr. 

^wrsa,  Präsentation  de  photographies  des  h^matoaoaires  du  palndisme.  (Compt.  rend. 
d«  U  soc.  de  biol.  1891.  No.  i.  p.  57—58.) 

ExaDthematiBdie  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Röthein,  Scharlach,  Friesel,  Windpocken.) 


T.,  La  raocination  obligatoire.     (Monv.  hygtin.  1891«  Ko.  9.  p.  49 — 55.) 
Criqvy,   Reyacdnation   da  personnel  dans   la  Compagnie   da   chemin    de  fer   de  r£»t. 

Bapport  par  HerTieujc.  (Ballet,  de  l'acad.  de  m4d.  1891.  No.  7.  p.  240—848.) 
TiMkar,    Die   ImpfansUlt   Karlsruhe.     (Aerstl.    Mitth.    a.    u.    f.    Baden.    1891.    No.  2. 

p.  9—12.) 
Xafeta,    Ergebnisse   der  amtlichen  Pockentodesfalls-  und  Pockenerkrankungsstatistik  im 

Deatschen  Reiche  vom  Jahre  1889.     (Arb.  a.  d.  kaiserl.  Oesundheits-Amte.  Bd.  VII. 

1891.  Heft  1.  p.  38—59.) 
Thitigkrit,    die,   der   im   Deutschen  Reiche   errichteten    Anstalten   sur  Gewinnung  von 

Thierlymphe    wKhrend    des   Jahres    1889.     (Arb.   a.   d.    kaiserl.    Gesundheits  -  Amte. 

Bd.  VU.  1891.  Heft  1.  p.  88—180.) 

Cholera,  Tjphaa,  Bohr,  Gelbfieber,  Pest 

CimufaghOTHj  B.,  Die  Milch  als  Nährmedium  flir  Cholerakommabaeillen.   (Arch.  f.  Uyg. 

Bd.  2JI.  1891.  No.  8.  p.  138—191.) 
littmehm,  H.,  An  outbresk    of  typhoid  ferer  due  to  milk  iufection.    (Edinburgh  Med. 

Joara.  1890/91.  March.  p.  801—814.) 

y  Boflll,  £1  colera.     (Rer.  de  cienc.  med.  de  Barcelona.  1890.  p.  355,  417.) 

Wondinfektionsknuikheiten. 

(Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,  acutes  pnralentes  Oedem,  PyAmle,  SeptikAmie, 
Tetanus,   Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  Wundf&ulniss.) 


C,    Des   races   du    bacille   pyocyanique.    (Annal.  de  Tlnstitut  Pasteur.  1891. 
No.  8.  p.  65-78.) 
■Bajaumd,  7.,   Sur   les   propri^t^s  pyogines    du  bacille  d'Eberth  (k  propos  d*un  cas  de 
fi^rre    typhoide    compliqu^e   d*un    abc^s    de    la   paroi   abdominale  et  de  dölire  aigu). 
(Gas.  m4d.  de  Paris.  1891.  No.  9.  p.  97-101.) 

Infektionsgeschwttlate. 

(Lepra,  Tnbercolose  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

^hitaehton  der  kdnigl.  preussischen  wissenschaftlichen  Deputation  fdr  das  Medisinai- 
Wesen,  betr.  Massregeln  gegen  Verbreitung  der  Tuberculose,  reröifentlicht  vom  königl. 
Poliaei-Prftsidium  za  BerUn.  gr.  16*.  14  p.  Berlin  (A.  W.  Hayn's  Erben)  1891. 
10  Pf. 

Haiiler,  J.,  Zwei  FftUe  von  extragenitaler  Syphilis-Infektion.  (Orrosi  hetilap.  1891. 
No.  8.)     [Ungarisch] 

Hohn,  V.,  Veneriske  sygdomme.     (Med.  aarsskr.,  Kjebenh.  1890.  p.  195—838.) 

Hudson,  W.  H.,  Tuberculosis  as  an  infectious  bacillary  disease  and  its  relation  to  hy- 
giene.     (Transaci  of  the  Med.  Assoc.  of  Alabama.  1890.  p.  353—374.) 

JoflHai,  J.  A.,  A  note  on  eztracts  from  tuberde  cultures.  (Boston  Med.  and  Surg. 
Joum.  1891.  No.  8.  p.  185.) 


648  ^«°^  Litterfttar. 

KO€h'f|  B.,  Heilmittel  gegen  die  Taberenlose.    1891.  8.  Hft.  (Sooderdr.)  gr.  8*.   19$  p, 

Leipsig  (Thieme)  1891. 
Maji ,  T.  J.,  The  reUtion  between  artificial  inocalation  and  polmonaiy  phtbiais.  (Traasaet 

of  the  Med.  Soc  of  PennsjWania.  1889/90.  p.  79—89.) 
Vorthrup,   W.    F.,   Tnbercnlosia   in   children.     Primary   infecüou    in    bronchial   lymph 

nodes.     (New  York  Med.  Jon».  1891.  No.  8.  p.  201—205.) 
Ollivior,  A ,  Contribation  k  l'^tude  de  transmiseibiUl^  de   la  tnberciiloaa  par  le  Uit  de 

▼ache.     (Ballet,  de  l'Acad.  de  mM.  1891.  No.  8.  p.  288—996.) 
Philip,  B.  W.,   On  the  treatment   of  pulmonary  taberculoeia.     (£dxnbargh  Med.  Jovn* 

1890/91.  Marcb.  p.  885—845.) 
Praumiti,  W.,   Uebar  die  Verbreitang  der  Tubercolose  durch  den  Peraonenverkehr  auf 

Eisenbahnen.    (Arch.  f.  Hyg.  Bd.  XU,  1891.  Heft  2.   No.  192 — 197.) 
Stewart  J.  P.,  Tuberculosis.     (Transact.  of  the  Med.  ▲asoe.  of  Alabama.  1890.  p.  438 

—446.) 


Diphtherie  und  Groiip,  Keaehhiurten,  Grippe^  Pneumoiiie^  epidemiflehe  Gtomeketene, 

Mnmpi,  BIlekfiülsfleDer,  OiteomyeUtif. 

Oirode,  Diphtherie  et  gangrtoe.     (Bev.  de  m4d.  1891.  No.  1.  p.  61 — 74.) 

Haupt,  W.  A.,  Die  Aetiologie  der  Diphtherie.  (Sonderdr.)  gr  8^  66  p.     Berlin  (BBehr 

FE.  Bock])  1891.  1,20  M. 

Kelb,  M.,  Zur  Aetiologie   der  idiopathischen  BlutfleckenkrankheiL     (Arb.  a.  d.  kaiierl. 

OesnndheiU-Amte.  Bd.  Vil.  1891.  Heft  1.  p.  60—88.) 
Thnrefleld,  W.  V.,  The  etiology  of  diphtheria.     (PubUe  health.  1890/91.  p.  186—142.) 
Yasi^evski,  P.,    Mikroorganismen   bei  der  krouposen  Pneumonie.     (Bnask.  med.  1890 

p.  436—438.)     [Russisch.] 

B.    I^fektiOs€  LokaOarankhitiUfu 

Athmongsorgane. 
Frftnkel,E.,  Ueber  Keblkopftuberculose.  (DUch.med.  Wchsohr.  1891.  No.  9.  p.  B$2—9U.) 

Yerdaaimgiorguie. 

Mitter,  J.,    Beitrag    aur   Keuntniss   d.  BalUntidium   coli  im  menachlichen  Darmktoal«. 
gr.  8^  41  p.  m.  1  Taf.  Kiel  (Gnevk.  u.  v.  Gellh.)  1891.  1,60  M. 

Augen  und  Ohren. 

Berthod,    P.,    A   propos  de   l'ophthalmie   pnrulente.     Sa   prophylazie,    son   traitamaot. 

(Annal.  de  m4d.  1891.  No.  6.  p.  41—42.) 
Fage,  A.,  Co^jonctivite  pseudo-membraneuse.     Examen  microbiologique.    (Areh.  d'oph» 

talmol.  1891.  No.  1.  p.  52—55.) 

Erankheäierregmde  Bakterien  und  Parasiten  hei  Thi&ren. 

Sättffetkiere, 
A.     Infektiöse  Aügemeinkrankheiten, 

Stand  der  Thierseuchen  in  der  Schweiz  im  4.  Vierteljahr  1890.     (Veröffentl.  d.  ksissrL 
Oesundheits- Amtes.  1891.  No.  1.  p.   139.     Desgl.  im  Jahre  1890.  p.  140.) 

Tabercnlose  (Perlsacht). 
Benjamin,  M.  H.,  Tubercnlose  du  chien.    (Bec.  de  m4d.  T4t4rin.  1891.  No.  4.  p.  69—73.) 

Krankheiten  der  Wiederkftuer. 

(Rinderpest,  Lnngenseuche,  Texassenchey  Genickstarre,  Ruhr  und  Diphtherie  dtr 

Kftlber,  Rauschbrand,  entosootisches  Verkalben.) 

Tapken,  Zur  Lungenwurmkrankheit  des  Rindes.     (Monatsh.  f.  prakt.  Thierbeilk.  B4.  ü. 
1891.  Hefte,  p.  241— 252.) 


Neue  Litter»tur.  g^9 

Knuikheiten  der  Einhufer. 
(Typhus,  Inflaensa,  Beschälkraokheit,  Septikämie,  Druse.) 

Jl.  W.,    IfalArUl   fever  among   horses   in   India.     (Veter.  Joum.  and  Annais  of 
Comparat.  Pathol.  Bd.  XXX.  p.  395,  Bd.  XXXI.  p.  15.) 

BaOli»!,  A. ,    Snr  la  strongylose  bronchiale    du  cheval   et  sur  le  ver  qui  la  d^termine. 
(Cknnpt.  rend.  de  la  soc.  de  biol.  1891.  Ko.  6.  p.  105—108.) 

Krankheiten  der  Vielhnfer. 
(Bothlauf,  Schweineseuche,  Wildsenche.) 

BvBsl-Fodani,  E.,  Untersochongen  über  einige  senchenartige  Erkrankungen  der  Schweine. 
(Arch.  f.  Hyg.  Bd.  XII.  1891.  Heft  2.  p.  198—220.) 

C.     Enttmootüehe  Krankheüen. 

(¥1nnen,  Bandwflnner,  Trichinen,  Echinokokken,  Fiiaria,  Oestroslarve,  Ascaris. 

Anchylostomnm,  Trichocephalus,  Ozyuris.) 

Jolyet,  F.,  et  de  Kabias,  B.»  Sur  nn  h^matozoaire  da  lapin  domestique.  (Joum.  de 
m^d.  de  Bordeaux.  1890/91.  No.  31.  p    825—826.) 

KrankheUserrtgende  BdkUrien  vnd  Paratiten  bei  Pflanzen. 

Laurent,  B.«  Recherches  sur  les  nodosit^s  radicales  des  l^gumineuses.     (Annal.  de  l'Iu- 

stitnt  Pasteur.     1891.  No.  2.  p.   105  —  139.) 
Beeeler,   üeber  die  Behandlung  der  durch   die  Blattfallkrankheit  (Peronospora  viticola) 

beaehidigten  Reben.    (Weinbau  u.  Weinhandel.  1891.  No.  9.  p.  68—64.) 
Noane^  die,  ihre   Lebensweise    und   ihre    Bekftmpfung.     (Für  den  kleinen  Waldbesitz.) 

Hrsg.    yom    k.    k.    Ackerbau-Ministerium,     gr.  8^.     18  p.   m.  3  Fig.  n.  2  färb.  Taf. 

Wien  (Frick)  1891.  0,40  M. 

P—wnel,   L.   H.,   Treatment  of  fungous  diseases     (Orange  Jadd  farmer,  Chicago  1890 

p.  «7T.) 

Pear-leaf  blight.     (Ibid.  1891.  p.  261.) 

Fear  or  Are  blight.     (Ibid.   1891.  p    197.) 

Kuigbi,  L.,  Liste  des  päronospor^es  recueillies  aux  environs  de  Paris  en  1890.  (Bullet. 
de  U  soc.  botan.  de  France.  T.  XXXVII.  1890.  p.  280.) 

Shfliakeff,  B.  F.,  Verzeichniss  der  auf  den  Lignosen  des  St.  Petersburger  Oouvernements 
pariuitlsch  lebenden  Pilxe.  (Beil.  zu  Scripta  botan.  Horti  universit.  imperial.  Petro- 
politanae.  T.  III.  1890.  fasc   1.  p.  84 — 89.)     [Russisch  mit  deutschem  Resum^.] 

Thomae,  F.,  Zum  Gitterrost  der  Birnbäume.     (Oartenflora.   1891.  p.  62.) 

Weabtl,  F.  A.,    Die   Nonne  (Psilura  monacha  L ),   Naturgeschichte   u.  forstl.  Verhalten 
d.  Insekts,    Vorbeugungs-   und    Vertilgungs-Mittel.     (Im   Auftrage  d.  k.  k.  Ackerbau- 
Miniaterinms  verf.    gr.  8^  27  p.  m.  4  Fig.  u  2  färb.  Taf  Wien  (Frick)  1891.  0,60  M. 
l,  C.  M.,  The  potato  blight.     (Americ.  agriculturist,  New  York  1891.  p.  360.) 


Sehntzimpftingeii,  kflnstllehe  Infektionskrankheiten,  Entwleke- 

Inngdienunnng  nnd  Yemlehtung  der  Bakterien  mit  besonderer 

Berfiekslehtlgang  der  Arbeiten  Aber  das  Eoeh^sehe 

Hellrerfiihren  gegen  Tnberenlose. 

Arandti    lieber    das   Koch'sche   Heilverfahren   gegen   Tuberculose.      (Deutsche    medic. 

Wochensehr.  1891.  No.  15.  p.  549—562.) 
Arloiiig,  B.,   Le  traitement   de   la  tuberculose  par   la  m^thode  de  M.  Koch.     R^flezions 

critiques.    (Rev.  de  möd.  1891.  No.  3.  p.  155—164.) 


650  ^«v«  Litterator. 

Bang,  B.,  Die  Bedeatang  des  Kocfa'schen  Mittels  für  die  Diagnose  der  Tnbercolose  bei 

Rindern    and  SchweineD.     (Berl.  thierMrstl.    Wochenschr.    1891.     No.   15,  16.    p.  115 

—11»,  125-181) 
Bajem.     Bekanntmachung,   das  Feilhalten   und  den  Verkauf  des  Koch'schen  Heilmittab 

gejg^n    die    Tuberculose    betr.     Vom  28.  Mars  1891.     (VeröfTentl.    d.    kius.    Getandh.- 

Amtes.  1891.  No.  14.  p.  216.) 
Belebrang  fiber  die  Massregelo  gegen  die  Weiterrerbreitang  der  Tabercnlose,  insbesondere 

der  tubercalösen  Langenschwindsacht.     Im  Auftrage  des  Ministeriums  des  Innern  Ter- 

fasst   vom   Landes  •  Medicinalkollegium.     (Korrespdsbl.    d.    ärstl.    Kreis-    n.    Besirks- 

Ver.  im  Königr.  Sachsen.  1891.  No.  8.  p.  108—110.) 

V.  Bergmann,    E,    Die  Behandlung   des  Lupus   mit   dem   Koch'sehen  Mittel,    (ftamml. 

klin.    Vortr.  begr   r.  R.  v.  Volkmann.     Nr.  22.)     82  p.     8®.     Leipzig   (Breitkopf  u. 

Hfirtel)  189t.  0,75  M. 

Biedert,  Ph.,  Die  Behandlung  der  Tuberculose  nach  R.  Koch.     (Dtsche.  Medisinal-Zrg. 

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2  M. 


Berlehtlgrung. 

In  No.  15    p.  607  des  laufenden  Bandes  ist  Zeile  6  von  unten  zu  lesen:  vielfach 
S-formen  bildend  anstatt  vielfach  Sporen  bildend. 


652 


Inhalt. 


Inhalt. 


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Voeltskew,  A.,    Entoval va  mirabilis,  eise 

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Winogradfky,  Recherches  sur  les  orgiois- 

mes  de  la  nitrificatlon,  p.  603. 

UnterfnchiuigniietliodeiL«  Instmineiite  eta 
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Keyer,  B  ,  Der  Nachweis  der  Toberkei- 
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culöser  mit  besonderer  BerücksicfatigDog 
der  Untersuchung  bei  der  Kocfa'icfaen 
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Bohntsimpfiang ,  ktknatliche  Infektfesf- 

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Seydel,    Ueber  Wundsterilisirung,  p.  6» 

Tenioher,  Beitrftge  zur  Desinfeküon  mit 
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Unna,  J.  O.,  Ueber  Ichthyolfirnisse,  p.  648- 

Nene  Idtterator,  p.  646. 


Fix>minannaehe  Raclidruckerei  (Hermann  Pöble)  In  Jana. 


Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 

In  Yerbindung  mit 

Geb.  Hofi'.  Prof.  Dr.  Lenckart  m  Messor  E  Loefler 

m  L«fpsi(  In  (jreifiwald 

heraosgegeben  von 

Dr.  O.  XTlxlisrorin  in  Cassel. 


-♦4- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  In  Jena. 


ES.  Band.        -«-        Jena,  den  23.  Mai  1891.  -k»-         No.  90« 

Vrelf  fttr  den  Band  (S6  Viimmflni)  14  Xark. 

J&hrlioh  erscheinen  swei  Binde. 

-^    Za  beziehen   durch   alle   Bachhandluogen  nnd  Postenstalten.    |««- 


Die  RedcMion  des  „Centralblatts  für  Baktetiologie  und  Parcisiten' 
kundef'  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
Wunsche  um  Lieferung  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf" 
säiae  entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
dir^et  an  den  Verleger f  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena,  gelangen 
zu  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage ,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  »u  kdwnen* 


Original -Mittheilungen. 
üeber  einen  bittere  Milch  erzeugenden  Micrococous. 

Von 

H.  W.  Conn. 

Wesleyan  üniversity,  Ifiddletown,  Ct,  U.  S.  A. 

In  der  Molkerd-Zeitung.  1890.  No.  30  hat  E  rüg  er  die  Bildung 
von  bitterer  Milch  dorch  die  Einwirkung  von  Proteus  vulgaris 
beschrieben  und  den  bitteren  Geschmack  der  Erzeugung  von  Butter- 
säure  beigelegt  In  No.  45  der  Milchzeitung.  1890  hat  Weig- 
m an n -Kiel  einen  anderen  Bacillus  beschrieben,  welcher  bittere 
Milch  bildet,  ohne  Buttersäure  hervorzubringen.  Ein  Mikroorganismus 
neuer  Art,  welcher  zur  Entstehung  von  bitterer  Milch  beiträgt,  wurde 
kürzlich  in  meinem  Laboratorium  gefunden. 

Im  Monat  November  ist  nur  eine  Probe  von  bitterem  Rahm  zu- 
gekommen, aus  welcher  neun  Bakterienarten  isolirt  wurden.    Eine 

CLBd.  42 


654  Conn,    Ueber  einen  bittere  Milch  ervengenden  Micrococcus. 

davon    war  die  Ursache  des  bitteren   Geschmackes.     Sdne  Kenn- 
zeichen sind  die  folgenden: 

Es  ist  ein  Micrococcus  von  ziemlicher  Grösae  and,  obschon 
er  manchmal  Diplokokken  bildet,  so  hat  er  in  Gelatine  dennoch  keine 
Neigung  zur  Kettenbildung.    In  Agar-Agarkulturen  ist  eine  bemerk- 
bare Neigung  zu  Ketten  aus  vier  oder  mehr  Zellen.     Er  zeigt  keine 
Bewegung,  ist  ein  aärobischer  Organismus,  wächst  langsam  unter 
einem  Glimmerplättchen  und  erzeugt  da  Gasblasen.    Solche  Blasen 
werden  nicht  sichtbar,  wo  das  Glimmerplättchen   die  Gelatine  nicht 
zudeckt,  und  dieselbe  wird  schnell  flüssig.    Auf   der  Gelatineplatte 
bildet  er  kleine,   runde  Kolonieen,   welche   sich   mit   anfangendem 
Flüssigwerden  schnell  in  dünner,  granulirter  Masse  über  die  Ober- 
fläche ausbreiten.    In  der  Gelatinestichkultur  bildet  sich  zuerst  eine 
sehr  seichte  Vertiefung,  die  schnell  die  ganze  Gelatine  einschliesst. 
Die  Gelatine  wird  schnell  verflüssigt  und  die  entstehende  Flüssigkeit 
ist  ausserordentlich  schleimig.    Auf  Agar-Agar  zeigt  sich  ein  glänzend 
weisses,  gleichmässiges  Wachsthum.    Auf  Kartoffeln  bildet  sich  eine 
Masse  von  mehr  oder  weniger  abgesonderten,  weiss  glänzenden  Massen. 
In  Fleichpeptonbouillon  zeigt  er  ein  üppiges  Wachsthum  und  bildet  auf 
der  Oberfläche  eine  dünne  Haut;  die  Bouillon  wird  sehr  scUeinilg. 
In  sterilisirter  Mildi  ist  das  Wachsthum  schnell  und  die  Milch  wird 
sehr  bitter.    Bei  einer  Temperatur  von  35  ^  C  gerinnt  sie  in  einem 
Tage  und  wird  etwas  sauer.    Das  Coagulum,  welches  sich  bildet,  ist 
weich  und  fängt  bald  an,  sich  unter  dem  weiteren  Einflüsse  des  Mi- 
crococcus aufzulösen.    Die  auf  diese  Art  zu  Stande  gekommene 
Auflösung  ist  aber  nie  ganz  vollständig.    Die  Flüssigkeit  ist  schleimig. 

Dass  diese  Goagulation  durch  ein  lösliches  Enzym  verursaclit 
wird,  zeigt  folgender  Versuch:  Eine  Kultur  wurde  in  Bouillon  ge- 
macht und  zwei  Tage  dem  Wachsthum  überlassen.  Darauf  worden 
2  ccm  dieser  Kultur  einer  sterilisirten  Milchprobe  beigesetzt,  welche 
vorher  genügend  Chloroform  erhalten  hatte,  um  das  Wachsthum  von 
Bakterien  zu  verhindern.  Die  Milch  gerann,  als  sie  erwärmt  wurde, 
in  weniger  als  einer  Stunde.  Es  ist  mir  leider  nicht  gelungen,  das 
Enzym  zu  isoliren. 

Die  merkwürdigste  Eigenthümlichkeit  dieses  Organismus  ist  mn 
Verschleimungseinfluss  auf  Gelatine  und  Bouillon.  Solche  Kulturen 
werden  nach  einem  Waehstbum  von  einigen  Tagen  beinahe  uni^b- 
lich  schleimig.  Die  Zähigkeit  des  Schleimes  ist  so  gross,  dass  die 
Masse  in  3  m  lange  Fäden  ausgezogen  werden  kann,  kaum  stärker 
als  Seide  und  beinahe  unsichtbar.  Sonderbarerweise  gehört  dieser 
Organismus  nicht  derjenigen  Klasse  an ,  welche  schleimige  Milch  er- 
zeugt. Nachdem  die  Milch  geronnen,  zersetzt  sie  sich  und  die  Flüssig- 
keit wird  schleimig,  aber  die  Milch  ist  durchaus  nicht  schleimig,  ehe 
sie  gerinnt 

Dieser  Organismus  wurde  ursprünglich  in  dem  Rahmen  einer 
Meierei  gefunden,  und  nachstehender  Versuch  wurde  angestellt,  am 
die  Einwirkung  auf  Butter,  welche  saurer  Rahm  mit  dem  Organis- 
mus hervorbringen  würde,  zu  bestimmen.  Eine  Quantität  Rahm  wurde 
in  zwei  Theile  getheilt.  Einer  davon  wurde  eine  halbe  Stunde  lang 
auf  70  <"  G  erhitzt  und  dann  abgekühlt    Nach  dem  Erkalten  warde 


▼•  I«*gerh«i]ii,  Zur  Kenntn.  4.  Moschuspilzes,  Fosarium  aqaaeclactanm  ei^.    565 


fer  mit  eiBer  Kultur  des  bitteren  Organismus  geimpft.  Die  andere 
Hüfte  wurde  zur  Eontrolle  fibrig  gelassen.  Beide  Tbeile  wurden 
dam  bei  warmer  Temperatur  der  Säuerung  überlassen  und  nachher 
gebuttert  Die  Butter  aus  der  Eontrolle  war  eine  hübsche  Qualität 
TM  Winterbutter.  Die  aus  dem  Proberahm  erhaltene  stand  der  anderen 
bedeateod  nach.  Sie  hatte  einen  hervorragenden  ranzigen  Geruch  und 
Geschmack  und  ein  sehr  schlechtes  Aroma.  Beim  Eosten  wurde  ein 
starkes,  brennendes  Gtefühl  auf  der  Zunge  hervorgerufen,  welches  wohl 
dne  halbe  Stunde  lang  verspürt  wurde.  Eurz,  die  Butter  war  nicht 
zQ  gehraachen»  was  auch  die  Erfahrung  lehrte,  denn  mit  der  Eon- 
tvoDebotter  verglichen,  eignete  sie  sich  schlecht  zur  Aufbewahrung. 

Dieser  Organismus,  ungleich  dem  von  W ei g mann  studirten, 
eneugt  Buttersäure.  Eine  Eultur  wurde  in  Milch  gemacht  und  auf 
dllige  Tage  im  warmen  Brütofen  ihrem  Wachsthume  überlassen. 
Die  EaltQr  ¥rurde  dann  filtrirt  und  das  Filtrat  mit  etwas  Phosphor- 
slore  destillirt  Das  Destillat  war  schwachsauer  und  hatte  dnen 
bemerkbaren  Geruch.  Es  wurde  dann  mit  Natronlauge  neutralisirt 
und  zur  Trockene  verdampft  Wdtere  Behandlung  mit  Schwefelsäure 
und  Alkohol  gaben  einen  hervorragenden  Bananasfeigengeruch,  wobei 
^  Anwesenheit  von  Buttersäure  angezeigt  wird. 

Man  sieht  hieraus,  dass  dieser  Organismus  der  Milch  einen  bitteren 
Qeachmaek  verldht,  Anlass  zur  Entstehung  von  Buttersäure  gibt, 
can  IMiches  Ferment  erzeugt,  wdches  den  Eäsestoff  der  Milch  nieder- 
sdilägt,  das  geronnene  Easeln  unter  Bildung  von  äusserst  zähem 
Schleime  digerirt  und  eine  Reihe  von  Zersetzungsprodukten  bildet, 
welche  nnvermddlich  von  schädlichem  Einfluss  auf  Butter  sein  müssen, 
wenB  der  Organismus  in  dem  sauren  Rahm  vorkommt. 

Middletown,  Ct,  28.  März  91. 


Zur Kenntniss  des  Mosohiispilzes,  Fusariam  aquae- 
dnctnnm Lagerheim  (Selenosporium  aqaaedao- 
tnum  Babenhorst  et  Eadlkofer,  Fusisporium  mo- 

schatnm  Eitasato). 

Von 

Prof.  O.  Ton  Lagerheim 

in 

Quito. 

Kit  6  Figima. 

In  dieser  Zeitschrift  Band  V.  No.  11.  pag.  865.  8  März  1889 
hat  der  bekannte  japanische  Bakteriologe  Eitasato^)  einige  Mit- 
theilungen  Ober  einen  eigenthOmlichen,  von  ihm  Fusisporiummo- 
seh a tum  genannten  IHlz,  ; welcher  einen  sehr  deutlichen  Moschus- 


1)  8.  KitfttstOy  U«b«r  den  Mofchiupns.    Mit  6  Flgnrin. 

42* 


356  Ton  Lagerheim, 

geruch  verbreitet,  gemacht  Einige  Monate  sp&ter  fl9.  Juli)  yer- 
öffentlichte  Heller^)  1.  c.  weitere  Beobachtungen  tLoer  densdben 
Organismus,  welche  jenä  von  Kitas ato  vervoUständigten.  Dieser 
Pilz  ist  mir  schon  seit  1885  wohl  bekannt,  und  machte  ich  damals 
über  denselben  einige  Studien,  die  ich  hier  kurz  zu  referiren  mir 
erlaube. 

Zuerst  bemerke  ich,  dass  der  von  Kitas  ato  gegebene  und  von 
Heller  acceptirte  Name  Fusisporium  moschatum  zu  ver- 
werfen ist.  Der  Pilz  ist  nämlich  mit  Selenosporium  aquae- 
ductuum  Babenhorst  et  Radlkofer,  der  naher  von  Eyfert 
studirt  worden  ist'),  identisch.  Dass  Kitasato  dies  übersehen 
hat,  ist  um  so  mehr  verzeihlich,  als  selbst  Saccardo  diesen  Pilz 
nicht  kennt ;  er  fehlt  nämlich  im  Sylloge  Fungorum  omnium  hucusque 
cognitorum.  Vol.  lY.  Hyphomycetes  (Padova  1886)  vom  genannten 
Autor.  Saccardo  hat  (1.  c.  p.  694)  die  Gattungen  Seleno- 
sporium und  Fusisporium  mit  Fusarium  vereinigt;  demnach 
ist  der  Pilz  Fusarium  aquaeductuum  zu  benennen. 

Eyfert  beobachtete  den  Pilz  in  Braunschweig,  wo  er  an  den 
Mühlrädern  und  in  den  Turbinen  in  so  grosser  Menge  vorkommt, 
„dass  er  den  Gang  der  Bäder  erschwert  und  die  Leitschaufeln  der 
Turbinen  ver8topft^^  Er  hat  auch  den  eigenthümlichen  Geruch  des- 
selben beobachtet  und  sagt  1.  c.  pag.  692 :  „Er  entwickelt  dann  dnen 
sehr  intensiven  aromatischen  Geruch,  der  aus  den  Turbinen  so 
stark  in  die  Mühlen  eindringt,  dass  cUe  Müller  Kopfschmerzen  da- 
von bekommen."  Anhangsweise  will  ich  erwähnen,  dass  noch  ein 
Fusarium  als  riechend  angegeben  wird,  nämlich  Fusarium 
fr agrans  Gronau,  das  auf  Saliz-Aestchen  in  Frankreich  vorkommt 
(,,effusum,  plumbeum,  1—2  cm  latum,  suaveolens^'  Sacc.  Syll.  Hyphont 
pag.  710). 

Nach  diesen  Vorbemerkungen  gehe  ich  zu  meinen  eigenen  Be- 
obachtungen über.  Der  Pilz  wurde  in  folgender  Weise  angetroflFen: 
Als  ich  im  Herbst  1885  im  Laboratorium  des  leider  viel  zu  firüh  ge- 
storbenen Dr.  S.  Bayer  die  Nutzwässer  Dpsalas  durch  das  Platten- 
verfahren  untersuchte,  zeigte  sich  auf  drei  Platten,  welche  Wasser- 
leitungswasser vom  zootomischen  Institut  enthielten,  ein  Pilz,  der  einen 
auffallenden  Moschusgeruch  verbreitete.  Ich  nahm  denselben  sofort  in 
Beinkultur  auf  und  kultivirte  ihn  in  den  gewöhnlichen  Nähnnedien 
(Fleischbrühe,  Gelatine,  Agar-Agar,  Kartoffel),  in  welchen  er  s^  gut 
gedieh. 

Zunächst  einige  Worte  über  die  geographische  Verbreitung 
des  betreffenden  Pilzes.  Besonders  reich  war  er  im  zootomischen 
Institut  zu  Upsala  entwickelt  In  dem  Zinkrohr,  durch  welches  das 
Wasserleitungswasser,  das  zuerst  ein  Spülbecken  von  Zink  zu  passiren 
hat,  fliesst,  bildete  der  Pilz  grosse,  grauweisse  Schleimmassen,  welche 
an  der  Oefbung  des  Bohres  ^Js  lange  Fetzen  herunterhingen.  An 
der  Wand,  nahe  der  Oeffnung  des  Zinlarohrs,  wo  es  ziemlich  feucht 
war,  zeigte  sich  der  Pilz  als  bleichrothe  Kissen.    Etwas  weiter  oben 

1)  Jnlins  Heller,  Zur  Kenntnis»  des  Moschnspüses.    Mit  8  Fignren. 
8)  B.  Eyfert ,  Zar  Sntwickelongsgeschiohte  des  Selenosporium  «qiuedaotaiim  Rbh. 
and  BdULfr.  (Botan.  Zeit.  1882.  p»g.  891.  Üb.  VXII  A.] 


^ur  Kenntniss  des  MoschqspilseSf  Fasarinm  aquaednctaam  atc.  g57 

an  der  Wand,  wo  die  Feuchtigkeit  nicht  so  gross  war,  waren  die 
Fikkissen  nicht  so  deutlich  und  hatten  eine  bräunliche  Farbe.  An 
den  fast  trockenen  Theilen  der  Wand  bildete  der  Pilz  einen  leder- 
irtigen,  schwarzbraunen  Ueberzug.  Diesen  makroskopischen  Ver- 
schiedenheiten entsprechen  auch  mikroskopische.  Von  Herrn  Dr.  G. 
Hörn  er  erhielt  ich  den  Pilz  vom  pathologischen  Institut  zu  Upsala. 
Auch  hier  kam  er  im  Wasserleitungsrohr  vor  und  war  hier  ziemlich 
lästig,  iNreil  jedes  Trinkglas,  das  in  der  Nähe  der  Wasserleitung  sich 
brfand^  von  dem  Pilz  befallen  wurde.  Schliesslich  beobachtete  ich 
den  Pilz  in  Würzburg,  wo  ich  mich  kurze  Zeit  im  Frühjahr  1887 
aufhielte  In  einem  der  grösseren  Caf^s  (des  Namens  desselben  kann 
ich  mich  nicht  mehr  erinnern)  stand  im  Saale  eine  Fontaine  mit 
Trinkwasser.  Das  Wasser  tröpfelte  auf  ein  Drahtgitter,  und  auf  diesem 
Gitter  bildete  der  Pilz  kleine  bleiche  Schleimmassen.  Wahrscheinlich 
ist  der  Pilz  überhaupt  nicht  selten,  wenn  man  ihn  nur  an  geeigneten 
Lokalitäten  sucht 

Ueber  das  Aussehen  und  den  Gang  der  Kulturen  brauche  ich 
Wort  zu  yerlieren,  da  meine  diesbezüglichen  Beobachtungen  mit 
jenen  Ton  Kitasato  und  Heller  übereinstimmen.  Ich  will  nur 
bemerken,  dass  ich,  als  ich  mich  einen  ganzen  Vormittag  mit  dem 
Stadium  meiner  zahlreichen  Fusarium  -Kulturen  beschäftigt  hatte, 
Ton  Unwohlsein  (Erbrechen)  befallen  wurde;  wahrscheinlich  war 
der  starke  Moschusgeruch  Schuld  daran.  Im  (Gegensatz  zu  den  An- 
gaben Kitasato 's  und  in  üebereinstimmung  mit  jenen  von  Hel- 
ler gelang  es  mir  nicht,  den  Riechstoff  mit  Alkohol  zu  extrahiren. 
In  einem  sdbr  Jeuchten  Nährboden  kultivirt,  bildet  der  Pilz 
sahireiche  Sporen.  Dieselben *sind,  wie  bekannt,  gewöhnlich  sichel- 
ftrmig  mit  zugespitzten  Enden.    (Fig.  1.) 


de 


Fig.  1. 


Fig.  2. 

Zuweilen  sind  sie  mehr  wurstförmig  oder  keulenförmig.  Ihre 
Grösse  und  die  Anzahl  der  Septa  ist  sehr  wechselnd.  Ihre  Mem- 
bran ist  sehr  zart,  farblos  und  glatt.  Die  Sporen  keimen  sehr  leicht, 
auch  im  destillirten  Wasser.  In  Fig.  2  habe  ich  einige  keimende 
Sporen  abgebildet;  dieselben  wurden  am  10.  Nov.  1885  in  Wasser 
ausgesäet  und  24  Stunden  nachher  abgezeichnet. 

Aus  diesen  Abbildungen  ist  ersichtlich,  dass  die  Sporen  fast 
immer  an  den  Enden  auskeimen,  entweder  zuerst  an  einem  Ende 


658    ▼•  Lagorheim,  Zur  Eeontn.  d.  MoaehiupUMS,  FnMriaBi  Minaedaetaiim  etc. 


oder,   selteoer,   gldk^lvzeitig   an   beidw  Endon.     8p&ter  treibt  die 
Spore  auch  an. anderen  Stellen  aus. 

Wenn  yiele  Sporen  nahe  beiaammen  keimen,  kommt  es  sehr  oft 
vor,  dass  die  Keimschl&uche  mit  einander  Terwaehaeo.  Fig.  8  ateUt 
einen  Fall  von  Verwachsung  von  4  Sporen  dar.  Aehnliche  Anasto- 
mosen beobachtet  man  auch  aiemlich  oft  am  kraftig  wachsenden 
Mycel« 


Fig.  3. 


Fig.  ö. 


Pig.  4. 


Wenn  den  Sporen  nur  destillirtes  Wasser  als  Nahrung  zor  Ver- 
fügung steht,  so  wird  bei  der  Keimung  oft  nur  ein  sehr  kleines 
Mycel  gebildet,  welches  Sekundftrsporen  abschnOrt  (Fig.  4).  Diese 
sekundären  Sporen  entstehen  oft  unmittelbar  am  Ende  der  keimenden 
primären  Spore  (Fig.  4,  b,  c). 

Findet  aber  die  Spore  genügende  Nahrung,  so  wächst  sie  iuild 
zu  einem  grossen  Mycel  an.  Die  Sporen  entstehen  entweder  termi- 
nal oder  lateral  Heller  hat  nur  das  Entstehen  von  latenüeo 
Sporen  beobachtet;  er  sagt  sogar  (1.  c.  p.  100):  „Nur  in  der  Kon- 
tinuität, nie  jedoch  am  Ende,  d.  h.  an  der  Spitze  eines  Myoeüums, 
werden  die  Sporen  abgeschnürt.'^  Die  terminale  BilduDg  von  Sparen 
ist  aus  Fig.  4a  und  5  ersichtlich;  an  dem  in  Fig.  5  abgebildeten 
Mycelfaden  ist  die  terminal  gebildete  Spore  schon  abgefallen.  Die 
lateralen  Sporen  entstehen  unmittelbar  unterhalb  ein^  Querwand 
des  Myceliums.  Dieselben  werden  an  sehr  kurzen  Seitenzweigen  ge- 
bildet, welche  nach  dem  Abfallen  der  Sporen  als  kleine  seitliche 
Ausstülpungen  erkenntlich  sind  (Fig.  6)« 


Lo«w,  Die  chemisch«!!  VerhXHiUBse  des  BalLterienlebens. 


6&9 


Mit  dem  Eintrocknen  des  NShrbodens  verändert  der  Pilz  sein 
Aussehen.  Die  rothe  Farbe  geht  in  eine  brännliche  über.  Ünter- 
Midrt  Hian  dne  soldie  Kultur  mit  dem  Mikroskop,  so  sieht  man, 
daaB  das  Myoelium  keine  Sporen  mehr 
abselmflrt  und  dass  dasselbe  eine 
mAr  oder  weniger  tondöse  Form 
angeDommen  hat  (Fig.  6).  Die  Fäden 
and  dicker  geworden,  an  den  Quer- 
windeB  deutlich  eingeschnürt  und 
Httt  kBTsen  Zweigen  versehen.  Die 
Zdlen  dieses  metamorphosirten  My- 
eeliiims  haben  ihre  Membran  verdickt 
vnd  in  ihrem  Inhalt  sind  zahlreiche 
Oeltrßpfchen  entstanden.  Diese  Zel- 
len fallen  leicht  aus  einander  und 
limktianiren  lüs  eine  Art  von  Oem- 
men.  Sie  sind  schon  von  Kitasat o 
(L  c.  p.  368.  Fig.  4,  5)  beobachtet 
und  grob  abgebildet;  er  vergleicht  sie  mit  „echten  Arthrosporen". 
In  geeignete  N&hriösung  gebracht,  keimen  sie  leicht  zu  neuen  My- 
edien  aus. 

Fusarium  aquaeductuum  dflrfte  zum  Entwickelungskreis 
änes  Ascomyceten  gehören  (Hypomyces?)  gehören.  Hierauf  deutet 
der  Umstand,  dass  ich  in  der  Pilzmasse  an  den  fast  trockenen 
Stellen  der  Wand  im  zootomischen  Institut  zu  Upsala  zahlreiche  An- 
fänge von  Peritbeden  antraf.  Die  Hyphen  verpflechten  sich  zu 
einem  Knäuel  und  werden  mehr  oder  weniger  bräunlich.  Weiter 
konnte  ich  die  Perithedenbildung  nicht  verfolgen. 

Quito,  im  März  1891. 


Fig    6. 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 

Von 

Dr.  0»  Loew, 

PrivatdoMnUn  fto  der  Universität  Mfinchen. 

I. 

Unter  allen  Organismen  sind  bekanntlich  die  Bakterien  durch 
besondere  Intensität  chemischer  Aktivität  ausgezeichnet  Reduk- 
tionen und  Oxydationen,  Zersetzungen  und  Synthesen  werden  in 
staimenswerthem  Umfange  ausgeführt  Zahlreiche  organische  Mate- 
rien werden  unter  Atomverschiebungen  mit  Leichtigkeit  gespalten 
und  zu  Komplexen  von  festerem  chemischen  Gefüge  umgeändert 
Und  inmitten  dieses  Vemichtungskampfes  gegen  leicht  zersetzbare 
Moleküle  bauen  diese  Organismen  den  denkbar  labilsten  organischen 
Körper,  das  aktive  Eiweiss  auf  und  fabriziren  sich  daraus  ihr  lebendes 
Protiq^ma  mit  einer  ebenso  staonenswerthen  Schnelligkeit!  Wo 
—  möchte  man  fragen  —  hört  denn  hier  die  ZerSpaltung  auf  und 


660  Loaw, 

fäDgt  die  synthetische  Arbeit»  der  Aufbau  der  lebendigen  Materie  an? 
Wo  ist  ,,der  ruhende  Pol  in  der  Erscheinungen  Flucht^'? 

Um  hierüber  einigermaassen  klare  Vorstellungen  zu  gewinnen, 
müssen  wir  die  chemische   Natur  der  ernährungsfUiigen  Stofie  in 
Betracht  ziehen,  wir  müssen  nach  den  Ursachen  forschen,  welche 
die  darin  versteckten  potentiellen  Kräfte  in  aktuelle  verwandeln  und 
uns    völlig  darüber   klar  werden,   dass    der  Eiweissstoff  des 
lebenden    Protoplasmas   weit   verschieden    von    dem 
des  abgestorbenen  ist.    Diejenigen,  welche  sich  dieser  Einsicht 
verschliessen,  werden  die  Aktivit&t  der  Zellen  nie  begreifen  können. 
Dass  man  aber  in  manchen  wissenschaftlichen  Kreisen  noch  wenig 
über  diese  Verhältnisse  nachgedacht  hat,  geht  aus  einem  in  der  Bo- 
tanischen Zeitung  von  1883  von  einem  angesehenen  Botaniker  pubU- 
zirten  Artikel  hervor.    Dort  heisst  es:  „Ebenso  liegt  der  Annahme 
von  Nencki  und  Sieber,  dass  eine  Aktivirung  des  Sauerstoffs 
durch   oxydables  Eiweiss   hervorgerufen  werde,  eine  ganz  willkür- 
liche Annahme  zu  Grunde,  wonach  Eiweiss  in  der  lebenden 
Zelle  andere  Eigenschaften  besitzen  müaste,  als  Ei- 
weiss ausserhalb  der  Zelle.    Eine  derartige  Annahme  scheint 
mir  nach  unseren  bisherigen  Kenntnissen  für  das  Eiweiss  ebenso  un- 
statthaft zu  sein,  wie  für  irgend  eine  andere  Substanz  der  Zellen; 
wird  doch  kein  Physiologe  daran  denken,  dem  im  lebenden  Proto- 
plasma enthaltenen  Wasser  andere  chemische  Eigenschaften  bei- 
zulegen, als  dem  gewöhnlichen  Wasser/^ 

Diesem  Einwand  möchte  ich  mit  einer  Bitte  an  den  Autor  be- 
gegnen, nämlich  zunächst  sich  mit  dem  Begriff  der  Isomerie  be- 
kannt zu  machen  und  sich  dann  die  Fragen  zu  beantworten :  1)  Bei 
welchen  Körpern  ist  Isomerie  möglich   und   bei  welchen  nicht? 
2)  Wovon  hängt  die  Zahl  der  Isomerieen  eines  Körpers  ab  ?  3)  Was 
ist  eine  labile  organische  Verbindung?  4)  Wodurch  können  Atom- 
umlagerungen in  einer  solchen  herbeigeführt  werden?   Ist  man  nut 
der   Antwort   hierauf    vertraut,    so   wird   man   nicht   mehr  jenen 
Vergleich  des  Eiweissstoflfes  mit  dem   Wasser  machen  1    Der  Be- 
wi&gungszustand   im    aktiven    Eiweiss,  welcher   einerseits  die  Ur- 
sach e  der  Athmungsthätigkeit  ist,  andererseits  aber  durch  die  bei 
der  Athmung  freiwerdenden  Kräfte  so  beschleunigt  wird,  dass  jetzt 
mancherlei  physiologische  Funktionen  ausgeführt  werden  können  — 
dieser    Bewegungszustand  ^)    wird   durch  den  jeweiligen  Baa   des 
Protoplasmas  wie  die  Kraft  in  einer  Maschine  verwertbet  und  diese 
Maschinerie  ist  bei  den  Spaltpilzen  nach  einer  gewissen  Bichtong 
hin  so  vervollkommnet,  dass  die  Kraft  zu  den  so  intensiven  che- 
mischen  Leistungen   verwendbar    wird,   die  wir  mit  dem  Namen 
Oährungen  belegen.    Dass  diese  Kraft»  einen  leicht  zersetzbaren 
Körper  leichter  bewältigen,  als  einen  schwer  zersetzbaren,  und  jenem 
besser  die  brauchbaren  Atomgruppen  fflv  die  Emährungsvorg&nge 
entziehen  können,  dass  also  die  chemische  Konstitution  etwas 
mit  der  Ernährungsfähigkeit  einer  Substanz  zu  thun  hat,  ist 


1)  Siehe   hierüber   O.    Loew,    Chemisehe  Bewegang    (Biolog.  CentnablAtt  K* 
No.  16^  und  L  o  e  w  und  B  o  Ic  o r  ny  ,  Versache  Über  aktives  Eiweiss.  (n)id.  XL  M  1} 


Di«  ehemiBcheD  VerhAltniMe  des  Baktorienlebens.  Qß\ 

dlgentlich  selbstverständlich;  aber  auch  diese  Folgerung  stösst  noch 
iof  Widerspruch,  wie  folgendes  Gitat  aus  einem  heute  weitverbrei- 
teteo  und  hocbangesehenen  botanischen  Werke  zeigt :  „Die  chemische 
Struktur  eines  Körpers  kann  schon  deshalb  nicht  über  dessen  Nähr- 
verth  entscheiden,  weil  giftige  oder  antiseptisChe  Eigenschaften  die 
EntwickeluDg  hemmen  können  und  deshalb  Benzoesäure  bei  gewisser 
Konzentration  keine  Pilzentwickelung  aufkommen  lässt,  während  die 
nahe  Terwandte  Chinasäure  nach  Nägeli's  ErfiJirungen  ein  vor- 
tiefiUches  Mährmaterial  ist/' 

Der  Autor  ist  also  der  Meinung,  dass  auch  die  Giftwirkung 
nichts  mit  der  chemischen  Konstitution  zu  thun  habe  —  was 
eben  wieder  irrthfimlich  ist  Benzodsäure  und  Chinasäure  stehen 
femer  einander  keineswegs  so  nahe,  als  der  Autor  augenscheinlich 
fermuthet.  Zwar  kann  Chinasäure  durch  Reduktion  in  Benzoesäure 
Terwandelt  werden,  allein  es  findet  dabei  eine  sehr  bedeutende  Ver- 
änderang  in  der  chemischen  Konstitution  statt;  die  Chinasäure  be- 
sitzt vier  alkoholische  Hydroxylgruppen  im  Molekül,  die  Benzoesäure 
kdne  einzige,  jene  hat  keine  doppelte  Bindung,  diese  ihrer  dreil 
Zwar  sind  auch  die  physikalischen  Eigenschaften  beider  Säuren  weit 
▼on  einander  verschieden;  das  ist  doch  erst  in  zweiter  Linie  zu  be- 
rücksichtigen^). 

Betrachten  wir  die  rationellen  Formeln  beider  Säuren: 

CH— COOK  C— COOH 

H^C^^CHOH  HCi^     CH 


HOHC 


CH 


.V     .CHOH  HC      . 

\/  \^ 

CH  OH  CH 

Chinasäure  Benzoesäure 

so  wird  der  grosse  Nährwerth  der  Chinasäure  gegenüber  dem  der 
Benzoesäure*)  sofort  begreiflich;  denn  sie  enthält  viermal  die  für  die 

H 

Eiweissbildung  so  günstige  Gruppe  C^ 

OH. 

Giftwirkung  ist  ebenso  wie  Nährwerth  ein  relativer  Begriff.  Ein 
indifferenter  Körper  kann  durch  Eintritt  einer  Atompruppe  ein  Nähr- 
stoff, durch  Eintritt  einer  weiteren  Atomgruppe  ein  Gift  werden. 
Während  eine  gewisse  Labilität,  d.  h.  gewisser  Grad  der  Leichtzer^ 
setzlichkeit  die  Ernährungsfähigkeit  einer  Substanz  bedingt,  kann  eine 
geringe  Steigerung  dieser  Labilität  einen  Giftcharakter  herbeiführen, 
besonders  wenn  die  locker  gestellten  Atome  in  jene  Atomgruppirungen 
eingreifen  können,  von  denen  die  Lebensbewegung  im  Protoplasma 
ausgeht    Methan  ist   für  Bakterien  indifferent,   Methylalkohol  ein 


1)  Nftgeli  bat  ja  bereits  hervorgeboben,  dass  aacb  der  Grad  der  DiosmirfXhigkeit 
und  der  LSslicbkeit  einer  SubstaDs  in  Betracbt  kommt  (Ber.  d.  kgl.  bayr.  Akad.  d. 
Wiss.  1879.  8.  895.) 

8)  Bei  bedeutender  Verdünnung  kann,  wie  N&geli  fand  (1.  c),  Benzoesäure 
aucb  als  Nfthrstoff  Verwendung  finden,  wenn  auch  als  ein  sehr  schlechter. 


6g2  L  0  e  W ,  Dm  ebemisclie  VerhUltDisi  dds  BaktarieiilefaenS« 

Nährstoff,  Formaldehyd  ein  Gift  und  dessen  Yerbiodung  mit  saarem 
schwefligsaurem  Natron  wieder  ein  Nährstoff^). 

OH  OH 

Methan    Methylalkokol  \  \ 

OH  SOsNa 

Formaldehyd      Formaldehyd — schwef- 
(Hydrat)  ligsaures  Natron« 

Tritt  in  einem  Molekül  Ammoniak  an  Stelle   eines  Wasserstoff- 
atoms ein  Hydroxyl  ein,  so  entsteht  dadurch  ein  heftiges  Gift'). 

Dass    auch    die  Menge  der  produzirten   Pilzsabstanz    mit  der 
chemischen  Konstitution  der  Nährstoffe  zusammenhängt,  lässt  sich 
bei    Vergleich    der  Schimmelemten    in    verschiedenen   Nährlösangen 
beobachten.    So  liefern  z.  B.  Gerbstoff  oder  Weinsäure  nur  10— J27o 
ihres  Gewichtes   an  Schimmelernte,  Essigsäure  oder  Bernst«insäare 
aber  14 — 20  <^/o,  wenn  der  Stickstoff  in  Form  von  Ammoniaksalzeo 
gegeben  wird').    Je  mehr  Sauerstoffatome  in   einem  Molekül  eines 
Nährstoffs  vorhanden  sind,  desto  geringer   wird  zwar  ceteris  paribus 
die  Pilzernte  sein,  aber  davon   hängt  das  Resultat   nicht  allein  ab, 
sondern  auch  von  der  Form,  in   welcher  der  Sauerstoff  vorhanden 
ist    Es   macht  einen  himmelweiten  Unterschied,   ob   der  Saaerstoff 

O  H 

z.  B.  als  Carboxylgruppe  C<^       oder  zweimal  als  Gruppe  c{ 

OH  OH 

in  einer  Verbindung  erhalten  ist;  in  ersterer  Form  kann  er  sich  bei 
der  Eiweisssynthese  in  der  Regel  wohl  gar  nicht  betheiligen,  die  Spalt- 
pilze trennen  die  Gruppe  in  Form  von  Kohlensäure  ab.  Das  Aldol 
bat  dieselbe  empirische  Formel  wie  die  Buttersäure  C4H8O,;  aber 
es  lässt  sich  sicher  voraussagen,  dass  erstere  Substanz  ein  weit  gflo- 
stigeres  Substrat  für  die  Pilzentwickelung  liefern  wird,  als  letztere, 
weil  die  beiden  Sauerstoffatome  eine  labilere  Stellung  einnebmeo: 

0  0 


CHj-CH0H-CH,--C^      ;      CH3— CH,— CH,-C<;^ 

H   '  OH 


Aldol  Buttersäure. 

Wer  die  Sprache  der  chemischen  Formeln  versteht,  wird  ^akxi 
erkennen,  dass  das  Aldol  sowohl  leichter  spaltbar  als  leichter  oxydirbar, 
als  die  Buttersäure  ist,  und  es  passt  auch  auf  dieses  Beispiel,  wenn 
Nägeli  (1.  c.  S.  285)  im  Allgemeinen  folgert:  „Die  lebende  Zelle 
wird  unter  übrigens  gleichen  Umständen  diejenigen  Substanzen  am 
leichtesten  zur  Ernährung  benützen,  für  deren  Assimilation  sie  die 
geringste  Kraft  aufwenden  muss,  also  diejenigen  Substanzen,  die  von 

1)  Vergl.  Loew,  Botan.  Centralbl.  1S90.  Nov. 

2)  Vergl.  auch  Loew,  Biol.  Centralbl.  X.  S.  679. 

S)  Vergl.  NÄgeli,  Ber.  der  kgl.  bayer.  Akad.  d.  Wiss.  1879.  S.  310. 


ÖÄlirttiig.  663 

terschiedeneo  chemischen  Mitteln  am  ehesten  angegriffen  und  umge- 
setzt werden." 

Es  sei  jedoch  darauf  hingewiesen,  dass  nicht  immer  diejenige 
Sabstanz,  welche  die  Pilzent Wickelung  am  besten  fördert,  auch  den 
höchsten  Prozentsatz  an  produzirter  Pilzsubstanz  liefert  Es  ist  der 
Fall  recht  gut  denkbar,  dass  eine  Substanz,  welche  schwerer  angreif- 
bar ist,  als  eine  andere  und  schwerer  assimilirbar  ist,  doch  schliess- 
lich rdativ  mehr  Pilzmasse  produzirt,  wenn  auch  das  Wachsthum 
meit  langsamer  vor  sich  geht. 

(Fort8«tsuDg  folgt.) 


Referate. 

Hansen,  Emil  Chr.,  Recherches  sur  la  Physiologie  et  la 

morphologie  des  ferments    alcooliques.    VIII.  Sur  la 

germination    des    spores    chez    les    Saccharomyces. 

Mit  9  Abbildungen  im  Texte.     (Gomptes  rendus  des  travaox  du 

laborat  de  Carlsberg.    Vol.  III.  Livr.  1.    Kopenhagen  (Hagerup^s 

Buchhandlung)  1891. 

In  der  Einleitung  ist  eine  Uebersicht  gegeben  über  die  wichtigste 

Litteratur  betreffend  die  Sporen  bei  den  Saccharomyceten :  Schwann 

1839,  J.  de  Seynes  1868,  Reess   1870,  Emil   Chr.  Hansen 

1883—1890.  —  Ueber  das  Keimen  der  Sporen  berichtet  R  e  e  s  s ,  dass 

es  durch  eine  Knospenbildung  geschieht,  wie  bei  den  vegetativen 

Zellen.    Bisher  wurde  nur  diese  Keimungsform  beobachtet. 

Der  Ref.  stellte  seine  Untersuchungen  vornehmlich  mit  den  drei 
Arten:  Saccharomyces  cerevisiae  I,  Sacch.  Ludwigii 
und  S  a  c  c  h.  a  n  0  m  a  1  u  s  an ;  die  letzte  von  diesen  wird  hier  zum  ersten 
Male  beschrieben.  Im  Gegensatze  zu  seinen  Vorgängern  verfolgte 
er  alle  Keimungsstadien  bei  ein  und  derselben  Spore,  indem  er  die 
Untersuchung  mittels  einer  feuchten  Kammer  auf  dem  Mikroskoptische 
vornahm. 

Bei  Sacch.  cerevisiael  wird  eine  ausführliche  Beschreibung 
von  den  vom  Ref.  bereits  im  Botanischen  Gentralblatt  1885  erwähnten 
sogenannten  Scheidewandbildungen  gegeben.  Während  der  ersten 
Stadien  des  Keimens  können  die  Sporen  dergestalt  anschwellen,  dass 
sie  einen  Druck  auf  einander  ausüben.  Hierdurch  wird  eine  grössere 
oder  kleinere  Menge  Plasma  wie  Keile  oder  Platten  zwischen  den 
Sporen  zusammen gepresst,  oder  aber  die  Sporen  selbst  treten  in 
innige  Berührung  mit  einander.  Es  kann  dieses  so  weit  gehen,  dass 
zwischen  den  in  einer  Mutterzelle  eingeschlossenen  Sporen  eine  voll- 
ständige Zusammenwachsung  stattfindet,  wodurch  sie  zu  einem  einzigen, 
mehrräumigen  Sporenkörper  werden.  Von  einem  jeglichen  Punkte 
der  Oberfläche  der  Sporen  können  Knospen  sich  entwickeln,  zuweilen 
während  die  Sporen  noch  von  der  Wand  der  Mutterzelle  einge- 
schlossen sind.  In  einigen  FUlen  wurde  das  interessante  Verhältniss 
wahrgenommen,  dass  die  Wandbildung  zwischen  zwei  eng  mit  einander 


I 

gg4  Gfthriuig.  —  VhytomyceB  nltans. 

verbundenen  Sporen  aufgelöst  wurde  ^  so  dass  der  Inhalt  dadiircli 
vermischt  wurde;  die  eine  Spore  scheint  unter  diesen  Umstänclen 
als  Parasit  der  anderen  gegenüber  aufzutreten. 

Die  Keimung  der  Sporen  bei  Sacch.  Ludwigii  ist  in  hotiem 
Grade  merkwürdig;  diese  Art  zeichnet  sich  nämlich  vor  allen  aDderen 
Saccharomyceten  dadurch  aus,  dass  die  Hefezellen  sich  nicht  dirdct  von 
den  Sporen  selbst,  sondern  von  einem  Promycelium  entwickeln,  dann 
auch  dadurch,  dass  die  Neubildungen  der  jungen  keimenden  Sporen 
zusammenschmelzen,  derart,  dass  sehr  eigenthümliche  Fusionsbildan^en 
zum  Vorschein  kommen;  von  diesen  entwickeln  sich  dann  Hefezellen. 
Wenn  alte  Sporen  keimen,  so  erfolgen  gewöhnlich  keine  Fusionsbil- 
dungen, sondern  es  entwickelt  sich  ein  Mycelium  mit  deutlich  hervor- 
tretenden geraden  Querwänden. 

Bei  dem  Sacch.  anomalus  zeichnen  die  Sporen  sich  durch  ihre 
Form  aus  und  sind  in  dieser  Beziehung  von  jenen  aller  anderen 
Saccharomyceten  verschieden ;  sie  gleichen  den  Sporen  beiEndomyces 
d  e  c  i  p  i  e  n  s ,  sind  aber  kleiner  als  diese  und  entwickeln  während  des 
Eeimens  keine  Keimschläuche,  sondern  Knospen,  wie  bei  Sacch. 
cerevisiae  I. 

Sacch.  Ludwigii  und  Sacch.  anomalus  lassen  sich  in  den 
vonBeess  in  1870  aufgestellten  Rahmen  für  das  Genus  Sacchar- 
0  m  y  c  e  s  nicht  vollständig  einfügen.  Auf  dem  gegenwärtigen  Standpunkte 
der  Forschung  wird  es  jedoch  kaum  richtig  sein,  neue  Geschlechtsnameo 
einzuführen.  Die  beiden  genannten  Arten  werden  deshalb  vom  BeL 
vorläufig  als  Vertreter  besonderer  Gruppen  von  Saccharomyceten 
aufgestellt. 

Der  Schluss  der  Abhandlung  ist  eine  Kritik  der  misslungenen 
Versuche,  welche  im  Verlaufe  der  letzten  dreissig  Jahre  gemacht 
worden  sind,  um  zu  zeigen,  dass  die  Saccharomyceten  nicht  selbständige 
Arten  sind,  sondern  lediglich  Entwickelungsformen  höher  stehender 
Pilze,  und  es  wird  darauf  hingewiesen,  dass  die  Verwirrung,  welche 
allmählich  in  die  Litteratur  auf  diesem  Gebiete  gekommen  ist,  in 
wesentlichem  Maasse  davon  herrührt,  dass  man  die  echten  Saccharo- 
myceten (Hefezellen  mit  endogener  Sporenbildung)  von  den  zahlreichen 
verschiedenen  Sprosspilzen,  welchen  eine  solche  Sporenbildung  fehlt, 
nicht  unterschied.  In  betreif  dieser  letzteren  haben  schon  Unter- 
suchungen von  Bai  1(1857),  Tulasne(1863),  deBary(1866)  und 
Reess  (1870)  gezeigt,  dass  sie  zu  sehr  verschiedenen  Abtheilungen 
des  Systems  gehören  können.  Die  Sprosspilze  bilden  also  keine 
einzelne  bestimmte  systematische  Abtheüung;  es  gibt  aber  unter 
ihnen  eine  grössere  Anzahl  Arten,  welche  sich  durch  das  erwähnte 
Vermögen,  in  ihrem  Inneren  Sporen  zu  bilden,  vor  allen  den  übrigen 
auszeichnen,  und  diese  sporenbildenden  Arten  sind  wenigstens  bis 
auf  Weiteres  als  ein  eigenes  Genus,  Sacch aromyces,  aufzufassen. 

Emil  Chr.  Hansen  (Kopenhagen). 

ElfvlngySur  une  action  directrice  qu'  exercent  certains 

Corps  sur  les  tubes  sporangif^res  de  ,J^hycomyce8 

nitens/'    (Annales  de  Tlnstitut  Pasteur.  1891.  No.  2.  S.  101.) 

An  den  Fruchtträgern  von  Phycomyces  nitens,  weldie  be- 


Phycomjees  niteni.  —  Ptomain«.  Q65 

kanntlich  zu  Stadien  aber  die  Reizbarkeit  des  pflanzlichen  Protoplasma, 
über  den  Einflass  des  Lichtes  und  der  Schwerkraft  auf  die  Wachs- 
Ümmsrichtung  besonders  geeignet  sind,  hat  Verf.  eine  merkwürdige 
Femewirkung  gewisser  Körper  beobachtet 

Befestigt  man  über  einer  kräftigen,  durch  Aussaat  von  Sporen 
auf  feuchtem  Brod  erhaltenen  Kultur  eine  Eisenplatte  in  vertikaler 
Richtnog,  so  dass  dieselbe  zwischen  den  langstieligen  Fruchtträgern 
hängt,  80  krümmen  sich  letztere,  bei  Aufbewahrung  an  einem  dunklen 
Orte  bei  15-— 20^,  innerhalb  einiger  Stunden  von  allen  Seiten  gegen 
die  Eiaenplatte  hin,  anstatt  gerade  aufwärts  zu  streben.  Die  An- 
ziehang:  äussert  sich  auf  einige  Centimeter.  Bei  Berührung  mit  der 
Metallplatte  zeigen  die  Fruchtträger  unregelmässige  Krümmungen. 
Ebenso  wirksam  wie  Gusseisen  sind  Schmiedeeisen  und  Stahl,  gleich- 
viel, ob  die  Oberfläche  polirt  oder  rauh  oder  etwas  rostig  ist. 

Von  den  übrigen  Metallen  wirken  nur  noch  Zink  und  Alumi- 
Dinrn,  und  auch  diese  weit  schwächer.  Unwirksam  sind  Platin, 
Silber,  Gold,  Kupfer,  Blei  etc.  Der  Magnetismus  spielt  bei  der  Er- 
scheinung keine  Rolle,  ebensowenig  Licht-  oder  Wärmestrahlung  oder 
El^trizitftt  Ausser  dem  Eisen  zeigen  die  gleiche  Wirksamkeit  noch : 
Siegellack,  Golophonium,  Papierkarton,  Wachs,  Seide,  Wolle,  Holz, 
Schwefel  etc.  Unwirksam  ist  Glas;  unwirksam  ferner  sind  sonst 
wirksame  Körper,  wenn  sie  befeuchtet  sind.  Zu  den  wirksamen  Kör- 
pern gehören  endlich  lebende  Wurzeln,  z.  B.  von  Erbsen,  Lupinen, 
Ricinus,  während  die  Fruchtträger  von  Phycomyces  selbst  eine 
schwache  aber  deutliche  gegenseitige  Abstossung  zeigen. 

Buchner  (München). 

liUff,  Arthur  P.,  Report  on  the  relation  of  the  ptomains 
or  animal  alkaloids  to  some  of  the  infectious  fevers. 
(Recent  Reports  to  the  Scientific  Grants  Committee  of  the  British 
Me^cal  Association.    1890.) 
L.  hat  sich  mit  der  Frage  beschäftigt,  ob  im  Harn  infektiös 
Erkrankter     irgend     welche    Ptomaine     oder    Alkaloide     vorhan- 
den sind. 

Zur  Untersuchung  diente  Harn  von  Typhus-  und  Scharlach- 
kranken und  es  wurde  streng  darauf  gesehen ,  dass  die  betreffenden 
Kranken  weder  zur  Zeit,  während  der  Harn  gesammelt  wurde,  noch 
zuvor  irgend  welche  alkaloidhaltige  oder  antipyretische  Arzneimittel 
erhielten.  Im  Ganzen  wurde  der  Urin  zweier  Typhus&Ue  und  eines 
Scharlachfalles  untersucht 

Der  im  Zeiträume  von  vier  Tagen  gesammelte  Harn  des  ersten 
Patienten  wurde  einem  eigens  vom  Verf.  erdachten  und  näher  be- 
schriebenen Extraktionsprozess  unterworfen,  wobei  eine  geringe  Quan- 
tität eines  krystallinischen  Körpers  resultirte,  der  alle  Eigenschaften 
und  Reaktionen  eines  animalischen  Alkaloids  zeigte.  In  Hydro- 
chlorat  übergeführt,  gab  er  folgende  Reaktionen: 

Phosphormolybdaens&are  ein  weisser  Niederschlag, 
Phosphor  — 

Merkur-  und  KAlioii^jodid  dichter,  gelber  Niederschlag) 

JodlSsnng  brauner  Niederschlag, 


ggg  tHomaine  bei  Typbas  uud  ^barladi.  —  feiternng. 

Tannin  gelbücb-braaner  Niederschlag, 

PilLrinsäure  dichter,  gelber  Niederschlag, 
Platinchlorid  — 

Goldchlorid  dichter,  gelber  Niederschlag. 

Die  Prüfung  des  zweiteu  Typhusharus  führte  zu  keiuem  posi- 
tiven Ergebniss ;  die  des  Scharlachbarns  ergab  abermals  eine  geringe 
Menge  eines  krystallinischen,  in  Wasser  löslichen,  schwach  alkaliacli 
reagirenden  Alkaloids,  welches  ins  Hydrochlorat  übergeführt,  folgende 
Reaktionen  gab: 

Phosphormolybdaenslure  blasser,  gelblich-wetsser  Niederüchlag, 

Phosphor  weiaser  Niederschlag, 

Merkur-  nod  Kaliumjodid  blasser,  gelblich- weisser  Niederschlag, 

Jodlösong  branner  Niederschlag, 

Tannin  — 

Pikrinsäure  gelber  Niederschlag, 

Platinchlorid  — 

Goldchlorid  geringer,  gelber  Niederschlag. 

Sowohl  dieses  als  auch  das  im  Typhusharne  gefundene  Alkaloid 
war  bisher  unbekannt,  und  Verf.  verspricht  noch  eine  genaue  Analyse 
derselben  zu  geben.  Limbeck  (Prag). 

Büchner,  H.,  Die  BakterienproteKne  und  deren  Be- 
ziehung zur  Entzündung  und  Eiterung.  (Üentralbl.  f. 
Chirurgie.  1890.  No.  50.) 

Die  Ptomai'ne  und  Toxine,  und  selbst  die  Toxalbumine  sind  vor- 
wiegend nur  Nervengifte;  nur  bei  Kadaverin,  Putrescin  konnte  neben* 
bei  eitererregende  Wirkung  nachgewiesen  werden. 

Die  von  B.  untersuchten  y^Zersetzungsstoffe'^  übten  keine  oder 
höchstens  eine  geringe  Anlockung  auf  Leukocyten  aus.  Derartige 
bakterielle  Locksubstanzen  existiren  aber,  und  zwar  sind  es  die  Be- 
standtheile  des  Bakterienkörpers  selbst,  seines  plasmatischen  In- 
halts, die  sogenannten  Bakterienproteine,  welche  Nencki  bereits 
1880  studirt  hat.  Bei  subkutaner  Injektion  von  einigen  Milligramm 
des  Proteen  von  Bac.  pyocyaneus  rief  B.  eine  bakterienfreie, 
sozusagen  chemische  Entzündung  hervor,  klinisch  alle  Kennzeichen 
der  erysipelatösen  Entzündung  mit  Einschluss  der  Lymphangoitis 
besitzend. 

Die  Proteine  kommen  bei  absterbenden  oder  krankhaft  affizirten, 
in  Involution  geratheneu  Bakterienzellen  zur  Wirksamkeit,  indem  sie 
von  den  Zellen  ausgeschieden  werden.  (Als  Beispiel  führt  B.  die 
eitererregende  Wirkung  der  abgeschwächten  oder  sterilisirten  Milz- 
brandkulturen bei  Nagern  an.) 

Bis  jetzt  konnten  von  B.  die  Proteine  von  7  Bakterienarten  dar- 
gestellt und  auf  ihre  pyogene  Wirksamkeit  an  Thieren  geprüft  wer- 
den. Sehr  stark  ist  letztere  beim  Protein  des  TyphusbacUlus ;  grosse 
Mengen  konnten  bequem  mit  Friedländer'schem  Pneumococ- 
cus,  vor  Allem  aber  mit  Bac.  pyocyaneus  dargestellt  werden. 

Zur  Darstellung  des  Proteins  wird  die  betreffende  Bakterienart 
auf  festem  Nährboden  rein  kultivirt,  die  abgestreifte  Kultur  mit 
schwacher  (0,1— 0,5  ^/o)  Kalilauge  digerirt  und  aus  dem  Filtrat  durdi 
Essig-  oder  Salzsäure  das  Protein  gefällt.    Dasselbe  zeigt  alle  Be* 


TnberealoM.  667 

aktionen  der  Eiweisskörper  und  nähert  sich  am  meisten  den  Pflan- 
leDkaseTnen. 

Die  letztere  Thatsache  yeranlasste  B.,  die  Pflanzeukaselfoe ,  be- 
sondess  Gluteukaselu  aus  Weizenkleber,  auf  sein  Verhalten  gegen 
L^ttkocyten  zu  prQfen;  es  ergab  sich  in  der  That  eine  stark  an- 
lockende and  entzündungserregende  Wirkung  desselben  (subkutan 
beim  Menschen).  Krön  ach  er  (München). 

Atbbes,  H.,  and  Shurley,  E.  L«,  An  investigation  into  the 
etiology  and  treatment  of  phthisis.  (Philadelphia  Med. 
News.  1890.  No.  26.  p.  677.) 

Verff.  konnten  bei  Meerschweinchen  die  Entwickelung  einer  tu- 
berculösen  Allgemeiuinfektion  durch  Injektion  abgeschwächter  Tuberkel- 
bacillenkulturen  verhüten,  ohne  jedoch  bei  bereits  erkrankten  Thieren 
eine  Heilwirkung  damit  zu  erzielen.  Unter  einer  grossen  Zahl  che- 
mischer Stoffe,  mit  welchen  Versuche  zu  kurativen  Zwecken  ange- 
stellt wurden,  erwiesen  sich  Chlorgas,  Jod  und  Ghlorgold-Ghlorna- 
trium  als  besonders  wirksam.  Meerschweinchen  und  Affen,  welche 
subkutane  Injektionen  von  wässeriger  Jod-  oder  Jodkaliumlösung  mit 
Glycerin  oder  von  Ghlorgold-Ghlornatriumlösung  erhielten,  zeigten 
sich  gegen  Impftuberculose  refraktär. 

Seit  September  bis  Dezember  1890  behandelten  Verff.  25  Phthi- 
siker  mit  Injektionen  von  Jod-  oder  Goldlösung  in  anfangs  mini- 
malen, dann  successive  ansteigenden  Dosen.  Fälle  mit  starkem  Husten 
und  geringem  Auswurf  oder  Fälle,  bei  welchen  nach  den  Jodinjek- 
tionen Anzeichen  von  Jodismus  auftraten,  erhielten  die  Goldlösung. 
Bei  Verkäsung  und  starkem  Auswurf  während  der  Jodbehandlung 
wurden  Ghlorgasinhalationen  eine  Woche  hindurch  gegeben  und  dann 
erst  wieder  mit  den  Injektionen  begonnen. 

Von  den  derart  behandelten  Fällen  konnten  vier  subakuten 
Charakters  als  geheilt  betrachtet  werden  und  zwei  andere  sind  so 
weit  gebessert,  dass  sie  voraussichtlich  in  einer  Woche  aus  der  Be- 
handlung entlassen  werden  können,  während  zwei  Fälle  allgemeiner 
Tuberculose  und  vier  Fälle  sehr  weit  vorgeschrittener  Lungentuber- 
calose  letal  endeten.  Kräl  (Prag). 

Csokor,  J.9  Zur  Aetiologie  der  Tuberculose.  (Wiener 
klinische  Wochenschrift.  1890.  No.  27—30.) 

Gsokor  gibt  uns  ein  treffliches  Bild  über  den  gegenwärtigen 
Stand  unserer  Kenntnisse  über  die  Rindertuberculose.  Bei  der  Be- 
deutung, welche  diesem  Kapitel  aus  der  Lehre  von  den  Infektions- 
krankheiten zukommt,  sei  die  Lektüre  des  Originalartikels  allen  jenen, 
für  welche  die  Tuberculose  der  Thiere  überhaupt  Interesse  und  Be- 
deutung hat,  wärmstens  empfohlen,  zumal  Gsokor  selbst  über  eine 
reiche  eigene  Erfahrung  auf  diesem  Gebiete  verfügt. 

An  dieser  Stelle  können  nur  einzelne  Punkte  aus  dem  lesens- 
werthen  Artikel  Gsokor 's  hervorgehoben  werden. 

Die  Rindertuberculose  ist  in  ätiologischnr  Hinsicht  vollständig 
identisch  mit  der  Tuberculose  des  Menschen.  Die  Tuberkelbacillen 
wurden  beim  Rinde  in  allen  Organen  und  Gewebssäften  gefunden. 


668  TnbercaloM. 

Die  Infektion  erfolgt  zuweilen  schon  im  Mutterleibe.  Die  Tubercu- 
lose  kann  beim  Rinde  aber  auch  extrauterin  acquirirt  werden,  und 
zwar  vom  Respirations-  oder  Yerdauungstraktus  aus,  durch  die  Milcb, 
bei  der  Begattung. . 

Am  gefährlichsten  ist  für  den  Menschen  die  Milch  tubercolöser 
Kühe. 

Die  Mittel  zur  Bekämpfung  der  Infektionsgefahr  fQr  den  tÜGn- 
sehen  theilt  Verf.  in  4  Gruppen,  und  zwar  1)  Tilgungsmaassre^eln 
gegen  die  Rindertuberculose,  2)  Schutzmaassregeln  gegen  die  A.ua- 
breitung  der  Tuberculose  unter  dem  Rindvieh,  8)  Schutzmaassregeln 
gegen  die  Uebertragung  der  Rindertuberculose  auf  den  Menschen, 
4)  Selbstschutz.  Dittrich  (Prag). 

Maflhcel,  Ueber  die  Wirkung  der  reinen,  sterilen  Kul- 
turen des  Tuberkelbacillus.  Vorläufige  Mitthei- 
lungen. (Centralblatt  für  allgemeine  Pathologie  und  pathologische 
Anatomie.    1890.  No.  26.) 

Verf.  studirte  die  Wirkung  des  Tuberkelbacillus,  nachdem  dieser 
sein  vegetatives  Vermögen  eingebüsst  hat. 

Bei  einigen  Untersuchungen  erhielt  M.  experimentell  Marasmiis. 
Sterilisirte  Kulturen  von  Hühnertuberculose,  die  auf  Eier  im  Brutofen 
übertragen  waren,  fahrten  Marasmus  der  Embryonen  und  Hühner  her- 
bei, die  jedoch  frei  von  Tuberculose  starben.  Andererseits  starben 
Hühner,  die  unter  dem  Einflüsse  reiner,  nicht  sterilisirter  Kultur^i 
von  Säugethiertuberculose  geboren  waren,  an  Marasmus  und  nicht 
an  Tuberculose. 

In  einer  anderen  Versuchsreihe  zeigte  es  sich,  dass  die  Mehr- 
zahl der  mit  Hühnertuberculose  geimpften  Meerschweinchen  längstens 
binnen  8  Monaten  an  Marasmus  zu  Grunde  ging;  andererseits 
starben  einige  Hühner,  die  mit  Rindstuberculose  und  mit  aktiven 
Kulturen  von  Säugethiertuberculose  geimpft  wurden,  an  Marasmus 
ohne  Tuberculose. 

Verf.  wollte  weiterhin  untersuchen,  ob  für  Tuberculose  empfäng- 
liche Thiere  im  Stande  wären,  den  nicht  mehr  aktiven  Badllns  der 
Tuberculose  zu  zerstören  und  auf  die  Prodiücte  des  zerstörten  Ba- 
cillus zu  reagiren. 

Die  Untersuchungen  wurden  mittelst  Sterilisation  vorgenommen. 
Bis  zu  1  Jahr  alte  sterilisirte  Kulturen  sowie  alte,  nicht  sterilisirte 
Kulturen  wurden  auf  Meerschweinchen  übertragen. 

Die  Impfstelle  reagirte  gewöhnlich  mit  einem  plastischen  Pro- 
dukte bis  zur  Bildung  eines  Abscesses.  Zwei  bis  vier  Wochen  nach 
der  Impfung  zeigten  sich  stark  granulöse  Bacillen,  von  denen  einige 
in  Leukocyton  eingeschlossen  waren.  Nach  2  Monaten  wurden  an 
der  Impfstelle  nur  schwer  Bacillen  angetrofien.  Dagegen  &nden  sich 
häufig  abscessartige  Höhlen  vor,  welche  vor  dem  Tode  der  Thiere 
zuweilen  ausheilten.  Nach  dem  Tode  der  Thiere  wurden  Kulturen 
aus  dem  Blute  und  aus  den  Organen  hergestellt  und  mikroskopische 
Untersuchungen  am  frischen  Material  vorgenommen. 

Die  Untersuchungen  ergaben,  dass  vom  Tuberkelbacillus  eine 
toxische  Substanz  gebildet  wird,  die  erst  nach  längerer  Zeit  wirkt, 


Tnbwcnlose.  QgQ 

Temperatur  von  70^  G  mehrere  Male  2  Stunden  lang  wider- 
steht und  der  Austrocknung  Widerstand  leistet  Diese  toxische 
Substanz  wird  nicht  von  den  Thieren  vernichtet.  Dieselben  gehen 
an  Marasmus  zu  Grunde.  Milzstücke  von  Meerschweinchen,  die  an 
H^hnertuberculose  gestorben  sind»  blieben,  zur  Kultur  gebracht,  steril, 
f&hrten  jedoch,  auf  Meerschweinchen  übertragen,  den  Tod  derselben 
an  Marasmus  herbei.  Mittlere  Dosen  von  sterilen  Tuberkelbacillen- 
knlturen  riefen  eine  chronische  Vergiftung  des  Thierorganismus  her- 
bei, die  mit  Marasmus  und  Zerstörung  der  rothen,  in  der  Milz  an- 
gesammelten Blutkörperchen  endigte.  Di t trieb  (Prag). 

Bnum,  Ton,Ueber  den  gegenwärtigen  Stand  derTuber- 
cnlosen frage  in  ätiologischer  und  prophylaktischer 
Beziehung.    (Deutsche  med.  \Vochenschr.  1890.  No.  38 — 40.) 
Der  Vortrag  des  langjährigen  Badearztes  zu  Lippspringe  wurde 
noch  vor  dem  Bekanntwerden  der  letzten  grossen  Koc haschen  Ent- 
deckungen im  ärztlichen  Verein  zu  Hannover  gehalten  und  steht  da- 
her nodi  nicht  unter  dem  Eindruck  der  durch  die  neuesten  Ver- 
öffentlichungen bedingten  Umwälzungen  auf  dem  Gebiete  der  Tuber- 
cidoeeifrage.     Er    enthält    eine   knappe   Uebersicht    der    neueren 
Forschungen  über  Aetiologie  und  Prophylaxe  der  Schwindsucht,  be- 
urtheüt  von  dem  Standpunkt  eines  erfahrenen  Praktikers. 

Kach  einer  Schilderung  der  Geschichte  der  Lehre  von  der  Ueber- 
tragbarkeit  der  Schwindsucht  werden  die  morphologischen  und  vitalen 
Ei^eDschaften  der  Tuberkelbacillen  kurz  besprocheo,  wobei  es  etwas 
befremdet,  dass  der  Vortragende  ein  Vorhandensein  von  Sporen  in 
den  Tuberkelbacillen,  entgegen  der  zur  Zeit  herrschenden  Ansicht, 
als  erwiesen  annimmt.  Die  hohe  diagnostische  Bedeutung  des  Ba- 
eillennachweises  wird  an  einigen  Beispielen  erläutert.  Eins  derselben 
bezieht  sich  Bxd  einen  Fall,  in  welchem  das  beständige  Fehlen  der 
Bacillen  im  Auswurf  den  Arzt  auf  die  richtige  Diagnose  Syphilis 
gef&hrt  hatte,  obwohl  alle  Symptome  der  Lungenschwindsucht  aus- 
gesprochen waren. 

unter  den  verschiedenen  Arten  tuberculöser  Infektion  wird  zu- 
nächst die  Uebertragung  durch  Fleisch-  und  Milchgenuss  erwähnt. 
Die  Vermeidung  der  ersten  Infektionsart  erstrebt  die  Fleischschau 
in  den  Schlachthäusern;  die  Milch  sollte  nach  Brunn  stets  gekocht 
und  am  besten  in  der  Form  einer  Sammelmilch,  welche  durch 
Mischung  der  Milch  mehrerer  Kühe  gewonnen  wird,  genossen  werden ; 
denn  nach  Gebhard  wird  die  Kontagiosität  der  Milch  durch  Ver- 
dünnung stark  vermindert,  was  ja  bei  dem  verhältnissmässig  seltenen 
Znstandekommen  der  Infektion  vom  Magen  und  Darm  aus  nicht 
Wunder  nimmt. 

Am  häufigsten  entsteht  die  Tuberculose  durch  Einathmung  von 
Bacillen,  welche  mit  dem  eingetrockneten  und  zerstäubten  Auswurf 
Schwindsüchtiger  in  die  Luft  gelangen.  Freilich  haften  und  wachsen 
die  Bacillen  nur  in  einem  Körper,  der  eine  Disposition  zur  Krank- 
heit besitzt,  und  dass  solche  Disposition  ererbt  werden  kann,  hält 
Brunn,  wohl  mit  Hecht,  fest,  entgegen  der  Co  rn  et 'sehen  These, 
dass  die  Erblichkeit,   die  sogenannte  Anlage  der  Schwindsucht  auf 

£LBd.  43 


^70  TnbercaloM.  —  deptiida«  PtaMtnuMifi. 

einer  veralteten,  yon  der  modernen  Wissenschaft  überholten  An- 
schauung beruht  Für  die  Erblichkeit  finden  sich  in  der  besonderen 
Empfänglichkeit  bestimmter  Menschenracen  und  einzelner  Thiergat- 
tungen  Analogieen,  w&hrend  andererseits  viele  Menschen  eine  grosse 
Widerstandskraft  gegen  die  Krankheit  besitzen;  denn  nicht  anders 
sind  die  vielen  Fälle  zu  erklären,  in  denen  unter  gleichen  Infek- 
tionsbedingungen einzelne  Menschen  erkranken,  viele  andere  ver- 
schont bleiben. 

Diese  Immunität  beruht  theils  auf  der  gesunden  Kraft  des  Kör- 
pers im  Allgemeinen,  theils  auf  der  Integrität  der  Schutzvorrichtun- 
gen, welche  den  Athmungswegen  durch  gesunde  Schleimhäute,  buch- 
tige Beschaffenheit  der  Nasengänge  und  vielfache  Verästelung  der 
Luftröhre  gegeben  sind. 

Debrigens  hat  nach  Brunn's  Anschauung  auch  der  disponirte 
oder  bereits  erkrankte  Mensch  in  der  Nähe  eines  reinlichen 
Schwindsüchtigen  keine  Erkrankung  oder  Verschlimmerung  einer 
solchen  durch  Inhalation  des  Kontagiums  zu  fürchten.  Sobald  der 
Auswurf  eines  Schwindsüchtigen  sorgfältig  gesammelt  und  durch 
Auffangen  in  Flüssigkeiten  vor  dem  Eintrocknen  geschützt  wird,  so- 
bald die  Wäsche,  die  Betten  und  Kleider  durch  Wasserdampf,  die 
Wände  des  Krankenzimmers  durch  Abreiben  mit  Brot  häufig  desin- 
fizirt  werden,  ist  es  unmöglich,  dass  die  Bacillen  in  die  Luft  ge- 
langen und  von  Anderen  eingeathmet  werden.  Es  ist  daher,  wie 
auch  schon  G  o  r  n  e  t  hervorgehoben  hat,  die  Gefahr  der  Ansteckung 
in  den  Räumen  einer  sorgfältig  geleiteten  Schwindsüchtigen-Heilan- 
stalt  nicht  so  gross,  wie  in  jedem  Eisenbahnwagen  oder  Restaurati- 
onslokal, wo  man  nicht  wissen  kann,  ob  sich  Schwind^chtige  darin 
befinden  oder  befunden  haben. 

lieber  die  endgiltige  Beseitigung  des  gesammelten  Auswurfe 
spricht  sich  Brunn  nicht  aus.  Da  er  aber  an  einer  Stelle  des 
Vortrages  die  Ansicht  vertritt,  dass  die  Bacillen,  welche  mit  dem 
Stuhlgang  oder  Urin  in  die  Aborte  gelangen,  dort  unter  den  Fäul- 
nisskeimen rasch  zu  Grunde  gehen  sollen,  so  ist  anzunehmen,  dass 
er  auch  die  Speigläser  und  Spucknäpfe  in  die  der  Abwässerung  die- 
nenden Anlagen  entleert  wissen  will.  Demgegenüber  ist  jedoch  zu 
bemerken,  dass  nach  den  Untersuchungen  von  Fischer  und  Schill 
die  Tuberkelbacillen  der  Fäulniss  43  Tage  lang  Widerstand  leisten 
und  daher  wohl  auch  in  Aborten,  Abzugskanälen  u.  dgl  lange  Zeit 
lebenskräftig  und  infektionsfähig  bleiben  dürften. 

Kubier  (Oldenburg). 

Lnbarsch  und  Tsntsnl,    Ein  Fall  von  septischer  Pneu- 
monie beim    Neugeborenen,  verursacht   durch    den 
Bacillus  enteridis  (Gaertner).    (Virchow^s  Archiv.  Bd. 
CXXIII.  Heft  1.) 
Die  Sektion  der  Leiche  ergab  Pleuritis  und  Pneumonie  des  linken 
Unterlappens,  beiderseitige  eiterige  Bronchitis,  Atelektase  der  rechten 
Lunge,  parenchymatöse  Trübung  der   Nieren»   Fettinfiltration   und 
Stauung  der  Leber,  leichten  Milztumor,  Hamsäureinfarkte  der  Nieren, 
Tetanus  neonatorum.  "^ 


6«pd0ch«  Pnenmonie.  -^  Malaria.  071 

Mikroskopisch  wurden  in  den  Lungen,  in  der  Milz,  in  der  Leber, 
in  der  Submucosa  und  Muscularis  des  Darmes  sehr  reichliche,  in 
den  Nieren  und  zwar  namentlich  in  den  Kapillaren  nur  sehr  spär- 
liche Bacillen  vorgefunden,  welche  in  Kulturen  den  Gärtnerischen 
Bacillen  entsprachen  und  von  Prof.  Gärtner  selbst  der  Art  nach 
als  solche  erkannt  wurden. 

Der  vorli^ende  Fall  ist  nach  Ansicht  der  Verfif.  als  echte  Septi-  ^ 
k&nie  aufeufassen. 

Ver£f.  sehen  die  Infektion  seitens  der  Luftwege  mit  grösster 
Wahrscheinlichkeit  als  die  primäre  an.  Dittrich  (Prag). 


Brandt,  Beitrag  zur  Malariafrage.  (Dtsch.  med.  Wochenschr. 

1890.  No.  39.) 

Bei  einer  Durchsicht  der  Litteratur  über  dasPlasmodiumMa- 
lariae  findet  Verf.  nur  2  VeröffentlichuDgen  über  positive  Befunde, 
welche  bezüglich  dieses  Parasiten  in  Deutschland  gemacht  worden 
Bind.  Die  eine  derselben  stammt  aus  dem  städtischen  Krankenhaus 
Moabit  und  hat  Plehn  zum  Verfasser,  während  die  andere  sich  auf 
Untersuchungen  bezieht,  welche  Rosenbach  und  Bo sin  in  Breslau 
anstellten  (vgl.  Referat  in  dieser  Zeitschr.  Bd.  VIII.  S.  557).  Verf. 
«rklArt  sich  diese  Seltenheit  positiver  Untersuchungsergebnisse  einer- 
seits damit,  dass  schwere  Malariaf&lle  in  Deutschland  ungewöhnlich 
sind,  andererseits  mit  der  Schwierigkeit  des  Erkennens  der  Parasiten 
bei  mangelhafter  Uebung. 

Letzterer  Umstand  sei  auch  die  Ursache  gewesen,  dass  es  ihm 
selbst  trotz  seines  vorzüglichen  Untersuchungsmaterials  Anfangs  nicht 
gelingen  wollte,  die  Plasmodien  in  dem  von  ihm  geprüften  Blut  seiner 
Kranken  aus  dem  Seemannshospital  zu  Hamburg  zu  finden.  Es  kam 
dazu,  dass  ein  Theil  der  Seeleute,  welche  sich  die  Malaria  in  fernen 
LftDdem  zugezogen  hatten,  beseits  auf  der  Reise  mit  so  grossen 
Dosen  Chinin  behandelt  waren,  dass  die  Krankheit  bei  ihrer  Auf- 
nahme ins  Krankenhaus  nicht  mehr  in  voller  Reinheit  bestand.  Den- 
noch ist  es  dem  Verf.  gelungen,  in  10  von  24  untersuchten  Malaria- 
fällen nicht  nur  die  Parasiten  zu  finden,  sondern  auch  ihren  ganzen 
Entwickelungsgang  zu  studiren  und  die  von  Golgi  (Fortschritte  der 
Medizin.  1889.  No.  3)  aufgestellten  Gesetze  über  die  Wachsthums- 
▼orgäDge  der  Plasmodien  zu  bestätigen.  Wie  nämUch  G  o  1  g  i  angab, 
dass  die  Entwickelung  der  Parasiten  4  Tage  dauert,  dass  mit  er- 
reichter Reife  derselben  der  Fieberanfall  auftritt  (Typus  quartanus), 
und  dass  bei  vorhandenem  Typus  cotidianus  und  tertianus 
^ne  Mischinfektion  mit  verschi^enen  Generationen  vorliegt,  so  fand 
Brandt,  welcher  seine  Blutproben  in  Abstftnden  von  4—6  Stunden 
entnahm  und  untersuchte,  dass  mit  der  Vollendung  des  Wachsthums 
der  Plasmodien  jedesmal  am  4.  Tage  eine  gänzliche  Vernichtung  der 
sie  beherbergenden  rothen  Blutkörperchen  erfolgt,  dass  nun  gleichzeitig 
eine  Theilung  der  Parasiten  stattfindet,  und  dass  die  Zerfallsprodukte 
neue  junge  Formen  darstellen,  welche  ihrerseits  in  andere  Blut- 
körperchen eindringen  und  denselben  Entwickelungsgang  wie  ihre 
Mutterzellen  beginnen.     Verf.  beobachtete  den  letzten  Vorgang  an 

43r 


072  ZerMtKODf  Ton  Harnstoff  nnd  Ojitiflfl. 

den  lebhaften  Bewegungen  der  Parasiten  der  neaen  Generation, 
welche  in  dem  untersuchten  Blute  bis  über  6  Stunden  unter  dem  Mi- 
kroskop zu  sehen  waren,  ohne  dass  besondere  Vorkehrungen  getroffen 
wurden,  die  Plasmodien  am  Leben  zu  erhalten. 

In  einem  Fall  hatte  der  Plasmodienbefund  auch  praktische  Be- 
deutung, da  er  die  wahre  Natur  eines  Fiebers,  welches  vorher  auf 
.einen  Drüsenabscess  bezogen  worden  war,  verrieth. 

Verf.  bemerkt  schliesslich,  dass  es  ihm  niemals  gelungen  sei, 
die  Parasiten  in  dem  Blute  von  nicht  malariakranken  Menadien  zu 
finden.  Kubier  (Oldenburg). 


LundstrOm,  C,  Die  Zersetzung  von  Harnstoff  durch  Mi- 
kroben und  deren  Beziehungen  zur  Gystitis.    (Fest- 
schrift des  pathologisch-anatomischen  Institutes  zum  Andenk^i  an 
das  26Qiährige  Bestehen  der  finnlftndischen  Universität  zu  Helsing- 
fors.  1890.) 
L.  benutzte  zu  seinen  Untersuchungen  zwei  Arten  von  Harn- 
stoff zersetzenden  Mikroben,  den  Staphylococcus  nreae  can- 
didus  und  Staphylococcus  ureae  liquefaciens  nnd  dne 
Art  der  den  Harnstoff  nicht  zersetzenden,   den  Streptococcus 
pyogenes. 

Die  Staphylokokken  waren  aus  cystitischem ,  alkalisch  reagiren- 
dem,  der  Streptococcus  aus  sauerem  und  stark  eiterhaltifcem 
Harn  dargestellt  worden.  Alle  drei  erwiesen  sich  als  fakultative 
Aärobien.  Durch  Staphylo c.  ureae  liqu.  wurde  die  Gelatine 
verflossigt,  durch  Staphyloc.  ureae  cand.  und  Streptoc.  p. 
nicht.  In  Bezug  auf  die  harnstoffzersetzende  Wirkung,  welche  an 
sterilisirtem  menschlichen  Harn  bei  37  ^  C  geprüft  wurde,  zdgten 
die  beiden  Staphylokokken  dasselbe  Verhalten.  Die  quantitative  Be- 
stimmung des  aus  der  Zersetzung  resultirenden  Ammoniumkarbonats 
ergab,  dass  diese  nur  in  den  ersten  vier  bis  fünf  Tagen  gldch- 
mässig  zunahm,  woraus  L.  den  Schluss  zieht,  dass  sie  während  dieser 
Zeit  direkt  von  der  Wirksamkeit  der  Kokken  abhängt,  eine  An- 
nahme, welche  auch  die  angestellten  Kulturversuche  bekräftigten, 
indem  sich  in  einem  Tropfen  des  hierzu  verwendeten  Harns  eine 
überaus  grosse  Menge  lebensfähiger  Mikroben  vorfand,  wdd^e  in  den 
folgenden  Tagen  schnell  an  Zahl  und  Wirksamkeit  abnahm. 

Unter  die  Kaninchenhaut  gebracht,  erzeugten  die  Streptokokken 
Infiltration  und  Eiterung  —  im  Eiter  fanden  sie  sich  dann  reichlich 
—  die  Staphylokokken  nicht;  der  Harnblase  von  Kaninchen  einv^- 
leibt,  riefen  die  Streptokokken  Reizung  und  Eiterung  in  der  Blase, 
aber  keine  ammoniakalische  Zersetzung  des  Harns  hervor,  welch 
letztere  nebst  Blasenreizung  nur  die  Staphylokokken  bewirkten,  wobei 
auch  jene  in  den  Eiterflocken,  wie  diese  im  ammoniakalischen  Harn 
nachgewiesen  werden  konnten. 

Mit  Rücksicht  auf  diese  Ergebnisse  ist  der  Verf.  geneigt,  anzu- 
nehmen, dass  die  Gystitis,  welche  er  bei  jenen  Patienten,  aus  deren 
Harn  er  die  erwähnten  Pilze  gezüchtet  hatte,  beobachtete,  durch 
diese  verursacht  worden  war.  Limb  eck  (Prag). 


Achorioa.  g73 

ftvisquet^  0.  P«,  J^tude  morphologique  d'une  forme 
d'Achorion:  L'Achorion  Arloini,  Champignon  du 
fayus  de  la  souris.  (Annales  de  Micrographie.  Tome  III. 
1890.  No.  13.) 

Im  Juli  1889  machten  D^sir  de  Fortunet,  chef  de  clinique  k 
rhöpital  de  l'Antiquaille  k  Lyon,  und  M.  Gourmont  der  Soci^t6  des 
Sciences  m^dicales  de  Lyon  Mittheilungen  über  einen  neuen,  bei  einem 
begrenzten  Hautausschlag  der  Hand  geifundenen  Parasiten,  welcher  sich 
durch  seine  morphologischen  und  biologischen  Eigenschaften  dem  Ac  h  o  - 
rion  Schönleini,  durch  sein  klinisches  Verhalten  dem  Tricho- 
phyton tonsurans  näherte.  Der  Verf.  hat  es  sich  nun  zur 
Aufgabe  gestellt,  diesen  Pilz  eingehender  zu  studiren  und  mit 
Achorion  Schönleini  und  Trichophyton  tonsurans  einer 
vergleichenden  Untersuchung  zu  unterwerfen,  deren  Ergebnisse  er  in 
Yier  Abschnitten  abhandelt. 

L  Vegetatiyes  System.  Flüssige  Nährböden.  In 
Kalbsbouillon  zeigten  sich  am  2.  Tage  am  Grunde  der  Flüssigkeit 
kleine,  isolirte,  schwimmende  Körper  mit  dichterem  Gentrum  und 
flockigen,  aber  runde  Konturen  bildenden  Rändern,  welche  aus 
Haufen  von  langen  Fäden  mit  mehr  oder  weniger  runden,  zerstreuten 
Körpern  vermischt  bestanden.  Später  vermehrten  sich  die  rundlichen 
Körperchen  und  gegen  den  8.  Tag  stiegen  die  Flocken  vom  Grunde 
auf  und  bildeten  an  der  Oberfläche  kleine  Inselcben,  während  sich 
in  den  unteren  Theilen  eine  karminrothe  Färbung  einstellte.  Die 
am  Grunde  der  Flüssigkeit  verbliebenen  Pilzkolonieen  scheinen  sich 
wiüirend  dieser  Zeit  nur  wenig  zu  verändern,  später  zerfallen  sie 
allmählich  und  sammeln  sich  in  Form  eines  gelblichen,  pulverförmigen 
Absatzes  am  Boden  an.  Dieser  Bodensatz  besteht  aus  kürzeren, 
übrigens  sehr  verschiedenartig  gestalteten  Zellen,  welche  der  Verf. 
als  „articles  globulo-filamenteux^^  bezeichnet  und  von  denen  er  an- 
nimmt, dass  sie  durchaus  vegetativer  Natur  seien,  aber  den  ver- 
schiedenartigen, von  den  Autoren  beschriebenen  Formen  der  Sporen 
▼on  Achorion  Schönleini  entsprächen.  Diese  letzteren  Formen 
sieht  der  Verf.  als  eine  Bildung  an,  welche  der  Pilz  hervorbringt, 
um  sich  unter  ungünstigen  äusseren  Bedingungen  zu  erhalten,  zu- 
gleich aber  auch  als  Erscheinungen  der  Degeneration  und  des  Alters. 
Aehnlich  verhält  sich  der  Pilz  in  einem  von  V  e  r  u  j  s  k  i  angegebenen 
fl^üssigen  Nährmedium  und  in  Dekokten  von  Karotten  und  Runkel- 
rüben, in  welch'  letzteren  er  eine  schnellere  Entwicklung  zeigt. 

Feste  Nährböden.  Es  wurden  sehr  verschiedene  pflanzliche 
Substanzen  als  Nährböden  benutzt,  besonders  Kartoffeln,  Rüben  etc. 
Sie  wurden  sämmtlich  bei  31  ^  gehalten,  weil  sich  gezeigt  hatte, 
dass  diese  Temperatur  für  die  Entwicklung  des  Pilzes  die  günstig- 
ste ist.  Auf  Kartoffeln  bemerkt  man  am  2.  Tage  kleine,  getrennte, 
rein  weisse  Kolonieen,  welche  das  Bestreben  zeigen,  sich  an  ihren 
Bändern  zu  vereinigen.  Später  überzieht  sich  die  Kartoffel  mit  einer 
unregelmässigen,  aufgeworfenen,  an  den  Rändern  weissen  und  schwach 
flaumigen,  in  der  Mitte  pulverigen  und  gelblichen  Masse.  Zugleich 
nimmt  die  Kartoffel  eine  schwärzliche  Färbung  an.  Noch  später 
ynrd  der  ganze  Ueberzug  pulverförmig  und  gelblich. 


6^4  Aelioriofi. 

Auf  allen  diesen  Substraten  fanden  sich  die  gleichen  Entwick- 
lungsformen, rundliche  oder  eiförmige  als  Sporen  („s per  es  a^ri- 
ennes'')  gedeutete  Körper,  gemischt  mit  fadenförmigen,  septirten 
und  wenig  langen,  freien,  röhrenförmigen  Elementen.  Die  Länge  der 
letzteren  betrug  das  Vierfache  der  Sporen.  Das  Aussehen  derselben 
war  demjenigen  gleich,  welches  durch  Nahrungsmangel  entsteht,  und 
erweckte  anfangs  die  Vermuthung,  dass  es  sich  um  die  articles 
globulo - filamenteax  handle,  aber  fortgesetzte  Beobachtung  zeigte, 
dass  es  in  der  That  Sterigmen  sind,  welche  nach  dem  Abwerfen  der 
Sporen  abfallen  und  in  einen  Ruhezustand  übergehen.  Ausser  diesen 
findet  man  auch  noch  die  in  den  flüssigen  Nährmedien  beobachteten 
Formen.  Auf  Peptongelatine  und  Glycerinagar  ist  die  Entwickelang 
eine  sehr  langsame. 

U.     Formen    der    asexuellen  Fortpflanzung.     Der 
Verf.  unterscheidet  vier  Arten  yerschiedener   Fortpflanzungsorgane  : 

1.  Spores  myc^liennes.  Sie  bilden  sich  nur  in  flüssigen  Nähr- 
medien  und  bei  untergetaucht  wachsenden  Kolonieen  am  Ende  der 
längeren  Fäden  als  sehr  regelmässige,  rundliche  oder  eiförmige  Kör- 
per, indem  sich  die  Spitze  des  Fadens,  welche  anfangs  hyalin  ist, 
mit  körnigen  Inhaltsstoffen  füllt,  vergrössert,  eine  rundliche  Gestalt 
annimmt  und  sich  durch  eine  Scheidewand  vom  Faden  abgliedert.  — 

2.  Appareils  conidiens  en  massue.    Sie  bilden  sich  am  Ende 
▼on  ziemlich  dicken  Fäden  und  stellen  ein-  oder  mehrfach  septirte 
Sporen  dar.    Sie  entstehen  ebenfalls  nur  in   flüssigen  Nähnnedien, 
aber  an  der  Oberfläche  oder  dicht  unter  derselben.     Unter  gewissen 
Bedingungen,   besonders  in   alten  Kulturen,  stellt  sich  eine  dritte 
Form  der  Fortpflanzungszellen   ein,  die  aber  nach   des  Verfassers 
eigener  Darstellung  mehr  Degenerationsprodukte  der  zweiten  Form 
zu  sein  scheinen,  nämlich  die  3.  Appareils  conidiens  a  forme 
levure,  Zellen,  welche  in  sprosspilzartigen  Verbänden  auftreten.— 
4  Spores  a^riennes.    Hiervon  werden  wieder  zwei  Formen  no- 
terschieden.    Die  in  flüssigen  Nährmedien  entstehenden,  welche  am 
Ende    von    über    die    Oberfläche    sich   erhebenden    Fäden   gebildet 
werden,  sind  ohne  sichtbare  Membran,  eiförmig,   und  erreichen  nicht 
den  fünften  Theil  der  Grösse  der  auf  festem  Nährboden  entstandenen. 
Die  eigentlichen,  alsSporesa6riennes  bezeichneten  Fortpflanznogs- 
organe  bilden  sich  nur  auf  festem,  pflanzlichen  Nährboden,  es  sind 
rundliche  oder  eiförmige,  öfters  an  einem  Pol  abgeplattete  Zelieo 
mit  dicker  Hülle.   Diese  Sporen  stehen  an  Sterigmen,  welche  wiederam 
an  Basidien  stehen,  der  Zusammenhang  zwischen  diesen  wurde  mehr- 
fach beobachtet. 

III.  Resultate  der  Impfungen.  Bei  einer  Maus  brachte 
die  Impfung  favusartige  Erscheinungen  hervor.  Das  Thier  starb  am 
10.  Tage,  doch  unter  Umständen,  die  das  Experiment  von  zweifel- 
haftem Werthe  erscheinen  lassen.  Die  Impfung  eines  Kalbes  führte 
zu  keinem  Resultat.  Bei  Kaninchen  fand  sich  eine  schuppige  Bildung 
an  der  Impfstelle,  die  rasch  von  selbst  heilte.  Zwei  Impfongeo  aof 
Menschen  führten  zu  schuppigen,  ebenfalls  rasch  heilenden  Bildnogeo. 

IV.  Bestimmung  und  systematische  Stellung.  Nach 
einer  langen  und  eingehenden  Vergleichung  mit  den  beiden  ähnliches 


£chlnooöccii8  tttnitilocalaris  t)elm  Rinde.  -^  RnnkelHibeDfilaie.  ^^5 

bdcanoteD  Parasiten  Trichophyton  tonsurans  und  Achorion 
Schonleini  kommt  der  Verf.  zu  dem  Schluss,  dass  der  von  ihm 
untersuchte  Pilz  vom  Achorion  Schonleini  verschieden  ist;  er 
glaubt  jedoch  nicht,  dass  es  sich  um  zwei  verschiedene  Arten  handle, 
aoodem  hält  seinen  Achorion  Arloini  und  den  Achorion 
Schonleini  fQr  zwei  Formen,  ja  yielleichtnur  für  zwei  alternirende 
Generationen  (?)  ein  und  derselben  Art,  von  denen  der  erstere  den 
Favus  der  Mäuse  erzeugt  Migala  (Karlsruhe). 

ttaillebean,  Ein  Fall  von  Echinococcus  multilocularis 
beim  Rinde.  (Schweizer  Archiv  f.  Thierheilkunde.  Bd.  XXXII. 
No.  4.) 

Die  Publikation  Guillebeau'sist  deshalb  besonders  bemerkens- 
werth,  weil  in  derselben  das  Ergebnis  einer  genaueren  histologischen 
Untersuchung  des  Echinococcus  multilocularis  beim  Rinde 
^edergegeben  wird.  6.  stellte  fest,  dass  in  seinem  Falle  —  es  handelte 
sich  um  einen  Echinococcus  multilocularis  in  der  Leber  —  die 
Echinococcus bläschen  regelmässig  von  einer  Schicht  Riesenzellen 
oder  seltener  von  grossen  Spindelzellen  umgeben  waren.  Die  Spindel- 
sellen waren  stets  radiär  zu  den  Bläschen  gestellt.  Die  unregel- 
mässig kubischen  Riesenzellen  besassen  einen  Durchmesser  von  SO — 
€0  /i;  sie  enthielten  in  der  Peripherie  zahh-eiche  Kerne  von  10  fi 
LäDge,  welche  im  Gentrum  und  an  der  BerührungssteUe  mit  den 
Echinococcus  bläschen  fehlten.  Auf  diese  innerste  Schicht  Riesen- 
und  Spindelzellen  folgte  nach  aussen  eine  gewöhnlich  80  fx  breite 
La^e  von  zuerst  grösseren,  dann  kleineren  Rundzellen.  Mehrere 
solcher  Konglomerate  wurden  von  den  Maschen  des  bindegewebigen 
Grerflstes  des  Echinococcus  multilocularis  umschlossen.  In 
den  älteren  Theilen  der  Geschwulst  zeigte  sich  die  Riesen-  und  Rund- 
zellenumhüllung der  E  c  h  i  n  o  c  o  c  c  u  s  bläschen  nekrotisch  zerfallen, 
so  dass  die  Bläschen  unmittelbar  nebeneinander  lagen. 

Aus  diesem  Befunde,  schliesst  6.,  ergiebt  sich  die  grösste  histo- 
logische Verwandtschaft  des  mul tiloculären  Echinococcus 
des  Rindes  mit  den  infektiösen  Granulationsgeschwülsten.  Morin 
hatte  in  seinem  Falle  von  Echinococcus  multilocularis  in 
der  Lunge  beim  Menschen  bereits  sehr  grosse  Riesenzellen  festge- 
stellt. O.  vermisste  dieselben  in  dem  multiloculären  Leber- 
echinococcus  des  Menschen.  Die  Entstehung  der  Riesenzellen 
um  den  Echinococcus  multilocularis  erklärte,  als  das  Er- 
gebniss  gewisser  Spannungsverhältnisse  zwischen  dem  sich  ver- 
grössemden  Parasiten  und  dem  befallenen  Gewebe. 

Ostertag  (Berlin). 

PrUllenx,  M.,    La  pourriture  du  coeur  de  la  Betterave. 

(C!omptes  rendus   de  l'Acad^mie    des  sciences  de  Paris.     Tome 

CXI  1890.  p.  614  flf.) 

Verf.    beobachtete   im  laufenden  Jahre   bei  Mondoubleau  eine 

Krankheit  der  Runkelrübe,  welche  grossen  Schaden  anrichtete.    Sie 

schien  ihm  identisch  mit  der  in  Deutschland  schon  lange  bekannten 

und  dem  Sporidesmium  putrefaciens  Fckl.  zugeschriebenen 


676  Herzfäule  der  RnnkehrOben.  —  Rost  der  BroiDb««reii. 

,,Herzfäule  der  Runkelrüben,''    sogenannt,    weil   das    ai^enfälligste 
Merkmal  darin  besteht,  dass  das  Blattherz  abstirbt,  vertrocknet  und 
schwarz  wird.    Ehe  diese  letztere  Erscheinung  eintrat,  machte  sich 
aber  ganz  konstant  eine  andere  bemerklich.    Die  grossen,  gutent- 
wickelten Blätter  neigten  sich  zur  Erde,  gleich  als  wären  sie  welk 
geworden,  erhoben  sich  aber  in  der  Nacht  nicht  wieder,  sondern  yer- 
gilbten,  wenigstens  theilweise,  um  schliesslich  mehr  oder  weniger  voll- 
ständig zu  verdorren.    An   den  Stielen   solcher  Blätter  sah  P.  aus- 
nahmslos grosse,  weissliche,  braunumrandete  Flecke,   die   unter  der 
Oberhaut  eine  mehr  oder  weniger  tief  gehende  Zerstörung  des  Ge- 
webes wahrnehmen  Hessen.    Von  hier  aus  pflanzte  sich  das  Debel 
bis  ins  Herz  der  Rübe  hinein  fort,  wo  die  juugen  Gewebe  ergriffen  und 
die  neu  entstehenden  Blätter  getödtet  wurden.    Darnach  erst  trat 
Schwärzung  und  Vertrocknung  der  kleinen  Herzblatter  dn,  welche 
sich  verbogen  und  mit  einem  dunkel  olivenfarbigen   sammetartigen 
Ueberzug  bedeckten.    Die  grossen  weissen  Flecke  wurden  von  änm 
Pilz  hervorgerufen,  dessen  Mycelfäden  in  dem  abgestorbenen,  braunen 
Gewebe  und  von  da  bis  ins  Herz  der  Runkelrübe  hinein  leicht  nach- 
zuweisen waren.    Derselbe  fruktifizirte  reichlich,  indem  er  Py knidea 
erzeugte,    die  dem  blossen  Auge  wie  schwarze  Punkte  erschieoeo, 
mit  denen  der  weisse  Fleck  über  und   über  besät  war.    Er  gehört 
zur  Gattung  Phyllosticta.    Diese  Phyllosticta,  für  die  der 
Speziesname  tabifica  vorgeschlagen  wird,  ist  also  die  eigeoüiche 
Ursache  der  Herzfäule,  das  Sporidesmium  dagegen  bloss  fäulnissb^ 
wohner,  der  sich   auf  den  abgetödteten  jungen  Blättern  mederlBsat 
Eine  Anzahl  Pflanzen  wurden  durch  den  Pilz  völlig  getödtet,  andere 
schlugen  aus  den  Achseln  tiefer  unten,  auf  einer  gesund  geblid)eneD 
Stelle  des  Halses  stehender  Blätter  wieder  aus,  vegetirten  aber  zu- 
weilen nur  ganz  kümmerlich  bis  zur  Ernte  fort.    Beim  Zählen  dser 
beliebigen  Reihe  der  auf  dem  Acker  befindlichen  Rüben  fanden  sich 
177  gesunde,  332  herzkranke  und  32   völlig  abgestorbene  Stöcke. 
Die  Zahl  der  kranken  und  abgestorbenen  war  also  mehr  als  doppelt 
so  gross,  als  die  der  gesunden. 

Zur  Beschränkung  bez.  Bekämpfung  des  Uebels  wird  gerathen, 
zu  der  Zeit,  in  welcher  sich  die  ersten  Spuren  des  Uebels  in  dem 
Erdwärtsneigen  der  Blätter  zeigen,  alle  die  Blätter  abzuschnädeo, 
die  an  den  Blattstielen  die  erwähnten  Flecke  zeigen.  Wenn  dies 
rechtzeitig  geschähe,  d.  h.  eher,  als  der  Körper  der  Rübe  selbst  er- 
griffen werde,  könne  die  Herzfäule  sich  unmöglich  entwickeb. 

O.  E.  R.  Zimmermann  (Chemnitz). 

Neweombe,  F.  C.  and  Oalloway,  B.  F.,  Perennial  mycelium 

of  the  Fungus  of  Blackberry  Rust.     (Joum.  of  Mycol. 

Vol.  VI.  Washington  1890.  No.  3.  p.  106—107.  Plate  V,  VI.) 

Die  Untersuchung  von  Rubus  villosus,  der  von  Caeoma 

nitens  Sehr,   befallen  war,  ergab,  dass  das  Mycelium  dieser 

Rostgeneration  perennirt.     Dasselbe  ist    septirt   und   verbreitet 

sich  intercellular  in  alten  wie  in  jungen  Schösslingen  und  Blättern, 

nicht  selten  in  Form  eines  Pseudoparenchyms.    Von  den  Intercellular- 

räumen  aus  sendet  dasselbe,  die  Zell  wand  durchbrechend,  lappige 


Ünl(u«ac)iiiiigstneÜiodeD,  tnstrntnento  etc.  g^7 

Haostorien  ins  Innere  der  Zellen.  Die  bisherigen  Mittel,  welche 
gegen  die  Rostkrankheit  der  Brombeeren  angewandt  wurden,  waren 
fruchtlos,  weil  bei  ihnen  auf  das  Perenniren  des  Mycels  keine  Rück- 
sicht genommen  worden  war.  Die  rostkranken  Stöcke  sind  auszu- 
graben und  zu  beseitigen.  Ludwig  (Greiz). 

Omlloiray,  B«  T.,  A  new  Fear  disease.    (Joum.   of  Mycology. 
Vol.  VI.  1890.  S.  113—114.) 

Thelephora  pedicellata  Sw.  schädigt  im  südlichen  Ala- 
bama die  Birnbäume  in  ähnlicher  Weise,  wie  dessen  Verwandter 
T.  perdix  Hartig  in  Europa  die  Eichen.  Der  Parasit  findet  sich 
noch  an  Quercus  coccinea,  Sabal  palm et to  und  Apfelbäumen. 

Ludwig  (Greiz). 

Chdlowajy  B.  T.,  Disease  of  Geraniums.  (1.  c.  p.  114—115.) 
An  den  Stengeln  der  Pelargonien,  besonders  an  den  Senkern, 
tritt  in  Amerika  eine  Fäulniss  in  grossem  Maassstabe  auf,  welche 
die  Stengel  schwarz  färbt  und  durch  Impfung  auf  gesunde  Pflanzen 
flbertragbar  ist  Es  finden  sich  in  den  Stengeln  in  grosser  Menge 
Bacillen  vor.  Allem  Anschein  nach  ist  die  Krankheit  mit  der  von 
Prillieux  und  Delacroix  aus  Frankreich  beschriebenen  Zer- 
setzung der  Pelargonien  und  Kartoffeln  identisch,  die  yon  letzteren 
aus  auf  die  ersteren  übertragen  zu  sein  scheint.  Prillieux  und 
Delacroix  haben  die  Urheber  der  Krankheit  vorläufig  Bacillus 
caulieolus  benannt.  Ludwig  (Greiz). 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 

Eiaenberg)  James,  Bakteriologische  Diagnostik.    Hilfs- 
tabellen  zum  Gebrauch  beim  praktischen  Arbeiten. 
Dritte    yOllig    umgearbeitete   und    sehr    vermehrte 
Auflage.     Nebst   einem   Anhange:   Bakteriologische 
Technik.    8^.    509  p.    Hamburg  und  Leipzig  (Verlag  von  Leo- 
pold Voss)    1891.  Preis  12  Mk. 
In  einem  stattlichen  Bande  liegt  uns  eine  neue,  die  nunmehr 
dritte,  Auflage  der  bekannten  Ei senb er g'schen  Tabellen  vor.  Dass 
innerhalb  yon  5  Jahren  bereits  eine  dritte  Auflage  nothwendig  wurde, 
spricht  für  die  Beliebtheit  des  Werkes. 

Gegenüber  der  zweiten  Auflage  ist  das  Verzeichniss  der  aufge- 
führten Mikroorganismen  von  138  auf  338,  also  um  genau  200  Arten 
yermehrt.    Dieselben  sind  zunächst  in  drei  grosse  Gruppen  getheilt: 
L  Nichtpathogene  Bakterien, 
II.  Pathogene  Bakterien, 
m.  Pilze. 

Die  Gruppe  I  ist  weiter  eingetheilt  in  1)  Mikrokokken, 
2)  Bacillen,  3)  Spirillen.  Jede  dieser  Unterabtheilungen  ist 
geschieden  in  A)  die  Gelatine  verflüssigende,  B)  die  Ge- 
latine nicht  verflüssigende  Arten.    Diese  zerfallen  wiederum 


ffl%  ÜntenmohaiigiiiMCbodMi,  lailninieate  eie. 

in  a)  Farbstoff  produsirende  and  b)  keiaen  Farbstoff 
prodazirende.  Innerhalb  dieser  kleinsten  6niiq[>en  sind  die 
Arten  nach  dem  Alphabet  geordnet. 

Die  pathogenen  Bakterien  theilt  £.  in  vier  grossere  Abtheüuiigen: 
1)  für  den  Menschen  spezifisch  pathogene,  S)  für 
Thiere  spezifisch  pathogene,  3)  für  Thiere  pathogene, 
beim  Menschen  gefundene,  4)  ffir  Thiere  pathogene 
von  yerschiedener  Herkunft. 

In  diesen  Abtheilongen  sind  die  Arten  theilweise  nach  dem 
Alphabet  geordnet,  ebenso  die  Pilze. 

Ausserdem  gibt  E.  eine  zweite  Einthdlnng  nach  den  Fundorten: 
in  Wasser  (nichtpathogene  Mikrokokken,  Bacillen^  pathogene  Bak- 
terie); aus  Luft  (nichtpathogene  Mikrokokken,  Bacillen,  Spirillen, 
pathogene  Bakterien,  Pilze);  aus  £rde  (nichtpathogene  und  pa- 
thogene Bakterien,  Pilze);   aus  Milch  (nichtpathogene  und  pa- 
thogene Bakterien,  Pilze);  aus  Käse  (nichtpathogene und pathogeoe 
Bakterien);   aus    Pflanzen    und    deren    Aufgüssen   (nicht- 
pathogene Bakterien  und  Pilze);  aus  Bier  (niditpathogene  Bak- 
terien); aus  faulenden  Substanzen  (nicht  pathogene  und  par 
thogene  Bakterien);   aus   Schlamm  (nichtpathogene   BakterieD); 
aus  Blut  und  inneren    Organen   (nichtpathogene   und  pa- 
thogene Bakterien) ;  von  der  Haut  (nichtpathogene  und  pathogene 
Bakterien,  Pilze);  aus  Harn  (nichtpathogene  und  pathogeoe  Bak- 
terien); aus  Fäces  (nichtpathogene  und  pathogene  Bakterien, Pilze); 
aus  xfasensekret  (nichtpathogene    und  pathogene   Bakterien); 
aus  Mundsekret,  Sputum  (nichtpathogene  und  pathogene  Bak- 
terien, Pilze);  aus  Eiter   [Trans-  tind  Exsudaten]  (nicht- 
pathogene und  pathogene  Bakterien). 

Dadurch  ist  wenigstens  ein  gewisser  Ueberblick  und  eine  Orien- 
tierung in  dem  Chaos  der  aufgeführten  grossen  Menge  von  Arten 
ermöglicht.  Leider  sind  dabei  mehrfach  natürlidie  Artgruppea  xcr- 
rissen  (so  steht  getrennt  LeprabaciUus  vom  Tuberkelbacillos,  Vikrio 
Gholerae  asiaticae  von  Vibrio  Metschnikovi  etc.);  aich 
können  wir  uns  nicht  verhehlen,  dass  die  Identifizirung  eines  Mikrobion 
ihre  Schwierigkeiten  habcm  dürfte.  Auf  die  Unzuküiglichkeiten,  welche 
überhaupt  eine  Anordnung  in  Tabellenform  mit  sich  bringt,  bat 
Baumgarten  bereits  bei  der  ersten  Auflage  hingewiesen.  Trotz 
allem  ist  die  Anschaffung  des  solide  ausgestatteten  Werkes,  seboa 
als  bequemes  Nachschlagebuch,  jedem  Bakteriologen  dringend  tn 
empfehlen,  zumal  es  die  reichhaltigste  Sammlung  yon,  selbst  schwer 
zugänglichen,  Bakterienbeschreibungen  bieten  dürfte,  welche  zor  Zeit 
existirt.  Als  Anhang  ist  eine  sorgfältig  ausgewählte  Sammlung  tod 
Vorschriften  zum  Züchten  und  Färben  von  Bakterien  beigegeben. 

Czaplewski  ((xörbersdorf). 

Roux,  Chibriel,  Quelques  remarques  4  propos  de  la  co- 
lorabilit^  du  bacille  de  la  tuberculose.    (La  Pro^inoe 
m6d.  1891.  No.  4.  p.  37.) 
Nach  dner  eingehenden  Darstellung^der  Entwickekmg  des  Färbe- 

Terfahrens  für  TuberkelbaciUen  seit  Koch 's  nnprflaglidier  Metii^ 


OnttrsBehoagBmethoden,  lsttnitn«nU  etc.  g'^Q 


kaspridit  Verf.  die  Debdsiinde,  welche  \m  Benatznng  eines  nicht 
lemen  Anilinöls  als  LOsimgsniittel  zu  Tage  treten.  So  konnten  bei- 
apiBlaweise  mit   der  Ehrlich'schen  oder  der  Herrn 


an 'sehen  Me- 

tliode  im  selbea  Spution  eines  zweifelhaften  Falles  einmal  eme  grosse 
das  andere  Mal  wiederum  keine  Bacillen  nachgewiesen 
Die  Ursache  hiervon  schien  an  dem  seit  längerer  Zeit  im 
IjJioratoriam  aufbewahrten  und  bereits  stark  verfilrbten  Anilinöle  zu 
liegeB.  Vert  wandte  sich  an  den  Chemiker  Durand,  um  ein  reines 
Pifipant  zu  erlangen,  and  Letzterem  gelang  es,  nach  einem  im  Ori- 
ginal nüier  mitgetheilten  Ver&hren,  das  Anilin  als  toluidinfrde,  farb- 
lose Flflsai^eit  darzustellen,  die  sich  allerdings  mit  der  Zeit  und 
unter  dem  Einflüsse  des  Lichtes  auch  etwas  gelblich  verfärbt 

Vergleichende  Versuche  mit  den  verschiedenen  Färbemethoden 
f&r  Tob^kelbadllen,  bei  welchen  Anilinöl  als  Lösungsmittel  in  Ver- 
wendung kommt,  ergaben  an  demselben  Sputum  des  erwähnten  Falles 
Terachiedene  Resultate,  je  nachdem  bei  der  betrefienden  Methode 
farbloses,  leicht  gefärbtes  oder  dunkelfarbiges  Gel  in  Anwendung  ge- 
bracht vrurde.  Das  mit  farblosem  Oel  behandelte  Sputum  liess  zahl- 
reichere und  intensiver  gefärbte  Bacillen  sehen,  als  das  mit  gelblichem 
Oel  behandelte  und  in  den  Präparaten,  bei  welchen  das  dunkel- 
iarb^  Od  benutzt  wurde,  schienen  überhaupt  keine  Bacillen  vor- 
handen zu  sein. 

Die  Anzidil  und  der  morphologische  Charakter  der  Bacillen 
wechselt  bei  der  Anwendung  verschiedener  Färbemethoden.  Bei  dem 
H  erm  an 'sehen  Verfidiren  erscheinen  sie  didcer  und  sind  zahlreicher 
Yorhanden,  als  bei  den  Anilin-  oder  Karbolsäuremethoden.  Wenn 
man  sich  daher  früher  des  einen  und  später  eines  anderen  Verfahrens 
bedient,  kann  leicht  eine  Vermehrung,  eventuell  eine  Verminderung 
das  BaciUengehaltes  vorgetäuscht  werden.  Jedenfalls  ist  es  em- 
pfeblenswerth  und  bei  v«*(^chenden  Untersuchungen,  wie  sie  bei 
der  Behandlung  mit  Tuberkulin  vorgenommen  zu  werden  pflegen, 
gemdezu  meritailich,  an  der  einmal  gewählten  Färbemethode  fest- 
snhalten. 

Zum  Schlüsse  führt  V^.  noch  jene  Mikroorganismen  und  ana- 
tomiseben  Elemente  an,  welche  sich  den  Anilinfarbstofien  gegenüber 
ahnlidi  wie  die  Tuberkelbadllen  verhalten  und  die  daher  mit  letz- 
teren verwecteelt  werden  können.  Kräl  (Prag). 

TMi  SelurVtter,  H.   und  Winkler,  F.,    Ueber   Reinkulturen 
der  Gonokokken.    8^  7  p.  Wien  1890. 

Das  in  dem  embrjologischen  Institut  des  Prof.  Schenk  in 
Wien  in  letzter  Zeit  vielfach  zu  Bakterienzüchtungen  angewendete 
Kibitzeiweiss  wendeten  die  Vera,  zur  Züchtung  des  Neiss  er 'sehen 
Gonorrhoecoccus  an,  indem  sie  nach  gründlicher  Reinigung  des 
Glans  Penis  mit  Sublimat,  Alkohol  und  Aether  eine  Platinöse  von  dem 
Eiter  auf  die  Oberfläche  von  schräg  erstarrtem  Kibitzeiweiss  brachten 
nad  dieses  im  Brütschrank  bei  2^^  G  beobachteten.  „Schon  nach 
6  Stunden  zeigte  sich  auf  der  Oberfläche  des  Eiweisses  ein  dünner, 
ziemlich  durchsichtiger  weisslieher  Belag,  der  sich  um  die  Eiterflocke 
unregelmässig  ausbreitete  und  rasch  an  Ausdehnung  zunahm.    Auch 


ggÖ        Bakteriol.  vom  X.  iDteniAtlonalea  medidniidian  Kongresse  sn  Berlin. 

in  den  bei  Zimmertemperatur  belassenen  Eprouvetten  zeigte  sich  eine, 
jedoch  viel  geringere  Entwickelung,  die  viel  langsamer,  als  im  BrQt- 
ofen  yor  sich  ging^'.  Die  Kulturen  wurden  am  3.  Tage  schwächer 
und  waren  schon  am  5.  nicht  mehr  nachweisbar.  Aach  im  fltkssigen 
Eibitzeiweiss,  das  die  Verff.  unter  den  nöthigen  Vorsichtsmaassregefai 
in  sterilisirten  Eprouvetten  angefangen  hatten,  und  auf  Eiweiss- 
platten  sahen  sie  zweifellos  Wachsthum  der  Gonokokken.  Ent- 
sprechende Versuche  mit  Hühnereiweiss  misslangen,  ebenso  wie 
ZOchtungsversuche  auf  Nährgelatine.  Die  gewachsenen  Kokken  unter- 
suchten sie  in  jedem  Falle  mikroskopisch  und  färbten  sie  nach  der 
von  F ranke  1  angegebenen  Methode  mit  Eosin  und  Methylenbhui 
und  konstatirten  ihre Nichtftrbbarkeit  nach  der  Gr a m 'sehen  Methoda 

M.  Kirchner  (Hannover). 


Originalberichte  über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  internationalen  medicinisciieD 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  Angast  1890. 

(Fortsetiung.) 

Aus  den  Abtheilungs-Sitzungen. 
XT.  Abtheilong:  Hygiene. 

Herr  Almqnlst  (Göteborg),    lieber   das   vermehrte  Auf- 
treten des  Darmtfphus  an  einer  Anzahl  von  mehr 
oder  minder  tjphusfreien  Orten  nach  jahrelangen 
Zwischenräumen. 
Gewisse  sanitäre  Arbeiten,  hauptsächlich  Drainirungs-  und  Wasser- 
leitungsanlagen haben  unzweifelhaft  einen  günstigen  Einfluss  auf  die 
Frequenz  des  Abdominaltyphus  ausgeübt.    Nichtedestoweniger  nahm 
die  Zahl  von  Typhusfällen  an  vielen  Orten  nach  jahrelangen  Zwischen- 
räumen wieder  zu  und  mehrere  gut  kanälisirte  Städte,  wie  Zürich, 
Chemnitz,  Wiesbaden^  Essen  und  selbst  Berlin  wurden  in  den  letzten 
Jahren  von    heftigen   und    um    sich   greifenden   T^husepidemieen 
heimgesucht,  welche  sich  zumeist  durch  das  plötzUdie,  gleichzatige 
Auftreten  der  Krankheit  in  von  einander  entfernten  und  in  yer- 
schiedenen  Stadttheilen    gelegenen  Häusern    charakterisirten.   Man 
muss  nothwendigerweise  an  eine  gemeinsame  Quelle  des  Infektions- 
stoffes  denken  und  das  Trinkwasser,  in  gewissen  Fällen  auch  die 
Milch    als  Träger   und    Transportmittel    des  Giftes   ansehen.   Die 
epidemiologischen  Theorieen  der  Kontagionisten  und  der  Lokalisten 
möchte  Vortr.  eher  im  mechanischen  und  im  biologischen 
Sinne  aufgefasst  wissen.    Die  letztere  Auffassung  vermuthet  ein  bio- 
logisches Moment  des  Krankheitserregers  ausserhalb  des  K^^rpers, 
während  die  andere  n  u  r  die  mechanische  Uebertragung  berücksichtigt 
3ei  einem  derartigen  Auseinanderhalten  der  entgegengesetzten  Anschan- 


Nea«  Litter  Atiir.  ggl 

VBgeai  ent&llen  einige  Schwierigkeiten  bei  der  Erklärung  der  Trink- 
wasserepidemieen,  man  kann  sehr  gut  eine  biologische  Entwickelting 
paüiogenen  Mikroorganismus  vermuthen  und  doch  das  Trink- 
ais n&chste  Ursache  einer  Epidemie  ansehen.  Es  gibt  jedoch 
auch  !E^idemieen,  die  ohne  Betheilignng  des  Trinkwassers  entstanden 
smd,  nur  allmählich  von  Haus  zu  Haus,  von  Quartier  zu  Quartier 
Tordringen  und  sich  durch  lokale  Herdbildungen  auszeichnen.  Nach 
CHIteborg  ist  das  Typhusgift  nicht  selten  yon  benachbarten  infizirten 
Lamdgütem  durch  die  Milch  eingeschleppt  worden,  aber  auch  bei 
dieser  Stadt  kann  ein  Faktor  nicht  aJs  die  alleinige  Ursache  der 
Mnfigen  Typhuserkrankungen  herangezogen  werden,  trotzdem  das 
aus  einem  in  unbewohnter  (regend  gelegenen  Gebirgssee  stammende 
Trinkwasser  als  unverdächtig  ausgeschlossen  bleiben  muss. 

Es  wäre  demnach  Folgendes  hervorzuheben:  Der  Darmtyphus 

nimmt  in  den  Städten  durch  sanitäre  Arbeiten,  sowie  durch  Wasser- 

Imtongs-  und  Kanalisationsanlagen  im  Allgemeinen  stark  ab.    Jedoch 

kann  die  Krankheit  in  den  eine  kürzere  oder  längere  Zeit  verschont 

gebliebenen  Städten  wieder  bösartig  auftreten  und  sogar  Jahre  lang 

schwer  herrschen.    Die  Ursache  dieser  unerwarteten  Eruptionen  ist 

wohl  manchmal  die  Vergiftung  der  Wasserleitung  gewesen,  bei  mehreren 

Epidemieen  scheint  jedoch  dieser  Erklärungsgrund  nicht  zutreffend 

zu  sein.    Die  Aetiologie  des  Darmtyphus  ist  noch  nicht  genugsam 

bdeuchtet,  wir  müssen  vor  Allem  weitere  Untersuchungen  über  die 

Biologie  des  betreffenden  Bacteriums  abwarten;  auch  muss  der  Ent- 

wickelungsgang  des  lokalen  Krankheitsherdes  weiter  studirt  und  mehr 

gewürdigt  werden. 

(Fortsetonng  folgt.) 


Neue  Litteratur 

ntaaiMBfMteilt  ron 

Db.  Abthüb  Wübzbübo, 

nbUoUwkv  im  Kaiierilcheii  GMimdheitniate  in  Beilim. 


Bezieliiuigen  der  Bakteileii  and  Parastten  snr  nnbelebten  Natur. 

Nahrungth  und  Gmustmitidj  Otbrauehigegmutände, 

If  B.,    Er  m&lken   af  taberknlSse   kSer  viralent,   ntr  yreret   er  sandt?    (Nordiikt 
lie.  MTk.  Bd.  XXU.  4.  1891.  No.  24.  p.  1—6.) 
OallaTardln,  InnoeniU  da  lait  et  de  U  vlande  des  vaches  taberenleuses.    (Lyon  m^d. 

1891.  No.  10.  p.  833^886.) 
OftltiaTi  y, ,   NoaTelles  reeherches  snr  la  Tinüenee  de  U  viande  des  animani  tnbercu- 

lenz  et  snr  rhir^ditä  de  la  mbercnlose.     (Lyon  m4d.  1891.  No.  10.  p.  826—328.) 
BUoi,  La  patr^faction  des  viandes.    (AnnaL  d'hyg.  pabl.  1891.  No.  3.  p.  268—276.) 
Sorot,  De  la  vente  ponr  ralimentation  de  Thomme  des  viandes  des  animanx  tabercaleaz 

apris  cnisson  süffisante  et  transfoimation  en  eonseires  oa  en  eztraits.     (Bee.  de  mid, 

T^tMn.  1891.  No.  4.  p.  90—98.) 
Prenasen.    Sanit&tspoliseiliche  Behandlung  des  Fleisehes  von  finnigem  Rindvieh.    Gnt- 

achten  der  technischen  Deputation  fBr  das  Veterinärwesen  vom  12.  Hftrs  1890.     Desgl. 

der  wissenschaftliehen  Deputation  für  das  Medidnalwesen  vom  18.  Joni  1890.    (Ver- 

SilMitL  d.  kais.  Gesandh..Amtes.  1891.  No.  10.  p.  157—159.) 


682  ^^«  LHteratar. 

BMlehuigeii  d«r  Baktefien  ud  FumUmi  Mar  MöMw  VtAmr. 

GttauMkt  V.,  Sur  U  IösIod  looüe  daas  las  nuÜMttet  niorobiaime»,     (Arcb.  d«  niM.  «i« 
p^rim.  1891.  No.  S.  p.  877— S8S.) 

Krankheitserregende  Baiktmien  und  JPßtmeiten  bei  Henechen, 
A,     Infibtäiee  AttgememkranUkeiien, 

Doek,  O.,  Die  Blnt-Paimuton  der  troiuBoUii  MAlmria-Fieber.    (Fortaohr.  d.  Medfe.  1891. 

No.  5.  p.  187—189.) 

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WnndinfektioiiBkxBnkbfliteiL 

Eiterung,  Phlegmone,  Erysipel,   acutes  purulentes  Oedem,  Pyftinie,  Soptikiaiie, 

Tetanns,  Hospitidbrand,  Puerperalkrankheiten,  Wnndftnlniss.) 

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A.    JkfekHOu  ABffem  einhrmnUkeiien. 

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Limdftritaa,  C,  Die  Z^raetsong  von  Harn- 
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Prilliaiiz,  K. ,  La  poorriture  da  eoeor  ds 
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üntaggnelMUlgwnatliodaini  ButmiiMBtaata. 

XiaaiLberg,  Jamaa,  Bakteriologische  Oisg- 

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BoQX,  Gabriel,  Qaelqaes  remarques  &  pro- 

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taberenloae,  p.  678. 
Bahrötter,  H.  tob,  ond  WinUar,  F.,  üeber 

Bemkoltaren   der  Gonokokken,  p.  679. 


ftbar  SflBgrMW. 
Bakteriologisches   vom  X.  inter- 
nationalen medicinischen 

Kongresse  in  Berlin, 

4.-9.  Aagost  1890.     (Fortsetsong.) 

Almquiat,    Ueber  das  Termehrte  Aoftrsteo 

des   Darmfyphaa  an   dner  AnsaU  tos 

mehr    oder    minder   typhasfreien  Orttn 

nach  jahrelangen  Zwiachenriomao,  P'  9i0. 

Vena  Idttaratnr,  p.  681. 


FroBu&aaiiMli«  BaolidnclMX«!  (Bemum  Polil«)  I«  J«Mt 


Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 

In  Terbindong  mit 

OüiL  M.  M  Dr.  Leocbirt  m  Pnftsiir  Dr.  LoBflof 

m  L«ipsic  in  üraifiwaM 

heraosgegeben  ron 

Dr.  O^  TJlil'Brorin  in  Cassel. 


-♦♦■ 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


MX. 


IX.  Band,     -o-        iJena,  den  26.  Mai  1891.      ~      -o-  No.  3L 

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Preis  ftr  den  Band  (96  Nummarn)  14  Mark. 

J&hrlich  erscheinen  swei  Bände. 

'i^f    Zu   besiehen   durch   alle  Bochhandlongen   and  Postanstalten.    f«^ 


Die  Redaktion  des  „CentraUdatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kündet*  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte ,  etwaige 
Wünsche  um  Ideferung  van  bettonderen  Abdrücken  ihrer  Ävf" 
mMaae  entweder  auf  das  Manuskript  schreiben  zu  wollen  oder 
direkt  an  den  Verleger,  Herrn  Gustav  Fischer  in  Jena^  gelangen 
9n  lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  kennen. 


Original  -  Mittheilungen. 


üeber  die  Eigenschaften  des  Tetanus- Antitoxins  0. 

Von 

^.  Tizzoni  und  (j^insepplna  Cattani*) 

in 

Bologna. 

Nachdem  wir  festgestellt  hatten,  dass  das  Blut  der  g^en  Teta- 
nusinfektion immun  gemachten  Thiere  die  Fähigkeit  besitzt,  auch 
ausserhalb  des  Organismus  das  Toxalbumin  des  Tetanus^)  unwirk- 


1)  Der  Kurse  wegen  nennen  wir  „Tetanas* Antitoxin**  diejenige  Substans,  welche 
das  Blut  der  gegen  diese  Krankheit  immun  gemachten  Thiere  die  Ffthigkeit  yerdankt, 
das  Gift  und  das  Virus  des  Tetanus  unschädlich  su  machen. 

2)  Vorgetragen  in  der  R.  Accad.  dei  Lincei  in  der  Sitzung  vom  5.  April|1891. 

3)  Tissoni  eCattani,Sul  modo  di  conferire  ad  alcuni  animali  Timmunitk  contra  11 
IX  Bd.  44 


686  Tizsoni  and  Catttnl, 

Bam  ZU  machen,  untersacbten  ¥rir  die  Eigenschaften   der  Sabetanz, 
welcher  das  Blatserum  diese  antitoxische  Wirkung  verdankt. 

Zu  diesen  Untersuchungen  bedienten  wir  uns  des  Blutserums  eines 
gegen  Tetanus  immun  gemachten  Hundes,  welches  wir  auf  die  gewöhn- 
liche Weise  sammelten  und  in  sterilisirten  Glasröhren  aufbewahrten. 

Von  diesem  Serum  nahmen  wir  kleine  Mengen,  behandelten  sie  mit 
denjenigen  chemischen  und  physikalischen  Agentien ,  welche  wir  er- 
proben wollten,  und  mischten  sie  dann  mit  ^/,  ccm  einer  Tetanuskultor 
in  Gelatine,  welche  durch  Porzellan  filtrirt  war.  Nach  halb-  oder 
einstündiger  Berührung  wurde  diese  Mischung  unter  die  Haut  eines 
Kaninchens  injizirt,  und,  je  nachdem  dieses  tetaniscbe  Symptome  zeigte 
oder  nicht,  schlössen  wir,  dass  das  Blutserum  seine  Wirkung  auf  das 
Tetanusgift  verloren  habe  oder  noch  besitze. 

Ehe  wir  die  erhaltenen  Resultate  mittheilen,  halten  wir  es 
für  nöthig,  zu  erklären,  dass  die  von  uns  bei  diesen  Untersuchungen 
benutzten  Tetanuskulturen  bei  40^  C  im  Vacuum  auf  ein  Dritttbeil 
ihres  ursprünglichen  Volumens  abgedampft  worden  waren  und  dass 
nach  dieser  Konzentration  V«  ^^^  davon  ein  mittelstarkes  Kanincbeo 
in  ungefiUir  36  Stunden  tödtete. 

Asi  diesen  unseren  Untersuchungen  haben  wir  zunächst  beobach- 
tet, dass  das  Blutserum  der  gegen  Tetanus  immun  gemachten  Tbiere, 
wenn  es  rein  gesammelt  und   bei  ziemlich  niedriger  Temperatur  (in 
unserem  Falle  bei  ungefähr  15^  C)  und  im  Dunkeln  gehalten  wird, 
seine  antitoxischen  Eigenschaften  gegen  Tetanus  viele  Tage  unver- 
ändert behält.    Ausserdem  haben  wir  beobachtet,  dass  das  Antitoxin 
des  Tetanus  der  Wärme  nur  schwachen  Widerstand  leistet,  was  wir 
feststellen  konnten,  als  wir  kleine  Mengen  des  Serums,  jedesmal  eine 
halbe  Stunde  lang,  im  Wasserbade  der  Wirkung  verschiedener  Tempe- 
raturen aussetzten.    Unter  diesen  Umständen  behält  das  Blutserum 
seine  Wirkung  auf  das  Tetanusgift  bis   zu  60  <^  C   unverändert  bei; 
aber  schon  bei  65  ^  C  wird  es  sehr  geschwächt  und  bei  68  ®  C  ver- 
liert es  seine  antitoxische  Wirkung  ganz. 

In  der  That  starb  das  Thier,  dem  man  Tetanuskultur  zusammen 
mit  Serum,  welches  eine  halbe  Stunde  lang  auf  65^  C  erwärmt 
worden  war,  injizirt  hatte,  am  Tetanus,  aber  viel  später  (nach  6 
Tagen),  als  das  Kontrollthier  und  unter  von  den  gewöhnlichen  etwas 
abweichenden  Symptomen.  Es  .zeigte  nämlich  die  ^sten  Tetanas- 
Symptome  erst  am  vierten  Tage  nach  der  Operation,  und  statt  zuerst 
auf  den  inokulirten  Theil  beschränkt  zu  sein  und  sich  von  da  aof 
die  Nachbarschaft  und  dann  airf  den  ganzen  Körper  zu  verbreiten, 
bestanden  diese  von  Anfang  an  in  einer  Zunahme  der  aUgemeinefl 
Erregbarkeit  mit  Zittern  und  einem  gewissen  Grade  von  Starrheit 
der  ganzen  Musculatur :  kurz,  es  war  ein  Krankheitsbild,  wie  man  es 
zumeist  durch  subdurale  oder  intravasculäre  Injektion  des  TetanusgiÜes 
erhält,  und   nicht   wie   es   wai  Unterhautinjektion  desselben  folgt 

Dasjenige  Kaninchen   nun,   welchem  man  Tetanusgift,  vermischt 
mit  Blutserum,  welches  eine  halbe  Stunde  lang  auf  68  ^  C  erwärmt 


totaao.     (LetU  alla  B.  Accad.  deUe  Scieosa  di  Bologna  n^Ua   aedoto  deU'  U  ^^ 
1891.  —  Riformamedica.  1891.  — Ceotralblattfilr  Bakteriologie  u.  Par.  Bä.ni.tB91.So.f) 


P#bn  4i«  BigeDscb^ften  dw  Tetamu-lntltcalo«.  687 

worden  war  und,  weil  es  koagulirt  war,  erst  fein  zerriebeD  werden 
amsste,  ehe  man  es  mit  der  Kultur  mischte,  injizirt  hatte,  starb  in 
derselben  Zeit  und  unteir  denselben  Symptomen  wie  das  Kontrollthier, 

Diese  Thatsaehen  beweisen,  dass  das  Antitoxin  des  Tetanus 
seine  antitoxische  Kraft  genau  bei  der  Gerinnungstemperatur  des 
Eiweisses  verliert,  und  dies  macht  die  Annahme  sehr  wahrscheinlich, 
dasa  es  selbst  zu  den  Eiweissstoffen  gehört. 

Danach  haben  wir  untersucht,  wie  sich  das  Tetanus-Antitoxin 
gegen  die  Dialyse  verhält,  denn  es  war  für  uns  von  grossem  Interesse, 
xa  wissen,  ob  es  dialysirt  oder  nicht,  besonders  wegen  unserer 
Bestrebungen,  es  zu  isoliren. 

Zu  diesem  Zwecke  nahmen  wir,  immer  mit  sterilisirten  Gefässen 
und  Flüssigkeiten  arbeitend,  ein  wenig  Blutserum  eines  immunen 
Hundes  und  dialysirten  es  bei  35^  C  in  einem  kleinen  Dialysator 
und  g^[en  eine  geringe  Wassermenge.  Nach  zwei  Tagen  sammelten 
wir  das  äussere  Wasser  des  Dialysators,  welches  absichtlich  nicht 
erneuert  worden  war  und  in  welchem  durch  die  empfindlichsten 
Reagentien  keine  Spur  von  albuminoider  Substanz  nachzuweisen  war, 
und  versuchten  die  ganze  Menge  auf  die  gewöhnliche  Weise  an  einem 
Kaninchen.  Dieses  starb  an  höchst  akutem  Tetanus,  und  bewies  uns 
damit,  dass  das  im  Blutserum  eines  immunen  Hundes  enthaltene 
Antitoxin  keine  dialysirbare  Substanz  ist. 

Dagegen  zeigte  das  im  Dialysator  enthaltene  Blutserum  noch 
seine  ganze  antitoxische  Kraft  gegen  das  Tetanusgift,  auch  wenn  die 
Dialyse  gegen  eine  grössere  Wassermenge  ausgeführt  wurde,  als  im 
vorigen  Falle,  gegen  2—4  Liter  z.  B.,  welche  nach  je  24  Stunden 
erneuert  wurde,  so  dass  das  Serum  alle  seine  Salze  verlor  und  zu- 
letzt neutral  reagirte. 

Von  den  organischen  Sauren  haben  wir  die  Milchsäure,  von  den 
minendischen  die  Salzsäure  versucht  und  gefunden,  dass  die  letztere 
selbst  in  geringer  Menge  (ein  halber  Tropfen  auf  5  Tropfen  Serum) 
und  in  kurzer  Zeit  (nach  3  Stunden)  die  antitoxische  Kraft  des 
Serums  vollkommen  zerstört.  Die  Milchsäure  in  starker  Dosis  (3 
Tropfen  auf  5  vom  Serum)  bringt  in  derselben  Zeit  dieselbe  Wirkung 
hervor,  während  dieselbe  in  geringerer  Menge  (1  Tropfen  auf  5 
Tropfen  Serum)  das  Tetanus-Antitoxin  nicht  verändert. 

Von  Alkalien  haben  wir  das  Kalihydrat  versucht,  welches,  wie 
die  organischen  Säuren,  in  kleiner  Menge  (1  Tropfen  P/.^/oiger 
Kalihydratlösung  auf  4  Theile  Serum)  und  in  kurzer  Zeit  (3  Stun- 
den) die  Eigenschaft  des  Blutserums,  die  Wirkung  des  Teta- 
nusgiftes zu  verhindern,  durchaus  nicht  vermindert,  während  es  das- 
selbe in  stärkerer  Dosis  (gleiche  Theile  von  Vj^^iger  Kalilöeung 
und  Serum)  vollkommen  unwirksam  macht. 

Von  den  Neutralsalzen  haben  wir  für  unsere  Versuche  das 
Ammoniumsulfaf  gewtiüt ,  weil  es  bei  der  Zubereitung  des  Tetanus- 
Antitoxins  in  trockenem  Zustande  Anwendung  finden  konnte. 

Zu  einer  kleinen  Menge  von  Blutserum  fügten  wir  Krystalle 
von  Ammoniumsul&t  hinzu,  bis  eine  kleine  Menge  dieses  Salzes  un- 
gelöst blieb.    Der  erhaltene  Niederschlag  wurde   abfiltrirt,  ausge- 

44* 


688       Tiszoni  u.  CAttani,  Ueber  d.  Eigenschafken  d.  TeUnntt-Antitozms. 

wasctaeD,  in  destillirtem  Wasser  geUVst  und  dann  dialysirt,  bis  das 
äussere  Wasser  des  Dialysators  keine  Reaktion  auf  Sulfate  mehr 
ergab.  Dann  fügten  wir  ^2  ^^^  ^^^  Tetanuskultar  hinzu  und  in- 
jizirten  es  einem  Kaninchen,  welches  keine  Verftndenuig  sdner  Ge- 
sundheit erlitt. 

Dies  beweist  uns,  dass  das  Tetanus- Antitoxin  entweder  durch 
das  Ammoniumsulfat  niedergeschlagen  oder  von  den  Eliweissstoffeo 
des  Serums  bei  ihrem  Niederfallen  mechanisch  mitgerissen  wird: 
in  jedem  Falle,  dass  dasselbe  auch  nach  langer  Berührung  mit  jenem 
Salze  nichts  von  seiner  Wirkung  gegen  das  Tetanusgift  einbüsst. 

Endlich  versuchten  wir  festzustellen,  ob  das  Tetanus-Antitoxifl 
sich  wie  ein  Enzym  verhält,  und  wendeten  zu  diesem  Zweck  die 
Methoden  von  Schmidt    und  Witt  ich    auf  das   Blutserum  des 
immunen  Hundes  an.    Wir  fällten  mit  zehnfachem   Volumen  abso- 
luten Alkohols  eine  gewisse  Menge  von  Blutserum,   trennten  nach 
zwei  Tagen  den  so  erhaltenen  Niederschlag  ab  und  trockneten  ihn 
im  Vacuum.     Dieser  zeigte  sich   dann  immer  wirksam  gegen  das 
Tetanusgift,  mochte  er  in  Wasser  aufgenommen  worden  sein,  nach  der 
Methode  von  Schmidt,  oder  mit  Glycerin  ausgezogen,  nach  der 
von  Witt  ich.     In   letzterem  Falle  jedoch  wurde  dies   nur  dann 
erreicht,  wenn  die  Berührung  mit  dem  Glycerin  ziemlich  lange  ge- 
dauert hatte,  nämlich  2  bis  3  Wochen  wenigstens,  während  das  4- 
bis  5-tägige  Glycerinextrakt  nur  eine  schwache  Wirkung  auf  das 
Tetanusgift  ausübte,  welches  die  Thiere  noch  immer  unter  tetaoischen 
Erscheinungen,  aber  langsam  tödtete;  das  8-  bis  10-tägige  Giycerio- 
extrakt  war  zwar  viel  wirksamer,  als  das  vorhergenannte,  vermochte 
aber  doch  nicht  das  Tetanusgift  ganz  zu  neutralisiren,   so  dass  bei 
den  Thieren  immer  noch  einige  sehr  leichte,  örtliche  Erscheinangen 
und  vorübergehende  Abmagerung  eintraten. 

Diese  letzten  Thatsachen,  in  Verbindung  mit  der  schon  früher 
von  uns  festgestellten,  dass  nämlich  sehr  kleine  und  kurze  Zeit  hin- 
durch wirksame  Mengen  von  dem  Blutserum  eines  gegen  TetaDOs 
immunen  Hundes  genügen,  um  das  Tetanusgift  unschädlich  zu  machen, 
lassen  uns  den  Schluss  ziehen,  dass  das  in  jenem  Blutserum  enthal- 
tene Antitoxin  ein  Eiweissstoff  ist,  dessen  Haupteigenschaften  denen 
der^  Enzyme  entsprechen. 

Im  Hinblick  auf  diese  Folgerung  glaubten  wir  untersuchen  zu 
müssen,Sob  es  nicht  vielleicht  das  Fibrinferment  des  Blutes  selbst 
sei,  welches  die  Fähigkeit  besitzt,  das  Tetanusgift  unschädlich  zu 
machen.  Wir  benutzten  also  die  bekannte  Thatsache,  dass  das 
wässerige  Extrakt  aus  dem  Blutegel  eine  Substanz  enthält,  welche 
die  Eigenschaft  besitzt,  das  Fibrinferment  zu  zersetzen,  und  unter- 
suchten, ob  das  Tetanus -Antitoxin,  wenn  es  eine  gewisse  2äx 
der  Wirkung  des  Blutegelextrakts  unterworfen  wird ,  die  Fähigkeit 
behielte,  das  Tetanusgift  unschädlich  zu  machen.  Das  Thier,  welchem 
Tetanusgift  mit  Antitoxin  und  Blutegelextrakt  eingespritzt  wnrde, 
zeigte  kein  krankhaftes  Symptom,  und  dies  berechtigt  ans  zo  der 
Annahme,  dass  das  Tetanus- Antitoxin  nicht  dieselbe  Substanz  ist, 
wie  das  Fibrinferment.     Und   zwar  obgleich  die  Thatsache,  dass 


fttaTftnsoD  tt.  brace,   feine  neue  Methode,  Plfiaeigkeiteii  einsupritsen.     ^g9 

das  Kontrollthier,  welchem  man  mit  Blutegelextrakt  behandeltes 
T^anusfnft  injizirt  hatte,  weniger  akute  und  intensive  Tetanussym- 
ptone  dargeboten  hatte,  als  wenn  ihm  reines  Tetanusgift  eingespritzt 
worden  wftre,  uns  bewiesen  hatte,  dass  das  Blutegelextrakt  selbst 
durchaus  nicht  ohne  Wirkung  auf  die  toxische  Substanz  des  Teta- 
nus ist. 

In  einer  sp&teren,  noch  nicht  vollendeten  Reihe  von  Unter- 
SQchongen  beabsichtigen  wir  festzustellen,  ob  das  Tetanus- Antitoxin 
Bu  den  Serinen  oder  zu  den  Globulinen  des  Blutserums  gehört. 

Bologna,  Ende  April  1891. 


Eme  neue  Methode,  Flüssigkeiten  in  die  Banchhöhle 

der  Versnohsthiere  einzuspritzen. 

VOD 

W.  F«  SteTenson  und  Davtd  Bmee 

in 

Netley. 

mt  8  AbMldimgtn. 

Bei  der  Einspritzung  von  Flüssigkeiten  in  die  Bauchhöhle  der 
Versuchsthiere  läuft  man  Gefahr,  mit  der  Spitze  der  hypodermischen 
Nadel  die  D&rme  zu  verwunden.  Wir  haben  deshalb  eine  Methode 
versucht,  welche  diese  Oefahr  bis  aufs  geringste  einschränkt,  und 
geben  in  Folgendem  eine  Beschreibung  davon. 

Die  angewendete  Nadel  (Fig.  1)  ist  gekrümmt;  ihr  Vordertheil 
(zwischen  a  und  b)  ist  nadelspitzig,  aber  nicht  hohl;  ihre  hintere 


Fig.  1. 

Hälfte  (zwischen  b  und  c)  ist  eine  Röhre.  Am  Punkte  b  ist  eine 
kleine  Oeffiiung,  durch  welche  die  Flüssigkeit  ausströmen  kann.  Bei 
der  Anwendung  einer  solchen  Nadel  ist  es  natürlich  gleichgültig, 
welcher  Art  die  Spritze  oder  der  Injektionsapparat  ist.  Man  füllt 
die  Spritze  mit  der  beabsichtigten  Flüssigkeit,  lässt  die  vorderen  und 
hinteren  Extremitäten  des  Thieres  (e.  g.  Meerschweinchens)  von 
einem  Assistenten  in  der  Weise  halten,  dass  die  Bauchwände  schlaff 
liegen.  Der  Operateur  hebt  dann  mit  dem  linken  Zeigefinger  und 
Daumen  (Fig.  2)  eine  Falte  der  Bauchhaut  in  die  Höhe,  jedoch  mit 


m 


LooWf 


der  Vorsicht,  dass  er  das  Peritoneum  mit  fasat,  aber  keinen  Theil 
irgend  einer  Darmschlinge.  Der  Assistent  erfasst  nan  mit  sdneni 
linken  Zeigefinger  und  Daumen  die  Bauchwandfalte  in  nädister  Nfthe 
der  Stelle,  wo  der  Operateur  dieselbe  emporgezogen  hat  Die  Nadel- 
spitze wird  hierauf  am  Punkte  A  in  der  Weise  eingestocbeD,  dass  die 


Flg.  r 


Flg.  8. 


centrale  Oeffnung  der  Nadel  im  Mittelpunkte  der  empoigezogeneo 
Oewebe  sich  befindet  Bei  geringem  Nachlassen  des  Fingerdmckes 
breitet  sich  die  Bauchwand  Ober  der  Nadel  aus,  lässt  aber  die  Spitze 
ausserhalb  der  Haut  stehen  (Fig.  3).  Nachdem  eine  hinretcbende 
Menge  der  Flfissigkeit  eingespritzt  ist,  presst  man  die  Wände  der 
Bauchwandfalte  wieder  zusammen  und  zieht  die  Nadel  heraas. 

Netley,  10.  April  1891. 


chemisohen 


des  Bakterienlebens. 


Von 


Dr.  0.  Iioew, 

PrlTttdoi«ntan  an  d«r  Unirtraitftt  Mflneben. 
(FortMlmog.) 

n. 

Suchen  wir  zunächst  einen  allgemeinen  Ueberblid[  Ober  die  ver- 
schiedenen Ernährungsverhältnisse  zu  gewinnen,  sowie  die 
Giftwirkungen  in  ihren  Ursachen  zu  klassifiziren. 

In  Bezug  auf  den  Modus  der  Ernährung  lassen  sieh  die  w- 
terien  in  3  Gruppen  scheiden :  I.  Bakterien,  welche  nur  von  EiweisB- 
Stoffen  und  deren  nächsten  Verwandten  leben  können.  H  Sol^ 
welche  aus  kohlensaurem  Ammoniak  ihre  organische  ßi^tanz  Hlden 


foi«  chemischen  VerhältDisse  des  Dakterienlebens.  691 

kfinn^i.    III.  Solche,  welche  von  zahlreichen,  den  Protel'nstoffen  ferne 

at^i^iden  organischen  Substanzen  zn  leben  und  daraus  ihr  Proto- 

lilaaiDa  zu  bilden  vermögen. 

Ad  L    Die  hierher  gehörenden,  oft  pathogenen  Formen  bieten 

kein  Intwesse  in  Bezug  auf  die  Chemie  der  Eiweissbildung,  wohl 

aber  ein  sehr  grosses  in  Bezug  auf  Eiweisszersetzung,  Produk* 

tion  Yon  Romainen  etc. 

Ad  II.    Nur  eine  einzige  hierher  gehörende  Bakterienart  ist  bis 

jetzt  genauer  bekanntgeworden^).  Diese  Art,  von  Winogradsky 
Nitromonas  genannt,  wurde  zuerst  von  Hueppe  beobachtet, 
welcher  zugleich  die  nitrifizirenden  Eigenschaften  bemerkte').  Dar- 
über, wie  der  Pilz  aus  der  Kohlensäure  des  kohlensauren  Ammoniaks 
sich  organische  Stoffe  bereitet,  haben  sowohl  Hueppe  als  Wino- 
gradsky Ansichten  geäussert.  Winogradsky  meint,  es  ent- 
stehe zuerst  Harnstoff'),  Hueppe  dagegen  Formaldehyd,  resp.  ein 
Kohlehydrat  sei  das  erste  Assimilationsprodnkt.  Ich  schUesse  mich 
Aer  Ansicht  Hueppe's  an,  mit  dem  Unterschiede  jedoch,  dass  ich 
die  Nitrifikation  nicht  als  Folge  der  Kohlensäurezersetzung  be- 
trachte, sondern  umgekehrt.  Würde  nämlich  die  Kohlensäureassimi- 
lalion  unabhängig  von  der  Nitrifikation  resp.  Anwesenheit  von  Am- 
mooiak  sein,  so  müsste  der  Pilz  auch  dann  gedeihen  können,  wenn 
ihm  der  Stickstoff  in  Form  von  Nitraten  geboten  wäre;  denn  Ni- 
trate zu  reduziren  ist  ja  eine  viel  leichtere  Arbeit,  als  Kohlensäure 
zu  assimiliren  nach  Art  des  Ghlorophyllkörpers. 

Man  kann  sich  den  Vorgang  am  plausibelsten  so  denken,  dass 
bei  unvollständiger  Oxydation  des  Ammoniaks  Wasserstoff  disponibel 
wird,  der  zur  Reduktion  der  Kohlensäure  dient: 

I.    2NH3+2O,  =  2NO,H-l-4H 
IL         CO,  +  4H  =  H,0  +  CH,0 
m.  6CH,0  =  C«Hi,Oe. 

In  neuester  Zeit  ist  es  bekanntlich  Winogradsky^)  ge- 
lungen, diesen  Pilz  in  Beinkultur  zu  erhalten  und  genauer  zu  unter- 
suchen. Er  fand  bei  Vergleich  der  Menge  des  assimilirten  Kohlen- 
stoffs mit  der  Menge  des  oxydirten  Stickstoffs,  dass  die  letztere  38 
bis  37  mal  so  viel  betrug,  als  die  erstere.  Daraus  geht  hervor,  dass 
mindestens  14  Moleküle  Ammoniak  totale  Oxydation  zu  Wasser 
und  Nitrit  (resp.  Nitrat)  erfahren,  ehe  eines  gemäss  obiger  Qleich- 

1)  SoUten  Bae.  erythr osporas  and  Microeoccas  aqaatilis  nkht  anf 
iholiche  Weiae  Uhtn  kdnnan?   Vgl.  Flfigge,  Die  MikroorganismeD.    S.  480. 

2)  Biol.  Gentralblatt.  VU.  708. 

3)  Wenn  nach  Winogradsky '8  Ansicht  der  Harnstoff  den  Avsgangspankt  f&r 
die  BiweiMbildnng  abgibe,  so  mllssten  ganz  aasserordeniliehe  chemische  UmwUsangen 
stattlinden  and  eine  ungemein  grosse  Menge  von  Stickstoff  eliminirt  werden.  Man  Ter« 
gleiche  nur  die  beiden  Formeln : 

Harnstoff.  Empirische  Kiweissformel. 

Auf  7S  Kohlenstoffatome  in  78  Mol.  Harnstoff  kommen  144  Atome  Stickstoff,  wihreod 
In  einem  MolekfU  Eiweiss  auf  78  Atome  Kohlenstoff  nur  18  Atome  Stidutoff  kommen. 
Anf  dem  Wege  Aber  Harnstoff  bereiten  sich  die  Pilse  ihr  Eiweiss  sicherlich  nicht! 

4)  Siehe  die  Referate  H.  Bachner's  in  dieser  Zeitschrift. 


662  LoeW, 

uDg  in  unvollständiger  Weise  oxydirt  wird.  Es  ist  also  hier  ähn- 
lich wie  bei  den  ^himmelpilzen ,  die  bei  schlechter  organischer 
Nahrung  oft  das  10  fache  der  entstehenden  Pilzsubstanz  an  Nährstoff 
völlig  verbrennen,  um  die  nöthigen  Kräfte  zu  gewinnen. 

Nahe  verwandt,  vielleicht  identisch  mit  Nitromonas  ist  der 
nitrifizirende  Spaltpilz,  welchen  P.  und.  H.  Frankland  aus  Garten- 
erde isolirten,  und  der  etwa  0,8  ju  lang  ist^).    Derselbe  kann  nach 
Kultivirung  in  Bouillon  auch  auf  Gelatine  wachsen.    In  der  Bouillon- 
kultur mrd  der  Pilz  bis  1,6  fi  lang  (und  0,5  fi  breit)   und  hängt 
meist  zu  4 — 5  Individuen  zusammen;   diese  gehen    bei    Kultur  in 
Ammoniaksalzlösungen  wieder  auf  die   ursprünglichen  Dimensionen 
zurück,  wobei  sie  jahrelang  ohne  organische  Nährstoffe   sich  fort- 
entwickeln können.    Bei  der  Züchtung  auf  Gelatine    erreichen  sie 
eine  zwischen  jenen  beiden  Extremen  stehende  Länge.     Diese  Form- 
veränderungen sind  mit  Abschwächung  des  Nitrifikationsvermögens 
verbunden ;  es  ist  also  hier  ähnlich,  wie  bei  manchen  anderen  Spalt- 
pilzarten, die  bei  veränderten   Lebensbedingungen  ihre  Thätigkeit 
modifiziren. 

Ad  III.  Hierher  gehört  bekanntlich  die  grosse  Mehrzahl  der 
Bakterien,  welche  wir  wieder  —  ebenso  wie  die  nur  von  Eiweiss- 
stoffen  lebenden  Bakterien  —  scheiden  müssen  in  gährtüchtige  and 
nichtgährtüchtige.  Während  man  die  verschiedenen  organischen 
Substanzen  in  ihrem  Verhalten  gegenüber  Bakterien  im  AUgemdoen 
scheiden  kann  in  giftige*)  und  nichtgiftige,  müssen  wir  letztere 
wieder  bei  den  sub  III  zusammengehörigen  Pilzen  eintheilen  in  in- 
differente und  nährende. 

Zu  den  indifferenten  Stoffengehören  z.  B.  Pyridin,  Ghloral, 
Pikrinsäure  und  nitranilsaure  Salze,  Nitrobenzoesäure ,  oxalsaure 
Salze,  wahrscheinlich  auch  Amidobenzoösäure. 

Ich  versuchte  vergebens,  in  einer  phosphorsaures  Pyridin  ent- 
haltenden Lösung  Schimmel-  und  Spaltpilze  zur  Entwickelung  zu 
bringen,  obgleich  selbst  0,5  ^/o  freies  Pyridin  in  einer  Peptonlösong 
diesen  Pilzen  keinen  Schaden  bringt.  Die  Pilze  können  das  Pyridin 
(G5HgN)  eben  nicht  zur  Eiweissbildung  benützen,  weil  es  ein  che- 
misch auffallend  beständiger  Körper  ist  und  auch  von  den  Pilzen 
nicht  gespalten  oder  partiell  oxydirt  werden  kann,  zum  Zwecise, 
brauchbare  Gruppen  für  die  Eiweissbildung  herzustellen. 

Was  die  nährenden  Stoffe  betrifft,  so  lassen  sich  mit  Bezug 
auf  die  Förderung  des  Pilzwachsthums  folgende  allgemeioe 
Gesichtspunkte  aufstellen: 

1)  Hydroxylirte  Säuren  sind  besser,  als  die  entsprechenden  nicbt- 
hydroxylirten,  z.  B.  Milchsäure  besser,  als  Propionsäure. 

2)  Mehrwerthige  Alkohole  sind  besser,  als  die  entsprechenden 
einwerthigen,  z.  B.  Glycerin  besser,  als  Propylalkohol. 

3)  Der  Nährwerth  der  Fettsäuren  und  der  einwerthigen  Alkohole 

1)  Philos.  Trans.  Vol.  CLXXXI.  1890.  S.  107  and  Ref.  von  O.  Sehall  im  Biol. 
Centralbl.  XI.  55. 

S)  Giftigkeit  ist  freUieh  ein  relativer  Begriff.  Vergl.  darflber  die  BemerkoBgen 
Nägeli'a  über  die  fUr  Bakterien  giftigen  Körper.  (Ber.  Bajr.  Akad.  d.  Win. 
Jali  1879.) 


l>!e  etieinisoiien  Verliftltnisse  des  Baktorientebens.  693 

der  Fettreibe  nimmt  mit  steigender  Ansahl  der  Kohlenstofiatome 
ab  ;  z. B.  Essigsäure  ist  besser,  als  Buttersäure  (Nägeli,  Stutzer) 
an<i  Metbylalkobol  besser,  als  Amylalkohol  (Brown)  ^). 

4)  Eintritt  von  Aldehyd-  oder  Ketongruppen  erhöhen  die  Nähr- 
fähig^eit;  z.  B.  Glukose  oder  Fruktose  sind  besser,  als  Mannit, 
A^cetessigester  besser,  als  Essigester  ^).  Bei  gesteigerter  Labilität 
der  Aldehydgruppe  kann  jedoch  Giftwirkung  eintreten  (siehe  unten). 
Von  hohem  Interesse  für  die  Bakteriologie  müsste  es  sein,  ver- 
gleichende Studien  über  Nährfähigkeit  verschiedener  Substanzen  noch 
weiter  auszudehnen  ^).  Es  dürfte  sich  dann  auch  im  Allgemeinen 
bestätigen,  dass  am  Stickstoff  methylirte  Basen  besser  sind,  als  die 
entsprechenden  nichtmethylirten  ^).  Man  sollte  z.  B.  vergleichen 
Glykokoll  mit  Sarkosin,  Glykocyamin  mit  Kreatin. 

Was  die  Stickstoffquellen  für  diese  Pilze  betrifft,  so  können  be- 
kanntlich nicht  nur  Ammoniaksalze  und  Nitrate  verwendet  werden  ^), 
sondern  auch  mannigfache  organische  Stickstoffverbindungen,  wie 
Amidosäuren,  Säureamide,  Amine,  wahrscheinlich  auch  Nitrile  und 
manche  Nitrose-  und  Nitroverbindungen.  Azo-  und  Diazoverbin- 
duDgen  sind  ebensowenig  geprüft,  wie  Hydrazo-  und  Azoxyverbin- 
dmigen  ^).  Wir  dürfen  wohl  schliessen,  dass  aus  allen  den  verschie- 
denen organischen  Stickstoffquellen  zuerst  Ammoniak  gebildet 
wird,  ehe  die  Eiweisssynthese  beginnen  kann.  Würden  die  ver- 
schiedenen Amidosäuren,  Amine  etc.  als  solche  verwendet,  so 
müssten  schliesslich  verschiedene  Eiweisskörper  und  damit  ein  ver- 
schieden funktionirendes  Protoplasma  entstehen.  Aber  wir  müssen 
diese  Idee  ebenso  zurückweisen,  wie  die  eines  bekannten  Chemikers, 
welcher  meinte,  aus  verschiedenen  Zuckerarten  müssten  verschiedene 
Protoplasmakörper  und  damit  neue  Arten  von  Organismen  entstehen. 
Schützenberger,  welcher  sich  sehr  grosse  Verdienste  im 
Kapitel  der  Eiweissspaltungen  durch  Basen  erworben  hat,  hat  ge- 
meint, man  könne  das  Eiweiss  wieder  aus  den  Amidosäuren  zu- 
sammensetzen, in  die  es  sich  mit  Säuren  oder  Basen  spalten  lässt, 
and  erhielt  auch,  als  er  ein  Gemenge  von  Amidosäuren  mit  Phosphor- 
sftnreanhydrid  erwärmte,  ein  Produkt  welches  mit  Phosphorwolframsäure 
geftUt  wurde  und  die  Biuretreaktion  gab.  Allein  Nencki  wies  mit 
Recht  darauf  hin,  dass  auf  diese  Weise  wohl  keine  Protel'nstoffe  er- 


1)  Versuche  mit  Bacterium  aceti.    (Chem.  Soe.  Joani.  Mftrs  lS86.) 

2)  Loew,  Biol.  Centralblatt.  X.  S.  586.  Von  einigem  Interesse  wäre  es  noch,  in 
di«i«r  Besiehnng  sa  Tergleichen  :  PropionsAare  mit  Brenstraubensäare ,  Valeriansfture 
mit  Laevulins&ore.  Selbstyerstftndlich  sind  hier  nur  solche  Pilze  zu  yerwenden,  welche 
diese  Ketonsiuren  nicht   verg&hren. 

8)  Bokorny  und  ich  haben  bei  Versuchen,  Algen  organisch  zu  ernähren, 
beobachtet,  dass  Hydantoin  und  Kreatin  bei  Spirogyren  gunstiger  wirken,  als  Lencin 
oder  Urethan,  was  wir  auf  eine  gewisse  Labilit&t  der  in  jenen  Verbindungen  enthaltenen 
CH,.Oruppe  zur Qck fahrten.     (Journal  f.  prakt.  Chem.  XXXVI.  280.) 

4)  Vergl.  Loew,  PfUger's  Archiv.  XL.  S.  442. 

5)  Vergl.  auch  O.  Loew,  lieber  das  Verhalten  niederer  Pilze  gegen  verschiedene 
anorganische  Stickstoffverbindungen.     (Biol.  Centralblatt.  X.  S.  577.) 

6)  Durch  die  Qate  des  Herrn  Prof.  Th.  Curtius  hoffe  ich  bald  in  den  Stand 
gaaetzt  zu  sein,  die  von  ihm  entdeckte  hochinteressante  Stickstoffwasserstoffsfture  1114 
Verhalten  gegen  Bakterien  zu  prüfen. 


694  toew, 

halten  werden,  vollends  aber  keine,  wie  sie  in  lebenden  Zellen  vor- 
handen sind. 

Die  Assimilation  des  Stickstoffs  aus  Nitraten,  sowie  des  Schwefels 
aus  Sulfaten  geht  jedenfalls  auf  die  Weise  vor  sich,  dass  diese  durch 
heftige  Atombewegung  im  Protoplasma  der  Spaltpilze  veranlasst  wer- 
den, mit  leicht  oxydirbaren  Stoffen  der  Zellen  zu  reagiren,  sie  geben 
an  diese  ihren  Sauerstoff  ab  und  nehmen  dafür  von  diesen  Wasser- 
stoff auf  ^);  als  H^S  und  als  NH;,  betheiligen  sich  dann  der  S  und  N 
bei  der  Eiweisssynthese. 

Ein  Studium  von  fundamentaler  Bedeutung  ist  die  Gift  Wir- 
kung auf  Bakterien.  Wie  ich  früher  schon  hervorgehoben 
habe^),  müssen  wir  zwischen  allgemeinen  und  speziellen  Giften 
unterscheiden.  Spezielle  Gifte  sind  z.  B.  Kohlenoxyd,  Kupfersiüze, 
Arsensäure,  arsenige  Säure,  sie  wirken  nur  auf  bestimmte  Abtheilungea 
des  Thier-  resp.  Pflanzenreichs.  Allgemeine  oder  Plasmagifte  da- 
gegen wirken  tOdtlich  auf  alle  lebenden  Zellen  ohne  Unterschied. 
Was  zunächst  die  allgemeinen  Gifte  betrifft,  so  lassen  sich  folgende 
Gesetze  aufstellen: 

1)  Starke  Säuren  und  Basen  wirken  durch  VerSnderung  der 
Eiweissstoffe  des  lebenden  Plasmas  giftig. 

2)  Körper,  welche  leicht  Sauerstoff  an  das  lebende  Protoplasma 
abgeben,  wirken  giftig,  indem  dadurch  andersartige  Oxydationen  als 
beim  Athmnngsprozess  bewirkt  werden,  z.  B.  durch  Wasserstoffsuper- 
oxyd, Ghromsäure,  Jodate  und  Permanganate. 

3)  Körper,  welche  reduzirend  wirken,  sind  giftig,  z.  B.  schweflige 
Säure*),  Schwefelwasserstoff^). 

4)  Metallsalze  von  solchen  Metallen,  welche  gern  Wasserstoffatoroe 
der  Amidogruppe  ersetzen,  sind  allgemein  giftig,  wie  z.  R  Qneeic- 
silber-  und  Silbersalze.  Alkalische  Silberlösungen  können  noch  dnrcb 
direkt  oxydative  Thätigkeit  giftig  wirken  ^). 

5)  Körper  mit  einem  intensiven  Schwingungszustand  wirken  durch 
eine  schädliche  Beeinflussung  der  Lebensbewegung  giftig,  z.  B.  Chloro- 
form, Aether,  ätherische  Oele.  Sie  bewirken  Umlagerung  im  aktiven 
Eiweiss  des  Protoplasmas. 

6)  Körper,  welche  bei  grosser  Verdünnung  noch  in  Aldehyd- 
gruppen eingreifen^),  sind  giftig:  Hydroxylamin,  Diamid,  Pheojl- 
hydrazin.  0,1  <>/o  des  Diamids  N^H^  oder  des  Hydroxylamins 
NH^OH  verhindern,  wie  ich  gezeigt  habe,  die  Entwickelnng  voo 
Fäulnisspilzen.  Marpmann  hat  die  Giftigkeit  des  Hydroiyla- 
mins  dann  iauch  fttr  Pneumoniekokken  und  Bacillus  nreae  beob- 


1)  Vergl.  meine  Mittheilangen  fiber  kataly tische   redusirende  Wirkon- 
gen  in  den  Her.  d.  Deutschen  Chemischen  Gesellsch.  XXIU.  S.  3186.  S.  675  and  S.  866. 
S)  Pflflger's  Arch.  XL.  488. 
8)  Vergl.  L.  Pf  ei  ff  er,  Chem.  Centnüblatt.  1S89.  II.  800. 

4)  Nach  F.  Frankland  werden  Cbolerabakterien ,  Bianeiterbakterien  and  dit 
Finkler'scben  Spirillen  durch  H,S  und  SO^  rasch  get5dtet  (Z.  H.  VI.  18). 

5)  Vergl.  auch  Behring,  Deutsche  Med.  Wochenschr.  18S7.  No.  87. 

6)  O.  Loew,  Pflflger*8  Aroh.  XXXV.  S.  616  nnd  Sittnngsber.  der  GessUsch/- 
Morph,  and  Phys.  in  Manchen.  1889.  S.  186;  femer  Bins,  Virchow's  ArchiT. 
Bd.  CXm  und  E.  Schnlse  nnd  V.  Meyer,  Ber.  d.  deutach.  ehem.  Ges.  ZVIL  l^ 


Die  ehemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens.  595 

mditet,  H.  Bnchner  hat  gezeigt,  dass  das  Diamid  ein  scharfes 
Gift  f&r  Choleravibrionen  ist. 

7)  Körper y  welche  noch  bei  grosser  Verdünnung  in  Amido- 
gruppen  eingreifen,  sind  giftig;  hierher  gehören  Körper  mit  sehr 
labiler  Aldehydgruppe,  wie  sie  z.  B.  im  Formaldehyd  vorhanden  ist. 
Formsddehyd  wirkt  bei  0,1 7o  stark  antiseptisch  *),  auch  als  Gas 
wirkt  er  sehr  intensiv*).  Acetaldehyd  und  Benzaldehyd  erweisen 
sich  für  Anaeroben  als  scharfe  Gifte  ^). 

Ferner  gehört  hierher  freie  salpetrige  Säure.  Der  Umstand, 
dass  Sprosspilze  nicht  durch  Nitrate  ernährt  werden  können,  findet, 
wie  Laurent  zeigte,  darin  seine  Erklärung,  dass  bei  der  bald  vor 
sich  gehenden  Nitritbildung  und  der  sauren  Reaktion  der  Nähr- 
lösungen salpetrige  Säure  frei  wird,  welche  die  Hefe  schädigt.  Es 
steht  zu  hoffen ,  dass ,  wenn  es  gelingt ,  die  Hefe  in  schwach  alkali- 
schen and  zuckerfreien  Nährlösungen  zu  züchten,  dieselbe  auch  im 
Stande  sein  wird,  aus  Nitraten  den  Stickstoff  zu  assimiliren.  Schimmel- 
pilze können  zwar  auch  bei  sauer  reagirender  Nährlösung  Nitrate 
verwenden,  indessen  diese  reduziren  die  Nitrate  nur  in  dem  Maasse, 
als  die  Eiweissbildung  vor  sich  geht,  weshalb  sich  auch  die  inter- 
mediäre Nitritbildung  hier  nicht  nachweisen  lässt.  —  Bei  Spaltpilz- 
kolturen  in  schwach  sauren  Nährlösungen,  denen  Nitrate  zugesetzt 
sind,  bemerkt  man  bald  nach  dem  Auftreten  von  Nitrit,  dass  die 
Weiterentwickelung  sistirt  wird,  während  in  alkalischen  Lösungen 
sich  beträchtliche  Mengen  von  Nitrit  anhäufen  können.  F.  Frank- 
land  zeigte,  dass  Stickoxyd  rasch  tödtlich  wirkt  auf  die  Cholera- 
bakterien, Finkler'schen  Spirillen  und  Bacillus  pyocyaneus. 
Die  chemische  Wirkung  des  Stickoxyds  bei  Gegenwart  von  Wasser 
gleicht  derjenigen  der  salpetrigen  Säure. 

8)  Körper  mit  doppelt  gebundenen  Kohlenstoffatomen  sind  in  der 
Regel  giftiger,  als  die  entsprechenden  gesättigten  Substanzen,  z.  B. 
Acroleln  giftiger,  als  Propylaldehyd,  Neurin  giftiger,  als  Cholin ,  Vi- 
nylamin  giftiger,  als  als  Aethylamin  (Versuche  an  Bakterien  fehlen 
hier  noch). 

9)  Der  Giftcharakter  eines  organischen  Komplexes  nimmt .  mit 
der  Anzahl  der  Amido-  und  Imidogruppen  zu :  Harnstoff  ist  giftiger, 
als  Urethan,  Guanidin  giftiger,  als  Harnstoff,  Toluylendiamine  giftiger, 
als  Toluidin,  Phenylendiamine  giftiger,  als  Anilin,  Phenylhydrazin 
giftiger,  als  Anilin  ^),  Xanthin  giftiger,  als  Theobromin,  dieses  wieder 
giftiger,  als  Coffein  (Filehne).  (Vergleichende  Versuche  an  Bak- 
terien fehlen  hier  fast  völlig.) 

10)  Basen  mit  primär  gebundenem  Stickstoff  sind  ceteris  paribus 
schädlicher,  als  solche  mit  sekundär  gebundenem  und  diese  schäd- 
licher, als  solche  mit  tertiär  gebundenem:  Amarin  ist  giftiger,  als 
Hydrobenzamid^),   Pyrrol  und  Piperidin  sind  giftiger,   als  Pyridin. 


1)  O.  Loew,  Der.  d.  Ges.  für  Morph,  und  Pbysiol.  München,  Mai  1888. 
8)  U.  Bnchner,  Münch.  medic.  Wochenschr.  1889.  No.  20. 

3)  KitAsato  nnd  Weyl,  Z.  Hsg.  VUI.  41. 

4)  Loew,  Pflüger'»  Archiv  XXXV.  527. 

6)  Naeb  Slteren  Versuchen  an  Hunden,  femer  neueren  an  Algen,  von  B  o  k  o  r  n  v, 


696  Loe#i 

Ich  fand,  dass,  während  0,5%  freies  Pyridin  weder  Schimmel-  noch 
Spaltpilzen  sdiadet,  schon  0,2  Vo  Piperidin  antiseptisch  wirkt  ^). 

,N-(C,H,)  NH^(C,H,o) 

Pyridin  Piperidin 

Ferner  dürften  sich  noch  folgende  beiden  Sätze,  für  die  bislang 
nur  sehr  wenige  Beispiele  existiren,  wohl  allgemein  und  auch  f&r 
Bakterien  bestätigen  lassen. 

11)  Von  isomeren  giftigen  Körpern  ist  der  chemisch  labilere 
auch  der  giftigere :  Isonitrile  sind  giftiger,  als  Nitrile ;  solfocyansaures 
Ammoniak  giftiger,  als  Thiocarbamid. 

12)  Nimmt  in  einem  schädlich  wirkenden  Stoffe  durch  Eintritt 
gewisser  Atomgruppen  der  labile  Charakter  zu,  so  nimmt  auch  der 
Giftcharakter  zu:  Trioxybenzole  sind  giftiger,  als  Dioxybenzole  und 
diese  wieder  giftiger,  als  Monoxybenzol  (Phenol). 

Bei  yergleichenden  Versuchen  an  Bakterien  ist  eine  Anzahl  von 
Umständen  wohl  zu  beachten ;  zunächst  die  Temperatur.    Ein  Körper, 
welcher  bei   10 — 15^   in  einer  gewissen  Verdünnung  nicht  als  Gift 
wirkt,  kann  bei  36®  möglicherweise  seine  Giftwirkung  bei  derselben 
Verdünnung  entfalten.     Das  Protoplasma    der  lebenden  Zellen  ist 
durch  einen  weit  intensiveren  Schwingungszustand  der  labilen  Atom- 
gruppen im  Eiweiss  viel  reagirfähiger,  d.  h.  empfindlicher  geworden, 
als  bei  niederer  Temperatur  ^).    Ein  zweiter  wichtiger  Faktor  ist  der 
Luftzutritt.     Körper,  welche   starke  Gifte  und  zugleich  leicht 
oxydabel  sind,  können  möglicherweise  bei  Luftzutritt  ertragen 
werden,  da  die  Pilze  das  Gift  in  dem  Maasse,  als  es  eindringt,  wi^er 
durch  oxydative  Thätigkeit  unschädlich  machen  können  (Pyrogallo], 
Lüdol,  Salicylsäure) ,  wogegen  bei  Luftabschluss  das  Gift  zur  voUen 
Wirkung  kommt. 

Noch  wichtiger  als  die  Kenntniss  der  allgemeinen  Gifte  ist  die 
Kenntniss  der  S  p  e  z  i  a  1  g  i  f  t  e  für  Bakterien ;  doch  ist  dieses  Feld 
erst  in  neuester  Zeit  mit  Erfolg  in  Angriff  genommen  worden.    Die  « 
überaus  wichtigen  Beobachtungen  H.  Buchner 's  über  die  bakterien- 
tödtenden  Eigenschaften  des  Blutserums  und  die  interessanten  Afit- 
theilungen  Hankin 's  über  den  schützenden  Proteüikörper  der  Ratten- 
milz')   sind   Marksteine   in    der    Entwickelung   der   Bakteriologie. 
Während  wir  hier  Proteinstofie  haben,    welche  dem  Thiere  nicht, 
wohl  aber  den  Bakterien  schaden,  haben  Brieger  und  Fraenkel 
gezeigt,  dass  Diphterie-,  Tetanus-  und  Typhusbacillen  im  Gegen- 
theile  Eiweissstoffe  bilden ,  welche  auf  die  Thiere  sehr  giftig  wir- 
ken  ^).    H  e  r  m  a  n  n  S  c  h  0 1 1  hat  gefunden  (Prager  med.  Wochensclir. 
1890.  No.  44),  dass  Cholerabakterien  aus  Albumin  bei  Anaärobiose 

1)  Loew,  Pflttger*!  Aroh.  XL.  448. 

2)  Vtrgl.  die  Venucbe  von  Henle,  Behring  und  Hei  der.  Letiterer  (uA 
(dieses  Centralbl.  IX.  291),  dass  Milsbrmndsporeo ,  welche  durch  86tlgige  KmwirkuBg 
einer  5  O/oigen  Karbolsftare  bei  Zimmertomperatnr  nicht  vernichtet  wurden ,  scboo  sieb 
2  Stunden  bei  56<*  C  durch  dieselbe  getddtet  waren.  Der  Qmnd  dieser  Verschieden- 
heit ist  weit  mehr  in  dem  Protoplasma  der  Zellen,  als  in  der  KarbolsAore  so  Buehw. 

S)  Dieses  CentralbUtt.  IX.  No.  10  u.  11. 

4)  Berl.  klin.  Wochenschr.  XXVU.  241.  Nach  Martin  produzirt  auch  Bseillns 
anthracis  Toxalbumine. 


Ifif  9li^iiii|di90  VvrbftltmsM  des  Bakterieolebeos.  097 

ioflseret  giftige  Eiweisskörper  bilden.  In  Nencki's  Laboratorium 
forde  aber  schon  im  Jahre  1888  von  Dr.  Hammerschlag  aus 
Taberkdbacillen  ein  stark  toxischer,  albuminoseartiger  Körper  isolirt 
(Wien.  Akad.  Ber.).  Nencki  hat  die  Ansicht  ausgesprochen,  dass 
die  Toxalbamine  Enzyme  sind,  mit  spezifischer  und  sehr  energischer 
Wirkung  >).  Er  weist  unter  andern  auch  auf  die  Beobachtung  von 
Biehamp  und  Bai  tu s  bin,  dass  0,35  g  Malzdiastase  und  0,15  g 
PaDkreatin  per  Kilo  Körpergewicht  nach  Einspritzung  in  die  Blut- 
bahn bei  Hunden  sich  als  tödtlich  erwiesen. 

Auch  unter  den  organischen  Basen,  deren  Heer  sich  durch 
Spthese  täglich  mehrt,  mQssen  wir  Umschau  halten,  ob  nicht  Spe- 
zialgifte  für  Bakterien  sich  darunter  befinden.  Wir  wissen  z.  B. 
irom  Chinolin,  dass  es  den  gewöhnlichen  Fäulnisspilzen  sehr  schäd- 
lich ist,  dagegen  selbst  in  bedeutender  Konzentration  (als  salzsaures 
Salz)  nicht  den  Sprosspilzen  ^),  es  ist  also  ein  Spezialgift.  Neurin 
ist  ein  Gift  fQr  höhere  Thiere,  nicht  fQr  niedere  Pilze.  Chinin, 
Strychnin,  Morphin  sind  keine  Gifte  für  die  gewöhnlichen  Fäulniss- 
Itakterien.  Chinin  ist  für  niedere  thierische  Organismen  ein  stärkeres 
Gift  wie  Strychnin,  bei  höheren  Organismen  ist  es  bekanntlich  umge- 
kehrt. Amöben  werden  von  den  &ilzen  des  Chinins  rascher  getödtet, 
als  von  denen  des  Morphins  (B  i  n  z) ;  das  Gleiche  wird  bei  Algen 
beobachtet  (Loew);  bei  höhereu  Thieren  ist  es  umgekehrt. 

Salzsaures  Cocain  wirkt  in  0,3  ^/o  Lösung  nicht  schädlich  auf 
H^fe,  aber  fQr  chlorophyllhaltige  Infusorien  (Zygoselmis  orbi- 
calaris)  wirkt  es  20 mal  giftiger,  als  Strychnin;  sie  werden  schon 
durch  Viooooo  Cocain  getödtet  (Charpentier). 

In  neuerer  Zeit  haben  Derivate  des  Anilins  (Pyoktanin,  Sulf- 
afflinol)  als  specielle  BiJcteriengifte  therapeutische  Verwendung  ge- 
funden. 

Der  Grund,  dass  gewisse  Stoffe  auf  einzelne  Abtheilungen  des 
Organismenreiches  giftig  wirken,  auf  andere  nicht,  hängt  mit  der 
Tektonik  des  Protoplasmas  zusammen.  Nervenzellen  werden  anders 
affizirt,  als  Driisenzellen,  Chlorophyll  führende  Organismen  anders, 
ab  chlorophyllfreie ,  Zellen  von  intensiver  Thätigkeit  meist  leichter, 
als  solche  mit  geringer.  Bei  verschieden  funktionirenden  Zellen  aber 
mQssen  vrir  einen  verschiedenen  molekularen  Aufbau  (Tektonik)  vor- 
aussetzen; daher  kann  es  kommen,  dass  gewisse  Stoffe  in  einem 
Falle  störend  eingreifen  können,  in  einem  andern  aber  nicht '). 

1)  Korrespondensblatt  für  Schweiser  Aerste.  XX.  (1890). 

%)  Donath,  Ber.  d.  dentsch.  ehem.  Ges.  XIV.  1S4  und  O.  Loaw,  Pflfiger*8 
Aith.  XXXV.  619. 

8)  Vergl.  darüber  Weiterea:    0.  Loew,  Pflfiger'i»  Arch.  XXXV.  611  und  626 
Uid  Ibid.  XL.  447. 

(Fortsetsnng  folgt.) 


698  Bacillus  lactU  viscoa^^ 


Referate. 


Adametz,  L«,  Unters uchungen  über  Bacillus  lactis  visco- 
sus,  einen  weitverbreiteten  milch  wirthsch aftl ich en 
Schädling.    (Berliner  landwirthschaftliche  Jahrbücher.  1891.) 

Wie  bereits  mitgetheiit   (Ref.  in  Bd.  VII  und  VIÜ  dieser  Zeit- 
schr.),  entdeckte  Prof.  Adame  tz   den.  genannten  Bacillus  zuerst 
in  dem  Wasser  zweier  Bäche  der  Umgebung  Wiens  und  züchtete  ihn 
in  Milch.    Dass  derselbe  aber  auch  spontan  als  Milchschädling  auf- 
tritt, ergaben  neuere  Untersuchungen  von  aus  der  Schweiz  (Sornthal) 
eingesendeten  Proben  fehlerhafter  Milch.    Bei   diesen  konnte   auch 
nachgewiesen  werden,  dass  der  Erreger  des  fadenziehenden  Rahmes 
aus  dem  Wasser  eines  bestimmten  Brunnens  stammte.    Da  zudem 
die  Erscheinungen,  welche  man  in  der  milch wirthschafüichen  Praxis  an 
„fadenziehender^'  oder  „schleimiger  Milch'^  beobachtet,  sehr  häufig  ganz 
mit  den  vom  Bacillus  lactis  viscosüs  hervorgerofenen  überein- 
stimmen, gewinnt  eine  genaue  Kenntniss  dieses  lästigen,  die  Milch- 
produkte   verderbenden,    wenn    auch    nicht    gesundheitsschädlich^! 
Spaltpilzes,  zumal  für  Milchwirthe,  nicht  nur  besonderes  Interesse, 
sondern  auch   erhöhte  Wichtigkeit.    Es  ist  deshalb   die  vorliegende, 
mit  3  Photogrammen  ausgestattete  Monographie  eine  werthvolle  Be- 
reicherung bakteriologischer  Forschung. 

Bacillus  lactis  viscosüs  bildet  kokkenähnliche  Kurz- 
stäbchen mit  dicker,  lichtbrechender,  nicht  färbbarer  Kapsel  und 
hefeähnliche  Involutionsformen  mit  kleiner  Tochterzelle.  Genaue, 
mit  Hülfe  der  Mikrophotographie  angestellte  Messungen  ergaben 
folgende  Resultate:  In  Milchkulturen  sind  die  mittdgrossen  (in 
überwiegender  Zahl  vorhandenen)  Bacillen  sammt  der  Hülle  1,5  ju 
lang,  1,25^  dick;  die  grosseren  1,75 /t  lang,  1,35^  dick,  die  klein- 
sten 1,25  fx  lang,  1,10  fx  dick;  in  Theilung  befindliche  messen  2,2  ^ 
Länge,  1,3  /<  Dicke,  an  den  Involutionsformen  ist  die  Mutterzelle 
3,1  (i  lang,  2,5  /u  breit.  Die  Hülle  ist  in  der  Regel  0,2—0,3  ^i 
dick,  zuweilen  jedoch  bis  0,7  /u.  In  Pepton-Gelatine  und  Agar-Agar 
bleiben  die  Bacillen  etwas  kleiner,  ihre  Hülle  dünner.  Sporenbildung 
wuMe  bis  jetzt  nicht  beobachtet.  — 

Plattenkulturen  auf  Glycerin-Pepton-Gelatine  liefern  im  Allge- 
meinen weissliche,  durchschimmernde,  runde,  scheibenförmige  Kolo- 
uieen  mit  scharfen  Kontouren  und  zuweilen  mit  konzentrischen 
Ringen.  Bei  niedrigerer  Temperatur  (8— 15<>  C)  und  tiefer  in  der  Ge- 
latine erreichen  sie  bis  zu  4  mm  Durchmesser.  Nur  bei  günstiger 
Temp.  (16—20^)  wachsen  diese  runden  Kolonieen  in  einen  dünneQ, 
oberflächlich  gelegenen,  breiten,  unregelmässig  gezackten  Saum  aus, 
der  im  durchfallenden  Licht  homartig  durchscheinend  ist,  im  auf- 
fallenden Licht  aber  eine  lebhafte  Opalescenz  zeigt.  Diese  charakte- 
ristischen Kolonieen  erreichen  nach  7—8  Tagen  1—1,2  cm  Durchmesser. 
In  der  Tiefe  der  Gelatine  bleiben  die  Kolonieen  punktförmig  klein. 
Verflüssigung  tritt  nicht  ein. 


Bifillvs  laells  viMMMiii.  699 

Die  Kolonieen  auf  Agarplatten  verhalten  sich  ähnlich,  sind  matt- 
weiss,  bis  zu  2  mm  breit  und  zeigen  nur  in  Rollplatten  sdiönen 
Opalglanz.  —  Strichkulturen  geben  auf  glycerinhaltiger  Peptongela- 
tine  schmale,  weissliche,  durchschimmernde  Streifen,  die  einen  an- 
fangs glatten,  später  feingezackten  Rand  besitzen.  Aehnlich  ist  der 
Strich  auf  Agar,  schmutzig  weiss,  schwach  perlmutterglänzend.  Die 
Masse  des  Striches  lässt  sich  in  beiden  Fällen  in  lange  Fäden  aus- 
ziehen. Bei  Stichkulturen  tritt  keine  Verflüssigung  ein.  Sowohl  in 
Pepton  als  in  Agar  entwickelt  sich  an  der  Oberfläche  um  den  Strich 
dne  weissliche  Auflagerung.  Längs  des  Stichkanales  ist  das  Wachs- 
thiiin  in  Pepton-Gelatine  anfangs  punktförmig,  in  Agar  massiger. 

In  Würze  und  Wflrzegelatine gedeiht  Bacilluslactis  visoo- 
sas  nicht.  —  Das  Verhalten  desselben  in  Milch  ist  an  anderer 
Stelle  (Ref.  Bd.  VII  d.  Z.)  eingehend  besprochen.  Sterilisirte  Milch 
wird  nach  4 — 6  Wochen  zähflQssig  wie  Honig  und  lässt  sich  in 
meterlange  Fäden,  ähnlich  den  Spinnenfäden,  ausziehen.  In  nicht 
sterilisirter  Milch  wird  nur  der  Rahm  fadenziehend  oder  schleimig. 
Dieser  Rahm  liefert  eine  weiche,  schmierige  Butter,  die  durch  das 
massenhafte  Auftreten  von  Buttersäurebacillen  rasch  dem  Verder- 
ben anheimfiUIt.  Dies  berechtigt  zu  der  Annahme,  dass  der  Ba- 
cillus lactis  viscosus  den  Buttersäurebacillen  gewissermaassen 
den  Boden  bereite.  Zur  Erhärtung  dieser  Behauptung  führte  A. 
folgendes  Experiment  aus:  Er  versetzte  eine  alte  Milchkultur  von 
Bacillus  lactis  viscosus  mit  dem  15-fachen  Volumen  Wasser. 
Nach  8 — 10  Tagen  zeigt  diese  Flüssigkeit  die  Konsistenz  vom 
Hflbnereiweiss.  Lässt  man  diese  an  freier  Luft  stehen,  so  siedeln 
sich  in  derselben  bald  zahlreiche  Buttersäurebacillen  an  und  er- 
regen eine  lebhafte  Buttersäuregährung.  —  Von  den  chemischen  Ver- 
änderungen der  Milch  ist  ausser  der  Bildung  der  fadenziehenden 
Substanz  zunächst  die  Veränderung  des  Kasein  zu  erwähnen.  Aus 
ganz  alten  Milchkulturen  konnte  es  durch  Ansäuern  und  Kochen 
nicht  mehr  gefällt  werden.  Der  Milchzucker  war  noch  in  erheblicher 
Menge  vorhanden.  F  e  h  1  i  n  g  'sehe  Lösung  lieferte  aber  einen  zeisigfar- 
tienen  Niederschlag,  der  jedoch  nicht  von  der  fadenziehenden  Substanz 
herrührt  Die  letztere  erhält  man  nebst  dem  veränderten  Kasein  durch  Fäl- 
lung mit  sehr  viel  absolutem  Alkohol  als  schneeweissen  Niederschlag, 
der  zahlreiche  Bakterienzellen  «inschliesst.  Die  Resultate  der  che- 
mischen Veränderungen  der  Milch  sowie  eigene,  in  verschieden  kon- 
zentrirten,  kohlehydratfreien  PeptonlOsungen  angestellte  Kul- 
turen ergaben,  dass  die  fadenziehende  Substanz  weder  das  Produkt 
einer  schleimigen  Gährung,  noch  ein  Zersetzungsprodukt  der  Bacillen 
selbst  ist,  sondern  von  der  Hüllsubstanz  der  Bacillen  herstammt, 
daher  wahrscheinlich  wie  bei  Bacillus  mesentericus  vulga- 
t  u  s  metamorphosirte  Cellulose  ist.  Dieselbe  wurde  durch  Kochen  und  Es- 
sigssäurezusatz nicht  verändert,  durch  Alkohol  aber  gefällt.  5— lOprozen- 
tige  RohrzuckerlOsung  mit  Peptonzusatz  erzeugte  keine  raschere  und 
reichlichere  Bildung  der  fadenziehenden  Substanz,  Milchzuckerlösungen 
verlangsamten  sogar  die  Entwickelung. 

Als  schätzenswerthen  Anhang  und  zum  Vergleiche  bringt  der 
Verf.  eine  Uebersicht  über  die  übrigen  bisher  bekannt  gewordenen 


700  ^*c.  UctiB  vUc.  —  Bac.  mclochloros.  —  8«pt.  und  pyim.  ProB«8M. 

Bakterien,  welche  die  Milch  io  einen  schleimigen  oder  fiideiiziehen- 
den  Zustand  zu  versetzen  vermögen. 

Dahingehören:  1)  die  kleinen  Kokken,  welche  Schmidt- Mühl- 
heim als  Ursache  einer  schleimigen  Gährung  in  der  Milch  ansieht, 
2)  gewisse,  von  Hueppe  gefundene  Kokken,  3)  die  Duclaax- 
schen  Aktinobakter- Arten,  4)  LoeffI  er's  Bacillus  der  schlei- 
migen Milch,  5)  der  Goccus  der  „langen  Wei^^  von  Weigmann, 
6)  der  muthmaassliche,  auf  Pinguicula  vorkommende  Urheber  der 
schwedischen  Dichtmilch  oder  langen  Milch,  7)  der  Kartoffelbadllus 
(Bacillus  mesentericus  vulgatus,  8)  der  von  Schütz  isolirte, 
von  K  a t z  beschriebene  Micrococcus  schleimiger  Milch ;  ferner  2 
pathogene  Arten,  die  als  Urheber  von  EuterentzündungeD  bekannt 
geworden  sind  und  aus  den  erkrankten  Eutern  in  die  Milch  gelangen, 
nämlich:  9)  die  Streptokokken,  welche  zuerst  Nocard  und  M ol- 
ler eau,  später  Hess  und  Borgeaud  aufifanden  und  studirten, 
10)  Der  Guillebau'sche  Bacillus  c,  den  Freudenreich  be* 
schrieb;  endlich  11)  die  2  aus  Bierwürze  und  Bier  stammenden  van 
Laer 'sehen  Bacillen  No.  I.  und  II,  welche  bei  Uebertragung  in 
Blilch  eine  grüne,  fadenziehende  Schichte  absondern. 

In  Bezug  auf  die  chemische  Zusammensetzung  der  fadenziehen- 
den Substanz  theilt  A.  die  Bakterien  in  3  Gruppen;  1)  solche,  bei 
denen  die  fadenziehende  Substanz  wahrscheinlich  durch  Quellung  der 
Zellwand  entsteht,  also  mehr  oder  weniger  veränderte  Cellulose  ist, 
wie  bei  Bacillus  mesentericus,  Bacillus  lactis  visco- 
sus  etc.,  2)  solche,  bei  denen  dieselbe  eiweisshaltig  ist,  wie  bei 
den  Wei-Kokken  und  3)  solche,  bei  denen  sie  stickstoffhaltig  ist,  je- 
doch nicht  zu  den  Eiweisskörpern  gehört,  wie  der  van  Laer'scbe 
Bacillus  viscosus.  *       W.  Winkler  (Wien). 

Winkler,  F.,  und  SehrStter,  H.  t..  Ein  neuer  grünen  Farb- 
stoff entwickelnder  Bacillus.  8^.  8  p.  Wien  1890. 
Die  Verff.  untersuchten  den  Raupenkoth  der  Obstmaden  des  Apfel- 
wicklers (Carpocapsa  pomonella  L.)  bakteriologisch  und  fanden 
in  demselben  neben  Aspergillus-  und  Hefearten  konstant  dneo 
beweglichen,  2—2,5  //  grossen  Bacillus  mit  abgerundeten  Enden, 
der  die  Gelatine  unter  Entwickelung  eines  grünen  Farbstoffs  äusseret 
schnell  verflüssigte  und  ein  Kanincben,  in  dessen  Bauchhöhle  eio 
Drittel  der  Pravaz' sehen  Spritze  von  einer  Reinkultur  gespritzt 
worden  war,  am  10.  Tage  tödtete.  Sie  geben  diesem  Mikroorgaoismu^, 
der  weder  mit  dem  Bacillus  pyocyaneus  a  und  /?,  noch  mit 
dem  Bacillus  fluorescens  a  und /?,  noch  mit  dem  Hajek- 
schen  Bacillus  foetidus  ozaenae  identisch  ist,  den  Namen 
Bacillus  melochloros.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Hahn,  H.,  Z.u.'r   Leichendiagnose    der   septischen  and 
pyämischenProcesse.  [Aus  dem  patholog.  Institut  zu  Berlin] 
(Virchow's  Archiv.  Band  CXXIII.  Heft  1.) 
Verf.  hat  eine  Reihe  von  septischen  Leichen  bakteriologisch  unter- 
sucht und  dabei  hauptsächlich  die  pathogenen  Kokken  berücksichtigt 
Zur  Untersuchung  gelangten  Eiter,  Milz,  Leber,  Nieren  und  zuweilen 


StpÜseh«  und  pyXmische  ProzeMif.   —  Kr«bfl.  701 

lodi  die  Lungen.    Als  Nährböden  dienten  Olycerinagar  und  Fleisch- 
wasserpeptonbouillon. 

Die  Färbung  von  Schnitten  erfolgte  nach  der  Gram 'sehen 
Methode  oder  mit  L  o  e  f  f  1  e  r  's  Methylenblau.  Die  Schnittuntersuchung 
ergab  oft  ein  negatives  Resultat,  während  die  Kulturmethode  noch 
Keime  nachwies.  In  den  Schnitten  wurden  nur  Kokken  gefunden.  Auch 
vom  frischen  Eiter  wurden  stets  mikroskopische  Präparate  angefertigt. 
Die  Thlerversuche  bestanden  in  subkutaner  Impfung  am  Ka- 
ninchenohre. 

Von  den  15  untersuchten  Fällen  waren  9  puerperale ;  in  6  Fällen 
war  der  Ausgangspunkt  eine  Phlegmone.  Von  den  9  Fällen  von 
Puerperalprozessen  waren  4  ausgesprochene  Fälle  von  Pyämie. 

Bakterioskopisch  fand  man  3mal  Streptokokken  in  fast  allen 
Metastasen  und  Organen,  Imal  nur  Staphylokokken. 

In  5  Fällen  von  Puerperalprozessen  bestand  Peritonitis.  In  dem 
Peritonealexsudate  wurden  3  mal  nur  Streptokokken,  2  mal  Strepto- 
kokken und  Staphylokokken  gefunden. 

Unter  den  nicht  ausgesprochen  pyämischen  puerperalen  Erkran- 
kungen fanden  sich  2  mal  Streptokokken  und  Staphylokokken.  In  2 
anderen  Fällen  von  Puerperalprozessen  fanden  sich  grosse  Mengen 
von  Streptokokken  in  den  inneren  Organen.  Verf.  neigt  sich  der  An- 
Bchanang  von  der  Identität  des  Streptococcus  pyogenes  und 
der  des  Erysipelcoccus  zu. 

In  den  Fällen,  in  denen  die  Allgemeininfektion  von  einer  Phlegmone 
ausgegangen  war,  fand  man  im  Eiter  Streptokokken,  zuweilen  auch 
Staphylokokken;  dagegen  ergab  die  bakterioskopische  Untersuchung 
der  inneren  Organe  ein  fast  vollständig  negatives  Resultat.  Viel- 
leicht handelt  es  sich  in  diesen  Fällen  um  einen  durch  die  Wirksam- 
keit der  Bakterien  hervorgerufenen  Intoxikationsprozess. 

Der  akute  Milztumor  ist  nach  Verf.^s  Erfahrung  keine  konstante 
Erscheinung  bei  der  septischen  Allgemeininfektion. 

Dittrich  (Prag). 

• 

Tmmpp,  Tli«9  Ueber  saprophyte  Schimmelpilze  im 
Brustkrebs.  (Inaug.  Diss.)  S"".  36  S.  1  Tfl.  Mönchen  1889. 
Verf.  veröffentlicht  einen  Fall  von  Mammacarcinom  bei  einer 
56  jährigen  Frau,  das  zur  Ulceration  gekommen  war,  und  bei  dem  in 
den  intumescirten  AchseldrQsen  ein  Schimmelpilz  gefunden  wurde. 
Züchtungen  wurden  nicht  gemacht,  die  Diagnose  wurde  nur  auf 
Grund  der  mikroskopischen  Untersuchung  gestellt.  Höchst  auffallig 
ist,  dass  Verf.  nicht  nur  Hyphen  mit  ausgebildeten  Fruchtköpfen, 
sondern  auch  Sklerotien  gesehen  haben  will,  die  ihn  veranlassen,  den 
Pilz  als  eine  sehr  kleine,  noch  nicht  beschriebene  Asper gillusart 
anzusprechen.  Nach  den  bisherigen  Beobachtungen  bilden  die  Hy- 
phomyceten  im  menschlichen  und  thierischen  Organismus  lediglich 
ein  Mycel,  während  Fruchtkörper  nicht  beobachtet  sind. 

Zur  Vervollständigung  seiner  Krankengeschichte  gibt  T.  ein 
Verzeichniss  von  Litteraturangaben  über  Schimmelpilzbefonde,  wobei 
er  saprophytische  und  pathogene  Pilze  nicht  scharf  trennt  Ganz 
vertraut  scheint  er  (überhaupt  mit  den  einschlägigen  Verhältnissen 
^^n.  Bd.  45 


1 


702  KmW. 

Bicht  zu  sein,  da  ihm  einige  nicht  ganz  verzeihliche  Irrthflmer  nut 
unterlaufen.     So    führt    er    an,   dass    Grawitz    ,,aiit    Erfolg    die 
Schimmelpilze  derart  umzOchtete,   dass  sie   sowohl  die  Alkalescenz 
des  Blutes,  als  auch  die  erhöhte  Temperatur,  ebenso  den  verringerten 
Sauerstoffgehalt  des  Blutes  nicht  nur  ertrugen,  sondern  üppig  vege- 
tirteu^^    Diese  angebliche  Entdeckung  von  Grawitz  ist  ja  bekannt- 
lich  von  Koch,   Gaffky  und  Loeffler  als  ein  Irrthum  nachge- 
wiesen worden,  herbeigeführt  durch  den  Umstand,   dass  Grawitz 
in    seinem  Versuch  Keime    von   saprophytischen    und    parasitischen 
Pilzen  zusammen  unter  der  Hand  gehabt  hatte,   von  denen  die  er- 
steren  bei  niedriger,  die  letzteren  nur  bei  höherer  Temperatur  ge- 
diehen.   Dies  hätte  dem  Verf.  bekannt  sein   sollen.    Ebenso  unklar 
ist  seine  Anschauung,  dass  „die,  wenigstens  theil-  und    zeitweise  in 
eitrigen  Sekreten   vorkommenden  Kokken^'   zu  den  Saprophyten  ge- 
hören.   Im  Ganzen  genommen  ist  das  Wenige,  was  T.   aus  eigener 
Beobachtung    mittheilt,    unvollständig  und  nicht  zweifelsohne,   das 
daran  geknüpfte  Räsonnement  vielfach  unzutreffend  und  keine  Be- 
reicherung unseres  Wissens.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Schutz,    J.,     Mikroskopische     Carcinombefunde    nebst 
ätiologischen  und  praktisch  verwendbaren  diagno- 
stischen Ausblicken.    Mit  6  Mikrophotographieen.  8^.  23  S. 
Frankfurt  a.  M.  1890. 
Verf.  macht  zunächst  Mittheilung  von  einigen  Bakterienfunden, 
die  er  bei  Carcinom  gemacht.    Er  fand  in  Schnitten  von  Lippencarü- 
nomen  einmal  schlanke  Stäbchen  von  der  Grösse  und  dem  Aosseben 
des  Tuberkelbacillus,  in  einem  zweiten  Falle  runde,   Vs  /^  grosse, 
regellos  gruppirte  Kokken,  in  einem  dritten  6 — 12  /u  lange,  1  fi  breite, 
wetzsteinförmige,  sporenhaltige  Bacillen  mit  spitzen  Enden.    Er  er- 
örtert im  Anschluss  daran  die  von  B  a  p  p  i  n  bei  Krebs  gef undeoeo 
Diplokokken,  die  Scheurlen'schen  „Krebsbacillen*^  und  die  im  An- 
schluss  an  diese  von  anderen  Forschern  —  Schill«   Domingos 
Freire,  Frauth  u.  a.  —  mitgetheilten  Bakterienbefunde  und  gibt 
seine  eigene  Anschauung  dahin  kund,  dass  er  diese  alle  für  zufällige 
hält,    welche  mit  dem  Krebs  nichts  zu  thun   haben;    mit  Seoger 
hält  S.  den  Krebs  Oberhaupt  nicht  fQr  eine  Bakterienkrankheit. 

Im    zweiten   Theile   seiner  Arbeit   hebt   er   die   histologiscbeo 
Eigenthümlichkeiten  hervor  und  weist  auf  die  Unterschiede  hin,  die 
zwischen  gewöhnlichen  Epithelzellen  und  Krebszellen  auf  Grund  der 
Lehre  von  der  Karyokinese  zu  gewahren  sind.    Er  fand  in  frisch 
untersuchten  Carcinompräparaten  so  auffallend  viele  Mitosen  —  mit- 
unter über  20  in  einem  Gesichtsfeld  — ,  dass  seiner  Ansicht  nach 
„der  Reichthum  der  Mitosen   direkt  einen  BQckschluss  auf  die  Bös- 
artigkeit einer  Geschwulst  gestatten  kann'^    Zweitens  fand  er,  „dass 
bei  Carcinom  unter  den  in  Karyokinese  befindlichen  Kernen  es  stets 
einige  gibt,  welche  eine  so  unverhidtnissmässige  Grösse  haben,  wie 
sie  in  den  entsprechenden   menschlichen  Geweben  sonst  nicht  vor- 
kommen, und  die  gewissermaassen  äusserlich  den  Stempel  einer  h^ 
heren  Virulenz  an  sich  tragen".    Drittens  beobachtete  er,  „dass  bei 
Carcinom  die  Mitosen  bezflglich  ihrer  Grösse  Verschiedenheiten  bei 
einem  und  demselben  Individuum  resp.  Tumor  erheblicher  Art  zeigen, 


WnrBelkn^llcli«!!  der  LeguminoMD.  703 


wfthreDd   in   {Aysiologischen  Geweben    thteriacher   wie   pflanzlicher 
Art eine  konstante  Gleichmässiglieit  in  der  Grösse  der  auf- 
findbaren Mitosen  vorhanden  i8t^^    ,,Jedoch  moss  man  oft  viele  Prä- 
parate  durchmustern,  um  die  Unterschiede  zu  konstatircn/^     „Die 
hervorragend  periphere  Lage  der  Mitosen  in  den  KrebszellenzQgeo, 
pamenüich  bei  den  grösseren  der  in  Karyokinese  befindlichen  Zellen, 
ist  ein   viertes  für  die  Diagnose  Krebs  beachtenswerthes  Merkmai/' 
Fünftens  weist  S.  auf  die  Häufigkeit  von  Wanderzellen  mit  fraktio- 
nirten  Kernen    innerhalb  des  Krebsepithels   hin,    die  sich  mit  den 
ADilinfarben  auffallend  gut  färben.    Endlich  weist  er  auf  die  beim  Car- 
cinom  in  allen  Fällen  ausnahmslos  vorhandene  reiche  Vascnlarisation  und 
BAndzellenbildung  hin.    Dm  alle  diese  Dinge  gut  erkennen  zu  können, 
moss   man  jedoch  nach  seiner  Ansicht  „bei  suspekten  Geschwülsten 
behufs  mikroskopischer  Untersuchung   die  Gewebstheile  ganz  lebend 
frisch  einer  Fixation  vor  der  Härtung  unterwerfen'^    Von  den  zur 
Fixirnng    empfohlenen  Methoden    empfiehlt   er   als    beste   die    von 
Flemming,  zur  Färbung  Karbolfuchsin  ev.  mit  Metbylenblau-Gegen- 
färbung.  M.  Kirchner  (Hannover). 

Laurenty  Recherches  sur  les  nodosit^s  radicales  des 
l^gumineuses.  (Annales  de  Flnstitut  Pasteur.  1891.  No.  2. 
S.  106.) 

Die  vorliegende  Arbeit  bietet  eine  interessante  Uebersicht  über 
die  historische  Entwickelung  unserer  Kenntnisse  über  die  Wurzel- 
knöllchen  der  Leguminosen  und  bringt  zugleich  eine  Reihe  neuer  Be- 
Qbacbtungen. 

Seit  Jahrhunderten  ist  es  bekannt,  dass  die  Leguminosen  im 
Stande  sind,  einen  unfruchtbaren  Boden  anzureichern.  H  e  1 1  r  i  e  g  e  1 
hat  zuerst  nachgevriesen,  dass  die  Vegetation  der  Leguminosen  in 
einem  stickstofifreien  Boden  nur  dann  eine  reichliche  ist,  wenn  ihre 
Wurzeln  die  zwar  längst  bekannten,  aber  in  ihrer  Funktion  uner- 
kannten eigenthümlichen  kleinen  Knöllchen  zeigen.  Seitdem  ist  die 
Frage  von  den  verschiedensten  Seiten  studirt  worden. 

Verf.  gibt  zunächst  eine  anatomische  Schilderung  der  Wurzel- 
knöllchen  und  der  darin  befindlichen  „Bakterol'den'S  Letztere 
zeigen  sehr  verschiedene  Formen,  besitzen  einen  mittleren  Querdurch- 
messer von  1  (X  und  gleichen  zum  Theil  gewöhnlichen  Bacillen,  haben 
aber  weniger  regelmässige  Kontouren,  während  andere  sogar  verzweigt 
sind  und  die  Form  eines  Y  oder  eines  T  zeigen.  Wie  schon  Frank 
und  Beyerinck  nachgewiesen  haben,  ist  die  Form  der  Bakteroiden 
bei  der  gleichen  Pflanzenspecies  sehr  konstant.  Reagentien  gegen- 
über verhalten  sich  die  Bakteroiden  wie  gewöhnliche  Bakterien,  färben 
sich  mit  Jod  gelb  und  nehmen  Anilinfarben,  besonders  Fuchsin  und 
Methyl  violett  mit  Begierde  auf,  ebenso  Hämatoxylin.  Ausser  den 
Bakteroiden  existiren  im  Knöllchengewebe  ferner,  was  schon  durch 
andere  Autoren  bekannt  ist,  fädige,  verästelte,  hyphenartige  Aus- 
breitungen, welche  die  Zellwandungen  durchbohren.  Verf.  gelang 
deren  Kachweis  in  Schnitten  besonders  gut  durch  Dahliaviolett,  und 
er  gibt  eine  Reihe  von  Abbildungen,  auf  denen  zum  Theil  die  von 
ihm  behauptete  Entstehung  der  Bakteroiden  durch  Knospenbildung 

45* 


704  «  WurMlkndUohen  der  L«gniiilndi«l« 

von  dicken,  fädigen  Bildungen  aus  zu  erkennen  ist  Prazmowski 
hat  die  Fäden  nachgewiesen  in  den  Knöllchen  von  Lupinns  per- 
ennis  und  Phaseolus  vulgaris,  Verf.  bei  Lupinus  luteus 
und  Phaseolus  multiflorus.  Bei  letzteren  beiden  Arten  ver- 
schwinden die  fädigen  Bildungen  alsbald  nach  Bildung  der  Bakteroideo, 
unter  Zurücklassung  vereinzelter  unregelmässiger  Protoplasmaklumpen. 

Von  verschiedenen  Autoren  wurde  bereits  nachgewiesen,  dass 
die  Knöllchenbildung  an  den  Wurzeln  der  Leguminosen  durch  In- 
fektion künstlich  hervorgerufen  werden  kann.  Verf.  suchte  vor  Allem 
zu  beweisen,  dass  ohne  Hinzutreten  von  Keimen  die  Entstehung  von 
Knöllchen  unmöglich  ist  Zwergerbsen  („Pols  nain  de  gräce'\  deren 
Stengel  30  cm  nicht  überschreitet)  wurden  mit  1  promille  Sublimat- 
lösung 15  Minuten  lang  behandelt  und  dann  nach  gründlicher  Ab- 
spülung  mit  sterilisirtem  Wasser  in  einer  geeigneten,  sterilen  Nähr- 
salzlösung in  Proberöhren  von  200 — 350  ccm  keimen  gelassen.  Nach 
eingetretener  Keimung  wurden  die  jungen  Pflänzchen  mittelst  steriler 
Watte  in  den  Röhren  so  befestigt,  dass  zu  den  Wurzeln  keine  Pilze 
zutreten  konnten.  Bei  6  derartigen  Versuchen  ergab  sich  am  Ende 
der  Kultur,  dass  nur  eine  ganz  unbedeutende  Stickstoffzunahme  in 
den  ausgewachsenen,  knöllchenfreien  Pflanzen  gegenübei*  den  Samen 
stattgefunden  hatte.  Die  Nothwendigkeit  eines  zweiten  Organismus 
zur  Erzeugung  der  Knöllchen  ist  hierdurch  bewiesen.  Verf.  hat  auch 
durch  Versuche  dargethan,  dass  nicht  beliebige  Bakterien  zum  Hervor- 
rufen der  Knöllchen  genügen.  Dagegen  lassen  sich  letztere  sicher 
erzeugen  durch  Impfung:  man  lässt  Zwergerbsen  keimen  und,  wenn 
die  Würzelchen  5—8  cm  lang  sind,  macht  man  Einstiche  in  dieselben 
mit  einer  Glasnadel,  mit  welcher  man  vorher  in  die  eventuell  mit 
Sublimatlösung  abgewaschenen  Knöllchen  irgend  einer  Leguminosenart 
eingestochen  hatte.  Dip  ersten  Knöllchen  erscheinen  dann  im  günstigen 
Falle  in  10  Tagen  nach  der  Inokulation,  und  zwar  nicht  bloss  an  den 
Impfstellen,  weil  ein  Theil  der  Aussaat  sich  auch  in  der  Nährlösung 
vertheilte.  Man  kann  auch  nur  letztere  infiziren,  doch  erfordert  die 
Knötchenbildung  dann  etwas  längere  Zeit.  Oder  man  kann  endlich 
nur  etwas  Erde,  auf  der  Leguminosen  gewachsen  sind,  zur  Aussaat 
verwenden.  Zur  Uebertragung  können  die  Knöllchen  der  verschie- 
densten Papilionaceen- Arten  genommen  werden;  sie  geben  stets 
positiven  Erfolg,  aber  die  Zahl  und  die  Grösse  der  ei*zeugten  Knöllchen 
variirt  je  nach  dem  Aussaatmaterial.  Verf,  gibt  eine  tabellarische 
Uebersicht  über  seine  bezüglichen  zahlreichen  Impfversuche  und  die 
dabei  vorkommenden  Verschiedenheiten. 

Die  Impfungen  geben  ein  verschiedenes  Resultat  ferner  je  nach 
dem  Alter  der  zur  uebertragung  verwendeten  Knöllchen.  Junge 
Pflanzen  liefern  sehr  kräftige  Mikroben,  bei  blühenden  Pflanzen  da- 
gegen vermindert  sich  die  Lebensfähigkeit  der  Mikroben,  noch  später 
bleibt  ein  Theil  der  Inokulationen  resultatlos.  Verf.  meint,  man  müsse 
eventuell  daran  denken,  dass  die  Wurzeln  der  Leguminosen  nicht  die 
natürliche  Wohnstätte  des  Mikroben  darstellen ;  hiergegen  spreche  je- 
doch, dass  es  möglich  ist,  ^denselben  während  mehrerer  Monate  von 
Erbse  zu  Erbse  zu  übertragen,  wenn  man  sehr  junge  Knöllchen  zu 
den  Inokulationen  wählt    Auch  die  Formen  der  Bakterol'den  in  den 


Wuraelknöllcbeta  d«i^  Legnmlaosett;  705 

könstiich  erzeugten  KnöUchen  sind  abh&ngig  von  der  Ausgangspflauze. 
Schon  Beyerinck  hat  nachgewiesen,  dass  diese  Formen  bei  den 
▼erschiedeuen  Arten  der  Leguminosen  differiren,  theils  bezüglich  Grösse, 
theila  Ramifikation,  bei  der  gleichen  Art  aber  konstant  sind.  Verf. 
findet,  dass  bei  Ueberimpfung  auf  Erbsen  die  spezifischen  Formen 
noch  wenigstens  w&hrend  einer  Generation  erhalten  bleiben,  glaubt 
übrigens  nicht,  dass  zur  Trennung  in  verschiedene  Arten  Anlass  ge- 
geben sei,  wohl  aber  handle  es  sich  um  physiologische  Rassen.  Schon 
H  e  11  r  i e ge  1  hatte  festgestellt,  dass  gelbe  Lupinen  auf  einem  Terrain, 
welches  niemals  Leguminosen  getragen  hat,  keine  KnöUchen  zeigen. 
Verf.  konnte  dies  im  Garten  des  Institut  Pasteur  vollkommen 
bestätigen,  während  gleichzeitig  ausgesäte  Bohnen,  Erbsen  u.  s.  w. 
mehr  oder  weniger  reichlich  Knöllchen  trugen.  Bloss  die  für  die 
Lupinen  geeignete  physiologische  Baase  war  in  dem  Boden  nicht 
Yorhanden. 

Woronin  sprach  1866  zuerst  die  Idee  aus,  dass  die  Legumi- 
nosenknöUchen  durch  Vermittelung  eines  Mikroben  zu  Stande  kämen, 
eine  Ansicht,  die  in  der  Folge  vielfach  bestritten,  von  Hellriegel 
wieder  aufgenommen  und  von  Beyerinck  und  Prazmowski 
durch  Gewinnung  von  Reinkulturen  des  „Bacillus  radicicola'^ 
definitiv  bewiesen  wurde.  Verf.  wählt  statt  letzterer  die  von  Frank 
gegebene  Bezeichnung  ,^hizobium  leguminosaru  m^S  differirt 
aber  von  Frank  wesentlich  in  Betreff  der  morphologischen  Eigen- 
schaften. Zur  Gewinnung  von  Reinkulturen  nimmt  Verf.  die  KnöU- 
chen von  jungen  Zwergerbsenwurzeln,  behandelt  dieselben  10  Minuten 
mit  1  promille  Sublimatlösung,  dann  mit  sterilem  Wasser;  hierauf 
werden  dieselben  zerquetscht  und  das  so  gewonnene  Material  dient 
zur  Aussaat.  Als  Nährsubstanz  wurde  nach  Beyerinck  gelatini- 
sirte  Erbsenbouillon  mit  Zusatz  von  Asparagin  benutzt;  das  letztere 
ervnes  sich  indes  nicht  als  vortheilhaft.  Die  Kolonieen  sind  weiss- 
lich  und  zeigen  eine  glänzende  Oberfläche;  bei  genügender  Uebung 
kann  man  sie  leicht  von  denen  der  gewöhnlichen  Bakterien  unter- 
scheiden. Kräftig  entwidcelte  Kolonieen  zeigen  eine  auffallend  schlei- 
mige Beschaffenheit.  Die  schleimige  Substanz  färbt  sich  energisch 
mit  Dahliaviolett ,  wird  bei  Jodbehandlung  gelb  und  zeigt  keine 
Cellulosereaktion.  Das  sicherste  Kriterium,  dass  man  es  mit  Kolonieen 
von  Rhizobium  zu  thun  hat,  liegt  in  der  erfolgreichen  Yerimpfung 
ai^  junge  Erbsenwurzeln  in  steriler  Nährlösung,  da  die  gewöhnlichen 
Bakterien  keine  KnöUchen  erzeugen.  Bei  Kultur  in  Bouillon  bildet 
sich  ein  schleimiger  Bodensatz,  in  dem  nicht  nur  die  einfachen  Stäb- 
chenformen, sondern  auch  verästelte  Fadenzustände  desRhizobiums 
zur  Beobachtung  kommen.  Eigenbewegung  konnte  auch  bei  den 
kleinsten  Formen,  entgegen  den  Angaben  von  Beyerinck  und  von 
Prazmowski,  nicht  wahrgenommen  werden. 

Da  die  Bakteroitden  des  Rhizobiums  durch  Knospung  aus 
Mycelfäden  hervorgehen,  so  ist  die  Pflanze  nicht  zu  den  eigentlichen 
Bakterien,  eher  zu  den  HefepUzen  und  zu  den  hefeartigen  Formen 
(„formes-levures^)  zu  rechnen.  Das  Vorhandensein  einer  Cellulose- 
membran  ist  durch  Vuillemin,  Pichi  und  Koch  erwiesen,  wo- 
4arch  die  Zugehörigkeit  zu  den  Myxomyceten  ausgeschlossen  erscheint 


70Ö  Wanelkn^llebeader  LegttmtBosMi» 

Eher  besteht,  wie  schon  Marshall  Ward  angeDommen  hat,  eine  Ver* 
wandtscbaft  mit  den  Ustilagineen,  bei  denen  darch  Brefeld  Spross- 
formen  genügend  bekannt  sind.  Am  meisten  aber  stimmt  das  Rhi- 
z  0  b  i  u  m  in  seinem  morphologischen  Verhalten  mit  der  von  Metschni- 
koff  als  Parasit  der  Daphnien  beschriebenen  Pastenria  ra* 
mosa,  mit  welcher  Verf.  das  Rhizobiam  in  einer  zwischen  den 
eigentlichen  Bakterien  und  den  niedersten  fadenbildenden  Pilzen  (Usti- 
lagineen^-Hyphomyceten,  Hefepilze)  zu  errichtenden  Gruppe  zu  yer* 
einigen  vorschlägt. 

Interessant  sind  noch  Laurent^s  Darlegungen  Ober  die  phy- 
siologischen Eigenschaften  des  Rhizobiams.    Dasselbe  darch- 
dringt  nicht  nar  die  Epidermis  der  Wurzeln  und  bewirkt  KnöUehenbil- 
dung  an  Ort  und  Stelle,  sondern  es  verbreitet  sich,  wie  Verf.  experimen- 
tell nachweist,  auch  in  der  Längsrichtung  und  erzeugt  Knöllchenbildong 
an  anderen  Stellen  der  Wurzeln.    Zur  normalen  Funktion  des  Rbi- 
zobiums,  welche  offenbar  in  der  Fixiung  des  Stickstoffe  besteht,  ge- 
hört reichlicher  Luftzutritt.    Bei  beschränkter  Luftzufuhr  zur  Wurzel 
enthalten   die  Knöllchen  nur  wenig  Bakterolden,  die  Erbsen  geben 
eine  nur  unbedeutende  Stickstoffiiusbeute  und  bleiben  elend,  ebenso 
wie  solche  ohne  Mikroben.    Die  in  den  leidlichen  gebildeten   Bak- 
teroTden  haben  gewöhnlich   nur  eine  kurz  dauernde  Ebcistenz,  man 
hielt  sie  deshalb  für  Reservenährstofie.    In  der  That  dienen  sie  zur 
Ernährung  der  Wirthpflanze,  sie  werden,  vermuthlich  durch  ein  Enzjm, 
aufgelöst,  verlieren,  wie  schon  Beyerinck  nachgewiesen  hat,  ihre 
Lebensfähigkeit  und  verschwinden  vollständig.    Verf.  hat  theils  rund- 
liche, theils  ovale  Körperchen  beobachtet,  welche  er  ftr  Q^sten,  ab- 
stammend von  den  Mycelien  häJt,  und  die  er  als  Dauerzustände  des 
Rhizobiums  ansieht,  bestimmt  fQr  den  Aufenthalt  in  der  Erde, 
nach  eingetretener  Fäulaiss  der  Wurzel. 

Die  vom  Veif .  studirte  Rasse  des  Rhizobiums  gedieh  auf  Gela- 
tine und  in  Erbsenbouillon  am  besten  bei  22 — 26^,  nicht  mehr  bei  90^ 
Bei  10®  erfolgte  noch  kräftiges  Wachsthum.  Wachsende,  •  intakte 
Knöllchen  müssen  im  Wasser  6  Minuten  lang  auf  90—95  ®  erhitzt 
werden,  um  ihre  Infektionsfähigkeit  flir  Erbsenwurzeln  zu  verlieren. 

Zusatz  von  1  promille  Kalium-  oder  Natriumnitrat  zur  Erbsen- 
bouillon macht  letztere  ungeeignet  fttr  das  Rhizobium;  gleichzei- 
tiger Zuckerzusatz  hebt  diese  Wirkung  auf.  Die  Assimilation  des  gas- 
förmigen Stickstoffs  durch  das  Rhizobium  ist  äusserst  wahrschein- 
lich, aber  bis  jetzt  nicht  bewiesen.  Man  kann  allerdings  zeigen,  dass 
das  Rhizobium,  wie  zuerst  Prazmowski  nachwies,  in  minerali- 
schen Nährlösungen  ohne  Stickstoff  gut  gedeiht,  während  die  gewöhn- 
lichen Bakterien  unter  den  gleichen  Bedingungen  sich  wenig  entwickeln. 
Verf.  hat  zahlreiche  Versuche  mit  mineralischen  Nährlösungen  unter 
Zufügung  von  5—10  ^/o  sorgfältig  gereinigtem  Rohrzucker,  Trauben- 
zucker, Mannit  oder  Olycerin  angestellt.  Die  Resultate  waren  am 
besten  bei  Rohrzucker.  Wenn  die  Nährlösung  nur  eine  Schicht  von 
5  mm  Dicke  bildet,  entsteht  ein  schleimiger  Bodensatz,  bei  einer 
Dicke  von  1  cm  bilden  sich  nur  Flocken,  bei  noch  grösserer  Dicke 
zeigt  sich  nur  TrObung.  Der  Zutritt  der  Luft  scheint  somit  bei  M- 
freien  Lösungen  erforderlich,  während  andererseits,  wie  Verl  herror^' 


^rftnkheiton  der  ftarnsteintiäaniA.  fO? 

Mt,  durch  ZuAihr  von  EohlehydrateD  die  Assimilation  des  Stickstofls 
befiSrdert  zu  irerden  scheint.  Die  Kolonieen  des  Rhizobiums  auf 
Lapinengelatine  entwickeln  sich  auch  in  reiner  Stickstoflfatmosphftre, 
obwohl  langsamer,  als  in  freier  Luft.  Die  Reaktion  des  N&hrsubstrats 
Ar  das  Rhizobium'muss  neutral  oder  schwach  alkalisch  sein,  in 
sauren  Medien  vermag  dasselbe  nicht  zu  gedeihen. 

Verf.  ist  damit  beschäftigt,  durch  Massenkulturen  des  Rhi- 
zobiums in  N-freien  Substraten  den  strikten  Beweis  der  Assimilation 
des  gasförmigen  StickstofiEs  zu  liefern.  Buchner  (MQnchen). 

Cenwentz^  H»,  Monographie  der  baltischen  Bernstein- 
b&ume.  Vergleichende  Untersuchungen  über  die 
Vegetaitionsorgane  undBlüthen  sowie  über  dasHarz 
und  die  Krankheiten  der  baltischen  Bernsteinbäume. 
Mit  18  lithographischen  Tafeln  in  Farbendruck.  Mit  Unterätützung 
des  westpreussischen  Provinziallandtages  herausgegeben  von  der 
naturforschenden  Gesellschaft  zu  Danzig.  Fol.  151  Seiten.  Danzig 
1890. 
Die  Abhandlung  beschäftigt  sich  mit  den  Bäumen,  welche  den 
baltischen  Succinit,  die  Hauptmasse  des  baltischen  Bernsteins,  im 
Eocän  gebildet  haben.  An  ausserordentlich  reichlichem  Material 
konnte  der  Verf.  nicht  nur  zahlreiche  andere  Einschlüsse  studiren, 
welche  zur  Kenntniss  der  Bernsteinbäume  und  des  Bemsteinwaldes 
beitragen,  sondern  insbesondere  auch  Wurzel,  Stamm  und  Aeste  der 
Stammpflanzen  des  baltischen  Succinites  bis  auf  die  (durch  die  natür- 
liche Einbettung  der  Präparate  in  ein  Material,  das  den  Kanadabal- 
sam in  dieser  Hinsicht  noch  übertrifft,  treflTlich  erhaltenen)  feinsten 
Einzelheiten  (Zellkerne)  in  ihrem  anatomischen  Bau  (an  Dünnschliffen) 
Qotersuchen  und  mit  den  entsprechenden  Verhältnissen  der  Bäume 
der  Jetztzeit  vergleichen.  Es  ergab  sich  hierbei  zunächst,  dass  alle 
Ueberreste  des  Stammes,  der  Aeste  und  Wurzeln,  die  früher  als  zu 
Terschiedenen  Baumspezies  gehörig  beschrieben  wurden,  derartig  in 
der  mikroskopischen  Struktur  übereinstimmen,  dass  sie  zu  einer  Spe- 
zies (oder  wenigstens  in  Bezug  auf  diese  Struktur  übereinstimmenden 
Arten)  gerechnet  werden  können.  Die  Gattungen  Picea  und  Pinus 
lassen  sich  mit  Sicherheit  anatomisch  nicht  unterscheiden,  daher  be- 
zeichnet Verf.  die  Urheber  des  baltischen  Succinites  als  Pinus  (s. 
laL)  succinifera  (Ooepp.)  Gonw.  Die  Nadeleinschlüsse  gehören 
verschiedenen  Spezies  an,  die  als  Pinus  baltica,  P.  silvatica, 
P.  banksianoides,  P.  cembrifolla  und  Picea  Engleri  be- 
zeichnet sind.  Ihr  Vorkommen  gestattet  keinen  sicheren  Schluss 
über  ihre  Zugehörigkeit  zu  der  auf  die  Holzbefunde  gegründeten 
Spezies  Pinus  succinifera,  ebensowenig  als  die  Zugehörigkeit 
der  männlichen  Blüten,  die  zur  Aufstellung  der  Arten  Pinus 
Reichiana,  P.  Schenkii  und  Pinus  Kleinii  führten,  zu  er- 
steren  ermittelt  werden  konnte.  Weiter  ergaben  die  Untersuchungen, 
dass  das  ganze  Bernsteinholz  in  pathologischem  Zustande  befindlich 
ist  und  dass  die  gewaltigen  Harzergüsse,  welche  zur  normalen  Ver- 
harzung in  demselben  Verhältniss  standen,  wie  heutzutage  die  Re- 
fiinoBis  und  Gummosis  zur  normalen  Harz-  und  Gummibildung  — 


70d  Itranktieiten  der  ISernsteiobitniiiA. 

als  pathologische  Prozesse  aafgefasst  werden  müssen,  die  mit  dem 
Nameu  Succinose  bezeichnet  werden.  Verf.  denkt  zwar  nicht  daran, 
dass  bei  den  Bernsteinbildangen  und  Bersteinergüssen  ähnlich  wie 
heutzutage  bei  der  Gummöse  der  Amygdaleen,  oder  den  Schleim- 
flQssen  der  Eichen  etc.  eine  bestimmte  Pilzspezies  der  Hauptarheber 
gewesen  sein  könne;  aber  er  weist  die  Wirksamkeit  einer  Menge  ein- 
zelner Schädlichkeiten  nach,  welche  zur  Erklärung  der  Bemsteinkrank- 
heit  ausreichend  erscheinen  dürften. 

Im  Bernsteinwalde  war  das  Pathologische  die  Regel.     In  erster 
Linie  war  die  Zahl  der  Insekten,  deren  Verwandte  auch   heutzu- 
tage die  Hauptfeinde  unserer  Forsten  sind,  eine  sehr  grosse.    Baum- 
läuse (L a c h n u s),  Harzgallmücken,  Wickler,  Lophyrus arten,  Holz- 
wespen, Hylesinen  u.  a.  Bostrichiden,  Buprestiden,  Anobiiden,  Ce- 
rambyciden  vereinigten  sich  in  ihren  Wirkungen.    Die  Einschlüsse  von 
Spechtfedern  im  Bernstein  beweisen,  dass  auch  Spechte  durch  Zimmern 
und  Zapfenzerstören  die  Bernsteinwälder  schädigten,  wie  Haarein- 
schlüsse die  Gegenwart  der  Eichhörnchen  u.  a.  Nager,  das  Vor- 
kommen gewisser  Insekten  (Tabanus,  Oestrus,  Stomoxys,  Sil- 
Yius,  Culex)  die  Existenz  grösserer  Warmblüter,  die  durch  Viehtritt 
schädlich  wurden,  beweisen  dürfte.  Die  Pilze,  welche  auch  in  unseren 
Wäldern,  besonders  da,  wo  die  Forstwirthschaft  mit  der  heutigen 
Mykologie  noch  auf  gespannten  Fusse  steht,  an  manchen  Orten  Baum 
für  Baum  befallen,  scheinen  in  den  feuchtwarmen  Bernsteinwäldem 
des   Eocäns  besonders  verheerend   aufgetreten  zu  sein.     Dank  den 
Untersuchungen  Hart  ig 's  kennt  man  die  Zersetzungserscheinnngeo, 
die  durch  die  einzelnen  Pilzparasitenspezies  im  Holz  hervorgerufen 
werden,   und  die   durch  sie  veränderte  mikroskopische  Struktur  so 
genau,  dass  sich  daran  die  Pilzspezies,  welche  die  Zerstörung  bewirkt, 
mit  Sicherheit  erkennen  lässt     Ein  längeres  Arbeiten  im  Labora- 
torium Hart  ig 's  hat  auch  den  Verf.  .befähigt,  nach  diesen  Wirkungen, 
denen  hie  und  da  Befunde  von  Pilzresten  selbst  hinzukamen,  ver- 
schiedene der  grossen  Zerstörer  der  Bäume  der  Jetztzeit  auch  in  den 
Bernsteinhölzern    nachzuweisen,    so  Trametes  piniFr.   (f.  suc- 
cinea),  Polyporus  vaporarius  Fr.  (f.  succinea),  P.  mollis 
f.  succinea.  Dagegen  fehlt  Agaricus  (Armillaria)  melleae 
und  Heterobasidion  annosum  (Trametes  radiciperda). 
Im  todten  Holz  wurden  ein  Xenodochus-artiger  Pilz,  ein  Cla- 
dosporium,  Sporotrichum,  Fusidium  und  ein  Hypochnus 
konstatirt.    Von  Phanerogamen,  die  nach  Lippert's  Beobachtungen 
auch  in  unseren  Tannenwäldern  ganze  Bestände  zu  Grunde  zu  richten 
vermögen,  kamen  die  Misteln  in  den  Bernsteinwäldem  vor.    Verf. 
führt    3    Arten    auf:    Loranthacites     succineus,  .  Patzea 
Johniana  und  P.  Mengeana. 

In  den  Bemsteinurwäldern  sind  sodann  eine  Reihe  von  Natur- 
erscheinungen, die  heutzutage  unsere  Wälder  schädigen,  allem  An- 
schein nach  in  viel  heftigerer  Weise  wirksam  gewesen.  So  die 
Aestung  oder  „Reinigung^'  der  Bäume  (von  den  unteren  verdorren- 
den und  zuletzt  den  saprophytischen  Pilzen  preisgegebenen  Aesten), , 
Baumschlag,  Windbruch,  Blitzschlag  (die  Holzsplitter  des 
guccinites,   deren  Wandungen  zerrissen  sind,   deuten  darauf  hin), 


Tom  X.  intaniAtioiutUn  madieinUchan  lton(^r«sse  sd  Borlin.         fQ^ 

kin),  Waldbrand  (io  Folge  Blitzschlags,  der  nur  bei  pilzkranken 
lod  hohlen  Bäumen  zünden  dürfte).  — 

Alle  diese  Schädlichkeiten  wirkten  dahin,  dass  sich  die  Bernstein* 
bftame  in  eiDem  andauernden  Zustande  der  Zersetzung  und  abnormen 
fltrzbildung  (Succinose)  befanden.  Aus  Astlöchern  quoll  dickflüssiges 
Um,  an  Schftlwunden  und  Baumschlagstellen  kamen  grossere  Mengen 
TOD  Harz  heraus,  und  wo  etwa  der  Blitz  eingeschlagen,  hingen  wohl 
aneh  lange  Harzzöpfe  stalaktitenartig  herunter.  Alle  diese  mit  Zell- 
saft gemischteD,  diüier  getrübten  Massen  erh&rteten  bald  an  der  Luft, 
warden  aber  später  wieder  durch  Einwirkung  der  Sonnenw&rme  in 
dflooflüssigcD  Zustand  versetzt  und  geklärt  Das  klare  Harz  überzog 
die  Oberfläche  des  Stammes  und  der  Aeste  und  nahm  in  diesem  Zu- 
stand leicht  Yorüberfliegende  Insekten,  wie  angewehte  Pflanzenreste 
in  sich  auf;  bei  wiederholtem  Flusse  entstanden  geschichtete  Stücke 
(Schlauben),  die  sich  durch  Reichthum  an  organischen  Einschlüssen  aus- 
leichoen.  Das  dünnflüssige  Harz,  welches  von  den  Zweigen  zur  Erde 
herabtropfte,  yerkittete  hier  den  aus  den  zu  Fall  gebrachten,  in  mäch- 
tigen Lagen  Ober  einander  geschichteten  und  durch  Pilze  und  Thiere 
xeraetzten  Baumresten  entstandenen  Mulm  zu  unf5rmlichen  Massen, 
welche  den  „Fimiss**  des  Bernsteinhandels  geliefert  haben.  — 

Als  sich  der  Boden  senkte  und  Meerwasser  darüber  flnthete,  ver- 
iid  auch  der  Bernsteinwald  seinem  Geschick,  Harz  und  Hölzer  ge- 
riethen  ins  Wasser  und  wurden  später,  zusammen  mit  den  Resten  der 
Meeresthiere,  in  den  feinen  Sandmassen,  der  sogenannten  blauen  Erde, 
abgelagert,  die  aus  der  Zertrümmerung  des  früheren  Untergrundes 
des  Bemsteinwaldes  hervorging. 

Die  Begründung  des  Vorstehenden  und  die  eingehenden  Be- 
schreibungen der  Bemsteinbäume  und  ihres  anatomischen  Baues 
mögen  in  dem  umfang-  und  inbaltreichen  Werke  selbst  nachgelesen 
werden.  Ludwig  (Oreiz). 


Originaibericilte  Ober  Kongresse. 


Bakteriologisohes  vom  X.  intematioiialen  mediomischen 
Kongresse  zn  Berlini  4. — 9.  Angost  1890. 

(FortMtmng ) 

Aus  den  Abtheiluogs-Sitzungen. 

XT.  Abthellnng:  Hygiene. 

KOTLortet(Lyon),  Die  pathogenen  Bakterien  des  tiefen 
Schlammes  im  Genfer  See. 

Die  Versuche  von  Fol  und  von  Dunant  haben  gezeigt,  dass 
ein  Wasser  mit  sehr  hohem  Keimgehalte,  wenn  es  einer  achttägigen 
Rahe  aberlassen  bleibt,  94  ^/«   seines  Bakteriengehaltes  ausscheidetr 


7lO        Öaktortoi.  Yom   iL,  iatoniAtioDftten  fliAdidnisciieii  ttoogreua  sa  bwttn. 

Die  obersten  Wasserschictaten  des  Gtenfer  Sees  enthalten  nur  38  Mi- 
kroben pro  ccm.  Es  lag  demnach  nahe,  hier  an  einen  ähnlichen  Vor- 
gang zu  denken  und  der  Frage  näher  zu  treten,  ob  die  Bakterien  in  dem 
Schlamme  der  verschiedenen  Tiefen  des  Genfer  Sees  l^n  und  ge- 
deihen können,  wie  zahlreich  sie  daselbst  vorhanden  and  event  <Ä 
sie  schädlicher  Natur  sind. 

Die  in  der  Nähe  von  Morges,  2  Kilometer  vom  Ufer  entfernt, 
aus  einer  Tiefe  von  40—50  m,  also  bei  einem  Drucke  von  4—5  Atmo- 
sphären und  bei  der  konstanten  Temperatur  von  +  4,5^  G  unter 
allen  Kautelen  heraufgeholten  Schlammproben,  die  theils  von  der 
Oberfläche  der  Schlammschichte,  iheils  aus  dem  thonigen  Unterboden 
stammten,  wurden  in  sterilisirtem  Wasser  aufgeschwemmt  und  davon 
Quantitäten  im  Verhältnisse  von  1  ccm  zu  100  g  Körpergewicht  sab- 
kntan  an  Meerschweinchen  verimpft  Alle  Versuchsthiere  gingen  prompt 
mit  Oedem  an  der  Impfstelle  zu  Grunde.  Der  Schlamm  von  den 
oberen  Schichten  und  aus  grösseren  Tiefen  erwies  sieh  virulenter  und 
tödtete  die  Thiere  in  kürzerer  Zeit,  als  jener  aus  den  tieferen  Schichten. 
Der  von  einer  bloss  200  m  vom  Ufer  entfernten  und  nur  4  m  tiefen 
Stelle  herrührende  Sand  war  steril,  Thierversuche  mit  demselbem  gaben 
negative  Resultate,  so  dass  hier  eine  Reinigung  durch  lokale  Strö- 
mung angenommen  werden  kann. 

Von  den  verschiedenen  Schlammproben  wurden  zahlreiche  Kul- 
turen angelegt  und  aus  ihnen  der  Staphylococcus  pyogenes 
aureus,  der  Tetanusbacillus,  das  Bacterium  coli  commune 
und  der  Typhusbacillus  isolirt.  Wahrscheinlich  ist  auch  der  Tuber- 
kelbacillus  im  Seeschlamme,  vorhanden,  die  diesbezüglichen  Versuche 
sind  jedoch  nicht  genügend  zahlreich  gewesen,  um  hierüber  eise  be- 
stimmte Angabe  machen  zu  können. 

Jener  Theil  des  Sees,  aus  welchem  das  Untersuchungsmaterial 
stammte,  enthält  ein  chemisch  sehr  reines  Wasser.  Auch  dessen 
Bakteriengehalt  dürfte  wesentlich  geringer  sein,  als  er  für  das  See- 
wasser in  der  Nachbarschaft  von  Oenf  konstatirt  worden  ist.  Trotz- 
dem enthalten  die  tiefen  Schlammschichten  schädliche  Bakterien, 
welche  auf  den  thierischen  Organismus  mit  derselben  Energie  ein- 
wirken, wie  jene,  die  Vortr.  in  den  Filtrirwerken  der  Stadt  Lyon  ge- 
funden hatte. 

Die  angeführten  Versuche  gestatten  zu  schliessen,  dass  die  Mi- 
kroben, welche  durch  die  Winde  an  die  Oberfläche  dieses  immensen 
Wasserbeckens  gebracht  oder  von  den  Flüssen  zugeführt  werden, 
wie  alle  anderen  Körper  dem  Einflüsse  der  Schwere  unterliegen.  Sie 
fallen  mehr  weniger  langsam  zu  Boden  und  häufen  sich  in  grosser 
Menge  auf  der  Oberfläche  des  feinen  grauen  Schlammes  an,  welcher 
den  Seekessel  bedeckt.  Die  Mikroorganismen  werden  durch  den 
langen  Kontakt  mit  der  grossen  Wassermasse  nicht  vernichtet  und 
bewahren  in  der  dunklen  Tiefe  bei  der  konstanten  Temperatur  Ton 
+  4,5^  C  ihre  Lebensfähigkeit  eine  vielleicht  sehr  lange  Zeit  Zu- 
folge der  sie  umgebenden  und  ebenfalls  durch  die  Wirkung  der 
Schwere  mitgerissenen  organischen  Substanzen  können  sie  sieb 
daselbst  wahrscheinlich  durch  lange  Rdhen  von  Generationen  ver- 
mehren. 


Jl^kterlol.  Tom  iL.  internationAian  ttiA  lldnuchen  RongresM  in  berÜn.         711 

Herr  Ymlade  (Paris),  Ueberdun  antise ptis eben  Wert h  der 
ADilinfarben. 

Die  yoD  Vignal  ausgefQbrten  bakteriologischen  Untersachangen 
aber  den  aotiseptiscben  Werth  des  von  Merck  bezogenen  violetten 
Qod  gelben  Pjroktanins  zeigten,  dass  die  Entwickelung  des  Strep- 
tococcas  pyogenes  und  des  Staphylococcus  pyogenes 
aureus,  wenn  man  einen  Tropfen  der  betreffenden  Kaltar  in  steri- 
Ssirte,  mit  Pyoktanin  in  verschiedenen  Dosen  versetzte  Fleischbrühe 
einbringt,  erst  bei  einem  Gehalte  von  0,35  g  Pyoktanin  pro  Liter 
verhindert  wird.  Bei  etwas  geringeren  Dosen  bildet  sich  ein  aus  gut 
gefikrbten  Kokken  bestehender  Bedensatz.  Das  Antisepticum  wurde 
bei  einer  anderen  Versuchsreihe  dem  Kolbeninhalte  erst  dann  hinzu- 
gefllgt,  als  die  geimpfte  Bouillon  deutlich  getrQbt  war.  Zur  Ab- 
tOdtnng  der  oben  erwähnten  Kokken  bedarf  es,  wenn  sie  in  voller 
Entwickelung  begriffen  sind,  eines  Zusatzes  von  0,47  g  violettem  oder 
von  1,25  g  gelbem  Pyoktanin.  Die  an  Seidenfflden  angetrockneten 
Mikroorganismen  werden  durch  die  Einwirkung  einer  l^/oo  violetten 
Pyoktaninlösung,  und  zwar  der  Streptococcus  pyogenes  nach 
7&  Minuten,  der  Staphylococcus  aureus  nach  90  Minuten  und 
ein  Gemisch  saprogener  Bacillen  nach  2  Stunden  abgetMtet.  Das 
gelbe  Pyoktanin  wirkt  auf  dieselben  Mikroorganismen  unter  gleichen 
Verhältnissen  erst  nach  2,  2Vs  bezw.  3^U  Stunden  ein.  Um  ähn- 
liche Bedingungen  zu  schaffen,  unter  welchen  die  Bakterien  im  Or- 
ganismus sich  vorzufinden  pflegen,  wurden  die  Bouillonkulturen  mit 
dem  gleichen  Volumen  Eieralbumin  vermengt,  FlanellstQckchen  mit 
der  Mischung  imUbirt  und  im  Exsiccator  getrocknet  Zur  Abtödtung 
des  Streptococcus  pyogenes  war  bd  dieser  Versuchsanordnung 
eine  IVsStündige,  für  den  Staphylococcus  aureus  eine  IV4- 
stflndige  und  fQr  das  Bakteriengemisch  eine  2  stündige  Einwirkung 
der  V/^o  violetten  Pyoktaninl6sung  nOthig.  Das  gelbe  Pyoktanin 
übte  eine  noch  verzügertere  Wirkung  aus.  Schliesslich  wurden  drei 
arsen-  und  phenolfireie  Aailinfarben  (Methylviolette  und  Auramin)  aus 
der  Fabrik  von  Perrier  in  Saint- Denis  auf  ihren  antiseptischen  Werth 
geprüft  und  ihre  bakterientOdtende  Eigenschaft  als  eine  dem  Merck- 
Bchen  Präparate  ziemlich  nahestehende  befunden. 

Aus  den  Versuchen  geht  hervor,  dass  die  mit  dem  Namen  Pyo- 
ktanin bezeichneten  Anilinfarben  sehr  schwache  Antiseptica  sind. 
Nichtsdestoweniger  gibt  es  Fälle,  bei  welchen  das  Pyoktanin  wegen 
seines  ausserordentlichen  Penetrationsvermögens  sich  viel  wirksamer 
erwdsty  ids  SubUmat. 

(FortsetniDf  folgt.) 


7l^  itra*  titt«niai>. 


Neue  Litteratur 

nanuneofeftent  tob 

De.  Abihub  Wübzbuba, 

«iMiii^wjiM  tu  TrtwiHttiiiM  GeeoBdheltMBte  In 


AllfemdBM  Aber  Bakiwlai  uid  ParailteB. 

Kirolmmr,  K.,  Die  B«d«atiuig  d«r  Bakttriologie  flir  di«  öffentUebe  CksnndbeitiflUgeL 
(Berliner  Klinik,  hrsg.  t.  E.  Hahn  n.  P.  Für  bringer.  83.  Heft)  gr.  8*.  86  p. 
Berlin  (Fiaeber'e  mediein.  Bnchb.,  H.  Kornfeld)  1891.  0,60  M. 

Morphologie  w%d  B^tttmnHk, 

Bauai,  J.,  Zur  Morphologie  und  Biologie  der  SproMpilse.  (Zeitschr.  f.  Hygiene.  Bd.  X. 
1891.  Heft  1.  p.  1— fiO.) 


(Olhning,  Flnlnlae,  Stoflhreeheelprodakte  uw.) 

Eoflk,  Weitere  BeitrXge  nir  Kenntniss  der  Fiolnies-B«kterien.  Ueber  einige  Stoff- 
weehselprodnkte  des  Baclllns  flnoreecens  liqueCuiettfl.  (Sonderdr.)  gr.  8*.  4  p. 
WOnbnrg  (Stahel)  1891.  0,50  K. 

YilUen,  A.,  Snr  U  fennentation  de  U  fiienle  par  l'action  da  ferment  batyriqne.  (Compt. 
rend.  de  rAcad^mie  des  sdences  de  Paris.  T.  CXH.  1891.  No.  10.  p.  688—588.) 

BeileliBBfeB  der  BtkterleB  «ad  Fanflilem  war  «BbeleUea  Kate. 

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K«tt6  Utttratar.  YlS 

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JTriiiwIiliiif m  I  KUiiimifs  Stütttritn  wn/d  Plsr^tittin  6m  TMswn. 


Stand  der  bösartigen  ansteckenden  Krankheiten  unter  den  Hansthieren  in  Dinemsrk  im 
4.  Vierteljahr  1890.     (Veröffsntl.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  14.  p.  8U.) 

Kniildieiten  der  Enihiifer. 
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Bamy,  J.,  laflaensa  du  cheral.  (Annal.  de  la  soe.  de  m4d.  de  Gand.  1890.  p*Wr- 
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KnoUieitai  der  l^eDrafer. 

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sensch.  u.  prakt  Thierheilk.  1891.  No.  8.  p.  886—880.) 

JSTankkmUtrr$ffmd€  BakUnm  vmd  Pmrmwkm  hm  Pfkumm* 

(Hftada,  A.»  Sulfate  ''de  fer  ponr  la  destruction  des  maladies  para^taires  de  Is  ^^ 
cryptogames  et  inseotes  y  compris  le  phyllox4ra.  8®.  18  p*  Nancy  (impr.  %fi^ 
1891. 

KUia,  1.,  Neuere  Versuche  sur  BekKmpfnng  der  Bftbennematoden.  8®-  7  P*  ^* 
1891. 


Ke««  LItlwfttar.  716 

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pins  «D  Sologne  «t  Im  iDoyenn  de  U  combattre.     8^     18  p.     Orleans  (impr.  Michau 

et  Co.)  1891. 
FKÜliMx  et  JküMMniKt  Sar  deax  parasite«  da  sapin  pectio^;  aar  quelques  ehampigDons 

parasitee  nooTeaux.     (Ballet  de  la  soc.  myoolog.  de  France.  T.  VI.  1890-  fase.  4.) 
,    Parasitisme  du  BotrytU  cinerea   et  da  Cladosporinm  herbamm;   note  snr  I'aro- 

mjcaa  acntellatua  Schrank;  note  sur  le  Dotbiorella  Bobiniae.     (Bullet,  de  la  soo.  mj- 

eolog.  de  France.  T.  VI.  1890.  £mo.  4.) 
Bill— latt  ^'  A.|   Deicription  de«  ennemis   de   la  Tigne.    Proo^d^e  lei  meillears  pour 

les    eombattre,    ouvrage   saivi   de   la   liste   des    arrondissements    de  France  d^lar^ 

piiyUoz^r^s  alnsi  qua  de  cenz  aatoris^s   ä  llmportation  des  c^pages  am^ricaine.    8*. 

ISS  p.     MAcon  1891.  1  fr. 

tovafltea«,   L.,  Rapport!   di   resistenza  dei  vltig^i  della  provincia  di  Napoli  alla  pero- 

■ospora.     [Bstr.   d.   Annnar.  d.  R.  Souola  superiore   d'Agricolt    in   Portivi.    Vol.  V. 

1890/91.]    4*.     1  tar.    Portid  1890/91. 
Tiveaa»,  A^  II  fango  bianeo  delle  radici,  rhyzoetonia  blMOteetnm.  8*.    14  p.   Mantova 

(Tip.  MondoTi)  1890. 

Sehatrimpfiingeii,  kllnstUehe  Infektionsknaikhelten,  Bntwleke- 

lunKshemniimg  und  Yemiehtniiff  der  Bakterien  mit  besonderer 

Berflekslelitigang  der  Arbeiten  Aber  das  Eoeh^sche 

HellTerfSdiren  gegen  Tubereolose. 


U  E.  T.y  Einleitender  Vortrag  sa  der  Besprechang  über  die  Koch'sche  Ent- 
deckung.    (Berl.  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  16,  16.  p.  881—866,  396—401.) 

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Für   gebUdete  Laien,     gr.  8«.     61  p.  mit  Abbildgn.     Düsseldorf  (Felix  Bagel)  1891. 

0,80  fr. 

Chittmaim,  F.,  lieber  Anwendung  des  Koch'schen  Heilverfahrens  bei  Lungentnberculose. 
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(Therapeut.  Monatsh.   1891.  Heft  4.  p.  889—848.) 
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No.  10.  p.  178—181.) 
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BerioktlsruMr* 

In  No.  17  dieses  Bandes  8.  668  mnss  auf  Zeile  7  von  unten  „solche**  gestridiao 
werden ;  auf  der  vorletsten  Zeile  muss  es  heissen  „nichthalogene  Photo  bakterisn". 

In  dem  Referat  Aber  Lubarsch,  Untersuchungen  6ber  die  Ursachen  der  angebo- 
renen und  erworbenen  Immunität  S.  613  dieses  Bandes,  86.  Zelle  von  oben  muss  stitt 
„sporenhaltige"  „sporen  freie**  gelesen  werden.  Der  darauf  folgende  Sats  muss  Isot«: 
„in  seinen  Versuchen  war  noch  nach  80  Tagen  ein  Theil  der  eingebrachten  Bsdliss 
lebensflhig ;  bei  Verwendung  sporenhaltigen  Materials  waren  selbst  nach  Vsrisof 
von  87,  Monaten  u.  s.  w.** 


Originaladttheilwigai.  SohAti,  J.,  Mikroskopische  CarcinombeAuds 


Loew,  0.»  Die  chemischen  VerhXltnisse  di 


nebst   Ätiologischen   und   praktisch  ▼«• 


Bakterienlebens.  (Ori(f.)  (Forts),  p.  690.   ;       wendbaren     diagnostischen    Ausblicken, 
StamiMii,  W.  V.,  und  BruM,  David,  Eine  i       P-  708. 

neue  Methode,  Flüssigkeiten  in  die  Bauch-   i   Tmmpp,  Th.,  Ueber  saprophyte  Sehimmel- 


höhle   der  Versuchsthiere   einzuspritsen. 
Mit  3  Abbildungen.    (Orig.),  p.  689. 


pilse  im  Brustkrebs,  p.  701. 
Wiiüder,  F.,   und  8ohz6tter,  H.  v.,  fin 


TinOBi,  O.,  u.  CatUnl,  GluMppiAa,  Ueber  »•««'•  grünen  Farbstoff  entwickelnder  Es- 

die  Eigenschaften  des  Tetanus-Antitoxins.  ^ll^f  P-  700. 


(Orig.),  p.  686. 

BaCemte. 

AdaaMti,  L.,  Untersuchungen  Über  Bacillus 
lactis  viscosus,  einen  weitverbreiteten 
milcbwirthschaftlichen  SchAdling,  p.  698. 

Gonwenti,  H.,  Monographie  der  baltischen 
Bemsteinblume,  p.  707. 

Hahn,  M«,  Zur  Leichendiagnose  der  sep- 
tischen und  pyfimischen  Prosesse,  p.  700. 

LanroBt,  Becherches  sur  les  nodositis  ra- 
dicales  des  l^minenses,  p.  708. 


Origiamlbtrlehte  über  KflBgrsns. 
Bakteriologisches  vom  X  ioter- 
nationalen   medicinischen  Kos' 
grosse  SU  Berlin, 
4.-9.  August  1890.    (Fortsetsiug.) 
Lortel,  Die  pathogenen  Bakterien  des  liflfai 

Schlammes  im  Qenfsr  See,  p.  709. 
Valuda,   Ueber  den  aatiseptisehen  Wwtt 
der  Anilinfitfben,  p.  711. 

V«M  Uttaratsr,  p.  718. 


Vh>nnAWueh«  BoDbdnekerti  CSvxwmmui  FoU«)  ia  Jewk 


für 


Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 

In  Yerbindung  mit 

QelL  M.  Prof.  Dr.  LesM  m  Frofiasor  Dr.  Loefler 

In  Lolpzlc  In  tirallinrald 

heraoBgegeben  yon 

Dr.  O.  IJlilinrorni  in  CaiSseL 


-M- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  in  Jena. 


*fX,  Band.        -o-         Jena,  den  6.  Juni  1891.  -o-         No«  22« 

Prdi  für  den  Bftad  (26  ViimmAm)  14  Kark. 

Jfthrlicb  erscheinen  swei  BiGide. 

— tA     Zu  beziehen  darch   alle  Buchhandlangen  and  PostansUlten.    %t^ 

Die  Redaktion  des  „Centralblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten' 
kund^f'  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  erg^ene  Bitte,  etwaige 
Wünsche  um  Lieferung  van  besonderen  Abdrüeken  ihrer  Auf" 
Sätze  entweder  bei  der  Einsendung  der  Abhtundlungen  an  die 
Beda^kÜen  auf  das  Man/uskript  schreiben  zu  woUen  oder  spä- 
testens nach  JSmpfang  der  ersten  Korrektnrahzüge  direkt  an 
den  Verleger  9  Herrn  Gustav)  Fischer  in  Jena^  gelaaigen  zu 
lassen*  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können. 


Original  -  NiitUieiiungen. 

üeber  eine  neue  Anwendong  des  Safranins. 

Von 

Dr.  P.  Kaiiftnann 

in 

Alexandrien. 

Die  nahe  chemische  Verwandtschaft,  welche  das  Safranin  zu  den 
Rosanilinen  za  besitzen  scheint  und  die  Beobachtung,  dass  bei  Be- 
handlung von  wässriger  Safraninlösung  mit  Jodjodkalilösung  ebenso 
wie  bei  den  Pararosanilinen  eine  Schwebefällung  eintritt,  veranlassten 
mich,  mit  diesem  bisher  nur  als  Kemfärbemittel  benutzten  Farbstoffe 
Färbungsversuche  an  Bakterien  nach  der  Weigert 'sehen  Fibrin- 
fiürbungsmethode  vorzunehmen. 

IX.  Bd.  46 


718  KanfmAnUf  Ueb«r  eine  nene  Anwendung  des  Sefranliit. 

Das  Ergebniss  meiner  Versuche  war  insofern  ein  Qberraschendes, 
als  es  mir  nicht  nur  gelang,  nach  Gram  färbbare  Bakterien,  son- 
dern auch  Zellkerne  in  sdböner  Weise  zu  färben.  Die  Jodbebandlang 
übt  bei  den  letzteren  entschieden  dieselbe  fixirende  Wirkung  aus, 
wie  bei  den  Bakterien ;  denn  wenn  ich  ein  Gewebe  etwa  10  Minuten 
mit  Safranin  färbte  und  dann  sofort  entfärbte,  so  vermochte  ich  den 
Farbstoff  viel  leichter  aus  den  Kernen  zu  entfernen,  als  wenn  ich 
die  letzteren  nur  2  Minuten  unter  nachträglicher  Behandlung  mit 
Jodjodkali  färbte.  Wenn  ich  den  Farbstoff  (man  kann  sich  übrigens 
einfach  einer  wässrigen  Safraninlösung  [5^/o — lO^/o]  bedienen)  etwa 
5  bis  10  Minuten  einwirken  liess,  so  gelang  es  mir  bisweilen,  schöne 
Kerntheilungsfiguren  darzustellen.  Eine  Fibrinfärbung  lässt  sich  nar 
in  sehr  unvollkommener  Weise  erzielen,  das  Bild  ist  viel  undeut- 
licher, als  das  durch  Gentianaviolett  erzeugte. 

Da  die  Bakterien  einen  braunrothen  bis  braunen,  die  Kerne 
einen  rothen  Ton  annehmen,  so  ist  es  möglich,  bei  Färbung  eines 
Bakterien  enthaltenden  Gewebes  die  letzteren  deutlich  hervorzuheben 
und  ihre  Lagerung  im  Grewebe  näher  zu  bestimmen.  Ich  möchte 
indessen  empfehlen,  die  einfache  Färbung  mit  Safranin  nur  da  an- 
zuwenden, wo  es  sich  um  eine  schnelle  Orientirung  handelt,  im 
Uebrigen  aber  die  Safraninfärbung  mit  der  Gentianaviolettfärbung  za 
kombiniren.  Da  nämlich  Safranin  eine  stärkere  Affinität  zu  den 
Kernen,  dagegen  eine  schwächere  zu  den  Bakterien  und  dem  Fibrin 
besitzt,  als  Gentianaviolett,  so  ist  man  im  Stande,  durch  Anwendung 
einer  mit  Gentianaviolett  versetzten  Safraninlösung  eine  Doppel&r- 
bung  in  der  Weise  zu  erzielen,  dass  die  Kerne  rotb,  Fibrin  und 
Bakterien  blau  gefärbt  werden;  zuweilen  erhalten  die  letzteren, 
wahrscheinlich  in  Folge  zu  starker  Einwirkung  des  Safranins,  einen 
bräunlich-blauen  Farbenton  und  wir  haben  dann  eine  dreifache 
Färbung. 

Die  Mischung,  deren  ich  mich  bediente,  war  in  folgender  Weise 
zusammengesetzt : 

Safranin  0  .    .    .    .  1,25  g  ?,         c%tL  o  *      •    /r  ül\ 

Gentianaviolett     .    .  0>5„l^^«8P-  25  ccm  wassr.  Saframn  (5J) 
Aq.  dest     ...    .30,0,;/  &    »         "      Gentianav.  (5%) 

Anilinöl 0,5  „ 

Alkoh.  absol.  (od.  98<Vo)  2,0  „ 

Leider  scheint  diese  Mischung  nicht  lange  haltbar  zu  sein.  Ob 
hier  eine  Zersetzung  stattfindet  oder  ob  der  Alkaligehalt  der  Labo- 
ratoriumsluft, ebenso  wie  bei  der  Fuchsintinte,  eine  Rolle  spielt,  ver- 
mag ich  nicht  mit  Bestimmtheit  anzugeben. 

Das  einfachste  Verfahren,  eine  Doppelfärbung  zu  erzielen,  ist 
folgendes : 

Man  behandelt  den  Schnitt  auf  dem  Objektträger  1—2  Minuten 
mit  wässriger  Safraninlösung  (5^/o),  trocknet  ab,  färbt  10—15  Se- 
kunden mit  der  Weigert'  sehen  Fibrinfarbe  und  verfährt  sodann 
in  der  üblichen  Weise. 

Neapel,  11.  Mai  1891. 


BubfS;  Ueber  Badlleii -der  hämorrhagischeD  Infektion  des  Menschen.        719 


lieber  Bacillen  der  hämorrhagischen  Infektion 

des  Menschen. 

Von 

y.  Babes 

in 

Bucarest. 

Wir  unterscheiden  in  unserem  Lehrbuche  (Les  Bact^ries  etc. 
par  Cornil-Babes.  III  6d.  1890.  Seite 553,  dann  in  Annales  deTIn- 
stitut  de  Pathol.  et  de  Bactöriol.  de  Bucarest.  1888/89.  Babes-Mari- 
nescu,  Les  sept  hämorrh.)  wesentlich  3  Gruppen  von  Mikroorganis- 
men, deren  ursächliche  Beziehungen  zu  der  hämorrhagischen  Infektion 
des  Menschen  aus  zahlreichen  bakteriologischen  Analysen  des  Kada- 
vers an  hämorrhagischer  Infektion  Verstorbener  sowie  aus  den  Unter- 
suchungen anderer  Forscher  hervorgehen.  Ich  hatte  zwar  wenig  Ge- 
legenheit, ganz  reine  Fälle  zu  beobachten,  konnte  aber  nicht  nur  dann 
einem  Mikroorganismus  die  wesentliche  Bolle  bei  dieser  Krankheit 
zuschreiben,  wenn  derselbe  in  Beinkultur  in  den  inneren  Organen 
angetroffen  wurde  und  bei  Thieren  ein  ähnliches  Krankheitsbild  her- 
vorbrachte, sondern  auch,  wenn  bei  Gegenwart  mehrerer  Bakterien- 
arten ein  Bacterium  vorherrschend  war,  welches  bei  Thieren  ganz 
typische  Purpura  haemorrhagica  erzeugte. 

An  erste  Stelle  setzte  ich  die  beim  Menschen  gefundenen,  auch 
bei  Thieren  Purpura  hervorrufenden  Bacillen.  In  Be- 
zug auf  die  Aetiologie  anderer  hämorrhagischer  Septikämieen  des 
Menschen,  welche  im  Anschlüsse  an  Gangrän  entstehen  und  bei  wel- 
chen saprogene  Bacillen  im  Verein  mit  anderen  Bakterien  für  die 
Erkrankung  verantwortlich  gemacht  werden  können,  sowie  in  Bezug 
jener,  welche  idiopathisch  oder  in  Folge  anderer  Infektionen  auftre- 
tend, ganz  entschieden  mit  massenhafter  und  schneller  Vermehrung 
von  Streptokokken  (welche  gewöhnlich  auf  Thiere  septisch  wirken) 
zusammenhängen,  verweise  ich  auf  unser  obengenanntes  Bakterien- 
werk, in  welchem  zahlreiche  derartige  Beobachtungen  niedergelegt  sind. 

Es  wäre  also  nicht  zulässig,  anzunehmen,  dass  die  hämorrha- 
gische Infektion  des  Menschen  durch  einen  speziellen  Organismus  her- 
voi^ebracht  werde,  und  müssen  zahlreiche  Fälle  entscheiden,  ob 
selbst  die  sogenannte  idiopathische  Blutfleckenkrankheit  immer  durch 
einen  und  denselben  Bacillus  verursacht  wird.  Diese  Anforderung  ist 
um  so  bereditigter,  als  diese  Krankheit  nicht  immer  gleichmässig 
und  cyklisch  verläuft. 

In  mehreren  von  mir  untersuchten  Fällen  von  Blutfleckenkrank- 
heiten konnte  ich  in  der  That  verschiedene  mehr  oder  nunder  ähn- 
liche Bacillen  finden  ^). 


1)  Habe 8,  Bakteriologisohe  Unters,  sept.  Pros.  d.  Kindesalters.  Leipsig  1889.  Les 
Beet^ries.  1890.     Societ  de  Medioina.  1888. 

46* 


720  Babes, 

Zahlreiche  Forscher,  unter  welchen  ich  nur  Klebs-Ceci*), 
Watson  Cheyne*),  Petrone'),  Letzerich*),  Demme*), 
Tizzoni  und  Gio vannini®),  Hlava^),  Kolb®)  nennen  will, 
haben  bei  Blutfleckenkrankheiten  verschiedene  Bacillen  beschrieben, 
und  für  dieselben  verantwortlich  gemacht.  Doch  nur  einzelne 
derselben  haben  ihre  Fälle  mit  unseren  gebräuchlichen  vielfachen 
Mitteln  untersucht,  so  dass  wir  uns  auf  die  Charakteristik  der 
in  diesem  Sinne  bearbeiteten  Fälle  beschränken  müssen.  Einst- 
weilen wollen  wir  auch  von  solchen  Befunden  absehen,  welche  sich 
von  meinen  (1.  c),  jenen  Kolb's  und  Tizzoni-Giovannini's 
wesentlich  unterscheiden,  so  von  den  sporenbildenden  Bacillen  Letze- 
r  ich 's,  von  den  Streptobacillen,  die  Hlava  bei  Petechialtyphus 
gefunden,  von  den  Bacillen  Demme's  bei  Erythema  nodosum  mit 
Purpura,  sowie  von  jenen  saprogenen  Bacillen,  welche  ich  bei  einer 
in  Rumänien  beobachteten  typhusähnlichen  Petechialkrankheit  gefan- 
den habe. 

Es  bleiben  dann  noch  die  von  mir,  von  Tizzoni  und  Gio- 
vannini  und  von  Kolb  beschriebenen  Fälle  übrig,  welche  in 
manchem  übereinstimmen,  reinere  Formen  von  Blutfleckenkrankheiten 
darstellen  und  bei  welchen  ähnliche  und  in  vielem  analoge  Bacillen 
gefunden  wurden.  Es  sei  mir  deshalb  gestattet,  diese  Flüle  in  einer 
vergleichenden  Uebersicht  zusammenzustellen.  (Siehe  nebenstehende 
Tabelle.) 

Aus  dieser  Zusammenstellung  ist  ersichtlich,  dass  bisher  wenig- 
stens 3  verschiedene  Bacillen  beschrieben  wurden,  welche  in  Vielem 
übereinstimmen,  aus  Blutfleckenkrankheit  beim  Menscdien  gewonnen 
wurden  und  Blutfleckenkrankheit  verursachen. 

Es  ist  unzweifelhaft,  dass  es  sich  um  echte,  Blutaustritte  ver- 
anlassende, zum  Theil  septische  Bakterien  handelt  und  ist  es  be- 
zeichnend, dass  z.  B.  die  Beschreibung  Kolb's,  der  keine  Kenntoiss 
von  meinen  Befunden  hatte,  in  vieler  Beziehung  mit  jener  meines 
Bacillus  zusammentrifift.  Diese  Uebereinstimmung,  namentlich  die 
Form,  die  Kapselbildung,  die  Kultur,  die  Empfänglichkeit  der  ver- 
schiedenen Versuchsthiere  und  die  experimentell  hervorgerufenen 
Veränderungen  betreffend,  weisen  darauf  hin,  dass  wir  es  mit  einer 
Gruppe  Hämorrhagieen  erzeugender  Bacillen  zu  thun  haben,  welche 
auch  manche  Analogieen  mit  jenen  aufweisen,  welche  bei  Thieren 
als  die  Erzeuger  der  hämorrhagischen  Septikämie  (Hueppe)  bekannt 
sind.  Die  Frage,  ob  die  Bacillen  Kolb's,  Tizzoni's  und  Gio- 
vanini's  als  septische  aufeufassen  sind,  kann  nicht  ohne  Weiteres 
verneint  werden,  wenn  auch  beim  Menschen  nicht  immer  septisches 
Fieber  vorhanden  war.  Obwohl  ich  nicht  der  Meinung  bin,  dass  die 
verschiedenen,  hämorrhagische  Sepsis  bei  Thieren  verursachenden  Ba- 

1)  Arch.  f.  experim.  Path.  u.  Pluirmak.  1881.  No.  13. 
3)  British  med.  Journal.  1883.  S.  868. 

3)  Gas.  degli  ospit  1884.  No.  7,  14,  17. 

4)  Unters,  flb.  die  Aetiol.  d.  Purpura  haemorrbag.  Leipzig  1889. 
51  FortBchritte  der  Medio.  1889.  No.  7. 

6)  Beitr.  s.  pathol.  Anat  und  allg.  Path.  v.  Z  i  e  g  1  e  r.  Bd.  VI.  1889. 

7)  Archiyes  bohdmes  de  m4d.  1889,  aont 

8)  Arbeiten  ans  d.  kais.  Gesundheitsamt.  VII.  1891.  1. 


Üeber  baeillen  d«r  hAmorrhagischen  InfektioD  des  Menschen. 


?21 


dlleD  ein  und  dieselbe  Bakterienart  oder  geringe  Variet&ten  derselben 
darstellen  müssen,  nehme  ich  doch  an,  dass  die  Bakterien  dieser 
Krankheiten  in  eine  Gruppe  gehören.  Ebenso  bin  ich  geneigt,  an- 
zunehmen, dass  auch  geivisse  Bakterien,  welche  beim  Menschen  in- 
fektiöse hämorrhagische  Allgemeinerkrankung  verursachen,  eine  mor- 
phologisch und  biologisch  zusammengehörige  Gruppe  bilden,  deren 
Unterscheidungsmerkmale  in  verschiedener  Grösse,  gewissen  geringen 
Unterschieden  im  Kulturverhaiten,  besonders  aber  in  der  Wirkung 
auf  Thiere  bestehen. 


Y.  Babes, 

Eia  Parpnra  haemorrhagica 
▼arBTsacliender  Kapselbacil- 
iu  (Societ.  de  Medic.  Apr. 
18SS,  Bakteriologische  Un- 
ten. &b.  septische  Prooesse, 
Leipaig,  Veit  &  Comp.  Okt. 
1888.  Seite  46.  Les  bac- 
teriea  par Cornll-Babes. 
1890.   Seite  558). 


M.  Kolb, 

Arbeiten  aus  dem   kais.  Ge- 
snndheitsamte.  VII.  1.  1891. 


Tiiioni  and  Gio- 
vannini, 

Parpnra  haemorrhagica  (Atti 
deUa  B.  Aeead.  deUe  sc.  dl 
Bologna  1889,  and :  Z  i  e  g  - 
1  e  r  '  8  Beltrftge  s.  Path.  Bd. 
VI.  1889.  S.  899. 


Ein  berabgekommenes  In- 
dividaum  erkrankt  an  BIu- 
tangen,  oberflächlicher  Gan- 
grän der  Kinder  der  Alveo- 
larschleimhaat,  der  Tonsillen, 
oedematös  -  hftmorrhagische 
Inliltration  des  Zellgewebes 
in  der  Umgebang  der  Ton- 
sillen, Bronchitis,  Parpara, 
Blatharnen ,  Fieber ,  Tod 
anter  Erscheinnngen  einer 
Septikämie.  An  diesen  Fall 
schlössen  sich  noch  2  fthn- 
liche  an.  (Nach  19  Tagen 
erkrankt  ein  16-jfthriges  Mftd- 
ehen  mit  missigem  Fieberf 
Appetitlosigkeit ,  Tonsillitis 
und  Bronchitis,  welcher  sich 
Parpnra  haemorrhagica  an- 
schliesst,  welche  in  5  Tagen 
anter  nerrfisen  Erscheinun- 
gen cum  Tode  tUhrt.  Schon 
frfiher  bestand  Rheamatismas, 
grosse  Mattigkeit) 

Ausser  den  erwihnten 
Verinderungen  entzündliches 
Oedem  der  Weichtheile  des 
Halses ,  kleine  gangränöse 
Steilen  der  Lungen  (von 
Himorrhagieen  umgeben). 
Auch  in  der  Tiefe  der  Haut 
und  an  den  serösen  Hinten 
and  in  der  Darmschleimhaat 
frische  and  iltere  Ekchy- 
m  o  s  e  n ,  gangrinös-himor- 
rhagische  Pyelitis  (flfissiges 
Blut  im  Henen  und  in  den 
Gefässen),  NephritU.  (Me- 
diastinal-  und  Hesenterial- 
drüsen  sam  Theil  blutig  in- 
flltrirt.    Mila  vergrössert.^ 


Symptome  dar  Kraniheit. 

8  Frauen  und  1  Mann  be- 
kommen plötslich  Fieber  und 
Purpura,  Ei  weiss  im  Harn, 
Tod  nach  8—4  Tagen. 


8  Kinder  einer  Familie 
erkranken  an  Impetigo,  an 
welche  sich  bei  zweien  eine 
Purpura  mit  Schfittelfk-ost  und 
hohem  Fieber,  Appetitlosig- 
keit, Anurie  oder  Albuminu- 
rie ansehliesst.  Tod  zweier 
Kinder  nach  8  Wochen,  nach- 
dem das  Fieber  in  den  letzten 
Tagen  nachgelassen  hatte. 


Batkologitehe  Aiuttomie. 

Kleinere  und  grössere 
Blutflecken  in  der  Haut  und 
an  den  serösen  Hiuten,  hie 
und  da  Blutergüsse  in  serö- 
sen Höhlen,  in  den  Lungen 
und  in  der  Darmschleimhaut. 
Das  Blut  zeigt  wenig  Neigung 
zur  Gerinnung.  In  einem 
Falle  noch  Himorrhagieen  in 
den  Nierenkapseln  und  in 
den  Nebennieren,  Milz  ver- 
grössert. 


Himorrhagieen  in  der  Haut 
und  in  den  serösen  Hiuten, 
Oedem  im  subkutanen  Ge- 
webe der  Haut,  nsmentlich 
des  Gesichtes  und  Halses, 
allgemeine  akute  Nephritis 
mit  himorrhagischen  Punk- 
ten, subseröse  und  submueöse 
Darmhimorrhagieen.  Milz 
normal. 


^ 


122 


Loex^, 


V.  Babes, 


Beim  M  ansehen: 
In  den  geschwellten  Ton- 
sillen kleinsellige  Infiltration, 
hyaline  (?)  Degeneration  der 
Schleimdrüsen.     In   den  hl- 
morrfaagischen  Lnngenherden 
gewöhnlich  im  Centmm  schon 
makroskopisch     erkennbare, 
durch   SaAranin   rothgefirbte 
Stellen ,    welche    ans    ange- 
heuren Mengen  ZoglSen  bil- 
dender Baeillen(  Beschreibung 
später)    ausgefilllt    sind,    in 
derUmgebung  Hämorrhagieen 
mit  Hypertrophie  der  Staub- 
seilen.    In   den  hftmorrhagi- 
schen  Mesenterialdrüsen  stel- 
lenweise  fthnliche  Pfropfe   in 
Lymphrftamen.  TrfibeSehwel- 
Inngdes  Nierenepithels,  [ober- 
flächliche Nekrose,  hämorrha- 
gische  und    folliculäre  Infil- 
tration    der     Nierenbecken- 
schleimbant. 

Bei  Kaninchen: 
Massige  Zellproliferation 
der  Organe,  Neigung  anr 
KrystallbilduDg  des  Blutes 
in  den  Gefässen  und  Hä- 
morrhagieen, besonders  In  den 
Lungen. 


M.  Kolb, 


Tissoni  und  Oio* 
vannin  i, 


Histologie. 

In  den  inneren  Organen 
theils  in  grösseren  Haufen 
in  den  Geftssen,  theils  ler- 
streut  im  Gewebe  die  später 
SU   beschreibenden    Bacillen. 


Bei  Thieren; 
In  der  Leber  Herde  tob 
Roagulationsnekrose  und 
kleinsalliger  Infiltration,  in 
der  Niere  ausgedehnte  Koe- 
gulationsnekrose  der  gewao- 
denen  Hamkanälchen.  Ab- 
sterben der  Glomenili  so  ein« 
feinkörnigen  Masse.  Die  Ba- 
cillen finden  sieh  alebt  in 
den  inneren  Organen,  nielit 
im  Blut,  bloss  an  der  Id- 
jektionsatelle. 


(Sehluss  folgt) 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 

Von 

Dr.  0.  Loew, 

Privatdosenten  an  der  (Jnirersität  Mfinchen. 
(Fortsetsung.) 

IIL 

Ein  mächtiges  HQlfsmittel  beim  Eruährungsprozess  besitzen  viele 
Bakterienarten  bekanntlich  in  der  Gährtüchtigkeit,  einer  Aopassungs- 
erscheinung  an  ein  Leben  ohne  Litft.  Nägeli  hat  die  Ursache  der 
Gährung  auf  die  Uebertragung  von  Schwingungszuständeo  aas  dem 
lebenden  Protoplasma  auf  das  G^rmaterial  zurückgeführt,  nacbdem 
Paste ur  die  physiologische  Natur  des  Vorganges  erkannt  biitta 
Die  Ansicht,  dass  jene  Eigenschaft  ursprünglich  nicht  vorhandoi 
war  und  sich  erst  unter  dem  Zwange  äusserer  Verhältnisse  allm&b- 
lich  ausbildete,  findet  unter  Anderem   auch  darin  eine  Stütze,  dass 


uit  ehemischen  Verkiltnisfle  des  bakterieolebetis.  Y2ä 

man  durch  Erhitzen  auf  80^  manchen  Bakterienarten  die  G  ä;h  r  t  ü  c  h  - 
tigkeit  nehmen  kann,  ohne  ihr  Leben  zu  vernichten. 
Die  Vennehrung  dauert  fort,  ist  jetzt  aber  nur  bei  Luftzutritt 
möglich.  Dieselben  Verhältnisse  können  auch  durch  lang  fortgesetzte 
ZOchtung  bei  viel  Luftzutritt  herbeigeführt  werden;  Nencki  hat 
beobachtet,  dass  der  von  ihm  entdeckte  Micrococcus  acidi 
paralactici  nach  fortgesetzter  Züchtung  auf  festem  Nährboden 
unf&hig  wird,  Gährung  zu  erregen  (dieses  Gentralbl.  IX.  306).  Dieser 
Forscher  weist  ferner  darauf  hin,  dass  die  Abnahme  der  Virulenz 
pathogener  Spaltpilze  auf  dieselbe  Ursache  zurückzuführen  ist,  und 
manche  Beobachtungen  deuten  darauf  hin,  dass  der  Verlust  der 
Fähigkeit,  gewisse  Farbstoffe  zu  produziren,  auch  diesen  Erschei- 
nungen anzureihen  ist^).  Die  Schwächung  der  nitrifizirenden  Thä- 
tigkeit  der  Bodenpilze  bei  Züchtung  in  Bouillon  wurde  schon  oben 
erwähnt. 

Wenn  man  nun  bedenkt,  wie  sensibel  das  Protoplasma  ist  und 
welche  bedeutende  Leistung  die  Gährthätigkeit  darstellt,  so  muss  man 
es  sehr  merkwürdig  finden,  dass  eine  solche  energische  Funk- 
tion aufgehoben  werden  kann,  ohne  dass  hierbei  das 
Leben  der  Zellen  erlischt  Wäre  das  gesammte  Protoplasma 
einer  Zelle  bei  dieser  gewaltigen  Veränderung  betheiligt,  so  wäre 
die  Annahme  einer  Strukturveränderung  unter  Erhaltung 
des  Lebens  zu  machen,  was  aber  wohl  unseren  bisherigen  Erfah- 
rungen über  die  Eigenschaften  des  Protoplasmas  zuwiderlaufen 
würde. 

Ich  halte  es,  wie  ich  schon  früher  einmal  geäussert  habe^),  für 
viel  wahrscheinlicher,  dass  ein  spezieller  Protoplast  sich 
durch  allmähliche  Difierenzirung  aus  dem  Plasma  ausbildete,  welcher 
lediglich  mit  der  Gährarbeit  betraut  ist  Nimmt  dieser  Protoplast 
grössere  Dimensionen  an  oder  gestaltet  sich  das  ganze  Protoplasma 
schliesslich  um  zu  dem  Gährprotoplasten,  so  würden  die  obligaten 
Ana^roben  entstehen.  Die  .Vernichtung  der  Gährwirkung  ohne  Schä- 
digung des  Lebens  bei  den  fakultativen  Anaöroben  könnte  auf  das 
Absterben  des  Gährprotoplasten  zurückgeführt  werden,  dessen  Tod 
nicht  denjenigen  des  Cytoplasmas  nach  sich  zu  ziehen  braucht 
Zwischen  dem  Gährprotoplasten  und  dem  Gytoplasma  eines  Bacte- 
riums  müsste  eine  Arbeitstheilung  angenommen  werden.  Jenem 
würde  die  Zersetzung  des  Nährmaterials,  diesem  die  Eiweisssynthese 
aus  den  gelieferten  Bruchstücken  zukommen. 

An  Analogieen,  um  diese  Ansicht  plausibel  zu  machen,  fehlt  es 
nicht.  Bei  den  Oscillarien  z.  B.  finden  wir  noch  kein  spezielles 
Ghlorophyllorgan.  Das  ganze  periphere,  grün  gefärbte  Gytoplasma 
fnnktionirt  wie  ein  Chlorophyllkörper').  Erst  bei  den  höher  ent- 
wickelten Algen  finden  wir  eine  Differenzirung  zu  einem  speziell  für 


1)  Vgl.  das  Referat  H.  Buchner't  in  diesem  Centralblatt.  IX.  641  Über  die  Be- 
obechtuDgen  Gessard's  am  Baeillus  pyocjanens. 

8)  O.  Loew,  JoQm.  f.  prallt.  Chem.  XXXIII.  S.  861. 

3)  Nach  Zacharias  (BoUn.  Ztg.  1890  Nr.  1 — 6)  ist  der  centrale  Theil  nnge- 
fkrbt;  derselbe  unterscheidet  sich  erheblich  ron  den  genauer  nntersnchten  Zellkernen 
anderer  Organismen. 


?24  Lo»w, 

die  Kohlens&urezersetzung  angepassten  Organ.  Andererseits  gibl 
es  Organismen,  welche  durch  fortgesetzten  Nichtgebrauch  ihr  Ghloro* 
phyllorgan  einbüssen  und  trotzdem  fortleben  können  —  allerdings 
nur  unter  Zufuhr  organischer  Nahrung,  wie  z,  B.  die  Eugiena 
viridis^).  Die  Analogie  zwischen  dem  Chlorophyllkörper  —  dem 
Nährplasma,  wie  man  es  nennen  könnte  —  und  dem  hypothetischen 
Gäbrplasma  würde  sich  ausser  in  der  intensiveren  Thätigkeit  auch 
in  der  höheren  Sensibilität  gegen  schädliche  Einflüsse  offenbaren. 
Bei  höherer  Temperatur  stirbt  auch  der  Chlorophyllkörper  vor  dem 
Cytoplasma  ab,  wofür  erst  neuerdings  ein  weiterer  Bewms  durch 
eine  Arbeit  Kreusler's  geliefert  wurde').  Dieser  fand,  dass  die 
Assimilationsthätigkeit  zwischen  45  ^  und  50  ^  C  vernichtet  wird,  die 
Athmungsthätigkeit  aber  erst  bei  etwas  über  50^  C. 

Mancherlei  Umstände  machen  es  wahrscheinlich,  dass  bei  der 
Ei  Weissbildung   aus    dem    Gährmaterial  zunächst   Formaldehyd 
abgespalten  oder  durch  Atomverschiebung  erzeugt  wird,  welcher  so- 
fort Verwendung  findet  und  deshalb  seine  Giftnatur  nicht  auszuüben 
vermag.    Formädehyd  ist  sicherlich  derjenige  Körper,   von  welchem 
aus  nicht  nur  die  Bildung  von  Kohlehydraten  ^\  sondern   auch  die 
von  Eiweisskörpem  erfolgt^).    Der  Formaldehyd  erscheint  bei  den 
Gährungspilzen  als  der  „ruhende  Pol  in  der  Erscheinungen  Flucht^\ 
um  ihn  drehen  sich  einerseits  die  zerspaltenden  Thätigkeiten,  ande> 
rerseits  die  synthetische  Arbeit.    Viel  Mysteriöses  erscheint  uns  unter 
diesem  Gesichtspunkt  sofort  in  klarem  Lichte.  Was  der  Chlorophyll- 
körper  den  grünen  Zellen  —  das  wäre  für  die  chemischen  Syntheseo 
auch  das  Gäbrplasma  der  Mikroben.    Lieferanten  des  Formaldehjds 
wären  beide,  nur  im  Modus    der  Herstellung  läge  die  chemische 
Differenz. 

Leben  die  Weinsäure  vergährenden  Pilze  z.  B.  von  Weinsäure, 
so  bilden  sie  den  Formaldehyd  durch  Spaltung,  dieAäroben aber 
bilden  denselben  durch  Oxydation,  wie  folgende  Gleichungen  ver- 
anschaulichen mögen: 


COOK 

I 
CHOH 


<j 


=  H, +2C08+2CHgO 


HÖH 
COOH 


2  Mol.  Formaldehyd 


Weinsäure 
Erste  Phase  der  Eiweissbildung  bei  den  Anagroben. 


1)  Georg  Klebs,  Ueber  die  Organisation  einiger  FlagellatengruppeD.  S.  60. 

2)  Landw.  Jahrb.  XIX.  649.  Die  Versuche  worden  an  Blftttem  von  Babas, 
P  ran  na  und  Ricinus  angestellt. 

8)  Vgl.  die  neuesten  Mittheilungen  von  Th.  Bokorny  über  Stlrkebildang  aus 
Fonnaldehjd.     (Berichte  der  Deutschen  Botan.  Gesellsch.  1891.  Mai.) 

4)  O.  Loew»  Botan.  Centralblatt.  Nov..  1890.  Ernährung  von  Algen  und  ^t^- 
pilaen  mit  Formaldehjdverbindungen. 


bie  ehemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens.  725 

COOH 

I 
CHOH 

I  +0=.H,0  +  2C0, +  2CH,  O 

CHOH 

I 
COOH 

E^te  Phase  der  Eiweiasbildung  bei  den  Aeroben. 

Die  folgenden  Phasen  verlaufen  meiner  Ansicht  nach  bei  beiden  in 
gleicher  Weise,  nämlich  in  Form  mehrerer  Condensationen. 

U)  4  CHjO  +  NH,  =  C^H,NOj  +  2H80 

Aldehyd  der  Aspara^nsäure 

III)  3  (C^H^NO.)  =  CijHj^NsO^  +2H,0 
IV)  6  (Ci^Hj^N^OJ  +  12H  +  HaS:==»C,, Hu 2^1880»+  2H80 

EinfachBter  Ausdruck  für  Eiweiss. 

Die  Gründe,  welche  mich  zu  dieser  Ansicht  (i.  J.  1880)  leiteten, 
waren  mannigfache;  später  sind  mancherlei  Thatsachen  bekannt  ge* 
worden,  welche  als  Stütze  derselben  angesehen  werden  können;  so 
die  Arbeit  von  Palladin,  in  welcher  bewiesen  wird,  dass  das  bei 
der  Keimung  in  grossen  Mengen  auftretende  Asparagin  ein  Oxy- 
dationsprodukt  der  Eiweisstoffe  ist^);  ferner  eine  Arbeit  von 
Schützenberger,  worin  er  erklärt,  dass  er  aus  Protelnstoflfen  einen 
zur  Bernsteinsäure  in  naher  Beziehung  stehenden  Körper  von  der 
P'ormel  C4HTNO2  erhalten  habe,  welcher  der  Kern  aller  Protelnstoffe 
sei  *) ;  dieser  Körper  dürfte  aber  ein  Umlagerungsprodukt  des  noch 
hypothetischen  Asparaginsäurealdebydes  sein ;  und  neuerdings  hat  auch 
£.  Siegfried  bei  Spaltung  von  Gonglutin  mit  Salzsäure  einen 
Körper  (C4HgN0|)n  erhalten  *),  welcher  jedenfalls  auch  in  naher  Be- 
ziehung zum  Aldehyd  der  Asparaginsäure  steht  ^). 

Wenn  wir  diejenigen  Substanzen  betrachten,  welche  gährfähig 
sind  und  dabei  unter  Luftabschluss  den  Gährpilzen  Eiweiss- 
bildung  ermöglichen,  so  finden  wir,  dass  es  leicht  zersetz- 
liche  Körper  sind,  welche  entweder  die  mit  dem  Formaldehyd  isomere 
Gruppe  GH(OH)  enthalten,  oder  sie  durch  Atomverschiebung  liefern 
können,  wie  manche  Körper  mit  primärer  Garbinolgruppe  CH^COH) 
oder  tertiärer  C— (OH).  Körper,  welche  erst  durch  oxydirende 
Einflüsse  die  Gruppe  GH(OH)  liefern  können,  ernähren  auch  nur  bei 
Luftzutritt,  wie  z.  B.  die  Vergleiche  von  Milchsäure  mit  Propionsäure, 
von  Weinsäure  mit  Bemsteinsäure  ergeben. 

GH.— CHOH -COOH    ;    CH3— CH,-GOOH 
Milchsäure.  Propionsäure. 


1)  Ber.  D.  Bot.  Ow.  VI  205  und  296. 

2)  Compt.  rend.  CI.  1267. 

S)  Ber.  D.  Chem.  Ges.  XXIV.  422. 

4)  üeber  meine  Ansicht  der.  Biweissbildang  vgl.  aach:    Die   chemische  Kraftquelle 
im  lebenden  Protoplasma,  von  O.  Loew  a.  Th.  Bokornj. 


t^  ^ibtne«, 


COOH  COOH       OOOH  COOH 

II  II 

CHOH— CHOH       OH,  —  CH, 


Weinsäure.  Bernsteins&ore. 

Unter  den  hier  entwickelten  Gesichtspunliten  wird  es  verständ- 
lich, waram  wohl  Methylalkohol  und  einige  Formaldehydverbindungen 
Bakterien  noch  ernähren  können,  ameisensaure  Salze  aber  nicht  mehr 
dazu  befähigt  sind.  Methylalkohol  kann  durch  Oxydation  Formal- 
dehyd liefern,  Ameisensäure  aber  nicht: 

H 

I 
H— 0-OH  0—0  H— 0=0 

I  I  I 

H  H  OH 


^-S» 


Methylalkohol        Formaldehyd.  Ameisens&ure. 

Die  Ameisensäure  könnte  nur  durch  reduzirende  Thätigkeit 
in  Formaldehyd  übergeführt  werden  und  es  wäre  nicht  unmögliÄ, 
dass  der  Äusnahmepilz  Nitromonas  auch  mit  ameisensaurem  Ammo- 
niak statt  des  kohlensauren  Salzes  auskommt^). 

(Fortoetenng  folgt.) 


Nochmals  über  den  Begattongsakt  der  parasitischen 

Flathelminthen. 

Als  Erwiderung  an  Herrn  Brandes 

von 

Dr.  Theodor  Pintner, 

Assistanten  am  Wiener  soologischen  Unirersitätsinstitate. 

In  No.  8  des  IX.  Bandes  dieser  Zeitschrift  hat  H.  Brandes 
eine  meiner  Arbeiten^)  zum  Gegenstande  einer  im  Thatsächlicben 
vollkommen  ungerechtfertigten,  in  der  Form  aber  um  so  mehr  be- 
fremdenden Besprechung  gemacht,  als  saclüiche  Beweggründe  für  eio 
solches  Vorgehen  durchaus  nicht  zu  ersehen  sind. 

Jedem,  der  mit  der  einschlägigen  Litteratur  auch  nur  oberfl&ch- 
Hch  vertraut  ist,  sind  die  sich  oft  geradezu  kontradiktorisch  wider- 
sprechenden Angaben  über  den  Begattungssüct  bei  den  parasitischen 
Plattwürmern  bekannt,  und  ich  habe  dieselben  in  meiner  Arbeit  aus^ 
führlichund  genauestens  angeführt  Trotzdem  erklärt  H.  Brandes, 
nicht  zugeben  zu  können,  dass  diese  Frage  „bisher  eine  offene  zu 
nennen  gewesen  wäre'S  ein  Ausdruck,  den  ich  übrigens  gar  nicht 

1)  Es  mfisste  dann  die  Redaktion  der  Ameisensttare  sa  Formaldebyd  dnrcb  d«o 
V^asserstoff  des  Ammoniaks  durch  Jenen  Pils  bewerkstelligt  werden  können. 

9)  Th.  Pintner,  Neue  Beiträge  aar  Kenntniss  des  BandwnrmkSrpers.  II.  Zar 
Frage  des  Begattongsaktes  bei  den  Bandwttrmem.    (Arb.  a.  d.  zool.  Inst  Win.  T.  Hj 


l^ochmaU  über  den  ^agatinng^sakt  der  {Mirtsitiictien  Plathelmintheii.  72i 

gebraucht  hab«.  ,,Wenigsten8^  so  fährt  H.  Brandes  fort,  ,,wQrde 
sie  mir  dann  jetzt  ebensowenig  beantwortet  scheinen,  als  vorher^\ 
Dem  gegenüber  muss  ich  einfach  die  Schlusssätze  meiner  Arbeit 
wörtlich  hieher  setzen:  „Die  vorstehenden  Beobachtungen  stellen 
zam  ersten  Male  die  Begattung  der  Bandwürmer  als 
typische  Wechselkreuzung  fest  und  bestätigen  zugleich  die 
Tid  angefochtenen  Beobachtungen  van  Beneden's  und  Leu- 
ckart's  über  Selbstbegattung.  Die  Thatsache  des  Stattfindens  der 
Wechselkreuzung  darf  als  starke  Stütze  für  die  Zell  er 'sehen  An- 
sichten über  den  gleichen  Vorgang  bei  Trematoden  mit  Zuhülfenahme 
des  La  ur  er 'sehen  Kanales  betrachtet  werden,  während  hier  allerdings 
auch  noch  daneben  Begattung  unter  Vermittlung  des  Uterus  zu 
Stande  kommt  Um  so  mehr  als  auch  die  Begattung  der  Turbel- 
larien  eine  Wechselkreuzung  ist,  dürfte  somit  diese  als  Regel  für 
alle  Plattwürmer  aufgestellt  werden.  Dagegen  wird  durch  die 
Selbstbegattung  eine  in  Folge  von  biologischen  Umständen  vorliegende 
Nothwendigkeit  erfüllt,  die  indessen  nicht  nur  auf  solche  Fälle  be- 
schränkt bleibt.^^  „Als  Regel^^  in  dem  obigen  Satze  heisst,  wie  ja 
aus  dem  auf  diese  Worte  folgenden  Satze  unzweifelhaft  hervorgeht, 
nicht  ,,ausnahmslos^S  sondern  „gewöhnlich'^  neben  zahlreichem  Vor- 
kommen des  anderen  Falles,  etwa,  wie  man  jetzt,  nach  Braun 's 
Beobachtung  der  Selbstbegattung  bei  Schnecken,  die  Sache  bei  diesen 
auffassen  wird.  Denn  nachdem  man  allgemein  annimmt,  dass  lang- 
andauernde  Inzucht  für  die  Erhaltung  der  Art  unvortheilhaft  ist,  wird 
man,  sobald  Kreuzung  und  Selbstbegattnng  bei  einer  Thiergruppe 
neben  einander  vorkommen,  wohl  immer  die  erstere  als  das  gewöhn- 
liche, normale,  die  letztere  als  durch  ökologische  Umstände  und  Zu- 
fimigkeiten  bedingte,  seltenere  oder  häufigere  Ausnahme  zu  betrachten 
geneigt  sein.  Wenn  aber  Fidle  von  Wechselkreuzung  bei  den  para- 
sitischen Plattwürmem  nur  äusserst  selten  zu  beobachten  sind,  so 
hat  ja  dies  doch  einen  sehr  nahe  liegenden  Grund  in  den  Misshand- 
lungen, die  dem  Wirthe  bis  zur  Eröffnung  des  Darmes  zu  Theil 
werden  und  auf  einen  ungestörten  Fortgang  des  Begattungsgeschäftes 
der  Parasiten  unmöglich  ohne  Einfluss  bleiben  können. 

Wo  in  dem  Gesagten  also  eine  unvorsichtige  Schematisirung 
liegen  soll,  wie  mir  vorgeworfen  wird,  weiss  ich  nicht  — 

„Dass  der  Laurer'sche  Kanal  morphologisch  der  Vagina  der 
Cest^en  und  ektoparasitischen  Trematoden  entspricht,  ihr  also  ho- 
molog ist,  hat  meines  Wissens  noch  Niemand  bezweifeltes  sagt  H. 
Brandes,  Leuckart  aber^):  „Die  Scheide  bei  Polystomum 
integerrimum  erscheint  hiemach  als  ein  Gebilde,  welches,  da  es 
neben  dem  La  ur  er 'sehen  Kanäle  existirt,  demselben  nicht  homolog 
sein  kann.  Er  ist  also  nicht  etwa  bloss  durch  seine  Duplicität  von 
demselben  verschieden,  sondern  als  ein  morphologisch  selbständiges 
Organ  zu  betrachten  —  es  müsste  sonst  sein,  dass  das  sog.  dritte 
Vas  deferens  bei  Polystomum  nur  mit  Unrecht  dem  früher  also 
bezeichneten  Kanäle  der  Diatomeen  zur  Seite  gesetzt  würde'^  — 
Ich  glaube  nun  allerdings,  dass  der  „innere  Samengang^^  oder  das 


l)  PMTMlttn.  U.  Aufl.  I.  8,  18S6,  p".  59. 


728  PintDÄIf, 

„dritte  Yas  deferens",  das,  wie  ich  id  meiner  oben  angef&hrten  Ar- 
beit bereits  gesagt  habe,  jetzt  nur  mehr  für  Polystomum  inte- 
ger rim  um  glaubwürdig  erscheint,  falls  es  nicht  als  „Üanalis 
vitello- intestinalis^^  eine  Auferstehung  feiern  sollte,  nur  durch  die 
irrthümlichen  Beobachtungen  v.  Siebold's  mit  dem  Laur er- 
sehen Kanäle  in  Beziehung  gebracht  worden  ist  Der  letztere  Name 
aber  wird  doch  seit  Langem,  zumal  seit  Stieda,  für  die  Vagina  der 
Distomeen  in  Anwendung  gebracht,  und  diese  ist  nach  meiner  and, 
wie  ja  H.  Brandes  sagt,  überhaupt  nach  Jedermanns  Meinung  auch 
mit  der  doppelten  Vagina  der  Polystomeen  homolog. 

Ist  aber  die  doppelte  Scheide  von  Polystomum  integerri- 
mum  nichts  anderes,  wie  der  Laur  er 'sehe  Kanal,  so  ist  es  auch 
unrichtig,  wenn  H.  Brandes  behauptet,  dass  der  direkte  Nachweis 
einer  Begattung  bei  Trematoden  auf  dem  Wege  des  Laur  er 'sehen 
Kanales  nicht  erbracht  sei,  da  ja  doch  Zeller  für  Polystomum 
integerrimum  die  Wechselkreuzung  auf  diesem  Wege  klar  uud 
unbezweifelbar  beschreibt  und  abbildet,  wie  ich  auch  in  meiner  Ar- 
beit erwähnt  habe. 

Dass  die  Auffindung  des  mit  der  Vaginalmündung  verwachscDen 
Vas  deferens-Endes  durch  Z  e  1 1  e  r  in  Verbindung  mit  dem  eben  be- 
sprochenen Falle,  mit  den  schon  von  Mi  es  eher  bekannt  gemachten 
Thatsachen  zum  Zwecke  der  Kreuzung  pärchenweise  lebender  Di- 
stomeen, und  endlich  mit  Rücksicht  auf  die  in  meinen  ZeichnuDgen 
mit  der  Camera  wiedergegebene  Lage  der  in  Wechselkreuzung  be- 
findlichen Orygmatobothrienglieder,  die,  wie  ich  mit  Absicht  hervor- 
gehoben habe,  genau  so  liegen,  wie  die  beiden  Diporpen 
nach  Zeller,  dass  alles  das  zur  Venülgemeinerung  (nicht  für  alle 
Trematoden  ohne  Ausnahme,  das  ist  weder  Zell  er,  noch  mir  ein- 
gefallen) geradezu  herausfordert,  ist  noch  immer  meine  Meinung, 
auch  trotzdem  H.  Brandes  dergleichen  „keiner  weiteren  Erörterung** 
für  werth  hält  Ganz  falsch  aber  ist  es,  dass  das,  was  Braun,  der 
in  Bezug  auf  den  Werth  der  Zeller'schen  Arbeiten  mit  mir  voll- 
kommen übereinzustimmen  scheint,  nach  neueren  Untersuchungen  als 
Irrthum  Z eueres  glaubwürdig  nachweist,  hier  von  Einfluss  w&re. 
Dass  die  Vagina  von  Diplozoon  den  Dottergang  nicht  quer  durch- 
setzt, sondern  in  ihm  endet,  was  von  vornherein  viel  für  sich  hatte, 
ist  für  unsere  Frage  ganz  gleichgültig;  dass  aber  die  Verwachsung 
genau  in  dem  Sinne  erfolgt,  wie  Zelier  angibt,  was  f(ir  uns  das 
allein  Entscheidende  ist,  scheint  mir  Braunes  Bestätigung  zur  Ge- 
wissheit zu  erheben.  Auch  die  neueste  Mittheilung  von  S.  6oto^) 
macht  mich  in  dieser  Ueberzeugung  nicht  irre.  Während  nämlich 
Goto  in  seinen  Mitüieilungen  über  den  „Canalis  vitello-intestinalis" 
mit  Ijima  und  Braun-Dieckhoff  übereinstimmt,  weicht  er  von 
den  Angaben  der  letzteren  insofern  ab,  als  er  behauptet,  dass  „tbe 
das  deferens  of  one  individual  distinctly  opens  into  tbe  yolk-duct  of 
the  other'\  Nun  liegt  es  aber  auf  der  Hand,  dass  das  Vas  deferens 
vas  nur  dann  thun  kann,  wenn  der  Dottergang  eine  Kommunikation 


1)  S.  Goto,    Oq  the  ConnoetiDg  Canal  between   the  Ovidact  Mid  the  Intestino  io 
90me  Monogenetic  Trematodes.    (Zool.  Ans.  Jahrg.  XIY.  p.  103—104.) 


NochmaU  über  den  Begaltungsakt  der  parasUiitchen  Plathelmiuthen.  72Ö 

mit  der  Äussenwelt  hat.  Diese  besteht  aber  uur  durch  den  Laurer- 
schen  Kanal,  der  eben  nach  den  von  Dieckhoff  und  Braun  richtig 
gestellten  Zelle  raschen  Untersuchungen  ausserordentlich  kurz  ist 
und  deshalb  wohl  von  Goto  in  seiner  Bedeutung  als  selbständiges 
Org^n  übersehen  wurde. 

Wenn  mir  H.  Brandes  die  Begriffe  Homologie  und  Analogie 
auseinandersetzen  zu  müssen  glaubt,  wenn  er  mir  vorwirft,  dass  ich 
Leuckart's  Angaben  unrichtig  darzustellen  „beliebe^S  so  entspringt 
solch  überraschendes  Vorgehen  jedenfalls  einem  Irrthume.  Ich  habe 
in  ruhiger  und  sachlicher  Weise  jüngeren  Ansichten  aus  dem  Para- 
sitenwerke einige  ältere  Stellen  wörtlich  entgegengesetzt.  Dies  ge- 
schah aber  nicht  im  Entferntesten  aus  Kritiklust,  sondern  weil  es 
mir  gerade  angesichts  der  ausserordentlichen  Werthschätzung,  die  ich, 
wie  Jedermann,  seit  jeher  den  Anschauungen  Leuckart's  entgegen- 
gebracht habe,  besonders  wichtig  war,  zeigen  zu  können,  dass  auch 
Leuckart  entschieden  für  die  physiologische  Bedeutung  des 
Lau  r  er' sehen  Kanal  es  als  Vagina  eingetreten  ist.  Und  diesen 
Standpunkt  bin  ich  eben  auch  heute  noch  nicht  für  so  gänzlich  ab- 
gethan  zu  betrachten  im  Stande,  wie  nun,  seit  den  Beobachtungen 
von  Looss,  vielfach  geschieht. 

Dass  der  Laurer'sche  Kanal  bei  einer  Anzahl  beute  lebender 
Trematoden  nicht  mehr  als  Scheide  funktionirt,  wie  diese  Beobach- 
tungen zu  beweisen  scheinen,  habe  ich  nicht  geleugnet,  und  ich  gebe 
gerne  zu,  dass  diese  primäre  Vagina  bei  einer  Reihe  von  Formen 
sogar  in  Atrophie  begriffen  sein  mag.  Keinesfalls  ist  aber  zur  Er- 
möglichung einer  solchen  Annahme  die  sonderbare  Phylogenie  der 
Trematoden  nöthig,  die  H.  Brandes  aufstellt,  indem  er  diese  Tbiere 
von  „cestodenartig  organisirten  Vorfahren^'  abstammen  lässt  Wohl 
allgemein  wird  das  gerade  Umgekehrte  für  richtig  gehalten. 

Wenn  endlich  H.  Brandes  in  dem  Referate  Qber  meine  Arbeit 
(in  ders.  Numm.  dies.  Zeitschr.)  bei  dem  Berichte  über  den  von  mir 
aufgefundenen  Schluckapparat  am  Keimstocke  der  Tetrabothrien  und 
Echinobothrien  durch  Anwendung  des  Wortes  „sollen''  Zweifel  aus- 
zudrücken „beliebt'',  so  kann  ich  nur  erwidern,  dass  ich  nicht  allein 
über  die  Bestätigung  der  Richtigkeit  der  betreffenden  Beobachtungen, 
die  ja  am  passenden  Objekte  nicht  der  mindesten  Schwierigkeit  be- 
gegnen, sondern  auch  über  die  Bestätigung  meiner  „Vermuthungen", 
was  die  weite,  vielleicht  allgemeine  Verbreitung  dieses  Apparates  in 
mehr  oder  weniger  ausgebildetem  Zustande  bei  Bandwürmern  anbe- 
langt, in  vollstem  Umfange  durchaus  beruhigt  bin. 

Ich  glaube  nicht,  dass  unter  den  von  H.  Brandes  mir  ge- 
machten Vorwürfen  noch  einer  erübrigt,  dessen  vollkommene  Halt- 
losigkeit das  Vorstehende  nicht  erwiesen  hätte;  und  damit  halte  ich 
die  Sache  für  erledigt. 


730  Brandes, 


Einige  Bemerkangen  zn  Vorstehendem. 

Von 

Dr.  (k.  Bnndes. 

Nach  Kenntnisnahme  vorstehenden  Artikels  glaube  ich  noch 
einige  Erklärungen  hinzufügen  zu  müssen;  auch  diesmal  ist  es  oar 
der  „sachliche  Beweggrund*^  zu  berichtigen,  und  nichts  anderes, 
was  mich  zur  Feder  greifen  Iftsst. 

Zuerst  die  Erkl&rung,  dass  ich  nur  von  den  entoparasiti- 
schen  Trematoden,  worunterich  dieDistomeae  Leuckart's 
oder  die  Digenea  van  Beneden's  begreife,  in  meiner  Be- 
sprechung  gehandelt  habe,  die  Bezeichnung  „Trematoden*'  schlechthin 
also  nur  in  jenem  beschränkten  Sinne  zu  verstehen  ist. 

Um  nun  auf  einige  Einzelheiten  einzugehen,  so  glaube  ich,  dass 
es  wohl  „unvorsichtig  schematisiren**  genannt  werden  kann,  weon 
man  einem  Schema  zu  Liebe  von  den  Verhältnissen  der  ektoparasi- 
tischen  Trematoden  oder  gar  der  Cestoden  auf  die  Gesammthdt  der 
Trematoden  Schlüsse  zieht,  zumal  die  entoparasitischen  Trematodeo 
den  ektoparasitischen  an  Zahl  bei  weitem  überlegen  sind.    Nur  hier- 
gegen sollte  sich  mein  Protest  richten,  den  ich  auch  jetzt  noch  in 
allen  Einzelheiten  aufrecht  erhalte.    Bei  den  entoparasitischen  Tre- 
matoden ist  der  Lau rer' sehe  Kanal  theils  gar  nicht  vorhandeo, 
theils  sehr  unvollkommen  ausgebildet,  nur  ausnahmsweise  findet  man 
ihn  in  kräftiger  EntwicÜnng;  ausserdem  ist  eine  Beobachtung,  die 
auf  eine  Begattung  durch'  den  Laurer^ sehen  Kanal  mit  Sicherheit 
schliessen  liesse,  nicht  zu  verzeichnen,  während  eine  Inmissio  penis 
in  die  Ausmündung  des  Uterus  verschiedentlich  beobachtet  ist^  erst 
neuerdings  wieder  durch  v.  Linstow  bei  Distomum  cylindra- 
c  e  u  m  (rfr.  Arch.  f.  mikr.  Anat  1890),  daher  halte  ich  es  für  eine  Verge- 
waltigung der  thatsächlichen  Verhältnisse,  wenn  P  i  n  t  n  e  r  die  Be- 
gattungsfrage bei  den  Trematoden  dahin  beantwortet^  dass  neben 
der  Begattung  durch  den  L au r er' sehen  Kanal,  die  die  Regel,  auch 
eine  unter  Vermittelung  des  Uterus  zu  Stande  kommt    Gerade  um- 
gekehrt muss  die  Antwort  —  wenigstens  für  die  Entoparasiten  — 
lauten:  Die  Begattung  geschieht  durch  Einführen  des  Begattangsor- 
gans  in  das  Endstück  des  Uterus;  es  ist  jedoch  möglich,  dass  bei 
einigen  Formen  auch  der  Lau  r  er 'sehe  Kanal  als  Scheide  funk- 
tioniren  kann. 

Was  nun  die  Verwechslung  von  Homologie  und  Analogie  be- 
triflFt,  so  thut  es  mir  leid,  mich  dahin  äussern  zu  müssen,  dass  mir 
auch  vorstehender  Aufsatz  nicht  frei  davon  zu  sein  scheint  Pint- 
ner  sagt  dem  Sinne  nach  etwa  Folgendes:  Da  Brandes  zugibt, 
dass  der  L  a  u  r  e  r '  sehe  Kanal  der  Distomeen  der  Vagina  der  Fo- 
lystomeen  homolog  ist,  eine  Begattung  durch  letztere  aber  von 
Zeller  unzweifelhaft  beobachtet  wurde,  so  muss  er  auch  anerkennen, 
dass  eine  Begattung  durch  den  Laurer 'sehen  Kanal  feststeht^). 

1)  P  i  n  t  n  e  r  kSonte  d*nii  ja  mit  dem  gleichen  Rechte  auch  die  Ton  ihm  nod  An- 


Einig«  B«narkutg«o  >n  Toratalinidrai.  731 

Ich  biD  aber  weit  dayon  entfernt,  dies  zu  tban ;  damit  würde  ich  aach 
die  Analogie  der  fraglichen  Gebilde  anerkennen  und  diese  be- 
atreite ich  ja  gerade ;  ich  habe  mich  fQr  meine  Person  sehr  wohl 
gehütet,  von  einem  L  &  a  r  e  r '  echen  Kanal  bei  den  Polystomeen  zn 
sprechen. 

So  entspringt  also  mein   „flberraschendes  Vorgehen"  allerdings 
änem  Irrthume,  aber  derselbe  ist  auf  Seiten  Pintner's.    Auch  ist 
P  i  a  t  D  e  r  weiter  im  Irrthume,  wenn  er  meint,   alle  bezQglichen  An- 
sicbteD  Leuckart's  aus  dessen  Parasiteowerk   wSrtlich   citirt  zu 
haben;  so  schreibt  er  in  Anm.  4  auf  p.  6  seiner  Arbeit:  „Uebrigens 
halt  Lieuckart  selbst  bei  Distomum  spathulatum  (Parasiten. 
4.  Läef.  S.  348)   den  Lau  r  er 'sehen   Kanal   fflr  eine  Scheide,   und 
kurz   zuvor  (Parasiten.  1881.  IL  Aufl.   2.  Lief.  S.  390)  schreibt  er : 
Wenn  man  früher  iei  Ueinuag  war,  daas  der  eogenaonte   Uterus 
der  letzteren  (d.  Trematoden)    in    gleicher  Weise    die  Begattung    vie 
die  Biablage  yermittle,  eo  war  das  ein  Irrthnm,  wie  die  seither  vielfach 
beetätjgteu    Beobachtungen    von    B I  n  m  b  e  r  g    und    S  t  i  e  d  a    aufser 
Zweifel  gestellt  haben." 
In  Wirklichkeit  schreibt  Leuckart  aber  an  der  zuerst  citirten 
Stelle:  „  ....  so  dass  die  Vermuthung,  derBelbe(der  Laurer'scbe 
Kanal)  mOcb(e  als  Vagina  funktioniren,  immerhin  einige  Wahrschein- 
lichkeit hat," 

Hierzu  kommt  ferner,  dass  Pintner  beim  ersten  Citat  die 
Jahreszahl  1389  fortlässt,  wodurch  sein  „kurz  zuvor"  mir  in 
änem  eigenen  Lichte  erscheinen  musste.  Dies  war  es,  was  mich 
veranlasste,  zu  schreiben,  Pintner  hätte  beliebt,  die  Sache  so  dar* 
zustellen,  als  ob  sich  Leuckart  in  seinen  Ansichten  widerspräche. 
Ich  bedaure,  dies  nach  dem  vorliegenden  Texte  nSthig  gehabt  zu 
haben,  und  freue  mich  jetzt  der  entgegengesetzten  Versicherung 
Pintner's. 

Und  nun  noch  einige  Kleinigkeiten!  Mein  Hinweis  auf  die 
Braun'sche  Kritik  Ober  Zeller's  Arbeit  sollte  nichts  fQr  die  uns 
interessirende  Frage  beweisen,  sondern  war  nur  nebenbei  geschehen. 
Ueber  meine  Ansichten  bezQglich  der  Verwandtschaft  von  Trema- 
toden und  Cestoden  werde  ich  demnächst  an  anderer  Stelle  ausfuhr* 
lieh  berichten. 

Zum  Schlüsse  nur  noch  die  Versicherung,  dass  ich  niemals  an 
der  Richtigkeit  der  Pintner 'sehen  Beobaditungen  in  Bezug  des 
Schludiapparates  gezweifelt  habe,  auch  keinen  Augenblick  die  weite 
Verbreitung  desselben  fQr  fraglich  hielt  Wenn  ich  mir  in  Hinsicht 
auf  letzteren  Punkt  das  Wort  „Vermuthung"  erlaubt  habe,  so  glaube 
ich  dazu  berechtigt  gewesen  zu  sein,  da  ja  Pintner  selber,  der 
doch  oatürlich  nicht  alle  Gestoden  hat  untersuchen  kfinnen,  schreibt, 
dass  dieser  Scbluckapparat  „wahrscheinlich  bei  allen  Cestoden"  ge- 
funden werden  würde. 

itna  beobachtete  Begsllung  der  Cestoden  gegen  micb  ins  Feld  fVlit*D,  dran  ich  bin 
TOD  der  Homologie  der  Vftgiu»  der  Cesloden  and  dei  L  &  n  r  e  r '  sehen  Kankli  der  ento- 
paiftsitiicliBn  Tremitoden  rollaUndig  flberzengt. 


732  Tuberculoa«, 


Reftrate. 


Fraenkel, Engen,  Untersuchungen  über  die  Aetiologie  der 
Kehlkopftuberculose.   (Virch.Arch.  Bd.CXXI.  Hft.3.p.523.) 

Verf.  untersuchte,  von  den  Fragen  ausgehend  1)  „Sind  alle  bei 
Schwindsüchtigen  im  Kehlkopf  zu  beobachtenden  Ulcerationen  ab 
spezifische  zu  betrachten  oder  gibt  es  auch  ohne  Mitwirkung  des 
Tuberkelbacillus  entstandene  Substanzverluste^^  und  2)  ,,ist  die  Kehl- 
kopfschwindsucht das  Produkt  der  ausschliesslichen  Invasion 
des  Tuberkelbacillus  in  die  (rewebe  des  Kehlkopfs, oder  wird 
der  Tuberkelbacillus  in  seiner  verheerenden  Arbeit  durch  andere  Mi- 
kroorganismen unterstützt  ?'  20  erkrankte  Partieen  aus  16  Kehlköpfen 
von  an  Lungenschwindsucht  gestorbenen  Individuen  mittelst  Ausstrich- 
präparaten, Plattenverfahren  und  auf  Schnitten.  Für  den  Nachweis 
der  Tuberkelbacillen  wurde  das  Ziehl-Neelsen'sche  Verfahren 
mit  oder  ohne  Methylenblaugrundfärbung  in  Anwendung  gezogen. 

Sehr  interessirten  kleine,  ganz  oberflächliche  Substanzverluste  in 
Form  flacher  „aphthöser^  oder  „lenticulärer''  Geschwürchen,  namentlich 
auf  der  Schleimhaut  der  Stimmfortsätze,  bei  denen  eine  makroskopische 
Diagnose  auf  Tuberculose  „ausserordentlich  schwer,  ja  direkt  unmdg- 
lieh"  war. 

Er  resumirt,  „dass  alle  während  des  Bestehens  der  Lungenpbtbise 
zu  irgendwie  erheblichen  Zerstörungen  der  Kehlkopfgebilde  führenden 
Erkrankungen  ihrer  Entstehung  und  ihrem  Verlauf  nach  als  ESekl 
des  vom  Epithel  aus  in  die  Gewebe  eindringenden  Tuberkelbacillus 
aufzufassen  sind,  der  weiterhin  häufig  durch  sekundäre  Ansiedlongen 
anderer,  den  pyogenen  zuzurechnender  Mikroorganismen  in  seiner 
verheerenden  Arbeit  unterstützt  wird.^^  „I  neiner  verschwinden- 
den Zahl  von  Fällen  kommt  es  indes  zur  Entwickeluog  von 
pathologischen  Zuständen,  die  wir  nach  den  Ergebnissen  der  Unter- 
suchung, mangels  des  Befundes  von  charakteristischen  anatomischen 
Veränderungen  und  bei  dem  Fehlen  von  Tuberkelbacillen  in  den  Ge- 
weben als  nicht  spezifische  betrachten  müssen/'  -Letztere 
konstatirte  er  nur  zweimal  und  setzt  sie  den  im  Kehlkopf  bei  Abdo- 
minaltyphus beobachteten,  als  mykotische  Epithelnekrose  bezeichneten 
Prozessen  an  die  Seite  (bedingt  durch  pathogene  Kokken).  Was  die 
Entstehung  des  spezifisch  tuberculösen  Larynxaffektionen  anlangt, 
so  schliesst  F.,  „dass  die  tuberculösen  Veränderungen  des  Kebikopft 
auf  eine  Invasion  der  Bacillen  von  der  Oberfläche  her  zurückzufahren 
sind,  und  dass  der  entgegengesetzte  Weg,  ein  Eindringen  der  K och- 
schen Bacillen  von  innen  her,  durch  Einschleppung  von  der  Blut-  oder 
Lymphbahn  aus  zwar  denkbar  ist,  aber  jedenfalls  die  Ausnahme 
büdet.  Die  Bacillen  gelangen  dabei  durch  die  völlig  intakten  oder 
durch  die  ihrer  Qualität  nach  bezw.  hinsichtlich  ihres  Zusammen- 
hanges alterirten  Epithelzellen  in  die  tieferen  Gewebsschichteo." 

In  den  meisten  Fällen  bestanden  Mischinfektionen  (15  mal  unter 
18  Beobachtungen).    Diese  Mischinfektionen  hält  F.  ftr  sekiwd^, 


TuWoiilose.  —  Lepra.  —  Typhoa,  733 

weil  man  nTuberkelbacillen  immer  noch  in  tieferen  Gewebsschichten 
antrifft^^,  als  die  begleitenden  Mikrobien.  Ref.  möchte  dem  gegenüber 
daran  erinnern,  dass  man  auch  bei  experimenteller  Impfung  mit  un- 
reinem Material  ein  tieferes  Vordringen  der  Tuberkelbacillen  (auch  in 
andere  Organe)  beobachten  kann,  vielleicht  weil  die  mit  Blut-  oder 
Lymphstrom  verschleppten  Kokken  leichter  zu  Grunde  gehen,  während 
die  resistenteren  Tuberkelbacillen  sich  weiter  entwickeln  können. 

"Was  das  „Verhältniss  der  Zahl  der  Tuberkelbacillen  zu  dem 
Charakter  und  der  Schwere  der  einzelnen  Krankheitsherde'*  anlangt, 
so  konnte  „eine  gewisse  Gesetzmässigkeit  etwa  in  dem  Sinne,  dass,  je 
tiefg^ifender  die  GewebsalteratioD,  desto  massenhaft^er  auch  die  Zahl 
der  eingedrungenen  Bacillen'^  war^  nicht  festgestellt  werden.  Nur 
bei  den  der  Kategorie  der  iufiltrirten  Tuberculose  des  Kehlkopfes 
zu  Bubsumirenden  Prozessen*'  fand  F.  konstant  typische  Tuberkel 
mit  epithelioiden  und  Riesenzellen.  Je  reichlicher  die  letzteren  waren, 
um  so  spärlicher  die  Tuberkelbacillen.  „Nur  in  einem  an  Riesen- 
zellen sehr  armen  Tuberkel  wird  eine  grössere  Anhäufung  von  Tuberkel- 
bacillen konstatirt.'^  Die  Tuberkelbacillen  lagen  frei,  z.  B.  innerhalb 
des  Oberflächenepithels  oder  in  Zellen.  In  einem  Falle  waren  die 
Riesenzellen  ausnahmsweise  damit  f&rmlich  überladen.  Tuberkelbacillen 
köDDen  sich,  sogar  reichlich,  finden,  ohne  dass  charakteristische,  patho- 
logisch-anatomisch als  tuberculös  zu  bezeichnende  Gewebsveränderungen 
vorliegen.  Czaplewski  (Görbersdorf). 

Csmpana,  B.,  Un  bacillo  simile  al  bacillo  leproso  svi- 
luppatosi  in  tentativi  di  coltura  di  tessuti  con  lepra 
tubercolare.    (La  Riforma  med.  1891.  No.  14  p.  159.) 

Bei  seinen  Versuchen,  den  Leprabacillus  aus  dem  leprösen  Ma- 
teriale  rein  zu  züchten,  sah  Verf.,  als  er  die  anaöroben  Eulturme- 
tboden  in  Anwendung  brachte,  charakteristische  Kolonieen  sich  ent- 
wickeln, welche  aus  Stäbchen  bestanden,  die  dem  Leprabacillus 
morphologisch  sehr  ähnlich  waren.  Diese  Stäbchen  sind  geradlinig, 
im  Allgemeinen  kürzer,  als  der  Tuberkelbacillus ,  ihr  Protoplasma 
f&rbt  sich  an  2  oder  3  Stellen  intensiver,  als  die  übrigen  Theile  der- 
selben, sie  nehmen  jedoch  die  Eh rlich^sche  Doppelfärbung  nicht  an. 
Der  Mikroorganismus  wächst  in  Traubenzucker -Fleischpepton- 
affar,  hingegen  kommt  er  in  flüssigen  Nährmedien  nicht  zur  Ent- 
wickelung,  auch  nicht  unter  Wasserstoff.  Die  Vegetation  wird  nach 
dem  7.-9.  Tage  als  leichte  Trübung  der  unteren  Hälfte  des  Impf- 
Btichs  wahrnehmbar,  nach  weiteren  2—3  Tagen  besteht  der  Stich 
aus  einzelnen  Eügelchen  und  die  Trübung  ist  stärker.  Der  Bacillus 
ist  für  Ratten  nicht  pathogen.  Kräl  (Prag). 

Karlidski,  Zur  Kenntniss  der  atypischen  Typhusfälle. 
(S.-A.  aus  der  „Wiener  medicinischen  Wochenschrift".  1891.  No. 
11  und  12.) 
Verf.  berichtet  über  die  in  3  atypisch  verlaufenen  Fällen  von 
Typhus  abdominalis  vorgenommene  bakteriologische  Untersuchung. 

Im  ersten  Falle,  welchen  Verf.  als  Splenotyphus  anspricht,  ent- 
wickelten sich  aus  dem  Milzsafte  zahlreiche  Kolonieen  von  Typhus- 


734  Typtius.  —  Rotz. 

bacillen.    Im  zweiten  Falle  wurden  dieselben  in  der  Leber,  in  der 
Milz,  in  den  Nieren  und  im  Herzen  nachgewiesen. 

Earlinski  ist  geneigt,  den  Lymphapparat  des  menseblicben 
Körpers  als  den  Weg,  auf  welchem  sich  die  lyphusbadllen  verbreiten, 
anzusehen,  und  zwar  aus  dem  Grunde,  weil  er  sehr  oft  Typhusba- 
cillen  in  grosser  Menge  im  Ductus  thoracicus  vorfand,  während  solche 
ausser  in  einem  von  43  von  ihm  balcteriologisch  untersuchten  Fftlleo 
im  Blute  stets  vermisst  wurden. 

Der  dritte  Fall  galt  insbesondere  dem  Studium  des  Verhaltens 
der  Typhusbacillen  zum  Lymph-  und  Blutapparate.  Es  fanden  sich 
hier  im  Ductus  thoracicus  äusserst  spärliche,  im  Blute  dagegen  sehr 
zahlreiche  Typhusbacillen  vor. 

Als  einziges  charakteristisches  Merkmal  der  Typhasbacillen  be- 
zeichnet auch  Earlin'ski  die  Art  ihres  Wachsthums  auf  Kartoffeln. 
Allerdings  wachsen  auch  andere  Bakterien  auf  Kartoffdn  so,  wie  die 
Typhusbacillen.  So  fand  Verf.  in  typhösen  Dejektionen  oft  einen 
Bacillus,  welcher  ein  ebensolches  Wacfasthum  auf  Kartoffeln  zeigte, 
wie  der  Typhusbacillus.  Doch  zeigte  sich  gegenüber  dem  letzteren 
insofern  ein  Unterschied,  als  jener  auf  mit  '/«^/p  Essigsäure  ange- 
säuerten Kartoffelstückchen  als  üppiger,  bläuhch- weisser  Rasen, 
ebenso  auch  in  angesäuerter  Gelatine  sich  entidckelte,  während  der 
Typhusbacillus  unter  diesen  Verhältnissen  kein  oder  nur  ein  küm- 
merliches Wachsthum  zeigte.  Di t trieb  (Prag). 

Jakowaki,  H.,  Ein  ungewöhnlicher  Fall  von  chronischem 
Rotz  beim  Menschen.  (Zeitschr.  f.  klin.  Medic.  Bd.  XVIE 
1891.  p.  559.) 

Verf.  beschreibt  einen  sehr  chronisch  verlaufenden  Fall  von 
Rotzinfektion  beim  Menschen,  welchen  er  fast  während  eines  ganzen 
Jahres  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  und  bei  dem  die  Diapose 
Rotz  mittelst  der  bakteriologischen  Untersuchung  festgestellt  wurde. 
Der  Fall  betrifft  einen  Stalljungen,  der  6  Wochen  vor  seiner  Er- 
krankung bei  einem  Droschkeneigenthümer  in  Dienst  getreten  war. 
Sein  Vorgänger  hatte  wegen  ,,Erkrankung  an  Botz*^  den  Dienst  ver- 
lassen müssen  und  war  an  Rotz  gestorben.  Die  Erkrankung  des 
Patienten  begann  mit  rheumatoiden  Schmerzen,  Frostanfallen,  Nacht- 
sch weissen.  Danach  traten  Exantheme  auf  mit  Bildung  von  Pusteln 
oder  derben,  schmerzhaften,  tiefen  Infiltraten.  An  der  linken  Wade 
bildete  sich  ein  tiefes  Ulcus.  Sehr  bemerkenswerth  ist  die  starke 
Vergrösserung  des  linken  Testikels,  welche  nach  dem  bakteriologischen 
Befund  nach  der  Exstirpation  der  Rotzinfektion  zur  Last  zu  legen 
ist;  dabei  waren  die  Lymphdrüsen  intakt  (!).  Der  Patient  entzog 
sich  schliesslich  der  Behandlung. 

Was  die  bakteriologische  Diagnose  des  Falles  betrifft,  so  glückte 
es  Verf.,  weder  aus  dem  Blute  noch  aus  dem  Urin  oder  Pnsteleiter 
die  Rotzbacillen  herauszuzüchten  (aus  letzterem  erhielt  er  Stapby- 
loc.  pyog.  aureus  und  albus).  Erst  aus  dem  Safte  frischer  In- 
filtrate und  aus  dem  noch  nicht  zerfallenen  Infiltrat  des  exstirpirteD 
Testikels  gelang  es,  die  Rotzbacillen  zu  isoliren.  (In  letzterem  waren 
fiie  in  Reinkultur.)    Die  mit  den  Kulturen  geimpften  Meerschw^nchen 


Hots.  —  PuArperaleklampsie.  735 

dcrankten  an  unzweifelhaftem  Rotz;  einige  starben,  einige  wurden 
g^tet,  einige  genasen.  Bemerkenswerth  ist,  dass  die  Lymphdrüsen 
h&afig  zwar  vergrOssert  waren,  aber  nicht,  wie  bei  akutem  Rotz, 
eitrig  zerfallen.  Auf  Schnitten  sowohl  von  Organen  der  Versuchs- 
tiiiere  als  auch  von  dem  exstirpirten  Hoden  waren  die  Bacillen  aber 
spärlich  nachweisbar,  meist  frei,  aber  auch  in  Zellen  (Tinktion  nach 
Loeffler  oder  Kühne  resp.  Gaule- W  eigert). 

Der  Fall  ist  besonders  ausgezeichnet  durch  das  tiefe,  sehr  lang- 
sam vernarbende  Unterschenkelgeschwür,  die  tiefen  Muskelinfiltrate, 
welche  sich  wieder  zurückbildeten,  und  die  spezif.  Hodenaffektion. 

Znm  Schluss  erinnert  Verf.  daran,  ob  nicht  der  sehr  chronische 
Verlauf  auch  auf  die  Resultate  der  Impfungen  von  Einfluss  gewesen. 
Er  betont  femer  noch  besonders,  dass  es  nicht,  wie  bei  akutem  Rotz, 
aas  dem  Pusteleiter,  wohl  aber  aus  dem  Saft  frischer  Infil- 
trate gelang,  den  Rotzbacillus  zu  isoliren. 

Gzaplewski  (Görbersdorf  i./Schl.) 

Fam,  Vorläufige  Mittheilung  über  eine  bakteriolo- 
((isch-ex  perimentelle  Untersuchung  zur  Frage  der 
Puerperaleklampsie.  [Aus  dem  patholög.  Institut  in  Berlin.] 
(Virchow's  Archiv.  Bd.  CXXIH.  Heft  2.) 

Verf.  kultivirte  aus  den  weissen  Infarkten  in  einem  Falle  von 
Eklampsie  einen  Micrococcus,  der  einen  Durchmesser  ^on  0,7 
-  ^8  ju  besass  und  auf  Agar  und  Gelatine  kleine  durchsichtige  Punkte 
bildete. 

Injektionen  der  Kulturen  in  die  Blutbahn  gesunder  Kaninchen 
bewirkten  sehr  häufig  Temperaturwallungen,  meist  Senkungen  derselben. 

Injektionen  von  Reinkulturen  dieser  Mikroorganismen  in  die  Blut- 
bahn  doppelseitig  nephrotomirter  Kaninchen  yerursachten  meist  ziem- 
lich rasche  Tödtung  mit  folgendem  Symptomenkomplex :  Angstgefühl, 
ÜDrnhe,  Fluchtversuche,  aJUgemeine  Muskelschw&che  und  Kollaps- 
temperatnren,  jedoch  ohne  Konvulsionen. 

Injektionen  älterer  Reinkulturen  in  die  Blutbahn  einseitig  nephro- 
tomirter Kaninchen  hatten  regelmässig  ziemlich  rasche  Tödtung  der 
Versuchsthiere  mit  demselben  Symptomenkomplex  im  Gefolge. 

Injektionen  junger  Reinkulturen  oder  einer  Emulsion  dieser  Pilze 
in  indifferenter  Flüssigkeit  in  die  Blutbahn  einseitig  nephrotomirter 
Kaninchen  bewirkten  Angstgefühl,  Unruhe,  Fluchtversuche,  allgemeine 
Moskelschwäche,  KoUapstemperatnren,  heftige  klonische  Konvulsionen 
mit  besonderer  Betheiligung  der  vorderen  Extremitäten,  heftige  teta- 
nische  Konvulsionen  mit  Opisthotonus  und  Betheiligung  der  Gesichts- 
und Ohrenmusculatur.    Nach  2 — 8  solchen  Anfällen  starben  die  Thiere. 

Zwei  doppelseitig  nephrotomirte  Kaninchen  gingen  nach  48—66 
Stunden  unter  Kollapstemperaturen  an  Urämie  zu  Grunde. 

Verf.  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  dieser  Micrococcus 
sowohl  eine  Nephritis  gravidarum,  als  auch  eklamptische  Anfillle 
beryorrufen  kann. 

Behinderung  der  Hamsekretion  scheint  nach  den  Untersuchungen 
to  Verf.*s  eine  Grundbedingung  für  die  Entstehung  dieser  Erscheinungen 
zu  sein.  D  i  1 1  r  i  c  h  (Prag). 

47» 


736  Verdauung  der  Protoioen. 

Le  Dantec,  Recherches  sur  ladigestion  intracellulaire 

chez  les  protozoaires  (2^  partie).    [Aus  dem  Laboratorium 

von  MetschDikoff,  im  Institut  Pasteur.]    (Annales  de  rinstitat 

Pasteur.  1891.  No.  3.  p.  163.) 

In  seiner  früheren  Mittheilung  ^)  hatte  Verf.  bereits  die  mit  Ali- 

zarinsulfosäure  bei  einigen  Amöben  erzielten  Resultate  erwähnt.    Die 

aufgenommenen  Farbstoffkörnchen  liegen  nicht  direkt  im  Protoplasma, 

sondern  in  Vakuolen,  deren  wässriger  Inhalt  der  umgebenden  FlQssig- 

keit  entstammt.    Bald  tritt  aber  dann  saure  Reaktion  auf,  welche  den 

violetten  Farbenton  in  rosa,  manchmal  bis  zu  gelb  verwandelt 

Analoge  Ergebnisse  wurden  nun  an  verschiedenen  anderen  Pro- 
tozoen erhalten,  namentlich  an  dem  Kolonieen  bildenden,  mit  ver- 
zweigtem, retraktilem  Fuss  begabten  Carchesium,  ferner  bei  einigen 
Vorticellen.  Die  Infusorien  theilt  Verf.,  entsprechend  der  neuen 
Klassifikation  von  Maupas,  in  „Ciliös  k  tourbillon^*  und  „Cili^ 
capteurs^\  Auf  diese  im  Wasser  frei  lebenden  Infusorien  allein  be- 
ziehen sich  die  folgenden  Schlussfolgerungen  von  Verf.  aus  seinen 
bisherigen  Untersuchungen : 

1)  Bei  allen  untersuchten  Infusorien  wird  mit  den  aufgenommenen 
festen  Theilchen  stets  auch  eine  gewisse  Quantität  des  umgebenden 
Wassers  in  die  Vakuole  mit  eingeführt. 

2)  Die  Wirbelinfusorien  („Infusoires  k  tourbillon'^)  nehmen  ohne 
Unterschied  alle  festen,  im  Wasser  suspendirten  Körperchen  auf.  Die 
Aufoahme  wird  gehemmt  durch  eine  Art  von  Plethora,  welche 
mechanisch  die  Bildung  neuer  Vakuolen  zu  verhindern  scheint 

Die  Raubinfusorien  („Infusoires  capteurs'*)  scheinen  im  Gegen- 
theil  eine  Wahl  zu  treffen.  Sie  verschlingen  nicht-näbrende  Substanzen 
nur  dann,  wenn  letztere  an  wirklich  nährenden  anhaften. 

3)  In  allen  Fällen  ist  bei  den  untersuchten  Infusorien  die  Ver- 
dauungsvakuole  der  Sitz  einer  sauren  Sekretion,  welche  zunächst  das 
eingefQhrte  alkalische  Wasser  neutralisirt  und  dann  fortdauert,  bis 
der  Inhalt  der  Vakuole  effektiv  sauer  wird.  Diese  Absonderung  er- 
folgt mit  gleicher  Intensität,  ob  nun  die  Vakuolen  Körperchen  von 
thierischer,  pflanzlicher  oder  mineralischer  Herkunft  enthalten. 

4)  Die  Schnelligkeit  der  Säureabsonderung  ist  bei  den  ver- 
schiedenen Spezies  sehr  verschieden ;  ebenso  besteht  eine  Differenz  be- 
züglich der  Schädlichkeit  der  eingeführten  diemischen  Substanzen, 
was  auf  beträchtliche  Verschiedenheit  in  der  Konstitution  des  Plasmas 
hinzuweisen  scheint. 

5)  Bei  allen  Spezies,  bei  denen  Lakmus  ein  Resultat  ergab 
(s.  das  frühere  Ref.),  scheint  die  Säure  die  nämliche,  und  zwar  eine 
starke  Säure  zu  sein.  Buchner  (München). 

l)  Bef.  8.  No.  10,  S.  866  dieses  Bandes. 


Ünterbactiangsinddiodeiiy  tnstrutnenta  ete.  737 


Untersuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


Sfcraius,  Seringue  ä  injections  by podermiques,  störi- 
lisable,  ä  piston  en  moelle  de  sureau.  (Le  Bulletin 
m6d.  1891.  No.  9.  p.  89.) 

la  der  Sitzung  der  Sociöt6  de  Biologie  zu  Paris  vom  24.  Januar 
d.  J.  demonstrirte  S.  eine  Injektionsspritze,  deren  Konstruktion  von 
der  Pravaz'schen  Spritze  insofern  abweicht,  als  Lederstempel  und 
-Dichtung  durch  solche  aus  komprimirtem  Hollundermark  ersetzt  sind. 
Demzufolge  kann  die  Spritze  im  Dampftopf,  bei  trockener  Hitze  oder 
im  kochenden  Wasser  sterilisirt  werden,  ohne  Schaden  zu  nehmen. 
Auf  Schrauben  laufende  Metallscheibchen  gestatten  es,  den  HoUunder- 
markstempel  im  Bedarfsfälle  wieder  den  Glaswandungen  dicht  an- 
schliessend zusammenzupressen.  Kr&l  (Prag). 

B011X9  Sur  un  rägulateur  de  temp6rature  applicable 
aux  ötuves.    (Annales  de  Tlnstitut  Pasteur.  1891.  No.  3.  p.  158.) 

Der  beschriebene  Thermoregulator,  der  seit  mehreren  Jahren  im 
Institut  Pasteur  zu  vollster  Zufriedenheit  funktionirt,  zeichnet  sich 
aas  durch  Unzerstörbarkeit,  kann  jedoch  nur  bei  grossen  Brüt- 
schränken mit  Vortheil  angewendet  werden. 

Derselbe  besteht  aus  zwei  starken,  an  einander  geschweissten 
und  dann  U-f5rmig  gekrümmten  St&ben,  von  denen  der  innere  aus 
Stahl,  der  äussere  aus  Zink  ist.  Die  Länge  der  U-Schenkel 
dürfte  der  Abbildung  nach  30 — 40  cm  betragen  und  das  Ganze  muss 
so  massiv  sein,  dass  absolut  keine  federnde  Bewegung,  nach  Art 
einer  Pincette,  stattfindet.  Solche  Regulatoren  aus  zwei  Metallen 
wurden,  wie  Verf.  angibt,  schon  früher,  namentlich  von  Schaffer 
angewandt 

Die  Bewegung,  welche  in  Folge  der  ungleichen  Ausdehnung  von 
Zink  und  Eisen  bei  Temperaturschwankungen  auftritt,  kann  nun,  in- 
dem man  den  einen  U-Schenkel  fixirt,  von  dem  anderen  aus  in  ver- 
schiedenster Weise  zur  Regulation  der  Gaszufuhr  verwendet,  eventuell 
durch  Hebel  noch  verstärkt  werden.  Die  spezielle  Art,  wie  die  Ueber- 
tragung  bei  den  von  Wiesnegg  konstruirten  grossen  Pasteur- 
sehen  Wärmeschränken  (jetzt  mit  direkter  Gasheizung  anstatt  des 
früher  verwendeten  Dampfes)  bewerkstelligt  wird,  wolle  im  Original 
eingesehen  werden.  Trotz  der  Grösse  des  Schrankes,  der  in  seinen 
verschiedenen  Etagen  verschiedene  Temperaturen  darbietet,  sind  die 
Schwankungen,  wie  das  beigegebene  Diagramm  eines  registrirenden 
Thermometers  zeigt,  nicht  höher,  als  0,5^.      Buchner  (München). 

Heitzmann,   Louts,   Bacteriological   examination   as  an 
aid  to  clinical  diagnosis.    (New  York  Med.  Record.  'T890. 
No.  1017.  p.  492.) 
Verf.  gibt  zunächst  eine  Beschreibung  des  Koch-Ehrlich- 


?3S      Sebatsimp^uog,  kÜnsti.  infekdonskraiiklieiteny  H^utwickeiangsbeitiiftMlDg  otc. 

sehen  Färbeverfahrens  für  Tuberkelbadllen  und  bespricht  dann  die 
ätiologische  Bedeutung  der  Eiterkokken,  des  Bacpyog.  foetidus, 
des  Friedländer'schen  Pneumobacillus  und  des  Fr&nkel- 
sehen  Diploeoecus  im  Sputum,  deren  Nachweis  im  selben,  weno 
sie  in  gewisser  Menge  vorhanden  sind,  wesentlich  zur  Sicherung  der 
Diagnose  beitragen  kann.  Die  mikroskopische  Untersuchung  anderer 
Se-  und  Exkrete  ist  allerdings  schwieriger  und  zeitraubender,  kann 
aber  ebenfalls  zu  einer  positiven  Diagnose  führen.  Schliesslich  theilt 
Verf.  noch  ausführlicher  die  Färbemethoden  für  den  Gonococcus 
N  ei  SS  er,  sowie  dessen  differenzial  -  diagnostischen  Merkmale  mit 
und  betont  den  diagnostischen  Werth  der  im  gonorrhoischen  Sekrete 
event  gleichzeitig  vorhandenen  Eiterkokken  in  Bezug  auf  die  darch 
letztere  verursachten  Komplikationen.  Er 41  (Prag). 


Schutzimpfung,  künstliche  Infeictionsicranicheiten ,  EntwiiA- 
lungshemmung  und  Vernichtung  der  Baicterien  etc. 


Hetsehnlkoff,  0.,  Contribution  k  Tötude  de  la  vacci- 
nation  charbonneuse.  (Annales  de  Tlnstitut  Pasteur.  1891. 
No.  8.  S.  146.) 
Deber  das  Zustandekommen  des  Impbchutzes  bei  subkutaner 
Injektion  von  Milzbrandvacdns  standen  sich  bisher  hauptsächlich 
zwei  Ansichten  gegenüber.  Nach  Flügge-Bitter  soll  keine  all- 
gemeine Verbreitung  der  Yaccinbakterien  im  Körper  stattfinden,  die- 
selben vielmehr  an  Ort  und  Stelle  einer  alsbaldigen  Degeneration, 
ohne  wesentliche  Betheiligung  von  Phagocyten,  unterliegen.  Ga- 
rn alel'a  im  Gegentheil  glaubte  eine  Propagation  der  abgeseb wach- 
ten Milzbrandbacillen  und  eine  Verbreitung  in  den  inneren  Organen, 
gleichzeitig  mit  dem  vaecinalen  Fieber,  nachweisen  zu  können,  zwar 
weniger  durch  Kultur,  wohl  aber  mikroskopisch  in  gefärbten  Pri^- 
raten.  Die  Degeneration  und  der  Untergang  sollte  nur  theilweise 
durch  die  Makrophagen  der  inneren  Organe,  hauptsftchlich  dorch  die 
in  Folge  der  Impfung  auftretenden  bakterienfeindlichen  Wirkangen 
der  Gewebssäfte  bedingt  sein,  welche  Gamalela  am  Humor  aqueos 
konstatirte. 

Die  Untersuchungen  von  Verfasserin  bringen  wesentlich  eine 
Bestätigung  der  Resultate  von  Flügge -Bitter.  Zunächst  wurde 
an  10  Hammeln  mit  L,  dann  mit  U.  Vaccin  experimentirt  Die 
Thiere  wurden  in  verschiedenen  Zwischenräumen  nach  der  subkutanen 
Injektion  getödtet,  Plattenaussaaten  aus  inneren  Organen,  Blut,  Haro 
und  Bindegewebe  der  Injektionsstelle  gemacht  und  überall  auch 
mikroskopische  Präparate,  gefärbte  Deekglaspräparate  und  Schnitte 
hergestellt.  Die  Bacillen  fanden  sich  stets  wesentlich  nur  an  der 
Injdd;ion88telle,  der  grösste  Theil  davon  in  den  reichlich  angesam- 
melten Leukocyten  eingeschlossen  und  im  Stadium  der  Degeneration. 


ScbutsimpfuDgy  kftnsU.  Infekdouskraukbeiton,  £utwickeiangshoitittiuiig  etc.      739 

Nar  ein  kleiner  Theil  der  Bacillen  wurde  freiliegend  und  normal  an- 
getroffen --  dies  im  Gegensatz  zu  Flügge-Bitter.  Ferner  ver- 
stattete  der  Humor  aqueus  von  Hammeln,  welche  Vaccinalfieber  ge- 
zeigt hatten,  abweichend  von  Gamalela's  Angaben,  ganz  wohl 
das  Wachsthum  von  Sporen  des  I.  und  II.  Vaccin  und  auch  von 
virulentem  Anthrax,  enthielt  somit  keine  bakterienfeindlichen  Stoffe. 
(Ref.  glaubt,  dass  diese  Versuche  mindestens  mit  Blutserum  hätten 
angestellt  werden  sollen,  um  das  zu  beweisen,  was  bewiesen  werden 
wollte,  dass  die  Degeneration  der  Vaccinbakterien  nur  auf  die  Thä- 
tigkeit  der  Leukocyten  bezogen  werden  könne.  Der  Humor  aqueus 
könnte  wohl  nur  dann  über  die  An-  oder  Abwesenheit  gelöster  bak- 
terienfeindlicher Substanzen  im  Körper  einen  sicheren  Aufschluss 
geben,  wenn  man  voraussetzen  dürfte,  dass  letztere  absolut  diffu- 
sible,  relativ  einfache,  chemische  Verbindungen  nach  Art  der  Pto- 
malne  sind,  eine  Meinung,  welche  Ref.  keineswegs  theilt.] 

Die  Versuche  an  Kaninchen  wurden  in  analoger  Weise  ausjge- 
führt  und  gaben  ganz  ähnliche  Resultate.  Auch  hier  ergab  sich, 
dass  die  Vaccinbakterien  nur  durch  die  am  Injektionsort  stattfindende 
Vermehrung  ohne  wesentliche  Verbreitung  im  Körper  ihre  Wirkung 
ausüben;  nur  ausnahmsweise  und  in  geringem  Maasse  dringen  sie 
in  die  Organe. 

Die  Schutzimpfung  sei  daher  durch  Produkte  der  Bacillen  be- 
dingt, welche  von  der  Inokulationsstelle  aus  in  den  Körper  diffun- 
diren.  Die  Vernichtung  der  Vaccinbakterien  geschieht  durch  phago- 
cytäre  Thätigkeit  von  Mikro-  und  Makrophagen.  Die  Schutzimpfung 
besteht  zweifellos  in  einer  Gewöhnung  der  cellulären  Elemente  an 
die  toxischen  Produkte  der  Bacillen.  Letzteres  werde  eben  durch 
die  Versuche  mit  dem  zellenfreien  Humor  aqueus  bewiesen. 

Bu ebner  (München). 

Onimus,  Destruction  du  virus  tuberculeux,  par  les 
essences  6vapor6es  sur  de  la  mousse  de  platine.  (Le 
Bulletin  m6d.  1890.  No.  82.  p.  908.) 

Die  Oxydationsprodukte,  welche  durch  die  Zersetzung  des  Alko- 
hols und  diesem  beigemischten  ätherischen  Oelen,  insbesondere  des 
Ol.  thymi,  mittelst  der  Einwirkung  glühenden  Platinschwammes  ge- 
wonnen werden,  besitzen  nach  Verf.  die  Eigenschaft,  die  Virulenz 
des  TuberkelbaciUus  namhaft  abzuschwächen  oder  gänzlich  zu  ver- 
nichten. Verf.  liess  mit  Hülfe  eines  Aspirators  diese  Zersetzungs- 
prodnkte  durch  das  in  eine  Lieb  ig' sehe  Röhre  eingebrachte  tuber- 
colöse  Sputum  streichen  und  verimpfte  letzteres  dann  an  Kaninchen 
und  Meerschweinchen.  Alle  Thiere,  bis  auf  eines,  blieben  gesund, 
während  die  mit  demselben,  aber  nicht  so  behandelten  Sputum  ge- 
impften Kontrollthiere  ausnahmslos  tuberculös  wurden. 

Verf.  hebt  schliesslich  noch  die  therapeutischen  Vortheile  her- 
vor, welche  sich  daraus  ergeben,  dass  bei  diesem  Verfahren  das 
Medikament  in  Gasform  und  nicht  in  kondensirbarer  Dampfform  in 
die  Lungen  eingeführt  werden  kann  und  sucht  auch  hierfür  den  ex- 
perimentellen Nachweis  zu  erbringen.  Kral  (Prag). 


740      Schtttiimp^ng,  künstl.  tofektiottskrankheiten,  Ifintwickelangshemmtlng  «te. 


Baffer^  Amuuid,   A  report  od  the  destruction  of  micro- 
organisms  during  the  process  of  inflammation.    (Bri- 
tish Med.  JourD.  No.  1534  1890.  p.  1177.) 
Verf.  versuchte  festzustelIeD,  ob  der  an  einer  Impfstelle  vor  sich 
gehende  Entzündungsprozess  als  ein  schützender  Vorgang  aufzufassen 
sei  und  durch   welche  Prozesse  der  Thierkörper  gegen  die  lovasioo 
des  pathogenen  Mikroorganismus  gesichert  wird.    Zu  derartigen  Unter- 
suchungen   eignen   sich  vorzüglich  jene  Läsionen,  welche  an  Meer- 
schweinchen durch  intramusciüäre  oder  subkutane  Impfung  mit  ge- 
trocknetem virulentem  oder  abgeschwächtem  Rauschbrandvirus  gesetzt 
werden. 

In  dem  klaren  Exsudate  eines  experimentell  erzeugten  Hausch- 
brandtumors  ist  bereits  nach  12  Stunden  eine  enorme  Anzahl  freier 
Bacillen  sichtbar,  die  Leukocyten  sind  zu  dieser  Zeit  noch  spärlich 
vorhanden  und  zeigen  selten  ein  oder  mehrere  Stäbchen  eingeschlossen. 
Dagegen  enthält  die  nach  48  Stunden  oder  unmittelbar  vor  dem  Tode 
des  Versuchsthieres  entnommene  und  jetzt  etwas  trübe  Flüssigkeit 
zahlreiche  Leukocyten,  von  welchen  viele  bis  zu  10  Bacillen  eioge- 
scblossen  enthalten.  Die  Tumorwandung  ist  überall  von  einer  sehr 
grossen  Zahl  Bacillen  bedeckt  und  besteht  aus  einem  Wall  dicht 
aneinander  gedrängter  Leukocyten,  von  welchen  viele  der  zunächst 
der  freien  Oberfläche  der  Tumorwandung  situirten  eine  namhafte  An- 
zahl Bacillen  in  sich  aufgenommen  haben.  Nichtsdestoweniger  liegen 
auch  viele  Stäbchen  frei  zwischen  den  Zellen  und  verhalten  sich  färberisch 
normal,  während  die  intracellulären  Bacillen  Degenerationszustande 
aufweisen.  Die  Anzahl  der  Bacillen  ninmit  gegen  die  tieferen  Schichten 
zu  ab,  sie  kommen  nur  mehr  intracellulär  vor  und  wenige  Millimeter 
von  der  freien  Oberfläche  der  Tumorwandung  sind  sie  überhaupt 
nicht  mehr  nachweisbar,  obzwar  daselbst  die  Anzahl  der  Leukocjtea 
noch  immer  eine  grosse  ist 

Hierauf  beschreibt  Verf.,  unter  Anführung  der  benutzten  Färbe- 
methoden, die  morphologischen  und  tinktoriellen  Eigenschaften  der  im 
Exsudate  vorkommenden  freien  Bacillen,  geht  dann  auf  die  Ver- 
änderungen über,  welche  die  Rauschbrandbacillen  innerhalb  der  Zellen 
erleiden  und  unterstützt  seine  Ausführungen  durch  mehrere  gute,  dem 
Texte  beigefügte  Abbildungen. 

Mit  schwachem  Virus  kann  am  Meerschweinchen  eine  so  milde 
Form  der  Krankheit  ausgelöst  werden,  dass  es  nicht  leicht  wird, 
den  Kampf  der  amöboiden  Zellen  mit  den  Mikroorganismen  an  der 
Impfstelle  zu  verfolgen.  Doch  waren  die  Ergebnisse  der  diesbezQg- 
lichen  Versuche,  bei  welchen  das  trockene  Virus  zwischen  zwei,  an 
3  Seiten  verkitteten  Deckgläschen  gebracht  und  so  applizirt  warde, 
identisch  mit  jenen,  welche  oben  in  Kürze  erwähnt  wurden.  Durch 
Verimpfung  grosser  Mengen  des  abgeschwächten  Virus  erhält  man 
eine  chronische  Rauschbrandform,  bei  welcher  Schnitte  durch  die  Impf- 
stelle von  Thieren,  die  am  4.  oder  5.  Tage  nach  der  Impfung  zu 
Grunde  gingen,  zeigen,  dass  die  Bacillen  die  benachbarten  Muskeln 
in  einer  weit  grösseren  Ausdehnung  infiltrirt  hatten,  als  bei  der  akuten 
Form.    Während  bei  der  letzteren  die  meisten  Leukocyten  ein  normales 


Baktariol.  Tom  X.  iDteriiatiOD4len  medidnUehsii  KoogresM  zu  fedtlin.         741 

Auasehen  haben,  sind  beim  chronischen  Verlaufe  yiele  derselben  de- 
generirt  und  zu  wahren  Eiterzellen  geworden,  von  welchen  einige  un- 
gesch&digte  oder  degenerirte,  die  meisten  jedoch  keine  Stäbchen  ent- 
halten. 

Das  entzündliche  Exsudat  scheint  daher  auf  den  Rauschbrand- 
bacillus  keine  toxische  Wirkung  auszuüben,  sondern  eher  dessen  Ent- 
wickeloDg  zu  begünstigen.  Die  Leukocyten,  welche  zur  Impfstelle  aus- 
wandern, können  die  Weiterverbreitung  der  Bacillen  hindern  und 
diese,  nachdem  sie  sie  in  ihr  Inneres  aufgenommen  haben,  auch  ver- 
nichten. Der  von  den  Leukocyten  gebildete  lebende  Wall  erwies  sich 
für  die  Mikroorganismen  als  nahezu  undurchdringlich  und  diesem 
Umstände  wäre  die  Lokalisation  der  Bacillen  an  der  Impfstelle  zuzu- 
schreiben. 

Verf.  schliesst  demnach,  dass  der  Entzündungsprozess,  welcher 
der  Einführung  von  Rausch brandbacillen  unter  die  Haut  von  Meer- 
schweinchen nachfolgt,  ein  schützender,  einem  nützlichen  Zwecke: 
dienender  Vorgang  sei  und  dass  die  Vernichtung  der  Mikroorganismen) 
an  der  Impfstelle  vollständig  von  den  in  dem  entzündlichen  Exsudate 
vorhandenen  Leukocyten  bewirkt  wird.  Kräl  (Prag). 


Originalberichte  Über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  internationalen  medicinischeii 
Kongresse  zu  Berlin,  4.-9.  August  1890. 

(FortMtsang.) 

Ans  den  Abtheilungs-Sitzungen. 

Xyn.  Abtheilmig:  eerichtliche  Hedicln. 

Herr  Kntter  (Innsbruck),    Ueber  die  Verwerthbarkeit 

des  Gonokokkenbefundes  für  die  gerichtliche  Me- 

dicin. 
Der  Gonococcus  Neisser  gehört  trotz  anderer  in  der  nor- 
malen   männlichen    Harnröhre    vorkommenden    gonokokkenähnlichen 
Bakterien  und  trotz  der  gleichfalls  pathogenen  Mikroorganismen  der 
sog.  Pseudogonorrhöe,  wie  ausser  dem  Entdecker  selbst  zahlreiche 
Nacbuntersucher  durch  tausendfältige  Beobachtungen  immer  wieder 
bestätigt  haben,  zu  den  am  meisten  sichergestellten  pathogenen  Bak-- 
terien.    Er  ist  der  wirkliche  Krankheiterreger  des  Harnröhrentrippers;- 
Die    gerichtlich-bakteriologische    Untersuchung    der    Urethral-    undf 
Vaginalsekrete  blenorrhöisch  erkrankter  Kinder  ist  von  nun  ab  ein 
unabweisliches  Postulat  für  die  Beurtheilung  der  Folgen  von  erwiesenen, 
sowie  für  die  Sicherstellung  von  behaupteten  oder  geleugneten  Noth- 
zucbts-  oder  Schändungsattentaten  geworden,  Konsequenzen,  welche 
der  Vortr.  zum  ersten  Male  in  2  gemeinschaftlich  mit  J arisch  unter- 
suchten Fällen  von  Nothzucht  pro  foro  gezogen  hat. 


742        bakterioi.  vom  2t.  tniemationAten  medieinisehen  Kongresse  zu  Berlin. 

Auf  Grund  von  durch  diese  Fälle  veranlaästen  eigenen  Unter- 
suchungen namentlich  über  das  tinktorielle  Verhalten  der  Gonokokken 
und  den  differenzialdiagnostischen  Werth  der  Gram 'sehen  F&rbung 
und  auf  Grund  eingehender  Litteraturstudien  glaubt  Vortr.  über  die 
Verwerthbarkeit  des  Gonokokkenbefundes  für  die  gerichtsärztliche 
Praxis  folgende  Sätze  aufstellen  zu  können; 

Die  Entscheidung,  ob  eine  (nach  Stuprum)  au^etretene  ble- 
norrhöische  Entzündung  traumatisch  oder  infektiös  sei»  kann  nar 
durch  eine  bakteriologische  Untersuchung  erbracht  werden.  Ein  po- 
sitives Resultat  derselben,  d.  b.  der  sichere  Nachweis  des  Gonococcas 
Neisser  beweist,  dass  die  betreifende  Erkrankung  Gonorrhöe  ist 
und  dass  die  Uebertragung  mit  allergrösster  Wahrscheinlichkeit  durch 
einen  geschlechtlichen  Akt  erfolgt  sei,  da  andere  UebertragnngsarteD 
der  Gonokokken  zwar  möglich,  im  gewöhnlichen  Leben  aber  höchst 
selten  sind.  Der  negative  Ausfall  einer  gerichtlich-bakteriologischen 
Untersuchung  berechtigt  nicht  zu  der  bestimmten  Behauptung,  dass 
die  Erkrankung  nicht  infektiös  und  nicht  durch  geschlechtliche  Akte 
hervorgerufen  sei.  Forensisch  nicht  unwichtig  ist  die  hierbei  vom 
Vortr.  festgestellte  Thatsache,  dass  man  im  auf  Wäsche  angetrockneten 
Trippereiter  die  Gonokokken  noch  nach  langer  Zeit  nachweisen  kann. 

III.  Abtheilung:  Allgemeine  Pathologie  und  pathologlsehe 

Anatomie. 

Herr  Pawlowsky  (Kiew),  Zur  Lehre  über  die  Aetiologie 
und  Pathologie  des  Bhinosklerom^  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  Phagocytose  und  derHyalin- 
bildung. 

Aus  3  Fällen  von  Rhinosklerom  isolirte  Vortr.  die  Fritscb- 
schen  Bacillen.  Sie  zeigen,  auf  den  verschiedenen  Nährböden  gezüchtet, 
keine  Eigenbewegung  und   keine  Sporenbildung,  dagegen  treten  in 
Kartoffelkulturen  rasch    verschiedenartige  Invoiutionsformen  auf.  4 
Meerschweinchen  und  1  Kaninchen,  welchen  Agarkulturen  dieser  Ba- 
cillen in  die  Bauchhöhle  injizirt  wurden,  gingen  an  Peritonitis  my- 
cotica et  Peritonitis  fibrinosa  purulenta  incipiens  zu  Grunde.   Die 
Bacillen  konnten  im  Exsudate  und  in  den  Organen  mikroskopisch  ood 
kulturell  nachgewiesen  werden.    Theils  waren  sie  daselbst  normal 
vorhanden,  theils  Hessen  sie  verschiedene  Degenerationszustände  sehen. 
Ausserdem  wurden  in  den  Nieren  und  der  Milz  kleine  ovale  oder 
kugelige    hyaline    Bildungen,    manchmal     auch    typische    byaUoe 
Kugeln  gefunden.    Werden  die  Bacillen  in  die  vordere  Augeokammer 
von  Kaninchen  eingebracht,  so  kann  man  nach  4  Tagen  Proliferatioos- 
erscheinungen  in    den  Biudegewebszellen ,    Haufen  von  Leakocyteo, 
Vakuolarzellen   und    grosse    Kpitheloidzellen    mit   den   BacUlen  in 
der    Cornea    und   Iris   wahrnehmen.     Die    intracellulären  BaoileD 
stellen  sich  entfärbt,  körnig,  aufgequollen,  kugelig,  oval  oder  kolben- 
förmig   dar.    Nach  20—30   Tagen  lagen    in    den   BacillenhäaWieD 
die  kleinen  kolben-  und  kugelartigen  hyalinen  Bildungen,  ausserdem 
war  in  Iris  und  Cornea  eine  Granulationsinfiltration  der  Gewebe  vor- 
handen.   Damit  sind  neue  Beweise  geliefert,  dass  die  Bacillen 


Baktoiiol.  ▼om  X.  interDationaiea  Ihedicittischen  Roogresse  zu  fierlin.         743 

ShiDOfikleroms  für  Thiere  pathogen  sind  und  dass  bei  selben  experi- 
mentell fast  alle  wichtigen  Elemente  des  Krankbeitsprozesses  hervor- 
gerufen werden  können. 

Betreffs  der  Phagocytose  bei  dem  Bhinosklerom  des  Menschen 
bemerkt  Vortr.,  dass  er  im  Protoplasma  der  Zellen  bald  gel&rbte, 
häufiger  entfärbte,  körnige,  glänzende,  verschiedenartig  degenerirte 
Bacillen  eingeschlossen  sah,  die  daselbst  einzeln  oder  zu  mehreren 
Torkommen  oder  auch  die  ganze  Zeile  ausfüllen.  Dann  finden  sich 
Reihen  von  Bacillen,  die  von  einigen  Leukocyten  zusammen  aufge- 
nommen wurden.  Nicht  selten  zerstören  die  Bacillen  das  Protoplasma, 
das  zerfällt.  Manchmal  unterliegt  es  der  hydropischen  Degeneration 
und  die  Bacillen  vergrössern  sich  in  den  hypertrophischen  Höhlen: 
es  erscheinen  anstatt  der  Zellen  die  Haufen  der  hyalinen  ovol'den 
Kugeln.  Das  Hyalin  bildet  sich  im  Zellenprotoplasma  theils  vereinzelt, 
theils  multipel,  erst  in  kleineren  und  später  in  grösseren  Ovoi'den  und 
Kugeln.  Diese  OvoKde  sind  den  Bacillen  ähnlich  oder  sie  sind  2—3 
mal  grösser.  In  den  hyalinen  Kugeln  sieht  man  nicht  selten  einen 
oder  mehrere  Bacillen  eingeschlossen,  einzelne  der  ersteren  sind  ganz 
mit  Bacillen  angefüllt  Oder  die  hydinen  Kugeln  befinden  sich  an 
einer  Seite  der  Zelle  und  die  Bacillen  am  anderen  protoplasmatischen 
Ende.  Die  Bacillen  werden  also  zunächst  von  den  Zellen  aufgenommen 
und  degenerirt.  Die  Kapseln  der  Bacillen  nehmen  die  flüssigen  Be- 
standtheile  des  Protoplasmas  auf  und  schwellen  an.  Die  Degeneration 
schreitet  weiter  vor,  so  dass  die  Bacillen  hyalmen  Glanz  annehmen 
und  schliesslich  das  zwischen  ihnen  liegende  Protoplasma  sich  auch 
in  Hyalin  umwandelt  Auf  Grund  seiner  Versuche  nimmt  Vortr.  an, 
dass  das  Hyalin  bei  Bhinosklerom  ein  durch  die  Bacillen  hervorge- 
rufenes Produkt  sei,  welches  aus  den  degenerirten  Bacillen  und 
aus  dem  veränderten  Protoplasma  besteht  und  dass  es  sich  vielleicht 
auch  bei  anderen  infektiösen  Prozessen  in  derselben  Weise  bildet. 

Discussion: 

Herr  Babes  (Bukarest).  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  im 
Rhinoskleromgewebe  mehrere  Arten  von  Hyalinkörpern  vorkommen 
können  und  nicht  alle  sind  als  Kapseln  oder  direkte  Ausscheidungs- 
produkte des  Bacillus  zu  betrachten.  Manche  derselben  sind  durch 
ihre  tinktorielle  Reaktion  und  durch  ihre  Form  leicht  zu  unterscheiden, 
namentlich  jene,  welche  ja  auch  bei  anderen  chronischen  Granulations- 
prozessen getroffen  werden,  so  bei  Syphilis,  bei  Mycosis  fungoides  etc. 
Die  Hyalinbildung  kann  übrigens  in  verschiedener  Beziehung  zur 
Baktenenwirkung  stehen.  So  fand  ich  bei  einem  Petechialfieber  mit 
Dankelfärbung  aller  Organe  einen  Bacillus  in  Reinkultur,  welcher 
braunes  Pigment  bildet  und  die  Eigenschaft  besitzt,  bei  Mäusen  die 
Oefässwandungen  und  namentlich  jene  der  Glomeruli  in  wenigen  Tagen 
hyalin  zu  verändern  und  hierdurch  Hämorrhagieen  zu  veranlassen. 
Was  die  Bedeutung  des  sog.  Rhinosklerombacillus  betrifft,  glaube  ich 
meine  reservirte  Stellung  um  so  mehr  behaupten  zu  müssen,  als  ich  in 
letzter  Zeit  eine  Serie  von  Kapselbacillen  bei  verschiedenen  Reizungs- 
zttständen  der  Nasenschleimhaut  isolirt  habe,  deren  manche  durch 
Kultur  vom  Rhinosklerombacillus  kaum  zu  unterscheiden  sein  dürften« 


744  ^^^  Litteratttir. 

Dieselben  gehören,  sowie  ofifenbar  auch  der  sog.  Rhinosklerombacillos 
zu  den  transparenten  schleimbildenden  Kapselbacilien.  Es  ist  qd- 
zweifelhaft,  dass  dieser  Bacillus  ganz  besonders  günstige  Entwickelungs- 
bedingnisse  im  Rhinosklerom  findet  und  an  dessen  Vergrösserung  wesent- 
lichen Antheil  nimmt. 

(FortsetzoDg  folgt.) 


Neue  Litteratur 

nsnunaiicettent  tob 

Db.  Abthub  Wübzbubo, 

Blbllothekir  im  KalMrUchm  OwandhdtMBte  In  Berttn. 


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Neu«  LHjteratar.  745 

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WnndinfektioiifkmiiUieiteiL 

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Tetanus,  Hospitalbrand,  Puerperalkrankheiten,  Wundftulniss.) 

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Nene  Littontar.  747 

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748 


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höpit.  de  Paris.  1890.  p.  988^988.) 
Yok,  F.,    Una   esperienaa   negativa  snlla  immnnitii  per  la  tubercolosi.    (Oass.  d.  oiptt 

1891.  No.  31.  p.  874.) 
Oottftein,  A.,  ZasammenfiMsende  Uebersicbt  Aber  die  bakterienvernichtende  Eigenschtft 

des  Blatseroms.     (Therapeat  Mtsh.  1891.  No.  4.  p.  885 — 888.) 
Hirne,  T.  W.,    Gase   of  faoial  lapus  healed  bj  Koch's  method.     (Lanoet.    1891.  Vol.  I. 

No.  16.  p.  869—871.) 
LinoHier,   Action   de  l'acide  sulforeax  lor  quelques  Champignons  inftrieors  et  en  parti- 

cnlier   sur    les  levures  alcooUques.    (Annal.  de  l'Inst.  Pasteor.  1891.   No.  8.  p.  171 

—176.) 
Nemioie,  B.,   Die   Eneyme    in   ihrer   Wirkang  aof  pathogene   Pflansenzellen  (viniltiite 

Bakterien).     (Allg.  Wien.  med.  Ztg.  1891.  No.  15,  18.  p.  169—170,  181.) 
Preassen.     Charlottenburg.     Polizei- Verordnung,  betr.  die  Desinfektion  bei  ansteckend« 

Krankheiten.    Vom  18.  Januar  1891.     (VerÖlfontl.  des  kaiserL  <}e8undh.-Amtas.  1891. 

No.  14.  p.  815—816.) 
de  Beiud,  E.,  Cura  della  tubercolosi  polmonare  ool  metodo  di  Liebreich.    (Siv.  din.  e 

terapeut.  1891.  No.  4.  p.  169—171.) 
Biee»  C.  B.,   Lupus   of  the   nose  and   throat;  demonstration  of  cases  ander  the  Koch 

method  of  treatment.     (Med.  Record.  1891.  No.  16.  p.  450—455.) 


Inhalt« 


OriginalmittheUnng«!!. 


Babei,  ▼.,  üeber  Bacillen  der  hämorrha- 
gischen Infektion  des  Menschen.  (Orig.), 
p.  719. 

Kaufmann,  F.,  Ueber  eine  neue  Anwendung 
des  Safranins.     (Orig.),  p.  717. 

Loaw,  Om  Die  chemischen  Verhiltnisse  des 
Bakterienlebens.  (Orig.)   (Forts.),  p.  788. 

Fintnar,  Theodor,  Nochmals  Aber  den  Be- 
gattungsakt der  parasitischen  Plathel- 
minthen.  Als  Erwiderung  an  Herrn 
Brandes.    (Orig.),  p.  786. 

Brandet,  O.,  Einige  Bemerkungen  zu  Vor- 
stehendem.   (Orig.),  p.  780. 

Bafanta. 

Campana,  B.,   Un  bacillo  simile  al  badllo 

leproso  sviluppatosi   in  tentativi   di  col- 

tnra    di    tessuti    con    lepra   tubercolare, 

p.  788 
Favre,    VorUufige   Mittheilung   Aber   eine 

bakteriolog.-ezperiment.  Untersuchung  sur 

Frage   der   Pnerperaleklampsie,    p.  785. 
Fraenkel,    Bugen,    Untersuchungen   über 

die  Aetiologie   der   Kehlkopftuberculose, 

p.  738. 
Jakowiki,  X.,    Ein    ungewöhnlicher   Fall 

von   chronischem  Bots    beim  Menschen, 

p.  784. 
Karlii^tki ,    Zur  Kenntniss  der   atypischen 

Typhus  Alle,  p.  788. 
Le  Danteo,  Recherches  sur  la  digestion  in- 

tracellnlaire  chez  les  protozoaires  (2®  par- 
otis), p.  736. 


üntarauehungamothodfln,  iBftnimMtsete. 

Hoitmiann,  Lonia,  Bacteriological  examint- 

tion  as  an  aid  to  clinieal  diagnosis,  p.  7S7. 
BonXf   Sur  un  r^gnlateur  de  tenp^ratire 

applicable  auz  ötuves,  p.  787. 
BtrauM,    Seringne  k  injectioDS  hypodtTm- 

qnes,  stMlisable,   k  piston  en  moeOe  d€ 

surean,  p.  737. 

SdmtaimpAuig,  Unattieha  laflkktiMi- 
krankbaiteiit  Bntwleidungike— »g 
und  VemielLtimg  dar  Baktaii« 
und  Faraalten. 
Mattohnikoff,   0.,    Contribntion  k  Viinit 
de  la  vaccination  charbonneote,  p.  7S8. 
Onimna,  Destmetion  du  virus  tabercalcnx, 
par   les    essenoes    ävaportes  sur  de  h 
mousse  de  platine,  p.  789. 
Buffer,  Armand,  A  report  on  the  dMtra^ 
tion  of  mioroorganisms  doring  tbe  pro« 
cess  of  inflammation,  p.  740. 

Originalberichta  Aber  XongrMM. 
Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen medicinitchen 

Kongresse   zu  Berlio» 
4.-9.  August  1890.    (Fortsetiang.) 
Kratter,    Ueber   die  Verwerflibtfkeit  am 
Gonokokkenbefondes  für  die  gerichtHele 
Mediein,  p.  741. 
Pawlowiky,  Ueber  die  Aetiologie  nnd  P«- 
thologie   des  Bhinoskleronu  mit  Imbos- 
derer  BerAcksicfatigung  der  Phsgooytoie 
und  der  Hyalinblldung,  p.  Hl 

Baue  Uttaratar,  p.  744. 


FrowuHuuohe  Bvchdmekerel  (B«nia»ii9  Pöble)  in  Jeaa, 


Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 

In  Yerbindnag  mit 

6eiL  HoO!.  M  Dr.  Lenckart  nin  Mesar  Dr.  Loemer 

In  Ldpdff  la  Ofdftwild 

herausgegeben  yon 

Dr.  O.  TJlil'srorzii  in  Cassel. 


■♦♦■ 


Verlag  von  Gustav  Fischer  In  Jena. 


IX.  Band. 


Jan»,  den  13.  Juni  1891. 


No.  38. 


Prell  fOr  den  Band  (26  Pummern)  14  Kark. 

Jährlich  erscbeinen  zwei  Bttnde. 

-^    Za  besieheD  durch  alle  Buchhandlangen  und  PostanatalteD.     ]§€•- 


JDie  Redaktion  des  „CentrcUblatts  für  Bakteriologie  und  Parasiten- 
kündet'  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
fFUnBChe  «m»  JMferang  von  besonderen  Abdrücken  ihrer  Auf'- 
eäMze  entweder  bei  der  JEineendttng  der  Abhandlungen  an  die 
JBieddkHan  auf  das  Manuskript  achreiben  zu  wollen  oder  spä' 
teHens  muih  Empfang  der  ersten  KOrrekturahzüge  direkt  an 
den  Verleger,  Herrn  Gusta/v  Bischer  in  Jena,  gelangen  zu 
lassen*  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können* 


Original  -  Mitthellungen. 


Der  Dampftriohter. 

(Aus  Dr.  Unna's  dermatologischem  Laboratorium  in  Hamburg.) 

Von 

P.  ft.  Unna. 

Kit  1  Figur. 

In  der  letzten  Zeit  hat  sieh  eine  neue  Einrichtung  zum  Filtriren 
des  Nähragars  in  meinem  Laboratorium  so  sehr  bewährt,  dass  ich 
nicht  anstehe,  dieselbe  den  Fachkollegen  in  Kürze  mitzutheiien. 
Derselbe  einfache  Apparat  ist  übrigens  nicht  nur  für  bakteriologische 
Zwecke  sehr  brauchbar,  sondern  überall  dort,   wo  minder  leicht  fil- 

IK-Bd.  48 


750  ünn«, 

trirende  Flflssigkeiten  rasch  und  mSglichst  klar  filtrirt  werdeo  solteo, 
aläo  vor  allein  in  chemiBchen  und  pharmazeutischen  X<aboratorjeD. 
Soviel  ich  mir  habe  sagen  lassen,  ist  die  zu  beschreibeDde  einfache 
Vorrichtung  auch  bei  deu  Chemikern  und  Pharmazeuten  bialaog  nicht 
im  Gebrauche  gewesen. 

Auf  die  Idee  meines  Dampftrichters  kam  ich  bei  dem  Versuche, 
den  nutzlos  entweichenden  Dampf  der  bisherigen  Wannwassertrichter 
fttr  das  Filtriren  selbst  nutzbar  zu  machen. 

Der  Dampftrichter  in  seiner  jetzigeo 
Form  besteht  aus  einer  kupfernen  Hohl- 
kugel,  von  der  ein  oberes  Segment  ala 
Deckel  abzuheben  ist.  Ein  im  Bodea 
derselben  befindliches  X^ch  ist  mit  einem 
Gummipfropfen  verschlossen  und  laut 
den  Stiel  eines  emaillirten ,  eisernen 
Trichters  hindurch,  dessen  oberer  Rand 
etwas  höher  steht  als  der  Rand  der 
Kupferblase  nach  Abhebung  des  Deckda. 
Dieses  ist  noth wendig,  damit  das 
kochende,  zwischen  Kupferblaüe  und 
Trichter  befindliche  Wasser  nicht  in 
denselben  hineingelangt  und  den  Nähr- 
boden verdOnnt.  Aus  demselben  Gmnde 
muss  zwischen  den  Rändern  des  Trich- 
ters und  der  Kupferbiase  ein  etwa  I  cm 
breiter  Zwischenraum  bleiben.  Der 
Trichter  selbst  ist  von  Metall,  dt  glä- 
serne Trichter  leicht  bei  dem  erbOhteo 
Druck  zerspringen. 

Der  Deckel  wird  durch  einen  balb- 
kreisfnrmigen ,  schmiedeeisernen,  1  cm 
dicken,  2  cm  breiten,  beweglichen  BQget 
mittelst  einer  Flügeischraube  saf  der 
Kupferblase  fixirt.  Die  letztere  enthält 
einen  kupfernen,  schräg  nach  unten  ab- 
gehenden, hohlen,  unten  geschlossenen 
Fortsatz  zum  Erhitzen  des  ffasserg, 
welches  den  Trichter  umgibt.  Ein  In 
den  Deckel  eingelassenes  Messingrobr 
mit  Hahn  dient  als  Ventil.  Die  Dich- 
tung zwischen  Deckel  und  Kupferblase 
wird  dnrch  einen  aus  gummirter  Lein- 
wand geschnittenen  Ring  hergestellt 
Dir  Dampftrichter  ruht  auf  3  aus  Bandeisen  gefertigten  Fössen  von 
solcher  Höhe,  dnss  ein  Literkolben  bequem  unter  dem  Ausflussende 
des  Trichters  Platz  hat. 

Der  zerschnittene  Agar  braucht  nur  */,  Stunde  auf  offenem 
Feuer  zu  kochen,  wird  sodann  mit  den  Nährsubstanzen  versetzt  Dnd 
direkt  in  den  Trichter  gegeben.  Ein  mehrstQndiges  Kochen  des 
Agars  vor  dem  Filtriren,  wie  bei  den  früheren  Warmwassertrichteni, 


Der  Dampftrichter.  'J51 

ist  beim  Dampftrichter  unnOthig.  In  den  Trichter  kommt  ein  ein- 
faches Filter  aus  Filtrirpapier,  welches  2  cm  hoch  mit  gut  geglühtem 
Kieselgar  angefüllt  wird.  Der  flüssige  Agar  wird  ohne  sonstige 
Beihülfe  durch  den  Kieselgur  allein  voUstäDdig  geklärt.  Der  Wasser- 
spiegel aussen  am  Trichter  darf  nicht  höber  ds  3  cm  unter  dem 
Trichterrande  stehen. 

Bei  geschlossenem  Ventilhahn  wird  nun  der  Deckel  fest  aufge- 
schraubt und  das  Wasser  durch  eine  einfache  Gasflamme  erhitzt. 
Die  Dampfspannung  im  Innern  der  Kupferblase  braucht  man  nicht 
durch  Oeff^nen  des  Ventilhahns  zu  ermitteln,  sie  zeigt  sich  sofort 
durch  ein  rasches  Filtriren  an.  Da  der  Trichter  selbst  als  Ventil 
fongirt,  ist  eine  Sorge  für  etwaige  zu  hohe  Dampfspannung  unnöthig. 
Das  Filtriren  muss  nur  so  regulirt  werden,  dass  keine  grösseren 
Dampfblasen  den  stetigen  Filterstrom  unterbrechen.  Sowie  dies 
eintritt,  schraubt  man  einfach  die  Gasflamme  nieder,  welche  von  nun 
an  nicht  wieder  vergrössert  zu  werden  braucht,  um  die  Filtration  in 
raschem  Gange  zu  erhalten.  Den  Dampf  durch  den  Ventilhahn  ab- 
zulassen, ist  überhaupt  nur  nöthig,  wenn  man  diese  Vorsicht  ausser 
Acht  gelassen  hat  und  ein  zu  stürmisches  Filtriren  das  Filter  zu 
zerreissen  droht.  Dann  drehe  man  den  Hahn  aber  nur  langsam 
auf,  weil  sonst  dss  Wasser  in  den  Trichter  hinein  überkocht. 

Der  Hauptvortheil  dieser  Filtrirmethode  liegt  in  ihrer  Schnel- 
ligkeit. Während  früher  in  meinem  Laboratorium  zur  Filtration 
eines  Liters  von  2^/oigem  Agar  8  Stunden  nothwendig  waren,  ist 
jetzt  derselbe  Prozess  in  2  Stunden  beendigt. 

Sodann filtrirt man  mit  dem  Dampftrichter  ebenso  leicht  3  ^/q  igen 
Agar  und  noch  höher  prozentuirte  Agarlösung,  während  in  den  Warm- 
wassertrichtern sich  gut  nur  bis  2^/oige  Agarlösungen  filtriren  Hessen. 

Weiter  ist  die  verbrauchte  Gasmenge  eine  unvergleichlich 
viel  geringere.  Schon  durch  Benutzung  einer  einfachen  Flamme 
anstatt  einer  drei-  oder  vierfachen  bei  den  frühereu  Apparaten  wird 
der  Konsum  von  Gas  wenigstens  auf  ein  Drittel  reduzirt.  Die  vier- 
fach geringere  Zeit  reduzirt  ihn  weiter  auf  mindestens  ein  Zwölftel 
und  das  nach  einer  halben  Stunde  stets  nothwendig  werdende  Er- 
niedrigen der  Flamme  auf  ein  Zwanzigstel  bis  ein  Dreissigstel  der 
früher  verbrauchten  Menge. 

Ein  vierter,  sehr  bedeutender  Vortheil  ist  es,  dass  der  Dampf- 
trichter den  Nähragar  nicht  blos  rasch  filtrirt,  sondern  zugleich 
sicher  steril isirt.  Dieser  Umstand  ist  leicht  erklärlich,  wenn 
man  bedenkt,  dass  die  Nährsubstanz  in  demselben  zwei  Stunden 
lang  dem  strömenden  Dampfe  ausgesetzt  ist  Ich  habe  daher 
letzthin,  ohne  bisher  schlechte  Erfahrungen  zu  machen,  das  nach- 
herige dreimalige  diskontinuirliche  Sterilisiren  des  Agars  vollständig 
aufgegeben.  Wenn  der  Kolben  unter  dem  Trichter  steril  ist,  kann 
man  direkt  nach  Beendigung  der  Filtration  an  das  Ausfüllen  des 
Agars  in  die  Gläser  gehen,  yorausgesetzt,  dass  man  den  Kolben 
während  des  Filtrirens  warm  hält.  Auch  kann  man,  wenn  man  unter 
dem  Trichter  einen  kleinen  Glastrichter  mit  Gummischlauch  und 
Quetscbhahn  anbringt,  unbelästigt  durch  etwaige  Dampfblasen,  die 
Gläser  direkt  aus  dem  Dampftrichter  füllen. 

48* 


762  Babes, 

Endlich  ist  auch  nicht  zu  Yergessen,  dass  beim  Gebrauch  des 
Dampftrichters  das  vorherige  Klären  des  Agars  mit  Eiwäss 
und  das  lange  Garkochen  desselben  fortfällt 

Während  früher  die  Herstellung  von  einigen  Hundert  guter 
Agargläser  viele  Sorgfalt  und  einen  Zeitraum  von  5  Tagen  in  An- 
spruch nahm,  lässt  sich  mittelst  des  Dampflrichters  dieses  Geschftft 
sicher  und  bequem  in  3  Stunden  absolviren.  Hiergegen  kommt  der 
höhere  Preis  des  Dampftrichters  nicht  in  Betracht,  abgesehen  di- 
Yon,  dass  die  Kosten  sehr  bald  durch  Gaserspamiss  eingebracht 
werden. 

Wenn  man  den  Deckel  des  Dampftrichters  aufgeschraubt  hat 
und  einen  Doppelballon  auf  den  Ventilhahn  aufsetzt,  kann  man  auch 
in  der  Kälte  mit  demselben  unter  Druck  filtriren  (z.  B.  Blutserum) 
nach  dem  Prinzip  des  Drucktrichters,  welcher  neulich  in  dieser  Zeit- 
schrift besprochen  wurde. 

Der  Dampftrichter  ist  in  zwei  Grössen,  je  zu  1  Liter  und  za 
^/y  Liter  Trichterinhalt,  vorräthig  bei  Bauer  &  Häselbarth, 
Instrumentenfabrik,  Eimsbüttel  bei  Hamburg. 

Hamburg,  6.  Mai  1891. 


üeber  BapOillen  der  hämorrhagischen  Infektion 

des  Menschen. 

Von 

Y.  Babea 

in 

Bukarest. 

(Schlnss.) 

Tizsoni  and  Gio 
y.  Babes.  M.  Eolb.  vannini. 


Kulturversuehe. 

Ans  allen  Organen,  Haut,       Aus  dem  Blut,   der  Haut,  Aus  Haut,  Leber,  Nieren, 

Tonsillen,  Langen,  Herzblut,   der   Lunge,   der    Milz ,    der  MiU,   dem   Blute ,   ond  der 

Milz ,     Leber ,     Mesenterial-    Nieren,    dem  Darm  und  den  Pericardialflüssigkeit  vnrdeo 

drfisen,   Nieren  wurden  Eni-    Lymphdrüsen    wurden   Kul-  Kulturen  angelegt, 
turen  in  Gelatine,  Agar-Agar,   turen  angelegt. 
Blutserum  und  Kartoffel,  mit 
oder  ohne  Glycerinzusatz,  an- 
gelegt. 

^army  Anordnung  und  Färbbarheä  der  BcunOen, 

In  Milz  und  Lungen  wurde       In    sftmmtlichen   Organen  Nirgends  rein,  (gewohnlieb 

im  Schnitte  und  in  Beinkul-    fand   sieh   in  Schnitten   und  zusammen    mit    StaphjL 

tar    ein    Badllns    gefunden,    Beinkultur  ein  kurzes,    ora-  a  u  r  e  u  s)  fand  sich  in  Leber 

welcher  0,3  (—0,4)  (i   dick,   les,  etwas  plumpes  Stfibchen  und .  Blut    ein  0,75—1,3  fi 

kurz,  fast  oval  (abgerundet),    mit     abgerundeten     Enden,  langer,   0,2—0,4  breiter  Bt- 

manchmal      birnförmig     er-   meist    liegen     8    Individuen  cillus  mit  abgerundeten  En- 


Ueber  Bacillen  der  hSmorrhagischen  Infektion  des  Menschen. 


763 


y.  Babes. 


M.  Kolb. 


Tisioni  and  Gio 
yan  nini. 


schaint.  Derselbe  firbt  sich 
achwach  mit  Anilinfarben, 
aoeh  aehwicher  nach  Gram. 
Sowohl  im  Gewebe  als  in 
KnltiiTan  yon  einer  schmalen 
Kapael  nmgeben.  (Faknlta- 
tirar  Aerobe,  unbeweglich.) 
Katne  Sporenbildong ,  wohl 
abor  in  Uteren  Kulturen  Bil- 
dung glXaaender  Kflgelchen 
aa  don  Enden  der  Bacillen. 
(In  einem  Falle  susammen 
mit  Streptococcus  pyo- 
gen es.) 


Nach  8  Tagen  das  Wachs- 
chom  auf  Gelatine  spftrlich 
als  dfinne,  durehscheinende, 
unregelmissige  Kolonie  an 
der  Oberfliehe ;  besser  in  der 
Tiefe  ab  weisslicher,  punk- 
tirter  Streifen,  keine  Ver- 
fifisaignng. 


beisammen.  Lftnge  0,8— 
1,8  )i,  Breite  0,8  (t,  yon 
einer  schmalen  Kapsel  um- 
geben, welche  nur  in  den 
Organen  gut  erkennbar  ist. 
Firben  sich  schwach  mit 
Anilinfarben,  schwicher  nach 
Gram,  unbeweglich.  Keine 
Sporenbildung. 


den,  oft  paarweise  in  Gruppen 
wie  Kettenkokken.  Färbt 
sich  mit  Anilinfarben,  nicht 
aber  nach  Gram,  unbe- 
weglich. Keine  Sporenbil- 
dnng,  doch  resistent  gegen 
Aostrocknung. 


OdaÜnektüur. 

Nach  4  Tagen  das  Wachs-  An  der  Oberfläche  er- 
thnm  spärlich  an  der  Ober-  scheinen  nach  2  Tagen  kleine, 
fläphe  als  sehr  kleine,  flache,  liehtbrechende  Paukte ,  wel- 
hyaline  Ausbreitung,  besser  che  nach  4 — 5  Tagen  runde, 
in  der  Tiefe.  gelbgraue  Kolonieen  mit  un- 

regelmässigen Umrissen  dar- 
stellen, wie  Flechten  gekräu- 
selter Haare.  Keine  Ver- 
flüssigung, in  der  Tiefe  wol- 
kenartige Trftbung,  Kultur 
gleicht  Anfangs  jener  des 
Streptococcus  pyoge- 
nes. 


Affar'AffarhuÜur. 

Nach    8  Tagen  gute  Ent-       Nach  4   Tagen    oberfläch- 
wickehmg    in  der  Tiefe,    an   liehe,    flache   Ausbreitungen 
der  Oberfläche  kleine,  feuchte,   mit  nicht  gezackten  Bändern . 
tranaparenteTröpfchen,  später 
grössere,   flache ,   glänsende, 
weisa-gelbllche,   nicht  scharf 
begrenxte ,     durchscheinende 
Plaques. 

BbiiterumkuUur. 

Nach  8  Tagen  etwas  bes-  Nach  4  Tagen  längs   des 

sere  Entwickelung,  in  Form  Impfstriches     dfinner     (1 — 

welaalicher,  feuchter,  kleiner  8  mm  breiter)  saftiger,  massig 

Kolonieen  (1 — S  mm  breit),  proeminenter  Strich. 


Auf  Agar-Agar  ähnliches 
Waehsthum,  doch  schneller 
und  mit  blasserer  Farbe, 
manchmal  mit  einem  sentralen 
Kern  mit  eleganter  netsar- 
tiger  Begreniung.  Aeltere 
Kulturen  besitsen  einen 
scharfen  Geruch. 


Aebnlich 
Agar. 


wie    auf  Agar- 


XartqfdkuUur, 

Nach    8    Tagen    feuchte,       Nach   8— -4   Tagen    einen         Bei        Körpertemperatur 

undeutlich        umschriebene,   welsslieben,   feucht  glänaen-  oberflächliches,    undeutliches 

welaslkhe  Tropfen.  den  Streifen  yon  etwa  8  mm  Waehsthum  mit  dunkelgelber 

Breite.  Verfärbung  der  Impfstelle. 


BauilUmkiJtur. 

Nach  8  Tagen  massige  Trft-        Anfangs   Trflbung,  am   6.  Nach  S4  Standen  massige 

bang   und   später  Absetsung   Tage  etwa  8  mm  hoher  Nie-  Trübung,  später  sammelt  sich 

eines     leichten     weisslichen   derschlag,  fiber  welchem  die  am  Grunde   schleimiges   Se- 

Niederschlages.                          Bouillon    klar  geworden  ist.  diment. 


754 


Babes, 


y.  Babes. 


M.  Kolb. 


Tis  zoni  und  Gio 
rannini. 


(8  Kaniocben.)  Impfungen 
mit  Organsaft  des  Menschen 
unter  die  Haut  des  Ohres 
rufen  zunftchst  Fieber  und 
Ekchymosen  am  Ohre  hervor ; 
nach  3 — 8  Tagen  gehen  die 
Thiere  oft  zu  Grunde. 

Bei  Impfung  in  die  Con- 
junctiya  entstehen  zunftchst 
Ekchymosen  in  der  Conjuno- 
tiva.  Bei  der  Sektion  findet 
man  zahlreiche,  zum  Theil 
grosse  Ekchymosen  und  Hft- 
morrhagieen  in  allen  Organen, 
besonders  in  der  Lunge  und 
in  der  Leber,  welche  am 
Durchschnitt  dunkelroth  ge- 
fleckt erscheint.  Die  Milz 
ist  immer  vergrSssert  und 
byperftmisch.  Aus  den  mei- 
sten Organen  kennen  Rein- 
kulturen des  Bacillus  ge- 
zfichtet  werden.  Bei  Thieren, 
welche  etwa  8  Tsge  leben, 
konnten  oft  mikroskopisch 
die  Bacillen  nicht  nachge- 
wiesen werden.  Aeltere  Kul- 
turen verursachen  lokale  und 
allgemeine  Blutungen  und  oft 
Absoesse  an  der  Impfstelle, 
noch  ältere  haben  ihre  Viru- 
lenz verloren. 

Bin  Meerschweinchen  mit 
einem  OrganstQckchen  unter 
der  Haut  geimpft ,  scheint 
nach  S  Tagen  krank  zu  sein, 
erholt  sich  aber  schnell,  kein 
merkliches  Fieber. 


(7   Versuche)     Pathogen. 
Die  M&use  gehen   oft   unter 

septischen    Erschein uogen 
(Milzschwelluog)  mit  Hlmor- 
rhagieen  an  den  sei  Ösen  Häu- 
ten nach    wenigen  Tagen  zu 
O  runde. 


(1  Versuch.)  Ein  in  die 
Conjunctiva  infizirter  Hund 
zeigt  einige  Tage  lang  Hä- 
morrhagieen  in  der  Umgebung 
der  Impfstelle. 


Thiervertwshe. 
a)  Kaninchen. 

(68  Ejininchen.)  0,6 — 
1  ccm  Bouillonkultur  in  die 
Bauchhöhle  oder  virulente 
OrganstQckchen  unter  die 
Haut  iigizirt ,  verursachen 
nach  wenigen  Tagen  „An- 
zeichen beginnender  Infek- 
tion", ziemlich  häufig  Blu- 
tungen in  den  Ohrmuscheln, 
über  1  ccm  „kann**  in  1 — 8 
Tagen  den  Tod  herbeiführen. 
Man  findet  dann  Hämor- 
rhagieen  des  subkutanen  Ge- 
webes in  den  serösen  Häuten 
und  Schleimhäuten,  manch- 
mal hämorrhagische  Ergüsse. 
Das  Blut  hat  wenig  Neigung 
zur  Gerinnung.  Aus  den 
Organen  könnenBeinkultnren 
gewonnen  werden. 


Tod  nach  wenigen  Tagen. 
Der  Bacillus  ist  nur  dann 
pathogen,  wenn  er  in  du 
subkutane  Gewebe  ii^izirt 
wird,  nicht  nach  peritonetler 
oder  intravasculärerlx^ektion, 
es  entstehen  Oedem  an  dsr 
Impfstelle,  geringes  Fieber, 
Appetitlosigkeit,  Erbrechen, 
Albuminurie,  Hämatnrie,Ann- 
rie,  Hämorrhagieen,  blatige 
Diarrhöe ,  Krämpfe ,  Unge- 
rinnbarkeit des  Blutes.  Die 
Organe  der  Thiere  bleiben 
steriL  Keine  Milsschweliong. 


Meerachwemcken. 

(43  Versuche.)  Lokal 
entstehen  manchmal  E  k  c  h  y- 
m  o  s  e  n  }  sonst  nicht  patho- 
gen. 


Mäuse. 

(279  Versuche.  Pathogen. 
Mäuse  gehen  nach  Einim- 
pfung geringer  Mengen  nach 
wenigen  (2 — 3)  Tagen  unter 

septischen    Erscheinungen 
(Milzschwellung)  zu   Grunde. 
Lymphdrüsen  oft  hämorrha- 
gisch. 

Hunde. 
(5  Versuche.)  Wenig  pa- 
thogen. (Die  Injektion  von 
1  ccm  scheint  nicht  tödtlich 
zu  sein.)  Nach  Tödtung  der 
Thiere  können  Blutaustritte 
in  den  verschiedenen  Orga- 
nen beobachtet  werden. 


Tod  nach  wenigen  Ttgen. 
Pathogen,  wenn  in  das  Un- 
terhautgewebe  injizirt,  Fieber, 
Erbrechen,  Ischämie,  Alba- 
minurie,  Haut-  und  Schleim- 
hauthämorrhagien.  Parenchy- 
matöse, Nieren-  und  Leber- 
entartung, normale  Mllx. 

Nicht  .pathogen. 


Sehr   pathogen.     Es  cot* 
stehen  Hämorrhagieen. 


Ueber  Bacillen  der  hämorrhagi»cheii  lufektioo  des  Menschen.  756 

TIszoni  und  Gio- 
V.  B ab  es.  M.  Kolb.  yannini. 

Anderumtige  Vsrauche. 

Die     Kaltttren     yerlieren  Die  Injektion  sterilisir-        Die  Injektion  der  bei  70  ^ 

bald,    etwa  nach    10  Tagen,  ter     Kaliaren     (während     S    sterilisirten   Kultaren   yerur- 

ihie  Viralem   and   yeiloren  Standen  aaf  67  ^  oder  filtrirt)    sacht     vorä hergebende     Er- 

nach    Monaten    ihre    Ueber-  verursacht  bei  Ii\|ektion  von    krankuug.  Mehrere  derartige 

iragbarkeit.  Aeltere  Bouillon-  1  —  2     cm     bei    Kaninchen    Injektionen  können  die  Thiere 

koltoren,       während     einer  Blataustritte ,    8    ccm    auch    gegen      virulente     Infektion 

Stande    auf    60®     erwärmt,  gewöhnlich     den     Tod     der   schatsen. 

sind  ataril,  yerursachen  aber  Versuchsthiere. 
noch     nach   Injektion   etwas 
grosserer  Dosen   (8    cg)    bei 
Kaiiincfaen   multiple   Uämor- 
ly  ebenso  Filtrate. 


Die  Aunahme,  dass  diese  Bakterien  auch  mit  jenen  der  septisch- 
hämorrhagischen  Bacillen  der  Thiere  manche  Berührungspunkte 
haben,  stützt  sich  auf  die  Aehnlichkeit  der  bei  Thieren  und  beim 
Menschen  gefundenen  Bacillen.  Einen  Unterschied  bilden  unter  an- 
deren der  Mangel  einer  Kapsel  bei  jenen,  derselbe  ist  aber  nicht 
durchgreifend,  da  z.  B.  der  Bacillus  Tizzoni-Giovannini's 
keine  £apsel  zu  besitzen  scheint  und  andererseits  bei  einer  Form 
des  Pferdetyphus  Bacillen  gefunden  wurden,  welchen  £influss  auf 
septisch-hämorrhagische  Komplikationen  zukommt  und  die  den  Bacil- 
len der  Kaninchenseptikämie  sehr  ähnlich ,  sich  von  derselben  durch 
die  Gegenwart  einer  dünneu  Kapsel  unterscheiden. 

Andererseits  konnte  ich  in  einem  Falle  septisch- hämorrhagisch 
verlaufender  Pneumonie  beim  Menschen  einen  Bacillus  in  Beinkultur 
aus  den  Organen  heranzQchten,  welcher  in  allem  dem  Bacillus  der 
Kaninchenseptikämie  gleicht  (Sept.  Proz.  d.  Kindesalters.),  und  Vas- 
sale (Rassegna  di  scienze  med.  1888.  No.  10  nach  Tizzoni  und 
Giovannini  citirt)  konnte  bei  hämorrhagischer  Nephritis  einer 
Schwangeren  nebst  einem  Streptococcus  einen  Bacillus  isolireu, 
welcher  jenem  der  Kaninchenseptikämie  sehr  ähnlich,  sich  von  dem- 
selben besonders  durch  seine  geringe  pathogene  Wirksamkeit  bei 
Kaninchen  und  seine  schnell  tödtliche  Wirkung  bei  Meerschweinchen 
nach  Injektion  kleiner  Mengen,  unterscheidet.  Derselbe  erzeugt  bei 
Thieren  Hämorrhagieen  aber  keine  Milzschwellung,  nach  intraperi- 
tonealer Impfung  auch  hämorrhagische  Nephritis  und  findet  sich  im 
Blute  der  Versuchsthiere. 

Die  morphologischen  Verschiedenheiten  in  unserer  Bacillengruppe 
finden  sich  auch  in  der  Gruppe  der  septisch-hämorrhagischen  Bacillen 
der  Thiere  und  gibt  es  dort  Formen,  welche  den  von  mir  beschrie- 
benen gleichen  und  andere,  welche  den  Bacillen  Kolb's  ähnlich 
erscheinen. 

Ebenso  verhalten  sich  auch  Thiere  den  verschiedeneu  Bacillen 
der  septischen  Hämorrhagie  gegenüber  verschieden,  indem  z.  B.  manche 
bekanntlich  Kaninchen  und  Mäuse  tödten,  für  Meerschweinchen  hin- 
gegen nicht  virulent  sind ,  während  andere  für  alle  drei  Thier- 
species  pathogen  wirken. 


756        B  a  b  e  s  ,  üeber  Bacillen  der  bämorrbagischen  Infektion  des  Menseben. 

Dennoch  glaube  ich  nicht,  dass  die  erwähnte  Bakteriengroppe 
der  TUere  mit  jener  der  Menschen  vereinigt  werden  könne.  Bei  den 
Tlüerkrankheiten  beherrscht  die  Septikämie  den  Krankheitskomplex^ 
während  bei  der  hämorrhagischen  Infektion  des  Menschen  die  H&- 
morrhagieen  nicht  nur  beim  Menschen,  sondern  auch  beim  Versuchs- 
thiere  in  den  Vordergrund  treten  und  die  Septikämie  fehlen  kann, 
während  wieder  bei  der  Gruppe  der  in  Rede  stehenden  Thierkrank- 
heiten  oft  die  Hämorrhagieen  fehlen  oder  unbedeutend  sind. 

Es  gibt  aber  oiienbar  auch  beim  Menschen  Krankheiten,  welche 
einestheils  mit  den  septischen  Hämorrhagieen  der  Thiere,  anderntiieib 
mit  der  infektiösen  Purpura  des  Menschen  viele  Analogieen  darbieteD, 
und  auch  die  Bakterien  aus  diesen  Krankheiten  stehen  den  Bakterien 
der  hämorrhagischen  Septikämie  der  Thiere  näher,  als  jene  der  in- 
fektiösen Purpura.    Zu  diesen  Krankheitsformen  gehören:  zwei  Fälle 
septischer  Pneumonie  (Untersuchungen  über  sept.  Prozesse.  1888.  (kt\ 
ein  Fall  von  Omphalitis  (ebenda),  ein  Fall  von  Keratitis,  gefolgt  von 
hämorrhagischer    Septikämie  (1.   c),  ein  Fall   von   hämorrhagischer 
Variola  (Microbes  pathog.  de  Thomme.  Progr^  roumain.  und  Aq- 
nales  de  Plnst.  de  Bucarest  1888)  und  zwei  Fälle  von  hämorrhagi- 
scher Septikämie  mit  manchen  Charakteren  eines  Typhus   exantbe* 
maticus  (Ann.  de  Tlnst.   Pasteur  im  Druck).    Dieselben  finden  8id& 
auch  in  unserem  Bakterienwerke  (Les  Bact6ries.  III.  Auflage)  kurz 
beschrieben.     £s  scheint,   dass   die  bei  diesen  Krankheiten  gefbo- 
denen   Bakterien    Zwischenglieder   zwischen    den    beiden  erwähnten 
Gruppen  darstellen.    Andererseits  bieten  aber  die  einzelnen  Formefl 
spezielle  Charaktere  dar,  welche  dieselben  in  einer  oder  der  anderen 
Beziehung  anderen  Bakteriengruppen  nähern. 

Die  gemeinsame  Eigenschaft  all  dieser  Bakterien  ist  aber  eine 
spezielle  Wirkung  auf  das  Blutgefässsystem,  welche  in  einigen  unter- 
suchten Fällen  auf  Zerfall  und  Nekrose  der  Parenchymzellen  der 
Leber  und  Nieren  ^),  in  anderen  auf  molekulare  Zerstörung  und  De- 
fektbildung der  Gefässwandung  *),  in  anderen  auf  eine  spezifische 
(hyaline)  Entartung  der  Gefässwandung^)  zurückzuführen  war.  In 
wieder  anderen  FUlen  dürfte  es  sich  um  entzündliche  oder  oervöee 
Einflüsse,  vielleicht  auch  um  Veränderungen  im  Blute  selbst  handeln. 
Es  wäre  wünschenswerth,  diese  näheren  Ursachen  der  Hämorrhagieen 
aufeuklären.  Dass  hierbei  die  von  den  Bakterien  erzeugten  Stoffe, 
Diastasen,  Albumosen  hauptsächlich  in  Betracht  kommen,  geht  aus 
unseren  Versuchen  hervor  (ebenda),  in  welchen  nicht  nur  Filtrate  der 
Blutungen  erzeugenden  Bacillen,  sondern  auch  Alkoholpräcipitate 
mit  den  Charakteren  von  Diastasen  oder  Albumosen  Purpura  oder 
ausgebreitete  Hämorrhagieen  erzeugten. 


1^  TiszoDi-Oioyannini,  1.  c. 

2)  Babes-Pascaria,    Ueber   TaubeDdiphtherie.    (Zeitschr.    f.  Hygiene.    1890. 

3)  B  a  b  e  s ,  Anoales  de  llnstitnt  Pasteur  [im  Druck  begriffeo]). 


Loew,  t>ie  ehemiscben  VerbUtniase  des  ßäkterieiiielMhs.  75? 


Die  chemischen  Yerhaltnisse  des  Bakterienlebens. 

Von 

Dr.  0.  Loeir, 

PriTatdosenton  an  der  Universität  MOnehen. 
(Fortsetinng.) 

Die  Thatsache,  dass  die  grünen  Pflanzen  aus  verschiedenen  Kohle- 
hydraten dasselbe  Eiweiss  bilden,  ist  ebenfells  nur  dann  erklärlich, 
wenn  die  Zellen  überall  die  gleiche  Gruppe  —  GHOH  —  heraus- 
nehmen. Die  Analogie  der  Eiweissbildung  zwischen  den  grünen  Pflanzen 
und  den  Spaltpilzen  offenbart  sich  auch  noch  darin,  dass  in  beiden 
Fällen  Asparagin  ein  äusserst  günstiger  Eiweissbildner  ist  Ja 
das  Asparagin  ist  der  einzige  Körper  frei  von  „alkoholischen  Hydroxyl- 
gruppen'^ (Sit  venia  verbo),  welcher  Spaltpilze  auch  bei  Luftabschluss 
ernähren  kann  —  wenn  auch  schwächer,  als  bei  Luftzutritt. 

Betrachten  wir  das  Wesen  der  Gährthätigkeit,  so  kommen  wir 
zum  Schlüsse,  dass  in  vieler  Beziehung  die  gewöhnliche  chemische 
Thätigkeit  der  lebenden  Zellen  manche  Analogie  damit  darbietet,  wenn 
aach  die  Zwecke  und  die  Produkte  oft  wesentlich  diflferiren.  Wie  wäre 
z.  B.  die  Bildung  von  Cellulose  aus  Glucose,  von  Fett  aus  Glucose, 
von  Kreatin  und  Glutin  aus  Eiweissstoffon ,  von  Giülensäuren, 
von  Cholesterin,  von  Lecithin  etc.  denn  anders  zu  erklären,  als 
durch  eine  Uebertragung  eines  Bewegungszustandes 
aus  dem  Protoplasma^)  auf  das  zu  verändernde  Mate- 
rial? Der  Hauptunterschied  zwischen  der  gewöhnlichen  che- 
mischen Thätigkeit  lebender  Zellen  und  der  eigentlichen  Gähr- 
thätigkeit besteht  lediglich  darin,  dass  eine  ausserordentlich 
grosse  Menge  Material  von  der  einzelnen  Gährzelle  binnen  kurzer 
Zeit  zersetzt  wird  —  weit  mehr,  als  dem  bloss  chemischen  Bedürfoisse 
entspricht.  Diesen  Umstand  müssen  wir  als  wesentlich  für  die  De- 
finition der  Gährung  mit  festhalten  und  wir  dürfen  deshalb  nicht 
auch  die  Oxalsäurebildung  in  den  Blättern  als  einen  GUhrprozess 
definiren,  wie  das  ein  Botaniker  wollte  *).  Mit  Recht  nennt  N  en  cki 
die  Gährthätigkeit  ein  unvollkommenes  Athmen ;  denn  beide  Prozesse 

1)  I>i«Mn  B^wegUDgasostand  kann  sich  freilich  nur  der  erklären,  welcher  die 
Lehre  Tom  aktiven  Eiweias  aceeptirt.  Vgl.  anch  O.  Loew,  Chemische  i Bewegung. 
(Biolog.  Centralbl.  IX.  1.) 

2)  Koch  seltsamer  ist  es,  das  Leben  Überhaupt  alsVne  Fäulen iss  in  definiren, 
eine  Ansicht  des  alten  Mitscherlich,  welche  in  neuester  Zeit  als  Bonmot  citirt 
wurde.  Sind  whrklioh  die  sablreichen  Funktionen  der  Pflanaen  und  Thiere,  sind  wirk- 
lich Empfindung  und  Muskelkontraktion,  Gedankenarbeit  und  Drüsenarbeit  Fftulniss- 
TorgSnge  ?  Man  sollte  solche  Vergleiche  nicht  für  möglich  halten.  —  Auch  in  unserem 
Darmtraktus  sind  die  Mikroben  ohne  Nutaen,  und  N  e  n  c  k  i  sagt  sehr  richtig  (Arch.  f. 
eip.  Path.  u.  Ph.  XX.  8.  887  und  Bd.  XXIV.  S.  847):  „Die  Thfttigkeit  der  Spaltpilse 
im  Organismus  ist  eine  rein  parasitäre  und  ich  hege  die  Hoffbung,  dass  es  noch 
gelingen  wird,  die  Verdauung  allein  durch  unsere^Verdanungssäfte  besorgen  su  lassen 
und  uns  yon  lästigen  Oasen  und  stinkenden  Produkten  zu  befreien.  Wer  einmal  ge- 
sehen hat,  wie  energisch  Pankreas  Eiweiss  oder  Stärke  löst,  der  wird  ohne  Sorgen  für 
seine  Verdauung  auf  die  Mithülfe  der  Mikroben  Tsnichten,** 


768  toeW, 

waDdeln  potentielle  Kräfte  in  aktuelle  um»  doch  die  Vergähruttg 
eines  Moleküls  liefert  weniger  Kraft,  als  die  Verbrennung  desselben. 
Die  Pilze  wiegen  diesen  Ausfall  dadurch  auf,  dass  sie  die  Gährthätig- 
ke  intensiver  betreiben.  100  Theile  Rohrzucker  können  (bei  NH, 
als  N^Quelle)  20—22  Theile,  Schimmelpilz  aber  nur  etwa  1  Tbeil 
Sprosshefe  liefern;  es  muss  also  hier  etwa  20mal  soviel  Zucker  ver- 
gohren,  als  dort  verbrannt  werden,  um  dieselbe  Menge  Pilzsub- 
stanz zu  erzeugen. 

Ueberblicken  wir  die  grosse  Anzahl  der  Spaltpilzgährun- 
gen,  so  erkennen  wir  mit  Rücksicht  auf  die  Emfthmng  der  Pilze 
durch  den  Gährprozess  sofort  3  Haupttypen: 

I.  Der  vergährende  Körper  kann  bei  Ausschluss  von  Luft  nicht 
zur  Eiweissbildung  dienen. 

IL  Der  vergährende  Körper  ist  zugleich  der  ei w eissbil- 
dende. 

nL  Der  vergährende  Körper  ist  schon  ein  Proteinstoff  oder  m 
demselben  nahestehender  Körper  (Glutin,  Mucin  etc.). 

Ad  L  In  diesem  Falle  ist  noch  die  Anwesenheit  eines  Nähr- 
stoffs nöthig,  um  die  Gährnng  überhaupt  zu  ermöglichen,  und  die 
Vergährung  bat  den  einzigen  Zweck  der  Kraftgewinnung.  Higher 
gehören  z.  B.  die  Gährungen  der  ameisensauren  und  essigsaureo 
Salze,  der  Bemsteinsäure,  des  Harnstoffs.  Bei  Luftzutritt  können 
wohl  essigsaure  und  bemsteinsäure  Salze  gute  Pilznährstoffe  abgeben, 
aber  ameisensaure  Salze  und  Harnstoff  auch  da  nicht  ^). 

Ad  II.  Der  Gährprozess  bat  hier  ausser  dem  Zwecke  der 
Kraftgewinnung  noch  den  anderen,  die  zur  Eiweissbildung  nötbigeo 
Atomgruppen  aus  dem  Gährmaterial  abzuspalten.  Freilich  dient 
dem  letzteren  Zwecke  nur  ein  geringer  Prozentsatz  der  vergäbrenden 
Moleküle.  Es  lassen  sich  bei  dieser  Gruppe  von  Gährungen  zwei 
verschiedene  Fälle  unterscheiden:  a)  die  Gährung  ist  eine  echte, 
welche  bei  Luftabschluss  erfolgen  kann;  b)  die  Gährung  ist  keine 
echte,  sie  findet  nur  bei  Luftzutritt  statt  und  besteht  in  einer  be- 
schränkten Oxydation,  wobei  das  Nährmaterial  entweder  gespalten 
werden  kann  (Gährung  der  Harnsäure)  oder  nicht  (Essigbildang  ans 
Alkohol). 

Ad  a)  Gährfähiges  Material  sind  die  einfach  und  mehrfach  hy- 
droxylirten  Säuren  der  Methanreibe  und  zwar  sowohl  ein-  als  mehr- 
basische, femer  die  mehrwerthigen  Alkohole  und  deren  Aldehyde, 
die  Glucosen,  somit  Milchsäure,  Glycerinsäure,  OxybuttersAare, 
Leucinsäure,  Aepfel«,  Wein-,  Citronensäure,  Schleimsäure,  Zucker- 
säure, Gluconsäuro  etc.  Ferner  Mannit,  Dulcit,  Glycerin.  Von  den 
neueren  Zuckerarten  kann  Formose  erwähnt  werden.  Manche  hier- 
her gehörige  Körper,  wie  Sorbit,  Sorbose,  Mannose,  Gulose,  No- 
nose')  etc.  werden  wohl  auch  Spaltpilzgährungen  eingehen  können. 
Oxyessigsäure  soll  nach  Fitz  nicht  gährfähig  sein,  was  ein  merk- 

1)  Nach  Jak 8 oh  bilden  ftmeiseiisanre  Salze  für  denBacUliis  nrete  eiooD, 
wenn  anch  sehr  schlechten)  Nfthrstoff.  SoHten  bei  diesem  sehefaibaren  Amaabm^tui 
nicht  gans  chemisch  reine  Sabstansen  das  Resultat  herbefjifeflilirt  haben? 

8)  Besflglich  dieser  drei  letiferen  Zackerarten  r^.  B.  Fi s ober,  Ber.  d.  Cbea- 
Ges.  S3  a.  24. 


bie  chemischen  Verbältnisae  des  Bakterienlebens.  769 

%ärdiger  Ausnahmefall  wäre.  Von  den  Verbindungen  der  Benzol- 
reihe sind  Inosit  (Hilger),  Chinasäure  (Loew)  und  jedenfalls 
noch  andere  Körper  ähnlicher  Konstitution  (mit  der  Gruppe  CHOH) 
Tergährbar.  Auch  wäre  noch  die  Phenjlglycerinsäure  zu  versuchen. 
—  Bei  den  Säuren  der  Methanreihe  wären  noch  die  Ketonsäuren 
auf  Oährfähigkeit  zu  prüfen,  wie  Brenztraubensäure  und  Lävulin- 
säure.  Ersterc  gibt  vielleicht  wie  Milchsäure  Buttersäure,  aber  ohne 
Wasserstoffentwickelung  >). 

Endprodukte  dieser  sämmtlichen  Gährungen  sind:  Methan, 
Wasserstoff,  Fettsäuren  von  der  Ameisensäure  bis  zur  Gapronsäure 
and  einwerthige  Alkohole  vom  Aethyl-  bis  zum  Amylalkohol,  also 
laater  Produkte,  deren  Bildung  aus  den  hydroxylirten  Gährsubstanzen 
lockeren  Gefüges  viel  aktuelle  Energie  mit  sich  bringt 

Ad  b)  Die  hierher  gehörigen  „Oxydationsgährungen",  welche 
partiellen  Verwesungen  gleichen,  sind  folgende:  1)  die  Essigbildung 
ans  Alkohol')  durch  Bacterium  aceti,  2)  die  Bildung  von 
Propionsäure  aus  Propylalkohol  (Brown),  3)  von  Glyoolsäure  aus 
Glycol  (Brown),  4)  von  Gluconsäure  aus  Glncose  (Brown),  5)  von 
Oxyglnconsäure  aus  Glucose  durch  Micrococcus  oblongus 
(Boutroux),  6)  von  Lävulose  aus  Mannit  durch  Bacterium 
X  y  1  i  n  a  m ,  7)  die  Bildung  von  Protokatechusäure  aus  Chinasäure  '). 
Femer  gehört  hierher  die  in  neuerer  Zeit  beobachtete  Vergährung 
der  Harnsäure,  sowie  eine  Anzahl  partieller  Oxydationen,  welche  bei 
der  Fäulniss  unter  Luftzutritt  stattfinden,  z.  B.  die  Bildung  von 
Parakresol  aus  Tyrosin  (Baumann). 

Den  „Oxydationsgährungen^'  ähnliche  Vorgänge  lassen  sieh  t^ei 
Luftabschluss  dann  durch  die  gewöhnlichen  Fäulnisspilze  her- 
beifQhren,  wenn  man  eine  verdünnte,  peptonhaltige  Nährlösung  mit 
Salpeter  (0,4 ^/o)  und  einer  leicht  oxydablen  Materie  versetzt  und 
durch  Zusatz  von  0,2— 0,4®/o  Natriumbikarbonat  für  schwach  alka- 
lische Reaktion  sorgt.  N  ä  g  e  1  i  Hess  derartige  Versuche  schon  vor 
länger  als  10  Jahren  anstellen.  Indem  die  Pilze  den  Sauerstoff  des 
Kaliumnitrats  auf  die  oxydablen  Materien  werfen,  entstehen  dabei  die 
Produkte  partieller  Oxydation  einerseits,  andererseits  wird  unter  den 
genannten  Verhältnissen  der  Stickstoff  des  Salpeters  nach  anfäng- 
licher Nitritbildung  schliesslich  zu  Ammoniak  reduzirt^).  Auf  solche 
Weise  kann  man  Aethylalkohol  zu  Essigsäure,  Benzaldehyd  zu  Benzoö- 
säure  ^),  Furfurol  G5  H4  O,  zu  Brenzschleimsäure  G5  H^  0,  und  Bern- 
steinsäure, schweflig-saures  Natron  zu  schwefelsaurem  Natron  oxydiren. 


1)  Diese  Ketonslaren  kannten  unter  gewissen  Umstanden  auch  die  Gruppe  CHOH 
liefern,  nämlich  durch  Kondensmtion  und  Spaltung. 

2)  Nach  Brown  (Gh.  Soc.  J.  1S86)  kann  Bacterium  aceti  weder  Ameisen- 
siure  ans  Methylalkohol,  noch  eine  Zackerart  aus  dem  mit  Mannit  isomeren  Dulcit  er- 
sengen.    Glycerin  liefert  femer  nicht  Glyeerinsfture,  sondern  wird  ToUstAndig  ozjrdirt 

8)  O.  Loew,  Ber.  d.  Deutsch.  Chem.  Ges.  XIV.  450.  FlOgge  beaweifelt  diese 
Thataache  ohne  jeden  Grund  (Die  Mikroorganismen.  S.  490). 

4)  Auf  dieser  Oxydation  mittelst  des  Salpetersauerstoffs  beruht  es  auch,  dass 
Seliimmelpilse  bei  Nitraten  als  Stiekstoffquelle  weit  mehr  Oxalsftnre  prodnsiren,  als 
wenn  Ammoniak  als  N-Quelle  dargeboten  wird,  wie  Pfeffer  fand  (Ber.  Siehe.  Akad. 
d.  Wies.  Febr.  1891). 

5)  Hier  Ist  wegen  der  Giftigkeit  grosse  Verdfinnnng  in  nehmen. 


760  ^^^  LinstoW, 

Während  nun  die  Pilze  die  Nitrate  benutzen  können,  um  durch 
Oxydationen  Kräfte  zu  gewinnen,  ist  es,  wie  N&geli  zeigte,  ande- 
rerseits unmöglich,  bei  Ernährungsvorgängen,  zu  denen  der  Laft- 
sauerstoff  unbedingt  nöthig  ist,  diesen  durch  den  Salpetersauerstoff 
zu  ersetzen.  Während  Leucin,  Methylalkohol  oder  essigsaures 
Natron  viele  Spaltpilze  bei  Luftzutritt  ernähren  können,  ist  das 
nicht  mehr  der  Fall,  wenn  man  bei  Luftabschluss  auch  Salpeter 
gibt.  —  Asparaginlösung  entwickelt  bei  der  Gährung  weit  mehr 
Pilzmasse  bei  Luftzutritt,  als  bei  Luftabschluss.  Wenn  man  nun  im 
letzteren  Fall  Salpeter  zusetzt,  so  wird  jener  gewaltige  Unterschied 
kaum  merklich  verringert.  Offenbar  verläuft  der  Oigrdationsprozess, 
welcher  zur  Herstellung  der  zur  Eiweisssynthese  dienenden  Atom- 
gruppe (Formaldehyd)  dient,  anders,  wenn  Luft,  als  wenn  Salpeter 
den  Pilzen  dargeboten  wird. 

Auch  die  exquisiten  Anaeroben,  von  denen  manche  Forscher  heute 
noch  annehmen,  dass  sie  chemisch  gebundenen  Sauerstoff  dem  6ähr- 
material  entziehen,  um  damit  Oxydationen  zu  bewerkstelligen,  werden 
mit  dem  Salpetersauerstoff  zu  Ernährungszwecken  nicht  viel  ausrichten 
können.  Die  Oxydationen  nehmen  eben  bei  Anwendung  verschiedener 
Oxydationsmittel  oft  einen  recht  verschiedenen  Verlauf^  wofür  man 
zahlreiche  Beispiele  aus  der  Chemie  beibringen  könnte.  Uebrigens 
bedarf  jene  Ansicht  einer  kleinen  Modifikation.  Daran,  dass  der 
Sauerstoff  aus  einer  Verbindung  erst  herausgenommen  wird, 
um  dann  auf  eine  andere  geworfen  zu  werden,  ist  nicht  zu  denken; 
es  kann  sich  nur  darum  handeln,  dass  unter  dem  Einflüsse  heftiger 
A,tomstösse  aus  dem  Protoplasma  ein  Körper  reich  an  Sauerstoff') 
einen  Theil  seines  Sauerstoffs  direkt  an  einen  leicht  oxydablen 
Körper  mit  labilen  Wasserstoffatomen  abgibt.  Die  Fettbildang  aus 
Zucker  ist  ein  derartiger  Prozess,  hier  werden  Zuckermoleküle  ver- 
anlasst, einen  grossen  Theil  ihres  Sauerstoffs  an  andere  Zuckermole- 
kfile  abzutreten,  so  einerseits  Kohlensäure  und  Wasser,  andererseits 
die  höheren,  sauerstoffarmen  Fettsäuren  liefernd.  Der  Ausdruck  „in- 
tramolekulare Athmung*^  fflr  derartige  Prozesse  hat  zwar  seine  Be- 
rechtigung, doch  darf  man  die  oben  genannte  unrichtige  Ansicht  nicht 
damit  verbinden. 

(Schlau   folgt.) 


üeber  die  Entwickelongsgeschichte  von  Gfordins 

tolosanus  Jki]. 

Von 

Dr.  T.  Llnstow 

in 

Göttingen. 

Im  Frühling  der  Jahre  1889  und  1890  machte  ich  die  Beobach- 
tung, dass  auf  der  Wasseroberfläche  von  Wiesengräben  in  der  Nähe 

1)  In  Form  von  Hydroxylgruppen. 


üeW  die  Eutwickelangsgeacliichte  voo  Gordios  tolos&nus  DuJ.  761 

von  QöttingeD,  an  denselben  Orten,  wo  ich  im  Sommer  zahlreiche 
geschlecbtsreife  Exemplare  von  Gordius  tolosanus  frei  im 
Wasser  fand,  schwarze  liiuf käfer  trieben,  diealsPterostichus  niger 
bestimmt  wurden.  Die  Käfer  waren  theils  todt,  theils  sterbend,  in^ 
Algenmassen  verwickelt,  theils  schienen  sie  ihre  volle  Lebenskraft  zu' 
haben  und  ruderten  lebhaft  mit  den  Beinen,  um  das  Uter  wieder  zu 
gewinnen.  Einmal  lag  ein  solcher  Käfer  todt  am  Grunde  des  Baches. 
Von  49  aus  dem  Wasser  gefischten  Käfern  enthielten  10  je  eine 
grosse  Larve  von  Gordius  tolosanus,  und  habe  ich  diese  Funde 
im  Archiv  für  mikroskopische  Anatomie.  Bd.  XXXIV.  p.  248  und 
XXXVIL  p.  239  geschildert.  Die  Gordius -Larven  waren  bis  122  mm 
lang  und  theils  braun  mit  der  bei  Gordius  tolosanus  bekannten 
Oberhaut,  theils  schneeweiss  und  sehr  zart;  hier  war  die  mächtig 
entwickelte,  zellige  Hypodcrmis  nur  von  einer  sehr  zarten,  hyalinen 
Membran  bedeckt,  und  am  Kofende  war  noch  der  Bohrapparat  der 
Embryonen  sichtbar.  Einmal  beobachtete  ich,  wie  eine  Gordius- 
Larve  sich  in  der  Nacht  selbständig  aus  einem  Käfer  herausgebohrt 
hatte  und  am  anderen  Morgen  frei  neben  dem  Käfer  im  Glase  lag. 
Im  Hinterleibe  der  Käfer  findet  man  neben  der  Gordius -Larve 
nur  noch  den  Darm,  die  Geschlechtsorgane  und  der  Fettkörper 
fehlen,  von  denen  die  Larve  offenbar  gelebt  hat  Diese  Funde 
wurden  im  April  gemacht. 

Was  die  Käfer,  ausgesprochene  Landthiere,  veranlasst,  sich 
massenhaft  ins  Wasser  zu  begeben,  weiss  ich  nicht,  glaube  aber,  dass 
sie  am  Rande  der  Bäche  ihrer  Nahrung  nachgehen,  da  die  Lauf- 
käfer besonders  gern  Schnecken  fressen,  und  zu  einer  Zeit,  wo  das 
Thierleben  auf  dem  Lande  noch  kaum  erwacht  ist,  ihre  Beute  in 
Gestalt  von  Lymnäen  u.s.  w.  im  Wasser  suchen,  wobei  sie  dann  ertrinken. 

Die  im  Wasser  frei  gewordenen  Gordien  werden  bald  geschlechts- 
reif und  begatten  sich,  und  die  befruchteten  Weibchen  umwinden 
Stengel  von  Wasserpflanzen,  an  die  sie  ihre  weissen  EischnQre  heften ; 
diese  Eiablage  geschieht  im  Sommer  und  dauert  etwa  4  Wochen. 

Nach  etwa  ebenso  langer  Zeit  ist  der  Embryo  im  Ei  ent- 
wickelt, der  schon  durch  Meissner's  Untersuchungen  bekannt  ist ; 
er  ist  nur  0,065  mm  lang,  vorn  quer  geringelt  und  0,018  mm  breit, 
hinten  glatt  und  0,016  mm  breit  und  vorn  mit  einem  Bohrapparat 
bewaffnet,  der  aus  einem  ein-  und  ausstülpbaren,  0,017  mm  langen, 
von  3  Stäben  gestützten  Bohrrüssel  besteht,  hinter  dem  2  Kränze 
von  je  6  Spitzen  stehen.  Diese  Embryonen  durchbrechen  die  Ei- 
hüllen  und  sinken  im  Wasser  zu  Boden,  wo  sie  sich  langsam  be- 
wegen und  auf  die  Nähe  eines  Thieres  warten,  in  das  sie  sich  ein- 
bohren wollen. 

Meissner  (Zeitschr.  für  wissenschaftl.  Zoolog.  YII.  1855. 
p.  131—137)  bewirkte  solche  Einwanderungen  in  andere  Thiere  ex- 
perimentell, die  er  in  die  Nähe  der  embryonalen  liarvenform  von 
Gordius  brachte,  und  fand,  dass  sie  mit  besonderer  Vorliebe  in 
Ephemera-  Larven  eindringen,  seltener  in  Phryganid^n-  und  Dipteren- 
larven, in  Cyclopiden,  Schnecken  und  Na][den. 

Welches  dieser  Thiere  als  erster  Zwischenwirth  anzusehen  sei, 
war  damit  nicht  klargelegt;  konnte  man  doch  nicht  wissen,  ob  die 


762  Bakterien  im  Bod«tti 

jungen  Gordien  nicht,  ihrem  Einwanderungstriebe  folgend,  in  Er- 
mangelung des  rechten  Wirthes  in  sie  eingedrungen  seien,  um  bald 
in  ihnen  zu  sterben.  Es  war  daher  mein  Bemühen,  in  denselben 
pewftssem,  in  denen  ich  Käfer  mit  Gordius- Larven  und  später 
geschlechtsreife  Gordien  frei  im  Wasser  gefunden  hatte,  auch  die 
erste  embryonale  Larvenform  zu  finden,  und  dieses  ist  mir  endlich 
nach  fast  zahllosen  missglQckten  Versuchen  gelungen. 

Der  Zwischenwirth  der  ersten  embryonalen  Larvenform  von 
Gordius  tolosanus  ist  die  Wasserlarve  von  Sialis  lutaria 
Lin.,  im  Fettkörper  und  in  den  Muskeln  liegt  die  Larve  zusammen- 
gekrümmt in  0,078  mm  grossen,  rundlichen,  bindegewebigen  Hüllen, 
deren  Wandung  etwa  0,013  mm  dick  ist ;  man  kann  sie  nicht  Cysten 
oder  Kapseln  nennen,  da  sie  weder  nach  innen  noch  nach  aussen 
scharf  abgegrenzt  sind. 

Im  Sommer  müssen  die  jungen  Gordien  sich  in  die  Sialis- 
Larven  einbohren  und  in  ihnen  überwintern,  denn  ich  fand  sie  An- 
fang Mai  in  zur  Verwandlung  reifen  Larven.  Mitte  oder  Ende  Mai 
erscheinen  die  geflügelten  Sialis- Exemplare;  die  trägen  Fliegen 
sitzen  an  niedrigen  Pflanzen  in  der  Nähe  des  Wassers  und  werden  den 
Laufkäfern  leicht  zur  Beute,  welche  dann  mit  ihnen  die  in  ihnen  be- 
findlichen Gordius-  Larven  fressen.  Im  Laufe  des  Sommers  sowie  des 
darauf  folgenden  Herbstes  und  Winters  wachsen  dann  die  Gordien 
in  den  Käfern  zu  der  bekannten  grossen  zweiten  Larvenform  aus 
und  gelangen  nun,  nachdem  die  Käfer  im  nächsten  Frühling  ins 
Wasser  gefallen  sind,  wieder  in  ihr  eigentliches  Element. 

Göttingen,  8.  Mai  189L 


Referate. 


Dowd^  Cliarles  N.,  A  study  of  the  hygienic  condition  of 
our  Street s.  (New  York  Med.  Record.  No.  1024.  1890.  p.  700.) 
Das  Legen  elektrischer  Leitungen  und  das  Auswechseln  von 
Gas-  und  Wasserleitungsröhren  machten  in  der  ersten  Jahreshälfte 
1890  eine  starke  Erdbewegung  in  den  Strassen  von  New-York  uöthig, 
die  Verf.  zu  Untersuchungen  über  die  etwaigen  schädlichen  Wir- 
kungen benutzte,  welche  durch  das  Aufgraben  der  Strassenerde  in 
hygienischer  Beziehung  herbeigeführt  werden  können. 

Erdproben  worden  in  verschiedenen  Strassen  aus  gleicher 
Tiefe  unter  sonst  gleichen  Bedingungen  und  aus  stets  frisch  ange- 
legten Gruben  entnommen,  und  zwar  16  Proben  aus  mit  Leuchtgas 
imprägnirtem  Erdreich  und  16  Proben  aus  leuchtgasfreiem  Boden. 
Bei  der  nach  dem  von  Carl  Fraenkel  und  von  Reimers  empfoh- 
lenen Verfahren  vorgenommenen  bakteriologischen  Untersudiung 
stellte  sich  heraus,  dass  die  Mittel  des  Bakteriengehaltes  in  beiden 
Bodenarten  nicht  wesentlich  difterirten.  Der  Bakteriengehalt  in 
leuchtgashaltiger  und  in  leuchtgasfreier  Erde  ist  demnach  gleich. 


■ 


Bakterien  im  Boden.  -^  DiphtherUis.  —  Cbolei«.  763 

Um  den  Einfluss  des  Leuchtgases  auf  die  Bodenbakterien  ge- 
nauer kennen  zu  lernen,  Hess  Verf.  durch  die  in  Reagensgläschen 
unterf^cbrachten  Erdproben  Leuchtgas  hindurchströmen  und  bestimmte 
den  Bakteriengi'halt  derselben  vor  und  nach  der  Operation,  dann 
nach  3,  4  und  6  Tagen  nach  dem  Aufhören  der  Leuchtgaseinwirkungf. 
In  einer  Hälfte  der  Versuche  war  eine  Verminderung,  in  der  anderen 
eino  Vermehrung  des  Bakteriengehaltes  eingetreten.  Bei  der  Aus« 
saat  von  Typhusbacillen  in  mit  Leuchtgas  gesättigtes  Wasser  zeigte 
sich  allerdings  eine  Abnahme  der  Keime,  jedoch  nicht  in  höherem 
Grade,  als  wenn  Typhusbacillen  in  reines  Wasser  eingebracht 
werden. 

Was  den  diesbezüglichen  Theil  der  eingangs  gestellten  Frage  be- 
triflTt,  so  meint  Verf.,  aus  der  bekannten  Thatsache  der  stetigen  Abnahme 
des  Bakteriengehaltes  in  den  tieferen  Bodenschichten  annehmen  zu 
dürfen,  dass  das  Aufgraben  der  Strassenerde  wohl  eine  Zunahme  und 
grössere  Verbreitung  von  Krankheitskeimen  auf  der  Strassenober- 
fläehe  zur  Folge  hat,  die  indes  nicht  jene  Bedeutung  erreichen 
kann,  wie  sie  dem  Bakteriengehalte  des  Strassenstaubes  eigen  ist 

Die  weiteren  Ausführungen  über  die  schädlichen  Wirkungen  der 
Bodengase  und  des  Staubes,  welcher  keine  pathogenen  Mikroorganis- 
men enthält,  können  hier  füglich  übergangen  werden. 

Kräl  (Prag). 

Brown,  F.  Tilden,  Diphtheria  of  the  meatus  urinarius. 
(Joum.  of  Cttt.  and  genito-urin.  diseases.  1890.  August.) 

Brown  beschreibt  einen  Fall  von  Diphtherie  des  Meatus  uri- 
narius externus,  deren  Uebertragung  bei  einem  Gircumcidirten  an- 
geblich durch  Auflegen  von  schmutziger  Watte  seitens  des  Kranken 
vermittelt  wurde.  Verf.  glaubt,  in  dem  diphtherischen  Belage  neben 
zahlreichen  anderen  Bakterienarten  auch  eine  demLoeffler'schen 
Bacillus  morphologisch  ähnliche  Varietät  gefunden  zu 
haben.  Die  Kulturversuche  gingen  vor  Abschluss  durch  Zufall 
verloren.  An  den  diphtherischen  Lokalprozcss  schloss  sich  später 
eine  passagere  Albuminurie  an.  Bemerkenswerth  ist  nach  Verf.: 
1)  dasB  die  Affektion  sich  nicht  in  der  Circumcisionswunde  entwickelt 
habe,  ein  Zeichen  dafür,  dass  die  bei  der  Operation  gebrauchten  In- 
strumente und  das  Verbandzeug  nicht  die  Infektionsvermittler  ge- 
spielt hatten;  2)  die  Begrenzung  des  Lokalprozesses  auf  Meatus  und 
Glans  penis  dank  dem  sorgfältigsten  Schutz  der  Circumcisionswunde 
durch  den  antiseptischen  Verband  und  das  Verschontbleiben  der 
Urethra  wahrscheinlich  durch  die  physiologische  Barriere  des  normal 
sauren  Urins.  Ledermann  (Breslau). 

Canningham,  D.  D.,  On  some  species  of  Choleraic  Gomma 
Bacilli  occurring  in  Galcutta.     (The  Scientific  Memoirs 
by  the  Medical  Officers  of  the  Army  of  India.    Part.  VI.   Gal- 
cutta 1891.) 
Der  Umstand,  dass  in  Kalkutta  wiederholt  Fälle  von  zweifelloser 
Gholera  angetroffen  werden,  in  denen    der  Darminhalt  auch  keine 
Spur   von   Kommabacillen  aufweist,   veranlasste   den  Verfasser   zu 


764  Cholera. 

seiDOD  UoterBucbuDgeD.  Dabei  gelang  es  ihm,  aas  16  F&Ilen  von 
Cholera,  die  in  den  grösseren  KraDkenbäosern  Kalkattas  Aufnahme 
gefanden  hatten,  10  verschiedene  Arten  von  Kommabacillen  zu  zfich- 
ten.  Bei  Anfang  des  Jahres  1890  boten  ihm  das  General  Hosp.,  da«. 
Medical  College  Hosp.  und  das  Sealdah  Pauper  Hosp.  je  einen  Korn- 
mabacillas  (Arten  I — III).  Es  trat  nun  eine  Pause  in  der  Epidemie 
ein.  Der  nächste  Fall  war  wegen  einer  Striktur  in  das  General 
Hosp.  aufgenommen  und  wurde  dort  von  Cholera  befallen.  Der 
Danninhalt  dieses  Falles  enthielt  eine  neue  IV.  Art  —  ausser  ihr 
wurde  keine  andere  gefunden.  Nun  trat  wiederum  eine  Pause  ein 
und  sodann  folgten  2  Fälle  in  demselben  Hospital,  von  denen  einer 
Art  I  zeigte,  während  der  andere  dem  V^asser  eine  neue  Art 
(V)  schenkte.  Darauf  erlag  ein  Patient  im  Med.  Coli.  Hosp.,  aas 
dessen  Darminhalt  nicht  weniger  als  3  verschiedene  neue  Arten  ge- 
züchtet wurden  (Arten  VI — VIU).  Der  nächste  Fall,  der  dem  Gen. 
Hosp.  entstammte,  zeigte  wiederum  Art  I.  Die  beiden  letzten  FdJle 
kamen  vom  Med.  Coli.  Hosp.  und  wiesen  jeder  eine  neue  Art  (IX 
und  X)  aaf. 

Der  Verfasser  gibt  sodann  eine  sehr  ausführliche  Beschreibang 
seiner  Methoden  und  der  verschiedenen  Arten,  auf  die  wir  verweiseo 
müssen  für  weitere  Details. 

Der  Arbeit  sind  2  gut  angefertigte  Tafeln  beigefügt,  um  einige 
morphologische  Eigenthümlichkeiten  der  Bacillen  und  ihr  Wachstham 
auf  Kartoffeln  zu  illustriren.  Wir  geben  den  Hauptinhalt  in  korser, 
tabellarischer  Uebersicht  wieder.    (Siehe  nebenstehende  Tabelle.) 

Die  verschiedenen  Arten  lassen  sich  in  2  Klassen  zerlegen.  Zn 
der  ersten  gehört  Art  IV.  Sie  verflüssigt  Gelatine  nicht,  wichst 
äusserst  schnell  auf  Kartoffeln  und  gibt  keine  Farbenreaktion  mit 
Säuren.  Alle  anderen  Arten  verflüssigen  Gelatine.  Was  die  An- 
sichten des  Verfassers  über  die  Form  und  Gestalt  der  Bacillen  be- 
trifft, so  müssen  wir  wegen  Mangel  an  Baum  auf  die  Originalarbeit 
verweisen. 

Der  Verfasser  schliesst  nun  aus  seinen  Untersuchungen,  dass  die 
Koch 'sehe  Theorie,  dass  Cholera  durch  das  Eindringen  eines 
spezifischen  Kommabacillus  in  das  Innere  des  Darmes  verursacht 
wird,  als  den  Thatsachen  widersprechend  aufgegeben  werden  muss. 
Koch*s  Bacillus  sei  nicht  der  einzige  und  nicht  einmal  der 
häufigste  der  Kommabacillen,  die  in  dem  Darminhalte  von  Cholera- 
kranken  zu  finden  seien.  Koch,  meint  der  Verfasser,  sei  nicht  be- 
traut gewesen  mit  der  Häufigkeit  der  vibrionischen  Schizomyceteo, 
und  seine  Entdeckung  sei  deshidb  eine  willkürliche  Wahl  eines  dieser 
Organismen  gewesen,  den  er  deshalb  auserlesen  habe,  weil  er  ihn  io 
einer  Anzahl  von  Fällen,  die  speziell  in  den  Kreis  seiner  Beobach- 
tungen gekommen  seien,  gefunden  habe. 

Den  Einwand,  dass  trotzdem  als  Glied  einer  bestimmten  Klasse 
von  Organismen  Koch's  Bacillus  als  Erreger  der  Cholera  ange- 
sehen werden  könnte,  weist  Verfasser  aus  folgenden  Gründen  zorflck : 
1)  in  vielen  zweifellosen  Fällen  von  Cholera  habe  er  keine  Komma- 
bacillen gefunden;  2)  in  einem  Falle  fanden  sich  3  verschiedeiie 
Arten,   ein  umstand,    der   den   Unparteiischen    verdächtig   machen 


-1 


Cholera. 


765 


Form  etc. 


Wachstham 

aaf 

Oelatine. 


Waebi- 

tbnm  auf 

naotralis. 

Agar. 


Wacbi- 

tham  auf 

nicht   nan- 

tral.  Agar 


WachBthum 

anf 
Kartoffeln. 


Boaillonkultnr 
und  Cholera- 
Reaktion. 


Art  l 


GoU^Bosik. 


Ziamlieh  gross, 

wenig  ge- 
iLrftnunt,  abge- 
stumpft.       In 
ZooglÖen 
geordiMt 


Verflflsatgt  Ge- 
latine siemlich 
sehnell,     doch 

yerhUtuisa- 
mlssig     lang- 
an     der 

Oberfläche. 

pLaftblase*« 
niemals   beob- 
achtet. 


Art  II— 4 
Fllle   vom 


Hoap. 


Typische  Kom- 
maform ;  kars, 
dick,  gut  ge- 
krümmt, leb- 
hafte Eigenbe- 
wegong. 


Art  lU  «B  OroBse,  sarte, 


SniieTom 

Pia  Oper 

Ho«p. 


Artiy=l 

Fall  vom 

General 

Ho5|>. 


▲rtV— 1 

Fall  vom 

Med.   CoU. 

Hoep. 


leicht  ge- 
krümmte Kom- 

mabacillen, 
lebhafte  Eigen- 

bewegnng. 

Gross,     wenig 

gekrümmt 
Aaf  Kartoffeln 
gerade  Stftb 
chen,  in  Ute- 
ren  Koltnren 
jedoch  gut  ge- 
krümmt. Leb- 
hafte Eigenbe- 
wegnng. 


Kurz  und  dick. 
Auf  Kartoffeln 

wenig  ge- 
krümmt nnd 
oft  gerade.  Von 
Kartoffeln  aaf|schrXg< 
Agar   flbertra- 
gen,nehmen  sie 
meist  eine  gute 
KrÜmmnng  an. 


Verflüssigt  Ge- 
latine schnel- 
ler, als  Art  1  in 
Form    eines 
Trichters. 


Verflüssigt  Ge- 
latine schnel- 
ler, als  Art  l, 
aber  langsa- 
mer, als  Art  II 
in  Form  eines 
Bechers. 

Langsam,  ver- 
flüssigt   Gela- 
tine nicht 


Langsamer,  als 
in  allen  ande- 
ren Arten. 


Sehr  lang-  Dünne,  brfton- 
sam  a.  nar  liehe    Schicht, 
an  der       saweilen  als 
Oberflicbe.  dichter,  runae- 
liger,  graa- 
weisser  Belag. 


Schnell,  haupt- 
sächlich an  der 
Oberflftche  als 
rauhe,  mnse- 
lige  Schicht 


8chnell,sowobl 
an   der   Ober- 
fläche als  auch 
entlang   des 
Impfstiches. 


Schnell  und 

nur  an  der 

Oberfläche  oft 

grünlich. 


Bedeutend 
schneller, 
als  Art  I. 


Lang- 
samer, als 
Art  II,  nur 

an  der 
Oberfläche 


Schnell, 
nur  an  der 
Oberfläche, 


Verflüssigt 

langsam  und 

gleichmässig. 

Auf  Plattenko- 

lonieen  bei 

er     Be- 
leuchtung 
bläulich  -  gelb. 


Kulturen    drei 

oder    mehrere 

Tage  alt, 

hellen  sich 

schnell   und 

▼ollständig  aut 

nach  Zusata 

von 
H,SO^HNO,. 
Zusata  einer 
Säure  genügt, 
um  das  Chole- 
raroth  au    er- 
aeugen. 


Gut  und  mas-, Reaktion   sehr 


senhaft  als    ausgesprochen 

gelbe    Schicht  (s.  Originalar- 

(s.  Originalar-|         beit). 

beit). 


Schnell,  in  der 
Oberfläche  so- 
wohl als  in  der 
Tiefe. 


VI  « 
▼on     dem 
selben 
FaUe. 


Länglieh    und 
auf  Kartoffeln 

oft  gerade, 
doch  auch   oft 
IgroBS  nnd  gut 
!    gekrümmt 
IX.  B4. 


Verflüssigt 
langsamer,  als 
Art  V  in  Form 
eines  Kraters. 
Kolonieen  aur 
Platten  blau. 


Wie  Art  V. 


Nicht  so  gut  als 

Art  II,  braunes 

krustenartig 

geschichtetes 

Häutchen. 


Ueppig,  mit 
gelblich-rother 
oder  rothbrau- 
ner,   glänzen- 
der Obeifläche. 


Reaktion     mit 

Säuren  sehr 

ausgesprochen. 


Wie  Art  IV. 


Langsam, 
Uebersug  dicht 
und  rosafarbig. 


dto. 


Nicht  so  dicht 

ab  Art  V,  rosa 

farbig. 


Langsam    und 

gibt  keine 

Reaktion     mit 

Säuren. 


Ausgesproche- 
ne Reaktion 
mit  Säuren. 


Wie  Art  V. 


49 


766 


Cholen. 


Art. 


Form  etc. 


Waehsthum 

auf 
Gelatine. 


Art  VII  « 
▼on     dem- 
selben 
Falle. 


Art  VIU-B 
1  FaU  vom 
Gen.  Hosp. 


Art  IX  »1 

Fall     vom 

Med.  Coli. 

Hoitp. 


Art  X.^  1 

Fall     vom 

Med.  Coli. 

Hosp. 


Sehr  kura  and 
dick. 


Typische  Kom- 
maform. 


Sehr  klein,  gut 
Kekrfimmt  auf 
allen  N&hrbö- 
den,  ausgenom- 
men auf  nicht 
neutralisirtem 
Agar,  wo  sie 
klein  und  oval 
sind  und  oft  in 
Paaren  ange- 
ordnet. 

Ziemlich    dick 
und  gut  ge- 
krümmt. 


Verflüssigt 

langsamer,  als 

Art  V,  gleich 

missig.       Ko* 

lonieen  auf 

Platten  gelb. 

Verflüssigt 
schnell,    trich- 
terförmig. 


Verflüssigt 

sehr   langsam, 

gleichmftssig. 


Verflüssigt 
schnell,  trich- 
terförmig. 


Wachs- 
tbnm  auf 
neutralis. 

Agar. 


Wie  Art  VI. 


Wie    Art  VIL 


Wie  Art  Vlll 


Wie  Art  IX. 


Wacbs- 
thum  auf 
nicht  neu- 
tral. Agar. 


Wachsthum 

auf 
Kartoffeln. 


Bouillonkaltor 
und  Cholsr»* 
BeaktioB. 


WieArtIV 


dto. 


Schnell,  an 
der  Ober* 
flftche  80- 
«rohl  als  in 
der  Tiefe. 


Oft  auch  in 
der  Tiefe. 


Langsam,  dün- 
ner,   farbloser 
oder  rosa-gelb- 
licher  Belag. 


Langsam,  dün- 
ner, feuchter, 
scbmutaigroth- 
gelber  Belag. 

Langsam,  dfin 
ner,    feuchter, 
gelber    Ueber- 

lUg. 


Schlecht,  dÜn- 

uer,    farbloser 

Belag. 


Reaktion    mit 

SAoren  nur 
Bach  mehrsreD 
QeneratioiiML 


Reaktion    mit 

Sioren  anigs- 

sproeben. 


Wie  Art  VII 
(s.  OrigiosUr. 
beit). 


Reakboo   mit 

Stören  uug0- 

tproehtn. 


sollte,  dass  die  KommabacilleD  nicht  die  Ursache  der  Krankheit  seien, 
sondern  umgekehrt  die  Krankheit  der  Grund  des  Vorkommens  der 
Bacillen  sei;  3)  in  einem  Falle  blieb  die  Reaktion  mit  Säuren  aus, 
so  dass  man  kaum  annehmen  dürfe,  dass  diese  Art  dieselben  toxischen 
Eigenschaften  haben  könne,  als  die  anderen  Arten ;  4)  bis  jetzt  sei 
es  noch  Niemandem  gelungen,  mittels  der  Kommabacilleu  Cholera 
hervorzubringen.  Er  nimmt  an,  dass  die  Kommabacilleu  normaliter 
den  Darm  bewohnen,  dass  während  der  Krankheit  ihnen  ein  günstiger 
Boden  zum  Wachsthum  geboten  wird  und  dass  je  nach  Umständen 
eine  oder  die  andere  Art  oder  mehrere  Arten  zusammen  zum  Ge- 
deihen kommen. 

Verfasser  schliesst  mit  einigen  praktischen  Deduktionen,  die 
Quarantaine  beti*effend.  Man  habe  angenommen,  dass  Cholera  in 
Indien  stets  an  einen  einzigen  Bacillus  gebunden  sei,  und  dass  es 
dieser  sei,  der  die  Cholera  in  Ländern  ausserhalb  der  Grenzen  In- 
diens verursache.  Da  die  Cholera  nun  in  Indien  —  und  wahrschein- 
lich auch  in  Europa  —  von  mehreren  verschiedenen  Arten  von 
Kommabacilleu  begleitet  sei,  müsse  die  Quarantaine  ohne  Erfolg  and 
nutzlos  sein,  bis  es  bewiesen  sei,  dass  keine  von  den  vielen  Arten  in 
Europa  gefunden  werde.  Die  Existenz  einer  Mehrzahl  von  Arten  von 
Kommabacillen,  sogar  wenn  wir  die  Klasse  in  kausalen  Zusammenhang 
mit    der   Cholera   bringen,   müsse  notbwendigerweise  uns  zweifeln 


L«pra.  -^  PttorosjMnilOB«.  767 

lassen,  ob  eine  allgemeiDe  epidemische  Verbreitung  der  Cholera  nicht 
vielmehr  aaf  einer  Verbreitung  von  Zuständen  beruhe,  welche  die 
ganze  Klasse  anstatt  eine  oder  die  andere  Art  begünstigen. 

A.  A.  Kanthack  (Simla). 

Poupinel  de  Valeiic6,  Is  Leprosy  contagious?  (The  Lancet. 
No.  3481.  1890.  p.  1065.) 

An  der  Hand  seiner  reichen  Erfahrungen,  die  Verf.  bei  der  mehr 
als  20-jährigen  Ausübung  seines  ärztlichen  Berufes  im  Lepraasyle 
St.  Lazarus  in  Port  Louis  auf  Mauritius  zu  sammeln  Gelegenheit 
hatte,  bespricht  er  die  Frage,  ob  Lepra  kontagiös  sei.  Die  Ver- 
erbung wäre  einer  der  häufigsten  Uebertragungswege,  was  mit  meh- 
reren sorgfältig  vorfolgten  Fällen  nachzuweisen  versucht  wird.  Ausser- 
dem kann  Lepra  durch  Kohabitation  übertragen  und  in  gewissen 
Fallen  auch  von  gesunden  Individuen  erworben  werden,  wenn  letztere 
mit  einem  Leprösen  zusammenleben.  Kr  dl  (Prag). 

Moore,  8ir  Wm«,  Cause  of  Leprosy.  (The  Lancet  No.  3481. 
1890.  p.  1063.) 
Verf.  hält  Lepra  und  Syphilis  für  identische  Erkrankungsfoimen 
und  meint,  Lepra  wäre  nur  ein  gewisses  Stadium  erblicher  Syphilis. 
Er  führt  die  Gründe  an,  welche  ihn  zu  dieser  Auffassung  veranlassen 
und  sucht  seine  Ansicht  mit  Gitaten  aus  der  diesbezüglichen  alten 
und  neuen  Litteratur,  aus  dem  klinischen  Verlaufe  der  beiden  Krank- 
heiten, aus  der  Aehnlichkeit  des  Lepra-  und  Syphilisbacillus,  sowie 
durch  die  Uebertragbarkeit  der  Lepra  zu  stützen.  Die  Verschieden- 
heiten zwischen  den  klinischen  Bildern  von  Lepra  und  Syphilis  wären 
kaum  grösser,  als  jene  zwischen  hereditärer  und  acquirirter  Syphilis. 

Kräl  (Prag). 

Collins,  W.  J.9  Note  on  the  Leprosy  revival.    (The  Lancet. 
No.  3481.  1890.  p.  1064.) 

Nach  einem  etymologischen  Exkurse  berichtet  Verf.  über  den 
Besuch  eines  Lepraasyls  in  Norwegen.  Das  Abnehmen  der  Lepra 
in  diesem  Lande  ist  nicht  dem  Isolirsysteme  zu  verdanken,  da  ein 
solches  in  Norwegen  nicht  existirt  Eher  scheint  der  zunehmende 
Wohlstand  des  Volkes  günstig  auf  die  Verminderung  der  Erkran- 
kungen einzuwirken,  weshalb  denn  auch  verdorbene  Nahrungsmittel 
als  der  Verbreitung  des  Virus  verdächtig  angesehen  werden  können. 

Kr  dl  (Prag). 

PilEurd^  Henry  G«,  Psorospermosis.  (Joum.  of  cut.  and  genito- 
urin.  diseas.  1891.  Jan.) 
Piffard  hält  die  „Psorospermien*^  des  Molluscum  contagiosum 
nicht  Air  animale  Parasiten,  sondern  für  Retezellen  mit  einer  be- 
sonderen Art  von  keratoider  Degeneration.  Dasselbe  glaubt  er  von 
der  „Pagets  disease^S  die  er  für  ein  Epitheliom  mit  nachträglicher 
Tendenz  zur  Verhomung  der  Epithelzellen  hält.  Es  bleibt  also  für 
die  Beurtheilung  der  Parasiten  noch  die  Dario  rasche  Krankheit 
übrig,  über  welche  ein  abschliessendes  Urtheil  zunächst  noch  aus- 

49* 


768      BchtttsimpftiDgf  kfluttl.  iDfektionskrankheiten,  EotwickelaDg»h«mmiinf  eie. 

steht ;  jedoch  glaubt  Verf.,  dass  weitere  Untersuchungen  sie  vielmehr 
in  die  Gruppe  der  epithelialen  Degenerationen,  als  in  die  der  ani- 
malen  Parasiten  einreihen  werden.  Ledermann  (Breslau). 


Schlitzimpfling,  künstliche  Inftictionsliranicheiten ,  Entwicic- 
lungshemmung  und  Vernichtung  der  Bairterien  etc. 

Foä,  P.9  e  CarlM>ne,  T.,  Sulla  immunitä  verso  il  diplococco 
Pneumonie o.    (Gazz.  med.  di  Torino.  1891.  Fase.  1.  p.  1.). 

Verff.  berichteten  in  der  Sitzung  der  R.  Accademia  di  Medicina 
zu  Turin  vom  6.  Dezember  v.  J.  Ober  Immunisirungsversache  ao 
Kaninchen  mit  einem  Präcipitat,  das  sie  durch  Ausfällung  von  fil- 
trirten  Diplococcus bouillonkulturen  mit  Ammoniumsulfat  erhalten 
hatten.  Die  Resultate  dieser  Versuche  waren  negativ  und  bliebeD 
es  auch  weiterhin,  gleichviel,  ob  sehr  geringe  Dosen  des  Niederschlags 
angewendet,  oder  letzterer  aus  abgeschwächten  Kulturen  gewoimen 
wurde. 

Als  Ver£f.  dagegen  die  Substanz  in  winzigen  successiven  Mengen 
in  3  oder  4  aufeinanderfolgenden  Tagen  verimpften,  gelang  es, 
Kaninchen  gegen  spätere  Diplokokkeninfektion  ebenso  widerstands- 
fähig zu  machen ,  wie  mit  filtrirten  Bouillonkulturen  oder  mit  dem 
Organextrakte  infizirter  Thiere.  Das  Blut  derart  immunisirter  Ka- 
ninchen hat  die  Eigenschaft,  bei  30^  C  rapid  zu  koaguliren,  was  bei 
dem  Blute  normaler  oder  an  pneumonischer  Infektion  zu  Grande  ge- 
gangener Thiere  nicht  beobachtet  werden  konnte.  Wiederholte  sub- 
kutane Injektionen  kleiner  Dosen  des  Blutserums  von  Kaninchen,  die 
mit  der  toxischen  Substanz  immunisirt  worden  waren,  brachten  bei 
normiden  Kaninchen  wieder  Immunität  zu  Stande.  Bemerkenswerth 
ist  der  Umstand,  dass  bei  Versuchen  in  vitro  das  Blut  immnoisirter 
Kaninchen  keine  bakterientödtende  Wirkung  auf  den  Diplococcus 
austlbtOr 

Das  einem  Pneumoniker  entnommene  Blut  koagulirte  ebenso 
rasch,  wie  jenes  von  immunisirten  Kaninchen  stammenda  Die  Ver- 
suche der  Verfif.  mit  dem  menschlichen  Blutserum  an  Kaninchen 
führten  bisher  zu  keinen  sicheren  Resultaten,  lassen  indes  annehmen, 
dass  das  Blut  des  Patienten  am  8.  Tage  toxische  Eigenschaften  be- 
sass,  welche  jenen  der  filtrirten  Bouillonkulturen  ähnlich  sind. 

Die  Wirkungen  der  pneumonischen  Infektion  erstrecken  sich  nach 
den  Beobachtungen  der  Verff.  vorwiegend  auf  die  Konstitution  des 
Blutes,  auf  die  verschiedene  Ernährung  der  Gewebe  und  stehen  in 
Beziehung  mit  den  akuten  Lähmungserscheinungen  der  vorderen 
Extremitäten  und  der  Halsmuskeln,  woraus  angenommen  werden 
könnte,  dass  in  den  Diplococcuskulturen  nicht  bloss  ein,  sondern 
mehrere  Gifte  gebildet  werden,  von  welchen  eines  auf  die  centralen 
Nerven,  die  anderen  auf  das  Blut  und  die  Gewebe  einwirken. 

KrÄl(Prag). 


äebntsimpfang,  kUnstl.  InfektionskraakWten,  fintwickdlungshemtattng  etc.      769 

Courmont,  J«,  et  Dor,  L«,  De  la  production,  chez  le  lapin, 
de  tumeurs  blanches  expörimentales,  par  inocula- 
tion  intra-veineuse  de  calture  du  bacille  de  Koch 
att^nuö.    (La  Province  m^d.  1890.  No.  44.  p.  529.) 

Mit  einer  durch  mehrere  Jahre  in  vielen  Generationen  fortge- 
f&hrten  und  sehr  abgeschwächten  Tuberkelbacillenkultur  konnte  durch 
subkutane  Injektion  an  Kaninchen  und  Meerschweinchen  Tuberculose 
nicht  mehr  erzeugt  weren.  Nur  mit  beträchtlichen,  intraperitoneal 
applizirten  Dosen  gelang,  es  bei  diesen  Thierarten  tuberculose  Läsionen 
zu  erhalten.  Hingegen  trat  bei  intravenöser  Injektion  von  4  Tropfen 
bis  0,5  ccm  derselben  Kultur  an  5  jungen,  aber  erwachsenen  Ka- 
ninchen nach  Ablauf  von  5  Monaten,  während  welcher  Zeit  sich  die 
Thiere  wohl  befanden  und  eine  mitunter  erhebliche  Gewichtszunahme 
aufzuweisen  hatten,  eine  der  menschlichen  analoge,  tuberculose,  chro- 
nische Gelenkentzündung  auf.  Verfif.  schliessen  hieraus,  dass  die 
primäre  lokale  Tuberculose  von  einem  abgeschwächten  Virus  herzu- 
rühren scheint,  welches,  selbst  wenn  es  direkt  in  das  Blut  gelangt, 
seine  Gegenwart  erst  nach  mehreren  Monaten  zu  manifestiren  vermag, 
und  dass,  wenigstens  bei  jungen  Thieren,  die  Gelenke  auch  ohne 
lokales  Trauma  eine  Prädilektionsstelle  für  die  Ansiedelung  des  ab- 
geschwächten Tuberkelbacillus  bilden.  Krä.1  (Prag). 

Chmcher,  H.  E.,  Vaccine  g6n6ralis6e  suivie  de  mort.  [Soc. 

de  derm.  et  syphilogr.  S^nce  du  8  janvier  1891.]  (Ann.  de  derm. 

et  de  syph.  1891.  25  janv.) 
Es  handelt  sich  in  dem  Falle  Gaucher's  um  ein  einmonat- 
Iiches  Kind,  bei  dem  8  Tage  nach  der  Impfung  an  jedem  Arift  3 
Vaccinepusteln  unter  sehr  hohem  Fieber  und  starken  allgemeinen 
Störungen  zum  Vorschein  kamen.  Am  9.  Tage  erschienen  zahlreiche, 
Vaccinepusteln  ähnliche  neue  Knötchen.  Am  11.  Tage  konstatirte 
Gaucher  ausser  den  Pusteln  an  jedem  Arm  eine  ausgebreitete 
Eruption  fast  über  den  ganzen  Körper.  Die  Ausbreitung  der  Eruption 
auch  an  solchen  Stellen,  wo  das  Kind  sich  nicht  kratzen  konnte, 
Bchloss  die  Annahme  einer  direkten  Uebertragung  durch  Kratzen  aus. 
Die  aufgetretenen  Efflorescenzen  waren  zum  grossen  Theil  „gedellte'^ 
Pusteln.  An  den  folgenden  Tagen  breitete  sich  der  Ausschlag  unter 
Verschlechterung  des  Allgemeinbefindens  weiter  aus.  Das  Kind  starb 
unter  allen  Symptomen  der  Asphyxie.  Die  Autopsie  ergab  eine  be- 
trächtliche Hypefämie  beider  Lungen,  keine  Hepatisation,  eine  Hyper- 
trophie der  Milz,  Hyperämie  der  Nieren.  Die  Leber  war  von  gelb- 
lichen, verfetteten  Inseln  durchsetzt.  Gauch  er  glaubt,  dass  diese 
Generalisirung  der  Lymphe  das  Resultat  einer  Allgemein- 
infektion gewesen  ist,  da  Auto-inokulationen  nicht  eine  so  diffuse 
und  ausgebreitete  Eruption  hätten  bewirken  können.  Er  kann  keiner 
speziellen  Ursache  die  Malignität  der  Lymphe  zuschreiben. 

Ledermann  (Breslau). 

Orandin,  Egbert  H.,    Peroxide  of  hydrogen  in  gyneco- 
logy  and  in  obstetrics.     (The  Times  and  Register.  1891. 
No.  647.  p.  86.) 
Verf.  berichtet  über  Fälle  von  Mammaabscessen ,  suppurativer 


770      SehatBimpfung,  känstl.  infektionskrankheiten,  fintwieketangshemmaiig  ete. 

BeckeDh&matocele  und  puerperaler  Endometritis,  bei  welchen  Karbol- 
säure, Sublimatlösung  und  Jodtinktur  im  Stiche  Hessen,  wUrend 
Eiterung  oder  lokale  Sepsis  nach  dem  Ausspülen  mit  unverdOnntem 
oder  zu  gleichen  Theilen  mit  Glycerin  gemengtem  Wasserstoffsuper- 
oxyd sofort  sistirte  und  Heilung  rasch  nachfolgte.  Nach  den  Er- 
fahrungen des  Verf.'s  ist  das  Mittel  unschädlich  und  zugleich  das 
wirksamste  aller  bekannten  Agentien  gegen  unkontrollirbare  Eitenmgs- 
prozesse.  Kr&l  (Prag). 

PapuU,  F.,  Sul  potere  antisettico  del  salolo.    (lüyista 
Clin,  e  terap.  1890.  No.  9.  p.  449.) 

Zunächst  prüfte  Verf.  die  Einwirkung  von  Eiter  und  von  Eiter- 
kokkenkulturen auf  Salol  und  konnte  die  begonnene  Zersetzung  des 
letzteren  nach  24  Stunden  mittelst  der  Eisenperchlorürreaktion  nach- 
weisen. Die  Zeitdauer,  in  welcher  die  Eiterkokken  die  Zersetzung 
des  Salols  bewerkstelligen,  wurde  durch  halbstündlich  vorgenommeDe 
Reaktionen  sicherzustellen  gesucht  Sie  betrug  für  den  Staphylo- 
coccus  pyogenes  albus  8,  für  den  aureus  5  und  den 
citreus  6  Stunden. 

Um  femer  zu  sehen,  welche  Wechselwirkung  die  Zersetzungs- 
produkte  des  Salols  ihrerseits  auf  die  verschiedenen  Mikroorganismen 
entfalten,  wurden  zu  je  2  Kulturen  des  zu  untersuchenden  Mikro- 
organismus Salol  hinzugefügt,  aus  der  einen  Kultur  nach  je  1,  2  und 
6  Stunden  Aussaaten  in  Gelatine  und  Fleischbrühe  angelegt  and  an 
der  anderen  das  Eintreten  der  Reaktion  beobachtet.  Hierbei  ergab 
sich,  dass  die  Wachsthumsfähigkeit  der  verschiedenen  Mikroorganismen 
eine  verschieden  lange  Zeit  und  in  verschiedener  Intensität  nach  dem 
Zersetzungsbeginne  des  Salols  erhalten  bleibt.  Nur  der  Staphylo- 
coccus  pyogenes  albus  hatte  gleichzeitig  mit  dem  Auftretender 
Reaktion  seine  Wachsthumsfähigkeit  eingebüsst  Der  Staphjlo- 
coccns  pyogenes  aureus  entwickelte  sich  noch  nach  2  Tagen 
nach  eingetretener  Reaktion,  der  citreus  sogar  nach  6  Tag^n. 
Streptococcus  pyogenes  zersetzt  das  Salol  nach  10,  Spiril- 
lum  Finkler  et  Prior  nach  20  Stunden,  sie  sterben  nicht  ab, 
ihre  Kulturen  zeigen  nur  ein  verzögertes  WachÜBthum  und  sie  scheinen 
demnach  bei  Gegenwart  freien  Phenols  bloss  eine  Abschwächong  so 
erleiden.  Bei  Milzbrand  treten  Anzeichen  einer  Reaktion  erst  nad  6, 
bei  Cholera  nach  4,  bei  Typhus  nach  7  Tagen  auf  und  die  hieraus  an- 
gelegten Kulturen  entwickelten  sich  unver^^rt  und  normal,  obzwar 
die  Saloleinwirkung  1 — P/t  Monate  angedauert  hatte. 

Verf.  glaubt  annehmen  zu  dürfen,  dass  das  Salol,  insbesondere 
gegenüber  gewissen  Mikroorganismen,  hervorragende  antiseptische 
Eigensdiaften  besitzt,  die  jedoch  von  dessen  Zersetzung  abhängig 
sind,  welche  durch  die  Mikroorganismen  selbst  bewirkt  wird.  Je  nach- 
dem die  Mikroorganismen  das  Salol  energischer  oder  spurenweise  oder 
gar  nicht  zersetzen ,  verlieren  sie  ihre  Wachsthumsfähigkeit  oder  sie 
bleiben  abgeschwächt,  event  gänzlich  unbeeinfiusst.      Kräl  (Prag).       I 

Komanth,  C,  Studien   über  das  Saccharin.    (Landwirth- 
schaftliche  Versuchsstationen.  Bd.  XXXVIII.  p.  241—256.) 
Die  interessanten  Untersuchungen  des  Verf.'8  wurden  alle  mit 
dem   Saccharinum    purum    der    Fabrik   Fahlberg's  in  Salbke- 


9eliDtsiinpfang,  kilast).  tnfektionskranktieiteiif  fentwickelungsheminüng  ekc      771 

Westerhttsen  angestellt.  —  Die  VerSDche,  deren  Einzelheiten  aus  dem 
Originale  näher  zn  ersehen  sind,  beschäftigen  sich  1)  mit  dem  Ein- 
flasa  des  Saccharins  auf  Saccharomyces  cerevisiae.  2)  wird 
das  Verhalten  des  Saccharins  gegen  andere  Mikroorganismen  und 
Enzyme  behandelt.  Sodann  wird  3)  die  Verwendung  von  Saccharin 
zur  Konservirung  von  Obst  besprochen  und  schliesslich  werden  noch 
4)  die  Ergebnisse  von  Fütterung^Yersuchen  mit  Saccharin  an  Kanin- 
cbeiif  Hunden,  Enten  und  Schweinen  mitgetheilt. 

Aus  seinen  Versuchen  zieht  Verf.  die  folgenden  Schlüsse: 

1)  Dem  Saccharinum  purum  Fahlberg's  kommen  schwache 
antiseptische  Eigenschaften  zu. 

2)  Die  Verftttterung  selbst  von  praktisch  ganz  unmöglichen 
Dosen  von  Saccharinum  purum  an  Hund,  Ente  und  Schwein  lässt 
auch  durch  lange  Perioden  hindurch  fortgesetzt  in  keiner  Weise  eine 
schädigende  Wirkung  auf  deren  Organismus  erkennen. 

3)  Ebensowenig  wird  hierdurch  der  Ausnutzungskoeffizient  des 
Futters  vermindert. 

4)  Die  behauptete  Abneigung  der  Thiere  gegen  das  Saccharin 
war  in  den  betreffenden  Fällen  nur  individuell  und  lässt  sich  in 
keiner. Weise  verallgemeinem.  Otto  (Berlin). 

Currter,  Charles  €F.,  Sterilization  of  water.  (New  York  Med. 
Record.  No.  1023.  1890.  p.  680.) 
Eine  Reihe  von  Versuchen,  welche  Verf.  zum  Theil  im  hygie- 
nischen Institute  zu  Berlin  ausführte,  sollte  feststellen,  binnen  welcher 
Zeit  pathogene  und  nichtpathogene  Mikroorganismen  im  gewöhnlichen 
klaren  Grund-  oder  Leitungswasser  durch  die  Einwirkung  höherer 
Temperaturen  yernichtet  werden.  Die  Untersuchungen  geschahen  in 
der  Weise,  dass  das  mit  Bakterienkulturen  oder  faulenden  Flüssig- 
keiten beschickte  Wasser  in  grossen,  mit  Wattepfropfen  verschlosse- 
nen Kolben  erhitzt  und  dann  im  Wasserbade  bei  99—100  ^  gehalten 
wurde.  Die  von  2  zu  2  Minuten  aus  der  tieferen  Mittelschicht  und 
von  der  Oberfläche  des  Kolbeninhaltes  entnommenen  Proben  dienten 
zur  sofortigen  Herstellung  von  Platten  oder  Rollröhrchen.  Oder  das 
Wasser  wurde  in  einer  Anzahl  Er lenmeye rascher  Kölbchen  im 
Dampftopf  zur  gewünschten  Temperaturhöhe  gebracht,  von  Zeit  zu 
Zeit  eines  der  Kölbchen  rasch  aus  dem  Dampftopfe  entfernt  und  von 
dem  Inhalte  sogleich  und  auch  noch  nach  mehreren  Stunden  und 
Tagen  wiederholt  Platten  und  Rolhröhrchen  angelegt.  Bei  beiden 
Versuchsanordnungen  wurde  das  betreffende  Wasser  auch  vor  dem 
Erhitzen  auf  seinen  Keimgehalt  geprüft. 

Was  den  Oehalt  eines  Wassers  an  Tuberkelbacillen  betrifft,  so 
genügt  eine  10  Minuten  lang  andauernde  Einwirkung  von  100  ^  C, 
um  das  Wasser  zu  sterilisiren.  Anthraxsporen  waren  nach  längstens 
5  Minuten  abgetödtet.  Andere  pathogene  Mikroorganismen  sind 
gegen  hohe  Temperaturen  noch  empfindlicher.  Für  die  Eiterkokken 
und  den  Typhusbacillus  reicht  es  hin,  wenn  das  Wasser  bis  zum 
Sieden  erhitzt  und  dann  wieder  erkalten  gelassen  wird.  Komma- 
bacillen  sterben  ab,  wenn  sie  einen  Augenblick  lang  der  Temperatur 
yon  70^  ausgesetzt  bleiben. 


772         Öakterioi.  rom  X,  intornationaUn  mediciniMlieD  Kongresse  sa  ^rtin. 

Die  gewöhnlichen  Wasserbakterien  geben  beim  Kochen  des 
Wassers  in  derselben  Zeit  wie  die  pathogenen  Milcroorganismen  zu 
Grunde.  Selbst  der  als  sehr  widerstandsCfthig  angesehene  Heubacillus 
bedarf  nur  einer  kaum  15  Minuten  langen  Einwirkung  der  Siede- 
hitze, um  zum  Absterben  gebracht  zu  werden.  Als  zu  Leita^ra- 
wasser  verschiedener  Provenienz  faulende  Losungen  von  Fleisch,  ue- 
mttsen  u.  a.,  oder  Reinkulturen  widerstandsfähiger,  aber  harnJoser 
Bakterienarten  hinzugefEtgt  wurden,  waren  zur  absoluten  Sterilisirang 
des  derart  verunreinigten  Wassers  selten  mehr  als  20  Minuten  bei 
100**  nötbig.  Nur  ein  langes  Stäbchen,  dessen  morphologische  und 
kulturelle  Eigenschaften  Verf.  im  Originale  näher  mittheilt,  zeigte 
eine  erhebliche  Resistenz  gegen  die  Einwirkung  der  Hitze. 

Zum  Sterilisiren   des  Wassers  genügt  demnach,  wenn  io  dem- 
selben nicht  ganz  aussergewOhnlich  widerstandsfähige  Bakterien  vor- 
handen   sind,   eine  15  Minuten   lang  andauernde   Einwirkung  der 
Siedehitze.    Eine  5  Minuten  lange  Einwirkung  desselben  Hitzegrades 
vernichtet  alle  schädlichen  Mikroorganismen.    Eine  noch  kürzere  Zeit 
ist  hinreichend,    um  jene  pathogenen  Mikroorganismen  abzutOdten, 
von  welchen  angenommen  wird,  dass  sie  flberhaupt  im  Wasser  vor- 
kommen können.    Durch  einmaliges  kurzes  Erhitzen  des  Wassers  auf 
100^  und  nachfolgendes  Abkühlenlassen  kann  die  VernichtuDg  der 
im    selben    etwa   vorhandenen  Mikroorganismen    der  Malaria,  des 
Typhus,  der  Cholera,  der  Diphtherie  und  der  Eiterungsprozesse  sicher 
bewerkstelligt  werden.    Dieselben  Mikroorganismen  werden  ebenfalls 
abgetödtet,  wenn  das  Wasser  V«— V«  Stunde  lang  auf  einer  Tempe- 
ratur von  70^  erhalten  bleibt.    Für  Wasser,  das  zu  Oenusssweekea 
bestimmt  ist,  genügt  das  kurze  Erhitzen.     Wenn  es  jedoch  wHd- 
schenswerth  erscheint,  alle  Mikroorganismen,  also  auch  jene  gewissen, 
gelegentlich  im  Wasser  vorkommenden,  sehr  widerstandsfähigen  sa- 
prophytischen  Formen  abzutödten,  dann  möge  das  Wasser  eine  Stunde 
lang  auf  100  ^  erhitzt  und  hierauf  langsam  abkühlen  gelassen  werden. 

Kr&l  (Prsg). 


OriginalbericMe  Ober  Kongresse. 

Bakteriologisohes  vom  X.  internationalen  medicinisobeo 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Fortietiang.) 

Aus  den  Abtheilungs-Sitzungen. 

IIL  Abtheiiang:  Allgemeine  Pathologie  und  pathologisehe 

Anatomie. 
Herren Babes  ^ ) (Bukarest)  und  Cornll  (Paris), DeberBakterien- 
associationen  in  Krankheiten. 
Die  beiden  Autoren  haben  seit  1883  zahlreiche  Beispiele  von 

1)  Herr  Babes  spricht  im  Namen  Cornil's  «nd  leines  eigeDen. 


Bakteriol.  Tom  X.  internationalea  medicinischen  Kongresse  za  Berlin.         TTS- 

KombinatioD  verschiedener  Bakterien  publizirt^ipd  denselben  nament- 
lich in  der  3.  Auflage  ihres  Bakterien werkj^  grosse  Bedeutung 
zugeschrieben.  Sie  versuchen  nunmehr,  dieselben  übersichtlich 
darzustellen  und  zu  klassifiziren.  Während  die  begleitenden  Bak- 
terien zu  Anfang  der  Bakterienforschung  gewöhnlich  absichtlich 
übersehen  wurden,  ist  es  nunmehr  unsere  Pflicht,  mit  denselben  zu 
rechnen.  Man  kann  die  Associationen  füglich  in  10  Gruppen  ein* 
theilen : 

1)  Association  von  sehr  nahestehenden  Bakterien  (Varietäten), 
so  beim  Abdominal typhus  (Babes),  Pneumonie  (Babes),  In- 
flaenza. 

2)  Fast  konstante  Association  gewisser  ferner  stehender  Bakte^ 
ri^i  zu  den  spezifischen  Bakterien,  so  die  Association  eines  Strepto- 
kokken zum  Diphtheriebacillus  (Loeffler)  oder  eines  septischen 
Bacteriums  (ähnlich  jenem  der  Kaninchenseptikämie)  zum  Bacterium 
der  Pferdeinfiuenza,  beim  Pferdetyphus  in  Rumänien  (Babes). 

3)  Association  von  in  ihrer  pathogenen  Wirkung  oft  äquivalenten 
Bakterien,  so  jene  verschiedener  Streptokokken  zu  verschiedenen 
Staphylokokken  in  den  meisten  Wundinfektionskrankheiten  (Rosen- 
bach), bei  Endocarditis  (Babes)  etc. 

4)  Kombination  der  spezifischen  Bakterien  mit  den  Bakterien 
der  accidentellen  Wundinfektion,  so  bei  Tuberculose,  Abdominal- 
typhas,  Dysenterie,  Cholera  etc.  Der  grösste  Theil  der  Bakterien- 
associationen gehört  wohl  in  diese  Gruppe,  da  bei  den  meisten  In- 
fektionskrankheiten, namentlich  bei  jenen,  welche  zum  Tode  führen^ 
derartige  Associationen  angetroflfen  werden.  Da  aber  die  Invasions- 
pforte der  sekundären  Bakterien  oft  nicht  gefunden  wird,  kann  man 
dieselben  nicht  einfach  als  Wundinfektion  ansprechen. 

5)  Was  die  Rolle  der  associirten  Bakterien  betrifft,  so  kann  man 
zunächst  solche  unterscheiden,  in  welchen  das  zweite  Bacterium 
lokalisirt  bleibt. 

6)  Femer  solche,  in  welchen  das  zweite  Bacterium  das  Erank- 
heitsbild  beherrscht  und  oft  den  Tod  verursacht.  So  bei  septischen 
Pneumonieen  (B  a  b  e  s),  Bronchopneumonieen,  bei  latenter  Tuberculose 
oder  Miliartuberculose  nach  Keuchhusten  etc. 

7)  Was  die  Art  der  associirten  Bakterien  betrifft,  so  kann  man 
die  Association  pathogener  Bakterien  mit  solchen,  welche  gewöhnlich 
nicht  pathogen  wirken,  beobachten,  wodurch  oft  eine  eigenthümliche 
Erkrankung  entsteht,  so  bei  Gangrän,  besonders  bei  Lungengangrän 
(Babes,  Bonome). 

8)  Association  von  Bakterien  mit  anderen  parasitären,  aber  nicht 
bakteriellen  Erkrankungen,  Protozoen  und  Bakterien  bei  Variola  und 
und  Vaccine,  Tuberculose  und  Aspergillus  fumigatus  bei 
Lungenmykosen  (Gornil),  Association  septischer  Bacillen  zu  den 
Parasiten  der  Hämoglobinurie  der  Rinder  (Babes).  Hierher  gehört 
wahrscheinlich  die  Association  der  Streptokokken  zu  dem  Virus  des 
Scharlachs. 

9)  Association  von  Parasiten,  welche  nicht  bakterieller  Natur 
sind,  zu  bakteriellen  Erkrankungen,  so  jene  der  Flagellaten  zu  den 
Diphtheriebacillen  der  Tauben  (Babes). 


774         Bakteriol.  vom  X.  interuationalen  mediciDi»chdn  Kongresse  au  Berlia. 

10)  Association  gewisser  Bakterien  zu  Geschwülsten  (Ver- 
neuil). 

Der  Vortr.  gibt  nun  eine  Uebersicht  der  grösstentheiis  selbst 
beobachteten  Associationen  bei  den  verschiedenen  Krankheiten.  Es 
resultirt  aus  diesen  Erfahrungen,  dass  die  Associationen  nicht  blos 
zufällige  sind,  dieselben  sind  nicht  nur  äusserst  häufig,  ja  fast  die 
Regel  bei  den  tödtlichen  Infektionskrankheiten,  sondern  es  besteht 
eine  gewisse  Gesetzmässigkeit  in  der  Association  von  Bakterien, 
welche  gewöhnlich  durch  die  gegenseitige  Duldung  der  associirten 
Bakterien  bestimmt  wird. 

Vor  allem  ist  die  Kenntniss  der  Associationen  geeignet,  die 
Verschiedenheit  im  Verlaufe  gewisser  Infektionskrankheiten  aufzu- 
klären und  da  die  sekundäre  Infektion  oft  wichtiger  ist,  als  die  erste 
Krankheit  selbst,  wird  es  wichtig  sein,  die  Ursache  der  Sekundär- 
infektion  kennen  zu  lernen  und  zu  beseitigen.  Auch  für  den  Paüio- 
logen  ist  die  Erkenntniss  der  Sekundärinfektion  von  grosser 
Wichtigkeit,  da  in  der  Leiche  oft  der  grösste  Theil  der  Läsicuen 
dem  sekundären  Bacterium  zur  Last  fällt  und  Thierexperimeote 
oft  bloB  über  die  Wirkung  des  zweiten  Bacteriums  Aufschluss  geben. 

Herr  Babes  (Bukarest),  Ueber  die  seuchenbafte  üämoglo- 
binurie  des  Bindes. 

Die  Krankheit  ist  in  den  sumpfigen  Donauniederungen  Bumä- 
niens  endemisch  und  tödtet  die  Rinder  in  wenigen  Tagen.  Ausser 
dem  über  diese  Krankheit  in  diesem  Centralblatt  an  verschiedenen 
Stellen  Mitgetheilten  betont  Vortr.  noch  Folgendes:  Die  Parasiten 
dringen  offenbar  durch  die  Magen-  und  Darmschleimhaut  ein,  finden 
sich  zunächst  in  grosser  Menge  in  den  ersten  Saftwegen  der  Mesen- 
terialdrüsen,  gewöhnlich  in  ein  protoplasmatisches  Netzwerk  einge- 
schlossen. Hier  sind  sie  kleiner,  als  im  Blute.  Die  Parasiten  dringen 
aller  Wahrscheinlichkeit  nach  in  die  wandlosen  Venen  der  Milz,  in 
unfertige  rothe  Blutkörperchen  ein.  Sie  sind  hier  in  der  That  in 
kleineren,  etwas  gefärbten  Blutkörperchen  enthalten  und  auch  selbst 
kleiner,  als  im  kreisenden  Blute.  Die  Parasiten  sind  verschieden 
gross,  0,5—2,0  ^,  rund  oder  eckig,  gewöhnlich  als  Diplokokken  auf- 
tretend. Ihre  Theilung  ist  jener  des  te  tragen  us  ähnlich,  es  finden 
sich  aber  auch  längliche  Formen,  manchmal  etwas  gekrümmt  und  in 
der  Mitte  mit  chromatischem  Inhalt.  Besonders  ausserhalb  der 
rothen  Blutkörperchen  erscheinen  sie  als  Diplokokken,  färben  sich 
auch  so.  Es  ist  dem  Vortr.  mit  Wahrscheinlichkeit  gelungen,  manch- 
mal diese  Parasiten  auf  Blutserum  zu  kultiviren.  Jedenfalls  sind 
dieselben  auf  Kaninchen  und  Rinder  übertragbar  und  erzeugen  beim 
Rinde  nach  14  Tagen  die  typische  Krankheit  Die  Parasiten  sind 
auch  hier  besonders  in  dem  Blute  der  Niere  lokalisirt.  Hier  ent- 
hält fast  jedes  rothe  Blutkörperchen  einen  Diplococcus.  (Die 
Parasiten  und  Gewebsveränderungen  wurden  demonstrirt.)  Was  die 
Stellung  dieser  Parasiten  betrifft,  so  glaubt  Vortr.  denselben  eine 
Zwischenstellung  zwischen  den  Bakterien  und  den  niedersten  Proto- 
zoen anweisen  zu  dürfen,  oder  aber  die  niederste  an  die  Bakterien 
angrenzende  Stufe    unter  den  Protozoen.     Vortr.  ist  noch  in  der 


Baktoriol.  vom  X.  internatiooAleii  mediciiiiafchen  Kongresse  su  Berlin.         775 

Lage,  mitzutheilen,  dass  das  Texasfieber  des  Rindes  durch  denselben 
oder  aber  durch  einen  sehr  ähnlichen  Parasiten  hervorgerufen  wird. 

Herr  Chantemesse  (Paris),  Eine  mykotische  Pseudo tu ber- 
culose. 

Yortr.  hat  im  Vereine  mit  Dieulafoj  und  Widal  an  jungen 
Tauben,  die  aus  der  Gegend  von  Macon  und  aus  Italien  auf  den 
Pariser  Markt  gebracht  werden,  eine  Pseudotuberculose  mykotischen 
Ursprungs  beobachten  können.  Zuweilen  bleibt  die  Krankheit  auf 
<lie  Mundhöhle  beschränkt  und  manifestirt  sich  daselbst  in  Gestalt 
weisslicher  Knötchen  von  käsigem  Aussehen  und  von  Erbsen-  bis 
Haselnussgrösse.  Häufig  breitet  sie  sich  auf  die  Lunge  und  Leber, 
sdtener  auf  den  Oesophagus,  Darm  und  die  Nieren  aus.  In  der 
Lunge  sieht  man  durchscheinende  oder  undurchsichtige,  vereinzelte 
oder  zu  käsigen  Massen  angehäufte,  typische  Tuberkelkörnchen,  die 
Miliartuberkel  darstellen,^  welche  keine  Tuberkelbacillen,  dagegen  in 
ihrem  centralen  Theile  ein  Pilzmycel  enthalten,  das  sich  bei  den 
Isolirungsversuchen  als  Aspergillus  fumigatus  herausstellte 
and  dessen  Kulturen  am  besten  bei  Körpertemperatur  gediehen. 

Bei  Impfversuchen  an  frischen  Tauben  erzeugten  die  Sporen 
aus  den  erhaltenen  Kulturen  je  nach  der  Impfstelle  und  der  Dosis 
mehr  oder  weniger  rasch  die  verschiedenen  tuberculösen  Läsioneu, 
welche  bei  der  spontanen  Erkrankung  der  Thiere  beobachtet  wurden. 
Die  Sporen  intravenös  eingeführt,  tödten  die  Thiere  nach  3—4  Tagen 
mit  Lokalisation  vorherrschend  in  der  Leber,  intratracheale  Injektio- 
nen führen  den  Tod  in  10—20  Tagen  herbei  und  man  findet  dann  vor- 
zugsweise die  Lungen  ergriffen,  woselbst  die  dicht  gehäuften  Tuberkel 
pneumonisch  infiltrirten  Herden  gleichen  oder  käsige  Massen  bilden. 

Die  histologischen  Läsionen  sind  jenen  der  bacillären  Tubercu- 
lose  vergleichbar.  An  nach  Weigert' scher  Methode  gefärbten 
Schnitten  sieht  man  eine  grosse  Anzahl  Tuberkelknötchen ,  deren 
Peripherie  von  Riesenzellen  umgeben  ist  Die  jüngsten  Knötchen 
werden  durch  eine  Anhäufung  von  Leukocyten  oder  epitheloiden 
Zellen  um  ein  oder  mehrere  Mycelbypheu  gebildet,  die  älteren  zeigen 
im  centralen  Theile  ein  verfilztes  Mycel,  dessen  periphere  Hypben 
sich  am  besten  färben.  Manche  Tuberkel  bestehen  nur  aus  einer 
sehr  grossen  Zelle  mit  multiplem  Kern,  deren  Protoplasma  einen 
Mycelzweig  im  normalen  oder  degenerirten  Zustande  einschliesst. 
Einige  Tuberkel  haben  das  faserige  Stadium  erreicht,  der  centrale 
Theil  besteht  aus  faserigem  Protoplasma,  das  die  Reste  des  Pilzes 
oder  auch  gar  nichts  mehr  enthält.  Die  leukocytäre  Infiltration 
rings  um  die  Tuberkel  herum  erstreckt  sich  zuweilen  bis  in  die  be- 
nachbarten Alveolen  und  verursacht  pneumonische  Herde,  welche  von 
Gefässen  verschiedenen  Lumens  durchzogen  werden.  Bei  einer 
Taube,  die  an  spontaner  Schimmelpilztuberculose  zu  Grunde  ging, 
wurde  in  einem  Bronchus  ein  Futterkorn  gefunden,  welches  den 
Mittelpunkt  der  tuberculösen  Lungeninfiltration  bildete  und  offenbar 
als  Träger  der  Aspergillussporen  gedient  hatte. 

In  Paris  gibt  es  Leute,  welche  die  Taubenmast  geschäftsmässig 
betreiben.     Sie  füllen    ihren  Mund  mit  Körnerfutter  und   Wasser, 


776  üvae  LittorAtur. 

öffnen  den  Schnabel  des  Thieres,  nehmen  ihn  zwischen  die  Lippen 
und  suchen  durch  Expiration  einen  Theil  des  Gemisches  hindnza- 
treiben.  Auf  solche  Weise  kann  ein  Individuum  täglich  einige  tau- 
send Tauben  mästen.  Diese  Beschäftigung  führt  mit  der  Zeit  zu 
einer  chronischen  Lungenerkrankung.  Wir  selbst  konnten  drei  an 
einer  derartigen  Lungenkrankheit  leidende  Taubenmäster  beobaditen^ 
bei  denen  die  Krankheit  in  ihrer  Entwickelung  der  chronisdien 
Lungentuberculose  glich.  Sie  wird  durch  Kurzathmigkeit,  HosteD^ 
eiterigen  Auswurf,  kleine  wiederholte  Lungenblutungen  und  manch- 
mal durch  Affektion  der  Pleura  charakterisirt.  Es  sind  Anzeichen 
von  Bronchitis  und  Verhärtung  der  Lunge  vorhanden.  Die  Tempe- 
ratur ist  verhältnissmässig  wenig  erhöht,  die  Kranken  werden  jedoch 
blass  und  magern  ab.  In  keinem  Falle  konnten  Tuberkelbacillen  im 
Sputum  nachgewiesen  werden.  Mehrmals,  aber  nicht  konstant,  waren 
in  dem  blutigen  Auswurfe  Pilzfäden  mit  einem  oder  zwei  Seiten- 
zweigen  zu  sehen.  Durch  Verimpfung  dieses  Sputums  wurde  einmal 
bei  einer  Taube  eine  Pilztuberculose  erzeugt,  welche  vom  Asper- 
gillus fumigatus  herrührte.  Derselbe  Pilz  konnte  einmal  auch 
durch  Kultur  aus  dem  Sputum  eines  jetzt  auf  dem  Wege  der  Ge- 
nesung befindlichen  Kranken  gezüchtet  werden. 

Da  die  durch  Aspergillus  verursachten  Lungenerkrankongen 
beim  Menschen  bereits  mehrfach  beobachtet  worden  sind,  kann  auch 
bei  unseren  Kranken  wegen  der  Beschaffenheit  des  Auswurfe  aod 
wegen  ihres  lange  andauernden  Kontaktes  mit  Thieren  oder  nut 
durch  denselben  Aspergillus  verunreinigten  Futterkörnen  die- 
selbe Erkrankungsform  mit  Berechtigung  vermuthet  werden. 

(FortsetsuDg  folgt.) 


Neue  Litteratur 

zitBamineng:esteIlt  yon 

9b.  Abthub  WCbzbübo, 

BibUottiekar  im  Kala«rHchen  GMundbeltMimte  in  Beitia. 


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Morphologie  und  SytUmaÜk. 

Xöokel,    Ueber  einen,   dem  Friedl&nder'schen  verwandten  Kapselbacillos.    (Fortichr.  d. 
Medic  1891.  No.  8.  p.  881—840.) 

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Bedehnngen  der  Bakterien  nnd  Parasiten  rar  bele1»ten  Katar. 

KratMeämrregmuk  BaiUrien  und  PartuiUn  bei  Maudun. 
A,    h^AtUiu  AJIgeKti/emkroMieüeii. 

Triest  Erlass  der  Statthalterei ,  betr.  die  Hintanhaltong  anitaekender  Krankheiten  in 
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Eranhheüterregende  Bakterien  und  Paratiten  bei  Meiuehen  vnd  Tkieim. 

Tollwnth. 

Bi^wid,  0.,  Bprawssdanie  a  ochronnego  locsenia  wodowstretu  wedlag  metody  Psstear*» 
w.  r.  1890.     (Medycyna.  1891.  No.  10.  p.  150—152.) 

Srahkheäterregende  Bakterien  und  Paratiten  hei  TMeren. 

Säugeßiiere. 

A.     InfiktiBu  AttgemeiinkrankheiUn. 

Uebereinkommen  swischen  Oesterreich-Ungam  und  der  Schweia  rom  5.  Desember  1890, 
behufs  Verhinderung  der  Ausbreitung  von  Thierseuchen  durch  den  Viehverkehr.  (Ver- 
offentl. d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No   15.  p.  888—883.) 

Krankheiten  der  Wiederkftner. 
(Rinderpest,  Lungenseuche,  Texasseuche,  Genickstarre,  Ruhr  und  Diphtherie  der 

Kälber,  Rauschbrand,  entoiootisches  Yerkalben.) 

Binderpest  in  Russland  im  4.  Tierte^ahr  1890.  (Veroffentl.  d.  kais.  Gesnndh.-Amtei 
1891.  No.  15.  p.  831.) 

Krankheiten  der  Einhufer. 
(Typhus,  Influenza,  Beschälkrankheit,  Septikämie,  Druse.) 

Greaves,  T.,  A  few  more  thoughts  on  inflaensa  —  what  is  it?  (Veterin.  Joara.  1891. 
April,  p.  848—850.) 

B.     In/ektiOse  Lokalkrankheiten. 

Reuter,  X.,  Zur  Frage  der  Teterinär-polizeilichen  Bekämpfung  des  Teiggrindes  (Herp« 
tonsurans).     (Monatsh.  f.  prakt  Thierheilk.  Bd.  U.  1891.  Heft  7.  p.  889—818.) 


Nene  Litterator.  779 

V9gd. 

BftUimi,  C,    Ti-attato  completo   delle  malHttie   e  dell'  alleyamento  di  tatti  i  yolatili  da. 
cortiJe  e  degli  accelli.     16^     HaUand  (Gutgoni)  1891.  31. 

Krankheäteirrtgtnde  Bakterien  und  ParasiUm  bei  Pßinuieti. 

Hms,  W.  ,    Die   thieriachen   Parasiten    der  PflanseD.     (PrometheaB.    1891.    Ko.  81,  88. 

p.  457<-460,  487—491) 
KtUarmaji«  W.  A.,   Note   on   the   distribation    aod  ravages    of   the   hackberry   brancb 

knoi.     (XXIII.  Annaal  Meeting  of  tbe  Kansas  Aead.  of  Science.  1891.  p.  101.) 
Waiwliwigo,  C,    Snir   elniintocecidio    dell'   Edelweisa.     (Bullett.   d.  soc.  botan.  ital.  — 

NnoTO  giom.  botan.  ital.  1891.  p.  375  ) 
PriUienz,    Le   seiglo   enivrant     (Compt.    rend.   de  l'Acad^mie    des    sciences    de  Paria. 

T.  CXU.   1891.  Mo.  16.  p.  894—896.) 
Zdtscbrift  f&r  Pflansenkrankbeiten.     Organ  f.  die  Gesammtinteressen  d.  Pflanienschotxea. 

Hrsg.  ▼.  P.  Soraner.  Bd.  I.  Jahrg.  1891.  (6  Hefte)  Heft  1.     gr.  8®.     64  p.  m.  Text- 

abbildgn.  n.  1  Taf.     Stattgart  (Engen  ülmer)  1891.  FOr  den  Band  15  H. 


Selmtzlmpfiingcii,  kfinstUche  Infektionskrankheiten,  Entwleke- 

Inngshemninns  nnd  Yemlchtnng  der  Bakterien  mit  besonderer 

Berfiekslchtignng  der  Arbeiten  fiber  das  Koeh^sehe 

HeÜTerfahren  gegen  Tubereulose. 

Biadort,  F.,  Die  Behandlang  der  Tubereulose  nach  B.  Koch.  Mit  einem  Schema  für 
gefahrloses  Vorgehen  and  einer  eigenen  Theorie  der  Tubercalose  and  ihrer  Behand- 
lang.    (Sonderdr.)     gr.  8^     76  p.     Berlin  (B.  Grosser)  1891.  IM. 

Cheyne,  W.,  Abstract  of  an  address  on  the  value  of  tabercalin  in  the  treatment  of  sar- 
gieal  tnbercalosia      (Brit  Med.  Joarn.  Mo.  1583.   1891.  p.  951—961.) 

Xmmerieli,  B.,  u  Kaatbaam,  0  ,  Die  Ursache  der  Immunitttf,  die  Heilung  von  Infek- 
tionskrankheiten, speziell  des  Rothlaufs  der  Schweine  und  ein  neues  Schntsimpfungs- 
rerfahren  gegen  diese  Krankheit.  (Sonderdr.)  gr.  8^  55  p  m.  1  Taf.  Mfinchen 
(R.  Oidenbonrg)  1891.  2  M. 

Srand,  J.,  et  Eagoonenq,  L. ,  Action  de  certaines  conlenra  d'aniline  sar  le  d^veloppe- 
ment  et  )a  yirulence  de  quelques  microbes.     (Lyon  m^d.  1891.  No.  14.  p.  478 — 480.) 

Flsoh«!,  F.y  Ein  fQr  WarmbIQter  pathogener  Mikroorganismus  aus  der  Leber  von  Kröten 
gesücbtet.     (Fortschr.  d.  Medie.   1891.  No.  8.  p.  840— 844  ) 

Fraankttl,  A. »  Ueber  peritoneale  Infektion.  (Wiener  klin.  Wochenschr.  1891.  No.  18^ 
15    p.  S41— 245,  285—289.) 

Oibbaf ,  H. ,  On  the  value  of  the  ijihalation  of  chlorine  gas  and  the  ase  of  iodine  and 
Chloride  of  gold  and  sodium  hypodermieally  in  the  treatment  of  pulmonary  consamp- 
tion.     (Therapeut.  Gas.   1891.  No  4.  p.  217—242.) 

Grawiti,  E.  f  Ueber  Versuche  mit  dem  Koch'schen  Mittel  bei  Affen.  (Deutsche  medic. 
Wochenschr.  1891.  No.  19.  p     657—660.) 

Hessen.  Betreffend  den  Betrieb  des  Tuberculinum  Kochii.  Vom  15.  April  1891.  (Ver- 
affentl.  d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  18.  p.  285.) 

Immerwahr,  B. ,  Nochmals  die  Gabbet'sche  Fftrbnng  der  TuberkelbaciUen.  (Deatsche 
medic.  Wochenschr.  1891.  No.  18.  p.  640.) 

Kapptfer,  0. ,  Das  Koch*sche  Heilverfahren  im  Spital  MClnsterlingen.  (Krrspdsbl.  f. 
Schweiz.  Aercte.  1891.  No.  9.  p.  265 — 281.) 

KoeVf,  B ,  Heilmittel  gegen  die  Tubereulose.  10.  Heft.  (Sonderdr.)  gr.  8^  120  p. 
Leipzig  (Georg  Thieme)  1891.  1,60  M. 

Xortaweg,  J.  A.,  De  Koch 'sehe  injecties  b\j  chirurgische  tubereulose.  (Nederl.  T^dsehr. 
▼.  Geneesk.  1891.  No.  15.  p  454—463.) 

Kraidmann,  Antibacilllre  Ursache  nnd  Bekämpfung  der  Diphtheritis,  nebst  einer  Unter- 
suchung fiber  das  Wesen  und  Wirken  des  Koch'schen  Heilmittels,  gr.  8^  86  p. 
Eimsbüttel-Hamburg  (Jobs.  Boysen)  1891.  2  M. 

Xuhn,  C.  H.,  Opmerkingen  omtrent  het  bestudeeren  der  taberculine:  (Nederl.  Tydschr. 
V.  Geneesk.  1891.  No.  15.  p  489—458.) 


780 


Neue    Litteramr. 


Lasanu,  J. ,  Bericht  Über  die  mit  Toberciilio  behaDdelten  FftUe.  (Deutsche  medic. 
Wochenschr.  1891.  No.  18.  p.  685—687.) 

Lllbarfoh,  0.,  UntereuchuDgen  über  die  Ursachen  der  angeboreneD  und  erworbenen  Im- 
munität.   (Sonderdr.)   gr.  8^    168  p.  m.  STaf.    Berlin  (A.  Hirschwald)  1891.        6  M. 

Meclclenburg-Schwerin.  Bekanntmachung,  betr.  die  Aufbewahrung  und  Verabfolgong  de« 
Koch'schen  Heilmittels  gegen  die  Tuberculose.  Vom  15.  April  1891.  (VerSffentL  d. 
kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  18.  p.  286.) 

Kenehe,  E.,  Mittheilungen  ans  der  Privatpruis  Aber  die  Behandlung  mit  dem  Koeh- 
sehen  Mittel.     (Deutsche  medlc  Wochenschr.  1891.  No.  19.  p.  664 — 666.) 

mddandorp,  H.  W.,  De  waarde  yan  Koch's  geneesmiddei  tegen  tuberculose.  8^.  Gro- 
ningen (J.  B.  Wolters)  1891.  1  fl. 

T.  Neergaard,  Resultate  der  auf  Oevelgdnne  am  7.  und  am  18.  AprU  Torgeoommenen 
Impfongen  von  Kflhen  und  Stieren  mit  Tuberenlinum  Kochil.  (Milch-Zeitg.  1891. 
No.  84.  p.  894—895.) 

BenTeri,  Beitrag  zur  diagnostischen  Bedeutung  der  Tubercnlinii^jektionen.  (Deotwlie 
medic.  Wochenschr.  1891.  No.  18.  p.  688—685.) 

Tangl,  F.,  Beitrag  zw  Kenntniss  der  lokalen  Miliartuberculose  bei  Koeh'scher  Behand- 
lung.    (Deutsche  medic.  Wochenschr.  1891.  No.  19.  p.  660—^664.) 

Was  kann  die  Koch'sche  Lymphe  ?  Was  kann  sie  nicht  ?  Gedanken  darüber  Ton  einem 
Arste.     14  p.     Oldenburg  (Schnlse)  1891.  0,20  M, 

Wagner,  H.,  Die  Tuberculose  des  Auges  und  die  Anwendung  des  Koch'scben  Tnbercn- 
lins  bei  derselben.    (Sonderdr.)    gr.  8^17p.    Wiesbaden  (Bergmann)  1891.     0,80  M. 


Inhalt. 


Originalmitthailungoii. 

Babea,  ▼.,  Ueber  Bacillen  der  hämorrha- 
gischen Infektion  des  Menschen.  (Orig.) 
(Schlnss),  p.  762. 

Linftow,  TOn,  Ueber  die  Entwickelungsge- 
schichte  von  Gordius  tolosanns  Do}.  (Ori- 
gin.),  p.  760. 

Loew,  0.,  Die  chemischen  Verhältnisse  des 
Bakterienlebens.  (Orig.)  (Forts.),  p.  757. 

Unna,  P.  O.,  Der  Dampftrichter.  Mit  1  Ab- 
bildung.   (Orig.),  p.  749. 

Baferate. 
Brown,  7.  Tilden,  Diphtheria  of  the  mea- 

tos  urinarius,  p.  763. 
Collina,  W.  J. ,    Note  on  the  Leprosy  re- 

vival,  p.  767. 
Cunningham,  D.  D. ,    On  some  species  of 

Choleraic   Comma    BacilH    occurring    in 

Calcutta,  p.  768. 
Dowd,  Charles  N.,  A  study  of  the  hygie- 

nic  condition  of  our  streets,  p.  762. 
Moore,  Sir  Wm.,  Cause  of  Leprosy,  p.  767. 
Piflkrd,  Henry  O.,  Psorospermosis,  p.  767 
Poupinel  de  Valenc^,    Is   Leprosy    conta- 

gious?  p.  767. 

Bchutximpfnng ,  künstliche  Infektions- 
krankheiten, Entwieklnngthemmong 
und  Vemiohtong  der  Bakterien 
und  Paraaiten. 
Conrmont,  J.,  et  Dor,  L.,  De  la  production, 
ches  le  lapin,    de   tnmeurs  blanches  ez- 


p^rimentales,    par    inocalation  intrt-vei- 

neuse  de  culture  du  badlle  de  Kooh  st- 

t^nu4,  p.  769. 
Currier,  Charlei  O.,  Sterilisation  of  wster, 

p.  771. 
7o&,  P.,   e  Oarbone,  T.,   Sulla  immmiiU 

verso  il  diplococeo  pneumonieo,  p.  768. 

Oancher,  M.  S.,  Vaccine  gön^rslitie  snirie 

de  mort,  p.  769. 
Grandin,  Egbert  H.,  Peroxide  of  hydn^n 

in  gynecology  aod  in  obstetries,  p.  769. 
Komanth,  0.,  Studien  über  das  Sseefasris, 

p.  770. 
Papnli,  F.,    Sul  potere  antisettieo  del  st- 

lolo,  p.  770. 

Originalberichte  über  KongreiM. 
Bakteriologisches   vom  X.  ioter- 
nationalen   medicinischen  Kon- 
gresse SU  Berlin, 
4.-9.  August  1890.    (Fortsetsung.) 

Babes,   Ueber   die   seuchenhafte  HImoglo- 

binarie  des  Rindes,  p.  774. 
Babel  und  Comil,  Ueber  Bakteriensssocii- 

tionen  in  Krankheiten,  p.  778. 
Ohantemeiie ,    Eine  mykotische  Pseodota- 

berculose,  p.  776. 

Heue  Litteratur,  p.  776. 


Frooimftnnsche  Ruchdmckarei  (HernMiui  Pöble)  In  Jen*. 


Bakteriologie   untt  Parasitenkunde. 


In  TerbiBdung  mit 

M  Dr.  LeoM  m  Fnfisnr  Dr.  Loeller 

1«  Ulpilff  ta  OMiinraM 

hemug^g^ben  Ton 

.  O.  XJhlirorxii  in  CasseL 


-♦♦- 


Fischer 


IX.  Bsad.        -«-       Jen»,  den  aa  Juni  1891.  -o-         No*  84. 

Pr«U  ftr  dn  Band  (M  Vnnuntm)  14  lUrk. 

Jährlich  erscheiBeii  swei  Bfod«. 

— »Il    Zu  bMittiMii  dnreb   alle  Boehhaiidliing«!!  und  Po«teDStelt«n.    )|€^ 

-  -  .    1   -     _.       ■  J  '—LI  1 L-?-^ ! ! ■ ! 111'  ■  '  ■  ■        ■  ■  I  — ^— ~— ^»— »-^i^— »- 

Die  RediMion  des  „CeniralbUUts  für  Bakteriologie  und  Parasitef^ 
kund^'  richtet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergeb&ne  Bitte,  etwaige 
Wüneehe  un^  Lieferung  von  beeonderen  Abdrileken  ihrer  Au/^' 
eäiixe  entweder  bei  der  Binsendung  der  Abhandlungen  an  die 
MeditkHon  auf  das  Manuskript  sehreiben  zu  woUen  oder  spä^ 
tesiens  nach  ßmpfang  der  ersten  Korrekturahaüge  direkt  an 
den  Verieger,  Herrn  Gusta/v  Fischer  in  Jena^  gelangen  zu 
lassen.  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage^  später 
eingehende  Wünsehe  berüeksiehHgen  zu  können* 


Original -MItthenungen. 

Verfahren  zum  Nachweise  der  Sänreahsonderong 

bei  Mkrobien. 

Von 

H«  W.  Beyerindt. 

Kit  1  VSgur. 

1.  Der  Kreideboden. 

Während  die  VermischaDg  der  N&brgelatine  mit  Farbstoffen, 
welche  f&r  Säuren  and  Alkalien  empfindlich  sind,  wie  Lakmas, 
Phenolphtoleine,  etc.  schon  mehrfach  fbr  die  Untersuchung  der 
SäorebUdung   durch   Mikrobien  verwendet   und   beschrieben  wurde, 

IX.  Bd.  50 


782  Beyerinck, 

glaube  ich,  dass  folgendes  Verfahren  zuerst  von  mir  in  Anwendung 
gebracht  ist. 

Es  beruht  darauf,  in  einem  undurchsichtigen  Nährboden  die  flu* 
das  Wachsthum  sch&dliche  Säure  sofort  nach  der  Entstehung  zu 
binden  und  in  ein  lösliches,  unschAdliches  Salz  überzuführen,  indem 
dabei  ein  unlöslicher  Körper  verschwindet,  wodurch  der  Nährboden 
stellenweise  durchsichtig  wird. 

Man  verfahrt  dabei,  wie  folgt: 

Vermischt  man  eine  erstarrungsfahige,  für  Säureerzeugung  ge- 
eignete Nährmasse  mit  sehr  feiner,  geschlemmter  Kreide  und  giesst 
die  gut  gekochte  Masse  in  eine  sterilisirte  Glasdose,  so  entsteht  nadi 
dem  Erstarren  ein  Nährboden  (kge^  s.  Figur),  welcher  gänzlich  un- 
durchsichtig und  milchweiss  gefärbt  ist.  Je  nach  Wunsch  und  nach  Um- 
ständen kann  man  für  die  Erstarrung  Gelatine,  A-gar  oder  Kiesel- 
gallerte verwenden  ^).  Bringt  man  darauf  einen  Tropfen  irgend  einer 
Säure,  welche  ein  lösliches  Kalksalz  erzeugt,  z.  B.  Milchsäure,  so  sieht 
man  ein  vollständig  durchsichtiges  Diffusionsfeld  entstehen,  welches 
sich  80  lange  ausdehnt,  bis  die  Säure  nahezu*)  durch  die  Kreide 
neutridisirt  ist,  so  dass  die  Mittellinie  des  circularen  Feldes  offenbar 
ein  ungefähres  Maass  fSr  die  Quantität  der  verwendeten  Säore  ist. 

Enthält  die  Masse  ausser  Kreide  auch  noch  die  für  das  Wacbs- 
tbum  der  zu  untersuchenden  Organismen  nothwendigen  Nährstoffe, 
so  können  z.  B.  säurebildende  Bs^terienkolonieen  darauf  den  Däm- 
lichen Effekt  hervorbringen,  wie  ein  Tropfen  freier  Säure.  Als  Bei- 
spiel will  ich  das  Verfahren  angeben,  um  Milchsäurebakterieo  und 
Essigfermente  in  einer  gährenden  Maische  nachzuweisen  und  m 
i^oliren. 

Die  Erfahrung  lehrt,  dass  diese  Bakterien  gut  wachsen  aof 
Hefewasser- Glukosegelatine  und  dass  dieselben  ihre  Nährgelatine 
nicht  verflüssigen.  Die  Nährmasse  wird  nun  derweise  angefertigt, 
dass  20  g  [Hefe  in  100  ccm  Leitungswasser  gekocht,  8  g]  Gelatine 
(oder  '/4  g  Agar)  und  5  bis  10  g  Glukose  zugesetzt  weiden.  Nach 
neuem  Kochen  wird  sorgfältig  filtrirt  und  man  erhält  eine  vollständig 
durchsichtige,  schwadi  gelbliche  Masse,  welche  auch  beim  Erstarren 
glasklar  bleibt  Daran  werden  nun  einige  Tropfen  einer  Aaf- 
schlemmung  reiner  Kreide  in  Wasser  gegeben  bis  zur  gänzlichen 
Trübung,  selbst  in  einer  Schicht,  welche  ca.  1  mm  dick  ist  Nach 
Ausguss  in  eine  Glasdose  kann  der  Versuch  anfangen. 

Hierzu  wird  ein  Tropfen  der  rohen,  gährenden  Maische  in  ein 
Kölbchen  mit  gekochtem  Wasser  vertheUt  und  nach  tüchtigem  Um- 
schütteln wird  dieses  infizirte  Wasser  über  den  Kreideboden  gegossen 
und  sofort  durch  Abgiessen  entfernt  Es  haftet  dabei  eine  sehr 
dünne  Wasserschicht  an  der  Gelatineoberfläche,  derweise,  dass  pro 
1  ccm  Gelatine  3,3  cmm  Flüssigkeit  als  Benetzung  zurflckbleibt 
Bald  saugt  die  Gelatine  (oder  der  Agar)  das  Benetzungswasser  auf 
und  die  lebenden  Keime  bleiben  an  der  Oberfläche  zurück. 

1)  Uebar  den  Gebrauch  yoo  Rieselgallerte  für  bakteriologische  Zwecke  werde  ich 
bei  einer  anderen  Gelegenheit  berichten.  (Za  vergl.  die  inswischen  encfaieDeoe  Ab- 
handlang  von   Winogradsky,    Ann.  d.   Tlnstitat   Pastear.   T.  V.    1891.   m- ^^') 

S)  Eine  absolat«  Neutralisation  findet  nicht  statt. 


n  lT«eb«*(M  dar  UurMbsondening  bai  )IikraU«n. 


Die  Dose  (s.  flg.)  wird  nnn 
auf  einen  sdiwach  geSeizteo  Tisch 
oder  aaf  den  Boden  eines  Koltur- 
kastens,  dessen  Boden-Temperatur 
diejenige  des  Innenraunies  dessel- 
beo  etwas  flbersteigt,  den  Deckel 
^d)  nach  unten,  gestellt  und  einige 
Tage  sieb  selbst  Qberlassen  >)- 
Hefe  ood  Bakterien  *)  fangen  bald 
an  za  Kolonieen  («,  s',  Jt)  auszn- 
wachsen  and,  so  weit  dieselben 
Sftnro  erzeugen  (s,  s*),  entstehen 
durchsichtige  Diffosionsfelder  (ds), 
welche  sich  Tage,  selbst  Wochen 
Dod  Honata  lang  auedehnen  kön- 
nen. Bei  richtiger  VerdtLanung 
des  Anssaatmateriales,  wodurch 
die  Kolonieen  in  geeigneten  Ent- 
fernungen TOD  einander  za  liegen 
kommen,  entstehen  aaf  die  be- 
schriebene Weise  sehr  el^ante 
und  lehrruche  Präparate,  welcbe, 


Knida-QalktiiM-BodaD  (Jcge)  In  tinm  Olu- 


da  sie  eine  quantitative  Schätznng  ?""  ""  ""l^.  ""•■;  V^jt^^."^*^' 
erlauben,  zu  einer  Reihe  Ton  Be-  „,  „i„h.  kaina  8^«a  ariaagan-  •  a«»»- 
merkangen  Veränlassang  geben,  bUdanda  Koioniaen.  d>  Dnrchsichiivaa  sinr«- 
die  man  bei  anderen  Unter-  dtfhutamfaid  im  treban  Kraidabodan.  «  ai- 
Budinngsmethoden  öbersiebt  An-  k«uwidwda  koIodI.,  waicha  dw  siuradifh. 
dererseits  muss  man  bezüglich  der  ä^:S.tr^trrÄ^^^"l;-'.:2 

qualitativen  Beurtheilung  der  Re-  anaugandan  Kikroba  mit  aUIpUicham  SKora- 

snltate  vorsichtig  sein.  diffnaionsfaid. 

In  ersterer  Hinsicht  will  ich 
darauf  bioweisen,  dass  das  Ver- 
ehren sehr  empfindlich  ist,  selbst  die  Bemsteinsfturebildang  seitens 
der  Uefekolonieen  sichtbar  zu  machen  im  Stande  ist,  und  Idcht  er- 
laubt,   diejenigen    Varietäten  der  Milcbsänrefermente ,    welche  viel 
Säure  erzeugen,  sofort  von  den  schwächeren  zu  unterscheiden. 

Bezüglich  der  qualitativen  Seite  des  Vorganges  kann  man  na- 
türlich aus  einem  einzelnen  Versuche  mit  dem  unbewaffneten  Auge 
nichts  lehren.  So  erzeugen  die  EBsigbakterien  aus  der  Glukose 
eine  ganz  andere  Säure,  wie  die  Milchsäurefermente,  nämlich  Glukon- 
säure(C,HiaO,),  welche  aber,  eben  wie  die  Milchsäure,  ein  lösliches 
Kalksalz  erzeugt.  Da  nun  aach  die  Kolonieen  der  Essigfermente  ausser- 


1)  Wia  iofa  dai  ichon  »odanrtrti  aagta,  iit  dtaaa  Aabtallong  der  6«Utinekaltaran 
■ehr  an  ampfafalau,  dann  dadnrcb  <  dui  dar  Daokal  am  wlrmatan,  dia  DMh  oban 
ragande  OeUtinaaehicht  kKIlar  ist,  kuio  lieh  duiehaiukain  Wasfardniiat  bUdao.  Uabsr- 
dta»  Ut  dia  Chance  fOr  Infaküan  in  dia  Olaadosa  Bahr  garing,  d»  aelbat  dia  Idchlaslan 
aingadranganen  Bchimmalaporan  ontan  mt  dam  Dackal  liagan  blaiban. 

S)  In  gat  geldtatan  Braonaraian  and  Hafatabrikau  findat  man  dorduai  kaina 
Befaimmalvlaa  in  gihrandan  Huaeban,  wann  man  wanigatana  dla  soganuinta 
PaitaariaDBthafa  ulcbt  in  dan  Ssbbnmelpilaau  reetman  wiU. 

60* 


784  Bt7«rinok, 

lieb  denjenigen  der  Milchsäurebakterien  ähnlich  sind,  lässt  sich  die 
Differenz  ohne  Mikroskop  nicht  sehen.  Allein,  selbst  wenn  man  dieses 
Instrument  zu  Hülfe  zieht,  lassen  sich  gewisse  Milchsäurefermente, 
welche  in  industriellen  Gährungen  vorkommen,  nicht  sofort  von  den 
Essigbakterien  unterscheiden.  Dieses  gilt  nämlich  von  den  zahlreichen 
Varietäten  der  diplokokkenartigen  Milchsäurebakterien,  welche  denjeni- 
gen Forschern,  die  sich  mit  der  Untersuchung  saurer  Milchpräparate 
beschäftigt  haben,  wohl  bekannt  sind,  auch  in  den  Spiritusfabriken  vor- 
kommen und  welche  den  Essigfermenten  zum  Verwechseln  ähnlich  sind^). 

Hat  man  demnach,  wie  in  unserem  Beispiele,  eine  Mischung  vor 
sich,  worin  solche  Milchsäure-  und  Essigfermente  zu  gleicher  Zeit 
vorkommen,  so  lassen  sich  dieselben  nicht  in  allen  Fällen  vermittelst 
des  Kreidebodens  unterscheiden.  Dessenungeachtet  bleibt  man,  wenu, 
wie  wir  bei  der  Untersuchung  einer  gährenden  Maische  voraussetzen 
können,  Hefekolonieen  nah  oder  fern  von  den  Säure  erzeugenden  Bak- 
terien getrennt  liegen,  in  jener  Beziehung  nicht  lange  im  Unsicheren. 
Denn  sobald  die  ersteren  anfangen,  Alkohol  zu  produziren,  so  diffun- 
dirt  dieser  Körper  den  Bakterienkolonieen  entgegen,  erfährt  dabei 
keine  Umwandlung  durch  die  Milchsäurebakterien,  wird  aber  durch 
die  Essigfermente  in  die  schnell  diffundirende  Essigsäure  verwandelt, 
welche  von  da  an  beiträgt  zur  Vergrösserung  der  Glukonsäurediffu- 
sionsfelder,  während  die  Milchsäurefelder  keine  Zunahme  ihrer  Aus- 
dehnungsschnelligkeit erfaliren.  Die  Differenz  wird  allmählich  grösser, 
so  dass  eine  einzelne  Aussaat,  einfach  durch  wiederholte  Be- 
trachtung, schliesslich  Sicherheit  gibt  über  die  qualitative  Frage, 
welche  säurebildenden  Kolonieen  zu  Milchsäurefermenten  und  welche 
anderen  zu  Essigfermenten  gehören. 

Im  besprochenen  Beispiele  wurde  vorausgesetzt,  dass  Glukose 
als  Quelle  fflr  die  Säureerzeugung  dargeboten  wurde.  Offenbar  kann 
dieser  Zucker  durch  andere  Zuckerarten,  wie  Milchzucker,  Bohr- 
zucker, Maltose,  Laevulose,  Mannit  etc.  ersetzt  werden,  und  man  er- 
hält dadurch  nachhaltige  qualitative  Reaktion,  wodurch  es  z.  B.  gelingt, 
unter  den  stäbchenförmigen  Milchsäurefermenten  der  Industrie,  welche 
sich  durchaus  nicht  alle  auf  identische  Weise  bezüglich  der  verschie- 
denen genannten  Zuckerarten  verhalten,  gute  Unterscheidungsmerk- 
male zu  finden. 

2.  Boden  mit  den  Karbonaten  von  Magnesium, Barium, 

Strontium,  Mangan,  Zink  etc. 
Eine  andere  Erweiterung  erfährt  unsere  Untersuchungsmethode 
dadurch,  dass  die  Kreide  durch  irgend  ein  anderes  säurelösliches, 
nicht  giftiges  Karbonat  ersetzt  wird.    Besonders  die  Karbonate  von 

1)  Wenn  Haeekel  in  seinen  interessanten  „Plankton-Stadien*'  (J»a  1890. 
pag.  100)  Hensen  rorwirft,  es  sei  anrichti(f,  die  „wirUiohe  Speoies  als  eiDsa 
physiologischen  Begriff*  aafinfassen,  so  kann  ich  ihm  darin  nieht  beistimmen,  sod 
ich  glaube,  dass  dieser  angesehene  Forscher  in  diesem  Falle  den  jflngsten  Spro« 
der  Systematik,  nimlieh  die  Bakteriologie,  TollstXndig  ans  dem  Auge  verliert.  Dsgegen 
moss  ich  auf  Orond  meiner  eigenen  Erfahrung  Haeekel  folgen,  wenn  er  Henian 
gegenüber  behauptet  (pag.  101) :  „Je  intensiver  das  Studium  der  indiTiduellen  VariatioD, 
desto  unmöglicher  wird  die  Unterscheidung  wirkUeher  Species."  Hierdurch  wird  sber 
nur  gesagt,  dass  die  physiologischen  Charaktere  nicht  weniger  verXnderlich  sind,  wii 
die  morphologischen. 


VeWliiireii  snm  kachweiM  d«r  Sänreabtondernng  bei  Mikrobieo.  786 

BarhiiDy  Magnesium,  Mangan  und  Zink  habe  ich  näher  untersucht 
und  f&r  bestimmte  Zwecke  nützlich  gefonden.  Ich  verfahre  dabei  S0| 
dass  ich  die  bezQglichen  N&hrböden  ebenso  wie  oben  anfertige.  Die 
xa  untersuchenden  Organismen  werden  dann  als  Impfstriche  auf  die 
Oberfläche  der  Gelatineschicht  abgezogen,  und,  falls  die  Säure  im  Stande 
ist,  das  dargebotene  Karbonat  zu  lösen,  entstehen,  wie  oben,  elliptische 
Diffosionsfiguren,  deren  Achsen  mit  dem  Impf  striche  zusammenfallen, 
derweise,  dass  die  Enden  der  letzteren  die  Brennpunkte  bezeichnen. 
Zweifelhafte  Arten,  auf  einzelnen  dieser  Metallböden  untersucht, 
lassen  bei  einiger  praktischer  Uebung  nicht  lange  bezQglich  ihrer 
wahren  Natur  im  Unsicheren.  Solche  Versuche  sind  bei- 
läufig auch  interessant  wegen  der  Schönheit  der  wie  mathematisch 
konstruirten  Diffusionsfiguren  ^ ). 

Besonders  das  Zinkkarbonat  eignet  sich  zur  leichten  Erkennung 
gewisser  Formen.  So  sind  die  Milchsäurebakterien  diesem  Sidze 
gegenflber  ziemlich  empfindlich,  besonders  bezüglich  des  Wachsthums, 
während  die  Funktion  der  Säurebildung  in  den  erwachsenen  Stäbchen 
weniger  durch  dieses  Metall  beeinflusst  wird.  Die  Essigfermente 
sind  dagegen  auch  betreffs  des  Wachsthums  nicht  empfindlich  für  die 
bei  unseren  Versuchen  in  Betracht  kommenden  Quantitäten  des  Me- 
tallsalzes.  Endlich  wird  die  von  mir  aufgefundene  Essigätherhefe, 
welche  auch  viel  freie  Säure  bilden  kann,  in  ihrem  Wachsthum  ent- 
schieden durch  die  Gegenwart  eines  Zinksalzes  begünstigt.  Nach 
dem  Vorhergehenden  brauche  ich  nun  wohl  nicht  zu  sagen,  was  man 
zu  sehen  bekommt,  wenn  Impfstriche  von  Milchsäure-  und  Essig- 
sftnrefermenten  neben  Essigätiberhefe,  auf  einen  Zinkkarbonatboden 
gezogen,  sich  selbst  überlassen  bleiben ;  nur  will  ich  noch  betonen,  dass 
das  Zink  offenbar  ein  gutes  Mittel  an  die  Hand  gibt,  um  die  wadisen- 
den  Essig-  und  MUchsäurebakterien  von  einander  zu  unterscheiden. 

Meine  Methode  eignet  sich  noch  für  Anwendungen  in  einigen 
anderen  Hinsichten.    Darüber  an  dieser  Stelle  noch  folgendes. 

3.  Erkennung  der  Alkalibildung  vermittelst  des 

Kreidebodens. 

Auf  die  Möglichkeit,  das  Maass  der  Alkaliabsonderung  vermit- 
telst der  Kreidemethode  zu  schätzen,  wurde  ich  aufmerksam  bei  der 
genauen  Betrachtung  einer  auf  Bier  gewachsenen  Kahmhaut,  welche 
in  bekannter  Weise  auf  einem  Hefewasser-Glukose-Kreide-Gelatine- 
boden ausgesät  war.  Es  fand  sich  darin  nämlich  nicht  selten  ein 
gelblich-brauner  Micrococcus,  welcher  zu  einer  sehr  augenfälligen 
Formveränderung  in  den  benachbarten  Säurediffusionsfeldem  Veran- 
lassung gab,  indem  diese  nicht  drcular  blieben,  sondern  polyedrische 
Gestalt  annahmen,  mit  den  Mikrokokkenkolonieen  zugekehrten  Seiten. 
Bald  ergab  sich  (üe  Absonderung  einer  alkalischen  Substanz  als  die 
Ursache  der  Erscheinung,  und  ein  Mittel  war  gefunden,  um  willkür- 
liche Bakterienarten,  soweit  deren  Kulturen  auf  einem  Boden, 
welcher  für  Säurebildung  geeignet,  also  zuckerhaltig  ist,  wachsen 
können,    auf   das   Maass   ihrer   Alkalierzeugung    zu    prüfen.     Es 

1)  Die  Präparate  eignan  lioh  ansgeMichnet  rar  HersteUnng  Ton  Danar-  nnd  Demon- 
ftraüoiifpriparataii.  Sie  werden  daon  mit  einer  lebr  TerdAnnten  SabUmattörang  aber« 
gommk  und  eingetrocknet. 


786  Bruce,  Bemerkung  ftber  die  Vimlenssteigenuig  des  CholerATibno. 

werden  dazu  einfach  auf  einen  Hefewasser- Glakose-Kreidebodea 
rechtlinige  Impfstriche  gezogen  irgend  einer  säurebildenden  Bakterie, 
z.  B.  eines  MilchsäurefermenteSy  oder  besser  noch,  es  werden  davon 
punktförmige  Massen  auf  den  Ereideboden  gebracht.  Im  ersteren  Falle 
entstehen  dadurch  bald  elliptische,  im  zweiten  circol&re  (ds)  durch- 
sichtige Diflfusionsfelder.  Hat  man  aber  die  auf  ihre  Alkaliabsonde- 
rung zu  untersuchenden  Arten  neben  den  s&urebildenden  Arten  ab- 
gestrichen, so  neutralisirt  das  Alkali  derselben  theilweise  die  S&are, 
und  dann  erscheint  die  oben  genannte  Formändening  im  durchsich- 
tigen Diflfusionsfelde. 
Delft,  10.  Mai  1891. 


1 


Bemerkong  über  die  Yinüenzsteigerang  des 

Gholeravibrio. 

Von 

Bayld  Braee 

in 

Netley. 

Nach  OamaleKa  erliegen  weisse  Ratten  leicht  der  Iiqektioii 
des  Koch 'sehen  Gholeravibrio  in  die  Lunge,  durch  die  Thoraxwaod, 
und  bei  suocessiver  Uebertragung  findet  eine  Virulenzsteigerung  statt 

Die  folgenden  Versuche  scheinen  darauf  hinzuweisen ,  dass  die 
englische  weisse  Ratte  nicht  so  empfänglich  ist  für.  diese  An- 
steckongsweise : 


Datnm 


«1.  IV.  90 

S8.  IV.  90 

80.  IV.  90 
1«.  V.  90 

18.  V.  90 

S8.  V^  90 

99.  V.  90 

7.  VI.  90 

8.  VI.  90 

94.  m  91 

94.  m.  91 
94.  ni.  91 


|l 

!l 

1. 

9. 

3. 
4. 

6. 

6. 

7. 

S. 


•Sgl 

3  9^ 


BMohreibmig  des  aogewendeton 
MatorUls 


I 


10. 

11. 
19. 


i6,5oem 

I 

,  1  ccm 

1  ccm 
1  ccm 

1  ccm 

1  ccm 

1  ccm 

1  ccm 

1  ccm 

1  ccm 

1  ccm 
1  ccm 


BttmerkuDgcn 


Kultar  io  FleSschbrfihc  (94  Stnn- 

den  bei  37^  C). 
Emalftion  von  Agarkaltnr  in  ste- 

lilitirter  FletecbbrOhe. 
Kultur  in  Gelatine. 
Emulsion  Ton  Ag&rknltnr  in  ste- 

rilisirter  FleischbrOhe. 
Dieselbe   ab  No.  4  —  nur  94 

Stunden  bei  87*  C  gehalten. 
Kultur  in  Fldschbrflbe  (9  Tage 

bei  87*  C  gebalten). 
Emulsion  von  Agarkultur  in  ste- 

rilisirter    Kochsalslösung   (16 

Tage  bei  87*  G). 
Emulsion    von    Agarkultur   (84 

Tage  bei  87<»  C)  in  Bouillon- 

kultur  (94  Tage  bei  87«  C). 
6,6   oom    Pleuraflfissigkeit  (vom 

Versneh  S)  mit  6,6  oem  sterill- 

slrtem  Wasser. 
Kultur  in  Fleischbrahe  (4  Tage 

bei  87»  C). 


Lebendig  und  gesund  80.  IV.  90. 


„         „      18.V.90. 
GetSdtet  18.  V.  90. 


Lebendig  und  gesund  85.  V.  90. 
„        „      M.  V.  M. 
OatSdtet  t8.  V.  »0. 


»» 


♦» 


8.  VI.  90. 


8.  VL  90. 


ff 

»9 


Lebendig  und  gesond  16.  VI.  W. 


1.  V  »1. 
1.  V.  91. 
1,  V.  91. 


1) 

n 

f» 

» 

19 

II 

1» 

>» 

I» 

bnnsl-^edern,   &«inerkiing«n  ftW  ,,Wild-  und  SehweineMlIcW*.         787 

Die  ersten  9  Versuche  wurdeD  mit  Material  gemacht,  welches 
ich  TOD  dem  Berliner  hygienischen  Institute  im  Mäns  1890  erhalten 
hatte;  die  letzten  3  mit  Material,  erhalten  von  Galcutta  im  Juni 
1890.  Die  Calcnttakultur  ist  noch  jetst  (Mai  1891)  pathogen  Ar 
Meerschweinchen. 

Netley,  4.  Mai  1891. 


Bemerkungen  über  „Wild-  und  Schweineseuche^^ 

[Aus  dem  hygienischen  Institute  der  deutschen  Universität  zu  Prag.] 

Von 

Dr.  E.  Bnnzl-Fedem 

in 

Prag. 

In  Bezug  auf  die  in  No.  17  dieser  Zeitschrift  erschienene  Mit- 
theilung von  Dr.  Ganeva  möchte  ich  mit  Hinweis  auf  die  von  mir 
im  Archiv  für  Hygiene.  1891.  p.  198  veröffentlichten  „Unter- 
suchungen aber  einige  seuchenartige  Erkrankungen 
der  Schweine^)  folgendes  bemerken.  Ich  bearbeitete  dieses  Thema 
auf  Anregung  von  Prof.  H  u  e  p  p  e  hin,  nachdem  bereits  Dr.  G  a  n  e  v  a 
unter  dessen  Leitung  in  Wiesbaden  vor  zwei  Jahren  Untersuchungen 
in  derselben  Richtung  angestellt  hatte,  die  jedoch  Prof.  Hueppe 
damals  nicht  für  erschöpfend  hielt  und  deren  Ergebnisse  ihm  noch 
nicht  spruchreif  erschienen.  Meine  Aufgabe  bestand  darin,  den  ein- 
geschlagenen Weg  zu  verfolgen,  die  bis  dahin  erreichten  Resultate 
nachzuprüfen  und  zu  ergänzen.  In  der  That  gelangte  ich  zu  theil- 
weise  verschiedenen,  wenn  auch  im  Grossen  und  Ganzen  mit  den 
Versuchen  Dr.  Ganeva^s  übereinstimmenden  Endergebnissen. 

Was  die  Wildseuche,  Schweineseuche  und  die  italienische  Büffel- 
seuche betrifft,  so  ergaben  auch  meine  Versuche  eine  Uebereinstim- 
mung  der  betreffenden  Bakterien  in  Bezug  auf  das  Wachsthum  in 
Milch,  aber  in  der  Richtung,  dass  sie  eine,  wenn  auch  schwache  und 
nie  zur  Gerinnung  führende  Säurebildung  in  der  Milch  hervorrufen. 
Dadurch  kommen  sie  auch  den  Keimen  der  Hühnercholera  und  der 
Kaninchenseptikämie  nahe,  welche  sich  nur  durch  stärkere  Säure- 
bildung von  ihnen  unterscheiden,  ein  Verhalten,  welches  ebenso  wie 
das  von  mir  für  letztere  beiden  bestätigte  Wachsthum  auf  Kartoffeln 
in  Widerspruch  zu  den  Versuchen  Ganeva's  steht. 

Die  Bakterien  der  Hogcholera  (Salmon)  und  der  Svinpest 
(Sei  an  der)  verflüssigen  nach  Ganeva's  sowie  nach  meinen  Un- 
tersuchungen die  Milch,  nach  meinen  Versuchen  aber  nicht  in  Folge 
von  Peptonisirung  im  engeren  Sinne,  sondern  in  Folge  der  gleich- 
zeitigen intensiven  Alkalibildung.  In  Bezug  auf  die  Swineplague 
(Billings)  fand  ich  allerdings  bei  der  Untersuchung  der  zuerst  von 
Billings  gesandten  Kulturen,  ebenso  wie  Ganeva,  starke  Säure- 
bildung;  die  Prüfung  späterer,  von  Billings  direkt,  sowie  von  an- 
derer Seite  stammenden  Kulturen  ergab  jedoch  das  gerade  entgegen- 


1)  Vergl.  das  Referat  auf  p.  803  d.  laufenden  No.  dies.  Zeitschrift. 


788        fiiiBBl-l*ed«rn,   Bemarkiini^eii  ttbrnr  „Wild-  mid  MiwelnaMUeii«''. 

gesetzte  Verhalten,  nämlich  starke  Alkalibildang  in  Milch  und  damit 
auch  die  Identität  des  Swineplaguekeimes  Billings*  mit  den  Bak- 
terien der  Hogcholera  (Sälmon)  und  der  Svinpest. 

Die  Untersuchung  der  Marseiller  Schweineseuche  und  der  Frett- 
chenseuche führte  mich  zu  demselben  Ergebnisse  wie  Caneya. 

Nach  meinen  Versuchen  würden  sich  die  Bakterien  der  erwtiiDten 
Seuchen  nach  ihren  hervorstechendsten  biologischen  Eigenschaften  in 
folgender  Weise  gruppiren  lassen: 


..w              '    ~  ■   ~^^                ~  ■ 

Beweglicb- 
keit 

Mileb 

Kar- 

toifel 

GeUtine 

• 

■ 

angeOrbt 

mitLek- 
mns 

PeptonlÖmmg 

1. 

Wildiraelie 

anb«w«gl. 

anrerln- 
dert 

rotb 

langMUiiyin 
mebr    dis- 
kreten 
Herden 

Pbenol-  nad 
Indolbildnog 

Sebweinaseaebe 

»f 

*t 

»» 

-^ 

19 

Pbenol  and 
Indol 

Barbone  dei  bnffül 

»» 

»t 

»» 

■~- 

»1 

Indol(]uiB 
-Pbenol) 

Htthnerobolera 

tt 

Gerionvng 

rotb  und 
reduirt 

+ 

99 

Pbenol  nad 
Indol 

KAnincbenMptikäinie 

n 

rotb  und 

+ 

1» 

n 

U. 
MarMiUe 

b«wegUeb 

GerinniiDg 

+ 

reseb,     all 

Pbtaol  und 

redttiirt 

gleicb- 
mladger, 

graner 
Uebenng 

lodol 

Frettelieiisenche 

it 

»» 

11 

+ 

99 

9t 

Spont.  Kanincbensep- 

»1 

tiklmi«  (Ebertb) 

♦» 

»» 

+ 

•9 

99 

Swioeplitgiie     (Bil- 

lin g  i,  alta  Kaltar) 

n 

»» 

»» 

+ 

99 

99 

m. 

Ho|(ebol0rA(8  a  1  m  o  n) 

beweglieb 

Lfosnog 

blen 

+ 

raaeb,  m. 

briUinlleb. 

Farbe 

weder  Phenol 
noch  lodoI 

SwinepUtgne     ( B  i  1  - 

lings) 

n 

« 

ti 

-f 

99 

«f 

SYinpest 

9t 

»t 

»f 

+ 

»9 

99 

Meine  Versuche  beweisen  demnach  neuerdings  die  Identität  der 
Wild-  und  Schweinteeuche,  sowie  die  nidien  Beziehungen  derselben 
zur  Kaninchenseptikämie  und  Hühnercholera,  welche  nur  als  einer- 
seits durch  die  dgenthümlichen  Züchtungsbedingungen,  andererseits 
durch  die  Besonderheit  der  vorzugsweise  befallenen  Thiersnezies 
modifizirte  Varietäten  derselben  Art  erscheinen.  (In  Bezng  aof  letz- 
tere Frage  muss  ich  auf  meine  oben  zitirte  Arbeit  verweisen.)  Ob 
Barbone  zu  der  Septikämiegruppe  zu  zählen  ist,  erschdnt  mir  wegen 
des*  Fehlens  der  Phenolbildung  noch  fraglich.  —  Die  Mikroorganis- 
men der  Marseiller  Schweineseuche,  der  Frettchenseuche  upd  der 


Loew,  DftS  cdemiscbe  VerhSItniss  des  BakterienlebeDs.  ^39 

Bpontanen  Kaninchenseptikämie  bilden  eine  von  den  übrigen  Bak- 
terien gesonderte  Gruppe,  zu  welcher  auch  die  ältesten  Kulturen  von 
Billings  gehören,  trotzdem  ich  niemals  eine  pathogene  Wirkung 
derselben  nachweisen  konnte. 

Endlich  erscheint  die  Identität  der  Hogcholera  (Salmon),  der 
Swineplague  (Billings)  mit  einander  und  mit  der  dänischen  Svin- 
pest  sichergestellt;  diese  Gruppe  ist  auch  durch  den  histologischen 
Befund  von  Kapillarembolieen  in  den  Geweben  von  der  Septikämie- 
gruppe  deutlich  geschieden. 


Die  chemischen  Verhältnisse  des  Bakterienlebens. 

Von 

Dr.  O.Loew, 

PrivAtdoxenten  an  der  UniversitlEt  München. 

(Scklius.) 

Ad  III.  Die  nährenden  und  vergährenden  Körper  sind  Eiweiss- 
Stoffe  selbst  oder  deren  nächste  Verwandten.  Hier  hat  die  weit- 
gehende Zerstörung  der  Eiweissmoleküle  anscheinend  etwas  Räthsel- 
haftes,  da  ja  die  synthetische  Arbeit  sehr  erleichtert  ist  und  nur  in 
einer  Rückbildung  von  Ei  weiss  aus  Pepton  zu  bestehen  braucht^). 
Iodes.sen  da  die  Bakterien  Enzyme  ausscheiden,  welche  die  Eiweiss- 
stoffe  nicht  nur  peptonisiren,  sondern  auch,  wie  das  Trypsin,  auch 
unter  Atomverschiebung  in  Amidosäuren  spalten,  so  handelt  es  sich 
wohl  zum  Theil  um  Vergährung  dieser  Amidosäuren. 

Wir  müssen  mit  Nencki  den  Begriff  Fäulniss  von  dem  Be- 
griff Eiweissgährung  trennen.  In  einem  faulenden  Kadaver  geht 
bekanntlich  eine  ganze  Reihe  von  Gährungen  vor  sich.  Ausser  den 
Eiweissstoffen  kommen  noch  das  Kreatin  des  Muskelsaftes,  das  Cholin 
des  Lecithins,  das  Glykogen  der  Leber,  die  Chondrin  und  Glutin  lie- 
fernde Substanzen  etc.  zur  Vergährung,  und  es  ist  daher  erklärlich, 
dass  manche  Produkte,  die  aus  fitulenden  Kadavern  isolirt  wurden, 
bei  reiner  Eiweissgährung  nicht  erhalten  werden,  z.  B.  das  Methyl- 
guanidin,  eines  der  30  von  B rieger  isolirten  Ptomal'ne,  dessen 
Quelle  jedenfalls  das  Kreatin  ist,  oder  das  Neurin,  das  aus  dem 
Cholin  des  Lecithins  leicht  entstehen  könnte. 

Auch  die  Produkte,  welche  man  bei  Zersetzung  von  Fleisch - 
brei  durch  Reinkulturen  von  verschiedenen  Bakterienarten  erhielt, 
dürfen  nicht  alle  auf  das  Eiweiss  bezogen  werden,  und  Brieger 
macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  von  Gautier  aus  Fleischextrakt 
erhaltenen  Leukomalne^)  möglicherweise  zur  Bildung  mancher  Pto- 

1)  Die  von  Liborius  gemachte  Beobachtung,  dass  es  Anaeroben  gibt,  welche 
keine  nachweisbare  Gfthmng  erregen,  ist  für  den  Fall  leicht  erkl&rlich,  dass  die  Pilze 
in  peptonhaltiger  NShrlösung  leben. 

2)  Bio].  Centralbl.  X.  871.  Diese  thierischen  Stoffwechsel produkte  seheinen  nicht 
immer  im  Fleische  vorhanden  sa  sein,  denn  Brieger  gelang  es  nicht,  dieselben  au 
erhalten.     In  neuester  Zeit  hat  Grand  is  (Atti  d.  Lincei.  1890)  eine  mit  Kadaver  in 


790  Loewy  bie  chemitchen  VerhiltniM«  ^es  Baktorieiüei>etii. 

maloe  Anlass  geben.  Brieger  fand  ferner,  dass  die  Tetanosmikroben 
bei  Züchtung  auf  Rinderhirn  vorzugsweise  Tetanotoxin  und  ge- 
ringe Mengen  von  Spasmotoxin  liefern,  bei  Züchtung  in  Milch  aber 
nur  letztere  Base,  erstere  nicht. 

Aber  auch  bei  der  reinen  Eiweissgährung  hat  man  zu  unter- 
scheiden, ob  die  Produkte  direkt  aus  dem  Ei  weiss  (resp.  Pepton) 
stammen  oder  aus  den  Amidosäuren,  welche  durch  von  den 
Mikroben  abgesonderte  Enzyme  zuerst  erzeugt  werden.  Schon 
diese  Amidosäuren  sind  allem  Anschein  nach  Produkte  von  Atom- 
verschiebungen,  und  es  dürften  die  Resultate  von  zwei  Pepton 
vergährenden  Biäterienarten,  von  denen  eine  Enzyme  abscheidet,  die 
andere  nicht,  wesentlich  verschieden  ausfallen.  N  e  n  c  k  i  macht  dar- 
auf aufmerksam,  dass  möglicherweise  die  in  neuerer  Zeit  von 
D rechsei  und  seinem  Schüler  Siegfried  bei  Spaltung  von  Pro- 
telnstoflfen  mit  Salzsäure  erhaltenen  Basen ^)  auch  von  Bakterien  aus 
Proteinstoffen  abgespalten  werden  möchten  und  dann  zur  Ptomaln- 
bildung  beitragen.  Von  zwei  der  D  rech  sei' sehen  Basen  sind  die 
Formeln  festgestellt,  sie  sind:  C^H^.NsO,  (Lysatin)  und  CfHi^NgO,. 
Mit  ersterer  Base  hat  nun  jedenfalls  das  von  E.  Schulze  in  Kür- 
bis- und  Lupinenkeimlingen  aufgefundene  Arginin  C«Hi4N40,  nahe 
Beziehungen  und  E.  Schulze  hat  auch  bewiesen,  dass  dieses  Ar- 
ginin aus  der  Zerspaltung  vonEiweissstoffen  beim  Keimungs- 
prozess  hervorgeht'). 

Da  schon  Aepfelsäure,  Weinsäure,  Olycerin,  Mannit  nach  Fitz 
je  dreierlei  verschiedene  Gährungen  durchmachen  können,  je  nach 
der  Art  der  Mikroben,  darf  es  uns  auch  nicht  wundern,  wenn  die  so 
viel  komplizirteren  Eiweisskörper  eine  sehr  grosse  Reihe  verschie- 
dener Gährungen  eingehen  können;  denn  diese  können  unter  ver- 
schiedenen Einflüssen  sehr  verschiedenartige  Atomverschiebungen  er- 
leiden') und  nicht  nur  Benzolkerne,  sondern  auch  unter  gewissen 
Bedingungen  Pyridin-  und  Pyrrolringe,  sowie  Ghinolinderivate  liefern. 
Ich  erinnere  nur  z.  B.  an  die  im  Hundeorganismus  gebildete  Kynuren- 
säure,  bekanntlich  eine  Oxychinolincarbonsäure. 

Vfie  Nencki  der  erste  Entdecker  eines  Ptomai'ns  (aus  gefaul- 
tem  Leime)  war,  so  hat  er  auch  zuerst  die  reinen  Eiweissgährungen 
durch  Reinkulturen  von  Spaltpilzen  studirt,  und  zwar  durch  Ba- 
cillus liquefaciens  magnus,  Bacillus  spinosus  und  den 
Rauschbrandbacillus  ^).  Die  entwickelten  Gase  bestanden  in  den 
drei  Fällen  nur  aus  Wasserstoff  und  Kohlensäure.  Weder  Methan 
noch  freier  Stickstoff  waren  nachzuweisen  ^).    Ausser  Produkten  der 

isomere  Base  in  den  Zellkernen  gesunder  Lebern  nachgewiesen.  Sollten  nicht  da» 
im  Yogelorganismns  gebildete  Ornithin  (C^Hj,N,0,)  und  das  Ptomai'n  Ton  Ponchet 
(C|(Hj,N,OJ  aach  dem  Kadarerin  (CgH^^N,)  nahestehen  ? 

1)  Ber.  d«  Chem.  Ges.  XXIV.  424  and  480. 

8)  Ibid.  XXrvr.  1098. 

8)  Siehe  auch  O.  L  o  e  w ,  lieber  Eiwelss  und  dessen  Oxydation.  (Journ.  f.  prakt. 
Chem.  XXXI.  189.) 

4)  Wien.  Akad.  Ber.  1889. 

5)  Obwohl  die  in  firOheren  Zeiten  gehegte  Ansicht,  dass  bei  der  Flulniss  auch 
Phosphorwasserstoff  entstehe,  Iftngst  widerlegt  ist,  findet  sich  dieser  alte  Inrthum  doch 
wieder  in  einem  neueren  bakteriologischen  Werke ! 


Alt  mann,  Thenikoregalator  netter  Konstruktioil.  791 

Pettreihe  waren  drei  aromatische  Säuren,  die  PhonylpropionBäure, 
Oxypbenylpropionsäure  und  Skatolessigsäure  vorhanden.  Vor  Kurzem 
hat  Kerry  eine  Eiweissgährung  mit  den  Bacillen  des  malignen 
Oedems  durchgefQhrt ^).  Als  die  Gasentwickelung  am  10.  Tage 
nach  der  Impfung  aufhörte,  liessen  sidi  ausser  Fettsäuren,  Leucin 
and  Hydroparacumarsäure  (Paraoxyphenylpropionsäure)  noch  ein 
unangenehm  riechendes  Oel  von  Aldehyd-  oder  Ketonnatur  nach- 
weisen, welches  bei  Oxydation  hauptsächlich  Baldriansäure  lieferte 
und  der  Formel  CgHigO^  entsprach. 

Auf  dem  grossen  Gebiete  der  Bakteriologie,  welche  sich  rascher 
als  irgend  eine  andere  Wissenschaft  entwickelt  hat,  ist  das  Kapitel 
der  Eiweissgährungen,  das  Studium  der  „Stoflfwechselprodukte'^  der 
Bakterien  sicherlich  mit  eines  der  wichtigsten,  wie  zahlreiche  in  der 
neuesten  Zeit  gemachte  Beobachtungen  auf  medizinischem  Gebiete 
schliessen  lassen,  und  darf  man  hoffen,  dass  die  Chemie  der  mit 
Riesenschritten  fortschreitenden  Bakteriologie  noch  manche  werth- 
YoUen  Dienste  leisten  wird,  die  zur  Medizin  in  engster  Beziehung 
stehen. 


Thermoregulator  neuer  Eonstroktion. 

Von 

P.  Altmuin. 

Kit  1  ngvr. 

Der  vorliegende  Regulator  ist  vermöge  seiner  einfeichen  Kon- 
struktion und  wenig  zerbrechlichen  Form  überaU  da  zu  empfehlen, 
wo  es  sich  um  genaue  Regulirung  von  Temperaturen  unter  100^  C 
handelt.  Er  funktionirt  stets  mit  grosser  Präzision  und  gestattet  die 
Einhaltung  aller  Temperaturen  mit  einer  Genauigkeit  von  +  0,05^  C. 
Das  Prinzip  dieses  Regulators  besteht  darin,  Aaa&  das  in  Folge  der 
Erwärmung  sich  ausdehnende  Quecksilber  die  Zuflussöffhung  des  zur 
Heizung  dienenden  Leuchtgases  verschliesst,  ähnlich  ¥rie  bei  dem 
Reicher  tischen  Regulator. 

Wie  aus  der  Figur  ersichtlich,  welche  den  Regulator  etwa  ^(4 
der  natürlichen  Grösse  darstellt,  besteht  derselbe  aus  einem  ein- 
zigen Stück,  was  ein  wesentlicher  Yortheil  allen  anderen  ähn- 
lichen Apparaten  gegenüber  ist.  D  ist  das  mit  Quecksilber  gefüllte 
Gefäss,  welches  sich  nach  oben  zu  einer  Kapillare  verengt  und  seit- 
lich eine  weitere,  mit  Quecksilber  gefüllte  Glasröhre  trägt,  die  am 
Ende  mit  einer  leicht  beweglichen,  luftdichten,  eisernen  Schraube  S 
versehen  ist.  Letztere  dient  dazu,  um  auf  bestimmte  Temperaturen 
einzustellen.  Bei  B  wird  der  Regulator  mit  der  Gaszufuhr  ver- 
bunden. Das  Gas  strömt  alsdann  in  der  von  Pfeilen  angedeuteten 
Richtung  durch  das  V-förmige  Rohr  und  entweicht  bei  C,  wo  die 
Weiterleitung  zu  dem  Brenner  hergestellt  wird.    Wird  nun  das  untere 

1)  Monftttthelte  f.  Chemie.  X.  864.    Aach  diese  Arbeit   wurde   in  Nenclci's  La- 
borfttorium  begonnen. 


792 


Aitmann,  TharmcMregaUtor  neuer  ItoiMtniktioii. 


PC 

• 


Ende  D  des  Regulators  in  eine 
erwärmte  Zone  gebracht«  so  dehnt 
sid^  natürlich  das  Quecksilber  aus 
und  versdüiesst  nunmehr  bei  Ä 
die  Verbindung  von  B  nach  C. 
Das  Gas  kann  also  nun  nur  den 
Weg  von  B  nach  C  durch  das 
gerade  Rohr  mit  dem  Hahn  E 
machen.    Die  Flamme  wird  also 
jetzt    nur    noch    mit  dem  Gas, 
welches    durch    die  Hahnöffnung 
bei  E  durchströmen  kann,  ge- 
speist.    Diesen   Gasstrom   kann 
man  durch  leichtes  Drehen  des 
Hahnes  noch  beliebig  reguliren,  so 
dass  das  dabei  sich  ze^ende  Er- 
haltungsflämmchen,  der  beabsich- 
tigten Temperatur  entsprechend, 
in    beliebiger  Grösse  hergestellt 
werden  kann.    Da  der  Quecksil- 
bermeniscus  eine  ganz  bedeutend 
konvexe  Oberfl&che  bildet,  so  ge- 
nügt schon  eine  minimale  Tempera- 
turdifferenz, um  die  Zufahr  bei  Ä 
zu  verschliessen,  resp.  wieder  xü 
öffnen.    Hierauf  beruht  hauptsächlich  die  grosse  Empfindlichkdt  und 
Genauigkeit  dieses  neuen  Regulators.    Um  also  den  Regulator  fQr  eine 
bestimmte  Temperatur  einzustellen,  ist  es  nur  nöthig,  mittelst  der 
Schraube  S  das  Quecksilber  so  zu  stellen,  dass  bei  der  beabsichtigten 
Temperatur  der  Quecksilbermeniscus  gerade  beginnt,  die  Oeffnung 
bei  A  zu  schliessen. 

Bei  der  Anwendung  des  Regulators  für  Thermostaten  ist  es  sehr 
zu  empfehlen,  denselben  mit  seiner  unteren  Hälfte  ganz  in  den 
Wasserraum  zu  setzen,  wodurch  eine  grössere  Temperatnrkonstanz 
erzielt  wird.  Der  Regulator  wird  in  vorzüglicher  Ausführung  von 
der  Firma  Dr,  Rob.  M  u  e  n  c  k  e ,  Berlin  NW.,  Luisenstrasse  58  geliefert. 
Berlin,  25.  Mai  1891. 


Erldanmg. 

In  meinem  Referat  über  K.  B.  Lehman n's  ,JDie  Methoden 
4er  praktischen  Hygiene'*  —  diese  Zeitschrift.  Bd.IX.  No.  18|19.  S.633ff. 
—  hatte  ich  bemerkt,  dass  Vert  seinen,  die  Bedeutung  der  pathogenen 
Pilze  im  Wasser  anerkennenden  Satz  schweren  Herzens  aafgemlt 
zu  haben  scheine,  und  hinzugesetzt :  „er  hält  es  für  ndthig,  sich  des^ 
wegen  in  einer  Anmerkung  halb  und  halb  zu  entschuldigen,  da  ja 
„„noch  nicht  festgestellt  ist,  dass  die  in  Frage  stehenden  Spaltpü^ 
25.  B.  die  Typhusbacillen,  überhaupt  nicht  vom  Magen,  sondern  z.  i>- 
nur  von  der  Lunge  aus  wirken  können  ^^^\  Dies  charakterisift  dfii 
Standpunkt  des  Verfassers;  ex  ungue  leonem'\ 


KJrehner,  ErkUrangf.  793 

Herr  Professor  Lehmann  erklärt  mir  in  einer  sehr  liebens« 
würdigen  Zuschrift,  da»s  ich  ihn  sehr  missverstanden  haben  müsse, 
wenn  ich  seine  Ausführungen  gewissermaassen  als  eine  Entschuldi- 
gung aufgefasst  habe.  Er  habe  mit  derselben  nur  sagen  wollen, 
„das8  die  Leugner  einer  Gefahr  durch  den  Genuss  typhusbacillen- 
baltigen  Wassers  erst  nachzuweisen  hätten,  dass  die  Typhus- 
bacillen  tom  Magen  aus  überhaupt  unschädlich  wären  und  etwa  nur 
Yon  der  Lunge  aus  wirken^'.  Ich  nehme  gern  von  dieser  Erklärung 
Akt  und  füge  den  Wunsch  hinzu,  dass  anderen  Lesern  des  Loschen 
Werkes  nicht  dasselbe  Missverständniss  begegnen  möge  wie  mir. 
Aof  mich  hatte,  wie  ich  offen  bekenne,  der  in  Rede  stehende  Passus 
den  Eindruck  eines  Appells  an  die  Gegner  der  „Trink wassertheorie^ 
gemacht.  Wenn  Herr  Professor  Lehmann  mir  schreibt:  „Aus 
dieser  und  sehr  zahlreichen  anderen  Stellen  meines  Buches  kann  man 
meines  Erachtens  nur  scbliesseu,  dass  ich  der  Meinung  bin,  unsere 
Kenntnisse  über  das  Zustandekommen  von  Infektionen  und  namentlich 
von  Epidemien  von  Typhus  und  Cholera  seien  noch  nicht  zu  dem 
wüDSchenswerihen  klaren  Abschluss  gebracht,  so  genau  wir  auch  die 
spezifischen  Erreger  kennen.  In  Erwartung  dieser  Aufklärung  habe 
ich,  unbekümmert  um  den  Streit  der  Schulmeinungen,  mich  ehrlich 
bestrebt,  die  Thatsachen,  soweit  sie  mir  in  mein  Buch  zu  gehören 
schienen,  objektiv  mitzutheilen  und  die  Schlüsse  mit  der  Vorsicht  zu 
ziehen,  die  sich  ein  Buch  von  der  praktischen  Tendenz  des  meinigen 
anferlc^en  muss.  Alle  Theorieen  blieben  verbannt,  und  ich  war 
eifrigst  bemüht,  nirgends  etwas  zu  behaupten,  was  sich  nicht  sicher 
beweisen  lässt'S  so  hatte  ich,  wie  ich  nicht  leugne,  aus  jener  Stelle 
die  Stimme  seines  berühmten  Lehrers  herausklingen  hören.  Ein 
Schüler  Koch 's  hätte  sich,  daran  zweifle  ich  nicht,  sicherlich  anders 
ausgedrückt.  Er  hätte  auch  nicht  die  „Aussicht,  vorläufig  für  Typhus 
und  Cholera  den  natürlichen  Infektionsweg  des  Menschen  sicher  fest- 
zustellen^, als  „gering**  bezeichnet  und  dies  damit  erklärt,  dass  gegen 
diese  beiden  Krankheiten  „alle  versuchten  Thiere  immun  sind**.  Wir 
streben  alle  nach  der  Wahrheit,  der  eine  auf  diesem,  der  andere  auf 
jenem  Wege;  dabei  kann  jedoch  auch  der  selbständige  Forscher  seinen 
Lehrer  nicht  ganz  verleugnen  und  fährt  zuweilen,  ohne  es  selbst  zu 
merken  und  vielleicht  zu  wollen,  in  dessen  Fahrwasser;  der  Fem- 
stehende erkennt  dann  leicht  „ex  ungue  leonem**.  Dies  wollte  ich 
mit  den  angeführten  Worten  sagen ,  die  jedoch  keineswegs  ironisch 
gemeint  waren. 

Zwei  andere  Bemerkungen  in  meinem  Referate,  auf  deren  Irr- 
thümlichkeit  Herr  Prof.  Lehmann  mich  aufmerksam  macht,  beeile 
ich  mich  zu  berichtigen.  Ich  hatte  angeführt,  dass  unter  den  be- 
sprochenen Anaeroben  der  Tetanusbacillus  noch  fehlt,  während  er 
auf  S.  96  genau  beschrieben  ist,  und  bemerkt,  dass  die  Schilderung 
der  Gram 'sehen  Methode  zu  dem  Irrthum  verführt,  dass  sie  sich 
nur  für  Schnittfärbung  eignet,  während  doch  auf  S.  44  auch  über 
die  Färbung  von  Deckglaspräparaten  das  Nothwendige  gesagt  ist.  Ich 
hatte  diese  Punkte  übersehen,  was  ich  den  Herrn  Verf.  und  die 
Leser  freundlichst  zu  entschuldigen  bitte. 

M.  Kirchner  (Hannover). 


794  T/phw, 


Referate. 


Aliaqililst,  E.,  Ueber  die  Hauptmomente  der  Aetiologie 
des  Abdominaltyphus.  (Sammlung  klinischer  Vorträge.  Neue 
Folge.  Leipzig  1890.  No.  5.) 
Verf.  gibt  zunächst  eine  gedrängte  Uebersicht  über  die  wichtig- 
sten Erfahrungsthatsachen,  welche  die  Epidemiologie  bezüglich  der 
Verbreitungsweise  des  Abdominaltyphus  kennt ;  ausser  auf  die  in  der 
Litteratur  vorliegenden  Angaben  stützt  er  sich  dabei  auf  eigene  Be- 
obachtungen, die  er  seit  mehreren  Jahren  in  Göteborg  über  diesen 
Gegenstand  gemacht  hat.  U.  a.  hebt  er  hier  Folgendes  henror:  ^Der 
TyphuskrankCy  der  auf  dem  Lande  in  einem  gesunden  Hause  gepflegt 
wird,  ist  für  seine  Umgebung  sehr  gefahrbringend.''  In  den  grösse- 
ren Ortschaften  sei  die  Gefahr  viel  geringer.  „In  den  Städten  ist 
der  Ursprung  der  Ansteckung  seltener,  auf  dem  Lande  viel  häufiger 
nachzuweisen.*'  „In  der  Regel  verlaufen  etwa  vier  Wochen  von  der 
Zeit,  da  der  Typhuskranke  in  das  gesunde  Haus  aufgenommen  wird, 
bis  neue  Fälle  erscheinen."  „Der  Krankheitsherd  zeigt  bestimmte 
Neigung,  sich  lokal  in  einem  Hause,  Haustheile  oder  Quartier  zu 
halten." 

Weiterhin  erörtert  Verf.  die  Uebertragung  des  Typhus  durch 
W^asser  und  Milch,  den  Einfluss  der  Jahreszeiten,  die  Grundwasser- 
theorie (über  die  er  sich  zwar  sdir  zurückhaltend,  jedoch  mit  merk- 
licher Skepsis  äussert)  und  wendet  sich  schliesslich  zur  Besprechung 
des  Typhusbacillus ,  dessen  hauptsächlichste  biologische  Eigen- 
schaften er  kurz  schildert  Die  zahlreichen,  in  den  letzten  Jahren 
gemachten  Versuche,  den  Typhusbadllus  ausserhalb  des  Körpers, 
speziell  im  Trinkwasser  nachzuweisen,  erwähnt  Verf.  gar  nicht  näher, 
wie  denn  überhaupt  dieser  letzte  Theil  des  Vortrages  die  Eonse- 
quenzen, welche  sich  aus  der  Entdeckung  des  Krankheitserregers 
für  die  Aetiologie  und  Prophylaxe  des  Typhus  ergeben  haben,  etwas 
kurz  behandelt.  R.  Stern  (Breslau). 

Stagnltta,   F.,   Sul    valore    diagnostico    delle   ricercbe 
batteriologiche  nel  tifo  addominale.    (La  Riformamed. 
1890.  No.  239  u.  240.  pp.  1431,  1436.) 
Verf.  versuchte  festzustellen,  ob  und  bis  zu  welchem  Grade  die 
bakteriologischen  Methoden  zur  Diagnose  des  Abdominaltyphos  her- 
beigezogen werden  können.     Er   prüfte  zu  diesem  Behufe  bei  13 
Fällen  das  Milzblut,  welches  mittelst  Punktion  am   frühesten  am  5., 
am  spätesten  am  26.  Tage  der  Krankheit  entnommen  wurde,  femer 
das  am  3.  bis  17.  Tage  entnommene  Venenblut  von  5  Fällen  und 
schliesslich  die  steril  aufgefangenen  Fäces  von  4  Fällen.  Die  mittelst 
des  Plattenverfahrens  isolirten  Mikroorganismen  wurden  als  Typhus- 
bacillen  durch  ihr  Verhalten   auf  saurer  Gelatine,  in  abgerahmter 
Milch,  gegenüber  der  Indolreaktion,  und  durch   das  Wachsthum  auf 
Kartoffeln  diagnostizirt.    Ausserdem  wurden  Kulturen  auf  den  ye^ 


Typhttl.  795 

scbiedenen  Nährböden  angelegt  und  die  Mikroorganismen  auch  im 
hängenden  Tropfen  und  im  Trockenpräparate  studirt 

Die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  yeranlassen  Verf.  zu  den 
Schlüssen,  dass  Kulturen  aus  Milz-  und  Venenblut,  sowie  die  mikro- 
skopische Untersuchung  der  letzteren,  im  Allgemeinen  negative  Re- 
sultate geben  und  dass  etwaige  positive  Resultate  aus  Fäceskulturen 
erst  zu  einer  Zeit  erhalten  werden  können,  wo  sie  bereits  jeden 
diagnostischen  Werth  verloren  haben.  Kr  dl  (Prag). 

Mnscatello,  ^.,  Sul  potere  piogeno  del  bacillo  di  Eberth. 
(La  Riforma  med.  1890.  No.  219  u.  220.  pp.  1310,  1316.) 
Die  vielfach  beobachtete  und  von  Roux,  Orloff  und  Golzi 
experimentell  festgestellte  Thatsache,  dass  der  Typhusbacillus  pyogene 
Eigenschaften  besitzt,  erfährt  in  der  vorliegenden  Arbeit  des  Verf.^s 
eine  weitere  Bestätigung.  Subkutane  Injektionen  an  Kaninchen  und 
Hunden  mit  kleinen  Quantitäten  (bis  zu  0,5  ccm)  einer  1 — 12  Tage 
alten  Bouillonkultur  des  Typhusbacillus  brachten  keine  Abscesse  zu 
Stande.  Die  Reaktion  beschränkte  sich  auf  eine  wenige  Tage  per- 
sistirende  Röthung  und  Schwellung  der  Impfstelle,  an  welcher  nach 
3  Tagen  die  injizirten  Mikroorganismen  mittelst  des  Kulturverfahrens 
nicht  mehr  nachgewiesen  werden  konnten.  Hingegen  wurde  mit 
grösseren  Kulturmengen  (1  ccm)  bei  gleicher  Applikations  weise  an 
denselben  Thierarten  konstant  eine  Abscessbildung  hervorgebracht 
In  dem  Abscesseiter,  der  jenem  von  Eiterkokken  erzeugten  in  seinen 
Elementen  sehr  ähnlich  ist,  waren  mikroskopisch  unter  Anwendung 
verschiedener  Färbemethoden  Bacillen  nur  spärlich  sichtbar,  dagegen 
gelang  es,  kulturell  das  alleinige  Vorhandensein  d^  Typhusbacillus 
nachzuweisen.  Der  Eiter  wird,  einem  anderen  Thiere  subkutan  ver- 
impft, sehr  rasch  und  vollständig  absorbirt,  ohne  irgend  einen  Eiterungs- 
prozess  zu  verursachen,  während  die  aus  demselben  Eiter  gewonnenen 
Kulturen  noch  pyogene  Eigenschaften  besitzen.  Dieses  Verhalten 
könnte  entweder  darauf  beruhen,  dass  der  Eiter  von  chemischen 
Substanzen  erzeugt  wird,  welche  sich  in  den  Typhuskulturen  auf 
künstlichen  Nährböden  gebildet  haben,  oder  dass  die  Typhusbacillen 
in  dem  von  ihnen  produzirten  Eiter  nach  und  nach  zu  Grunde  gehen. 
Verf.  versuchte  durch  Verimpfung  von  kontinuirlich  und  von  fraktio- 
nirt  sterilisirten  Bouillontyphuskulturen  an  Kaninchen  sich  darüber 
Klarheit  zu  verschaflen.  In  keinem  Falle  wurde  —  im  Gegensätze 
zu  den  Orloff 'sehen  positiven  Resultaten  —  mit  Mengen  von  1 
bis  2  ccm  Eiterung  erhalten,  auch  dann  nicht,  als  anstatt  sterilisirter 
filtrirte  Kulturen  zur  Verwendung  kamen.  Aus  den  negativen  Er- 
gebnissen von  Kulturversuchen  in  Eieralbumin  könnte,  trotzdem  die 
Vegetationsverhältnisse  in  diesem  Nährmedium  und  im  Eiter  ver- 
schieden sind,  angenommen  werden,  dass  die  Typhusbacillen  im  Eiter 
degenerative  Veränderungen  erleiden,  zufolge  welcher  sie,  wenn  sie 
nicht  vorher  axd  geeignetere  Nährböden  übertragen  werden,  an 
frischen  Thieren  nicht  mehr  ähnliche  Veränderungen  hervorzubringen 
vermögen,  wie  es  die  früher  ausgelösten  waren.  Die  Eiterung  wird 
auch  nicht  von  den  in  den  Kulturen  gebildeten  chemischen  Stoffen 
bewirkt,   vielmehr  dürften    letztere  Girkulations-   und  Ernährungs- 


796  Typhus. 

Störungen  im  Gewebe  bedingen  und  dadurch  einen  gfinstigen  Boden 
für  die  Entwickelung  der  Mikroorganismen  vorbereiten.  Injektiooen 
von  Typhuskulturen  in  die  vordere  Augenkammer  von  Eaninchen 
gaben  identische  Resultate  mit  jenen  der  subkutanen  Injektion :  kleine 
Mengen  brachten  keine  Veränderungen  zuwege,  2  Tropfen  eine  aas- 
gebreitete Eiterung.  Weitere  Uebertragungsversuche  mit  dem  Eiter 
blieben  erfolglos. 

Beim  Menschen  liegen  die  Verhältnisse  anders.  Intravenöse  In- 
jektionen mit  nachfolgenden  Frakturen ,  wie  sie  fQr  das  Thierexperi- 
ment  in  Anwendung  kommen,  können  hier  wohl  ausser  Betracht 
bleiben.  VerL  legte  daher  bei  Kaninchen  anstatt  intensiver  Frakturen 
nach  der  intravenösen  Injektion  von  V« — ^/s  ccm  Kultur  multiple 
leichte  Traumen  an,  ohne  indes  zu  einem  positiven  Resultat«  zu  ge- 
langen. Weiter  erhielten  die  Thiere  wiederholte  und  ansteigende 
Dosen  von  0,25  bis  1  ccm  in  Zwischenräumen  von  30  Stunden  bis 
zu  5  Tagen.  Bei  der  am  4.-8.  Tage  erfolgten  Tödtung  der  Ver- 
suchsthiere  konnte  eine  Gewichtsabnahme,  aber  keine  pathok>gi8che 
Veränderung  konstatirt  werden.  Erst  grössere  wiederholte  Dosen 
führten  den  Tod  der  Versuchsthiere  nach  3 — 7  Tagen  herbei  mit 
Läsionen,  welche  auf  eine  nekrotisirende  Wirkung  der  Typhnsbacillen 
schliessen  lassen  und  zu  der  Annahme  führen,  dass  wahrscheinlich 
ein  Trauma,  so  geringfügig  es  auch  sein  mag,  im  Beginne  der  In- 
vasion die  Lokalisation  einer  wenn  aqch  kleinen  Zahl  von  Typhns- 
bacillen begünstigt,  die  dann  in  der  Folge  zu  Gewebsveränderungen 
führt,  welche  einen  günstigen  Boden  für  das  spätere  Ansiedeln  an- 
derer Mengen  des  im  Blute  kreisenden  Bacillus  bilden  können.    ^ 

In  Mischkulturen  des  Typhusbacillus  und  des  Staphylococcus 
pyogenes  aureus  in  Gelatine  oder  in  Fleischbrühe  kann  man  nach 
einem  Monate  noch  beide  Mikroorganismen  neben  einander  nachweisen. 
Subkutane  Verimpfung  von  0,5—1  ccm  dieser  Mischkulturen  erzeugte 
immer  Abscesse.  Im  Eiter  waren  bis  zu  dem  nach  20—28  Tagen 
erfolgten  Tode  des  Versuchsthieres  jederzeit  beide  Mikroorganismen 
im  lebensfähigen  Zustande  vorhanden,  und  zwar^der  Typhusbacillus 
in  geringerer  Menge,  als  der  Staphylococcus  pyogenes  aureus. 

Kräl  (Prag). 

Drasch,  Li^oux,  H.  et  Doyen,  £.,  £pid6mie  de  fi^vre  ty- 
phoide  de   Pontfaverger.     (Revue  sanit.  de  la  Province. 
VIII.  1890.  No.  161.  p.  42.) 
Dresch  berichtet  über  eine  Typhusepidemie,  die  in  Pontfaverger 
im  August  1888  von  einem  einzelnen  Falle  aus  ihren  Ursprung  nahm 
und  in  ihrem  weiteren  Verlaufe  sich  fast  ausschliesdich  in  den  Häu- 
sern   der    niedrigst    gelegenen    Strassen    am    Flussufer  lokalisirte. 
Keines  der  betroffenen  Häuser  war  mit  Quellwasser  verseben.    Die 
von    Lajoux   vorgenommene   chemische    Analyse  von  7  Brunnen- 
wässern aus  den  infizirten  Häusern  Hess  allerdings  nur  2  davon  che- 
misch als  ungeniessbar  erscheinen,  doch  war  der  Salpetersäure-  and 
Chlorgehalt  in  6  Brunnen  ein  so  bedeutender,  dass  aus  demselben 
auf  eine  Verunreinigung  des  Wassers  durch  Dejektionen  geschlossen 
werden  musste.    Die  von  Doyen  ausgeführte  bakteriologische  Vn- 


TypYiiis.  —  Pleoritis.  —  AktinomykoM.  797 

tersuchuDg  erstreckte  sich  aaf  5  Brunnenwässer,  auf  das  Flusswasser 
and  auf  das  Wasser  einer  in  der  Nähe  des  Flussbettes  entspringen- 
den Quelle.  Die  Brunnenwässer  enthielten  25000  Keime  pro  ccm, 
wovon  mehr  als  die  Hälfte  Typhusbarillen ,  das  Fluss-  und  das 
Quellwasser  9000  bezw.  3000  hanntoser  Bakterien  pro  ccm. 

Aus  den  Ei^ebnissen  der  chemischen  und  bakteriologischen  Un- 
tersuchung schliessen  Yerff.,  dass  bei  der 'Analyse  eines  verdächtigen 
Wassers  die  Bestimmung  der  organischen  Stoffe  und  des  Ammoniaks 
nur  eine  sekundäre  Bedeutung  hat,  dass  hingegen  die  Bestimmung 
des  Chlors  und  der  Salpetersäure  in  direkter  Beziehung  steht  mit 
dem  Grade  der  Verunreinigung  des  Wassers  durch  organische  Stoffe 
animalischen  Ursprungs.  Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  aufgefasst, 
hatte  die  bakteriologische  Untersuchung  das  Resultat  der  chemischen 
Analyse  fQr  jede  Wasserprobe  bestätigt  Kr  dl  (Prag). 

L«riga,  O.,  e  Pensuti,  Y.,  Pleurite  da  bacillo  del  tifo.  (La 
Riforma  med.  VI.  1890.  No.  206.  p.  1232.) 

Ein  Typhusrekonvalescent  erkrankte  nach  einer  zehntägigen 
fieberfreien  Periode  an  Pleuritis.  Aus  dem  eiterigen  Exsudate  iso- 
lirten  Verff.  mittelst  des  Plattenverfahrens  einen  Mikroorganismus, 
welcher  seiner  tinktoriellen  und  kulturellen  Eigenschaften  halber  und 
wegen  seines  Verhaltens  gegenüber  den  yerschiedenen,  zur  Bestimmung 
des  Typhusbacillus  empfohlenen  Differenzimngsmethoden  als  solcher 
angesprochen  wurde.  Die  Reaktionsmethoden  fQr  den  Typhusbacillus 
fahrten  bezüglich  des  Säuerungsvermögens  und  der  Vitalitätsdauer 
in  Milchserum  zu  etwas  abweichenden  Resultaten  von  jenen  von 
Petruschky  und  von  Heim.  Bei  der  Untersuchung  des  später 
entnommenen  Exsudates  traten  zum  Typhusbacillus  noch  der  Micro c. 
pyogenes  cerens  und  albus  hinzu. 

Nach  Verff.  rühren  viele  Komplikationen  und  Nachkrankheiten 
bei  Typhus  unzweifelhaft  von  der  Wirkung  des  Typhusbacillus  her, 
obzwar  es  nicht  zulässig  ist,  den  Typhuserreger  als  die  einzige  Ur- 
sache in  allen  Fällen  solcher  Krankheitsprozesse  hinzustellen.  Es 
kann  angenommen  werden,  dass  der  im  Organismus  noch  vorhandene 
Typhusbacillus  in  einem  mehr  oder  weniger  weit  vorgeschrittenen 
Biekonvalescenzstadium  aus  zumeist  unbekannten  Ursachen  seine  Viru- 
lenz wiedererlangen  und  sich  in  irgend  einem  Organe  lokalisiren 
kann.  Kr&l  (Prag). 

Barnes,  r.,  Ueber  neun  Fälle  der  menschlichen  Aktino- 
roykose.  (Wiener  klinische  Wochenschrift.  1890.  No.  26,  27, 
28.) 

Verf.  berichtet  über  2  akute  und  7  chronische  Fälle  von  Akti-* 
nomykose  beim  Menschen. 

In  pathogenetischer  Beziehung  wäre  zu  erwähnen,  dass  ein  In- 
dividuum an  Oerstenähren  gekaut  haben  soll;  eine  Kranke  wohnte 
in  der  Nähe  von  Pferdeställen  und  Heuschobern;  eine  andere  trank 
täglich  kuhwarme  Milch  im  Stalle.  Bei  den  übrigen  Personen  ist 
jeder  Kontakt  mit  Vieh  oder  Getreide  ausgeschlossen. 

Sechsmal  entwickelte  sich  die  Krankheit  im  Bereiche  des  Unter- 
n.  Bd.  5X 


798  AktlnomykoBe.  —  Hftntkranklielteii. 

kiefers,  einmal  an  der  Spitze  der  Zunge,  einmal  am  Halse  in  der 
Gegend  des  Kehlkopfes. 

Nur  einmal  handelte  es  sich  um  reine  Aktinomykose;  in  Aen 
anderen  Fällen  bestand  nachträgliche  Infektion  mit  Eiterkokken. 

Nach  V.  Baracz's  Erfahrung  können  kranke  Zähne  als  der 
wahrscheinlichste  Weg  der  Invasion  des  Pilzes  bei  der  Kieferaktino- 
mykose  angesehen  werden; 

An  grauen  und  weissen  Mäusen,  Tauben  und  Hühnern  mit 
frischen,  reinen  Aktinomycesdrusen  angestellte  Impfversuche  bliebe 
sämmtlich  erfolglos.  Di t trieb  (Prag). 

Unna,  P.  0^..  und  Sehlen,  D.  t.,  Flora  dermatologica.  VI. 

(Monateh.  i.  prakt  Dermat.  X.  1890.  No.  11.  p.  486.) 
Verff.   beschreiben    3  Fadenpilze  (No.  X — XII),  welche  gleich 
jener   der  früheren   Gruppe  ihre  Sporen  auf  atypischen    ein&chen 
oder  verzweigten  Fruchtträgern  abschnüren,  sich  aber  dadurch  voo 
ihnen  unterscheiden,  dass  die  Sporen  nicht  längere  Ketten  bilden, 
sondern  als  Einzelfrüchte  persistiren.    Die  Pilze  X  und  XI  wachseo 
auf  Gelatine  als  gelblich-wollige  bezw.  schwefelgelbe  Rasen,  die  bei 
dem  ersteren  im  centralen   Theile   durch   die  aufsitzenden  Sporen 
weiss  erscheinen,  während  der  Rasen  des  lezteren  durch  Eintrocknen 
eine  mehr  grünliche  Farbe  annimmt.    Der  Trtchophytonpilz  (No.  SD) 
wächst  auf  Gelatine  als  weisser,  dicker,  das  Nährsubstrat  verflOssH 
gender  Rasen  mit  gelb  gefärbter,  im  Gentrum  gesättigt  orangerother 
Unterfläche,  die  Oberfläche  ist  mit  einem  feinen  Puder  von  weisser 
Farbe  bedeckt.    Das  Wachsthum  auf  Agar  ist  jenem  auf  Gelatine 
ähnlich.    Die  Früchte  entspringen  rechtwinkelig  von  den  sehr  regel- 
mässig septirten  Hyphen,  anfangs  in  ziemlich  regelmässigen  Abständen 
an  einzelnen   Zweigen   aufgereiht,  die  durch  Anhäufung  verstreute 
Gruppen  bilden,  um  schliesslich  zu  strauchartigen  Fruchtstäodeo  ans- 
zuwachsen.    Manchmal  werden  die  Sporen  dirdct  von  den  Hyphen 
ohne  Vermittelung  eigentlicher  Fruchtträger  abgeschnürt. 

KrAl  (Prag). 
Unna,  P.  0^.,  und  Seiden,  D.  v»,  Flora  dermatologica  VIL 

(Monatsh.  f.  prakt  Dermat  XL  1890.  No.  11.  p.  471.) 

Von  der  bisherigen  Gepflogenheit,  ähnliche  Pilze  in  der  ,3^0^' 
flora'*  aneinanderzureihen,  wird  in  der  vorliegenden  Publilcation  Ab- 
stand genommen  und  es  werden  in  den  beiden  aus  Eczema  seborrholcnm 
gezüchteten  Pilzen  (No.  Xni  und  XIV)  solche  Formen  vorgef&hrt, 
die  nicht  Einzelsporen  oder  Sporenketten  an  sog.  atypischen  Fracht- 
trägem  abschnüren,  sondern  deren  Fruktifikation  in  der  Bildang  tod 
Sporenhaufen  oder  -ballen  besteht  Ein  dritter,  aus  Schüppchen  von 
Pityriasis  versicolor  gezüchteter  Pilz  (No.  XV),  der  in  7  FälleD  dlcwr 
ASelition  fünfmal  im  Kulturverfahren  erhalten  wurde,  bildet  Spenno- 
gonien  mit  Protosporen.  Kr&I  (Prag)* 

Unna,  P.€^.,  Flora  dermatologica.  VIO.  (Monatshefte  fQr  prakt 
Dermat  XII.  1891.  No.  6.  p.  249.) 
In  der  vorliegenden  Folge  beschreibt  Verf.  3  verschiedene  rm 
(No.  XVI— XVIII),  die,  von  6  verschiedenen  Dermatosen  gewonncB, 


{[*tttkrankheiten.  —  Gonorrhöe.  799 

sich  den  eigentlichen  Oldien  anschliessen  und  durch  die  Kleinheit 
ihrer  Hyphen  und  Sporen  von  diesen  sich  unterscheiden.  Zwei  dieser 
Pilze  bilden  auf  der  Agaroberfläche  mehr  oder  weniger  ausgebreitete 
Krusten  mit  diskretem  Tiefenmycel,  der  dritte  w&chst  vorwiegend  in 
der  Tiefe  des  Nährsubstrats  und  beschränkt  sein  Wachsthum  an  der 
Oberfläche  auf  die  Bildung  von  Punkten  oder  zierlichen  einfachen 
oder  mehrfachen  Ringen.  Die  Kulturen  geben  einen  starken  Schimmel- 
geruch von  sich.  Bei  allen  3  Pilzen  findet  die  Fruktifizirung  durch 
Abschnürung  yon  Sporen  in  Form  von  Sporenketten  am  Ende  der 
Lufthyphen  statt.  Die  Sporen  haben  eine  scheibenförmige,  bezw. 
ellipsolde  und  stäbchenartige  Gestalt,  erreichen  bei  dem  Pilze  XVI 
kaum  die  Grösse  von  Eiterkokken  und  auch  jene  der  beiden  anderen 
Pilze  sind  nur  etwas  länger,  aber  nicht  breiter.  Kräl  (Prag). 

Jadassohn,  J«,  lieber  die  Gonorrhöeder  paraurethralen 
und  präputialen  Gänge.  (Sonderabdruck  aus  d.  Deutsch,  med. 
Wochenschrift.  1890.  No.  25  u.  26.) 
Jadassohn  bespricht  zunächst  nach  einem  kurzen  Ueberblick 
über  die  Natur  der  bekannteren  Tripperkomplikationen  und  ihre  bak- 
terielle Abhängigkeit  von  der  Grunderkrankung  an  der  Hand  von 
8    Krankengeschichten   die  klinischen  Charaktere  der  von  ihm  be- 
obachteten gonorrhoischen  Erkrankung  paraurethraler  und  präputialer 
Gänge,  die  er  in  drei  verschiedene  Gruppen  theilt:  1)  kleinere  oder 
grössere  Knoten  zwischen  den  Präputialblättem   mit  augenscheinlich 
präformirter  Oefinung;  2)  feine,  dicht  neben  dem  Orificium  urethrac 
and  parallel  zur  Urethra  verlaufende  Gänge;  3)  solche,  die  an  der 
Dnterfläche  des  Penis  neben  der  Raphe  desselben  seitlich  und  nach 
hinten    vom    Frenulum    verlaufen    und    von    dem   Corpus    caver- 
nosum  urethrae  je  nach   ihrer  Lage  in  der  Haut  bald  mehr,  bald 
minder  deutlich  abzugrenzen  sind.  Die  mikroskopische  Untersuchung 
eines  der  zweiten  Gruppe  angehörigen  gonorrhöisch  affizirten  Prä- 
putialganges  ergab  in  dem  der  Haut  zunächst  gelegenen  Theil  des 
Ganges  eine  kleine  Strecke  weit  Hornschicht,  und  wo. diese  aufhörte, 
ein  mehrfach  geschichtetes  Pflasterepithel.     Neben   spärlichen  Gono- 
kokkenhaufen    in    frei    im  Lumen  des  Ganges  liegenden  Eiterzellen 
konnten    typische  Gonokokkenherde   im   Epithel  nachge- 
wiesen werden.   „Die  Mehrzahl  derselben  fand  sich  auf  der  peripheri- 
schen Schicht  der  Epithelien  und  zwar  bald  als  feine  Streifen  an  der 
äussersten  Kontour   einer  Zelle,   bald  als  flächenhaft  ausgebreiteter 
Haufen  auf  der  Fläche  derselben  immer  in  der  typischen  Diplokokken- 
anordnung;    nur   an  einzelnen    Stellen   gelang   es,  sie  zwischen  die 
obersten  Lagen  der  Zellen  in  die  Intercellularräume  hinein  zu  ver- 
folgen.'*   Dieser  Befund  ist  es,  welcher  die  Beobachtungen  Jadas- 
sohn ^s  ihres  rein  klinisch-spezialistischen  Interesses  entkleidet  und 
ihnen  eine   schätzbare  allgemein  pathologische  Bedeutung  verleiht. 
Dadurch  wird  der  von  Bumm  aufgestellte  Satz:    „Nur  Cylinderepi- 
thelien   erliegen  der    Invasion   von    Gonokokken;    in   geschlossenes 
Pflasterepithel  vermögen  dieselben  nicht  einzudringen^S  welcher  bereits 
von  Touton    eine  scharfe  Zurückweisung  erfahren  hat,   endgültig 
widerlegt    Damit  fällt  auch  die  weitere  Anschauung  B  u  m  m  's,  dass 

61* 


gOO  Gonorrhöe.  —  Chorditis  nnd  Shinosklaroni. 

,,dic  Umbildung  des  normalen  Cylinder  in  Pflasterepithel  diä  Be- 
dingung fflr  die  Heilung  der  Gonorrhöe,  dass  diese  TransformatioD 
ein  vom  teleologischen  Standpunkte  aus  als  heilsam  und  vortheilhaft 
anzusehender  Prozess  sei/^  Selbstverständlich  wird  die  von  Bumm 
konstatirte  Thatsache  der  Epithelumwandlung  dadurch  in  keiner  Weise 
berührt,  wie  Verf.  gebührend  hervorhebt.  Ebenfalls  kann  Wert  mit 
B  u  m  m  der  Phagocytose  keine  Rolle  bei  der  Heilung  der  Oonorrhöe  zu- 
weisen. Bei  der  seltenen  Gelegenheit  zu  mikroskopischer  Untersuchung 
gonorrhöisch  erkrankter  Gewebe  muss  jeder  Befund  nach  dieser  Rich- 
tung, der  alte  unrichtige  Anschauungen  rektifizirt  und  uns  den  Weg 
zu  einem  besseren  Verständniss  der  von  den  Gonokokken  erzeugten 
pathologischen  Prozesse  eröffnet,  mit  aufrichtiger  Freude  begrOsst 
werden.  Ledermann  (Breslau). 

Bandler,  Ueber  die  Beziehungen  der  Ghorditis  vocalis 
inferior  hypertrophica  (Gerhardt)  zu  dem  Rhino- 
sklerom  (Hebra).  [Aus  dem  poliklinischen  Institute  der  deut- 
schen Universität  in  Prag.]  (Sep.-Abdr.  aus  der  Zeitschrift  für 
Heilkunde.  1891.  Heft  1  und  2.) 

Bereits  vor  einigen  Jahren  wurde  von  verschiedenen  Seiten  die 
Ansicht  ausgesprochen,  dass  die  Ghorditis  vocalis  inferior  hyper- 
trophia  einen  dem  Rhinosklerom  identischen  Prozess  darstelle. 
Bandler  ist  es  gelungen,  den  auf  anatomische  und  bakteriologiacbe 
Untersuchungen  gegründeten  Beweis  hierfür  zu  erbringen. 

Es  handelte  sich  um  einen  letal  abgelaufenen  Fall  von  Gbonlitis 
vocalis  inferior  hypertrophica,  dessen  von  Prof.  Chiari  vorgenom- 
mene anatomische  Untersuchung  den  Prozess  als  Rhino-Pha- 
ryngo  -  Laryngo  -  Tracheo-  et  Broncho  -  Sclerom  er- 
kennen Hess. 

Histologisch  fand  man  in  den  zur  mikroskopischen  Untersuchung 
gelangten  Stücken  des  Septum  narium,  des  Pharynxdaches,  des  La- 
rynx,  der  Trachea  und  der  Bronchien  dichtes,  spärlich  vaskularisirtes 
Granulationsgewebe  in  der  Mucosa,  welches  viel  kömiges,  gelbbraunes 
Pigment  enthielt  und  sich  stellenweise  auf  die  Submucosa  fortsetzte. 
Ausserdem  fanden  sich  in  dem  Granulationsgewebe  zerstreut  tropfen- 
und  klumpenartige  Partikel  einer  kolloiden,  sich  mit  Anilinfarben  in- 
tensiv tingirenden  Masse  [ein  Befund,  welchen  Ref.  in  seinen  früher 
untersuchten  Fällen  nicht  machen  konnte],  endlich  sogenannte  Mi- 
kulic zische  Zellen  (Ref.),  welche  an  vielen  Stellen,  namentlich  in 
den  Bronchien,  in  grosser  Menge  beisammen  lagen. 

Die  Rhinosklerombakterien  lagerten  theils  zerstreut  zwischen'd» 
Zellen  des  Granulationsgewebes,  theils  in  den  Mikulicz* sehen 
Zellen.  Die  Lagerung  der  Rhinosklerombakterien  in  Lymphgef&ssen 
konnte  nicht  konstatirt  werden. 

In  Abstreifjpräparaten,  sowie  in  den  aus  dem  Rhinoskleromge- 
webe  angelegten  Kulturen  wurden  nur  Rhinosklerombakterien  widir- 
genommen. 

Die  Charaktere  der  Kulturen  entsprachen  den  bereits  früher 
vielfach  angegebenen  Merkmalen  derselben.  Auch  wurden  Unter- 
schiede zwischen  den  Stiehkulturen  von  Rhinosklerombakterien  und 


Stomatitis.  —  OoryuL  —  ^asthitTkraukheitea  in  Aiutralieik.  ^i 

Fried I ander ^ gehen  Pneumoniebacillen  (wie  solche  bereits  früher 
vom  Ref.  konstatirt  wurden)  beobachtet. 

Einer  weissen  Maus  wurden  0,2  ccm  einer  zweitägigen  Bouillon- 
kultur in  die  rechte  Pleurahöhle  injizirt.  Das  Thier  starb  nach  48 
Stunden  an  einer  Pleuritis,  und  wurden  aus  der  Exsudatilüssigkeit 
Reinkulturen  von  Rhinosklerombakterien  gewonnen. 

Mit  Bücksicht  auf  die  angeführten  Befunde  sieht  Verl  die  Chor* 
ditis  vocalis  inferior  hypertrophica  als  einen  dem  Rhinosklerom  iden- 
tischen Prozess  an.  Dittrich  (Prag). 

BIday,  P.,  Gas  de  contagion  de  la  stomatite  mercu- 
rielle.  (AnnaL  de  derm.  et  syphil.  1891.  25.  F6vr.) 
Diday  berichtet  über  einen  jungen  Mann,  der  wegen  eines 
frischen  Schankers  einige  Tage  Jodquecksilberpillen  genommen  hatte 
und  die  Zeichen  einer  hochgradigen  Mercurialstomatitis  darbot.  Wenige 
Tage  darauf  wurde  auch  seine  Frau,  welche  ihn  trotz  der  bestehenden 
Mundaffektion  mehrfach  geküsst  hatte,  von  einer  gleichen  Stomatitis 
befallen.  Dass  die  Mundaffektion  der  Frau  durch  Uebertragung  des 
quecksilberhaltigen  Speichels  des  Mannes  erfolgt  ist,  glaubt  Diday 
aus  verschiedenen  Gründen  verneinen  zu  müssen.  Er  ist  vielmehr 
der  Ansicht,  dass  unter  den  tausenden,  sonst  unthätigen  und  nicht 
virulenten  Parasiten  der  Mundhöhle  unter  dem  Einfluss  der  merku- 
riellen  Imprägnation  einige  eine  vermehrte  Lebensthätigkeit  annehmen, 
unter  den  veränderten  Existenzbedingungen  schliesslich  virulent  bezw. 
kotttagiös  werden.  So  glaubt  er  auch  in  diesem  Falle  die  Ueber- 
tragung und  die  Entstehung  der  Stomatitis  bei  der  Frau  bewirkt. 

Ledermann  (Breslau). 

Schroetter,  H.  von,  und  Winkler,  F.,  Beitrag  zur  Pathologie 
der  Coryza,  8^  6  S.  Wien  1890. 
Die  Yerff.  gössen  bei  frischem  Schnupfen  mit  dem  ganz  klaren 
Nasensekret  Gelatineplatten,  auf  denen  2  Staphylokokken  wuchsen,  die 
beide  die  Gelatine  nicht  verflüssigten  und  von  denen  der  eine  prächtig 
citronengelbe,  der  andere  goldgelbe  Kolonieen  bildete,  die  ein  Stearin- 
tropfenähnliches  Aussehen  hatten.  Sie  zeigten  verschiedene  Grösse 
und  lebhafte  Eigenbewegung.  Die  Verff.  halten  den  einen  für  den 
von  Passet  beschriebenen  St.  pyogenes  cereus  flavus,  den 
andern  schlagen  sie  vor  St.  cereus  aureus  zu  nennen.  Es  ge- 
lang ihnen,  durch  Einbringung  von  Reinkulturen  in  die  Nasenlöcher 
von  jungen  Kaninchen  Schnupfen  zu  erzeugen,  während  ältere  Thiere 
auf  diesen  Eingriff  nicht  reagirten.       M.  Kirchner  (Hannover). 

Bmee  et  Loir,  Les  maladies  du  betail  en  Australie. 
(Annales  de  Tlnstitut  Pasteur.  1891.  No.  3.  p.  177.) 
Da  die  einheimische  Fauna  Australiens  fast  nur  aus  Marsupialien 
besteht,  so  entstammen  alle  landwirthschaftlichen  Nutzthiere  sowie 
deren  infektiöse  Krankheiten  der  Importation.  Die  Verff.  —  Bruce 
ist  Chdfinspektor  ,4u  b6tail'*  zu  Sidney,  Loir  Direktor  des  austra- 
lischen Institut  Pastoui-  —  geben  eine  interessante  Uebersicht  über 


g02  fiaastbierkrankhftltAii  in  AuBtraliert* 

die  derzeitige  Ausbreitung  von  Epizootien  daselbst  und  Über  die  an* 
gewendeten  Schutzmaassregeln. 

Der  Milzbrand  wurde  zuerst  1847  in  Australien  eingeschleppt 
und  erhielt  von  dem  ersten  Ausbruchsorte  den  Namen  f,Cumberland- 
Krankheit''.  Erst  1888  wurde  die  Identität  der  letzteren  mit  An- 
thrax durch  die  „mission  Pasteur''  sicher  bewiesen.  Seit  August 
1890  existirt  ein  eigenes  Laboratorium  zur  Beschaffung  von  Schutz- 
lymphe. AnnlUiernd  dürften  die  Verluste  an  Milzbrand  bloss  in  Nea- 
Süd-Wales  jährlich  200  000  Schafe  betragen  bei  einem  Gesammtbe- 
stand  von  56  Millionen.  In  den  befallenen  Gegenden  beläuft  sich  die 
Mortalität  auf  15  ^/q.  Die  Schutzimpfungen  scheinen  günstig  zu 
wirken. 

Die  Lungenseuche  erschien  zuerst  1858  in  Australien.  Zur  Aas- 
breitung  derselben  im  Lande  trug  früher  namentlich  der  Verkehr  mit 
Ochsenkarren  bei.  Gegenwärtig  hat  die  Epizootie  Queensland  erreicht, 
dessen  Rinderzucht  die  ausgedehnteste  ist.  Zum  Verkaufe  werden 
die  Thiere  von  dort  500—1500  Meilen  nach  Neu  -  Süd  -  Wales  und 
Victoria  getrieben,  zum  Theil  durch  infizirte  Gegenden,  weshalb  nicht 
selten  Herden  von  1500—2000  Ochsen  bei  der  Ankunft  am  Markte 
einen  Verlust  von  25— 30^/o  aufweisen.  Der  jährliche  Gesammtver- 
lust  durch  die  Lungenseuche  beziffert  sich  auf  etwa  16  Millionen 
Franken. 

Die  Schutzimpfung  gegen  die  Lungenseuche  von  Willems  wurde 
bereits  1862  eingeführt.  Dieselbe  besteht  in  Einimpfung  von  Lungen- 
saft eines  an  der  Seuche  erlegenen  Thieres  am  Schwänze.  Bei  guter 
Ausführung  wird  der  Schwanz  nicht  geschädigt  und  das  Thier  ist 
immun  geworden.  Die  Schwierigkeit  bestand  nur  in  der  steten  Be- 
schaffung frischen  Impfstoffes.  Die  „mission  Pasteur""  löste  diese 
Aufgabe  mit  Hülfe  einer  von  Pasten r  1882  angegebenen  Methode. 
Macht  man  die  Inokulation  anstatt  am  Schwänze  an  einer  empfäng- 
licheren Körperstelle,  z.  B.  hinter  den  Schulterblättern,  so  entwickelt 
sich  ein  starkes  Oedem,  dessen  Serum  nun  ebenso  wirksamen  Impf- 
stoff liefert,  wie  die  Lungen  gefallener  Thiere.  Man  braucht  also 
nur  ein  junges  Kalb  in  dieser  Weise  zu  inokuliren,  um  jederzeit  ge- 
nügend Impfstoff  zu  haben.  Es  gibt  jetzt  ein  Paar  Stationen  in 
Queensland,  welche  fortwährend  ein  neues  Kalb  inokuliren,  um  immer 
Stoff  bereit  zu  haben.  Der  letztere  wird  in  sterilisirten  Röhrchen 
zu  je  20  frcs  abgegeben.  Sobald  ein  Squatter  sein  Vieh  auf  die 
südlichen  Märkte  zu  senden  beabsichtigt,  inokulirt  er  mit  solchem 
Stoff  ein  Kalb  hinter  dem  Schulterblatt,  bei  dem  sich  etwa  innerhalb 
3  Wochen  ein  grosses  Oedem  entwickelt  mit  reichlichem  Serum  zur 
Impfung  der  ganzen  Herde.    Die  Erfolge  dabei  sind  evident  günstige. 

Ueber  die  Wuthkraukheit  schweigt  der  Bericht,  da  dieselbe,  dank 
den  Quarantänemaassregeln  in  Australien  unbekannt  ist.  Hunde  dürfen 
nur  von  England  her  importirt  werden  und  haben  dann  eine  sechs- 
monatliche Quarantäne  durchzumachen. 

Ueberhaupt  ist  die  Einfuhr  von  Vieh  in  Australien  durch  eine 
Reihe  strenger  Vorschriften  geregelt,  deren  wichtigste  mitgetheilt 
werden.  Die  Quarantänedauer  beträgt  für  Kameele  70,  für  Rinder 
60,  Schafe  90,  Ziegen  u.  s.  w.  60  Tage.        Bu ebner  (München). 


dcbweines^aehe.  —  Mogc^oler4.  3Ö3 

Bimzl-Fedeniy  E.,  UnterBuchuDgen  über  einige  seuchen- 
artige  ErkraDkungen  der  Schweine^).    [Ausdem  hygie- 
Bischen  Institute  der  deutschen  Universität  zu  Prag.]     (Separat- 
abdnick  aus  dem  Archiv  für  Hygiene.  1891.) 
B.  sucht  auf  Grund  seiner  Versuche  die  noch  immer  nicht  ganz 
gelöste  Frage  der  Gruppiruog  und  Sonderung  der  Schweinekrank- 
bdten  der  verschiedenen  Lander  einer  Klärung  näher  zu  bringen. 
Er  beschäftigt  sich  hauptsächlich  mit  der  deutschen,  amerikanischen, 
dänischen  und  französischen  Schweineseuche,  zieht  aber  daran  an- 
schliessend auch  die  ganze  Septikämiegruppe  (Hueppe),  die  Frett- 
chenaeuche,    Barbone    dei    Bufali    und    die    spontane     Kaninchen- 
septikämie  (Eberth)  in  den  Bereich  seiner  Untersuchungen. 

Als  neues  Moment  für  die  Differenzirung  der  verschiedenen  Mikro- 
organismen benutzt  er  deren  Kulturen  in  reiner  und  in  mit  Lack- 
mus gefärbter  Milch.  Es  ergibt  sich  dabei  zunächst  ein  neuer 
Beweis  für  die  Identität  der  Wild-  und  Schweineseuche  (geringe  Säure- 
bildong  in  Milch)  und  für  die  nahe  Verwandtschaft  derselben  zu  der 
Kaninchenseptikämie  und  Eühnercholera,  deren  Keime  in  der  Milch 
stärkere  Säurebildung  hervorrufen ;  der  Septikämiegruppe  nahestehend 
erweist  sich  Barbone.  In  Bezug  auf  die  amerikanische  Schweine- 
seoche  zeigt  sich  die  vollständige  Uebereinstimmung  der  Organismen 
der  Swineplague  (Billings)  mit  den  Keimen  von  Hogcholera  (Sal- 
mon);  beide  sind  auch  identisch  mit  der  dänischen  Svinpest:  sie 
erwdsen  sich  in  Milch  als  starke  Alkalibildner. 

Die  französische  Schweineseuche  (Marseille)  sowie  die  Frettchen- 
seuche und  die  spontane  Kaninchenseptikämie  (Eberth)  scheinen 
eine  besondere  Gruppe  zu  bilden,  welche  durch  starke  Säurebildung 
in  Milch  und  Beweglichkeit  (im  Gegensatze  zu  den  unbeweglichen  Orga- 
nismen der  Septikämiegruppe)  charakterisirt  ist      D  i  1 1  r  i  c  h  (Prag). 

Sehweinitz,  E.  A.  v.,  A  preliminary  study  of  the  pto- 
malues   from    the  culture-liquids    of    the    Hog-cho- 
lera  germ.    (Philadelphia  Med.  News.  1890.  No.  921.  p.  237.) 
Nach  Verf.  eignen  sich  Kulturen  in  peptonisirter  saurer  Rinder- 
fleischbrühe am  besten  zur  Gewinnung  der  von  dem  Schweinepest- 
bacillus  produzirten  Ptoma][ne  und  Albumosen.    Mittelst  der  B  r  i  e ge  r - 
sehen  Methoden,  durch  Ausfällung  mit  Quecksilberchlorid  und  Zer- 
setzung des  in  Wasser  gelösten  Niederschlages  mittelst  Schwefel- 
wasserstoff erhielt  Verf.  ein  Filtrat,  aus  welchem  er  Kadaverin  und 
ein  primäres  Amin  darstellen  konnte.    Ausserdem  war  in  der  Flüssig- 
keit ein  Salz  alkalolden  Charakters  vorhanden,  das  folgende  Reak- 
tionen gab: 

Mit  Phosphormolybdänsäure:      hellgelber  Niederschlag, 
„    Wismuthkaliumjodid :  rothe  Nadeln, 

„    Phosphorsäure:  weisser  Niederschlag, 

„    Kaliumjodid:  braunrother  Niederschlag, 

„    Platindnlorid :  gelber  krystallinischer  Niederschlag, 

„    Golddilorid:  gelbrother  Niederschlag. 

1)  Vrgi.  auch  die  OriKiDalmitthailimg  desselbau  V«rf.  in  der  laufendeu  No.  dies.  Zeitschr« 


S04  Hogcholora.  —  Itrankheii  der  Pichtontrieb«. 

Das  Platindoppelsalz  entspricht   der  Formel:    CiAHs^N^Ptd^.. 

Es  gelang  nicht,  die  freie  Base  rein  darzusteUen.  Das  Hydro- 
chlorid  desselben  bildet  einen  dicken,  in  absolutem  Alkohol  löslichen 
Syrup,  welcher  über  Schwefelsäure  nicht  zum  Krystallisiren  gebracht 
werden  kann. 

Bei  der  Behandlung  der  Kulturen  mit  absolutem  Alkohol  im 
Ueberschusse  wurde  ein  Toxalbumin  als  flockiger,  weisser,  in  Wasser 
löslicher  Niederschlag  gewonnen,  das  im  Vacuum  über  Schwefels&ure 
in  weissen«  durchscheinenden  Plättchen  krystallisirt.  Die  wässerige 
Lösung  gibt  mit  Platinchlorid  einen  fast  unlöslichen ,  mikroskopisch 
aus  nadelähnlichen  Krystallen  bestehenden  Niederschlag. 

Subkutane  Injektionen  an  Meerschweinchen  mit  kleinen  Mengen 
des  Hydrochlorids  der  neuen  Base  und  der  Albumose  erzeugten  re- 
lativ rasch  vorübergehende  leichte  lokale  Erscheinungen  und  Tempe- 
ratursteigerung. Die  beiden  Substanzen  scheinen  demnach  keine 
starken  Gifte  zu  sein.  Ueber  gelungene  Immunisirungsversuche  an 
Meerschweinchen  will  Verf.  später  berichten.  Kräl  (Prag). 

Hartigf  U.J  Eine  Krankheit  der  Fichtentriebe.    (Zeitschrift 
für  Forst-  und  Jagdwesen.  1890.  Hrft  11.  p.  667—670.  —  Sitzungs- 
berichte des  botan.  Vereins  in  München  in  Botan.  Centralblatt  XLV. 
1891.  p.  137—138.) 
Die  Krankheit,  welche  sich  darin  äussert,  dass  im  Mai  die  inngen 
Triebe  der  Fichte  an  der  Basis  und  in  der  Mitte  braune  Nadda 
zeigen,  während  die  Triebspitze,  anfänglich  noch  grün,  später  aber 
auch  getödtet^  schlaff  herabhängt,  so  dass  schliesslich  der  ganze 
Zweig  unter  Schrumpfung  abstirbt  und  in  schiefem  Winkel  nach  ab- 
wärts gebogen  erscheint,  wird  erzeugt  durch  einen  Pilz,  von  welchem 
man  bisher  nur  die  Pykniden  mit  den  Stylosporen  kennt,  zur  Gattuog 
S  e p  1 0  r  i  a  gehörig  ist  und  vom  Verf.  als  S.  p  a  r  a  s  i  t  ic  a  n.  sp.  bezeichnet 
wird.    Die  Pykniden  finden  sich  zwischen  den  Knospenschuppeu  ao 
der  Basis   der   getödteten  Triebe,   an   der  zusammengeschrumpften 
Triebspitze ,    an   einigen  nicht  abgefallenen   Nadeln ,   sie   kommen 
knöpfchenartig   aus  der   Blattnarbe   des  Blattkissens   hervor.    Sie 
besitzen  eine  bis  mehrere  Kammern  und  erzeugen  auf  pfriemförmigen 
Basidien  spindelförmige,  farblose,  13 — 15  /u  grosse,  2-kammerige  Stylo- 
sporen, welche  im  Mai  in  weissen  Ranken  aus  den  Pykniden  hervor- 
treten.   Durch  Wind  und  Regen  gelangen  sie  auf  die  jungen  Fichten- 
triebe (Picea  excelsa,P.  Menziesiiundwahrscheinlichauchandere 
Picea -Arten)  und  infiziren  keimend  die  jungen  Nadeln  und  Triebe. 
Häufig  findet  auch  Infektion  des  vorjährigen  Triebes  und  Tddtong 
der  nahe  an  der  Spitze  entspringenden  Seitentriebe  desselben  statt 
Durch  Aussaat  der  Stylosporen  zwischen  die  Knospenschuppen  aus- 
treibender Fichten  konnte  die  Krankheit  in  8—12  Tagen  hervorge- 
rufen  werden.     In   Nährgelatine   entwickelten    die  Sporen  Qppiges 
Mycel  und  schliesslich  entstanden  auch  die  Pykniden,  aber  iceine 
Perithecien.  Brick  (Hambaiig). 

Lagerhelm,  Gt.  de,   La  enfermedad  de  los  pepinos,  sn 
causa  y  su  curaciön.    (Revista  ecuatoriana.  Tome  IL  1S90, 
Numero  24.  5  pp.) 
Enthält  Angaben  über  das  Auftreten  von  Phytophtora  der 


Üelintnmpfhnf,  kÜnsÜ.  tnfektiontkfankheiten,  feDtwickeimigshaihinttlig  ete.      ^5 

Tastatrix  (Lib.)  auf  Blättern  und  Früchten  von  Solanum  muri- 
catom  in  Ecuador,  sowie  Aber  die  Mittel  zur  Bekämpfuug  dieser 
Pilzkrankheit.  Der  Schaden,  den  der  Pilz  anrichtet,  besteht  namentlich 
darin,  dass  die  Frflchte,  um  derentwillen  die  Pflanze  angebaut  wird, 
nicht  reifen,  wenn  sie  vom  Pilze  befallen  sind.    Dietel  (Leipzig). 


8ehiitzim|ifiing,  künstliche  Infektionskrankheiten,  Entwick- 
lungshemmung und  Vernichtung  der  Bakterien  etc. 

Boger^  Propri^t^s '  bact^ricides  du  s^rum  pour  le 
streptocoque  de  T^rysipöle.  (Le  Bulletin  m6d.  1890.  No. 
87.  p.  966.) 
Verf.  s&te  in  Blutserum,  welches  einem  vor  einem  Monate  mit 
vfarolenter Kultur  des Strepto CO cc US  Erysipelatosimmunisirten 
Thiere  entstammte,  denselben  Streptococcus  aus  und  konnte 
mittelst  des  Plattenverfahrens  eine  ebenso  reichliche  Entwickelung 
des  Mikroorganismus  konstatiren,  wie  sie  im  Serum  von  nicht  immu- 
nisirten  Thieren  stattgefunden  hatte.  Bei  der  Verimpfung  der  Kul- 
turen an  Kaninchen  stellte  sich  indes  heraus,  dass  die  Virulenz  der 
im  Serum  immunisirter  und  jener  im  Serum  frischer  Thiere  gewach- 
senen Erysipelkokken  eine  sehr  verschiedene  war.  Die  mit  den  letz- 
teren geimpften  Thiere  erlagen  prompt  einer  AUgemeininfektioo,  wo- 
hingegen mit  den  enteren  nur  ein  heilbares  Erysipel  erzeugt  werden 
konnte.  Als  abgeschwächte  Erysipelkokken  zur  Aussaat  benutzt 
wurden,  bewirkte  die  Impfung  mit  der  Kultur  aus  normalem  Serum 
ein  ausgebreitetes  Erysipel,  jene  aus  dem  Serum  immunisirter  Thiere 
fahrte  Mos  zu  einem  umschriebenen  Abscess.  Immunisirte  Kaninchen 
reagiren  auf  eine  Impfung  mit  virulenter  Kultur  nur  durch  lokiüe 
L&sionen«  Frische  Thiere,  die  mit  dem  Streptococcus  aus  dem 
Serum  immunisirter  Thiere  geimpft  werden,  verhalten  sich  wie  im- 
munisirte Thiere,  welche  eine  virulente  Kultur  erhalten  haben. 

Die  Virulenz  des  Erysipelcoccus  unterliegt  demnach  im 
intra-  und  im  eztravasculftren  Serum  immunisirter  Thiere  identischen 
Veränderungen,  und  die  bakterientödtenden  Eigenschaften  des  Se- 
rums bei  der  erworbenen  Immunität  finden  auch  in  diesem  Falle 
ihre  Bestätigung.  Kr&l  (Prag). 

Stemberg,  Oeorge  IL^  Dr.  Freire's  protective  inocula- 
tion-facts  versus  figures.     (New  Tork  Med.  Record.  No. 
1018.  1890.  p.  524.) 
Verf.  wendet  sich  gegen  die  von  Freire  an  die  Pariser  Aea- 
d6mie  des  sdences  gerichtete  Mittheilung  und  gegen  dessen  jüngste 
statistische  Publikation  Ober  Schutzimpfungen  gegen  Gelbfieber.   Wie 
Verf.  berdts  frflher  in  einem  offiziellen  Berichte  erw&hnt  hatte,  kann 
den  Freire 'sehen  Schutzimpfungen  gegen  Gelbfieber  ein  prophy- 
laktischer Werth  nicht  zuerkannt  werden,  da  der  spezifische  Keim 


§0^        tiakteriol.  vom  X.  intornatlonalen  modioinisehen  Kongresse  za  ß«rlitt. 

des  Gelbfiebers  noch  nicht  entdeckt  sei  und  daher  kein  abgeschwäch- 
tes Virus  vorhanden  ist,  mit  welchem  Schatzimpfuogen  ausgeführt 
werden  könnten.  Zum  Schlüsse  sucht  Verf.  die  Ziflferngruppirungen 
der  F  r  e  i  r  e  *  sehen  Statistik  ttber  die  von  Letzterem  in  Rio  de  Ja* 
neiro  vorgenommene  Vaccination  gegen  Gelbfieber  richtigzustelleii. 

Kräl  (Prag). 


Originalbericbte  über  Kongresse. 


Bakteriologisches  vom  X.  iDtemationalen  medicinischen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  Angnst  1890. 

(Fortsetinng.) 

Ans  den  Abtheflungs-Sitzungen. 

III.  Abthellung:  Allgemeine  Pathologie  und  pAthologiaehe 

Anatomie. 

Herr  Foä  (Turin),  Zur  Biologie  des  Diplococcus  lanceo- 
latus. 
Vortr.  konnte  feststellen,  dass  der  von  den  Kaninchen  in  Folge 
subkutaner  Einimpfung  kleiner  Mengen  Diplococcus  ianceo- 
latus  dargebotene  anatomische  Befund  je  nach  dem  Falle  sich  än- 
dert, unabhängig  von  dem  Virulenzgrade  des  benutzten  Mikroorga- 
nismus, und  zwar  hauptsächlich  nach  zwei  Bichtongen  bin:  einmal 
mit  entzündlichem  Oedem  der  Haut,  das  andere  Mal  ohne  diese. 
Wenn  man  den  Diplococcus  aus  dem  frischen,  fibrinösen  Lungenex- 
sudate entnimmt,  erhält  man  den  ersteren  Befund,  mit  dem  aus  dem 
Exsudate  der  Gerebrospinalmeningitis  stammenden  Diplococcus  den 
anderen  Befund,  daher  Vortr.  jenen  als  Pneumococcus,  diesen 
als  Meningococcus  bezeichnet.  Wenn  der  Pneumococcus 
anaärob  gezüchtet  wird,  nimmt  er  nach  24  Stunden  die  Eigenschaften 
des  Meningococcus  an  und  behält  sie  auf  dem  Wege  der  Erblichkeit 
Der  Meningococcus  kann  vorübergehend  in  den  Pneumococcus 
verwandelt  werden,  wenn  er  mit  Staphylococcus  pyogenes 
aureus  dem  Proteus  vulgaris  zusammen  verimpft  wird.  Kanin- 
chen können  für  den  Diplococcus  lanceolatus  durch  epi- 
kratische  und  wiederholte  Dosen  der  löslichen  Produkte  desselben 
Mikroorganismus  immun  gemacht  werden.  Die  vor  6  Monate  vei> 
impften  löslichen  Produkte  des  Diplococcus  und  die  behufs  Fest- 
stellung der  Immunität  hierauf  gefolgte  Einführung  von  starkem  Virus 
nach  einigen  Tagen  haben  die  Resistenz  des  Kaninchens  derart  er- 
höht, dass  sie  es  wie  das  Schaf,  Hund  oder  Mensch  reagiren  machan. 
Die  Isolirung  des  pneumonischen  Giftes  durch  Ausfällung  mit  Am« 
moniumsulfat,  Dialyse  und  hierauf  folgender  Konzentration  ergab  eine 
Substanz,  welche  das  Thier  nicht  tödtet,  aber  dessen  biologische 
Eigenschaften  wesentlich  verändert. 


^kterioi.  Tom  X    ioternatiomieli  ttAliciniAclun  ttongreta^  jsu^berlin.         ^7 

Herr  fianuüela  (Odessa),   Ueber  die  Besistenz    der  Kanin- 
chen gegenQber  den  Cbolerabakterien. 

Die  Energie  der  bakterientödtenden  Wirkung  der  KOrperflüssig- 
kdten  steht  bei  den  verschiedenen  Tbierarten  nicht  in  konstantem 
Verhftltniss  zu  ihrer  Immunität  gegenüber  den  pathogenen  Mikroben. 
So  Ternichtet  das  Kaninchenblutsernm  weit  lebhafter  den  Milzbrand- 
badllus,  als  das  Blutserum  vom  Hunde,  und  doch  ist  der  Hund  gegen 
Milzbrandinfektion  resistenter,  als  das  Kaninchen.  Die  Immunit&t 
kann  also  nicht  allein  auf  chemischen  Faktoren  beruhen,  es  müssen 
auch  die  Veränderungen  in  Betracht  gezogen  werden,  welche  durch 
das  Leben  der  pathogenen  Mikroben  auf  das  bakterientödtende  Ver- 
mögen des  Organismus  ausgeübt  werden.  Man  kann  dies  dahin  zu- 
sammenfassen, dass  die  pathogenen  Bakterien  die  Eigen- 
schaft haben,  die  bakterientödtende  Wirkung  des 
Organismus  zu  unterdrücken,  während  die  nicht  pa- 
thogenen Bakterien  eineErhöhung  derselben  herbei- 
führen. Die  Erhöhung  der  antiseptischen  Wirkung  kann  nicht  nur 
eine  vorübergehende,  sondern  auch  eine  sehr  lang  andauernde  sein. 

Diese  Annahmen  können  auch  auf  die  Cholera  bei  Kaninchen 
ausgedehnt  werden.  Wenn  man  an  Kaninchen  2  ccm  Gholerakultur 
intravenös  verimpft  und  entnimmt  ihnen  nach  4 — 6  Stunden  Blut,  so 
findet  man,  dass  das  bakterientödtende  Vermögen  ihres  Serums  nam- 
haft grösser  ist,  als  jenes  des  Serums  vom  normalen  Kaninchen. 
Der  refraktäre  Zustand  der  Kaninchen  gegen  Cholera  ist  so  bestän- 
dig, dass  selbst  eine  gleichzeitig  einhergehende  Intoxikation  mit 
Morphium  oder  Atropin  nicht  im  Stande  ist,  die  vollständige  Ver- 
nichtung aller  injizirten  Cholerabacillen  zu  verhindern. 

Prädisponirend  wirkende  Substanzen  sind  hauptsächlich  die 
Bakterienprodukte  und  die  Fermente.  Wenn  der  intravenösen  In- 
jektion von  Cholerabacillen  solche  von  sterilisirten  Kulturen  des  B. 
prodigiosus,  von  PapaXn  oder  von  Pankreatin  vorangehen,  er- 
zeugt erstere  eine  Enteritis  mit  Vorhandensein  von  Choleravibrionen 
im  Dickdarminhalte.  Eine  EUlmoglobinlösung  scheint  keine  prädispo- 
nirende  Wirkung  für  Cholera  zu  besitzen.  Lässt  man  aber  das 
Hämoglobin  in  Metahämoglobin  umsetzen  und  verimpft  dieses  zu- 
gleich mit  Cholerakulturen  intravenös  oder  in  die  Lunge,  so  wird 
eine  Septikämie  mit  Vermehrung  der  Bacillen  ausgelöst.  Dieselbe 
prädisponirende  Wirkung  wird  hervorgebracht,  wenn  man  das  Meta- 
hämoglobin im  lebenden  Organismus  selbst  mittelst  Natriumnitrit  er- 
zeugt. Das  Serum  von  mit  Natriumnitrit  vergifteten  Kaninchen  be- 
sitzt irgend  ein  bakterientödtendes  Vermögen  nicht  mehr.  Intra- 
venöse Injektionen  von  Cholerabakterien  mit  nicht  tödtlichen  Mengen 
Natriumnitrit  führen  Gholeraläsionen  mit  Lokalisation  der  Mikroben 
im  Darme  herbei.  Da  die  Cholerabakterien  die  Eigenschaft  haben, 
Nitrate  in  Ifitrite  überzuführen,  wurden  auch  Versuche  mit  dem  fast 
ongiiFtigen  Natriumnitrat  angestellt  und  dessen  prädisponirende  Wir- 
kung ebenfalls  konstatirt.  0,3—0,5  g  Natriumnitrat  mit  2 — 4  ccm 
Gholerakultur  intravenös  erzeugen  eine  Lokalisation  der  Bakterien 
im  Darme,  welche  sich  häufig  noch  während  des  Lebens  des  Ver« 
suchsthieres  durch  eine  Diarrhöe  manifestirt. 

(Fortsetsiing  folgt) 


^08  Keue  Litterablr. 


Neue  Litteratur 


Db.  AsXHDB  WOBJEBÜB0V 
ilUlollwte  te  XaiMriklim  GwnndlMltMato  ia  Btrilii. 


Mcrflktiogu  u»d  BgiUmaiik,ß 

Hariot,  P.,  Une  nonyeUe  espic«  d'uromyces.    (Jonro.  de  botan.  T.  V.  1891.  p.  99.) 
Krammr,  S.,    Ueber   einen   rothgeflrbton ,    bei    der  Vergihning^  von  Most  mitwirlLeodan 

Bprosspils.     (Oesterr.  landwiitlwchaftl.  Ccntralbl.  1891.  Heft  1.) 
MefMa,  A.,  Contribaiione  allo  stadio  delle  ciglia  dei  batterii  e  propoata  di  nnaclAsaifi- 

casione.     (Areh.  per  le  sciense  med.  1891.  Vol.  XV.  No.  2.  p.  8S3 — 136.) 
Bahai,   Die  Discomyeeten-Gattiing  Ahleaia  Fackel  und  die  Pyrenomyceten-Oattnng  The- 

locarpon  Nyl.     (Hedwigia.  1891.  Vol.  XXX.  Heft  1.) 

Biologie, 
(Gihmng,  Fiulniia,  StoflWechaelprodnkte  usw.) 

Amand,  A. ,   et  Oluurriiiy  k,,  Reeherches   ehimiqiiea   aar   lea   steMons   microbienoea. 

Transformation  et  Elimination   de   la  mati^re  organique  asotte   par  le  badlie  pjocya- 

ntqae  dans  an  milien  de  enltnre  d^terminte.    (Compt.  rend.  de  rAcad^mie  des  seien- 

cea  de  Paris.  T.  CXU.  1891.  No.  14.  p.  756—758.) 
WMMmuuui,  A.,  u.  Proekamr,  B. ,    lieber  die  von   den  DIphtheriebaefllen   ersengtmi 

Toxalbamine.     (Deutsche  medie.  Woehensohr.  1891.  Mo.  17.  p.  585—588.) 

BeziehmiseB  der  Bakterien  und  PUMriten  snr  beleMen  Kater. 

KrtuMeüterregmde  BaH&rien  und  fWoJdoi  bei  Memedutu 
A,    MfikÜOee  Aügemeuikrmfkhi 


Droninean,  De  la  d^claration  des  maladies  contagienses.    (Bct.  d*bygitoe.  1891.  Mo.  4. 

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Sachsen.     Anseigepflicht   der  Aerste   beim  Vorkommen   epidemischer  Krankheiten   betr. 

Vom  2.  MKrs  1891.     (Ver5ffenÜ.  d.  kais.  Oesundh.-Amtes.  1891.  Mo.  17.  p.  265—268.) 

MalaiiakmikheKlen. 

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(Transact.  of  the  Med.  and  Phys.  Soc  of  Bombay.  1887/89.  p.  89—105.) 
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Etanthematiiche  KnnkheiteiL 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Böthein,  Scharlach,  Friese!,  Windpocken.) 

Boaehard,  0.,    Essai   de   vaccination    par   des   doses   minimes   de   mad^re   Yaccinante. 

(Compt.  rend.   de  l'Acad^mie  des  seiences  de  Paris.  T.  GXII.  1891.  Mo.  14.  p.  690— 

694.) 
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809.)     [Russisch.] 
Biuaeli,  H. ,    Malignant   small-poz ;   a  form   hitherto  fatal.    (Joum.  of  the  Amer.  Med. 

Assoc.  1891.  Mo.  15.  p.  514—515.) 
TTriba  Angel«  M. ,    Apuntamlentos  acerca   de   una  epidemia  de  sarampi6n  maligno  qts 

reina  actualmente  en  algunos  pneblos  del  departamento  de  Antioquia.*  (An.  acad.  dt 

med.  de  MedelHn.  1890/91.  p.  5—21.) 

Cholera»  Tjphju,  Bahr,  Gelbfieber,  Pest 

Amould,  J.,   Une  petite  ^pid^mie  de  ührre  typhoide  k  Ätiologie  compleze.     (Rev.  d'by- 
giöne.  1891.  No.  4.  p.  289— 806.) 


Ken*  LItterater.  809 

Vralre,  D.,  Mittheilung  über  Baktoriolosi«  im  Allgemeinen  ond  über  das  gelbe  Fieber 
im  Besonderen.     (Denftecbe  medic.  Woebenscbr.  1891.  No.  17.  p.  A9S — 698.) 

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WandmfdktioiidDraiiUiaiten. 

(Bitening,  Phlegmone,  Erysipel,   acntes  pamlentes  Oedem,  Pyämle,  Septikimie, 
Tetanus,  Hospitalbrand,  Paerperalkrankheiten,  Wondftnlidss.) 

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,  Sulla  diffusione  delle  spore  del  tetano  per  mesao  dell'  aria.     (Arch.  per  le  soiense 

med.  1891.  Vol.  XV.  No.  8.  p.  141—147.) 
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InfaktioiugiesolnHagiei 

(Lepra,  Tuberculose  [Lupus,  Skrophulose],  Syphilis  [und  die  anderen  venerischen 

Krankheiten].) 

Bireh-Hinehfald ,    Zur  Frage    der  Disposition   für   die   tubereuldse  Infektion.     (Wiener 

medie.  Blitter.  1891.  No.  17.  p.  867—868.) 
Liabraieh,  0.,   Demonstration   der  therapeutischen  Beeinflussung  des  Lupus  durch  Can- 

thiridinslure.    (Berlin,  klin.  Wochenschr.  1891.  No  18.  p.  467—469.) 
Preoasen.     Beg. -Bes.    Bromberg.     Bekanntmachungen,    betreffond    die    Verhütung    der 

Weiterverbreitung  der  Lungentubercttlose.    Vom  6.,  7.  u.  17.  Febr.  1891.     (Ver6ffentl. 

d.  kais.  Gesundh.-Amtes.  1891.  No.  17.  p.  860—868.) 
84a,  6.,    Sur  le  traitement   de  la  phtlsie  par  les  atmosph^es  artiflcielles  sous  pression. 

(Bullet  de  l'acad.  de  m^d.  1891.  No.  16.  p.  688—691.) 

Diphtherie  und  Croup,  Eenchhiisteii,  Grippe,  Pneumonie,  epidenusehe  Qeniekatanre, 

Mninpa,  BftckfiUlafieber,  OsteomyelitiB. 

Barbatalli,  B.,  LMnfluenza  nel  eollegio  militare  di  Messina.     (Giom.  med.  d.  r.  esercito. 

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1881.  No.  16.  p.  446—460.) 
Bajaa,  8.,  Influensa.     (Sidiia  med.  1890.  p.  389-411.) 
TOmaaalli,  8.,  SuU'  influensa.    (SicUia  med.  1890.  p.  686—636.) 


810  ^«tte  Utterfttnr. 

B.    Jf^üktüfu  LdUbnuMmten, 

Haut,  Mnskeliv  Knochen. 

Kapoii,  Zur  Pathologie  uod  Therapie  des  Favus.  (loternat.  klin.  Buidsehaii.  1S91. 
No.  13—16.  p.  60S— 606,  646—548,  685—688.) 

YeidawiiigioigftneL 

Bunter,  J.,  Zur  ahnten  infektidsen  Phlegmone  des  Pharynx.  (Berlin,  klin.  Wocheiuchr. 
1891.  No.  18.  p.  441—443.) 

Angen  nnd  Ohren. 

Bohrbaeh,  F. ,    lieber  das  Trachom    in  Schleswig-Holstein,     gr.  8^     16  p.  m.  1  Kart». 

Kiel  (Gnevkow  &  t.  Gellhoro)  1891.  1,90  M. 

Bnell,  8.,  The  prevention  of  Ophthalmia  in  the  new-born.    (Laneet.  1891.  Vol.  L  So.  17. 

p.  926—987.) 

KrtmkkekierrtgmuU  Bäkterim  vmd  Purwüm  hei  Memukm  umd  TTUerm. 

MQsbnnd. 

Bavies-CoUej,  H.,  Report  of  cases  of  anthraz  or  malignant  postnle  ander  the  enre  of 
Hr.  DaTies-Coiley.     (Gny's  Hoep.  Bep.  1891.  Vol.  XLVU.  p.  1— SO.) 

Deutsches  Reich.  Belehrung  ttber  Gesundheitssehldigungen  durch  den  Verkehr  mit  aus- 
l&ndischen   Rohhftuten.     (Veröffenü.  d.   kaU.  Gesandh.-Amtes.  1891.  No.  17.  p.  860.) 

BotL 

Hallopeftii,  H.,  et  Jeu&ftlat,  S.,  Etüde  dinique  et  ezp4rimentale  sur  nn  cas  dlnfeetion 

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naL  de  dermatol.  et  de  syphiligr.  1891.  No.  4.  p.  805^807.) 

Tollwnih. 

Oardelli,  O.,  Snir  affermata  Tirulensa  dell'  nmor  aqueo  negli  animali  rabbiosi.  (Oiom. 
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de  Galitwe,  F.,  De  aardappelplaag  en  de  wgse  waarop  men  se  het  best  kan  bestr^den. 

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OuMneiiTe,  F.,  Sur  le  traitemeot  des  vignes  phyllozer^  par  le  sulfure  de  carbone  m4- 

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1891.  No.  17.  p.  971—974.) 
CnboBi,  O. ,    Sulla  presensa  di   bacteri    negli    acervuli    deUa  Puednia  Hieradi  Sehn». 

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Washington,  Govemm.  print.  offiee  1891. 


Sehntzlmpiflingen,  kflnstUche  InfeUionskniiUieiten,  BntwliAe- 

liingshemiiLiing  und  YemlehtaiiK  der  Bakterien  mit  besonderer 

BerBekslchtigang^der  Arbeiten  ttber  das  Eoch^sclie 

HeUTerikliren  gegen  Tuberenlose« 

Baimigarteii,  Ueber  die  Einwirkung  des  Koch'schen  Mittels  auf  die  Impftttberculow  der 
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(Veröffentl.  d.  kais.  Gesundh. -Amtes.  1891.  No.  19.  p.  298 — 289.) 
Societk,  la,  medico-chirurgica  di  Pavia  e  la  linfa  di  Koch.     (Giom.  intemas.  d.  scienze 

med.  1891.  No.  8.  p.  105—106) 
Bakolowiki,  A.,   Kilka  sl:6w  o  dsiahmiu  kantarydynianu  potasu  (metoda  Liebreich'a)  w 

suchotach  plucno-krtaniowych.     (Gas.  lekarska.  1891.  No.  18.  p.  889 — 845.) 
■wlalldswiea,  IL,  Behandlung  des  Lupus  mit  der  Koch'schen  Lymphe.    (Internat,  klin. 

Rundschau.  1891.  No.  16.  p.  628—681.) 
UiiTarrioht,  H.,    Untersuchungen   über    die   Wirkungen   des   Tuberculins.     (St.  Petersb. 

med.  Wochenschr.  1891.  No.  13,  14.  p.  107—110,  117—122.) 
▼alantfni,  L. ,   Tre  easi  dl  vaccinasione  profilattica  preventiva  contro  la  rabbia  nel  ca- 

vallo  ool  metodo  Pastenr.    (Giorn.  di  vet.  mil.  1890.  p.  241 — 247.) 
Wagner,  H.,   Die  Tuberculose   des  Auges   und   der  Erfolg    der  Anwendung   des  Koch- 


812 


Inhalt 


■eben   Tabcrculint   bei    derMlben.     (Münch.  madic.  WooliaiBelir.    1891«   No.  15,  16. 

p.  266—268,  286—289.) 
WaihboiinL,  J.  W.,   A  cue  of  glaDden,   witli  tba  reeult»  of  eahhrattoB  and  inocBhUoii 

ezparimeDts.     (Guy's  Hotp.  Rep.  1891.  VoL  XLVIL  p.  127~U6.) 
Waihboiini,  J.  W.,   and  JaMbion,  W.  E.  Jl,   Two  doabtftü  eaaes  of  tobarcohMi^  ü 

which    tbe   diagnosis   was   olaared    np    bj    inocolation.      (Obt**  Hosp.  £ap.    1891. 

Vol.  XLVn.  p.  298—298.) 

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BerlektIffUlf« 

In  Bd.  IX.  8.  268  1.  Zeil«  der  Anmarkiuig  lies  Frosch  stett  Kooh.  —  g.  255 
8.  Absate  2.  Zeile  lies  0,6—0,7  pi  eUtt  6—7  |a.  —  8.  265  Amnarkug  swdaetaite  Z«ile 
lies  F.  8.  Billings  statt  J.  8.  Billlngs.  —  8.808  8.  Z«le  too  oatea  Ues  7^^ 
'^'^^  Vmmm*  —  ^*  *0*  '•  2^1«  ^M  0»^  ^^  ^^*^  ^  ^h'  —  8*  3^^  letrter  Absata  1.  ZoU 


Inhalt 


Origliialinitthaümgwu 

Altmaim,  F.,  Tbermoregnlator  neaer  Kon- 
stmktion.    Mit  1  Pignr.   (Orig),  p.  791. 

Bejerinok,  M.  W.,  Verfahren  snm  Nach- 
weise der  8fiareabsondenuig  bei  Mikro- 
bien.    Mit  1  Fignr.   (Orig.),  p.  781. 

Braee,  BaTid,  Bemerknng  über  die  Vim- 
lenssteigemng  des  CholeraTibrlo.  (Orig.), 
p.  786. 

BuibI  -  Federn ,  S. ,  Bem'erknngen  Bber 
„Wild-  und  8chweinesenche**.  (Orig.), 
p.  787. 

Xirehaer,  X.,  Erkllrnng.   (Orig.)«  p.  794. 

Loew,  C,  Die  chemischen  VerhJUtniste 
des  Bakterienlebens.  (Orig.)  (Schloss), 
p.  789. 

B«fer»to. 

Almqiiiat,  B.,  Ueber  die  Haaptraomente  der 
Aetiologie  des  Abdominaltyphns,  p.  794. 

Baadler,  Ueber  die  Besiehnngen  der  Ghor- 
ditis  Tocalis  inferior  hypertrophica  (Ger- 
hardt) sa  dem  Bhinosklerom  (Hebra), 
p.  800. 

Baraoi,  ▼.,  Ueber  nenn  FUle  der  mensch- 
lichen Aktinomjkoee,  p.  797. 

Bniee  et  Loir,  Lei  malsdies  du  b^tail  en 
Australie,  p.  801. 

Bvnil-Fedeni ,  S.,  Untersnchnngen  Aber 
einige  seachenartige  Erkrankungen  der 
Schweine,  p.  808. 

Biday,  F.,  Gas  de  contagion  de  la  stoma- 
tite  meronrielle,  p.  801. 

DreMh,  Id^ovz,  H.,  et  Dofta,  B.,  ]£pid4- 
mie  de  thm  typhoide  de  Pontfaverger, 
p.  796. 

Hartig,  B.,  Eine  E^ankheit  der  Fichten- 
triebe, p.  804. 

Jadaifohn,  J.,  Ueber  die  Gonorrhöe  der 
paraarethralen  und  prJlputialen  Ginge, 
p.  799. 

Lagerhdm,  O.  de,  La  enfennedad  de  los 
pepinos,  su  causa  y  sn  cnracidn,  p.  804. 


Loriga,  0.,  e  Fenrati,  ▼.,  Plearitt  da  ba- 
dUo  del  tifo,  p.  797. 

KufeataUo,  O.,  Siil  potere  piogeno  del  ba- 

cUlo  di  Eberth,  p.  796. 
Sehroottar,  H.  twi,  und  Wiaklcr,  F.,  Bai- 

trag  lur  Pathologie  der  Cotyia,  p.  801. 

Behweialti,  X.  A.  ▼.,  A  prelimfBary  itiidy 
of  the  ptomsinee  from  tfae  ealtBre-liqi*ids 
of  the  Hog-cholera  germ,  p.  808. 

Stagnltti,  F.,  8nl  Talore  disgaostioo  della 
rioerche  batteriotogidie  nel  tüb  sddooi- 
naie,  p.  794, 

Uaaa,  F^  O.,  und  8«hl«B,  D.  ▼.,  ilors  dtr- 
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,   Flora  dennatologlea.  VH,  p.  7M. 

Vnaa,  F.  0.,  Flora  dematologios.  Vm, 
p.  798. 

SehBtBiMvCtaB«,  MniraUhe  lafiktlsu- 
kraiüdieltm«  IntwlBMiragihwiiniBf 
und  YeniidiftiiBg  der  Bafcitri« 
imd  FarasUaB. 

Eoger,  Propri4t4s  baet4rieides  da  ünm 
pour  le  streptoeoque  de  l'iryiipU«,  p.  605. 

Slamberg,  0Mrge  X.,  Dr.  Freire'i  pro- 
tectlTe  inoeulation-facts  TeriBs  Agnni, 
p.  806. 

OrlgiBBibaiiehte  ftber  Xongmis. 

Bakteriologisches   vom  X.  ister- 

nationalen  medieiniichen 

Kongresse  su  Berlin, 
4.-9.  August  1890.    (Fortsetssng.) 

Foi,  Zur  Biologie  des  Diploeoeeii  Isseeo- 

latus,  p.  806. 
Oanaltia,  Ueber  die  Besistess  ^  ^^ 

chen    gegenaber    den   CholerabiktiriM, 

p.  807. 

Vena  Uttenitar,  p.  808. 


Bttehdniek«i«i  (BeniMuw  PoU«)  tu  Jemb 


Bakteriologie   und  Parasitenkunde. 


In  Yerbindung  mit 

GelL  Holt.  M  Dr.  Leoükart  m  Frofissor  Dr.  Loellliaf 

In  Lflipiic  1d  Greiftirftld 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  ITlil'Broriii  in  Cassel. 


-M- 


Verlag  von  Giistav  Fischer  in  Jena. 


IX.  B«nd. 


Jena,  den  37.  Juni  1891. 


No.  25. 


Prall  f&r  den  Band  (86  Fnmmem)  14  Kark. 
Jährlich  erscheinen  zwei  Blüide. 
A.  -^    Zu.  beziehen  darch  alle  Bachhandlnngen  und  Postanstalten.    |«*» 


>^V 


^  iev^ Aktion  des  „CentraMatts  für  Bctkteriologie  und  Pcirasiten» 
loff'  ^  der  iet  an  die  Herren  Mitarbeiter  die  ergebene  Bitte,  etwaige 
^^^^^<j}ine  zui  lAeferung  von  hesonderen  AbdrüeJcen  ihrer  Auf» 
^t^  ^<2^d  Ci^r  *66i  der  JEinsendung  der  Abhandlungen  an  die 
JB0M^«  j^an  auf  das  Manuskript  sehreiben  zu  woUen  oder  apä^ 
testens  nach  Empfang  der  ersten  Korrekturabzüge  direkt  an 
€ien  Verleger,  Herrn  Oust(xv  Fischer  in  Jena,  gelangen  zu 
iassenm  Die  Verlagshandlung  ist  leider  nicht  in  der  Lage,  später 
'eingehende  Wünsche  berücksichtigen  zu  können* 


Original  -  Mitthellungen. 

lieber  die  Wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die 
AhdominsJtyphus-,  Tuberkel-  und  Milzbrandbacillen. 

[Aas  der  bakteriologischen  Abtheilung  des  Instituts  fär  allgemeine 
Pathologie  von  Prof.  W.  Podwyssozki  jon.  in  Kiew.] 

(Ton  der  Kiewer  medizinischen  Fakultät  mit  der  goldenen  Medaille  und 
der  Pirogo  ff 'sehen  Prämie  gekrönte  Preissohrift) 

Von 

Th«  Omeltschenko. 

Kit  2  Abbildungen. 

Die    Untersuchungen    von     Gimbert,     Koch,    Martens, 
Riedlin,    Cad^ac   und   Meunier   haben  schon    endgültig    die 

DL  Bd.  52 


gJ4  Omeltschenko, 

desinfizirende  Eigenschaft  der  ätheriachen  Oele  festgestellt.  Was  aber 
die  Stärke  dieser  Eigenschaft  betrifit,  so  ist  doch  trotz  der  vielfachen 
Untersuchungen  von  Siegen,  Mees,  Bucbholtz,  Schnlz, 
Koch,  Martens,  Riedlin,  Chamberland,  W.  Leonard 
B  r  a  d  d  0  n  und  A  r  a  d  a  s  noch  keine  Möglichkeit,  darüber  bestimmte 
Schlüsse  zu  ziehen,  in  Folge  der  ungenauen  nnd  sich  einander  wider- 
sprechenden Resultate,  welche  man  wegen  unrichtiger  Dntersuchangs- 
methode  dieser  Oele  als  Emulsionen  erhielt.  Ein  Äuflösungsmittel, 
v^elches  für  Bakterien  ganz  gleichgültig  wäre,  hat  man  bis  jetzt  noch 
nicht  gefunden. 

Was  die  Wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Bakterien 
betrifft,  so  existiren  in  dieser  Richtung  nur  die  Untersuchungen  von 
Schulz,  Koch,  Schill,  Fischer,  Riedlin,  Chamberland 
und  W.LeonardBraddon.  Aber  die  genannten  Autoren  haben  bei 
ihren  Untersuchungen  diese  Frage  nicht  zu  ihrer  speziellen  Aufgabe 
gestellt  und  berührten  dieselbe  Bios  vorübergehend,  wobei  sie  solche 
Untersuchungsmethoden  anwendeten,  welche  keine  überzeugenden  Re- 
sultate garantirten;  nämlich: 

1)  Alle  benannten  Autoren  benutzten  äusserst  geringe  Qaanti- 
täten  der  ätherischen  Oeldämpfe,  z.  B.  zu  den  Experimenten  von 
Schulz  wurden  blos  solche  Dampfquantitäten  benutzt,  welche  nur  zu- 
fällig mit  den  zu  untersuchenden  niederen  Organismen  in  Berührung 
kommen  konnten,  indem  dieselben  von  der  Oberfläche  eii]^  Oel- 
tropfens  verdunsteten.  Wiewohl  Koch,  Riedlin  undn^t^I'^o- 
nard  Braddon  die  Verdunstungsfläche  etwas  vergröF  L  haben 
sie  sich  im  Ganzen  von  Schulz's  Idee  doch  nicht  g^'^^^  ^^^~ 
lieh  haben  Schill,  Fischer  und  Chamberland  %^e4.'iDpfqaan- 
titäten  zu  thun  gehabt,  welche  sich  in  kleinen  geschld^^rn^o  Bäumen 
bildeten.  Hierbei  hatten  Schill  und  Fischer  als  geschloasene 
Räume  eine  Glasglocke  und  Chamberland  seine  Doppelepronvette. 

2)  Keiner  der  genannten  Autoren  hat  die  Möglichkeit  garantirt, 
einen  genügenden  und  beständigen  Wechsel  der  thätigen,  dampfi&r- 
migen  Substanz  zu  bewerkstelligen,  und  keiner  hat  seine  Aufmerk- 
samkeit den  physikalischen  und  chemischen  Eigenschaften  der  äthe- 
rischen Oele  geschenkt. 

3)  Keiner  von  ihnen  gibt  einen,  wenn  auch  nur  annähernden  Hin- 
weis auf  die  Quantität  der  untersuchten  Substanz  im  dampfförmigen 
Zustande. 

4)  Endlich  hat  keiner  bei  den  bis  zur  letzten  Zeit  stattgehabten 
Untersuchungen  die  Bedingungen  der  praktischen  Anwendung  der 
ätherischen  Oele  in  Dampfform  in  Betracht  gezogen. 

Lassen  wir  hier  die  grosse  Reihe  der  ungenau  angestellten  klini- 
schen Versuche  über  die  antibakterielle  Wirkung  der  Dämpfe  äthe- 
rischer Oele  unbeachtet,  so  kann  man  die  durch  die  bisherigen  Un- 
tersuchungen gewonnenen  Resultate  in  folgenden  Worten  darstelleo: 

1)  Die  Dämpfe  Olei  Eucalypti  Globuli  bleiben  nicht  ohne  Wir- 
kung auf  die  Parametias  und   Trichina  spiralis  (Schulz). 

2)  Die  Dämpfe  des  Terpentinöles  in  Gerber's  Apparat  haben 
Milzbrandsporen  in  60  Tagen  nicht  getödtet,  wobei  das  Gel  in  dieser 
ganzen  Zeit  nicht  erneuert  wurde.  (Koch.) 


Ueber  die  Wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  0*ele  auf  BacilleD. 


815 


Dieselben  im  geschlossenen  Räume  erzielten  Dämpfe  tödten  in 
20  Stunden  die  Tuberkelbacillen  im  Auswurf  Tuberculöser  nicht 
(Schill  und  Fischer). 

3)  Die  Dämpfe  Olei  Lavendulae  verhindern  die  Vermehrung  der 
Cliolerayibrionen,  bleiben  aber  fast  ohne  Wirkung  auf  die  typhus- 
ähnlichen Bacillen,  welche  auf  der  Oberfläche  der  alkalischen 
10  •/o  Fleischwasser-Pepton-Gelatine  wachsen.  Die  Dämpfe  des  Ter- 
pentin-, Eucalyptus-,  Pfefferminz-  und  Rosmarinöles  verzögern  augen- 
scheinlich die  Vermehrung  der  Bakterien.  (Riedlin,  Leonard 
Brad  don.) 

4)  Milzbrandsporen  sterben  in  dem  mit  Zimmtöldämpfen  gesät- 
tigten Nährsubstrat,  verlieren  aber  blos  die  Fähigkeit  zur  Entwicklung 
in  demselben  mit  den  meisten  anderen  ätherischen  Oeldämpfen  ge- 
sättigten Nährsubstrate.  Hierbei  hat  man  unter  Einwirkung  einiger 
Oele  im  Nährsubstrate  sogar  einen  Niederschlag  von  einer  unbekannten 
chemischen  Zusammensetzung  erhalten.    (Ghamberland.) 

Somit  kann  die  Frage  hinsichtlich  der  antibakteriellen  Eigen- 
schaften der  ätherischen  Oeldämpfe  noch  nicht  als  gelöst  betrachtet 
werden  und  die  eben  angeführten  Schlüsse  können  in  Folge  der  un- 
richtigen üntersuchungsmethoden  nicht  endgültig  sein. 

Das  hohe  Interesse  und  die  Bedeutung  dieser  Frage  wird 
schon  durch  die  rein  physikalischen  Eigenschaften  der  Dämpfe  äthe- 
rischer Oele  bedingt,  und  zwar  durch  ihre  Flüchtigkeit  und  Diffusi- 
bilität. 

um  der  Entscheidung  der  Frage  über  die  antibakterielle  Be- 
deutung der  (Etherischen  Oeldämpfe  möglichst  näher  und  richtiger  zu 
treten,  ohne  zii  derselben  Zeit  andere  Bakterienlebensbedingungen  zu 
stören  und  streng  auf  alle  Eigenschaften  der  äthe- 
rischen Oele  zu  achten,  war  man  gezwungen,  eine  andere 
Untersuchungsmethode  zu  wählen. 

Zu  diesem  Zweck  wurde  die  atmosphärische  Luft, 
gesättigt  mit  Dämpfen  des  zu  untersuchenden  äthe- 
rischen Oeles,  über  eine  Reinkultur  von  der  Eprouvette 
auf  die  Oberiläche  des  schräg  erstarrten  Nährsubstrats 
ausgewachsener  Bakterien,  mit  Hülfe  der  Wasserluft- 
pumpe  durchgeführt  und  die  Eprouvette  in  einen  ge- 
eigneten, besonders  dazu  konstruirten  Apparat  gesetzt. 

Dieser  Apparat  besteht,  wie  Fig.  1  zeigt,  aus  einem 
Cylinder  von  Glas  mit  eingeschliffenem  Eugelstopfen 
und  zwei  pflaumenähnlich  endenden  Röhrchen  mit  zahl- 
reichen kleinen  Oeffnungen.  In  die  obengenannten 
Röhrchen  setzte  man  hierbei  einige  Wattepfropfen,  um 
die  Luft  inniger  mit  den  ätherischen  Oeldämpfen  zu  ver- 
mischen und  die  Reinheit  der  Bakterienkultur  zu  be- 
wahren. Der  beschriebene  Apparat  wurde  jedesmal 
vor  dem  Versuche  bei  160®  C  sterilisirt. 

Um  die  schädliche  Wirkung  der  Lichtstrahlen  auf 
die  Bakterien  zu  vermeiden,  befand  sich  der  Apparat 
zu  der  Zeit  des  Experimentes  in  einem  speziell  dazu 
konstruirten  Kasten.  Fig.  i 

52* 


^ 


816  OnxIt.ch.Dko. 

Hit  ätheriachen  Oeldämpfen  wurde  die  Luft  gesättigt,  indem  sie 
durch  das  Oel  im  Kalium-Apparate  von  Geiasler,  oder  Ober  dem 
Oale  in  einem  besonders  dazu  geeigneten  Apparate,  der  aus  einem 
Gelinder  bestand,  welcher  an  seinen  Enden  mit 
feinen  Bdhrcben  versehen  war  (Fig.  2),  durch- 
ging. Diese  Röhrchen  waren  exzentrisch  ge- 
stellt  und  dienten  dazu,  die  Luft  hinein-  and 
berauBEufabren.  Um  bo  viel  wie  möglich  die 
^^-^  Stärke  der  Dämpfe  zu  vermindern,  wurde  die 

'       ^  Luft  durch   eine  Eprouvette  durchgelaaseD, 

die  mit  KautschukstopfeD  versehen  war,  in 
deren  Oeffnungen  zwei  KObren  von  Glas 
eingestellt  waren.  Das  Eingaugsrohr  vor 
denselben,  das  dazu  diente,  die  Uenge  der 
Dämpfe  zu  venniodem  oder  zu  vermehren, 
erhob  sich  bald  höher,  bald  niedriger  Ober 
die  Oberfläche  des  in  der  Epronvette  befind- 
lichen ätherischen  Oelea. 

Um  endlich  die  Quantität  des  während 
des  Esperimentca  verdampften  Oeles  zu 
bestimmen,  wurden  alle  drei  obengenannten 
Apparate,  die  dazu  geeignet  waren,  die  Luft 
mit  ätherischen  Oeldämpfen  zu  sättigen,  erst 
ohne  Oel  und  später  mit  demselben  abge- 
wogen ;  in  dieser  Weise  wurjde  durch  den 
Unterschied  des  Gewichts  die  ifenge  des  ge- 
nommenen  Oeles  bestimmt;/ das  Abwiegen 
nach  dem  Erperiment  gab  die  Möglichkeit, 
die  Menge  des  zur  Zeit  des  Experimentes 
verdampften  Oeles  zu  bestimmen.  Das  Ab- 
wiegen wurde  hierbei  mit  der  chemischen 
Wage  gemacht. 
Die  Qaantit&t  der  Luft,  die  während  des  Experimentes  Aber  die 
Bakterien  gegangen  war,  wurde  durch  den  Apparat  von  Fol r et  au8> 
gemessen.  Hierdurch  war  es  sehr  leicht,  die  Quantität  des  auf  jedes 
Liter  atmosphärischer  Luft  iiommenden  verdampften  Oeles  za  be- 
stimmen. Vermittelst  der  Kontrollröbre  wurde  der  Fehler  berechnet, 
der  von  der  Aufnahme  der  ätherischen  Oeldfimpfe  durch  die  Watte- 
pfropfen, welche  sich  in  den  Apparatröhren  befanden,  abhing.  Da 
die  atmosphärische  Luft  während  des  Durchgehens  durch  daa  Oel 
die  Emulsion  gab,  musste  man  die  erstere  vorher  vermittelst  des 
Chlor-Galcium  austrocknen  in  den  Fällen,  wo  die  Luft  mit  ätherisches 
Oeldämpfen  in  dem  Kaliumapparate  gesättigt  werden  musste. 

Wiederholte  Abwiegungen  zeigten,  dass  mit  der  Zeit  die  äthe- 
rischen Oele  die  Fähigkeit,  zu  verdampfen,  verlieren;  um  daher 
grössere  Quantitäten  der  in  der  Luft  befindlichen  Dämpfe  zu  er- 
halten,  wurde  das  zu  untersuchende  Oel  alle  10—12  Stunden  ge- 
wechselt. Dabei  wurde  der  Sättigungsapparat  jedesmal  mit  Alkohol 
und  Aetber  gewaschen  und  sorg&ltig  in  einem  Sterilisirungskastea 
au^ietrocknet 


F<K-  t. 


üeber  die  Wirkung  der  Dttmpfe  fitheriscber  Oele  auf  Bacillen.  gl7 

In  den  FäUeD,  wo  zum  Reste  des  ätherischen  Oeles  yom  vor- 
hergehenden Experimente  eine  neue  Portion  hinzugefügt  wurde,  gab 
solche  Mischung  schon  bedeutend  geringere  Quantitäten  von  Dämpfen, 
als  dieselbe  in  einen  ydHig  reinen  Apparat  eingegossene  Portion. 

Cm  die  Einwirkung  der  ätherischen  Oeldämpfe  auf  die  Bakterien 
zu  beobachten,  wurde  die  die  Bakterienkultur  enthaltende  Eprouvette 
nach  mehr  oder  weniger  langen  Zwischenräumen  aus  dem  Apparate 
herausgenommen,  um  mit  diesen  Bakterien  zur  Eonstatirung  ihrer 
Lebensfähigkeit  neues  Nährsubstrat  zu  infiziren.  Zu  derselben  Zeit 
wurden  kleine  Portionen  zur  Bereitung  der  mikroskopischen  Präparate 
genommen. 

I. 

Um  die  antibakterielle  Wirkung  von  Dämpfen  ätherischer  Oele 
zu  erforschen,  wurden  anfangs  Abdominaltyphusbacillen  genommen, 
welche  man  absichtlich  zu  solchen  Experimenten  aus  Exkrementen 
eines  Abdominaltyphuskranken  erhielt  und  welche  alle  bis  jetzt  in 
der  bakteriologischen  Litteratur  angedeuteten  Eigenschaften  zeigten. 
Als  Nährsubstrate  wurden  10  ^/o  Fleischwasser-Pepton-Gelatine  und 
1,5  °/o  Fleischwasser-Pepton-Agar  angewendet.  Die  schräg  erstarrte 
Oberfläche  derselben  wurde  mit  Bacillen  durch  den  Strich  infizirt. 

Nachdem  diese  Kultur  ein  Alter  von  2  bis  8  Tagen  erreicht 
hatte,  setzte  man  sie  der  Einwirkung  der  mit  Dämpfen  des  zu  er- 
forschenden ätherischen  Oeles  gesättigten  Luft  aus.  Nach  kurzen 
Zwischenräumen  aufeinanderfolgende  Untersuchungen  zeigten,  dass 
die  Beweglichkeit  der  Abdominaltyphusbacillen  schon  sehr  bald  auf- 
hörte. Die  Infizirung  der  frischen  Näh^substrate ,  welche  jetzt  im 
Thermostaten  bei  37,5^  G  geschah,  bewies,  dass  der  Tod  der  Ab- 
dominaltyphusbacillen unter  Einwirkung  der  Dämpfe  eintrat.  (Siehe 
nebenstehende  Tabelle.) 

In  allen  diesen  Fällen  wurde  die  atmosphärische  Luft  mit  den 
D&mpfen  ätherischer  Oele  in  einem  Kaliumapparate  gesättigt. 

Es  ist  nöthig,  zu  bemerken,  dass  man  bei  Feststellung  des  Grades 
der  antibakteriellen  Eigenschaften  der  ätherischen  Oeldämpfe  nicht 
nur  die  Zeit  in  Betracht  ziehen  muss,  welche  zur  Tödtung  der  Bak- 
terien erforderlich  ist,  sondern  auch  die  Sättigung  der  Luft  mit 
diesen  Dämpfen  und  die  Gesammtquantität  des  während  des  Expe- 
rimentes verbrauchten  ätherischen  Oeles  in  Substanz. 

So  ist  aus  der  Tabelle  zu  ersehen,  dass  Oleum  Ginnamomi  und 
Oleum  Valerianae  die  Kolonieen  der  Abdominaltyphusbacillen  ein  und 
de^elben  Alters  in  gleichen  Zeiträumen  tödten,  von  Oleum  Ginna- 
momi hierzu  aber  nur  0,0646  g  bei  einer  Sättigung  der  Luft  von 
0,0005,  dagegen  von  Ol.  Valerianae  schon  1,0429  g  bei  einer  Sättigung 
von  0,0082  erforderlich  ist.  Daher  ist  Ol.  Ginnamomi  als  nicht  nur 
dem  Ol.  Valerianae,  sondern  auch  gegenüber  allen  anderen  obenge- 
nannten ätherischen  Oelen  als  das  am  stärksten  wirksame  anzusehen. 

Die  Dämpfe  des  Ol.  Gitri  rectificati  dagegen  hemmten  in  aller- 
grösster  Sättigung,  welche  man  unter  gewöhnlichen  Bedingungen  er- 
reichen konnte,  nur  die  Entwicklung  der  Kolonieen  der  Abdominal- 
typhusbacillen. 

Die  Versuche  mit  Abdominaltyphusbacillen,  welche  bei  Zimmer- 


818 


Omeltschenko, 


temperatur  auf  einem  Sddenfaden  getrocknet  waren,  bewiesen,  dass 
diese  in  solchem  Zustande  unter  Einwirkung  der  Dämpfe  ätherischer 
Oele  schwerer  absterben,  als  in  normalem  Zustande. 


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*  •  'S  ± 


Olei  CinDamomi 
Olei  Foeoiculi     .     . 
Olei  Lavendulae 
Olei  Caryophyllorum 
Olei  Thymi     .     .     . 
Olei  Meuthae  plp.    . 
Olei  Anis!       .     .     . 
Olei  Myrli  hisp. 
Olei  Menthae  crisp. 
Olei  Eucalypti  Oiob. 
Olei  Camphorae  aap. 
Olei  Valerianae  .     . 
Eucalyptoli     .     .     . 
Olei  Terebinthinae  gall 


2,5745 

8,5S61 

8,9053 

7,7939 

3,7075 

3,32!I0 

19,1125 

S,ti266 

7,0923 

3,9333 

3,6351 

11,6068 

18,0425 

17,8327 


^   3   9 

I  sS 


a  8 


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fl  a 


« 

d 


0,0646 
0,2195 
0,2242 
0,2714 
0,2805 
0,3752 
0,3845 
0,4575 
0,4738 
0,7722 
0,9290 
1,0429 
2,0425 
4,0039 


20—23 

21 

28—80 

29 

24—26,5 

25,6 

26—80 

28 

21,5—22,5 

22 

28—29 

28,5 

29—81 

29,4 

28,5—25 

24,5 

26—29 

26.7 

28—29 

28,2 

28,5—80 

29,2 

28—80 

29,2 

18—19 

18,3 

26—29 

27,3 


0 

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3 


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120 

29 

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56 

80 

30 

137 

80 

63 

65 

33 

127 

136 

162 


45 
10 
12 
23 

12 
11 

55 
12 
23 
10 
12 
45  1 
54  -j 
56     < 


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5 
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0,000& 

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;  0,007  i 

0,0048 

'  0,0094 

i 

j  0,0125 
0,0028 

0,0153 

0,007  5 

0,0286 

0,0t82 

0,0082 

0,0150 

0,0«47 


Eine  zweite  Reihe  von  Experimenten  mit  Abdominaltyphusbacilleu 
wurde  schon  bei  der  Verdampfung  ätherischer  Oele  in  kleinen  ge- 
schlossenen Räumen  gemacht. 

Zu  diesem  Zweck  wurden  hermetisch  verschliessbare  Flaschen  mit 
Deckelstopfeu,  auf  deren  Boden  die  zu  erforschenden  ätherischen  Oele 
in  einer  Menge  von  1  ccm  gegossen  wurden,  genommen.  Darauf  setzte 
man  je  eine  kleine  Eprouvette  mit  schrt^  erstarrtem  Nährsubstrate 
in  die  Flaschen,  welches  zuvor  mit  Abdominaltyphusbacilleu  durch 
Strich  infizirt  wurde.  Einige  Eprouvetten  besassen  eine  solche  Länge, 
dass  ihre  Oeffnungen  unmittelbar  an  den  Pfropfen  der  Flaschen 
reichten,  andere  aber  standen  auf  dem  Boden  der  Flasche,  jedoch  so, 
dass  die  Ränder  ihrer  Oeffnungen  ein  wenig  über  die  Oberfläche  des 
Oeles  hervorragte. 


Ueber  die  Wirkuug  der  Dämpf«  ätherischer  Oele  auf  Bacillen.  ^X9 

Die  Flaschen  befanden  sich  in  einem  dunkelen  Schranke  bei 
Zimmertemperatur  (im  Durchschnitt  25 — 27  ^  G). 

Nach  Verlauf  von  3  Tagen  hatten  die  Dämpfe  des  Ol.  Gam- 
phorae  Japon.  die  Bacillen  in  der  auf  dem  Boden  der  Flasche  pla- 
cirten  Eprouvette  getödtet,  während  durch  die  Dämpfe  des  Ol.  Laven- 
dulae,  Thymi,  Eucalypti  Globuli  und  des  Eucalyptol  nur  die  Ent- 
wicklung der  Kolonieen  gänzlich  gehemmt  wurde.  In  den  Eprouvetten 
aber,  welche  bis  an  den  Propfen  der  Flasche  reichten,  äusserte  sich 
die  grösste  Reaktion  nur  durch  grössere  oder  mindere  Behinderung 
des  Wachsthums  der  Bakterienkolonieen. 

Gleiche  Experimente  bei  nur  37,5^  G  ergaben  als  Resultat  den 
Tod  der  Abdominaltyphusbacillen  durch  Dämpfe  des  Ol.  Gamphorae 
Japon.  und  Ol.  Eucalypti  Glob.  in  den  Eprouvetten  beider  Grössen, 
die  Dämpfe  des  Ol.  Menthae  crispae  und  Ol.  Thymi  aber  nur  den 
Tod  der  Bacillen  in  den  am  Boden  der  Flaschen  befindlichen  Eprou- 
vetten. Die  Dämpfe  des  Ol.  Menthae  piper.  hemmten  die  Entwicklung 
der  Bakterienkolonieen  nur  in  der  Eprouvette  letztgenannter  Sorte. 
Angestellte  Vergleichungsexperimente  mit  eintägigen  Kulturen 
der  Abdominaltyphusbacillen  in  den  am  Boden  der  Flaschen  placirten 
Eprouvetten  ergaben  als  Resultat  den  Tod  derselben  durch  Dämpfe 
des  Ol.  Eucalypti  Globuli,  Thymi,  Gamphorae  Japon.  und  Ol.  Men- 
thae crispae. 

Der  schädliche  Einfluss  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die 
Abdominaltyphusbacillen  bestätigt  sich  gleichfalls  durch  die  mikrosko- 
pischen Untersuchungen. 

Die  auf  Deckgläschen  getrockneten  Bacillen  wurden  mit  wässeriger 
alkoholischer  Fuchsinlösung  tingirt  und  darauf  bei  starker  Ver- 
gröaserung  untersucht  (Apochromat  1,33,  Kompensationssystem  IV, 
Hartnack's  Mikroskop). 

Um  das  Verhalten  der  bereits  dem  Einfluss  der  Dämpfe  ätherischer 
Oele  ausgesetzten  Abdominaltyphusbacillen  zu  anderen  Farbstoffen 
zu  beurtheilen,  wurde  noch  die  Färbung  mit  wässerigen  alkoholischen 
Oentianaviolett-,  Methyl  Violettlösungen  und  nach  ZiehTs  und  Löf  f- 
Ier'8  Methoden  vorgenommen.  Um  hierbei  die  Abweichungen  von 
der  normalen  anatomischen  Struktur  zu  beobachten,  wurden  immer 
nach  derselben  Methode  auch  die  Präparate  ^us  normalen  Kontroll- 
kulturen der  Abdominaltyphusbacillen  gefertigt. 

Endlich  wurden,  um  genaue  Schlüsse  über  die  Veränderungen 
der  Bacillen,  welche  deren  Tod  konstatirten,  zu  ziehen,  mikroskopische 
Präparate  aus  den  schon  dem  Einfluss  der  Dämpfe  ätherischer  Oele 
unterworfen  gewesenen  Theilen,  welche  auf  frischem  Nährsubstrate 
keine  Entwicklung  ergaben,  gefertigt. 

Als  Endresultat  der  Einwirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele 
auf  die  Abdominaltyphusbacillen  erscheint  die  fast  völlige  Einbusse 
der  Fähigkeit  der  letzteren,  sich  zu  färben.  Folä:lich  geschieht  hier, 
wenn  wir  die  Integrität  der  Bacillenkonturen  in  Betracht  ziehen,  eine 
Mykoplasmaveränderung,  welche  ihre  chemische  Verbindungsfähigkeit 
mit  Anilinfarbstoffen  aufhebt. 

Die  Einbusse  der  Färbungsfähigkeit  geschieht  ungleichmässig 
auf  der  ganzen  Länge  der  Bacillen.    Daher  nimmt  man  anfangs  auf 


820 


Omeltschenko, 


denselben  einzelne  schwach  gefärbte  Stellen,  nachher  aber  scharf 
hervortretende  Körner  wahr.  Die  letzteren  verlieren  ebenfalls  mit 
der  Zeit  die  Färbungefähigkeit  und  dann  erscheint  der  Bacillus  fast 
ganz  blass.  Folglich  sind  die  Körner,  welche  unter  dem  Einflasse 
der  Dämpfe  von  ätherischen  Oelen  entstehen,  nicht  das  Ergebniss  dea 
zusammenziehenden,  zusammenschrumpfenden  Einflusses  dieser  Dämpfe 
auf  das  Mykoplasma,  sondern  das  Resultat  der  allmählichen  Einbusae 
der  Färbungsfähigkeit,  einer  ungleichmässigen  Einbusse,  entsprechend 
der  Ungleichmässigkeit  der  Bacillenmykoplasmavertheilung. 

Es  sind  einige  Gründe  vorhanden,  anzunehmen,  dass  die  Stellen^ 
welche  früher,  als  andere  die  Färbungsfähigkeit  verlieren  und  folg- 
lich eine  geringere  Quantität  des  Mykoplasma  enthalten,  eben  den 
Bakterienkörpertheilen  entsprechen,  in  denen  die  Theilung  derselben 
stattfindet. 

Was  die  Merkmale  des  Absterbens  der  AbdominaltyphusbaciUen 
anbelangt,  so  hat  die  Yergleichung  einer  Reihe  der  unter  Einwirkung^ 
der  Dämpfe  von  ätherischen  Oelen  abgestorbenen  Bacillen  bewiesen» 
dass  das  einzige  allgemeine  Merkmal  der  abgestorbenen  Bacillen,  wenn 
solche  nach  dem  Tode  nicht  noch  einige  Zeit  dem  Einflüsse  der 
Dämpfe  ausgesetzt  wurden,  die  Einbusse  der  Färbungsintensität 
und  dann  in  grösserem  oder  geringerem  Maasse  ihre  Ungleich- 
mässigkeit ist. 

n. 

Die  Zeit  erlaubte  nicht,  reine  frische  Kultur  der  Tuberkelbadllen 
aus  den  Geweben  vom  Menschen  zu  erhalten.  Daher  wurde  die 
Wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  im  Laboratorium  vor- 
handen gewesenen  alt^  Tuberkelbacillenkulturen  erforscht.  Zuvor 
vorgenommene  Kontrollinokulation  dieser  Tuberkelbacillen  bei  einem 
Meerschweinchen  rief  den  Tod  desselben  durch  Tuberculose  nach 
3^1 2  Monaten  hervor. 

In  Anbetracht  einer  solchen  Abschwächung  dieser  Kulturen  wurden 
sie  nur  der  Einwirkung  der  Dämpfe  von  3  ätherischen  Oelen  unter- 
zogen :  Olei  Cinnamomj,  Olei  Lavendulae  und  Olei  Eucalypti  Globuli. 
Als  Nährsubstrat  wurde  geronnenes  Blutserum  angewandt. 

Das  Alter  dieser  Tuberkelbacillenkulturen,  welche  der  Einwirkung 
der  Dämpfe  obengenannter  ätherischer  Oele  unterzogen  wurden,  be- 
trug annähernd  3  Wochen.  Der  Tod  der  Tuberkelbacillen  trat  ein 
unter  Einwirkung  der  Dämpfe: 


Gesammtqaantität  des 

wKhrend  des  Ver- 
suches    verbraachten 
ätherischen  Oeles    in 
Grammen. 


Gesammtqaantität  des 

in  jedem  Liter  der 

Lnft  verdampften 

Oeles. 


Dauer  des  Versuches 

bis  zum  Absterben 

der    Tuberkelbacillen 

in  Stunden. 


Olei  Cinnamomi 
Olei  Lavendulae 
Olei  Eucalypti  Glob. 


0,1135 
0,2421 
0,8071 


0,0018 
0,0078 
0,0258 


23 
12 
12 


Aus  den   mikroskopischen  Veränderungen  der  Tuberkelbacillen 
unter  Einwirkung  ätherischer  Oele  kann  man  mit  Bestimmtheit  nur 


beW  die  Wirkang  der  bxmpfe  Ktberiecher  Oele  auf  ßacilleti. 


82i 


eine  bedeutende  Einbusse  der  Färbungsintensität  konstatireD.     (Die 
Färbung  geschah  nach  Ziebl-Neelsen^s  Methode.) 

IIL 

Angestellte  Untersuchungen  fiber  die  Wirkung  der  D&mpfe  äthe- 
rischer Oele  auf  die  Milzbrandsporen,  welche  auf  einem  Seidenfaden 
getrocknet  waren,  erwiesen,  dass  die  D&mpfe  des  Ol.  Foeniculi  und 
OL  Eucalypti  Globuli  dieselben  nicht  tödten,  selbst  in  bedeutend 
grossen  Zeiträumen: 


Olei  Foeoieali  .     . 
Olei  Eucalypti  Glob. 


OeMmmtqiRntitftt  des 

wfthreod  des  Ver- 

aucbes     Terbranchten 

Stheriseben   Oeles   io 

Orammen. 


0,8854 
8,0471 


GesammtquAntiUlt  des 

in  jedem   Liter    Ter 

dampften  Oeles   in 

Grammen. 


0,0044 
0,01S4 


Daaer  des  Venitcbes 
in  Standen. 


6« 

88 


In  Anbetracht  dessen,  dass  zahlreiche  Angaben  in  der  Litteratur 
und  die  oben  beschriebenen  Versuche  über  die  Wirkung  der  Dämpfe 
ätherischer  Oele  auf  die  Abdominaltyphusbacillen  zeigen,  dass  die 
Mikroben  im  feuchten  Zustande  von  geringerer  Resistenz  sind,  wurden 
die  folgenden  Experimente  auch  mit  Milzbrandsporen  im  feuchten 
Zustande  angestellt. 

Zu  diesem  Zwecke  wurden  die  Seidenfäden  mit  ihren  Milzbrand- 
sporen in  Eprouvetten  auf  die  schräg  erstarrte  Oberfläche  des  1  ^/^ 
Fleischwasser-Pepton-Agar  mit  bedeutender  Quantität  von  Eonden- 
sationswasser  gelegt,  zu  dem  eine  kleine  Quantität  destillirten  und 
sterilisirten  Wassers  zugesetzt  wurde. 

Diese  Flüssigkeit  bedeckte  nun  mit  dünner  Schicht  die  Milz- 
brandsporen in  der  im  Apparate  horizontal  gelegten  Eprouvette. 
Der  Tod  der  Milzbrandbacillen  trat  unter  solchen  Bedingungen  unter 
Einwirkung  der  Dämpfe  ein: 


Olei  TiiTmi  .     .     . 
Olei  Campboraa  Jap. 
Olei  EucalypU  Glob. 


GesammtqoantUat  des 

w&hrend  des  Ver- 

sncbes     verbraachten 

fttherisdien    Orfes   in 

Grammen. 


GesammtqnantHfit  des 

in  jedem   Liter  rer- 

dampften  Oeles  in 

Grammen. 


8,öt64 
4,6766 
5,8446 


0,0166 
0,0600 
0,0674 


Dauer  des  Versttebes 

bis  snm  Absterben 

der    Milsbrandsporeu 

in  Stonden. 


89 
66 
72 


Um  die  Wirkung  der  Dämpfe  von  ätherischen  Oelen  auf  die  Milz- 
brandbacillen zu  erforschen,  wurde  eine  eintägige  im  Thermostaten 
bei  37,5^  C  gewachsene  Kultur  der  letzteren  der  Einwirkung  der 
Dämpfe  des  Ol.  Cinnamomi  und  Ol.  Lavendulae  ausgesetzt.  Der  Tod 
der  Milzbrandbacillen  trat  nach  111  Stunden  ein,  wobei  die  Gesammt- 
quantität  des  während  des  Versuches  verbrauchten  OL  LavenduIaQ 


Ömeiticlietikö, 

1,4986  g  (0,0054  auf  jedes  Liter  der  Luft)  and  des  Ol.  Ciimamomi 
1,4751  g  (0,0049  auf  jedes  Liter  der  Laft)  betrog. 

Die  aufeinanderfolgenden  mikroskopischen  Untersuchungen 
zeigten  in  diesen  Fällen,  dass  sich  schon  nach  24  Stunden  sporeo- 
tragende  Milzbrandbacillen  in  den  Präparaten  befanden  und  ziemlich 
zahlreiche  freie  Sporen,  deren  Zahl  sich  tan  Laufe  der  Zeit  stets 
vermehrte.  Zugleich  kamen  an  den  Präparaten  Milzbrandbadllen 
vor,  welche  sich  entweder  vereinzelt  zeigten,  oder  als  Fäden  in  einer 
ganzen  Reihe  höchst  schwach  gefärbter  und  im  Innern  Körner  von 
verschiedener  Grösse  uod  Form  enthaltender  Bacillen  lagen,  wobei 
die  grösseren  derselben  sich  stets  an  den  Enden  des  Stäbchens 
befanden. 

Hieraus  ersieht  man,  dass  die  Dämpfe  von  ätherischen  Oelen 
die  Sporenbildung  nicht  aufheben.  Ferner  zeigt  sich  aber,  dass  viele 
Bacillen  keine  Sporen  bilden  können  und,  nach  ihren  Yeränderangen 
zu  schliessen,  absterben. 

Da  abar  die  Infizirungen  von  frischem  Nährmaterial  Milzbrand- 
bacillenkolonieen  gaben,  welche  vielldcht  durch  die  Anwesenhdt  von 
Sporen  bedingt  wurden,  so  hat  man  keinen  hinreichende  Oruod,  mit 
Sicherheit  die  vorher   beschriebenen  veränderten  llilsbrandbacillen 
als  abgestorben  anzusehen.    Auf  die  Sporen  aber  hatten  im  gege- 
benen Fdle  die  Dämpfe  der  ätherischen  Oele  keinen  EinUnss,  da 
während  des  Versuches  das  Nährsubstrat  ein  wenig  trocken  wurde  and 
daher  stiessen  die  Sporen,  welche  sich  auf  ihrer  Oberfläche  bebndsD, 
auf  Bedingungen,  die  denen  auf  getrockneten  Seidenfilden  ähnlidi 
sind.    Zur  Erklärung  dieser  Frage  wurde  eine  eintämge  K^tut  von 
Milzbrandbacillen,  Welche  im' Thermostaten  bei  37,9  ^  u  anfwucte,  ini 
eine  schräge  Oberfläche  von  1  ^/q  Fleischwasser-Pepton-Agar  Über- 
tragen, zu  dessen  Eondensationswasser  wiederum  eine  geringe  Quan- 
tität destiUirten  und  steriUsirten  Wassers  hinzugefQgt  wurde.    EBer- 
durch  erschien  die  Kultur  mit  einer  dünnen  ScUcht  von  Flössigkät 
bedeckt    Unter  solchen  Bedingungen  trat  der  Tod  der  Ifilzbrand- 
bacillenkulturen  unter  der  Einwiitamg  der  Dämpfe  des  Ol.  Thymi 
nach  64  Stunden  (Gesammtquantität  des  während  des  Versuches  ver- 
brauchten Oeles  2,2872  g.;  auf  jedes  Liter  4er  Luft  0/)148  g)  und 
des  Ol.  Gamphorae  Japon.  nach  72  Stunden  (Gesammtquantität  des 
während  des  Versuches  verbrauchten  Oeles  4,1262  g,  auf  jedes  Liter 
der  Luft  0,0244  g)  ein. 

Die  aufeinanderfolgenden  mikroskopischen  Untersuchungen  er- 
wiesen, dass  auch  unter  diesen  Versuchs-Bedingungen  sich  die  Milz- 
brandsporen bilden ;  in  Beziehung  auf  die  Färbungäähigkeit  eridden 
die  Milzbrandbacillen  auch  in  diesem  Falle  solche  VerändenmgeD, 
wie  sie  in  den  vorher  b^chriebenen  Experimenten  und  in  dersdben 
Beihenfolge,  wie  bei  den  Abdominaltynhusbacillen  beobachtet  worden 
waren.  Die  umgekommenen  Milzbrandbacillen  verlieren  beinahe  völlig 
die  Färbungsfthigkeit ;  ihre  Enden  sind  mehr  oder  weniger  gerundet 
und  enthalten  stark  gefärbte  Körner,  die  viel  grösser  sind,  als  die 
an  anderen  Stellen  desselben  Stäbchens  sich  befindenden. 


beW  ^e  t^kiuig  iw  bibnpit  iuh«riaciier  Oele  auf  Bacilien.  g23 

Es  worden  aach  Beobachtungen  über  die  Wirkung  der  Dämpfe 
▼OB  OL  Menthae  piperitae,  Ol.  Mentbae  crispae,  OL  Citri  rectificati 
und  OL  Foenicoli  aulf  die  >f ilzbrandsporen  unter  den  Bedingungen  der 
Yerdampfiing  in  hermetisch  verschlossenen  Flaschen  gemacht  In 
jede  Flasche  wurde  1  ccm  des  zu  untersuchenden  ätherischen  Oeles 
eine^^ossen,  danach  wurde  in  dieselbe  die  Eprouvette  eingestellt, 
die  an  dem  Pfropfen  der  Flasche  endete  und  die  das  Nährsubstrat 
eDthielt,  auf  deren  Oberfläche  sich  Seidenftden  mit  ausgetrockneten 
MUzbrandsporen  befanden.  Die  Flaschen  blieben  bei  Zimmertempera- 
tur in  einem  dunkelen  Schranke. 

Nachfolgende  Beobachtung^  zeigten,  dass  auch  die  kleinen 
Quantitäten  Dämpfe,  die  sich  unter  solchen  Bedingungen  bilden 
konnten,  hinreichend  genug  sind,  um  die  Entwicklung  der  Milz- 
brandsporen völlig  au&uheben.  Bei  dem  Uebertragen  derselben  Seiden- 
fiMen  nach  2  Wochen  auf  eine  frische  nahrhafte  Mitte  wurde  aber 
die  Entwicklung  von  Sporen  beobachtet,  obgleich  in  verschiedenen 
Zeiträumen  bei  den  verschiedenen  Seidenf&den. 

Das  Experiment,  das  if  derselben  Form  mit  OL  Bosarum  ge- 
macht  worden  war,  zeigte,  dass  die  Dämpfe  dieses  Oeles  nur  bei 
37,5  ^  C  die  Auskeimung  der  Milzbrandsporen  behindern  und  bei  der 
gewöhnlichen  Zimmertemperatur  beinahe  indifferent  bleiben. 

Endlich  wurde  noch  ein  Experiment  in  folgender  Weise  gemacht: 
In  2  Flaschen  wurde  je  1  ccm  von  OL  Thymi  eingegossen;  danach 
wurde  auf  d^  Boden  derselben  die  Eprouvette  mit  Fleischwasser- 
Pq^on-Agar  gelegt,  auf  dessen  Oberfläche  Seidenfäden  mit  Milz- 
brandsporen  sich  befanden.  Eine  Flasche  war  mit  einem  einge- 
sehlUhaen  Stopfen  hermetiach  geschlossen,  die  andere  a|^er  mit  einem 
aus  sterilisirter  Watte  gemachten  Pfropfen« 
In  der  zweiten  Flasche  wurde  das  Oel  jede  Woche  erneuert; 
erste  blieb  die  ganze  Zeit  in  völliger  Buhe.  Beide  Flaschen 
blieben  während  des  Experimntes  in  dnem  dunkelen  Schranke  bei 
Zimmertemperatur  (im  I^rchschnitt  17^  C). 

NatQrlicher  Weise  wurde  in  beiden  Flaschen  gar  keine  Ent- 
wicklung beobachtet.  Nach  dem  Uebertragen  der  Seideni&den  auf 
eine  frische  nahrhafte  Masse  nach  einer  6  Wochen  langen  Einwirkung 
der  Dämpfe  des  OL  Thymi  auf  dieselben  zeigten  die  Fäden  von  der 
Flasche  mit  dem  eingeschliffenen  Stopfen  schon  nach  24  Stunden  Ent- 
wicklung (bei  37,5  ^  C),  wtiirend  die  Fäden  aus  der  zweiten  Flasche, 
wo  ein  Wechseln  der  Dämpfe  möglich  war,  keine  Entwicklung  gaben. 
Besumiren  wir  in  Kürze  die  Besultate,  zu  denen  wir  durch  diese 
Yersudie  gelangt  sind,  so  hat  sich  ergebt: 

1)  Den  Dämpfen  von  ätherischen  Oelen  sind  bei  beständigem 
Wechsel  der  mit  ihnen  gesättigten  Luft  bedeutende  desinfizirende 
Eigenschaften  eigen. 

Bei  allmählicher  Verminderung  des  Sättigungsgrades  heben  die 
Dämpfe  im. Anfang  die  Bakterienentwicklung  auf,  alsdann  erhalten 
sie  bei  weiterer  Verdünnung  die  Eigenschaft,  nur  dieselbe  zu  ver- 
hindern. Die  dem  Eh^perimente  unterworfenen  Oele  kann  man  je 
nach  der  Intensität  ihrer  desinfizirenden  Eigenschaften  in  folgender 
Reihe  ordnen:  Oleum  (Snnamomi,  OL  Foeniculi,  OL  Lavendulae,  OL 


gg4    OmeltBchenko,  Üeb.  d.  Wirkung  d.  bimpfe  fttlidrisdier  Öela  ftaf  baciÜeQ. 

CaryopfayOoruiD ,  Ol.  Thymi,  OL  Mentbae  piperttae,  Ol.  Anisi,  Ol. 
Myrti  hisp.,  Ol.  Ilenthae  crispae,  Ol.  Eucalypti  Globali,  Ol.  Garn- 
pborae  Japon.,  Ol.  Valerianae,  Eacalyptolnm  und  Ol.  TerebiatbiDae 
gallicum.  Ol.  Citri  rectific.  and  OL  Rosaram  baben  als  Dämpfe  die 
aUerscbwäcbste  desinfizirende  EigenschidR;,  wobei  die  Dämpfe  des  Ol. 
Citri  rectific.  bei  stärkster  Sättigung  der  Luft  die  Entwicklong  der 
Bakterien  nur  behindern. 

2)  Im  getrockneten  Zustande  sterben  die  Bacillen  unter  Ein^- 
wirkung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  schwerer  ab,  als  im  normal^i 
Zustande. 

3)  Die  Widerstandsfähigkeit  der  Milzbrandsporen  in  feuchtem 
Zustande  wird  gegenüber  der  Einvrirkung  der  Dämpfe  ätherischer 
Oele  bedeutend  gesdiwächt 

4)  Das  Bakterienprotoplasma  erleidet  unter  der  Einwirkang  dw 
Dämpfe  ätherischer  Oele  Veränderungen  in  seiner  chemischen  Zu- 
sammensetzung, indem  es  die  Fähigkeit  zor  Aofaahme  der '  Anilin^ 
farbstoffe  verliert  Diese  Fähigkeit  schwindet  allmählich  and  on- 
gleichmässig  in  verschiedenen  Theilen  eines  and  desselben  Bacillus. 

5)  Das  Merkmal  des  AbSterbens  der  Bacillen  bestdit  in  mehr 
oder  weniger  bedeutendem  Varlaste  der  Fähigkeit  zur  Aufnahme  der 
Anilinfarbstoffe  und  zogleich  im  kömigen  Aassehen  der  Badllen. 

6)  Zur  Aufhebung  der  Milzbrandsporenentwicklung  genügen 
Dämpfe  von  ätherischen  Oelen  in  minimaleln  Quantitäten. 

7)  Die  Anwendung  der  Dämpfe  ätherischer  Oele  im  Gemeinleben 
hat  eine  rationelle  Grundlage. 

8)  Die  Emulsirang  ätherischer  Oele  schwädit  das  Flflchtigfceits- 
vermögen  derselben  ab. 

9)  Beim  Darchrtrömen  der  Luft  sowohl  über  die  Oelober&ädie, 
als  auch  durch  dasselbe  vermindert  sich  allmählich  die  Flüchtig- 
keit des  Oeles  bis  zum  vollständigen  Verluste  dieser  Eigenschaft, 
trotzdem  noch  dne  bedeutende  Quantität  von  Oel  in  Substanz 
übrig  bleibt  Daher  ist  es  nothwendig,  die  Oelportionen ,  um 
einen  beständigen  Sättigungsgrad  der  Lcrft  mit  Oeldämpfen  zu  er- 
zielen, fortwährend  um  so  öfter  zu  erneuern,  je  schwächer  das  Flfich- 
tigkeitsvermögen  des  Ödes  ist  und  je  bedeutendere  Quantitäten  der 
Dämpfe  zu  erzielen  sind. 

10)  Die  Forschungsmethode  der  antibakteriellen  Eigensdiaften 
für  dampfartige  Substanzen,  gesättigte  Laft  über  Bakterienkulturen 
zu  führen,  kann  als  die  rationellste  auch  für  Untersuchungen  der 
anttbakteridlen  Eigenschaften  gasartiger  Substanzen  gelten. 

Kiew,  Ende  April  1891. 


P»ii,  Die  B98tiinm«ncr  ▼o»  tfaltoae,  Dextros«  u.  Dextrin  in  Bierwürze  etc.     8g5 


Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dextrose  mid  Dextrin 
in  Bierwürze  und  Bier  mittelst  Beinkaltoren  von 

Oahrongs-Organismen. 

Von 

Anninliis  Bau 

in 

Amsterdam. 

Uoter  dieser  Ueberschrift  veröffentlicht  Dn  H.  Elion  in  Rot- 
terdam eine  Kritik  meiner  in  Bd.  IX.  S.  99.  100  d.  Zeitschr.  er- 
wähnten Arbeit:  ,,Ueber  die  scheinbare  Zunahme  des  Dextringehalts 
iD  Bierwürzen  während  der  Gährung,  sowie  über  die  Bestimmung 
der  Dextrose  und  des  Dextrins  in  ihnen*',  in  welcher  Elion  meine 
erhaltenen  Resultate  bezüglich  eines  ins  Gewicht  fallenden  Dextrose- 
gehalts in  normalen  Bierwürzen  zu  diskreditiren  sucht. 

Dem  gegenüber  ist  zu  erwidern,  dass  die  Bierwürzen,  welche  ich 
zur  Untersuchung  benutzte,  aus  normalem  Malz,  nach  dem  Verfahren 
von  Saladin  erzeugt,  in  normaler  Arbeitsweise  (Dekoktionsverfahren) 
hergestellt  waren,  upd  zwar  ausschliesslich  aus  Malz,  ohne  Beigabe 
von  Reis  oder  anderen  Surrogaten. 

Den  meisten  Zymochemikem  ist  es  bekannt,  dass  die  Zusammen- 
setzung von  normalen  Bierwürzen,  abgesehen  von  den  durch  Darr- 
und Sudprozess  iiervorgerufenen  Schwankungen,  in  verschiedenen 
Brauereien,  zumal,  wenn  vielleicht  Gerste  anderer  Provenienz  verar- 
beitet worden  ist,  bezüglich  feinerer  Unterschiede  eine  ganz  differente 
sein  kann.  Von  diesem  Gesichtspunkt  ausgehend,  muss  ich  die 
Möglichkeit  zugeben,  dass  in  den  von  Elion  untersuchten  Würzen, 
sofern  er  dies  mit  der  nöthigen  Deberzeugung  vertritt,  nur  ver- 
schwindend geringe  Mengen  von  dextroseähnlichen  Zuckerarten  gegen 
wärtig  waren.  Andererseits  aber  halte  ich  es  für  unwissenschaftlich, 
wenn  Elion  die  von  ihm  erhaltenen  Resultate  auf  ihm  vielleicht 
anbekannte  Verhältnisse  mit  Sicherheit  zu  übertragen  sich  be- 
müssigt  flihlt. 

Wran  Elion  annimmt,  Hansen  habe  sich  jedenfalls  geirrt, 
als  er  Maltose  als  absolut  unvergährbar  für  den  Saccharomyces 
apiculatus  hinstellte,  so  würde  es  für  die  Wissenschaft  nur  von 
Nutzen  sein,  wenn  Elion  diese  Annahme  durch  den  Versuch  zur 
Thatsache  erheben  würde.  Bis  zu  diesem  Zeitpunkt  stütze  ich  mich 
auf  H  a  n  s  e  n  *  8  und  meine  eigenen,  bisher  noch  nicht  publizirten 
Versuche,  dass  S.  apiculatus  Maltose,  sofern  nicht  ein  von  dieser 
Hefenart  nicht  auszuübender  Einfluss  auf  die  Maltose  geltend  ge- 
macht wird,  auch  in  geeigneter  Nährlösung  zu  vergähren 
nicht  vermag. 

Elion  übersieht  in  seiner  Kritik  die  in  den  von  mir  unter- 
suchten Würzen  geltend  gemachten  Erscheinungen  in  Betreff  der 
Kupferreduktion  mittelst  Fehling'scher  Lösung  vor  und  nach  der 


826  Säväs, 

Gähnmg,  vor  und  nach  dem  Invertiren,  eUe  Erscheiiiiuig,  welche  in 
der  Bestimmui^  des  ,,SdieindextriDR''  einen  prägnanten  Ausdruck 
findet,  auf  die  Gegenwart  anderer  Zuckerarten  neben  Maltose  hin- 
weist und  die  Erklärung  fOr  die  durch  den  Saccharomyces 
apiculatus  bedingte  theilweise  Vergährung  von  Bierwünsen  liefert. 

Nebenbei  sei  erwähnt,  dass  in  neuerer  Zeit  in  Bierwürzen  Ton 
anderen  Herren  nach  Methoden,  welche  von  der  meinigen  völlig  ab- 
weichen, grössere  oder  geringere  Mengen  von  deztroseähnlichen 
Zuckerarten  nachgewiesen  worden  sind. 

Wenn  Elion  nun  zum  Schluss^  meint,  der  S.  apiculatus 
könne  als  analytisches  Reagenz  erst  dann  mit  absoluter  Sicherheit 
Verwendung  finden,  nachdem  er  einem  eingehenden  Studium  unter- 
worfen sei,  so  wiederholt  er  nur  Ton  einem  etwas  anderen  Gesichts- 
punkte aus  das,  was  ihm  in  Folge  meiner  Publikation  in  der 
Wochenschr.  t  Brauerei.  1891.  S.  5  zur  Zeit,  als  seine  Kritik  in 
dieser  Zeitscbr.  Bd.  IX.  S.  525  veröffentlicht  wurde,  bekannt  sein 
musste  ^). 

Amsterdam,  den  4.  Mai  1891. 


Ein  Fall  von  Lepra  anaesthetioa. 

♦  •     f     *    VOD  '  ♦  - 

Dr.  C.  Savas, 

BflgiBMntiant  der  k.  Chrieebiielieii  Anne« 

In 

Athen. 

Vor  Kurzem  habe  ich  Gelegenheit  gehabt,  einen  typisdien  Fall 
von  Lepra  anaesthetica  zu  beobachten,  welcher  hinsichtlich  der  Patho- 
genese vom  Pemphigus  leprosus  und  der  Frage,  ob  die  Leprabadllen 
in  Zellen  (Neisser  u.  a.)  oder  in  Lymphbahnen  (Unna)  eingelagert 
sind,  manches  Interesse  darbietet. 

Wie  aus  dem  klassischen  Werke  von  Hirsch  bekannt  ist,  ge- 
hört Griechenland  zu  den  am  meisten  von  der  Lepra  heimgesuchten 
Ländern.  Nach  der  im  Jahre  1884  von  dem  obwsten  Sanitätsrathe 
veröffentlichten  Statistik  waren  in  Griechenland  166  Lepröse  (109 
M&nner,  67  Weiber),  darunter  28  im  kontinentalen  Griechenland«  74 
in  Peloponnes  und  64  an  den  Inseln. 

Die  Geschichte  des  von  mir  beobachteten  Falles  ist  kurz  fü- 
gende: Ein  31-jähriger  Unteroffizier  aus  Aegina,  welcher  vra  ge- 
sunden Eltern  stammt,  welcher  aber  mit  einer  Familie,  von  welcher 
die  Mutter  und  die  2  Kinder  an  Lepra  tuberosa  leiden,  vertcehrte, 
wurde  vor  4  Jahren  von  Fieber,  strahlenden  Schmerzen  im  G^ete 
des  rechten  Ulnaris  und  Schwellung  der  rechten  MazillardrfiseD  be- 
fallen.   Diese  Symptome  haben  nach  15  Tagen  aufgehört,  daf&r  aber 


1)  ofr.  Ateg.  Brauer-  and  Hopfenz«itang.  XXXI.  709. 


£m  Fall  roo  Lepra  uiMsthedc«.  g27 

sind  Atrophie  der  Muskeln  der  rechten  Hand,  besonders  des  Adduk- 
tora  des  Daamens  und  Anästhesie  im  kleinen  Finger  aufgetreten. 
Im  Verlaufe  dieser  4  Jahre  ist  Patient  von  6  solchen  Anfällen  mit 
denselben  Symptomen,  ausserdem  noch  von  bullösen  Eruptionen  heim- 
gesucht worden.  Nach  jedem  Anfall  verbreitete  sich  die  Anästhesie 
aaff  grössere  Strecken  der  rechten  Hand  und  schliesslich  ist  auch 
die  linke  Hand  von  der  Anästhesie  befallen. 

Als  ich  den  Patienten  während  seines  letzten  Anfalles  besuchte, 
hatte  er  Fieber,  DyspnoS  und  klagte  Ober  Schmerzen  in  den  Ge- 
lenken, welche  geschwollen  und  flidctuirend  waren,  ausserdem  über 
strahlende  Schmerzen  im  Verbreitnngsbezirke  beider  Ulnaris,  welche, 
wie  man  bei  Betastung  derselben  wahrnehmen  konnte,  wie  dicke 
Stränge  zu  fahlen  waren.  Die  Haut  der  oberen  und  unteren  Extre- 
mitäten sowie  des  Kopfes  war  hyperästhetisch.  Oberschenkel  und 
Oberarme  zeigten  zahlreiche  braune,  flache  Flecken,  nicht  auf  Druck 
abblassend,  von  verschiedener  Grösse,  und  zwar  von  der  Grösse 
eines  Stecknadelkopfes  bis  zu  der  eines  Pfennigstockes.  Während 
um  die  Flecken  herum  die  Sensibilität  vollständig  erhalten  war, 
war  dieselbe  in  den  Flecken  selbst  entweder  ganz  verloren,  oder 
nur  theilweise  erhalten.  Im  letzteren  Falle  verursachte  der  Stich 
einer  Nadd  keine  Schmerzen,  sondern  wurde  nur  als  Druck  gefühlt. 
Auf  der  Stirn  war  ein  erythematöses  Exanthem,  welches,  äs  der 
An&ll  vorabergegangen  war,  verschwand.  Nirgends  im  Körper  waren 
lepröse  Knoten  vorhanden. 

Die  nach  Ablauf  des  Anfalles  angestellte  Untersuchung  mit 
all^  Reizungsmitteln  (thermischen,  mechanischen,  elektrischen)  er- 
gab eine  nnkomplete  Anästhesie  der  Haut  der  Unterarme  und  der 
Hände  mit  Ausnahme  der  3  letzten  Finger  beider  Hände,  welche 
vollständig  anästhetisch  waren.  Die  3  letzten  Finger  der  rechten 
Hand  und  der  linke  Daumen  und  Kleinfin^er  waren  ausserdem  pa- 
retisch.  Die  Handmuskeln  waren  beiderseits  atrophisch,  ^ie  Beflex- 
phänomene  erhalten  und  der  Gang  vollständig  normal. 

Auf  seinem  rechten  Ringfinger  hatte  Patient  eine  deutliche 
Blase,  welche  nach  einigen  Tagen  platzte  und  eine  Kruste  bildete. 
Diese  Kruste  kratzte  ich  heraus  und  mittelst  einer  Platinöse,  welche 
vorher  ausgeglüht  war,  nahm  ich  einen  Tropfen  des  darunter  liegen- 
den Eiters,  breitete  ihn  auf  einigen  Deckgläschen  aus,  färbte  nach 
der  Methode  Ziehl-Neelsen  und  untersuchte  mit  Oel-Immersion 
(Beichert,  ^Ij^^  Ocul.  3).  Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab 
Folgendes:  Zwisäen  der  grossen  Anzahl  von  Eiterkörperchen,  welche 
blau  ge&rbt  waren,  sieht  man :  1)  spärliche,  freiliegende  und  roth 
gcdfärbte  Bacillen,  2)  grosse,  runde  Zellen  mit  deutlich  blau  gefärbtem 
Kern  und  Protoplasma.  Die  BacUlen  liegen  grösstentheils  in  diesen 
Zellen,  welche  bald  unverändert  sind,  bald  zeigen  sie  Vakuolen, 
welche  entweder  nur  einen  Theil  der  Zelle  oder  fast  den  ganzen 
Zellkörper  einnahmen.  Im  letzteren  Falle  ist  nur  der  Kern,  welcher 
blau  gd&rbt  ist,  erhalten.  3)  Endlich  bekommt  man  runde,  kern- 
lose Gebilde  von  verschiedener  Grösse  zu  Gesichte  (die  kleinsten  be- 
trugen kaum  2  fi  Durchmesser,  während  die  grössten  zweimal  so 
gross  als  ein  Eiterkörperchen  waren),  welche  gar  nicht  geCärbt  sind, 


928  Allgemeines  aber  Baktisrieii. 

glasig  aussehen  und  ebenfalls  mit  Vakuolen  versehen  sind,  um 
diese  Vakuolen  liegen  auch  in  diesen  Gebilden  roth  gefärbte  Bacillen 
und  kleinkörnige  Partikel.  Vielkernige  Riesenzellen  im  Sinne  L  a  n  g  - 
hans'  waren  nicht  vorhanden. 

Aus  diesem  Befunde  glaube  ich  mich  berechtigt,  Folgendes  zu 
schliessen : 

1)  Aus  der  Thatsache,  dass  die  bullöse  Eruption  unseres  Falles 
Bacillen  enthielt,  ergibt  sich,  dass  der  Pemphigus  bei  der  Lepra 
anaesthetica  nicht  immer  trophoneurotischer  Natur,  d.  h.  sekundäres 
Symptom  von  der  primären  Nervenläsion,  ist,  wie  Neisser  glaubt, 
sondern  auch  direkt  durch  Einwirkung  von  Bacillen  hervorgerufen 
werden  kann. 

2)  Dass  die  Ansicht  von  Unna,  wonach  die  Leprabacillen  nie- 
mals in  den  Zellen,  sondern  immer  in  den  Lymphbahnen  liegen, 
nicht  richtig  ist,  denn,  wie  sich  aus  der  mikroskopischen  Untersuchung 
meines  Falles  ergibt,  waren  das,  was  Dnna  für  Querschnitte  von  Lymph- 
bahnen gebalten  hat,  die  veränderten  und  badllenbaltigen  Leprazellen. 

Athen,  14.  April  1891. 


Rsferate. 


Tau^han,  Victor  C,  Some  new  bacterial  poisons;  their 
causal  relation  to  disease  und  the  changes  in  our 
theories  snggested  by  their  action.  (Philadelphia  Med. 
News.  No.  918.  1890.  p.  168.) 
Verf.  erhielt  aus  den  von  Booker  bei  der  Sommerdiarrhöe  der 
Kinder  reingezüchteten  Bakterien  X,  a  und  A  durch  Eintropfenlasaen 
ihrer  Bouilloukulturen  in  absoluten  Alkohol  reichliche,  flockige  Prä- 
zipitate.  Nach  dem  Austrocknen  über  Schwefelsäure  oder  Aeizkali 
im  Vacuum  bildet  der  aus  den  Kulturen  des  Bacteriums  a  gewonnene 
Niederschlag  eine  dunkle,  schuppige,  leicht  in  Wasser  lösliche  Sub- 
stanz, welche  aus  ihrer  wässerigen  Lösung  weder  durch  Hitze  oder 
Salpetersäure  oder  durch  beide  zusammen,  noch  durch  Natriumsulfat 
oder  Kohlensäure,  dagegen  leicht  mit  Ammoniumsulfat  im  Deber- 
schusse  ausgefällt  wird.  Sie  gibt  die  Xanthoprotefd-  und  die  Biuret- 
reaktion  und  riecht  beim  Verbrennen  nach  versengten  Federn.  Das 
Präzipitat  von  Bacterium  X  ist  heller  in  Farbe  und  weniger  in 
Wasser  löslich,  als  jenes  von  a,  stimmt  aber  in  seinen  Reaktionen  mit 
diesem  überein.  Die  aus  den  Kulturen  des  Bacteriums  A  isolirte 
Substanz  ist  in  Wasser  nahezu  unlöslich.  Alle  3  Proteinkörper  sind 
sehr  giftig.  Sie  bewirken  bei  Hunden  jBubkutan  in  kleinen  Mengen 
Erbrechen,  Diarrhöe,  Kollaps  und  Tod.  -Von  der  Substanz  aus  a 
genügen  0,01  ff,  um  ein  grosses  Meerschweinchen  in  12  Stunden  zu 
tödten.    Bei  kleineren  Dosen  tritt  der  Tod  später  ein. 

Es  erzeugen  demnach  3  morphologisch   verschiedene  Mikroorga- 
nismen Gifte  mit  chemisch  verschiedenen  Eigenschaften,  die  jedoch 


Typhus  (Absoesse).  —  Hogcbolera.  g29 

bei  den  Versnchsthieren  die  gleidien  Symptome  and  pathologischen 
Veränderungen  hervorzubringen  vermögen.  Keiner  dieser  Mikroorga- 
nismen wird  bei  der  Sommerdiarrhöe  konstant  angetroffen;  manch- 
mal fehlen  sie  ganzlich  und  es  sind  wieder  andere,  vielleicht  ebenso 
wirksame  Bakterien  vorhanden.  BezQglich  der  weiteren  Ausführungen 
des  Verl's  möge  im  Originale  Einsicht  genommen  werden. 

Kr  41  (Prag). 

Raymond,  F.,  Sur  los  propri^t^s  pyogenes  du  bacille 
d'Eberth  (a  proposd'un  cas  de  fiivre  typhoide  com- 
pliqu6e  d'un  abces  de  la  paroi  abdominale  et  de 
dälire  aigu).    (Gazette  m^d.  de  Paris.  1891.  No.  9.  p.  97.) 

Verf.  berichtet  über  einen  Fall  von  Abdominaltyphus  mit  Ab- 
scessbfldung.  BezQglich  der  klinischen  und  pathologisch-anatomischen 
Details  des  interessanten  Falles,  sowie  dessen  weiterer  Komplikation 
müssen  wir  auf  das  Original  verweisen. 

Im  Abscesseiter  fand  V  eil  Ion  mittelst  des  Plattenverfahrens 
den  Typhusbacillus  in  ReiDkultur  vor  und  bestimmte  ihn  als  solchen 
mit  der  Gasser 'sehen  Methode  und  aus  seinem  kulturellen  Ver- 
halten. Auch  Verf.  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  der  Typhusbacillus 
unter  gewissen  Umständen  pyogen  wirken  kann,  ohne  dass  er  indes 
als  der  Erreger  aller  jener  Eiterungsprozesse  anzusehen  wäre,  welche 
bei  Typhus  aufzutreten  pflegen.  Kräl  (Prag). 


IfovT,  Frederlek  G.,  The  tpxic  products  of  the  bacillus 
of  hogcbolera.  (Philadelphia  Med.  News.  No.  921.  1890. 
p.  231.) 

Verf.  isolirte  aus  Kulturen  des  Bacillus  der  Schweinepest  (Hog- 
^olera)  mittelst  der  B  rieger 'sehen  Methoden  eine  basische  Sub- 
stanz, welche  er,  da  sie  die  einzige  in  Schweinepestkulturen  vorhan- 
dene toxische  Base  zu  sein  scheint,  als  „Susotoxin^^  bezeichnet.  Die 
kolirten  Schweinefleischbrübekultoren  werden  zur  Syrupdicke  einge- 
dunpft,  mit  absolutem  Alkohol  aufgenommen  und  mit  einer  alkoho- 
lischen Lösung  von  Quecksilberchlorid  ausgefällt.  Der  Niederschlag 
wird  abfiltrirt,  ausgewaschen,  in  Wasser  gelöst,  mit  Schwefelwasser- 
nstoff  zersetzt  und  das  Quecksilbersulfid  durch  Filtration  entfernt. 
Das  hierauf  neutralisirte  Filtrat  bildet  nach  dem  Eindampfen  im 
Wasserbade  eine  gelblich-braune,  syrupähnliche  Substanz,  das  Suso- 
toxin,  mit  einigen  nadeiförmigen  und  Salzkrystallen.  Dieser  Rück- 
stand, in  Wasser  gelöst  und  in  Mengen  von  0,125—0,25  ccm  an 
Ratten  injizirt,  tödtet  die  Thiere  innerhalb  36  Stunden.  Als  die 
Base,  anstatt  mit  Quecksilberchlorid,  mit  Platinchlorid  präzipitirt 
wurde,  fiel  aus  der  wässerigen  Lösung  des  Rückstandes  nach  und 
nach  eine  Platin  Verbindung  als  gelber  Niederschlag  aus,  welche  mikro- 
skopisch aus  klaren,  gelben,  ölähnlichen  Kügelchen  bestand  und  ein 
mattgelbes  Pulver  biMet,  das  im  vollkommen  trockenen  Zustande  in 
heissem  und  kaltem  Wasser  unlöslich,  hingegen  in  Säuren  und  Al- 
kalien löslich  ist.  Ausserdem  war  in  dem  alkoholischen  Filtrat  noch 
IX.  Bd.  53 


830  HogchoUra.  -^  Gonorrhoe,  —  Porimra  liMmorrliAgieä. 

ein  in  lugen  Nadeln  krystallisirendes  PlutiDsalz  vorhanden.  Das 
Hydrochlond  dee  Susotoxins  ist  ein  hellgelber,  vollkommen  klarer,  in 
Wasser  and  in  kaltem,  absolutem  Alkohol  leicht  löslicher,  etwas 
hygroskopischer  Syrup,  welcher  beim  Erhitsen  mit  einem  Alkali  einen 
starken  Amingeruch  entwickelt  Wiederholte  Iigektionen  kldner 
Mengen  des  Hydrochlorids  brachten  bei  einer  Batte  eine  erhShte 
WiderstandsflAigkeit  gegen  virulente  Schweinepestkulturen  zu  Stande. 
Durch  Eintropfenlassen  einer  im  Yacuum  bei  36  ^  C  eingedickten 
Hogcholerakultur  in  absoluten  Alkohol  wurde  ein  Toxalbumin  ge- 
wonnen, das,  bei  Zimmertemperatur  getrocknet,  ein  weisses,  in  Wasser 
leicht  lösliches  Pulver  darstellt.  Subkutane  Dosen  von  0,1  und  0,05  g 
tOdten  Ratten  in  3-— 4  Stunden.  Eine  Ratte,  welche  0,025  g  erhalten 
hatte,  erholte  sich  am  3.  Tage,  vertrug  dann  wiederholte  und  an- 
steigende Dosen  ohne  weitere  Reaktion  und  verhielt  sich  gegen 
später  applizirte  vollvirulente  Kulturen  refrakt&r.      Er&l  (Prag). 


Levi,  Leone,   Sul   valore   etiologico   del   gonococco   di 
Neisser  nella  blenorrhagia.    (Giom.  ital.  delle  mal.  vener. 
e  della  pelle.  1890.  Fase.  11.  p.  141.) 
Bei  der  von  Oerichts  wegen  verfQgten  Untersuchung  von  2  Kin- 
dern nach  Stuprum  konnte  Verf.  in  den  Epithel-  und  Eiterzellen  des 
reichlichen  Ausflusses  das  ausschliessliche  Vorhandensem  typischer 
Neisser 'scher  Gonokokken  bei  Abwesenheit  anderer  MikroiQnrganis- 
men  konstatiren.    Die  auf  Grund  dieses  Befundes  und  der  vorhan- 
denen Lasionen  gestellte  Diagnose  veranlasste  die  ^nteteuchttig  des 
angeklagten  Individuums.    Es  stellte  sich  heraus,  dass  der  Ange- 
klagte in  der  That  an  einer  intensiven  blennorrhagischen  Drethiitis 
litt,  und  Verf.  erhielt  denn  auch  bei  der  Untersuchung  des  Ausflusses 
genau  dieselben  Resultate,  wie  bei  dem  Ausflusse  der  Kinder. 

Verf.  glaubt  sich  demnach  berechtigt,  aus  den  kUnisctaen  und 
mikroskopischen  Befunden  des  Ausflusses  und  aus  der  intensiven  eot- 
zflndlichen,  lokalen  Reaktion  in  den  beiden  FAllen  der  Kinder  auf 
eine  Infektion  durch  direkte  Uebertragung  des  Urethraleiters  von 
jenem  Individuum  aus  schliessen  zu  dflrfen  und  betont  den  ätiolo- 
gischen Werth  des  Neisser*  sehen  Gonococcus  fflr  die  forensische 
Medizfai.  Kr&l  (Prag). 

Spietschkiy  Theodor,  Ueber  einen  Blutbefund  bei  Purpura 
haemorrhagica.  (Archiv  f.  Dorm,  und  Syphilis.  1891.  Heft  2.) 
Spietschka  fand  bei  2  Fällen  von  Purpura  haemorrhagica 
trotz  beinahe  ununteiHbrochener  Blutungen  keine  erhebliche  Antaiie.  Das 
Blut  enthielt  eine  Anzahl  kernhaltiger,  rother  BluÜLörperchen,  ein  Be- 
fund, der  darauf  hinweist,  dass  eine  ungemein  schnelle  Regeneration 
der  rothen  Blutkörperchen  und  des  H^oglobingehaltes  erfolgt  isL 
Wie  bekannt,  enthalten  ja  rothe  Blutkörperchen  in  ihrem  Jugendza- 
stande  Kerne,  so  dass  die  Annahme  Spietschka's,  dass  es  sich 
hier  um  noch  unreife,  zu  frflh  in  die  Blutbahn  gelangte  roüie  Blut- 
körperchen handle,  auf  allseitige  Zustimmung  rechnen  dürfte. 

Ledermann  (Breslau). 


Üiitort«eliiing9method«ii,  Instramento  »to.  g31 

Boas.  J.E.T.,  1)  Hestebremserne.  2)  Tillaeg  til  min  Ar- 
tikel „Ed  Bremselarve  i  HjärncD  hos  en  Hest    (Tids- 
skrift  for  Veterinärer.  Bd.  XXL  1891.  p.  1—24.) 
Verl  bat  die  im  Pferde  scbmarotzenden  Bremsenlarren  und  ibre 
Entwickelang  genauer  untersucbt.    Folgende  Punkte  in  seiner  mit 
guten,  originalen  Abbildungen  versebenen  Abhandlung  dürften  beson- 
dets  heryorzuheben  sein: 

Die  Larve  des  Gastrophilus  durchläuft  von  ihrem  Ent* 
Bcblüpfen  aus  dem  Ei  bis  zur  Erlangung  ihrer  vollen  GrOsse  vier 
Stadien,  welche  näher  beschrieben  werden.  Die  beiden  ersten  —  von 
welchen  das  zweite  bisher  unbekannt  war  —  sind  einander  sehr  ähn- 
lich, während  sie  von  den  beiden  letzten  sehr  abweichen,  welche 
wiederum  mit  einander  ziemlich  fibereinstimmen.  Auffallend  ist  das 
bedeutende  Zunehmen  der  Larve  an  Umfang,  welches  namentlich  im 
dritten  Stadium  stattfindet,  ohne  dass  die  Haut  gewechselt  wird. 
Das  Dntersnchungsmaterial  junger  Larven  erhielt  Verf.  durch  einen 
Zufall.  Zahlreiche  Larven  hatten  sich  in  die  Zungenschleimhaut 
eines  Pferdes  hineingebohrt,  und,  wie  bei  anderen  ähnlichen  Ver- 
inrangen,  waren  sie  in  ihrer  Entwickelung  stark  gehemmt  worden. 
Vtff.  erwähnt  aus  eigener  Erfahrung  noch  ein  Paar  andere  Fälle  von 
Verirrung  der  Gastrophilus-Larve  und  gibt  eine  Zusammen- 
stellung mehrerer  anderer  aus  der  Litteratur.  Von  den  Gastro- 
ptailus-Larven  ist  G.  pecorum  bei  weitepi  die  häufigste  im 
Magen  der  Pferde  in  Dänemark,  obgleich  das  vollkommene  Ii^ekt  zu 
d«i  grOssten  entomologiscfaen  Seltenheiten  gehört.  Fast  alle  Pferds^ 
welche  bei  der  Kopen^igener  Veterinärhochschule  zur  anatomischen 
Dissektion  kommen,  enthalten  Gastrophilus -Larven. 

In  seiner  zweiten  Abhandlung  gibt  Verf.  Aufschlüsse  fiber  das 
Vorkommen  von  flautbremsen  (Hypoderma)  beim  Pferde  in  Däne- 
mark und  Norwegen,  hauptsächlid^  nach  Berichten  von  Thierärzten, 
and  erörtert  zugteich  einige  in  der  Litteratur  beschriebene  Fälle  von 
Bremsenlarven  im  Gehirn  des  Pferdes.  Im  Ganzen  sind  ihm  6  Fälle 
von  Bremsenlarven  im  Gehirn  des  Pferdes  bekannt;  nur  in  einem 
derselben  handelte  es  Adi  um  einen  verirrten  Gastrophilus,  in 
dreien  waren  die  Schmarotzer  unzweifelhaft  und  in  zweien  wahr- 
scheinlich Hypoderma -Larven.         H.  Krabbe  (Kopenhagen). 


Untortuchungsmethoden,  Instrumente  etc. 


D^Anonval,  k^  Emploi  de  Tacide  carbonique  liquefi^ 

pour   la  filtration  et  la  Sterilisation  rapides  des 

liquides  organiques.    (Gomptes  rendus  de  TAcadömie  des 

sdences  de  Paris.  Tome  CXU.  1891.  p.  667  ff.) 

Verf.  beschreibt  eine  Methode,  Flttssigkeiteh  auf  kaltem   Wege 

zu  sterilisiren,   und  zwar   mittelst  Filtration   durch  Porzellan    und 

mittelst   der  spezifisch   bakterientOdtenden    Wirkung,    welches   der 


$32  üntersuchiitigsin(»(fiof1en,  Tnstrumeot«  efo. 

Druck  des  zu  yerweDdenden  Gases  (flüssige  Kohlensäure)  aasflb£. 
Der  mittlere  Druck,  der  bei  den  Versuchen  in  Anwendung  kam,  be- 
trug 45  Atmosphären  (Beschreibung  und  Abbildung  des  Apparates 
müssen  im  Original  nachgesehen  werden).  Unter  diesem  Druds  lässt 
sich  eine  Lösung  ebenso  sterilisiren,  wie  im  AutokiavCs.  Allerdings  ist 
die  Widerstandsfähigkeit  der  Mikroben  sehr  Terschieden,  aber  lässt 
man  den  Druck  länger  andauern  und  erhöht  man  sdne  Wirksamkeit 
durch  Dazutreten  einer  Temperatur  von  40  ^,  bei  welcher  die  Albu- 
minoide  noch  nicht  koaguliren,  so  vermag  ihm  kein  lebendes  WesoD 
zu  widerstehen.  Indem  man  nun  beide  Faktoren,  Druck  und  Wärme, 
angemessen  steigert,  lassen  sich  gewisse  Kulturen  abschwächen,  in 
der  Entwickelung  zurückhalten  u.  s.  w.  Lässt  man  endlich  Filtration 
und  Druck  zusammenwirken,  so  steht  der  Reichthum  der  filtrirten 
Flüssigkeit  an  Kolloidsubstanzen  in  inniger  Beziehung  zu  dem  auf 
die  Flüssigkeit  ausgeübten  Druck.  Blau  kann  z.  B.  bei  Filtration 
einer  Mischung  von  Pepton  und  Hühnereiweiss  den  Druck  so  weit 
erhöhen,  dass  anfangs  nur  Pepton  allein  filtrirt;  bei  50 — 60  Atmo- 
sphären aber  passirt  Alles  das  Filter,  figurirte  Körper  ausgenommen. 
Bei  Filtration  von  Flüssigkeiten,  welche  verschiedene  Fermente  ent- 
halten, wie  z.  B.  der  Pankreassaft,  lassen  sich  nach  und  nach  Fil- 
trate  gewinnen,  deren  Wirksamkeit  sehr  verschieden  ist,  da  gewisse 
Fermente  ausschliesslich  oder  mindestens  viel  schneller  das  Filter 
passiren,  als  andere« 

Verf.  glaubt,  dass  sich  aus  dem  bei  Benutzung  des  Apparates 
Beobachteten  eine  für  die  Physiologie  und  organische  Chemie  wich- 
tige analytische  Methode  herausbilden  könne.  Gegenwärtig  leistet 
der  Apparat  die  grössten  Dienste  dadurch,  dass  organische  Flüssig- 
keiten, die  für  subkutane  Injektionen  benutzt  werden,  mit  demselben 
kalt  sterilisirt  werden.          0.  E.  R.  Zimmermann  ((Tbeamitz). 

Yaughan,  Yletor  C,  The  examination  of  drinking-water 
with  special  reference  to  its  relation  to  typhoid 
fever.  (Philadelphia  Med.  News.  No.  909.  1890.  p.  64L) 
Wenn  die  bakteriologische  Untersuchung  eines  verdächtigen 
Wassers  rechtzeitigen  Nutzen  bringen  soll,  muss  sie  so  rasch  als 
thunlich  beendet  und  das  Outachten  in  möglichst  kurzer  Frist  ge- 
liefert werden.  Neben  dem  üblichen,  gleich  nach  dem  Eintreflfon  der 
Wasserprobe  vorgenommenen  Anlegen  von  Platten  überträgt  Verf. 
gleichzeitig  einen  Tropfen  des  zu  prüfenden  Wassers  in  Bouillon,  be- 
lässt  das  Röhrchen  24  Stunden  im  Brütofen  und  injizirt  dann  20 
Tropfen  der  Kultur  intraperitoneal  an  weis»e  Ratten,  die  den  ge- 
wöhnlichen Wasserbakterien  gut  widerstehen,  oder  an  Meerschweinchen. 
Gewöhnlich  gehen  die  Thiere  innerhalb  12  Stunden  zu  Grunde,  wenn 
pathogene  Mikroorganismen  im  Wasser  vorhanden  waren.  Nun 
werden  hei  der  Autopsie  aus  Milz,  Leber  und  Nieren  wiederum 
Platten  angelegt,  die  nach  24  Stunden  genügend  entwickelt  sind,  um 
mit  den  primären  Wasserplatten  verglichen  werden  zu  können.  Das 
Zählen  und  Bestimmen  der  Kolonieen  auf  den  letzteren  geschieht  in 
der  bekannten  Weise.  Mittlerweile  ist  auch  die  chemiscbe  Analyse 
durchgeführt  und  so  kann  unter  günstigen  Umständen  das  Gutachten 


ünteriiicbaogtiDeÜioden,  instrumenta  ttt,  g33 

schon  3  Tage  nach  Empfang  der  Wasserprobe  abgegeben  werden. 
Obgleich  mit  diesem  Verfahren  bloss  die  für  die  Versuchsthiere 
psthogenen  Mikroorganisipen  nachgewiesen  werden  können,  nicht  aber 
jene  Bnr  für  den  Menschen  pathogenen,  wird  andererseits  ans  einem 
positiven  Resultate  der  Thierversuche  die  Ueberzeugung  gewonnen, 
dass  das  Wasser  zu  Oenusszwecken  ungeeignet  ist. 

In  einer  Tabelle  folgt  die  Zusammenstellung  der  Ergebnisse  der 
bakteriologischen  und  chemischen  Analyse  von  77  (davon  39  nach 
der  erw&hnten  Methode  untersuchten)  Wasserproben,  von  welchen  16 
als  Typhus  verursachend  angesehen  wurden,  29  aus  einer  verdäch- 
tigen Umgebung  stammten  und  die  übrigen  unverdächtiges  Wasser 
betrafen.  Von  den  erstgenannten  19  enthielten  16  Proben  für  Thiere 
pathogene  Bakterien,  bei  allen  übrigen  61  Wässern  wurden  nur  in 
3  Proben  pathogene  Keime  gefunden. 

Von  den  aus  Wasser  isolirten  pathogenen  Mikroorganismen 
werden  angeführt: 

Bacillus  A,  ein  bewegliches  Kurzstäbchen,  das  Gelatine  nicht 
verflüssigt,  auf  Kartoffel  als  feuchter,  weisser,  etwas  prominirender 
Rasen  wächst,  keine  Gasbildung  verursacht  und  sich  gut  mit  den 
gewöhnlichen  Anilinfarben  und  nach  Gram  färbt.  Es  ist  sehr 
pathogen  für  Ratten  und  Meerschweinchen,  indifferent  für  Kaninchen. 

Bacillus  B  ist  ebenfalls  ein  bewegliches  Kurzstäbchen,  das 
die  Gelatine  erst  spät  und  in  geringem  .Maasse  verflüssigt  und 
manchmal  im  Beginne  seines  Wachsthums  Gasbhisen  entlang  dem 
Imp&tiche  bildet.  Sonst  stimml;  es  in  seinen  kulturellen,  tinkto- 
Tidllen  und  pathogenen  Eigenschaften  mit  Bacillus  A  überein.  Es 
wurden  Kultorei  von  A,  B  und  vom  Typhusbacillus  an  Ratten 
verimpft  A  und  B  tödteten  einen  grösseren  Prozentsatz  der  Thiere, 
als  der  Typhusbacillus.  Die  von  den  3  Mikroorganismen  ge- 
setzten Läsionen  waren  jedoch  immer  die  gleichen. 

Bacillus  C  verflüssigt  die  Gelatine  rasch  unter  Gasbildung, 
ffirbt  sich  mit  den  gewöhnlichen  Anilinfarben  und  nach  Gram, 
wächst  auf  Kartoffel  wie  &et  Typhusbacillus,  hat  aber  mit 
demselben  weiter  keine  Aehnlicbkeit.  10—15  Tropfen  genügen,  um 
weisse  Balten  zu  tödten.  Die  Virulenz  geht  beim  saprophytischen 
l^achstbum  va^hältnisnnässig  rasch  verloren.  Die  von  ihm  verur- 
sachten pathologischen  Veränderungien  sind  ganz  verschieden  von 
Jenen,  welche  die  Bacillen  A  und  B  hervorbringen. 

Bacillus  D  ist  wahrscheinlich  nicht  pathogen,  tödtet  aber  die 
Yersuchsthiere  durch  rasch  produzirte  Chemische  Gifte.  Er  entspricht 
Jcdnem  der  in  Eisenberg 's  Tabellen  angeführten  Mikroorganismen. 

Bacillus  E  verflüssigt  Gelatine  nicht,  wächst  langsam  in 
Stichknlturen,  unsichtbar  auf  Kartoffel  und  verliert  seine  Virulenz 
bei  künstiicher  Zucht.  Reinkulturen  führen  nicht  immer  den  Tod 
dsB  Versttchsthieres  herbei,  während  eine  mit  einem  Tropfen  des  be- 
tr«ffienden  Wassers  angelegte,  24  Stunden  alte  Bouillonkultur  sicher 
tOdtete.  Dieser  Mikroorganismus  steht  dem  Typhusbacillus 
nahe  und  ist  vielleicht  mit  ihm  identisch.  Mit  dieserjevent.  einzigen 
Ausuahine  konnte  der  Typhusbacillus  in  keinem  der  untersuchten 
Wässer  nachgewiesen  werden. 


Aas  den  Bouillonkultaren  der  Badllen  A  und  B  iaolirte  Verl 
2  Tozalbamine,  we]die  sich  chemiacb  nicht  Ton  einander  anterschriden 
lassen,  jedoch  dne  sehr  Yerschiedene  pbfsiologiscbe  Wirkung  auf 
Versttchfäbiere  ausüben.  Kr&I  (Prag). 

Stemberg,  George  M.,  Gocoanut-water  as  a  culture- 
fluid.    (Philadelphia  Med.  News.  No.  922.  1890.  p.  262.) 

Die  in  Westindien  als  ,,agua  coco^  bdcannte  Flflssigkdt,  welche 
die  unreifen  EokosnOsse  enthalten,  ist,  entgegen  der  Eokosnülch  aus 
reifen  Nüssen,  vollkommen  durchsichtig.  Eine  von  van  Slyke  vor- 
genommene  diemische  Analyse  gab  für  selbe  die  folgenden  mittleren 
Werthe:  Spezifisches  Gewicht  1,02285,  Wassergehalt  95<^/o,  Asche 
0,618  •/«,  Glukose  8,97  ^'/a,  Fett  0,119  o/o,  Albumin  0,183  «/«. 

Diese  Flüssigkeit  bildet  einen  Torsüglichen  N&hrboden  für  zahl- 
reiche Arten  von  Mikroorganismen.  Man  braucht  sie  nicht  zu  steri- 
lisiren,  wenn  sie  unter  den  nöthigen  Eautelen  ihrem  keimdichten 
Beh&lter  entnommen  und  in  sterilisirte  Beagenzglfischen  eingefüllt 
wird.  Die  Reaktion  ist  schwach  sauer,  weshalb  sie  für  gewisse 
pathogene  Mikroorganismen  vor  der  Benutzung  neutralisirt  werden 
muss.  Er&l  (Prag). 

Eisebberg,  A.,  Frelh.  t«,  Nachweis  von  Eiterkokkea  im 
Blute  als  diagnostisches  Hülfsmittel.  (Wiener  klin. 
Wochenschr.  1890.  No.  38.  p.  731.) 
Verf.  gelang  es,  bei  4  im  Originale  eingehend  gesdittderteo 
Fällen  mittelst  der  bakteriologischen  Untersuchung  des  Blutes  die 
ursprüngliche  Diagnose  zu  berichtigen.  In  aUen  4  |?iUea  wwdeD 
aus  dem  Blute  Eilerkokken  (Streptococcus  pyogenes,  Sta- 
phylococcus  pyogenes  albus  und  zweimal  Staphylococcus 
pyogenes  aureus)  gezüchtet  und  dieser  Befund  erwies  sich  in 
2  Fällen  auch  therapeutisch  von  Nutzen.  Aosserd^n  machte  \ed. 
Blutuatersuchungen  nadi  5  Laparatomien ,  als  sich  in  den  ersten 
Tagen  nach  der  Operation  beunruhigende  Symptome  einstellten.  Die 
mit  dem  Eulturvemhren  gewonnenen  negativen  Resultate  wurden  in 
allen  Fällen  durch  den  bald  wieder  eintretenden  normalen  Verlauf 
bestätigt  Bei  3  progredienten  Phlegmonen,  dner  akuten  Osteomye- 
litis und  4  septischen  Peritonitiden  konnten  die  Eiterkokken  im  Blute 
bloss  dreimal  nachgewiesen  werden,  was  sich  daraus  erklären  lässt, 
dass  gewisse  Formen  von  Sepsis  ausschliesslich  durch  Resorption 
phlogogener,  chemischer  Stoffe  aus  dem  primären  Inyasionsherde  ent- 
stehen, andererseits  die  Kokken  im  kreisenden  Blute  wenig  zahlreich 
vorhanden  sind  und  nicht  jeder  Theil  des  entnommenen  Tropfens 
nothwendigerweise  einen  lebensfähigen  Keim  zu  enthalten  braucht 

Verf.  empfiehlt  die  bakteriologische  Blutuntersuchung  als  difie- 
renzial-diagnostisches  Mittel  für  gewisse  verzweifelte  Fälle.  Wenn 
auch  bei  einem  negativen  Kulturergebniss  das  Vorhandensein  eiom 
versteckt  sitzenden  Eiterherdes  nicht  ausgeschlossen  bleibt,  wird  ein 
positives  Resultat  immerhin  fttr  die  Deutung  des  Leidens  von  Werth 
sein.  Kräl  (Prag). 


Mmtiimpfkug,  kilnstl.  Wektionskrankheiieo,  i^ntwiekeiiiiigtkeitomüng  ete.      §35 


Sehiitzimpfiing,  kOiMtHche  Inftktkmskrankhelteii ,  Entwick- 
lungtliMniiiung  und  Yerntehtung  der  Bakterien  etc. 

Ferriii,  Nota  sobre  la  vacunaciön  contra  el  envenena- 
miento  dift^rico  agudo  experimental  presentada  i 
la  Real  Academia  deMedicina  deBarcelonaenAbril 
de  1890.    (Oaceta  m^ca  catalana.  1891.  No.  1.) 

Die  Bemerkung  M.  O.  Hoff  mann 's,  dass  die  mit  alten  Kul- 
turen des  Loeffler*8chen  Bacillus  geimpften  Meerschweinchen  z u - 
weilen  die  Impfung  mit  frischen,  virulenten  Kulturen  ertragen,  hat 
den  Verf.  zu  einschlägigen  Versuchen  veranlasst,  deren  Ergebniss 
darauf  hinausl&uft,  dass  der  Erfolg  konstant  ist,  wofern  man  nur 
darauf  achtet,  die  Einspritzungen  gleichförmig  möglichst  oberflächlich 
zu  machen. 

Der  den  Pseudomembranen  entnommene  und  in  neutraler  oder 
Mdit  alkalischer  frischer  Fleischbrühe  bei  36^  G  gezüchtete  Diph- 
theritisbadllus  liefert  Kulturen,  die  nach  wenigen  Tagen  schwach 
sauer  reagiren  und  ausserordentliche  Giftigkeit  besitzen,  so  dass 
oberftU^hliche  Einspritzungen  von  0,2  ccm  unter  die  Baudihaut  die 
Thiere  innerhalb  40  Stunden  tödten,  ohne  örtliche  oder  merkliche 
Allgemeinerscheinungen  hervorzurufen;  kleinere  Dosen  lassen  Zeit 
zur  Entstehung  ausgesprochener  Vergiftungserscheinungen  und  eines 
gallertartigen  Oedems  an  der  Einstichstelle.  Nur  selten  (3  Mal 
unter  71  Thieren  verschiedener  Spezies)  erfolgt  der  Tod  noch  lange 
nachher  durch  Lähmung,  wenn  die  Menge  oder  die  Virulenz  der 
dngdmpften  Kultur  nicht  hinreichend  war,  um  bedeutende  örtliche 
Stitanngen  zu  veraniassen.  Bei  Tauben  kann  man  schnell  recht 
charakteristische  Pseudomembranen  erzeugen,  wenn  man  denselben 
unter  der  Zunge  skarifizirt  und  darüber  einen  Pinsel  mit  einer  auf 
festem  Blutserum  gezüchteten  Kultur  ausstreicht 

Beim  Menschen  bringen  die  Einspritzungen  des  Diphtheritis- 
gifkes  keine  k<mstante  Wirkung  hervor;  ein  Tropfen  in  die  Gegend 
des  rechten  Triceps  eingespritzt,  erzeugte  bei  F  e  r  r  &  n  selbst  keiner- 
lei Erscheinungen;  daraufhin  impfte  er  an  derselben  Stelle  seine 
Frau,  seine  zwölQährige  Tochter,  seinen  achtjährigen  Sohn  und  sich 
selbst  mit  0,1  ccm  eines  Virus»  von  dem  0,2  Meerschweinchen  in 
30  Stunden  tOdteten.  Bei  dem  Sohne  bildete  sich  an  der  Einstich- 
stelle ein  kleiner  Entzündungsknoten,  der  5  Tage  dauerte,  ohne 
weitere  Störungen  zu  verursachen;  bei  Mutter  und  Vater  war  der 
Entzündungsherd  ausgesprochener,  veranlasste  ein  6— 7-tägiges 
Fieber  und  verbeilte  erst  nach  14  Tagen.  Bei  der  Tochter  waren 
die  Störungen  nodi  grösser.  Ober-  und  Unterarm  schwollen  bedeu- 
tend an,  es  entstand  Schüttelfrost  und  allgemeines  Fieber,  das  infi- 
zirte  Zellgewdbe  wurde  brandig  und  musste  durch  einen  &euzschnitt 
entfernt  werden ;  erst  nach  einem  Monat  war  das  Kind  wieder  gesund. 

Kleine  Beigaben  von  Oallus-  und  Pyrogallussäure,  Hydrochinon 
und  Ikonogen  sterüisiren  die  Kulturböden;  so  z.  B.  genügt  0,001  g 


BB6      Sehatsiimpf'Bng,  küntü.  infektiotiskrankh«it«n,  ßntwiokeiaogsliammitng  ele. 

Gallussäure,  um  15  ccm  Fleischbrühe  für  die  Entwickelong  des  Ba- 
cillus untauglich  zu  machen;  dagegen  verwandelt  der  Zusatz  von 
0,01  g  zu  1  ccm  Virus  dieses  in  SchntzirapfstoS«  Die  aus  dem  fil- 
trirten  Virus  mit  Galluss&nre  gefällten  und  ausgewaschenen  Toxal- 
bumine  bringen  je^  nach  der  Dosis  tSdtliche  oder  Schntzwirkaog 
hervor. 

Die  oxydirenden  Substanzen,  wie  übermangansaures  Kali  und 
doppelchromsaures  Kali  oder  Ammon  oder  Natron  hindern  in  kleiner 
Menge  die  Entwickelung  des  Bacillus  keineswegs ;  gleich  wirkungslos 
sind  die  Dämpfe  von  Kampfer,  Lavendel-  und  Nelkenöl,  Schwefel- 
wasserstoff, Milch-  und  Citronensäure  in  hinreichender  Menge,  um 
deutlich  saure  Reaktion  zu  bewirken;  dagegen  verzögern  die  Ter- 
pentinöldämpfe die  Entwickelung  der  Bacillen. 

Was  den  Einfluss  der  Temperatur  anbetrifft,  so  fand  Ferr&n, 
dass  solche  von  38^,  39<^^  40^  4em  Diphtheriebacillus  die  Entwicke- 
lung bedeutend  erschweren  und  die  Virulenz  der  Ktüturra  sehr  her- 
absetzen. Wenn  man  eine  bei  35®  angesetzte  Kultur  nach  3 — 4 
Tagen  während  24  Stunden  einer  Temperatur  von  45  ^  aussetzt,  ver- 
wandelt sie  sich  in  Impfstoff,  der  seine  Schatskraft .  auch  nach  dem 
Filtriren  behält.  Das  Filtriren  genügt  auch,  um  virulente  Kulturen 
durch  Beseitigung  der  Bacillen  abzuscbwiichen  und  in  Inunanit&t 
verleihenden  Impfetoff  zu  verwandeln ;  in  seltenen  Fällen  tritt  jedoch 
noch  spät  der  Tod  durch  Lähmung  ein* 

Das  Sonnenlicht  verwandelte  in  4  Stunden  35  ccm  bei  30®  C 
in  Impfstoff,  nicht  blos  durch  Beeinflussung  der  Tozalbumine,  sondern 
auch  durch  Tödtung  der  Bacillen. 

Auch  die  Verdünnung  auf  ^/^^  bis  ^/,o  schwächt  die  Virulenz 
so  ab,  dass  Meerschvfeinchen  nicht  mehr  getödtet  werden,  sondern 
sogar  Immunität  bekommen,  wenn  man  die  Impfting  mehrmals 
wiederholt 

Eine  durch  34-stündiges  Verweilen  bei  45®  abgeschwächte  Kul- 
tur verursacht,  unter  die  Haut  eingespritzt,  keinerlei  Erscheinungen, 
weder  in  Meerschweinchen,  noch  b«i  Kindern,  wenn  die  Inocotattion 
gleich  geschieht;  während  der  Aufbewahrung  kann  sich  aber  so  eine 
abgeschwächte  Kultur  regeneriren  und  dann  unheilvoll  wirken ,  wie 
leider  ein  Fall  gelehrt  hat 

Wenn  man  Meerschweinchen  dreimal,  in  Zwischenräumen  von 
5—10  Tagen,  jedesmal  0,2  ccm  einer  abgeschwächten  Kultur  ein- 
spritzt, und  zwar  zu  bdden  Seiten  der  Linea  alba,  widerstehen  sie 
dann  der  Einspritzung  der  Minimalquantität,  die  sie  sonst  in  36 
Stunden  tödtete.  Die  Kontrolleinspritzung  muss  möglichst  ober- 
flächlich in  die  Dicke  der  Haut  gemacht  werden.  Die  Dauer  dieser 
Widerstandsfähigkeit  oder  zeitweiligen  Immunität  beträgt  wenigstens 
einen  Monat,  und  es  lässt  sich  vermuthen,  dass  hier  wie  anderswo 
auch  später  noch  hinreichende  Immunität  zurückbleibt,  um  einer  na- 
türlichen Ansteckung  Widerstand  zu  leisten,  wenn  das  auch  der  viel 
stärkeren  experimentellen  gegenüber  nicht  mehr  der  Fall  ist.  Darüber 
muss  jedoch  eine  weitere  und  längere  Beobachtung  entscheiden. 

Sentinon  (Barcelona)« 


Scbatumpfnog,  kflostl.  iDfektionskrankheiten,  EntwickelungshemmaDg  ete.     §37 

Tlffany,  Flayel  B.,  M  e  t  h  y  1  -  V  i  o  1  e  t.  (The  Journal  of  the  Ame- 
rican Med.  Ass.  VoL  XVI.  1891.  No.  8.) 
Der  Verf.  berichtet  Ober  seine  Erfahrungen  in  der  Anwen- 
dung des  Hethylvioletts  bei  den  verschiedenartigen  entzündlichen 
Prozessen  des  Auges  und  kann  überall  eine  Yorzügliche  Wirkung 
desselben  konstatiren.  Vor  allem  betont  er  die  Eigenschaft  des 
Methylvioletts,  die  Pupille  zu  erweitern,  auch  in  den  Fällen,  wo  es 
durch  Atropin  nicht  mehr  gelingen  wollte.  Gewöhnlich  wurde  eine 
Lösung  von  1:1000  angewandt  oder  in  Form  einer  Pasta  in  einer 
Konzentration  von  1:200.  Besonderer  Nachdruck  soll  auf  die  ab- 
solute Arsenfreiheit  des  Methylvioletts  gelegt  werden. 

Migula  (Karlsruhe). 

Goltz,  E«  von  der,  Anilin  als  Antisepticum.    (New  Yorker 
Med.  Monatsschr.  1890.  Heft  7.  p.  342.) 

Verf.  verwendet  2^/^^  wässrige  Lösungen  von  Methylviolett 
oder  Anilinroth  zu  Ausspülungen  bei  Blasenkatarrhen,  Gervical- 
katarrhen  gonorrhoischer  Natur,  Blennorrhoea  neonatorum,  Traumen 
und  Läsionen  verschiedener  Art,  bei  Urethritis  in  alkoholischer  Lö- 
sung, zu  intrauterinen  Irrigationen  u.  a.  m.  und  erzielte  mit  dem 
Verfahren  sehr  günstige  Resultate.  Dm  die  Uebelstände  zu  ver- 
meiden, welche  das  intensive  Färbungsvermögen  der  Anilinfarbsto£fe 
mit  sich  bringt,  benutzte  Verf.  auch  Anilinöl  in  1^^/^  wässriger  Lö- 
sung, und  zwar  ebenfalls  mit  befriedigendem  Erfolge.  Es  stellte  sich 
jedoch  heraus,  dass  das  Anilinöl  bei  manchen  Kranken  selbst  in  noch 
grösserer  Verdünnung  (0,025  ^/o)  lebhaftes  SchmerzgefQbl  hervorruft, 
was  auch  durch  einige,  im  Originale  nicht  näher  mitgetheilte  Thierver- 
suche  seine  Bestätigung  fand,  weshalb  Verf.  das  Anilinöl  bei  trauma- 
tischen Augenaffektionen  nicht  mehr  anwendet.  Kräl  (Prag). 


Kessler,  Adolf,  Pyoktanin,  the  new  bactericide.  (New 
York  Med.  Record.  No.  1026.  1890.  p.  7.) 
Verf.  theilt  2  Fälle  von  syphilitischen  Geschwüren  und  ausge- 
breiteter gangränöser  Dermatitis  aus  seiner  Praxis  mit,  welche  monate- 
lang allen  Heilversuchen  widerstanden.  Nach  Anwendung  von  Pyoktanin 
hörte  die  Eiterung  sofort  auf  und  beide  Patienten  sind  nun  in  rascher 
Genesung  hegnffen.  Kr&l   Prag). 


^38        Bakteriol.  vom  X.  intarn&donaiea  madidniachen  Kongresse  sa  Berlio. 


Originalberichte  Ober  Kongresse. 

Bakteriologisches  vom  X.  intematioiialeii  medicimschen 
Kongresse  zu  Berlin,  4. — 9.  August  1890. 

(Fortsetsung.) 

Aus  den  Abtheilangs-Sitzongen. 

III.  Abtheilimg:  Allgemeine  Pathologie  und  pathologische 

Anatomie. 

Herr  Gibier  (New  York),  Wasserstoffsuperoxyd  und.  Ozon. 
Vortr.  liess  Wasserstoffsuperoxyd  einige  Minuten  lang  auf  Kul- 
turen verschiedener  Mikroorganismen  (Cholera,  Typhus,  Gelbfieber, 
Osteomyelitis,  Wuthyirus,B.  pyocyaneus,  prodigiosus,  Mega- 
terium,  Streptoc.  pyog.)  einwirken  und  säte  letztere  dann  aus. 
Alle  Mikroorganismen  waren  abgetödtet.  Wasser,  in  welchem  unter 
entsprechendem  Drucke  das  15  fache  Volumen  O  gelöst  wird,  besitzt 
nicht  die  antiseptischen  Eigenschaften  des  Wasserstoffsuperoxyds. 
Der  bei  der  Zersetzung  des  Wasserstoffsuperoxyds  frei  werdende  0 
ist  von  sehr  aktiver  Energie,  ähnlich  dem  Ozon,  und  man  kann  da- 
her annehmen,  dass  das  Ozon  der  wirksame  Bestandtheil  des  Wasser- 
stoffsuperoxyds sei.  Das  jüngst  von  Marchand  entdeckte  Glyko- 
zon  wird  durch  Einwirkung  von  Ozon  unter  hohem  Drucke  auf 
Glycerin  bereitet  und  besteht  aus  1  V.  Glycerin  und  15  V.  Ozon. 
Es  vernichtet  fast  augenblicklich  den  B.  anthracis,  Megate- 
rium,  prodigiosus  und  pyocyaneus,  etwas  langsamer  den 
Typhusbacillus  und  andere  Mikroorganismen.  Das  Wasserstoffsuper- 
oxyd wäre  für  die  Praxis  aus  den  folgenden  Gründen  zu  empfehlen. 
Es  scheint  auf  thierische  Zellen  keine  schädliche  Wirkung  auszuüben, 
vernichtet  hingegen  energisch  pflanzliche  Zellen:  Mikroben.  Es  be- 
sitzt keine  toxischen  Eigenschaften,  ob  es  nun  subkutan  injizirt  oder 
in  den  Digestions traktus  gebracht  wird. 

Herren  GhunaleXa  (Odessa)  und  Charrin (Paris),  Ueber  die  anti- 
phlogistischen Wirkungen  (mit  Demonstration). 

Die  Wirkung  phlogogener  Substanzen  kann  verzögert  oder  gaoz 
aufgehoben  werden,  wenn  mau  in  den  Kreislauf  verschiedene  Stoffe 
injizirt,  von  welchen  wir  die  sterilisirten  Kulturen  des  B.  pyocya- 
neus, des  Metschnik  off  sehen  Vibrio  und  5 — lO^/o  Kochsalz- 
lösung anführen  wollen.  Dieselbe  hindernde  Einwirkung  manifestirt 
sich  auch  während  des  Verlaufes  gewisser  Infektionskrankheiten. 

Wir  haben  diesen  Morgen  eine  Einreibung  mit  Krotonöl  auf  dem 
linken  Ohre  eines  jeden  der  beiden  Kaninchen  gemacht,  welche  wir 
die  Ehre  haben  zu  demonstriren.  Nach  der  Applikation  des  Oeles 
wurden  10  ccm  Salzwasser  in  die  Vene  des  rechten  Ohres  dieses 
rothen  Kaninchens  injizirt  und  dieselbe  Injektion  nach  3  Stunden 
wiederholt.  Man  sieht  jetzt,  also  6  Stunden  nach  der  Einreibung 
des  Krotonöles,  dass  das  Kaninchen,  welches  das  Salzwasser  erhalten 


BakterioL  vom  X.  internationalen  medicinischen  Kongresse  za  Berlin.         339 

hatte  f  keine  entzündlichen  Erscheinungen  am  eingeriebenen  Ohre 
darbietet.  Das  zweite  hingegen  zeigt  eine  sehr  ausgesprochene 
exsudative  Dermatitis. 

V.  Abthellong:   Innere  Medlcin. 

Herr  Kollnuuin  (Leipzig),  Ueber  Pseudomikroben  des  nor- 
malen und  pathologischen  Blutes. 
Sowohl  unter  normalen  als  unter  pathologischen  Verhältnissen 
kommen  im  Menschen-  und  Thierblut  Gebilde  vor,  welche  mit  Mi- 
kroben verwechselt  werden  können.  Auf  solche  Verwechselungen 
sind  z.  B.  gewisse  Publikationen  von  Salisbury,  üallier, 
Ferrier,  Lostorfer,  Joh.  Lüders,  Bettelheim,  Richard- 
son  und  von  Hoffmann  zu  beziehen.  Zum  Theil  entsprechen 
diese  Pseudomikroben  übrigens  auch  vollständig  dem,  was  vor  einiger 
Zeit  von  Elebs,  Marchiafava  und  Anderen  als  Malaria- 
bacillus  resp.  -Spore  beschrieben  wurde.  Wahrscheinlich  sind  aber 
auch  mehrere  in  neuerer  Zeit  veröffentlichte  Protozoenbefunde  in 
pathologischem  Blut  (perniciöse  Anämie,  Skorbut,  Influenza  u.  s.  w.) 
auf  ähnliche  Täuschungen  zurückzuführen.  Nach  Vortr.  handelt  es 
sich  in  der  Hauptsache  um  folgende  Formen:  1)  einfache,  rundliche, 
etwa  0,5  ^  messende  und  noch  kleinere  Gebilde,  2)  grössere,  kreis- 
runde und  ovale,  3)  kleine  und  grössere,  stäbchenartige,  und  4) 
mannigfache  Kombinationen  der  genannten  zu  diplo-,  triplo-  und 
streptokokkenartigen  Elementen,  Doppelstäbchen  und  Stäbchenreihen. 
6)  Ein  besonders  merkwürdiges  Gebilde  ist  auch  das  der  Hantel. 
Alle  zeigen  in  der  Regel  eine  oft  höchst  sonderbare,  von  Eigenbe- 
wegung kaum  zu  unterscheidende  Beweglichkeit  Es  lässt  sich  nun 
beweisen,  dass  diese  Gebilde  zum  grossen  Theile  weiter  nichts  als 
Abschnürungen  und  Zerfallsprodukte  der  rothen  Blutkörperchen  dar- 
stellen;- ein  anderer  Theil  derselben  stammt  aus  den  Leukocyten, 
während  die  Blutplättchen  fast  gar  nicht  in  Frage  kommen.  Zu 
warnen  ist  vor  Scheinkulturen  in  flüssigen  Substraten;  feste  Nähr- 
böden ergeben  keine  Vermehrung. 

Herr  NeniidoTid  (Pancsova),  Ueber  den  Einfluss  der  Mala- 
riagegend auf  den  Verlauf  der  Infektionskrank- 
heiten. 
Es  ist  bekannt,  dass  der  Malaria-Mikroorganismus,  als  welchen 
wir  das  Malaria-Plasmodium  anerkennen,  insbesondere  in  den  Sumpf- 
gegenden, wenn  eine  wärmere  Jahreszeit  hinzutritt,  blüht  Eine 
solche  Gegend  ist  auch  das  südliche  Gebiet  Ungarns,  das  hier  sehr 
breite  Inundationsgebiet  der  Donau.  Die  Malaria  herrscht  daselbst 
endemisch  und  in  allen  möglichen  Formen,  unter  anderen  auch  in 
einer  Form,  welche  keine  manifesten  Krankheitserscheinungen  dar- 
bietet und  dennoch  als  Malariainfektion  aufzufassen  ist,  weil  auch 
bei  dieser  Form  die  Plasmodien  in  den  rothen  Blutkörperchen  nach- 
gewiesen werden  können.  Vortr.  hatte  während  seiner  20jährigen 
Spitalpraxis  in  Südungarn  mehr  als  400  Obduktionen  vorgenommen 
und  nie  eine  intakte  Milz  und  Leber,  auch  bei  ganz  Gesunden  fast 
ausnahmslos  eine  über  die  Norm  grosse  Milz  gefunden,   so  dass  das 


g40  ^^^^    liittorator. 

Eathognomische  Zeichen  eines  jeden  in  dieser  Malariagegend  Wohn- 
aften  eine  vergrösserte  Milz  ist.  Die  durchseuchte  Bevölkerung  hat 
eine  Schwächung  ihrer  Konstitution  erlitten  und  setzt  den  akuten 
Infektionskrankheiten  nur  eine  minimale  Widerstandskraft  entgegen. 
Die  Diphtherie  tritt  in  der  unteren  Donaugegend  fast  immer  in  der 
intensivsten  Form  auf,  die  von  ihr  befallenen  Kinder  starben  nahezu 
alle.  Leichtere  Formen  von  Scarlatina  sind  selten  zu  sehen.  Die 
Mortalität  beträgt  bei  Diphtherie  und  Scarlatina  80  7o.  Aehnlich 
verhält  es  sich  bei  Morbillen  und  katarrhalischen  und  kroupösen 
Pneumonieen.  Bemerkenswerth  ist,  dass  die  erwähnten  Infektions- 
krankheiten stets  einen  erheblichen  Milztumor  aufweisen,  was,  wie 
bekannt,  in  anderen  Gegenden  nicht  regelmässig  vorzukommen  pflegt. 
Offenbar  wird  man  diesen  Umstand  in  Beziehung  mit  der  Malaria- 
infektion bringen  müssen,  welche  die  Milz  schon  vorher  verändert 
und  damit  einen  locus  minoris  resistentiae  geschaffen  hat 

(Fort8«tiang  folgt.) 


Neue  Litteratur 

zosunmengettellt  Ton 

Db.  Abthub  WObzbubg, 

Bibliothekar  im  Kaiierlichen  Ge&andheitnmte  in  Berlin. 


AllfemeiBes  ttber  Bakterien  vnd  PanudteB. 

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New  York  (William  Wood  &  Co.)  1891. 

Morphologie  und  SytUnuUik, 

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Vol.  VI.  1891.  No.  4.  p.  184—191.) 

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11  M. 

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BeriehiingeB  der  Bakterien  imd  Parasiten  znr  unbelebten  Katar. 

Luftf   Wasser,  Boden, 

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Neue  Litteratur.  341 

l(ezleiiimgeii  der  Bakterien  und  Parasiten  zor  belebten  Katar. 

Krankheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  hei  Menschen, 
A,    InfdUiiBse  ABgemeikkrankheiten, 

Exanthematische  Krankheiten. 

(Pocken  [Impfung],  Flecktyphus,  Masern,  Böthein,  Scharlach,  Friesel,  Windpocken.) 

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C.     EnUmootUthe  KraMuüen» 
(Finnen,  Bandwürmer,  Trichinen,  Echinokokken,  FUaria,  Oestruslarre,  Ascaris, 

Anchylostomnm,  Trlchocephalas,  Ozyuris.) 

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Nene  Litteratur.  343, 

Maul-  und  Klanensenehe. 

ImliB.  Die  poliseiliche  Bekämpfung  der  Mnal-  und  Klanenseache ,  eventuell  Beschloss- 
faasang  über  die  Nothwendigkeit  einer  Aenderang  des  Reichsyiehseachengesetses  vom 
80.  Jnni  1880.     (Berl.  thierärztl.  Wochenschr.   1891.  No.  19    p.  171—177.) 

Belunalts,  Die  ManI-  nnd  Klaaenseache  in  Deutschland  im  Jahre  1890  mit  Berlicksich* 
tigung  der  drei  Voijnhre.     (Berl    thierXnstl.  Wochenschr.  1891.  p.  167^168.) 

ToUwath. 

■ 

Cluaitem«M6,  La  rage  confirm^e  peut-elle  s^attönaer,  peut-elle  gu^rir  ?  (Mercredi  M^d. 
1891.  No.  17.  p.  209— 210) 

ErankheUterrtg^iU  Bakterien  vnd  Paranten  bei  Thieren. 

Säugeihiere. 
Ä.     Infektiöse  AUgemeinkrankheiten. 

Uebersicht  fiber  die  Verbreitung  der  ansteckenden  Thierkrankheiten  in  Oesterreich  wilh- 
rend  des  ersten  Vierteljahrs  1891.  (Veröffentl.  d.  kaiserJ.  Gesundh.-Amtes.  1891. 
No.  18    p.  282.) 

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1891.  No.   12.  p.  286-239.) 
Le  Moult,    Le   parasite    du   hanneton.     (Compt.    rend.    de   Tacad.   de   Paris.    T.  CXII. 

1891.  No.  19.  p.  1081—1083.) 
Prillienz  et  Delaeroiz,  Le  Champignon  parasite  de  la  larve  du  hanneton.    (Compt.  rend.. 

de  racad.  de  Paris.  T.  CXII    No.  19.  p.  1079-1081.) 

Ereulkheitserregende  Bakterien  und  Parasiten  bei  langen, 

Analli,  A ,   La    peronospora  yiticoU.     Istmzioni   ai   contadini   per  combatterla.     2.  ed. 

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(Jonm.  of  Mycol.  Vol.  VI.  1891.  No.  4.  p.  137—142.) 
SotmAan,  InsektentÖdtende  Pilze  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  ,,Nonne^^    2.  Aufl. 

gr.  80.     15  p.  mit  14  Holzschn.     Frankfurt  a.  M.  (Pet  Weber)  1891         0,40  M. 
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des  sdences  de  Paris.  T.  CXIL  1891.  No.  14.  p.  786—788) 
Krillienz,  E.,    La   pourriture    du   coeur  de  la  betteraye.      (Bullet,  de  la  soc.  mycol.  de 

France.  T.  VII.  1891.  fasc.  1.) 
Xrillieux,  E.  et  Belaoroix,   Sur  une  maladie  des  tomates  produite  par  le  Cladosporium 

fnlYum  Cooks;   Bendersonia   cerasella  n.  sp.,   k  propos  du  Cercospora  Apii,  parasite 

sur  les  feuilles  Vivantes  du  C^leri;    complöment  k  l'^tude  de  la  maladie  du  cocue  de 

la  betterave.     (Bnllet.  de  la  soc.  mycol.  de  France.  T.  VII.  1891.  fasc.  1.) 
Xathay,  E.,  Erwächst  aus  der  Einfuhr  amerikanischer  Schnittreben  und  Bebsamen  nach 

Oesterreich  -  Ungarn    die    Gefahr   einer  Einschleppung    des   Black-rot?      8^.      18   p. 

Klosterneuburg  (Selbstverlsg)  1891. 


Sehntzlmpfiiiigen,  kflnstllche  Infektionskrankheiten,  Entwlcke- 

Inngrshemmnng  nnd  Yernlehtnng  der  Bakterien  mit  besonderer 

Berflckslchtlgnng  der  Arbeiten  fiber  das  Koch^sehe 

HellTerfahren  gegen  Tnberenlose. 

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844 


Nene  Litteratur. 


Oranoher,  J.  et  Martin,  H.,   Tabercnlose   exp^rimentale ;   note   sur  an  mode  de  traite- 

ment  et  de  vaceination.    (Bullet,  möd.  1890.  p.  77  7.) 
Oraasat  et  Sitor,  Le  traitement  de  la  tabercnloae  par  la  m^tbode  de  Koch.    8^.    Avec 

16  pl.     Parii  (G.  Masson)  1891.  2  fr. 

HofiBikU,  Mittheilniigen  fiber  die  Beaultate  der  mit  TabereaUn  behandelten  ehirargiach«n 
KrankheitafSlle.  ■  (Wiener  medic.  Presae.  1891.  No.  18—80.  p.  697—700,  746—750, 
787—792.) 

Kooh'a,  B.,    Heilmittel   gegen  die  Tabereuloae.     (Sonderdr.)     Heft  11.    gr.  8^.     148  p. 

Leipaig  (Georg  Tbieme)  1891.  1,60  M. 

Kümmall,  Beobachtungen  mit  dem  Koch'ecben  Heilmittel.    (Deutsche  medic.  Wochaoachr. 

1891.  p    691-^692.) 

Zaloiieoki,  W.,  Bericht  über  die  Wirksamkeit  des  Koch'achen  Heilmittels  gegen  Taber- 
euloae nach  den  in  der  allgemeinen  Landes-Krankenanstalt  in  Ciernowitx  gesammelten 
Erfahrungen.    (Wiener  medic.  Blfttter.  1891.  No.  19.  p.  289-292.) 


Inhalt 


OrigiBAlmitfheiliuigeii. 

Bau,  Arminim,  Die  Bestimmung  von  Mal- 
tose, Dextrose  und  Dextrin  in  BierwürEC 
und  Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Gfth- 
rungs-Organismen.    (Orig.),  p.  825. 

Omaltaoheiiko,  Th.,  Ueber  die  Wirkung  der 
Dftmpfe  etherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaltyphus-,  Tuberkel-  und  Milabrand- 
bacillen.  Mit  2  Abbildungen.  (Origin.), 
p.  818. 

BaTaa,  C,  Ein  Fall  von  Lepra  anaesthetica. 
(Orig.),  p.  826. 

Beterato. 

Boaii  J.  F.  V.,  1)  Hestebremseme.  2)  Til- 
laeg  til  min  Artikel  „En  Bremselarve  i 
^jämen  hos  en  Heat,  p.  881. 

LeTi,  Leone,  Sul  valore  etiologioo  del  go- 
nocoeoo  di  Nelsser  nella  blenorrhagia, 
p.  880. 

BoTf,  Fraderiek  O. ,  The  toxic  producta 
of  the  bacillus  of  hogcholera,  p.  829. 

Baymoad,  F.,  Sur  les  propri4t^s  pyogines 
du  bacille  d'Eberth  (k  propos  d'an  cas 
de  fiiyre  typhoide  compllqute  d'un  ab- 
ete  de  la  paroi  abdominale  et  de  d41ure 
aigo),  p.  829. 

Spietaehka,  Theodor,  Ueber  einen  Blutbe- 
fbnd  bei  Purpura  haemorrhagica,  p.  880. 

Yaughaa,  Yiotor  C,  Some  new  bacterial 
poisons;  their  causal  relation  to  disease 
and  the  changes  in  our  tfaeoriea  engge- 
8ted  by  their  action,  p.  828. 

UntemushongimalbodMi,  Inatmmeiite  oto. 

B'ArtonTal,  A.,    Emploi  de  l'acide  carbo- 

nique  liquefi4  pour  la  filtration  et  la  Ste- 
rilisation rapides  des  liquides  organiques, 
p.  881. 


BiaoUborg,  A.,  Fraih.  ▼. ,  Nachweis  von 
Eiterkokken  im  Blute  als  diagnostisches 
Hülfsmittel,  p.  884. 

Stemborg,  Georg«  M.,  Cocoanut-water  as 
a  culturefluid,  p.  884. 

Yangliaii,  Yietor  C. ,  The  examinatlon  of 
drinking-water  with  special  reference  to 
its  relation  to  typhoid  fever,  p.  882. 

Schntiimpfiuig ,  kflnatlioha  XnCakttoiis- 

kraakhoiteiL,  Batwiekliragahainmgiig' 

und  Yaniiehtiuig  dar  Baktorian 

Tmd  Parasiten. 

Ferr4tL,  Nota  aobre  la  Tacunaciön  contra 
el  envenenamiento  diftärico  agudo  expe- 
rimental  presentada  k  la  Beal  Academia 
de  Medicina  de  Barcelona  en  Abril  de 
1890,  p.  835. 

Ch)ltB,  B.  Ton  dor,  Anilin  als  Antiseptlcam, 
p.  887. 

Keaaler,  Adolf,  Pyoktanin,  the  new  bact«- 
ricide,  p.  837. 

Tiffuiy,  Flava]  B.,  Methyl-Yiolet,  p.  887. 

Originalberichte  ftbor  KongroMe. 
Bakteriologisches   vom  X.  inte    - 
nationalen    medioinischen    Kon- 
gresse zu  Berlin, 
4. — 9.  August  1890.    (Fortsetzung.) 

Chunaleia  und  Charrin,  (Jeber  die  anti- 
phlogistischen Wirkungen,  p.  888. 

Gibier,  Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon, 
p.  888. 

BoHmann,  üeber  Pseudomikroben  des  nor- 
malen und  pathologischen  Blutes,  p.  839. 

Banadowi^,  lieber  den  Einfluss  der  Maüi- 
riagegend  auf  den  Yerlauf  der  Infektions- 
krankheiten, p.  889. 

Bona  Littaratnr,  p.  840. 


Fromzoaimsche  Buchdzuokerei  (Hermann  Pohle)  in  Joujl 


Vervielfältigung 


wissenschaftlicher  Abbildungen. 

Eine  Anpreisung  für  Autoren  und  Zeichner. 


-•••- 


eher  die  Beschaffenheit  von  Handzeichnungen,  die  behufs  Publication 

mechanisch  vemelfältigt  werden  sollen,  sowie  über  die  geeigneten 

Wege,  welche  hierbei  einzuschlagen  sind,  herrscht  bei  den  Autoren 

und  sonstigen  Interessenten  nicht  selten  noch  grosse  Unklarheit.     Im  Interesse 

einer  guten  Ausführung  der  Vorlagen,  wie  zur  Vermeidung  unnöthiger  Unkosten, 

habe  ich  in  Nachstehenden   die  Vorbedingungen  zusammengestellt,    welche 

ie  jedesmalige  technische  Behandlung  erfordert  und  unterscheide  hierbei 

»mächst 

I.    Illustrationen,  welche  im  Text  gemeinsam  mit  dem 
Buchdruck  hergestellt  werden  sollen. 

Diese  wurden  früher  in  Holzschnitt  hergestellt;  das  neuere  Verfahren  der 

Zinkätzung  hat  neben  dem  grossen  Vortheil  weit  schnellerer  und  billigerer 

Ausführung  vor  allem  den  absolut  getreuer  Wiedergabe  des  Originals,  sobald 

der  Autor  dasselbe  den  nachstehend  aufgeführten   technischen  Anforderungen 

entsprechend  gezeichnet  hat. 

Diese  sind  für  Darstellungen  in 

Linearer  Manier 

i 

i  I.  weisser  glatter  Carton;  2.  tiefschwarze  nur  in  Linien  und  Punkten  ausgeführte 
I Zeichnung;  3.  vollständige  Sauberkeit,  Klarheit  und  Correctheit  derselben,  da 
Correcturen  später  unausführbar;  4.  Buchstaben  und  ZiflFem  sind  in  Bleistift  ein- 
zusetzen, um  von  kalligraphisch  geübter  Hand  in  schwarz  ausgeführt  zu  werden; 
5.  die  Uebertragung  auf  Zink  geschieht  photographisch;  da  die  Verkleinerung 
ttn  schärferes  Bild  ergiebt,  sind  die  Zeichnungen  etwas  (^/^  bis  ^j^)  grösser  zu 
;Äiachen  und  zwar  bei  mehreren   Bildern  möglichst  alle  in  gleicher  Ver- 


grössening    zur   Venneidung 
von  Unkosten. 

Zeichnungen  von  mathem. 

Figuren,  Curventafeln, 
Grundrissen,  Karten  und 
viele  Abbildungen  botan., 
zoolog,  und  mineral.  Natur 
eignen  sich  vorzüglich  zu  dieser 
Reproduction  (s.  Fig.  i). 

Zieht   der  Autor  vor,    das 


Kreide  -  Manier 

daraustellen  (s.Fig.z),  so  ist  das- 
selbe auf  Kornpapier  zu  zeichnen 
und  zwar  mit  lithographisiAer 
Kreide,  wobei  zu  beachten,  dass 


auf  keinen  Fall  die  ßildSäche  : 
den  Fingern  berührt  wird ;  die  H; 
ruht  zum  Schutz  beim  Zeichnen 
einem  untergelegten  Blatt  Sehr 
papier  und  muss  die  Xeichni 
auch  einen  genügend  breiten  Rj 
zum  Anfassen  behalten.  DasPaj 
kann  eventuell  vom  Unterzeidint 
bezogen  werden.  Die  Behandl 
der  Zeichnung  ist  ganz  wie 
jeder  Kreide -Zeichnung,  also 
denkbar  leichteste.  Bleistiftiii 
sind  als  Ergänzung  durchi 
unzulässig,  ebenso  Radiren 
Gummi  oder  Messer.  Die  Za 
nungen  werden  direct  auf Z 
umgedruckt,  so  dass  sie  n 
zurückgegeben  werden  können, 
Bild  geht  vom  Papier  voUstäi 
auf  Zink  über.  Soll  das  Or^ 
erhalten  bleiben,  so  muss 
Photographie  desselben  für 
Autor  angefertigt  werden. 


Bestehen  die  Darstellungen  des 
Autors  aus  getuschten  oder  ge- 
wischten Zeichnungen,  Oelbil- 
dern  oder  Photographien,  so 
tritt  das  Verfahren  der 

Autotypie 

ein  (s.  Fig.  3 ).  Auch  hier  geschieht  die 
Uebertragung  auf  photographischem 
Wege;  die  Zeichnungen  müssen  i.auf 
möglichst  glattem  Papier  hergestellt 
sein,  2.  Tuschzeichnungen  dürfen  nicht 
bunt,  am  besten  grau  in  grau,  aus- 
geführt sein.  Buchstaben  und  Ziffern 
sind  unzulässig,  nachträgliche  Coirec- 
turen  ganz  ausgeschlossen.  Landschaften,  Gebäude,  Porträts,  Völker- 
tjpen  etc.  eignen  sich  besonders  für  diese  Reproduction.  Verkleinerung  zulässig. 


II.    Illustrationen,  welche  nicht  im  Text,  sondern 
als  Tafeln  beigegeben  werden. 

Sie  wurden  bisher  fast  ausschliesslich  auf  lithographischem  Wege  her- 
gestellt, ein  Verfaliren,  das  auch  heute  noch  seine  alte  Verwendbarkeit  findet; 
jedoch  nehme  ich  für  manche  Fälle  aus  den 


Lichtdruck 


{s,  Fig.  4}.  Er  ist  nur  nach  Photo- 
graphien ausführbar  und  zwar  am 
besten  mit  Benutzung  der  Original- 
Negative  ,  welche  abziehbar  sein 
müssen,  wenn  das  Bild  nicht  ver- 
kehrt erscheinen  soU.  Darstel- 
lungen von  Hautkrankheiten, 
Präparate  von  Bacillen -Cul- 
turen  und  Gewebe-Durch- 
schnitten etc.  waren  von  anders 
nicht  zu  erreichender  Naturtreue, 
Das  Verfahren  verdient  die  beson- 
dere Beachtung  der  Autoren,  da 
es  sich  zweifellos  in  vielen  Fällen 


anwenden  lässt  Es  ist  der  Photographie  ebenbürtig  und  bei  massigen  Auf- 
lagen viel  billiger  ab  die  lithographische  Reproduction.  Angabe  der  Auflage 
ist  zur  Calculation  nöthig. 

Die  PhotxD  -  Lithographie 

bisher  meist  nur  für  die  Uebertragung  gröberer  Contur- Zeichnungen  benutzt, 
habe  ich  durch  ein  eigenartiges  Verfahren  bei  mir  zu  grosser  Leistungsfähigkeit 
gebracht;  ich  kann   dasselbe,   welches  in  der  photographischen  Uebertragung 


e<*M> 


a(40fti 


Fig.  5. 


einer  linearen  Zeichnung  auf  Stein  besteht  und  also  ganz  dieselben  Ansprüche 
an  solche  macht,  wie  die  Eingangs  erwähnte  Zinkätzung,  für  die  feinsten 
Zeichnungen  verwenden;  namenUich  eignen  sich  hierfür  Constructions-Zeich- 
nungen  von  Maschinen,  Pläne  und  Karten,  Skelette  von  Thieren 
und  andere  Zeichnungen  linearer  Natur  (s.  Fig.  5).  Auch  hier  ist  die 
Angabe  der  Auflage  zur  Berechnung  nÖthig. 

Der  Unterzeichnete  ist  gern  bereit,  über  alle  hier  berührten  Reproductions- 
arten  weitere  Auskunft  zu  geben  und  Preisanschläge  anzufertigen,  wenn  ihm  die 
Original -Vorlagen,  nach  denen  gearbeitet  werden  soll,  zugeschickt  werden  mit 
Angabe  der  gewünschten  Grösse  und  für  die  Arbeiten  unter  IL  mit  Angabe 
der  Auflage. 


Graphisches  Institut  Julius  Klinkhardt 

Leipzig. 


^\V.klBL42>^ 


C 


Bakteriologie   und  Farasitenkunde. 

In  Yerbindang  mit 

Chi  M.  Prot  Dr.  Lencbirt  m  ProfiM  Dr.  LofüDer 

In  JMptüg  In  Oroiftwald 

herausgegeben  von 

Dr.  O.  XJhlizrorin  in  Cassel. 


-M- 


Verlag  von  Gustav  Fischer  In  Jena. 


IX*  Band. 


Jen»,  den  21.  Juli  1891. 


No.  ae. 


Preif  für  den  Band  (96  Snmmeni)  14  Mark. 

Jibrlich  ersoheinen  zwei  Bände. 

-«»K    Zn  beiiebea  durch  alle  Bachhandlnngen  and  PostansUltan.     I««— 

Zur  Vermeidung  von  Störungen  in  der  Zusendung  des 
„Centralblattes*'  werden  die  geehrten  Abonnenten  gebeteut 
die  Erneuerung  ihres  Abonnements  gef.  baldmögliehst  be- 
wurken  zu  wollen. 

Jena.  Die  Verlagsbuchhandlung 

Gustav  Fischer. 


Systematisches  Inhaltsverzeichniss. 


I.    Original-Mittheiltingen. 


Mtmaim,  Thennoregalator  neuer  Konstruk- 
tion.    Mit  1  Figur.  791 

Mutmit  Der  Einfluss  der  Koch'schen 
Impfungen  auf  die  Tuberkelbacillen  im 
Sputum.  1 

Babes,  UeW  Bacillen  der  h&mmorrba- 
gisehen  Infektion  des  Menschen.  719.758 

Sauj  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwfirie  und 
Bier  mittelst  Beinkulturen  yon  Ofth- 
mngs-Organismen.  825 

Beytiinds,    Die  Kapillarhebermikroskopir- 
tropfenflasche.  Mit  1  Abbildung.        589 
IX.  Bd. 


Beyermek,  Verfahren  zum  Nachweise  der 
Säureabsonderung  bei  Mikrobien.  Mit 
1  Figur.  781 

Brandes,  Zur  Frage  des  Begattungsaktes 
bei    den   entoparasi tischen    Trematoden. 

264 

BrauHf  Helminthologische  Mittheilungen.  52 

— ,  Ueber  Echinorhynchus  polymorphns 
und  filicolHs.  375 

Bruce^  Bemerkung  über  die  Virulenzsteige- 
rung  des  Choleravibrio.  786 

Bufwidf  Eine  einfache  Filterrorrichtung 
zum  Filtriren  sterilisirter  FIÜssigkeiL 
Mit  1  Abbildung.  4 

54 


846 


Register. 


BtauH-Fedemf  Bemerknngen  Qber  i,Wi]d- 
und   ScbweineBenche*^  787 

Cimeva,  Ueber  die  Bakterien  der  bftmor- 
rhagischen  Septikimie  (Haeppe) ,  Hog- 
Cbolera  (Salmon),  SwinepUgne  (Billings), 
Bwinepeit  (Selander) ,  amerik.  Rinder- 
seacbe  (Billings) ,  Bllffelsenebe  (Oreste- 
Armanni),  Marseille'scbe  Scbweinesencbe 
( Jobert ,  Rietscb ) ,  Frettcbensencbe 
(Eberth).  657 

Cofm,  Ueber  einen  bittere  Milch  eraengenden 
Micrococcos.  653 

DaniUwtkff  j  Ueber  die  Myoparasitcn  der 
Amphibien  and  Reptilien.  9 

— ,  Ueber  den  PolTmitos  malariae.  Hit  6 
Abbildungen.  897 

EHon,  Die  Bestimmung  von  Haitose,  Dex- 
trose  and  Dextrin  in  Bierwflrse  and  Bier 
mittelst  Reinkulturen  von  GXhrungs- 
Organismen.  525 

Fmkdmbwrg,  Ueber  einen  Befand  von  Ty- 
phusbaeillen  im  Brunnenwasser,  nebst 
Bemerkungen  über  die  Sedimentirmethode 
der  Untersuchung  auf  pathogene  Bskte* 
rien  in  Fiassigkeiten.  SOi 

Oratti  und  Fdetti,  Halariaparasiten  in  den 
Vögeln.  403.  429.  461 

Hamkin,  Ueber  den  schfitsenden  Eiireiss- 
körper  der  Ratte.  836.  872 

Heider  j  Ueber  die  Wirksamkeit  von  Des- 
infektionsmitteln bei  höherer  Temperatur. 

221 

Kamen  j  Ein  neues  Knlturgefllss.  Mit  1 
Abbildung.  165 

KarUnskif  Eine  Berichtigung.  590 

— ,  Untersuchungen  fiber  die  Temperatur- 
Steigerung   in    beerdigten  KSrpertheilen. 

434 

KarMiSy  Einiges  fiber  die  Pathogenese 
der  DysenterieamSben.  865 

JEoto,  Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 
157.  199.  229.  258.  311.  343 

iTatf/mafin,  Ueber  eine  neue  Anwendung 
des  Safranins.  717 

Kirthnery  Ueber  die  Nothwendigkeit  und  die 
beste  Art  der  Sputumdesinfektion  bei 
Lungentuberculose.   Mit  1  Abbildung.  5. 

41 

— ,  ErklKrung.  792 

Klein^  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Kenntniss 
der  Aetiologie  der  Gronse  Disease.     47 

Kühn,  Neuere  Versuche  zur  Bekfimpfung 
der  Rflbennematoden.  563.  593 

Lagerheim,  von.  Zur  Kenntniss  des  Moschus- 
pilses, Fusarium  aqnaeductuum  Lager- 
heim (Selenosporinm  aquaednctuum  Ra- 
benhorst et  Radlkofer,  Fusisporium 
moschatum   Kitasato).      Mit    6  Figuren. 

655 

Linttoto,  von,  Ueber  die  Entwickelungsge- 
schichte  yon  Gordius  tolosanus  Dnj,  760 


Loew,  Die  ebemischen  Verhältnisse  de» 
Bakterienlebens.  669.  690.  722.  757.  789 

lAuheig,  Ueber  die  Phosphorescens  von 
Gryllotalpa  Tulgaris.  661 

Nendd,  Die  isomeren  Hilehsftnren  als  Er- 
kennungsmittel   einzelner   Spaltpilsartea. 

804 
Niekelj  Zur  Biochemie  der  Bakterien.   88ft 

OgaiOf  Ueber  die  bakterienfeindliche  Sub- 
stanz des  Blutes.  597 

Okada,  Ueber  einen  neuen  pathogenen  Ba- 
cillus aus  Fassbodenstaub.  AA% 

OwuUuhmko,  Ueber  die  Wirkung  der 
Dimpfe  fttheriseher  Gele  auf  die  Abdo- 
minaltyphus-, Tuberkel-  und  Hilsbrand- 
baeillen.     Hit  2  Abbildungen.  818 

PhUner,  Nochmals  Aber  den  Begattungs- 
akt  der  parasitischen  Plathelminthen.  Als 
Erwiderung  an  Herrn  Brandes»         788 

Brandee,  Einige  Bemerkungen  zu  Vor- 
stehendem. 780 

/VttiOfida,  Kleinere  Mittheilungen  zur  bak- 
teriologischen Technik.  Mit  2  Abbil- 
dungen. ISS 

JZofs,  Vorläufige  Hittheilungen  fiber  ainigo 
Fälle  Ton  Hykosis  im  Henschen.       604 

SanareÜij  Die  Ursachen  der  natfirlichen 
Immunität  gegen  den  Hilsbrand.       467. 

497.  682 

— ,  Ueber  einen  neuen  Hlkroorganismna 
des  Wassers,  welcher  ffir  Thiere  mit 
veränderlicher  und  konstanter  Tempera- 
tur pathogen  ist.  Mit  1  lithographischer 
Tafel.  198.  221 

AitMM,   Ein  Fall    von  Lepra   anaesthetica. 

828 

SanoUehenko,  Zur  Frage  fiber  die  Immuni- 
tät gegen  Milzbrand  478.  493.  628 

ßcheurUn,  Zusatz  zu  dem  Aufsätze  „Eine 
Methode  der  Blutentnahme  beim  Men- 
schen«'. 284 

AnticA ,  Einige  Bemerkungen  zu  dem  Auf- 
sätze „Eine  Methode  der  Blutentnahme 
beim  Menschen**.  4S 

— ,  Zur  Kenntniss  des  Hogcholerabacillus. 

258.  307.  839 

^piüker  und  CMUUin,  Ueber  die  Vernich- 
tung von  Mikroorganismen  durch  die 
Indnktionselektridtät.  77 

8Umhau$,  Cytophagus  Tritonis.  60 

SUveneon  und  Bruce,  Eine  neue  Methode, 
Flfissigkeiten  in  die  Bauchhöhle  der 
Versuch sthiere  einsuspritzen.  Mit  3  Ab- 
bildungen. 689 

Tismowi  und  Oattani,  Ueber  die  Art,  einenn 
Thiere  die  Immunität  gegen  Tetanus  sa 
Übertragen.  189 

,  Ueber  die  Eigenschaften  des  Teta- 
nus-Antitoxins. 686 

Tubeuf,  von,  Generations-  und  Wirtha- 
wechsel  unserer   einheimischen    Gymno- 


Register. 


847 


sporangiam-Arten  und  die  hierbei  auf- 
tretenden Formveränderangen.  Mit  3 
Abbildungen.  89.     167 

ümna.  Der  Dampftrichter.  Mit  1  Abbildung. 

749 


Van  CoU  jr. ,  Untersacbungen  über  das 
Vorkommen  der  Bacillen  des  malignen 
Oedems  in  der  Moschnstinktur.  308 

Van  Ovtrbeek  de  Meyer,  Ueber  die  Berei- 
tung des  Nihragars.  168 


II.    Pflaasliohe  Mikroorganismen. 


AUgemeinoB     über    Bakterien    and 
andere  pflanzliche  Mikro- 
organismen. 

Beyerinch,  Verfahren  «um  Nachweise  der 
8fiureabsonderung  bei  Mikrobien.  Mit 
1  Fig.     {Orig,)  781 

Eisenberg ,  Bakteriologische  Diagnostik. 
3.  Aufl.  677 

Fr€unkel  und  Pfe^er,  Mikrophotographi- 
scher  Atlas  der  Bakterienkunde.  204.  507 

Oünther,  Einführung  in  das  Studium  der 
Bakteriologie  mit  besonderer  Berücksich- 
tigung der  mikroskopischen  Technik.  11 

Jaequemari,  Les  ptomaJfnes.  Histoire  et 
caraet^res  chimiques.  107 

Laurent,  Ezp^riences  snr  la  r^duction  des 
nitrates  par  les  Y^g^tauz.  235 

Lehmamn^  Die  Methoden  der  praktischen 
Hygiene.  633 

Levhuscher,  Einfluss  von  Verdauungssekre- 
ten auf  Bakterien.  244 

LoeWy  Die  chemischen  Verhältnisse  des 
Baktcrienlebens.  {Orig.)   659.  690.  722. 

757.  789 

Mestea  ,  Contribuaione  allo  studio  delle 
cigli«  dei  batterii  e  proposta  di  una 
classificazione.  106 

Nenekif  Die  isomeren  Milchsäuren  als  Er- 
kennungsmittel  einzelner  Spaltpilsarten. 
(Orig )  304 

PodbißUm,  Untersuchung  der  Mikroben 
der  Mundhöhle  von  Erwachsenen  und 
Kindern  im  gesunden  Zustand.  617 

JVottJnds,  Kleinere  Mittheilungen  zur  bak- 
teriologischen Technik.  Mit  2  Abbil- 
dungen. 128 

Sat^elice,  Contributo  alla  biologia  e  mor- 
fologia  dei  batterii  saprogeni  aerobi  e 
anaerobi.  57 

SpÜker  und  Oottttem^  Ueber  die  Vernich- 
tung von  Mikroorganismen  durch  die 
Indnktionselektricität.     {Orig.)  11 

TilSy  Bakteriologische  Untersuchung  der 
Frei  burger  Leitung»  wässer.  881 

Schriften   zur  Systematik  und  Bio- 
logie der  Bakterien   and  anderer 
pflanzlicher  Mikroorganismen. 

Adametz  f  Untersuchungen  über  Bacillus 
lactis  viscosus,  einen  weitverbreiteten 
milchwirthschaftllchen  Schädling.       698 


Ahnquisl ,  Ueber  die  Hauptmomente  der 
Aetiologie  des  Abdominaltyphus.        794 

Amann,  Der  Einfluss  der  Koch'  sehen 
Impfungen  auf  die  Tnberkelbacillen  im 
Sputum.     {Orig.)  1 

Anderson  and  KeUey,  Erysipheae  upon 
Phytoptus  distortions.  387 

Babee,  Untersuchungen  über  den  Diphthe- 
riebacillns  und  die  experimentelle  Diph- 
therie. 446 

— ,  Ueber  Bacillen  der  hämorrhagischen 
Infektion  des  Menschen.  {Orig.)  719.  752 

— ,  Ueber  die  seuchenhafte  Hämoglobinu- 
rie des  Rindes.  774 

Babee  und  Comü,  Ueber  Bakterienassocia- 
tionen in  Krankheiten.  772 

Baginthy  und  ßtadthagen,  Ueber  giftige 
Produkte  saprogener  Darmbakterien.  543 

Banti,  SuU'  etiologia  delle  pneumoniti  acute. 

179 

— ,  Sopra  alcune  localizzasioni  extrapul- 
monari  dei  diplococco  lanceolato  capau- 
lato.  275 

Bau,  Ueber  die  scheinbare  Zunahme  des 
Deztringehaltes  in  Bierwürzen  während 
der  Gährung,  sowie  Über  die  Bestimmung 
der  Dextrose  und  des  Dextrins  in  ihnen. 

99 

— ,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und 
Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Gäh- 
rungs-Organismen.  (Orig.)  825 

Behring,  Untersuchungen  über  das  Zu- 
standekommen der  Diphtherie-Immunität 
bei  Thieren.  71 

— ,  Ueber  Desinfektion,  Desinfektionsmittel 
und  Desinfektionsmethoden.  686 

Behring  und  Kittuato,  Ueber  das  Zu- 
standekommen der  Diphtherie-Immuni- 
tät und  der  TeUnus-Immunität  bei  Thie- 
ren. 68 

Beyerinch,  Künstliche  Infektion  von  Vicia 
Faba  mit  Bacillus  radicicola.  Emäh- 
rungsbedingungen  dieser  Bakterie.     450 

— ,  Verfahren  zum  Nachweise  der  Säure- 
absonderung bei  Mikrobien.  Mit  1  Figur. 
(Ot-ig.)  781 

Blagovestcheneky,  Sur  l'antagonisme  entre 
les  bacilles  du  charbon  et  ceux  du  pus 
bleu.  2 1 1 

54* 


i«i 


848 


Register. 


BUichtir^  Eine  Methode  sur  PlattoDkiiltar 
EDaSrober  Bakterien.  992 

BoUmgtTy  Ueber  die  Infektionswege  des 
taberculösen  Gifte».  140 

Bottroem^  Untersuchongen  Über  die  Aktino- 
mykose  des  Menschen.  570 

BoÜsm,  Eine  einfache  Methode  aar  Isolirnng 
anaörober  Bakterien.  909 

Brteger  nnd  i'WMNi^  Ueber  Immunisimngs- 
▼ersoohe   bei  Diphtherie.  70 

Briottj  Itassegna  delle  prineipali  malattie 
sviinppatesi  salle  piante  cultnrali  nell' 
anno  1887,  delle  qaali  si  h  occnpato  il 
Laboratorio  Crittogamico.  126 

Buehnetj  Die  chemische  Reizbarkeit  der 
Lenkocyten  nnd  deren  Beaiehung  aar 
Entsttndang  und  Eiterung.  416 

— ,  Die  Bakterienprotei'ne  und  deren  Be- 
aiehung  zur  Entzündung  und  Eiterung. 

666 

Bujwdj  Die  Darstellungsweise  des  Tnber- 
culins.  ,  679 

Busquetf  Etnde  morphologfque  d*ane  forme 
d' Achorion  :  L' Achorion  Arloini,  Cham- 
pignon da  favus  de  la  souris.  67S 

Oädiotf  OiVbert  et  RogeTf  Tuberculose  du 
chien.  274 

Oampana^  Un  bacillo  simile  al  bacillo  le- 
prose syiluppatosi  in  tentativi  di  col- 
tura    di   tessuti    con    lepra    tnbercolare. 

733 

— ,  La  crisarobina  sopra  aicuni  fermenti  e 
sopra  aicuni  chizomiceti  patogeni.        32 

CanetM»,  Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagischen Septikftmie  (Hueppe),  Hogcho- 
lera  (äalmon),  Swineplagne  (BilKngs), 
Swinepest  (Seiander),  amerik.  Rinder- 
senche  (Billings),  Bfiffblseuche  (Oreste 
Armanni),  Marseille'sche  Schweineseuche 
( Jobert  I  Rietsch) ,  Prettchenseuche 
(Eberth).     {Orig.)  567 

0<ua€debiUf  Le  bacille  d'Eberth-Gaflky  et 
les  bacilles  pseudo-typhiques  dans  les 
eauz  de  riTi^re.  281 

Ohahariif  Antiseptique  gazeuae,  son  action 
snr  la  bact^rie  pyogine  de  Tinfection 
urinaire.  187 

OhanUmestey  Eine  mykotische  Pseudotuber- 
culose.  775 

Oofmf  Ueber  einen  bittere  Milch  erzeugenden 
Micrococcus.     (Orig.)  653 

Cunnmghamf  On  some  species  of  Choleraic 
Comma  Bacilli  occurring  in  Galcutta.  763 

Demmef  Ueber  das  Vorkommen  eines  rothen 
Sprosspilses  in  der  Milch  und  im  KSse 
und  das  Auftreten  von  Darmkatarrh  bei 
Kindern  frflhesten  Alters  durch  den  Ge- 
nnss  derartig  inflzirter  roher  oder  un- 
vollständig gekochter  Milch.  270 

Eiienbergi  Bakteriologische  Diagnostik. 
8.  Aufl.  677 

EUorif  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 


trose nnd  Dextrin  in  Bierwfirse  und  Bier 
mittelst  Beinkolturen  ron  Gährongs- 
Organismen.     (Orig.)  626 

Elfvimg,  Sur  une  action  directe  qn'exer- 
Cent  certains  corps  sur  les  tubes  sporan- 
gif^res  de  „Phycomyces  nitens**.        664 

Eippin^itT^  Ueber  eine  pathogene  Cladothrix 
und  eine  durch  sie  hervorgerufene  Pseu- 
dotnJberculosis  (dadothrichica).  274 

iMoco  and  Asjfsiotir,  A  provisional  host- 
index  of  the  fnngi  of  the  United  States. 
Part  II.  Gamopetalae  —  Apetalae.     886 

FendMth^  Snr  rinvertine  on  sncrase  de  la 
levure.  850 

FutUr^  Erfahrungen  über  die  bakterien- 
tödtende    Wirkung     der     Anilinfarben. 

184 

Fiuhd,  Eine  bakteriologisch-escperimentelle 
Studie  Ober  Influenza.  611 

Foä^  Zur  Biologie  des  Diploeoecus  laneeo- 
latns.  806 

Fnmik^  Ueber  die  Pilzsymbiose  der  Le- 
guminosen. 689 

Framkti  und^^i^er,  Mikrophotographisefaer 
Atlas  der  Bakterienkunde.  204 

—  — ,  Mikrophotographischer  Atlas  der 
Bakterienkunde      Lief.  9,  10.  507 

Fro$ch^  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Ur- 
sache der  amerikanischen  Schweineseuehe 
nnd  ihrer  Beziehung  zu  den  bakteriolo- 
gisch verwandten  Prozessen.  623 

Mrtner,  Beitrag  zur  Aufkllmng  des 
Wesens  der  sogen.  Prädisposition  durch 
Impfversuche  mit  Staphylokokken     248 

(jhUoway^  A  new  Pear  disease.  677 

— ,  Disease  of  Geraniums.  677 

ChtfMjUias  Sur  le  pouvoir  antitozique  de 
l'organisme  animal.  452 

— ,  Ueber  die  Resistenz  der  Kaninchen 
gegeniiber    den    Gholerabakterien.     807 

Gfarri  und  Ihjje,  Chirurgische  und  bakte- 
riologische Erfahrungen  über  das  Pyok- 
Unin.  184 

Ckuperinij  Recherches  morpholog^qnes  et 
biologiques  sur  un  microorganisme  de 
Tatmosph^re ,  le  Streptothrix  Foersteri 
Cohn.  69 

Oaaierf  Culture  du  bacille  typhique  snr 
milieux  nutritifs  colords.  208. 

Oettardf  Des  races  du  bacille  pyocyanique. 

641 

Qibier,     Wasserstoffsuperoxyd    und    Ozon. 

888 

(Twftff,  Ueber  die  Wirkung  des  Lichts  Aaf 
die  Essiggährung.  689 

CHMther^  Einführung  in  das  Stadium  der 
Bakteriologie  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  mikroskopischen  Technik. 

11 

HiMgUr^  Zur  pyogenen  Eigenschaft  von 
Pneumococcos    Fraenkel-Weichselbaom. 

276 


RcgUter. 


849 


HammtTtchlag^  Bakteriologisch-chemiache 
Untersncbungmi   fib«r   TaberkelbAcill«n. 

S7S 

IfanMn,  Ueber  den  schtttaenden  Eiwaiss- 
kOrper  der  Ratte.     (Orig.)         3S6.  378 

ifmue»,  Untenttcbungen  ans  der  Praxis 
der  G&hmogaindiistrie  98 

— f  Reeberchee  aar  la  pbytiologie  et  la 
morphologie  dee  fermenta  alcooliqaea. 
VIII.  Sar  la  germination  des  tporea  cbes 
les  Saccbaromyees.  668 

UarÜg,  Eine  Krankheit  der  Pichtentriebe. 

804 

Hader,  Ueber  die  Wirksamkeit  tod  Oes- 
infektionsmitteln  bei  höherer  Tempe- 
ratur.    {Orig,)  S81 

Ihmfip€y  Bemerkongen  sa  Petruschky's 
MittbeiliiDg  in  No.  18  d.  Zeitaehrift  Ober 
den  Verlauf  der  PhagocytencontroTerse. 

89 

MoUy  Experimentelle  Untersuchungen  über 
den  Kachweis  der  TyphusbaeiUen.     893 

Jae^emafrt,  Les  Ptomaines.  Histaire  et 
caract^res  chimiques.  107 

/cwms&t,  Pyoktanin  in  der  Chirurgie.     887 

Jokan^Olsenf  Ojaering  og  Ojaeringsorganis- 
mer.  56 

Jörgenaen,  Zur  Analyse  der  obergfthrigen 
Hefe  in  Brauereien  und  Brennereien 
nach  Hansen's  Methode.  608 

KarUntki,  Untersuchungen  Ober  die  Tem- 
peratursteigernng  in  beerdigten  Körper- 
theilen.     {Orig.)  434 

— ,  Eine  Berichtigung.     {Orig.)  690 

— ,  Zur  Keniitniss  der  atypischen  Typhus- 
f»le.  738 

KatZf  Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 
{Orig.)     157.  199.    889.    858.    311.  843 

JToafM,  Untersuchungen  ttber  die  Lebens- 
dauer der  Gholerabacillen  im  mensch- 
lielien  Koth.  609 

Rellertnan  and  ßwtnghf  Preliminary  report 
on  smut  in  oats.  547 

,  Preliminary  ezperiments  with  fun- 

gicides     for    stinking    smut    of   wheat. 

547 

,  Report  on  the  loose  smoots  of  ce- 

reals.  547 

Kianowßky,  Zur  Frage  über  die  antibak- 
teriellen Eigenschaften  des  Iisgensaftes. 

480 

Xirthner,  Bakteriologische  Untersuchungen 
ttber  Inflnensa.  615 

— ,  Die  Krankheiten  und  Beschädigungen 
unserer  landwirthschaftlichen  Kultur- 
pflanaen.  22 

Koch,  Fortsetzung  der  Mittheilungen  fiber 
ein  Heilmittel  gegen  Tuberculose.       64 

KomatUh,  Studien  fiber  das  Saccharin.  770 

Knantr,  Bakteriologische  Untersuchungen 
fiber    das   „Umschlagen**    des    Weines. 

868 


Lagerheim,  «.,  Zur  Kenntniss  des  Moschus- 
pilses, Fusarium  sqnaeductuum  Lager- 
heim (Selenosporinm  aqnaednetuum  Ra- 
benhorst et  Radlkofer ,  Fnsisporium 
moschatum  Kitasato).  Mit  6  Figuren. 
{Orig.)  665 

Lawrtnl,  Etüde  sur  la  yariabilit4  du  baeille 
ronge  de  Kiel.  105 

— f  Exp^riences  sur  la  r^duction  des  ni- 
trates  par  les  v4g^taux.  835 

— ,  Recherches  sur  les  nodositte  radieales 
des  l^gumineuses.  703 

Leuhuacher ,  Einfluss  von  Verdauungsse- 
kreten auf  Bakterien.  844 

Liebräeh,     Das  Methylviolett  (Pyoktanin). 

136 

LomauUM$ek,  ßeobachtungen  fiber  den 
Fiehtenritsenschorf  (Hysterium  maeroapo- 
rium  Hrtg.)  848 

Lo^fUr,  Neuere  Arbeiten  fiber  Immunisi- 
rungs-  besw.  Heilungsversuche  bei  Thie- 
ren  gegenfiber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Diphtherie-Bacillen. 

25 

LoeWf  Die  chemischen  Verhältnisse  des 
Bakterienlebens.    {Orig.)  659.  690.  728. 

757.  789 

Loriga  e  IVnfvt»,  Pleurite  da  bacillo  del 
tifo.  797 

Lubartch,  Ueber  die  Ursachen  der  Im- 
munität 31 

Ludwig,  Ueber  die  Phosphorescens  von 
Oryllotalpa  vulgaris.     {Orig.)  561 

Lu^,  Report  on  the  relation  of  the  ptomains 
or  animat  alkaloids  to  some  of  the  in- 
fectious  fevers.  665 

LwndiMim,  Die  Zersetiung  von  Harnstoff 
durch  Mikroben  und  deren  Beziehungen 
zur  Cystitis.  678 

M<ie  MtUan,  Note  on  a  Minnesota  species 
of  Isaria  and  an  attendant  Pachybasinm. 

386 

Ma^fucd,  Ueber    die  Wirkung    der  reinen, 

sterilen  Kulturen    des   Tuberkelbacillus. 

668 

Malm,    Sur   la  virulence   de   la  bsct^ridie 

charbonneuse  apr^s  passage  chea  le  chien 

et  chez  le  lapin  Vaccine.  810 

Man/redi  und  Strt^ni,  Ueber  das  Verhalten 
von  Milzbrand-  und  CholerabaciUen  in 
reinem  Quarz-  und  reinem  Marmor boden. 

806 

Manaberg,  Zur  Aetiologie  des  Morbus  Brig- 
tii  acutus  nebst  Bemerkungen  fiber  ex- 
perimentelle, bakteritische  Endocarditis. 

444 

Mui0a,  Contribuzione  allo  studio  delle 
ciglia  dei  batterii  e  proposta  di  una  clas- 
sificazione.  106 

Mu$eateUo,  Sul  potere  piogeno  del  bacillo 
di  Eberth.  79& 


850 


Register. 


Nikiforoff f  Eio  Beitr&fc  au  den  Kaiturme- 
thoden  der  Anaeroben.  891 

Neiuikij  Die  isomeren  Milchsftaren  als  Er- 
kennungsmittel  einzelner  Spaltpilsarten. 
ifirig.)  304 

Neweomhe  aod  GMIcway^  Perennial  myce- 
lium  of  tbe  fungos  of  Blackberry  Bast. 

676 

Nickel  j  'Zur  Biochemie  der  Bakterien. 
(Orig.)  883 

Noisaswiki,  Der  Mikroorganismus  des  Tra- 
choms. Microsporon  traohomatosam  s. 
jagiam.  318 

OgatOy  Ueber  die  bakterienfeindliobe  Sab- 
sUns  des  Blates.     (Orig.)  597 

Okada^  Ueber  einen  neaen  pathogenen  Ba- 
cillus aus  Fussbodenstaub.     (Orig.)  442 

XhuiUichenkOi  Ueber  die  Wirkung  der 
liftmpfe  fttherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaltyphus-, Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacilien.      Mit   2    Abbildungen.     {Orig,) 

818 

OfttmtM,  Destruction  du  virus  tnberculeux, 
par  les  essences  äyapor^es  sur  de  la 
mousse  de  platine.  789 

OtbornA,  Die  Sporenbildung  des  Milsbrand- 
bacillus  auf  NShrböden  von  verschie- 
denem Gehalt  an  Nährstoffen.  205 

Pattiini^  Bakteriologische  Studien  Über  den 
Auswurf.  566 

Papuliy  Sul  potere  antisettico  del  salolo.    770 

FasquaU,  Ulteriori  ricerche  sugli  strepto- 
cocchi  delle  mucose  e  contributo  dell' 
etiologia  della  corissa.  117 

Pawlowtkffy  Ueber  die  Aetiologie  und  Pa- 
thologie des  Bhinoskleroms  mit  beson- 
derer Berficksichtigung  der  Phagocytose 
und  der  Hyalinbildung.  74  t 

PeUrionj  Ueber  die  antibakterielle  Wirkung 
der  Anilinfarben  (Pyoktanin  Merk's).  184 

PetrMchk^f  Der  Verlauf  der  Phagocyten- 
Controverse.  29 

— ,  Entgegnung  auf  F.  Hueppe*s  |,Be- 
merkungen  u.  s.  w.**  in  No.  18  d.  Zeit- 
schrift. 29 

PodbieUkijy  Untersuchung  der  Mikroben  der 
Mundhöhle  von  Erwachsenen  und  Kin- 
dern im  gesunden  Zustand.  617 

PrUlieuXj  La  pourriture  du  coeur  de  la 
betterave.  675 

iVocAotomdb,  Die  Behandlung  des  frischen 
Trippers  beim  Weibe  mit  dem  konstan- 
ten Strom.  824 

Prochowniek  und  Spaeth,  Ueber  die  keim- 
todtende  Wirkung  des  galvanischen  Stro- 
mes. 824 

ProU)popqff  und  Hammer^  Ein  Beitrag  zur 
Kenntniss  der  Actinomyceskulturen.     68 

Popoff ^  Sur  uu  bacille  anaerobic  de  la  fer- 
mentation  pannaire.  104 

Renioot»,  Zur  Aetiologie  des  Wundstarr- 
krampfs. 481 


HogeTy  Propri^t^  bact^ricides  du  s^rum 
pour  le  streptocoque  de  T^rysipöle.  805 

Bo$9j  Vorlftufige  Mittheilnng  über  einige 
Fftlle  vou  Mycosis  im  Mensehen.     (Orig.) 

504 

StUUbeck,  Kritbche  Untersuchungen  über 
die  durch  Taphrina-Arten  hervorge- 
brachten Banmkrankheiten  576 

Sam/elioej  Contributo  alla  biologia  e  mor- 
fologia  dei  batterii  saprogeni  aerobi  e 
anaerobi.  57 

SanartUit  Ueber  einen  neuen  Mikroor- 
ganbmus  des  Wassers,  welcher  für  Thiere 
mit  veränderlicher  und  konstanter  Tem- 
peratur pathogen  ist.  Mit  einer  litho- 
graphischen Tafel.     (Orig.)         198.  222 

— ,  Die  Ursachen  der  natürlichen  Immu- 
nität    gegen     den     Milzbrand.      (Orig.) 

467.  497.  582 

iSanche»' Toledo  et  VeHlon,  De  la  pr^sence 
du  bacille  du  tetanos  dans  les  excr^ments 
du  cheval  et  du  boeuf  k  VittX  sain.    18 

,  Becherches  mierobiologiqnes  et  ex- 

pärimentales  sur  le  tetanos.  478 

8atot§ehenkOf  Zur  Frage  Über  die  Immu- 
nität gegen  Milsbrand.  (Orig.)  478.  498. 

528 

8eala  e  SamfeUce^  Axione  dell'  acido  car- 
bonico  disciolto  nelle  acque  potabili  su 
alcuni  microorganismi  patogeni.         110 

Schioanhäuur^  Beitrag  sur  experimentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  Oesund- 
heitsschädlichkeit  hefetrüber  Biere.     100 

Stkweimt»^  «.,  A  preliminary  study  of  the 
ptomaxnes  from  the  culture-liquids  of 
the  Hog-cholera  germ.  804 

SdHUm ,  Mikroskopische  Carcinombefunde 
nebst  ätiologischen  und  praktisch  ver- 
wendbaren   diagnostischen     Ausblicken. 

702 

Smith,  Zur  Kenntniss  des  Hog-choleraba- 
cillns.     (Orig.)  258.     807.     339 

— ,  Observations  on  the  variability  of 
disease  germs.  606 

SouUuaorihf  A  new  Hollyhock  disease.  511 

SpHker  und  GoUstetüf  Ueber  die  Vernich- 
tung von  Mikroorganismen  durch  die  In- 
duktionselektricität      (Orig.)  77 

StagntUa,  Sul  valore  diagnostico  delle  ri- 
cerche batteriologiche  nel  tifo  addomi- 
uale.  794 

S^enif  Ueber  die  Wirkung  des  menschlichen 
Blutes  und  anderer  KSrperflüssigkeiten 
auf  pathogene  Mikroorganismen.         ISS 

TTtoinotf  Etüde  sur  la  valeur  desinfectAat« 
de  Tacide  sulfureux.  323 

THli,  Bakteriologische  Untersuchung  der 
Freiburger  Leitungswässer.  881 

TÜMoni  und  Oattani,  Ueber  die  Art.  einem 
Thiere  die  Immunität  gegen  Tetanus  sa 
übertragen.  (Orig.)  189 

)  Ueber  die  Widerstandsfähigkeit  der 


Register. 


851 


TetanasbAcillen  gegen  physikalische  and 
ehemische  Einwirkungen.  487 

Tolomn,  Einwirkung  von  Elektrizit&t  auf 
die  Essiggibmng.  589 

Trumppf  lieber  saprophyte  Schimmelpilze 
im  Brustkrebs.  701 

Tuba^f,  von,  Qenerations-  und  Wirths- 
wechsel  unserer  einheimischen  Gymno- 
sporangium-Arten  und  die  hierbei  auf- 
tretenden Formver&nderungen.  Iftit  8 
Abbildungen.   (Orig.)  89.     167 

— ,  Ueber  eine  neue  Krankheit  der 
Weisstanne  und  ihre  forstliche  Bedeutung. 

188 

Unna  und  Sehlenj  v.,  Flora  dermatologica. 
VI.  798 

/Flora  dermatologica.     VII.        798 

Unnaj  Flora  dermatologica.     VIII.         798 

Vaälard  et  VinemUf  Kecherches  exp^ri- 
mentales  sur  le  t^tauos.  481 

,    Contribution  k  T^tude  du  t^tanos. 

479 

,   Sur   une   Pseudopelade   de   nature 

microbienne.  118 

Varendarff,  v.,   Ueber   die   KiefernschÜtte. 

127 

Fav^AaM,  Some  new  bacterial  poisons; 
their  causal  relation  to  disease  and  the 
chanc^es  in  our  theories  suggested  by 
their   action.  828 

Vittcentj  Prdsence  du  bacille  typhique  dans 
Teau  de  Seine  pendant  le  mois  de  juillet 
1890.  279 

WaUheTf  Ueber  den  Einfluss  yon  kflnst- 
lichem  Fieber  auf  die  mit  Fraenkel- 
Weichselbaum'schenPneumoniemikrobien 
infisirten  Thiere.  178 

WiMer  und  SduröUer,  von,  Ein  neuer 
grünen  Farbstoff  entwickelnder  Bacillus. 

700 

Winogradtktf,  Recherches  sur  les  organis- 
mes  de  la  nitrification.  851.  603 

Zeidler,  Beitrftge  zur  Kenntniss  einiger  in 
Würze  und  Bier  vorkommenden  Bakte- 
rien. 10 

Fätilnias. 

Karhmski,  Untersuchungen  über  die  Tem- 
peratursteigerung  in  beerdigten  Körper- 
theilen.  {Orig.)  484 

Kottjurm  und  Kramiki,  Ueber  die  Wir- 
kung von  Fiulniss-  und  Tuberkeltozinen 
auf  Thiere  und  über  ihren  Einfluss  auf 
den  Verlauf  der  Ezperimentaltuberculose. 

445 

Jjoew,  Die  chemischen  Verbftltnisse  des 
Bakterienlebens.  (Orig,)    659.  690.  782. 

757.  789 

ßanfeUee,   Contributo  alla  biologia  e  mor- 


fologia     dei     batterii    saprogenl    aerobi 
e  anaerobi.  57 


GähruDg. 

Adamei»,  Untersuchungen  über  Bacillus 
lactis  viscosus ,  einen  weitverbreiteten 
milchwirthsehafUichen  Schidling.        698 

Bau,  Ueber  die  scheinbare  Zunahme  des 
Deztringehaltes  in  Bierwürzen  während 
der  Ofthrung,  sowie  über  die  Bestimmung 
der  Dextrose  und  des  Dextrins  in  ihnen. 

99 

— ,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und 
Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Gfth- 
rungs-Organismen.  {Orig.)  825 

Beyermtk,  Verfahren  zum  Nachweise  der 
Sftureabsooderung  bei  Mikrobieu.  Mit 
1  Figur.     {Orig.)  781 

Conn,  Ueber  einen  bittere  Milch  erzeugen- 
den Micrococcus.  {Orig,)  653 

Elion,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwfirze  und 
Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Gährungs- 
Organismen.  {Orig.)  525 

Fernbiieh,  Sur  l'invertine  ou  sucrase  de  la 
levure.  350 

OwnAi,  Ueber  die  Wirkung  des  Lichts  auf 
die  Essiggihrung.  589 

HanMn,  Untersuchungen  aus  der  Praxis 
der  Gährungsindustrie.  98 

— ,  Recherches  sur  la  physioIogie  et  la 
morphologie  des  ferments  alcooliques. 
VIIL  Sur  la  germination  des  spores  chez 
les  Saccharomyces.  663 

JlhrgtnMtn,  Zur  Analyse  der  obergfthrigen 
Hefe  in  Brauereien  und  Brennereien 
nach  Haosen*tt  Methode.  602 

Johan-OUen,  Gjaering  og  Gjaeringsorganis- 
mer.  56 

Krämer^  Bakteriologische  Untersuchungen 
über  das  „Umschlagen**  des  Weines.  268 

Komauth,  Studien  Über  das  Saccharin.  770 

Lo€w,  Die  chemischen  Verhältnisse  des 
Bakterienlebens    {Orig,)    659.  690.  722 

757.  789 

Nencki,  Die  isomeren  Milchsäuren  als  Er- 
kennnngsmittel  einzelner  Spaltpilzarten. 
{Orig.)  304 

Popoff,  Sur  un  bacille  anaärobic  de  la  fer- 
mentation  pannaire.  104 

Scktoanh&uter,  Beitrag  zur  experimentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  Gesund- 
heitsschädlicbkeit  hefetrüber  Biere.    100 

Bestini,  L,  und  F.,  Ueber  die  ammoniaka- 
lische  Gährung  der  Harnsäure  880 

Bottegni  und  Bannino,  Ueber  die  Entste- 
hung von  Schwefelwasserstoff  bei  der 
Alkoholgährung.  540 

Tolomeif  Einwirkung  von  Elektrizität  auf 
die  Essiggährung.  539 


852 


BegUter. 


Zeidltr,  Beitrige  bot  Kenntniss  einiger 
in  WQrze  und  Bier  vorkommenden  Bak- 
terien. 10 

Kitrifikaiioii. 

Laurent,  Exp^rlences  snr  la  r^duetion  de« 
nitratee  par  les  T^g^taoz-  285 

Winogradskifj  Becherches  aar  les  organis- 
mee  de  la  nitrification.  851.  603 


Phosphoresoenz. 

Ludioig,    Ueber    die    Pbospborescenz    von 
Gryllotalpa  Tulgaris.  {Orig.)  561 


Beziehungen     der    Bakterien     und 

anderer   pflanzlioher  Parasiten 

zur  anbelebten  Katar. 

Bakterien  etc.  und  Luft. 

Oa^^erini,  Recberches  morpbologiqaes  et 
biologiqaes  aar  nn  mlcrooi^aniame  de 
ratmospbire,  le  Streptothriz  Foereteri 
Cohn.  59 

T^nnkint,  Report  of  tbe  inqairy  into  tbe 
etiology  of  8ammer  Diarrhoea.  610 

Bakterien  eto.  and  WaMer. 

AdametZf  Untersucbongen  über  Bacillus 
lactis  viscosus ,  einen  weitverbreiteten 
milchwirtbschaftlicben  Schftdling.       698 

Almguütf  Ueber  das  vermehrte  Auftreten 
des  Darmtyphus  an  einer  Anaabi  von 
mehr  oder  minder  typhusfreien  Orten 
nach  jahrelangen  Zwischenrfiumen.    680 

Aubertj  Relation  d'une  ^pid^mie  de  fi^vre 
typhoide  qui  a  s^vi  snr  le  28*  r^giment 
d'infanterie  et  snr  la  population  de  la 
ville  de  Bourg,  en  d^cembre  et  en  jan- 
vier  1888—1889.  280 

Ciuado  y  Femandez,  Infeccion  tuberculosa 
por  el  agua  contaminada.  182 

Casitdebai,  Le  badlle  d'Eberth-OalTky  et 
les  baciUes  pseudo-typhiqnes  dans  le:» 
eanx  de  riviire.  281 

Cetti  e  Seala,  Süll'  acqna  del  Terere.  380 

Otttriery  Sterllication  of  water.  711 

Drucke  Lajcux  et  Doyen,  Elpid^mie  de  fiivre 
typhoide  de  Pontfaverger.  796 

Dionis  des  Oarr&ret,  Des  relations  de  la 
fi^vre  typhoide  avec  le  bacille  d'Bberth 
et  avec  les  rariations  du  nivean  de  la 
nappe  d'ean  souterraiue.  382 

JFinkelnburg,  Ueber  einen  Befund  von  Ty- 
phusbacillen   im    Brunnenwasser,    nebst 


Bemerkungen  Ober  die  Sedimentirmethode 
der  Untersuchung  auf  pathogene  Bakte- 
rien in  FlOasigkeiUn.  (Orig.)  801 

OM,  Contribution  k  T^tade  des  eanx  d'AI- 
ger.  60^ 

KturÜHski,  Eine  Berichtigung.  {Orig.)     590 
JEote,   Zur  Kenntniss  der  Leuchtbaktarien. 
(Orig.)     157.    199    229.  258.  311.  34S^ 

Lagerheim,  wm,  Zur  Kenntniss  des  Moschus- 
pilses,  Fusarium  aquaednctuum  Lager- 
heim (äelenosporium  aquaeduetunm  R&- 
benhorst  et  Radlkofer,  Fosiaporiom  mo- 
schatum  Kitasato).  Mite  Figuren  {Orig.) 

655 

Laureni,  Etüde  sur  la  variabilit^  du  bacille 
rouge  de  Kiel.  105 

Lekmami,  Die  Methoden  der  praktischon 
Hygiene.  eSS- 

Loew,  Ueber  die  Giftwirkung  des  destillir- 
ten   Wassers.  60T 

LorUt  et  DeepeignM,  Recberches  snr  les 
microbes  pathog^nes  des  eaux  potable» 
dbtribu^es  k  la  ville  de  Lyon.  607 

Lortet,  Die  pathogenen  Bakterien  des  tiefen 
Schlammes  im  Genfer  See.  70^ 

Nordtmeger,  Ueber  Wasserfiltration  durch 
Filter     aus     gebrannter    Infusorienerde. 

64^ 

Prauenit»,  Kleinere  Mittheilungen  aur  bak- 
teriologischen Technik.  Mit  2  Abbildun- 
gen. t2S- 

SoMoireiUi,  Ueber  einen  neuen  Mikroorga- 
nismus des  Wassers,  welcher  fUr  Tbiere 
mit  verfinderlicher  und  konstanter  Tem- 
peratur pathogen  ist.  Mit  1  lithogra- 
phischen Tafel.  {Orig,)  198.     22» 

8eala  e  SamfeUee,  Azione  dell'  acido  car- 
bonico  disciolto  nelle  acque  potabili  an 
alcuni  microorganismi   patogeni.         llO 

TUM,  Bakteriologische  Untersuchung  der 
Freiburger  Leitongswiaser.  881 

Vaughan,  The  examination  of  drinking- 
water  with  special  reference  to  its  relA- 
tion  to  typhoid  fever.  832 

Vincent,  Pr^ence  du  bacille  typhique  dan» 
Teau  de  Seine  pendant  le  mois  de  juillet 
1890.  279- 


Bakterien  eto.  and  Boden. 

Beyeriauk,  Künstliche  Infektion  von  Vidsk 
Faba  mit  Bacillus  radicieola.  Emihmnga- 
bedingnngen  dieser  Bakterie.  45(^ 

Dowd,  A  study  of  tbe  hygienic  condhioii 
of  our  streets.  76& 

BreuJt,  Ueber  die  Pilssymbiose  der  Legu- 
minosen. 62^ 

KarUntiki,  Untersuchungen  ttber  die  Tem- 
peratnrsteigerung  in  beerdigten  Kdrper- 
theilen.  {Orig,)  484 


Register. 


853 


Lttwent,  Recherche*  snr  les  nodosit^s  ra- 
dicales  des  I^gumineuses.  708 

Ma^firedi  and  jSera/Sni,  Ueber  das  Verhal- 
ten von  Milsbraud-  und  Cholerabacillen 
in  reinem  Quars-  und  reinem  Marmor- 
boden. 206 

Pekelharmg,  Ueber  Beri-Beri  vom  Staud- 
punkte  der  Aetiologie  und  Therapie  be- 
urtheilt.  581 

JSmithj  Zar  Kenntniss  des  Hogcholerabacil- 
Jus.  (Orig.)  258.     807.     839 

Somuim,  Ueber  Aetiologie,  Pathogenese  und 
Prophylaxe  des  Tetanus.  421 

WinagreuUky,  Recherches  sur  les  Organis- 
men de  la  nitrification.  351.  603 


Bakterien  eto.  in  Nahrungs-  und 
GeDUssmitteln. 

Adamet» ,  üntersnchnngen  Über  Bacillus 
lactis  viscosus ,  einen  weitverbreiteten 
milchwirthschamichen  Schädling.       698 

Almquistf  Ueber  die  Hauptmomente  der 
Aetiologie  des  Abdominaltyphus.        794 

■Bangf  Ist  die  Milch  tnberculöser  Kühe  vi- 
rulent, wenn  das  Euter  nicht  ergriffen 
ist?  144 

Bau,  Ueber  die  scheinbare  Zunahme  des 
Oextringehaltes  in  Bierwürzen  während 
der  Gährung,  sowie  über  die  Bestimmung 
der  Dextrose  und  des  Dextrins  in  ihnen. 

99 

— ,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und 
Bier  mittelst  Reinlculturen  von  Gäh- 
rungs-Organismen.  (Orig.)  825 

Boüinger,  Ueber  die  Inlektionswege  des 
mberculösen  Giftes.  140 

CeUi   e    Scala,    SuU'   acqua    del   Tevere. 

380 

<7ofan,  Ueber  einen  bittere  Milch  erzeugen- 
den Micrococcus.  {Orig.)  658 

Dtmfne,  Ueber  das  VorJLommen  eines  rotheu 
Öprosspilzes  in  der  Milch  und  im  Käse 
und  das  Auftreten  von  Darmkatarrh  bei 
Kindern  frühesten  Alters  durch  den  Ge- 
nuss  derartig  iufizirter  roher  oder  un- 
vollständig gekochter  Milch.  270 

Dionis  des  CarrürtB^  D^  relations  de  la 
tiivre  typhoide  avec  le  bacille  d'Eberth 
et  avec  les  variations  du  niveau  de  la 
uappe  d'eau  souterraine.  382 

JBZton,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und 
Bier  mittelst  Reinkulturen  von  Gährnugs- 
Organismen.  (Orig.)  526 

^0rn5aM,  Sur  l'invertine  ou  sucrase  de  la 
levure.  350 

£Hmikdnbutg,  Ueber  einen  Beftind  von  Ty- 
phusbaciileu  im  Brunnenwasser,  nebst 
Bemerkungen  über  die  Sedimentirmethode 


der  Untersuchung  auf  pathogene  Bakte- 
rien in  Flüssigkeiten.  (Orig.)  301 

Oiri^  Gontribution  k  l'ötnde  des  eaux  d'Al- 
ger.  609 

OiunHf  Ueb^r  die  Wirkung  des  Lichts  auf 
die  Essiggährung.  589 

OuiUebeauy  Ein  neuer  Fall  von  Cysticercus 
der  Taenia  saginata  beim  Rind.         240 

Hanse»f  Untersuchungen  aus  der  Praxis 
der  Gährungsindustrie.  98 

— ,  Recherches  snr  la  physiologie  et  la 
morphologie  des  ferments  alcooliqnes. 
VIII.  Sur  la  germination  des  spores  chez 
les  Saocbaroroyces.  668 

Jörgenten,  Zur  Analyse  der  obergährigen 
Hefe  in  Brauereien  und  Brennereien  nach 
Hansen's  Methode.  602 

Johan-OUen,  G^aering  og  Gjaeringsorganis- 
mer.  56 

KatM,   Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien. 

(Orig.)  157.  199.  229.  258.  811.  843. 
Kramer,    Bakteriologische   Untersuchungen 

über    das    ,, Umschlagen**    des    Weines. 

268 
hortet    et   Deapeignt»,  Recherches   sur  les 

microb'es  pathog^nes  des   eaux  potables 

distribu^es  ä  la  ville  de  Lyon.  607 

Popoff,  Sur  un  bacille  anaSrobic  de  la  fer- 
mentation  pannaire.  104 

Bouer,  Note  sur  un  mode  de  contami* 
nation  du  pain  par  le  Mncor    stoloniftsr. 

104 

Schnirer,  Zur  Frage  nach  der  Verbreitung 
der  Tuberkelbacillen  ausserhalb  des 
Körpers.  544 

Sduüanhäuser,  Beitrag  zur  experimentelleu 
Untersuchung  der  Ursache  der  Gesund- 
heitssohädlicbkeit  hefetrüber  Biere.     100 

Spüker  und  Gottetein,  Ueber  die  Vernich- 
tung von  Mikruorgauismen  durch  die 
Induktionselektricität  (Orig.)  77 

Tili,  Bakteriologische  Untersuchung  der 
Freiburger  LeitungswIUser.  881 

Tolomei,  Einwirkung  von  Elektrizität  auf 
die  Essiggährung.  539 

Vxneent,  Pr^sence  du  bacille  typhique  dans 
l'eau  de  Seine  pendant  le  mois  de  juillet 
1890.  279 

Zeidler,  Beiträge  zur  Kenntniss  einiger  in 
Würze  uud  Bier  vorkommenden  Bakte- 
rien. 10 


Bakterien  etc.    in    GebraaohBgegen- 

ständen. 

Brtmner,  Ueber  Catgutinfektion.  549 

FowUr,  The  sterilization  of  Catgut,  witb 
a  description  of  a  uew  simple  and  effi- 
cient  methotl.  421 


864 


Register. 


LedanUe^  Origine  tellariqne  da  poison  des 
flaches  des  naturels  des  Nouvelles-H^bri- 
des.  286 

Van  CcU  jr.,  Untersuchungeii  fiber  das 
Vorkommen  der  Bacillen  des  malignen 
Oedems  in  der  Moschustinktur,  iprig.)  303 


Bakterien  etc.  in  Wohnungen. 

Ohada,  (Jeher  einen  neuen  patbogenen  B«> 
cillus  aus  Fussbodenstaub.  {Orig!)      442 


m.     Thieriflohe  Parasiten. 


Anderson    and     Kthey  ^    Erysipheae    npon 

Phytoptus  distortions.  387 

Antcli$ei^  Considerazioni  intomo  alla  classi- 

ficaaione  dei  parassiti  della  malaria.  113 

— ,  L'ematotoo  della  quartana.  410 

— ,  Suir  ematOBoo  della  tersana.  410 

AnioiÜM  6  Anffelmif    Note   snl   cicio    bio- 

logico  deir  ematosoo  faleiforme.         410 

Baumgarten,  Jahresbericht  Aber  die  Fort- 
schritte in  der  Lehre  von  den  patboge- 
nen Mikroorganismen,  umfassend  Bakte- 
rien, Pilse  und  Protosoen.  V.  606 

Bignami,  Bicerche  suU'  anatomia  patolo- 
gica  delle  perniciosa.  281 

Büot  et  SabrasiU^  ]£tude  »ur  las  cysticer- 
qnes  en  grappe  de  Tencäphale  et  de 
la  moelle  chez  Thomme.  626 

Blanehard,  Pseudo-parasites.  123 

BUMQy  Zur  Kasuistik  der  subkonjunktiva- 
len  Cysticerken.  384 

BoaSy  1)  Hestebremseme.  2)  Tillaeg  til 
min  Artikel  „En  Bremselarye  i  Hjärnen 
hos  en  Hest  831 

Brandei,  Zur  Frage  des  Begattungsaktes 
bei  den  entoparasitischen  Trematoden. 
(Orig.)  264 

— ,  Die  Familie  der  Holostomiden.       416 

Brandt,  Beitrag  sur  Malariafrage.  671 

Brawit  Helminthologische  Mittheilungen. 
(Orig.)  62 

— ,  lieber  Echinorhynchns  polymorphus 
und  filicollis.  (Orig.)  376 

CdU  e  Marchiafavay  11  reperto  del  sangue 
nelle  febbri  malariche  invernali.         111 

Caronado,  El  microbio  de  la  malaria  ym 
evolucion  en  la  sangre  de  los  indozica- 
dos.  116 

— ,  Dermatophilus  penetrans  de  los  paises 
c41idosNigna.  416 

Damüewäkyy  Ueber  die  Myoparasiten  der 
Amphibien  und  Reptilien.  (Orig.)  9 

— f  La  parasitologie  comparöe  du  sang. 
I.  Mouyelles  recherches  sur  les  parasites 
du  sang*  des  oiseanz.  1 20 

— ,  Ueber  den  Polymitus  malariae.  Mit  6 
Abbildungen.  (Orig.)  897 

— ,  Ueber  die  Mikroben  der  akuten  und 
chronischen  Malariainfektion  bei  Vögeln. 

411 

Orasgi  und  FeUtti,  Malariaparasiten  in  den 
Vögeln.  (Orig.)  408.  429.  461 


OuäUbeaUf  Ein  neuer  Fall  von  Cysticer- 
cus der  Taenia  saginata  beim  Rind.  240 

— ,  Ein  Fall  von  Echinococcus  multiloca- 
laris.  675 

Hetmeguy,  Formation  des  spores  de  la 
Gregarine  du  Lombric.  627 

KartuUt,  Einiges  Ober  die  Pathogenese  der 
DysentörieamSben.  (Orig,)  366 

Kfhug,  Der  cystische  Echinococcus  der 
Bauchhöhle  und  seine  Eigenthfimlich- 
keiten  vor,  bei  und  nach  der  Operation. 

12& 

KBhn,  Neuere  Versuche  zur  Bekämpfung^ 
der  Rflbennematoden.  (Orig.)     663.  59S 

Labeulbhtef  Sur  les  moyens  de  reconnaitre 
les  Cysticerques  du  Taenia  saginata,  pro- 
duisant  la  ladrerie  du  yeau  et  du  boenf, 
malgrö  leur  rapide  disparition  k  l'air 
atmosph^rique  241 

Langenbuehf  Der  Leberechinococcus  uud 
seine  Chirurgie.  645 

Laveran,  De  Texamen  du  sang  an  point 
de  Tue  de  la  recherche  de  l*h^matoioaire 
du  paludisme.  15 

Le  DanteCf  Recherches  sur  la  digestion  in- 
tracellulaire  che«  les  protosoaires.     366 

— ,  Recherches  sur  la  digestion  intracellu- 
laire  ches  les  protosoaires  (2«  partie).  786> 

JAnttowt  «Ol»,  Ueber  den  Bau  und  die  Ent- 
wickelung  des  Distomnm  cylindraceum 
Zed.  241 

,  Ueber  die  Entwickelnngsgeschicht« 

▼on  Gordins  tolosanus  Dig.  (Orig.)    760 

Jjinian,  Notes  on  Entozoa  of  marine  fishes 
of  New-England  with  descriptions  of  se- 
veral  new  species.  386 

Lthmberg,  Helminthologische  Beobachtun- 
gen yon  der  Westkflste  Norwegens. 
Theil  I.  Cestoden.  385 

Lominaky,  Ueber  Symbiose  des  Echinococ- 
cus mit  Coccidien.  124 

Lukjanow,  Grundsfige  einer  allgemeinen 
Pathologie  der  Zelle.  477 

Martin^  Ueber  die  Krankheitserreger  der 
Malaria.  15 

MonUctUi,  Elenco  degH  elminti  studiati  a 
Wimereuz    neila   primayera    del    1889. 

287 

— ,  Note  elmintologiche.  28S 

— «  Di  una  forma  teratologica  di  Botfario- 
cephalus  microcephalus.  290 


Register. 


855 


Mwot,  Quelques  consid^rations  sur  la  d^- 
g^n^rescence  des  cystieerques  ladriques 
da  porc.  239 

KenadoviCy  Ueber  den  Eiuflnss  der  Mala- 
riagegend  auf  den  Verlauf  der  Infektions- 
krankheiten. 839 

Parona  e  Perugia^  Intorno  ad  alcune  po- 
lystomeae  e  considerazioni  sulla  siste- 
matica  di  questa  famiglia.  819 

PasguaU,  Sulla  presenza  dl  larye  di  ditteri 
neir  intestino  di  alcuni  febbricitanti  di 
Massana.  118 

Pifard,  Psorospermosis.  767 

Pintner,  Nene  Beitrige  aar  Kenntniss  des 
Bandwunnkdrpers.  286 

— ,  Nochmals  fiber  den  Begattungsakt  der 
parasitischen  Plathelminthen.  Als  Er- 
widerung   an    Herrn    Brandes.     (Orig.) 

726 

Brandes,  Einige .  Bemerkungen  zu  Vor- 
stehendem. (Orig.)  730 

BaüUetf  Les  parasites  des  animaux  domes- 
tiques  au  Japon.  123 

Boque  et  Xemotn«,  Recherches  sur  la  tozi- 
cit^  urinaire  dans  rimpaludisme.       353 

Sapharof^f  Malaria  an  der  Transkauka- 
sischen Eisenbahn  im  Jahre  1889-       16 

ßagarrOf  Un  caso  de  distoma  hepÄtico  en 
el  honibre  510 

SanU-Rernfff  Sur  une  espice  nouvelle  de 
Polystomien  du  genre  Onchocotyle  Dies. 

22 

Scfdeich  ,    Ein    Fall    von   Cysticercus    cel- 


lulosae subretinalis  nebst  Bemerkungen 
ttber  das  Vorkommen  des  Cysticercus 
cellulosae  im  Aage  und  seinen  Neben- 
organen in  Württemberg.  384 

ß^üätj  Ueber  die  Protozoen-  und  Cocci- 
dienartigen  Mikroorganismen  in  Krebs- 
zellen. 285 

ßantotdj  Notiaie  di  trematodi  della  col- 
lezione  del  museo  di  Pisa.  290 

— ,  Un  nuovo  Distoma  del  sotto-genere 
Polyorchis  Stoss.  29  L 

— ,  Un  nuovo  Heterakis  del  Gallns  do- 
mesticus.  291 

Stwüioui,  Cytophagus  Tritonis.  (Orig.)    50 

Titqf,  Die  diagnostische  Bedeutung  der 
Malariaparasiten.  284 

Van  Benedem,  Un  Nematode  nouyeau  d*nn 
Galago  de  la  cote  de  Quinte.  >  609 

Vierordt,  Der  mnitilokulfire  Echinococcus 
der  Leber.  20 

Vineent^  Sur  la  pr^sence  d'el^ments  sem- 
blahles  auz  psorospermies  dans  T^pithe- 
lioma  payimenteuz.  383 

VoelUihoiw^  Entoyalva  mirabilis,  eine  schma- 
rotzende Muschel  aus  dem  Darm  einer 
Holothurie.  628 

Voigts  Infektionsyersuche  zur  Unterschei- 
dung von  Heterodera  radicicola  Greeff  u. 
H.  Schachtii  Schm.  21 

— ,  Ueber  den  Eiersack  yon  Heterodera 
Schachtii  und  H.  radicicola.  207 

W6Uer»y  Die  Konjugation  und  Sporen- 
bildung bei  Gregarinen.  574 


IV.    Bakterien  und  andere  Faraaiten  als  Krankheiteerreger 

bei  Hensohen  und  Thieren. 


a.  Infektiöse  Krankheiten  im  Allgemeinen. 


Bäht*  und  Comä,  Ueber  Bakterienassocia- 
tionen in  Krankheiten.  772 

Bagtiulffff  Ueber  Cholera  infantum.        542 

Baginthy  und  Stadthagen,  Ueber  giftige 
Produkte     saprogener      Darmbakterien. 

543 

Bardj  De  la  d^claration  des  maladies  trans- 
missibles et  des  seryices  de  d^sinfection 
ä  Lyon  et  dans  le  d4partement  du  Rhdne. 

137 

Baumgartenj  Jahresbericht  über  die  Fort- 
schritte in  der  Lehre  yon  den  patho- 
genen  Mikroorganismen,  umfassend  Bak- 
terien, Pilze  und  Protozoen.     V.       605 

Behring^  Ueber  Desinfektion,  Desinfektions- 
mittel und  Desinfektionsmethoden.    686 

Blago9ettehensky,  Sur  Tantagonisme  entre 
les  bacilles  du  charbon  et  ceuz  du  pus 
bleu.  211 


Boer,  Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien.  552 

CampanUy  La  crisarobina  sopra  alcuni  fer- 
menti  e  sopra  alcuni  chizomiceti  pato- 
geni.  82 

CanaJiB  e  Morpurgo,  Intorno  all'  Influenza 
del  dig^uno  sulla  disposizione  alle  ma- 
lattie  infettiye.  12 

Oarf,  Ueber  die  Anwendung  der  Anilin- 
farbstoffe als  Antiseptika.  888 

Chabarid,  Aniseptique  gazeuse,  son  action 
sur  la  bact^rie  pyogine  de  l'infection 
urinaire.  137 

Ourrier,  Sterilisation  of  water.  711 

Datrd,  A  study  of  the  hygienic  condition 
of  our  streets.  762 


856 


Register. 


Eutmbtrg^  Bakteriologische  Diagnostilc. 
8.  Aafl.  677 

beider,  EHahrnngen  über  die  bakterien- 
tSdtende  Wirkung  der  Anilinfarben.    1 34 

i^biobr,  The  Sterilisation  of  Catgat,  with 
a  descriptioB  of  a  new  simple,  and  effi- 
cient  method.  421 

JnnmemkelvL,  Fftiffw^  Mikrophotographieeber 
Atlas  der  Bakterienknnde.  S04 

OlMmr^  Beitrag  snrAnfkliürang  des  Wesens 
der  sogen.  Prädisposition  durch  Impf- 
▼ersnche  mit  Staphylokokken.  S48 

OtUemnoAi,  De  la  pyoctanine  et  de  la 
benso-phänon^ide.  388 

Oamaieia  and  Ckarrm,  Ueber  die  anti- 
phlogistischen Wirknngen.  688 

Oärrd  nnd  Tni(f4,  Chimrgische  und  bakte- 
riplogisehe  Erfahrungen  über  das  Pyokta- 
nin.  134 

OibieTf    Wasserstoffsuperoxyd    und    Oson. 

888 

OcUm,   VOM  der,    Anilin    als    Antiseptkum. 

887 

Ortmdmf  Peroxide  of  hydrogen  in  gyne- 
cology  and  in  obstetrics.  769 

Oünther,  Einführung  in  das  Stadium  der 
Bakteriologie  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  mikroskopischen  Technik. 

11 


Report  on  the  conflict  between  the 
organism  and  the  miorobe.  820 

— ,  Ueber  den  schütsenden  Eiweisskdrper 
der  Ratte.     (Orig.)  886.  372 

Heider^  Ueber  die  Wirksamkeit  von  Des- 
infektionsmitteln bei  höherer  Tempe- 
ratur.    (Orig.)  221 

Hekumarmf  Bakteriological  examination  as 
an  aid  to  dinical  diagnosis.  787 

Heutton  and  Ti$chbomey  A  non-poisonoos, 
non-irritatiye,  antiseptic  dressing.      887 

Hueppe,  Bemerkungen  su  Petnuchky's 
Mittheilung  in  Mo.  12  d.  Zeitschrift  über 
den  Verlauf  der  Phagocytenkontroverse. 

29 

Jaequemart,   Les   Ptomai'nes.      Histoire    et 

caract^res  chimiques.  107 

Jatinikij  Pyoktanin  in  der  Chirurgie.     387 

Kia$iowikyf  Zur  Frage  über  die  antibak- 
teriellen Eigenschaften   des  Magensaftes. 

420 

KcUmafm^  Ueber  Pseudomikroben  des  nor- 
malen und  pathologischen  Blutes.     839 

Koitßarin  und  Krainalny  Ueber  die  Wirkung 
von  Fftulniss-  und  Tuberkeltoxinen  auf 
Thiere  nnd  Über  ihren  Einflnss  auf  den 
Verlauf    der     Experimentaltuberculose. 

445 

Lehmann^  Die  Methoden  der  praktischen 
Hygiene.  633 

jLeo,  Diagnostik  der  Krankheiten  der  Ver- 
dauungsorgane .  622 


Leubuiokery  Einfluss  von  Verdauungase- 
kreten  auf  Bakterien  244 

LUbr^ieh,    Das    MethyWiolett  (Pyoktanin). 

136 

Lo^^er^  Neuere  Arbeiten  über  Immunisi- 
rungs-  bezw.  Heilnngsversuche  bei  Tbie- 
ren  gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-|  Tetanus-  und  Diphtherie- Bacillen. 

25 

Loeto,  Die  chemischen  Verhältnisse  des 
Bakterienlebens.  {Orig.)    659.  690.  722. 

757.  789 

Lortet  et  Dßtp^igne»,  Recherches  sur  les 
microbes  pathogbnes  des  eaux  potables 
distribu^es  k  la  ville  de  Lyon.  607 

— ,  Die  pathogenen  Bakterien  des  tiefen 
Schlammes  im  Genfer  See.  709 

JAibiirtchf  Ueber  die  Ursachen  der  Im- 
munität. 31 

— f  Untersuchungen  über  die  Ursachen  der 
angeborenen  und  erworbenen  Immunität. 

512 

Luff  Report  on  the  relation  of  tbe  pto- 
mains  or  animal  alkaloids  to  8<raie  of 
the  infections  ferers.  665 

LuhjanaiOf  GrundsQge  einer  allgemeinen 
Pathologie  der  Zelle.  477 

Mikrotherapie ,  die  Behandlung  der  Er- 
krankungen des  Menschen  mit  Alkaloiden, 

645 

NenadaviCf  Ueber  den  Einfluss  der  Mala- 
i'iiLgegoud  auf  den  Verlauf  der  Infektions- 
krankheiten. 889 

Nordtmeyer,  Ueber  Wasserfiltration  durch 
Filter     ans     gebrannter    Infusorienerde. 

644 

OgeUa,  Ueber  die  bakterienfeindliche  Sab- 
stans  des  Blutes.     {Orig.)  597 

Omeltsehenko  y  Ueber  die  Wirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaltyphns-,  Tuberkel-  und  Milibrand- 
bacillen.      Mit    2    Abbildungen.     (Orig.) 

813 

Ainjtntf  Bakteriologische  Studien  über  den 
Auswurf.  566 

Psjnitt,  Sul  potere  antbettico  del  salolo.    7  70 

Fsterun,  Ueber  die  antibakterielle  Wirkung 
der  Anilinfarben  (PyokUnin  Merk*8).  134 

Pttnuekky,  Der  Verlauf  der  Phagocyten- 
Kontroverse.  29 

— ,  Entgegnung  auf  F.  Hueppe's  „Bemer- 
kungen u.  s.  w.^*  in  No.  13  d.  Zettschr. 

29 

Ihitaüx,  Etüde  exp4rimentale  sur  le  r51e 
attribne  aox  cellules  lymphatiques  dans 
la  protection  de  Torganisme  contre  l'ln- 
vasion  du  baeillus  anthracis  et  dans  le 
möcanisme  de  rimmunttä  acqaise.      209 

PodkidMhfft  Untersuchung  der  Mikroben  der 
Mundhöhle  von  Erwachsenen  und  Kin- 
dern im  gesunden  Znstand.  €17 


Register. 


857 


Bern,  Zur  Asepsw  bei  Laparatomieeo.  648 

Bnimafm  und  8eh9nauer,  Zur  Ichthyolbe- 
bandlnng  von  Fraaenkrankheiten.      643 

SuieMkoy  Beitrfige  zur  Patbogeoese  eitriger 
PaerperalerkrankuDgen  und  insbeaondere 
soicber  Peritonitiden.  669 

Et^cTy  A  report  on  tbe  destruction  of 
microorganisms  during  tbe  process  of 
ioflammation.  740 

8ana<mtj  Beobacbtangen  and  Erfabrangen 
Ober  die  pbarmakologiscben  and  the- 
rapeatisehen  Wirkungen  der  Enpborine. 

642 

Setfdel,  lieber  Wundsterilisirung.  688 

Smithj  Observations  on  tbe  variability  of 
disease  germs.  606 

Aem,  Ueber  die  Wirkung  des  menscb- 
lichen  Blutes  und  anderer  Körperflüssig- 


keiten aaf  patbogene    Mikroorganismen. 

132 

TnueheTf  Bettrige  zur  Desinfektion  mit 
Wasserdampf.  639 

THla,  Bakteriologiscbe  Untersuchung  der 
Freibarger  Leitungswasser.  881 

TVta,  Sal  modo  di  comportarsi  del  tessuto 
muscolare  in  alcune  infesioni.  640 

VaJude,  Ueber  den  antiseptiscben  Werth 
der  Anilinfarben.  711 

Wagner,  Zur  Lebre  von  der  Bedeutung  der 
Temperatur  bei  den  Infektionskrankbei- 
ten.  822 

Wahharj  Ueber  den  Einfluss  Ton  kQnst- 
licbem  Fieber  auf  die  mit  Fraenkel- 
Weichselbaom'sehen  Pneumoniemikrobien 
infizirten  Tbiere.  178 


b*  Einzelne  duroh  Bakterien  und  andere  Parasiten  hervorgerufene 

Krankheiten. 

Absoesse.  Beri-Beri. 


Enjtk,  Oas  perforirende  Gesehwfir  der 
Nasenscheidewand.  116 

Veiüon  et  Jayle,  Pr^sence  du  Bacterium 
coli  commune  dans  un  abec^s  dysent4- 
rique  du  foie.  382 

Achorion. 

£tuquet<f  Etüde  morpbologique  d'une  forme 
d'Achorion :  L' Achorion  Arloini,  Cham- 
pignon du  favus  de  la  souris.  673 

Aktinomykose. 

Barne»,  v.,  Ueber  neun  Fälle  der  mensch- 
liehen Aktinomykose.  797 

Barth,  Ueber  Baucbaktinomykose.  673 

Boatroem,  Untersuchungen  über  die  Akti- 
nomykose des  Menseben.  570 

I^otapopoß  und  Hammer,  Ein  Beitrag 
zur  Kenntniss  der  Actinomyceskulturen. 

63 

^hneidemühl,  Ueber  Strahlenpilaerkran- 
kongen  bei  Mensch  und  Thier.  544 

ßchreyer,  Zwei  Fftlle  von  Aktinomykose 
der  Bauchdecken.  61 


Alopecia, 

Vaiüard  et   Vincent,  Sur  une  Pseudopelade 
de  nature  microbienue.  118 


Arthritis  blennorrhoica. 
IktUschmann,  Arthritis  blennorrhoica.     119 


Takeüiaring,  Ueber  Beri-Beri  vom  Stand- 
punkte der  Aetiologie  und  Therapie  be- 
urtheilt.  581 

Blennorrhoe. 

Schmidt- Rimpler,  Bemerkungen  zur  Aetio- 
logie und  Therapie  der  Blennorhoea 
neonatorum.  20 


Bright^sche  Krankheit. 

Manaberg,  Zur  Aetiologie  des  Morbus 
Brightii  acutus  nebst  Bemerkungen  über 
experimentelle,  bakteridsche  Endocardi- 
tis.  444 

Moiler,  Die  Behandlung  des  chronischen 
Morbus  Brightii.  486 


Ghalazion. 

Tatigl,  Ueber  die  Aetiologie  des  Chalazion. 

275 


Cholera. 

Boer,  Ueber  die  Leistungsflihigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien.  552 

Bruce,  Bemerkung  Über  die  Virulenzsteige- 
rung des  Cholerayibrio.     (Orig,)        786 

Cunningham,  On  some  species  of  Choleraic 
Comma  Bacilli  occurring  in  Calcutta.  763 

Currier,  Sterilisation  of  water.  711 

Draenkel   und   Pfe^er,    Mikrophotographie 


858 


Register. 


scher  Atlas  der  Bakterienkunde.  Lief. 
9,  10.  507 

G^mal^a,  Ueber  die  Resistenz  der  Kanin- 
eben    gegenüber   den    Cholerabakterien. 

807 

OHner,     Wasserstoffsuperoxyd    und    Oson. 

838 

Kaupe^  Untersuchungen  über  die  Lebens- 
dauer der  Cholerabacillen  im  mensch- 
lichen Koth.  609 

Leubtuchetf  Eicfluss  von  Verdauungssekre- 
ten auf  Bakterien.  244 

Man^tdi  und  Serc^ni,  Ueber  das  Verhal- 
ten von  Milzbrand-  und  Cholerabacillen 
in  reinem  Quarz-  und  reinem  Marmor- 
boden. 206 

Pajm2i^  Sul  potere  antisettico  del  salolo.    770 

Badtx  e  San/elice^  Azione  dell'  acido  car- 
bonico  disciolto  nelle  acque  potabili  su 
alcuni  microorganismi  patogeni.  110 

Stern ,  Ueber  die  Wirkung  des  mensch- 
lichen Blutes  und  anderer  Körperflftssig- 
keiten   auf  pathogene  Mikroorganismen. 

132 

Thomoty  Etüde  sur  la  valeur  d^sinfectante 
de  Tacide  sulfurenx.  328 

Cholera  infaniam. 

Baginthy,  Ueber  Cholera  infantum.       542 


Ghorditis. 

BandUr^  Ueber  die  Beziehungen  der  Chor- 
ditis  vocalis  inferior  hypertrophica  (Ger- 
hardt)  zu   dem    Rhinosklerom   (Bebra). 

800 

Coryza. 

PaBquate^  Ulteriori  ricerche  sugli  strepto- 
cocchi  delle  mucose  e  contribnto  dell' 
etiologia  della  corizza.  117 

SeftroetteTy  v.y  und  Wmklery  Beitrag  zur 
Pathologie  der  Coryza.  801 


Group. 

BnumeTf  Zur  Behandlung  von  Diphtherie 
und  Croup.  138 

Cystitis. 

Jjunditrömy  Die  Zersetzung  von  Harnstoff 
durch  Mikroben  und  deren  Beziehungen 
zur  Cystitis.  672 


Darmkatarrh. 

JDemmey     Ueber    das     Vorkommen     eines 
rothen  Sprosspilzes  in  der  Milch  und  im 


K&S6  und  das  Auftreten  von  Darmkatarrh 
bei  Kindern  frühesten  Alters  durch  den 
Qenuss  derartig  inflsirter  roher  oder  un- 
vollständig gekochter  Milch.  270 

Dengue. 

KattuUsy  Einiges  über  das  angebliche  Ver- 
hfiltniss  der  Influenza  zum  Dengue -Fieber. 

176 

MiUheüunffem  über  die  in  Berlin  herrschende 
Influenzaepidemie.  175 

* 

Dermatitis. 

KolUngeTj  Dermatitis  gangraenosa.  616 


Diphtherie. 

Andreey  Das  Resorcin  bei  Diphtheritis.  138 

Babe$f  Untersuchungen  Über  den  Diphthe- 
riebacillus  und  die  experimentelle  Diph- 
therie. 446 

Babti  und  Comü,  Ueber  Bakterienassocia- 
tionen in  Krankheiten.  772 

Behring,  Untersuchungen  über  das  Zu- 
standekommen der  Diphtherie-Immunitfit 
bei  Thieren.  71 

Behring  und  Kitasato,  Ueber  das  Zustande- 
kommen der  Diphtherie-Immunit&t  und 
der  Tetanus-Immunitfit  bei  Thieren.    88 

Boerj  Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien.  55S 

Brieger  und  Fraenkd,  Ueber  Immmunisi- 
rungsversuche  bei  Diphtherie.  70 

J?rat0R,  Diphtheria  of  the  meatus  urinarius. 

763 

BruntuTf  Zur  Behandlung  von  Diphtherie 
und  Croup.  138 

Ji^errdn,  Nota  sobre  la  vacunaciön  contra 
el  envenenamiento  dift^rico  agndo  expe- 
rimental  presentada  k  la  Real  Academia 
de  Medicina  de  Barcelona  en  Abril  de 
1890.  835 

J^^iienkel  und  Pfeifer,  Mikrophotogrsphi- 
scher  Atlas  der  Bakterienkuude.         204 

Outnon,  Des  conditions  de  propagation  de 
la  dipht^rie.  449 

Loefjfterj  Neuere  Arbeiten  über  Immunisi- 
rungs-  bezw.  Heilungsversuche  bei  Thie- 
ren gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Diphtherie- Bacillen. 

25.   68 

Pisarzeioeki ,  Ein  Fall  von  Diphtheritis, 
komplizirt  durch  Erysipelas.  544 

Thoinot,  ätude  sur  la  valeur  d^sinfectante 
do  Tacide  sulfureux.  323 


Register. 


859 


DrüsenenizündaDg. 

Scna  et  Lawnou^  Snr  un  cm  d'ad^nie  in- 
fectiease  dae  «a  staphylococcus  pyogenes 
aareus.  354 

Dysenterie. 

KartulUf  Einiges  über  die  Pathogenese  der 
Dysenterieamöben.  {Orig.)  365 

Veüion  et  JayU,  Pr^sence  du  bacteriam 
coli  commune  dans  un  absc&s  dysent^- 
rique  du  foie.  882 


microorganisms  during  the  process  of 
inflammation.  740 

TVüi,  Sul  modo  di  comportarsi  del  tessuto 
muscolare  in  alcune  infezioni.  640 

VeiUon  et  Jayle^  Pr^ence  du  bacterium 
coli  commune  dans  un  absc^s  dysent^- 
rique  du  foie.  382 

Eklampsie. 

Favre^  Vorläufige  Hittheilnng  Über  eine 
bakteriolog.-ezperiment.  Untersuchung 
zur  Frage  der  Puerperaleklampsie.    735 


Eiierang  und  Entzündung. 

Brunner f  Ueber  Catgutinfektion.  549 

Buekner^  Die  chemische  Reiibarkeit  der 
Leukocyten  und  deren  Besiehung  lur 
Entanndung  und  Eiterung.  416 

— ,  Die  Bakterienproteine  und  deren  Be- 
siehuDg  lur  Entzündung   und  Eiterung. 

666 

EütUberg^  Nachweis  von  Eiterkokken  im 
Blute    als    diagnostisches   Hilfsmittel. 

834 

FmbUtj  Erfahrungen  über  die  bakterien- 
tödtende  Wirkung  der  Anilinfarben.   134 

Oärtner,  Beitrag  zur  Aufklärung  des  We- 
sens der  sogen.  Prftdisposition  durch 
Impfversuche  mit  Staphylokokken.    243 

Oarri  und  Trqfe,  Chirurgische  und  bakte- 
riologische Erfahrungen  über  das  Pyok- 
tanin.  1 34 

Oestardf  Des  races  du  bacille  pyocyanique. 

541 

CfHbtrt  et  GUrode^  Contribution  k  l'^tude  bac- 
t^riologique  des  voies  biliaires.  413 

Haegler,  Zur  pyogenen  Eigenschaft  von 
Pneumococcus    Fraenkel-Weichselbaum, 

276 

RopUkj  The  etiology  of  Empyema  in  chil- 
dren.  285 

LemOre,  De  la  suppuration  aseptique  chez 
le  lapin.  485 

Lewin^  Zur  Pathologie  der  akuten  bakte- 
riellen Entzündungen.  268 

HoUtTy    Die    Behandlung    der   Empyeme. 

642 

PapuUf  Sul  potere  antisettico  del  salolo.   770 

IVochoumiek  und  Bpaethj  Ueber  die  keim- 
tödtende  Wirkung  des  galvanischen  Stro- 
mes. 324 

Raymond^  Sur  les  propriöt^s  pyogönes  du 
bacille  d'Eberth  (ä  propos  d*un  cas  de 
fi^vre  typhoide  compliqu^e  d*un  abcfes  de 
la  paroi  abdominale  et    de  dölire  aigu). 

829 

Boux  et  LannoiSf  Sur  un  cas  d'ad^nie  in- 
fectieuse  due  an  staphylococcus  pyogenes 
aureus.  354 

BufcTy   A    report    on    the    destruction    of 


Empyem. 

Koplik^  The  etiology  of  Empyema  in  chil- 

dren.  285 

MosleTf    Die   Behandlung   des    Empyema. 

642 

Erysipel. 

Lekmbedier,  Zur  Behandlung  des  Gesichts- 
rothlaufs.  889 

Piaarsietoikif  Ein  Fall  von  Diphtheritis, 
komplizirt  durch  Erysipelas.  644 

Boger  f  Propri^t^s  bact^ricides  du  serum 
pour  le  streptocoque  de  I'örysip^le.  805 

Freitchen  seuche. 

Otmeva^  Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagischen Septikämie  (Hueppe),  Uog- 
Cholera  (Salmon),  Swineplague  (Billings), 
Swinepest  (Seiander),  amerik.  Rinder- 
seuche (Billings),  Büffelseuche  (Oreste- 
Armanni),  Marseile*sche  Schweineseuche 
( Jobert,  Rietsch) ,  Frettchenseuche 
(Eberth).     (Orig.)  657 

Oallenblasenentztindung. 

Gilbert  et  CHrodt^  Contribution  ä  I'i^tude 
bacteriologique  des  voies  biliaires.    413 

Gangrän. 

TenMuiZ,  Note  sur  les  rapports  de  la  sep- 
tic^mie  gangr^neuse  et  du  t^tanos,  pour 
servir  ä  T^tude  des  associations  micro- 
biennes  virulentes.  60 


Oeflügeltuberoulose. 

Cotermovt  et  Dor^  De  la  vaccination  contre 
la  tuberculose  aviaire.  140 


Gelbfieber. 

Oibierf  Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon.  838 


860 


Register. 


San  Martm^  lovestigaciones  espectroscöpicas 
sobre  U  sangre,  bil»  y  orina  en  la  fiebre 
awarila.  1 7 

JStembergy  Dr.  Preire's  protective  inocula- 
tion-facts  versus  Agares.  805 


Gonorrhöe. 

Deutsehmannf  Arthritis  blennorrhoica.   119 

Beüzmamny  Bacteriological  examination  as 
an  aid  to  clinical  diagnosis.  787 

JatUusohrif  Ueber  die  Gonorrhoe  der  para- 
nrethralen  and  präputialen  Gftnge.     799 

KraUer,  Ueber  die  Verwerthbarlieit  des 
Gonokokkenbefandes  für  die  gerichtliche 
Medicin.  741 

Levif  Sal  valore  etiologico  del  gonococco 
di  Neisser  nella  blenorrhagia.  880 

Neister,  Ueber  die  Mftngel  der  zar  Zeit 
üblichen  Prostituirtenantersachung.    640 

ProchownitA,  Die  Behandlung  des  frischen 
Trippers  beim  Weibe  mit  dem  konstan- 
ten Strom.  3S(4 

Jhroehownidi  and  Bpaetk,  Ueber  die  keim- 
tödtende  Wirkung  des  galyanischen 
Stromes.  324 

Sehmidt-JRimplär,  Bemerkungen  sur  Aetiolo- 
gie  und  Therapie  der  Blennorrhoea  neo- 
natorum. 20 

SchröUer,  von  und  WinkUr,  Ueber  Rein- 
kulturen der  Gonokokken.  679 


Orouse  Diseaae. 

ÄUm^  Ein  weiterer  Beitrag  sur  Kenntniss 
der  Aetiologie  der  Grouse  Disease. 
{Orig.)  47 


Hämoglobinurie  des  Bindes. 

BabeSj    Ueber   die   seuchenhafte  Hftmofirlo- 
binurie  des  Rindes.  774 


Hämorrhagie. 

£ab€8y  Ueber  Bacillen  der  hämorrhagischen 
Infektion  des  Menschen.  {Orig.)  719.752 


Hog  Cholera. 

Burud-IlBdemj  Bemerkungen  über  ),Wild- 
und  Schweineseuche'*.     (Orig.)  787 

,  Untersuchungen  über  einige  seuchen- 
artige Erkrankungen  der  Schweine.    808 

C'ansva,  Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagischen Septikämie  (Hueppe),  Hog- 
Cholera  (Salmon),  Swinepiague  (Billings), 


Swinepest  (Seiander),  amerikan.  Rinder- 
seuche (Billings),  Büffblsenche  (Oreste- 
Armanni),  Marseille*sche  Schweineseuche 
(Jobert,  Rietsch),  Prettchenseache  (Eb- 
erth).     (Orig.)  557 

Novgj  The  tozic  products  of  the  baeillns 
of  hogcholera.  889 

8ckiceinMt»y  «.,  A  preliminary  study  of  the 
ptoma'ines  from  the  culture-liqnlds  of 
the  Hog-cholera  germ.  80a 

Smühj  Zur  Kenntniss  des  Hoch-choleraba- 
cillus.     (Orig.)  258    807.  339 

— ,  Observations  on  the  variability  of  di- 
sease  germs.  606 


Hühnercholera. 

Karlinäki,  Untersuchungen  über  die  Tem- 
peratarsteigerung in  beerdigten  Körper- 
theilen.     {Orig.)  434 


Inflaenza. 

Bein,  Bakteriologische  Untersuchungen 
über  Influenza.  171 

FischU,  Eine  bakteriologisch-experimentelle 
Studie  über  Influensa.  611 

traeniktl,  Ueber  Erkrankungen  der  oberen 
Luftwege  im  Gefolge  der  Influensa.   173. 

Ii)r<uery  On  the  occurrence  of  the  Pnea- 
mocoecus  in  the  Sputum  from  a  case  of 
Influensa.  177 

Karhdiaj  Einiges  über  das  angebliche  Ver- 
hältniss  der  Influensa  zum  Dengue« 
Pieber.  17e 

KtrchneTy  Bakteriologische  Untersuchungen 
über  Influenza.  615 

Mtttheilungen  über  die  in  Berlin  herrschende 
Influenzaepidemie.  175 

Natafuon,  Ein  Pall  yon  Influensa  mit 
Pleuropneumonie  und  doppelseitiger  Iri- 
dochorioiditis  embolica.  177 

ßirenaj  Sulla  Influensa.  174 

Vogl,  Mittheilungen  über  die  Beziehungen 

der  Influensa  zu  den  Athmungsorganen. 

172 

Iridochorioiditis. 

Natanson,  Ein  Pall  von  Influensa  mit 
Pleuropneumonie  und  doppelseitiger  tri* 
dochorioiditis  embolica.  177 


Kenohhusten. 

Haushalteri  Trois  cas  d'infection  par  le 
staphylocoque  dor4  dans  le  cours  de  In 
coqueluche. 


r 


Regiatar. 


861 


Krankheit  der  Wollsoriirer. 

L(ydg€    FSUf    La   maladie    des    triears    de 
laioe  (charboD  broncho -palmonaire).   807 


Krebs* 

KUb»f  Ueber  das  Wesen  und  die  Erken- 
nung der  Carcinombildung.  14 

Schutt^  Ueber  die  Protozoen-  und  Cocci- 
dienartigen  Mikroorganismen  in  Krebs- 
sellen. 285 

— ,  Mikroskopische  Carcinombefun de  nebst 
fttiologischen  und  praktisch  verwendbaren 
diagnostischen  Ausblicken.  702 

Trumpp^  Ueber  saprophyte  Schimmelpilze 
im  Brustkrebs.  701 

Vmeentj  Sur  la  pr^sence  d'^l^ments  sem- 
blables  auz  psorospermies  dans  T^pithe- 
lioma  pavimentenz.  883 


Lepra. 

Babe$  et  Äalmdiro,  Sur  la  r^action  pro- 
duite  par  le  rem^de  de  Koch  che«  les 
Upreuz.  246 

Campana,  Un  bacillo  simile  al  bacillo  le- 
proso  sviluppatosi  in  tentativi  di  col- 
tura     di   tessuti   con   lepra   tubereolare. 

788 

CoümSf   Note  on  the  Leprosy  revival.   767 

Fraenk^  und  iye\fer,  Mikrophotographi- 
scher  Atlas  der  Bakterienknnde.         204 

HiekSf  I«eprosy  in  the  republic  Columbia, 
South   America.  279 

Lima  und  HaveBnirgf  Hospital  dos  Laiaros. 

287 

Moore j  Cause  of  Leprosy.  767 

Poupmdde  Valenei^  Is  Leprosy  eontagious? 

767 

Bam»n  y  Cq/oZ,  Sobre  las  c^lulas  gigantes 
de  la  lepra  y  sus  relaciones  con  las 
colonias  del  bacilo  leproso.  286 

iSavos,  Ein  Fall  von  Lepra  anaesthetica. 
(Orig.)  826 


Lungenseuche. 


Arttee  et  Loity 
Australie. 


Les  maladies  du  b^tail  en 

801 


Lnpos. 


Lloyd  and  Stdwagony  Preliminary  notes  on 
a  case  of  Lupus  vulgaris  treated  by  in- 
jections  of  Koch's   lymph.  464 


M  äasesepiikämie. 

Bai/eUee,  Contribnto  alla  fislopatologia  del 
midollo  delle  ossa.  288 

IL.  Bd. 


Malaria. 

AfilaUaei^  Considerasioni  intorno  alla 
classificaiione  dei  parassiti  della  malaria. 

118 

— ,  L'ematosoo  della  quartana.  410 

— ,  Suir  ematosoo  della  terzana.  410 

AniolUei  e  Angeüni,  Note  sul  ciclo  biolo- 
gico  deir  ematozoo  falciforme.  410 

Baker,  Malaria  and  the  causation  of  inter- 
mittent  fever.  ^        283 

Bigtiamif  Ricerche  sull'  anatomia  patolo- 
gica  delle  pemiciose.  281 

Bramdt,  Beitrag  sur  Malariafrage.  671 

Celli  e  Marehiafava,  II  reperto  del  sangue 
nelle  febbri  malariche  invernali.         111 

CoronadOf  El  microbio  de  la  malaria  ym 
evolucion  en  la  sangre  de  los  indozi- 
eados.  116 

Damüeieskjf,  Ueber  den  Polymitus  malariae. 
Mit  6  Abbildungen.  (Orig.)  897 

— ,  Ueber  die  Mikroben  der  akuten  und 
chronischen  Malariainfektion  bei  Vögeln. 

411 

Oraeti  und  FeUtti,  Malariaparasiten  in  den 
Vögeln.    {Orig.)  408.  429.  461 

Laiteranf  De  l'ezamen  du  sang  au  point 
de  vue  de  la  recherehe  de  l*himatosoaire 
du  paludisme.  16 

Nartinf  Ueber  die  Krankheitserreger  der 
Malaria.  16 

NenadoviCf  Ueber  den  Einfluss  der  Mala- 
riagegend auf  den  Verlauf  der  Infektions- 
krankheiten. 839 

Bogue  et  Lemoine^  Recherches  sur  la  tozicitä 
nrinaire  dans  Timpalndisme.  863 

Saeharoßf  Malaria  an  der  Transkaukasischen 
Eisenbahn  im  Jahre  1889.  16 

Titoßy  Die  diagnostisehe  Bedeutung  der 
Malariaparasiten.  284 


Malignes  Oedem. 

Thoinotj  Etüde  sur  la  valeur  d^sinfectante 
de  l'acide  sulfureuz.  823 

Van  CoU  jr.,  Untersuchungen  Qber  das 
Vorkommen  der  Bacillen  des  malignen 
Oedems   in  der  Moschustinktur.     (Orig.) 

308 

Vemeyüf  Note  sur  les  rapports  de  la  sep- 
tic^mie  gangr4neuse  et  du  t^tanos,  pour 
servir  k  T^tude  des  associations  micro- 
biennes  virulentes.  60 


Massanafieber. 

BuquaUf  Sulla  presensa  di  larve  di  ditteri 
neir  intestino  di  alcuni  febbricitanti  di 
Massaua.  118 

56 


862 


Register. 


Meningitis. 

Foäy  Zur  Biologie  des  Diploeoccus  lanceo- 
latas.  807 

Hanot  et  Luasety  Note  sur  le  purpura  k 
streptocoqnes  aa  coars  de  la  mdningite 
c^röbro-spinale  streptococcienne.  Trans- 
mission da  parpara  de  la  m^re  au  foe- 
tas.  509 

Metastaiische  Ophthalmie. 

VotsiuSf  Ein  Fall  von  einseitiger  metasta- 
tischer Ophthalmie  im  Puerperium,  be- 
dingt durch«  Streptokokkenembolie.    S07 

Milzbrand. 

Bairdack,  Recherches  sur  la  fonctiou  de  la 
rate  dans  les  maladies  infectieuses.   482 

Behring,  lieber  Desinfektion,  Desinfek- 
tionsmittel   und   Desinfektionsmetboden. 

636 

BlagovestehenAffj  Sur  l'antagonisme  entre 
les  bacilles  du  charbon  et  ceux  du  pus 
bleu.  211 

BooTf  Ueber  die  Leistungsfilhigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  fBr  den  Mensehen  pathogenen 
Bakterien.  668 

Bntce  et  Zotr,  Les  maladies  du  b^tail  en 
Australie.  801 

Oanalü  e  MorpttrgOy  Intomo  all'  Influenza 
del  dig^uno  sulla  disposizione  alle  ma- 
lattie  infettire.  13 

Fisehel,  Untersuchungen  fiber  die  Milz- 
brandinfektion  bei  Frdschen  und  KrSten. 

483 

iSonMn,  Ueber  den  schützenden  Eiweiss- 
körper  der  Ratte.  {Orig.)  836.  872. 

— ,  Report  on  the  conflict  between  the  or- 
ganbm  and  the  microbe.  820 

HeideTf  Ueber  die  Wirksamkeit  von  Des- 
infektionsmitteln bei  hSherer  Temperatur. 
{Orig.)  221 

Hueppe^  Bemerkungen  zu  Petruscbky's 
Mittheilung  in  No.  12  d.  Zeitschrift  über 
den  Verlauf  der  Phagocytencontroverse. 

29 

Jaechi,  Vier  FftUe  von  Milzbrand  beim 
Menschen.  205 

KarUnAiy  Untersuchungen  Über  die  Tem- 
peratursteigerung in  beerdigten  KSrper- 
theilen.  {Orig,)  434 

LeubuteheTj  Einfluss  von  Verdauungssekre- 
ten auf  Bakterien.  244 

Lewüif  Zur  Pathologie  der  akuten  bakte- 
riellen Entzündungen.  268 

Lodge  IHa,  La  maladie  des  trieurs  de 
laine  (charbon  broncho-pulmonaire).  207 

Loeffler,  Neuere  Arbeiten  Über  Immuulsi- 
rungs-  bezw.  Heilungsversuche  bei  Thie- 


ren  gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Diphtheriebacillen. 

26 

Lubarsehy  Untersuchungen  über  die  Ur- 
sachen der  angeborenen  und  erworbenen 
Immunität.  512 

— ,    Ueber  die    Ursachen    der   Immunität. 

31 

Mahn,  Sur  la  virulence  de  la  bact^ridie 
charbonneuse  apr&s  passage  chez  le  chien 
et  chez  le  lapin  vaccin^.  210 

Manjredi  und  Serafim^  Ueber  das  Verhal- 
ten TOD  Milzbrand-  und  Cholerabacillen 
in  reinem  Quarz-  und  reinem  Marmor- 
boden. 206 

MeUchmkoff,  Contribution  k  l'^tude  de  la 
vaccination  charbonneuse.  738 

Ogata,  Ueber  die  bakterienfeindliche  Sub- 
stanz des  Blutes.  (Orig.)  597 

OmeU8eh€nJeOy  Ueber  die  Wirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaltyphus-, Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacillen.     Mit    2    Abbildnogen.     {Orig.) 

813 

Oabcmiy  Die  Sporenbildung  des  Milzbrand- 
bacillus  auf  Nährböden  von  verschiede- 
nem Gehalt  an  Nährstoffen.  205 

Petruschhyy  Entgegnung  auf  F.  Hneppe's 
„Bemerkungen  u.  s.  w.**  in  No.  13  d. 
ZeiUchrift.  29 

Pdruschkg,  Der  Verlauf  der  Phagocyten- 
Controverse.  29 

PhiaaliXy  Etüde  exp^rimentale  sur  le  r6le 
attribuä  aux  cellules  lymphatiques  dans 
la  protection  de  Torganisme  contre  l'in- 
vasion  du  bacillus  anthracis  et  dans  le 
möcanisme  de  IMmmunit^  acquise.     209 

iVo«Aoi0mdb  und  Spasthj  Ueber  die  keim- 
tSdtende  Wirkung  des  galvanischen  Stro- 
mes. 324 

SanareBi,  Die  Ursachen  der  natürlichen 
Immunität  gegen  den  Milzbrand.  {Orig.) 

467.  497.  588. 

— ,  Ueber  einen  neuen  Mikroorganisnaus 
des  Wassers,  welcher  für  Thiere  mit 
veränderlicher  und  konstanter  Tempe- 
ratur pathogen  ist.  Mit  1  lithograplii- 
schen  Tafel.     (Orig.)  193 

SanfeUeef  Contributo  alla  fisiopatologia  del 
midollo  delle  ossa.  238 

StußUchenkOt  Zur  Frage  über  die  Immuni- 
tät gegen  Milzbrand.     {Orig.)    473.  493. 

528 

Scala  e  SanftUeey  Azione  dell'  acido  car- 
bonico  disciolto  nelle  acque  potabili  sn 
alcuni  microoganismi  patogeni.  110 

jSKem,  Ueber  die  Wirkung  des  mensch- 
lichen Blutes  und  anderer  KGrperflfissIg- 
keiten  auf   pathogene  Mikroorganismen. 

138 

Thoinßtf  Etüde  sur  la  valeur  d^infectante 
de  Tacide  sulfureux.  323 


Begiator. 


863 


Triat  Sal  modo  di  comportarsi  del  tessuto 
mascolare  in  alcune  inrexioni.  540 

Wagner,  Zur  Lehre  yon  der  Bedeutung  der 
Temperatur  bei  den  Infektionskrank- 
heiten. 822 

MolluBcmn. 

Piffard,  Pttorospermotiis.  767 

Myoosis. 

Rom,  VorläuOge  Mittheilung  über  einige 
FSlIe  von  Mycosis  im  Menschea.    ifirig.) 

504 

Nephromycosifl. 

Ro»9,  Vorläufige  Mittheilung  über  einige 
FfiUe  von  Mycosis  im  Menschen.    (Orig.) 

504 

Osteomyelitis. 

Qibier,     Wasserstoffsuperoxyd    und    Oson. 

838 

Otitis. 

Zaufal,  Ueber  die  Beziehungen  der  Mikro- 
organismen SU  der  akuten  (primären) 
Mittelohrentzündung  und  ihren  Kompli- 
kationen und  der  chronischen  Mittelohr- 
entzündung  und   ihren  Komplikationen. 

326.  357 

Fanophthalmie. 

Poplawaika,  Zur  Aetiologie  der  PanOphthal- 
mie nach  Verletzung  durch  Fremdkörper. 

119 

Parotitis. 

Duplay,  Parotide  k  pneumocoques.        354 

Peritonitis. 

Rubetka,  Beiträge  zur  Pathogenese  eitriger 
Puerperalerkrankungeu  und  insbesondere 
solcher  Peritonitiden.  569 

Pleuritis. 

Loriga  e  Pensuti,  Pleurite  da  bacillo  del 
tifo.  797 

Pneumonie. 

BanU,  Suir  etiologia  delle  pneumoniti 
acute.  179 


Bantif  Sopra  alcune  localizzazioni  extra- 
pulmonari  del  diplococco  lanoeolato  cap- 
sulato.  875 

Beuif  Bakteriologische  Untersuchungen  über 
Influenza.  171 

Duplafff  Parotide  k  pneumocoques.        354 

Fisehelf  £ine  bakteriologisch- experimentelle 
Studie  über  Influenza.  611 

Foä,  Zur  Biologie  des  Diplococcus  lanceo- 
latus.  806 

Foä  e  Garbone,  Sulla  immunitä  verso  11  di- 
plococco pneumonico.  768 

Freiter,  On  the  occurrence  of  the  Pneu- 
mococcus  in  the  Sputum  from  a  case  of 
Influenza.  177 

HaegUr,  Zur  pyogenen  Eigenschaft  von 
Pneumococcus    Fraenkel-Weichselbaum. 

875 

SaushaÜeTf  Trois  cas  d*infection  par  le 
staphylocoque  dorä  dans  le  conrs  de  la 
coquelnche.  888 

SarUniki,  Untersuchungen  Über  die  Tem- 
peratursteigerung  in  beerdigten  Körper- 
theilen.  (Orig,)  434 

Koplik,  The  etiology  of  Empyema  in  chil- 
dren.  885 

Lubarteh  und  Tauisui,  Ein  Fall  von  sep- 
tischer Pneumonie  beim  Neugeborenen, 
verursacht  durch  den  Bacillus  enteridis 
(Gaertner).  670 

Mitteilungen  über  die  in  Berlin  herrschende 
Influenzaepidemie.  175 

Müller,  Beobachtungen  und  Erfahrungen 
über  Pneumonia  crouposa.  181 

NtUamon,  Ein  Fall  von  Influenza  mit 
Pleuropneumonie  und  doppelseitiger  Iri- 
dochorio'iditis  embolica.  177 

Pänetni,  Bakteriologische  Studien  über  den 
Auswurf.  566 

Pemiee  e  Alessi,  Sulla  diffusione  neir  or- 
ganismo  del  pneumoeocco  di  Fraen- 
kel  nella  pneumonite  crupale.  188 

WaJUr,  Ueber  den  Einfluss  von  künst- 
lichem Fieber  auf  die  mit  Fraenkel- 
Weichselbaum'schenPneumoniemikrohien 
infizirten  Thiere.  178 

2ktufal,  Ueber  die  Beziehungen  der  Mikro- 
organismen au  der  akuten  (primären) 
Mittelohrenentzündung  und  ihren  Kompli- 
kationen und  der  chronischn  Mittelohr- 
entzündung   und  ihren  Komplikationen. 

886 

Pnenmonomycosis. 

Bot»,  Vorläufige  Mittheilung,  über  einige 
Fälle  von  Mycosis  im  Menschen.     (Orig.) 

504 

Pocken. 

Etemod  et  Hacciert,  Note  sur  des  recher- 
ches  concemant  la  variolo- Vaccine.    518 

66» 


864 


Register. 


ßUcheTy   Ütber  VarioU   and  Vaccine   und 
ZUcbtang    der    Variola-Vaccine-Lymphe. 

639 

O^tmehtTf    Vaccine   gin^ralis^    suivie    de 

mort  769 

ßtraut,  Chambon  eiMinard^  Recberchei  ezp^- 

rimentales  aar   la  Yaccine  chei  le  veaa. 

516 


Fseadoleakämie. 

Baux  et  LannoU^  Sar  un  cas  d'addnie  in- 
fectiense  dne  an  Staphylococcos  pyogenes 
anreus.  354 


pBeudotuberoulose. 

Ohantemetie,  Eine  mykotische  Pseudotuber- 
calose.  775 

EppmgeTf  lieber  eine  patbogene  Cladothrix 
und  eine  darcb  sie  herTorgerufene  Pseu- 
dotaberculosis  (cladotfarichica).  274 

Orandier,  et  Ledrotas-Lebard^  La  taberca- 
iose  Boogldique.  873 


Psoroipermose. 

Pifard,  Psorospermosis.  767 

Faerpemlkrankheiten. 

Äritmi^,  lieber  die  mikro-  und  bakterio- 
skopiscbe    Untersuchung    der    Lochien. 

414 

Faore ,  Vori&ofige  Mittheilung  über  eine 
bakteriolog.  -  experiment  Untersuchung 
aar  Frage  der  Puerperaleklampsie.     785 

OlOekner  und  JTeZZfr,  Ein  Beitrag  sur  Asep- 
sis in  der  Gebnrtshälfe.  S66 

HahUf  Zur  Leichendiagnose  der  septischen 
und  pyämbchen  Prosesse.  700 

Rubeaka,  Beiträge  sur  Pathogenese  eitriger 
PuerperaleriEranknngen  und  insbesondere 
solcher  Peritonitiden.  569 

Voiiiutf  Ein  Fall  Ton  einseitiger  metasta- 
tischer Ophthalmie  im  Puerperium,  be- 
dingt durch  Streptokokkenembolie.    807 


mission  du  purpura  de  la  mire  au  foe* 
las.  609 

Pyämie. 

llahnf  Zur  Leichen^isgnose  der  septischen 
und  py&mischen  Prozesse.  700 


BAUBobbrand. 

^aatkd  und  Pfeifer,  Mikrophotographi- 
scher  Atlas  der  Bakterienkonde.         S04 

Buffer,  A  report  on  the  destruction  of  mi- 
croorgaoisms  during  the  process  of  in- 
flammaüou.  740 

ITunnol,  Etüde  sur  la  valeur  desinfectante 
de  Tacide  sulfureuz.  383 


Bhinosklerom. 

BamdUr^  Ueber  die  Besiehungen  der  Chor- 
ditis  vocalis  inferior  hypertroph! ca  (Ger- 
hardt)   SU   dem   Bhinosklerom   (Hebra). 

800 

Poaolbtcffty,  Ueber  die  Aetiologie  und  Pa- 
thologie des  Rhinoskleroms  mit  beson- 
derer Ber&cksichtigung  der  Phagocytose 
und  der  Hyalinbildung.  742 


Bote. 

Arru/atj  Un  caso  de  mnermo-comprobacion 
bacteriolögica.  383 

BoeTy  Ueber  die  Leistungsflihigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  fQr  den  Hensohen  pathogenen 
Bakterien.  558 

Fraeatel  und  Pfeiffer,  Mikrophotographi- 
scher  Atlas  der  Bakterienknnde.        204 

Jakowtki,  Ein  ungewöhnlicher  Fall  von 
chronischem  Rotz  beim  Menschen.     734 

Thomtit,  ^tude  sur  la  valeur  d&infectajite 
de  Tacide  sulftireuz.  883 


Soharlaoh. 

lAff,    Report  on  the  relaüon    of  the   pto- 

mains  or  animal    alkaloids    to  some   of 

the  infections  fevers.  665 


Farpara  hämorrhagica. 

Bähe;  Ueber  Bacillen  der  hämorrhagischen 
Infection  des  Menschen.  {Orig.)  719.  758 

Hanot  et  Lutut,  Note  sur  le  purpura  ä 
streptocoques  au  cours  de  la  m4ningite 
c^r4bro-spinale  streptococcienne.    Trans- 

BpkUchka^  Ueber  einen  Blutbeftand  bei 
Purpura  haemorrhagica.  830 


Schweinesenohe. 

BunssA-Fedem,  Bemerkungen  ftber  „Wild- 
und  Schweinesenche*'.     (Or^.)  787 

,  Untersuchungen  Aber  einige  seucben- 

artige  Erkrankungen  der  Schweine.    803 

Caneva,  Ueber  die  Bakterien  der  himor- 
rbagischen  Septikimie  (Hueppe),  Hog- 
cbolera  (Salmon),  Swineplague  (Billings), 
Swinepest   (Seiander),    amerik.    Binder- 


Regster. 


865 


seache  (Billings),  BüffeUeuche  (Oreste- 
Armanni),  Marseille'sche  Schweineseuche 
(Jobert ,  RieUcb) ,  Frettchenseuche 
(Eberth).  {Orig.)  657 

Froteh,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Ur- 
sache der  amerikaniscbeii  Schweioeseacbe 
ttod  ihrer  Besiehung  au  den  bakteriolo- 
gisch verwandten  Proaessen.  633 

BmÜhf  Zur  Keuntniss  des  Hogcholeraba- 
cillus.  [Orig.)  258 

Septikämie. 

Obficca,  lieber  die  Bakterien  der  faimor- 
rhagischen  Septik&mie  (Hueppe),  Hog- 
cholera  (Salmon),  Swineplague  (Billings), 
Swinepest  (Seiander),  amerik.  Binder- 
aenche  (Billinge),  Bfiffelsenohe  (Oreste- 
Armanni),  Bfarseille'sche  Schweineseuche 
(Jobert ,  Rietsch) ,  Frettchenseuche 
(Eberth).    {(Mg.)  567 

Hahn,  Zur  Leichendiagnose  der  septischen 
und  pyämischen  Prozesse.  700 

iMdaneh  und  Tsuttuif  Ein  Fall  von  sep- 
tischer Pneumonie  beim  Neugeborenen, 
verursacht  durch  den  Bacillus  enteridis 
(Gaertner).  670 

OgtUa,  Ueber  die  bakterienfeiudliche  Sub- 
atanz  des  Blutes.  (Orig.)  597 

Verneuü,  Note  sur  les  rapports  de  la  sep- 
lic^mie  gangr^neuse  et  du  tötanos,  pour 
servir  k  l'^tude  des  as»ociations  micro- 
biennes  virulentes.  60 


Sommerdiarrhoe. 

Tomkintf  Report  of  the  inquiry  into  the 
etiology  of  Summer  Diarrhoea.  610 

VaugJtan ,  Some  new  bacterial  poisons ; 
their  causal  relatioii  to  disease  and  the 
changes  in  our  theories  suggested  by 
their  action.  828 

Stomatitis. 

Didafff  Cas  de  contagion  de  la  stomatite 
mercurielle.  801 


Sympathische  Ophthalmie. 

Limbatirg  und  Levg,    Untersuchungen  über 
sympathische  Ophthalmie.  418 


Syphilis. 

Frtunkel   und    Pfeiferf   Mikrophotographie 

scher  Atlas  der  Bakterienkunde.         204 

Kenler,    Pyoktanin,   the   new   bactericide. 

887 
Moore,  Cause  of  Leprosy.  767 


NeiaseTj    Ueber    die  Mängel    der   zur  Zeit 
üblichen  Piostituirtcnuntcrsuchung.    640 


Tetanus. 

Behring  und  Kitaeato,  Ueber  das  Zustande- 
kommen der  Diphtherie-Immunität  und 
der    Tetanns  •  Immunität     bei    Thieren. 

68 

CapiUmj  Du  bacille  du  t^tanos.  18 

Fraeiikel  und  Pfeifer,  Mikrophotographi- 
scher  Atlas  der  Bakterienkunde.        204 

LedanUc,  Origine  tellurique  du  poison  des 
flaches  des  naturels  des  Nouvclles-He- 
brides.  286 

Lo^ßer,  Neuere  Arbeiten  über  Immunisi- 
rungs-  bezw.  Heiluogsversuche  bei  Thie- 
ren gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Diphtheriebacillen. 

25 

Peyraud,  Etiologie  du  t^tanos ;  sa  vaccina- 
tion  chimique  par  la  strychnine.  17 

PM,  Naturaleza  infecciosa  del  tetanos.    19 

Benvers ,  Zur  Aetiologie  des  Wundstarr- 
krampfs. 481 

ßanehesh  Toledo  et  VeHlon,  De  la  prösence 
du  bacille  du  tetanos  dans  les  ex- 
cr^ments  du  cheval  et  du  boeuf  ä  l'^tat 
sain.  18 

—  — ,  Recherches  microbiologiques  et  ex- 
pörimentales  sur  le  tetanos.  478 

Sormani^  Ueber  Aetiologie,  Pathogenese  und 
Prophylaxe  des  Tetanus.  421.  580 

Tizzoni  und  OaUani,  Ueber  die  Art,  einem 
Thiere  die  Immunität  gegen  Tetanus  zu 
übertragen.  {Orig.)  189 

,  Ueber  die  Widerstandsfähigkeit  der 

Tetauusbacillen  gegen  physikalische  und 
chemische  Einwirkungen.  487 

—  — ,  Ueber  die  Eigenschatten  des  Teta- 
nus-Antitoxins.  (Orig.)  685 

VaiUard  et  Vincent,  Recherches  expöri- 
mentales  sur  le  t4tanos.  481 

,    Contribution  ä  l'^tude  du    tötanos. 

479 

Verneuü,  Note  sur  les  rapports  de  la  sep- 
tic^mie  gangröneuse  et  du  tetanos,  pour 
servir  k  Tetude  des  assodations  micro- 
biennes  virulentes.  60 


Texasfieber. 

Smith,  Preliminary  observations  on  the  mi- 
croorganisms  of  Texas  fever.  610 


Tollwuth. 

Bombieei,    Sulla  virulensa    delle    capsule 
surrenali  del  coniglio,  nella  rabbia.  508 


866 


Register! 


I 


BruscheUmij  Sar  la  mani^re  dont  se  com- 
porte  le  viras  de  la  rage  dans  le  Tide 
et  dans  pInsiears  gas.  019 

De  Blast  e  Russo  TravaU^  Bisaltati  stati- 
stici  delle  vaccinasioni  antirabiche  nell' 
Istituto  di  Palermo.  519 

OtbieTf  Antirabic  inocalations.  Sensatious 
ezperienced  by  inoculated  persona.  How 
immunity  is  attained.  138 

— ,  Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon.     838 

Trachom. 

Noiszewskif  Der  Mikroorganismus  des 
Trachoms.  Microsporon  trachomatosum 
s.  jagium.  318 

Taberoulose. 

Amanny  Der  Einfluss  der  Koch*8cben  Im- 
pfungen auf  die  Tnberkelbacillen  im 
Sputum.  iOrig.)  1 

Babet  und  Comüy  lieber  Bakterienassocia- 
tionen in  Krankheiten.  772 

Babea  et  KaUndirOf  Sur  la  r^action  pro- 
duite  par  le  remöde  de  Koch  ches  les 
l^preux.  246 

Bang^  Ist  die  Milch  tuberculöser  Kühe  vi- 
rulenti  wenn  das  Euter  nicht  ergriffen 
ist  ?  144 

BoUingerj  Ueber  die  Infektionswege  des 
tubereulösen  Giftes.  140 

BruggeTf  lieber  Tuberculosis  verrucosa  cutis. 

317 

Brunn ,  von ,  Ueber  den  gegenwärtigen 
Stand  der  Tuberculosenfrage  in  ätio- 
logischer und  prophylaktischer  Beziehung. 

669 

Btfftoid,  Die  Darstellungsweise  des  Tuber- 
cnlins.  579 

Cadio^  Oübert  et  Boger,  Tuberculose  du 
chien.  274 

Oaaado  y  Fernande»,  Infecciou  tuberculosa 
por  el  agua   contaminada.  182 

Chantemesse,  Eine  mykotische  Psendotuber- 
culose.  775 

Comet,  Derzeitiger  Stand  der  Tuberculo- 
senfrage. 147.  213 

CovrmoiU  et  Dor,  De  la  production,  chez 
le  lapin,  de  tumeurs  blanches  exp^men- 
tales,  par  inoculation  intra-veineuse  de 
culture  du  bacille  de  Koch  attönuö.  769 

Caohor,    Zur   Aetiologie   der   Tuberculose. 

667 

Owrier,  Sterilization  of  water.  711 

Dixon,  Koch's  melhod  of  treating  Tubercu- 
losis. 456 

DuhreuOh  et  Auehi,  De  la  tuberculose  cu- 
tan4e  primitive  par    inoculation   directe. 

278 

Fraenkel  und  Bfeiffer,  Mikrophotographi- 
scher  Atias  der  Bakterienkunde.        204 


Fra^fiOid,  Untersuchungen  Aber  die  Aetio- 
logie der  Kehlkopftuberculose.  732 

Oibbes  and  Shurley,  An  investigation  into 
the  etiology  and  treatment    of  phthisis. 

667 

Orancher  et  Ledroux-Lebard,  La  tubercu- 
lose zoogl^ique.  273 

Hammertchlag ,  Bakteriologisch-chemische 
Untersuchungen    über   Tuberkelbacillen. 

272 

Seitzmann,  Bacteriological  examination  ss 
an  aid  to  clinical  diagnosis.  787 

Irsai,  Erfahrungen  Über  das  Koch'sche 
Mittel  bei  Langen-  and  Kehlkopftuber- 
culose. 455 

JoUes ,  M,  and  Ad.,  Zur  Kenntniss  der 
chemischen  Natur  des  Kochins.         454 

Jürgem,  Ueber  einen  Fall  von  perlsacht- 
ähnlicher   Erkrankung    beim  Menschen. 

144 

KaHniiki,  Untersuchungen  über  die  Tem- 
peratursteigerung  in  beerdigten  Körper- 
tiieUen.    (Orig.)  434 

Kirchner,  lieber  die  Nothwendigkeit  und 
die  beste  Art  der  Spatnmdesinfektion  bei 
Lungentnberculose.  (Orig.)  5.  41 

Koeh,  Fortsetzung  der  Mittheilungen  Über 
ein  Heilmittel  gegen  Tuberculose.       64 

KopUk,  The  etiology  of  Empyema  in  chil- 
dren.  286 

Kottj'ttrin  und  KrainM,  Ueber  die  Wir- 
kung von  Fäulniss  und  Tuberkeltoxinen 
auf  Thiere  und  über  ihren  Einfluss  «if 
den  Verlauf  der  Experimentaltuberculose. 

445 

Laplaee,  Koch's  treatment  of  Tuberculosis. 

455 

Liebmann,  II  bacillo  della  tnbercolosi  nel 
sangue  degü  ammalati,  trattati  colla  linfa 
di  Koch.  455 

Lloyd  and  Stduoagon,  Preliminary  notes  on 
a  case  of  Lupus  vulgaris  treated  by  in- 
jections  of  Koch's  lymph.  454 

Lumniezer,  Ueber  Versuche  mit  dem  Koch- 
sehen  Ifittel.  454 

Maffueciy  Ueber  die  Wirkung  der  reinen, 
sterilen  Kulturen   des   Tuberkelbacillns. 

668 

Meyer,  Der  Nachweis  der  Taberkelbacillen 
in  den  Se-  und  Exkreten  Tuberculöser 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Untersuchung  bei  der  Koch'scben  Be- 
handlungsmethode. 635 

MÜÜer,  Znr  Kenntniss  der  Kindertuberou- 
lose.  183 

Nickel,  Zur  Biochemie  der  Bakterien. 
(Orig.)  333 

OmeUeehenJko ,  Ueber  die  Whrkang  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaltyphus-, Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacillen.     Mit   2   Abbildungen.     (Orig.) 

818 


begiftt 


er. 


m 


OmmitSt  Bestruction  da  virus  tnberculeux, 
par  les  essences  övaporees  sur  de  la 
monsse  de  platine.  739 

Pampouk48,  Ueber  Desiufiziruog  der  tuber- 
colösen  Sputa  vor  deren  Färbung.     139 

I^mfichf  Ueber  die  Wechselwirkungen  zwi- 
schen örtlicher  und  allgemeiner  Tubercu- 
lose.  142 

Sottx,  Quelques  remarques  ä  propos  de  la 
colorabilit^  du  bacille  de  la  tuberculose. 

678 

Samt-Hüaire,  Injections  de  s^rum  de  sang 
de  chien  dans  la  trachte.  453 

Sanfelufc^  Contributo  alla  fisiopatologia  del 
midoUo  delle  ossa.  238 

Selmirery  Zur  Frage  nach  der  Verbreitung 
der  Tuberkelbacillen  ausserhalb  des 
Körpers.  544 

Sormani,  Internationale  Massregeln  gegen 
die   Tuberculose.  214.  246. 

Strobeä,  Prophylaxis  of  tuberculosis.     294 

Tangl,  Ueber  die  Aetiolog^e  des  Chalazion. 

276 
Tdeky,     Injektion     einer     ungewöhnlich 

gössen  Dosis  Koch'scher  Lymphe.  463 
Tfwmot,  Etüde  sur  la  valenr  d4sinfectante 

de  l'acide  sulfureuz.  823 

Vogly  Mittheilungen  über  die  Besiehungen 
der  Influenza  zu  den  Athmungsorganen. 

172 

Wemdty  Observations  on  the  use  of  Koch's 
lymph  in  sizteen  children.  453 

W^ßMokowiUehj  Ueber  den  Einfluss  der 
Quantität  der  verimpftenTuberkelbacillen 
auf  den  Verlauf  der  Tuberculose  bei  Ka- 
ninchen und  Meerschweinchen.  144 


Typhus. 

AJmiquiatj  Ueber  das  vermehrte  Auftreten 
des  Darmtyphus  an  einer  Anzahl  von 
mehr  oder  minder  typhusfreien  Orten 
nach  jahrelangen  Zwischenrftumen.    680 

— ,  Ueber  die  Hauptmomente  der  Aetio- 
logie  des  Abdominaltyphus.  794 

Atiberty  Relation  d'une  ^piddmie  de  fibvre 
typhoide  qui  a  s^vi  sur  le  230  rögiment 
d*infanterie  et  sur  la  popuIation  de  la 
ville  de  Bourg,  en  d^mbre  et  en  jan- 
vier  1888—1889.  280 

Bahea  und  Oomü^  Ueber  Bakterienassocia- 
tionen in  Krankheiten.  772 

Botr^  Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien.  662 

CaBtedebatj  Le  bacille  d*£berth-Gaffky  et 
les  bacilles  pseudo-typhiques  dans  les 
eanx  de  rivi&re.  281 


Dionis  des  Canrüret,  Des  relations  de  la 
fi^vre  typhoide  avec  le  bacille  d'Eberth 
et  avec  les  Variation s  du  niveau  de  la 
nappe  d'eau  souterraine.  882 

Dreach  et  Doyen^  Epidemie  de  fiivre  ty- 
phoide de  Pontfaverger.  796 

FinkeHnburg^  Ueber  einen  Befund  von  Ty- 
phusbacillen  im  Brunnenwasser,  nebst 
Bemerkungen  über  die  Sedimentirme- 
thode  der  Untersuchung  auf  pathogene 
Bakterien  in  Flüssigkeiten.  {Orig.)     301 

Gatter^  Culture  du  bacille  typhique  sur 
milieux  nutritifs  color^s.  208 

Oerij  Contribution  &  T^tude  des  eaux  d' Al- 
ger. 609 

Gibier,    Wasserstoffsuperoxyd     und    Ozon. 

838 

Holzj  Experimentelle  Untersuchungen  über 
den  Nachweis  der  Typhusbacillen.    293 

Jvhd'Benoyj  Traitement  de  la  fifevre  ty- 
phoide par  les  bains  froids.  138 

Karlmtki^  Untersuchungen  über  die  Tempo- 

ratursteigerung    in    beerdigten    Körper- 

theilen.     {Orig.)  434 

— ,  Eine  Berichtigung.     (Orig.)  590 

— ,  Zur  Kenntniss  der  atypischen  Typhus- 

fftlle.  733 

Leubuiehert  Einfluss  von  Verdauungsse- 
kreten auf  Bakterien.  244 

Longa  e  Pen$titi,  Pleurite  da  bacillo  del 
tifo.  797 

Lt^f  Report  on  the  relation  of  the  pto- 
mains  or  animal  alkaloids  to  some  of 
the  infectious  fevers.  666 

MtucatellOt  Sul  potere  piogeno  del  bacillo 
di  Eberth.  796 

OmeÜschenko,  Ueber  die  Wirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaltyphus-, Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacillen.    Mit  2  Abbildungen.  (Orig,)  813 

Papulif  Sul  potere  antisettico  del  salolo.   770 

Baymondj  Sur  les  propri^t^  pyogen  es  du 
bacille  d'Eberth  (ä  propos  d'un  cas  de 
fibvre  typhoide  compliqu^e  d'un  abces 
de  la  paroi  abdominale).  829 

Scala  e  Sas^feHee^  Azione  dell'  acido  car- 
bonico  disciolto  nelle  acque  potabili  su 
alcnni  microorganismi  patogeni.         110 

JS^agnitta,  Sul  valore  diagnostico  delle  ri- 
cerche  batteriologiche  nel  tifo  addomi- 
nale.  794 

Stern,  Ueber  die  Wirkung  des  menschlichen 
Blutes  und  anderer  Körperflüssigkeiten 
auf  pathogene  Mikroorganismen.        132 

Vaughan,  The  examination  of  drinking- 
water  with  special  reference  to  its  rela- 
tion to  typhoid  fever.  832 

Vincent,  Pr^sence  du  bacille  typhique  dans 
l'eau  de  Seine  pendant  le  mois  de  juillet 
1890.  279 


868 


kagistef. 


Wildseache. 

Bwuil-Fedem^  Bemerkungen   fiber   „Wild- 
und  Schweineseuche".     (Orig.)  787 

,  Untersuchungen  über  einige  seuchen- 


artige    Erkrankangen     der     Schweine. 

808 

Xerosis  conjuDotivae. 

Brawuehweiff,  Zur  Kenntniss  der  infantilen 
Xerosis  conjunctivae.  616 


o.    Durch  Bakterien  und  andere  Parasiten  hervorgerufbne 

Krankheiten  einielner  Organe. 


Augen. 

BraunseJuoeig^  Zur  Kenntniss  der  infantilen 
Xerosis  conjunctivae.  616 

Biestig  j  Zur  Kasuistik  der  sublconjunk- 
tivalen  Cysticerken.  884 

Carl,  Ueber  die  Anwendung  der  Anilin- 
farbstoffe als  Antiseptika.  888 

Oalezotcikif  De  la  pyoctanine  et  de  la 
benso-phdnon^ide.  888 

KMif  Anilinfarbstoffe  bei  Augenkrank- 
heiten. 648 

Liebreich,    Das   Methylviolett   (Pyoktanin). 

186 

Natan»on,  Ein  Fall  von  Influensa  mit 
Pleuropneumonie  und  doppelseitiger  Iri- 
dochorioiditis  embolica.  177 

NoiaxeiPBki,  Der  Mikroorganismus  des 
Trachoms.  Microsporon  trachomatosum 
8.  jagium.  818 

Petersen,  Ueber  die  antibakterielle  Wir- 
kung der  Anilinfarben  (Pyoktanin  Merk's) 

184 

Poplawtka,  Zur  Aetiologie  der  Panoph- 
thalmie  nach  Verletzung  durch  Fremd- 
körper. 119 

Schleich,  Ein  Fall  von  Cysticercus  cellu- 
losae subretinalis  nebst  Bemerkungen 
über  das  Vorkommen  des  Cysticercus 
cellulosae  im  Auge  und  seinen  Neben- 
organen in  Württemberg.  884 

Tifany,  Methyl-Violet.  887 

Vossiui^  Ein  Fall  von  einseitiger  metasta- 
tischer Ophthalmie  im  Puerperium,  be- 
dingt durch  Streptokokkenembolie.    207 


Auswurf. 

Meyer,  Der  Nachweis  der  Tuberkelbacillen 
in  den  Se-  und  Exkreten  Tuberculöser 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Untersuchung  bei  der  Koch'schen  Be- 
handlungsmethode. 635 

Pantini,  Bakteriologische  Studien  über  den 
Auswurf.  5G6 

Bauch. 

Schreyer,  Zwei  Fälle  von  Aktinomykose 
der  Bauchdecken.  61 


Blut. 

jifUcUtei,  Considerasioni  intomo  alla  daa- 
sificasione   dei   parassiti    della    malaria. 

ns 

Celli  e  Marehiafava,  II  reperto  del  sangae 
nelle  febbri  malariche  invemali.         111 

DanHeweky,  La  parasitologie  comparöe  da 
sang.  I.  Nouvelles  recherches  snr  les 
parasites  du  sang  des  oiseaux.  120 

G^trtner,  Beitrag  sur  Aufklärung  des  Wesena 
der  sogen.  Prädisposition  durch  Impf- 
versnche  mit  Staphylokokken.  248 

Ogaia,  Ueber  die  bakterienfeind liebe  Snb- 
stans  des  Blutes.     (Orig.)  597 

Darm. 

Baginshy,  Ueber  Cholera  infantum.       642 

Bagnuhy  und  Stadthagen ,  Ueber  giftige 
Produkte     saprogener     Darmbakterien. 

548 

Demme,  Ueber  das  Vorkommen  eines  rolhen 
SprosspUzes  in  der  Milch  und  im  Käse 
und  das  Auftreten  von  Darmkatarrh  bei 
Kindern  frühesten  Alters  durch  den  6e- 
nuss  derartig  infiiirter  roher  oder  un- 
vollständig gekochter  Milch.  270 

KartuUs,  Einiges  ftber  die  Pathogenese  der 
Dysenterieamöben.  XOrig.)  865 

Leubueeher,  Binflnss  von  Verdauungssekre- 
ten  auf  Bakterien.  244 

8<^uoanhäu»er^  Beitrag  sur  experimentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  Gesund- 
heitsschädlichkeit  hefetrüber  Biere.    100 

Steinhaus,  Cytophagus  Tritonis.  {Orig.)    50 

Pasquale,  Sulla  presenia  di  larre  dl  ditteri 
neir  intestino  di  alcuni  febbrioitanü  di 
Massaua.  118 

TomJkins,  Report  of  tbe  inquiry  into  tbe 
etiology  of  Summer  Diarrhoea.  610 

Oallenblase. 

QäleH  et  Oirode,  Contribution  k  l'tode 
bact^riologique  des  voies  biliaires.     418 

Geschlechtsorgane. 

ArtemUff,    Ueber    die   mikro-   und    bakte- 


Register. 


869 


rioskopische  Untersuchung  der  Lochien. 

414 
Brown,  Diphtheria  of  the  meatns  urinarins. 

768 
JadasMohiL,  Ueber  die  Oonorrhöe  der  para- 
urethralen      und      präpntialen     Gänge. 

799 

Haare. 

Vaüiard  et  Vineent,  Sur  une  Pseudopelade 
de  nature  microbienne.  118 

Harn. 

Heller  f  Der  Harn  als  bakteriologischer 
Nährboden.  511 

lAtf,  Report  on  the  relation  of  the  ptomains 
or  animal  alkaloids  to  sone  of  the  In- 
fectious  fevers.  665 

Lundström^  Die  Zersetzung  von  Harnstoff 
durch  Mikroben  und  deren  Besiehnngen 
aar  Cystitis.  672 

Monaberg,  Zur  Aetiologie  des  Morbus 
Brigtbii  acutus  nebet  Bemerkungen  über 
experioienteile,  bakteritische  Eudoeardi- 
tia.  444 

Ro^pu  et  Lemome^  Recherches  sur  la  loxi- 
Git4  urinaire  dans  l'impaludisme.        363 

Haut. 

Blanehard^    Sur  un  nouvean  type  de   der- 

matomycose.  123 

Brugger,     Ueber     Tuberculosis     Terrncosa 

cutis.  317 

Dmbreuäh  et  Auchi^  De  la  tuberculose  cu- 

taa4e  primitiTe  par    inoculation   directe. 

878 
Kßiüer^    Pyoktaniu,    the   new   bactericide. 

837 
KoUrnger,  Dermatitis  gangraenosa.  616 
Lloyd  and  Stehoagon,  Preiiminary  notes  on 

a  case  of  Lupus  vulgaris  treated  by  in- 

jections  of  Koch's   lymph.  454 

Pifard^  Psorospermosis.  767 

Ütma,  Ueber  Ichthyolfirnisse.  643 

Unna  und  SehUn,  v.,  Flora  dermatologica. 

VL  798 

,  Flora  dermatologica.     VII.         798 

Unna,  Flora  dermatologica.    VIII.  798 

Vaüiard  et   Vincent,  Sur  une  Pseudopelade 

de  nature  microbienne.  118 

Knochen. 

ßan/elice,  Contributo  alla  fisiopatologin  del 
midoUo  delle  ossa.  238 

Koth. 

JCaupe,  Untersuchungen  über  die  Lebens- 
dauer der  Cholerabacillen  im  mensch- 
lichen Koth.  609 


Leber. 

Veülon  et  Jaffle,  Pr4senee  du  Baeterinm 
coli  commune  dans  un  abc^s  dysent^- 
rique  du  foie.  882 

Vi0rordt,  Der  multilokulare  Bchinocoeeus 
der  Leber.  20 

Lunge. 

Bem^  Bakteriologische  Untersuchungen  über 

Inflnenaa.  171 

Iiot$,    Vorläufige   Mittheilung   über   einige 

Fälle  von  Mycosis  im  Menschen.  {Orig.) 

604 

Vagi,   Mittheilungen  über  die  Beziehungen 

der  Influenaa  zu  den  Athmungsorganen. 

172 

Magen. 

Kianowsky,  Zur  Frage  über  die  antabak- 
teriellen  Eigenschaften  des  Magensaftes. 

420 

Sekwanhäuur,  Beitrag  zur  experimentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  Gesund- 
heitsschädlichkeit  hefetrüber  Biere.    100 


Mund. 

Podbieltkij ,  Untersuchung  der  Mikroben 
der  Mundhöhle  von  Erwachsenen  und 
Kindern  im  gesunden  Zustand.  617 


Muskeln. 

Tria,  Sul  modo  di  comportarsi  del  tessuto 
muscolare  in  alcune  infezioni.  540 


Nase. 

Hajek,  Das  perforirende  Geschwür  der 
Nasenscheidewand .  116 

Pasguale,  Ulteriori  ricerche  sugli  strepto- 
cocchi  delle  mucose  e  contributo  delF 
etiologia  della  corizza.  117 


Niere. 

Bombieci,  Sulla  virulenza  delle  capsule 
snrrenali  del  coniglio,  nella  rabbia.  508 

Manaberg,  Zur  Aetiologie  des  Morbus 
Brightii  acutus  nebst  Bemerkungen  Über 
experimentelle,  bakteritische  Endocardi- 
tis.  444 

MouUt,  Die  Behandlung  des  chronischen 
Morbus  Brightii.  486 

Robb,  Vorläufige  Mittheilung  über  einige 
Fälle  von  Mycosis  im  Menschen.  {Orig.) 

504 


870 


Register. 


Ohren. 

Zaufal,  lieber  die  Beiiehaogen  der  Mikro- 
organismen EO  der  akuten  (primären) 
Mittelobrentxündaug  und  ihren  Kompli- 
kationen and  der  chronischen  Mittelobr- 
entsfindnng    und    ihren  Komplikationen. 

826.  357 

KespiratioQsorgane. 

^raenkel,  Ueber  Erkrankungen  der  oberen 


Luftwege  im  Oefolge  der  Influensa.  174 

Fantmij  Bakteriologische  Studien  über  den 

Auswurf.  666 


VerdauaDgsorgane. 

Z/eOf  Diagnostik  der  Krankheiten  der  Ver- 
'dauungsorgane.  622 


V.    Durch  pflanBÜohe  und  thierisohe  Parasitexi  verursachte 

Krankheiten  der  Thiere. 


BabeSf  Untersuchungen  über  den  Dipbthe- 
riebacillus  und  die  experimentelle  Diph- 
therie. 446 

— ,  Ueber  Bacillen  der  hämorrhagischen 
Infektion  des  Menschen.  {Orig.)         719 

— ,  Ueber  die  seuchenhafte  Hämoglobinu- 
rie des  Rindes.  774 

Bang,  Ist  die  Milch  tuberculüser  Kühe  vi- 
rulent, wenn  das  Euter  nicht  ergriffen 
ist?  144 

BardacK,  Becherches  sur  la  fonction  de  la 
rate  dans  les  maladies  infectieuses.   482 

Behring,  Untersuchungen  über  das  Zustan- 
dekommen der  Diphtherie -Immunität  bei 
Thieren.  71 

Behring  und  Kitataito,  Ueber  das  Zustande- 
kommen der  Diphtherie-Immunität  und 
der  Tetanus-Immunität  bei  Thieren.     68 

Blctgovestchenskiff  Sur  Tantagouisme  entre 
les  bacilles  du  charbon  et  ceux  du  pus 
bleu.  211 

Blanehardf  Pseudo-parasites.  123 

— ,  Sur  un  nouveau  type  de  dermatomy- 
cose.  128 

De  Blatt  e  Busto  Travald,  Risultati  stati- 
stici  delle  vaccinazioni  antirabiche  neu' 
Istituto  di  Palermo.  519 

Boas,  1)  Hestebremserne.  2)  Tiilaeg  til 
min  Artikel  f,En  Bremselarre  i  Hjärnen 
hos  en   Hest.  831 

Bombteeif  Sulla  virnlenza  delle  capsule 
surrenali  del  coniglio,  nella  rabbia.  508 

Brande»^    Zur  Frage    des    Begattungsaktes 

bei   den    entoparasitischeu    Trematoden. 

(Orig.)  264 

Braim ,    Helmiuthologische    Mittheilungen. 

(Orig.)  62 

—  f    Ueber    Echinorhynchus    polymorphus 

UDd  filicollis.  (Orig')  875 

Bruce  et  Loir^    Les  maladies  du  b^tail  en 

Australie.  801 

BruacheUini,  Sur  la  mani^re  dont  se  com- 


porte  le  virus  de  la  rage  dans  le  vide 
et  dans  plnsieurs  gas.  519 

BuiuU-Fedem,  Bemerkungen  über  „Wild- 
und  Schweiueseuche'*.     {Orig,)  787 

,  Untersuchungen  über  einige  seuchen- 
artige Erkrankungen  der  Schweine.    803 

CcuHotj  Gübert  et  Roger,  Tuberculose  da 
chien.  274 

Canalie  e  Morpurgo,  Intorni)  all'  influensa 
del  digiuno  sulla  disposizione  alle  ma- 
lattie  infettive.  12 

Caneva,  Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagischen Septikämie  (Hueppe),  Hog- 
cholera  (Salmon),  Swineplague  (Billings), 
Swinepefit  (Seiander) ,  amerik.  Rinder- 
seuche (Billings),  Böffelseuche  (Oreste- 
Armanni),  Marseille'sche  Schweineseuche 
( Jobert ,  Bietsch) ,  Frettchenseuehe 
(Eberth).    (Orig.)  557 

Oapitan,  Du  bacille  du  tötanos.  18 

ChanUmeeee,  Eine  mykotische  Pseudotuber- 
culose.  775 

Cowmont  et  Dor,  De  la  vaccination  contre 
la  tuberculose  aviaire.  140 

—  — ,  De  la  production,  chez  le  laptn, 
de  tumeurs  blanches  expörimentales ,  par 
inoculation  intra-veineuse  de  culture  du 
bacille  de  Koch  att^nu^.  769 

Ctcikor,    Zur    Aetiologie     der    Tuberculose. 

667 

DcMxUwiky,  Ueber  die  Myoparasiten  der 
Amphibien  und  Reptilien.     (Orig.)         9 

— ,  La  parasitologie  compar^e  du  sang. 
I.  Nouvelles  rechercbes  sur  les  parasites 
du  sang  des  oiseaux.  120 

~,  Ueber  den  Polymitus  malariae.  Mit  6 
Abbildungen.     (Orig.)  397 

— ,  Ueber  die  Mikroben  der  akuten  und 
chronischen  Malariunfektion  bei  Vögeln. 

411 

Etemod  et  Hacciers,  Note  sur  des  recher- 
cbes concernant  la  variolo- vaeeine.    518 


Register. 


871 


I^Uckelj  Uotersuchungen  Über  die  MiUbrand- 
Infektion  bei  Fröschen  und  Kröten.  483 

— ,  Eine  bakteriologisch  •  experimentelle 
Studie  über  Inflaensa.  611 

IStdieTf  Ueber  Variola  and  Vaccine  und 
ZOchtang   der   Variola-Vaccine-Lymphe. 

639 

^oä  e  Carbone^  Sulla  immunitk  verso  il  di- 
plocoeco  pneumonico.  768 

JßVoH'h,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Ur- 
sache der  amerikanischen  Schweineseuche 
und  ihrer  Beziehung  zu  den  bakteriolo- 
gisch verwandten  Prozessen.  683 

Oamal^a^  Sur  )e  pouroir  antitoziqne  de 
l'organisme  animal.  462 

Oamaleia  und  Charrinj  Ueber  die  anti- 
phlogistischen Wirkungen.  838 

Oratn  und  jPWetti,  Malariaparasiten  in  den 
Vögeln.    {Orig.)  403.  429.  461 

GuülebeaUf  Ein  neuer  Fall  von  Cysticercus 
der  Taenia  saginata  beim  Bind.         240 

— ,  Ein  Fall  von  Echinococcus  multilocularis. 

675 

Banking  Ueber  den  schützenden  Eiweiss- 
k5rper  der  Ratte.     {Orig.)  336.  372 

JE2emi  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Kenntniss 
der  Aetiologie  der  Grouse  Disease. 
(Orig.)  47 

Laboulbine,  Sur  les  moyens  de  reconnaitre 
les  Cysticerques  du  Taenia  saginata,  pro- 
duisant  la  ladrerie  du  veau  et  du  boeuf, 
malgrö  leur  rapide  disparition  ä  l'air 
atmosph^rique.  24 1 

Jbemürty  De  la  suppuration  aseptique  chez 
le  lapin.  485 

lAmbcurg  und  L^vy,  Untersuchungen  fiber 
sympathische  Ophthalmie.  413 

lAnsUnOf  e.,  Ueber  den  Bau  und  die  Ent- 
wickelung  des  Distomum  cylindraceum 
Zed.  241 

lAnUm,  Notes  on  Entoaoa  of  marine  flshes 
of  New-England  with  descriptions  of 
several  new  species.  385 

Loef/Urj  Neuere  Arbeiten  Über  Immunisi- 
rungs-  bezw.  Hetlungsversucbe  bei  Thie- 
ren  gegenüber  der  Infektion  mit  Milz- 
brand-, Tetanus-  und  Diphtherie- Bacillen. 

25 

lAnnberg^  Helminthologische  Beobachtungen 
von  der  Westküste  Norwegens.     Theil  I 
Cestoden.  385 

Lomiiuky^  Ueber  Symbiose  des  Echinococ- 
cus mit  Coccidieu.  124 

Lubanch,  Untersuchungen  fiber  die  Ur- 
sachen der  angeborenen  und  erworbeneu 
ImmunitAt.  512 

Ladung,  Ueber  die  Phosphorescens  von 
Oryllotalpa  vulgaris.     (Orig.)  561 

Mtkc  MUlan,  Note  on  a  Minnesota  species 
of  Isaria  and  an  attendant  Pacbybasium. 

886 

Maluiy    Sur   la   virulence   de   la  bact^ridie 


cliarbonneu»e  aprbs  passage  chez  le  chien 
et  chez  le  lapin  vaccin^.  210 

Metachnikoff,  Contribution  ä  l'^tude  de  la 
vaccination  charbonneuse.  738 

MotUietUif  Elenco  degli  elminti  studiati  a 
Wimerenx   nella    prima vera    del    1889. 

287 

— ,  Note  elmintologiche.  288 

— ,  Di  una  forma  teratologica  di  Bothrio- 
cephalus  microcephalus.  290 

Morotf  Quelques  consid^rations  sur  la  de- 
g^4resceace  des  cysticerques  ladriques 
du  porc.  839 

Novy,  The  toxic  products  of  the  bacillus 
of  hogcholera.  829 

OgatUf  Ueber  die  bakterienfeindliche  Sub- 
stanz des  Blutes.     Orig.)  697 

Ainma  e  Perugia^  Intorno  ad  alcune  poly- 
stomeae  e  considerazioni  suUa  sistema- 
tica  di  qnesta  famiglia.  319 

Pemiee  e  Alegn,  Sulla  diffusione  nell'  or- 
ganismo  del  pneumococco  di  Fraenkel 
nella  pneumonite   crupale.  182 

Peyraudf  Etiologie  du  tätanos  ;  sa  vaccina- 
tion chimique  par  la  strychnine.  17 

PhüaUx,  Etüde  ezp4rimentale  sur  le  r61e 
attribu4  anx  cellules  lymphatiques  dans 
la  protection  de  l*organisme  contre  l'in- 
vasion  du  bacillus  anthracis  et  dans  le 
m4canisme  de  l*immunit4  acquise.      209 

Pld^  Naturaleza  infecciosa  del  t^tanos.    19 

Bmilh,  Preliminary  observations  on  the 
microorganisms  of  Texas  fever.  610 

BaHHetf  Les  parasites  des  animaux  dome- 
stiques  au  Japon.  123 

Bosi,  Vorläu6ge  Mittheilung  über  einige 
FftUe  von  Mycosis  im  Menschen.  {Orig.) 

504 

IU{ferj  A  report  on  the  destruction  of  mi- 
croorganisms during  the  process  of  in- 
flammation.  740 

Saint-Remyf  Sur  une  esp^ce  nouvelle  de 
Polystomien  du  genre  Ouchocotyle  Dies. 

82 

SanarelU^  Ueber  einen  neuen  Mikroorga- 
nismus des  Wassers,  welcher  für  Thiere 
mit  ver&uderlicher  und  konstanter  Tem- 
peratur pathogen  ist.  Mit  1  lithographi- 
schen Tafel.     (Orig.)  193.  222 

— ,  Die  Ursachen  der  natürlichen  Immu- 
nitAt gegen  den  Milzbrand.  (Orig.)     467. 

497.  532 

Sanohez-Toledo  et  VeiUon^  De  la  pr4sence 
du  bacille  du  t^tanos  dans  les  excröments 
du  cheval  et  du  boeuf  k   T^tat  sain.  18 

—  — ,  Becberches  microbiologiques  et  ex- 
p4rimentale8  sur  le  tötanos.  478 

Sanfdice^  Contributo  alla  fisiopatologia  del 
midollo  delle  ossa.  238 

Satottehenko^  Zur  Frage  über  die  Immu- 
nität gegen  Milzbrand.  (Orig.)  473.  493. 

528 


872 


Register. 


SchneidemShl ,  Ueber  Strablenpilzerkran- 
kaogen  bei  Mensch  und  Tbier.  Ö44 

Se?HoeiHܻf  9.,  A  prelimlnary  study  of  the 
ptomaines  from  the  cultare-Iiqoids  of 
the  Hog-cbolera  germ.  808 

ßmüh.  Zur  Kenntniss  des  Hog-cholera- 
bacillus.     (Orig.)  258.  807.  339 

— ,  ObservatioDs  on  the  variabUity  of  dis- 
ease  germs.  606 

— ,  Preliminary  obsenrations  on  the  mi- 
croorganisms  of  Texas  fever.  610 

Sonsmo^  Notisie  di  trematodi  della  coi- 
lezione  del  museo  di  Pisa.  290 

— ,  Un  nnovo  Distoma  del  sotto-genere 
Polyorchis  Stoss.  291 

— ,  Un  nuoTO  Heterakis  del  Gallus  dorne- 
sticos.  291 

Sormanif  Ueber  Aetiologie,  Pathogenese 
and  Prophylaxe  des  Tetanus.  421 

Stetnhauty     Cytophagus     Tritonis.     (Orig.) 

60 

Straus  y  Ghambon  et  Minard,  Becherches 
exp^rimentales  sur  la  Taccine  chez  le 
veau.  616 

Tiftzoni  und  CaUaniy  Ueber  die  Art,  einem 
Thiere  die  Immunitftt  gegen  Tetanus  au 
übertragen.  {Orig.)  189 

,  Ueber  die  Eigenschaften  des  Teta- 
nus-Antitoxins. {Orig)  685 

Vaiüard  et  Vineentf  Recherches  exp^rimen- 
tales  sur  le  t^tanos.  481 


raiUard  et  Vincent,  Contribntion  k  i'^tude 
du  t4tanoe.  479 

Van  Benedtn,  Un  Ntoiatode  nouveau  d'an 
Galago  de  la  coto  de  Gtiin4e.  509 

Van  Gott  jr.,  Untersuehnngen  über  das 
Vorkommen  der  Bacillen  des  malignen 
Oedems  in    der  Moschustinktur.     {Orig.) 

808 

Vemeuil,  Note  sur  les  rapporti  de  la  »ep- 
ticömie  gangr^nense  et  du  t^ooSi  peur 
servir  k  l'^tnde  des  assooiations  miero- 
biennes  virulentes.  60 

VotUstkow,  Entovalva  mirabilis,  eine  sehma- 
rotaende  Muschel  ans  dem  Darm  einer 
Uolothurie.  628 

Wagner,  Zur  Lehre  von  der  Bedeutung 
der  Temperatur  bei  den  Infektionskrank- 
heiten. 32S 

WaUher,  Ueber  den  Einfluss  von  künst- 
lichem Fieber  auf  die  mit  Fraenkel- 
Weichselbaum'schenPneumoniemikrobien 
infiairten  Thiere.  178 

Winkler  und  SehrOUer,  von,  Ein  neuer 
grünen  Farbstuff  entwickelnder  Bacillus. 

700 

Wolter 8,  Die  Konjugation  und  Sporenbil- 
dung bei  Qregarinen.  574 

Wysiohowitgch,  Ueber  den  Einfluss  der 
Quantität  der  verimpften  Tuberkelbacillen 
auf  den  Verlauf  der  Tuberculose  bei  Ka^ 
ninchen  und  Meerschweinchen.  144 


VI.    Durch  pflansliohe  und  thieiiBOhe  Parasiten  verurBaohte 

E^rankheiten  der  Pflanaen. 


Anderson  and  Keltty^  Erysipheae  upon 
Phytoptus  distortions.  387 

Beyerinekf  Künstliche  Infektion  von  Vicia 
Faba  mit  Bacillus  radicicola.  Eru&h- 
rungsbedingungen  dieser  Bakterie.     450 

ßre/ddi  Recent  investigations  of  smut 
fungi  and  smut  diseases.  511 

Brtoii,  Rassegna  delle  principali  malattie 
sviluppatesi  sulle  piante  culturali  neu' 
anno  1887,  delle  quali  si  h  occupato  11 
Laboratorio  Critlogamico.  126 

Conwent»,  Monographie  der  baltischen  Bern- 
stein bäume.  707 

Farlow  and  Seymour,  A  provittional  host- 
index  of  the  fungi  of  the  United  States. 
Part.    II.       Gamopetalae    —    Apetalae. 

886 

Frank,  Ueber  die  Pilzsymbiose  der  Legu- 
minosen. 629 

Fr9mhling,  Wie  ist  den  Schädigungen  des 
Agaricus  melleus  voraubeugen?  889 

OaÜotcay,  A  new  Pear  disease.  677 

— ,  Disease  of  Geraniums.  677 

Hartig,  Eine  Krankheit  der  Fichtentriebe. 

804 


KeÜerman  and  SwingU,  Preliminary  report 
on  smut  in  oats.  547 

,    Preliminary  experiments  with  fon- 

gicides     for     stinking   smuth   of   wfaeat. 

547 

,   Report  on  the  loose  smoots  of  ce- 

reals.  547 

Kirchner,  Die  Krankheiten  und  Beschädi- 
gungen unserer  landwirthschaftlicben 
Kulturpflanaen.  22 

Kühn,  Neuere  Versuche  sur  Bekämpfung 
der  Rübennematoden.  [Orig.)      563.  598 

LagerheÜH,  de,  La  enfermedad  de  los  pepinos, 
SU  causa  y  su  curaciöu.  804 

Laurent,  Recherches  sur  les  nodosit^  ra« 
dicales  des  löguminenses.  708 

Loew,  Ueber  die  Giftwirkung  des  destillir- 
ten  Wassers.  607 

LomnuUMch,  Beobachtungen  über  den  Fieh- 
tenritzenschorf  (Hysterium  macrosporum 
Hrtg.).  242 

May,  Die  Rohrauckerkulturen  auf  Java 
und  ihre  Gefährdung  durch  die  Sereh- 
krankheit.  546 

Netccombe  and  GhdUncay,   Perennial  myce» 


Register. 


873 


liam  of  the  Fanges  of  Blackberry  Rast. 

676 

J^riUieusBj  La  pourritare  da  coeur  de  la 
Bettende.  675 

8<idd>eek^  Kritische  Untersuchangen  fiber 
die  durch  Taphrina-Arten  hervorgebrach- 
ten  Baamkrankheiten  676 

Boutkwofih^  A  new  Hollyhock  disease.  511 

Tubeuf^  von^  GkneratioDS-  and  Wirths- 
wechsel  anserer  eioheimischeo  OymDO- 
sporaDgiom-Arten  and  die  hierbei  auf- 
tretenden Formverftnderungen.  Mit  3 
Abbildungen.  (Orig)  89.  167 


Tubeuff    lieber   eine   neue  Krankheit   der 
Weisstanne  and  ihre  forstliche  Bedeutung. 

128 
Varendorff  tfon,  Ueber  die  Kiefernschütte. 

187 

Voigts    lofektionsversuche    zur  Unterschei- 

dunK  von  Heterodera  radicicola  Greeff  u. 

H.  Schachtii  Schm.  21 

— f    Ueber   den   Eiersack   von   Heterodera 
Schachtii  und  H.  radicicola.  207 

WeUitein^     Bitter    von.     Die     wichtigsten 
pflanzlichen  Feinde  unserer  Forste.  S56 


vn.    TJüterBaohungamethoden,  Instrumente  eto. 


Alttncmn,  Thermoregalator  neuer  Konstruk- 
tion.    Mit  1  Fig.     {Orig.)  791 

Bttu,  Ue\{er  die  scheinbare  Zunahme  des 
Deztringehaltes  in  Bierwürzen  w&hrend 
der  Gährung,  sowie  über  die  Bestimmang 
der  Dextrose  und  des  Dextrins  in  ihnen. 

99 

— ,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und 
IMer  mittelst  Beinkulturen  von  Gäh- 
rangs-Organismen.  (Orig.)  825 

JBejferinekj  Die  Kapillarhebermikroskopir- 
tropfenflasche.    Mit  1  Abbildung.  (Orig.) 

589 

— ,  Verfahren  zum  Nachweise  der  Sfture- 
absondernng  bei  Mikrobien.  Mit  1  Figur. 
(Ortg.)  781 

Bignamif  Ricerche  sali*  anatomia  patologica 
delle  perniciose.  281 

Bitter^  Die  Filtration  bakterientrttber  und 
eiweisshaltiger  Flüssigkeiten  durch  Kie- 
selguhrfilter.  645 

Blücher,  Eine  Methode  zur  Plattenkaltur 
anaerober  Bakterien.  292 

Botkin,  Eine  einfache  Methode  zur  Isoli- 
rang  anaSrober  Bakterien.  209 

Büchner y  Die  chemische  Reizbarkeit  der 
Lenkocyten  und  deren  Beziehung  zur 
Entzündung  nnd  Eiterung.  416 

— ,  Die  Bakterien  pro teine  und  deren 
Beziehung  zur  Entzündung  und  Eiterung. 

666 

B^jwiä^  Eine  einfache  Filtervorrichtung 
zum  Filtriren  sterilisirter  Flüssigkeit. 
Mit  1  Abbildung.  (Orig)  4 

— ,  Die  Darstell ungsweise  des  Tubercnlins. 

579 

D*ArBonfxil,  Emploi  de  l'acide  carbonique 
liqaefiö  pour  la  filtration  et  la  Sterili- 
sation   rapide   des    liquides    organiques. 

831 

Detpeignee^  Nooveau  r^ulatear  pour  ötuve 
chaufTi^e  au  p^trole.  24 

EiteUberg^   Nach  weis  von  Eiterkokken  im 


Blute     als     diagnostisches     Hilfsmittel. 

8S4 

Eiäenberg,  Bakteriologische  Diagnostik. 
3.  Aufl.  677 

EUon,  Die  Bestimmung  von  Maltose,  Dex- 
trose und  Dextrin  in  Bierwürze  und  Bier 
mittelst  Reinkulturen  von  GShrungs-Or- 
ganismen.  (Orig.)  525 

Jiembachj  Sur  l'invertine  ou  sucrase  de  la 
levure.  .S50 

J'Hnkelnhirg,  Ueber  einen  Befund  von  Ty- 
phusbadllen  im  Brunnenwasser,  nebst 
Bemerkungen  Über  die  Sedimentirmethode 
der  Untersuchang  auf  pathogene  Bakte- 
rien in  Flüssigkeiten.     (Orig.)  301 

Fischer^  Ueber  Variola  und  Vaccine  und 
Züchtung    der    Variola-Vaccine-Lymphe. 

639 

Oaeser,  Culture  du  bacille  typhique  sur 
milieux  nutritifs  coIor4s.  208 

OM,  Contribution  k  T^tude  des  eaux  d* Al- 
ger. 609 

Getiard,  Des  races  du  bacille  pyocyanique. 

541 

Gilnther,  Einführung  in  das  Studium  der 
Bakteriologie  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  mikroskopischen  Technik, 

11 

Hammerachlctg ,  Bakteriologisch-chemische 
Untersuchungen    über    Taberkelbacillen. 

272 

HankiHf  Report  on  the  conflict  between 
the  organism  and  the  microbe.  320 

— ,  Ueber  den  schützenden  Eiweisskörper 
der  Ratte.     (Orig.)  836 

Hansen  f  Untersuchungen  aus  der  Praxis 
der  Gfthrungsindnstrie.  98 

Heüer^  Der  Harn  als  bakteriologischer 
Nfthrboden  511 

HeiimMum,  Bacteriological  examination  as 
an  aid  to  dinical  diagnosis.  737 

Holm,  Experimentelle  Untersuchungen  über 
den  Nachweis  der  Typhusbacillen.     293 


874 


Register. 


Jacquemart,  Las  Ptomaines.  Histoire  ot 
caractöres  chimiqoes.  107 

JoUes,  M.  und  Äd.  ^  Zur  Kenntniss  der 
chemischen  Katar  des  Kochins.         454 

KavMn^  Ein  neues  KulturgefXss.  Mit  1  Ab- 
bildung.    (O^-)  166. 

£artulit.  Einiges  Aber  die  Pathogenese  der 
Dysenterieamöben.     (Oriff.)  365 

KatXj  Zur  Kenntniss  der  Leuchtbakterien 
{Orig.)       157.  199.  229.  258.  811.  343 

Äau/mann,  Ueber  eine  neue  Anwendung 
des  Safranins      (Orig)  717 

Kirchner,  Ueber  die  Nothwendigkeit  und 
die  beste  Art  der  Sputumdesinfektion  bei 
Lungentuberculose.  Mit  1  Abbildung. 
(Orig.)  5.  41 

—,  Erklärung.     {Orig.)  792 

Ixiboulbhief  Sur  les  moyens  de  reconnaltre 
les  Cysticerques  du  Taenia  saginata,  pro- 
duisant  la  ladrerie  du  yeau  et  du  boeuf, 
malgr^  leur  rapide  disparition  k  l'air 
atmosph^rique.  24 1 

Laurent^  Exp^riences  sur  la  r^duction  des 
ultra tes  par  les  v^g^tauz.  235 

Laveratif  De  l'examen  du  sang  an  point 
de  vue  de  la  recherche  de  Th^roatoioalre 
du  palndibme.  15 

Le  DafUfCf  Recherches  sur  la  digestlon  in- 
tracellulaire  ches  les  protozoaires.     355 

LehmafM,  Die  Methoden  der  praktischen 
Hygiene.  633 

Levi,  Sul  valore  etiologico  del  gonococoo 
di  Neisser  nella  blenorrhagia.  830 

LorUt  et  Detpeignei,  Recherches  sur  les 
microbes  pathog^nes  des  eauz  potables 
distribuöes  k  la  ville  ile  Lyon  607 

Lukjanow,  Grundsfige  einer  allgemeinen 
Pathologie  der  Zelle.  477 

Mettea,  Contribusione  allo  studio  della 
ciglia  dei  batterii  e  proposta  di  una  clas- 
sificazione.  1 06 

MeyeTf  Der  Kachweis  der  Tuberkelbacillen 
in  den  Se-  und  Ezkreten  Tubercnlöser 
mit  besonderer  Berficksiohtigung  der 
Untersuchung  bei  der  Koch'schen  Be- 
handlungsmethode. 635 

Nencki,  Die  isomeren  MilchsSuren  als  Er- 
kennungsmittel einzelner  Spaltpilsarten. 
(Orig.)  304 

Nikiforof,  Ein  Beitrag  zu  den  Kulturme- 
thoden der  AnaSroben.  291 

Ncrdtmeyer,  Ueber  Wasserfiltration  durch 
Filter  aus  gebrannter  Inftisorienerde.  644 

Novy,  The  tozic  products  of  the  bacillus 
of  hogcholera.  829 

Ogata,  Ueber  die  bakterienfeindliche  Sub- 
stanz des  Blutes.     (Orig.)  597 

PrauiniU^  Kleinere  Mittheilungen  sur  bak- 
teriologischen Technik.  Mit  2  Abbil- 
dungen. 128 

Prctopopoff  und  Bammer,  Ein  Beitrag  zur 
Kenntnies  d^r  Actinomyceskulturen.    63 


Rcux,  Quelques  remarques  k  propos  de  la 
colorabilit^  du  bacille  de  la  tubercnlose. 

678 

— ,  Sur  un  r^Iateur  de  temp4rature 
applicable  au^  ^tnves.  737 

Sanareäif  Ueber  einen  neuen  Mikroorga- 
nismus des  Wassers,  welcher  für  Thiere 
mit  Terinderlicher  und  konstanter  Tern- 
peratur  pathogen  ist  Mit  1  lithographi- 
schen Tafel.     {Orig)  193 

— ,  Die  Ursachen  der  natflrlichen  Immu- 
nitftt  gegen  den  Milzbrand.    (Orig.)  467 

SanJeUety  Contributo  alla  biologia  e  mor- 
fologia  dei  batterii  saprogeni  aerobi  e 
anaerobi.  57 

SchevrUn,  Zusatz  zu  dem  Aufsätze  „Eine 
Methode  der  Blutentnahme  beim  Men- 
schen<*.     (Orig.)  2S4 

Sehrmer  und  WinkUr,  Ueber  Reinkulturen 
der  Gonokokken.  679 

SdnieanhäuMer,  Beitrag  sur  expedmentellen 
Untersuchung  der  Ursache  der  Gesund- 
heitsschftdiichkeit  hefetrfiber  Biere.    100 

SchioeisKitz,  «.,  A  prelimlnary  study  of  tbe 
ptomaines  from  tho  culture-liquids  of 
the  Hog- Cholera  germ.  803 

Seydel,  Ueber  Wnndsterilisirung.  638 

Smith,  Einige  Bemerkungen  zu  dem  Auf- 
sätze „Eine  Methode  der  Blutentnahme 
beim  Menschen".  (Orig,)  48 

Stagi^iUa,  Sul  valore  diagnostico  delle  ri- 
cerche  batteriologiche  nel  tifo  addorai- 
nale.  794 

8tem^  Ueber  die  Wirkung  des  mensch- 
lichen Blutes  und  anderer  Kdrperflfissig- 
keiten   auf  pathogene  Mikroorganismen. 

132 

Stemberg,  Cocoanut- water  as  a  cultnreflnid. 

834 

SUven$on  und  Bruce,  Eine  neue  Methode, 
Fl&ssigkeiten  in  die  Bauchhöhle  der 
Versuchsthiere  einzuspritzen.  Mit  3  Ab- 
bildungen.    (Orig.)  689 

Strtnut,  Seringue  k  injections  hypodermi- 
qnes,  st^rilisable,  k  piston  en  moelle  de 
sureau.  737 

Teuscher,  Beiträge  zur  Desinfektion  mit 
Wasserdampf.  639 

Tiachutkin,  Eine  yereinfachte  Methode  der 
Bereitung  von  Fleiseh-Pepton-Agar.  208 

Tiimoni  und  Oatiani,  Ueber  die  Eigen- 
schaften des  Tetanus-Antitoxins.     (Orig.) 

685 

Unna,  Der  Dampftrichter.  Mit  1  Abbildung. 
{Orig.)  749 

Van  Overheeh  de  Meyer,  Ueber  die  Be- 
reitung des  N&hragars.     (Orig.)  163 

Vaugham,  The  ezamination  of  drinkiog- 
water  with  special  reference  to  its  rela- 
tion  to  typhoid  fever.  832 

Vincent,  Pr^sence  du  bacille  typhiqne  dans 


Register. 


875 


Teau  de  Seine  pendat  le  mois  de  juillet 
1890.  279 

Vincent^  Sar  la  pr^ence  d'öUinents  Sem- 
blables  auz  psorospermies  dans  l'^pithe- 
Homa  pavimenteuz.  888 

Wagner,  Zur  Lehre  von  der  Bedeatang  der 


Temperatur  bei  den  Infektionekrank- 
heiten. 822 

Winogradshy^  Recherches  aar  les  organis- 
mes  de  la  nitrification.     III.  851 

— ,  Recherches  snr  les  organismes  de  la 
nitrification.  IV.  608 


VIII.    Sohutsimpfong,  künstliche  Infektionskrankheitexi, 
Entv^okeluxigshemmung  und  Vemiohtung  der  Bakterien  und 

Parasiten. 


Amann^  Der  Einflass  der  Kock'schen  Im' 
pfnngen  auf  die  Tnberkelbacillen  im 
Spatum.     (Orig.)  1 

Andreej  Das  Resorcin  bei  Diphtheritis.   188 
Arrufal,  Un  caso  de  muermo-comprocacion 
bacteriolögica.  888 

Bahea^  Untersuchungen  Über  den  Diphthe- 
riebacillns  und  die  experimentelle  Diph- 
therie. 446 
Babtt  et  KalmdirOy  Sur  la  r^action  pro- 
duite  par  le  rem^de  de  Koch  ches  les 
Mprenx.  245 
Banti,  SuH'  etiologia  delle  pnenmoniti  acute. 

179 

— ,  Sopra  aicune  localizzazioni  exfrapulmo- 

nari  del  Diplococco  lanceolato  capsulato. 

275 
Bard,     De     la    döclaratlon     des    maladies 
transmissibles  et  des  Services  de    d^sin- 
fection  k  Lyon  et  dans    le    d^partement 
du  Rhone.  187 

Bardaeh^  Recherches  sur  la  fonction  de  la 
rate  dans  les  maladies  infectieuses.    482 
Behrmg,  Untersuchungen  über  das  Zustan- 
dekommen der  Diphtherie-Immunitftt  bei 
Thieren.  71 

— ,  Ueber  Desinfektion,  Desinfektionsmittel 
und  Desinfektionsmethoden.  636 

Behring  und  Küasato,  Ueber  das  Zustande- 
kommen   der  Diphtherie-Immunitftt   und 
der  Tetanus-Immunitfit  bei  Thieren.    68 
Bignami,  Ricerche  sull*  anatomia  patologica 
delle  pemiciose.  281 

Bitter,  Die  Filtration  bakterientrüber  und 
eiweisshaltiger  Flüssigkeiten  durch  Kie- 
selguhrfilter.  645 

Blagovettchentky,  Sur  Tantsgonisme  entre 
les  bacilles  du  charbon  et  ceux  du  pus 
bleu.  211 

Beer,  Ueber  die  Leistungsfähigkeit  mehre- 
rer chemischer  Desinfektionsmittel  bei 
einigen  für  den  Menschen  pathogenen 
Bakterien.  552 

Bombicei,  Sulla  virulenza  delle  capsule  sur- 
renali  del  coniglio,  nella  rabbia.        508 
Brieger  und  Fraenktl,  Ueber  Immnnisirungs- 
versuche  bei  Diphtherie.  70 

Bruce,  Bemerkung  über  die  Virulenzsteige- 
rung des  Cholera  Vibrio.     {Orig.)        786 


Brugger^  Ueber  Tuberculosis  verruco»ik 
cutis.  817 

Bruftn,  von,  Ueber  den  gegenwärtigen  Stand 
der  Tuberculosenfrage  in  ätiologischer 
und  prophylaktischer  Besiehung.        669 

Brwmer,  Zur  Behandlung  von  Diphtherie 
und  Croup.  188 

Bru8c?tettint,  Sur  la  maniire  dont  se  com- 
porte  le  virus  de  la  rage  dans  le  vide 
et  dans  plusieurs  gas.  51^ 

Buchner,  Die  chemische  Reisbarkeit  der 
Leukocyten  und  deren  Besiehung  zur 
Entzündung  und  Eiterung.  416 

— ,  Die  Bakterienproteine  und  deren  Be- 
ziehung  zur  Entzündung   und  Eiterung. 

666 

Busquei^  ätude  morphologique  d*une  forme 
d' Achorion :  L'Achorion  Arloini,  Cham- 
pignon du  favus  de  la  souris.  678 

Campana,  La  crisarobina  sopra  alcuni  fer- 
menti  e  sopra  alcuni  chisomiceti  pato- 
geni.  82 

Canali»  e  Morpurgo,  Intomo  all'  Influenza 
del  digiuno  suUa  disposizione  alle  ma- 
lattie  infettive.  12 

Caneva,  Ueber  die  Bakterien  der  hämor- 
rhagischen Septikämie  (Hueppe),  Uog- 
eholera  (Salmon),  Swineplague  (Billing8)i^ 
Swinepest  (Seiander),  amerik.  Rinder- 
seuche (Billings),  BÜffelseuche  (Oreste- 
Armann i),  Marseille'sche  Schweineseuche 
(Jobert ,  Rietsch) ,  Frettchenseuche 
(Eberth).  {Orig.)  557 

Cajpitan,  Du  bacille  du  tötanos.  18 

CoW,  Ueber  die  Anwendung  der  Anilin- 
farbstoffe als  Antiseptika.  888- 

Chaharii,  Antiseptique  gaseuse,  son  action 
snr  la  bact^rie  pyogine  de  l'infection 
nrinaire.  187 

Oomet,  Derzeitiger  Stand  der  Tuberculose. 

147.  213 

CcwrmofU  et  Dor,  De  la  vaccination  contre 
la  tuberculose   aviaire.  140 

—  — ,  De  la  production,  chez  le  lapin,  de 
tumeurs  blanches  exp4rimentale8 ,  par 
inoculation  intra-veineuse  de  culture  du 
bacille  de  Koch  att^nu^.  769 

CBÖkoT ,   Zur   Aetiologie   der   Tuberculose. 

66X 


876 


Register. 


Ourritr^  Sterilisation  of  watej.  711 

De  Blan  e  Ruito  Travdli,  RIsaltoti  stoti- 
stici  delle  vaccinasioni  antirabiche  nell' 
Itttitato  di  Palermo.  519 

DemmBy  Ueber  das  Vorkommen  eines 
rothen  Sprosspilses  in  der  Milch  und  im 
Kftse  und  das  Aoftreton  yon  Darmkatarrh 
bei  Kindern  frühesten  Alters  dareh  den 
Gennss  derartig  infisirter  roher  oder  nn- 
vollstftodig  gekochter  Milch.  870 

Dtxon,  Koch 's  roethod  of  treating  Taber- 
cnlosis.  456 

Etemod  et  Baeeieri,  Note  snr  des  recher- 
ches  concernant  la  variolo- Vaccine.    518 

Fatn-e^  Vorlllaflge  Mittheilang  über  eine 
bakteriolog.  -  experiment.  Untersnchung 
snr  Frage  der  Paerperaleklampsie.    735 

Ferrdn,  Nota  sobre  la  vacanacion  contra 
el  enrenenamiento  dift^rico  agndo  ezpe- 
rimentel  presentada  k  la  Real  Academia 
de  Medicina  de  Barcelona  en  Abril  de 
1890.  835 

Fe»tUr,  Erfahrungen  fiber  die  bakterien- 
tödtende  Wirkung  der  Anilinfarben.   184 

Fu4Aelf  Eine  bakteriologisch-experimentelle 
Stndie  fiber  Inflaenza.  611 

— ,  Untersuchungen  fiber  die  Milzbrand- 
infektion bei  FrOschen  und  Kröten.  483 

Fischer^  Ueber  Variola  und  Vaccine  und 
Zfichtung    der   Variola-Vaccine-Lymphe. 

639 

Foä  e  Carbone,  Sulla  immunitk  verso  il  di- 
plococco  pneumonico.  768 

FofrUr,  The  Sterilisation  of  Catgnt,  wiih 
a  dcHcription  of  a  new  simple  and  efä- 
cient  method.  421 

FrönMmg,  Wie  ist  den  SchUdig^ngen  des 
Agaricus  melleus  vorzubeugen?  889 

OärbMT^  Beitrag  zur  Aufklärung  des  Wesens 
der  sogen.  Prädisposition  durch  Impf- 
versnche  mit  Staphylokokken.  848 

OaUaaicski,  De  la  pyoetanine  et  de  la 
benso-ph^non^ide.  888 

Oamaleia^  Sur  le  pouvoir  antitoxique  de 
Torganisme  animal.  458 

— ,  Ueber  die  Resistenz  der  Kaninchen 
gegenftber  den  Cholerabakterien.       807 

Oamaleia  und  Gharrinf  Ueber  die  anti- 
phlogistischen Wirkungen.  838 

Oarri  und  Trof'e,  Chirurgische  und  bakte- 
riologische Erfahrungen  fiber  das  Pyok- 
tanin.  134 

Oaucher,  Vaccine  g^nöralis^e  suivie  de 
mort.  769 

CUhbt»  and  SlmrUy^  An  investigadon  into 
the  etiology  and  treatment  of  phthisis.  667 

Oibier^  Antirabic  inoculations.  Sensatious 
experienced  by  inoculated  persona.  How 
immunity  is  atteined.  183 

— ,  Wasserstoffsuperoxyd  und  Ozon.     838 

Olöekner  und  Keller,  Ein  Beitrag  zur  Asep- 
sis in  der  Geburtshfilfe.  356 


Oükat,    von    der,    Anilin   als   Antisepticum. 

837 

Orandm,  Peroxide  of  hydrogen  in  gyne- 
cology  and  in  obstetrics.  769 

Oumtm^  DeB  conditions  de  propagation  de 
la  dipht^rie.  449 

BarnrntTBctdag,  Bakteriologisch  -  chemische 
Untersuchungen     fiber  'Tuberkelbacilieo. 

878 

Henitkm^  Report  on  the  eouflict  between  the 
organism  and  the  microbe.  880 

— .  Ueber  den  schätzenden  Eiweisskorper 
der  Ratte.  {Orig.)  836.  878 

Heider,  Ueber  die  Wirksamkeit  von  Desin- 
fektionsmitteln bei  höherer  Temperatur. 
iprig,)  88 1 

Hetuton  and  Tisehhome,  A  non-poisonous, 
non-trritative,  antiseptic  dressing.       887 

Huippt,  Bemerkungen  sn  Petruschky's 
Mittheilung  in  No.  18  d.  Zeitschr.  fiber 
den  Verlauf   der  Phagocytencontroverse. 

89 

Inai,  Erfahrungen  fiber  das  Koeh'sche 
Mittel  bei  Lungen*  und  Kehlkopftuber- 
colose.  465 

i/osttisU,  Pyoktenin  in  der  Chirurgie.    387 

J6Ue$,  M.  und  Äd ,  Zur  Kenntniss  der 
chemischen  Natur  des  Kochins.  454 

Juhel-Renoy,  Traitement  de  la  fiivre  ty- 
phoide par  las  bains  froids.  138 

Kartmliif  Einiges  fiber  die  Pathogenese  der 
Dysenterieamöben.   (Orig )  365 

Kaupe,  Untersuchungen  über  die  Lebens- 
dauer der  Cholerabacillen  im  mensch- 
lichen Koth.  609 

Kessler,    Pyoktanin,    the    new    bactericide. 

837 

Kianowaky,  Zur  Frage  über  die  antibak- 
teriellen Eigenschaften  des  Magensaftes. 

480 

Kirchner,  C.  Die  Krankheiten  und  Beschä- 
digungen unserer  landwirthschaftlichen 
Kulturpflanzen.  88 

Kirchner,  Martin,  Ueber  die  Nothwendig- 
keit  und  die  beste  Art  der  Sputumdes- 
infektion  bei  Lungentubercnlose.  Mit 
l  Abbildung.     (Orig.)  5.  41 

Klein,  Ein  weiterer  Beitrag  zur  Kenntniss 
der  Aetiologie  der  Grouse  Disease. 
{Orig,)  47 

Koch,  Fortsetzung  der  Mittheilungen  fiber 
ein  Hellmittel  gegen  Tuberculose.        64 

KOnig,  Der  cystische  Echinococcus  der 
Bauchhöhle  und  seine  Eigenthümlich- 
keiten  vor,  bei  und  nach  der  Operation. 

185 

Komauth,  Studien  fiber  das  Saccharin.  770 

Koe^jurin  und  Kraindn,  Ueber  die  Wir- 
kung von  Fäulniss-  und  TuberkieltoxiDen 
auf  Thiere  und  über  ihren  Einfluss  auf 
den  Verlauf  der  Experimentaltubtrcnlose. 

445 


Register. 


877 


^«^t^  Anilinfarbstoffe  bei  Angenkrank- 
heiten.  648 

£ühnf  Neuere  Versucbe  lur  Bek&mpfan<c 
der  RabeDDematodeQ.     {Orig)  563.  595 

Lanffenbuehi  Der  Leberechinococcus  und 
seine  Chirurgie.  545 

Laplace,  Koch's  trentmeiit  of  Tuberculosis. 

455 

LaurmU^  Ktude  »ur  U  yariabilit^  du  bftcille 
roDge  de  Kiel.  105 

LehmbedisTf  Zar  BehasdluDg  des  Gesicbts- 
rothlaufs.  889 

Lemüre,  De  U  suppuratioo  aseptique  ches 
le  lapiu.  485 

Leuiuaeker ,  Einfluss  von  Verdauungsse- 
kreten auf  Bakterien.  244 

Leitm,  Zur  Pathologie  der  akuten  bak- 
teriellen Entsflndnngen.  868 

lAebmann,  II  bacillo  della  tubercolosi  nel 
sangue  degli  ammalati,  trattati  colla  linfa 
di  Koih.  455 

lAebreieh,     Das   Methylviolett  (Pyoktanin). 

186 

Lima  uud  HaveUmrg,  Hospital  dos  La- 
saros.  287 

lAmbourg  und  Levy^  Untersuchungen  Aber 
sympathische  Ophthalmie.  418 

Lloyd  and  SUhoagoHf  Preliminary  notes 
on  a  case  of  Lupus  vulgaris  treatcd  by 
injections  of  Koch's  lymph.  454 

Lo^fiUr^  Neuere  Arbeiten  Über  Immunisi- 
ruDgs-  beaw.  Ueilungsversuche  bei  Thie- 
ren  gegenüber  der  Infektion  mit  Mils- 
brand-,  Tetanus- und  Diphtherie 'Bacillen. 

25.  68 

LoimmaiiucK,  Beobachtungen  über  den 
Fichtenritsenschcrf  (Mysterium  macro- 
sporum  Hrtg  )  242 

Lortet  et  Deapeigne»,  Becherches  sur  les 
microbes  pathogines  des  eaux  potables 
distribuöes  ä  la  ville  de  Lyon.  607 

Lubaraeh^  üeber  die  Ursachen  der  Immu- 
nität. 81 

— ,  Untersuchungen  Ober  die  Ursachen  der 
angeborenen  und  erworbenen  Immunität. 

512 

XifmntcMr,  Ueber  Versuche  mit  dem  Koch- 
schen  Mittel.  454 

Mafueci,  Ueber  die  Wirkung  der  reinen, 
sterilen  Kulturen   des    Tuberkelbacilius. 

668 

Malm,  Sur  ia  virulence  de  la  bact4ridie 
charbonneuse  apr^s  passage  chez  le  chien 
et  ches  le  lapin  vaccin4.  210 

Manaherg,  Zur  Aetiologie  des  Morbus 
Brightii  acutus  nebst  Bemerkungen  über 
experimentelle,  bakteritische  Endocardi- 
tis.  U4 

Metsehnikof,  Contribution  ä  T^tude  de  la 
vaccination  charbonneuse.  738 

Mikrothersple,  die  Behandlung  der  Erkran- 
IX.  Bd. 


kungen    des    Menschen    mit  Alkaloidcn. 

645 
Moder,    Die    Behandlung    des   chronischen 

Morbus  Brightii.  486 

— ,  Die  Behandlung  der  Empyeme.       642 

Neuier,  Ueber  die  Mängel  der  aur  Zeit 
Üblichen  Prostitnirtenuntersuchung.    640 

Nttccombe  and  OaUoway,  Perennial  my- 
co! i  um  of  the  Fungus  of  Blackberry 
Bust.  676 

NiekA,  Zur  Biochemie  der  Bakterien. 
(Orig )  833 

Nordtmeyer,  Ueber  Wasserfiltration  durch 
Filter    aus     gebrannter    Infusorienerde. 

644 

Novy,  The  toxic  products  of  the  bacillus 
of  hogcholera.  829 

Ogata,  Ueber  die  bakterienfeindliche  Sub- 
stanz des   Blutes.     (Orig)  597 

Okada,  Ueber  einen  neuen  pathogenen 
Bacillus    aus    Fussbodenstaub.      (Orig.) 

442 

OmeUachwko,  Ueber  die  Wirkung  der 
Dämpfe  ätherischer  Oele  auf  die  Abdo- 
minaltyphus-, Tuberkel-  und  Milzbrand- 
bacillen.     Mit    2    Abbildungen.     (Orig.) 

813 

Onimu»,  Destruction  du  virus  tuberculeuz, 
par  Ui  e&sences  ^vapor^cs  sur  de  la 
mousse  de  platino.  789 

PampovktB,  Ueber  Desinfisirung  der  tuber- 
culösen  Sputa  vor  deren  Färbung.     139 

Paauini^  Bakteriologische  Studien  über  den 
Auswurf.  566 

Fapuli,  Sul  potere  antisettico  del  »alolo.    770 

Pas^uale,  Ulterioi  rlcerche  sugli  strep- 
tococchi  delle  mucose  e  contributo  dell* 
etiologia  della  corizza.  117 

Ptttclowtky,  Ueber  die  Aetiologie  und  Pa- 
thologie des  Rhinoskleroms  mit  beson- 
derer Berücksichtigung  der  Phagocytose 
und  der  Uyallnbildung.  742 

Pekdharing,  Ueber  Beri-Beri  vom  Stand- 
punkte der  Aetiologie  und  Therapie  be- 
urtheilt.  581 

Feierten,  Ueber  die  sntibakterielle  Wir- 
kung derAnilinfarben  ^Pyoktanin  Merk*s). 

134 

Peituschky,  Der  Verlauf  der  Phagocyten- 
Controverse.  29 

— ,  Entgegnung  auf  F.  Hueppe's  „Be- 
merkungen u.  8.  w.'*  in  No.  13  d.  Zeit- 
schrift. 29 

Peyraud,  Etiologie  du  t^tanos  ;  sa  vaccina- 
tion chimique  par  la  strycbnine  17 

PhisaUx,  Etüde  ezp^rimentale  sur  le  r61e 
attribu4  aux  cellules  lymphatiqnes  dans 
la  protection  de  i'organisme  contre  l'in- 
vasion  du  bacillus  anthracis  et  dans  le 
m^canisme  de  Timmunit^  acquise.      209 

Pitarzeiotki,  Ein  Fall  von  Diphtheritis, 
komplisirt  durch  Erysipelas.  544 

66 


878 


Register. 


iYa,  Nataralesa  infecciosa  del  t^tanos.  19 

Popofff  Sur  an  bacille  aDaerobic  de  la  fer- 
mentation  pannaire.  104 

PHlUeuXf  La  poarriture  du  coeur  de  la 
Betterave.  675 

Prochownick,  Die  Behandlung  de^  frischen 
Trippers  beim  Weibe  mit  dem  konstan- 
ten 8trom.  384 

PiroehMoniuk  und  Bpaethf  Ueber  die  keim- 
tödtende  Wirkung  des  galvanischen  Stro- 
mes. 584 

Bein^  Zur  Asepsis  bei  Laparotomieen.  b^S 

ReUmann  und  8eMnauer,  Zur  Ichthyolbe- 
handlnng  von  Frauenkrankheiten.      643 

Btnvers ,  Zur  Aetiologie  des  Wundstarr- 
krampfs. 481 

Boger,  Propri^t4s  bactöricides  du  s^rum 
pour  le  streptocoque  de  T^rysip^le.  805 

Boque  et  Lemotne^  Recherches  sur  la  toxi- 
cit4  urinaire  dans  l'impaludisme.       353 

Bt^er^  A  report  on  the  destruction  of  mi- 
croorganisms  during  the  process  of  in- 
flammation.  740 

Saint^Hüaire,  Injections  de  s^rum  de  sang 
de  chien  dans  la  trach^.  453 

SanardU^  Ueber  einen  neuen  Mikroorga- 
nismus  des  Wassers,  welcher  für  Thiere 
mit  veränderlicher  und  konstanter  Tem- 
peratur pathogen  ist.  Mit  1  lithographi- 
schen Tafel.     iPrig)  l93.   288 

— ,  Die  Ursachen  der  natürlichen  Immu- 
nität gegen  den  Milzbrand.  {Orig.)    467. 

497.  532 

8anchest-ToUdo  et  VeäUmj  De  la  presence 
du  bacille  du  tötanos  dans  les  ex- 
cremeuts  du  cheval  et  du  boeuf  a  T^tat 
sain.  18 

f  Recherches  microbiologiques  et  ex- 

p^rimentales  sur  le  t^tanos.  478 

SanfeUet,  Contributo  alla  fisiopatologia  del 
raidollo  delle  ossa.  238 

Sansoniy  Beobachtungen  und  Erfahrungen 
über  die  pharmakologischen  und  thera- 
peutischen   Wirkungen    der    Kuphorine. 

648 

SawUchenkOf  Zur  Frage  über  die  Immuni- 
tät gegen  Milzbrand.   {Orig.)     473    493. 

588 

8cala  e  SanfeUee^  Azione  dell'  acido  car- 
bonico  disciolto  nelle  acque  potabili  su 
alcuni  mieroorganismi  patogeni.  HO 

Schmidt-BimpUrf  Bemerkungen  zur  Aetio- 
logie und  Therapie  der  Blennorrhoea 
neonatorum  20 

SchmtdemUhl^  Ueber  Strahlen pilierkrankun- 
gen  bei  Mensch  und  Thier.  514 

Seydelf  Ueber  Wund»terilisirung.  638 

Smith,  Zur  Kenntniss  des  Hogcholeraba- 
cillus.  {Orig,)  253.  307.  339 

— ,  Observations  on  the  variability  of  di- 
sease  germs.  606 


Sarmani,  Internationale  Massregeln  gegen 
die  Tuberculose.  814.  246 

— ,  Ueber  Aetiologie,  Pathogenese  und 
Prophylaxe  des  TeUnos.  481.  580 

ßpäker  and  GoUtUin,  Ueber  die  Vernich- 
tung von  Mikroorganismen  durch  die 
Induktionselektricitftt.  {Orig.)  77 

Stagnitta^  Sul  valore  diagnoatico  delle  ri- 
carche  batteriologiche  nel  tifo  abdomi- 
nale 794 

8tem^  Ueber  die  Wirkung  des  mensch- 
liehen  Blutes  und  anderer  Kdrperflüssig- 
keiten    anf  pathogene  Mikroorganismen. 

132 

Stemberg,  Dr.  Freire's  protective  inocnla- 
tion-facts  versus  Agares.  805 

iSSCratM,  Ohambon  et  Minard ,  Recherches 
expörimeiitales  sur  la  Vaccine  ches  le 
veau  516 

Strobeü,  Prophylaxis  of  tuberculosis.     294 

Telehg,  Iigektion  einer  ungewöhnlich  grossen 
Dosis  Koch'scher  Lymphe.  458 

Tetueher,  Beiträge  zur  Desinfektion  mit 
W^asserdampf.  639 

Tkoinot,  Etüde  sur  la  valeur  d^sinfectante 
de  radde  sulfurenx.  32 3 

Tifany,  Methyl- Violett.  837 

TSseawni  und  OaUani^  Ueber  die  Art,  einem 
Thiere  die  Immunität  gegen  Tetanus  zu 
übertragen.  {Orig.)  189 

,  Ueber  die  Widerstandsfähigkeit  der 

Tetanuttbacillen  gegen  physikalische  und 
chemische  Einwirkungen.  487 

—  — ,  Ueber  die  Eigenschaften  des  Teta- 
nus-Antitoxins. {Orig.)  685 

Tria,  Sul  modo  di  comportarsi  del  teasuto 
muscolare  in  alcune  infetioni.  540 

üfwa,  Ueber  Ichthyolfirnisse.  643 

Vaülard  et  Vineenlt^  Sur  une  Pseudope- 
lade de  nature  microbienne.  118 

,    Recherches    exp^rimentales  sur    le 

t^tanos.  481 

,  Contribution  ä  T^tude   da    t^tanos. 

479 

Van  CoU  jr. ,  Untersuchungen  über  das 
Vorkommen  der  Bacillen  des  malignen 
Oedems  in    der  Moschustinktur.     {Orig ) 

303 

Vdbtde^  Ueber  den  antiseptischen  Werth 
der  Anilinfarben.  711 

Vemeuüy  Note  sur  les  rapports  de  la  sep- 
tic^mie  gangr^neuse  et  du  t4tanos,  pour 
servir  k  l'^tude  des  associations  micro- 
biennes  virulentes».  60 

Wagner,  Zur  Lehre  von  der  Bedeutung  der 
Temperatur  bei  den  Infektionskrankhei- 
ten. 822 

WaUheTy  Ueber  den  Einfluss  von  künst- 
lichem Fieber  auf  die  mit  Fraenkel- 
Weichselbanm'schen  Pneumoniemikrobien 
infizirten  Thiere.  178 


Register.  —  Antorenverzeichniss. 


879 


WuuU,  Observatioiis  on  the  ose  of  Koch's 

lymph  in  sixteen  children.  458 

WfftMokowüiehf    Ueber    den   Eiufluss    der 


Qoantit&t  der  verimpften  Taberkelbacillen 
auf  den  Verlauf  der  Tnbercalose  bei  Ka- 
ninchen und  Meerschweineben.  144 


Bakteriologisches  vom  X.  inter- 
nationalen medicinisohen  Kon- 
gresse SU  Berlin,  Tom  4. — 9.  Aug. 


1890.       140.  218.  246.    825.  357.  390. 
421.    580.    680.    709.    741.    772.    806. 

838 


X«    Neue  Idtteratnr. 

52.   69.  149.  184.  216.  249.  295.    327.  360.  392.  424.  456.  488.    520.  552.  584.  646. 

681.  712.  744.  776.  808.  840. 


XL    AutorenveneiohniBa. 


Adamets,  L.  698 
Alesd,  G.  182 
Almqnist,  E.  680.  794 
▲Itmann,  P.  791 
Amann,  J.  1 
Anderson  387 
Aodree  188 
Angelini  410 
Antolisei,  E.  113 
Arrufat,  E.  888 
Artemieff  414 
Aubert  280 
Auch«  273 

Babes,  V.    245.  446.  719.  743.  752.  773. 

774 
Baginsky,  A.  542.  543 
Baker,  Henry  283 
Bandler  800 
Bang  144 

Banü,  Guido  179.  275 
Baracs,  v.  797 
Bard,  M.  L.  137 
Bardach  482 
Barth  573 

Bau,  Arminius  99.  825 
Baumgarten,  P.  605 
Behring  68.  71.  636 
Bein  171 

Beyerinck,  M.  W.  450-  589.  781 
Bigoami  281 
Bitot  625 
Bitter,  R.  645 
Blagovestchensky  211 
Blanchard,  B.  128 
Blessig,  E.  384 
Blilcher,  Hans  292 
Boas,  J.  E.  V.  831 
Boer  552 

Bollinger  140.  147 
Bombicci,  G.  508 
Bordoni-Uffredttsii  890 
Bostroem  570 


Botkin  209 

Brandes,  G.  264.  415.  730 
Brandt  671 
Braun,  M.  52.  875 
Brauuschweig,  P.  616 
Brefeld,  O.  511 
Brieger,  L.  70 
Briosi,  Giovanni  126 
Brown,  F.  T.  768 
Bruce,  David  689.  786.  801 
Bmgger,  O.  317 
Brunn,  von  669 
Brunner,  C.  138.  549 
Bruschettini,  Alex.  519 
Buchner,  H.  416.  666 
Bi^'wid,  Odo  4.  579 
Bunil-Federn,  E.  787.  803 
Busquet,  G.  P.  673 

Cadiot  274 

Campana,  B.  32.  788 

Canalis  12 

Caneva,  Georg  557 

Capitan  18 

Carbone,  T.  768 

Carl,  A.  888 

Casado  y  Fernandez,  F.  182 

Cassedebat  281 

CatUni,  G.  189.  487.  685 

Celli  111.  880 

Chabari^  137 

ChamboD  516 

Chantemesse  775 

Charrin  838 

CoUins,  W.  J.  767 

Conn,  H.  W.  658 

Conwentz,  H.  707 

Cornet  147.  213 

Cornil  772 

Coronado,  E.  V.  116.  415 

Courmont,  J.  140.  769 

Csokor  667 

Cunningham,  D.  D.  768 

Currier,  C.  G.  771 

66* 


880 


Aator  en  verMiebniM. 


DanU«wsky,  B.  9.  120.  397.  411 

D'Arsonvftl,  A.  881 

De  BUsi,  L.  619 

Demme,  R.  870 

Despeignaa,  V.  24.  607 

Peatechmann,  R.  119 

Diday,  P.  801 

Dionif  des  Carrih^  389 

Dizon,  Sam.  G.  466 

Dor,  L.  140.  769 

Dowd,  Charles  N.  768 

Doyen,  E.  796 

Drescb  796 

Dubreoilh  878 

Daplay  354 

Eiselberg,  A.,  Freih.  v.  834 
Eisenberg,  James  677 
Elfving  664 
Elion,  H.   586 
Eppinger,  H.  274 
Eternod,  A.  518 

Farlow,  W.  G.  386 
Favre  736 

FeletU,  S.  408.  489.  461 
Felix  826 
Fernbach,  A.  360 
Ferr&n  835 
Fessler  184 
Finkelnburg  801 
Fischel,  F.  483.  611 
Fischer  639 
Fok,  P.  768.  806 
Fowler,  G.  B.  481 
Fraenkel  146 
Fraenkel,  B.  174 
Fraenkel,  G.  70,  204.  607 
Fraenke),  Eng.  788 
Frank,  B.  689 
Fräser,  J.  W.  177 
Frdmbling  889 
Frosch  623 

Gftrtner,  F.  848.  246 
Galloway,  B.  F.  676.  677 
Gamaleia  452.  807.  838 
Garr4  134 
Gasperini  69 
Gasser,  J.  208 
Gancher,  M.  E.  769 
Genersich  145 
G4r^  609 
Geesard  641 
Gibbes,  H.  667 
Gibier,  Paul  133.  838 
Gilbert,  A.  413 
Girode,  J.  413 
Ginnti,  M.  639 
G16ckner  366 
Goleiowski  388 
GolU,  E.  Ton  der  837 


Oottotein,  A.  77 
Gradenigo  390 
Graneber  878 
Grandin,  £.  H.  769 
Grassi,  B.  408.  489.  461 
Graber  391 
Giinther,  Carl  11 
Goillebeaa  840.  676 
Gninon,  L.  449 

Haeciers,  Ch.  618 
Haegler,  C.  276 
Hahn,  H.  700 
Higek,  If.  116 
Hammer,  H.  68 
Hammerschlag,  Alb.  278 
Hankin,  E.  H.  880.  836.  372 
Haaot,  V.  508 
Hansen,  EnL  Chr.  98.  668 
Hartig,  B.  804 
Hanshalker,  P.  388 
Havelbnrg  287 
Heider,  Adolf  281 
Heitsmann,  L.  737 
HeUer,  J.  148.  147.  611 
Hennegay,  F  627 
Heaston,  F.  T.  387 
Hicks,  E.  H.  879 
Holt,   Max  298 
Haeppe,  F.  89 

Irsai,  Arthar  466 
Jacob!,  E.  206 
Jacobson  891 
Jacqaemart,  E.  107 
Jadassohn,  J.  799 
Jakowski,  M.  784 
Jasinski,  B.  887 
Jasahara  86 
Jayle  388 

Jörgensen,  Alf.  608 
Johan-OhMn,  O.  66 
JoUes,  Ad.  468 
JoUes,  M.  453 
Jürgens  144 
Jahel-Benoy  138 

Kalind4ro  246 

Kamen,  Ladw.  166 

KarUnski,  Jastyn  434.  590.  788 

Kartalis  176.  366 

Kats,  Oscar  157.  199.  229.  968.811.843 

Kaufmann,  P.  717 

Kaape  609 

Keller  356 

Kellerman,  W.  A.  547 

Kelsey  387 

Kessler,  Adolf  887 

Kianow»ky,  B.  420 

Kirchner,  M.  6.  41.  616.  782 

Kirchner,  O.  82 

KiUsato  68 


Autoren  v^erzeichnifts. 


881 


Klebs,  E.  14 
Klein,  E.  47 
Koch,  B.  64 
König,  F.  125 
Kollinger,  A.  616 
KoUmann  889 
Koplik,  Henry  885 
Kornaath,  G.  770 
Kos^nrin  445 
Krainski  445 
Krämer,  £.268 
Kratter  741 
Kabli  648 
Kflhn,  Jal.  568.  593 

Laboalb^ne  241 

Lagerheim,  O.  von  655    804 

Langenbnch,  C.  545 

Lannois,  M.  354 

Laplace,  Emest  455 

Laurent  105.  885.  708 

Layeran  15 

Le  Dantec  286.  855.  736 

Ledonx-Lebard  273 

Lebmann,  K.  B.  638 

Lehmbecher  389 

Lemi^re,  M.  S.  485 

Lemoine,  O.  853 

Leo,  Hans  622 

Lenbnscher,  O.  844 

Levy,  Leone  413.  830 

Lewin,  A.  268 

Liebmann,  V.  455 

Liebreich,  Oskar  186 

Lima,  Asevedo  287 

Limbourg  418 

Linstow,  von  241.  760 

Linton,  Edw.  885 

Lloyd,  J.  H.  454 

Lodge  Fils,  Sam.  207 

Loeffler,  F.  25.  68 

Lönnberg,  E.  385 

Loew,    O.    607.    659.    690.  722.  757.  789 

Loir  801 

Lominsky  124 

Loramatzsch,  W.  242 

Loriga,  G.  797 

Lortet  607.  709 

Labarsch,  O.  81.  512.  670 

Ludwig,  F.  561 

Luff,  Arth.  P.  665 

Lulganow,  S.  M.  477 

Lumniczer  454 

Lundström,  C.  672 

Laset,  Gh.  509 

Mac  Millan,  Gonway  386 
Mafliicci  668 
Malm  210 
Manfred!  206 
Manaberg,  Jul.  444 
Marchand  146 
Marchiafava  111 


Martin,  L.   15 

May,  Walter  546 

Menard  516 

Messea,  A.  106 

Metschnikoff,  O.  788 

Meyer,  B.  685 

MonUcelli,  F.  L.  287.  288.  290 

Moore,  Sir  Wm.  767 

Moos  359 

Morot  239 

Morpnrgo  12 

Mosler,  F.  486  642. 

MUller,  Ad.   181   188 

Muscatello,  O.  795 

Natanson  177 
Neisser,  A.  640 
Nenadovi(^  839 
Nencki,  M.  804 
Newcombe,  F.  G.  676 
Nickel,  E*  333 
Nikiforoff,  Mich.  891 
NoiszewslKi,  K.  317 
Nordtmeyer,  H.  644 
Novy,  Frederick  G.  829 

Ogata,  M.  25.  597 

Okada  442 

Omeltschenko,  Th.  813 

Onimus  789 

Orth  145 

Osborne,  A.  205 

Overbeek  de  Meyer,  van  163 

Pampukes  139 
Pansini,  S.  566 
Papuli,  F.  770 
Parona,  G.  319 
Pasquale,  AI.  117.  118 
Pawlowsky  742 
Pekelharing  581 
Pensuti,  V.  797 
Pernice,  B.  182 
Perugia,  A.  319 
Petersen  134 
Petmschky,  J.  29 
Peyraud  17 
Pfeiffer,  E.   204.  507 
Phisaliz  209 
Piffard,  H.  G.  767 
Pintner,  Theod.  286.  726 
Pisartewski  544 
P1&,  E.  F.  19 
Podbielskij,  A.  617 
Politzer  390.  391 
Ponfick  142.  147. 
Poplawska,  S.  119 
Popoff  104 

Poupinel  de  Valenc^  767 
Prausnitz,  W.  128 
Prillieux,  M    675 
Prochownick  824 
Protopopoff,   N.  63 


882 


AotorenveneicfanisB. 


Kailliet,  A.  128 

Ramon  j  Cijal,  8.  136 

Raymond,  F.  829 

Rein,  6.  548 

Reitmann  648 

Renvers  481 

Roeser,  P.  104 

Roger  274.  806 

Roqne  868 

Ross  604 

Roux,  Oabr.  864.  678.  787 

Rabeaka,  W.  669 

Raffer,  Armand  740 

Rosso  Travali,  G.  619 

Sabrazis  626. 

Sacbaroff,  N.  16 

Sadebeck,  R.   676 

Sagarra,  V.  610 

Saint-Hilaire  468 

Saint-Remy,  O.  22 

Sanarelli,  G.  198.  222.  467.  497.  632 

Sanches-Toledo,  D.   18.  478 

Sanfeliee,  Fr.    110.  288 

San  Martin,  J.   17 

Sannino  640 

Sansoni,  L.  642 

Savas,  C.  826 

Sawtochenko,  J.  478.  493.  628 

Scala  110    880 

Schearleu   284 

Schleich,  6.  384 

Schmidt-Rimpler  20 

8chneidem&hl  644 

Scbnirer,  M.  T.  644 

Scbönaner  648 

Schreyer  61 

Schrdtter,  H.  von  679.  700.  801 

Schütz,  J.  286.   702 

Schwanhäaser  100 

Sehweinitz,  E.  A.  ▼.  808 

Schien,  D.  r.  797 

Serafini  206 

Sestini,  F.  880 

Sestini,  L.  380 

Seydel  638 

Seymoar,  A.  B.  886 

Sharley  667 

Sirena,  S.  174 

Smith,  Theobald    48.  268.  307.  339.  606. 

610 
Sonsino,  P.  290.  291 
Sormani  214.  246.  421.  680 
Sostegni  640 
Sonthworth,  E.  H.  611 
Spaeth  824 

Spietschka,  Theodor  830 
Spilker,  W.  77 
SUdthagen,  M.  643 


Stagnitta,  F.  794 

Steinhaus,  Jal.  60 

Stelwagon,  H.  W.  464 

Stern,  Rieh.  182 

Stemberg,  George  If.  805.  834 

Stevenson,  W.  F.  689 

Strans  616 

Stranss  787 

Strobell,  C.  W.  294 

Swingle,  W.  T.  647 

Tangl  276 

Teleky,  H.  468 

Tenscher  689 

Thoinot  328 

Tiffany,  Flavel  B.  887 

Tils  381 

Tischbome,  C  R.  887 

Tischntkin,  N.  »08 

Titoff,  H.  284 

Tissoni,  Gnido  189.  487.  686 

Tolomei,  G.  689 

Tomkins,  H.  610 

Tria,  Giac  640 

Troje  184 

Trumpp,  Th.  701 

TsnUai  670 

Tabeaf,  C.  von  89.  128.  16? 

Unna,  P.  G.   648.  749.  798 

Vaillard  118.  479.  481 

Valnde  711 

Van  Beneden,  P.  J.  609 

Van  Gott,  J.  808 

Varendorff,  von  127 

Vanghan,  Victor  C.  828.  832 

Veillon,  A.  18.  882.  478 

Verneuil  60 

Vierordt,  Hermann  20 

Vincent  118.  279.  888.  479.  481 

Voeltzkow,  A.  628 

Vogl  172 

Voigt  21    207 

Vossias  207 

Wagner,  K.  822 
Walther,  P.  178 
Wendt,  Charles  468 
Wernich  684 
Wettstein,  R.  v.  866 
Winkler,  F.  679.   700.  801 
Winogradsky  851.  608 
Wolters,  Max  674 
Woodhead  146 
Wyssokowitsch  144 
Zaufal  826.  867.  891 
Zeidler,  A.  10 
Zenker,  von  146 


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